Die völlig neue Firma IMS-Gear

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Die völlig neue Firma IMS-Gear
DONAUESCHINGEN
www.suedkurier.de/donaueschingen
DONNE R S TAG , 12 . J U NI 2008
HEUTE
GESIC H T DE S TAGE S
Maria Pöllmann-Bürgi
Erstmals beteiligt
sich Löffingen am
kommenden Samstag, 14. Juni, am
Weltstricktag und
dem damit verbundenen öffentlichen Stricken für
Frühchen. Organisiert wird die
Aktion von Maria Pöllmann-Bürgi.
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ZAHL D E S TAGE S
0,88
Klingt nach wenig, wird aber teuer:
Um zunächst netto 0,88 Cent pro
Kilowattstunde steigt zum 1. Oktober der Gaspreis in Donaueschingen und Bräunlingen.
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ZIEL D E S TAGE S
Deutsche Meisterschaft
Die Skatspieler vom Club „Donauquelle“ haben viel vor. Sie wollen
sich bei den Landesmeisterschaften
in Radolfzell für die Deutsche
Meisterschaft qualifizieren.
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ZU GUTER LETZT
Grulers Crash-Kurs
gegen Bürokratie
D
ie Siedlergemeinschaft, ausgebremst in ihrem ehrenamtlichen Gärtner-Patenschaft für
den Pferdekreisel durch die Auflage, für solch riskante Einsätze am
Straßenrand einen Sicherheitskursus absolvieren zu müssen –
diese Bürokratie-Posse haben wir
vor Tagen an dieser Stelle erzählt.
Und damit nicht nur Kopfschütteln
in der Bürgerschaft ausgelöst,
sondern auch einen Rettungseinsatz. Der langjährige Donaueschinger Polizeichef und Vorsitzende der Verkehrswacht, Franz
Gruler, schloss dem Thema die
sarkastische Frage an, wann dann
wohl auch die Mitwirkenden bei
der Aktion Saubere Landschaft nur
noch kurs-geschult antreten dürfen
in Zeiten, in der ja auch schon der
private Holzsammler nur noch mit
Motorsägen-Führerschein in den
Wald darf.
Und bot pragmatische Abhilfe:
Wenn die Siedler schon einen
Lehrgang bräuchten für den Gärtnerjob im Kreisverkehr, dann würde er ihn als Ex-Polizeichef und
Verkehrsamts-Vorsitzender übernehmen. Ehrenamtlich, versteht
sich! Aber eben
freilich wieder ohne
Sicherheitskurs, der
ihn zum Durchführen von Sicherheitskursen berechtigt . . .
WOLFGANG LOSERT
Aus dem Ganzen werden viele eigenverantwortliche Zellen – Umsatz steigt, USA lahmt
Die völlig neue Firma IMS-Gear
Unbemerkt von der Außenwelt, hat
Donaueschingens größter Arbeitgeber eine komplette Wandlung im
Inneren vollzogen. IMS-Gear hat das
traditionelle System der spezialisierten Betriebsabteilungen abschafft und durch viele kleine „Firmen in der Firma“ als selbstverantwortliche Betriebseinheiten
ersetzt. Alle Abläufe sind neu zugeschnitten, keine Maschine blieb
am alten Standort.
VO N
K L AU S DA NG E L
Donaueschingen – Vom Ingenieur bis
zum Maschinenarbeiter sitzen alle
Mitglieder der neuen „Business Units“
(Geschäftseinheiten) jetzt auf engem
Raum jeweils beisammen in den Fabrikhallen. Von der Materialwirtschaft
bis zum fertigen Produkt sind die
Teams eigenverantwortlich zuständig
für funktionierende Abläufe, für Qualität und Kosteneffizienz. Gibt es Reklamationen, müssen die „Macher“
persönlich beim Kunden dafür gerade
stehen. Jeder macht nun im Prinzip alles; wer bisher nur Metallteile fräste,
dreht und schleift jetzt auch Metall sowie Kunststoff und montiert Baugruppen. Eifrig dazu lernen ist das große
Thema für alle. Das neue System gilt
für alle IMS-Gear-Standorte, in Donaueschingen und Eisenbach ebenso
wie im Ausland. Auch das Entlohnungssystem ist völlig neu geregelt.
Ein Grundbetrag, angelehnt an den
Tarifvertrag, schafft je nach Arbeitsspektrum die Einkommensbasis, ein
Erfolgsbonussystem kommt oben
drauf.
Die „Totaloperation“ lief zwei Jahre
lang neben dem regulären Produktionsbetrieb her ab, forderte allen Mitarbeitern einiges ab. Das Konzept dafür wurde im eigenen Hause entwickelt, Beispiele in vergleichbaren Unternehmen seien nicht bekannt, so die
Geschäftsführer. Effizienzsteigerung
und mehr internationale Konkurrenzfähigkeit seien die Ziele. IMS-Gear
wolle künftig so wirtschaftlich arbeiten, dass es auch mit Produzenten in
China preislich mithalten könne. Hohe Produktqualität sei nun mit weniger Facharbeiter-Knowhow in den
Produktionsprozessen erreichbar und
prinzipiell an jeden Standort kopierbar. Das jetzt logistisch abgeschlossene Experiment scheint zu funktionieren. Probleme seien ausgeblieben,
Unzufriedenheiten in der Belegschaft
verschwindend gering.
Umsatzkurve klettert weiter
In einem Gespräch zu Geschäftsentwicklung und Unternehmenszielen
sagten die Firmenkapitäne Norbert
Willmann und Clemens Rosenstiel
gestern eine Fortsetzung des UmsatzAufwärtstrends seit Jahren vorher.
1996 schrieb der international agie-
Komplett umgebaut haben Clemens Rosenstiel und Norbert Willmann (v.r.) die Betriebsabläufe beim größten Arbeitgeber von Donaueschingen und Eisenbach. Noch produktiver und weltmarktfähiger will IMS-Gear künftig auftreten.
Am Wochenende stellt sich das grundlegend erneuerte Werk Eisenbach (Bild) der Öffentlichkeit vor.
BILD: DANGEL
rende Hersteller von Kleingetrieben
noch 60 Millionen Euro Umsatz, für
2007 bilanziert er einen konsolidierten
Umsatz von 154 Millionen (plus 4,4
Prozent), im laufenden Jahr sollen 164
Millionen daraus werden. Und das
trotz aktuell schwieriger außereuropäischer Geschäfte.
In Deutschland und Europa notierten die Geschäftsführer ein „sehr gutes Ergebnis“, in Übersee jedoch seien
die Geschäfte schwierig. Rohölpreise,
und schrumpfende Automobilnachfrage würden allerdings auch in Europa ab 2009 zu Konjunkturabkühlung,
extremem Kostenanstieg und Druck
auf die Produktivität führen. IMS-Gear
beliefert die wichtigen Automobilzulieferer (85 Prozent des Gesamtumsatzes) mit Kleingetrieben und ist somit
stark von der Automobil-Konjunktur
abhängig.
Zwiespältig ist die Freude der Kapitalhalter am Unternehmen, das noch
zu 61 Prozent in Familienbesitz ist:
2007 sei die Umsatzrendite in
Deutschland „sehr positiv“ ausgefallen, in Übersee jedoch „nicht zufriedenstellend.“
Vor drei, vier Jahren schien die Lust
auf einen neuen Produktionsstandort
in China noch übermächtig, doch
dann entschied sich das Unternehmen vor zwei Jahren doch zunächst
für Mexiko und gegen den Asien-Einstieg. „Inzwischen sind wir froh darüber“, räumten die Chefs gestern ein.
Die Erfahrungen mit Mexiko hätten
gezeigt, dass die Erzeugung von Qualitätsware, wie sie der Markt von IMSGear fordere, „im Billiglohnland nicht
weniger kostet als in der USA“. Viele
Kunden hätten Versucht, IMS-Gear
nach China zu ziehen, doch von viel
versprechenden Auftragsverheißungen sei nicht viel übrig geblieben. Die
neue Strategie: „Wir können es uns gar
nicht leisten, nicht nach China zu gehen – die Frage ist aber die des richtigen Zeitpunkts.“ Der sei erst erreicht,
wenn genügend viele Kundenaufträge
für China verbindlich im Sack seien,
um eine Startinvestition von acht bis
zehn Millionen Euro abzusichern.
Weniger Heim-Investitionen
Seit Jahren fiel das Unternehmen in
Donaueschingen und Eisenbach immer wieder mit markanten Expansionen und Neubauten auf. Das wird jetzt
weniger. Weiterhin sollen jährlich etwa zehn Prozent des Umsatzes reinvestiert werden, der Schwerpunkt liege in der kommenden Zeit jedoch eher
im Ausland, war zu erfahren.
Das jüngste große „Heimprojekt“
stellt IMS-Gear am kommenden Wochenende in Eisenbach vor. Der Gründungs- und heutige Produktionsstandort wurde für 3,5 Millionen Euro
komplett umgebaut und modernisiert. Am Freitagabend findet ein betriebsfestartiger „Infotreff“ für alle
Mitarbeiter statt, am Samstag folgt in
Eisenbach ein „Tag der Offenen Tür“.
EM-STÄDTE-TIPP
K ROAT I E N S P I E L
Tipper spielen
voll auf Sieg
Die deutschen Kicker müssen heute,
18 Uhr, wieder ran. Sie spielen gegen
den vermeintlich stärksten Gruppengegner, Kroatien. Vor dem Spiel am
Sonntag gegen Polen hatten sich die
Tipper vom „Team Donau“ respektvoll
gegenüber den Kickern vom Balkan
geäußert. Doch mit ihrer zeitweise
sehr überlegen gestalteten und elanvoll gespielten Partie gegen Polen haben die Deutschen zumindest bei den
Tippern alle Zweifel weggekickt, zumal die Kroaten gegen die Österreicher kaum überzeugen konnten.
Da die anderen Teams in der Gruppe
auch fast durchgängig auf Sieg tippen,
stehen die Chancen gut, dass Team
Donau die Tabellenführung behält,
egal, wie das Spiel ausgeht.(gvo)
Der SÜDKURIER fiebert mit den Fußballfans wieder mit. Bilder von Szenen in
Kneipen und Straßen ab 22 Uhr im Internet:
http://em.suedkurier.de
SÜD KURIER N R. 135 / 64. JAH R
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Firmengeschichte
Das Unternehmen wurde 1963 in
Eisenbach gegründet. 1983 kam
Donaueschingen dazu, heute der
wichtigste Standort mit Sitz von
Vertrieb und Entwicklung. 1995
der erste Schritt in die Internationalisierung: Eröffnung des
Produktionsstandorts Gainesville/USA. Mittlerweile gibt es auch
Standorte in Querétaro/Mexiko
und Virginia Beach/USA sowie
vorbereitende Aktivitäten in
Hongkong und Shanghai.
Die Produkte
IMS-Gear produziert Kleingetriebe, Verzahnungswerkzeuge,
Planetengetriebe und betreibt
eine Spezialhärterei. Die Kleingetriebe wandern zu großen
Zulieferern der Autoindustrie. Sie
stecken in Sitz- und Lenkverstellungen, Zentralverriegelungen,
neuerdings auch Bremssystemen.
B
esser, gescheiter, erfolgreicher.
– Um solche Lorbeeren geht es
normalerweise im Schulbetrieb, der schon lange auch ein Leistungswettbewerb unter künftigen Arbeitsmarkt-Konkurrenten geworden
ist. Und wer honoriert die „weichen
Qualitätsmerkmale“ der jugendlichen
Persönlichkeitsentwicklung? Die Donaueschinger Realschule hat es jetzt in
einer charmanten Aktion getan.
Wer sind die höflichsten Kinder und
Jugendlichen der großen Donaueschinger Schule? Mit einer „Bestenwahl“ in allen Klassen wurden sie ermittelt. Und das hier sind sie, auch
nachzulesen in der Schülerzeitung
„Schoollive“, die zum achten Mal erschienen ist.
Bei den Jungs:
Juliann Vogt, Jonathan Grössel,
Dennis Bammert, Lukas Effinger, Florian Hauger, Patrick dold, Nico Culk,
Christoph Köhler, Lukas Harwart,
Matthias Frick, Johann Kisharic, Sven
Dobiesz, Simon Wolf, Felix Kaiser, Tobias Hall, Marco Braatz, Marcel Peschke, Carlos Rothenhäusler, Chhan Biseth, Denis Hannif, Stefan Scheu, Elias
Quilamba, Ozan Tuali, Cetin Horozoglu, David Kaltenbrunner, Tobias Vater.
Und bei den Mädchen:
Janina Wolf, Elena Schrenk, Angelika Schultheiß, Sabrina Käfer, Alexandra Limberger, Anja Waßmer, Jasmin
Hofheinz, Stefania De Gregorio, Saskia Murer, Daniela Frei, Julitta Schüle,
Milena Vogt, Kathrin Wiehl, Jenny
Jung, Laura Höfler, Jana Stellmacher,
Lena Käfer, Mona Beha, Andrea Wieland, Alexandra Burgert, Anja Zirlewagen, Nadja Fesenmeyer, Ramona Fritschi, Andrea Andris, Stefanie Maier,
Anna Engesser. (dan)
S CH LO S S PA R K
Stadt bietet
Führung an
Donaueschingen (los) Auch wenn er
seit Monaten Schlagzeilen macht und
zum Streitobjekt avancierte – Schlosspark-Kenner sind Donaueschingens
Bürger damit noch längst nicht geworden. Dabei gäbe es viel Wissenswertes
und Interessantes über das Natur-Refugium zu erfahren – das fand auch
das städtische Tourismusamt und bietet jetzt wieder einmal eine Führung
durch den Schlosspark an. Am Samstag, 21. Juni, ab 14 Uhr wird eine Gruppe, deren Mitglieder sich ab sofort und
bis zum 20. Juni um 18 Uhr unter Telefon 0771/857-221 anmelden können,
zu der Exkursion starten. Der Park-Beauftragte des Hauses Fürstenberg,
Bruno Müller, wird dabei informieren
über die Park-Architektur nach französischem und englischen Vorbild,
über Naturdenkmale, Kunst-Skultpuren und über die Gesichte des Schlossparks. Eine geringe Teilnahmegebühr,
so kündigte die Stadtverwaltung an,
werde dafür erhoben.
Der Bürgersaal, neuer Versuch
IMS-Gear beschäftigt weltweit
1280 Mitarbeiter, davon 650 in
Donaueschingen, 450 in Eisenbach. Die Arbeitsplatzzahl blieb
zuletzt trotz Umstrukturierungen
konstant, soll aber nicht weiter
steigen. Der Umsatz klettert seit
vielen Jahren kontinuierlich.
Charmante Bestenwahl
STADTGESC HEHEN
Firmen-Fakten
Die höflichsten
Realschüler
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Der neue Konzertsaal in den Donauhallen soll „Ersatz“ für den Rathausanbau werden
M
ärz 1999. Ein Bürgerentscheid wird zum Prellbock
der politisch schon gefassten
Absicht, für fast fünf Millionen Mark
einen Bürgersaal zu bauen. Oberbürgermeister Bernhard Everke als vehementer Protagonist dieses Vorhaben
erleidet im Herbst seiner Ära eine
schmerzliche Niederlage. Der Rathaus-Chef und eine Ratsmehrheit aus
CDU und FDP werden von einer Bürgermehrheit bevormundet, die trotzig
und bestimmt Nein sagt zu dem modernen Kubus hinter dem historischen Rathaus. Ein angemessen respräsentativer Bürgersaal, in dem das
Stadtparlament tagt und offizielle Veranstaltungen eine Heimat haben,
scheint für lange Zeit ein unerfüllter
Wunsch zu bleiben.
Spätsommer 2010. Donaueschingens Bürgersaal ist plötzlich Realität
geworden. Zwischen den Donauhallen A und B stützt sich dieses Fest- und
Arbeitszimmer des Stadtparlaments
in die Höhe. Vorgestern, beim Besuch
des Freiburger Regierungspräsidenten Julian Würtenberger auf der Donauhallen-Baustelle, hat Oberbürgermeister Thorsten Frei zum ersten Mal
ganz ausdrücklich die Absicht enthüllt, nicht mehr länger Untermieter
bleiben zu wollen im Finanzamt, wo
Donaueschingens Gemeinderat traditionell tagt. „Ich habe die feste Absicht, diesen Raum künftig auch als
Sitzungs- und Bürgersaal zu nutzen
und werde dem Gemeinderat diese
Entscheidung auch empfehlen“, so
legte der OB gestern im SÜDKURIERGespräch nach. Eine Stadt wie Donaueschingen brauche ein angemessenes
räumliches Forum dieser Art mit ausreichend Platz, auch für Zuhörer, erklärt Frei. Die Entscheidung gegen den
Bürgersaal als Rathaus-Anbau wolle er
aber „nicht kommentieren“, so duckte
sich der sonst um kein Statement ver-
legene Schultes aus der Neugier weg,
wie er dieses energische Kräftemessen
um den Bürgersaal damals wohl bewerten würde.
Doppelte Ironie der Geschichte: Mit
der Nutzung des „Konzertsaals“ in den
Donauhallen als offizieller Bürgerund Sitzungssaal sieht ausgerechnet
die GUB ihre Vision erfüllt, hatte sich
die kleine Stadtpolitik-Partei doch vor
dem Bürgerentscheid am nachdrücklichsten dafür ausgesprochen, einen
Sitzungssaal bei den Donauhallen
statt hinter dem Rathaus zu bauen. Also könnten Claudia Weishaar & Co.
den neuen Bürgersaal als Triumph ihrer stadtpolitischen Weitsicht feiern –
wäre da nicht der kleine Schönheitsfehler, dass auch aus der GUB beim
späteren Bürgerentscheid gegen die
große Donauhallen-Lösung wieder
Sperrfeuer kam . . .
WOLFGANG LOSERT