Sequenz - Wiki der Universität Wien

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Sequenz
Sequenz
Deutsch
Sequenz
Englisch
Sequence
Französisch
Séquence
Episode
Hauptsequenz
Definition
Eine Sequenz ist eine filmische narrative Einheit. Bislang ist ungeklärt, wie genau man eine Sequenz definieren
oder abgrenzen kann, da sie sich auch über mehrere Einstellungen und Handlungsorte erstrecken kann. Einig ist
man sich daran, dass sie einen in sich mehr oder minder zusammenhängenden Handlungsbogen in einem Film
beschreibt, der als ein Abschnitt des gesamten Films gesehen werden kann.
Definition von Thomas Kuchenbuch
„Die ‚Sequenzen‘ und ‚Subsequenzen‘ des Films sind eine […] ‚relative Größe‘, die der Interpretation von
Sinnzusammenhängen unterliegen.“ (Kuchenbuch 166)
Definition von Nils Borstnar, Eckhard Pabst und Hans Jürgen Wulff
„Unter einer Sequenz versteht man ein Stück Film bzw. eine Episode, die grafisch, räumlich, zeitlich, thematisch
und/oder szenisch zusammenhängt und eine relativ autonome, in sich abgeschlossene Einheit bildet. Sequenzen
sind oft mit Kapiteln in Büchern oder mit Absätzen in Texten verglichen worden, indem sie gegen ihre (ko-textuelle)
Umgebung recht scharf abgegrenzt sind (dazu werden Textgliederungssignale wie Auf- und Abblenden, Establishin
g shots, musikalische Markierungen und dergleichen mehr verwendet).“ (Borstnar, Pabst und Wulff 152)
Definition von Knut Hickethier
„Die Sequenz wird […] als Einheit im Geschehen verstanden, die sich deutlich von anderen abhebt (Strukturpausen)
und sich durch einen erkennbaren Handlungszusammenhang bestimmen lässt. Die klassische, vom Drama her
bekannte Normvorstellung der Einheit von Ort, Zeit und Figuren muss nicht unbedingt gegeben sein. Die
Einheitlichkeit des Handlungsortes muss nicht gegeben sein, eine Handlung kann sich über mehrere Orte hinweg
erstrecken; die Kontinuität der agierenden Figuren kann sich auf eine Figur beschränken und innerhalb einer Seque
nz können Figuren auf- und abtreten. Die Handlungszeit kann ebenfalls unterschiedlich organisiert sein.
Entscheidend ist der vom Betrachter erkannte Zusammenhang, der sich begründbar innerhalb der fortlaufenden
Einstellungsabfolge eingrenzen lässt. Sequenzen im Film zu bestimmen, dient vor allem dem Erkennen von
Strukturen, die den gesamten Film, die Fernsehsendung oder auch das Video gliedern.“ (Hickethier 141)
Zugehörigkeit
Übergeordnete Begriffe
Film
Filmanalyse
Filmprotokoll
Verwandte Begriffe
Sequenzgrafik
Sequenzprotokoll
Szene
Untergeordnete Begriffe
Einstellung
Frame
Plansequenz
Subsequenz
Herkunft - Etymologische Ableitung
Wenn man das Wort "Sequenz" im etymologischen Wörterbuch (Kluge) nachschlägt, wird man zu dem Wort
"Konsequenz" weitergeleitet. „Konsequenz Sf std. (16. Jh.). Entlehnt aus l. consequentia, dem Abstraktum von l.
consequi >>mitfolgen, nachfolgen, die unmittelbare Folge sein<< zu l. sequi >>folgen, nachfolgen<< und l. con-.
Adjektiv: konsequent.“ (Kluge 522)
Die Sequenz wird mit "Folge" (von Einstellungen) in Verbindung gebracht. (Beller 11)
Erstnennung
AutorIn
Jahr
Publikationstitel
Publikationsart
Beispiele
Dirty Dancing (1987)
Film: Dirty Dancing. Reg. Emile Ardolino. 1987. Concorde Video, 2002. DVD.
Filmstelle: Johnny Castle (Patrick Swayze) übt mit Frances "Baby" Houseman (Jennifer Grey) auf einem
umbestürzten Baumstamm über einem Fluss im Wald Tanzschritte.
Timecode (Sequenz): 0:39:36:09 - 0:41:26:03
Timecode (Bild): 0:41:04:21
Stolz & Vorurteil (2005)
Film: Pride & Prejudice. Reg. Joe Wright. 2005. Universal Pictures, 2006. DVD.
Filmstelle: Mr. Dracy (Matthew Macfadyen) gesteht Elizabeth Bennet (Keira Knightley) seine Liebe, aber sie
reagiert nicht besonders gut darauf. Denn sie glaubt, dass er Jane Bennet (Rosamund Pike) und Mr. Bingley (Simon
Woods) absichtlich (aufgrund Klassenunterschiede und fehlender Liebe) von einander getrennt hat.
Timecode (Sequenz): 1:05:38:07 - 1:09:51:11
Timecode (Bild1): 1:08:39:03
Timecode (Bild2): 1:08:42:05
Weiterführende Literatur
Beller, Hans. Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts. 5. Aufl. München:
TR-Verlagsunion, 1993. Print.
Borstnar, Nils, Eckhard Pabst, und Hans Jürgen Wulff. Einführung in die Film- und Fernsehwissenschaft. 2. Aufl.
Konstanz: UVK, 2008. Print.
Hickethier, Knut. Film- und Fernsehanalyse. 4. Aufl. Stuttgart: Metzler, 2007. Print.
Kluge, Friedrich, und Elmar Seebold, Hrsg. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Aufl. Berlin:
Walter de Gruyter, 2002. Print.
Kuchenbuch, Thomas. Filmanalyse. Theorien – Methoden – Kritik. 2. Aufl. Wien: Böhlau, 2005. Print.