Web 2.0 - Lexware lohnt sich

Transcrição

Web 2.0 - Lexware lohnt sich
Web 2.0
Das müssen Sie wissen
Andreas Hein
Haufe
2
Inhalt
Was genau ist das Web 2.0?
„
„
„
Nur ein Schlagwort oder mehr?
Grundlagen für das Web 2.0
Trends für Unternehmen
5
6
14
19
Die wichtigsten Anwendungen
23
„
„
„
24
39
41
53
61
67
71
„
„
„
„
Blogs: Publizieren für jedermann
Wikis
Communities – Gruppen im Web
MultimediaAnwendungen
Software im Web
Mashups
Nützlich für Unternehmen? Ein Überblick
3
Web 2.0 für Unternehmen
„
„
„
„
„
„
Ihr Unternehmen im Web 2.0
Das eigene Unternehmensblog
Eigene Podcasts und Feeds
Instant Messaging
Web 2.0 und Marketing
Strategien im Umgang mit Web 2.0
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
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74
77
88
96
98
105
111
„
„
Mehr Mobilität und zunehmende Vernetzung
Mehr Virtualität: Das Beispiel Second Life
112
118
„
Stichwortverzeichnis
125
4
Geleitwort
Der Begriff Web 2.0 markiert einen Einschnitt. Er ist mehr als
eine Bezeichnung für eine Entwicklungsstufe im Internet:
Web 2.0 steht für ein Umdenken. Wo früher die Sender und
Empfänger von Medien klar getrennt waren, sind die Über
gänge heute fließend. Verbraucher finden Freude daran,
eigene Inhalte zu erstellen und auf Plattformen wie MySpa
ce, YouTube oder in Blogs und Foren zu veröffentlichen. Un
ternehmen können dort nachlesen, wie es um ihr Image be
stellt ist, müssen lernen, die Hoheit über ihr Bild in der Öf
fentlichkeit zu teilen. Und Medien machen die Erfahrung,
dass gerade junge Zielgruppen sich immer schwerer binden
lassen, weil sie sich eigene Plattformen schaffen.
Noch steht diese Entwicklung am Anfang. Wer als Unter
nehmen jetzt aktiv wird, dem bietet das Web 2.0 im Marke
ting sowie in der internen und externen Unternehmenskom
munikation Herausforderungen und Chancen zugleich. Und
wer diese neuen Möglichkeiten nutzt, etwa zur Imagebil
dung, zur Etablierung neuer Märkte oder gar zu Kostenein
sparungen, der kann nur gewinnen. Dieses Buch bietet einen
einfachen Einstieg ins Thema – und leistet so einen Beitrag,
um die Entwicklung zu unterstützen.
Raoul Fischer
Chefredakteur acquisa
eine Zeitschrift der Haufe Mediengruppe
5
Was genau ist das
Web 2.0?
Auch wenn man sich in der Fachwelt streitet, was das Web
2.0 eigentlich ausmacht, kann doch niemand die Augen vor
den neuen Anwendungen im Internet verschließen. Das
Web 2.0 hat eine Dynamik entwickelt, von der auch Unter
nehmen profitieren können.
In diesem Kapitel lesen Sie
ƒ was die Fachleute unter dem Begriff „Web 2.0“ verstehen
(S. 7),
ƒ welche Entwicklung das Web 2.0 erst möglich gemacht
hat (S. 14) und
ƒ welche Chancen und Risiken sich für Unternehmen aus
den neuen Entwicklungen ergeben (S. 19).
6
Was genau ist das Web 2.0?
Nur ein Schlagwort oder mehr?
Das Web hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt.
Sowohl in technischer Hinsicht als auch im Hinblick auf die
Inhalte gibt es zwischen dem Web der frühen Jahre und dem
aktuellen Web, dem so genannten Web 2.0, erhebliche Un
terschiede.
In der Berichterstattung zum Web 2.0 wird dabei immer
wieder Bezug auf Angebote wie MySpace, YouTube oder
Flickr genommen, in denen Anwender sich darstellen, Inhalte
wie Fotos oder Videos veröffentlichen und miteinander kom
munizieren. In der breiten Öffentlichkeit werden diese Diens
te daher häufig mit dem Web 2.0 gleichgesetzt. Allerdings
machen derartige Angebote nur einen Teil des neuen Web
aus, der zudem für viele Unternehmen eher nur eine unterge
ordnete Rolle spielt.
Wesentlich wichtiger für die meisten Unternehmen sind in
aller Regel dagegen Entwicklungen wie die OnlineJournale
(Blogs), Instant Messaging oder auch PodcastAngebote oder
Newsfeeds. Diese Komponenten lassen sich zur Ergänzung
von InternetAktivitäten nutzen. Einige Elemente wie Blogs,
Wikis oder auch Instant Messaging lassen sich zudem auch
für firmeninterne Zwecke einsetzen. Zunehmend an Bedeu
tung gewinnen dürften künftig auch die online nutzbaren
OfficeAnwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkula
tion oder ähnliche Programme, die man mittlerweile bequem
vom Browser aus verwenden kann. Über Mashups schließlich
lassen sich Inhalte aus unterschiedlichen Quellen neu kombi
Nur ein Schlagwort oder mehr?
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nieren und eigene InternetAngebote durch Zusatzinformati
onen attraktiver gestalten bzw. um zusätzliche Funktionen
erweitern.
Nicht nur unter technischen Aspekten unterscheidet sich das
Web 2.0 vom Web der frühen Jahre, auch im Hinblick auf die
Inhalte, genauer gesagt auf die Bereitstellung der Inhalte,
gibt es deutliche Unterschiede. Anstelle einer klaren Tren
nung zwischen Informationsanbietern auf der einen und
Informationskonsumenten auf der anderen Seite, gibt es nun
den Trend, dass jedermann selbst zum Publizisten werden
kann. Möglich wird dies durch neue Techniken wie etwa
Blogs, mit denen die Veröffentlichung eigener Inhalte einfa
cher denn je wird.
Schwierige Definition und Abgrenzung
Eine genaue, allgemein akzeptierte Definition des Web 2.0
gibt es nicht. Dies führt bei Diskussionen häufig zu gravie
renden Missverständnissen. So wird in vielen Artikeln das
Web 2.0 ausschließlich unter dem Angebotsaspekt behandelt.
Web 2.0 steht hier für neuartige Dienste und Kommunikati
onsplattformen wie die bereits erwähnten Communities und
ähnliche Plattformen oder auch Dienste wie OnlineSoftware.
In diesem engen Sinne ist Web 2.0 dann eigentlich nur für IT
Unternehmen interessant, die hier durch neue Produkte und
Dienste neue Betätigungsfelder finden könnten.
In einer deutlich weiter gefassten Umschreibung beinhaltet
Web 2.0 zahlreiche neuere Techniken, Dienste und Formen im
Web, die im Laufe der letzten Jahre entstanden und weiter
8
Was genau ist das Web 2.0?
entwickelt wurden und die zusammengenommen das Web
deutlich verändert haben. Die wichtigsten dieser Elemente
sind etwa Komponenten wie:
ƒ Blogs
ƒ Wikis
ƒ Podcasts
ƒ Feeds
ƒ Communities
ƒ Instant Messaging und VoIP
ƒ Mashups
ƒ OnlineSoftware
Die Entwicklung dieser Techniken bzw. Dienste begann teil
weise schon vor etlichen Jahren. Bevor der Begriff Web 2.0
Einzug in den Sprachgebrauch hielt, waren einige Angebote
dieser Art bereits verfügbar.
Auch wenn man nun zumindest angeben kann, welche Kom
ponenten zum Web 2.0 gehören sollen, ist häufig jedoch
immer noch nicht ganz klar, was denn nun genau Web 2.0
eigentlich ist. Selbst den Protagonisten des Web 2.0Trends
dürfte es schwer fallen, eine genaue Definition dessen zu
geben, wofür der Begriff ganz genau steht. Viel eher lässt
sich dagegen zumindest sagen, was Web 2.0 nicht ist. So ist
Web 2.0 kein irgendwie neu geartetes WebDesign und auch
keine grundlegend neue Technik. Die Anwender müssen keine
speziellen Zusatzprogramme nutzen, um auf das Web 2.0
zugreifen zu können. Auch an neuen Programmiertechniken,
Nur ein Schlagwort oder mehr?
9
Funktionen oder innovativen Diensten allein lässt sich das
Web 2.0 nicht festmachen. Ebenso handelt es sich nicht um
eine neue technische Infrastruktur im Internet, die schnellere
Übertragungsgeschwindigkeiten und dauerhafte Verbindun
gen ermöglicht.
Entstanden ist der Begriff Web 2.0 im Jahr 2004 bei der
Vorbereitung einer Konferenz zur Entwicklung des Internet.
In einer Brainstorming Session beim O´ReillyVerlag wurden
die verschiedenen Angebote und Techniken des alten Webs
mit den aktuellen Inhalten und Verfahren verglichen, für die
dann der neue Begriff Web 2.0 gewählt wurde.
Das Web erfindet sich (teilweise) neu
Das Web hat sich seit der großen InternetEuphorie, die um
das Jahr 2000 ihren Höhepunkt erreicht hatte, deutlich ver
ändert. Mit einer einfachen, statischen InternetPräsenz
erfüllt ein Unternehmen heute bestenfalls so gerade eben
noch die absolute Mindestanforderung, die viele Konsumen
ten an den WebAuftritt eines Unternehmens stellen.
Im neuen Web haben die Konsumenten selbst das Heft in die
Hand genommen und werden zunehmend aktiv. Darüber
hinaus stellen sie auch immer höhere Anforderungen an die
Inhalte und die Gestaltung eines Webangebots. Verschiedene
Kontaktmöglichkeiten, umfassende und stets aktuelle Infor
mationen oder umfangreiche Zusatzfunktionen, etwa im
Rahmen eines OnlineShops, werden mittlerweile schlicht
weg vorausgesetzt.
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Was genau ist das Web 2.0?
Beispiel
Â
In Communities und Blogs präsentieren die Teilnehmer nicht nur
sich selbst, sie berichten häufig auch über ihre Erfahrungen mit
Unternehmen oder Produkten. Sie geben in ShoppingPortalen
konkrete Tipps und Empfehlungen und erwarten auf den Web
Angeboten der Unternehmen bestimmte Inhalte und Kommuni
kationsmöglichkeiten.
Für Unternehmen bedeutet dies in jedem Fall eine neue Her
ausforderung, zugleich ergeben sich jedoch auch zusätzliche
Chancen. Authentizität und Offenheit wird in den Communi
tyKreisen mehr geschätzt als in Hochglanz verpackte Mar
ketingPlattitüden. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln
können auch kleine und mittlere Unternehmen jetzt ein gro
ßes Publikum erreichen.
Die Grenzen zwischen dem „alten“ Web und dem Web 2.0
sind nicht so klar gezogen, wie dies etwa durch die Wahl der
Bezeichnung Web 2.0 suggeriert wird. In der SoftwareWelt,
aus der die Versionsnummer (2.0) ursprünglich ja stammt,
gibt es etwa im so genannten Changelog eine exakte Auflis
tung der jeweiligen Unterschiede von den neuen Funktionen
bis zu den behobenen Fehlern.
Die Unterschiede zwischen dem alten und neuen Web hinge
gen sind in vielerlei Hinsicht eher fließend. Vieles, was jetzt
als Innovation angepriesen wird, gab es zumindest in ähnli
cher Form schon vor etlichen Jahren im Web. Selbst eine der
elementaren Ideen des Web 2.0, dass nämlich jeder Internet
Nutzer ganz einfach selber eigene Inhalte publizieren und
einer breiten Öffentlichkeit vorstellen kann, ist keine Neue
rung der letzten Jahre. Nur lief diese Präsentation eigener
Nur ein Schlagwort oder mehr?
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Inhalte nicht unter dem Namen Blog oder über Online
Communities, wie es heutzutage der Fall ist, sondern auf den
traditionellen Websites, den privaten Homepages.
Noch heute gibt es auf den Servern vieler Homepage
Provider (wie etwa GeoCities, Tripod, Members AOL, Ourworld
Compuserve etc.) die Überbleibsel zahlloser privater Website
Projekte, die nach einer kurzen Phase des Engagements nun
schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert werden und somit
heute allenfalls noch zum Hintergrundrauschen des Webs
beitragen, also kaum noch relevante, verwertbare Informati
onen bieten.
Auch die Idee, Software über das Internet nutzbar zu ma
chen, die im Browser abläuft und den permanenten Kauf
neuer Softwareversionen überflüssig macht, gab es schon
lange, bevor InternetUnternehmen mit Browser
Anwendungen wie Google Text & Tabellen (Docs & Spread
sheets) für Aufsehen in der Branche sorgten und selbst Welt
konzerne wie Microsoft zur Überarbeitung ihrer Strategien
nötigten.
Beispiel
Â
Bereits gegen Ende der 90erJahre träumte etwa Scott McNea
ly, der Chef des Computerunternehmens Sun, von einem NetPC,
der weitgehend auf Eigenintelligenz verzichten und alle not
wendigen Ressourcen über das Web nutzen sollte. Mit diesem
Konzept wollte Sun die Dominanz von Intel und Microsoft auf
dem PCMarkt brechen. Was damals aufgrund unzureichender
Voraussetzungen zum Scheitern verurteilt war, könnte im
neuen Web in absehbarer Zeit tatsächlich noch Realität wer
den.
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Was genau ist das Web 2.0?
Merkmale des Web 2.0
Stellt man das „alte“ Web, um in der Terminologie zu blei
ben, also das Web 1.0, dem aktuellen Web 2.0 gegenüber, so
gibt es in vielerlei Hinsicht deutliche Unterschiede oder sogar
Gegensätze.
Web 1.0
Web 2.0
ƒ Statisch
ƒ Dynamisch
ƒ Klare Trennung von Anbie ƒ Grenzen zwischen Anbie
tern und Nutzern ver
ter und Nutzern
schwimmen
ƒ Erstellung von Inhalten
ƒ Inhalte können von jeder
durch exklusive Minderheit mann erstellt werden
ƒ Nicht vorhandene bzw.
eingeschränkte Eingriffs
möglichkeiten der Nutzer
ƒ Großes Ausmaß an Inter
aktivität
ƒ Gestaltung mit Texten und ƒ Multimediale Gestaltung
Bildern
ƒ SchmalbandNutzung
ƒ BreitbandNutzung
Die wichtigsten Charakteristika des Web 2.0 wollen wir im
folgenden kurz beschreiben.
Dynamik
Das neue Web zeichnet sich durch eine dynamische Grund
tendenz aus. Es gibt hier keine statischen Webseiten mehr,
sondern bestenfalls noch Gerüste, die mit immer neuen In
Nur ein Schlagwort oder mehr?
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halten aktualisiert und auf die individuellen Bedürfnisse der
Nutzer zugeschnitten werden können.
Einbeziehung der Nutzer
Die klare Trennung zwischen Anbietern von Inhalten einer
seits und Konsumenten andererseits wird zunehmend aufge
hoben. Die früher rein passiven Surfer werden zunehmend
selbst aktiv und bringen eigene Inhalte ein, von denen andere
Besucher profitieren können.
Plattform
Viele der Angebote im Web 2.0 sind daher keine fertigen
Selbstbedienungsläden mehr, sondern eher Plattformen,
deren Attraktivität durch das Ausmaß und die Qualität der
Beiträge der Nutzer selbst bestimmt wird. Dieser Plattform
Gedanke wird zunehmend auch in klassische WebAngebote
integriert, wie etwa beim OnlineBuchhändler Amazon, der
mit Erfolg Kundenrezensionen in seine Seiten einbaut.
Interaktion
Web 2.0Angebote zeichnen sich durch einen hohen Grad der
Interaktivität aus. Die Nutzer konsumieren nicht mehr passiv,
sondern können aktiv in das Geschehen eingreifen und erhal
ten zumeist auch direkte Reaktionen. Die Interaktivität ist
dabei nicht nur auf Kommunikation mit anderen Teilnehmern
beschränkt, sondern kann auch in einem eher technischen
Sinn verstanden werden, wie etwa bei OnlineAnwendungen
oder OnlineSpielen.
14
Was genau ist das Web 2.0?
Communities
Die meisten der zuvor genannten Merkmale sind Vorausset
zung für das Entstehen der so genannten Communities. Die
ser Gemeinschaftsgedanke ist wesentlicher Bestandteil der
meisten populären Web 2.0Angebote wie etwa dem Video
Portal YouTube oder der Plattform MySpace. Derartige Diens
te leben ausschließlich von den Aktivitäten der Teilnehmer,
sie selbst stellen im Grunde nur das technische Grundgerüst
zur Verfügung und übernehmen Kontrollfunktionen.
Multimedialität
Das Web 2.0 setzt zudem auf multimediale Darstellung der
Inhalte. Foto und VideoCommunities sind nur ein Aspekt
dieser Eigenschaft, auch die Nutzung des Webs zur Verbrei
tung von Audio und VideoBeiträgen (Podcasts) gehört zum
Web 2.0.
Grundlagen für das Web 2.0
Im Vergleich zu anderen Medien und technischen Innovatio
nen hat das Internet und speziell das World Wide Web eine
wahrhaft beeindruckende Entwicklung erlebt. Zwar gab es
das Internet im Grunde schon seit den 70er Jahren, doch erst
ab etwa 1994 begann man auch außerhalb von Wissenschaft
und Militär von diesem Medium Kenntnis zu nehmen. Vor
allem das World Wide Web, das erst wenige Jahre zuvor im
europäischen Kernforschungszentrum CERN durch Tim Ber
nersLee erfunden wurde, trug zu dieser Entwicklung bei.
Grundlagen für das Web 2.0
15
In nur gut 10 Jahren hat sich das Internet von einer Spiel
wiese für einige wenige Wissenschaftler und Technikfreaks
zu einem echten Massenmedium in allen technisierten Län
dern rund um den Globus entwickelt. In der Technikgeschich
te dürfte es wohl kaum eine Technologie gegeben haben, die
innerhalb so kurzer Zeit von so großen Teilen der Bevölkerung
angenommen wurde.
Geschwindigkeit
Eine wichtige Grundlage für den Erfolg des Web 2.0 liegt in
der deutlich angestiegenen Bandbreite (Übertragungsge
schwindigkeit), mit der die InternetSurfer mittlerweile onli
ne gehen können. Noch vor ein paar Jahren mussten sich
hierzulande die meisten Privathaushalte mit anlogen Mo
demzugängen oder ISDN begnügen, was gerade einmal
Downloadraten von 50.000 Bit/s bzw. 64.000 Bit/s ermög
lichte. Aktuelle Breitbandanschlüsse nach dem ADSL
Verfahren arbeiten dagegen mit etwa Bandbreiten von 3 oder
6 MBit/s und erreichen damit die 40 bis 80fache Ge
schwindigkeit der alten Technik. Zum Standard werden im
mer öfter sogar 16 oder 20 MBit/s, und noch schnellere Ver
sionen (VDSL) mit bis zu 50 MBit/s befinden sich im Aufbau.
Viele der Angebote im Web 2.0 sind erst mit diesen hohen Übertragungs
raten nutzbar. Mit einfachen Modem oder ISDNZugängen, wie sie noch
vor kurzem üblich waren, ließen sich diese Dienste wie etwa Online
Videos auf YouTube oder VoIP dagegen nicht sinnvoll nutzen.
16
Was genau ist das Web 2.0?
Kosten
Auch bei den Nutzungskosten für den Internetzugang hat
sich die Lage in den letzten Jahren dramatisch verändert.
Während bei den Modem und ISDNZugängen stets der
Gebührenzähler im Hintergrund tickt und der monatliche
Rechnungsbetrag bei intensiver Nutzung schnell in erstaunli
che Dimensionen steigen kann, werden die modernen Breit
bandanschlüsse üblicherweise zusammen mit einer günstigen
Flatrate angeboten. Im Vergleich zu den Preisen vor einem
Jahrzehnt kosten Internetanbindungen heute nur noch einen
Bruchteil.
Zu einem verträglichen Festpreis können die Kunden damit
nun den Komfort von „Always on“, also der Dauerverbindung
mit dem Internet, genießen. Das Internet wird zum elementa
ren Bestandteil des Rechners. Mit dem Hochfahren des PCs
wird automatisch auch der Anschluss hergestellt, ohne dass
man auf irgendwelche Zusatzkosten achten muss. Damit
werden dann auch Anwendungen im Internet nutzbar, die
man zuvor nur als OfflineMedium verwendet hat. Statt des
Nachschlagewerks auf CDROM greift man eben schnell mal
auf ein OnlineLexikon zu. Das gleiche gilt für die Nutzung
von OnlineSoftware, also etwa der Textverarbeitung im
Browser.
Nutzerzahlen
Das Internet hat längst auch die kritische Masse der Nutzer
zahlen erreicht, die für viele Angebote benötigt werden, um
erfolgreich sein zu können. Noch vor gut 10 Jahren nutzte
Grundlagen für das Web 2.0
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nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Bevölkerung regelmä
ßig das Internet, mittlerweile sind in den meisten westlichen
und asiatischen Industrieländern zwischen 60 und 80 Prozent
der Haushalte mit einem Internetzugang ausgestattet, wobei
die Mehrheit der Nutzer bereits über schnelle Breitbandan
bindungen und Pauschaltarife verfügt.
Das Internet hat damit jetzt auch die wichtige, weil zahlen
mäßig größte Gruppe der Late Majority, also der späten,
nicht sehr innovationsfreudigen Mehrheit erreicht. Nachdem
zunächst nur die wenigen besonders konsumfreudigen und
technikaffinen Pioniere der Early Adopter und anschließend
die innovationsfreudige Gruppe der Early Majority den Schritt
ins Internet gewagt hatten, sind damit die Nutzerzahlen nun
ausreichend groß, um in vielen Bereichen gewinnbringende
InternetAngebote zu realisieren.
Das World Wide Web ist somit mittlerweile zu einem festen
Bestandteil des Alltags vieler Menschen geworden. Exempla
risch hierfür steht etwa das Wachstum bei den Internet
Shops. Nach anfänglicher Zurückhaltung erleben die Online
Anbieter seit einigen Jahren einen regelrechten Boom.
Beispiel
Â
In einigen Bereichen, wie etwa dem Verkauf von Eintrittskarten
oder auch bei der Reisebuchung haben die OnlineAnbieter den
klassischen Einzelhändlern längst den Rang abgelaufen.
Das Wachstumspotenzial im OnlineEinzelhandel ist dabei
noch längst nicht ausgeschöpft. So schätzen einige Fachleu
te, dass in fünf bis zehn Jahren der Anteil des Internethan
18
Was genau ist das Web 2.0?
dels am gesamten Einzelhandelsumsatz auf 25 bis 30 Prozent
steigen könne. Eine Abschwächung der Wachstumsraten, wie
sie jüngst in den USA registriert wurde, ist da nur ganz nor
mal.
Durch die deutlich gestiegene Akzeptanz für das Internet
quer durch alle Bevölkerungsgruppen funktionieren nun auch
Geschäftsideen, die vor einigen Jahren während des großen
DotcomSterbens spektakuläre Pleiten hinlegten. Die Überle
benden dieser Krise aus den Jahren 2001/2002 haben mitt
lerweile nicht nur das Gröbste hinter sich, sondern schreiben
bereits seit längerer Zeit durchgehend schwarze Zahlen und
besitzen immer noch erhebliches Wachstumspotenzial, was
auch in den hohen Börsenbewertungen für diese Unterneh
men zum Ausdruck kommt.
Beispiel
Â
Selbst ein Spätstarter wie die Suchmaschine Google, die erst im
Jahr 2000 mit der Einführung bezahlter Werbeeinblendungen
erstmals nennenswerte Umsätze erzielte, hat sich noch zu
einem beispiellosen Erfolgsmodell entwickeln können. Nach nur
fünf Jahren ist Google zu einem der ganz großen Akteure auf
dem Markt für InternetDienste aufgestiegen und lehrt selbst
Giganten wie Microsoft durch seine Expansion das Fürchten.
Google beherrscht nicht nur den Markt für Suchanfragen im
Internet, sondern könnte mit seinen Angeboten von Online
Anwendungen (Google Mail oder die OfficeAnwendungen
Text & Tabellen) sogar die nächste Revolution auf dem IT
Markt beginnen.
Trends für Unternehmen
19
Trends für Unternehmen
Die Veränderungen im Web führen zwangsweise dazu, dass
auch Unternehmen ihre InternetStrategien überdenken und
anpassen müssen. War es vor einigen Jahren noch so, dass
die meisten Unternehmen mit der Internetnutzung die Ein
richtung und Nutzung von EMailAdressen oder die Bereit
stellung einer einfachen Webpräsenz verbanden, so führt die
Weiterentwicklung des Mediums dazu, dass man sich auch
bei den Unternehmen auf die neuen Gegebenheiten einstel
len muss.
Neue kommerzielle Möglichkeiten
Das Web 2.0 betet in vielerlei Hinsicht neue Möglichkeiten
und Chancen. Zum einen gibt es natürlich für ITFirmen die
Chancen, mit neuartigen Dienste und innovativen Web
Angeboten erfolgreich zu sein. Erfolgsgeschichten wie das
VideoPortal YouTube, die OnlineCommunity MySpace oder
auch die GeschäftskontaktePlattform Xing (früher unter
dem Namen OpenBC bekannt) zeigen die nach wie vor erheb
lichen geschäftlichen Chancen, die im Web für kreative Ideen
und Innovationen vorhanden sind.
Für Unternehmen aus anderen Branchen ist das Web 2.0
Herausforderung und Chance zugleich, wie es das Internet
allerdings schon immer war. Dabei gibt es höchst unter
schiedliche Anwendungsmöglichkeiten bzw. Einsatzbereiche
für Web 2.0Anwendungen sowohl im unternehmensinternen
20
Was genau ist das Web 2.0?
Bereich als auch etwa für das Marketing oder die Unterneh
menskommunikation im Allgemeinen.
Die verbesserte Technik im Internet und die hohen Nutzer
zahlen sowie die intensivere Nutzungsintensität sind Gründe
dafür, dass das neue Web 2.0 auch für Unternehmen, die
NischenProdukte anbieten, noch wichtiger wird als dies
früher der Fall war.
So macht es die mittlerweile sehr große Zahl von Internet
Nutzern nun möglich, mit sehr spezialisierten Angeboten für
NischenMärkte erfolgreich zu sein. Im Jargon des Internet
Marketings wird dieses Phänomen als „The Long Tail“ be
schrieben. Geprägt wurde der Begriff vom Long Tail von Chris
Andersen in einem Artikel für das TechnologieMagazin Wi
red, in dem er die MarktChancen für MusikLabels im Inter
net beschrieb. Andersen stellt dabei die These auf, dass es
künftig lukrativer sein werde, die vielen kleinen Teilmärkte zu
bedienen als wenige große Hits einiger MegaStars für den
Massenmarkt zu produzieren. Dieses Prinzip gilt nicht nur für
den Musikmarkt sondern kann auch auf andere Bereiche wie
Bücher, DVDs oder ähnliche Produkte übertragen werden.
Beispiel
Â
Als Paradebeispiel für dieses Prinzip sieht Andersen die Aukti
onsplattform eBay, auf der zahlreiche Nutzer Unmengen von
teilweise sehr speziellen Produkten bieten, die aufgrund der
großen Teilnehmerzahlen trotzdem ihre Abnehmer finden. Erst
dadurch, dass auf eBay die Interessen vieler kleiner Gruppen
bedient werden können, wird dieses Geschäftsmodell des Onli
neAuktionshauses zum Erfolg.
Trends für Unternehmen
21
Bei eBay kommen verschiedene Web 2.0Prinzipien zum
Tragen. eBay selbst stellt im Grunde nur eine funktionierende
technische Plattform zur Verfügung, organisiert den rei
bungslosen Ablauf dieses Systems und macht noch ein wenig
Werbung für diese Verkaufsplattform. Die Inhalte bzw. hier
Angebote kommen von zahllosen Nutzern selbst, die durch
ihre Aktivitäten dieser Geschäftsidee zum Erfolg verhelfen.
Neue interne Chancen
Selbst für eher konservative Unternehmen, die gegenüber
innovativen WebAngeboten eher weniger aufgeschlossen
sind und eher das alte AdenauerMotto „Keine Experimente!“
beherzigen, werden sich über kurz oder lang mit dem Phä
nomen Web 2.0 auseinandersetzen müssen, denn in vielerlei
Hinsicht könnten sich hierdurch etwa die Rahmenbedingun
gen für die gesamte Unternehmenskommunikation oder das
Marketing verändern.
ƒ Wenn etwa engagierte InternetTeilnehmer zunehmend
selber als Meinungsmacher in gut besuchten Blogs oder
ähnlichen Angeboten Erfahrungsberichte über Produkte
veröffentlichen oder über ihre Erfahrungen mit Unterneh
men berichten, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das
Image eines Unternehmens haben. Entsprechende Be
obachtungs und Frühwarnsysteme sollten eingerichtet
werden und ein Strategie zum Umgang mit diesen neuen
Informationsstrukturen aufgestellt werden.
ƒ Technische Weiterentwicklungen wie etwa Browser
Software, bei der die Anwender keine eigenen Textverar
22
Was genau ist das Web 2.0?
beitungen oder Tabellenkalkulationsprogramme mehr be
nötigen, sondern diese Aufgaben direkt per Browser erle
digen können, stellen für viele Unternehmen eine beque
me Möglichkeit zur Einsparung von Kosten dar.
ƒ Viele der Web 2.0Techniken wie Blogs und Wikis lassen
sich auch für unternehmensinterne Zwecke im Bereich des
Wissensmanagements einsetzen. Anstelle teurer aber
komplexer Systeme, die daher nur selten von den Mitar
beitern genutzt werden, stellen derartige Lösungen einfa
che aber effektive Möglichkeiten zur Verfügung, um das
im Unternehmen vorhandene Wissen und Knowhow bes
ser als bisher zugänglich zu machen.
Auf all diese höchst unterschiedlichen Möglichkeiten für das
Web 2.0 im Unternehmensumfeld wollen wir ausführlich im
übernächsten Kapitel eingehen.
Trends für Unternehmen
23
Die wichtigsten
Anwendungen
Welche verschiedenen Facetten machen das Web 2.0 aus?
Sie lernen hier erfolgreiche Web 2.0Anwendungen kennen,
die auch für Ihr Unternehmen von Bedeutung sein können.
In diesem Kapitel lesen Sie das Wichtigste über
ƒ Blogs und Wikis (S. 24 und S. 39),
ƒ Communities (S. 41),
ƒ MultimediaAnwendungen (S. 53) und
ƒ Software im Web (S. 61).
24
Die wichtigsten Anwendungen
Blogs: Publizieren für jedermann
Zu den populärsten Elementen des Web 2.0 gehören die
Blogs. Der Begriff Blog ist eine Abkürzung von Weblog. Er
steht für ein im Web geführtes Logbuch bzw. Journal oder
Tagebuch.
Beispiel
Â
Blogs gibt es in verschiedenen Varianten, von den privaten
Tagebüchern, in denen die Verfasser ihre persönlichen Befind
lichkeiten und Erlebnisse beschreiben, über themenspezifische
Blogs (Filme, Literatur, Autos etc.) und Blogs zu aktuellen Ereig
nissen (z. B. große Sportveranstaltungen, Wahlen etc.) bis hin zu
FirmenBlogs, in denen etwa Mitarbeiter eines Unternehmens
über aktuelle Entwicklungen berichten.
In formaler Hinsicht ist ein Blog dadurch gekennzeichnet,
dass es sich um eine chronologisch geordnete Aneinanderrei
hung einzelner Beiträge auf einer Website handelt, von de
nen der jeweils neueste Eintrag an erster bzw. oberster Stelle
zu finden ist. Nach dem Aufruf eines Blogs ist also immer
zunächst der jeweils aktuellste Eintrag zu sehen.
Eine besondere Form der Blogs sind die so genannten
Watchblogs, die sich kritisch mit etablierten Medien oder
auch großen Unternehmen befassen. Bekanntestes Beispiel
hierfür ist etwa das mit dem renommierten GrimmeOnline
Preis ausgezeichnete BILDblog (www.bildblog.de), das sich
mit der auflagenstärksten BoulevardZeitung Deutschlands
auseinandersetzt.
Blogs: Publizieren für jedermann
25
Das BILDblog gehört schon seit langem zu den populärsten deutsch
sprachigen Blogs.
Die Erstellung eines Blogs setzt nur minimale technische
Kenntnisse voraus. Nach der einmaligen Einrichtung eines
Systems für das Weblog auf einem Webserver werden zur
Aktualisierung des Blogs bzw. der Veröffentlichung der neuen
26
Die wichtigsten Anwendungen
Beiträge keine weiteren Voraussetzungen außer einem Inter
netzugang und einem halbwegs aktuellen Browser benötigt.
Im einfachsten Fall gibt man über einen Editor lediglich den
Text des Beitrags ein, nimmt grundlegende Formatierungen
vor und klickt zum Übertragen auf eine Schaltfläche. Schon
wird das Blog mit dem neu verfassten Eintrag aktualisiert.
In einigen Blogs können Aktualisierungen sogar per Mobil
funkanbindung vorgenommen werden. Werden auf dem Blog
auch Bilder eingebunden, können somit etwa HandyFotos
aktueller Geschehnisse direkt in die Blogs integriert werden.
NachrichtenBlogs haben damit das Potenzial, Informationen
noch schneller als klassische Nachrichtenanbieter veröffentli
chen zu können, die wiederum auf die Zulieferung durch
Nachrichtenagenturen angewiesen sind.
Viele BlogProgramme stammen zudem aus der Open Sour
ceSzene, sodass keine zusätzlichen Ausgaben für diese
Software anfallen. Auch BlogHostingPakete, bei denen eine
solche Software auf den Servern eines Dienstleisters läuft,
sind häufig kostenfrei nutzbar oder bereits für ein paar Euro
pro Monat zu bekommen.
Mit einem Blog kann damit wirklich jeder InternetNutzer auch ohne
Grundlagenwissen eigene Angebote generieren.
Einzige Voraussetzung ist eine BlogSoftware samt Webspa
ce mit einer entsprechenden InternetAdresse bzw. die Nut
zung eines entsprechenden BlogDienstes, der bereits alle
notwendigen Komponenten zur Verfügung stellt. Wirklich
jede Person, die etwas zu sagen hat (oder zumindest meint,
Blogs: Publizieren für jedermann
27
etwas zu sagen zu haben), kann mittels eines Blogs die eige
ne Meinung oder das Wissen publizieren und damit einer
breiten Öffentlichkeit kundtun.
Neben den weit verbreiteten textorientierten Blogs gibt es
auch eine Reihe von multimedialen Blogs, in denen vor allem
Bilder (FotoBlog), AudioBeiträge (AudioBlog) oder Videos
(VideoBlog) veröffentlicht werden.
Beispiel
Â
Ein recht bekanntes VideoBlog ist Ehrensenf, in dem werktäg
lich kuriose, amüsante oder auch nützliche Fundstellen aus dem
World Wide Web vorgestellt werden (www.ehrensenf.de). Das
Format von Ehrensenf ist an das amerikanische Vorbild Rocket
boom (www.rocketboom.com) angelehnt.
Partizipation als zentrales Element
Eine ganz zentrale Komponente der Blogs ist die Kommentar
funktion, durch die die Leser des Blogs aus ihrer passiven
Rolle herausgeholt und selbst aktiv werden können. Dazu
kann in den meisten Blogs jeder Eintrag von den Lesern durch
einfaches Anklicken eines entsprechenden Links kommentiert
werden. Mitunter ist allerdings auch eine vorherige Registrie
rung notwendig, um Kommentare verfassen zu dürfen.
Durch die Einfachheit dieser Rückmeldung werden sonst
bestehende Barrieren für eine Kontaktaufnahme weitgehend
abgebaut. Der Leser eines Blogs kann völlig unkompliziert
und ohne umständliche Aktionen direkt über den Browser
seine Meinung zum Blog äußern oder eigenes Wissen bei
steuern.
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Die wichtigsten Anwendungen
Blogs übernehmen damit zunehmend auch Diskussionsfunk
tionen, wie sie bislang vor allem in Webforen bzw. News
groups zu finden waren. Allerdings gibt es nach wie vor er
hebliche Unterschiede zwischen einem Blog und einem Web
forum bzw. einer Newsgroup. Während in den Foren bzw.
Newsgroups alle Teilnehmer weitgehend gleichberechtigt
sind, gibt es in den Blogs im Gegensatz dazu den „virtuellen“
Hausherrn, der mit seinen BlogBeiträgen den Tenor vorgibt,
und der z. B. auch unliebsame bzw. unerwünschte Kommen
tare aussortieren kann und dies teilweise auch muss, um
rechtliche Konsequenzen aus unrechtmäßigen Äußerungen
zu vermeiden.
Eine ähnliche Funktion wie Kommentare können in den Blogs
die so genannten Trackbacks übernehmen. Über diese Track
backs ist es möglich, dass Blogs miteinander vernetzt werden.
Nimmt ein BlogSchreiber auf einen Beitrag in einem ande
ren Blog Bezug oder kommentiert er ihn in seinem eigenen
Blog, so erfolgt eine automatische Information der Blog
Software und diese Information wird dem Beitrag dann hin
zugefügt. Weitgehend identisch zu den Trackbacks sind auch
die so genannten Pingbacks.
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Blogs: Publizieren für jedermann
Über Trackbacks bzw. Pingbacks werden Blogs miteinander ver
knüpft.
Ebenfalls zur Verlinkung von BlogBeiträgen dienen die so
genannten Permalinks. Hierbei handelt es sich um Links, die
nicht die Startseite des Blog aufrufen, sondern direkt auf
einen bestimmten Eintrag verweisen.
Typische Merkmale von Blogs
Charakteristika und Merk BlogTechnik
male typischer Blogs
ƒ Einzelne, klar voneinander ƒ Struktur vorgegeben durch
getrennte Einträge in um
BlogSysteme bzw. Blog
gekehrter chronologischer
Software
Reihenfolge
ƒ Einfache Möglichkeit zum
Erstellen und Veröffentli
chen von Beiträgen
ƒ Minimale Anforderungen
an Hard und Softwaresys
teme, besonders bei Nut
zung von BlogDiensten
30
ƒ Interaktion mit Lesern
Die wichtigsten Anwendungen
ƒ Kommentarfunktion
ƒ Automatische Bekanntma ƒ Feeds
chung neuer Einträge
ƒ automatische Benachrich
tigung von Blog
Verzeichnissen
ƒ Verflechtung mit anderen ƒ Trackbacks (Pingbacks)
Blogs und WebAngeboten ƒ Permalinks
ƒ Einbindung multimedialer
Elemente
ƒ VideoBlogs
ƒ AudioBlogs
Die Blogosphäre
Die vielfältigen Verknüpfungen der Blogs untereinander
(Kommentare, Verweise auf andere Blogs, Trackbacks etc.)
lassen die Blogs als einen speziellen Teil des Web zusam
menwachsen. Die Gesamtheit dieser Blogs wird daher auch
als Blogosphäre bezeichnet. Es zeigt sich, dass ein großer Teil
der Blogs wesentlich stärker über Links bzw. Verweise mit
einander in Verbindung steht, als dies bei normalen Websei
ten üblich ist. Innerhalb dieser Blogosphäre verbreiten sich
Nachrichten bzw. Meldungen dann recht schnell.
Diese gegenseitigen Kommentare und vor allem die vielen
Verlinkungen mit anderen Blogs und Webseiten führen dazu,
dass Blogs bei vielen Suchmaschinen im Ranking überdurch
schnittlich gut abschneiden. In der Rangliste der Treffer tau
chen die Blogs bei vielen Suchanfragen daher an vorderen
Positionen auf. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Such
Blogs: Publizieren für jedermann
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maschinen wie Google der Zahl der Links, die auf eine Web
seite führen, beim Ranking einen recht hohen Stellenwert
einräumen.
Die Vielzahl der Blogs und die hier häufig gesetzten Links auf
andere BlogEinträge sorgen somit häufig für eine gute Posi
tionierung. Hinzu kommt noch, dass die allermeisten Blogs
eher textlastig sind. Bis auf wenige Steuerungselemente oder
ein paar Grafiken bestehen die HTMLSeiten der Blogs über
wiegend aus Text, der von den meisten Suchmaschinen opti
mal erfasst werden kann. Auch der Umstand, dass in den
Internetadressen der Blogs zumeist der ArtikelTitel in ausge
schriebener Form vorkommt, sorgt tendenziell für eine besse
re Positionierung in den Trefferlisten, wenn Suchmaschinen
Nutzer diese Begriffe für ihre Anfrage verwenden.
Die meisten BlogLösungen sind zudem in der Lage, automa
tisch einen entsprechenden Hinweis an spezialisierte Blog
Suchmaschinen zu senden, sobald ein neuer Beitrag online
gestellt wird. Damit werden BlogNutzer, die diese Suchma
schinen verwenden, über diese Neueinträge automatisch
informiert.
Beispiel
Â
Zu den bekanntesten BlogSuchmaschinen gehören Technorati
(www.technorati.com), Weblogs (www.weblogs.com) oder das
auf deutschsprachige Blogs spezialisierte Blogg.de
(www.blogg.de).
Die Blogs haben in den letzten Jahren enormen Zulauf erhal
ten. Ein Ende des Trends ist nicht erkennbar. Derzeit entste
32
Die wichtigsten Anwendungen
hen weltweit Abertausende von neuen Blogs pro Tag. Auch
wenn hiervon nur ein kleiner Teil über längere Zeit überdau
ert und nochmals ein deutlich kleinerer Teil wirklich über ein
Schattendasein hinauskommt, so zeigt sich dennoch das
Potenzial dieser WebKomponente.
In Deutschland spielen Blogs jedoch längst noch nicht diesel
be Rolle wie in anderen Teilen der Welt. Die Zahl der deut
schen Blogs ist daher deutlich geringer als in den meisten
vergleichbaren Ländern. Zudem werden Blogs überwiegend
von jugendlichen InternetSurfern geführt, die hierin vor
allem ein einfaches Kommunikationsmittel sehen, um mit
anderen Surfern in Kontakt zu bleiben bzw. neue Kontakte
aufzubauen.
Blogs und die Meinungsmacher
Auch wenn die Zahl der relevanten Blogs hierzulande noch
recht überschaubar ist, besitzen diese Blogs wie auch im Rest
der Welt durchaus eine nicht zu unterschätzende Relevanz.
Durch die intensiven Querverweise zwischen den Blogs kön
nen selbst Themen, die zunächst in nicht so populären Blogs
behandelt werden, schnell in bekannteren Blogs auftauchen.
Bedeutung bekommen die Blogs aber auch dadurch, dass die
hier behandelten Themen häufig von anderen eher klassi
schen Medien vor allem innerhalb aber auch außerhalb des
Internet aufgegriffen werden. Dies liegt primär daran, dass
gerade Journalisten und andere MedienMacher zunehmend
für ihre Recherchen auf die neuen Informationsquellen im
Blogs: Publizieren für jedermann
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Internet und hier wiederum besonders oft auf die Blogs
zugreifen.
Beispiele für die Bedeutung der Blogs gibt es mittlerweile
einige, allerdings hält sich die Zahl derartiger Fälle immer
noch in überschaubaren Grenzen. In vielen Beiträgen, die sich
mit der Bedeutung der Blogs befassen, tauchen einige weni
ge BlogGeschichten immer und immer wieder auf.
Beispiel
Â
Zu den beliebtesten BlogAnekdoten gehört etwa die Geschichte
des amerikanischen SicherheitsschlossHerstellers Kryptonite,
der aufgrund einer BlogNachricht über leicht zu knackende
Fahrradschlösser einige seiner Produkte vom Markt nehmen
bzw. überarbeiten musste.
Auch die Computerfirma Apple musste mit den Blogs unan
genehme Erfahrungen machen:
Beispiel
Â
Der Käufer eines MP3Players (iPod nano) machte seinem Ärger
über ein defektes Display in seinem Blog Luft. Schon kurze Zeit
später berichteten zahllose weitere Käufer in Kommentaren und
anderen Blogs über dasselbe Problem. Erst aufgrund des hohen
Drucks durch die zunehmende Diskussion um die Qualität der
AppleProdukte gab das Unternehmen nach und gestand eine
mangelnde Qualität des Bauteils ein. Nur mit einer Umtausch
aktion konnte Apple das ramponierte Vertrauen wieder herstel
len. Die Blogs dürften in diesem Fall jedoch vor allem beschleu
nigend gewirkt haben, denn auch auf anderen Wegen wäre
früher oder später wahrscheinlich über das schadhafte Bauteil
berichtet worden.
34
Die wichtigsten Anwendungen
In Deutschland bekam die renommierte Werbeagentur Jung
von Matt die Macht der Blogs zu spüren:
Beispiel
Â
Nachdem der Firmenchef JeanRemy von Matt in einer EMail
die Blogs zunächst wenig schmeichelhaft als „Klowände des
Internet“ bezeichnet hatte, musste er sich nach erheblichen
Protesten in der BlogSzene, die dann wiederum ein Thema für
konventionelle Medien wurden, für diese Äußerung entschuldi
gen.
Beeinflussungen unerwünscht
Äußerst empfindlich reagiert man in der Blogosphäre auch
auf Manipulationsversuche durch Unternehmen.
Beispiel
Â
So geriet etwa der Anbieter von HandyKlingeltönen Jamba
massiv in die Kritik, als der Verdacht aufkam, dass Jamba
Mitarbeiter durch positive Kommentare über das Unternehmen
in zahlreichen Blogs gute Stimmung machen wollten, nachdem
zuvor im bekannten Blog Spreeblick (www.spreeblick.com) über
zweifelhafte Machenschaften bei der Vermarktung von Down
loadAbonnements berichtet worden war. Die große Aufregung
in der BlogSzene führte schließlich auch dazu, dass klassische
Medien sich dieses Themas annahmen und kritisch über das
Geschäftsgebaren von Jamba berichteten.
Blogs: Publizieren für jedermann
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Erst nach einem BlogBeitrag zum KlingeltonAnbieter Jamba be
richteten auch andere Medien über die Geschäftspraktiken des Un
ternehmens.
Beispiel
Â
Nicht ganz so große Wellen schlug zuletzt der Versuch des
ParfumHerstellers Calvin Klein, durch gezielte Einträge in
einigen Blogs ein neues Produkt zu bewerben, wobei sich die
Mitarbeiter der beauftragten MarketingAgentur als ganz
normale Nutzer ausgaben. Zumindest innerhalb der BlogSzene
reagierte man wiederum mit einiger Empörung auf dieses
Vorgehen.
Auch schon der Versuch, unabhängige Blogs durch Anreize
materieller Art zu beeinflussen, wird in der Blogosphäre nicht
gerne gesehen.
36
Die wichtigsten Anwendungen
Beispiel
Â
So erlebte etwa der Autohersteller Opel einen Reinfall, als
einigen Bloggern ein Testwagen samt einer Aufwandspauschale
zur Verfügung gestellt wurde, um über ein neues PkwModell zu
berichten. Da zumindest die finanziellen Zuwendungen zuvor
nicht bekannt gemacht wurden, stieß dieses Vorgehen in der
BlogSzene auf heftigen Widerstand, da man hier den Versuch
einer gezielten Beeinflussung der unabhängigen Blogs ver
mutete.
Bedeutung der Blogs für Unternehmen
Blogs haben in zweierlei Hinsicht erheblichen Einfluss auf
Unternehmen. Zum einen können Produkte, Marken oder
auch Unternehmen selbst zum Thema in Blogs werden, was
unter Umständen entsprechende Reaktionen notwendig
macht.
Obligatorisch für jedes Unternehmen sollte daher in jedem Fall eine Be
obachtung der Aktivitäten in den Blogs sein.
Am einfachsten lässt sich dies über die Nutzung der speziali
sierten BlogSuchmaschinen wie
ƒ Technorati (www.technorati.com),
ƒ Blogpulse (www.blogpulse.com) oder die
ƒ GoogleBlogsuche (blogsearch.google.de)
erreichen.
Blogs: Publizieren für jedermann
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BlogWatching sollte für die meisten Unternehmen mittlerweile
selbstverständlich sein.
Zum anderen können Unternehmen oder Organisationen
selbst versuchen, eigene Blogs zu realisieren und diese in ihr
MarketingInstrumentarium einzubeziehen. Derartige Unter
nehmensblogs können dabei Formen annehmen.
Beispiel
Â
Denkbar sind etwa Blogs engagierter Mitarbeiter. Genauso gut
können aber auch Firmenchefs selbst zur virtuellen Feder grei
fen und ein Blog führen (sofern die notwendige Zeit dafür
vorhanden ist). Für einzelne Produkte lassen sich ebenfalls
eigene Blogs starten. Auch für gezielte Kampagnen sind speziel
le Blogs denkbar.
38
Die wichtigsten Anwendungen
Zu den erfolgreichen Beispielen eines KampagnenBlogs aus
der jüngeren Vergangenheit gehört etwa das von Volkswagen
initiierte SchlämmerBlog (schlaemmerblog.tv), in dem der
steinige, dabei aber höchst unterhaltsame Weg der TV
Kultfigur Horst Schlämmer zum Führerschein beschrieben
wird. Allerdings gab es auch hier zunächst einige Irritationen,
da nicht von Anfang an ersichtlich war, dass es sich bei dem
Blog um eine Aktion von Volkswagen handelte. Nachdem das
Blog es bereits zu einiger Popularität gebracht hatte, stellte
das Unternehmen dies in einem BlogEintrag dann immerhin
doch gerade noch rechtzeitig klar.
Populärer deutschsprachige Blogs
Populäre Blogs im
deutschsprachigen
Raum
Inhalt
BildBlog
(www.bildblog.de)
Kritische Berichterstattung
(Watchblog) zur
BildZeitung
Spreeblick
(www.spreeblick.de)
Deutschsprachiger WebBlog
Pionier mit breit gefächerten
Inhalten
Law Blog
(www.lawblog.de)
Blog zu juristischen Themen
Netzpolitik
(www.netzpolitik.org)
Blog zu Themen der Informati
onsgesellschaft und Bürgerrech
ten im digitalen Zeitalter
Wikis
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Der Shopblogger
(www.shopblogger.de)
Beobachtungen und Alltagsge
schichten aus der Perspektive
eines Konsumenten
Ehrensenf
(www.ehrensenf.de)
VideoBlog mit amüsanten,
skurrilen und nützlichen Inter
netLinks
Medienrauschen
Blog zu aktuellen Themen und
(www.medienrauschen.de) Trends der deutschen Medien
landschaft
Wikis
Von den Blogs unterscheiden muss man die so genannten
Wikis. Als Wiki werden Webseiten bezeichnet, die von den
Nutzern nicht nur gelesen, sondern auch direkt geändert
werden können. Während ein Blog also einen primären Autor
(bzw. eine Autorengruppe) hat, und die Leser lediglich über
Kommentare die Möglichkeit zur Stellungnahmen haben, sind
bei den Wikis alle Nutzer quasi gleichberechtigt und können
gemeinsam Beiträge verfassen.
Wikipedia
Das bekannteste Wiki ist die OnlineEnzyklopädie Wikipedia
(www.wikipedia.org). Jeder Leser eines Artikels kann hier
direkt aktiv als Autor an den Inhalten mitschreiben und vor
handene Beiträge bearbeiten oder neue Artikel einstellen.
40
Die wichtigsten Anwendungen
Eine große Gefahr eines solch offenen Systems ist, dass In
teressensgruppen oder auch Einzelpersonen diese Möglich
keit nutzen, um Beiträge in ihrem Sinne zu manipulieren
bzw. abzuändern. Artikel über unliebsame Personen oder
Organisationen können etwa verunstaltet (Vandalismus)
werden, während andere Beiträge geschönt werden. In den
meisten Fällen werden derartige Eingriffe durch andere en
gagierte Nutzer zumeist jedoch recht schnell erkannt und
rückgängig gemacht.
Obwohl die Wikipedia im Großen und Ganzen recht zuverläs
sige Informationen bietet, stößt diese Art der gemeinsamen
Informationsbereitstellung aus diesem Grund an ihre Gren
zen, wie etliche Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit
gezeigt haben. Mittlerweile gibt es viele Artikel, die für die
Bearbeitung durch die normalen Anwender gesperrt sind.
Diese können keine direkten Veränderungen vornehmen,
sondern lediglich Vorschläge für Korrekturen und Ergänzun
gen machen.
Wikis im Unternehmen
Wikis sind vor allem für den Einsatz im Unternehmen selbst
geeignet. So können Wikis etwa als Kommunikationsplatt
form für Teams bzw. Arbeitsgruppen verwendet werden.
Wikis lassen sich dazu ohne großen Aufwand einrichten und
verwalten. Die Teilnahme selbst verlangt ebenfalls keine
größeren Kenntnisse. Entsprechende SoftwareProdukte sind
ebenso wie viele BlogSysteme als OpenSourceSoftware
kostenfrei nutzbar.
Communities – Gruppen im Web
41
Beispiel
Â
Bekannte Programme sind etwa ZWiki (www.zwiki.org), TikiWiki
(www.tikiwiki.org) oder TWiki (www.twiki.org). Eine speziell für
den Einsatz in Unternehmen entwickelte WikiSoftware ist
Confluence (www.atlassian.com/software/confluence), aller
dings handelt es sich hierbei um eine kommerzielle Software,
für die eine entsprechende Lizenzgebühr zu zahlen ist.
Die Einfachheit der Wikis macht sie im Rahmen von Know
ledgeManagementLösungen zu einer interessanten Alter
native zu deutlich teureren komplexen Lösungen, die von den
Mitarbeitern nur in geringem Umfang genutzt werden.
Nachdem Wikis zunächst vor allem im Bereich von IT
Projekten zum Einsatz kamen, hat sich das Anwendungs
spektrum mittlerweile auf das allgemeine Wissensmanage
ment erweitert.
Auch in kleineren Unternehmen, für die spezielle Knowledge
ManagementLösungen ohnehin viel zu komplex und aufwändig sind,
können Wikis oder auch Blogs eine effektive und kostengünstige Mög
lichkeit sein, vorhandenes Wissen und Knowhow allen Mitarbeitern zu
gänglich zu machen.
Communities – Gruppen im Web
Die zweite wichtige Komponente, die den meisten Personen
neben den Blogs einfällt, wenn man sie zum Web 2.0 befragt,
sind die so genannten Communities.
Als solche Communities bezeichnet man Gruppen von Men
schen, die über InternetPlattformen miteinander in Kontakt
42
Die wichtigsten Anwendungen
treten und kommunizieren oder diese Möglichkeiten nutzen,
um sich selbst oder eigene Werke zu präsentieren.
In der Literatur wird der Begriff der Communities (Social
Software) dabei häufig sehr weit gefasst. So werden etwa
neben OnlinePlattformen wie MySpace (www.myspace.com),
YouTube (www.youtube.com) oder Flickr (www.flickr.com)
häufig auch Kommunikationssoftware wie die verschiedenen
Instant Messenger wie etwa ICQ und AIM oder sogar VoIP
Angebote wie Skype hier einsortiert.
Der Hype um den Begriff Web 2.0 hat sich gerade an Ange
boten wie YouTube oder MySpace entzündet. In nur wenigen
Jahren entwickelten sich einige dieser Plattformen von Ni
schenangeboten zu den meistbesuchten Internetseiten.
Allerdings bleibt das Geschäftsmodell dieser Online
Plattformen bislang häufig immer noch verborgen, denn
außer einigen Einnahmen durch Platzierung von Werbung
auf den Seiten generieren die meisten Angebote keinen wei
teren Umsatz, da die Nutzung der Plattformen zumeist gratis
möglich ist. Trotzdem war etwa Google im letzten Herbst
bereit, umgerechnet rund 1,3 Milliarden Euro (in eigenen
Aktien) für die VideoPlattform YouTube zu zahlen. Für ein
noch nicht einmal zwei Jahre altes Unternehmen mit rund 70
Mitarbeitern und kaum nennenswerten Umsätzen ein nicht
unbeträchtlicher Preis.
Schon 2005 hatte MySpace einen Käufer gefunden. Im Ver
gleich zum Preis für YouTube nehmen sich die rund 580 Mil
lionen Dollar, die der MedienTycoon Robert Murdoch für
Communities – Gruppen im Web
43
diese Community zahlen musste, dabei sogar noch ver
gleichsweise bescheiden aus.
YouTube
YouTube (www.youtube.com) ist eine auf die Wiedergabe von
Videos spezialisierte Plattform. Registrierte Nutzer können
hier eigene Videos hochladen und somit der Öffentlichkeit
zugänglich machen. Vor allem noch unbekannte Musiker
nutzen das Angebot, um ihre eigenen Videos oder Live
Aufnahmen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Häufig werden aber auch Ausschnitte aus Fernsehsendungen
oder Filmen gepostet, weshalb es schon häufiger zu juristi
schen Auseinandersetzungen aufgrund von Verstößen gegen
das Urheberrecht gekommen ist. Einige große Fernsehsender
sind inzwischen jedoch Partnerschaften mit YouTube einge
gangen, wodurch sich diese Problematik zumindest etwas
entschärft hat.
Die Nutzer haben nicht nur die Möglichkeit, diese Videos
anzuschauen, sondern können die Videos der anderen Teil
nehmer kommentieren und bewerten. Zudem können die
Inhalte auch abonniert werden, sodass ein Nutzer dann au
tomatisch über neue Videos zu seinen Interessengebieten
oder von seinen bevorzugten Anbietern informiert wird.
44
Die wichtigsten Anwendungen
YouTube ist eines der Flaggschiffe im Web 2.0.
Die Popularität von YouTube ist nach wie vor ungebrochen.
Nach Angaben des Unternehmens werden derzeit zehntau
sende neuer Videos pro Tag auf der Plattform veröffentlicht.
Die Zahl der pro Tag abgerufenen Videos liegt im dreistelligen
Millionenbereich.
Neben Musikern nutzen auch viele Künstler und Kreative aus
anderen Bereichen diese Plattform, um ihre Werke oder auch
sich selbst einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch
einige kleinere Fernsehsender nutzen mittlerweile YouTube,
um hierüber ein weltweites Publikum zu erreichen und strah
len hierüber regelmäßig einige Beiträge aus.
Immer öfter schaffen es unbekannte Gruppen, durch YouTu
beVideos bis in die Charts zu kommen. Präsentationen von
Communities – Gruppen im Web
45
Künstlern erreichen hierüber eine Öffentlichkeit, die sonst
kaum zu erreichen wäre.
Viele der hier veröffentlichten Filme gelangen zu Kultstatus
und finden dann auch den Weg in andere Medien, denn auf
der Suche nach originellen Inhalten bedienen sich immer
öfter auch andere Webseiten und Medien des YouTube
Angebots. Jüngstes Beispiel ist etwa die RentnerBand The
Zimmers, die mit ihrer Interpretation von My Generation die
Charts stürmten, nachdem sie über YouTube zum Kult ge
worden waren.
Auch einfache, dafür aber originell gemachte Werbespots
können hierüber selbst ohne teure Fernsehsausstrahlung eine
erhebliche Reichweite bekommen.
Angesichts der abnehmenden Bedeutung anderer Werbeformen kann die
Veröffentlichung von Werbespots auf dieser Plattform Unternehmen ei
nen erheblichen Zusatznutzen einbringen.
Eine besondere Rolle für die Verbreitung übernehmen popu
läre Blogs, die sich auf die Präsentation von besonders inte
ressanten und sehenswerten WebFundstellen spezialisiert
haben. In Deutschland gehört hierzu etwa das bereits er
wähnte EhrensenfBlog.
MySpace
Die OnlineCommunity MySpace (www.myspace.com) er
möglicht es den Nutzern, sich selbst zu präsentieren und
Kontakte zu anderen MySpaceBesuchern aufzubauen, die
ähnliche Interessensgebiete besitzen.
46
Die wichtigsten Anwendungen
Die Teilnehmer bekommen dazu kostenfreien Webspace, um
Fotos, Videos oder andere Dateien zugänglich zu machen.
Auch das Einrichten eines persönlichen Blogs ist hierüber
möglich. Zudem können anhand der angelegten Benutzerpro
file schnell Teilnehmer ausfindig gemacht werden, mit denen
man Interessen oder Vorlieben teilt. Ein weiteres charakteris
tisches Element von MySpace ist der Aufbau von Netzwerken,
zu denen man Freunde oder Bekannte einlädt und die dann
einfacher miteinander kommunizieren können.
Nach Angaben von MySpace gibt es bereits über 160 Millio
nen Mitglieder (Mai 2007) und der Zulauf ist weiterhin hoch.
Die Website von MySpace gehört derzeit zu den fünf popu
lärsten englischsprachigen Websites im Internet, allerdings
ist das Interesse an dieser Community in Europa und insbe
sondere in Deutschland nicht ganz so groß. Immerhin kann
die deutsche Version (de.myspace.com) bereits gut ein halbes
Jahr nach dem Start bereits mehr als 2,5 Millionen registrier
te Nutzer vorweisen.
Für Unternehmen, insbesondere aus dem Bereich der Kon
sumgüterindustrie, bietet MySpace die Möglichkeit, frühzei
tig neue Trends und Entwicklungen zu erkennen. Auch durch
Schaltung von Werbung auf diesen Seiten lässt sich die für
viele Werbetreibende attraktive Kundengruppe der MySpace
Community gezielt ansprechen,
Xing
Während die beiden zuvor genannten Beispiele vor allem von
eher jugendlichen Personen zur Unterhaltung bzw. Freizeit
Communities – Gruppen im Web
47
gestaltung genutzt werden, richtet sich die Social
Networking Site Xing (früher unter dem Namen OpenBC
bekannt) vor allem an berufliche Nutzer.
Xing (www.xing.de) ermöglicht es, ein Netzwerk von berufli
chen (aber auch privaten) Kontaktpersonen aufzubauen. Dazu
legen die Teilnehmer wiederum zunächst ein eigenes Profil
an und tragen ihre vorhandenen Kontakte ein, wobei diese
Personen diesen Vorgang zunächst bestätigen bzw. zulassen
müssen. Dadurch, dass man seinen Kontakten den Zugriff auf
das eigene Adressverzeichnis ermöglicht und dann selbst
auch auf die Kontaktlisten dieser Personen zugreifen kann,
weitet sich die Zahl der kontaktierbaren Personen rasch aus.
Zur Grundidee von Xing gehörte es, die schon seit langem
bekannte Faustregel, dass jeder Mensch über maximal sechs
Stationen mit jedem anderen Menschen bekannt ist, in der
Praxis nachzubilden.
Auf diesem Wege können dann durch gemeinsame Bekannte
schnell z. B. ehemalige Arbeitskollegen oder Freunde aus
Studienzeiten wiedergefunden werden. Letztlich entsteht ein
persönliches Netzwerk, über das man schnell mögliche An
sprechpartner für bestimmte Projekte ausfindig machen
kann. Und schließlich steht man selbst einem großen Kreis
von Personen als potenzieller Ansprechpartner zur Verfügung.
Nach dem Anlegen eines Profils können Nachrichten an an
dere Nutzer verschickt werden, es können Gruppen zu be
stimmten Themen gegründet und Foren genutzt werden. Vor
allem bietet Xing jedoch die Möglichkeit, sich auf einen Blick
48
Die wichtigsten Anwendungen
darüber zu informieren, wo die vorhandenen Kontakte aktuell
gerade zu finden sind.
Gerade für Personen, die häufiger die Position innerhalb eines
Unternehmens oder auch den Arbeitgeber wechseln, kann
dieser Dienst als stets aktuelles Adressverzeichnis genutzt
werden, denn alle Änderungen, die ein Mitglied in seinen
Daten vornimmt, werden damit automatisch den anderen
Teilnehmern mitgeteilt. Über diverse Suchfunktionen finden
sich zudem schnell die jeweils relevanten Ansprechpartner
und Entscheidungsträger.
Ein Dienst wie Xing kann Ihnen helfen, ihre vorhandenen Kontakte auf
recht zu erhalten und neue Kontakte zu knüpfen. Auch das Auffinden von
Experten und potenziellen Geschäftspartnern kann über ein solches
Netzwerk deutlich beschleunigt werden.
Social Shopping
Im echten Leben orientieren sich viele Verbraucher bei ihren
Kaufentscheidungen an den Empfehlungen von Bekannten
oder Freunden. Haben diese gute Erfahrungen mit einem
Produkt oder einem Unternehmen gemacht, spricht einiges
dafür, dass man auch selbst mit einer Entscheidung für diese
Angebote nicht viel falsch machen kann.
Derartige Verbraucherempfehlungen nutzt ein Online
Kaufhaus wie Amazon schon seit längerem, indem es die
Kunden die Möglichkeit bietet, OnlineRezensionen über die
bei Amazon angebotenen Artikeln zu veröffentlichen. Andere
Kunden haben zudem wiederum die Möglichkeit die Qualität
Communities – Gruppen im Web
49
dieser Rezension zu bewerten, sodass zusätzlich gleich noch
eine Art von Qualitätskontrolle für die Rezensenten einge
führt wird.
Weitergeführt wird diese Idee von den MundzuMund
Empfehlungen in den eigens eingerichteten Social Shopping
Plattformen. Hier schreiben Verbraucher ebenfalls über ihre
Erfahrungen mit bestimmten Produkten und wenn andere
Nutzer aufgrund dieser Empfehlung das Produkt dann über
die hier enthaltenen Links in einem angeschlossenen Online
Shop kaufen, erhalten die Tippgeber eine Provision. Auch hier
werden die Rezensionen wiederum durch die anderen Nutzer
bewertet, sodass unsachliche oder unbrauchbare TippGeber
zumindest auf Dauer keine Chance haben sollten.
Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört etwa das ameri
kanische Angebot this next (www.thisnext.com), in Deutsch
land ist kürzlich die Plattform Shoppero (www.shoppero.com)
an den Start gegangen, die sich an diesem Vorbild orientiert.
Speziell für Geschenkideen gibt es seit kurzem die Plattform
Edelight (www.edelight.de), die die Besucher bei der oftmals
schweren Auswahl passender Geschenke durch Tipps anderer
Teilnehmer unterstützen will.
Communities und die Folksonomy
Ein besonderes Merkmal in vielen OnlineCommunities ist die
gemeinsame Klassifizierung von Inhalten über die so genann
ten Tags (Etiketten).
50
Die wichtigsten Anwendungen
Diese Tags sollen das Auffinden der Objekte (z. B. Videos,
Fotos etc.) in den immer größer werdenden Datensammlun
gen erleichtern. Durch die Vergabe von Tags soll damit die
feste Einordnung in jeweils ganz bestimmte Kategorien, wie
sie etwa in WebKatalogen verwendet wird, verhindert wer
den.
Der Nachteil von festen Verzeichnisstrukturen liegt darin,
dass die Einordnungen immer nur einen Kompromiss darstel
len können. Ein Objekt lässt sich zumeist unter völlig ver
schiedenen Aspekten sehen und daher auch höchst unter
schiedlich einordnen.
Beispiel
Â
Nehmen Sie z. B. eine Fotosammlung, in der Sie ein aktuelles
Urlaubsfoto Ihrer Kinder am Strand einsortieren möchten. Sie
müssen sich hier zwischen zahlreichen Ordnungsmöglichkeiten
(z. B. Urlaub 2007, Strandfotos, Kinder etc.) entscheiden.
Welche dieser Rubriken Sie letztlich wählen, ist dabei vor
allem eine Ansichtssache. Solange Sie nur ein solches Ver
zeichnis für sich selbst erstellen, macht dies nicht so viel aus,
allerdings müssen Sie auch hier schon möglichst konsistent
arbeiten und stets dieselben Kriterien anlegen, um die Über
sicht zu behalten.
Anders ist die Lage jedoch dann, wenn z. B. InternetKataloge
geführt werden, in denen verschiedene Personen entspre
chende Einordnungen vornehmen, und die dann von Dritten
genutzt werden.
Communities – Gruppen im Web
51
Beispiel
Â
Ein Foto des Eiffelturms könnte hier etwa sowohl unter Paris als
auch unter Architektur, Sehenswürdigkeiten oder ähnlichen
Schlagworten geführt werden. Da eine andere Person im Grunde
nicht wissen kann, unter welchem Oberbegriff die Einordnung
nun erfolgt ist, wird die Suche unnötig erschwert.
Mit der Vergabe von Tags sollen diese Nachteile der festen
Zuordnung zu bestimmten Oberbegriffen (Taxonomie) ver
hindert werden. Häufig können alle Nutzer einer Community
diese Tags für die veröffentlichten Objekte vergeben, sodass
diese Art der Verschlagwortung nicht allein auf den Anbieter
beschränkt bleibt. Ein Objekt kann damit auf einfache Weise
zahlreiche Tags bekommen und ist künftig unter all diesen
Kategorien zu finden.
Über die TagClouds können dann Inhalte zu populären The
men gefunden werden. Hierbei werden die häufig vergebenen
Tags aufgelistet. Die Schriftgröße der einzelnen Einträge
verweist dabei auf die jeweilige Popularität der einzelnen
Tags.
52
Die wichtigsten Anwendungen
Die Größe der Einträge in den TagClouds zeigt an, wie populär be
stimmte Themen sind.
Die Vergabe dieser Tags durch die Gemeinschaft der Nutzer
wird häufig auch als Folksonomy bezeichnet.
Beispiel
Â
Zu den bekanntesten Beispielen für dieses Verfahren gehört
etwa die BookmarkCommunity del.icio.us (http://del.icio.us), in
der die Nutzer ein OnlineVerzeichnis ihrer WebLesezeichen
anlegen können. Diese eigenen LieblingsLinks kann man auf
Wunsch öffentlich zugänglich machen und man hat hier ebenso
Zugriff auf die LesezeichenListen anderer Teilnehmer, die ihre
Linklisten freigegeben haben. Durch das gemeinsame Tagging
wird gewissermaßen die Intelligenz der Masse zur Verschlag
wortung der Objekte genutzt.
MultimediaAnwendungen
53
Ein Paradebeispiel für das gemeinsame Tagging ist auch die
FotoCommunity Flickr (www.flickr.com), die mittlerweile
zum OnlinePortal Yahoo gehört. Über die hier integrierte
TagSuche lassen sich Fotos zu populären Themen schnell
auffinden. Mit über vier Millionen registrierten Teilnehmern
und mehr als 250 Millionen Bildern ist Flickr eine der ganz
großen ThemenCommunities im Web. Die Qualität vieler der
hier öffentlich zugänglichen Aufnahmen ist ganz beachtlich,
natürlich gibt es aber auch viele Fotos, die wohl nur im pri
vaten Umfeld der jeweiligen Anbieter von Bedeutung sind.
Zumindest als Anregung für eigene Fotos ist ein Besuch die
ser Webseite in jedem Fall angeraten.
Auch für Wissensdatenbanken im Intranet bietet sich diese
Art der gemeinsamen Verschlagwortung durch das Tagging
an, indem die Nutzer selbst bestimmen können, unter wel
chen Suchbegriffen einzelne Beiträge gefunden werden
können.
MultimediaAnwendungen
Im Web 2.0 spielen multimediale Daten eine immer wichtige
re Rolle. Die InternetSurfer wollen nicht mehr nur aus
schließlich (bebilderte) Texte vorgesetzt bekommen, sondern
auch bewegte Bilder (Videos) oder Audiobeiträge abrufen
können. Dank weiter vereinfachter Techniken lassen sich
derartige Inhalte mittlerweile einfach erstellen und anbieten.
54
Die wichtigsten Anwendungen
PodcastAngebote
Ein weiterer Begriff, der daher häufig im Zusammenhang mit
Web 2.0 genannt wird, ist Podcast. Dieses Wort ist eine Zu
sammensetzung aus zwei Bestandteilen, wobei der populäre
MP3Player iPod die erste Komponente liefert, während der
zweite Namensbestandteil von Broadcast (dem englischen
Begriff für Sendung bzw. Übertragung) herrührt.
Als Podcast werden daher online abrufbare Beiträge (Ton
oder VideoDokumente) bezeichnet. Die Herstellung und das
Anbieten derartiger Beiträge werden entsprechend als Pod
casting bezeichnet.
Üblicherweise handelt es sich bei einem Podcast nicht um
einzelne Beiträge, sondern um mehrere Beiträge, die mehr
oder weniger regelmäßig ausgestrahlt werden. Am einfachs
ten lässt sich ein Podcast wie eine regelmäßige Radio oder
Fernsehsendung betrachten, die im Internet zur Verfügung
gestellt wird und damit unabhängig von einem festen Aus
strahlungstermin abgerufen werden kann.
Die Podcasts werden in den gängigen Dateiformaten wie
etwa MP3 (Audio) oder MOV und MP4 (Video) ausgestrahlt
und können damit über eine Empfangssoftware, den Podcat
cher, sowohl direkt am PC wiedergegeben, als auch auf mo
bile Player überspielt werden. Gerade als kostenfreies Materi
al für die MP3Player erfreuen sich die Podcasts großer Be
liebtheit.
Ein weiteres Merkmal eines „echten“ Podcasts ist die Mög
lichkeit zum Abonnement der Beiträge mittels der so ge
MultimediaAnwendungen
55
nannten Feeds. Die PodcastClients bzw. Podcatcher können
neue PodcastBeiträge dann automatisch auf den Rechner
der Anwender herunterladen, ohne dass dazu eine permanen
te Kontrolle der Webangebote notwendig ist.
Die Podcasts können üblicherweise kostenfrei heruntergela
den werden. Vor allem Fernseh und Radiosender nutzen
diese Option, um den Hörern bzw. Zuschauern populäre Sen
dungen oder Beiträge auch außerhalb der eigentlichen Aus
strahlungszeit anzubieten. Allerdings finden sich auch in
OnlineAusgaben von Zeitschriften und Zeitungen immer
öfter Audio und VideoPodcasts und auch in den ansonsten
eher textlastigen Blogs gibt es einen Trend, zumindest hin
und wieder einmal einen Videobeitrag als Podcast einzubin
den. Selbst in der Politik erkennt man zunehmend die Mög
lichkeiten, über Podcasts neue Zielgruppen zu erreichen.
Beispiel
Â
So bietet etwa die Bundeskanzlerin (www.bundeskanzlerin.de)
seit einiger Zeit einen solchen regelmäßigen VideoPodcast an.
Aber auch Unternehmen entdecken zunehmend die Möglich
keiten der Podcasts für ihre Unternehmenskommunikation.
Viele Firmen veröffentlichen neben eigenen Blogs daher auch
regelmäßige Podcasts. Für größere Unternehmen bieten sich
Podcasts auch als Alternative zum Firmenfernsehen an. Im
Intranet können auf diesem Wege dann Beiträge für die
Mitarbeiter ausgestrahlt werden.
56
Die wichtigsten Anwendungen
Neben großen Konzernen wie DaimlerChrysler, BASF oder
Starbucks nutzen aber auch immer mehr kleine und mittlere
Unternehmen die Podcasts, um hierüber Informationen für
Interessenten und Konsumenten bereitzustellen. Da die Her
stellung ansprechender Podcasts mittlerweile ohne all zu
großen technischen und finanziellen Aufwand möglich ist,
kann eigentlich jedes Unternehmen zum Podcaster werden.
Die komfortabelste Nutzung der Podcasts funktioniert über
die so genannten Podcatcher, die es in großer Zahl für alle
aktuellen Betriebssysteme gibt. Bekannte Windows
Anwendungen sind etwa Winpodder (www.winpodder.com)
oder Doppler (www.dopplerradio.net). Auch mit dem Apple
Programnm iTunes lassen sich Podcasts einfach abonnieren.
Beispiel
Â
Übersichten bzw. Kataloge mit deutschsprachigen Podcast
Angeboten finden Sie beispielsweise auf den Webseiten Pod
cast.de (www.podcast.de) und Podster (www.podster.de). Ein
großes internationales Verzeichnis ist etwa PodcastAlley
(www.podcastalley.com).
Feeds
Um neue PodcastBeiträge direkt an die Empfänger auszulie
fern wird diese Technik mit einem weiteren typischen Web
2.0Element kombiniert, dem so genannten Feed.
Über eine entsprechende Software auf den Rechnern der
Nutzer kann man sich bei einem Feed automatisch die je
weils neuesten Beiträge anzeigen lassen. Auf diese Weise ist
man wiederum jeweils auf dem neuesten Stand, ohne dazu
MultimediaAnwendungen
57
immer manuell die jeweiligen WebAngebote aufrufen zu
müssen.
Die bekanntesten Formate von Feeds sind Atom und RSS
Feeds, wobei vor allem das letztere eine große Bedeutung
erlangt hat. Feeds werden nicht nur zur automatischen
Verbreitung von Podcasts verwendet, sondern kommen auch
in vielen anderen Bereichen zum Einsatz. Die allermeisten
Blogs enthalten Feeds, um die Leser hierüber automatisch auf
neue Einträge aufmerksam zu machen. Darüber hinaus finden
sich Feeds auch auf Seiten mit aktuellen Nachrichten, Bör
seninformationen oder Wetterdaten etc.
Zur Nutzung derartiger RSSFeeds bieten bereits aktuelle
BrowserVersionen (Internet Explorer 7, Firefox 2) die not
wendigen Funktionen, auch in einigen EMailClients sind
entsprechende Module enthalten. Zusätzliche Software muss
dann nicht extra installiert werden. Allerdings bieten speziel
le Feedreader häufig noch deutlich mehr Komfort bei der
Nutzung der Feeds. Zum Abonnieren von PodcastFeeds ent
halten auch MediaPlayer, wie etwa das populäre Programm
iTunes, die notwendigen Komponenten.
Feeds lassen sich zudem einfach in andere Webseiten integ
rieren. Auf diese Weise können etwa aus verschiedenen
Nachrichtenquellen bestimmte Feeds auf individuell ange
passten Seiten zusammengefasst werden.
Mit vergleichsweise einfachen NachrichtenFeeds lassen sich
etwa Webseiten von Unternehmen um ein zusätzliches In
formationsangebot erweitern. Durch häufige Aktualisierun
58
Die wichtigsten Anwendungen
gen der Inhalte lässt sich dann auch die Zahl der Seitenabru
fe steigern.
Messaging
Während das Podcasting eine einseitige Form der Kommuni
kation darstellt, bei dem es den Produzenten (bzw. Sender)
und mehrere bzw. viele Konsumenten (Empfänger) gibt, bie
ten andere Techniken die Möglichkeit für eine direkte, inter
aktive Kommunikation.
Besonders populär sind in diesem Bereich die so genannten
Instant Messenger geworden, bei denen die Teilnehmer durch
Textmitteilungen miteinander kommunizieren. Über die
„BuddyListen“, in die man seine Kontakte einträgt, sieht
man hier sofort, ob diese momentan online oder offline sind.
Beispiel
Â
Zu den bekanntesten Programmen dieser Art gehören etwa ICQ
oder der AOL Instant Messenger (AIM), auch Microsoft hat mit
dem Live Messenger ein solches Produkt im Angebot.
Mittlerweile gehen die meisten dieser Programme weit über
den einfachen Austausch von Textnachrichten hinaus und
bieten auch VoiceChats oder sogar VideoChats an. Dabei
können sich in Telefon oder Videokonferenzen meist sogar
mehr als nur zwei Teilnehmer miteinander unterhalten.
Die Instant Messenger besitzen durch die Option, Kontaktlis
ten und Gruppen anzulegen, einige Parallelen zu anderen
CommunityAngeboten des Web 2.0. Darüber hinaus können
MultimediaAnwendungen
59
diese Instant Messenger auch als eine Konkurrenz bzw. Al
ternative zur konventionellen Telefonie angesehen werden.
Auch für den einfachen und schnellen Informationsaustausch
zwischen Mitarbeitern eines Unternehmens eignen sich diese
Tools hervorragend. Einige Tools bieten noch weitergehende
TeamarbeitOptionen und beinhalten etwa ein Whiteboard
zur gemeinsamen Erstellung von Skizzen oder einer gemein
samen Erstellung von Dokumenten. Ebenso bieten die meis
ten Instant Messenger eine bequeme Option zur Übermitt
lung von Dateien aller Art, die etwa im Vergleich zum Datei
versand per EMail Vorteile bietet.
Telefonieren und mehr mit Skype
Zu erheblicher Popularität unter WebSurfern hat es auch die
VoIPSoftware Skype (www.skype.com) gebracht. Das Pro
gramm ermöglicht kostenfreie Telefonate von PC zu PC. Ge
gen ein Entgelt sind darüber hinaus auch Verbindungen zu
Festnetz und Mobilfunkanschlüssen möglich (SkypeOut).
Ebenfalls gegen Entgelt kann man sich eine Festnetzruf
nummer zuweisen lassen, über die man dann auch aus ande
ren Festnetzanschlüssen oder vom Handy aus zum günstigen
Ortstarif erreichbar ist (SkypeIn).
Skype zeichnet sich anders als viele andere Internet
TelefonieLösungen zudem durch eine exzellente Sprachqua
lität aus und kann zudem problemlos auf den meisten PCs
genutzt werden. Sogar Videotelefonate sind mit den neueren
SkypeVersionen möglich.
60
Die wichtigsten Anwendungen
Auch für den Einsatz in Unternehmen bietet Skype verschie
dene Vorteile. So lassen sich durch die günstigen Tarife ins
besondere für Telefonate ins und aus dem Ausland gegenüber
den meisten anderen TelefonAnbietern Kosten einsparen.
Über die Einbindung von speziellen Schaltflächen (Skype
Buttons) in die eigenen Webseiten, können OnlineShops den
Kunden eine direkte und dabei kostenfreie Kontaktmöglich
keit per Skype anbieten. Vor allem bei sehr beratungsintensi
ven Produkten oder Dienstleistungen möchten ja nur die
wenigsten Konsumenten auf eine persönliche Betreuung
während des Kaufvorgangs verzichten, was hierüber dann
möglich ist. Die Interessenten klicken einen solchen Link
einfach an und schon wird die Verbindung aufgebaut. Vor
aussetzung ist natürlich, dass sie selbst Skype auch schon
nutzen.
Natürlich lassen sich diese SkypeButtons auch außerhalb
von OnlineShops auf beliebigen anderen InternetSeiten
verwenden, um hierüber eine direkte Kontaktmöglichkeit
anzubieten. Diese Schaltflächen sind dabei sogar so flexibel,
dass sie direkt den OnlineStatus des jeweiligen Anbieters
anzeigen können. Besucher der Webseite sehen dadurch dann
unmittelbar, ob der gewünschte Gesprächspartner momentan
überhaupt auf diesem Wege erreichbar ist.
Software im Web
61
Skype bietet speziell BusinessKunden einige interessante Optionen.
Software im Web
Durch die schnellen und preisgünstigen InternetAnschlüsse,
verbesserte Programmiertechniken, die weitgehende Brow
serStandardisierung und billigere Server und Speicherkapa
zitäten ist es im Web 2.0 möglich geworden, dass Sie An
wendungen online nutzen können, für die Sie früher eine
eigene Software auf Ihrem PC installieren mussten.
WebMailer
Zu den bekanntesten Beispielen dieser Art zählen etwa die
WebMailer. Moderne Benutzeroberflächen für die Nutzung
eines EMailDienstes bieten mittlerweile weitgehend diesel
62
Die wichtigsten Anwendungen
ben Möglichkeiten wie bei Nutzung eines eigenständigen
EMailProgramms auf dem Rechner selbst.
Beispiel
Â
So lassen sich EMails z. B. direkt im Browserfenster per Drag &
Drop in Ordner verschieben, die man zuvor durch den Aufruf des
Kontextmenüs per Rechtsklick mit der Maus angelegt hat.
Auch im Hinblick auf das Layout unterscheidet das Erschei
nungsbild des EMailDienstes im Web dann nichts mehr
vom gewohnten Bild des MailClients mit der Ordnerleiste,
dem Posteingang und dem Vorschaufenster.
Für den Anwender ist bei der Nutzung eines solchen Ange
bots so gut wie kein Unterschied mehr zu Arbeit mit einem
lokalen Programm erkennbar. Microsoft hat seinen Hotmail
Dienst (www.hotmail.com) inzwischen auf eine derartige
Technik umgestellt und auch beim MailAngebot von GMX
(www.gmx.de) gibt es eine solche benutzerfreundliche Ober
fläche bereits.
OnlineTools
Es gibt inzwischen zahllose OnlineAngebote, mit denen sich
verschiedenste Aufgaben erledigen lassen. Wenn Sie bei
spielsweise ein Foto nachbearbeiten wollen, auf dem Rechner
aber keine Bildbearbeitungssoftware vorhanden ist, gibt es
zahlreiche Anbieter, die dies online ermöglichen.
Software im Web
63
Beispiel
Â
Snipshot (www.snipshot.com) etwa stellt für alle gängigen
Bildformate wie JPG, GIF, TIF oder PNG zumindest die wichtigs
ten Grundfunktionen einer Bildbearbeitung online bereit.
Populär sind ebenfalls Konvertierungstools, mit denen Sie
beispielsweise Textdokumente ins PDFFormat umwandeln
können. Selbstverständlich sind auch andere Dateikonvertie
rungen, etwa zwischen verschiedenen Bildformaten, möglich.
Beispiel
Â
Ein OnlineAngebot, das zahlreiche dieser Konvertierungen
ermöglicht, ist etwa Zamzar (www.zamzar.com).
Zumeist gibt es bei diesen Konvertierungstools allerdings
einige Einschränkungen, etwa im Hinblick auf die Dateigröße.
So ist etwa beim erwähnten Bildbearbeitungswerkzeug
Snipshot die Dateigröße auf 10 MByte beschränkt, bei Zam
zar dürfen die einzelnen Dokumente nicht größer als 100
MByte sein. Zumindest für Gelegenheitsanwender dürften
derartige OnlineTools eine große Hilfe sein. Auch mobile
Anwender, die auf ihrem Notebook nicht noch einmal eine
umfangreiche Softwaresammlung anlegen wollen, dürften
mit derartigen Angeboten bereits gut bedient sein.
Textverarbeitung, Tabellen und mehr
Auch bei den für die meisten beruflichen PCAnwender un
umgänglichen OfficeAnwendungen wie Textverarbeitung
und Tabellenkalkulation gibt es bereits diverse Online
Versionen.
64
Die wichtigsten Anwendungen
Beispiel
Â
Das wohl bekannteste und populärste Angebot dieser Art ist das
OfficePaket von Google (Google Text & Tabellen).
Die Textverarbeitungskomponente hat Google dabei von
einem anderen Softwareunternehmen übernommen, das
dieses Programm zuvor unter dem Namen Writely angeboten
hatte. Die Tabellenkalkulation Spreadsheets ist dagegen eine
echte GoogleEigenentwicklung.
Zumindest die Grundfunktionen, wie man sie aus konventio
nellen OfficeProgrammen kennt, beherrscht auch diese im
Browser nutzbare Software. Inzwischen hat Google noch eine
weitere Firma übernommen, die an einem Online
Präsentationsprogramm arbeitet. Damit dürfte dann bald
auch eine OnlineAlternative zu Powerpoint in das Google
Angebot aufgenommen werden.
Ein anderes OnlineOffice ist das ThinkFree Office
(www.thinkfree.com). Hier gibt es neben einer Textverarbei
tung (Write) und einer Tabellenkalkulation (Calc) bereits eine
solche Präsentationssoftware (Show). Hinsichtlich der Benut
zeroberfläche sind diese Anwendungen an den bekannten
OfficeProdukten von Microsoft orientiert.
Zu einiger Bekanntheit hat es auch die Online
Softwaresammlung Zoho (www.zoho.com) gebracht, wo es
neben zahlreichen anderen Tools ebenfalls die Komponenten
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoft
ware gibt. Zoho hat darüber hinaus viele spezielle Business
Software im Web
65
Anwendungen im Angebot, etwa eine CRMSoftware oder
eine Planungslösung (Zoho Projects). Für die Nutzung der
CRMSoftware mit mehr als drei Teilnehmern erhebt Zoho
eine Gebühr, bei Zoho Projects muss gezahlt werden, wenn
mehr als ein Projekt geplant wird, alle anderen Programme
aus dem ZohoAngebot sind derzeit kostenfrei nutzbar.
Bei Zoho wird das Angebotsspektrum an OnlineAnwendungen per
manent erweitert.
Das Unternehmen zielt damit vor allem auf die Gruppe der
Kleinunternehmen bzw. den Bereich Small Office / Home
Office. Nach Angaben des Unternehmens nutzen bereits mehr
als 200.000 zahlende Kunden die OnlineBürosoftware. Mitt
lerweile sieht man sich bei Zoho schon als künftigen Konkur
renten für Microsoft.
66
Die wichtigsten Anwendungen
Die Eignung derartiger OnlineLösungen für den Business
Einsatz wird allerdings durch mögliche Sicherheitsbedenken
eingeschränkt. So werden die Daten zumeist nicht über gesi
cherte Verbindungen übertragen, sodass diese Informationen
eventuell abgehört werden können. Auch eine Speicherung
von Daten auf den Servern der Anbieter könnte ein Hinder
nisgrund sein, da die Unternehmen keine direkte Kontrolle
mehr darüber haben. Zudem gibt es bei den meisten Angebo
ten dieser Art auch hinsichtlich des Speicherplatzes Be
schränkungen.
Vor und Nachteile von OnlineSoftware
Vorteile von Online
Software
ƒ Keine Lizenzkosten, oft
mals kostenfreie Nut
zungsmöglichkeiten
Nachteile von Online
Software
ƒ Begrenzte Funktionalität
ƒ Keine Installation und
keine Update
Notwendigkeit
ƒ Nur bei bestehender Onli
neVerbindung nutzbar
ƒ Viele Funktionen zur ge
meinsamen Bearbeitung
durch mehrere Nutzer
ƒ Datensicherheit bei Über
tragung der Daten häufig
nicht gegeben
ƒ Zugriff von jedem aktuel
len InternetRechner aus
möglich
ƒ Kein Einfluss auf die Da
tensicherheit bei Speiche
rung von Informationen
auf den Servern der
Dienstanbieter
67
Mashups
Mashups
Ein noch vergleichsweise neuer Trend innerhalb der Web 2.0
Kultur sind die so genannten Mashups. Als Mashup bezeich
net man Angebote, die durch Kombination mehrerer bereits
bestehender anderer Inhalte bzw. Dienste entstehen.
Ein Mashup kann also eigene Inhalte um andere Angebote
mit zusätzlichem Nutzen ergänzen.
Beispiel
Â
Am deutlichsten wird dieses Prinzip etwa bei zahlreichen Mas
hupAngeboten, bei denen geografische Daten des Kartendiens
tes Google Maps oder Satellitenbilder von Google Earth genutzt
werden.
Die Zahl von WebSites, die diese GeoDaten verwenden, um
den Besuchern einen Zusatznutzen zu offerieren, ist kaum
noch zu überschauen. So gibt es etwa zahlreiche Immobilien
Angebote, bei denen sich die potenziellen Hauskäufer gleich
über die genaue Lage ihres Wunschobjekts informieren, oder
sich Immobilienangebote in ihrer bevorzugten Wohngegend
anzeigen lassen können. Bei Mapits (www.mapits.de) haben
die Nutzer dabei etwa die Wahl zwischen einer Kartendar
stellung oder den Satellitenaufnahmen von Google Earth.
Auch in den Communities des Web 2.0 erfreuen sich die Geo
Daten großer Beliebtheit. So bietet etwa die schon erwähnte
FotoGemeinschaft Flickr die Möglichkeit, die hier veröffent
lichten Aufnahmen mit den dazugehörigen Orten zu verknüp
68
Die wichtigsten Anwendungen
fen, sodass sich nachverfolgen lässt, an welchem Platz be
stimmte Fotos entstanden sind.
Ein weiteres Mashup dieser Art ist das Nachschlagwerk Pla
ceopedia (www.placeopedia.com), das Einträge aus der Onli
neEnzyklopädie Wikipedia mit den dazugehörigen Örtlich
keiten auf den GoogleLandkarten verbindet.
Möglich wird die Erstellung von Mashups durch offene Pro
grammierschnittstellen (APIs), über die die Anbieter von
Diensten (wie etwa Google mit seinen Angeboten) den
Zugriff auf diese Inhalte ermöglichen.
Bei Mapits können sich Wohnungssuchende gleich ein genaues Bild
von der Lage der Objekte machen.
Neben den technischen Voraussetzungen für die Übernahme
von Daten muss natürlich auch das Einverständnis der Anbie
Mashups
69
ter zur Datenübernahme vorhanden sein. Längst nicht alle
DienstAnbieter werden es gerne sehen, wenn andere auf
ihre Informationen zugreifen, um diese wiederum in einem
kommerziellen Angebot zu verwenden.
Andere Mashups verbinden unterschiedliche FeedQuellen
auf einer neuen Webseite, um bestimmte Themen darzustel
len. Dabei lassen sich die einzelnen Feeds gezielt filtern und
sortieren, um aus den verschiedenen Quellen jeweils nur die
gewünschten Inhalte herauszuziehen.
So sind etwa Nachrichtenticker zu FirmenInformationen
börsennotierter Unternehmen denkbar, die dazu von zahlrei
chen Nachrichtendiensten zusammengetragen werden. Auch
aktuelle Nachrichten zu bestimmten Regionen oder Städten
lassen sich auf diesem Wege aus verschiedenen Quellen
zusammenstellen. Ebenso können etwa lokale Nachrichten
aus verschiedenen Quellen in einem Feed zusammengetragen
werden.
Die Nutzung solcher FeedZusammenstellungen auf Unternehmens
Webseiten kann den Besuchern einen spürbaren Zusatznutzen bringen
und die Attraktivität der eigenen Website damit deutlich steigern.
Eine besonders einfache Möglichkeit zum Erstellen von Mas
hups aus vorhandenen Feeds im RSS oder AtomFormat
bietet Yahoo Pipes (pipes.yahoo.com). Auch ohne spezielle
Programmierkenntnisse können hier nach dem Baukasten
prinzip mehrere FeedQuellen angezapft und mittels indivi
dueller Filter aus diesen Angeboten die jeweils relevanten
Meldungen herausgesucht werden. Nutzer, die auf diese
70
Die wichtigsten Anwendungen
Weise solche Pipes erstellt haben, können die Konstruktions
pläne ebenfalls veröffentlichen und anderen Nutzern zur
Verfügung stellen, die dann über einfache Anpassungen ihre
eigenen Mashups erstellen können. Die Erstellung der An
wendungen ist dabei direkt aus dem Browser heraus möglich,
eine spezielle AutorenSoftware wird nicht mehr benötigt.
Niemand anderes als Tim O´Reilly, der ja den Begriff Web 2.0
mitgeprägt hat, sieht in dieser einfachen Art der Informati
onszusammenstellung über Yahoo Pipes sogar einen weiteren
Meilenstein in der Entwicklung des Web.
Auch andere Unternehmen haben erkannt, dass es eine große
Nachfrage nach derartigen, einfach zu bedienenden Pro
grammen gibt, und bieten entsprechende Produkte an.
Beispiel
Â
So hat etwa Microsoft mit Popfly (www.popfly.ms) eine Lösung
zur Erstellung von Mashups im Angebot. Auch Google bietet ein
Tool zur Einbindung von Feeds an, allerdings richtet sich die
AJAX Feed API in Form einer JavaScriptProgrammbibliothek
eher an erfahrene Programmierer und weniger an Normalan
wender.
Neben Google mit seinen Geodaten gibt es mit Amazon noch
einen anderen Großen der Branche, der eigene Inhalte ande
ren Anbietern zur Verfügung stellt. So können etwa Website
Betreiber, die am AmazonPartnerprogramm teilnehmen
(www.amazon.de/partner) die sehr umfangreichen Katalog
datenbanken auch für ihre eigenen Websites nutzen.
Nützlich für Unternehmen? Ein Überblick
71
Darüber hinaus vermietet Amazon seine Serverkapazitäten
auch an andere Unternehmen. Über den Simply Storage Ser
ver (S3) können interessierte Firmen etwa Speicherplatz
anmieten. Sie zahlen hierfür lediglich eine vergleichsweise
geringe Miete für die beanspruchte Kapazität und das Über
tragungsvolumen.
Seit kurzem gibt es ein weiteres Mietangebot von Amazon,
mit dem Unternehmen sehr variabel ihre eigenen Server
Kapazitäten erweitern können. Elastic Computing Cloud heißt
diese Offerte, bei der sich die Interessenten sogar stunden
weise zusätzliche Serverkapazität anmieten können, um
kurzfristige Nachfragenspitzen zu bewältigen, ohne dazu
dauerhaft in zusätzliche Hardware investieren zu müssen.
Nützlich für Unternehmen?
Ein Überblick
In der folgenden Tabelle haben wir noch einmal die wichtigs
ten Bestandteile des Web 2.0 zusammengefasst und als klei
nen Vorgriff auf das nächste Kapitel ihre Bedeutung für Un
ternehmen kurz zusammengefasst.
Elemente
Relevanz für Unternehmen
von Web 2.0
ƒ Blogs
ƒ Beobachtung von Blogs ist erforderlich
ƒ Eigene Blogs als Mittel der Kommunikati
onspolitik bieten viele Möglichkeiten
72
Die wichtigsten Anwendungen
ƒ Wikis
ƒ Vor allem für interne Zwecke sinnvoll,
etwa als Wissensdatenbanken oder zur
Teamarbeit
ƒ Podcasts
ƒ Einfache und preiswerte Möglichkeit, im
Rahmen der Kommunikationspolitik mul
timediale Präsentationen einem großen
Empfängerkreis zugänglich zu machen
ƒ Kommuni ƒ Möglichkeit zur Senkung von Kommuni
kations
kationskosten
Software
ƒ Verbesserte Kommunikation zwischen
(Instant
TeamMitgliedern
Messenger,
ƒ Zusätzlicher Kommunikationskanal für
Skype)
Kunden
ƒ Online
Software
ƒ Einsparungspotenzial gegenüber konven
tioneller ClientSoftware
ƒ Communi
ties
ƒ Teilweise geschäftliche Einsatzmöglich
keiten wie etwa bei Xing möglich
ƒ Veröffentlichung eigener Videos
ƒ In ShoppingCommunities kann erfolgrei
che MundzuMundWerbung erreicht
werden
ƒ Mashups
ƒ Steigerung der Attraktivität eigener Web
angebote durch Einbindung zusätzlicher
Inhalte
73
Web 2.0 für Unternehmen
Das Web 2.0 bietet Unternehmen neue Möglichkeiten und
Chancen. Andererseits ist die permanente Weiterentwicklung
des Mediums Internet eine Herausforderung für Unterneh
men den Anschluss nicht zu verlieren. Deshalb ist es wichtig
zu wissen, wie Sie die Anwendungen des Web 2.0 in Ihrem
Unternehmen nutzen können.
In diesem Kapitel lesen Sie,
ƒ was ein Unternehmensblog bringt (S. 77),
ƒ wie das Web 2.0 Ihr Marketing verändern kann (S. 98) und
ƒ welchen Einfluss Web 2.0 auf Ihre Unternehmensstrategie
haben kann (S. 105).
74
Web 2.0 für Unternehmen
Ihr Unternehmen im Web 2.0
Dem Internet kann sich nahezu kein Unternehmen mehr
verschließen. Dies gilt nun erst recht für das Web 2.0. Selbst
mittlere und kleine Unternehmen, die das Netz bislang nur in
sehr geringem Maß einsetzen, sind von vielen Veränderun
gen, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden,
betroffen.
In den immer vielfältigeren OnlineCommunities werden
etwa neue Trends geboren. In Blogs können Unternehmen,
Marken oder Produkte schnell zum Thema werden und die
betroffenen Unternehmen müssen frühzeitig darauf reagie
ren, um nicht von negativer Publicity überrascht zu werden
oder mögliche Chancen zu verpassen.
Immer mehr Verbraucher nutzen das Web zur Informations
beschaffung und beziehen dabei auch unabhängige Quellen
wie Blogs oder VerbraucherCommunities, in denen Konsu
menten selbst ihre Erfahrungen mit bestimmten Produkten
oder Unternehmen schildern, in ihre Recherche mit ein. Ge
rade diesen neutralen Informationsangeboten wird dabei ein
hohes Maß an Vertrauen entgegengebracht.
Darüber hinaus bieten die neuen Kommunikationsmöglich
keiten des Web 2.0 sowohl im unternehmensinternen Einsatz,
sowohl im Rahmen von einfachen aber effektiven Lösungen
für das Wissensmanagement, als auch für die externe Kom
munikation zahlreiche neue Optionen, die den bisher genutz
ten Mittel überlegen sind.
Ihr Unternehmen im Web 2.0
75
Die Augen vor der Weiterentwicklung des Internet zu ver
schließen, kann sich daher eigentlich kein Unternehmen
mehr erlauben.
Publicity durch Web 2.0
Es gibt mittlerweile Angebote von Dienstleistern, die gegen
ein Honorar für Unternehmen die Überwachung von Blogs
übernehmen und bei Entdeckung von entsprechenden Beiträ
gen, das Unternehmen benachrichtigen.
Zumeist sind diese Dienste jedoch das Geld nicht wirklich
wert, denn eine Überwachung der Blogosphäre lässt sich
durch eigene Aktivitäten ohne großen Aufwand selbst reali
sieren. Im Grunde ist es ausreichend, ein paar weit verbreite
te BlogSuchdienste zu nutzen, und hier eine Watchlist an
zulegen. Bei einer solchen Liste werden dann alle neuen
BlogEinträge zu den vorgegebenen Suchbegriffen angezeigt.
Beispiel
Â
Einen entsprechenden Service bietet etwa die weltweit popu
lärste BlogSuchmaschine Technorati (www.technorati.com) an.
Zur Nutzung der Watchlists müssen Sie lediglich ein eigenes
Konto anlegen. Technorati durchsucht den eigenen Index dann
einmal pro Stunde nach den hier eingegebenen Begriffen und
listet die gefundenen BlogBeiträge auf. Einfache Abonnement
Suchfunktionen dieser Art sind auch in Feedreadern wie Blogli
ne (www.bloglines.com) oder dem Google Reader
(www.google.com/reader) enthalten, sodass Sie in jedem Fall
einen guten Überblick über das für Sie interessante Geschehen
in der BlogSzene behalten können.
76
Web 2.0 für Unternehmen
Da bereits die allermeisten Blogs von diesen Suchmaschinen
erfasst werden, ist das Risiko zudem gering, dass relevante
Äußerungen übersehen werden.
Entdecken Sie bei der BlogBeobachtung, dass es zu Proble
men kommt und Produkte oder das Verhalten des Unterneh
mens in die Kritik geraten sind, ist eine umsichtige Reaktion
erforderlich. Nicht angeraten ist es, direkt unter Umgehung
der BlogÖffentlichkeit mit dem jeweiligen Verfasser in Kon
takt zu treten, vielmehr sollte der Dialog öffentlich im Rah
men des Blogs stattfinden.
Auf berechtigte Kritik sollte sachlich eingegangen werden
und die Situation, wie sie sich aus Sicht des Unternehmens
darstellt, geschildert werden.
Vermeiden Sie in jedem Fall vorgefertigte Musterantworten oder Stan
dardfloskeln, wie sie in anderen Bereichen der Kundenkommunikation
häufig verwendet werden. In der BlogSzene wird immer eine individuel
le, persönliche Antwort erwartet.
Sie sollten zudem möglichst darum bemüht sein, einen po
tenziellen Streitfall nicht eskalieren zu lassen, sondern eine
für beide Seiten tragbare Kompromisslösung zu finden.
Eigene Web 2.0Projekte
Die Nutzung von Web 2.0Techniken für das eigene Internet
Angebot, also die aktive Teilnahme am Web 2.0, ist nicht nur
etwas für Großunternehmen. Viele Komponenten des Web
2.0 lassen sich mit wenig Aufwand und Kapitaleinsatz reali
sieren. Insbesondere gilt dies für Blogs, aber auch Podcasts
Das eigene Unternehmensblog
77
oder Feeds und Mashups können mit vergleichsweise gerin
gen Mitteln erstellt werden.
Patentrezepte und einfache ToDoListen lassen sich für die
Umsetzung von Web 2.0Projekten nicht so einfach zusam
menstellen. Wichtiger als die technische Umsetzung sind in
jedem Fall aber die Inhalte, die hierüber präsentiert werden
und das Engagement, mit dem diese Projekte angegeben
werden.
In den folgenden Abschnitten geben wir Ihnen viele konkrete
Tipps, wie Sie mit den wichtigsten Komponenten des Web 2.0
wie Blogs, Podcasts und Feeds, Ihr InternetAngebot berei
chern können.
Das eigene Unternehmensblog
Innerhalb der BlogSzene ist es heftig umstritten, ob man
Unternehmensblogs überhaupt als vollwertige Bestandteile
der Blogosphäre betrachten soll. Prinzipiell soll sich ein Blog
ja vor allem durch seine Unabhängigkeit bzw. Objektivität
auszeichnen, was für Blogs aus Unternehmen nur schwer
möglich sein dürfte.
Andererseits sollte man auch Unternehmen zugestehen, dass
sie neue Kommunikationsmöglichkeiten nutzen und den
direkten Kontakt zu Kunden oder anderen Partnern unter
Ausschaltung der etablierten Medien suchen.
78
Web 2.0 für Unternehmen
Setzen Sie ein Blog nie dazu ein, um hier Pressemitteilungen oder die üb
lichen MarketingPhrasen aus Unternehmensbroschüren oder ähnliches
zu verbreiten. Ein Unternehmensblog muss sich immer durch Authentizi
tät und Glaubwürdigkeit auszeichnen. Der Autor (oder die Autorengrup
pe) muss in jedem Fall etwas zu sagen haben, was über einfache Wer
bung hinausgeht.
Für den Einsatz im Unternehmen gibt es unterschiedliche
BlogVarianten:
ƒ MitarbeiterBlog
ƒ CEOBlogs bzw. ChefBlogs
ƒ ProduktBlogs
ƒ KampagnenBlogs
Als Paradebeispiel für ein deutschsprachiges MitarbeiterBlog
gilt das FrostaBlog (www.blogfrosta.de). Dem Hersteller
von tiefgekühlten Fertiggerichten ist es gelungen, über dieses
Blog eine mittlerweile beachtliche Fangemeinde zu erreichen.
An dem Blog schreiben zahlreiche Mitarbeiter aus den unter
schiedlichen Abteilungen (von der Entwicklung über Produk
tion bis zum Marketing und der Verwaltung), die dieses In
strument nutzen, um über aktuelle Geschehnisse im Unter
nehmen zu informieren oder Hintergrundinformationen zu
den Produkten zu geben.
Die hohen Zugriffszahlen und auch die große Beteiligung in
Form von Kommentaren zu den BlogEinträgen belegen die
Popularität des Blogs, auch wenn natürlich mitunter die
fehlende Distanz zum Unternehmen und eine zu positive
Berichterstattung bemängelt werden.
Das eigene Unternehmensblog
79
Blogs, die vom Firmenchef persönlich verfasst werden, treffen
bei den potenziellen Lesern auf eine noch höhere Erwar
tungshaltung. Derartige Blogs laufen dann um so mehr Ge
fahr kontraproduktiv zu wirken, wenn sie nicht mit wirklich
interessanten bzw. exklusiven Inhalten gefüllt werden. Für
Anbieter von Konsumgütern können auch KampagnenBlogs
sinnvoll sein, mit denen etwa die Einführung neuer Produkte
begleitet werden kann. Häufig wird man dabei auch multi
mediale Inhalte nutzen anstelle einfacher TextBlogs.
Bevor Sie anfangen, ein Blog zu konzipieren, sollten Sie un
bedingt zunächst einmal einige Ausflüge in die Blogosphäre
unternehmen und sich anschauen, wie andere Unternehmen
dieses Medium nutzen. Nehmen Sie sich unbedingt ausrei
chend Zeit und lesen Sie zunächst einmal einige der Blogs.
Beispiel
Â
Eine Liste mit den bekanntesten deutschsprachigen Business
Blogs finden Sie unter der InternetAdresse www.top100
businessblogs.de/top100/tops.
Checkliste: Unternehmensblog
ƒ Passt eine Unternehmensblog in die Unterneh
menskultur?
ƒ Gibt es eine klar definierte Zielgruppe für das
Blog?
ƒ Ist das Spektrum der möglichen Inhalte des Blogs
klar definiert?
80
Web 2.0 für Unternehmen
ƒ Gibt es ein ausreichend großes Reservoir an The
men?
ƒ Gibt es Personen im Unternehmen, die bereit und
in der Lage sind, das Unternehmensblog in der
gewünschten Weise professionell zu führen?
ƒ Sind die zeitlichen Ressourcen für diese Unter
nehmensBlogger ausreichend groß, um ein aktu
elles und interessantes Blog zu realisieren?
ƒ Sind die technischen Voraussetzungen vorhanden,
um eine eigene BlogLösung zu nutzen?
ƒ Gibt es einen BlogProvider, der eine Lösung im
Angebot hat, die den Anforderungen entspre
chen?
Interesse wecken
Ein Blog wird nur dann auf Resonanz stoßen, wenn den Le
sern bzw. Nutzern auch attraktive Inhalte geboten werden.
BlogProjekte sollten daher gut durchdacht werden. Die
damit befassten Personen müssen mit Freude und Engage
ment bei der Sache sein. Ein von unmotivierten Mitarbeitern
lieblos zusammengeschustertes Blog wirkt dagegen eher
abschreckend.
Auch in Unternehmensblogs sollte man sich soweit wie mög
lich um Objektivität und Sachlichkeit bemühen, und nicht
versuchen, permanent irgendwelche Werbebotschaften für
die eigenen Produkte und Dienstleistungen unterzubringen.
Das eigene Unternehmensblog
81
Hintergrundberichte über den Produktionsprozess oder Tipps
zum richtigen Umgang mit den Produkten sind etwa populäre
Themen in Unternehmensblogs, ebenso aktuelle Informatio
nen zum Geschehen im Unternehmen oder Hinweise auf
neue Aktionen.
Ein Blog wird erst durch die aktive Teilnahme der Leser rich
tig lebendig. Zwar gibt es auch einige Ausnahmen, wie etwa
das bekannte BILDblog, in dem keine direkten Kommentare
zu den einzelnen Beiträgen möglich sind, doch in der Mehr
zahl der Fälle sollte die Kommentarfunktion unbedingt ge
nutzt werden.
Wenn man den Meinungsaustausch mit den Lesern ernst
nimmt und auch kritische Stimmen duldet, gewinnt ein Blog
ganz erheblich an Glaubwürdigkeit: Dies ist ein ganz zentra
ler Erfolgsfaktor für jedes Blog.
Als Anbieter eines Blogs müssen Sie allerdings auch darauf achten, dass
keine gesetzwidrigen Inhalte in den Kommentaren abgegeben werden.
Beleidigungen oder Verleumdungen müssen unverzüglich entfernt wer
den, andernfalls kann es zu Abmahnungen kommen. Ähnlich wie bei
Webforen gilt auch hier die Störerhaftung durch den Betreiber des Ange
bots. Ganz sicher ist man nur, wenn man alle Kommentare vor dem Ver
öffentlichen überprüft und illegale Beiträge damit von vornherein verhin
dert. Allerdings darf dieses Vorgehen nicht zur Zensur legaler aber unlieb
samer Kommentare führen.
Durchhalten
Ein Blog sollte in jedem Fall auch ein Langzeitprojekt sein
und muss entsprechend konzipiert werden. Überlegen Sie
82
Web 2.0 für Unternehmen
daher schon vor dem Start, ob es ausreichend interessante
Themen gibt, mit denen das Blog auch nach der Anfangspha
se interessant gestaltet werden kann.
Häufig wird der Fehler gemacht, dass Blogs zwar mit viel
Enthusiasmus gestartet werden, nach einiger Zeit dieser
Schwung jedoch erlahmt. Dies gilt insbesondere dann, wenn
die Besucherzahlen in der Startphase eines neuen Blogs zu
nächst noch deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Hier dürfen Sie dann nicht so schnell aufgeben. Gerade unter
den deutschen InternetNutzern hält sich das Interesse an
den neuen Angeboten noch in Grenzen, sodass Sie ohnehin
nicht zu viel erwarten sollten.
Andererseits bietet sich hierdurch die Möglichkeit, auch jetzt
noch durch ein gut gemachtes Blog vergleichsweise schnell
in die oberen Ränge von BlogRanglisten aufzusteigen.
Blogs selber erstellen – Was Sie
brauchen
Wenn Sie nun der Meinung sind, dass ein eigenes Blog bzw.
ein Unternehmensblog eine Bereicherung für Ihr Web
Angebot ist, müssen zunächst die technischen Vorkehrungen
dafür getroffen werden. Der Aufwand hierfür hält sich jedoch
in durchaus überschaubaren Grenzen.
Zunächst einmal müssen Sie sich entscheiden, ob Sie die
Dienste eines BlogProviders nutzen wollen, oder ob Sie eine
eigene BlogSoftware (Web Publishing System) auf dem
eigenen Webserver installieren und nutzen möchten.
Das eigene Unternehmensblog
83
Beide Varianten haben ihre jeweiligen Vor und Nachteile.
Die fertigen BlogLösungen bei einem DienstAnbieter sind
schon innerhalb weniger Minuten nach Buchung des Ange
bots bzw. nach Registrierung nutzbar. Als Blogger müssen Sie
sich hier dann um keinerlei technische Belange mehr küm
mern, sondern können sich ganz auf das Bloggen selbst kon
zentrieren. Zudem gibt es hier zahlreiche Lösungen, die ganz
einfach zu bedienen sind. Mitunter reicht es aus, in einem
Browserfenster lediglich den Titel des BlogEintrags sowie
den Text einzugeben, und schon kann der Beitrag per Maus
klick veröffentlicht werden.
Viel Geld kosten diese BlogDienste nicht. Häufig gibt es
zwar sogar völlig kostenfreie Angebote, allerdings müssen Sie
hier mit einigen Einschränkungen leben, etwa im Hinblick auf
die Gestaltungsmöglichkeiten. Die hier häufig praktizierte
Einblendung von Werbebannern, auf die Sie keine direkten
Einflussmöglichkeiten haben, macht viele der kostenlosen
Angebote für einen geschäftlichen Einsatz jedoch unbrauch
bar. Ein paar Euro im Monat sollte Ihnen ein werbefreies
Blog, das zudem einige Optionen mehr bietet, in jedem Fall
Wert sein. Viel mehr als etwa 10 bis 20 EUR pro Monat kos
ten selbst recht komfortable und variable Blogs nur selten.
Nachteilig bei einigen dieser BlogDienste ist zudem, dass ein
einfacher Export der Daten nicht immer möglich ist. Wenn
Sie zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene BlogLösung
nutzen oder zu einem anderen Dienstanbieter umziehen
wollen, müssen Sie alte Beiträge und Kommentare eventuell
mühsam per Hand übertragen.
84
Web 2.0 für Unternehmen
Zu den bekanntesten BlogProvidern gehören Anbieter wie:
ƒ Blogger.com (www.blogger.com)
ƒ Blog.de (www.blog.de)
ƒ Blogger.de (www.blogger.de)
ƒ Twoday (www.twoday.net)
Die Nutzung einer BloggingSoftware auf dem eigenen bzw.
gemieteten Server eröffnet in den meisten Fällen deutlich
mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Viele BlogProgramme sind
als OpenSourceSoftware zudem kostenfrei nutzbar, sodass
auch aus Kostengründen kein Nachteil gegenüber einer Miet
lösung besteht.
Auch wenn die BlogSoftware mittlerweile recht benutzer
freundlich geworden ist und die Installation auf dem Server
einfach durchgeführt werden kann, benötigt man für diese
Schritte doch zumindest grundlegendes Knowhow. Grund
voraussetzung für die Nutzung der meisten BlogProgramme
ist zudem, dass eine Datenbank wie MySQL oder ähnliche
Anwendungen auf dem Server installiert sind und Skriptspra
chen wie PHP nutzbar sind.
Ein weiterer Vorteil der selbständigen Lösungen liegt in der
deutlich größeren Flexibilität. Sowohl bei den Funktionen als
auch beim Design des Blogs haben die Nutzer hier zumeist
deutlich größere Spielräume als bei den meisten Miet
Lösungen, die mitunter nur sehr marginale Anpassungen
erlauben.
85
Das eigene Unternehmensblog
Zu den bekanntesten BlogPublishingSystemen gehören et
wa Programme wie:
ƒ Word Press (www.wordpress.de)
ƒ Movable Type (www.movabletype.org)
ƒ LiveType (lifetype.net)
ƒ Serendipity (www.s9y.org)
BlogHostingProvider versus eigenes System
Vorteile
BlogHosting
Provider
Eigenes BlogSystem
ƒ Einfache Erstellung
eines Blogs
ƒ Größere Flexibilität
bei Gestaltung des
Blogs
ƒ Kein Aufwand für
Konfiguration des
Servers und der
Software
ƒ BlogBetrieb auch
ohne technisches
Hintergrundwissen
möglich
ƒ Weitgehende Anpas
sungen beim Design
zur Einbindung an
ein vorhandenes
WebsiteLayout
möglich
ƒ Bei OpenSource
Software keine
Softwarekosten
Nachteile ƒ Eingeschränkte Ges ƒ Voraussetzungen für
taltungsmöglichkei
den BlogBetrieb auf
dem Webserver
ten (Design)
86
Web 2.0 für Unternehmen
ƒ Geringere Flexibili
tät bei Funktionen
müssen vorhanden
sein
ƒ Mögliche Inkompa ƒ Knowhow zur Ein
richtung des Sys
tibilitäten bei späte
tems wird benötigt
rem Umzug des
Blogs auf andere
ƒ BlogSoftware er
Server
fordert einige Einar
beitung
Blogs und Wikis für interne Zwecke
Blogs sind nicht nur auf die Kommunikation mit der Außen
welt eines Unternehmens spezialisiert. In mittleren und grö
ßeren Unternehmen sind Blogs durchaus ein probates Mittel
für den internen Informationsaustausch. In den Blogs können
Mitarbeiter ihre Erfahrungen schildern und anderen Kollegen
zugänglich machen, die daraus lernen und Fehler vermeiden
können.
Beispiel
Â
Denkbar sind beispielsweise auch Blogs, in denen Sitzungspro
tokolle veröffentlicht werden, sodass die Teilnehmer nicht alle
einzeln per EMail mit diesen Zusammenfassungen versorgt
werden müssen.
Falls Ergänzungen oder Berichtigungen an einem Protokoll
notwendig sind oder andere Anmerkungen gemacht werden
sollen, kann dies über die Kommentarfunktionen direkt und
unproblematisch vorgenommen werden. Auch hier sehen
Das eigene Unternehmensblog
87
gleich wieder alle Nutzer die Ergänzungen, ohne dass dazu
ein umständliches Austauschen von EMails notwendig ist.
Mitarbeiter können hierüber sowohl über aktuelle Projekte
auf dem Laufenden gehalten werden, als auch über andere
Neuigkeiten im Unternehmen informiert werden. Auch als
Ersatz oder aktuelle Ergänzung zu einer Mitarbeiterzeitschrift
sind interne Blogs denkbar.
Neben den Blogs können ebenso die bereits erwähnten Wikis
die interne Kommunikation deutlich vereinfachen und be
schleunigen. Innerhalb bestimmter Projekte können hier
Teammitglieder Probleme diskutieren und versuchen, ge
meinsame Lösungen zu finden und sogar gemeinsam an
Dokumenten arbeiten.
Deutlich stärker als bei den Blogs wird bei den Wikis der
Schwerpunkt auf die Teamarbeit gelegt, da die Teilnehmer
zumeist gleichberechtigt sind und damit alle auf einer Au
genhöhe sind. Während Blogs bei aller Möglichkeit der Parti
zipation immer noch eher eine Verlautbarungsfunktion haben
und der BlogAutor oder die BlogAutoren hier eine heraus
ragende Stellung besitzen, sind Wikis ungleich demokrati
scher, da hier (zumindest idealtypischerweise) alle Nutzer die
gleichen Rechte besitzen und z. B. eigene Beiträge veröffent
lichen bzw. vorhandene Beiträge verändern können.
Damit ein internes Wiki oder auch internes Blog ein Erfolg
wird, müssen die Mitarbeiter erfahrungsgemäß jedoch erst
über Sinn und Zweck dieses Mediums informiert werden. Das
eigene Wissen wird nicht immer in jedem Fall gerne in dieser
88
Web 2.0 für Unternehmen
Form preisgegeben, einige Kniffe und Tricks werden die Mit
arbeiter häufig für sich behalten wollen oder bestenfalls
einigen wenigen vertrauten Kollegen weitergeben.
Hinzu kommt, dass vielleicht nicht jeder Mitarbeiter sich
traut, selbst einmal als Autor vor die Öffentlichkeit zu treten
oder viele auch Berührungsängste im Hinblick auf diese neue
Technik haben. Zudem reagieren einige Mitarbeiter auf mög
liche Kritik an ihren Beiträgen empfindlich und ziehen sich
dann schnell wieder zurück.
Hier könnten dann gegebenenfalls Moderatoren sinnvoll sein,
die mäßigend auf die Diskussionsteilnehmer einwirken könn
ten. Die Gefahr von Vandalismus wie bei öffentlichen Wikis
gibt es bei firmeninternen Projekten dagegen nicht, da hier
für potenzielle Störenfriede kaum eine Möglichkeit besteht,
im Schutze der Anonymität tätig zu werden.
Eigene Podcasts und Feeds
Die klassischen Blogs sind primär textorientiert. Zwar lassen
sich auch problemlos Bilder in die Beiträge einfügen, doch
der Text bleibt zumeist der wichtigste Informationsträger.Ein
anderer Trend im Web 2.0 ist jedoch der zunehmende Einsatz
von MultimediaElementen, der dank der deutlich schnelle
ren Internetverbindungen und effektiver Komprimierungsver
fahren mittlerweile zum Standard auf vielen Webseiten ge
worden ist.
Mussten sich vor wenigen Jahren die Internetnutzer beim
Abruf von Videos zumeist mit MiniFormaten in Briefmar
Eigene Podcasts und Feeds
89
kengröße zufrieden geben, die beim Abspielen trotzdem noch
ruckelten, sind heute mit einem DSLAnschluss und den
modernen Dateiformaten dagegen deutlich größere Formate
in hoher Qualität möglich.
Die InternetNutzer mit Breitbandanschluss erwarten daher
zunehmend eine multimediale Präsentation der Inhalte. Ein
Blick beispielsweise auf die Websites von Nachrichtenanbie
tern zeigt, dass dieser Trend mittlerweile unumkehrbar ge
worden ist.
Für Video und auch AudioPodcasts gilt ähnliches wie für
Unternehmensblogs. Sie sollten eher nicht zur Präsentation
bereits hinlänglich bekannter UnternehmensStatements
oder allgemeiner MarketingFloskeln genutzt werden, son
dern eigenständige, neue Inhalte und Informationen bieten.
Bei vielen WebSeiten reicht ein einfacher Newsfeed aus, um
das Angebot deutlich attraktiver zu machen. Über einen
einfachen Nachrichtenticker kann hier beispielsweise explizit
auf Neuigkeiten innerhalb der Website aufmerksam gemacht
werden. Feeds bieten sich auch an, um aktuelle Nachrichten
in die eigene Website einzubinden. Letztlich können mit
diesen Feeds die Besucherzahlen auf der Website spürbar
erhöht werden, wenn die FeedAbonnenten automatisch bei
Einstellung von neuen Inhalten benachrichtigt werden.
90
Web 2.0 für Unternehmen
Checkliste: Podcast
ƒ Gibt es ein schlüssiges Konzept für einen Pod
cast?
ƒ Ist die Zielgruppe ausreichend genau definiert?
ƒ Sind genug Inhalte vorhanden, um den Podcast
über längere Zeit anzubieten?
ƒ Steht der Aufwand für die Erstellung und Verbrei
tung des Podcasts in Relation zum möglichen
Nutzen?
ƒ Ist der Podcast mit den anderen Kommunikati
onsInstrumenten abgestimmt?
ƒ Sind die technischen Voraussetzungen für die
Ausstrahlung des Podcasts vorhanden?
Ihr PodcastStudio
Nicht nur die Übertragungstechnik und Dateiformate haben
sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, auch die Hard
und Software zum Erstellen von Audiobeiträgen und Videos
gehört mittlerweile zur Standardausstattung an vielen PCs.
Zumindest technisch einfache Beiträge lassen sich häufig
sogar mit den „Bordmitteln“ eines PCs erstellen.
Beispiel
Â
Fehlt eine Software zur Aufnahme, können Sie auf Gratis
Programme wie Audacity (www.audacity.de) zurückgreifen, mit
dem Sie Audioquellen nicht nur aufnehmen, sondern auch
Eigene Podcasts und Feeds
91
schneiden und mischen können. Aus mehreren Tonspuren kön
nen Sie hier bereits professionell klingende Audiobeiträge
kreieren, die für die meisten Anwendungszwecke im Rahmen
eines Podcasts ausreichen dürften.
Möchten Sie es nicht bei den vergleichsweise einfach zu
erstellenden AudioPodcasts belassen, sondern sogar Video
Beiträge anbieten, so lässt sich selbst dies mit recht einfa
chen Mitteln realisieren. Ebenso wie für die Erstellung von
AudioBeiträgen gibt es auch zum Schneiden von Videos
zahlreiche kostenfreie SoftwareProdukte, die häufig eben
falls schon zur Grundausstattung vieler PCs gehören.
Häufig handelt es sich bei VideoPodcasts jedoch um profes
sionelle und mit erheblichem Aufwand erstellte Beiträge. Die
Kosten, die für hochwertige Kameras und professionelle Be
arbeitungssoftware anfallen können, sind dabei nach oben
nahezu unbegrenzt. Häufig werden daher die Beiträge für
VideoPodcasts von MedienProfis in Szene gesetzt und
komplett erstellt.
Der Aufwand für die Erstellung eines VideoPodcasts hängt
natürlich wiederum ganz von den hierüber verbreiteten In
halten und den angesprochenen Zielgruppen ab. Beiträge mit
unterhaltsamen, originellen Charakter können auch abseits
der technischen Perfektion erstellt werden und trotzdem
erfolgreich sein. Ein gutes Beispiel hierfür sind etwa die be
reits erwähnten VideoPodcasts von Toni Mahoni auf dem
BlogPortal Spreeblick (www.spreeblick.com), die mit einer
minimalen Technik auskommen.
92
Web 2.0 für Unternehmen
Für eine „seriöse“ Unternehmenspräsentation, die sich auch an potenziel
le Geschäftspartner richtet oder mit der ein Unternehmen seine Kompe
tenzen in bestimmten Bereichen darstellen will, sollten dagegen schon
professionelle Maßstäbe herangezogen werden. Entsprechend aufwändig
und teuer ist dann auch die Produktion dieser Beiträge.
Veröffentlichung von Podcasts
Auch bei der Einrichtung eines PodcastsAngebots gibt es
wie bei den Blogs die Möglichkeit, einen spezialisierten
DienstAnbieter zu nutzen, oder eine Lösung für den eigenen
Server zu verwenden.
Für die Ausstrahlung der Podcasts über ein Feed gibt es ver
schiedene SoftwareLösungen, die ähnlich wie Content Ma
nagement Systeme aufgebaut sind. Zu den bekanntesten
Programmen
dieser
Art
gehört
etwa
Loudblog
(www.loudblog.de). Auch wenn die Programme mittlerweile
recht intuitiv zu bedienen sind, sind für die Einrichtung und
den Betrieb derartiger Anwendungen nach wie vor einige
Grundkenntnisse notwendig.
Einfacher ist es daher auch hier, einen externen Dienstanbie
ter zur Veröffentlichung von Podcasts zu nutzen. Hier müssen
Sie sich wiederum kaum um den technischen Hintergrund
kümmern. Sie müssen die Beiträge lediglich auf den Server
des Anbieters hochladen und noch einige Einstellungen vor
nehmen.
Eigene Podcasts und Feeds
93
Beispiel
Â
Ein bekannter PodcastServiceprovider ist etwa PodHost
(www.podhost.de), bei dem es neben einem GratisAngebot
auch verschiedene BezahlTarife gibt, die sich vor allem im
Hinblick auf den monatlich verfügbaren Speicherplatz unter
scheiden. Während etwa 30 MByte pro Monat kostenfrei nutz
bar sind, kosten 100 MByte pro Monat 3 EUR, wenn noch
umfangreiche Dateien angeboten werden sind etwa für 600
MByte 15 EUR im Monat zu zahlen.
Bei Podhost spielt es dabei keine Rolle, wie intensiv die An
gebote genutzt werden, denn eine Gebühr in Abhängigkeit
des verbrauchten Datenvolumens ist hier nicht vorgesehen.
Anders ist dies bei vielen konventionellen Webspace
Providern, die für einen gemieteten Webserver entsprechende
Tarife in Abhängigkeit vom übertragenen Datenvolumen
anbieten. Hier kann z. B. ein größeres PodcastVideo, das
massenhaft abgerufen wird, schnell zu hohen Rechnungen
führen.
Podcasts für interne Zwecke
Ebenso wie Blogs oder Wikis innerhalb des Unternehmens für
ein einfaches und effizientes Wissensmanagement nutzbar
sind oder hiermit die Teamarbeit wesentlich vereinfacht
werden kann, lassen sich auch Podcasts für interne Anwen
dungsbereiche nutzen.
Ein möglicher Einsatzbereich sind etwa Podcasts zur Weiter
bildung der Mitarbeiter oder auch als Alternative zum eige
nen kleinen Firmensender.
94
Web 2.0 für Unternehmen
RSSFeeds
Eine einfach zu realisierende Web 2.0Anwendung sind die
Feeds, mit denen ja nicht nur neue BlogEinträge oder Pod
casts angekündigt bzw. automatisch an Abonnenten verteilt
werden können, sondern die auch auf konventionellen Web
seiten zum Einsatz gelangen. Auf vielen InternetSeiten,
etwa den OnlineAusgaben von Zeitungen und anderen
Nachrichtenanbietern, aber auch auf anderen Informations
seiten (Börsendaten, Wetterinformationen etc.) gibt es be
reits solche Feeds.
Mittels eines FeedReaders können Sie sich dann über die
hier neu erscheinenden Meldungen automatisch informieren
lassen. Die Nachrichten werden dann in regelmäßigen Ab
ständen vom FeedReader abgeholt und werden dann ange
zeigt. Das Prinzip des FeedReaders hatten wir Ihnen ja auch
schon im Zusammenhang mit den BlogFeeds vorgestellt.
Eine Funktion zum Erstellen von Feeds gehört bei vielen Con
tent Management Systemen bereits zum Standard. Als Con
tent Management System (CMS) bezeichnet man solche
Anwendungen, mit denen bei der Erstellung von Webangebo
ten zwischen den Inhalten und dem Grundgerüst (Design,
Format etc.) unterschieden wird. Content Management Sys
teme kommen heute zumeist schon bei der Realisierung
kleinerer WebPräsenzen anstelle einfacher HTMLEditoren
zum Einsatz.
Eigene Podcasts und Feeds
95
Beispiel
Â
Erstellen Sie die WebPräsentation Ihres Unternehmens bereits
mit einem modernen Content Management System, können Sie
hiermit also in aller Regel auch gleich Feeds erstellen. Daneben
gibt es aber auch noch spezialisierte Anwendungen wie etwa
die OpenSourceSoftware ListGarden (softwaregarden.com), die
das Erstellen von RSSFeeds auch ohne XMLKenntnisse ermög
licht. Eine kommerzielle FeedSoftware, dafür allerdings auch in
deutscher
Sprachversion,
ist
Alnera
Feedworkshop
(www.alnera.com).
Wenn Sie einen Newsfeed mit eigenen Inhalten auf Ihrer
Webseite veröffentlichen, sollten Sie als Urheber auch dafür
sorgen, dass diese Inhalte nicht von anderen Anbietern so
ohne weiteres übernommen werden können. Sie sollten daher
entsprechende Nutzungsbedingungen veröffentlichen, aus
denen klar hervorgeht, ob und wie andere Anbieter diese
Inhalte übernehmen dürfen. So könnten Sie es z. B. nicht
kommerziellen Angeboten erlauben, diese Nachrichten unter
Nennung der Quelle zu übernehmen.
Zudem lassen sich die Feeds auch so gestalten, dass die Nut
zer von Readern hier nur die ersten Zeilen einer Meldung zu
sehen bekommen und zum vollständigen Abruf des Inhalts
auf Ihre Webseite wechseln müssen. Wenn Sie diese Häpp
chen zur freien Verfügung stellen, können Sie also hiermit
auch die Besucherzahlen für Ihr Webangebot erhöhen.
Die Feeds lassen sich für unternehmensinterne Zwecke in
einem Intranet verbinden. Auf diese Weise können Mitarbei
ter z. B. über die Startseite des Intranets mit wichtigen In
formationen versorgt werden.
96
Web 2.0 für Unternehmen
Instant Messaging
Die Nutzung von Instant Messengern ist schon lange nicht
mehr nur eine Domäne von Teenagern oder technikbegeister
ten InternetFreaks. Die Vorteile dieser ChatSysteme haben
mittlerweile auch viele Normalanwender überzeugt. Auch im
Firmenumfeld setzen sich derartige Tools immer häufiger
durch.
Beispiel
Â
Die neueren Versionen populärer InstantMessengerProgramme
wie etwa Windows Live Messenger, AIM (AOL Instant Messen
ger), ICQ, Yahoo Messenger, Melissa etc. bieten neben dem
Austausch einfacher Textnachrichten noch zahlreiche andere
Funktionen. Auch das schon beschriebene VoIPAngebot Skype
kann zusätzlich als InstantMessagingSystem genutzt werden.
Nachteilig ist allerdings, dass die meisten Systeme unterein
ander nicht kompatibel sind, sodass ein Kommunikation
zumeist nur zwischen Teilnehmern desselben Dienstes mög
lich ist. Immerhin gibt es mittlerweile einige Kooperationen,
so etwa zwischen Yahoo und Microsoft, die ihre Messenger
Dienste zusammenschalten wollen.
Neben den einfachen Textnachrichten unterstützen die meis
ten Anwendungen auch Audio und VideoChats, sodass die
Teilnehmer quasi miteinander via Internet telefonieren oder
sogar Videokonferenzen abhalten können.
Instant Messaging verbindet damit Anwendungen wie Chat,
EMail oder Telefonie in einer Software. Durch die bei den
Instant Messenger obligatorischen Kontaktlisten können die
Instant Messaging
97
Teilnehmer zudem direkt sehen, ob der gewünschte Ge
sprächspartner derzeit überhaupt online bzw. erreichbar ist.
Speziell für den Einsatz in Unternehmen gibt es Tools wie
Office Live Meeting von Microsoft, mit denen es möglich
wird, interaktive Präsentationen via Internet oder Konferen
zen abzuhalten. Die Teilnehmer können hierbei dann sogar
gemeinsam OfficeDokumente bearbeiten. Ebenso können die
Teilnehmer hierüber Termine vereinbaren und ihre Outlook
Kalender entsprechend synchronisieren. Auch AOL hat vor
einiger Zeit spezielle Versionen seiner AIMSoftware für den
BusinessEinsatz vorgestellt.
Für Unternehmen aller Größenordnungen eröffnet sich durch
diese einfachen und effizienten Kommunikationsmöglichkei
ten ein erhebliches Einsparungspotenzial. Dies vor allem, weil
sich kostspielige Meetings erübrigen, die Geld und wertvolle
Arbeitszeit kosten.
Auch im Kontakt mit den Kunden gewinnen Instant Messen
ger immer mehr an Bedeutung. Durch die weiter zunehmende
Zahl von Nutzern dieser Dienste erhöht sich die Nachfrage
nach Kontaktmöglichkeiten auf diesem Wege ebenfalls.
Nach Ansicht des Marktforschungsinstituts Gartner
(www.gartner.com) ist das Potenzial der Instant Messenger
jedenfalls ganz erheblich. So erwarten die Experten hier, dass
bereits im Jahr 2013 die Instant Messenger zumindest für
Mitarbeiter in weltweit tätigen Organisationen das wichtigs
te Tool zur Echtzeitkommunikation sein werden.
98
Web 2.0 für Unternehmen
Web 2.0 und Marketing
Das Web 2.0 stellt an das Marketing einerseits neue Heraus
forderungen, andererseits bieten sich hier auch neue Chan
cen. Ein typisches Merkmal des Web 2.0 ist ja die „Demokra
tisierung“ der Informationsbereitstellung. Vor allem durch die
Blogs kann jetzt jedermann zum Publizisten werden und auch
seine Meinung zu Produkten, Dienstleistungen oder Unter
nehmen kundtun. Statt es mit einigen wenigen Medien
Anbietern zu tun zu haben, sehen sich die Unternehmen jetzt
einer deutlich größeren Zahl von Multiplikatoren gegenüber,
auf die sie kaum noch einen Einfluss haben.
In Verbraucherportalen und ShoppingCommunities oder
auch Blogs sowie auf den Seiten der großen Internet
Warenhäuser (wie etwa Amazon) schreiben die Konsumenten
Erfahrungsberichte über Erzeugnisse aller Art und nehmen
Bewertungen vor. Über Preissuchmaschinen finden sie inner
halb weniger Minuten den günstigsten Anbieter und können
in dessen OnlineShop die Waren dann gleich bestellen.
Mehr Transparenz im Markt
Gerade durch die Objektivität der unabhängigen Autoren in
Blogs, Foren oder anderen Communities besitzen die hier
geäußerten Meinungen der Teilnehmer eine hohe Glaubwür
digkeit bei den anderen Kunden. Die Rezensionen der Produk
te sollten daher in jedem Fall beobachtet und ausgewertet
werden. Wie schon in den Ausführungen zu den Blogs erläu
Web 2.0 und Marketing
99
tert, ist ein sorgfältiges Blog bzw. CommunityWatching
daher für die meisten Unternehmen unabdingbar.
Nicht nur Blogs, auch andere Plattformen bzw. Communities,
in denen das eigene Unternehmen bzw. dessen Produkte zum
Thema gemacht werden könnten, sollten daher unter Beo
bachtung bleiben.
In jedem Fall vermeiden sollten Sie getarnte Manipulationsversuche in
diesen Plattformen. Immer wieder sorgen derartige Versuche, bei denen
etwa eigene Mitarbeiter oder Mitarbeiter von MarketingDienstleistern
unter Pseudonymen in Foren und Blogs positive Meinungen verbreiten
bzw. gegen Kritik vorgehen, für große Aufregung. Der mögliche Image
Schaden bei Entdeckung solcher Manipulationen ist in den meisten Fällen
deutlich gravierender als die eigentliche Kritik.
Selbstverständlich müssen Sie negative Kommentare und
Meinungen nicht nur passiv hinnehmen, sondern können und
sollten sogar auf derartige Äußerungen reagieren. Dabei
dürfen Sie jedoch in keinem Fall Ihre Identität verschleiern,
sondern eine offene und faire Diskussion führen. Wenn z. B.
Anschuldigungen zu Unrecht erfolgen, können Sie hier Ihre
Sicht der Dinge kommunizieren und versuchen, die Angele
genheit richtig zu stellen. Durch Offenheit und Transparenz
können Sie mögliche Schäden begrenzen.
Werden dagegen tatsächliche Mängel oder andere Missstän
de in Blogs oder Foren angesprochen, können Sie durch Dar
stellung Ihrer Position und ein kulantes Verhalten oder An
kündigung von Verbesserungen ebenfalls noch versuchen,
den bereits entstandenen ImageSchaden zu begrenzen.
Natürlich darf es sich hier dann nicht um bloße Lippenbe
100
Web 2.0 für Unternehmen
kenntnisse handeln, sondern es müssen auch die entspre
chenden Taten folgen.
Schließlich kann eine BlogBeobachtung auch Bestandteil
umfangreicher Marktanalysen sein, um Stimmungen und
Meinungen gegenüber Produkten, Marken oder Unternehmen
zu identifizieren oder neue Trends und Entwicklungen früh
zeitig zu erkennen.
Virales Marketing
Die neuen Meinungsmacher im Web sorgen für mehr Trans
parenz beim Kunden, der sich nun auch durch eine Mundzu
MundPropaganda im Internet informieren lassen kann. Von
positiven Kommentaren und Meinungen profitieren dann
wiederum die Unternehmen, ohne dass sie dies allerdings
direkt beeinflussen können.
Anders ist die Lage dagegen beim so genannten viralen Mar
keting. So schnell wie sich im echten Leben ein Virus von
Mensch zu Mensch ausbreitet, sollen hier via Internet Infor
mationen zu einem Produkt oder einer Dienstleistung von
Mensch zu Mensch weitergegeben werden und damit etwa
der Bekanntheitsgrad dieser Angebote gesteigert werden. Der
Werbetreibende gibt gewissermaßen nur den Startschuss, die
weitere Verbreitung der Inhalte übernehmen die Verbraucher
selbst, indem sie andere Personen auf diese Inhalte hinweisen
bzw. diese empfehlen. Auch beim viralen Marketing erfolgt
die Weitergabe der Informationen damit auf Ebene der Kon
sumenten selbst. Das Unternehmen selbst ist hier jedoch
anders als bei der oben beschriebenen MundzuMund
Web 2.0 und Marketing
101
Propaganda, bei der sich Konsumenten aus eigenem Antrieb
mit einem Produkt befassen, der Initiator der Kampagne.
Daneben gibt es noch einen zweiten wesentlichen Unter
schied zwischen den Kundenempfehlungen bzw. Berichten in
Blogs oder Foren und dem viralen Marketing. Basieren die
ersteren auf konkreten, individuellen Erfahrungen mit einem
Produkt und stehen hier mögliche Vorzüge oder Schwächen
der Objekte im Vordergrund, geht es beim viralen Marketing
eher um die Bekanntmachung einer Marke und eines Pro
dukts.
Anstelle von Sachinformationen werden im viralen Marketing
eher emotionale Geschichten, zumeist unterhaltsamer Art
erzählt, bei denen das eigentlich beworbene Objekt (Marke,
Produkt, Unternehmen) überwiegend im Hintergrund bleibt
und häufig sogar nur als Präsentator oder Sponsor einer
primär unterhaltsamen MarketingKampagne in Erscheinung
tritt.
Im viralen Marketing im Internet kann dies über Elemente
wie originelle Werbespots, kleine gesponsorte Computerspie
le oder hilfreiche OnlineTools geschehen.
Beispiel
Â
Ein bekanntes Beispiel für ein OnlineTool ist der UrlaubsPlaner
der SoftwareFirma Alpenland (www.alpenland.com/urlaub), mit
dem man unter Einbeziehung von Brücken und Feiertagen
seine Urlaubszeiten optimiert, um eine größtmögliche Zahl
freier Tage zu erhalten.
102
Web 2.0 für Unternehmen
Das virale Marketing setzt darauf, dass die Verbraucher selbst
zur Verbreitung dieser Inhalte beitragen. Die Besucher eines
InternetAngebots bekommen daher die Möglichkeit, diese
Seite auch Freunden und Bekannten zu empfehlen bzw. diese
darauf aufmerksam zu machen. Ein entsprechender Link auf
der Webseite öffnet dann z. B. das MailProgramm, in dem
nur noch die MailAdresse der jeweiligen Person, der man
dieses Angebot empfehlen will, eingetragen werden muss.
Diese erhält dann eine EMail mit einer Beschreibung des
Angebots und einer Einladung bzw. Empfehlung, selbst ein
mal diese Seite anzuschauen.
Beispiel
Â
Zu einer ganz besonderen Erfolgsgeschichte entwickelte sich
beispielsweise vor einigen Jahren das MoorhuhnSpiel, das bis
heute wohl zu den populärsten Computerspielen dieser Art
überhaupt gehört. Zugleich ist das Moorhuhn jedoch auch ein
Beispiel für die möglichen Risiken, die mit dem viralen Marke
ting verbunden sind. So war zwar innerhalb kürzester Zeit das
MoorhuhnSpiel selbst in weiten Kreisen der Bevölkerung
bekannt, allerdings konnten nur die wenigsten Personen hier
über eine Verbindung zur WhiskyMarke Johnnie Walker her
stellen, in deren Auftrag das Spiel entwickelt wurde.
Die Voraussetzungen für das virale Marketing sind im Web
2.0 noch deutlich besser als in früheren Zeiten. In den Social
Communities, den VideoPortalen oder innerhalb der Blo
gosphäre, sind die Verbreitungsmöglichkeiten für neue Aktio
nen heute wesentlich vielfältiger und effektiver. Ist bei
spielsweise auf einem VideoPortal wie YouTube erst einmal
eine bestimmte Zahl an Abrufen für ein Video erreicht, ge
Web 2.0 und Marketing
103
langt dieses in die entsprechenden Listen der meistgesehenen
Videos und wird dann um so öfter abgerufen.
Zu den neueren Beispielen für eine erfolgreiche virale Marke
tingkampagne gehört etwa das bereits erwähnte Schlämmer
Blog (www.schlaemmerblog.tv), mit dem Volkswagen ge
konnt ImagePflege betrieb und sein Modell Golf bewarb.
Über rund acht Wochen hinweg konnte man hier in zahlrei
chen originellen VideoSpots und Textbeiträgen den Fahr
schulunterricht und die Führerscheinprüfung der TVKultfigur
Horst Schlämmer (alias Hape Kerkeling) miterleben.
Die Abrufzahlen der VideoBeiträge lagen schon nach kurzer
Zeit im siebenstelligen Bereich und das SchlämmerBlog
stieg zeitweise zu einem der beliebtesten deutschen Blogs
auf. Ein Großteil der Besucher kam über die Mundpropagan
da bzw. Empfehlungen anderer Nutzer auf diese Seiten. Am
Ende zeigten sich alle Beteiligten mit den Ergebnissen dieses
Projekts überaus zufrieden.
104
Web 2.0 für Unternehmen
Das Videoblog von VW mit den Fahrschulerlebnissen von Horst
Schlämmer ist ein Paradebeispiel für erfolgreiches virales Marketing.
Virales Marketing ist vor allem für Konsumgüter oder speziell
auch LifestyleProdukte geeignet, die auch in den Offline
Medien eher mit emotionalen oder originellen Spots und
Anzeigen beworben werden.
Das Ausprobieren neuer Werbemethoden im Internet ist
wichtig, weil dieses Medium bereits jetzt schon eine erhebli
che Bedeutung hat und diese zukünftig auch noch zu Lasten
der traditionellen Medien weiter ausbauen wird.
Strategien im Umgang mit Web 2.0
105
Strategien im Umgang mit Web 2.0
Nachfolgend möchten wir einen kleinen Leitfaden für Unter
nehmen aufstellen, die im Internet tätig sein müssen oder
wollen und sich daher mit diesem Phänomen befassen
müssen.
Im Web 2.0 geht es demokratischer zu als noch vor einigen
Jahren. Die Grenzen zwischen den Anbietern von Informatio
nen und den Konsumenten verschwinden zunehmend. Blogs
oder Social Communities machen es möglich, dass jeder der
etwas zu sagen hat (oder meint, etwas zu sagen zu haben),
dies auch ohne großen Aufwand tun kann.
Statt einiger weniger professioneller Medienmacher können
nun auch engagierte Laien, erheblichen Einfluss auf die öf
fentliche Meinung nehmen. Die Dynamik, die mit diesen
neuen Publikationsmöglichkeiten verbunden ist und die Ein
flussmöglichkeiten etwa durch Blogs, sollte man in keinem
Fall unterschätzen.
Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie mehr als bisher
auf diese Informationsangebote achten und Frühwarnsyste
me einrichten müssen, um auf negative Kritiken schneller
aufmerksam zu werden und mit den geeigneten Mitteln
reagieren zu können. Durch die Beobachtung der Szene kön
nen aber auch neue Trends, Entwicklungen und Chancen
schneller wahrgenommen werden.
Die neue Einfachheit, mit der aktuelle Informationen im
Rahmen von Blogs im Web veröffentlicht werden können,
106
Web 2.0 für Unternehmen
bietet nun aber auch kleinen Unternehmen die Chance, die
eigenen Kompetenzen in angemessener Form zu präsentieren,
ohne dass dazu ein großes Budget und viel Knowhow im
Hinblick auf WebAktivitäten vorhanden sein muss. Neue
Instrumente im Rahmen der Kommunikationspolitik, wie
etwa über Podcasts, ermöglichen ebenfalls mit vergleichs
weise geringem Aufwand eine professionelle Präsentation.
Parallel dazu, dass eigene WebAngebote jetzt einfacher zu
realisieren sind, wächst die Zahl der InternetNutzer weiter
an und auch die Nutzungsintensität steigt. Letztlich wird
damit der Markt immer größer, sodass selbst Marktnischen
ausreichend Potenzial bieten. Über Verkaufsplattformen wie
eBay lassen sich wegen der hohen Nutzerzahlen selbst mit
solchen Produkten noch hohe Umsätze erzielen, die nur von
einer kleinen Minderheit nachgefragt werden.
Die Weiterentwicklungen des Webs können auch für interne
Zwecke genutzt werden. Über Blogs und Wikis können mit
einfachen Mitteln Wissensdatenbanken angelegt werden, in
denen die wertvollen Erfahrungen der Mitarbeiter gesammelt
und innerhalb des Unternehmens für andere zugänglich ge
macht werden. Auch der Kommunikationsfluss lässt sich über
derartige Mittel einfach und effizient gestalten und Team
Mitglieder auch an unterschiedlichen Standorten können
einfach an gemeinsamen Projekten arbeiten.
Web 2.0 als Einstellung
Web 2.0 sollte man daher weniger als Sammlung von Techni
ken oder bestimmter Geschäftsmodelle sehen, sondern, wie
Strategien im Umgang mit Web 2.0
107
es der Medienwissenschaftler Norbert Bolz von der TU Berlin
treffender bezeichnet, als „Einstellung“.
Mit den Möglichkeiten des neuen Webs können seiner Mei
nung nach Unternehmen ihre Kundenbeziehungen auf eine
völlig neue Basis stellen, indem die Kundenbindung vertieft
wird, wobei es dann allerdings darauf ankommt, dass die
Dialoge, die etwa über Blogs geführt werden oder die Infor
mationen, die per Podcast ausgestrahlt werden, von Seriosi
tät und Offenheit geprägt sind.
Die aktuelle Diskussion um das Web 2.0 sollten Unternehmen
zudem als Anlass nehmen, ihre bisherige Präsenz im Internet
zu überdenken. Das Web hat sich in den letzten Jahren deut
lich gewandelt und dieser Prozess hält unvermindert an.
Spätestens in der zweiten Dekade des gerade angebrochenen
Jahrhunderts dürfte wieder von einem „neuen“ Web die Rede
sein und andere Nutzungsformen werden hinzugekommen
sein, wie wir beispielhaft in den Ausführungen zur Mobilität
und zur Virtualisierung andeuten. Unter welchem Schlagwort
dieses zukünftige Web (Web 3.0, Next Generation Web etc.)
dann firmieren wird, bleibt derzeit allerdings noch offen.
Die Beschäftigung mit dem Web ist daher eine Daueraufgabe.
Für Unternehmen, die im Web Erfolg haben wollen, ist diese
Weiterentwicklung eine permanente Herausforderung, die
wohl noch einige Zeit unvermindert andauern dürfte.
108
Web 2.0 für Unternehmen
Chancen und Herausforderungen
Speziell für kleine und mittlere Unternehmen wollen wir
noch einmal zusammenfassen, was für Chancen und Heraus
forderungen das Web 2.0 bietet und mit welchen Mitteln Sie
darauf reagieren können.
Chancen
Herausforderungen
ƒ Durch Elemente wie Blogs
wird wieder mehr der In
halt als die Form betont.
Auch ohne großen Etat
lassen sich interessante
Webseiten realisieren.
ƒ Die Konsumenten bekom
men mehr Transparenz
und damit mehr Macht.
ƒ Die Kernkompetenzen ge ƒ Die Kontrolle über die In
raten wieder in den Fokus,
formationsweitergabe wird
Authentizität und Glaub
geringer.
würdigkeit gewinnen an
Bedeutung.
ƒ Direkte Kundenkontakte
durch Beteiligung der
WebseitenBesucher wer
den möglich. Die Anony
mität der Beziehungen
zwischen Unternehmen
und Kunden wird abge
baut.
ƒ Ständige Kontrolle zusätz
licher Informationsanbie
ter (Blogs) kann notwendig
werden.
Strategien im Umgang mit Web 2.0
ƒ Die Kundenbindung kann
durch den offenen Dialog
erhöht werden.
109
ƒ Einige Kunden erwarten
zusätzliche Kommunikati
ons und Kontaktmöglich
keiten.
ƒ Durch positive Mundzu ƒ Auch schlechte Nachrich
MundPropaganda können
ten und Meldungen erbrei
neue Kunden gewonnen
ten sich jetzt noch einfa
werden.
cher und schneller.
ƒ Das Marketing
ƒ Durch ein Verpassen von
Instrumentarium kann
Trends und neuen Techni
durch neue Verfahren
ken, kann der Anschluss an
(Podcasts, Blogs, virales
die Entwicklung verloren
Marketing) erweitert wer
gehen.
den.
Wenn Sie nach der Lektüre dieses Taschenguide zu dem
Schluss kommen, dass Web 2.0 auch etwas für Ihr Unter
nehmen ist, sollten Sie bei der Realisierung entsprechender
Projekte einige wichtige Regeln beachten und eher behutsam
Schritt für Schritt vorgehen.
ƒ Beobachten Sie zunächst das Web 2.0. Schauen Sie sich in
den Social Communities um, lesen Sie in den Blogs und
beteiligen Sie sich hier an den Diskussionen. Abonnieren
Sie Feeds und Podcasts, um auf diese Weise ein Gefühl für
die Möglichkeiten und Grenzen dieser Angebote zu be
kommen.
ƒ Überlegen Sie, welche der neuen Möglichkeiten für Ihr
Unternehmen geeignet sein könnte, ob diese Instrumente
110
Web 2.0 für Unternehmen
sich mit der bisherigen Darstellung in Einklang bringen
lassen und ob diese Mittel überhaupt für ihr Unternehmen
relevant sind.
ƒ Überprüfen Sie, ob die notwendigen Ressourcen (vor allem
personeller Art) für eine Realisierung und laufende Betreu
ung vorhanden sind.
ƒ Stellen Sie einen Plan für die Einführung von Web 2.0
Projekten auf.
ƒ Erwarten Sie nicht gleich von Anfang an eine riesige Re
sonanz auf Ihr neues Angebot. Nur in Ausnahmefällen
stellt sich ein Erfolg unmittelbar ein.
Nehmen Sie regelmäßig eine Erfolgskontrolle der Projekte vor
und passen Sie Ihre Strategie bei längerfristig ausbleibendem
Erfolg an.
111
Web X.0 – Die
Entwicklung geht weiter
Das Internet von heute hält das, was uns vom Internet be
reits gestern versprochen wurde. Und es steht einiges dafür,
dass das Internet von morgen das einlösen kann, was uns
heute als Möglichkeit angepriesen wird. Lernen Sie deshalb
die wichtigsten Entwicklungen der Zukunft kennen.
In diesem Kapitel lesen Sie das Wichtigste über
ƒ die zunehmende Vernetzung (S. 112),
ƒ das ÜberallInternet (S. 116) und
ƒ die neue Virtualität (S. 118).
112
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
Mehr Mobilität und zunehmende
Vernetzung
Viele der optimistischen Prognosen zur Intensivierung der
Internetnutzung haben sich in den letzten Jahren nur teil
weise erfüllt. Zwar haben sich etwa in Deutschland die Teil
nehmerzahlen in den letzen fünf Jahren mehr als verdoppelt
und auch die Nutzungsintensität hat deutlich zugenommen,
doch nach wie vor ist das Internet eher ein Gelegenheitsme
dium, das bei den meisten Nutzern nur sporadisch verwendet
wird.
In Deutschland betrug laut der aktuellen OnlineStudie von
ARD und ZDF die tägliche OnlineZeit eines Bundesbürgers
im Jahr 2006 durchschnittlich knapp 50 Minuten. Im Ver
gleich zu 1997 als dieser Wert bei gerade einmal 2 Minuten
lag, ist dies sicher eine enorme Steigerung, doch z. B. ein
immer noch deutlich geringerer Wert als etwa für die Fern
sehnutzung.
Trotz der zunehmenden Zahl von Breitbandanschlüssen,
WLANRouter und Flatrates, die prinzipiell einen permanen
ten Internetzugang möglich machen, hält sich die Nutzungs
intensität also noch im überschaubaren Rahmen.
Mit ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass nach wie vor
der Weg ins Internet in den allermeisten Fällen über das
Notebook oder den DesktopRechner führt. Angesichts der
Tatsache, dass nur in den wenigsten Haushalten mehrere
Rechner vorhanden und permanent eingeschaltet sind und
auch moderne Rechner immer noch einige Zeit zum Hoch
Mehr Mobilität und zunehmende Vernetzung
113
fahren benötigen, wird schnell klar, dass die Internet
Nutzung immer noch eine vergleichsweise komplizierte An
gelegenheit ist. Zumindest im Vergleich zum Einschalten
eines Radios bzw. Fernsehers oder dem Griff zur Tageszei
tung, einer Zeitschrift oder auch dem Telefonbuch schneidet
das Internet in dieser Hinsicht damit deutlich schlechter ab.
Zwar gibt es auch die Möglichkeit über WLANfähige PDAs
oder Smartphones unkompliziert ins Internet zu gelangen,
doch bieten diese Geräte gerade beim Surfen im Web auf
grund der kleinen Displays und häufig unzureichender Soft
wareausstattung nur wenig Komfort. Umwege ins Internet,
wie etwa über die WAPPortale der Netzbetreiber, schrecken
ebenfalls viele potenzielle Nutzer ab.
Bessere Geräte und günstigere Tarife
Noch mehr Unabhängigkeit und Mobilität als beim WLAN
versprechen Internetzugänge per Mobilfunkanbindung (GPRS,
UMTS). Welche Bedeutung die Netzbetreiber dieser Technik
einmal zugestanden haben, mag man daran erkennen, dass
die Unternehmen bei der Versteigerung im Jahr 2000 die
stolze Summe von jeweils rund acht Milliarden EUR für jede
der sechs Lizenzen zu zahlen bereit waren.
Doch auch sieben Jahre später halten sich die Zahl der Nut
zer und die Höhe der Umsätze, die über UMTSDatentransfer
gemacht werden, in einem sehr überschaubaren Rahmen.
Nach wie vor werden Handys und die vielseitigeren
Smartphones nur in Ausnahmefällen für etwas anderes als
die Sprachtelefonie genutzt.
114
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
Beispiel
Â
Zu diesen wenigen Ausnahmen gehört etwa die Nutzung mobi
ler EMailDienste wie Blackberry, die zumindest bei vielen
BusinessAnwendern mittlerweile nicht mehr aus dem berufli
chen Alltag weg zu denken ist.
Neben den schon erwähnten Beeinträchtigungen im Hinblick
auf den SurfKomfort bei den Handys und Smartphones trägt
zur geringen Akzeptanz der Angebote vor allem der nach wie
vor hohe Preis bei. Zwar haben die Mobilfunkunternehmen in
den letzten Jahren bereits deutliche Preissenkungen vorge
nommen, doch nach wie vor ist die Datenübertragung in den
Mobilfunknetzen um ein Vielfaches teurer als z. B. über einen
Breitbandanschluss.
Zudem sind auch die Tarife immer noch sehr kompliziert und
wenig verbraucherfreundlich. So werben etwa einige Mobil
funkanbieter mit Flatrates, um hier dann doch noch eine
Obergrenze von z. B. 5 GByte einzubauen, nach deren Über
schreiten die Kunden dann wiederum zusätzlich zur Kasse
gebeten werden.
Wenn die Preise jedoch weiterhin so nachgeben wie in den
letzten Jahren und auch die Smartphones und anderen mobi
len Zugangsgeräte verbessert werden, dürfte zumindest mit
telfristig das Internet auch auf diesem Wege immer öfter
genutzt werden.
Das Handy als Alleskönner
Wenn das Internet in einigen Jahren dann tatsächlich vom
Durchschnittsanwender überall (oder zumindest von überall
Mehr Mobilität und zunehmende Vernetzung
115
in größeren Städten oder Ballungsgebieten) genutzt werden
kann, dürften sich mobile Dienste (Location Based Services)
mit zu den wichtigsten Anwendungen entwickeln.
Handy bzw. SmartphoneNutzer können sich hierüber z. B.
zu ihrem jeweiligen Standort passende Informationen aus
den Suchmaschinen abrufen, um sich etwa Restaurants,
Kinos oder Geschäfte in der Nähe anzeigen zu lassen. Durch
ein eventuell integriertes GPSSystem können sie sich dann
direkt an den gewünschten Ort führen lassen. Bereits jetzt
bieten die Mobilfunkanbieter entsprechende Dienstleistungen
an.
Auf das Handy könnten mit Zustimmung des Mobilfunkteil
nehmers passende Werbeeinblendungen geschickt werden,
um den Nutzer auf ein attraktives Angebot ganz in seiner
Nähe aufmerksam zu machen. Auch das Handy selbst wird
mehr Möglichkeiten bieten, so etwa als vollwertiger MP3
Payer. Dann können z. B. Musikstücke direkt per Mobilfunk
anbindung in OnlineShops gekauft und hier gespeichert
werden. Ein Umweg über den PC ist damit nicht mehr not
wendig. Handys können darüber hinaus auch zum Bezahlen
verwendet werden. An Automaten oder in öffentlichen Ver
kehrsmitteln gibt es etwa die Möglichkeit über die Funktech
nik NFC (Near Field Communication) das Handy zur Bezah
lung von kleineren Beträgen zu verwenden. Erste Pilotprojek
te dazu laufen bereits.
Darüber hinaus wird es noch zahlreiche weitere Einsatzmög
lichkeiten für das Handy geben. Mobile Blogs werden etwa
an Bedeutung gewinnen, wenn die Schreiber jederzeit über
116
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
Handys mit komfortableren Texteingabemöglichkeiten verfü
gen und auch hochwertige Fotos oder Videos aufnehmen und
direkt auf den Server schicken können.
Das ÜberallInternet
Auch eine andere Entwicklung dürfte in den kommenden
Jahren an Bedeutung gewinnen, die zunehmende Vernetzung
weiterer Geräte neben PCs oder Handys. Immer mehr techni
sche Geräte werden hierbei mit eigener Rechnerintelligenz
ausgestattet und können z. B. per Funkanbindung auch via
Internet miteinander Daten austauschen.
Die Diskussion um diese Technik wird auch unter Begriffen
wie Ubiquitous Computing, Pervasive Computing oder auch
„Internet der Dinge“ geführt.
Beispiel
Â
Eine erste praxisreife Umsetzung des ÜberwallInternet ist etwa
das vernetzte Haus, in dem viele Funktionen von Rechnern
überwacht und gesteuert werden, von der Regulierung der
Heizung über das Einschalten des Lichts bis hin zum Herunter
lassen von Jalousien.
Ein anderes Beispiel ist die so genannte intelligente Kleidung,
in der Sensoren etwa den Körperzustand des Trägers überwa
chen und sich an verschiedene Situationen anpassen. Bei
gesundheitlich gefährdeten Personen könnten etwa Körper
funktionen wie die Herzfrequenz oder der Blutdruck über
wacht werden, um bei bedrohlichen Veränderungen automa
tisch einen Notruf über das mitgeführte Handy zu senden.
Mehr Mobilität und zunehmende Vernetzung
117
Auch integrierte Bewegungsmelder in Kleidungsstücken sind
denkbar, die dem Träger auch bei Dunkelheit signalisieren
können, ob sich jemand nähert. Erste Prototypen derartiger
Produkte befinden sich in den Laboren der Hersteller schon
im Test.
Beispiel
Â
Für Industrie und Handel bereits jetzt von großer Bedeutung ist
die RFIDTechnik (Radio Frequency Identification), mit der über
ein berührungsloses Verfahren Gegenstände identifiziert und
auch lokalisiert werden können. Diese elektronischen Etiketten
werden über Lesegeräte erfasst und können damit beispielswei
se helfen Logistikprozesse zu optimieren.
Aber auch auf diesem Gebiet der Vernetzung ist die Entwick
lung mitunter deutlich langsamer, als es einige Protagonisten
oder Visionäre wahrhaben wollen. Erste Kühlschränke mit
integriertem Internetzugang, die beispielsweise in der Lage
sind, zur Neige gehende Vorräte automatisch durch eine
Bestellung beim OnlineShop wieder aufzufüllen, wurden
schon vor sechs Jahren auf den Computermessen präsentiert,
in den Geschäften und Katalogen sucht man derartige Geräte
allerdings bis heute vergeblich.
Für Unternehmen bieten diese Weiterentwicklungen zahlrei
che neue Möglichkeiten und stellen zugleich auch eine Her
ausforderung dar, der man sich nur schwer entziehen kann.
Wettbewerbsvorteile können sich hier dann solche Unter
nehmen verschaffen, die bereits erste Erfahrungen mit diesen
Techniken und Diensten gesammelt haben.
118
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
Mehr Virtualität: Das Beispiel
Second Life
Ein anderer wichtiger Trend im Web ist die zunehmende
Virtualisierung. Und auch hier ist es wiederum so, dass zwar
in vielen Medien ein großer Wirbel um diese virtuellen Wel
ten gemacht wird, in der Praxis jedoch viele Ausflügler in
diese Paralleluniversen eher enttäuscht sind.
Virtuelle, durch Computer generierte Welten haben spätes
tens seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
immer wieder in der ScienceFictionKultur für Aufsehen
gesorgt. Auch schon deutlich früher gab es in diesem Genre
zahlreiche Beiträge zu diesem Thema, wie etwa den Roman
Simlacron3, der als Vorlage für viele Filme dieses Genres,
von „Welt am Draht“ bis zu „Matrix“ diente.
Aufgegriffen wurde die Idee der virtuellen Welt im echten
Leben als erstes von den ComputerspielEntwicklern, die
zunächst einfache, textbasierte Rollenspiele, die so genann
ten MUDs (MultiUserDungeons) schufen, und seit einiger
Zeit mit grafisch orientierten 3DSpielwelten erfolgreich sind.
Zu den populärsten OnlineSpielen dieser Art gehört derzeit
etwa World of Warcraft. Weltweit haben sich bislang über
8 Millionen Spieler für die OnlineVariante registrieren las
sen, mehrere Tausend davon sind permanent online.
Während es in diesen OnlineSpielwelten für die Spieler
darum geht, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und dazu einem
mehr oder weniger vorgegebenen Regelwerk zu folgen, gibt
es in anderen 3DWelten keine vorgegebene Spielhandlung
Mehr Virtualität: Das Beispiel Second Life
119
und die Akteure sind weitgehend frei in der Gestaltung ihrer
Aktivitäten.
Neuer Anlauf mit Second Life
Nachdem erste Versuche zur Etablierung solcher Anwendun
gen auf Basis der 3DTechnik VRML (Virtual Reality Modeling
Language) vor einigen Jahren scheiterten, gibt es seit 2003
mit Second Life (www.secondlife.com) einen neuen Versuch.
Anders als bei den vorausgegangenen Anläufen, eine mög
lichst realistische 3DWelt zu entwerfen, sind mittlerweile
die technischen Voraussetzungen so weit fortgeschritten,
dass die Ergebnisse tatsächlich so etwas wie ein zweites
Leben in einer Parallelwelt ermöglichen.
In Second Life sollen die Teilnehmer miteinander kommuni
zieren, sich informieren, aber auch miteinander Handel trei
ben können. Für kommerzielle Zwecke gibt es daher in dieser
künstlichen Welt eine ebenso künstliche Währung, den so
genannten LindenDollar, benannt nach den Erfindern von
Second Life, dem Unternehmen Linden Lab. Das Tauschver
hältnis zwischen LindenDollars und echten USDollars liegt
derzeit bei etwa 1:290, für 290 LindenDollars erhält man
also einen „echten“ USDollar.
Die virtuellen Räume des Second Life werden von zahlreichen
Servern erzeugt. Die Teilnehmer selbst müssen sich eine Gra
tisSoftware auf ihre PCs herunterladen und installieren.
Beim erstmaligen Betreten der virtuellen Welt müssen die
Nutzer sich eine Spielfigur, den so genannten Avatar, er
120
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
schaffen. Diese Figur ist dann der Stellvertreter der echten
Person im Second Life. Mit diesem Avatar können die Teil
nehmer sich dann in der SecondLifeWelt frei bewegen,
zahlreiche Aktionen durchführen oder durch den Austausch
von Textnachrichten via Instant Messenger mit anderen
SecondLifeBesuchern kommunizieren. Neben dieser sozia
len Interaktion gibt es in Second Life allerdings auch Rollen
spielGemeinschaften, bei denen ähnliche Aktionen wie bei
anderen Computerspielen möglich sind.
Mittlerweile gibt es weltweit bereits mehr als 7 Millionen
Teilnehmer in Second Life, nach Angaben des Betreibers sind
davon permanent zwischen 25.000 und 45.000 Nutzer online
und bevölkern die zahlreichen Szenarien bzw. Gegenden in
Second Life. Die Grundteilnahme ist kostenfrei möglich, es
gibt jedoch auch kostenpflichtige Tarife, bei denen eine ein
malige oder monatliche Gebühr erhoben wird, die dann aber
zusätzliche Möglichkeiten bieten.
Die Teilnehmer sind dabei nicht nur als passive Gäste unter
wegs, sondern können die Welt aktiv mitgestalten und hier
eigene Areale erwerben und bebauen. Der Erwerb dieses
Grundbesitzes ist wiederum kostenpflichtig. Wer größere
Pläne hat, kann auch ganze Regionen kaufen, die dann einem
„echten“ Grundstück mit rund 65.000 Quadratmetern ent
sprechen. Die Preise für eine solche Region liegen derzeit bei
einmalig 1.650 USDollar sowie einer monatlichen virtuellen
Grundsteuer von 295 USDollar.
Bei der Bebauung der Grundstücke und dem Schaffen von
Gegenständen können die Nutzer auf vorhandene Objekte
Mehr Virtualität: Das Beispiel Second Life
121
zurückgreifen oder selber mittels einer internen Program
miersprache auch neue Elemente erschaffen. Auch bei der
Gestaltung des eigenen Avatars hat man weitgehende Frei
räume und kann seinen Stellvertreter auch mit allerlei modi
schen Accessoires schmücken. Da nicht jeder Nutzer das
hierfür notwendige technische und gestalterische Können
mitbringt, hat sich in Second Life bereits ein eigenständiges
Wirtschaftsleben entwickelt.
Durch Dienstleistungen wie etwa die Programmierung bzw.
das Design von Objekten in Second Life und den Verkauf
dieser Gegenstände verdienen einige Teilnehmer Geld, denn
viele Besucher möchten auch im virtuellen Leben auf Status
symbole und ein LuxusOutfit nicht verzichten. Sie lassen
ihre Avatare dann von diesen Profis ausstaffieren oder beauf
tragen die Programmierer mit der Gestaltung ihrer Anwesen.
Immerhin einige Stars dieser Szene haben es schon geschafft
und können von den Umsätzen in Second Life, die sie dann
natürlich wieder in echte USDollars tauschen, bereits gut
leben. Für die Mehrzahl der freien Programmierer in Second
Life ist diese Tätigkeit jedoch nur ein Nebenerwerb.
Second Life und Unternehmen
Die hohen Nutzerzahlen und wohl auch die intensive Be
richterstattung über Second Life haben in jüngster Zeit im
mer mehr Unternehmen und andere Organisationen dazu
bewogen, sich aktiv in dieser künstlichen Welt zu präsentie
ren. Vor allem Unternehmen aus dem Konsumgütersektor,
122
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
deren Zielgruppen zu den typischen eher jungen SecondLife
Besuchern gehören, sind hier aktiv.
Beispiel
Â
So sind hier etwa Mode bzw. Sportartikelhersteller wie Adidas
oder Reebok mit eigenen Filialen vertreten. Bei Adidas können
z. B. Sportschuhe aus der aktuellen Kollektion auch für den
Avatar erworben werden. Der HandyHersteller Sony Ericsson
nutzt Second Life um hier an einem virtuellen Messestand neue
Geräte zu präsentieren und Gewinnspiele zu veranstalten. Auch
AutoHersteller wie BMW oder Mercedes sind mit eigenen
Arealen vertreten, um ihre Produkte zu präsentieren.
Seit kurzem hat sich auch die Deutsche Post in Second Life
niedergelassen und ermöglicht es den Besuchern von „Post
Island“, eigene Postkarten zu erstellen, die als Grußkarten an
Empfänger im echten Leben verschickt werden können.
Die OnlineAusgabe der BildZeitung bringt seit Ende 2006
eine eigene BoulevardZeitung namens The AvaStar für Se
cond Life heraus, die zunächst kostenfrei angeboten wird,
demnächst aber zum Preis von 150 LindenDollar (umge
rechnet etwa 0,40 EUR) zu haben sein soll.
Mit Informationsangeboten sind auch andere Organisationen
im Web vertreten. So besitzen etwa die Greenpeace
Umweltschützer hier ein Büro und eine virtuelle schwedische
Botschaft ist mittlerweile eröffnet worden.
Beispiel
Â
Eine besonders innovative Nutzungsart für Second Life findet
sich beim Computerkonzern IBM. Dieser nutzt die virtuellen
Räume, um hier MitarbeiterMeetings und Konferenzen abzu
Mehr Virtualität: Das Beispiel Second Life
123
halten. Statt sich im richtigen Leben miteinander zu treffen,
können hier IBMManager über ihre Avatare miteinander kom
munizieren. Deutliche Kosten und Zeiteinsparungen sollen
hierüber möglich werden. Auch für das Recruiting will IBM die
Möglichkeiten des Second Life künftig verstärkt einsetzen.
In Second Life finden auch kulturelle Veranstaltungen statt.
So hat etwa die Dresdner Gemäldegalerie eine eigene Insel
gekauft und eine maßstabgetreue Nachbildung der Ausstel
lungsräume online gestellt. Mit einem Avatar kann man nun
durch sämtliche 54 Säle und Kabinette gehen und alle
Kunstwerke zumindest als digitale Kopie bestaunen.
Konzerte renommierter Künstler oder auch Wahlkampfveran
staltungen hat es ebenfalls schon in Second Life gegeben.
Ebenso nutzt etwa das bekannte MIT eine SecondLife
Präsenz, um hierüber Vorlesungen zu veröffentlichen.
Kritik an Second Life
Gerade in jüngster Zeit haben viele klassische Medien Second
Life entdeckt und diesem Angebot zu einem weiteren Popula
ritätsschub verholfen. Allerdings ist das System zugleich auch
vermehrt in die Kritik geraten. Diese Kritik erstreckt sich
dabei auf völlig unterschiedliche Bereiche.
So wurden etwa Vorwürfe laut, dass in Second Life auch
kinderpornografische Inhalte zu finden seien. Inzwischen sind
auch schon erste Strafverfahren wegen derartiger Aktivitäten
eingeleitet worden. Zudem mangelt es dem System an einem
funktionierenden Jugendschutz, denn seit der Aufhebung des
Altersnachweises steht das System allen Interessenten offen,
obwohl es hier zahlreiche ErotikAngebote gibt.
124
Web X.0 – Die Entwicklung geht weiter
Soziologen warnen zudem vor den Gefahren einer Realitäts
flucht vieler SecondLifeBesucher aufgrund zu intensiver
Nutzung der virtuellen Welten.
Trotz aller technischen Fortschritte gegenüber älteren Syste
men halten viele Experten die technische Plattform von Se
cond Life für nicht sehr ausbaufähig. Bereits jetzt entsprä
chen die Grafiken nicht mehr dem Stand, den andere Online
Simulationen erreicht hätten. Zudem verweisen die Kritiker
auf PerformanceSchwächen, die sich in ruckelnder Wieder
gabe oder verwaschenen Texturen bemerkbar machen. Zudem
können jeweils nur 50 Personen gleichzeitig an einem Ort in
Second Life sein und miteinander kommunizieren, was für
verschiedene Einsatzzwecke gerade im BusinessUmfeld
nicht ausreichend sei. Client und Serveranwendungen seien
zudem fehlerbehaftet und oftmals instabil, sodass es immer
wieder zu Funktionsausfällen oder Abstürzen komme. Stören
friede machen sich diese Einschränkungen zunutze und las
sen z. B. öffentliche Veranstaltungen platzen, indem sie die
Server durch bestimmte Aktionen gezielt überlasten.
125
Stichwortverzeichnis
Blogosphäre 30
BlogProvider 82
Blogs 24
Blogs für Unternehmen 36, 77
Chancen 108
Communities 14, 41
Einbeziehung der Nutzer 13
Erstellung von Blogs 82
Feeds 56
Feeds im Unternehmen 94
Folksonomy 49
Geschwindigkeit 15
Handy 114
Instant Messaging 96
Interaktion 13
kommerzielle Möglichkeiten 19
Kosten 16
Marketing 98
Mashups 67
Meinungsmacher 32
Merkmale 12
Messaging 58
MobilfunkTarife 113
Mobilität 112
MultimediaAnwendungen 53
Multimedialität 14
MySpace 45
Nutzerzahlen 17
OnlineTools 62
Partizipation 27
Plattform 13
Podcasts 54
Podcasts im Unternehmen 88
PodcastStudio 90
Publicity 75
RSSFeeds 94
Second Life 118
Skype 59
Social Shopping 48
Software im Web 61
Tabellen 63
Tags 49
Telefonieren 59
Textverarbeitung 63
Transparenz 98
ÜberallInternet 116
Unternehmensblog 77
Vernetzung 112
Virales Marketing 100
WebMailer 61
Wikipedia 39
Wikis 39
Wikis im Unternehmen 40, 86
Xing 47
YouTube 43
126
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio
grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de
abrufbar.
ISBN 9783448086287
BestellNr. 009680001
© 2007, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Planegg b. München
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Fon (0 89) 8 95 170, Fax (0 89) 8 95 172 50
EMail: [email protected]
Internet: www.haufe.de
Redaktion: Jürgen Fischer
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiederga
be (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche
Einrichtungen vorbehalten.
Gesamtbetreuung: Sylvia Rein, 81379 München
Lektorat: Nicole Jähnichen, 80333 München
Umschlaggestaltung: Simone Kienle, 70182 Stuttgart
Umschlagentwurf: Agentur Buttgereit & Heidenreich, 45721 Haltern am See
Druck: freiburger graphische betriebe, 79108 Freiburg
127
Der Autor
Andreas Hein
ist DiplomKaufmann und arbeitet seit 1995 freiberuflich als
Autor und Fachjournalist in unterschiedlichen ITBereichen.
Zu seinen Spezialthemen gehört dabei das Internet, über
dessen Weiterentwicklung er seitdem zahlreiche Fachartikel
verfasst hat.
Weitere Literatur
„Brain Script. Warum Kunden kaufen“, von Dr. HansGeorg
Häusel, 240 Seiten, € 24,80, ISBN 9783448061918
BestellNr. 001430001
„Wie Werbung wirkt. Erkenntnisse des Neuromarketing“, von
Dr. Christian Scheier und Dirk Held, 198 Seiten, € 29,80, ISBN
9783448072518, BestellNr. 000530001
„Was Marken erfolgreich macht. Neuropsychologie in der
Markenführung“, von Dr. Christian Scheier und Dirk Held, 220
Seiten, € 29,80, ISBN 9783448086102, BestellNr.
000970001
TaschenGuides – Qualität entscheidet
Bereits erschienen:
„ Der Betrieb in Zahlen
• 400 € MiniJobs
• Balanced Scorecard
• Betriebswirtschaftliche
Formelsammlung
• Bilanzen lesen
• Buchführung
• Businessplan
• BWL Grundwissen
• BWL – die 100 wichtigsten
Fakten
• Controllinginstrumente
• Deckungsbeitragsrechnung
• EinnahmenÜberschussrechnung
• Finanz und Liquiditätsplanung
• Die GmbH
• IFRS
• Kaufmännisches Rechnen
• Kennzahlen
• Kleines Lexikon Rechnungswesen
• Kontieren und buchen
• Kostenrechnung
• Kleine mathematische Formel
sammlung
„ Mitarbeiter führen
• Besprechungen
• Führungstechniken
• Die häufigsten Managementfehler
• Management
• Managementbegriffe
• Mitarbeitergespräche
• Moderation
• Motivation
• Projektmanagement
• Spiele für Workshops und
Seminare
• Teams führen
„ Karriere
• Assessment Center
• Existenzgründung
• IchAG – mit Gründerzuschuss
selbstständig
• Jobsuche und Bewerbung
• Vorstellungsgespräche
„ Geld und Specials
• Sichere Altersvorsorge
• IGeL – Medizinische
Zusatzleistungen
• Immobilien erwerben
• Immobilienfinanzierung
• Die neue Rechtschreibung
• Eher in Rente
• Web 2.0
• Zitate für Beruf und Karriere
• Zitate für besondere Anlässe
„ Persönliche Fähigkeiten
• Allgemeinwissen Schnelltest
• Ihre Ausstrahlung
• BusinessKnigge – die 100
wichtigsten Benimmregeln
• Mit Druck richtig umgehen
• Emotionale Intelligenz
• Entscheidungen treffen
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• Gedächtnistraining
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• Yoga für Beruf und privat
• Zeitmanagement

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