Die Welt in Lieferketten
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Die Welt in Lieferketten
April 2008 pwc: Das Magazin für Vorausdenker Golf ohne Handicap Was die Emirate so erfolgreich macht Karriere ohne Grenzen Wie Unternehmen von Expatriates profitieren Bahn ohne Behörde Wie sich Leipzigs Nahverkehr teilprivatisierte Die Welt in Lieferketten Wegen der Globalisierung boomt die Logistikbranche. Doch die Risiken wachsen. Was die Branche gefährden könnte pwc: Inhalt Titel Märkte Die Welt in Lieferketten Logistikunternehmen freuen sich über ein rasantes Wachstum. Neben den Umsätzen steigen aber auch die Risiken. Drei Szenarien, die aufzeigen, was reibungslose Abläufe und damit die gesamte Branche gefährden könnte. Seite 4 Märkte Mehr als transportfähig Deutsche Unternehmen setzen weltweit ausgefeilte Logistikkonzepte um. Dabei geht es um mehr als nur Transport. Einige Fallbeispiele. Seite 12 Interview: Detthold Aden Der Vorstandsvorsitzende der Bremer BLG Logistics Group spricht über Visionen und Spinnereien in der Welt der Logistik.Seite 14 Wissen Seite 16 Wissen Seite 28 Golf ohne Handicap Warum die Vereinigten Arabischen Emirate derzeit der dynamischste WirtschaftsstandSeite 18 ort der Welt sind. Besten-Auslese Hervorragender Managementnachwuchs ist rar. Das sollte mittlerweile auch die VorstänSeite 30 de beschäftigen. Das Fernsehduell Wie das Internetfernsehen den herkömmlichen Sendern Konkurrenz macht. Seite 22 Ein Gehen und Kommen Firmen schicken immer mehr Expatriates ins Ausland. Warum Aufenthalt und Rückkehr Seite 32 gut organisiert sein müssen. Grünes Licht geben Was kleine Ökostromanbieter erfolgreich macht und wie die großen Energiekonzerne Seite 24 davon profitieren. Interview: Heiko von Tschischwitz Der Geschäftsführer des Ökostromanbieters Lichtblick über Spätzünder, UnabhänSeite 27 gigkeit und Denkzettel. Kolumne: Klaus Kocks Was modernes Controlling mit der Hinrichtung des Lordsiegelbewahrers Heinrichs Seite 35 des Achten zu tun hat. Pendlerin zwischen den Welten Marna Whittington, Verwaltungsdirektorin von Allianz Global Investors, erzählt aus ihrem Leben. Seite 36 Bürgen statt Borgen Dank eines neuen Berechnungsmodells können Landesbürgschaften als Instrument der Wirtschaftsförderung wieder eingesetzt werden. Seite 40 pwc: | april 2008 pwc: Editorial Lösungen Hans Wagener, Vorstandssprecher der PricewaterhouseCoopers AG Sehr geehrte Leserinnen und Leser! „Die richtige Menge der richtigen Objekte am richtigen Ort in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt zu den richtigen Kosten zur Verfügung stellen.“ So beschreibt der deutsche Wissenschaftler Reinhardt Jünemann die Aufgabe der Logistik, die im Fremdwörterduden einst als „militärisches Nachschubwesen“ erklärt wurde. Es gibt vermutlich nicht sehr viele Branchen, die sich so komplett verändert haben wie die Logistik, durch die außerdem die globalisierte Wirtschaft erst möglich wurde. Denn von den reibungslosen Abläufen bei den Logistikunternehmen sind fast alle anderen Branchen abhängig. Deshalb haben wir uns gefragt: Gibt es Risiken, die diese Reibungslosigkeit gefährden könnten? Und wir sind durchaus fündig geworden. Eines der weltweit ehrgeizigsten Logistikprojekte wird mit dem Dubai World Central im Mittleren Osten realisiert. Dort sollen eine voll integrierte Lösungen Seite 42 Das Tier in mir Warum Managementbücher aus der Tierwelt so erfolgreich sind. Seite 44 Logistikplattform und der weltweit größte Flughafen entstehen. Grund genug, die Arabischen Emirate genauer zu beleuchten: Denn sie sind eine boomende Region, von der auch deutsche Unternehmen profitieren. Hauptsächlich zwischen den USA und Deutschland pendelt Marna Whittington. Wir freuen uns, dass die Verwaltungsdirektorin von Allianz Global Was Leipzig bewegt Weshalb die Liberalisierung des öffentlichen Nahverkehrs die Leipziger Verkehrsbetriebe nicht ängstigt. Seite 50 Investors unseren Lesern einen Einblick in ihr Leben als Weltenwandlerin Publikationen Impressum bewusst in die Zukunft blicken. Ebenso selbstbewusst treten die kleineren Seite 54 Seite 55 gibt. Einen Blick in ihr Unternehmen haben uns außerdem die Leipziger Verkehrsbetriebe gestattet, die trotz einer neuen EU-Verordnung, die für mehr Wettbewerb im öffentlichen Personennahverkehr sorgen soll, selbstAnbieter von erneuerbaren Energien auf, auch weil sie für die großen Versorger immer interessanter werden. Wie sich dieser Markt entwickelt, bleibt also spannend. Lassen Sie mich zum Schluss auf eine neue Kolumne hinweisen, die wir künftig in jeder Ausgabe veröffentlichen. Dieses Mal verrät uns Kommunikationsberater Prof. Klaus Kocks, was Heinrich VIII. und Unternehmenscontrolling miteinander zu tun haben. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! Hans Wagener pwc: | april 2008 pwc: Titel Umsatzstarke Europäer Weltweite Warenströme Anteil am Welthandel in Prozent, nur ausgewählte Standorte regionaler Handel überregionaler Handel 3.651 Mrd. $ 31,4 % 905 Mrd. $ 7,8 % Mittel- und Südamerika mit Nordamerika 242 Mrd. $ 2,1 % Nordamerika mit Europa 709 Mrd. $ 6,1 % 111 Mrd. $ 1,0 % Afrika mit Europa 268 Mrd. $ 2,3 % GUS mit Europa 388 Mrd. $ 3,3 % 72 Mrd. $ 0,6 % 80 Mrd. $ 0,7 % Mittlerer Osten mit Asien 451 Mrd. $ 3,9 % Asien mit Nordamerika 1.022 Mrd. $ 8,8 % 1.638 Mrd. $ 14,1 % 33 Mrd. $ 0,3 % Europa mit Asien 970 Mrd. $ 8,3 % Quelle: WTO pwc: | april 2008 Die Welt in Lieferketten Die Logistikunternehmen profitieren vom rasanten Wachstum. Aber auch die Gefahren nehmen zu. Von Alexander Heintze Das Herz der Logistik in Deutschland 20 Tagen sollen die Züge nur halb so lange schlägt immer schneller. Fast neun Millio unterwegs sein wie ein Schiff. „Es wird im nen Container erreichen und verlassen je mer mehr auf die Schnelligkeit ankommen“, des Jahr den Hamburger Hafen, in Schiffen, sagt Klaus-Dieter Ruske, Logistikexperte per Güterzug und in ungezählten Lastwa bei PricewaterhouseCoopers (PwC). Das sei gen. Vieles davon bleibt in Europa. Fast ein Drittel des Welthandels machen die euro heute schon ein großer Wettbewerbsvorteil. „Amazon bietet zum Beispiel den 24-Stunden- päischen Staaten unter sich aus. Nach den Versand an. Aber brauchen wir das Buch neuesten Zahlen der Welthandelsorganisa wirklich schon morgen auf dem Tisch?“, so tion WTO waren das 2006 Waren im Wert Ruske. Selbst wenn das nicht so sein sollte, von mehr als 3,6 Billionen Dollar. Weltweit verlangten es die Kunden trotzdem. „Viele exportierten alle Länder dieser Erde Wa Menschen wollen ihre Wünsche schnell be ren im Wert von 15 Billionen Dollar. Und friedigen und sind bereit, dafür mehr Geld der Austausch wird immer intensiver. Der auszugeben.“ Welthandel legte in den vergangenen Jah ren beständig um rund 8 Prozent jährlich Bei aller Euphorie darf aber nicht verges zu. Das Bruttoinlandsprodukt aller Staaten sen werden: Die Welt ist abhängig vom kam dabei im Durchschnitt nur um 3,5 Pro Funktionieren der Lieferketten. Wenn Las zent voran. ter, Schiffe oder die Bahn stillstehen, steht auch die Wirtschaft. Als im vergangenen Seit der Osten Europas seine Isolation auf Jahr die Brummifahrer in Italien ihre Laster gegeben hat und die Schwellenländer Asiens auf den Autobahnen abstellten, vergam und Südamerikas immer aktiver am Welt melte das Fleisch auf den Ladeflächen. handel teilnehmen, gibt es praktisch keine Als die Lokführer in Deutschland streikten Grenzen mehr. Davon profitiert die Logistik und die Züge in den Depots ließen, war branche. Rund 70 Prozent aller Stückgut die Bahn erst zu Verhandlungen bereit, als frachten werden weltweit mit dem Schiff der Güterverkehr drohte, zum Erliegen zu transportiert, sauber verpackt in Contai kommen. Gerät die Lieferkette aus dem nern, deren Umschlag sich in den nächsten Takt, drohen Engpässe und wirtschaftlicher zehn Jahren verdoppeln wird – auf fast eine Schaden für alle. Was die reibungslosen Milliarde Standardcontainer im Jahr. Ähn logistischen Abläufe ebenso dramatisch lich beflügelnd sind die Aussichten für die verändern könnte, das lesen Sie auf den Luftfracht. Die HSH Nordbank geht von ei folgenden Seiten. nem durchschnittlichen Wachstum von mehr als 5 Prozent bis zum Jahr 2010 aus. Auf dem Boden erlebt derweil die Schiene eine Lesen Sie weiter ... Wiedergeburt. Angesichts steigender Kos Szenario 1: ten für Treibstoffe und der CO2-Diskussion Geschmiert läuft es nur mit Öl ist die Bahn auf dem Weg, wieder wettbe Szenario 2: werbsfähig zu werden. Auch deshalb, weil die Container nicht alle per Laster aus den Häfen zu schaffen sind. Die Kapazitäten auf den Straßen sind schon lange erschöpft. Zudem steigen die Kosten für Diesel und pwc: | april 2008 Der rote Riese China holt langsam auf Szenario 3: Im Fadenkreuz des Terrors? Mehr als transportfähig Fahrer. Die Deutsche Bahn arbeitet an Al Ausgefeilte Logistikkonzepte ternativen, etwa einem durchgehenden Gü Interview mit Detthold Aden, Vorstandsvor- terzug von Hamburg nach Peking. Mit rund sitzender der BLG Logistics Group pwc: Titel „Bei einem Ölpreis von 100 Dollar pro Fass ist der Lohnkostenvorteil von Asien dahin.“ Bernd Bischoff, Chef von Fujitsu Siemens Szenario 1 Geschmiert läuft es nur mit Öl Ohne Öl läuft nichts in der Branche. Doch die hohen Rohstoffpreise werden Produktion und Handel verändern. Und vielleicht die Globalisierung beenden. Von Alexander Heintze pwc: | april 2008 Matthew Simmons ist ein Fantast. Das Entwicklung der Rohölpreise von 1970 bis 2008 behaupten seine Gegner. Er selbst $ pro Barrel sieht sich als Realist. Der Chef der auf Energieinvestments spezialisierten Firma Simmons & Co. aus der amerikanischen Ölstadt Houston ist einer der am meisten 100 90 80 beachteten Experten der Branche. Sim- 70 mons ist sicher: Der Ölpreis wird in den 60 kommenden Jahren auf 200 bis 250 Dol- 50 lar pro Fass (159 Liter) steigen. „Bei 100 40 Dollar pro Barrel sprechen wir immer noch 30 von bemerkenswert billigem Öl“, sagt der Öl-Augur. Seiner Einschätzung nach haben die meisten Länder die Spitze ihrer Ölproduktion bereits überschritten oder sind kurz davor. Ab 2010, so seine Prognose, 20 10 0 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Quelle: www.tecson.de, HSH Nordbank dürfte es dann in fast allen Ländern mit der Produktion nach unten und mit den Preisen deutlich nach oben gehen. Denn die Nachfrage nach dem schwarzen Gold Und auch die Just-in-Time-Philosophie se UPS geben Milliardensummen dafür aus, bleibt hoch. hätte ausgedient. Die zeitgenauen Liefe- die Routen ihrer Fahrzeuge zu optimieren, rungen würden durch mehr Zwischenlager um Leerfahrten zu verhindern. Die Spediti- Das Öl ist der Lebenssaft der Logistik. 70 ersetzt, wenn die Transportpreise über den onen kaufen neue, spritsparende Lastwa- Prozent des weltweit geförderten Öls wer- Lagerkosten lägen. gen. Schiffe dagegen fahren einfach langsamer oder tanken dort, wo das Bunkeröl den gebraucht, um Personen und Güter zu transportieren. Ölpreise weit jenseits Bei Massenwaren liegt die Grenze höher, der 200-Dollar-Marke werden dramati- vielleicht erst bei 300 Dollar. So etwas ent- noch billiger ist. sche Auswirkungen auf die globale Logis scheiden letztlich die Kunden. „Solange sie Doch das Ende der Sparmöglichkeiten ist tik haben. Die Folgen könnten eine Rolle die Preiserhöhungen schlucken, schlagen irgendwann einmal erreicht. Deshalb wird rückwärts einleiten, schreibt die Hambur- wir die Kosten drauf“, sagt ein Mitarbei- bereits fieberhaft an neuen Modellen gear- ger Berenberg Bank in einer Studie. Sie ter eines großen Speditionsunternehmens. beitet. Automobilhersteller wie Volvo bas befürchtet eine Deglobalisierung statt wei- Diese Schmerzgrenze ist aber noch nicht teln beispielsweise an Hybridlastern, die terer Arbeitsteilung. Die Produktion und erreicht. „Der Transport eines T-Shirts von die Dieseltechnik mit einem Elektromotor der Verkauf der Waren würden im Wesent- China nach Europa kostet gerade einmal verbinden. Das Hamburger Unternehmen Skysails experimentiert mit riesigen Se- lichen wieder lokal erfolgen. Hohe Prei- 2 Cent“, sagt Klaus-Dieter Ruske, Logis se und Wohlstandsverluste wären nicht zu tikexperte bei PricewaterhouseCoopers geln, von denen sich Schiffe auf dem Meer vermeiden. In einigen Branchen hat diese (PwC). Selbst bei einer Verdopplung dürf- ziehen lassen können, um Energie zu spa- Bewegung schon begonnen. „Bei einem ten die Auswirkungen demnach gering ren. Das erste kommerzielle Frachtschiff Ölpreis von 100 Dollar pro Fass ist der sein. Hippe Turnschuhe aus Vietnam und mit solch einem zusätzlichen Zugdrachen- Lohnkostenvorteil von Asien dahin“, sagt eine Flasche südafrikanischer Wein kosten antrieb ist bereits seit Dezember auf See. beispielsweise Bernd Bischoff, der Chef dann eben noch ein paar Cent mehr. In der Das alles stimmt Ingrid Göpfert, Profes- des Münchner Computerherstellers Fujit- Größenordnung ist das kein Problem. sorin für Logistik an der Philipps-Universität Marburg, zunächst einmal optimistisch: su Siemens. Immerhin wird ein Computer etwa zweieinhalbmal um den Globus geflo- Steigende Ölpreise verteuern nicht nur gen, bevor er auf dem Schreibtisch steht. den Transport über die Weltmeere, son- Situationen, die erst geniale Ideen hervor- Für den Münchner Professor und Logistik- dern auch den auf den letzten Abschnit- bringen lassen.“ fachmann Horst Wildemann von der TU ten der Lieferkette, vom Zielhafen bis zur München wird ab einem Preis von 200 Dol- Verkaufsstelle. Die meisten Praktiker sehen Trotz der aufziehenden Gefahren reagiert lar pro Fass ein Umdenken in der Logistik bei diesen nationalen Verkehren weder die Industrie bislang aber nur zögerlich zwingend erforderlich sein. Dann, so sei- in der Bahn noch im Schiff eine Alterna- auf die aktuelle Situation und mögliche ne Einschätzung, werde sich vor allem der tive zur Straße. Wie sollte die auch aus- Perspektiven. Nach Einschätzung der Lo- seit Jahren fortdauernde Trend zu immer sehen? Andere Transportmittel dürften es gistikexperten der Berenberg Bank neig- mehr Kleinsendungen umdrehen. „Globa- schwer haben, etwa bis zu Abnehmern wie ten viele Manager einfach dazu, weiter- le Transporte lassen sich dann nur noch für Aldi, Lidl und Co. zu gelangen. Die Flexibi- hin strategische Zickzackkurse zu fahren. hochwertige Güter rechtfertigen“, pflichtet lität des Lastwagens sei nach wie vor das Trotz zweier Ölkrisen, der Golfkriege und Christopher Jahns, Rektor der European unschlagbare Argument, um am Transport- dem absehbaren Ende der Ölförderung Business School (EBS) in Oestrich-Winkel weg Straße festzuhalten. Umso wichtiger ist ließe sich kaum eine Neuausrichtung als bei. Für den Transport würden die Waren es deshalb für die Unternehmen, in diesem Antwort auf wechselnde Energietrends stärker gebündelt, um eine höhere Aus- Bereich durch moderne Technik und intelli- erkennen. Das Fazit der Banker: Die meis lastung zu erzielen. Straße ade – Schiene gente Organisation Energiekosten einzuspa- ten Manager schauen einfach nur zu und und Binnenschiff wären die Wirklichkeit. ren. Transportunternehmen wie der US-Rie- warten ab. pwc: | april 2008 „Manchmal sind es schier aussichtslose pwc: Titel „Das kommunistische Land wandelt sich von der billigen Werkbank zur Wirtschaftsnation.“ Klaus-Dieter Ruske, Logistikexperte bei PwC pwc: | april 2008 Szenario 2 Der rote Riese holt langsam auf China ist kein Billiglohnland mehr und lässt selbst in Vietnam, Indonesien oder Malaysia produzieren. Die Logistikunternehmen profitieren davon. Von Susanne Osadnik Nach 10.000 Kilometern und 15 Tagen le Transportaufkommen vermutlich deut- Längst sind deutsche Logistiker auch mit Fahrzeit erreicht der 700 Meter lange Pe- lich steigern.“ Und für Logistiker neue und Chinas neuen Wirtschaftspartnern ver- king-Hamburg-Container-Express die Han- mehr Handelsrouten eröffnen. „Früher wur- traut. Etwa durch Textilunternehmen wie sestadt. Auf dem Schiff wären die Container den nur Rohstoffe nach China verfrachtet S. Oliver, das zwar 80 Prozent seiner Wa- 34 Tage unterwegs gewesen. Die Deut- und von dort Fertigwaren gen Westeuropa ren in Asien, dort jedoch vor allem in Indi- sche Bahn hat gezeigt, dass die Schiene und Nordamerika transportiert“, sagt Ruske. en und Indonesien fertigen lässt. „China schneller ist als das Schiff. „Zum Ende des Jetzt müssen Waren aus den chinesischen ist politisch risikobehaftet“, sagt Hans-Pe- Jahrzehnts streben wir die Aufnahme ei- Produktionsstätten in Indonesien, Malaysia, ter Hiemer, Geschäftsführer Produktion bei nes regelmäßigen Güterverkehrs auf dieser den Philippinen, Vietnam und Kambodscha S. Oliver. „Wenn wir viele Standorte gleich- Achse an“, verkündet Bahn-Chef Hartmut nach China gebracht werden, um sie dann zeitig nutzen, können wir jederzeit relativ Mehdorn. Die Öffnung der neuen Logistik- in alle Welt weiterzuverteilen. problemlos Produktionen umstellen.“ Und strecke über die eurasische Landbrücke die Logistiker sind ohnehin schon überall schreckt Deutschlands Reeder und Hafen- Wie drastisch sich die Außenhandelsbilanz vertreten. Sie ziehen mit der Handelskara- betreiber nicht. Sie bleiben die dominieren- des roten Riesen verändert hat, zeigt das wane weiter, so Thomas Böcher, Geschäfts- de Macht in der China-Logistik. 89 Contai- Beispiel der Philippinen: Immer mehr chi- führer des Schiffsfondsinitiators Norddeut- ner passen maximal auf einen Zug. 13.000 nesische Unternehmen lassen MP3-Player, sche Vermögensanlage. Er geht davon aus, heute schon auf einen Frachter. Die Bahn Stereoanlagen und Telefone in Fabriken auf dass auch Malaysia und Vietnam nur vor- wird nur die letzte Lücke im Angebot fül- dem Pazifikarchipel fertigen. Von 2000 bis übergehend billige Werkbankländer sein len: Güter transportieren, die relativ schnell 2007 stieg das Handelsvolumen zwischen werden. „Sobald auch in diesen Ländern nach Westeuropa kommen müssen, deren China und dem Inselstaat von 3,14 auf die Löhne steigen, werden sich neue güns Transportkosten aber überschaubar bleiben: 30,62 Milliarden Dollar. In Schanghai ist die tige Produktionsstandorte etablieren – viel- Aktionswaren der Mode- und der Elektronik Port Authority dabei, Chinas größten Hafen leicht sogar in Afrika.“ Auch wenn das noch industrie. zur zentralen Logistikdrehscheibe auszu- Jahrzehnte dauern wird – den Logistikern bauen. In den kommenden Jahren werden ist es nur recht, wenn der Lebensstandard Die Reeder schlagen längst ein neues Ka- zusätzlich zu den großen Containerschiffen in möglichst vielen Ländern steigt. „Bis- pitel im Handel mit dem Reich der Mitte jede Menge Feederschiffe, das sind kleine lang fuhren die Containerfrachter von Eu- auf: „Das kommunistische Land wandelt Verteilerfrachter, den Hafen ansteuern – mit ropa meist leer nach China zurück“, sagt sich von der billigen Werkbank zur prospe- Fertigwaren, die chinesische Unternehmen Hanspeter Stabenau, Logistikexperte der rierenden Wirtschaftsnation“, sagt Klaus- produzieren ließen. „In ein bis zwei Jahren Stadt Bremen. Das werde sich aber ändern, Dieter Ruske, Logistikexperte bei Price- wird mehr als die Hälfte der Containerver- meint Stabenau: „Mit steigendem Konsum waterhouseCoopers (PwC). „Die Zeit der ladungen in Schanghai auf Feederschiffe in Asien sind auch unsere Waren interes- niedrigen Löhne in China ist vorbei.“ Um entfallen“, prognostiziert das Shanghai Port santer. Und dann werden die Louis-Vuitton- 10 Prozent stiegen die Gehälter chinesi- and Shipping Bureau. Taschen eben dort verkauft.“ scher Arbeiter 2007, meldet die nationale Statistikbehörde. Nach einer Studie von Deutsche Bank Research sind die Löhne einfacher Arbeiter in Schanghai bereits fast doppelt so hoch wie in Indonesien, Thailand und Vietnam. „Um ihren Kunden weiterhin kostengünstige Waren bieten zu können, lagern chinesische Unternehmen deshalb immer mehr Produktionstätigkeiten in andere asiatische Länder aus“, sagt Wirtschaftswachstum in China Bruttoinlandsprodukt, Veränderung zum Vorjahr in Prozent 1999 2000 2001 2002 2003 7,6 8,4 8,3 9,1 10 2004 10,1 2005 2006 2007* 2008* 10,4 11,1 11,6 10,9 Steffen Dyck, Economist Emerging Markets bei DB Research. „Der Aufstieg Chinas * Prognosen vom Billiglohnland zur Weltwirtschaftsnation wird in den kommenden Jahren das globapwc: | april 2008 Quelle: Bundesagentur für Außenwirtschaft (BFAI) pwc: Titel „Der Ausfall eines Hafens hätte fatale Folgen, da man Millionen Menschen von der Versorgungskette abschneidet.“ Christopher Jahns, European Business School Oestrich-Winkel Szenario 3 Im Fadenkreuz des Terrors Wenn Attentäter logistische Brennpunkte wie Häfen, Flughäfen oder Logistik- zentren lahmlegen, könnte der gesamte Welthandel zum Erliegen kommen. Von Alexander Heintze 10 pwc: | april 2008 Terroralarm im Rostocker Ostseehafen. Per setzung die Wirtschaft empfindlich tref Zertifizierungs- und Sicherheitsfirma Det Fähre über Russland und Finnland soll ein fen könnten. Im Mittelpunkt dabei: Terror Norske Veritas (DNV) hat der EU-Kommis Lastwagen mit bis zu einer Tonne Spreng anschläge, bei denen mit Sprengstoff sion vorgerechnet, dass auf mittelständi stoff auf dem Weg sein. Letztendlich ent beladene Schiffe eingesetzt werden. Die sche Unternehmen Kosten von 130.000 puppte sich diese Meldung, die Mitte USA gehen bei ihren Gedankenspielen noch bis 300.000 Euro pro Jahr zukommen. Der Januar über die Nachrichtenticker lief, nur einen Schritt weiter. Nach dem 11. Septem Bundesverband des Deutschen Groß- und als Gerücht. Doch die Angst wächst, dass ber wurden Szenarien entwickelt, bei denen Außenhandels (BGA) kritisiert die Maßnah Terroristen Containerschiffe oder Tanker ein mit radioaktivem Staub beladener Con men nicht nur, weil sie teuer, sondern auch, als Waffen missbrauchen und damit gan tainer in einem Hafen explodiert. Da 95 Pro weil sie aus seiner Sicht ineffektiv sind. Die ze Häfen lahmlegen könnten. Angriffe auf zent aller Importwaren per Container in die EU erwecke damit den Eindruck, als sei die Häfen dieser Welt, auf Frachtflughäfen oder Logistikzentren? Christopher Jahns, Logistikexperte und Rektor der European Business School (EBS), kann sich so ein Szenario durchaus vorstellen. „Ein sol cher Angriff wäre vergleichbar mit den An „Was habe ich davon, wenn mir ein Röntgenmeister aus Dagestan die Unbedenklichkeit des Containers bestätigt?“ Christoph Seidelmann, Präsident der International Container Security Organisation schlägen auf das World Trade Center und was die wirtschaftlichen Folgen anbelangt USA eingeführt werden, wäre die Wirkung eine umfassende Regulierung der Liefer vielleicht sogar noch dramatischer“, sagt verheerend. Noch schlimmer wären die Fol kette das wirkungsvollste Mittel der Terror Jahns. Der Ausfall eines Hafens oder eines gen, wenn sich ein solcher Anschlag in Asi abwehr, so der BGA. Dabei ließen sich großen Luftdrehkreuzes hätte fatale Folgen. en abspielte: Acht der zehn größten Häfen Fahrer und deren Laster, die ungehindert liegen in Mittel- und Fernost. mit Sprengstoff beladen auf Europas Stra „Man schneidet Millionen Menschen von der ßen fahren können, gar nicht aufspüren. Versorgungskette ab“, so Jahns. Die Länder Ostasiens sind allesamt stark Auch die Politik beschäftigt sich weltweit abhängig vom Ölimport, der Rest der Welt An den Sicherheitsideen, mit denen die mit derartigen Horrorszenarien, deren Um wiederum bezieht einen Großteil der Mas Amerikaner dem Warenverkehr zu Lei senprodukte von dort. Eine Unterbrechung be rücken, gibt es ebenfalls erheblichen durch einen Anschlag würde deshalb den Zweifel. So sollen nach den Vorstellun Welthandel empfindlich einbrechen lassen. gen der US-Heimatschutzbehörde in na Expertenschätzungen zufolge dürfte allein her Zukunft alle für die USA bestimmten die Schließung des weltgrößten Hafens in Container im Herkunftsland durchleuch Singapur jährlich über 200 Milliarden Dol tet werden. Im Hamburger Hafen steht lar kosten. So groß die Weltmeere auch bereits eine mehr als 18 Millionen Euro sind, die großen Wasserstraßen sind den teure Röntgenanlage. Jeder Container noch vor terroristischen Angriffen ebenfalls oder Sattelzug, der den Amerikanern ver nicht gefeit. Denn die meisten Tanker, Con dächtig erscheint, muss da durch. Doch tainerschiffe und Massengutfrachter zwän ob sich die USA damit wirklich schützen gen sich durch wenige Nadelöhre. Die Stra können, ist zweifelhaft. Gerade mal 1 Pro ße von Hormus ist die Lebensader für den zent der Container im Hamburger Hafen Ölexport nach Japan, in die USA und nach wird tatsächlich gescannt. Container, die Westeuropa. Ebenso die Bab-el-Mandab- aus Schwellenländern kommen, sind ein Passage, die das Rote Meer mit dem Golf weiteres Problem. „Was habe ich davon, von Aden verbindet. Hinzu kommen Sues- wenn mir ein Röntgenmeister aus Dage und Panamakanal, der Bosporus oder die stan die Unbedenklichkeit des Containers Straße von Malakka. bestätigt?“, fragt Christoph Seidelmann, Um sich zu schützen, haben die Ameri Security Organisation (ICSO) mit Sitz in Präsident der International Container kaner eine ganze Reihe von Sicherheits Brüssel. Korruption und mafiöse Ban vorschriften erlassen. Die Datenfülle, die den, die mit Terroristen zusammenarbei die US-Behörden von jedem Einreisenden ten, machten die Vorkehrungen in solchen abfordern, hat in vielen Ländern Kritik her Ländern hinfällig. vorgerufen. Deren Nutzen ist ungewiss: pwc: | april 2008 Bisher sind zwar viele illegale Einwande In den Vereinigten Staaten selbst haben rer dadurch gefasst worden, aber noch die Maßnahmen die Sicherheit in den Hä kein Terrorist. Auch die Europäische Union fen aber zweifellos erhöht. Die Zahl der ge hat sich vom Sicherheitsfieber anstecken stohlenen Container ist in der letzten Zeit lassen. Unternehmen müssen seit Janu deutlich zurückgegangen, Mafiabanden und ar nachweisen, dass Sicherheit für sie an Schmuggler haben es sehr viel schwerer, erster Stelle steht. Wer all die Sicherheits ihre Geschäfte abzuwickeln. Verbrechens vorschriften einhalten will, muss vor allem bekämpfung als Nebenprodukt der Ter eines tun: tief in die Tasche greifen. Die rorangst. 11 pwc: Titel Autoterminal in Bremerhaven (oben): Rund zwei Millionen Autos werden von hier aus jährlich verschifft. Bis 2012 will die BLG Logistics Group das Gelände ausbauen. Auch das Hochregal-Lager von Tchibo in Bremen (unten) ist gigantisch: Es ist so groß wie 22 Fußballfelder. 12 pwc: | april 2008 Mehr als transportfähig Logistikunternehmen bieten viel mehr als den bloßen Transport. Was sie sonst noch können, zeigen die Beispiele BLG Logistics und Tchibo. Von Wolfgang Kiesel Napoleon gilt als ihr Erfinder, und die Militärs Distribution der Fertigfahrzeuge, die auch neue Logistik-Idee: Den frisch geröste- haben sie kultiviert: die Logistik. Die Armeen dort ganz wesentlich in den Export gehen. ten Bohnenkaffee brachte der Briefträger dieser Welt verfügen allesamt inzwischen Aus Asien kommen die Kabelbäume für den der Deutschen Bundespost ins Haus. Was über mehr Nachschubsoldaten als kämp- Ford Escort in Containern nach Südafrika, heute in den Regalen von mehr als 60.000 Tchibo-Shops liegt, hat nicht mehr unbe- fende Truppen. In der Wirtschaft hat Logis- wo BLG Logistics die komplette Abwick- tik neben dem Transport eine andere Be- lung übernimmt. Bis zum Umpacken der dingt etwas mit Kaffee zu tun. Kosmetik, deutung: Sie ist oftmals Teil der Produktion. Kabelbäume in die Produktionsbehälter und Garten- und Haushaltsgeräte, Textilien und „Lean Production“ ist das Stichwort, unter der Einlagerung in ein Pufferlager im Werk. Spielzeug, die Einzug in die Tchibo-Filialen dem Just-in-Time-Komponenten direkt aufs Ähnlich sieht es in Malaysia aus, wo BLG gehalten haben, kommen weitgehend aus Fertigungsband bei Autos, Fernsehern oder für BMW Bausätze in Empfang nimmt, den Fernost und tragen jährlich rund 3,5 Milliar- IT-Produkten gesetzt werden. Die Folge: we- Transport ins BMW-Werk in Shah Alam orga- den Euro zum Umsatz bei. Nach Deutsch- niger Lager- und Personalkosten, weniger nisiert, von dort die Fertigfahrzeuge verlädt land kommt die Ware jährlich in etwa 20.000 überflüssige Transporte. Zwei Beispiele. und sogar für die Auslieferung zuständig ist. Standardcontainern. 24 Monate dauert es, BLG Logistics bis ein Tchibo-Produkt alle Stadien von Pla- Tchibo nung, Produktion und Transport durchlaufen Im Technikzentrum für den Automobil-Im- Eines der komplexesten Logistiksysteme hat. Dabei setzt der Tchibo-Cheflogistiker und Export in Bremerhaven, das gerade kommt aus dem Hause Tchibo. „Jede Wo- Kay Middendorf schon seit den 90er-Jahren eine eigene Teststrecke erhält, baut das che eine neue Welt“, verspricht der Kaffee auf Binnenschiffs- und Schienenkonzepte. Logistikunternehmen BLG bei hochwertigen konzern, der selbst das Ergebnis einer Der Straßentransport dient nur für die letz- Mercedes-AMG-Pkw das Soundsystem ein Logistikrevolution ist. 1949, als Kaffee noch ten Glieder der Lieferkette. und entfernt die Geschwindigkeitsbegren- als Luxusartikel galt, setzte Tchibo auf eine zung. In Brasilien hat das Unternehmen Seit einem Jahr hat sich das Unterneh- die Werkslogistik für die dortige Produkti- men auch die Reduzierung von CO2-Emis- on des Mercedes-Coupé vom Typ CL 203 sionen der eigenen Transportketten auf die übernommen. Damit das Werk überhaupt montieren kann, sammelt das Logistics Die Top Ten der Logistik 2007 Rang Center in Bremen etwa 2.000 unterschied- 1 liche Fahrzeugteile von 250 verschiedenen 2 Zulieferern – jährlich etwa 3.000 Standard- 3 container – und organisiert die Verschif- 4 fung nach Südamerika. Im Mercedes-Werk 5 in Juiz de Fora, in der Nähe von Rio, werden die Container entladen und die Teile 6 in die Montage eingebracht. Die fertigen 7 Fahrzeuge gehen ausschließlich in den Ex- 8 port, vorwiegend nach Europa. Vergleich- 9 bares passiert mit der Mercedes-C-Klasse 10 in Südafrika: Sammeln der Teile in Bremen, Organisation des Transports ins Werk und Unternehmen Dt. Post World Net (D) United Parcel Service (USA) Fedex (USA) Maersk A/S (Dänemark) Deutsche Bahn (D) (inkl. Schenker und Bax) Chin. Staatsbahn (China) RZB (Russland) NYK Line (Japan) Union Pacific (USA) Nippon Express (Japan) Quelle: Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Technologien der LogistikDienstleistungswirtschaft (ATL) Logistik ist eine Schlüsselbranche für die Globalisierung. Im Spannungsfeld zwischen Kostendruck und Produktionssicherheit verändern logistische Ideen die Weltwirtschaft. pwc: | april 2008 Fahne geschrieben und ein gemeinsames Projekt mit dem Bundesumweltministerium und der Technischen Universität Hamburg gestartet: Ziel ist es, von der Warenbeschaffung bis zur Auslieferung der Produkte neue Lösungen zu entwickeln, die die Umwelt nachhaltig schonen und Ressourcen sparen. „Jeder einzelne Prozess in der Beschaffungs- und Transportkette wird hinsichtlich seiner Ressourcen- und Klimarelevanz überprüft“, so Middendorf. Etwa der Einsatz neuer Technologien bei Überseetransporten genauso wie auch die Nutzung alternativer Antriebsformen wie zum Beispiel Wasserstoff. Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-2877 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc273 13 pwc: Titel „Unterirdische, automatisierte Transportbänder sind eine reizvolle Vorstellung, aber nicht finanzierbar.“ „Deutsche Logistiker sind weltweit spitze“ Detthold Aden, der Vorstandsvorsitzende der Bremer BLG Logistics Group, über Visionen und Spinnereien in der Welt der Logistik. Von Alexander Heintze 14 pwc: | april 2008 pwc: Dubai, China, Indien – vor allem die arabischen und asiati werden. Das lässt Spielraum für Spekulationen. Tatsache ist je schen Länder bauen ihre Logistikstrukturen aus. Welche Auswir doch, dass relativ sichere politische und gesellschaftliche Verhält kungen hat das auf die internationalen Logistikströme? nisse die wirtschaftliche Entwicklung immer beflügeln. Aktuell auf Aden: In der Summe bedeutet das immer Wachstum. Die Nach gutem Kurs sehe ich Teile Südosteuropas und auch Russland. frage nach Logistikdienstleistungen leitet sich aus dem Welt wirtschaftsgeschehen ab. Überall dort, wo neue Produktions Die ökologische Diskussion hat die Logistik erreicht. Wie kann kapazität und neue Nachfrage entstehen, ist die Logistik gefragt. die Logistik zum Thema Umweltschutz beitragen? Globalisierung heißt international zunehmende Arbeitsteilung, da Ein wichtiger Schritt ist die Vermeidung von Staus durch den mit steigendes Welthandelsvolumen und noch mehr Logistik. zielgerichteten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Mit intelligen Kann Deutschland davon profitieren oder ist das eher eine Ge würde den Güterverkehr entzerren – zum Beispiel günstigere Sät ter Lenkung lassen sich Verkehre verstetigen. Eine Mautspreizung fahr? ze in der Nacht und auf weniger frequentierten Strecken, Anhe Wo immer ich hinkomme, treffe ich auf Logistiker aus Deutsch bung der Maut zu anderen Zeiten und auf stark belasteten Stre land. Gerade auch in China, Indien, Dubai und anderen auf cken. Nachdenken muss man über ein generelles Überholverbot strebenden Ländern der Welt. Unser Know-how ist gefragt. Ein für Lkw auf zweistreifigen Autobahnen, eventuell verbunden mit sichtbares Zeichen dafür ist die wachsende Zahl deutscher En einer Geschwindigkeitsbegrenzung für Pkw. Erfolgreiche Versu gagements auf der Welt – ob mit eigenen Niederlassungen, Joint che gibt es schon in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen. Ventures, Kooperationen oder strategischen Allianzen. Beim Ausbau der Bahninfrastruktur muss der Güterverkehr im Vordergrund stehen. Dadurch lässt sich der Anteil der Bahn stär Welche Veränderungen bei den Transportwegen und Transport ken. mitteln zieht das nach sich? Rund 99 Prozent der interkontinentalen Warenströme laufen über Welche Zukunftskonzepte werden diskutiert und welche haben in die Seewege. Der Container bietet dabei die wesentliche physi Ihren Augen wirklich Chancen auf eine Umsetzung? sche Basis und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Hybridmotoren gehören zu den neuen Antrieben, die auch im Lkw wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Innerhalb der Konti Anwendung finden können. Segel für Frachtschiffe sind in der Er nente müssen wir Schiene, Straße und Wasser nicht nur ausbau probung. Sie können zur Unterstützung in windsicheren Regionen en, sondern auch intelligent miteinander vernetzen, damit unsere genutzt werden, wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht. Wachstumspotenziale nicht im Verkehrschaos versickern. Aber Geschwindigkeitsreduzierungen bei Frachtschiffen zeigen bereits die Prozesse werden immer intelligenter – gestützt auf zukunfts überproportionale Wirkung. Gleichmäßige Geschwindigkeiten bei orientierte IT-Systeme und vor allem auf gut ausgebildete Fach Motorfahrzeugen im Teillastbetrieb ebenso. kräfte in der Logistik. Nach Meinung des Logistikforschers Hau L. Lee von der Stanford Was sind die Transportmittel der Zukunft, auf die Unternehmen University reicht „schnell und billig“ nicht mehr aus. Wie sieht die setzen müssen? Logistik der Zukunft aus? Es gibt sogenannte Visionäre, die sehen Waren, die von Geister Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist immer ein Kriterium. Im Vor hand gelenkt durch den Orbit gebeamt werden. „Straßen, Schie dergrund steht aber nicht „schnell und billig“, sondern „preisgüns nen, Wasser? Alles überflüssig!“ Bleiben wir auf dem Teppich. tig und zuverlässig“. Zum Beispiel kommt es bei der Bestückung Straße, Schiene und Wasser werden auch langfristig die Ver einer Automobilproduktion mit Tausenden unterschiedlichen Bau kehrsträger der Güterströme sein. Unterirdische, automatisierte teilen nicht darauf an, ob diese Teile Stunden, Tage oder Wochen Transportbänder oder überirdische Systeme mit Seilbahnen sind unterwegs sind, sondern, dass alle Teile in der richtigen Qualität eine reizvolle Vorstellung, aber nicht finanzierbar. Pipelines eignen zur richtigen Zeit in der richtigen Zahl am richtigen Arbeitsplatz sich zurzeit leider nur für flüssige Rohstoffe. Das Flugzeug behält in der Montage verfügbar sind. Hinsichtlich der Zukunft müssen seine Stärke im schnellen Personentransport. Noch stärkere die Logistiker im Interesse ihrer Kunden eine noch ausgefeiltere Bedeutung kommt dem weltumspannenden Datentransfer zu. Dienstleistungstiefe bieten, die Steuerungsprozesse weiter per Aber der Begriff Datenautobahn existiert ja auch heute schon. fektionieren und noch transparenter gestalten. Eine logistische Revolution ist nicht zu sehen, wohl aber eine schnelle Evolution. In der Logistik ist Tempo wichtig. Mit Stan Welche Rolle wird Deutschland künftig in der Logistik spielen? dardleistungen lassen sich keine innovativen Logistikprozesse Weiterhin eine sehr starke. Als Exportweltmeister und einer der gestalten. größten Kunden des Weltmarkts spielen wir im globalen Handel eine bedeutende Rolle. Unser Außenhandelsvolumen von über Wo sehen Sie Ihre Zukunftsmärkte? 1,7 Billionen Euro im vergangenen Jahr belegt das eindrucksvoll. Schauen wir nur mal ein paar Jahre zurück. Vor 2002 hat nie Deutschland ist Schrittmacher und Nutznießer der Globalisie mand die Entwicklung in China so prognostiziert. Nun zeigt auch rung. Die deutschen Logistiker sind weltweit spitze. Durch die EU- Indien eine ähnliche Entwicklung. Das hat ebenfalls so niemand Osterweiterung sind wir von einer geografischen Randlage ins vorhergesehen. Wenn wir Aufschluss über die Potenziale haben Zentrum gerückt. Das hat unsere Drehscheibenfunktion für weite wollen, dann müssen wir uns die Erdteile oder die Länder anse Teile Europas weiter gestärkt. Zudem sorgt die ökonomische Ent hen, die heute industriell noch weitgehend brachliegen. Das sind wicklung in Russland für zunehmende logistische Impulse. China, vor allem weitere Teile Südostasiens und Südamerikas sowie gro Indien, Teile Südostasiens und Südamerikas sowie auch Afrikas ße Teile Afrikas. Auch diese werden sich zunehmend in die inter sind neue Wachstumsmärkte, die auf den Weltmarkt streben und nationale Arbeitsteilung eingliedern. Die Anfänge sind längst ge gleichzeitig Kunden des Weltmarkts sind. Die Grenzen des logisti macht. Die Frage ist, wie schnell sich diese Prozesse vollziehen schen Spielfelds sind noch längst nicht abgesteckt. pwc: | april 2008 15 pwc: Märkte Zweigeteiltes Land Viele Städte und Gemeinden unternehmen zu wenig, um neue Firmen anzusiedeln. Sie vergeben damit die Chance auf mehr Beschäftigung. Besonders in der Mitte Deutschlands gibt es zu wenig Gründungsdynamik. Das ergab eine Untersuchung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag von PwC. Ausgewertet wurden Handelsregisterdaten von vier Millionen Unternehmen. Die auf Basis dieser Daten ermittelte sogenannte Gründerrendite zeigt das regionale Jobwachstum durch Unternehmensgründungen, bereinigt um Firmenlöschungen. Das Ergebnis: Deutschland ist zweigeteilt in Nord und Süd. Für junge Unternehmer ist der Süden besonders attraktiv. Dort entstehen die meisten Arbeitsplätze durch neu angesiedelte Firmen. In den Landkreisen München und Starnberg stieg die Zahl neuer Jobs 2007 um jeweils 1,46 Prozent. Überraschend gut schneidet auch Mecklenburg-Vorpommern ab, während die Wachstumslokomo- Wo das Jobwunder zu Hause ist tive Sachsen verliert. Für Wolfgang Wagner, Beschäftigungsentwicklung 2007 in Prozent* Leiter des Public Sector bei PwC, sind die hellen Flecken auf der Karte ein Warnsignal: „Die Städte und Gemeinden müssen sich fragen, ob sie ein optimales Umfeld für Firmengründer bieten.“ Online-Info: www.pwc.de/de/pwc274 - 0,51 0,48 0,06 0,71 0,25 1,46 * neue Jobs durch Firmenansiedlungen, abzüglich des Jobabbaus durch Firmenlöschungen Quelle: PwC Stahlharte Deals Ausverkauf der Stadtwerke Eine beispiellose Fusionswelle hat den Stahl- und Aluminiumsektor Die oft desolate Finanzlage erfasst. Seit Anfang 2007 hat es insgesamt 120 Fusionen und vieler Kommunen nährt die Übernahmen gegeben. Grund dafür ist der Boom an den interna- Diskussion, ob lokale Energie- tionalen Rohstoffmärkten. Die gute Weltkonjunktur und der kaum versorger privatisiert werden zu stillende Bedarf Chinas und Indiens treiben die Nachfrage nach sollten. Wenn 2009 die Anreiz- Rohstoffen wie Eisenerz kräftig an. Aber selbst durch den Zusam- regelung in Kraft tritt, die dazu menschluss von Arcelor und Mittal oder Tata und Corus schon im beitragen soll, Ineffizienzen bei Jahr 2006 kontrollieren die Un- den Netzbetreibern abzubau- ternehmen noch nicht die ge- en und Kosten zu sparen, gibt samte Branche. Denn „in der es weitere Argumente für ei- Stahlbranche verfügen die fünf größten Produzenten gemeinsam über einen Marktanteil bei 202 deutschen Kommunen ergab jetzt: 86 Prozent der Städte von gerade einmal 20 Prozent“, und Gemeinden erwarten eine Verringerung der Renditen aus den so Peter Albrecht, Leiter des Stadtwerkebeteiligungen infolge der Anreizregulierung. Vor diesem Bereichs Industrielle Produk tion bei PwC. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc275 16 nen Verkauf. Denn die Energie versorger müssen dringend umstrukturieren. Eine PwC-Umfrage Hintergrund will mehr als ein Drittel der Befragten seine Anteile an den Energieversorgern reduzieren. Das gilt vor allem für finanzschwache Kommunen. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc276 pwc: | april 2008 Autos made in Germany Die Automobilproduktion in Deutschland wächst in den kommenden Jahren stärker als in jedem anderen Land der Europäischen Union. Laut einer Prognose von PwC im Global Automotive Financial Review 2007 werden 2014 in- und ausländische Hersteller hierzulande rund 900.000 Autos mehr fertigen als 2006. „Steigende Einkommen in Schwellenländern wie China und Indien führen weltweit zu einer höheren Nachfrage im Premium segment. Von diesem Trend kann der Standort Deutschland überdurchschnittlich profitieren“, sagt Felix Kuhnert, Automotiv experte bei PwC. Schon heute könnten deutsche Premium hersteller bei manchen Modellen die Nachfrage in China nicht mehr erwarteten Zuwachses auf Boomstaaten wie China und Indien entfällt, tragen die Industrie- Drei Fragen an ... ... Norbert Winkeljohann länder voraussichtlich gut ein Drittel zum Volumenanstieg bei. Bei den Autoherstellern wird zur Zukunft von Familienunternehmen in vollem Umfang befriedigen. Global soll die Autoindustrie laut PwC um 19,1 Prozent auf rund 77,6 Millionen produzierte Pkw im Jahr 2014 anwachsen. Auch wenn ein Großteil des Toyota weltgrößter Pkw-Hersteller bleiben. 2014 will das Unternehmen weltweit rund 11,5 Millionen Autos fertigen und damit deutlich mehr als General Motors mit 9,8 Millionen Fahr- pwc: Bleibt das Familienunternehmen ein zeugen. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc277 Erfolgsmodell? 56 Arbeitstage von uns befragten Unternehmen ist opti- Winkeljohann: Unbedingt. Die Mehrheit der pro Jahr kostet Unternehmen weltweit im Schnitt die Ermittlung ihrer Abgaben- und Steuerlast, ergab die PwC-Studie „Paying Taxes 2008“. Deutsche Firmen brauchen dafür 196 Stunden, also 24,5 Tage. Allein die Begleichung der Sozialabgaben erfor- mistisch. Sie gehen von einem Auftragsplus in diesem Jahr aus und setzen konsequent auf Wachstum. Was unterscheidet deutsche von ausländischen Firmen in Familienhand? Deutsche Unternehmen sind viel technik orientierter und wollen in Forschung und Entwicklung investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei bewerten sie den Wert ihrer Marke lange nicht so hoch wie ausländische Firmenbesitzer. dert 123 Stunden. Die Bearbeitung der Umsatz- In den kommenden Jahren stehen Eigen steuer dauert 43 Stunden. 30 Stunden nimmt die 70 Prozent der Unternehmen streben eine Körperschaftsteuer in Anspruch. Verkauf an das Management oder einen tümerwechsel an. Wer übernimmt da wen? familieninterne Lösung an. Aber auch der Wettbewerber ist für die Mehrheit kein Tabu. Deutsche Küche in Asien Die deutsche Ernährungsindustrie nimmt die schnell wachsenden asiatischen Volkswirtschaften kaum als Absatzmärkte wahr. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen halten Europa auf absehbare Zeit für die wichtigste Exportregion, während kaum eines der befragten Unternehmen ein Land in Asien zu seinen präferierten Zukunftsmärkten zählt. Das geht aus einer aktuellen PwC-Studie hervor, die unter Mithilfe der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie entstanden ist. Grund für die deutsche Zurückhaltung sind hohe Zölle, Einfuhrbeschränkungen und das Konsumverhalten in China oder Indien. Wer aber künftig dort erfolgreich sein will, müsse jetzt schon Prä- Norbert Winkeljohann, PwC-Vorstandsmit- senz zeigen, so ein weiteres Studienergebnis. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc278 glied für den Bereich Mittelstand bei PwC. pwc: | april 2008 17 pwc: Märkte In den Vereinigten Arabischen Emiraten treffen Tradition und Moderne aufeinander. Für die Bewohner ist das kein Widerspruch. Trotz Öl milliarden und Hightech-Bebauung wie hier in Dubai lieben die Emiratis das Dromedar als Reittier. 18 pwc: | april 2008 Golf ohne Handicap Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der dynamischste Wirtschaftsstandort der Welt. Auch deutsche Unternehmen profitieren vom Boom in der Wüste. Von Michael Braun Wer heute am Dubai International Airport Katalysator für einen beispiellosen Wirt- sind – Bauarbeiter aus Südasien, Hausper- aus- oder umsteigt, nimmt an der buntes schaftsaufschwung. Seitdem ergießt sich sonal von den Philippinen, Ärzte aus der Le- ten Völkerwanderung der Welt teil. Dubai, ein ungeheurer Geldstrom über die Vereinig- vante, Banker aus Amerika, Hotelpersonal die aufstrebende Wirtschaftsmetropole, ist ten Arabischen Emirate (VAE), in denen Abu aus Deutschland und der Schweiz. Die Wirt- ein Melting-Pot: Araber im traditionellen Dhabi und Dubai den Ton angeben. Vom schaftsleistung der Emirate liegt pro Kopf Dishdash, barfuß in dunklen Sandalen, ei- Zufluss der Petrodollar – aktuell fließen täg- heute annähernd so hoch wie in Deutsch- len zum Gate, viele begleitet von schwarz lich mehr als 1 Milliarde Dollar in die Golfre- land, wenngleich das Wachstum deutlich verhüllten Frauen. Westliche Geschäftsleute gion – profitieren aber auch die fünf kleinen höher ausfällt. Ein Umfeld, in dem „sich un- in dunklem Zwirn telefonieren. Afghanische Scheichtümer Adschman, Fudschaira, Ras wahrscheinliche Möglichkeiten in ganz ver- Arbeiter mit langen Bärten und staubigem al-Khaimah, Schardscha und Umm al-Qai- schiedenen Bereichen ergeben“, sagt der Säckel um die Schultern hocken auf Mar- wain. Doch mit dem Geldsegen aus dem Düsseldorfer Reinhard Schulz, der von Abu mor- und Granitböden. Inderinnen in Sa- Energiegeschäft nahm die wirtschaftliche Dhabi aus seit gut zwei Jahren für Pricewa- ris, klimpernde Goldreifen am Arm, warten Entwicklung erst ihren Anfang. Heute ist der terhouseCoopers (PwC) deutsche Unterneh- in einer Lounge neben äthiopischen Groß Energiesektor nach einer Schätzung des men in den VAE betreut. familien und westlichen Urlaubern im Ferien Internationalen Währungsfonds nur noch hemd. Und das ist erst der Anfang des für rund 26 Prozent der Wirtschaftsleistung Multikulti-Phänomens am Golf. Denn Dubais Stadtflughafen wird in Kürze von einer verantwortlich. In Dubai sind es inzwischen Geld spielt dabei eine Rolle, aber keine große. In Dubai wird gerade an Projekten im deutlich unter 10 Prozent. Die Einwohner- Volumen von mehreren Hundert Milliarden noch internationaleren Verkehrskreuzung zahl liegt zurzeit bei fünf Millionen, von de- Euro gebaut. Im Mittelpunkt des staatlich übertroffen: dem neuen Dubai World Cen- nen etwa 15 Prozent einen VAE-Pass be- verordneten Aufschwungs steht die Einrich- tral International Airport, der zurzeit gebaut sitzen, während die anderen Expatriates tung von verschiedenen Branchen-Clustern. wird und in wenigen Jahren 120 Millionen Reisende jährlich abfertigen soll. Das Attribut „World Central“ ist dabei wörtlich zu Vereinigte Arabische Emirate: Die wichtigsten Wirtschaftsdaten nehmen. Der neue Flughafen wird – als wie Frankfurt und London-Heathrow zu- Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Bevölkerungswachstum sammengenommen. Oliver Wirth, der beim Analphabetenrate dann größter Airport der Welt – den alten keineswegs ersetzen, sondern ergänzen und etwa so viele Passagiere abfertigen 83.600 km² 4,4 Mio, 2007 rd. 78 % Ausländer Ras al-Khaimah 49 Einw./km² Adschman Umm al-Qaiwain Schardscha 4 % p.a. Dubai Fudschaira 22,1 % Sportartikelhersteller Puma in Dubai die Abu Dhabi Nahostgeschäfte führt, fällt dazu spontan ein: „Die Emirate sind so eine Art Weltraumbahnhof wie bei ‚Star Wars‘.“ Bruttoinlandsprodukt Veränderung zum Vorjahr in Prozent Der kühne Sprung in die Zukunft war kei Welt. Man machte in Fischfang und Perlen, 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007* 2008** handelte mit Gewürzen, Datteln und Pista * Schätzung, ** Prognose neswegs abzusehen, als sich sieben arabische Scheichtümer Anfang der 70er-Jahre zusammenschlossen und ihre Unabhängig keit erklärten. Die Gegend war damals öd und arm mit kaum 200.000 Einwohnern, die sich auf einer Wüstenei von der Größe Österreichs verteilten – eine der unwirtlichs ten, heißesten, trockensten Gegenden der zien. Bis aus dem Sand Öl hervorschoss – pwc: | april 2008 31 12,4 1,7 2,6 11,9 9,7 8,2 9,4 7,7 6,6 Quelle für alle Grafiken: Bundesagentur für Außenwirtschaft (BFAI) Inflationsrate Veränderung zum Vorjahr in Prozent 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007* 2008** 2,7 2,9 3,2 5 6,2 9,3 8 6,4 * Schätzung, ** Prognose 19 pwc: Märkte Siemens am Golf Der Münchner Technologiekonzern Siemens, mit 434.000 Mitarbeitern in 190 Ländern global tätig, profitiert erheblich von den milliardenschweren Infrastruktur- und Bauprojekten in den Emiraten. Bereits 1856 arbeitete Firmengründer Werner von Siemens selbst im Nahen Osten, die erste Repräsentanz in Dubai wurde 1972 gegründet. Siemens’ Geschäft in der Region deckt ein breites Spektrum ab, das von Kraft- Schon jetzt nehmen dabei Handel und Geschäftspotenzial für Produktions- und werken über Informationstechnologie und Logistik eine Schlüsselstellung ein – zum einen im Luftfrachtgeschäft, zum anderen im Dienstleistungsunternehmen genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Kom- Automation, Medizintechnik und Wasser Freihafen Jebel Ali, dem wichtigsten Trans- biniert mit 0 Prozent Unternehmenssteuer port-Hub der Region. Ähnlich wichtig ist der und einem stabilen politischen Umfeld sind Dhabi weist weltweit den dritthöchsten Pro- Tourismus. In den vergangenen Jahren wur- die VAE der attraktivste Investitionskandi- Kopf-Trinkwasserverbrauch auf, auch dank den mehr als hundert Luxushotels eröffnet, dat. Die Regierung in den Emiraten setzt die in der Regel eine Topauslastung ver- deshalb nicht umsonst konsequent auf den zeichnen. Ein Unterwasserhotel ist in Pla- Auf- und Ausbau weiterer Dienstleistungs- nung, ein Ferrari-Vergnügungspark in Abu branchen. „Die finanzielle Freizone ist ein salzungsanlagen mit – so auch das 2004 in Betrieb genommene Shuweihat-Projekt in Dhabi, und in Dubai hat eine überdachte wesentliches Standbein in Dubai“, sagt Skihalle ihre Pforten geöffnet, deren gewal- Schulz. Im Finanzsektor wollen die Dubai- tige Kühlanlage von Siemens eingerichtet Börsen Unternehmen aus der Region, aber wurde – eine denkbar exotische Attrakti- auch aus Afrika und Asien die Kapitalaufnahme erleichtern. Hinzu kommt, dass die on in einem Wüstenstaat. Ras al-Khaimah plant gar – Hollywoods „Star Wars“ lassen Öl- und Gasmilliarden der Region nach den grüßen – einen Weltraumflughafen, der in ei- Anschlägen vom 11. September 2001 heute nigen Jahren Touristen ins All schießen soll. Angesichts solcher Planungen verwundert weniger in New York oder London gemanagt werden, sondern zunehmend am Golf es nicht, dass die VAE beim PwC-EM20-In- selbst. Dabei geht es um gewaltige Sum- dex 2007 auf der Spitzenposition landeten, men. Allein die Staatsfonds Abu Dhabis um- als das Land mit den größten Wachstums fassen ungefähr 900 Milliarden Dollar – die chancen für Dienstleistungsunternehmen. genaue Höhe ist Staatsgeheimnis. aufbereitung reicht: Das Wüsten-Emirat Abu großflächiger Bewässerungssysteme. Siemens baute verschiedene Meerwasser-Ent- Abu Dhabi, wo täglich 1,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser erzeugt werden. In der Studie „Emerging Markets: Balanc ing risk & rewards“ hat PwC die Top 20 der Wachstumsmärkte analysiert und das Puma am Golf Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Puma ist seit Mitte 2005 in Dubai präsent. Das Unternehmen unterhält dort eine Ver- Im Gesundheitsbereich entsteht die Health- ternationalem Währungsfonds (IWF) aus der care City, die die Emirate zum führenden Bundesrepublik. Ihr Wert lag 2006 nach An- Anbieter für medizinische Leistungen ma- gaben des Auswärtigen Amts bei etwa 5,4 chen soll. Ein Medien-Cluster ist bereits Milliarden Euro, sodass Deutschland nach vorhanden, eine richtige Internet-City, und den USA, China und Indien das viertwich- mit ausländischer Hilfe soll ein erstklassi- tigste Einfuhrland ist. Das schlägt sich auch ges Hochschulwesen aufgebaut werden. All bei deutschen Autobauern nieder. Emira- dies, versteht sich, wäre ohne den Ausbau tis sind vermögend, und sie frönen der Lei- von Infrastruktur sowie von Wohn- und Bü- denschaft des Autofahrens. Ein typisches waltungszentrale, einen Einzelhandel so- rohäusern unmöglich. „In Abu Dhabi und Wochenendvergnügen besteht darin, mit wie ein Warenlager. Die Niederlassung dient Dubai“, so PwC-Mann Schulz, „wird wie einem Landcruiser in die Wüste zu fahren, als regionales Hauptquartier für die Region wahnsinnig gebaut.“ Viele Kritiker mei- den Luftdruck der Reifen abzusenken, um Nahost und die gesamte arabische Halb nen, dass das rasant steigende Immobilien nicht im Sand steckenzubleiben und durch insel sowie die angrenzenden Märkte in Jor- angebot eine Blase bilden könnte, die Prei- die Dünen zu brettern. Dieses Faible hat die se wieder fallen müssten. „Ich bin jetzt seit deutschen Hersteller von Luxuskarossen 15 Jahren hier“, sagt Oliver Wirth von Puma, auf den Plan gerufen. Porsche etwa verbucht rasante Zuwächse. Khalifa Al Naboo- danien, Irak und Pakistan. Das Hauptmotiv für die Eröffnung einer eigenen Niederlassung vor Ort: die Marken durch die Präsenz am Markt besser schützen zu können – ohne Reibungsverluste über Partner. Puma- „und seit 15 Jahren heißt es, es ist eine Blase. Aber bis heute ist sie nicht geplatzt.“ da, einziger Porsche-Händler in Dubai und den nördlichen Emiraten, verkaufte 1998 Auch der Konsum der Emiratis wächst gi- neun Sportwagen aus Zuffenhausen. Heu- gantisch. Schon jetzt operieren etwa 500 te sind es im Jahr mehr als 1.200. Damit ist Mitarbeiter, die aus neun Ländern stammen deutsche Firmen in den VAE. Immerhin 6,2 Al Nabooda der umsatzstärkste Porsche- und im Durchschnitt Mitte zwanzig sind. Prozent der VAE-Importe kommen laut In- Händler der Welt. Middle-East-Chef Oliver Wirth hat zurzeit 60 20 pwc: | april 2008 Come in and find out in Dubai: Glitzerfassaden im Globalstil (Emirate Towers Hotel, links) werden mit Elementen traditioneller arabischer Architektur kombiniert (Ibn Batu Shopping Mall, rechts). Die steigende Konsumlust zieht immer mehr deutsche Unternehmen an. „Früher „Hier wird etwas entschieden, und dann wird es sofort durchgeführt“, sagt Schulz. Diskurs. Dennoch verkörpern die VAE eine Variante des relativ weltoffenen, toleran- wurde der arabische Raum von Vertretern Es gebe keine Hürden. „Man muss es auf ten und vor allem wirtschaftlich erfolgrei- oder Franchisenehmern betreut“, erinnert den Nenner bringen, der Standort wird sehr chen Islams. Das Verschmelzen verschie- sich Wirth. Das funktionierte, sei aber nicht wirtschaftsfreundlich geführt“, so Wirth. dener Kulturen, Sprachen und Mentalitäten immer optimal gewesen. „Die Marke muss geschützt werden“, so der Puma-Manager – „Auf Regierungsebene ist das so, als ob das ganze Land ein Unternehmen ist.“ auch durch Präsenz im Land. „Von hier aus bewältigt Dubai ganz sicher besser als die meisten anderen Weltstädte. Die aktuell größte Sorge ist daher für viele Unterneh- kann man Märkte kontrollieren, schützen, Viel Gutes also am Golf – doch längst nicht mer die hohe Inflation, die durch die Dol- unterstützen.“ Deutsche Unternehmen pro- alles läuft optimal. Die Rechte ausländi- larschwäche – der Dirham ist an den Dol- fitieren dazu von ihrem guten Ruf. „Der Slo- scher Arbeitnehmer sind stark beschränkt, lar gekoppelt – noch verstärkt wird. Wirth spricht von „einer zweistelligen Inflations- gan ‚made in Germany‘ bedeutet hier noch was bei Gastarbeitern aus Asien immer viel“, weiß Schulz. „Die deutschen Produk- wieder zu eklatanter Ausbeutung führt: Ih- rate in den vergangenen 24 Monaten“, die te sind sehr gefragt.“ Auch Wirth bestä- nen werden bei Arbeitsantritt die Pässe vor allem durch exorbitante Mieterhöhun- tigt, dass die Deutschen mit „überwiegend abgenommen, sodass sie, wird die ver- gen bedingt ist. „80 Prozent meiner Mitar- positiven Eigenschaften“ in Verbindung ge- einbarte Lohnzahlung verzögert, keiner- beiter können es sich nicht leisten, in Dubai bracht werden – „Pünktlichkeit, Zuverläs- lei Handhabe dem Chef gegenüber haben. zu leben“, sagt der Puma-Manager. „Die sigkeit und gute Qualität“. Vor allem aber Es gibt weder freie Medien noch Partei- wohnen eher in den Nachbaremiraten.“ An- sind die Emirate ein Land des Machertums. en, noch einen freiheitlichen politischen fahrtszeit zur Arbeit: zwei Stunden. In den Emiraten ist „made in Germany“ gefragt. Deutsche Produkte gelten als hochwertig. Und dank der gigantischen Konsumlust der Emiratis haben die Unternehmen volle Auftragsbücher. pwc: | april 2008 Kontakt [email protected] Tel. +971 2 694-6905 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc279 21 pwc: Märkte 22 pwc: | april 2008 Das Fernsehduell Noch steckt das Internetfernsehen in den Kinderschuhen. Aber schon bald könnte es den herkömmlichen Kanälen ernsthaft Konkurrenz machen. Von Sven Schirmer Es ist Dienstagabend, und Mark setzt sich was nur rund 0,6 Prozent am Gesamtmarkt entspannt vor den Fernseher, um seine entspricht. 2011 sollen es dann schon 5,45 E-Mails zu lesen. Auf dem Bildschirm er- Prozent sein. Das wären rund zwei Millio- scheint die Meldung: „Thomas lädt Sie zu nen Kunden, die Internetfernsehen via DSL einem Programmtipp ein. Wollen Sie an- empfangen könnten. nehmen?“ Mark möchte. Ok gedrückt, und Zurzeit haben hierzulande die drei Telekom- schon schaltet sein Fernseher zu Taucher TV, wo eine Dokumentation über Schatz munikationsunternehmen Hansenet (Ali- sucher in Indonesien läuft. Am oberen Rand ce), T-Home und Arcor IPTV im Angebot. seines Fernsehgeräts taucht ein kleineres Hansenet war der erste Anbieter, der im Bild auf: Sein Freund Thomas ist in des- Mai 2006 mit der Übertragung von Fernseh sen Wohnzimmer in München zu sehen. programmen über seine DSL-Leitungen Gemeinsam planen die beiden gleich den begann. Bis Ende des Jahres 2007 hatten nächsten Tauchurlaub – in Indonesien. Al- sich rund 15.000 Kunden für Alice Home TV les kein Problem. Denn im Anschluss an die Werner Ballhaus, Branchenexperte Dokumentation können sie die Reise direkt Telekommunikation bei PwC. 60 Free-TV- und 40 Pay-TV-Programmen zurzeit alle bekannten Sender ab. Miche- mit der Fernbedienung buchen – und die le Novelli, Marketingdirektor bei Hansenet, Tauchausrüstung der Schatzsucher gleich mit. entschieden. Das Senderportfolio deckt mit für Euphorie ist es nach Ansicht von Werner kündigte kürzlich an, Alice Home TV würde Ballhaus, dem Leiter des Bereichs Techno- bald mit einer Reichweite von bis zu zehn Nicht mehr lange, und eine solche Szene logie, Medien und Telekommunikation bei Millionen Haushalten in 150 Städten und gehört zu unserem Fernsehalltag. Darauf PricewaterhouseCoopers (PwC), noch zu Gemeinden zu einer relevanten Größe am jedenfalls hoffen die Anbieter von IPTV, dem früh. „IPTV steckt in Deutschland noch in deutschen TV-Markt. Seit Oktober 2006 hat Internet Protocol Television, kurz gesagt: den Kinderschuhen“, so Ballhaus. „Gelingt auch T-Home mit Entertain ein IPTV-Paket dem Internetfernsehen. Medienexperten wie es den Anbietern aber mithilfe geeigne- im Portfolio. Mit großem Marketingeinsatz, Ossi Urchs setzen dabei vor allem auf die ter Marketingkonzepte, den Konsumenten stetig sinkenden Preisen und Lockange- interaktiven Möglichkeiten des neuen Me- den Mehrwert von IPTV zu erklären und die boten konnte sich der Branchenführer auf diums: „Ich kann mir gut vorstellen, dass Vorteile von Internet und Fernsehen in ei- Platz eins der hiesigen IPTV-Anbieter hie- gerade beim Thema Bundesliga Fußball- nem Angebot zu verschmelzen, wird es den ven. Kurz vor Jahresende begrüßte Christi- fans auch gerne nebenbei mit ihren Freun- bisherigen Kanälen Konkurrenz machen.“ an P. Illek, Mitglied des Bereichsvorstands den chatten. Nach dem Motto: ‚Haste das Wo die Chancen und Risiken für die Markt- T-Home für Marketing, den hunderttausends ten Entertain-Kunden. Im Oktober 2007 Ding gesehen?‘“ Wie zuletzt beim „Über- akteure liegen, untersucht eine PwC-Studie allfernsehen“ DVB-T (Digital Video Broad zum Fernsehen der Zukunft, die Ende März startete Arcor-Digital TV. Das Eschborner casting Terrestrial) ist längst eine öffentliche veröffentlicht wird. Unternehmen ist vom Erfolg von IPTV über- Diskussion über die Zukunft des Fernsehens und seine vielfältige Nutzung ent- zeugt. „IPTV benötigt zwar noch einiges an Bislang ist das aber noch Zukunftsmusik. Kommunikationsleistung,“ so Arcor-Presse- brannt. Das DVB-T fristet zwar eher ein Ni- Der German Entertainment & Media Outlook sprecher Michael Peter, „doch die Vorteile schendasein, das Internetfernsehen aber von PwC prognostiziert bis Ende 2008 eine gegenüber den bisherigen Verbreitungswe- soll sich als feste Größe etablieren. Doch IPTV-Verbreitung in 250.000 Haushalten, gen werden sich durchsetzen.“ Der Mehrwert von Internetfernsehen ist noch lange nicht beim Nutzer angekommen. Bis 2011 sollen aber immerhin zwei Millionen Menschen hierzulande IPTV empfangen. pwc: | april 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-5848 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc280 23 pwc: Märkte Noch teilen sich E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall mehr als drei Viertel des Markts. Doch der Wettbewerb kommt in Fahrt. Dafür verantwortlich ist nicht zuletzt das schlechte Image der Etablierten. Denen geht jetzt langsam ein Licht auf: Ökostrom rechnet sich. 24 pwc: | april 2008 Grünes Licht geben Die kleinen Ökostromanbieter sind erfolgreich wie nie. Davon wollen auch die Energiekonzerne profitieren – und wachsen. Auch durch Firmenzukäufe. Von Ingmar Höhmann Der französische Romanautor Alexandre nicht zuletzt das schlechte Image der Eta- peace Energy ist eine Erfolgsgeschichte, Dumas wäre erstaunt: Seine „Kamelienda- blierten. Trotz aller Werbeausgaben gelten aber nicht die einzige. Neben den Hambur- me“, die wohl berühmteste Mätresse von sie als Umweltsünder. Nach Einschätzung gern haben sich auch die Elektrizitätswerke Paris, kann seit Neuestem mit gutem Ge- von Heiko Stohlmeyer, Experte für erneuer- Schönau und die Naturstrom AG als unab- wissen zur Arbeit gehen – zumindest, was bare Energien bei PricewaterhouseCoopers hängige Anbieter etabliert. Für Furore sorgt ihr Umweltbewusstsein betrifft. Denn am (PwC), ist das einer der Hauptgründe für den derzeit aber vor allem ein Unternehmen: Deutschen Schauspielhaus in Hamburg scheint ökologisch sauberes Licht auf ihren Arbeitsplatz, die Bühne. Um die selbst auferlegte Verpflichtung zum Umweltschutz zu erfüllen, ist das größte Sprechtheater „Der Markt ist derzeit so dynamisch, dass sich die Marktanteile schnell verschieben können.“ Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Deutschlands vom Atomkraftwerksbetreiber Vattenfall zum Ökostromanbieter Green- Umbruch am Energiemarkt. „Die Kunden peace Energy gewechselt. Jack Kurfess, haben mittlerweile ein hohes Klimaschutz- Lichtblick, ein lange Zeit mit Verlust wirtschaftender Nischenanbieter, hat sich im kaufmännischer Direktor des Theaters, will bewusstsein entwickelt, da spielt das Image vergangenen Jahr zum ernst zu nehmenden so jährlich 1.500 Tonnen CO2-Emissionen des Stromversorgers eine große Rolle. Vie- Konkurrenten für die etablierten Konzerne vermeiden. Trotz teurem Ökostrom liegt der le energieintensive Betriebe suchen zudem aufgeschwungen. Bis Jahresende konn- Preis nur 5 Prozent über dem des bishe- nach Möglichkeiten, ihre Umweltbilanz zu te Gründer und Geschäftsführer Heiko von rigen Vertrags. „Die Angebote waren weit verbessern“, sagt Stohlmeyer. Bislang be- Tschischwitz mehr als 400.000 Kunden ver- günstiger, als wir erwartet hatten“, sagt Kur- schränkten sich die großen Energiekonzer- melden, weit mehr als geplant. fess. ne darauf, über Tochtergesellschaften wie E wie Einfach, Eprimo und Yello den Kunden- Lichtblick ist so etwas wie der Shootingstar Wie das Hamburger Theater wechseln im- schwund aufzufangen. Die eigenen Billig der Branche. Ob der Erotikkonzern Beate mer mehr Unternehmen und Haushalte den anbieter verkaufen den Strom über das Inter- Uhse, die Kosmetikkette Body Shop oder Stromversorger – allein in der Hansestadt net und sparen damit Vertriebskosten. Viele die Drogeriemärkte von Budnikowsky: Eine ganze Reihe von prominenten Geschäfts- kehrten im Jahr 2007 mehr als 100.000 Kun- der abgewanderten Kunden finden sich so den dem Exmonopolisten Vattenfall den im gleichen Konzern wieder. Die Strategie kunden hat sich inzwischen für den bun- Rücken. Mehr als jeder zweite der rund 40 dahinter: Die eingängigen Namen bringen desweit agierenden Hamburger Versor- Millionen Haushalte in Deutschland hat nach die Verbraucher kaum mit den Branchenrie- ger entschieden. Doch im Gegensatz zum Angaben des Bundesverbands der Energie- sen in Verbindung. Deutschen Schauspielhaus ist dabei in der und Wasserwirtschaft (BDEW) mindestens Regel weniger die Sorge um die Umwelt einmal den Tarif oder den Stromanbieter ge- Anders hingegen sieht es bei Ökostrom aus. als der Gedanke an den eigenen Geldbeu- wechselt. Dabei entschied sich 2007 bereits Wer sich für erneuerbare Energien entschei- tel entscheidend. Befragungen des BDEW jeder fünfte Wechsler für einen Ökostrom det, schaut beim Anbieter lieber zweimal haben ergeben, dass in neun von zehn Fäl- tarif. BDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard hin. Auch Greenpeace Energy profitiert da- len Preisunterschiede der ausschlaggeben- Meller sieht neben wachsendem Umwelt- von. Der Umsatz lag 2004 noch bei 12 Mil- de Grund für einen Wechsel waren. Das bewusstsein und steigenden Energieprei- lionen Euro und soll in diesem Jahr bereits Erstaunliche dabei: Ökostromtarife sind sen auch im Einstieg neuer Stromanbieter 50 Millionen Euro erreichen. Die Kunden- derzeit in vielen Fällen sogar billiger als die den Grund für die neue Wechselleidenschaft zahl ist im gleichen Zeitraum von knapp Angebote der Konkurrenz. Nach einer Un- der Deutschen. Zwar teilen die vier großen 20.000 auf heute 65.000 gestiegen. Wäh- tersuchung des Verbraucherzentrale Bun- Energiekonzerne E.ON, RWE, Energie Ba- rend andere Anbieter Preiserhöhungen an- desverbands (VZBV) ist der Wechsel zu den-Württemberg (EnBW) und Vattenfall im- kündigen mussten, konnte Vorstand Robert einem Ökostromprodukt im Vergleich zum mer noch mehr als drei Viertel des Markts Werner Mitte 2006 die Strompreise im ortsüblichen Grundversorgungspreis in zwei unter sich auf. Doch der Wettbewerb kommt Durchschnitt um 2 Prozent senken. Green- langsam in Fahrt. Dafür verantwortlich ist pwc: | april 2008 25 pwc: Märkte Sauberer Strom Wechselquote von 1999 bis 2007, kumulierte Quote der Versorgerwechsel bei privaten Haushalten (ohne umzugsbedingten Wechsel) in Prozent 7,3 6,0 4,3 4,6 4,8 5,0 3,7 2,1 Dritteln aller Fälle die günstigere Alternati- 1,6 en, von denen vor allem Windkraftanlagen ve. Ralf Thiemann, Umweltexperte bei der auf See den Sprung in die Wirtschaftlich- Unternehmensberatung IBM Global Busi- keit schaffen sollen. Andererseits glaubt er ness Services, überrascht das nicht: „Kaum ein Kunde will freiwillig mehr zahlen, nur weil das die Umwelt schont. Umweltschutz 1999 2001 2003 2005 2007 Quelle: VDEW, Promit sehen die meisten als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Ökostrom ist hip und trotzdem gar nicht nicht an ein grünes Gewissen der großen vier – sondern eher an einen klassischen Verdrängungswettbewerb. Den kleinen Wettbewerbern könnte der Doch es gibt eine gute Nachricht: Die er- Strategiewechsel der Konzerne in der Tat neuerbaren Energien sollen bald wirt- zu schaffen machen. „Es besteht die Gefahr, dass die großen Energiekonzerne die mal so teuer. Lange Zeit war das nicht so. schaftlich werden. Ironischerweise könn- Trotz der Liberalisierung des deutschen ten dies die großen Stromkonzerne selbst mittelständischen Ökostromanbieter wie Strommarkts im Jahr 1998 blieb ein funk- möglich machen. Marktführer E.ON hat beispielsweise Lichtblick aufkaufen“, sagt tionierender Wettbewerb zunächst aus. Der angekündigt, seine Investitionen in erneu- Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Ener Grund: Die etablierten Versorger stellten erbare Energien auf rund 6 Milliarden Euro gie- und Umweltabteilung am Deutschen ihre Netze nur zu weit überhöhten Gebüh- zu verdoppeln. Auch Vattenfall Europe, das Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). ren zur Verfügung – das machte das Ge- bislang 80 Prozent des Stroms aus Braun- schäft für Neueinsteiger unrentabel. Seit kohle herstellt, und EnBW werden mehr Nach dem Aufbau der Direktvertriebstöchter versuchen die Konzerne mit dem Ein- 2007 sorgt nun die eigens geschaffene Geld in die alternative Energieerzeugung tritt in den Ökostrommarkt nun unabhän- Bundesnetzagentur dafür, dass überteu- stecken. Sogar Schlusslicht RWE, des- gigen Anbietern das Wasser abzugraben. erte Zugangsentgelte der Vergangenheit sen Ökostromanteil bislang bei mageren 5 Zwar haben die meisten Versorger längst angehören. Erst das hat es auch den Öko- Prozent liegt, hat sich dem Strategiewech- eigene Tarife für umweltbewusste Kun- strom-anbietern ermöglicht, mit wettbe- sel angeschlossen. „Die Erneuerbaren sind den, doch sind sie oft überteuert und kaum werbsfähigen Preisen anzutreten. Gleich- gemessen an ihrer gesellschaftlichen Be- konkurrenzfähig. „RWE und Co. haben zeitig mussten die großen Stromversorger deutung, ihrem ökologischen Potenzial und ihre bisherigen Ökostrom angebote noch nie offensiv durch höhere Preise zurückholen, was sie ihren Wachstumschancen in der Vergan- durch die niedrigeren Netzentgelte verlo- genheit klar zu kurz gekommen. Das wird beworben. Wenn sie jetzt ren hatten. Angesichts der sinkenden Ko- sich nun ändern – und zwar tief greifend in großem Stil investieren, sten für unabhängige Anbieter ist es umso und schnell“, kündigt Konzernchef Jürgen können sie die kleineren erstaunlicher, dass gerade das Ökostrom- Großmann an. Mindestens 1 Milliarde Euro Vorzeigeunternehmen Lichtblick Anfang soll von nun an jährlich in die neue Gesellschaft RWE Innogy fließen und bis 2020 Unternehmen leicht unterbieten. Der Markt ist so dynamisch, dass sich die den Anteil an erneuerbaren Energien auf Marktanteile schnell verschieben des Jahres seine Preise erhöhen musste. Aber es zeigt das Dilemma kleinerer Anbieter. Sie erzeugen in der Regel ihren Strom 20 Prozent steigern. Milan Nitzschke, Ge- können“, sagt Kemfert. Noch sind nicht selbst, sondern kaufen ihn bei den schäftsführer des Bundesverbands Erneu- die kleinen Anbieter selbstbewusst. Erzeugern ein. Für Energie aus Wind, Bio- erbare Energie, sieht dem Engagement der Ob sie sich behaupten, hängt aber masse oder Sonne müssen sie aber deut- etablierten Versorger mit gemischten Ge- davon ab, ob ihre Kunden ihnen lich mehr bezahlen als für Atom- oder Koh- fühlen entgegen. Einerseits begrüßt er die auch bei steigenden Preisen die lestrom. massiven Investitionen in neue Technologi- Treue halten. Die großen Energieversorger haben erkannt, dass sich mit Ökostrom Geld verdienen lässt. Deshalb setzen sie auf erneuerbare Energien. Das könnte kleine Wettbewerber gefährden. 26 Kontakt [email protected] Tel. 040 6378-1532 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc281 pwc: | april 2008 Unabhängig bleiben Der Geschäftsführer des Ökostromanbieters Lichtblick, Heiko von Tschischwitz, über Spätzünder, Unabhängigkeit und Denkzettel. Von Ingmar Höhmann pwc: Herr von Tschischwitz, als Sie 1998 Lichtblick gründeten, wollten Sie innerhalb von anderthalb Jahren 200.000 Kunden ha ben. Das schafften Sie erst 2006. Jetzt melden sich neue Kunden massenweise an. Warum kommt der Erfolg so spät? von Tschischwitz: Wir haben zu ambitioniert angefangen. Der Markt war noch nicht so weit. Im vergangenen Jahr ist enorm viel pas siert: Die Klimastudie der Vereinten Nationen, die omnipräsente Klimadebatte, die Preiserhöhungen der etablierten Stromversorger und die Störfälle bei Vattenfall. 2007 war das erste Jahr, in dem wir deutlich über dem Planwert lagen. Schon im Juli hatten wir die für das Gesamtjahr geplanten 300.000 Kunden. Jetzt sind wir bei mehr als 400.000. Viele neue Anbieter haben ihr Geschäft aufgeben müssen. Wie haben Sie sich so lange über Wasser halten können? Anders als auf dem Telekommunikationsmarkt kann ein Strom anbieter keine großen Preisunterschiede erreichen, weil die Festkos ten sehr hoch sind. Viele Billiganbieter sind daran gescheitert. Es gab auch andere Ökostromanbieter, aber die waren oft deutlich zu teuer. Wir dagegen haben von Anfang an den Spagat geschafft, ein glaubwürdig ökologisches Stromprodukt zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Dazu kommt, dass wir jahrelang rote Zahlen schreiben konnten, ohne dass unsere Gesellschafter unruhig wur den. Erst seit 2006 machen wir operativen Gewinn. Anderen Wett bewerbern ist die Puste ausgegangen, als der Neue Markt einbrach und das Risikokapital ausging. wollen bei keinem Anbieter einen Vertrag abschließen, der nur fünf Wie können Sie überhaupt wettbewerbsfähige Preise verlangen? Minuten in der Mittagspause über Ökostrom nachdenkt und den Sie müssen Ihren Ökostrom doch teuer einkaufen. Rest des Tages über Atom- und Kohlestrom. Das stimmt. Wir müssen bei der Strombeschaffung mehr Geld ausgeben als konventionelle Anbieter. Doch wir können die Mehr Die großen Versorger haben angekündigt, auch über Zukäufe bei ausgaben über schlankere Unternehmensstrukturen ausgleichen. erneuerbaren Energien wachsen zu wollen. Wie lange bleibt Licht Außerdem arbeiten wir wohl mit geringeren Margen. blick unabhängig? Lichtblick wird unabhängig bleiben. Wir brauchen keinen Partner und RWE, E.ON und Co. investieren nun selbst massiv in erneuerbare haben auch keinen zusätzlichen Investitionsbedarf. Unsere Kunden Energien. Hat die großen Versorger das grüne Gewissen gepackt? würden es gar nicht mitmachen, wenn uns ein großer Stromanbie Das hat nichts mit grünem Gewissen zu tun. Die Konzerne haben ter aufkaufen würde. Viele Privatkunden sind zu uns gewechselt, um endlich verstanden, dass sie mit regenerativen Energien Geld ver den etablierten Konzernen einen Denkzettel zu verpassen. Das ist dienen können. wie eine Protestwahl: Viele wollen einem Atomkraftwerksbetreiber kein Geld mehr zahlen. Könnte das kleinere Wettbewerber wie Lichtblick nicht aus dem Geschäft drängen? Warum wechseln Unternehmen zu einem Ökostromanbieter? Die Ambitionen der großen Konzerne nehme ich sehr ernst. Sie Vor drei Jahren ging es vor allem um den Preis. Das hat sich aber wollen Geld machen und nicht mehr nur den Deckmantel des 2007 total gedreht. Die Unternehmen kommen jetzt ganz klar Umweltschutzes aufrechterhalten. Aber das ist keine Bedrohung für wegen des Themas Klimaschutz auf uns zu. Dazu kommt eine ge uns. Viele Versorger bieten bereits günstige Ökostromtarife an, aber wisse Verdrossenheit mit den etablierten Versorgern. Es passt vie die Kunden machen das nicht mit. Die Leute sind aufgeklärt und len Firmen nicht, wie unflexibel diese bei den Abrechnungen sind. pwc: | april 2008 27 pwc: Wissen Gedämpfter Optimismus Die weltweite Kreditkrise lässt die Sorge vor einem Wirtschaftsabschwung anwach sen. Negative Auswirkungen auf die Umsatz Kurzfristig hoch, langfristig niedrig Vertrauen der CEOs in steigenden Umsatz entwicklung des Jahres 2008 erwarten vor sehr zuversichtlich etwas zuversichtlich allem Unternehmen in den USA und West überhaupt nicht zuversichtlich weiß nicht/keine Antwort europa, während der Konjunkturoptimis mus insbesondere in Asien weiter steigt. Das geht aus dem „11th Annual Global CEO Survey 2008“ von Pricewaterhouse Coopers (PwC) hervor. Rund 50 Prozent der 1.150 im Rahmen der Studie befragten CEOs sehen die Geschäftsentwicklung für das Jahr 2008 dennoch „sehr zuversicht lich“. Trotz eines Rückgangs um 2 Prozent 50 % 1% 2% 7% 40 % kommende 12 Monate nicht sehr zuversichtlich 42 % 2% 1% 6% kommende 3 Jahre 49 % PwC befragte 1.150 CEOs, wie zuversichtlich sie sind, dass ihr Unternehmen in den kommenden 12 Monaten/3 Jahren steigende Umsätze erzielt. Quelle: PwC, 11th Annual Global CEO Survey 2008 punkte im Vergleich zum Vorjahresergebnis ist der Anteil der positiv gestimmten Chefs ten wie Asien, Pazifik, Lateinamerika sowie starten deutsche Unternehmenschefs mit damit immer noch fast doppelt so hoch wie Zentral- und Osteuropa glauben hingegen 57 Prozent positiver Geschäftserwartung 2003. Regional ist die Stimmungslage je doch sehr unterschiedlich: In den USA sind fest an weitere Erlöszuwächse. Besonders erstaunlich optimistisch ins neue Jahr. Auch ausgeprägt ist der Optimismus in Indien mit mittelfristig erwartet eine Mehrheit stei gende Erlöse – im Gegensatz zu den euro nur 35 Prozent der CEOs „sehr zuversicht lich“, in Westeuropa sind es 44 Prozent. fast 90 Prozent, gefolgt von China/Hong kong mit 73 Prozent sowie Mexiko (77 Pro Unternehmenschefs aus Wachstumsmärk zent). Entgegen des Trends in Westeuropa Anhangszwang päischen CEOs. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc282 Bitte jetzt auf Mandarin! In vielen Unternehmen ist Oft fällt es Unternehmen schwer, sich selbst oder ihre Produkte er die Erstellung der Anhang folgreich auf dem chinesischen Markt zu präsentieren. Denn häufig angaben nach den Interna wollen nicht nur Geschäftspartner und Kunden von dem Angebot tional Financial Reporting überzeugt werden. Auch politische Entscheidungsträger sind an der Standards (IFRS) mit großem Qualität deutscher Produkte interessiert. Aktuelle und verständliche Aufwand verbunden. Eine Informationen sind daher wichtig. Dabei kommt es unter anderem PwC-Studie untersucht, auf auf die richtige Sprache an. Darauf reagierte jetzt ein deutsches welche Weise diese Daten in Unternehmen und publizierte seinen Geschäftsbericht auch in chi nesischer Sprache. Ein ge Unternehmen ermittelt werden, an welchen Stellen Probleme schickter Coup, denn für Chi auftreten und wie mögliche Lösungsansätze aussehen könnten: nesen hat so etwas eine hohe kurz, wie dieser Prozess optimiert werden kann. Die im Zusammen hang mit der Studie durchgeführte Erhebung zeigt, dass die Mehr Wertigkeit. „Sie sind marken heit der Unternehmen die Anforderungen bei der Anhangerstellung von der Marktposition eines als sehr hoch empfindet. So wurden besonders die Anhanganga Unternehmens überzeugen“, ben zu latenten Steuern, Finanzinstrumenten, zur Kapitalflussrech nung und zu Pensionen als explizite Problemfelder identifiziert. so Harald Kayser, Leiter Chi na Business bei PwC. Online- Online-Info: www.pwc.de/de/pwc283 Info: www.pwc.de/de/pwc284 28 bewusst und lassen sich gern pwc: | april 2008 Börsenjahr mit Höhen und Tiefen Europas Aktienmärkte haben im Schlussquartal 2007 weniger Börsen gänge und 17 Prozent weniger Emissionsvolumen verzeichnet. So gab es nur 227 Erstemissionen (IPOs) und damit 61 weniger als im Vergleichszeitraum 2006. Das ergab der jüngste „IPO Watch Europe“ von PwC. Im Gesamtjahr 2007 gab es an Europas Börsen insgesamt 801 IPOs, 2006 brachte nur 18 mehr. Die US-Börsen verzeichneten dagegen im vierten Quartal 2007 sogar mehr IPOs als im Vorjahreszeitraum (96 gegenüber 90 im Jahr 2006), das Emissionsvolumen sank jedoch um 14 Prozent auf rund 13,49 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2007 gab es in den USA 275 Erstemissionen im Volumen von 46,68 Milliarden Euro. Damit lagen die US-Märkte nicht nur deutlich hinter den Europäern (29,07 Milliarden Euro), sondern auch hinter den Chinesen. Allein in Hongkong gab es 2007 insgesamt 86 IPOs im Gesamtwert von 31 Milliarden Euro. Die Deutsche Börse brachte es Online-Info: www.pwc.de/de/pwc285 Drei Fragen an ... ... Andreas Borcherding Gründerzeit für Banken zum Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz mit 15 IPOs gerade einmal auf einen Gesamterlös von knapp 1,4 Milliarden Euro. (BilMoG) Trotz Konsolidierungsdruck wächst der pri- Lieber gründen als übernehmen vate Bankensektor in Deutschland munter Bankgründungen und -übernahmen in Deutschland weiter. Mittelfristig rechnet PwC mit rund 20 Neugründungen pro Jahr. „Triebfeder Anzahl der Bankgründungen dieser Entwicklung ist die Spezialisierung des Bankgeschäfts. Institute gründen ein1995 zelne Geschäftsfelder wie das Online-Bank 1996 ing oder Servicebereiche wie das Depot 1997 geschäft aus und positionieren diese als 1998 eigene Bank“, sagt Rainer Wilken, Banken- 1999 experte bei PwC im Bereich Unternehmens- 2000 beratung. Übernahmen werden hingegen in 2001 Zukunft eine geringere Rolle spielen. „Ent2002 gegen der verbreiteten Ansicht vieler Inves- 2003 toren ist der Aufwand bei der Übernahme 2004 einer bestehenden Bank oftmals höher als 2005 bei der Beantragung einer neuen Bankli2006 zenz und der nachfolgenden Gründung“, erklärt PwC-Steuerfachmann Herbert Zer- 11 15 9 27 29 23 57 22 3 23 25 3 Anzahl der Übernahmen pwc: Warum sollen Unternehmen sich schon jetzt mit einem noch nicht verabschiedeten Gesetz beschäftigen? Borcherding: Weil die geplanten Ände- 3 rungen große Auswirkungen auf Bilanz- 4 6 5 5 3 6 5 struktur, Kennzahlen und Besteuerungs- 8 6 6 7 Quelle: PwC was. Zudem müssten bei einer Neugründung weder verschiedene Unternehmenskulturen grundlage haben. Das sollte man frühzeitig analysieren. Wie kann PwC die Unternehmen unterstützen? Umfangreiche Informationen findet man unter www.pwc.de/de/bilmog. Seit Ende Februar bieten wir Seminare zum BilMoG an. Für Einzelgespräche steht ein Expertenteam zur Verfügung, das bereits eine Umsetzungsmethodik, die auch die notwendigen Prozessanpassungen berücksichtigt, erstellt hat. zusammengeführt noch IT-Systeme integriert werden. 2006 gab es in Deutschland 2.110 Kreditinstitute. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc286 Haben Sie dafür ein Beispiel? Bei den latenten Steuern müssen konzernweit Prozesse aufgesetzt werden, die Gieriger Staat die entsprechenden Differenzen zwischen Steuer- und Handelsbilanz dokumentieren Der Fiskus schlägt zu: Ab 1. Januar gilt für und fortschreiben. Hierfür wird ein entspre- alle Kapitaleinkünfte ein einheitlicher Steu- chendes EDV-Tool notwendig sein. ersatz von 25 Prozent plus Solidaritäts zuschlag und Kirchensteuer. Wer Glück hat, kann aber von Ausnahmeregeln erfasst sein und der Steuer ein Schnippchen schlagen. Etwa mit Renten- und Geldmarktfonds. Die Zinserträge daraus sind zwar dem direkt zu entrichtenden Abgeltungssatz unterworfen, damit sinkt aber auch die Progression, weil die Zinserträge aus der Steuererklärung verschwinden. Zu den Gewinnern gehören auch Anleger in offene Immobilienfonds. Ihnen bleibt die Spekulationsfrist erhalten. Immobilien in Deutschland können weiterhin nach der Zehnjahresfrist steuerfrei veräußert werden. Der steuerfreie Verkauf von Zertifikaten en- Andreas Borcherding leitet bei PwC das det hingegen schon am 30. Juni 2009. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc287 BilMoG-Expertenteam. pwc: | april 2008 29 pwc: Wissen Besten-Auslese Die Kunst des Hochschulmarketings beherrschen viele Unternehmen gut. Das Recruiting von Managementnachwuchs allerdings nicht. Von Anja Dilk und Heike Littger Bereits 1998 hat Ed Michael, der ameri- aufwerten: Sie müssen Talentschmie- kanische Direktor der Beratung McKinsey, den werden statt Verwaltungsstellen.“ Unternehmen eindrücklich gewarnt: „In 70 Prozent der Dax-Unternehmen hät- order to keep the pipeline full of talented ten da noch Entwicklungsbedarf. Den people, almost all of the companies have größten Schwachpunkt sieht Michael to take nontraditional approaches to re Proft, Partner bei der Personalberatung cruiting.“ Geändert hat sich daran nichts. Ray & Berndtson, darin, dass Personaler Im Gegenteil. „Die Situation hat sich sogar den Markt erst scannen, wenn eine verschlimmert“, so Holger Leckebusch, Stelle neu zu besetzen ist. Nur gegen- Experte für People and Change bei Price- über Studenten beherrschen Unterneh- waterhouseCoopers (PwC). „Aufgrund der men die Kunst der frühen Balz recht Fachmann zu gewinnen, sondern Persön- demografischen Entwicklung und einer gut. Sie schicken Talentscouts auf Mes- lichkeiten, die sozial und kreativ sind – verfehlten Bildungs- und Einwanderungs- sen der Universitäten, vergeben Diplom gerade beim Managementnachwuchs. politik gibt es zu wenig Topleute. Und die arbeiten und Stipendien. Oder gründen Solche Skills kommen an den meisten wenigen Topleute wollen nur das Allerbe- Partnerschaften mit Hochschulen. Wie Unis viel zu kurz.“ ste für sich.“ der Drogeriegigant dm. Seit 2006 arbeitet das Unternehmen mit der priva- Aber was ist mit den Potentials, den Sie wollen ein gutes Gehalt. Sie wollen ten „Alanus Hochschule für Kunst und wechselwilligen Mitarbeitern, die jedes eine interessante Tätigkeit mit Entwick- Gesellschaft“ im rheinischen Alfter zu- Unternehmen bereichern? „Die muss lungspotenzial bei flexibler Zeiteinteilung, sammen. Dort stehen neben BWL-Know- man finden“, so der Headhunter, „deren die auch Platz für Privates lässt. Auch Un- how Kunst, Kultur und Philosophie auf Interesse wecken und Karrieren beglei- ternehmenskultur und Standort sind wich- dem Stundenplan. Erich Harsch, stell- ten – um sie dann zum richtigen Zeitpunkt für sich zu gewinnen.“ Hier sieht „Die Menschen sind Herz und Hirn unseres Unternehmens, unsere wichtigste Ressource.“ Erich Harsch, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von dm Proft die Stärke seiner Zunft: „Personalberatungen verfügen über eine gut sortierte Kartei mit top ausgebildeten, engagierten, wechselwilligen Leuten aus dem In- und Ausland.“ Tim Ackermann etwa, tig. „Unternehmen müssen ihr Profil schär- vertretender Vorsitzender der Geschäfts fen – wer bin ich und was kann nur ich dir führung der dm-Drogeriemarktkette, land, greift immer dann auf Personal bieten?“, so Leckebusch. „Vor allem aber unter anderem verantwortlich für das berater mit einem hervorragenden Kon- müssen sie ihre Personalabteilungen effi- Ressort Mitarbeiter: „Heute kommt es im taktnetzwerk zurück, wenn er Topjobs zienter gestalten und in der Organisation Handel weniger darauf an, den besten wie einen Direktorenposten zu vergeben 30 Personalmanager bei Microsoft Deutsch- pwc: | april 2008 hat oder gewiefte Spezialisten sucht. „Auf „Wo der Markt leer ist, müssen wir selbst richtigen Mitarbeiter zu finden, zu ge- anderem Weg hat man kaum eine Chan- den internen Talentpool noch intensiver ce, solche Leute zu finden.“ Generell sei nutzen und optimieren.“ Ackermann ist kette dm ist das selbstverständlich. „Die es schwieriger geworden, gutes Personal deshalb sicher: Der Stellenwert von Re- Menschen sind Herz und Hirn unseres zu finden, die demografische Entwicklung cruitern und Personalentwicklern wird in Unternehmens, unsere wichtigste interne werde spürbar. Die Lösung à la Microsoft: den kommenden Jahren steigen. Das Be- Ressource“, so dm-Mann Erich Harsch. Sie suchen Mitarbeiter über den Bran- wusstsein, wie wichtig gute Personalab- Der Konzern verzichtet auf eine Personal- chenrand hinaus, etwa auch in sozialen teilungen sind, scheint bei vielen Vorstän- Online-Netzwerken. „Über Businessplatt- den anzukommen. formen wie Xing kommt man viel leichter winnen und zu halten. Für die Drogerie- abteilung, die Mitarbeiter sucht. Harsch: „Das ist die wichtigste Aufgabe der Führungskräfte selbst. Und wenn die Men- an passive Sucher, gute Leute, die ihre Die PwC-Studie „The People Agenda. Tal- schen spüren, dass dm ein Unternehmen Daten eingestellt haben, aber sich eigent- ent Management – Energising the Orga- ist, das entgegen der ‚Geiz ist geil‘-Mentalität nachhaltig etwas für die Gesell- lich gar nicht nach einem neuen Job um- nisation Through the Power of People“ sehen“, so Ackermann. Zugleich wird die zeigt: 70 Prozent der CEOs weltweit be- schaft tun will, müssen wir uns um guten interne Personalentwicklung wichtiger. trachten es als ihre primäre Aufgabe, die Nachwuchs keine Sorgen machen.“ Topnachwuchs kann sich die Jobs längst wieder selbst aussuchen. Unternehmen müssen deshalb schneller sein als die Konkurrenz und effizienter suchen. Und dabei neue Strategien entwickeln. pwc: | april 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0201 438-1168 31 pwc: Wissen 32 pwc: | april 2008 Ein Gehen und Kommen Mitarbeiterentsendungen ins Ausland kosten Unternehmen eine Menge Geld. Deshalb sollte man sich im Vorhinein Gedanken über den Mehrwert machen. Von Martin Reischke Sie verlassen Deutschland, um in der Frem- Vorbereitung mit mehrtägigem interkultu- de zu arbeiten – und bleiben der einhei- rellem Training und Orientierungsreise mit mischen Wirtschaft trotzdem erhalten: dem Partner nach Asien kann man schnell Mit dem wachsenden Einfluss von Export auf ein paar 10.000 Euro kommen“, rechnet und Globalisierung auf die wirtschaftliche Andreas Bittner, Geschäftsführer des Insti- Entwicklung wird es für viele Unterneh- tuts für Interkulturelles Management (IFIM). men immer wichtiger, eigene Fach- und „Und im Vergleich zu den Gesamtkosten der Entsendung ist das noch wenig.“ Führungskräfte ins Ausland zu senden. Für kapitalintensive Branchen wie etwa die utomobilindustrie geht es zunächst um A die Erschließung neuer Märkte. Aber auch Mit dem Zentrum für Europäische Wirt- um firmenspezifisches Wissen, das weiter PwC im Jahr 2005 die Entsendungskosten schaftsforschung in Mannheim (ZEW) hat gegeben werden muss – etwa nach Fusio- für Expatriates in 20 Ländern untersucht. nen oder Firmenzukäufen im Ausland. „Das Unter der Annahme eines verfügbaren fördert das Zusammenwachsen der beiden Jahreseinkommens von 75.000 Euro und Unternehmen und zahlt sich langfristig aus“, zusätzlichen Aufwendungen in Höhe von ist Monika Gläser überzeugt. Sie muss es 30.000 Euro kamen durchschnittliche Ent- wissen, sie ist beim Optik-Konzern Carl Dieter Endres ist Vorstandsmitglied bei sendungskosten von rund 167.000 Euro Zeiss für internationale Transfers zuständig. PricewaterhouseCoopers und Leiter des zusammen – für einen alleinstehenden Steuerbereichs. Arbeitnehmer. Dabei waren die länderspe- Aber Mitarbeiter im Ausland kosten eine zifischen Unterschiede durchaus eklatant: Menge Geld. Brechen sie den Aufenthalt In Belgien kostete ein Mitarbeiter knapp in der Ferne vorzeitig ab, kommt das die Die Entlohnung des Expatriates orientiert Unternehmen teuer zu stehen. Deshalb sich an seinem Gehalt in Deutschland, hö- Euro. In Russland und in der Schweiz hin- sollte ein solcher Schritt gut vorbereitet here Lebenshaltungskosten werden durch gegen beliefen sich die Kosten nur auf werden. Carl Zeiss hat ein Programm ent- Extrazahlungen ausgeglichen. Für die Fir- rund 147.000 Euro – bei gleichem Netto- wickelt, das den Umgang mit Expatriates men wird es fast immer teurer, denn die lohn. „Die Entsendung eines Mitarbeiters konzernweit vereinheitlichen soll. 70 Mitar- Steuerniveauunterschiede in den einzel- ins Ausland ist unter Umständen sogar bil- 194.000 Euro, in Slowenien rund 215.000 beiter sind derzeit in 18 Ländern unterwegs, nen Ländern werden in die Gehaltsver- liger als seine Beschäftigung in Deutsch- vor allem in Asien und den USA. Bevor der handlungen mit einbezogen. „Da der Ver- land“, so Dieter Endres. Mitarbeiter sich für oder gegen einen Aus- gütung von Expatriates typischerweise landsaufenthalt entscheidet, kann er auf Nettolohnvereinbarungen zugrunde liegen, einer Orientierungsreise gemeinsam mit ist die zusätzliche Steuerbelastung von mit Steueranreizen zu locken: So stellen seiner Familie seinen potenziellen neuen den Unternehmen zu tragen“, sagt Prof. etwa die Schweiz und Frankreich zusätz- Arbeitsort kennenlernen. Beschließt er, ins Dr. Dieter Endres, Vorstandsmitglied bei liche Aufwendungen für die Expatriates Ausland zu gehen, wird er auf sein neues PricewaterhouseCoopers (PwC) und Leiter steuerfrei, in Ländern wie den Niederlan- Viele Länder versuchen, Expatriates auch Umfeld vorbereitet. „Selbst in vermeintlich des Steuerbereichs. In diesem Fall wird das den oder Schweden bleibt ein Teil des Ge- vertrauten Ländern wie den USA kann der deutsche Nettogehalt als Grundlage zur halts unbesteuert. In Finnland und Spanien kulturelle Umgang im Arbeitsalltag schwie- Berechnung des ausländischen Bruttolohns hingegen sind die Steuersätze für Expatri rig sein“, sagt Carl-Zeiss-Personalreferen- herangezogen. Der Mitarbeiter verdient da- ates ab einer bestimmten Einkommens tin Gläser. „Deshalb bieten wir das Training her netto so viel wie in Deutschland – auch höhe günstiger als für einheimische Arbeit- für jedes Land an und legen Wert darauf, wenn die Steuern im Ausland höher sind. nehmer. Dennoch waren die Kosten für die dass der Mitarbeiter daran teilnimmt.“ Um Was die Kosten für die Unternehmen in die Auslandsentsendung laut PwC-Studie im auch dem Rest der Familie den Weggang Höhe treibt, sind die zusätzlichen Aufwen- Durchschnitt deutlich höher als bei einer schmackhaft zu machen, finanziert Carl dungen: Umzugs- und Mietkosten, regel- vergleichbaren Beschäftigung in Deutsch- Zeiss etwa die berufliche Weiterbildung des mäßige Heimflüge oder das Schulgeld für land – vor allem aufgrund der zusätzlichen mitreisenden Partners im Ausland. die mitreisenden Kinder. „Schon für die Aufwendungen, die die Mitarbeiter erhalten. pwc: | april 2008 33 pwc: Wissen Mehr wert Die Studie „Der Mehrwert internationaler Mitarbeitereinsätze“ untersucht detailliert, ob und wann es sich lohnt, Mitarbeiter ins Ausland zu schicken. Dafür hat PwC Kosten und Nutzen für verschiedene Formen von internationalen Einsätzen bewertet – und auch untersucht, was aus den Karrieren der Mitarbeiter nach ihrer Rückkehr wurde. Dadurch ergibt sich erstmals ein vollständiges Bild über die Möglichkeit, Mitarbeitern mit Aus- Deshalb wägen die Unternehmen die Vorund Nachteile genau gegeneinander ab. landserfahrung auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu bieten. „Das Kostenbewusstsein ist stärker gewor- Mitarbeiter ihre Auslandserfahrungen an neue Expatriates weitergeben“, sagt den“, sagt Bittner. „Deshalb fragen sich die Bosch-Bildungsreferentin Andrea Güsewell. Und werden damit auch reintegriert. Firmen heute auch viel kritischer, ob eine Auslandsentsendung wirklich sinnvoll ist.“ trainings mitwirken. „So können unsere sendungskosten von neun bewerteten Das ist ein nicht zu unterschätzender Großunternehmen mit rund 212.000 Euro Faktor. Denn 15 Prozent der Rückkehrer An der internationalen Ausrichtung der Un- mittlerweile deutlich höher als noch in der verlassen laut PwC-Studie innerhalb des ternehmen ändert das jedoch nichts. „Die Modellrechnung von 2005. Aber ein Zu- nächsten Jahres das Unternehmen. Wer Anzahl der Standorte deutscher Firmen sammenhang zwischen der individuellen aber bleibt, ist später dem Unternehmen Höhe der entsendungsbezogenen Zulagen und der Leistung des Mitarbeiters lässt gegenüber meist loyaler als der Durchschnitt der nicht entsandten Mitarbeiter. erberater Thomas Kausch beobachtet, der sich nicht nachweisen. „Viele Unternehmen stellen die finanziellen Aspekte zu wichtig, um heimgekehrte Mitarbeiter hal- Unternehmen bei Mitarbeiterentsendungen sehr in den Vordergrund, während sich ten und von ihren Erfahrungen im Ausland berät: „Es gibt viele Funktionen, bei denen die Mitarbeiter stärker für die eigene beruf profitieren zu können. man früher dachte, das muss jemand aus der Zentrale machen. Das ist heute nicht liche Entwicklung interessieren“, sagt Thomas Kausch. Doch Karriereversprechen für Weitaus schwerer haben es mittelstän- mehr so, denn auch lokale Mitarbeiter sind die Zeit nach dem Auslandseinsatz geben dische Unternehmen, die Auslands oft gut ausgebildet.“ Trotzdem wächst die immer weniger Unternehmen. Schließlich entsendung der Mitarbeiter professionell Zahl der Expatriates weiter – wenn auch ist Auslandserfahrung heute nichts Besonderes mehr. Auch deshalb ist die Rückkehr zu begleiten. „Hier ist der Expatriate eher nicht so stark wie noch vor einigen Jahren. Dafür sind die Mitarbeiter heute deutlich nach Deutschland für die Expatriates nicht Bittner. Denn eine umfangreiche Vor- und kürzer vor Ort, maximal zwölf Monate. Hat leicht: „Da ist der Kulturschock mitunter sich das Unternehmen entschieden, einen größer als beim Wegflug“, sagt Kausch. Nachbereitung übersteigt oft deren finanzielle Möglichkeiten. Trotzdem kom- Mitarbeiter ins Ausland zu schicken, sollten Damit sich der Mitarbeiter nicht zu sehr men natürlich auch dort berufliche Aus- klare Ziele für dessen Arbeit im Ausland vereinbart werden. Den Kontakt zur Firmenzen- von seiner Heimatkultur entfremdet, sollte landsaufenthalte vor. Am Erfurter Standort man die Dauer des Aufenthalts begrenzen. des belgischen Automobilzulieferers Me- im Ausland wächst weiterhin“, sagt Bittner. „Aber pro Standort gibt es weniger Expatriates als früher.“ Das hat auch PwC-Steu- trale dürfe er dabei aber auch nicht verlieren. Regelmäßige Heimflüge helfen ebenso „Fünf Jahre sind sicher die Schallgrenze“, meint der Steuerexperte. Eine gezielte Reintegration ist deshalb das Versuchskaninchen“, sagt Andreas lexis etwa ist vor einigen Wochen erst ein deutscher Ingenieur von einem neunmonatigen Aufenthalt in Detroit zurückge- wie ein Mentor aus der eigenen Abteilung in Deutschland, der den Expatriate über unter- Bei Bosch in Stuttgart hat man jetzt ein kehrt. „Melexis hat ihn dort gebraucht“, nehmensinterne Entwicklungen in Deutsch- Konzept entwickelt, das die Rückkehr er- sagt die Melexis-Personalchefin Stef- land auf dem Laufenden hält und Interesse leichtern und unter anderem den Aus- fi Pfeiffer. „Und seine primäre Motivation an dessen Arbeit zeigt. tausch interkulturellen Wissens im Un- war dabei nicht finanzieller Natur, sondern ternehmen fördern soll: Mitarbeiter, die die Chance auf berufliche und persönliche Denn Geld ist nicht alles. Zu diesem aus dem Ausland zurückkommen, kön- Schluss kommt auch PwC: Zwar liegen nen sich zum Länderreferenten ausbil- Entwicklung.“ Manche Mitarbeiter kommen eben damit zurecht, Versuchskanin- die tatsächlichen durchschnittlichen Ent- den lassen – und selbst an Vorbereitungs- chen zu sein. Mitarbeiter im Ausland verdienen netto so viel wie zu Hause. Fallen höhere Steuern an, muss das Unternehmen sie tragen. Dazu kommen noch Kosten für Umzug, Heimflüge und Seminare. 34 Kontakt [email protected] Tel. 069 9585-6459 [email protected] Tel. 030 2636 5253 pwc: | april 2008 pwc: Kolumne Professor Klaus Kocks, Jahrgang 1952, ist unabhängiger Meinungsforscher und Kom munikationsberater. Bis Ende 2001 war der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Kommunikationsvorstand bei VW. Trau nie dem Controlling Was modernes Controlling mit einem Freier namens Heinrich VIII. zu tun hat. Von Klaus Kocks Kontrollieren Controller das Unternehmen? Ich kenne Unternehmen, zehn Power-Point-Charts passt. Und alles ist wieder gut. Ein Preis in denen die Vielgescholtenen weitreichende Macht haben. Was der Globalisierung ist, dass man sich aufs Hörensagen verlassen sich nicht fürs Controlling rechnet, also über der Mindestrendite muss. Jedenfalls meistens. liegt, wird nicht gemacht. Egal, was die Sparte sagt. Und ich kenne Aktiengesellschaften, da haben die Herren des Berichtswesens so Heinrich VIII. von England (1491 bis 1547) hat es auf sechs Ehe gut wie nichts zu sagen und sind vor allem gegen Jahresende im frauen gebracht. Der betriebswirtschaftlich interessante Teil han Creative Accounting gefordert. Aber man darf nicht im Holzschnitt delt von seiner vierten Frau Anna aus dem niederrheinischen Kleve, artigen stecken bleiben. Die Frage ist eigentlich nicht, was Con aufgewachsen im Bergischen, die als die „flämische Mähre“ in die trolling bringt oder nicht bringt. Wirkliches Missmanagement findet Geschichtsbücher eingegangen ist. Anna war die erste englische auf einer anderen Etage statt. Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Königin aus Deutschland; noch heute ist sie auf einem Gemälde Die notwendige wie hinreichende Frage heißt: Was weiß der Vor des damals berühmtesten Porträtmalers Hans Holbein dem Jünge stand überhaupt von seinem Laden? Aus einer hässlichen Antwort ren zu bewundern, das im Louvre hängt. Heinrich VIII. hatte gerade auf diese harmlos klingenden Worte erklären sich fast alle Überra seine dritte Gattin verloren und ließ von seinem Lordsiegelbewahrer schungen, die die Verantwortlichen zum Entsetzen ihrer Aktionäre Thomas Cromwell den europäischen Kontinent nach einer heirats trotz anfänglich massiver Dementis dann doch immer wieder erei willigen Adligen absuchen. Die Situation wurde dadurch ein wenig len. Wie Blitze aus heiterem Himmel. erschwert, dass Heinrich VIII. an Depressionen litt, die er durch un Gestandene Fahrensleute aus Industrie und Handel sind demütiger war er zu einem bewegungsunfähigen Koloss angewachsen. So mäßiges Fressen und Saufen zu behandeln suchte. Im Zuge dessen als die Heißsporne in Analystenkreisen. Reife Manager fragen: Was ließ sich schlecht an Europas Höfen um Prinzessinnen freien. Die kann ein Vorstand überhaupt wissen? Die Antwort darauf wird nur Botschafter des Königshauses ließen die Aspirantinnen an Europas geraunt. Alles war besser in inhabergeführten Unternehmen, hört Höfen porträtieren. Bilder waren leichter zu transportieren als seine man die alten Männer bei Rotary sagen. Die noch älteren Herren Hoheit. Damit wurde Holbein beauftragt, der bei Hofe in höchsten im Club träumen von Manufakturen, Handwerksbetrieben, in de Gnaden stand. Heinrich VIII. erwählte sich durch Betrachten der nen die Aufsichtsdichte bis in die Seele der Beschäftigten und die Bilder schließlich Anna aus Flamen und war sie noch vor Jahres Börsen der Kunden reichte. Und das Eigenkapital so beschaffen frist leid. Der Hofstaat wusste davon zu berichten, dass die Dame in war, dass man einen Banker einen jämmerlichen Wucherer nennen völliger Unkenntnis einschlägiger bei Korpulenz angezeigter Prak konnte. Shakespeares Shylock wurde verachtet, wo große Kapi tiken gewesen sei, sodass sie das Nachtlager auch nach den ein talien sich selbst gehörten. Tempi passati. Heute kaufst du einen Dreivierteljahr währenden Versuchen als intakte Jungfrau verlassen Laden, dessen Topmanagement in London sitzt, die Fertigung in habe. Heinrich VIII. ließ Cromwell prüfen, wie er aus dem vermale Indien und dort in einem Bundesstaat, der klingt wie eine Gin-Mar deiten Ehevertrag wieder herauskäme, was Cromwell nicht bewerk ke, von der man aber gar nicht weiß, ob es sie überhaupt gibt. Was stelligen konnte und mit dem Tod durch Köpfen zu bezahlen hatte. aber auch egal ist, wenn man die Equity Story und die dazugehöri ge vermeintliche Fertigung zum x-Fachen nach vier Jahren weiter verkaufen kann. Was lehrt uns das? Man hüte sich vor dem Hörensagen. Die wirk lich wichtigen Dinge im Leben lässt man sich nicht nur reporten. Man probiert sie vor Vertragsschluss aus. Und zwar selbst. Hands Da man in globalen Unternehmen nicht an allen Orten sein kann, on. Wenn Sie das einem der Bubis bei Morton Glenfiddich Brothers hat man ein Controlling, das das Wissen, die Daten und Fakten der in der City erklären müssen, fragen Sie ihn einfach nach Henry VIII. riesigen Unternehmenswelt akkumuliert, sodass die ganze Welt auf Oder sagen Sie nur: The proof of the pudding is in the eating. pwc: | april 2008 35 pwc: Wissen Die Ostküsten-Amerikanerin und Mathematikerin Marna Whittington ist seit 2002 bei Allianz Global Investors und pendelt regelmäßig zwischen den Kontinenten und Kulturen hin und her. 36 pwc: | april 2008 Pendlerin zwischen den Welten Marna Whittington, Verwaltungsdirektorin von Allianz Global Investors, über multikulturelle Synergien, notwendige Freiräume und harte Entscheidungen. Von Beatrix Boutonnet pwc: Frau Whittington, welche Vorteile bringt der Allianz die Tat natürlich auch nicht ab. Oft muss man sich wirklich sagen: „Durch sache, dass Sie Amerikanerin sind? atmen, nicht ärgerlich werden!“, wenn etwas schiefläuft. Whittington: Da sind mehrere Dinge von Bedeutung. Es gibt nur sehr wenige Unternehmen, die wirklich global aufgestellt sind und Was läuft denn manchmal schief? in allen wichtigen Märkten Investmentkompetenzen vorweisen kön Meist liegen die Ursachen für Missverständnisse in Kommunikati nen. Es ist daher wichtig, erfahrene Leute zu haben, die sich global onsproblemen. Hier im Haus ist die Geschäftssprache oft Englisch. und in den Teilmärkten auskennen. Der andere Punkt, warum aus Manchmal vergessen meine US-Kollegen, dass wir dadurch einen gerechnet eine Amerikanerin ausgesucht wurde, ist meines Erach enormen Vorteil haben. Englisch wird überall gesprochen. Wir füh tens recht einfach. In den angelsächsischen Ländern haben wir die len uns natürlich in unserer Muttersprache völlig zu Hause, kennen längste Tradition im Bereich Investment Management. Wir haben alle Feinheiten. Aber die anderen Kollegen sprechen noch zwei, drei gut entwickelte Regulatorien, Baukastensysteme und Strukturen. oder vier andere Sprachen. Für sie ist Englisch eine Fremdsprache. Ich spreche daher nicht so schnell. Die Sprachhürde haben wir als Wo sehen Sie Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen? Muttersprachler zu beachten. Das ist schon etwas, worauf man in Wissen Sie, Amerikaner finden bei Problemen immer rasch einem interkulturellen Team sehr achten muss. Lösungen. Deutsche dagegen gehen sehr analytisch vor und sind sehr zielorientiert. Ich sage immer, wenn es uns gelingt, die Ergeb Sie pendeln scheinbar mühelos zwischen mehreren Nationalitäten, nisorientierung der Amerikaner mit den analytischen und prozess Kontinenten und Kulturen. Können Sie einige Ihrer geheimen Tricks technischen Fähigkeiten der Deutschen zu kombinieren, haben wir verraten, wie Ihnen das gelingt? die ideale Mischung. Ich glaube, der wichtigste Punkt ist der: Ich will hier sein. Ich habe es mir so ausgesucht. Ich liebe München. Es ist eine tolle Stadt War es das, was Sie an diesem Job reizte? mit einer idealen Größe, einer herrlichen Oper und einer wunderba Es war einfach eine tolle Chance. Die Allianz hatte als Konzern ren Umgebung. Und beruflich gesehen haben wir bei der Allianz G I damals einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Sie suchten eine große Aufgabe vor uns. Es gibt noch viel zu tun. Wir kommen jemanden, der das Asset-Management-Geschäft auf- und ausbaut. aber gut voran. Die Allianz war dabei sehr fortschrittlich in ihrer Denkweise. Sie gab für die Tochterunternehmen nur die Richtlinien vor und ließ ihnen ansonsten möglichst viel Autonomie. Das hat mich gereizt. Und wie funktioniert so ein globales Unternehmen? Die Firma ist sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag aktiv. Stellen Sie sich nur mal eine Konferenzschaltung zwischen Hong Welche Rolle hat multikulturelles Management für Sie? kong, München, New York und Kalifornien vor – eine Konstellation, Lassen Sie mich es mit einem Versuch erklären. Bei einem Test die wir häufig haben. Da ist – übertragen gesprochen – immer einer mussten Europäer, Amerikaner und Asiaten ein Aquarium mit drei Fischen beschreiben. Während die Europäer und Amerikaner sich auf die Fische konzentrierten, beschrieben die Asiaten die Pflanzen und die Umgebung im Aquarium. Am besten wäre doch, wenn wir Die (Be-)Herrscherin der Zahlen die Fische und das Aquarium beschreiben würden, denn das eine Marna Whittington kam im Januar 2002 als Verwaltungsdirekto nützt ohne das andere nichts. Die Synergien eines multikulturellen rin (COO) zu Allianz Global Investors (Allianz G I). Parallel dazu Teams sind meist sehr hoch. ist sie seitdem auch CEO von Nicholas-Applegate. Das Tochter In der Theorie ist es einfach, unterschiedliche Kulturen zu einem Team zu verschmelzen. In der Praxis ist das erheblich schwieriger ... Das ist schon richtig. Aktuelle Studien belegen, dass rund 30 Pro zent der Auslandseinsätze gerade an diesen kulturellen Barrieren scheitern. Doch viele der Schwierigkeiten sind durchaus lösbar, unternehmen der Allianz SE gehört zu den fünf wichtigsten AssetManagern weltweit. Derzeit wird dort Anlagekapital in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro betreut. Zuvor war die studierte Mathema tikerin im Asset-Management-Bereich bei Morgan Stanley Asset Management und Miller, Anderson & Sherrerd, Executive-Vice-Prä wenn man dazu bereit ist. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass sidentin und Finanzdirektorin (CFO) der Universität von Pennsyl all unsere Leute verstehen: Gerade diese Multinationalität ist unse vania und Finanzstaatssekretärin des Bundesstaats Delaware. Die re Stärke. Außerdem macht es einfach Spaß, in einem internationa gebürtige Amerikanerin aus Pennsylvania ist Mutter von zwei Töch len Team zu arbeiten. Es erweitert den Horizont. Konfliktfrei geht es tern und Großmutter zweier Enkelinnen. pwc: | april 2008 37 pwc: Wissen „Mitarbeiter sind für den Unternehmenserfolg inzwischen der entscheidende Faktor.“ im Schlafanzug. Diese Art zu arbeiten muss man schon mögen. Sie klar. Am Anfang hatten sie sicherlich auch nicht alle Antworten pa- müssen den Wunsch, alles zu kontrollieren, reduzieren können. Das rat. Aber sie wollten in diesem Bereich wirklich gut werden. Und wir ist für einige Kollegen hart. Viele sind es gewohnt, alles zu über- in den Tochterunternehmen haben versucht, dieses Vertrauen nicht wachen. Bei einem globalen Geschäft ist das nicht möglich. Sie zu enttäuschen. Wir antworteten immer schnell und genau auf alle müssen dennoch entspannt dabei bleiben, wenn Sie nicht mehr Fragen, haben unsere Strategien, Ausführungen und Ergebnisse alles bis ins Detail kontrollieren können. Sie benötigen eine gute offengelegt. Oft sind es ja die kleinen Dinge, die alles vorantreiben. Prozessplanung, müssen zielorientiert arbeiten und ab und zu tief Atem holen. Das Schlüsselwort dabei ist sicher „Vertrauen“. Man Wie integrieren Sie diese internationale Mitarbeiterorientierung in muss einfach lernen, Menschen zu vertrauen. Ein Beispiel: Ich spreche kein Chinesisch. Ich verstehe die chinesischen Verträge nicht. den Geschäftsalltag? Ich muss daher meinen Mitarbeitern vor Ort vertrauen. In einem uns müssen auch nicht alle gleich arbeiten. Das Asiengeschäft Unsere Philosophie ist eigentlich die unseres Mutterkonzerns. Bei Inlandsgeschäft können Sie alle Dokumente lesen. In einem inter- unterscheidet sich sehr vom US-Geschäft und ebenso von Europa. nationalen Geschäft ist das nicht immer der Fall. Natürlich müssen In vielen Bereichen machen Freiräume mehr Sinn. Manchmal aber Sie genau wissen, was Sie wollen, und die Richtlinien kennen, aber muss eine Linie gefahren werden, wie beispielsweise im Financial letztendlich müssen Sie sich auf die Mitarbeiter verlassen. Reporting System. Als Konzern gibt es ja auch viele Vorteile, etwa Sie sagten einmal, die Allianz ist eine sehr kluge Mutter. Was mein- System für Lohnabrechnungen und für Unternehmensleistungen. ten Sie mit dieser Aussage? Ein Konzern ist mit einer Familie vergleichbar. Die Allianz hat schnell So muss nicht jedes Unternehmen mit den Krankenkassen verhandeln. Unsere Tochterunternehmen wollen auch immer mehr gemein- verstanden, dass der einzige Weg, einen multinationalen Konzern sam arrangieren. Das ist ein Prozess des Verstehens und des Ver- das Thema Einkaufsmacht: In den USA haben wir ein gemeinsames erfolgreich zu führen, der ist, den Tochterunternehmen so viel Frei- trauens. Es darf nicht vergessen werden: Was die Unternehmen so heit wie möglich zu lassen. Viele Dachkonzerne haben damit Pro- einsparen, können Sie im Analysebereich mehr ausgeben. Das wird bleme. Sie glauben, alles muss bis ins Detail geregelt und vorge- wirtschaftlich schnell eine einfache Entscheidung. geben werden. Zudem ist der Bereich Asset-Management ein ganz anderes Geschäft als Versicherungen. Das war der Allianz immer Hatten Sie je Probleme in Ihren Führungspositionen, weil Sie eine Frau sind? In vielen Dingen macht das den Job herausfordernder. In der ers ten Zeit wurde ich hier immer als „die amerikanische Frau“ bezeichnet. Ich bin mir nicht sicher, ob das immer nur positiv gemeint war ... Aber die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Führungsverhalten bereichern ebenso wie die Vorteile unterschiedlicher Nationalitäten. Es bringt einen anderen Blick mit sich. Diese Verschiedenartigkeit ist immer ein Plus. Manchmal dauern Prozesse dadurch ein bisschen länger, aber das Endergebnis ist besser. Würden Sie sich als Teamplayer bezeichnen oder eher als Solistin? Natürlich müssen Sie ergebnisorientiert arbeiten. Am Ende des Tages interessiert nur, was herauskommt. Da muss man schon hartnäckig sein. Das heißt natürlich nicht, dass Sie alles selbst machen müssen. Jeder will Teil eines erfolgreichen Teams sein. Wenn alles sehr gut läuft, vergessen alle schnell, wie hart es zwischendurch war. Man muss Mitarbeiter immer für ihre Aufgabe begeistern im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel. Das ist ein Teil meines Jobs. Und was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern? Mitarbeiter sind für den Unternehmenserfolg inzwischen der entscheidende Faktor. Als Führungskraft hat man die Aufgabe, auch 38 pwc: | april 2008 zu sehen, dass die Mitarbeiter alle Werkzeuge zur Verfügung haben, dass sie ihre Arbeit optimal erledigen können. Ist das nicht der Fall, kommt es schnell zu Frustrationen. Sie arbeiten in einem sensiblen Umfeld. Wie steht es mit „ethischen Standards“ in Ihrem Unternehmen? Wir nehmen diesen Punkt sehr, sehr ernst. Erstens vertrauen uns die Menschen ihre Ersparnisse an. Oft sind das Gelder für ihre Pension, gewissermaßen für ihre Träume. Wir müssen daher sicherstel- grieren. Kreativität und ein richtiges Werteverständnis sind dabei len, dass das Kundeninteresse immer vor den eigenen Interessen wichtig. Gerade bei Übernahmen entscheiden persönliche Verlet- kommt. Zweitens müssen wir Manager sicherstellen, dass die An- zungen, Emotionen, die ganze Bandbreite menschlicher Faktoren gestellten diese Standards erfüllen können. Wir sind verantwortlich. oft darüber, ob es klappt oder nicht. Da ist viel Fingerspitzengefühl Wenn es nicht klappt, ist es unser Verschulden und nicht das unse- vonnöten. rer Angestellten. Das ist sicher nicht so schwer, wenn die Unternehmenszahlen nach Sie unterstützen seit Langem soziale Einrichtungen und leiten Mit oben klettern. Was ist, wenn das mal nicht so klappt? arbeiter zu sozialem Engagement an ... Dann müssen Sie harte Entscheidungen treffen. Das ist besonders In den USA ist soziales Engagement in den Firmen üblich. Es gibt schwer hier in Deutschland, durch die anders geprägte Unterneh- eigene Budgets dafür. Da wird in der lokalen Suppenküche gekocht, menskultur. Harte Schnitte sind nie einfach. Sie bereiten den meis für Waisen gesammelt oder der Strand gesäubert. Untersuchungen ten Managern Kopfzerbrechen. Doch sie müssen gemacht werden. zeigen, dass Firmen, die sich gemeinsam sozial engagieren, deut- Das ist man den Mitarbeitern schuldig. Und seien wir ehrlich: Wenn lich erfolgreicher sind. In Deutschland fehlt diese Tradition. Das liegt etwas schiefläuft, wissen es die Betreffenden sowieso meist selbst. vielleicht daran, dass sich der Staat um alles kümmert. Dafür zahlen Sie hohe Steuern. In den USA ist das anders. Aber auch hier ändert Der Preis für Macht ist häufig ein deutlicher Mangel an Lebensquali- sich einiges. Bei der Allianz machen wir schon vieles, unterstützen tät, sagen viele Manager. Können Sie dem zustimmen? beispielsweise Kinderhospitäler oder Waisenhäuser. Nein, nicht wirklich. Ich glaube, es ist eine Frage der inneren Ein- Motivation ist eine der wichtigsten Schlüsselqualifikationen für qualität in Verbindung bringen. Ich sitze viel im Flugzeug, meine Manager. Woran liegt es, dass viele daran scheitern? Abende verbringe ich oft im Büro, und an Wochenenden arbeite ich stellung. Viele Menschen würden mein Leben nicht mit viel Lebens- Sie müssen sich für die Mitarbeiter interessieren und ihnen ver- häufig. Für mich aber ist dieser Job eine große Herausforderung. ständlich machen, warum sie etwas machen, was ihre Rolle in dem Ich mag die Leute, mit denen ich arbeite. Genau so kann ich aber Ganzen ist. Das meinte ich eingangs mit den guten Fähigkeiten meine Familie genießen, wenn ich freihabe. Ich denke wirklich, man der Deutschen, Prozesse organisieren zu können. Die Mitarbeiter hat im Leben Wahlmöglichkeiten. Wenn ich mein Leben so nicht müssen verstehen, wie die Dinge ablaufen. Das ist oft schwierig mögen würde, dann hätte ich eine andere Wahl treffen müssen. Ich in die Realität umzusetzen. Auch wir arbeiten ständig daran. Man bin der Meinung, wenn jemand seinen Job nicht mag, dann hat er darf ja nicht vergessen, wir sind ein neues Unternehmen. Die darin sich selbst, aber auch der Firma gegenüber, die Verpflichtung, sich verschmolzenen Firmen wurden zugekauft. Da prallen schnell un- etwas Passenderes zu suchen. Es gibt keine einheitliche Lösung. terschiedliche Vorstellungen und Kulturen aufeinander. Wir versu- Für unterschiedliche Menschen gelten einfach unterschiedliche Mo- chen, diese Unterschiede in unserem Unternehmen gut zu inte- delle – wie in multikulturellen Konzernen auch. Die Amerikanerin in Allianz-Diensten möchte das Po- Kontakt sitive aus zwei Kulturen kombinieren: die Ergebniswww.allianzglobalinvestors.de orientierung ihrer Landsleute mit den analytischen und prozesstechnischen Fähigkeiten der Deutschen. pwc: | april 2008 39 pwc: Wissen 40 Wie hoch der Geldsegen durch Landesbürgschaften sein darf, kann man exakt berechnen. pwc: | april 2008 Bürgen statt borgen Die EU-Kommission hatte sie abgeschafft. Jetzt sind Landesbürgschaften zur Wirtschaftsförderung wieder möglich – dank eines neuen EU-Beihilferechners. Von Michael Gneuss Der Weg zur Bürgschaft Kommission in puncto Transparenz von öf- Schalke 04, gekostet. Für 87 Millionen Euro Landesbürgschaften werden für Kredite frei kann. Abhängig ist der Beihilfewert von der baute Borussia Mönchengladbach sei- wählbarer Banken zu maximal 80 Prozent Ausfallwahrscheinlichkeit, der Laufzeit, den Rund 183 Millionen Euro hat der Bau der Veltins-Arena, der Sportstätte des FC fentlichen Fördermaßnahmen erfüllt werden nen Borussia-Park. Das ist viel Geld, aber übernommen. Voraussetzung dafür ist ein verfügbaren Sicherheiten sowie der vom die modernen Stadien sind auch mehr als Förderinteresse der Bürgen: Es muss einen Kreditnehmer zu zahlenden Bürgschafts Fußballplätze – sie werden für Veranstal- volkswirtschaftlichen Nutzen geben. Zu- tungen vielfältiger Art genutzt, schaffen Arbeitsplätze und machen die Region attraktiver. Auf den Weg gebracht wurden diese Projekte mithilfe von Landesbürgschaften. „Diese Möglichkeit hat sehr geholfen, dem müssen die Vorhaben nachhaltig trag fähig erscheinen, die Rückzahlungsfähigkeit muss gewährleistet sein. PwC prüft dann die Solidität des Vorhabens mithilfe des provision. Im September 2007 wurde der Beihilferechner von der EU-Kommission für die Bürgschaften zu Investitionskrediten genehmigt. Die Erweiterung auf Betriebsmittelkredite folgte im November. „Damit waren die öffentlichen Bürgschaften geret- auf dem Weg des Strukturwandels große Beihilferechners. Unternehmen, die sich für Investitionen auch im Bereich Freizeit und eine Landesbürgschaft interessieren, sollten öffentlichen Bürgschaften, die in Deutsch- Sport zu realisieren“, sagt Bernd Papen- sich zunächst an ihre Bank wenden. land genehmigt werden, angewandt wer- stein, bei PricewaterhouseCoopers (PwC) tet. Das Rechenmodell muss jetzt für alle den“, sagt PwC-Mitarbeiterin Annika Schatz, die Anfragen aus ganz Deutschland zu in der Beratung für Kunden der öffentlichen Hand tätig. Und die Banken waren auf der 1.000 Projekte mit einem Volumen von etwa Methode und Rechner beantwortet. „Seit- sicheren Seite – im Falle einer Insolvenz 2 Milliarden Euro. Aus Sicht der Landesregie- dem gibt es auch wieder Projekte, die über wäre das Land eingesprungen. rung sind die Landesbürgschaften günstiger Bürgschaften finanziert werden.“ und wirkungsvoller als Zuschüsse. „AndeNeben Sportstadien wurden in Nordrhein- re Verfahren zur Förderung sind viel aufwen- Westfalen auf diese Weise auch komplett diger oder inzwischen nicht mehr zulässig“, schaften für Sanierungsmaßnahmen und neue Fabriken für Lasertechnik sowie Flug- sagt Joachim Neuser, Sprecher des Ministe- Wachstumsfinanzierungen eingesetzt. „Hier simulatoren für das Training von A380-Be- riums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie wären viele Firmen ohne Landesbürgschaf- satzungen finanziert. Unternehmen konnten in NRW. so investieren, Technologieprojekte anschie- In den neuen Bundesländern werden Bürg- ten gar nicht entstanden. Oder längst wieder verschwunden“, sagt Peter Koch, der ben oder einfach nur Betriebsmittel beschaf- Mitte vergangenen Jahres aber stoppte die das Bürgschaftsgeschäft von PwC in Mag- fen. Auch Rungis Express in Meckenheim hat EU-Kommission die Förderung: Die Bürg- deburg betreut. Auch außerhalb Deutsch- eine Bürgschaft vom Land Nordrhein-Westfa- schaften seien zu intransparent, so das lands zeigen immer mehr Länder Interes- len (NRW) erhalten. Der Feinkost-Großhänd- Argument. Bis dahin wurde der Beihilfewert se – etwa Italien und Portugal. „Lösungen ler für Topgastronomen, Hotels und Restau- pauschal mit 0,5 Prozent des Bürgschafts- für EU-beihilferechtliche Probleme werden rants sichert damit Kredite ab, die für neue betrags angesetzt. „Das alte Verfahren traf künftig eher noch mehr nachgefragt wer- Kühlaggregate und Maschinen nötig wurden. tatsächlich nicht die wirkliche Höhe der Bei- den“, ist Papenstein überzeugt. „Die EU- „Mit einem Teil der Gelder können wir auch hilfe und war daher nicht haltbar“, sagt Pa- Kommission wird auch in Zukunft darauf unsere Umlaufmittel erhöhen“, sagt Daniel penstein. So entwickelten er und sein Team drängen, dass Fördermaßnahmen in ihrer A. Witt, der bei Rungis Express für das Busi- ein neues Rechenverfahren, mit dem eine Wirkungsweise transparent sind, und die ness Development zuständig ist. Insgesamt realistische Größenordnung für den Beihilfe Anwendung der Instrumente andernfalls un- bürgt das Bundesland NRW aktuell für rund wert ermittelt und die Anforderung der EU- terbinden.“ Landesbürgschaften sind wirkungsvoller und günstiger als Zuschüsse. Unternehmen können sie für jede Art von Vorhaben nutzen, auch für Investitionen oder zusätzliche Betriebsmittel. pwc: | april 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-2639 Online-Info: www.pwc.de/de/beihilfewertrechner 41 pwc: Lösungen Wo der Mitarbeiter König wird Berufseinsteiger wollten natürlich schon umfassendere Gegenleistungen von den Ar- immer ein gutes Gehalt bekommen und beitgebern als bislang üblich“, kommentiert Karriere machen. Heute kommt allerdings Louis de Vries, Leiter Human Resources bei ein wichtiger Punkt hinzu: Neun von zehn PwC, das Studienergebnis. Personalabtei- Nachwuchskräften erwarten von ihren potenziellen Arbeitgebern, dass die Firmen- Talente zu binden, sollten sie sich entwe- philosophie ihrem eigenen Wertekanon der um viele Aspekte des täglichen Lebens entspricht. Das ergab die jüngste Studie kümmern: Gesundheitsversorgung, Kinder- lungen müssen sich folglich umstellen. Um von PwC zur Personalentwicklung, „Ma- betreuung und die Wohnung ihrer Mitarbei- naging Tomorrow’s People: The Future of ter. Oder aber den Kontakt auf ein Minimum Work to 2020“. Für rund 90 Prozent der beschränken: Angestellte arbeiten individu- amerikanischen und etwa 87 Prozent der ell und auf Projektbasis, sodass für ein klas- chinesischen Hochschulabsolventen ist die sisches Human-Resources-Management Unternehmensethik ein wichtiges Auswahlkriterium künftiger Arbeitgeber. Die Briten wurden knapp 3.000 Absolventen aus Chi- kaum noch Bedarf besteht. Für die Studie sehen das gelassener: Nur sieben von zehn na, Großbritannien und den USA befragt. erachten diesen Aspekt als wichtig. „Die Die Arbeitswelt-Szenarien entwickelte PwC befragten Absolventen wissen, dass ihre gemeinsam mit dem James Martin Institute Arbeitswelt eine andere ist als die ihrer Eltern. Flexibilität und Internationalität sind für for Science and Civilization der Saïd Business School in Oxford. sie selbstverständlich, sie erwarten jedoch Online-Info: www.pwc.de/de/futureofwork For Members Only Die Oscar-Geheimnisträger Auch PwC hat ihn nun – einen Nichts bleibt geheim in Hollywood. Außer der wich- Alumniclub. Seit Januar kön- tigsten aller Nachrichten für die Metropole der Stars nen ehemalige Mitarbeiter dem „PwC XChange-Club Deutschland“ beitreten. Das Ziel: Beziehungspflege zum „Ex“, auch nach dem Ausscheiden aus und des Klatsches: die Namen der Oscar-Preisträger. Niemals in der 80-jährigen Geschichte der Academy Awards sickerte im Vorfeld der Name eines Gewinners durch. Und seit 74 Jahren ist dafür PwC verantwortlich. Zwei PwC-Mitarbeiter, dem Unternehmen. Damit sol- Brad Oltmanns und Rick Rosas, sind die einzigen len die Chancen auf ein firmen- Menschen, die vor der Preisverleihung die Gewinner kennen. Sie leiten das Auszählungsverfahren, übergreifendes Netzwerk erhöht werden. Eingeladen sind alle Ehemaligen, die länger als zwei Jah- das komplett ohne maschinelle Hilfe durchgeführt re im Unternehmen waren. Der Club profitiert von der technischen wird, und sie transportieren die Umschläge mit den Siegernamen zum Ort der Preisverleihung. Vernetzung zweier Plattformen: Auf der professionellen NetworkingPlattform Xing wurde eine PwC Alumnigruppe eingerichtet. Zudem In den vergangenen 74 Jahren waren ins- wurde der Zugang zu einem geschützten Alumnibereich im PwC-Internetportal geschaffen, wo Informationen von PwC, Seminarhin- gesamt erst zwölf PwC-Mitarbeiter für die Oscars zuständig. Oltmanns ist im vierten weise und vieles mehr zu finden sind. Jahr dabei, für Rosas war es die siebte Online-Info: www.pwc.de/de/alumni Auszählung. 42 pwc: | april 2008 Meldepflichtige Toaster Die Hersteller und Vertreiber von Elektro- und Elektronikgeräten müssen Arten und Mengen der von ihnen erstmals in den Verkehr gebrachten Geräte sowie der von ihnen gesammelten, wiederverwendeten und ausgeführten Altgeräte an die Stiftung EAR (Elektro-Altgeräte Register) melden. Egal, ob Fernseher oder Toaster, Staubsauger oder Handy. Dazu verpflichtet sie der Gesetzgeber. Die EAR-Stiftung kann jederzeit die Bestätigung der Nachweise zu den Meldungen durch einen unabhängigen Sachverständigen verlangen. Dadurch fühlt sich so mancher überfordert. Denn die bereits bestehenden IT-Systeme und Prozesse verfügen mer wieder tauchen Fragen auf: Wer unterliegt der Meldepflicht? Welche Pflichten haben Drei Fragen an ... ... Claudia Nestler die Hersteller genau zu erfüllen? Welche Geräte müssen gemeldet werden? Wie können die zur außergerichtlichen Konfliktbearbeitung nicht über ausreichende Funktionen, um die Ermittlung und Meldung effizient durchführen zu können. Der Kostendruck ist hoch, die Unsicherheit der Meldeverpflichteten ist groß. Im- Mengen gesetzeskonform ermittelt werden? Die Experten von PwC haben Antworten auf all diese Fragen und unterstützen Hersteller wie Vertreiber, indem sie deren IT-Systeme hin- pwc: Wie tragen Unternehmen hierzulande sichtlich der Ordnungsmäßigkeit, der Systemsicherheit und der gesetzeskonformen Abbil- ihre Konflikte untereinander aus? dung prüfen. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc288 Nestler: In Deutschland überwiegend durch Verhandlung. Scheitert sie, werden Differenzen vor Gericht ausgetragen. Leider. Dabei werden alternative Verfahren ausgeblen- 0211 981-7319 det, obwohl sie zahlreiche Vorteile bieten. Und warum werden andere Möglichkeiten der Konfliktbeilegung so selten genutzt? ist die Telefonnummer der India Business Group in Deutschland, die von Hansjoachim Unkenntnis über alternative Verfahren und Köhler geleitet wird. Indien ist zurzeit in aller Munde, nicht nur als Herkunftsland des bil- deren Ablauf sowie geringe Praxiserfahrung ligsten Autos der Welt, sondern ebenso als Automobilabsatzmarkt sowie als IT- und Stahl- sind dafür verantwortlich. Oft sind es aber Standort. Es lockt als Zukunftsmarkt aufgrund seines starken Wachstums, steigender auch mangelnde interne Kommunikation Einkommen und damit einer kaufwilligen Mittelschicht. Seit 2003 wächst die indische oder der Widerstand der Geschäftsleitung. Wirtschaft im Durchschnitt jährlich um 8 bis 9 Prozent, Tendenz steigend. Ausländischen Unternehmen eröffnen sich neue Marktchancen. Es erwarten sie ein freundliches Investi Was muss sich ändern, damit Unternehmen tionsklima sowie Steuervergünstigungen, etwa für Exporttätigkeiten. Andererseits ist die sich außergerichtlich einigen können? Infrastruktur noch in der Entwicklung. Die India Business Group unterstützt Geschäftsleute Die Unternehmensjuristen müssen künftig dabei, gemeinsam mit indischen PwC-Kollegen den richtigen Weg zum guten Geschäft zu auch Konfliktmanager sein und darin zu- finden. Online-Info: www.pwc.de/de/pwc289 sätzlich geschult werden. Nur dann können sie maßgeschneiderte Informationen zur außergerichtlichen Konfliktbearbeitung liefern. Europas Top-Arbeitgeber Die Favoriten der BWLer Europa-Ranking: Die beliebtesten Arbeitgeber der Wirtschaftswissenschaftler Rang 2007 (2006) 1 (1) 2 (6) 3 (5) 4 5 6 7 8 9 10 (7) (2) (12) (8) (3) (13) (21) Quelle: Trendence-Institut 2007 pwc: | april 2008 Unternehmen L´Oréal PwC Coca-Cola Ernst & Young Adidas Apple Nokia BMW Deloitte Microsoft Im Wettstreit um die größten Talente müssen sich deutsche Konzerne künftig noch mehr ins Zeug legen. Denn sie rutschen in der Gunst europäischer Wirtschafts- und Technikstudenten ab. Nur BMW, Porsche und Adidas halten sich noch wacker im Kampf um den Nachwuchs. Dennoch sind auch sie lange nicht mehr so beliebt wie früher. Das zeigt das fünfte European Student Barometer des Berliner Trendence-Instituts. Platz eins hat bei BWLern L´Oréal inne. Der französische Kosmetikkonzern lag schon 2006 vorne. An zweiter Stelle folgt gleich PwC als beliebtester Arbeitgeber. Stark gewonnen haben auch Coca-Cola, Microsoft und Apple. Sie sind in der Gunst Claudia Nestler ist Expertin für Forensic der Absolventen deutlich gestiegen. Accounting Services bei PwC. 43 pwc: Lösungen Steppenwölfe heulen nicht mit den Wölfen, doch wenn im Kapitalismus das Wolfsgesetz herrschte, müssten alle Unternehmen von Paaren geführt werden, wie das Rudel von Leitwolf und -wölfin. Aber die tapfersten Pärchen der Welt sind natürlich die Königspinguin- Eltern (Foto: Alexander von Reiswitz). 44 pwc: | april 2008 Das Tier in mir Die Wölfe-Strategie, das Pinguin-Prinzip, der Mäuse-Faktor: Tierbilder in Büchern haben zwar wenig mit Management zu tun, aber viel mit Marketing. Von Johanna Lutteroth und Susanne Osadnik pwc: | april 2008 45 pwc: Lösungen Böse Zungen könnten behaupten, die Ma- dieser sogenannten Parabelbücher haben es wenn, dann müsse es unterhaltsam sein. nagementliteratur ginge vor die Hunde. Aber sogar bis ganz oben auf die Bestsellerlisten Ob sie diese Bücher, die „die Länge einer des Menschen bester Freund, der Hund, geschafft. Dazu zählen etwa „Das Pinguin- Zugfahrt“ haben, auch wirklich immer lesen, scheint der Einzige zu sein, der nicht für Stra- Prinzip“ von John Kotter oder „Die Mäuse- wagt Hagen zu bezweifeln. „Aber sie reden tegien, Verhaltensweisen und Entspannungs- Strategie für Manager“ von Spencer Johnson, darüber.“ Auch in seinen Seminaren. „Die übungen herhalten muss: als gefiederter, die schon vor fünf Jahren allein in den USA geschuppter, gehörnter oder pelziger Krück- über zwölf Millionen Mal verkauft wurde. Was tierischen Metaphern sind plakativ und berühren sehr stark“, so Hagen. „Und sie er- stock, auf den sich gestresste oder Hilfe su- ist also dran an dieser Literatur? chende Manager stützen können. In den Re- reichen die zahlengetriebenen Manager offenbar – trotz sonstiger Reizüberflutung.“ galen der Buchhandlungen wimmelt es seit Für Martin Hagen, Managementtrainer und Jahren nur so von Mäusen, Adlern, Fröschen, Geschäftsführer der Augsburger Unter- Fisch, Maus und Kakerlake demnächst ein Spinnen, Bären und Pinguinen, die teils mit nehmensberatung Hauserconsulting, liegt Binsenweisheiten und Analogien aus der das Erfolgsgeheimnis in der Verständlich- weiteres Tier in den Regalen der Buchhandlungen auftauchte: das Pferd. „Es ist ein Tierwelt aufwarten und die komplexe globalisierte Wirtschaftswelt in Form von Ratgebern keit dieser Bücher. „Sie erklären schwie- archaisches Symbol, lebt schon ewig mit rige Sachverhalte sehr einfach, und die uns Menschen und ist deshalb eine starke Botschaft bleibt sofort hängen“, so Hagen. Metapher“, erklärt Hagen. Managerseminare, in denen Pferde gekuschelt, damit soge- zu erklären versuchen. Und den Damen und Herren mit Führungsauftrag helfen sollen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Einige „Manager mögen das, weil es so praktisch ist und sie ohnehin nicht gerne lesen.“ Und Ihn würde es nicht überraschen, wenn nach nannte vertrauensbildende Verhaltensweisen erlernt werden können, sind ohnehin gerade en vogue. Tierische Büchertipps Bis das Pferd auch als Ratgeber dient, Das wohl berühmteste Vermutlich hatte es Erich Kästner 1949 müssen zunächst andere Mehrbeiner und Zitat dieser Allegorie satt: Zwei Weltkriege waren das Ergebnis auch Wirbellose als Stichwortgeber her- auf die russische Ok- menschlichen Unvermögens gewesen. In halten. Johannes Voss etwa ist auf den toberrevolution 1918 seiner „Konferenz der Tiere“ sind es Elefant, Wolf gekommen. Wer das Verhalten von und die Machtüber- Löwe, Giraffe & Co., die endgültig die Ge- Wölfen beobachtet, kann auch Projekte er- nahme Russlands duld mit den Menschen verlieren, weil die nur durch die Kommunis Schlechtes zustande bringen: Krieg, Hungers- ten von George Orwell nöte, Krankheiten – und ergebnislose Kon- aus dem Jahr 1945 ferenzen veranstalten. So laden die Tiere zur folgreich managen, so die Botschaft seines Buchs „Von Wölfen lernen“. Denn Wölfe streiten sich im Rudel um zu wenig Beute, fechten Revierkämpfe aus, und am Ende des Tages heulen sie mit den Kumpels dann lautet: „Alle Tiere sind gleich.“ Im Verlauf der allerersten Konferenz der Tiere, parallel zur Handlung wird daraus: „Alle Tiere sind gleich, 87. Konferenz der Menschen, und fordern von aber manche Tiere sind gleicher.“ Wenn ihnen, sich zu verpflichten, nie wieder Kriege Grenzen der Angst“ bedient sich der am Schweine, Hühner, Schafe, Gänse und Kühe zu führen. Die Menschen lehnen anfangs ab – meisten gefürchteten, aber auch beeindru den Farmer und seine Frau vom Land ver- doch die Tiere lassen sich auf keinerlei Kom- ckendsten Meeresbewohner, der Haie, als treiben, um ihr Schicksal selbst in die Hand promisse ein. Als die Friedensverhandlungen zu nehmen, sind sie voller Hoffnung auf ein zur scheitern drohen, entführen sie weltweit selbstbestimmtes Leben. Aber schon bald alle Menschenkinder. übernehmen die Schweine das Regiment Das bringt den ge- und installieren ein Terrorregime. Am Ende wünschten Erfolg, und geht es allen noch viel schlechter als zuvor. die Menschen lenken gemeinen Küchenschabe das ultimative doch wieder gemeinsam. Sonja Buholzers „Shark Leadership. Management hinter den Demonstrationsobjekt. Als ambitionierte Taucherin habe sie deren Verhaltensweisen hautnah erleben können – und ist der Ansicht, dass Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik von den Raubfischen lernen können. Craig Hovey hingegen sieht in der Und die untergeordneten Tiere sehen keinen ein. Leider ist diese tie- Unterschied mehr zwischen Menschen und rische Utopie Kästners Lernvorbild. „Die Kakerlaken-Strategie“ beschreibt die zehn Gebote der Schabe, mit Schweinen. eine solche geblieben. denen auch wir überleben können. Schließ- 46 pwc: | april 2008 Die Katze lässt das Mausen nicht, und die Maus nicht das Käsen. Sie ist der treuste Gefährte des Menschen und in seinem Gefolge ein Global Player. Ihre Wachstumsdynamik lässt jeden Konzern vor Neid erblassen: 3.000 Prozent Bevölkerungszunahme pro Jahr sind locker drin. pwc: | april 2008 47 pwc: Lösungen Mit Adleraugen könnte man bestimmt auch noch das kleinste Loch in der Bilanz erkennen. Doch obwohl er Wappentier der USA ist: Zum König der Tiere hat es für den Adler nie gereicht, nur zum König der Lüfte (Foto: Alexander von Reiswitz). 48 pwc: | april 2008 lich sind die Kakerlaken die wahren Über- schicht’: Gib’ keine Befehle, die man nicht zum Lösungsfinder wird, weiß indes Arde lebenskünstler, die angeblich sogar einen vollbringen kann und tadle andere nicht für schyr Hagmaier, Autor von „Ente oder Ad- Atomkrieg überstehen würden. Wer durch- Fehler, die Du selbst begehst.“ kommt, überlebt und dadurch gewinnt, ler“. Während die Ente, der Problemsucher, auf dem See herumpaddelt und nur eine macht laut Hovey doch etwas richtig. Zwei Inhaltlich hat sich in den vergangenen 2.500 begrenzte Sicht hat, schwebt der Adler in seiner wichtigsten Regeln: „Lass Dir Au- Jahren sicher kaum etwas an den Botschaf- der Luft und hat den Überblick. Und weil es ten solcher Fabeln geändert. Die Welt ist so einfach ist, zeigt Hagmaier auch gleich, „Mach Dich aus dem Staub, bevor das Licht zwar komplizierter geworden, die zwischen- wie man diesen Adler in sich selbst findet. angeht“. Und auch die letzthin viel geschol- menschlichen Beziehungen scheitern aber gen am Hinterkopf wachsen“ und vor allem tene Heuschrecke hat es auf den Titel ge- meist an denselben Ursachen wie einst. schafft. In ihrem Buch „Der Heuschrecken- Also im Grunde nichts Neues. Damals wie in „Der Seestern und die Spinne“ weniger Faktor“ geht Angela Maier der Frage nach: heute werden einfache Rezepte für kom- um das Individuum. Sie haben Größeres Sind Private-Equity-Gesellschaften tatsäch- plizierte Lebens- und Arbeitsumstände ge- im Sinn: Was haben die Musiktauschbörse lich Räuber oder doch eher Robin Hoods? sucht. Heutzutage sind sie als leicht verdau- Napster, die freie Enzyklopädie Wikipedia liche Buchkost verpackt, die so manchem und das Terrornetzwerk Al Kaida gemein? Über den geistigen Nährwert vieler dieser schwer im Magen liegt. „Im Alltag scheitert Und warum sind sie so erfolgreich? Die Er- Bücher lässt sich sicherlich streiten, über die Umsetzung der Ratschläge in der Regel, klärung: Alle drei haben weder eine formale deren wirtschaftlichen Erfolg nicht. Sie weil das Leben weitaus komplexer ist, als Organisation noch eine erkennbare Hierarchie. Je chaotischer und dezentraler eine Ori Brafman und Rod Beckstrom geht es werden gekauft. Und ab und zu gelesen. es in diesen Büchern suggeriert wird“, mo- Auch wenn sie eigentlich nur von Stereo- niert etwa Günther Schackmann, Chef des Institution, desto widerstandsfähiger sei sie typen und Zuschreibungen menschlicher österreichischen Beratungshauses Key- auch, so die Autoren. Sie gleiche dann ei- Eigenschaften leben: der dumme Esel, der train. Und Zoologen wie Ralf Wanker von nem Seestern, der über ein hervorragendes schlaue Fuchs, der mutige Löwe oder der der Universität Hamburg sparen nicht mit Reproduktionsprinzip verfüge: Reißt man weise Rabe. Sie verkörpern Menschen im grundsätzlicher Kritik an den tierischen Ver- ihm ein Bein aus, wächst ein neues nach, Büroalltag, erleiden ein gedachtes Schick- gleichen. „Ich bin sicher, dass wir von den und aus dem abgerissenen Bein entsteht sal oder sind erfolgreich. Damit zeigen sie: Tieren etwas lernen können. Das gilt vor ein neuer Stern. Entfernt man hingegen der Das könntest auch Du sein. Und genau das allem für die Prinzipien, die bei mehreren Spinne den Kopf, stirbt sie. „Spinnen-Un- haben die Autoren erkannt. „Sie nutzen die- Tierarten auftauchen“, sagt Wanker. „Die ternehmen“ sollten folglich schnell die See- se Bilder, die wir alle kennen und die zum Autoren beziehen sich aber meist nur auf sternorganisation einführen. Teil sogar im aktiven Sprachgebrauch sind, Teilaspekte des tierischen Verhaltens, ohne ganz bewusst“, sagt Eberhard von Rund- dabei in die Tiefe zu gehen.“ Die Kritik von Die Moral solcher Geschichten ist meist so stedt, Chef und Inhaber der Personalbera- Ulrich Sollmann, Coach und Berater aus simpel, dass sie ein Festmahl für jeden Ka- tung von Rundstedt. „Dabei geht es ihnen Bochum, ist ebenfalls deutlich. Vor allem, rikaturisten ist. „Die Mäuse-Strategie“, der nicht darum, gemäß der ursprünglichen wenn es um Buchtitel zur Selbstmotivation Klassiker unter den tierischen Ratgebern, Funktion der Parabel gesellschaftliche, po- und Selbstorganisation geht. „Es ist naiv litische und religiöse Zustände zu kritisie- und töricht, aus diesen tierischen Analogien inspirierte zahlreiche Autoren zu Titeln wie „Who Stole My Cheese?!!“ von Ilene Hoch- ren. Sie wollen vielmehr ihre oft komplexen Methoden abzuleiten“, so Sollmann. „Da berg – ein Erfahrungsbericht von Mitarbei- Ideen einem breiten Publikum vermitteln.“ wird dem Manager vorgegaukelt: Wenn Du tern in der Ära nach Enron. Oder auch zu nur richtig systematisierst, kannst Du Dei- „Who Cut the Cheese?“ von Mason Brown, Der Urvater der Fabeldichtung hatte da ne Aufgaben besser erfüllen.“ Für Sollmann erschienen unter dem Pseudonym Dr. med. noch anderes im Sinn. Äsop, ein griechi- ist das eine Illusion, „weil Manager ständig Stilton Jarlsberg, oder „Nobody Moved scher Sklave, der um 600 vor Christus ge- neue Prioritäten setzen, auch mehrmals am Your Cheese“ von Ross Shafer. Schon der lebt haben soll, gilt als Schöpfer der ersten Tag“. Da reicht eine Binsenweisheit von Au- Text auf dem Buchumschlag lässt erkennen, tierischen Geschichten, die den Menschen toren wie Lothar Seiwert nicht aus. „In der was der Autor eigentlich von Tierfabeln hält: mit Witz und Heiterkeit weise Ratschläge Ruhe liegt die Kraft“, heißt es etwa in „Die „Ross Shafer war ein unglücklicher Manager erteilen sollten. Bei ihm hört sich das so Bären-Strategie“. Bären haben ein dickes einer Kleintierhandlung, bevor er beschloss, an: „‚Geh’ doch geradeaus und vorwärts!‘, Fell und sind gelassen. Mit dieser Einstel- die Karriere- und Erfolgsexperten zu igno- rief einem jungen Krebs seine Mutter zu. lung ließen sich Zeitnot und Hektik aus rieren. Er wurde Comedian, TV-Produzent ‚Von Herzen gerne, liebe Mutter‘, antworte- dem Leben verbannen. In Seiwerts Parabel und sechsfacher Emmy-Gewinner.“ te dieser. ‚Nur möchte ich es Dich ebenso bringt der Bär der pflichtbewussten Eule, machen sehen.‘ Jedoch vergeblich war der dem hektischen Hasen und der emsigen Mutter Anstrengung und sichtbar ihre Klü- Biene bei, wie sie delegieren und so Zeit gelei und Tadelsucht. Die Moral von der Ge- gewinnen. Wie man vom Problemsucher Tierische Managementbücher landen heute sogar auf den Bestenlisten bekannter Magazine. Fachleute stufen diese Literatur aber nur als Spaßlektüre ein: als ernsthafter Ratgeber nicht geeignet. pwc: | april 2008 Weitere Informationen www.managementbuch.de www.managementbuecher.de 49 pwc: Lösungen 50 pwc: | april 2008 Was Leipzig bewegt Über die Liberalisierung des öffentlichen Nahverkehrs diskutiert die EU seit Jahren. Die Leipziger Verkehrsbetriebe fühlen sich fit dafür – mit oder ohne Wettbewerb. Von Corinna Freudig „Belächelt? Das ist viel zu freundlich aus- ÖPNV-Anbieter auch. Das ist notwendig, gedrückt.“ Dabei ist Wilhelm Georg Hanss weil unsere Leistungen in Deutschland zur nicht besonders empfindlich. Das sollte Daseinsvorsorge gehören. Deshalb müssen man auch nicht sein, wenn man – wie er – wir unprofitable Bereiche mittragen. Wenn viele Jahre ÖTV-Vorstandsmitglied war. Bei wir ausschließlich gewinnorientiert agieren der Gewerkschaft geht es oft hart und nicht würden, müssten wir Stadtteile und damit immer herzlich zu. Aber die Anfeindungen Bevölkerungsgruppen, die sich nicht rech- seien schon heftig gewesen, als er Mitte der nen, vom ÖPNV abnabeln. Aber so sind wir 90er, als frischgebackener Vorsitzender der Garanten und Gestalter einer Gesellschaft, Geschäftsführung der Leipziger Verkehrs- die Mobilität und Nachhaltigkeit vereint“, betriebe (LVB), einen Radikalumbau der LVB so Hanss, der die Zuschüsse für die LVB startete. Seine Vision: aus einem schwer- in den letzten zehn Jahren immerhin von fälligen Monolithen einen privatwirtschaft- 70 Millionen Euro auf 54 Millionen Euro pro lich orientierten Konzern zu machen; ein Jahr senken konnte, bei gleichzeitigem An- ÖPNV-Modell der Zukunft mit einer Holding stieg der Fahrgastzahl von 86,9 auf 125,3 als Mutter und kleinen, flexiblen Töchtern, Millionen, einem Ausbau der Linienlänge die Beziehungen mit privaten Unternehmen von 837,7 auf 1422,5 Kilometer und einer eingehen. „Dabei ging es uns immer nur Erweiterung der Bus- und Straßenbahn- um Teilprivatisierungen“, sagt Hanss. „Wir Wilhelm Georg Hanss (rechts), wollten moderne Ehen stiften, in denen bei- LVB-Vorsitzender, und Ronald Juhrs, de Seiten gleichberechtigt Entscheidungen technischer Geschäftsführer der LVB. linien von 54 auf 74. Früher waren die Kunden der LVB „Beförderungsfälle“. Heute sind sie Partner. „Keine treffen.“ Könige, denn wir sind nicht ihre Untertanen“, Der von ihm zielstrebig vorangetriebene kam“, wie Hanss zugibt. Denn die erwar- sagt Hanss selbstbewusst. „Wir schließen Konzernumbau brachte Hanss rasch den tete Liberalisierung des ÖPNV – nach der mit den Kunden einen Mobilitätsvertrag, Ruf eines Enfant terrible der Verkehrsbe- im Telekommunikations- und Stromsek- und der hat seinen Preis.“ Dafür verbessert triebe ein. Doch nicht nur die eigene Bran- tor – kam nicht so richtig in die Gänge: Zu die LVB ihr Produkt „Mobilität“ stetig, und che beäugte seine Aktivitäten mit Skepsis: unterschiedlich waren die Vorstellungen der die Motoren laufen nicht nur in Bussen und Auch die Stadt, über ihre Tochter Leipziger EU-Mitgliedsländer. Bis heute gilt die Devi- Straßenbahnen, sondern auch in der Kon- Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft LVV se: „Ein bisschen Wettbewerb, aber nicht zernzentrale. Künftige Generationen stehen quasi die Großmutter der LVB, teilte die ver- zu viel“. Daran wird sich frühestens 2009 etwa im Fokus eines Bundesforschungspro- meintlich separatistischen Tendenzen ihres etwas ändern, wenn eine neue EU-Verord- jekts, bei dem die LVB mit der Fraunhofer- Geschäftsführers nicht uneingeschränkt. nung in Kraft tritt (siehe Seite 53). Gesellschaft kooperiert: Mit „Easy Go“ soll Doch der ließ sich nicht beirren: 1996 grün- via UMTS-Technologie eine Alleskönner- dete er die erste Tochter, das Beratungs Was auch immer kommt – die LVB fühlt Plattform für Handys entwickelt werden, die unternehmen Verkehrs-Consult Leipzig, mit sich gut gerüstet. „Wir haben durch die Zu- dem Nutzer ein Nahverkehrs-Sorglospaket Beteiligung eines privaten Partners, 2004 sammenarbeit mit privaten Partnern viel bietet. Auf Tastendruck erfährt der Kun- die vorläufig letzte – die Leoliner-Fahrzeug- gelernt: Effizienz, Profitabilität, Prozess- de, wie, wann und zu welchem Preis er von bau GmbH. Dazwischen wurden etliche optimierung, Zielorientierung“, sagt Peter A zum gewünschten Film in Kino B kommt, weitere Töchter in die Welt gesetzt, von de- Nebe, Marketingchef der LVB. „Aber auch Fahr- wie Kinokarte zahlt er gleich mit. nen nur zwei im alleinigen Besitz der LVB wir haben ihnen etwas beigebracht: sozi- geblieben sind: die Leobus GmbH und die ale Verantwortung und regionale Verwur- Hochtourig laufen die LVB-Motoren außer- Leipziger Stadtverkehrsbetriebe, die deut- zelung.“ Fuchsteufelswild wird Geschäfts- dem bei der technischen Geschäftsführung, sche Nummer drei der Straßenbahnbetriebe. führer Hanss, wenn man die LVB oder den für die Ronald Juhrs verantwortlich ist. Zwei Die LVB ist froh, den Umbildungsprozess ÖPNV insgesamt als „defizitär“ oder „Sor- Themen bestimmen seine Arbeit. Eines da- so früh begonnen zu haben. „Obwohl der genkind“ bezeichnet: „Natürlich erhalten von heißt Umweltfreundlichkeit. Wer heute eigentliche Grund dafür nicht zum Tragen wir Zuschüsse – wie übrigens jeder private Leipzig besucht, kann in einem ersten Bus pwc: | april 2008 51 pwc: Lösungen 52 pwc: | april 2008 mit Hybridantrieb fahren. Noch fährt der unter strenger Beobachtung – durch das Europäischer ÖPNV wo das desolate Straßenbahnnetz modernisiert werden soll. Für das ukrainische Lem- Fraunhofer-Institut, das eine Wirtschaft- Die neue EU-Verordnung 1370/2007, die berg entwickelt die Iftec ein städtisches lichkeits- und Umweltbetrachtung anstellt. 2009 in Kraft tritt, lässt den Auftraggebern für ÖPNV-Konzept. Ein Glücksfall: Die Ukraine Danach wird über den Einsatz weiterer ÖPNV-Leistungen zwei Optionen: Die bisher und Polen richten die Fußball-EM 2012 aus. Hybridbusse entschieden. Juhrs zweites übliche Direktvergabe an interne Betreiber ist Wer jetzt schon im Boot ist, bleibt vielleicht Thema ist ein ÖPP-Projekt, in dem öffent- weiterhin möglich. „Sie unterliegt künftig al- sitzen. Zumal der oberste Iftec-Verkehrs liche Hand und private Wirtschaft zusam- lerdings wesentlich strengeren Regeln“, weiß berater das WM-Büro Leipzig geleitet hat. menarbeiten. Eigentlich ist das nichts Neues. Wenn es aber darum geht, ein Projekt zu stemmen, bei dem Fördergelder und privatwirtschaftliche Finanzierungen aufein- PwC-Verkehrsexperte Dieter Marszalek. „So dürfen die beauftragten Firmen nicht mehr außerhalb ihrer Region Leistungen anbieten, Das wohl aufregendste Projekt der Leipziger ist jedoch ein Deal am Nil. „Über den Sohn des ehemaligen ägyptischen Premier- andertreffen, fehlt die Erfahrung. So wie im und sie müssen ihr Angebot vor Vergabe Fall eines von der LVB geplanten techni- beginn im EU-Amtsblatt veröffentlichen, wo- ratet ist, kam der Kontakt mit dem Gouver- schen Zentrums auf firmeneigenem Gelän- mit es Wettbewerbern ermöglicht wird, Ein- neur von Alexandria zustande, bei dem es de. Kostenpunkt für einen neuen Betriebs- spruch einzulegen.“ Die zweite Option ist ein anfangs nur um den möglichen Kauf von hof und Werkstätten: rund 80 Millionen kontrollierter Wettbewerb mit Ausschreibung, Leoliner-Straßenbahnen ging“, erinnert sich Euro. Davon sollen 50 Millionen Euro durch der dem Gewinner für den definierten Zeit- Bleck. Um es kurz zu machen: Mittlerwei- Fördergelder des Freistaats Sachsen gesi- raum eine Art Gebietsmonopol verschafft. chert werden. Als die LVB darüber mit dem Verkehrsministerium von Wolfgang Tiefensee, ehemals Oberbürgermeister in Leipzig, sprach, wurde das Zentrum wegen seiner Besonderheit kurzerhand zum Bundes pilotprojekt ernannt. „Da es bei Fördermit- „Es bleibt festzuhalten“, so Marszalek, „dass der Wettbewerb deutlich zunehmen wird und interne Strukturen, Effizienz und Angebotswie Erlösstruktur auf den Prüfstand gestellt werden müssen.“ teln strenge Vorschriften und Nachweis- ministers, der mit einer Leipzigerin verhei- le haben LVB und Iftec mit dem ägyptischen Premierminister über die Umwandlung der alexandrinischen Verkehrsbehörde in ein modernes Unternehmen nach dem LVB-Konzernmodell verhandelt. Und der Herr Premierminister zeigte sich höchst angetan, erste konkrete Vereinbarungen sind getroffen. Aber noch wird viel Wasser den pflichten zu deren Mittelverwendung gibt, Nil entlang fließen, bis Hanss endgültig „im sind die rechtlichen Fragestellungen, wenn weit größter Hersteller von Straßenbahnen. ein privater Investor ins Boot kommt, sehr Bisher war Siemens ausschließlich für den kompliziert“, so Juhrs, dem dieses Projekt Bau und Verkauf der Schienenfahrzeuge zu- Und sonst? Welche Pläne gibt es für die nicht nur Freude bereitet. „Es geht zu lang- ständig. Eine konsequente Betrachtung der nahe und fernere Zukunft? Verschmitzt sam voran.“ Ihm sitzt die Zeit im Nacken: Produkte über deren Lebenszyklus gab es lächelt der kugelrunde vorsitzende Ge- Spätestens 2012 muss das technische Zen- nicht. Denn Service und Instandsetzung er- schäftsführer. Dazu will er nichts sagen. Nur trum stehen. Denn dann steht für die Stadt- folgen traditionell bei den Verkehrsbetrieben so viel: Ja, natürlich könne er weitere Teil- bahnen neueren Datums eine planmäßige selbst. Über die Iftec bietet Siemens seinen privatisierungen nicht ausschließen, für kei- Hauptuntersuchung an. Kunden diese Leistung nun an. Vor allem ne der LVB-Töchter. Ja, eine Direktvergabe im Ausland wird das dankbar angenommen. durch die Stadt, das würde er auch weiter- Glück“ ist. Das größte Drehmoment hat allerdings Zum Beispiel von der chinesischen Stadt hin sehr begrüßen, und darauf arbeite er hin. der Hochleistungsmotor von Bernd Bleck. Guangzhou, die neben 30 Neufahrzeugen Und ja, es sei durchaus richtig, dass die Wettbewerbsmöglichkeiten im S-Bahn-Be- Bleck ist Chef der Iftec, eines Joint Ven gleich Wartung und Instandsetzung für den tures, an dem die LVB und Siemens jeweils alten Fahrzeugpark mitbestellte. „Die Iftec reich nach der neuen EU-Verordnung nicht 50 Prozent halten. Die aus drei LVB-Töch- hat den Vorteil, dass sie zwei Gesichter so eingeschränkt seien wie die bei Bussen tern hervorgegangene Servicegesellschaft hat“, sagt Bleck, „einerseits das des Global und Straßenbahnen. Hanss aufs Herz: Ist wartet, modernisiert und repariert Fahr- Player Siemens, andererseits das der regio- das ein Wachstumsbereich, in den die LVB wege und Straßenbahnen und bietet Be- nal verwurzelten Verkehrsgesellschaft.“ Das eventuell einsteigen möchte? „Bis 2009 dürfen wir noch fast alles“, sagt der sonst ratungsleistungen für Verkehrskonzepte. kommt vor allem in Osteuropa gut an: „Die- Bleck ist bis heute der einzige „Siemensia- se Länder haben eine hohe Affinität zu Ost- so eloquente Hanss kurz angebunden und ner“ unter 490 Ex-LVBlern. Seine Aufgabe deutschland, weil hier der Wandel von ei- ausweichend. Dann ist das Gespräch be- heißt: Vertrieb, Vertrieb, Vertrieb. Zwar ist nem kommunistischen System in eine freie endet: „Mehr sage ich nicht. Denn ande- die LVB-Gruppe der größte Kunde, aber der Marktwirtschaft und Demokratie erfolgreich re Unternehmen können unsere Strategien Umsatzanteil mit Fremdfirmen soll steigen. geschafft wurde.“ Über den Weltverband gerne im Nachhinein kopieren. Aber die LVB Ein wichtiger Kunde ist heute schon Sie- des öffentlichen Nahverkehrs bekam Bleck soll das erste Unternehmen sein, das sie mens, neben Alstom und Bombardier welt- zum Beispiel Kontakt ins serbische Belgrad, umsetzt.“ Die Leipziger Verkehrsbetriebe haben sich selbst einer Radikalkur unterzogen. Entstanden ist ein Konzern mit flexiblen Töchtern, die neue Projekte anschieben, selbst wenn sie am Nil stattfinden. pwc: | april 2008 Kontakt [email protected] Tel. 0211 981-4240 Online-Info: www.pwc.de/de/pwc290 www.lvb.de 53 pwc: Lösungen Publikationen Unternehmen- steuerreform 2008 Enforcement Planner Die im Sommer Familienunternehmen 2008 Die Neuauflage des Der Großteil der 2007 verabschiede Enforcement Plan- deutschen Fami- te Unternehmen ner ist die Basis lienunternehmen steuerreform soll für das Enforce- geht optimistisch die internationale Wettbewerbsfähig- ment-Verfahren der ins Jahr 2008. Wie Deutschen Prüfstel- keit des deutschen le für Rechnungs- aus der Studie hervorgeht, erwarten Steuerrechts sicher- legung (DPR). Seit sieben von zehn stellen. Die neuen der Erstausgabe befragten Un- Regelungen sind im April 2006 hat ternehmen eine steigende Nachfrage für die kommenden Zweifelsfragen Stellung und zeigen, wie auf die DPR ihr Vorgehen weiter professionalisiert. Sie stellt immer mehr Fehler in der die Gesetzesänderungen planerisch reagiert Rechnungslegung von Unternehmen fest, mentan konsequent auf einen Wachstums- werden kann. Der Band enthält zudem viele die publiziert werden müssen – mit Folgen kurs und konzentrieren sich dabei auf ihre Praxishinweise. Die übersichtliche Darstellung erleichtert das Arbeiten mit dem Buch. für Unternehmensimage und Aktienkurs. Technologieführerschaft als bedeutendsten Ihr Ansprechpartner: Experten von PwC stellen hier das Verfahren vor. weit 1.454 Familienunternehmen. [email protected] Ihr Ansprechpartner: Ihr Ansprechpartner: Tel.: 069 9585-6459 [email protected] [email protected] Schäffer-Poeschl-Verlag, 79,95 Euro, Tel.: 069 9585-1269 Tel.: 0541 3304-517 ISBN: 3-7910-2723-9 www.pwc.de/de/pwc291 www.pwc.de/de/pwc292 Quo Vadis GKV? Paying Taxes 2008 Anhangerstellung nach IFRS beratungsorientiert dargestellt, nehmen zu Monate. Die befragten Firmen setzen mo- Wettbewerbsvorteil. Befragt wurden welt- Die Gesundheits- Die Studie analy- Kapitalmarktorien- reform bringt tief siert die Steuer- tierte Unternehmen greifende Verände- systeme von 178 müssen ihren Kon- rungen für die deut- Ländern. Zur Be- zernabschluss nach schen Krankenkas- rechnung der „Total International Finan- sen mit sich. PwC Tax Rate“ wurden cial Reporting Stan- und das Institut für alle Steuern und dards (IFRS) auf- Versicherungsbe- Abgaben erfasst, stellen. Dazu gehört triebslehre der Gott- die von Unternehmen zu zahlen auch ein Anhang, fried-Wilhelm-Leib- der etwa Unterneh- niz-Universität Hannover haben gemeinsam sind. Zudem wurde erhoben, wie viel Zeit menskennzahlen, Geschäftsvorfälle oder Entscheider deutscher Krankenkassen zur Unternehmen für die Steuererklärung be- das Risikomanagement erläutert. Die neue Gesundheitsreform und zu den künftigen nötigen und wie viele Einzelsteuern sie ent- PwC-Studie untersucht, wie Unternehmen Strategien der Krankenkassen befragt und richten. In den meisten Ländern zahlen sie Daten ermitteln, wo Probleme auftreten und die Ergebnisse zusammengefasst. Ihr Ansprechpartner: mehr, als sich aus den Sätzen ablesen lässt. Ihr Ansprechpartner: wie Lösungsansätze aussehen können. Ihr Ansprechpartner: [email protected] [email protected] [email protected] Tel.: 069 9585-5134 Tel.: 069 9585-6459 Tel.: 0211 981-2839 www.pwc.de/de/pwc264 www.pwc.de/de/pwc293 www.pwc.de/de/pwc283 54 pwc: | april 2008 Impressum Herausgeber: PricewaterhouseCoopers AG WPG Olof-Palme-Straße 35, 60439 Frankfurt am Main www.pwc.de Verantwortlich für den Inhalt (V. i. S. d. P.): Oliver Heieck (PricewaterhouseCoopers AG) Tel.: 069 9585-1577 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Adressänderungen: [email protected] 11th Annual Global CEO Survey 2008 Die Subprime-Krise treibt die Sorge, dass sich die Konjunktur empfindlich abkühlen könnte. Negative Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung des Jahres 2008 erwarten vor allem nordamerikanische und westeuropäische Unternehmen. In Asien hingegen ist der Konjunkturoptimismus nach wie vor ungebrochen. Besonders zuversichtlich sind die Inder. 90 Prozent der befragten indischen Entscheider gehen von einer positiven Geschäftsentwicklung aus. Die Chinesen zeigen sich etwas verhaltener. 73 Prozent der Befragten schätzen die Lage ihres Unternehmen günstig ein. Für den „11th Annual Global CEO Survey 2008“ wurden 1.150 CEOs aus 50 Ländern befragt. Rund 40 Prozent der Unternehmen erzielen einen Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar, immerhin gut die Hälfte der Vorstandsvorsitzenden führt eine börsennotierte Gesellschaft. Ihr Ansprechpartner: [email protected] Tel.: 069 9585-2431 www.pwc.de/de/pwc282 Power Deals 2007 Jedes Jahr erfasst PwC die nationalen und internationalen Fusionen in der Energieversorgungsbranche und fasst sie in einem Untersuchungsbericht zusammen. Das Gute daran: Die Entwicklungen der vergangenen Jahre lassen sich vergleichen. Das diesjährige Ergebnis: Die Dynamik der Konsolidierung in der Strom- und Gasindustrie ist nicht zu übersehen. Nahezu unbeeinträchtigt von der internationalen Kreditkrise ist das Volumen der M&A-Transaktionen in der Branche gegenüber Vorjahr um ein Viertel gestiegen. Ihre Zahl stieg fast in gleichem Maße um 23 Prozent von 623 auf 768 Transaktionen. Gegenüber den 43 Milliarden Dollar des Jahres 2003 hat sich das Transaktionsvolumen 2007 mit insgesamt 372,5 Milliarden Dollar nahezu verneunfacht. Ihr Ansprechpartner: [email protected] Chefredaktion: Corinna Freudig (PricewaterhouseCoopers AG), Susanne Osadnik (Facts & Figures) E-Mail an die Redaktion: [email protected] CvD: Nikolaus von Raggamby Art-Direktion: Frauke Backer/backerdesign.com, Dominik Arndt Bildredaktion: José A. Blanco Infografik: Katharina Erfurth (Golden Section Graphics) Verlagsleitung: Frank Parlow Verlag: Facts & Figures GmbH Ein Unternehmen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND Stubbenhuk 3, 20459 Hamburg Tel.: 040 31990-622, E-Mail: [email protected] Bildnachweis/Copyright-Vermerke: Titelbild: Getty Images/Thierry Dosogne Seite 2/3: Getty Images/National Geographic/Justin Guariglia; Marcus Koppen; bpk Berlin; Alexander von Reiswitz; PwC Seite 4/5: Alamy/Eightfisch Seite 6: Getty Images/Taxi/Seth Joel Seite 8: Getty Images/Photoalto/James Hardy Seite 10/11: Corbis/Zefa/P. Manner; Haag & Kropp GbR; Facts&Figures-Montage Seite 12: BLG Logistics; Laif/Stern/Herzau Seite 14: Visum/Daniel Pilar Seite 16/17: Getty Images/Stone/Greg Pease; Corbis/James W. Porter; Alamy/Steven May; Laif/China Foto Press; PwC Seite 18: Agentur Focus/Arabianeye/Matilde Gattoni Seite 20/21: Siemens; Gulliver Theis; Marcus Koppen Seite 22/23: Laif/Peter Granser; PwC Seite 24/25: Corbis/Larry Hirshowitz Seite 26/27: Laif/Redux/The New York Times; Corbis/Larry Hirshowitz; Facts&Figures-Montage; Marcus Höhn Seite 28/29: Artur/Linus Lintner; Getty Images/Asia Images/Martin Puddy; Getty Images/Dorling Kindersley/Andy Crawford; Corbis/ Zefa/Michael Porsche; PwC Seite 30/31: Corbis/Christie´s Images Seite 32/33: Intro/Ingo Kuzia; PwC Seite 35: Die Illustratoren/Kathryn Rathke Seite 36: Florian Jaenicke Seite 38/39: Florian Jaenicke Seite 40/41: BPK Berlin Seite 42/43: Deepol/Rui Camilo; Barandales; Picture-Alliance/dpa; Plainpicture/Johnér; PwC Seite 44/45: Getty Images/Stone+/Tim Flach; Alexander von Reiswitz Seite 47: Deepol/Markus Tollhopf Seite 48/49: Alexander von Reiswitz; Getty Images/National Geographic/Georg Grall Seite 50/51: Jörg Gläscher Seite 52: Jörg Gläscher Seite 55: ccvision Druck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Schützenstraße 18, 10117 Berlin pwc: erscheint viermal im Jahr in einer Auflage von 12.000 Exemplaren. © Januar 2008. PricewaterhouseCoopers AG PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die anderen selbst ständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International Limited. Tel.: 0201 438-1509 www.pwc.de/de/pwc294 pwc: | april 2008 PricewaterhouseCoopers. Die Vorausdenker. 55 www.pwc.de Erfolgsformeln v2 v2 2 _ P Nutz =½·p·A·v 3·[½·(1+ _ )· ( 1-( v v ) )] 1 1 Das ist die Formel für den nutzbaren Anteil an der Windleistung, die auf einen Rotor trifft – den sogenannten Erntefaktor. Für die Produzenten von Energie aus Wind und anderen erneuerbaren Quellen ist jetzt die Zeit der Ernte gekommen – oder setzen sich doch die großen Konzerne durch? Siehe Seite 26