Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin

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Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
AB 6: Alltag in Ost und West
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
Wie leben Jugendliche in den beiden Teilen Berlins? Sucht in den Filmen
Ausschnitte und aussagekräftige Bilder, die das Lebensgefühl der
Jugendlichen in Ost und West zeigen. Unterscheiden sie sich in ihren
Vorlieben für Musik und Mode, in ihrer Jugendkultur? Wie reagieren
Bevölkerung und Regierung auf verschiedene Jugendkulturen? Bereitet in
Gruppen Präsentationen vor.
So könnt ihr vorgehen:
Je eine Gruppe bearbeitet einen der Zeitabschnitte:
– 1962 bis 1969
– 1977 bis 1980
– 1982 bis 1985
Seht euch die Filmausschnitte über die genannten Jahren an und
notiert, was ihr über den Alltag von Jugendlichen, ihre Vorlieben
für Musik, Tanz, Mode und ihr Lebensgefühl erfahrt.
Bereitet eine vergleichende Präsentation vor:
– Was war in Westberlin und was in Ostberlin angesagt?
– Gab es verschiedene Gruppen von Jugendlichen, die sich
in ihrem Stil und ihrem Lebensgefühl unterschieden?
Gab es politische Hintergründe für ihren Stil?
– Wie reagierten jeweils Bevölkerung und Regierung
darauf? Sind sie Druck oder Repressionen ausgesetzt?
Tipps zur Filmanalyse:
1. Schaut euch den Filmausschnitt über die Jahre, die ihr bearbeitet, einmal von Anfang bis Ende
an. Macht euch dabei Notizen und schreibt auch den Timecode von besonders wichtigen Stellen auf.
2. Sprecht danach in der Arbeitsgruppe über den Filmausschnitt: Was ist euch aufgefallen?
Welche Informationen wurden genannt, die für euren Themenbereich interessant sind? Nicht nur
der Sprechertext und die Aussagen der Zeitzeugen liefern Informationen, sondern auch die Bilder.
Manchmal kann ein gutes Bild auch in einem Abschnitt vorkommen, in dem über ein ganz anderes
Thema geredet wird.
3. Schaut euch anschließend den Filmausschnitt ein zweites Mal an und macht Bildschirmfotos
(Screenshots) von aussagekräftigen Bildern. Ihr könnt auch kurze Filmausschnitte heraussuchen und
während eurer Präsentation zeigen.
4. Überlegt euch eine Gliederung für die Präsentation und fasst eure Ergebnisse in Stichworten
zusammen.
Tipps für die Präsentation:
Jede Arbeitsgruppe stellt ihre Ergebnisse vor der Klasse vor. Einigt euch vorher in der Klasse, ob
die Ergebnisse in Form eines Plakats oder einer Präsentation mit Computer und Beamer vorgestellt
werden sollen.
Gute Bilder können sehr viel sagen. Stellt deshalb ausgewählte Fotos in den Mittelpunkt der
Präsentation. Schreibt an die Bilder Stichworte, die ihr in eurem Vortrag erläutert. Im Vortrag
erklärt ihr, wann das Bild aufgenommen wurde und was es zeigt. Beschreibt die Details, die euch
wichtig sind und was sie aussagen. Manchmal sind auch Bildvergleiche sinnvoll, zum Beispiel von
Jugendlichen, die in der DDR-Jugendorganisation FDJ organisiert sind, und Jugendlichen, die dem
DDR-Regime kritisch gegenüberstehen und sich in der Erlöserkirche in Ostberlin treffen.
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
© wdr Planet Schule 2016
AB 6: Alltag in Ost und West
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
Lehrerblatt
Timecodes und Informationen aus dem Film, die in den Präsentationen eine Rolle spielen können
Zeitabschnitt 1962 - 1969
1962 (Timecode 09:52 – 10:06 Min.): Twist ist bei Westberliner Jugendlichen groß in Mode; Orthopäden
warnen vor Knieverletzungen; Sittenwächter befürchten ein Sexualtrauma
1964 (Timecode 17:20 – 18:37 Min.): Tanz beim Deutschlandtreffen der FDJ in Ostberlin; die offiziell
verpönte Beatmusik gibt den Takt vor; im Westen tanzt man im selben Rhythmus: Musik ist Ausdruck
eines neuen Lebensgefühls. Die traditionellen Rollen zwischen Mann und Frau beginnen sich
aufzulösen; Vorboten der 68er-Bewegung
1965 (Timecode 22:45 – 23:17 Min.): Siegeszug der Beatmusik in West und Ost; die Musik des
Klassenfeindes wird von der SED geduldet; in Ostberlin erscheint im April sogar eine Amiga-Platte mit
Beatles-Songs
1965 (Timecode 25:11 – 26:58 Min.): Westberliner Jugend begeistert sich für Musik aus Großbritannien;
die Beatles und die Rolling Stones stehen hoch im Kurs; die Frisuren dieser Zeit stoßen aber bei
vielen Berlinern auf Ablehnung; die Rolling Stones treten Mitte September in Westberlin auf, das
Konzert endet mit Ausschreitungen; S-Bahnen, die in Besitz Ostberlins sind, werden demoliert; die
Ausschreitungen dienen für das SED-Regime als Vorwand, Beatmusik als dekadent zu diffamieren und
zu bekämpfen; Ostberliner Beatbands werden verboten; O-Ton eines FDJ-Funktionärs (Timecode 26:31
– 26:48 Min.): „Was sollen denn beispielsweise jene Irrenhaus-Songs, deren Text zur Hälfte und mehr
aus unartikulierten Lauten wie ‚Ubadubabuba‘ besteht? Warum das Gelalle, wo wir doch alle zumindest
eine Sprache beherrschen und uns wie Menschen verständigen können?“
1966 (Timecode 30:20 – 31:22 Min.): „Gammler“ treten in Westberlin auf und werden von der
Bevölkerung strikt abgelehnt. Sie proben einen neuen Lebensentwurf jenseits von Arbeit und Konsum –
mit demonstrativem Nichtstun ziehen sie den Unmut der Passanten auf sich.
1967 (Timecode 32:00 – 33:04 Min.): Mit der „Kommune 1“ entsteht in Westberlin die erste
Wohngemeinschaft, die die enge traditionelle Mann-Frau-Beziehung ablehnt (bisher: Ehe; keine Sex vor
der Ehe; traditionelle Rollenteilung; wer einem unverheirateten Paar ein Zimmer vermietet, macht sich
sogar strafbar). Fritz Teufel und andere Studenten wollen das Leben und die Liebe revolutionieren und
präsentieren sich gerne als Bürgerschreck – die Bevölkerung reagiert mit Abscheu.
1968 (Timecode 40:20 – 41:05 Min.): Hippie-Bewegung und Love-and-Peace-Mentalität schwappt auch
nach Ostberlin; oppositionelle Jugendliche tragen ähnliche Kleidung und Frisuren; Beatles und Rolling
Stones werden auch dort verehrt (O-Töne Toni Krahl)
1969 (Timecode 51:04 – 51:52 Min.): Das Gerücht, dass die Rolling Stones auf dem Springer-Hochhaus
spielen, führt dazu, dass viele Ost-Jugendliche zur Mauer strömen, um die Band zu hören. Die
Polizei will das verhindern, sperrt das Areal weiträumig ab und reagiert mit Repression (O-Ton Florian
Havemann).
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
© wdr Planet Schule 2016
AB 6: Alltag in Ost und West
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
Lehrerblatt
Timecodes und Informationen aus dem Film, die in den Präsentationen eine Rolle spielen können
Zeitabschnitt 1977 - 1980
1977 (Timecode 38:07 – 40:33 Min.): Westberlin hat mit ausuferndem Drogenkonsum zu kämpfen –
besonders schlimm: Heroin; die Stadt hat die meisten Drogentoten Westdeutschlands; junge Mädchen
gehen auf den Strich, um sich das Geld für den nächsten Schuss zu besorgen
1978 (Timecode 42:58 – 43:33 Min.): Die britische Band Queen spielt in Westberlin; „We will rock you“
bringt die Deutschlandhalle zum Toben
1978 (Timecode 45:19 – 45:42 Min.): „SO 36“, ein Club in der Oranienstraße, wird zum legendären
Treffpunkt der Untergrundkultur; hier beginnt die Ära des Punk
1980 (Timecode 53:40 –54:38 Min.): Alternative Lebensträume in Westberlin: Im Mai eröffnet das
Tempodrom und zeigt das unangepasste Kulturprogramm „Wall City Rock“. Der Song „Ich steh auf
Berlin“ von Annette Humpe und ihrer Band Ideal wird zur Hymne der Neuen Deutschen Welle.
1980 (Timecode 56:14 – 57:03 Min.): Am Hermannplatz in Westberlin geraten Popper und Punks
aneinander: Popper legen Wert auf gepflegtes Äußeres, die neueste Mode und interessieren sich nicht
für Politik; in Ostberlin gibt es keine Popper; Westklamotten sind aber heiß begehrt; das DDR-Regime
versucht mit eigener Diskomode entgegenzuhalten, O-Ton aus Fernsehbericht Ost (Timecode 56:47 –
57:03 Min.): „Die Diskomode hält an und bietet Möglichkeiten: den Umgang mit der Musik zu fördern,
positiven Einfluss auf Geschmack zu nehmen, die Interessen zu bereichern. Diskothekenmusik kann
mehr sein als Disco-Sound.“
Zeitabschnitt 1981 - 1985
1981 (Timecode 01:51 – 02:46 Min.): Der Film „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zeigt mit
drastischen Aufnahmen das Schicksal einer heroinabhängigen Jugendlichen; Eltern und Jugendliche
sind geschockt
1982 (Timecode 07:51 – 10:00 Min.): In der Erlöserkirche in Ostberlin versammelt sich die unangepasste
DDR-Jugend; es gibt Blues-Messen, Gottesdienste mit Musik; sie werden zum Treffpunkt für
Oppositionelle, langhaarige „Freaks“; die DDR-Friedensbewegung nimmt hier ihren Anfang; die
offizielle DDR-Jugend aber sieht anders aus – ihr Leben ist nach Willen der SED genau vorbestimmt: Erst
Jungpioniere, dann FDJ (O-Töne Dirk Moldt)
1983 (Timecode 15:30 – 18:33 Min.): Udo Lindenberg landet mit seinem frechen Lied „Sonderzug
nach Pankow“ einen Hit und lädt sich damit selbst nach Ostberlin ein; der Musiker ist in Ost und
West beliebt; das DDR-Regime lenkt ein und lässt Udo Lindenberg im Palast der Republik auftreten;
aus dem Konzert wird ein Propaganda-Spektakel; im Publikum sitzen nur ausgewählte FDJ-Kader; die
Jugendlichen draußen werden von der Polizei schikaniert (O-Töne Nikolaus Becker)
1985 (Timecode 24:41 – 26:35 Min.): Die bis dato unbekannte Krankheit Aids sorgt für Unsicherheit
unter den Westberlinern; die Unsicherheit schafft Raum für Vorurteile und Angst in der Schwulen-Szene;
im Osten wird die Krankheit kaum thematisiert – die Auffassung „Die Mauer ist das größte Kondom“ ist
jedoch trügerisch
Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin
© wdr Planet Schule 2016