Gesamtausgabe

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Gesamtausgabe
Hamburger Materialien zur Medien-Information 49
HAW ABSTRACTS
IN INFORMATION SCIENCE
AND SERVICES
1 | 2009 | 1
Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente der Partizipation in
wissensintensiven KMU
Rainer Ammermann
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites – Beschreibung von
fünf Möglichkeiten zur Erhöhung der Nutzbarkeit von SharePoint Intranet Seiten
Claudia Irle
Identifikation von navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen
anhand einer Klickdatenanalyse
Sonja von Mach und Jessica Otte
Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie
Informationquelle
Tomasz Sklodowski
Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network
and Encouraging People Enjoying it
Lorenzo Servadei
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst
Automobile Salesmen
Joachim Köpf
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im
Food-Segment
Sandra Stefan
Webprojekte, Standards, Vokabulare – State-of-the-Art der Wissensorganisationssysteme für Archäologie und Kulturerbe
Loredana Pinna und Wiebke Wessels
Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zur Nutzung
und Empfehlungen zum Einsatz
Anke Büchter
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der Bibliothek der
Buceruis Law School im Hinblick auf eine erfolgreiche Erwerbungspolitik
Anja Schütte
Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
Maren Messerschmidt und Maike Naskowski
Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich mit der Initiative »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
Katharina Bonke und Katharina Waack
Leselust in der Bibliotheca Johannei – Leseförderungskonzept für eine
Gelehrtenschule?
Sarah Vogler
haiss | Vol. 1 2009 No. 1 p. 1–174
ISSN 1869-7593
Hamburger Materialien zur Medien-Information
Schriftenreihe zur Theorie, Methodik und Praxis der Medieninformationsarbeit
49
Department Information
Hamburger Materialien zur Medien-Information 49
HAW ABSTRACTS
IN INFORMATION SCIENCE
AND SERVICES
VOL. 1 | 2009 | NR. 1
ISSN 1869-7593
Fachzeitschrift für Auftragsforschung im Masterstudiengang
Information Science and Services der HAW Hamburg
herausgegeben von Ralph Schmidt
HAW Hamburg, Oktober 2009
haiss | HAW Abstracts in Information Science and Services | ISSN 1869-7593
Gründer, Herausgeber und inhaltlich verantwortlich gemäß § 6 MDStV:
Prof. Dr. Ralph Schmidt
Kurt-Schill-Weg 2
22455 Hamburg
[email protected]
Eine Publikation der HAW-Agentur für Serviceanalyse und Informationsforschung
am Department Information
der HAW – Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Fakultät Design – Medien – Information
Berliner Tor 5 | 20099 Hamburg | Deutschland
www.bui.haw-hamburg.de/haiss
haiss ist die frei zugängliche Fachzeitschrift für Auftragsforschung im Masterstudiengang Information Science and Services
der HAW Hamburg.
haiss ist eine Publikationsplattform für Projekte der Auftragforschung in den Gebieten Informationswissenschaft, Informationsdienstleistung, Informationsorganisation und -präsentation.
die Beiträge in haiss sind das Ergebnis von wissenschaftlichen Auftragsprojekten, die von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Begleitseminars zum Forschungs- und Praxisprojekt im Masterstudiengang Information Science and Services
eigenverantwortlich und selbstständig bearbeitet wurden.
Alle in haiss publizierten Beiträge sind weltweit unmittelbar, dauerhaft und gebührenfrei für jeden Interessierten als eJournal auch online verfügbar.
haiss beansprucht nicht den Transfer des Copyrights vom Autor. Die Autoren als Urheber ihrer wissenschaftlichen
Leistungen verfügen weiterhin über alle Rechte an ihrer Veröffentlichung.
haiss behält sich lediglich das Recht zur Online-Publikation und zur elektronischen Speicherung in Datenbanken vor.
haiss ist zu erreichen unter der URL: www.bui.haw-hamburg.de/haiss.html
Berichtnummer:
Abt. I 2009-3
Berichtsart:
Zeitschriftenband
Titel des Berichts:
haiss – HAW Abstracts In Information Science and Services | Vol. 1, 2009, Nr. 1
Reihentitel:
Hamburger Materialien zur Medien-Information – Schriftenreihe zur Theorie, Methodik und Praxis der
Medieninformationsarbeit ; 49
Laufzeit der Projekte:
01. März 2009 bis 31. August 2009
Seminarlaufzeit:
26. März 2009 bis 31. August 2009
Berichtsschluss:
31. August 2009
Seminarleiter,
Redaktion:
Prof. Dr. Ralph Schmidt M.A.
HAW Hamburg
Satz und Gestaltung
Forschungsagentur : rais, Hamburg
Die Verantwortung für Inhalt und Aussage der Beiträge tragen ausschließlich die jeweils bei den Texten angegebenen
Verfasser. Für die Richtigkeit und die Wahrung datenschutzrechtlicher Belange bürgen ausschließlich die jeweiligen Urheber
der Texte. Die Rechte an den Texten und Abbildungen verbleiben bei den jeweiligen Autoren und Autorinnen.
© 2009, HAW – Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information
Inhalt
Editorial: Im Auftrag der Information
Rainer Ammermann
Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente der Partizipation
in wissensintensiven KMU
7
9
Claudia Irle
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites – Beschreibung von
fünf Möglichkeiten zur Erhöhung der Nutzbarkeit von SharePoint Intranet Seiten
23
Sonja von Mach und Jessica Otte
Identifikation von navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen
anhand einer Klickdatenanalyse
39
Tomasz Sklodowski
Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie
Informationquelle
53
Lorenzo Servadei
Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network
and Encouraging People Enjoying it
61
Joachim Koepf
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst
Automobile Salesmen
75
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im
Food-Segment
89
Sandra Stefan
Loredana Pinna und Wiebke Wessels
Webprojekte, Standards, Vokabulare – State-of-the-Art der Wissensorganisationssysteme für Archäologie und Kulturerbe
109
Anke Büchter
Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zur
Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
121
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der Bibliothek der
Bucerius Law School im Hinblick auf eine erfolgreiche Erwerbungspolitik
131
Anja Schütte
Maren Messerschmidt und Maike Naskowski
Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
147
Katharina Bonke und Katharina Waack
Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im
internationalen Vergleich mit der Initiative »Deutschland liest. Treffpunkt
Bibliothek«
157
Sarah Vogler
Leselust in der Bibliotheca Johannei – Leseförderungskonzept für eine
Gelehrtenschule?
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
169
5
Editorial
Im Auftrag der Information
Viel und heftig ist in den letzten Jahren um die Hochschulreform in Deutschland
gestritten worden. Und es lassen sich überzeugende Argumente gegen die Neuordnung
des Studiums ins Feld führen: verschulte und überfrachtete Lehrprogramme, ein
Mangel an Freiraum für selbstbestimmtes Lernen, die Unsicherheit, mit der der
Arbeitsmarkt auf die neuen Abschlüsse reagiert, Einschränkung statt Ausweitung von
Mobilität. Andererseits hat der Bologna-Ruck, der durch die Hochschulen ging, in
vielen Fällen dabei geholfen, Überkommenes abzuschütteln, Verkrustetes aufzubrechen und neuen Ideen und Initiativen Raum zu schaffen.
Die Universitäten tun sich bei diesem Wandel offensichtlich schwerer als die Fachhochschulen. Praxisbezug in der Lehre, ausgedehnte Praktikumsphasen, berufsorientierende Veranstaltungen, didaktisch aufeinander abgestimmte Module; all das hatte
sich in den Fachhochschulen schon vor Bolagna bewährt. Nur die Zweiteilung der
Abschlüsse in einen berufsqualifizierenden Bachelor und einen wissenschaftlilch
weiterführenden Master ist etwas Neues an der FH. Was sollen die Masterstudenten
mehr können als die Bachelor? Auf welche Berufssparten sollen sie vorbereitet werden? In wie weit soll ihre Ausbildung, womöglich von einer Promotion gekrönt, an
der Wissenschaft ausgerichtet werden, die doch bislang Domäne und Privileg der
Universitäten war?
Die Antwort auf die Frage, womit Masterstudenten am besten ausgerüstet werden,
war im Masterstudiengang »Informationswissenschaft und -management« der HAW
Hamburg rasch gefunden: mit ausgedehnter Praxis- und Projekterfahrung, mit interdisziplinärer Forschungseignung, mit Managementkompetenz und Dienstleistungsorientierung – ein ganzes Bündel von Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt gern
gesehen und gern genommen werden. Im dritten von ingesamt vier Semestern des
IWM-Masterstudiengangs ist deshalb ein Forschungs- und Praxisprojekt eingeplant, in
dem die Young Masters sich in informations- und medienbezogenen Auftragsforschung engagieren.
Ein organisatorischer Rahmen für die Forschungsarbeiten war rasch gefunden:
Nach dem Muster eines Fraunhofer-Instituts wurde eine »HAW-Agentur für Serviceanalyse und Informationsforschung« (hasi) gegründet. Mit dieser Institution kann
leichter mit Leben gefüllt werden, was etwas spröde im Modulhandbuch des Studiengangs als Lernziel umschrieben ist: »Die Studierenden können eine komplexe Aufgabe aus dem Bereich Informationsproduktion und -dienstleistung unter Zuhilfenahme
informationswissenschaftlicher Theorien und Methoden analysieren, strukturieren, lösungsorientiert bearbeiten und die gefundenen Lösungen nachvollziehbar darstellen«.
Mit dem Modell einer Forschungsagentur ließen sich leichter die meisten Aufgaben, Prozesse, Organisationsstrukturen und Gepflogenheiten des Wissenschaftsbetriebs darstellen, simulieren und realitätsnah ausprobieren: von der selbst verantworteten und antragsgestützten Akquise von Forschungsprojekten über den Austausch
von Erfahrungen und Lösungen in Forschungskolloquien bis hin zur Veröffentlichung
der Forschungsergebnisse in einem eigenen E-Journal.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
7
RALPH SCHMIDT |
Editorial
Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten, die 2009 in der Agentur hasi erarbeitet
wurden, sind in dem vorliegenden Zeitschriftenband der Zeitschrift haiss versammelt.:
▪ Im Projekt WissMAgenta von Rainer Ammermann werden am Fallbeispiel
eines wissensorientiert arbeitenden Dienstleisters Verfahren zur partizipativen
Identifizierung von Handlungsfelder diskutiert, in denen betriebliches Wissensmanagement weiterentwickelt werden kann.
▪ Claudia Irle entwickelt für die Hamburger Behörden auf der Basis einer
Mitarbeiterbefragung ein Konzept für innovative und verbesserte Nutzungsprozeduren im Umgang mit Microsoft SharePoint 2007.
▪ Im Auftrag von T-Online überprüfen Sonja von Mach und Jessica Otte anhand
einer Klickdatenanalyse von Suchmaschinenanfragen die Validität der Zuordnung in navigationsorientierte und kommerzielle Anfragetypen.
▪ Für einen Finanzdienstleister entwickelt Tomasz Sklodowski ein Konzept für die
Erstellung barrierefreier und effizient nutzbarer Online-Geschäftsberichte.
▪ Über die Entstehung des Webportals »Passaggiare« berichtet Lorenzo Servadei.
Das nicht-kommerzielle Online-Mitfahrnetzwerk für die italienische Region
Romagna wurde völlig neu konzipiert, gestaltet und programmiert.
▪ Aus einer Umfrage bei Automobilverkäufern entwickelt Joachim Koepf eine
Analyse zum Image von Elektrofahrzeugen, die in der Differenzierung von vier
separaten Gruppen mit unterschiedlichen Meinungsbildern mündet.
▪ Pressearbeit im Food-Segment ist das Untersuchungsfeld von Sandra Stefan,
die am Beispiel von zwei Produktkampagnen die Wirkung von Presseaussendungen auf die Adressaten mittels einer Medienresonanzanalyse evaluiert.
▪ In einer aufwändigen Bestandaufnahme von Projekten und Instrumenten der
Wissensorganisation für Archäologie und Kulturerbe schaffen Loredana Pinna
und Wiebke Wessels die Informationsgrundlagen für ein webbasiertes Kulturportal des Landschaftsverbands Rheinland.
▪ Ob, wie und mit welcher Wirkung Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken eingesetzt werden, untersucht Anke Büchter.
▪ Anja Schütte hat Doktoranden und Studierende der Bucerius Law School zu
deren Medienbedarf und Zufriedenheit mit dem Service der Hengeler MuelerBibliothek befragt.
▪ Für die Wirkungsforschung und Wertmessung in der Stadtbibliothek von Bad
Oldesloe interessieren sich Maren Messerschmidt und Maike Naskowski und
berichten über eine Umfrage unter Nutzern und Nicht-Nutzern.
▪ Mit einer Analyse von Best-Practice-Beispielen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im In- und Ausland befassen sich Katharina Bonke und Katharina
Waack und vergleichen die Ergebnisse mit der Hamburger Umsetzung der
Initiative »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«.
▪ Für die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg führte Sarah Vogler eine
Befragung zu bestehenden Maßnahmen der Leseförderung sowie zu Möglichkeiten neuer, ergänzender Maßnahmen durch.
Das breite Themenspektrum und die Qualität der wissenschaftlichen Beiträge
zeigen, dass das Konzept eines forschenden Lernens »im Auftrag der Information«
aufgegangen ist und dass beide Seiten, sowohl die Auftraggeber als auch die Auftragsforscher, von der Idee des lernenden Forschens bestens profitieren.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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Methodenkombination und Wissensbilanzierung
als Instrumente der Partizipation in
wissensintensiven KMU
von Rainer Ammermann
Kurzfassung Partizipation und Wissensmanagement gehören zusammen. Gerade wissensintensive KMU
können durch eine zielgerichtete Entwicklung dieses Zusammenhangs ihr Defizit im systematischen Umgang mit Wissen verringern. Ausgehend von dieser Annahme stellt der Verfasser
ein Praxismodell vor, in dem teilnehmende Beobachtung, standardisierte Befragung und
Leitfadeninterview sowie das Instrument der Wissensbilanzierung miteinander kombiniert
werden. Anhand einer Fallstudie wird aufgezeigt, wie dieses Modell die partizipative
Entwicklung von Wissensmanagement bereits in der Analyse und für die strategische
Orientierung ermöglichen und gestalten kann.
Deskriptoren Wissensbilanz | Wissensmanagement | wissensintensive KMU | Mitarbeiterpartizipation |
Methodenkombination | Organisationsentwicklung | Unternehmensberatung
Abstract
Combining empirical methods and intellectual capital statement as means of
participation in knowledge-intensive SMEs
Participation and knowledge management are interrelated. By specifically developing that
relation, knowledge-intensive SMEs can reduce their shortfall in handling their knowledge
resources. Based on that assumption the author presents a model of practice that combines
participatory observation, standardised enquiry and guided interview with the Intellectual
Capital Statement tool. A case study is presented to demonstrate how that model enables the
participatory development of knowledge management in the analysis phase and for strategic
orientation.
Keywords
intellectual capital statement | knowledge management | knowledge-intensive SME |
employee participation | methodological combination | organisational development |
consulting |
Einführung
Partizipation: Ist das wirklich ein relevantes Thema für kleine und mittlere Unternehmen? Sind aufwändige partizipative Prozesse nicht ein Hindernis im schneller
werdenden Wettbewerb und einem schwer zu beherrschenden operativen Alltag? Wird
für die Bewältigung entsprechender Herausforderungen nicht vielmehr eine starke und
straffe Führung benötigt?
Mit diesem Beitrag sollen nicht die überzeugten Gegner oder dauerhaften Skeptiker
partizipativer Ansätze überzeugt werden. Stattdessen wird eine spezifische methodische Herangehensweise vorgestellt, die Partizipation gerade bei der Entwicklung eines
systematischen Wissensmanagements fruchtbar macht. Mit ihr kann bereits die
Analysephase und damit auch die strategische Orientierung von Wissensmanagement
konsequent partizipativ gestaltet werden. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
haben überwiegend eine systematische Bearbeitung ihres Wissens als Ressource
bisher vernachlässigt, da sie geringere personelle und operative Spielräume haben
entsprechende Prozesse durchzuführen. Daher wird hiermit insbesondere aufge-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
9
AMMERMANN 2009 | Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente in wissensintensiven KMU
schlossenen Geschäftsführungen in wissensintensiven KMU ein Weg aufzeigt, wie sie
gemeinsam mit einem externen Berater ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter transparent und wirkungsvoll an den für die Wissensentwicklung relevanten Entscheidungen
teilhaben lassen können.
Partizipation und Wissensmanagement: eine gemeinsame Herausforderung für
wissensintensive KMU
Diese Unternehmen sind keine homogene Gruppe. Vielmehr sind sie in unterschiedlicher Ausprägung und Menge in allen Branchen zu finden. Beispiele hierfür sind
Ingenieurbüros, Softwarehersteller, Kommunikationsagenturen, Beratungsgesellschaften, Finanzdienstleister sowie IT- und Informationsdienstleister. Sie zeichnen sich
durch mehrere Merkmale aus, die ihre Wissensintensität kennzeichnen, die jedoch
nicht immer alle bzw. nicht in gleichem Maße erfüllt sein müssen. So können für die
Gruppe der wissensintensiven Dienstleister nach HANSEN (2009) folgende Merkmale
auf drei Ebenen genannt werden:
▪ ein hoher Anteil von Expertenwissen auf der Potenzialebene des Unternehmens;
▪ eine hohe Integration des Kunden bei der Leistungserstellung auf der Prozessebene;
▪ eine hohe Immaterialität der Leistung auf der Ergebnisebene.
Diese werden zu einer »problemorientierten individuellen Leistungserstellung«
zusammengeführt (HANSEN 2009, S. 54f).
Grundlegender, auch über die Dienstleistungsbranche hinaus, ist die Sicht wissensintensiver KMU auf Wissen als primäre betriebliche Ressource, die die klassischen
Ressourcen Land Arbeit und Kapital in ihrer Bedeutung nach hinten rückt (vgl.
WILLKE 2001, S. 21).
Die internen Merkmale gehen einher mit äußeren Einflussfaktoren der sich entfaltenden Wissensgesellschaft: eine zeitlich und örtlich grenzenlose Verfügbarkeit von
Daten und Informationen in den Netzen, Beschleunigung und Verschmelzung der
Informations- und Kommunikationstechnologien und der sie nutzenden Medienformen, eine sich verringernde Halbwertzeit von Wissen sowie neue Spielräume und
Begrenzungen für die ökonomische Verwertung von Wissen durch die Open-Sourceund Open-Access-Bewegungen.
Daraus ergeben sich eine Reihe spezifischer Herausforderungen für die wissensintensiven KMU. Der Mitteleinsatz für ihre Produkte und Dienstleistungen bestimmt
sich zu einem größeren Anteil und in zunehmender Weise aus immateriellen Faktoren,
die gegenüber materiellen Faktoren andere Analyseverfahren benötigen. Diese Unternehmen sind im Vergleich zu klassischen Gewerben noch stärker davon abhängig, ihre
Wissensbasis fortlaufend weiter zu entwickeln und an den Bedarf der Kunden
anzupassen. Als Voraussetzung dafür besteht auf strategischer Ebene Bedarf, das
intellektuelle Kapital des Unternehmens zu beschreiben und zu bewerten.
Dies beinhaltet spezifische Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die innerbetriebliche Kommunikation und Kooperation. Die Organisationsentwicklung von wissensintensiven KMU – sei sie in einem expliziten Prozess
verankert oder nur implizit sichtbar – kann diesen Herausforderungen wirksam
begegnen, indem sie folgende Thesen aufgreift, die das Fundament dieses Beitrags
bilden:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
10
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 01 – Page 09–22
1. Eine partizipative Grundausrichtung des Unternehmens und eine partizipativ
gestaltete Weiterentwicklung fördern Wissenpotenziale, Innovation und Identifikation.
2. Partizipation und Wissensmanagement bilden, konsequent und nachhaltig
umgesetzt, eine natürliche Symbiose. Wissensmanagement funktioniert nur mit
ausreichend Partizipation und umgekehrt wird diese durch die Entwicklung des
Wissensmanagement produktiv gefördert.
3. Partizipation im Rahmen von Wissensmanagement gelingt nachhaltiger, wenn
verschiedene partizipative Methoden miteinander kombiniert und bereits in der
Analysephase und für die strategische Orientierung eingesetzt werden.
4. Wissensintensive KMU haben gegenüber Großunternehmen Aufholbedarf beim
systematischen Umgang mit Wissen. Sie können die spezifischen Vorteile ihrer
häufig flachen Kommunikationsstrukturen effizient für partizipative Prozesse
nutzen.
Dieser Beitrag wird anhand einer Fallstudie einer kleinen wissensintensiven Agentur die praktische Relevanz dieser Thesen aufzeigen und ein Modell für eine konkrete
Herangehensweise vorstellen.
Positionierung der zentralen Begriffe
Wie ist Partizipation in KMU zu denken? Gemeint ist hier nicht die materielle
Variante in Form von Anteilen am Eigenkapital oder eine Gewinnbeteiligung. Ebenso
wenig zielt dieser Begriff auf eine formalisierte Form betrieblicher Mitbestimmung im
Rahmen der Gesetze oder Tarifverträge.
Im Vordergrund steht vielmehr die bewusste, durchgehende und konstruktive Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in wesentliche strategische und operative Belange des Unternehmens. Die Vorteile der Partizipation sind teilweise belegt
worden, insbesondere mit Blick auf die stärkere Bindung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter an ihre Aufgaben und das Unternehmen (vgl. SCOTT-LADD / MARSHALL
2004). Dieser Zusammenhang ist auch in der Disziplin der Organisationsentwicklung
als Erfolgsfaktor in Veränderungsprozessen längst anerkannt, auch wenn die praktische Umsetzung im Mittelstand bisher begrenzt ist (MICHALK 2005, S. 135ff). Durch
Partizipation wird das Wissen der darin eingebundenen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter genutzt. Daneben erhöht es ihre Motivation sowie ihre Akzeptanz für
Veränderungen und es schafft konstruktive Kanäle für vorhandene Aggressionen
(ebenda). Nachteile entstehen auf Seiten der Mitarbeiter durch zusätzliche Belastungen aufgrund höherer Komplexität und vielfältigere Anforderungen in einem größeren
Verantwortungsspielraum sowie durch mögliche Interessen- und Loyalitätskonflikte
innerhalb des betrieblichen sozialen Umfeldes (MICHALK 2005, S. 135ff; BALOFF /
DOHERTY 1989).
Insbesondere eine wissensintensive Leistungserstellung erfordert einen offenen und
ungezwungenen Wissensfluss zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie
zwischen diesen und der Geschäftsführung. Entscheidungen erfordern vielfältigen
Wissensinput, nicht nur aus den Reihen der Leitungsebene. Flexibles Steuern im sich
wandelnden Wettbewerb gelingt nur auf einer Vertrauensbasis im Unternehmen.
Partizipation ist der Schlüssel und die Klammer für die Gestaltung dieser Zusammenhänge.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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AMMERMANN 2009 | Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente in wissensintensiven KMU
Inzwischen in der Theorie und vielfach in der Praxis etabliert ist die Disziplin des
Wissensmanagments. Es scheint selbstverständlich, dass wissensintensive KMU entsprechende Ansätze und Methoden aktiv verfolgen. Der Bedarf an weiterer Aufbauarbeit in diesem Bereich wird jedoch an der Initiative ProWis (Prozessorientiertes und
-integriertes Wissensmanagement in KMU) deutlich (PROWIS 2009). Als gemeinschaftliches Projekt zweier Fraunhofer-Institute (IFF, IPK) verfolgt ProWis das Ziel,
Methoden des Wissensmanagement systematisch und breit im Mittelstand zu verankern. Dazu wurde ein Vorgehensmodell entwickelt, das einen groben Rahmen für
die Einführung von Wissensmanagement bzw. Durchführung von Wissensmanagement-Projekten bietet. Es besteht aus den Phasen Initialisierung, Analyse, Zielsetzung,
Lösungsauswahl und Konzeption, Einführungsplanung, Umsetzung, Bewertung sowie
Stetige Verbesserung und Transfer. Für jede Phase bietet ProWis einen Baukasten aus
Methoden, die je nach Zielrichtung und Rahmenbedingungen eines Einführungsprojektes ausgewählt werden können (PROWIS 2009). Dabei wird deutlich, dass die pure
Technikzentrierung des Wissensmanagement in Form bloßen Informationsmanagements auf theoretischer Ebene überwunden sind. Aufbauend auf verschiedenen Modellen integriert Wissensmanagement alle wesentlichen Gestaltungsebenen in einem
Unternehmen in einem gemeinsamen Ansatz. Dazu gehören mindestens Personal,
Technik und Organisation, ggf. in weiter ausdifferenzierter Form (MERTINS et al.
2009). Der Umgang mit Wissen wird meist als Kreislauf beschrieben, bestehend aus
den Grundphasen Wissen erzeugen, speichern, verteilen und anwenden (ebenda).
ProWis integriert diese Modelle und überführt sie zugleich in ein praxisorientiertes
Angebot, das eine wachsende Verwendung in KMU finden soll. Dieser erfolgreiche
Ansatz soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass insbesondere kleinere Unternehmen
sich zuweilen vor systematischem Wissensmanagement scheuen (vgl. ERGAZAKIS
et al. 2009; NUNES et al. 2006). Dies kann zum einen mit der Dominanz operativer
Vorgänge erklärt werden, die keinen Raum für systematische Ansätze lassen (vgl.
NORTH 2007). Andererseits mag aus Sicht von Inhabern und Geschäftsführern ein
systematischer Ansatz überflüssig erscheinen, da ihr Überblick und ihre Intuition zur
Führung des Unternehmens vermeintlich ausreichen (vgl. ALWERT et al. 2005, S. 9;
BORNEMANN et al. 2005, S. 42).
Beides kann auf kurze Sicht kaum widerlegt werden, doch mittel- und langfristig
birgt diese Haltung Risiken, wenn sie keine Veränderungen mehr zulassen (vgl.
NORTH 2007; WERNER 2004) und die Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
auch für strategische Entscheidungen ungenutzt bleiben. An dieser Stelle können
externe Berater eine wichtige Funktion übernehmen, indem sie gemeinsam mit der
Geschäftsführung eine Bedarfsanalyse durchführen und erste Schritte eines systematischen Wissensmanagements einleiten (vgl. SCHIERSMANN / THIEL 2009, S. 363ff).
Die relevanten Schwerpunkte des operativen Wissensmanagement in einem bestimmten Unternehmen sind meist nicht offensichtlich. Um sie zu identifizieren bedarf
es geeigneter Analyseinstrumente auch auf strategischer Ebene (s. a. VOIGT et al.
2009a). In den letzten Jahren sind dazu mehrere Varianten der Wissensbilanzierung
entwickelt worden (vgl. HEISIG 2005). Ihnen gemeinsam ist die Vorstellung eines
intellektuellen Kapitals als neu erkannter Vermögenswert neben den materiellen
Werten der bekannten Geschäftsbilanz. In den ausdifferenzierten Modellen der Wissensbilanzierung wird zwischen drei Arten des Intellektuellen Kapitals unterschieden:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 01 – Page 09–22
Strukturkapital (Prozesse, Technik, Unternehmenspraxis und -kultur etc.), Humankapital (Erfahrungen, Kompetenzen und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Weiterentwicklung) und Beziehungskapital (Kontakte zu Kunden,
Lieferanten, Behörden Teilhabern etc.) (vgl. BORNEMANN / REINHARDT 2008, S. 5f).
Ausgehend von den Geschäftszielen und Geschäftsprozessen werden in der Wissensbilanz die relevanten Einflussfaktoren der drei Kapitalebenen bewertet und in ihrer
Wirkung und Wechselwirkung analysiert (ebenda).
Neben dem Ziel der Informationsgewinnung für die Entscheidungsvorbereitung des
Management wird vor allem die externe Kommunikation der Stärken des intellektuellen Kapitals gegenüber externen Akteuren genannt (vgl. ALWERT et al. 2005).
Bedeutsam sind jedoch auch die Wirkungen auf die interne Perspektive, Kommunikation und Partizipation in einem Unternehmen (vgl. BORNEMANN et al. 2005a;
BORNEMANN et al. 2005b).
Obwohl der Begriff der Wissensbilanzierung im deutschsprachigen Raum deutlich
jünger ist als der des Wissensmanagement, sind auch hier bereits praxisorientierte
Angebote entwickelt worden, die KMU die Anwendung erleichtern sollen. Zu nennen
ist hier der Leitfaden Wissensbilanz des Arbeitskreises Wissensbilanz des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI 2008; AK-WB 2009). Es stellt
ein detailliertes Konzept bereit, das es mit Hilfe eines Projektteams, mehreren Workshops und einer Auswertungssoftware KMU ermöglichen soll, eigenständig oder mit
Hilfe eines externen Beraters eine Wissensbilanz zu erstellen. Damit steht ein
Instrument zur Verfügung, mit dem die Wissensbilanz als Mainstream-Methode der
strategischen Unternehmensführung besonders in wissensintensiven KMU verbreitet
werden könnte.
Beschreibung der Fallstudie: das Projekt WissMAgenta
Die formulierten Thesen über die konstruktive Rolle von Partizipation in wissensintensiven KMU und dem natürlichen Zusammenhang zwischen Wissensmanagement
und Partizipation wurden im Rahmen des Projektes WissMAgenta (»Schritte des
WissensManagement für wertvolles Agenturwissen anwenden«) auf ihre Praxisrelevanz hin untersucht. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Agentur
ThunderTip (Name geändert) durchgeführt. WissMAgenta wird hier vorrangig mit
Blick auf die methodische Herangehensweise dargestellt. Die inhaltlichen Ergebnisse
des Projektes bezogen auf das konkrete Wissensmanagement der Agentur ThunderTip
werden daher nicht im Detail dargestellt.
Rahmenbedingungen und Projektanlass
ThunderTip ist eine Agentur für Technische Informationsdienstleistungen für Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, der IT-Branche, der Elektrotechnik/Elektronik u. ä. und seit über 20 Jahren am Markt tätig. Zu ihren klassischen Dienstleistungen gehören die Erstellung von Technischen Dokumenten. Die Agentur ist
derzeit von einem dynamischen Wachstum geprägt, das sich vor allem in einem
deutlichen Anstieg der Mitarbeiterzahl und in der zunehmenden Diversifikation des
Dienstleistungsportfolios ausdrückt.
ThunderTip hat sein Dienstleistungsspektrum in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die Agentur bietet nun auch Übersetzungen und Terminologiedienste für
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
13
AMMERMANN 2009 | Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente in wissensintensiven KMU
mehrsprachige Dokumentationen an und erbringt Dienstleistungen für das Marketing
von Kundenunternehmen, vorwiegend im technischen Bereich. Das jüngste Geschäftsfeld ist die Produktion von Anleitungsfilmen, die als visuelle Bedienungsanleitungen
ohne sprachliche Elemente dienen und somit ohne Anpassung global einsetzbar sind.
ThunderTip hat neben dem Inhaber, der zugleich Geschäftsführer ist, zwölf feste
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen sechs im Laufe des letzten Jahres neu
dazu gekommen sind. Anfang 2009 waren ca. 90 Aufträge in Bearbeitung. ThunderTip befindet sich damit in einer Übergangsphase von einer Agenturgröße, in der
unmittelbare und informelle Kommunikationswege vorherrschten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Wissen wie selbstverständlich direkt miteinander geteilt
haben, hin zu einer stärkeren funktionalen Gliederung mit mehr Schnittstellen und
Kompetenzüberschneidungen. Die steigende Anzahl der Aufträge und die breitere
Dienstleistungspalette kann nicht mehr durch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
gleichermaßen bzw. ausreichend überblickt werden.
Auf Initiative einer Projektleiterin und des Verkaufsleiters wurde mit dem Verfasser dieses Beitrags ein anwendungsorientiertes Forschungsprojekt innerhalb der
Agentur vereinbart. Anlass waren vage Wahrnehmungen über Defizite bei den
Geschäfts- und Supportprozessen, in der internen Kommunikation und beim Umgang
mit explizitem Wissen, die vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Entwicklung
der Agentur entstanden. Zunächst unter dem Leitbild der Optimierung von Prozessen
und noch nicht unter dem Begriff Wissensmanagement begann der Verfasser eine
Tätigkeit als externer Berater des Agentur-Teams.
Spezifische Herausforderungen
Auffällig zu Beginn der Zusammenarbeit war die nur geringe direkte Einbindung des
Inhabers und Geschäftsführers der Agentur bei Initialisierung des Projektes. Dadurch
blieb zunächst unbestimmt, in wie weit der Inhaber Anlass und Ziele des noch vage
vereinbarten Projektes sich selbst zu eigen machte und mit trug.
ThunderTip ist seit über 20 Jahren als kleine inhabergeführte Agentur tätig und
weist entsprechende Merkmale auf. So erfolgte die Akquise und die Abrechnung von
Aufträgen lange Zeit durchgängig über den Inhaber. Die Kommunikation zu den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolgt in der Regel direkt in informeller Form und
ohne hierarchische Zwischenstufen. Zudem betreibt der Inhaber ein von ThunderTip
unabhängiges Nebengeschäft, das ihn zunehmend zeitlich in Anspruch nimmt. Seit gut
einem Jahr wird er in der Akquise und beim Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes von
einem Verkaufsleiter unterstützt. Finanziell ist das Unternehmen immer wieder von
Liquiditätsengpässen bedroht, da Aufträge teilweise über längere Zeit vorfinanziert
werden müssen, bis eine erste Rechnungsstellung erfolgen kann. Alle Produkte und
Dienstleistungen werden als Unikate kalkuliert, die nicht in Serie produziert und
verkauft werden können. Die Aufträge werden mit wenigen großen und langjährigen
Kunden über Stundenkontingente und mit den übrigen Kunden über individuelle
Angebote abgewickelt.
Es wurde deutlich, dass der langjährige Inhaber zu Beginn des Projektes nicht die
treibende Kraft für die strategische Weiterentwicklung von ThunderTip war. Der
Wunsch nach Veränderungen wurde bald besonders in den Reihen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spürbar. Dort wurden teilweise spezifische Erwartungen
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
14
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 01 – Page 09–22
gegenüber dem Berater formuliert. Diese waren anscheinend aus ihrer Sicht von
Seiten des Inhabers zu einem großen Teil unbeantwortet geblieben. Dabei spielte auch
eine Rolle, dass der Inhaber aufgrund zurückliegender negativer Erfahrungen mit
direkten Feedback-Situationen eine größere Distanz zu den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern als zuvor eingenommen hatte.
Methodenanwendung im Beratungsprozess
Die Phase der Projektinitialisierung war mit der ersten vagen Zielvereinbarung mit
den Initiatoren nicht abgeschlossen und setzte sich noch ca. zwei Wochen fort, in
denen sich das Agentur-Team und der Berater selbst mit seiner Rolle und den
Anforderungen des Projektes grundsätzlich vertraut machen konnten. Der Berater
entschied dann gemeinsam mit Inhaber und Einkaufsleiter, das Projekt vorrangig unter
die Fragestellung »Wissensmanagement für ThunderTip?« zu setzen und zunächst die
Bedarfsanalyse in den Vordergrund zu stellen. Die Disziplin Wissensmanagement bot
das für das Profil der Agentur und die oben genannte vage Problemstellung geeignete,
breit gefächerte und praxisorientierte Instrumentarium. Für die Gestaltung des Beratungsprozesses nutzte der Berater daher das Vorgehensmodell von ProWis (s. o.).
Methodenkombination für Empirie und Mitgestaltung
Ausgehend von der in der Literatur vertretenen Erkenntnis, dass erfolgreiches
Wissensmanagement vor allem auf einer wissensfreundlichen Unternehmenskultur
gründet, die von den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgestaltet
werden sollte (vgl. TREICHEL 2007, S. 135; VOIGT et al. 2009b, S. 280), wählte der
Berater Erhebungsmethoden aus, die das gesamte Team der Agentur mit seinem
Wissen und vielfältigen Perspektiven umfassen konnte. Dies waren die teilnehmende
Beobachtung, die standardisierte Befragung und Leitfadeninterviews. Diese Methoden
wurden miteinander kombiniert und auf die spezifische betriebliche Situation übertragen. Diese Methodenkombination hat sich gerade in der qualitativen Sozialforschung
bewährt, um durch Triangulation die Validität von Ergebnissen zu erhöhen (FLICK
2004). Im Projekt WissMAgenta sollten sie zudem dazu dienen, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter einschließlich der Geschäftsführung zur Reflexion über den betrieblichen Umgang mit Wissen und die interne Kommunikation anzuregen. Zudem sollten
nicht nur der Ist-Zustand, sondern auch bereits existierende Ideen für Veränderungen
erfasst werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten damit die Gelegenheit
erhalten, sich aktiv in das Projekt einzubringen und die mögliche Richtung des
Wissensmanagement selbst zu gestalten.
Für die Analyse sollte ein möglichst umfassendes Bild der betrieblichen Prozesse
und des Arbeitsalltags von ThunderTip gewonnen werden, um Stärken und Schwächen des Agenturwissens und der wissensrelevanten Rahmenbedingungen sichtbar zu
machen. Dies umfasst sowohl fachliche und formale Vorgehensweisen, die technische
Infrastruktur und die Kommunikationskultur.
Es wurden vor allem Daten aus folgenden Teilbereichen erhoben:
▪ Beschreibung und Gewichtung der Geschäftsfelder und Kernkompetenzen
▪ Prozesse der bisherigen Auftragsabwicklung
▪ Wissensstärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
▪ Schnittstellen zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zu den Kunden
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AMMERMANN 2009 | Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente in wissensintensiven KMU
▪ Identifikation von Reibungspunkten in der Zusammenarbeit
▪ Bestand und Zustand der technischen Infrastruktur
▪ Umgang mit Dokumenten und Daten
▪ Probleme der Arbeitsgestaltung
▪ Selbstverständnis und Führungsstil des Inhabers
▪ Wahrnehmungen des betrieblichen Klimas
Für die Einführung von Wissensmanagement-Lösungen stehen nicht theoretische
bzw. formale Definitionen und Systeme im Vordergrund, sondern das reale Handeln
der Akteure. Für dieses reale Handeln sollen der Bedarf analysiert und Lösungsangebote erarbeitet werden. Spontane oder erfragte Einzeläußerungen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter wurden daher als eine wesentliche, aber nicht hinreichende Quelle der
Bedarfsanalyse betrachtet. Vielmehr wurde eine umfassende Feldanalyse mit inhaltlichen Facetten und zeitlichen Verläufen angestrebt. Diese sollte auch Daten liefern, die
von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht explizit bzw. auf Anfrage mitgeteilt
wurden, sondern sich implizit oder unausgesprochen aus Situationen und Ereignissen
ergaben. Für diese Perspektive wurden Methoden der Feldforschung vorgezogen, mit
denen Daten direkt im realen Untersuchungsfeld und über einen längeren Zeitraum in
unmittelbarer Nähe der Untersuchungsobjekte in ihrem natürlichen Kontext erhoben
werden. Einen Schwerpunkt bildete dabei für die vorliegende Fallstudie die teilnehmende Beobachtung (vgl. ATTESLANDER 2008, S. 88ff; SCHÖNHAGEN / WITTMANN 2004, S. 3f). Mit ihr wurden über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen die
oben genannten Daten aus dem Alltagsgeschehen der Agentur möglichst realitätsnah,
anschaulich und über einen längeren zeitlichen Verlauf erfasst. Dadurch können z. B.
als selbstverständlich hingenommene und daher nicht mehr durch die Akteure explizit
benannte Abläufe durch den Blick des Beraters sichtbar gemacht werden.
Dieser Ansatz wurde kombiniert mit weiteren empirischen Methoden, die zusätzliche, parallele Daten über das gleiche Feld über einen anderen Zugang gewinnen und
somit die Validität der Ergebnisse erhöhen. Durch diese Methodenkombination sollten
zudem qualitative und quantitative Daten zu den gleichen Fragestellungen erhoben
werden, um diese ggf. vertieft weiter bearbeiten zu können. Mit einem kurzen quantitativ orientierten Fragenkatalog wurde das Funktionieren in der Praxis der Prozesse
und Infrastruktur sowie die Wahrnehmung von Kommunikation und Zusammenarbeit
in der Agentur erfragt. Mit daran zeitlich unmittelbar anschließenden kurzen halbstrukturierten Leitfadeninterviews wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt
nach ihrer persönlichen Sicht über die Stärken und Schwächen der Wissensverarbeitung der Agentur allgemein sowie nach den förderlichen und hinderlichen
Bedingungen ihres eigenen Arbeitsplatzes befragt. Mit den Ergebnissen daraus sollte
eindeutiger Handlungsbedarf für Problemstellungen identifiziert werden, die viele
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Tendenz ähnlich wahrnehmen.
Das Datenmaterial der Beobachtung und der Befragung wurde textlich und grafisch
aufbereitet und dem Inhaber und den Teammitgliedern in strukturierter Form präsentiert.
Wissensbilanzierung als Relevanzfilter der Analyse
Die Anwendung mehrerer Methoden auf ein Untersuchungsfeld produziert eine große
Menge heterogener, divergierender und sich teilweise widersprechender Daten. Eine
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Analyse der Daten allein am grünen Tisch ist daher nur eine brüchige Entscheidungsgrundlage für die Richtungsbestimmung des Wissensmanagement. Eine Synthese der
Ergebnisse und ihre Kondensierung im Hinblick auf das Wissensmanagement in
einem Unternehmen ist ohnehin keine vorrangig theoretisch-wissenschaftliche,
sondern eine strategische Aufgabe. Das dafür naheliegende Instrument in einer
wissensintensiven KMU ist die Wissensbilanzierung. Sie bietet einen systematischen
Rahmen mit dem eine Vielzahl von Einzeldaten über das Wissenspotenzial eines
Unternehmens miteinander verknüpft werden und anhand relevanter Fragestellungen
interpretiert werden können (vgl. BORNEMANN / REINHARDT 2008, S. 13 ff). Sie
erhebt zudem den Anspruch, die Analyse und Steuerung nicht allein in der Geschäftsführung stattfinden zu lassen, sondern unter Beteiligung von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, die ihren jeweiligen Arbeitsbereich vertreten.
Im Projekt WissMAgenta nutzte der Berater das Konzept aus dem WissensbilanzLeitfaden 2.0 des BMWI (2008), um für ThunderTip eine Wissensbilanz light unter
Beteiligung eines Großteils des Teams zu erstellen. Sie war »light«, um der starken
Beanspruchung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch operative Aufgaben
gerecht zu werden und die Akzeptanz der Geschäftsführung für einen ohnehin aufwändigen Erhebungsprozess zu bewahren.
Der Berater führte einen ca. fünfstündigen Workshop durch, der vornehmlich das
Strukturkapital behandelte, das sich als Schwerpunkt in der teilnehmenden Beobachtung und der anschließenden Befragung herauskristallisierte. Darin wurden relevante
Einflussfaktoren ausgewählt und zusammen mit den Geschäftsprozessen mit Hilfe
einer QQS-Analyse (Qualität, Quantität, Systematik) bewertet (vgl. BMWI 2008,
S. 21ff). In einem zweiten Schritt wurden die Wirkungen der Einflussfaktoren auf die
Geschäftsprozesse und untereinander bestimmt. Für eine effiziente und dennoch stark
partizipative Durchführung des Workshops wurden die Aufgaben der Bewertung und
Wirkungsanalyse auf Zweierteams aufgeteilt. Diese hatten die Aufgabe, aus den
zusammengestellten und ausgehängten Ergebnissen der Befragung, die in über 30
Einzelthemen gegliedert war, diejenigen auszuwerten, die für den ihnen zugewiesenen
Einflussfaktor bzw. Geschäftsprozess relevant waren. Somit flossen die aus der
Methodenkombination gewonnenen Daten unmittelbar in die Wissensbilanz light ein,
die dafür als Relevanzfilter diente. Die Ergebnisse der Zweierteams wurden in der
Gesamtgruppe zusammengeführt, um sie auf ihre Konsensfähigkeit zu prüfen. Bei
Widerspruch wurde ein neues Ergebnis ausgehandelt oder die nicht unmittelbar zu
lösende Uneinigkeit dokumentiert. Die Auswertung wurde durch den Berater mit Hilfe
der Software Wissensbilanz-Toolbox (AK-WB 2009) durchgeführt und in einem
Bericht dokumentiert. Dieser enthielt bereits Vorschläge des Beraters für mögliche
Handlungsfelder des Wissensmanagement und wurde allen Teammitgliedern zur
Verfügung gestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Feedback der betrieblichen Akteure
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten in ihrer großen Mehrheit eine große
Aufgeschlossenheit gegenüber dem Projekt und der Rolle des Beraters, im Unterschied zur bereits erwähnten ambivalenten Haltung des Inhabers. Sie gaben im
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Rahmen der teilnehmenden Beobachtung bereitwillig und offen Auskunft über ihre
Tätigkeiten und etwaige Probleme. Darin und in der anschließenden Befragung und
den Interviews zeigte sich eine große Bereitschaft, die Arbeitsweise und die Kooperation und Kommunikation im Unternehmen weiter zu entwickeln (s. a. FINKE 2009a).
Vor allem die dominierende Rolle der praktizierten informellen Kommunikation zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bildete dafür die Grundlage. Zudem war
eine starke Neigung zu spüren, das bestehende Wissen zu entwickeln und neues aufzubauen. Auch wurde der Wunsch deutlich, sich besser zwischen den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern und Funktionsbereichen abzustimmen; seit über einem Jahr hatte
es keine Besprechung des gesamten Teams mehr gegeben. Das Projekt WissMAgenta
wurde überwiegend als Bereicherung empfunden und als willkommener Anstoß für
einen überfälligen Entwicklungsprozess des Unternehmens. Gleichzeitig wurde
Skepsis geäußert, ob die Geschäftsführung und insbesondere der Inhaber diesen
Entwicklungsprozess aufzunehmen bereit ist.
Die positive Grundhaltung der Erhebungsphase wurde auch in den Workshop für
die Wissensbilanz light übertragen. Es gelang darin, in den meisten Punkten ein
gemeinsames Verständnis über die Bewertung und Wirkung der Einflussfaktoren herzustellen. Somit wurden Ansätze für ein gemeinsames mentales Modell (vgl. WILLKE
2001, S. 48ff) über die Agentur deutlich, auf denen die weiteren Projektphasen hätten
aufbauen können. Daher dienten die Ergebnisse dem Berater mit Rückhalt des Teams
dazu, Handlungsfelder zu identifizieren und der Geschäftsführung Vorschläge für die
weiteren Ziele vorzulegen. Diese Vorschläge wurden vom Inhaber inhaltlich überwiegend unterstützt. Dennoch setzte er die Zusammenarbeit mit dem Berater nicht fort, da
ihm der erwartete Nutzen gegenüber den veranschlagten Kosten nicht ausreichend
erschien.
Methodische Bewertung
Für die Gestaltung der Rolle des externen Beraters hat sich die gewählte Kombination
mehrerer Erhebungsmethoden im Zusammenspiel mit der Wissensbilanzierung bewährt. Die ausführliche Phase der teilnehmenden Beobachtung im Agenturgeschehen
hat sich als wesentlich herausgestellt, um das Projekt partizipativ zu gestalten. Der
Berater konnte seine neutrale Funktion ausfüllen und war gleichzeitig – wenn auch
begrenzt – in das Team sozial integriert. Durch dieses gemeinsame Erleben des Agenturalltags konnten sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunehmend mit den
Fragestellungen des Wissensmanagements auseinandersetzen und an dem Projekt teilhaben. Dabei konnten jedoch nicht alle Funktionsbereiche der Agentur und damit auch
nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund der räumlichen und zeitlichen
Begrenzungen in gleicher Intensität von der teilnehmenden Beobachtung erfasst
werden. Andererseits konnten mit der teilnehmenden Beobachtung qualitative Daten
gewonnen werden, die mit der Befragung alleine nicht explizit sichtbar geworden
wären, z. B. weil eingefahrene Handlungs- und Denkweisen durch die Befragten nicht
hinterfragt wurden, sondern erst durch den Berater als unvoreingenommener Beobachter des Alltags erkannt werden konnten.
Die teilnehmende Beobachtung erwies sich zudem als wertvoll für die bevorstehende Befragung. Aus den Beobachtungen konnten einerseits bereits die relevanten
Schwerpunkte für die standardisierte Befragung gewonnen werden, andererseits
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ermöglichte es dem Berater, in den anschließenden Interviews zügiger auf eine
gemeinsame Verständigungsebene zu gelangen, da er Sprachgebrauch und Kontext
zuvor verinnerlichen konnte. Darüber hinaus zeigte die direkte Kombination der standardisierten Befragung mit anschließendem Leitfadeninterview, wie die Vorteile der
quantitativen Vergleichbarkeit mit denen der qualitativen Differenzierung sich gegenseitig verstärkten. Die Themen des Fragenkatalogs lieferten Gesprächsstoff für das
Interview und umgekehrt konnte im Interview die Vereinfachung des Fragenkatalogs
relativiert werden und dies in einem direkten zeitlichen Zusammenhang. Die Befragung konnte somit zeitlich und inhaltlich sehr effizient durchgeführt werden. Auch
konnten über die Befragung Lücken der teilnehmenden Beobachtung ausgeglichen
werden, da mit ihr alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschließlich des Inhabers
erfasst wurden.
Hinsichtlich der durchgeführten Wissenbilanzierung light hat sich die intensive und
detaillierte Vorbereitung des Ablaufs und der Materialien als entscheidend für den
Erfolg herausgestellt. Hierzu lieferten die aufbereiteten Ergebnisse der teilnehmenden
Beobachtung und der Befragung die inhaltlichen Beiträge, die andernfalls – wie im
vollständigen Konzept der Wissenbilanz 2.0 beschrieben – in mehreren Workshops
hätten erarbeitet werden müssen (vgl. BMWI 2008). So konnte ein konzentrierter und
ergebnisorientierter Ablauf des Workshops in wenigen Stunden gestaltet werden.
Insofern hat die Kombination mit anderen Erhebungsmethoden eine schlanke Durchführung der Wissensbilanzierung erst möglich gemacht.
Die partizipative Form des Workshops war zudem ein geeigneter Baustein in der
Teamentwicklung hin zu mehr gemeinsamer und strukturierter Kommunikation als
Ergänzung zur vorherrschenden informellen und spontanen Kommunikation auf
überwiegend bilateraler Ebene. Die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
gemeinsam erarbeiteten Bewertungen und Wirkungsanalysen boten damit eine valide
Basis für die weitere Zielsetzung des Projektes.
Fazit
Sozialwissenschaftliche Methoden, die auf betriebliche Anwendungsfelder übertragen
werden, müssen in ihrer Zielrichtung nicht darauf begrenzt sein, empirische Daten zu
liefern. Sie bieten in geeigneter Anwendung vielfältige Ansatzpunkte, um partizipative
Entwicklungen in Organisationen zu fördern. Gerade in wissensintensiven KMU mit
überschaubaren und flachen Strukturen bietet sich dieser erweiterte Blickwinkel an,
um den Umgang mit Wissen weiterzuentwickeln und Wissensmanagement als Aufgabe des gesamten Teams lebendig werden zu lassen. Die Kombination mehrerer
Methoden verstärkt nicht nur die Validität der Ergebnisse, sondern erleichtert auch
eine umfassende Beteiligung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowohl in der
thematischen Breite als auch der inhaltlichen Tiefe. Die Wissensbilanz liefert für
Empirie und Partizipation das geeignete Instrumentarium, um den Analyseprozess im
Wissensmanagement in eine Art Höhepunkt und Abschluss münden zu lassen, in der
die Bedeutung der inhaltlichen und mentalen Teilhaberschaft der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter am Unternehmen besonders deutlich wird. Darin wird die enge
Verbindung von Wissensmanagement und Partizipation deutlich.
Die ausführliche Phase der teilnehmenden Beobachtung hat besonders dazu beigetragen, den partizipativen Prozess in den operativen Alltag zu integrieren und die
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nachfolgenden Analyseschritte mit Befragung, Interview und Workshop zeiteffizient
zu gestalten. Dadurch wird dieses Modell gerade für KMU interessant, die häufig im
operativen Geschäft nur geringe Spielräume für systematische Entwicklungsprozesse
haben.
Ob die beschriebene Vorgehensweise für stark gewinnorientiert ausgerichtete
Berater eine realistische Option ist, scheint jedoch fraglich, da insbesondere die teilnehmende Beobachtung für den Berater einen Zeitaufwand beinhaltet, der vermutlich
innerhalb der üblichen Berater-Honorare für KMU selten vertretbar ist. Daher sind
angemessene Geschäftsmodelle für Berater erforderlich, die dem Bedarf in wissensintensiven KMU begegnen können und möchten.
Unabhängig von der monetären Seite kann die beschriebene Methodenkombination
nur dann voll zum Tragen kommen, wenn Partizipation und ihre systematische Entwicklung von Inhaber bzw. Geschäftsführung ausdrücklich gewollt und nicht lediglich
geduldet werden. Halbherzige Entwicklungsprozesse bergen das Risiko geweckter,
aber unerfüllt bleibender Erwartungen.
Für Geschäftsführungen in wissensintensiven KMU, die für systematische Entwicklungen offen sind, sowie ihre Berater, mögen die vorgestellten Ansätze jedoch
eine Ermutigung sein, den partizipativen Weg bewusst und mutig einzuschlagen.
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Studie. In: BORCHERT, Margret (Hrsg.): Wissensmanagement in wissensintensiven Dienstleistungsprozessen. Lohmar : Eul, 2004, S. 83–123
WILLKE 2001
WILLKE, Hellmut: Systemisches Wissensmanagement. 2., neubearb. Aufl. Stuttgart : Lucius und Lucius,
2001 (UTB ; 2047)
WONG 2005
WONG Kuan Yew: Critical success factors for implementing knowledge management in small and
medium enterprises. In: Industrial Management & Data Systems 105 (2005), Nr. 3, S. 261–279
Eingegangen: 2009-08-06
Rainer Ammermann
HAW Hamburg
Diplom-Bibliothekar (FH); seit 2008 Teilnehmer im Masterstudiengang
Informationswissenschaft und -management an der HAW Hamburg;
zuvor mehrjährige Tätigkeit im Informationszentrum einer wissenschaftlichen Einrichtung des Bundes ; freiberufliche Tätigkeit für
Projekte des Informationsmanagements und der Wissensentwicklung;
Studium des Bibliotheks- und Informationsmanagements an der HAW
Hamburg.
E-Mail:
| Department Information, 2009
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5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet
Sites – Beschreibung von fünf Möglichkeiten zur Erhöhung der Nutzbarkeit von
SharePoint Intranet Seiten
von Claudia Irle
Kurzfassung Die Arbeit berichtet über die Ergebnisse einer Umfrage zu Thema SharePoint Usability, die
bei Mitarbeitern der Hamburger Behörden im Sommer 2009 durchgeführt wurde. Hier sollte
erforscht werden, wie die Mitarbeiter seit Anfang 2007 mit der Microsoft SharePoint 2007
Technologie arbeiten bzw. wie SharePoint im Tagesgeschäft akzeptiert wird und ob dessen
Funktionen sinnvoll eingesetzt werden. Diese Fragestellungen wurden mit einer Umfrage, die
ebenfalls über eine SharePoint-Seite realisiert wurde, erforscht. Anschließend wird in dieser
Arbeit gezielt auf die Defizite im Umgang mit SharePoint, die sich aus der Umfrage ergaben,
eingegangen. Aus den Ergebnissen konnten neue Erkenntnisse darüber gezogen werden, wie
andere Methoden im Umgang mit SharePoint präsentiert werden können. Diese werden
anschließend in fünf Punkten als Lösungsvorschläge für eine Verbesserung der SharePointUsability vorgestellt.
Deskriptoren Dokumentenmanagementsysteme | Teamwork | SharePoint | Usability | Intranet |
Informationsmanagement
Abstract
The paper reports on the results of a poll topic about SharePoint usability. The survey was
carried out among employees of the Hamburg authorities in the summer of 2009. The
intention was to investigate how employees are using SharePoint 2007 technology since the
beginning of 2007 and how it has been accepted in daily routine and if its functionality is
used in a reasonable way. This investigation was realized by means of a survey which itself
was created using SharePoint. This paper discusses in particular the deficiencies that have
been revealed by the survey. New Insights how to develop new methods working with
SharePoint have been deducted from the results. This will be discussed and presented in five
points as a proposal to enhance SharePoint usability.
Keywords
document management system | Teamwork | SharePoint | Usability | Intranet |
information management
In der heutigen modernen Geschäftswelt ist es normal geworden, dass die
Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Behörde an unterschiedlichen
Standorten verteilt sind. Daher ist es notwendig, dass die Mitarbeiter eines
Teams in engem Kontakt zueinander stehen können. Die Effizienz dieser
Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Die Erfüllung solcher Anforderungen
kann heute mit Microsoft SharePoint 2007 realisiert werden. SharePoint bindet
die Techniken für Zusammenarbeit und Kommunikation in eine webbasierte
Umgebung (Browser) ein. Außerdem integriert sich die Technik nahtlos in
Desktop-Anwendungen wie z. B. Microsoft Office.
Viele Prozesse in der Verwaltung sind immer noch stark Papier- und dokumentengetrieben und werden manuell abgearbeitet. Aus dieser Vorgehensweise
resultieren Intransparenz, Medienbrüche und letztendlich Ineffizienz. Daher
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
wird immer mehr dazu übergegangen, diese Prozesse elektronisch abzubilden.
Ein gutes Beispiel für solch einen Prozess ist der Umlauf von Dokumenten.
Diese werden in eine Mappe gesteckt und dann bei den betreffenden Bearbeitern durchgereicht.
Der Einsatz von Microsoft SharePoint ermöglicht es, die Prozesse der
Verwaltungsbereichs technisch abzubilden. In diesem Artikel soll auf die Möglichkeiten eingegangen werden, wie mit Microsoft SharePoint die Usability auf
Intranetseiten mit Hilfe der Anwender noch weiter verbessert werden kann.
Was ist SharePoint?
Microsoft Office SharePoint Server, kurz SharePoint oder MOSS, ist eine
Software Technologie aus dem Hause Microsoft, deren Fokus auf der Unterstützung von Zusammenarbeit liegt. Dies bedeutet insbesondere Zusammenarbeit an Dokumenten, Erweiterung der Terminplanung und Wissensmanagement. Der Einsatz dieser Technologie dient als Grundlage für eine über das
Intranet erreichbare Plattform zur Kommunikation mit anderen Arbeitsgruppen.
Weiterhin ist SharePoint 2007 als ein Bestandteil des Microsoft Office 2007
Pakets anzusehen. Es besteht eine enge Integration in Word, Excel, PowerPoint
und Outlook. So können Dokumente zum Beispiel direkt aus Word heraus in
einen SharePoint Arbeitsbereich gespeichert werden. SharePoint stellt somit
eine Infrastruktur bereit, die es ermöglicht, auf einfache Art und Weise auf
Dokumente und Informationen zuzugreifen. Verwendet wird SharePoint – da
die Software auf Web-Technologie basiert – über den InternetBrowser. Der
Einsatz des Browsers bedeutet für den Anwender eine komfortable Nutzung
ohne eine aufwendige Clientinstallation. Somit kann auf die SharePointPlattform von jedem Bildschirmarbeitsplatz innerhalb eines Firmennetzwerkes
zugegriffen werden.1
Neben den Portaleinstiegsseiten, die zentrale Informationen und Dokumente
beinhalten können, gibt es zwei unterschiedliche Bereiche, für die Seitenvorlagen zur Verfügung gestellt werden: Zusammenarbeit und Terminorganisation. Im Bereich Zusammenarbeit steht das gemeinschaftliche Erarbeiten
von Themen im Vordergrund. Dazu werden Dokumentenbibliotheken und Diskussionsforen zur Verfügung gestellt. Die Terminplanung erweitert die
Outlook-Terminplanung. An einen Termin kann eine Besprechungsseite – der
sogenannte Besprechungsarbeitsbereich – geknüpft werden. In diesem Bereich
können zum Beispiel relevante Dokumente veröffentlicht werden, Tagesordnungspunkte geplant oder Aufgaben vergeben werden.
1
Die dazu nötige technische Umgebung sieht wie folgt aus: Server: Windows Server 2003 SP1, .Net Framework 3.0,
Microsoft SharePoint Services 3.0 oder Microsoft Office SharePoint Server 2007, Anbindung an ein Active Directory über
Microsoft Exchange Client: Windows Server 2003, Windows XP oder Vista, Microsoft Office Paket 2003 oder 2007,
Internet Explorer ab Vers. 6.0 (besser 7.0)
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
24
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Der große Vorteil der SharePoint-Technologie ist ihre Dynamik und Flexibilität. Berechtigte Nutzer können nicht nur Inhalte einstellen und pflegen,
sondern auch neue Bereiche anlegen. Dadurch ist es möglich, zu aktuellen
Fragestellungen spontan einen neuen SharePoint-Arbeitsbereich anzulegen.
Diese Arbeitsbereiche verfügen über eine eigene Rechteverwaltung, so dass die
Inhalte vor unbefugtem Zugriff gesichert sind. In diesen Bereichen können
auch Besprechungen mit allen dazugehörenden Informationen verwaltet werden oder Dokumente gemeinsam erarbeitet werden. Das Dokumentenmanagement erfolgt bei SharePoint mit Hilfe von Metadaten, die zusätzlich zum Dateinamen vergeben werden, wenn ein Dokument in einen Bereich eingestellt wird.
Diese Dokumentenbereiche werden Bibliotheken genannt.
Die Ausgangssituation
Die SharePoint 2007-Technologie steht seit Anfang 2007 den Behörden der
Stadt Hamburg zur Verfügung. Die einzelnen Abteilungen haben jeweils ein
eigenes Portal, in dem sie Dokumente, Kontakte und Termine hochladen und
als Zusammenarbeitsplattform verwenden können. Davon wird auch von den
Mitarbeitern rege Gebrauch gemacht. Da SharePoint sehr komplex ist, werden
seit der Einführung regelmäßig Schulungen für die Anwender angeboten. Die
Abteilungen bekommen auf Antrag bei der zuständigen IT-Abteilung ein
SharePoint-Portal eingerichtet und dann zugewiesen. Dieses Portal wird dann
mit Kennung und Passwort an einen Mitarbeiter der Behörde übergeben, der
dann als zuständiger Administrator die zukünftige Betreuung des Portals übernimmt. Damit ist die Übergabe abgeschlossen. Der neue Administrator richtet
die einzelnen Mitarbeiter der Behörde auf dem neuen SharePoint-Portal ein
und verwaltet deren Rechte. Die neuen Mitglieder sind ab der Übergabe mit
ihrem Portal auf sich selbst gestellt. Als hilfreich erweist sich die große Microsoft-Office-Erfahrung, die die Anwender haben, da in der Behördenlandschaft
der Stadt Hamburg das Office-Paket von Microsoft seit vielen Jahren zur
Standardausrüstung eines Bildschirm-Arbeitsplatzes gehört.
Vor dieser Untersuchung bestand eine große Unsicherheit darin, wie es den
Anwendern mit der neuen Zusammenarbeitsplattform seit 2007 geht, ob und
wie die neue Technologie akzeptiert wird, ob die Mitarbeiter Defizite haben,
oder ob sonst etwas verbesserungswürdig sein könnte. Dies sollte mit einer
Umfrage bei den Mitarbeitern der Stadt Hamburg erforscht werden.
Methodisches Vorgehen
Die Umfrage
Um herauszufinden, was die Anwender der Stadt Hamburg im Tagesgeschäft
mit der Arbeit auf einem SharePoint-Portal bis jetzt umgesetzt bzw. noch nicht
verwendet haben, wurde eine Umfrage in einem eigenen Arbeitsbereich
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
25
IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
erstellt. Dieser Arbeitsbereich war nur für eine bestimmte Anwendergruppe der
Stadt freigeschaltet.
Für die Art der gewünschten Informationsermittlung wurde die Umfragefunktion in SharePoint ausgewählt, weil diese über das SharePoint-Portal einen
einfachen Weg zur Verfügung stellt, um die gewünschte Anwendergruppe zu
erreichen. Dazu wurden die Mitarbeiter für die Umfrage auf dem SharePointPortal explizit berechtigt (vgl. Bild 1).
Bild 1 Startseite
der Umfrage auf
einem SharePointPortal
Die Umfrage war mit unterschiedlichen Fragetypen ausgestattet. Folgende
Typen wurden verwendet:
▪ offene Fragen,
▪ geschlossene Fragen,
▪ Auswahlfragen (Multiple-Choice),
▪ Bewertungsskalen (Likert-Skala).
Außerdem wurde bei geschlossenen Fragen einige Male eine Verzweigungslogik angewandt, d. h. wenn z. B. gefragt wurde, ob der Teilnehmer
bereits eine Schulung erhalten hat und dieser dann JA ausgewählt hatte, wurde
er zu einer Nachfrage in Form einer Likert-Skala weitergeleitet, die wissen
wollte, wie er die Schulung bewertet. Antwortete er stattdessen mit NEIN,
bekam er die Frage nach der Schulung nicht zu sehen und wurde zur nächsten
Frage weitergeleitet.
Die Umfrage zielte vornehmlich auf die Usability der SharePoint-Portale ab.
Die Teilnehmer wurden unter anderem dazu befragt, wie sie in ihrer täglichen
Arbeit mit ihren SharePoint-Portalen zufrieden sind, was sie an Funktionen
vermissen bzw. was verbesserungswürdig ist.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Bevor die Umfrage freigeschaltet und die ausgewählten Teilnehmer benachrichtigt wurden, fand ein sogenannter Pretest statt. Die Umfrage wurde dazu in
einem kleinen Rahmen innerhalb einer Abteilung durchgeführt. Die PretestTeilnehmer wurden per E-Mail-Einladung gebeten, die Fragen zu testen und
anschließend Feedback zu geben. Bei der Verzweigungslogik gab es am
Anfang noch kleine Fehler und bei den Textformulierungen zum Teil Missverständnisse. Diese wurden auf ihre Eindeutigkeit und Schreibweise überprüft.
Nachdem die Feedbacks abgearbeitet waren, wurde der gewünschte Teilnehmerkreis innerhalb Stadt Hamburg für die Umfrage in SharePoint berechtigt.
Per E-Mail-Verteiler wurden die Zielgruppe über die Umfrage informiert und
eingeladen. Um auf die Startseite der Umfrage zu gelangen, musste in der
E-Mail auf einen entsprechenden Link geklickt werden. Dieser führte direkt zu
der Startseite der SharePoint-Umfrage, die im Intranet der Stadt Hamburg
gehostet war.
Sämtliche Antworten der Umfrage wurden zuerst im SharePoint-Portal
gesammelt und nach Beendigung der Umfrage ausgewertet. SharePoint bietet
an dieser Stelle eine grafische Zusammenfassung sämtlicher Ergebnisse an,
aber zur besseren Analyse wurden die Ergebnisse nach Excel exportiert.
Auswertung der Umfrage
Bild 2 Ausschnitt
aus der grafischen
Auswertung von
geschlossenen
Fragen
Zur Auswertung der Umfrage gab es zwei Möglichkeiten: einmal die grafische
Zusammenfassung sämtlicher Antworten mit der Reportingfunktion in SharePoint und als zweites die
Möglichkeit des Exports
aller Ergebnisse nach
Microsoft Excel in eine
Tabelle. Für diese Arbeit
wurde beides angewandt.
Die grafische Auswertung zeigt mit einem
Blick bei den geschlossenen Fragen sehr deutlich, wie der Trend bei
den Antworten ist, gerade was die Likert-Skalen
betrifft (vgl. Bild 2).
Nachdem die grafische Auswertung durchgeführt und gesichert
war, erfolgte der Export der Ergebnisse nach Excel in eine Tabelle. Hier wurde
bei allen Antworten, die auf den Likert-Skalen basierten, das arithmetische
Mittel als weiteres Ergebnisfeld hinzugefügt.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
Analyse der Ergebnisse
Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass die Teilnehmer schon überwiegend
viel mit den SharePoint-Funktionen experimentiert hatten und bei den offenen
Fragen konstruktive Wünsche zur Verbesserung des Portals definierten. Deutlich hoben sich dort Begriffe ab wie Zentralität, Zusammenarbeit, Vermeidung
von Redundanzen und ein besseres Auffinden von Daten. 80 % der Teilnehmer
hatten bereits eine SharePoint-Schulung /vgl. Tab. 1) und von diesen Teilnehmern wüschten sich 69 % noch eine weitere. An dieser Stelle kann bereits die
Aussage getroffen werden, dass die SharePoint Technologie vom Großteil der
Anwender der Stadt Hamburg gut angenommen wird. Jedoch verwenden viele
Anwender meist aus Unkenntnis noch zu lange digitale Wege, gerade bei den
SharePoint-Funktionen, die das tägliche Arbeiten betreffen und eigentlich
erleichtern sollten.
Nachfolgend werden fünf Funktionsbereiche aufgezeigt, die bei vielen
Anwendern laut der Umfrage entweder wenig, nicht richtig, oder noch gar
nicht verwendet werden:
1. Funktionen von Outlook nach SharePoint
2. Funktionen von Word/Excel nach SharePoint
3. Individuelle Workflows
4. Vergabe von Metadaten für Dokumente
5. Lebenszyklen für erstellte Arbeitsbereiche und Besprechungsarbeitsbereiche
Die Anwendung und Beherrschung dieser fünf Funktionen würde den
Anwendern im täglichen Arbeitsablauf sehr helfen und die Usability eines
SharePoint-Portals deutlich verbessern. Die Auswertungen der Umfrageergebnisse sind in den folgenden fünf Lösungsvorschlägen enthalten.
Tab. 1 Einzelne
Ergebnisse aus der
Mitarbeiterumfrage
zur SharePointNutzung
HAW Hamburg
Nutzung von Besprechungsbereichen
55 %
Anteil Dokumente auf dem Portal
83 %
Einrichtung von Besprechungsarbeitsbereichen von Outlook aus
56 %
Anwendung von Lebenszyklen für Arbeitsbereiche
17 %
Einsatz von Workflows
76 %
Wunsch nach individuellen Workflows
74 %
Nutzung von zentralem Kontaktemanagement
17 %
Nutzung einer zentralen Aufgabenleiste
65 %
Dokument einstellen über Word
34 %
Anteil der Anwender, die eine Schulung hatten
80 %
Verwendung der RSS-Funktion
25 %
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Lösungsvorschläge
Vorschlag 1: Funktionen von Outlook nach SharePoint
Wenn eine Besprechung in einer Firma stattfindet, wird dafür zuerst ein
Termin vereinbart. Dann sind bestimmte Dokumente für die Besprechung
erforderlich und Tagespunkte müssen festgelegt werden. Auch kommt es vor,
dass bestimmte Teilnehmer noch einige Aufgaben als Vorbereitung auf die
Besprechung erledigen müssen.
Diese Anforderungen können mit dem Feature Besprechungsarbeitsbereich
von SharePoint umgesetzt werden. Das Mail- und Terminprogramm Microsoft
Outlook wird von allen Mitarbeitern der Stadt Hamburg intensiv genutzt. Man
kann davon ausgehen, dass auf jedem Client während eines Arbeitstages Outlook geöffnet ist bzw. im Hintergrund seinen Dienst tut. Daher ist der Klassiker
für eine gute Usability die Einrichtung eines Besprechungsarbeitsbereiches
oder eines Arbeitsbereiches auf dem SharePoint-Portal von Outlook aus (vgl.
Bild 3). Der Arbeitsbereich, in dem in der Regel Dokumente abgelegt werden,
kann auch von Word oder Excel aus eingerichtet werden. Der Besprechungsarbeitsbereich allerdings ist dabei an die Terminfunktionen von Outlook
gebunden.
Bild 3 Erstellung
eines Besprechungsarbeitsbereiches von
Outlook aus
Laut der Umfrage haben 55 % der Teilnehmer angegeben, dass sie mit dem
Besprechungsarbeitsbereich arbeiten bzw. arbeiten werden. Von diesen Teilnehmern haben wiederum 56 % angegeben, dass sie den Besprechungsarbeitsbereich von Outlook aus einrichten und 44 % von der SharePoint-Seite
aus. Diese 44 % müssen also immer das jeweilige SharePoint-Portal aufrufen,
um eine Terminübersicht zu erhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der
Einrichtung eines Besprechungsarbeitsbereiches direkt auf dem SharePoint die
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
Bild 4 Eingebundene Aufgaben-,
Kontakte- und
Terminlisten in
Outlook 2007
HAW Hamburg
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
Terminbindung mit Outlook nicht vorhanden ist. Es besteht hier lediglich die
Möglichkeit, nachträglich den SharePoint-Kalender mit Outlook zu verbinden,
dieser würde dann aber als zusätzlicher Kalender in Outlook angezeigt werden.
Und für jeden SharePoint einen eignen Kalender in Outlook einbinden, ist nicht
ratsam und weit entfernt von einer guten Usability.
Auch das Einrichten der Besprechungsteilnehmer muss im Nachhinein vorgenommen werden. Die Teilnehmer werden nicht automatisch informiert und
bekommen auch keine Aktualisierung ihres Outlook-Kalenders, da von vorne
herein die Verbindung nicht vorhanden war. Der Besprechungsorganisator
muss daher alle Teilnehmer manuell per Mail von der Besprechung informieren. Der Vorteil bei der Einrichtung von Outlook aus ist, dass hier alles zentral
gespeichert wird und automatisch alle Besprechungsteilnehmer per Mail informiert werden. Es besteht ja die Möglichkeit, dass der Organisator einer
Besprechung bereits mehrere Besprechungsarbeitsbereiche einrichtet hat. Diese
können sich wiederum auf verschiedenen SharePoint-Portalen befinden. Um
hier die Übersicht zu behalten, braucht der Organisator jetzt nur seinen Outlook
Kalender zu öffnen und hat dort automatisch alle Termine und die URL zu dem
Besprechungsarbeitsbereichen eingetragen. Die Teilnehmer der Besprechung
kann der Organisator ebenfalls bei Erstellung des Besprechungsarbeitsbereiches gleich mit einplanen. Diese bekommen dann automatisch per Mail eine
Einladung, die sich automatisch in deren Outlook-Kalender als Termin
einträgt.
Das Programm Microsoft Outlook erlaubt durch Einbindung auch den
Zugriff auf Kontakte, Kalender und Aufgabenleisten auf einer SharePoint
Website (vgl. Bild 4). Das interessante daran ist hier, dass diese drei wichtigen
Funktionen direkt auch von Outlook aus auf dem SharePoint-Portal angelegt
werden können. Die neuen
Einträge werden dann sofort
automatisch mit den Kalendern, Kontakten oder Aufgabenlisten des SharePointPortals synchronisiert. Fügen
nun andere Teammitglieder
neue Einträge hinzu, erhält
man diese sofort in Outlook durch eine automatische sofortige Synchronisation
angezeigt. Auf diese Art wird es den Teams ermöglicht, zentrale Listen zu
führen. So kann eine zentrale Kontaktliste erstellt werden, auf die alle
Mitglieder des Teams Zugriff haben. Auf diese Art hat jeder Anwender mit
Outlook alles unter einem Dach und kann so ein zentrales Aufgaben-,
Kalender- und Terminmanagement steuern. Die eingebundenen Listen aus Bild
4 stammen alle aus demselben SharePoint-Portal, es ist jedoch möglich, auch
aus anderen Portalen weitere Listen in Outlook einzubinden.
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Vorschlag 2: Word und Excel Funktionen in Richtung SharePoint
Wie bereits erwähnt, ist SharePoint 2007 eng mit Office 2007 verheiratet. Beides sind Software-Produkte aus der Microsoft Welt. Es gibt einige Wege, ein in
Word oder Excel erzeugtes Dokument auf ein SharePoint Portal in eine
sogenannte Dokumentenbibliothek hochzuladen.
In der Umfrage haben 83 % der Teilnehmer angegeben, dass sie meistens
Dokumente, die in Word oder Excel erstellt wurden, auf ihr SharePoint-Portal
ablegen. Bei der Frage, auf welche Art sie diese Dokumente hochladen, wurde
deutlich, dass immer noch sehr viele Anwender den umständlichsten Weg
dafür wählen. Hier haben 45 % der Teilnehmer angegeben, dass sie das neu
erzeugte Dokument zuerst lokal auf Ihrem Client speichern, dann den Browser
starten, um dann die SharePoint-Seite aufzurufen. Jetzt laden sie das Dokument
über die aufgerufene SharePoint-Site mit der Funktion »Dokument hochladen«
in die entsprechende Bibliothek bzw. Arbeitsbereich. Ein umständlicher Weg,
der unnötig Zeit kostet.
Hier wäre der weitaus bessere Weg, die Anwender starten ihr Word oder
Excel Programm und rufen von dort über eine Schnittstelle von dem Server,
auf dem der SharePoint gehostet wird, die Dokumente vom SharePoint-Portal
zum Lesen bzw. Bearbeiten ab. Hat der Anwender das Dokument in Word
erstellt, kann er jetzt unter der Verwendung des Menüpunkts Speichern unter
auswählen, wohin das Dokument gespeichert werden soll. Word 2007 bietet
dazu auch zusätzlich den Dokumentverwaltungsserver an. Wählt man diesen
aus, wird nun das Dateisystem oder das Netzwerk zum Ablegen angeboten.
Hat man von seinem Client aus noch nicht mit dem betreffenden SharePoint-Portal zusammengearbeitet und möchte das Dokument in eine bereits
vorhandene SharePoint-Bibliothek speichern, muss jetzt an dieser Stelle einmalig die URL des Portals unter Dateiname angegeben werden.2 Die URL zu
seinem SharePoint-Portal muss bzw. sollte jeder Anwender kennen. Nach der
Eingabe dieser URL erscheinen in der Speichern unter Dialogbox jetzt alle
Arbeitsbereiche und Bibliotheken, die in dem SharePoint-Portal enthalten sind.
Jetzt kann der Anwender durch Anklicken an den richtigen Speicherplatz
navigieren. Nachdem der Client sich zu dem angegebenen SharePoint-Portal
verbunden hat und dieses als Webspace jetzt unter Netzwerkumgebung automatisch eingebunden hat, kann beim nächsten Dokument einfach die entsprechende Bibliothek auf dem Portal beim erneuten Veröffentlichen ausgewählt
werden.
Der Vorteil dieser Methode ist der Zugriff auf die gesamte Funktionsvielfalt
von Word oder Excel, das Dokument wird von da aufgerufen, wo es zur
Bearbeitung sowieso hin muss. Der Anwender kann so auf den Einsatz des
Browsers verzichten, er sieht bereits durch Word alle Arbeitsbereiche,
2
So wie auch eine URL im Browser angegeben werden muss, wenn man eine bestimmte Webseite in Internet aufrufen
möchte, z.B. www n-tv.de
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
Bibliotheken und Dokumente aufgelistet. Auch die Vergabe von Metadaten für
ein Dokument ist von Word aus möglich, da diese beim erstmaligen Speichern
des Dokumentes über eines Dialogbox von SharePoint abgefragt werden.
Weiterhin ist es möglich, vor dem Abspeichern eines Dokumentes einen neuen
Arbeitsbereich auf dem Sharepoint-Portal anzulegen. Dies kann auch von
Word oder Excel aus erfolgen (vgl. Bild 5). Auch hier muss nicht das SharePoint-Portal extra aufgerufen werden, die erledigt das Office Programm ebenfalls. Man kann am gleichen Ort bleiben und von dort alles verwalten.
Bild 5 Öffnen des
Arbeitsbereiches
von Word 2007 aus
Vorschlag 3: Speziell programmierte Workflows
Manchmal soll ein Dokument durch einen automatischen Genehmigungsvorgang begleitet werden, bevor es veröffentlicht wird. Gerade in der Behördenlandschaft bietet sich daher der Einsatz der Workflowfunktion an, die von
SharePoint 2007 bereitgestellt wird. In der Umfrage gaben 76 % der Teilnehmer an, dass sie die Workflowfunktion bereits einsetzen bzw. einsetzen wollen.
Da SharePoint 2007 nur einige Standardworkflows anbietet, wünschen sich
wiederum 74 % der Teilnehmer speziell programmierte Workflows, die dann
individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Behörde zugeschnitten sind. Zur
Erstellung von individuellen Workflows stellt Microsoft ein Programm kostenlos zur Verfügung, den SharePoint Designer 2007. Mit diesem Programm ist es
möglich, individuelle Workflows selbst herzustellen. Dazu wird das komplette
SharePoint-Portal in das Design-Programm geladen. So können Workflows
speziell für das Portal erstellt werden.
In Verbindung mit einer neuen Funktion, die in SharePoint 2010 erstmalig
auf den Markt kommt, wird der individuelle Workflow noch zu weiterer
Bedeutung gelangen. Die 2010er Version enthält das neue Feature compounded
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
documents. Diese Funktion ermöglicht in Verbindung mit einen Workflow,
dass verschiedene Dokumente in ein Art digitale Umschlagsmappe gepackt
werden, die dann durch verschiedene Abteilungen weitergereicht werden kann,
bis alle benötigten Anwender die Dokumente eingesehen und zur Veröffentlichung oder Einreichung in eine höhere Instanz freigegeben haben. Falls ein
Dokument nachbearbeitet werden muss, kann der individuelle Workflow dafür
sorgen, dass der richtige Bearbeiter das Dokument nochmals bearbeitet, in dem
er einen z. B. einen Hinweis per Mail erhält mit einem Link, mit dem der Bearbeiter das Dokument direkt zum Bearbeiten aufrufen kann. In der Zwischenzeit
hält der Workflow die restlichen Dokumente in der Umschlagsmappe zurück,
bis alle Dokumente wieder vollständig sind. Gerade für eine Behördenlandschaft dürfte die Kombination aus dieser Funktion in Verbindung mit
individuellen Workflows zu einer großen Zunahme der Usability auf einem
SharePoint-Portal führen
Vorschlag 4: Vergabe von Metadaten
Aus den offenen Fragen der Umfrage geht hervor, dass die Anwender den
Einsatz von Metadaten nicht genügend anwenden. Lediglich zwei Teilnehmer
haben Metadaten erwähnt.
In SharePoint können für jedes eingestellte Dokument sogenannte Metadaten vergeben werden. Was ist der Vorteil solcher zusätzlichen Informationen? In erster Linie dienen Metadaten dazu, ein Dokument zu beschreiben. Das
Dokument kann Metadaten zum Autor, Erstellungsdatum, Version oder Thema
enthalten. Diese Daten erleichtern es, Dokumente später über die feldspezifische Suche wieder aufzufinden oder die in einem Dokument enthaltenen
Informationen zu ermitteln, ohne dazu das Dokument öffnen zu müssen. Auch
können Metadaten dazu verwendet werden, in den sogenannten Ansichten auf
einem SharePoint-Portal, die alle Dokumente einer Bibliothek auflisten, diese
z. B. nach Version zu sortieren oder nach Autor zu filtern. Die Metadaten
werden in SharePoint über Datenfelder, die einer Eigenschaftsmaske enthalten
sind, vergeben. Soll ein weiteres Datenfeld zur besseren Beschreibung von
Dokumenten angelegt werden, wird dies über eine neue Spalte in SharePoint
erzeugt. Auch können die neuen Datenfelder als Pflichtfelder markiert werden.
So müssen die Anwender, wenn diese ein neues Dokument auf das SharePointPortal laden, einmalig diese Metadaten vergeben. Diese bleiben, solange das
Dokument in der gleichen Bibliothek verbleibt, immer mit diesem verbunden.
Die Erstellung der zusätzlichen Datenfelder kann der zuständige Betreuer des
SharePoint-Portals oder der Bibliothek übernehmen. Die Anwender müssen
dann später beim Ablegen der Dokumente nur die Pflichtfelder ausfüllen, die
beim »Speichern unter« Vorgang in Form einer Dialogbox angezeigt werden.
Nur wenn die Felder der Dialogbox ausgefüllt werden, kann das Dokument auf
dem SharePoint-Portal abgelegt werden.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
Vorschlag 5: Die Einrichtung von Lebenszyklen für Arbeitsbereiche
Für jeden erstellten Arbeitsbereich in einem SharePoint-Portal, egal ob dieser
von einem Office-Produkt aus wie Outlook oder Word oder direkt auf einer
SharePoint-Site erstellt wurde, kann ein sogenannter Lebenszyklus eingerichtet
werden.
SharePoint-Arbeitsbereiche sind laut Microsofts Grundidee eigentlich als
temporäre Features anzusehen, welche nach einer gewissen Zeit wieder vom
SharePoint-Portal entfernt werden sollten, da diese veralten oder verwaisen
können. Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Lebenszyklen sind die Besprechungsarbeitsbereiche. Das Firmen und Behörden jede Menge Besprechungen
abhalten ist allgemein bekannt. 55 % der Teilnehmer, die aus den Behörden der
Stadt Hamburg kommen, haben angegeben, mit den Besprechungsarbeitsbereichen zu arbeiten. Unter Punkt 1 wurde bereits auf den Zweck und die Einrichtung dieser speziellen Arbeitsbereiche eingegangen. Doch was geschieht
mit den Bereichen, wenn die Besprechung vorbei ist? Sie werden oft vergessen
oder können sogar verwaisen. Dies geschieht, wenn der dazugehörende Termin
aus dem Outlook- oder dem SharePoint-Kalender gelöscht wird. Zwar sind der
Arbeitsbereich und seine Daten weiterhin über die ursprüngliche URL zugänglich, doch wird eine Warnung angezeigt, dass das Besprechungsdatum gelöscht
wurde. Der nicht mehr benötigte Besprechungsbereich muss dann manuell über
das SharePoint-Portal gelöscht werden. Dies führen die wenigsten Anwender
durch. In der Umfrage haben lediglich 17 % der Teilnehmer angegeben, mit
den Lebenszyklen zu arbeiten. Diese sind laut der Umfrage die noch unbekannteste Funktion von SharePoint 2007.
Was sind Lebenszyklen? Im Grunde ein einfaches, aber sehr effektives
Feature von SharePoint 2007. Das Feature löscht automatisch inaktive Arbeitsbereiche oder abgelaufene Besprechungsarbeitsbereiche. Diese Funktion muss
in der Zentraladministration von SharePoint einmalig auf Webanwendungsebene aktiviert werden (vgl. Bild 6). Danach kann die Funktion bei jedem
Arbeitsbereich verwendet werden.
Wird ein Arbeitsbereich nun nicht mehr verwendet oder verwaist durch das
Löschen der Termine in Outlook oder dem SharePoint-Kalender, bekommt der
ehemalige Ersteller des Arbeitsbereiches nach einer gewissen Zeit der Inaktivität eine automatische Mail von einem SharePoint-Systemkonto, in der er
durch einen Text inkl. der entsprechenden URL des Bereiches darauf hingewiesen wird, dass der Bereich seit einiger Zeit inaktiv ist. In dem Text wird
weiterhin die Löschung angeboten. Laut Microsoft ist der Grundgedanke für
Arbeitsbereiche bei der Entwicklung der SharePoint Technologie gewesen, das
diese nur von temporärer Natur sind. Daher ist für die Arbeitsbereiche keine
lange Lebensdauer vorgesehen.
Wenn man in Betracht zieht, dass in einem Arbeitsbereich viele Dokumente liegen können, und es jede Menge Einzeltermine mit einem dazugehörenden
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Bild 6 Aktivierung
der Lebenszyklen
in der Zentraladministration
Besprechungsarbeitsbereich in einer großen Firma oder Behördenlandschaft
geben wird, wird deutlich, dass dies auf die Kosten der Speicherkapazität und
auf Kosten der Usability zwangsläufig gehen muss. In dem meisten Firmen
wird diese Löschfunkton grundsätzlich nicht aktiviert, da zu große Bedenken
darüber herrschen, dass Daten durch die Aktivierung der Lebenszyklen
unabsichtlich bzw. durch Fehlbedienung verloren gehen könnten. Jedoch haben
laut Microsoft zufolge Originaldokumente zumindest in Besprechungsarbeitsbereichen, die als Sinn und Zweck nur Terminereignisse haben, nichts zu
suchen. Da Besprechungsbereiche, im Gegensatz zu Arbeitsbereichen, die
nicht an einen Termin gebunden sind, durchaus als inflationär anzusehen sind,
macht gerade hier der Einsatz der Lebenszyklen-Funktion durchaus Sinn und
erhöht durch regelmäßiges Aufräumen durchaus die Usability eines SharePoint-Portals. Bei Microsoft werden im Intranet die Lebenszyklen grundsätzlich eingesetzt. Die Grundidee von SharePoint sei eigentlich die gewesen,
dass alle Inhalte auf einem SharePoint-Portal von flüchtiger Natur sein sollten.3
Kleines Bonbon zum Schluss – die zusätzliche Benachrichtigungsfunktionen über RSS
»Statt zum Bäcker zu laufen, die Brötchen auszusuchen und dann wieder ins
Büro zu gehen, kommt dank RSS der Bäcker mit all seinen Brötchen ins Büro,
man sucht die Brötchen aus dem Bürostuhl heraus aus und bezahlt erst noch
den gleichen Preis. Das ist RSS! Man spart Zeit, es kostet nicht mehr, und man
hat die gleiche Auswahl wie vorher.« Thomas VAUTHIER (1999)
Verwendet man Outlook weiterhin als Schaltzentrale, kann man sich durch
die RSS-Funktion über neue oder geänderte Inhalte auf sämtlichen SharePoint3
RAETSCH (Intvt) 2009
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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IRLE 2009 |
5 Ways to Enhance Usability of SharePoint Intranet Sites
Portalen informieren lassen. Das bedeutet, wenn man überprüfen möchte, ob
die Teammitglieder neue Dokumente auf das Portal geladen haben oder an
bereits vorhandenen gearbeitet haben, muss nun nicht mehr jede Seite aufgerufen werden, um festzustellen, ob neue Inhalte hinzugekommen sind. Der
RSS-Dienst, der auf jeder SharePoint-Seite im Hintergrund bereitsteht, braucht
nur für den gewünschten Bereich abonniert werden. Die RSS-Abonnements
kann der Browser verwalten, spezielle RSS-Reader oder natürlich Outlook
20074. Verwendet der Anwender Outlook zum Verwalten der RSS-Dienste, hat
er eine große Schaltzentrale für Aufgaben, Termine, Kontakte und Dokumente,
die auf viele verschiedene SharePoint-Portale verweisen können, aber seinem
Outlook aus zentral bedient werden können.
Zusammenfassung
Die hier vorgestellte Umfrage hat eine Einsicht in den täglichen Umgang von
Mitarbeitern der Stadt Hamburg mit SharePoint-Portalen ermöglicht. Die
Technologie von Microsoft SharePoint 2007, ist nicht wie Word oder Excel ein
abgeschlossenes Produkt, welches nur einem bestimmten Zweck dient. Es ist
vielmehr ein Werkzeugkasten, und die Inhalte der Seiten sollten eher flüchtiger
Natur sein. In einem SharePoint-Portal können unterschiedliche Anwendungsfälle abgebildet werden, welche die tägliche Arbeit mit Dokumenten, Terminen, Projekten, Kontakten und Artikeln vereinfachen. Möglich wird dies durch
die richtige Anwendung und Kombination der zur Verfügung stehenden Funktionalitäten sowie durch eine sinnvolle Zentralisierung von Daten an der richtigen Stelle. Fünf Funktionen bzgl. oft auftretender Anwendungsfälle sind in
dieser Arbeit entsprechend beschrieben worden mit dem Ziel, bei Umsetzung
der Vorschläge die Usability von Intranetseiten, die auf der SharePoint-Technologie basieren, weiter zu erhöhen. Für die Erstellung der individuellen Workflows mit dem SharePoint Designer wäre das Anbieten von Schulungen zu
empfehlen, da der SharePoint Designer ein komplexes Programm ist mit
Zugriff auf jede einzelne SharePoint-Seite und die Nutzung daher nicht
ungefährlich für das SharePoint-Portal ist. Für die Nutzung von Lebenszyklen
würde sich weiterhin eine Langzeitstudie anbieten, um feststellen zu können,
wie sich SharePoint-Systeme im Laufe der Zeit entwickeln, wenn die Funktion
aktiviert ist oder nicht. Werden die Lebenszyklen grundsätzlich nicht verwendet, kann hier nur an die Anwender appelliert werden, dafür Sorge zu tragen,
dass sie ihre angelegten Arbeitsbereiche inkl. der Besprechungsarbeitsbereiche
gut pflegen und selbst entfernen, wenn diese nicht mehr benötigt werden.
Die Ergebnisse dieser Umfrage werden zur Information dem Schulungszentrum von Dataport zur Verfügung gestellt. Für die Zukunft ist eine Aufstockung bzw. Anpassung des SharePoint-Schulungsangebotes zu erwarten.
4
Outlook 2003 benötigt noch ein extra RSS-Plug-In, das kostenlos im Internet erhältlich ist
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
36
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 02 – Page 23–37
Auch der User Help Desk (UHD) von Dataport, der den Support für die
Mitarbeiter der Stadt Hamburg leistet, wird aufgrund dieser Umfrageergebnisse
neue Unterlagen bzgl. der SharePoint-Nutzung erhalten.
Literatur
BLEEKER et al. 2007 BLEEKER, Todd ; COVENTRY, Penelope ; ENGLISH, Bill ; LONDER, Olga: Windows SharePoint Services
3.0 : das offizielle Trainingsbuch. Unterschleißheim : Microsoft Press Deutschland, 2007
ENGLISH 2007
ENGLISH, Bill: Microsoft Office SharePoint Server – das Handbuch. Unterschleißheim : Microsoft Press
Deutschland, 2007 (Insider-Wissen – praxisnah und kompetent)
GRASEKAMP et al. 2007 GRASEKAMP, Dirk ; GRETH, Michael ; S TRAUB, Bernhard: Office SharePoint Designer 2007 - das
Handbuch [Medienkombination]. Unterschleißheim : Microsoft Press Deutschland, 2007 (Insider-Wissen
– praxisnah und kompetent)
MICROSOFT 2007 MICROSOFT CORP.: Microsoft Office SharePoint Designer 2007 [online]. – URL: http://office.microsoft.
com/de-de/sharepointdesigner/FX100487631031.aspx (Abruf: 2009-08-01)
RSS-POPPER 2009 PARADISOFT: RSS Popper Outlook [Plug-in für RSS-Feeds] [online]. – URL: http://www.paradisoft.com/
rsspopper/download.asp (Abruf: 2009-08-01)
VAUTHIER 1999
Vauthier, Thomas: Statt zum Bäcker zu laufen … [online]. In: RSS-Newfeeds : Damit der Bäcker die
Brötchen direkt ins Büro bringt. Bern : Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft, 2009. – URL: http://
www.sso.ch/doc/doc_download.cfm?uuid=95535D0AD9D9424C4827B6318A1B0244&&IRACER_
AUTOLINK&& (Abruf: 2009-08-01)
Interviews
ALDEFELD (Intvt) 2009 Interview der Autorin mit ALDEFELD, Alexander, Junior Consultant bei HanseVision, zum Thema
Lebenszyklen, 2009-06-19
KÖSTNER (Intvt) 2009 Interview der Autorin mit KÖSTNER, Olaf, SharePoint Consultant, zum Thema SharePoint Usability,
2009-06-17
RAETSCH (Intvt) 2009 Interview der Autorin mit RAETSCH, Volkhard, Application Development Consultant, zum Thema
SharePoint Usability und Lebenszyklen, 2009-07-30
Anmerkung:
Sämtliche Abbildungen in dieser Arbeit stammen aus eigenen Quellen und wurden mit Microsoft Office
2003, 2007 und SharePoint 2007 hergestellt.
Eingegangen: 2009-08-17
Claudia Irle
Studium der Informationswissenschaften an der Hochschule Darmstadt, Abschluss als Diplom-Informationswirtin (FH), Berufserfahrung
als Daten- und Informationsspezialistin fur SharePoint, CoreMedia und
Typo3-Internet- und Intranetportale. Seit 2008 immatrikuliert an der
HAW Hamburg im Masterstudiengang Informationsmanagement und
-wissenschaft.
E-Mail:
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
37
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Identifikation von navigationsorientierten
und kommerziellen Suchanfragen anhand
einer Klickdatenanalyse
von Sonja von Mach und Jessica Otte
Kurzfassung Anhand einer klassifizierten Stichprobe von ca. 50 000 Suchanfragen wird untersucht,
inwiefern die Zuordnung zu Anfragetypen mittels einer Klickdatenanalyse abgeleitet werden
kann. Berücksichtigt werden dabei die Anfragetypen »navigationsorientiert« und »kommerziell«. Die Ergebnisse geben Aufschluss über den Einsatz dieser Methode und liefern Erkennungsmerkmale der genannten Suchanfragekategorien.
Deskriptoren Information Retrieval | Suchmaschine | Suchanfrage | Suchanfragetyp | Klickdaten
Abstract
Identification of navigational and commercial queries using an analysis of
clickthrough data
Based on a sample of about 50 000 classified queries is examined, to what extent the assignment to a query type could be derived using an analysis of clickthrough data. The query types
»navigational« and »commercial« are considered in this study. The results give information
about the use of this method and delivers identifying features for the mentioned query types
Keywords
Information retrieval | search engine | query | query classification | clickthrough data
Motivation und Zielsetzung
Suchmaschinen stellen den bevorzugten Startpunkt bei einer Websuche dar. Täglich
werden Millionen von Suchanfragen allein an die Websuchmaschine Google gestellt.
Diese Anfragen spiegeln die unterschiedlichsten Informationsbedürfnisse wider. Eine
Klassifizierung der Anfragen soll das hinter der Suchanfragen stehende Informationsbedürfnis charakterisieren und damit verständlicher machen, warum gesucht wird.
Grund für diese Einteilung in sogenannte Anfragetypen ist, dass unterschiedliche
Anfragen ebenso unterschiedlich zusammengesetzte Suchergebnisse benötigen. Die
Typisierung soll folglich helfen, dass Informationsbedürfnis des Suchenden einzugrenzen und daran angepasste Suchergebnisse zu liefern.
Die gängige Klassifizierung von Suchanfragen wurde von BRODER (2002, S. 5f)
aufgestellt und umfasst die Einteilung von Suchanfragen in die Kategorien »navigationsorientiert«, »transaktionsorientiert« und »informationsorientiert«. Eine navigationsorientierte Suchanfrage hat das Ziel, eine bestimmte, dem Suchenden bereits
bekannte Website zu finden. Das Informationsbedürfnis kann folglich mit einem
richtigen Treffer gestillt werden. Der Anfragetyp »transaktionsorientiert« charakterisiert eine Suche, die das Ziel hat eine web-gestützte Transaktion, also z. B. den
Kauf einer Software oder den Download eines Dokuments, durchzuführen.
Informationsorientierte Suchanfragen sollten nach Möglichkeit mehrere passende
Treffer hervorbringen, denn hier geht es dem Suchenden darum, sich zu informieren
und ein Thema zu beleuchten. Die Informationen liegen in diesem Fall in einer
statischen Form vor, d. h. dass keine weitere Interaktion, abgesehen vom Lesen, durch
den Nutzer notwendig ist.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
39
VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
An diesen Anfragetypen orientierte sich auch T-Online, als das Unternehmen eine
Zufallsstichprobe von knapp 50 000 Suchanfragen aus dem Jahr 2007 klassifizieren
ließ. Die Suchanfragen stammen von der Websuche, die das Unternehmen seinen
Nutzern auf dem Portal www.t-online.de anbietet. Bei dieser Suche werden die
Suchergebnisse durch Google bereitgestellt, die Darstellungsart und weitere Zusatzoptionen werden von T-Online geliefert. Zur Klassifizierung der Suchanfragen wurden
Personen eingesetzt, die durch eine Online-Registrierung bei einem Unternehmen als
freie Mitarbeiter tätig sind. Den Mitarbeitern werden je nach Qualifikation unterschiedliche Arbeitsaufträge angeboten. Dabei handelt es sich z. B. um Bildklassifikationen oder der Verschlagwortung von Texten.
Die ca. 50 000 klassifizierten Suchanfragen stellen den Anlass für die vorliegende
Arbeit dar. Deren Ziel ist es, die Validität der Klassifizierung anhand des Klickverhaltens der User zu prüfen. Ausgehend von dieser Untersuchung kann anschließend
gefolgert werden, ob sich die gewählte Prüfmethode, die der Analyse anhand des
Klickverhaltens, eignet. Aus dieser Zielsetzung leiten sich die folgenden zusammenhängenden Forschungsfragen ab:
▪ Ist die Einordnung der Suchanfragen zu den Anfragetypen valide?
▪ Eignet sich die Analyse des Klickverhaltens um die Validität der Zuordnung zu
prüfen?
Anhand der Untersuchung sollen außerdem weitere Merkmale gesammelt werden,
mit deren Hilfe die Zuordnung einer Suchanfrage zu einem bestimmten Anfragetyp
festgestellt werden kann. Diese Hinweise können dann in Empfehlungen zur Optimierung der Websuche umgesetzt werden, damit diese die unterschiedlichen Informationsbedürfnisse ihrer Nutzer noch effizienter erfüllen kann.
Zu Beginn wird der Stand der Forschung zu diesem Thema aufgezeigt, danach
folgt eine Charakterisierung der analysierten Stichprobe. Anschließend wird der
Lösungsansatz, der in dieser Untersuchung verfolgt wird, erläutert. Es schließt sich die
Darstellung der Ergebnisse an und abschließend werden diese in einem Fazit diskutiert
und ein Ausblick auf zukünftige Forschung zu diesem Bereich gegeben.
Stand der Forschung
Die Möglichkeit Suchmaschinenergebnisse automatisch durch die Nutzung von Klickdaten zu optimieren wurde von JOACHIMS 2002 diskutiert. Er nutzt die Klickdaten als
Ersatz für Relevanzurteile und kommt zu dem Schluss, dass Klickdaten relative
Präferenzurteile darstellen und als Trainingsdaten zur Verbesserung des Rankings der
Suchergebnisse erfolgreich eingesetzt werden können (vgl. JOACHIMS 2002, S. 141).
Auch MACDONALD / OUNIS (2009, S. 1) stellen fest, dass sich Klickdaten zur
Beurteilung von Relevanz in Trainingsdatenbanken sehr gut eigenen, in einigen Fällen
sogar besser als die Relevanzurteile menschlicher Bewerter.
Weitere Arbeiten, wie z. B. von CHAO et al. 2008 oder DOU et al. 2008 stimmen
dieser Sichtweise zu. Eine Koppelung von Klickdaten und Anfragetyp wird in diesen
Studien allerdings nicht vorgenommen. In diesem Kontext ist eine Studie von LEE
et al. (2005) zu nennen. Die Autoren legen ihrem Ziel, automatisch die Nutzerziele in
der Websuche zu identifizieren, die Einteilung der Suchanfragen in navigations- oder
informationsorientierte Anfragen zu Grunde (vgl. LEE et al. 2005, S. 392ff). Basis
ihrer Studie ist unter anderem die Annahme, dass für navigationsorientierte Anfragen
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
die Klicks auf einen einzigen Treffer fallen, während für informationsorientierte
Anfragen eine breitere Streuung der Klickdaten zu beobachten ist (vgl. LEE et al.
2005, S. 394 f.).
In einer Studie von LU et al. (2006) wird ebenfalls festgestellt, dass das Klickverhalten ein passendes Instrument ist, um eine navigationsorientierte Anfrage zu identifizieren (vgl. LU et al. 2006, S. 682 u. S. 688). Die Autoren teilen diese Annahme
und berücksichtigen in ihrer Untersuchung neben dem genannten Anfragetyp Suchen
des Typs »kommerziell«, der in den genannten Studien nicht untersucht wurde. Ebenfalls neu ist in der vorliegenden Untersuchung der Inhalt der aufgestellten Thesen, die
zur Prüfung der Einordnung der Suchanfragen zu Anfragetypen eingesetzt werden.
Diese werden im Abschnitt »Lösungsansätze und Hypothesen« beschrieben.
Eine ähnliche Situation wie in der vorliegenden Arbeit liegt bei einer Studie von
ROSE / LEVINSON (2004) vor. Hier wurde ebenfalls eine Klassifizierung von Suchanfragen durch Personen vorgenommen, die versucht haben, das originäre Informationsbedürfnis von der bloßen Suchanfrage abzuleiten. ROSE / LEVINSON ließen durch
Probanden 500 Suchanfragen in die Anfragetypen »informational«, »navigational«
und »resource« einordnen. Einer Hälfte der Probanden wurde lediglich die Suchanfrage zur Verfügung gestellt, die andere Gruppe erhielt Zusatzinformationen wie
z. B. die Klick-Historie. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Beigabe der
Zusatzinformationen zu keinem anderen Ergebnis führt, als die Einordnung nur
anhand der Suchanfrage.
Die Annahme, inwiefern Klickdaten wirklich Informationen über den Anfragetyp
preisgeben oder ob deren Einsatz zur Überprüfung überflüssig ist, soll mit Hilfe der
vorliegenden Arbeit an einer erheblich größeren Stichprobe von ca. 50 000 klassifizierten Suchanfragen erneut analysiert werden.
CRASWELL et al. (2008, S. 87) weisen allerdings auf die Möglichkeit hin, dass ein
Klick von der Position des Dokuments in der Ergebnisliste beeinflusst werden kann.
Die Autoren sind sich der möglichen Beeinflussung bewusst, vertreten aber die
Meinung, dass durch die Nutzung von akkumulierten Klicks verschiedener Nutzer auf
eine Trefferposition eine Verzerrung vermieden wird.
Datengrundlage
Die Stichprobe der 49 919 Suchanfragen wurde vorher festgelegten Anfragetypen
zugeordnet. Diese Kategorien teilen sich ein in navigationsorientierte, transaktionsorientierte, kommerzielle und lokale Suchanfragen. Diese Aufteilung orientiert sich an
BRODER 2002, der, wie bereits im ersten Kapitel beschrieben, Suchanfragen an Websuchmaschinen in navigationsorientierte, transaktionsorientierte und informationsorientierte Suchanfragen unterschied (vgl. BRODER 2002, S. 5f).
Statt des letztgenannten Informationstyps wurde die vorliegende Stichprobe
zusätzlich in die Kategorien »lokale« und »kommerzielle« Anfragen eingeordnet.
Lokale Anfragen müssen einen räumlichen Bezug aufweisen, z. B. zu einer
bestimmten Stadt, einer Region oder einem Land. In die Kategorie »kommerzielle
Anfragen« fallen Suchanfragen, die durch ein kommerzielles Interesse motiviert
werden. Dies wird zu Grunde gelegt, wenn die Anfrage auf eine kostenpflichtige
Handlung abzielt. Anfragen, die zu dieser Kategorie gezählt werden sind z. B.
Produktrecherchen oder die Suche nach einer kommerziellen Website.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Zur Klassifizierung der Anfragen wurden freie Mitarbeiter eingesetzt, die in dem
vorliegenden Fall die Aufgabe hatten, mit Hilfe einer Anfragetypenbeschreibung die
vorliegenden Suchanfragen zu klassifizieren. Pro Anfrage wurden zwei Bearbeiter
eingesetzt, die unabhängig voneinander die Aufgabe hatten, diese Anfrage einzusortieren. Da vier Anfragetypen zur Verfügung standen, bestand folglich auch die
Möglichkeit, vier verschiedene Kategorien zuzuordnen.
Bei der endgültigen Bestimmung des Anfragetyps einer Suchanfrage wurde neben
den Stimmen der beiden Bearbeiter auch ein Vertrauenswert, der auf der bisherigen
Arbeit des jeweiligen Mitarbeiters basierte, mit einbezogen, so dass sich die endgültige Bestimmung des Anfragetyps zusammensetzt aus einer Berechnung aus den
Stimmen der Bearbeiter, deren Übereinstimmung und einer Gewichtung, die sich unter
Berücksichtigung des Vertrauenswerts ergibt. Auf diese Weise ergeben sich die
folgenden Werte für die Anfragentypisierung: die Suchanfrage kann entweder eindeutig oder nicht eindeutig zu einem Anfragetyp zugeordnet werden. Außerdem kann
natürlich auch festgelegt werden, dass für die Anfrage ein Anfragetyp nicht zutrifft.
Den Wert nicht eindeutig erhält eine Suchanfrage dann, wenn nur einer der Bearbeiter
für eine Zuordnung zu einem bestimmten Anfragetyp stimmte.
Lösungsansätze und Hypothesen
Zur Prüfung der Klassifizierung wird eine Analyse der Klickdaten der vorliegenden
Stichprobe herangezogen. Diesem Untersuchungsansatz liegen die folgenden Thesen
zu Grunde:
1. Für navigationsorientierte Suchanfragen erfolgt ein Hauptteil der Klicks auf den
ersten Treffer. Dies bedeutet, dass für einen steigenden Anteil von Klicks auf den
ersten Treffer einer Suchergebnisseite auch der Anteil der als navigationsorientiert
eingeordneten Anfragen steigen sollte. Im Rückschluss heißt dies, dass der Klickanteil
auf die erste Position für navigationsorientierte Suchanfragen im Vergleich zum
Durchschnitt erhöht sein müsste.
Die beschriebene These stützt sich auf Untersuchungen, die zeigen, dass
Suchmaschinen in der Lage sind, für eine navigationsorientierte Anfrage den
relevantesten Treffer, also die Ziel-Website, auf die erste(n) Trefferposition(en) zu
bringen. LEWANDOWSKI (2009) untersuchte den Erfolg von navigationsorientierten
Suchanfragen an verschiedenen Websuchmaschinen. In 84 % der Fälle konnte Google
die Anfrage mit dem passenden Ergebnis auf der ersten Position befriedigen (vgl.
LEWANDOWSKI 2009, S. 6). In einer Untersuchung von LU et al. (2006) konnte
außerdem festgestellt werden, dass das Klickverhalten das passendste Instrument ist,
um eine navigationsorientierte Anfrage zu identifizieren (LU et al. 2006, S. 682 u.
S. 688).
2. Für kommerzielle Anfragen entfällt ein, im Vergleich zu den übrigen Anfragetypen, größerer Anteil der Klicks auf die bezahlten Treffer/Anzeigen. Bei dieser
These konnten keine bisherigen Untersuchungsergebnisse herangezogen werden. Ist
die These korrekt, müsste bei steigendem Klickanteil auf die Anzeigen auch die
Einordnung in die Kategorie »kommerziell« ansteigen. Im Rückschluss müssten für
kommerziell eingeordnete Suchanfragen im Vergleich zum Durchschnitt mehr Klicks
auf die Anzeigen entfallen.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
Für die Untersuchung wurde ein unternehmensinternes Tool von T-Online bereitgestellt, das die Einsicht in die Klickdaten zu einzelnen Suchanfragen je Trefferposition erlaubte. Hier konnten die Klicks auf die organischen Suchergebnisse, also
die Treffer, die durch den Suchalgorithmus geliefert werden, eingesehen werden.
Zusätzlich zeigt dieses Werkzeug die Klicks, die auf die bezahlten Treffer (Anzeigen
oder Ads) entfallen.
Konkret konnten für die Analyse Klickdaten für die Anzahl der Klicks auf die
ersten zehn organischen Suchergebnisse sowie die aufsummierten Klicks für die
weiteren Positionen (Position 10+) eingesehen werden. Die Klicks auf die Anzeigen
konnten für acht Positionen herangezogen werden. Die Daten wurden für einen Zeitraum von 19 Monaten (August 2007 bis März 2009) erhoben. Sie wurden nur herangezogen, wenn die Suchanfrage aus der Stichprobe in diesem Zeitraum mindestens
100 Klicks zu verzeichnen hatte. Diese Einschränkung wurde gewählt, um Verzerrungen in der Verteilung bei einer geringen Anzahl von Klicks vermeiden zu können.
Dieses Filterkriterium erfüllen 24 807 Suchanfragen der vorliegenden Stichprobe, die
damit die Grundgesamtheit für die Klickdatenanalyse bilden.
Ergebnisse der Klickdatenanalyse
Um die Forschungsfrage »Ist die Einordnung der Suchanfragen zu den Anfragetypen
valide?« klären zu können, wird in einem ersten Schritt gezeigt, wie sich das
Klickverhalten und die Einordnung zu den Anfragetypen für den Durchschnitt der
24 807 Suchanfragen darstellt. Anschließend können im Vergleich Unterschiede bei
der Einordnung zu den Anfragetypen navigationsorientiert und kommerziell erkannt
werden.
Bild 1 zeigt das Klickverhalten für die organischen Trefferpositionen 1 bis 10+.
Zur Mittelwertbildung je Trefferposition wurde der Median berechnet. Der
Klickverlauf für die Grundgesamtheit wird in den folgenden Grafiken zum Vergleich
wieder aufgegriffen.
Bild 1 Klickverhalten auf die organischen Treffer für
die Grundgesamtheit der 24 807
Suchanfragen
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VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Der größte Anteil der Klicks entfällt auf die erste Position der organischen Treffer
mit einem Anteil von 31,04 %. Nach dieser Position ist ein starker Abstieg zur zweiten
Position zu erkennen, diese erhält 23,22 % Klicks weniger. Anschließend werden die
Abstände zwischen den Klickanteilen der einzelnen Positionen immer geringer. Auf
die letzte Position einer Suchergebnisseite (POS 10) entfällt nur noch ein Anteil von
1,20 %. Ein leichter Anstieg ist für die Position 10+ zu verzeichnen, auf diese
entfallen 3,22 % der Klicks. Dies liegt daran, dass die Klicks, die nicht auf der ersten
Trefferseite getätigt werden, aufaddiert wurden. Relativ gesehen entfallen also nur
sehr wenige Klicks auf die übrigen Trefferseiten. Dieser Klickverlauf deckt sich mit
den Befunden anderer Studien, so beispielsweise mit der Untersuchung von
NELSON / BAYRAK (2009, S. 2). Ihre Ergebnisse zeigen ebenfalls eine Konzentration
auf die erste Trefferseite und den ersten Treffer, die übrigen Ergebnisseiten werden
kaum genutzt.
Das Klickverhalten auf die Anzeigen, also die bezahlten Treffer einer Websuchmaschine, ist aus Bild 2 ersichtlich.
Bild 2 Klickverhalten auf die
Anzeigen für die
Grundgesamtheit
der 24.807
Suchanfragen
Der Verlauf des Klickgraphen für die Anzeigen ähnelt dem für die organischen
Treffer, jedoch sind die Anteile der Klicks wesentlich geringer. Die erste Anzeige
erhält 5,94 % der Klicks. Der Abfall der Klickanteile auf die zweite Anzeigenposition
ist etwas geringer als der Abfall für die Klickanteile auf die ersten beiden organischen
Trefferpositionen. Danach sinkt der Klickanteil allerdings viel stärker ab, als dies
anteilig für die gleich positionierten Klickanteile der organischen Treffer der Fall ist.
Dies und die Tatsache, dass die Positionen sechs bis acht nicht mehr besetzt sind, liegt
daran, dass bei einer Suche immer unterschiedlich viele Anzeigen eingeblendet
werden. Für die untersuchte Grundgesamtheit wurden durchschnittlich fünf Anzeigen
ein–ge–setzt. Ein Anteil von 6 % der Anfragen wurde nicht mit einer Anzeige ausgestattet. Hingegen wurden 43 % der Suchanfragen acht Anzeigen zugewiesen. Diese
Werte erklären die geringen oder nicht vorhan–denen Klickwerte für die Positionen
sechs bis acht.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
Bild 3 zeigt die Einordnung zu den einzelnen Anfragetypen für die untersuchte
Grundgesamtheit. Die gestapelten Säulen zeigen die Einordnung zu den Anfragetypen
mit »eindeutig«, »nicht eindeutig« und »Anfragetyp trifft nicht zu«.
Bild 3 Einordnung
zu den Anfragetypen für alle Suchanfragen, die mindestens 100 Klicks
erhalten haben
Den größten Anteil der als eindeutig eingeordneten Suchanfragen nimmt der Typ
der navigationsorientierten Suchanfragen ein (35,53 %), gefolgt von den kommerziellen (18,59 %) und den transaktionsorientierten Suchen (14,87 %). Den geringsten
Anteil an eindeutigen Zuordnungen erhält die Kategorie lokale Suchanfragen
(11,97 %). Die Bild zeigt allerdings deutlich, dass die Spannen für die Zuordnungen
zu den Anfragetypen groß sind, sie erstrecken sich bspw. für die Kategorie navigationsorientiert von 35,53 bis 51,71 % der Anfragen. Die Beantwortung der Frage, wie
valide diese Einordnung überhaupt ist, erhält damit eine höhere Dringlichkeit.
Analyse der navigationsorientierten Anfragen
Zur Prüfung der als navigationsorientiert eingeordneten Anfragen wird im Folgenden
die These herangezogen, dass für navigationsorientierte Suchanfragen der größte
Anteil der Klicks auf den ersten organischen Treffer entfällt. Das Klickmuster für
navigationsorientierte Anfragen gibt darüber Aufschluss (siehe Bild 4). Hier zeigt sich
neben dem Graphen für die Klicks für den Durchschnitt der organischen (ORG)
Suchanfragen (ORG Klicks, N = 24 807) auch das Klickverhalten für die eindeutig
navigationsorientiert (NAV) eingeordneten Suchanfragen (NAV 1) sowie der Graph
für die nicht eindeutig navigationsorientiert klassifizierten Suchanfragen (NAV 0,5).
Im Vergleich fällt auf, dass sich die These bestätigt, denn die als eindeutig navigationsorientiert eingeordneten Suchanfragen (NAV 1) weisen einen erhöhten Klickanteil auf den ersten Treffer auf. Es entfallen im Vergleich zum Durchschnitt 29,34 %
mehr Klicks auf das erste organische Suchergebnis. Für das Merkmal »nicht eindeutig
navigationsorientiert« (NAV 0,5) erhöht sich der Anteil lediglich um 9,88 %. Bei
einer Isolierung des Merkmals navigationsorientiert, d. h. dass für die Suchanfrage nur
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Bild 4 Klickverhalten auf die organischen Treffer für
den Anfragetyp
»navigationsorientiert«; Merkmalsausprägungen
1 und 0,5 im Vergleich
diese Kategorie zutreffen darf, ergibt sich ein Klickanteil von 75,25 % für den ersten
organischen Treffer.
Schafft man einen Vergleich zu den übrigen Kategorien, zeigt sich, dass diese
wesentlich weniger Klicks auf die erste Trefferposition erhalten, die eindeutig transaktionsorientierten Suchanfragen 38,38 % der Klicks auf den ersten Treffer, die
eindeutig lokalen Suchanfragen 47,06 % und die eindeutig kommerziellen Suchanfragen 31,45 % der Klicks auf die erste Position.
Diese Werte lassen den ersten Schluss zu, dass die Einordnung in der Tendenz
korrekt durchgeführt wurde, sie entspricht der aufgestellten These. Außerdem zeigen
sie, dass für die Einordnung »nicht eindeutig« im Vergleich zu »eindeutig« ein klarer
Unterschied zu erkennen ist. Es besteht die Vermutung, dass Anfragen, die als nicht
eindeutig navigationsorientiert zugeordnet wurden, teilweise aus navigationsorientierten Anfragen auf Grund des erhöhten Klickanteils auf den ersten Treffer, teilweise
aber auch aus anderen Anfragetypen bestehen, da der Klickgraph, abgesehen von dem
Klickanteil auf die erste Position, nah am Durchschnitt liegt.
Einordnung für hohe Klickanteile auf die erste Position
Um weitere Hinweise auf die Validität der Einordnung zu erhalten, wurde im Folgenden, ausgehend von den Klickdaten, die Einordnung zu dem Anfragetyp navigationsorientiert geprüft. Bild 5 zeigt die Einordnung der Suchanfragen für diese Kategorie
für steigende Klickanteile auf die erste organische Position. Die gestapelten Säulen
zeigen für das jeweilige Filterkriterium die Einordnung zu dem Anfragetypen navigationsorientiert mit den Merkmalen »eindeutig navigationsorientiert«, »nicht eindeutig
navigationsorientiert« und »nicht navigationsorientiert«. Grundgesamtheit ist dabei
jeweils die vorhandene Anzahl an Suchanfragen für das Filterkriterium.
Die Grafik zeigt, dass der Anteil der Suchanfragen, die dem Anfragetyp navigationsorientiert eindeutig zugeordnet wurden, mit steigendem Klickanteil auf die
erste Position ebenfalls ansteigt. Bei einem Klickanteil von gleich oder mehr als 90 %
auf das erste Websuchergebnis wird mit einem Anteil von 80,55 % der Suchanfragen
der Höhepunkt der als eindeutig navigationsorientiert einsortierten Suchanfragen
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
erreicht. Der Anteil der Suchanfragen, die als nicht eindeutig navigationsorientiert
bezeichnet werden, liegt bei 14,9 %.
Bild 5 Einordnung
der Suchanfragen
in die Kategorie
»navigationsorientiert« für steigende
Klickanteile auf die
erste organische
Position
Auch dieser Verlauf spricht für eine korrekte Einordnung. Allerdings stellt sich die
Frage, warum ein Anteil von 14,9 % der Suchanfragen (229 Anfragen) nicht eindeutig
zuzuordnen war und ein Anteil von 4,55 % der Suchanfragen (70 Anfragen) trotz des
hohen Klickanteils nicht als navigationsorientiert bezeichnet wurden. Bei einer
Prüfung der Einordnung nach den vorgegebenen Kriterien konnten Unregelmäßigkeiten aufgedeckt werden. Insgesamt wurden 7,81 % der Suchanfragen (120 Anfragen)
fälschlicherweise nicht der Kategorie »eindeutig navigationsorientiert« zugeordnet.
Die %anteile für die Zuordnung zur Kategorie navigationsorientiert vor und nach der
Prüfung für einen Klickanteil von mindestens 90 % auf den ersten organischen Treffer
stellen sich wie folgt dar: 88,35 % werden nun eindeutig dem Anfragetyp navigationsorientiert zugeordnet, 8,2 % nicht eindeutig und 3,45 % gehören nicht zu dem
Anfragetyp.
An dieser Stelle bleibt zu erwähnen, dass den Autoren bewusst ist, dass auch ihre
Prüfung der Suchanfragen nicht fehlerfrei ist. Sie erfolgte jedoch mit einer strengen
Orientierung an den Erkennungsmerkmalen für Anfragetypen, die an die Bearbeiter
weitergegeben wurden. Die genannten Kriterien, die hinzugefügten Beispiele und das
Klickverhalten halfen den Autoren bei ihrer Überprüfung. Die Autoren nehmen allerdings an, dass die Fehlerquote noch höher ist, jedoch konnte bei einigen Suchanfragen
nicht sicher auf einen entsprechenden Domainnamen geschlossen werden.
Zusammenfassend zeigen die beschriebenen Untersuchungen deutlich, dass die
Einordnung in die Kategorie navigationsorientiert durch die freien Mitarbeiter in
großen Teilen funktioniert. Allerdings besteht ein Fehleranteil, der mit Hilfe der
Klickdatenanalyse aufgedeckt werden konnte.
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/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Analyse der kommerziellen Anfragen
Für die als kommerziell (KOM) eingeordneten Anfragen erfolgt eine Orientierung an
der These, dass ein im Vergleich zum Durchschnitt erhöhter Anteil der Klicks auf die
bezahlten Anzeigen entfällt. Die Klickdaten für die einzelnen Anzeigenpositionen
können der Bild 6 entnommen werden. Es werden die Klicks auf die Anzeigen für die
eindeutig (KOM 1) und die nicht eindeutig (KOM 0,5) kommerziell klassifizierten
Suchanfragen gezeigt. Zum Vergleich wird auch das Klickverhalten für den Durchschnitt herangezogen (AD Klicks, N = 24 807).
Im Durchschnitt entfallen insgesamt 9,19 % der Klicks auf die Anzeigen, dabei
werden die Positionen 1 bis 5 mit Klicks bedacht. Die Anfragen, die als eindeutig
kommerziell eingeordnet wurden, erhalten hingegen insgesamt 20,3 % der Klicks auf
die ersten sechs Anzeigen. Die nicht eindeutig kommerziellen Anfragen erhalten insgesamt durchschnittlich 15,12 % der Klicks auf die Anzeigen. Es werden die ersten
sechs Anzeigenpositionen angeklickt.
Betrachtet man lediglich den Anfragetyp eindeutig kommerziell, d. h. also, dass
kein anderer Anfragetyp zutrifft, ergibt sich sogar ein Klickanteil von 41,99 % auf die
Anzeigen (bei einer Grundgesamtheit von N=588 Suchanfragen). Außerdem werden
nun alle acht Positionen angeklickt.
Bild 6 Klickverhalten auf die
Anzeigen für den
Anfragetyp »kommerziell«; Merkmalsausprägungen
1 und 0,5 im
Vergleich
Die übrigen Anfragetypen weisen viel geringere Klickanteile auf die Anzeigen auf,
lokale Anfragen 7,12 % und navigationsorientierte Anfragen nur 4,42 % der Klicks.
Lediglich die transaktionsorientierten Anfragen haben einen Klickanteil von 12,67 %
auf die Anzeigen. Deren Klickanteil auf die Anzeigen ist in diesem Fall erhöht, da
transaktionsorientierte Anfragen in einem Viertel der Fälle auch kommerziell sind und
folglich Überschneidungen bestehen. Aus einer deskriptiven Analyse der Daten
konnte herausgearbeitet werden, dass ein Anteil von 25,97 % der Suchanfragen beiden
Anfragetypen zuzuordnen war.
Diese Werte legen den Schluss nahe, dass die Einordnung tendenziell korrekt
durchgeführt wurde, denn die kommerziellen Anfragen haben einen doppelt so hohen
Anteil an Klicks auf die Anzeigen als dies für den Durchschnitt der Fall ist. Der Wert,
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
48
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
der bei einer Isolierung des Merkmals »eindeutig kommerziell« entsteht, untermauert
die These, denn hier ist der Klickanteil fast fünfmal so hoch wie im Durchschnitt.
Einordnung für erhöhte Klickanteile auf die Anzeigen
In einem weiteren Schritt wird überprüft, wie die Einordnung für Anfragen mit einem
hohen Anteil an Klicks auf die Anzeigen getätigt wurde. Diese Untersuchung soll
Aufschluss darüber geben, ob es sich bei diesen, wie die Hypothese nahe legt, um
kommerziell eingeordnete Anfragen handelt. Die Analyse soll zusätzlich zur vorangehenden Untersuchung des Klickverhaltens weitere Hinweise auf die Validität der
Einordnung geben.
Bild 7 zeigt die Zuordnung der Suchanfragen in die Kategorie »kommerziell« für
steigende Klickanteile auf die Anzeigen. Die gestapelten Säulen der Grafik zeigen
dabei für das jeweilige Filterkriterium die Einordnung zu dem Anfragetyp kommerziell mit den Merkmalen »eindeutig kommerziell«, »nicht eindeutig kommerziell« und
»nicht kommerziell«. Die Säule rechts stellt die Einordnung für den Durchschnitt dar.
Für das Filterkriterium »mehr oder gleich 90 % der Klicks auf die Anzeigen« können
auf Grund einer zu kleinen Grundgesamtheit (44 Suchanfragen) keine validen Aussagen getroffen werden.
Bild 7 Einordnung
der Suchanfragen
in die Kategorie
»kommerziell« für
steigende Klickanteile auf die
Anzeigen
Die Zuordnung zu dem Anfragetyp kommerziell steigt mit steigendem Klickanteil
auf die Anzeigen an. Der höchste Anteil an kommerziellen Anfragen findet sich bei
einem Anteil von 60 % auf die Anzeigen. Hier werden 52,07 % der Suchanfragen als
eindeutig kommerziell und 28,43 % als nicht eindeutig kommerziell einsortiert.
19,50 % der Anfragen wurden als nicht kommerziell bezeichnet. Bei einer Erhöhung
des Klickanteils auf die Anzeigen auf 70 % verringert sich der Anteil der als eindeutig
kommerziell eingeordneten Suchanfragen um 18,74 %.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Da die Anzahl der kommerziell eingeordneten Suchanfragen ihren Höhepunkt bei
einem Klickanteil von gleich oder mehr als 60 % auf die Anzeigen erreicht, wurden
die betreffenden Suchanfragen näher untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt wurde
dabei auf die Prüfung der nicht eindeutig kommerziellen Suchanfragen gelegt, die
einen Anteil von 28,43 % der Suchanfragen (487 Anfragen) ausmachen. Insgesamt
besteht also eine Spannweite von 52,07 bis 80,5 % der Suchanfragen, die kommerziell
sein könnten.
Nach einer Prüfung der Einordnung ergibt sich ein Anteil von 21,54 % der
Suchanfragen (369 Anfragen), die anhand der Anfragetypenbeschreibung als eindeutig
kommerziell eingeordnet hätten werden müssen. Nach der Prüfung zeigen sich nun
folgende Anteile an Anfragetypen: für 73,61 % der Suchanfragen trifft das Kriterium
»kommerziell« zu, wenn mehr oder gleich 60 % der Klicks auf die Anzeigen gehen.
10,39 % der Anfragen sind nicht eindeutig kommerziell und 15,99 % sind nicht
kommerziell.
Wie beschrieben, bricht der Anteil der als kommerziell eingeordneten Suchanfragen ab einem Klickanteil von mindestens 70 % der Klicks auf die Anzeigen ein. Da es
sich dabei aber auch um eine falsche Einordnung handeln könnte, wurden auch diese
Suchanfragen näher untersucht. Dabei ergab sich ein Anteil von 51,93 % der
Anfragen, die eigentlich als eindeutig kommerziell bezeichnet hätten werden müssen.
Weitere 21,5 % der Suchen hätten als nicht eindeutig kommerziell und ein Anteil von
26,57 % der Anfragen hätte als nicht kommerziell einsortiert werden müssen. Es
besteht also auch bei mindestens 70 % der Klicks auf die Anzeigen immer noch ein im
Vergleich zum Durchschnitt erhöhter Anteil von Klicks auf die Anzeigen, welcher
allerdings nicht wie bei den vorherigen Anteilen ansteigt, sondern absinkt (von einem
geprüften Anteil von 73,61 % eindeutig kommerziellen Suchanfragen auf einen
geprüften Anteil von 51,93 % der Suchanfragen).
Es kann geschlussfolgert werden, dass bei einer Orientierung an der These »Ein im
Vergleich zum Durchschnitt erhöhter Anteil an Klicks auf die Anzeigen ist ein Indiz
für kommerzielle Anfragen« die Einordnung tendenziell als korrekt bezeichnet werden
kann. Nach einzelnen Prüfungen konnte der Anteil der als kommerziell einzuordnenden Anfragen allerdings noch wesentlich erhöht werden.
Fazit und Ausblick
Die Untersuchung der Klickdaten der Anfragetypen navigationsorientiert und
kommerziell zeigte, dass die Klassifizierung dieser Anfragen zwar zum größten Teil
korrekt durchgeführt wurde, die Analyse des Klickverhaltens konnte allerdings Fehleranteile aufdecken und die Spannweiten, die zwischen eindeutiger und nicht eindeutiger Einordnung zu einem Anfragetyp lagen, verringern. Die Antwort auf die
Forschungsfragen »Ist die Einordnung der Suchanfragen zu den Anfragetypen
valide?« lautet dementsprechend: der Hauptteil der Suchanfragen wurde korrekt
zugeordnet, allerdings verhindert ein, insbesondere bei den kommerziellen Anfragen,
Fehleranteil jedoch eine komplett schlüssige und damit verlässliche Klassifizierung
der Suchanfragen.
Mit Klärung der ersten Forschungsfrage kann auch die Frage nach der Eignung der
Klickdatenanalyse zur Prüfung der Validität der Zuordnungen beantwortet werden.
Die Nutzung der Klickdaten kann als erfolgreich beurteilt werden. Mit Hilfe der
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| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 03 – Page 39–52
Klickmuster ließen sich Fehleranteile aufdecken und damit falsch zugeordnete Anfragetypen identifizieren. Ebenso konnten getätigte Zuordnungen bekräftigt werden.
Demzufolge können auch die aufgestellten Thesen bestätigt werden, lediglich die
Vermutung bezüglich der kommerziellen Anfragen muss eingeschränkt werden. Und
zwar insofern, dass bei einem erhöhten Klickanteil auf die Anzeigen zwar von einem
kommerziellen Interesse ausgegangen werden kann, wenn dieser Anteil allerdings
über 70 % ansteigt, die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine kommerzielle
Anfrage handelt, sinkt. Im Rückschluss bedeutet dies, dass andere Typen von
Anfragen gestellt werden, die diesen erhöhten Anteil von Klicks auf die Anzeigen
auslösen. Eine Betrachtung der Einordnungen für mindestens 70 % der Klicks auf die
Anzeigen zeigt, dass sich die Anteile der einzelnen Anfragetypen dem Durchschnitt
der Einordnung für die 24 807 Suchanfragen annähern. Allerdings beträgt die Grundgesamtheit dieses Filterkriteriums nur 414 Suchanfragen, nach einer Einordnung zu
den Anfragetypen finden sind in den jeweiligen Kategorien teilweise zu wenig
Anfragen um valide Aussagen tätigen zu können.
Anhand der aufgezeigten Klickmuster für die beiden Anfragetypen lassen sich
Empfehlungen für die Websuche ableiten. Für navigationsorientierte Anfragen könnten bspw. nur noch die ersten drei Treffer eingeblendet werden, die übrigen Ergebnisse könnten in diesem Fall mit einem Link auf Wunsch ebenfalls sichtbar gemacht
werden. Der Einsatz einer ähnlichen Methode kann bereits bei der US-Version der
Suchmaschine Bing beobachtet werden.
Eine weitere Möglichkeit wäre, bei einer navigationsorientierten Anfrage den User
gleich auf die Website des ersten Treffers weiterzuleiten. Dies würde der GoogleFunktion »Auf gut Glück!« gleichkommen.
Bei einer Identifikation von kommerziellen Suchanfragen könnte die Suchergebnisseite, neben den organischen Suchergebnissen, mit mehr Anzeigen ausgestattet werden, die in diesem Fall vom User gewünscht sind und daher mit vermehrter
Aufmerksamkeit bedacht werden.
Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich die gewählte Prüfmethode für die Identifikation von Anfragetypen eignet. Allerdings darf nicht unbeachtet
bleiben, dass mit der vorgestellten Methode nicht mit absoluter Sicherheit auf einen
Anfragetyp gefolgert werden kann, da der Suchende nicht selbst nach seinem
Informationsbedürfnis gefragt wurde. Diesem Einwand begegnen die Autoren mit dem
Verweis auf unterschiedliche Studien (JOACHIMS 2002; MACDONALD / OUNIS 2009;
CHAO et al. 2008; DOU et al. 2008), die zeigen, dass Klickdaten als Feedback des
Users eingesetzt werden können und damit auch Hinweis auf seine Suchintention
gegeben werden. Zusätzlich sollen in einer folgenden Untersuchung mit Hilfe einer
Online-Befragung die originären Suchintentionen von Usern mit den Ergebnissen der
Klickdatenanalyse verglichen werden.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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VON MACH
/ OTTE 2009 | Identifikation navigationsorientierten und kommerziellen Suchanfragen durch Klickdatenanalyse
Literatur
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ROSE / LEVINSON 2004 ROSE, Daniel E. ; LEVINSON, Danny: Understanding User Goals in Web Search. In: WWW ’04 :
Proceedings of the 13th International Conference on World Wide Web (New York, US 2004). New York :
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Eingegangen: 2009-08-04
Sonja von Mach
Ausbildung und Berufserfahrung als Fachangestellte für Medien- und
Informationsdienste Fachrichtung Bibliothek.
Danach Bachelor of Arts Abschluss in Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Hamburg.
E-Mail:
Jessica Otte
Bachelor of Arts Abschluss im Studiengang Bibliotheks- und
Informationsmanagement an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg; Mitarbeit an dem studienbegleitenden
Projekt »Einbindung von Frage-Antwort-Diensten in die Web-Suche«
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
52
Investor Relations im Internet –
Der Online-Geschäftsbericht als
barrierefreie Informationsquelle
von Tomasz Sklodowski
Kurzfassung Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Departments Information der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Finanzkommunikationsdienstleister STOCKWAVES ein Konzept für Online-Geschäftsberichte entwickelt. Das Ziel
der Konzeptentwicklung war es, mit Hilfe von Web Applikationen einerseits das Produktportfolio des Dienstleisters zu erweitern, andererseits dem Kunden ein Produkt zu Verfügung
zu stellen, das die Kommunikation mit dem Online-Geschäftsbericht effizienter macht.
Effizient bedeutet in dieser Hinsicht, die Zielgruppenansprache breiter zu gestalten.
Deskriptoren Geschäftsbericht | Investor Relations | Finanzkommunikation | Online-Geschäftsbericht |
WorldWideWeb | Internet | Web-Widget | Web-Applikation | Investor | Financial Community
Abstract
Internet investor relations – the online annual-report as a lucent source of
information
In the context of a research project of the Department Information at the University for
Applied Sciences in Hamburg (Germany) and in co-operation with the financial services
company STOCKWAVES a concept was created for online annual reports. The goal of the
concept was to extend by special web applications on the one hand the product range of the
company on the other hand to create a product, which makes communication with online
annual report more efficient. Efficiently means in this regard to arrange broader the target
group speech.
Keywords
Annual-Report | Investor Relations | Financial Communication | Internet | WorldWideWeb |
Web-Widget | Web-Application | Investor | Financial Community
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Produktionsprozessen von OnlineGeschäftsberichten. Dabei wird erläutert, welche Arbeitsprozesse und Mittel eingesetzt werden. Zudem werden auch die Gegebenheiten erläutert, die Einfluss auf die
Erstellung des Produkts nehmen. Die Arbeit ist in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten
Bereich werden relevante Fachbegriffe definiert. Der zweite Teil beschäftigt sich mit
der Problemstellung und Methodik. Abschließend das Resultat der Projektarbeit.
In Kapitel 2 dieser Arbeit wird zunächst erläutert, was Investor Relation (IR)
bedeutet. Dabei werden der Ursprung und die Bedeutung der IR auf das Unternehmen
erklärt. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Geschäftsbericht sowie mit dessen Gewichtung als Unternehmenspublikation für die Zielgruppen und das Unternehmen.
Die Zielgruppen werden in Kapitel 4 thematisiert. Deren Bedeutung sowie Informationsbedürfnisse im Zusammenhang mit der IR und dem Geschäftsbericht werden
anhand der Fachliteratur aufgeführt. In Kapitel 5 und 6 wird zunächst die Problemstellung und dann der methodische Ansatz zur Problemlösung thematisiert. Die Schlussfolgerung, in der auch das Resultat der Projektarbeit enthalten ist, wird in Kapitel 7
vorgestellt.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
53
SKLODOWSKI 2009 | Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie Informationquelle
Definition Investor Relations
Die Ursprünge der Investor Relations (IR) ist auf die Zeit nach dem Zusammenbruch
der New Yorker Börse im Jahr 1929 zurückzuführen. Die Gründe für den Börsencrash
waren Insiderwissen und die Verbreitung von Fehlinformationen. Um dieses zu
vermeiden und das Vertrauen der Investoren in den Vereinigten Staaten zurück zu
gewinnen, wurden in den Jahren 1933 und 1934 Gesetze zum Anlegerschutz verabschiedet. Das Vertreiben von fehlerhaften Informationen und Insiderwissen sollten
von nun an als Strafdelikte gelten. In den fünfziger Jahren des vergangen Jahrhunderts
implementierte der US-amerikanische Konzern General Electric ein Kommunikationsprogramm namens Investor Relations. Mit diesem Programm sollten explizit Private
Anleger angesprochen werden (TIFFE 2007, S. 25). Etwa 30 Jahre später sollte die IR
in der Bundesrepublik Deutschland Einzug halten. Die hiesigen Unternehmen erkannten, dass subjektive Einschätzungen der potentiellen Anleger Auswirkungen auf die
Aktienkurse haben. Aus diesem Grund forcierten die deutschen Unternehmen eine
resolute und systematische Informationspolitik für die Anleger (SKLODOWSKI 2008,
S. 10). Die IR wird somit als Öffentlichkeitsarbeit auf Finanzkommunikationsebene
gesehen. Sie ist jedoch nicht zu verwechseln mit den Public Relations (PR), mit denen
sich ein Unternehmen an eine breitere Öffentlichkeit wendet, während die IR eine
heterogene Zielgruppe anspricht (vgl. Kapitel 4).
Definition Geschäftsbericht und Online-Geschäftsbericht
Zu den Maßnahmen der IR (Bild 1) gehört die Unternehmenspublikation Geschäftsbericht. Keiner anderen IR-Maßnahme wird mehr Beachtung geschenkt als dem
Geschäftsbericht. In ihm sind alle Zahlen und Bilanzen enthalten, die Auskunft über
das vergangene Geschäftsjahr geben.
Bild 1 IR-Maßnahmen nach
Sklodowski 2008
Die Gesetzgeber stellen dem börsennotierten Unternehmen frei, in welcher Form
der Geschäftsbericht im Internet veröffentlicht werden soll. In der Praxis erscheinen
Geschäftsberichte im Internet als Portable Document Format (PDF) oder basierend auf
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 04 – Page 53–60
das Web in der Online-Version (Hyper Text Markup Language – HTML). In der Vergangenheit, als die Unternehmen ihre IR ins Internet verlagert haben, war die Möglichkeit, die traditionelle Printausgabe des Geschäftsberichts als PDF-Download zu
erhalten, ein deutlicher Fortschritt. Nun gehören Online-Berichte zum guten Ton in
der Internet IR. Mit Hilfe von Web-Contentmanagement-Systemen können die großen
Mengen von Daten leicht verwaltet werden. Auch der Aufbau und die Integration von
Hilfswerkzeugen können durch die technischen Möglichkeit, die das Web zu bieten
hat, den Geschäftsbericht zusätzlich aufwerten und die Bedienbarkeit erleichtern.
Zielgruppen
Der Geschäftsbericht als das zentrale Informationsmedium der Finanzkommunikation
richtet sich an eine breite Zielgruppe der IR. Der Fachterminus für die diese lautet
»Financial Community« (FC). Die FC stellt sich aus folgenden Akteuren zusammen:
▪ Finanzanalysten,
▪ Wirtschaftsjournalisten,
▪ Institutionelle Anleger,
▪ private Anleger.
Die Finanzanalysten sowie Wirtschaftsjournalisten fungieren in dieser Konstellation als Multiplikatoren. Zu ihren Aufgaben gehören die Erstellung von Analysen und
Bewertungen zum jeweiligen Unternehmen. Anhand des GB leiten insbesondere
Finanzanalysten weit reichende Informationen über Unternehmen ab. Durch ihre
Publikationen kann die Investitionsentscheidung der Anleger in ein Unternehmen
beeinflusst werden.
Die institutionellen Anleger sind Großanleger, die in der Regel aus Versicherungen, Kreditanstalten (Banken), Investmentfonds sowie Beteiligungsunternehmen
bestehen. Aufgrund ihres hohen Mitteleinsatzes benötigen sie ausführliche Informationen über das Unternehmen, die eben durch die Finanzanalysten gesammelt werden
(vgl. TIFFE 2007, S. 37). Finanzanalysten und institutionelle Anleger werden als
professionelle Glieder in der Zielgruppenkette gesehen. Durch ihre Spezialisierung mit
dem Umgang von Aktien und Unternehmensbewertungen haben sie einen höheren
Bezug zu den Informationen aus dem Geschäftsbericht.
Die Gruppe der privaten Anleger stellt den zahlenmäßig größten Adresskantenkreis
dar. Durch ihre Anzahl und Heterogenität ist es für ein Unternehmen eine Herausforderung, mit klassischen Instrumenten der IR wie den Geschäftsbericht, die privaten
Anleger zu erreichen. Trotz des geringeren Kapitaleinsatzes nimmt diese Gruppe
einen wichtigen Platz im Investorenkreis ein. Denn private Anleger investieren in der
Regel langfristig in ein Unternehmen und sichern somit einen stabilen Kapitalfluss
(vgl. TIFFE 2007, S. 8).
Deswegen ist die IR im Internet nicht nur wegen der Erfüllung der Transparenzrichtlinien, die seitens der Gesetzgeber vorgeschrieben werden, wichtig, sondern um
eine breitere Zielgruppe mit die relevanten Unternehmensinformationen anzusprechen.
Problemstellung
In Zeiten der weltweiten Rezession ist eine transparente IR-Arbeit Grundlage für die
Kommunikation zwischen der Financial Community (FC) und dem Börsennotierten
Unternehmen. Gerade im Internet müssen die Unternehmen einen erheblichen Teil der
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
55
SKLODOWSKI 2009 | Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie Informationquelle
IR verlagern, um der von den Gesetzgebern 1 vorgeschrieben Publikationspflicht nachzukommen. Eine der herausragenden Publikation ist der Geschäftsbericht. Dem Geschäftsbericht wird von Seiten der Zielgruppe die größte Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Unternehmen nutzen ihn zur Imagebildung sowie zum Aufbau von Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Der Geschäftsbericht spielt bei der IR im Internet eine
tragende Rolle. Deswegen sind besonders die DAX2-Unternehmen bemüht, diese
Publikation transparent, barrierefrei und zielgruppenorientiert im Internet zu
präsentieren.
Mit den technischen Möglichkeiten, die das Internet zur Verfügung stellt, hat sich
in den letzten Jahren der interaktive Geschäftsbericht etabliert. Anhand eines Internetbrowsers kann der komplette Inhalt samt Zahlen und Fakten interaktiv analysiert
werden. Mit speziellen Web-Applikationen versuchen die Unternehmen den Umgang
mit den Mengen an Daten, die ein Geschäftsbericht enthält, durch Benutzerfreundlichkeit zu steigern. Die Fähigkeiten innerhalb der Zielgruppe mit dem Umgang der
Daten variiert. In dem Fall gibt es Gruppen, die durch ihre Profession einen höheren
Bezug zum Inhalt besitzen, während der andere Teil einen passiveren Bezug zu dem
Geschäftsbericht hat. Um dieser Barriere innerhalb der Zielgruppen zu entgegnen,
versucht die IR eines Unternehmens mit dem gezielten Einsatz von Web-Applikationen den Usability-Grad des Online-Geschäftsbericht zu steigern.
Eine weitere Problemstellung sind die Herstellungskosten eines Online-Geschäftsberichts. Unternehmen, die wegen der weltweiten Finanzkrise in allen Bereichen Etatkürzungen vornehmen mussten, versuchen im IR-Bereich zwar weiterhin ein hohes
Kommunikationsniveau zu halten, aber durch dem Umstand ausgelöst eben mit
kleineren Etats. Damit ein IR-Dienstleister wie STOCKWAVES seinen Kundenstamm
halten kann, muss das Produktportfolio für diese Voraussetzungen angepasst werden.
Zusammengefasst: Es soll ein Produkt entstehen, das qualitativ hochwertig ist, aber
sich in der Produktion in einem relativ niedrigen Kostenrahmen befinden muss.
Methodik
Im Rahmen einer Bachelorarbeit im Sommersemester 2008 an der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg im Studiengang Medien und Information
wurde eine Produktanalyse erstellt, in der die Online-Geschäftsberichte führender IRDienstleister in Deutschland verglichen wurden (SKLODOWSKI 2008). Dabei wurden
alle speziellen Web-Widgets erfasst und deren Funktion geprüft. Das Ergebnis der
Analyse wurde in einen Fragebogen implementiert, der als Grundlage für eine
Zielgruppenbefragung fungierte. Die Zielgruppe waren in dem Fall Finanzanalysten,
die anhand der analysierten Online-Geschäftsberichte ein Urteil über die Effizienz der
einzelnen Widgets bilden sollten. Die dort abgebildeten Web-Wigdets erhielten eine
mehrheitlich positive Resonanz.
Im Zusammenhang mit der Problemstellung des nun thematisierten Konzepts
wurde diese Produktanalyse noch einmal verwendet, um einige dieser Widgets in
einem neuen Produkt zu verwenden. Wie bereits erwähnt sollten die Produktions-
1
2
Gesetzgeber: Deutsche Börse AG; die Regelungen werden aus Aktiengesetz (AktG), Verkaufsprospektgesetz
(VerkProspG), Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) und Handelsgesetzbuch (HGB) entnommen.
Deutscher Aktien Index (Deutsche Börse)
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 04 – Page 53–60
kosten relativ niedrig gehalten werden. Für die Projekte wurden spezielle TeamSitzungen organisiert, um die Begebenheiten sowie die Aufgabenm die das jeweilige
Projekt mit sich brachtem zu besprechen. Dabei wurden Punkte wie:
▪ Produktionsdauer,
▪ Produktionsaufwand,
▪ Einsatz von Mitteln (Software, Hardware)
besprochen. Aus den Resultaten dieser Konferenzen wurde ein Arbeitsablaufplan
erstellt, der die Einteilung der Kompetenzen, den Einsatz der dazugehörigen Software
(Anwendungsprogramme) sowie eine dahingehende Produktionsdauer beinhaltete.
Der Einsatz der erstellten Arbeitsablaufprozesse sollte in weiteren Projekten stattfinden. Normalerweise unterscheiden sind Web-Projekte wegen den unterschiedlichen
Themen und Inhalten. Doch im Zusammenhang mit der Realisierung eines OnlineGeschäftsberichts ist der Arbeitsaufwand und der Einsatz der Mittel von Projekt zu
Projekt identisch. Deswegen war die Realisierung des ersten Projekts eine Referenz
für die darauf folgenden Projekte. Im Zusammenhang mit der Kompetenzenverteilung
musste hierbei eine feste Zuteilung stattfinden. Die Erstellung eines Online-Geschäftsberichts erfolgt durch folgende Arbeitsschritte:
▪ Komplettierung der relevanten Daten und Dateien (Excel-Sheets);
▪ Verarbeitung der Daten (Konvertierung in HTML);
▪ Installation des Contentmanagements-Systems (CMS) auf dem Projektserver;
▪ Aufbau eines Web-Interfaces;
▪ Anpassung des Web-Interfaces ans Corporate Designs des jeweiligen Unternehmens;
▪ Redaktionelle Tätigkeiten (Implementierung des Inhalts);
▪ Lektor (Prüfung des eingefügten Inhalts).
Im ersten Arbeitschritt überliefert der Kunde alle Daten zum Geschäftsjahr, die
speziell für den Online-Bericht für die Darstellung im Web angepasst werden müssen.
Dabei handelt es sich um die Kennzahlen, die im Excel-Sheet gebündelt ins HTMLFormat konvertiert werden. Daraus entstehen interaktive Kennzahlen-Tabellen im
HTML, die später ins CMS (Typo 3) integriert werden. Im dritten Abschnitt wird das
CMS auf dem Projektserver eingerichtet. Mit dem CMS (Redaktionssystem) wird der
Inhalt des Geschäftsberichts verwaltet. Bei diesen Mengen an Daten ist ein CMS ein
wichtiges Instrument zum Erstellen und Verwalten des Online-Berichts. Damit der
Geschäftsbericht ein »Gesicht« erhält, wird er an das jeweilige Corporate Design des
Kunden angepasst. Auch die speziellen Widgets werden bereits programmiert und im
Laufe der Datenintegration, die im sechsten Arbeitschritt abgewickelt wird getestet.
Nach der Integration werden alle Seiten und Kapitel geprüft. Hierbei gilt das erstellte
PDF-Dokument, das zuvor von der Printagentur, die verantwortlich für die Printversion des Geschäftsberichts ist, geliefert wurde.
Web-Applikationen im Online-Geschäftsbericht
Unter Web-Applikationen, auch Web-Widgets genannt, versteht die Fachliteratur spezielle Anwendungsprogramme für das Web, die Benutzer anwenden, um eine nützliche Funktion zu erreichen (W3C 2009). Im Zusammenhang mit dem Online-Geschäftsbericht ist diese Definition zutreffend. Die aktuellen Online-Geschäftsberichte
verfügen bereits über Widgets, die sogar ein direkter Zahlenvergleich (Bild 2) aus dem
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
57
SKLODOWSKI 2009 | Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie Informationquelle
wichtigsten Kennzahlen (Bilanz, Gewinn- und Verlusstrechnung, Kapitalflussrechnung und Mitarbeiter) ermöglicht (vgl. DAIMLER 2008).
Bild 2 Kennzahlenvergleich
im OnlineGeschäftsbericht
(aus: DAIMLER 2008)
Hierbei handelt es sich zum Beispiel um ein technisch sehr aufwändiges Widget.
Es basiert auf Flash, einer laut dem Hersteller Adobe Authoring-Umgebung, mit der
aufwändige Animationen und Applikationen erstellt und in Betrieb genommen werden
können. Somit ist Flash eine Software-Entwicklungsumgebung und eine Engine
(Betriebsplattform) zugleich. Speziell für das Web existieren gleich mehrere Engines
auf denen Web-Widgets betrieben werden:
▪ DHTML
▪ AJAX
▪ Silverlight
▪ Java-Applets
Mit DHTML (Dynamic HTML) können Webseiten gegenüber den herkömmlichen HTML-basierten Seiten erweiterte Funktionalitäten und Anzeigeeffekte aufweisen. AJAX (Asynchronous JavaScript and XML) ist ein Konzept, das aus den
Programmiersprachen JavaScript und XML besteht und im Gegensatz zu statischen
Applikationen innerhalb einer HTML-Seite eine eigenständige Anfrage zwischen
InternetBrowser und Server stellen kann, ohne dass die Webseite neu geladen werden
muss. Silverlight ist ebenfalls eine XML und Javascript basierte Engine, auf der vor
allem Webplayer betrieben werden. Das Java-Applet gründet auf der Sprache JAVA.
Auf dem Applet können Programme auf Webseiten ausgeführt werden, mit denen der
Benutzer auf Browser-Ebene interagieren kann.
Wie bereits an dem Beispiel des Kennzahlenvergleichs-Widgets erläutert, können
aufwendige Applikationen programmiert werden. Einerseits steigern solche Widgets
den Mehrwert der Kommunikation, allerdings steigen auch die Produktionskosten und
die -dauer eines solchen Hilfswerkzeugs. Im Zusammenhang mit dem gegebenen
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 04 – Page 53–60
Voraussetzungen, die vom Kunden gestellt sind, passen solchen Anwendungen nicht
ins Konzept eines relativ kostengünstigen Online-Geschäftsberichts. Deswegen fiel
die Wahl auf folgende simplere Lösung: Mit einer sogenannten Tooltip-Funktion kann
ein Glossar in das CMS integriert werden. Es basiert auf einem einfachen JavascriptBefehl, der ins System leicht zu integrieren ist. Das Glossar selbst funktioniert anhand
einer erstellten Wortliste, die wie in Bild 3 im System das jeweilige Wort auffängt und
markiert. Sobald das Wort markiert wurde, erscheint ein Link, der zur
Begriffsdefinition führt. Diese Definition erscheint in einem Popup-Fenster und kann
direkt beim Ansteuern des markierten Wortes durchgelesen werden. Somit können mit
dieser Glossarfunktion spezielle Fachbegriffe aus der Finanzsprache direkt erläutert
werden.
Bild 3
Glossar via Tooltip
Resultat
Die Erstellung des Arbeitsablaufplans und die Anwendung der Arbeitsschritte auf die
Projektarbeit wirkte sich positiv aus. Die Kompetenzen wurden klar auf das Projektteam aufgeteilt. Dadurch konnten nicht nur die Arbeitsschritte schneller bewerkstelligt
werden sondern auch ein schnelleres Feedback zum Stand der Projektarbeit an den
Kunden gegeben werden. Die dazugehörigen Projekt-Konferenzen brachten weitere
Fortschritte mit sich: Faktoren wie Mitteleinsatz, Produktionsdauer und -aufwand
konnten effizienter gesteuert werden. Das Ergebnis dieses Konzeptes brachte das
erwünschten Ziel: Die Senkung der Produktionskosten.
Mit dem Produktergebnis konnte die Anforderungen, die der Kunde an das Projekt
gestellt hat erfüllen. Das Produkt konnte verträglicher in den Etat der IR-Abteilung
eingeplant werden und mit dem Finanzglossar-Widget konnte ein Hilfsinstrument
geschaffen werden, mit dem auch unprofessionelle Zielgruppen des Online-Geschäftsberichts die darin beinhaltende Fachterminologie schneller und gezielter nachvollziehen können. In Endeffekt hat besonders der Dienstleister STOCKWAVES von
diesem Konzept profitiert. Der Kunde konnte weiter im Kundenportfolio gehalten
werden und der erstellte Ablaufprozess wird für weitere Online-GeschäftsberichtsProjekte angewandt werden.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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SKLODOWSKI 2009 | Investor Relations im Internet – der Online-Geschäftsbericht als barrierefreie Informationquelle
Literatur
AIR BERLIN 2009
DAIMLER 2008
SKLODOWSKI 2008
TIFFE 2007
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Eingegangen: 2009-08-06
Tomasz Sklodowski
Bachelor of Media & Information (HAW Hamburg)
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
60
Web Portal »Passaggiare« –
Supporting a Regional Car Pooling Network and
Encouraging People Enjoying it
by Lorenzo Servadei
Abstract
The aim of the project is to create an easy and helpful car pooling web portal which
guarantees integrity and preservation of released personal information and be a trustworthy
platform for drivers as well as passengers. To create such a web portal, it has been necessary
the use of distinct and various material and methods, first in phase of apprehension and
second in phase of programming. The main areas of the project are two: a social field,
detectable in consultations of statistics and surveys as well as in the human interactivity of the
web portal, and a mere technical one, which has been mainly expressed in the accomplishing
of several internal functions and features. Results would be, in case of success of the site, a
useful support to similar car pooling projects. At the same time, the successful experience of
collaboration with the municipality of Cesena and the state traffic department could suggest a
different organization of car pooling networks which do not involve any fee or requests of
privates (as banners and advertising).
Keywords
car pooling | car sharing | vehicle | car | mobility | mobility network | Italy | Romagna |
regional | local | PHP | MySQL
Kurzfassung Web Portal »Passaggiare« – Wie man eine regionale Mitfahrzentrale entwickelt
und die Menschen dazu bringt sie zu mögen
Ziel des Projektes ist es, ein Mitfahrnetzwerk zu verwirklichen, an dem sowohl Fahrer als
auch Mitreisende aus einer bestimmten Region (und zwar Romagna) teilnehmen könnten.
Dieses Netzwerk sollte sowohl verschiedene Benutzerdaten sicher speichern können als auch
als zuverlässige Internet-Plattform bedienbar sein. Das Projekt gliedert sich in zwei Hauptteile: einerseits basiert die Realisierbarkeit des Projekts auf verschiedenen nationalen Statistiken und auf Recherchen über menschlich interaktives Verhalten im Internet, andererseits
wurde diese Webseite rein technisch mit Hilfe von unterschiedlichen Programmiersprachen
und Webseite Design Tools programmiert. Es wird der Effekt erhofft, dass die Regionalbeschränkung die richtige Lösung sein könnte, um eine Mitfahrnetzwerk in der italienischen
Gesellschaft einführen zu können. Außerdem haben die Zusammenarbeit mit der Gemeinde
von Cesena und die staatliche Unterstützung für die Webseite es ermöglicht, eine kostenfreie
und nicht kommerzielle Mitfahrzentrale zu verwirklichen.
Keywords
Mitfahrgelegenheit | Car sharing | Fahrzeug | Auto | Mobilität | Mobilitätsnetzwerk | Italien |
Romagna | regional | lokal | PHP | MySQL
Abstract
Portale Web »Passaggiare« – Sostenere una rete regionale di Car
Pooling e incoraggiare una comunità ad utilizzarla
L´obiettivo proposto nel progetto è quello di creare un portale di car pooling ben strutturato e
in grado di garantire l’integrità e la preservazione dei dati rilasciati, oltre ad essere una
piattaforma web affidabile per tutti gli utenti del sito. Per realizzare il portale web si è reso
necessario utilizzare materiale e metodologie differenti per la prima fase di approfondimento
personale quanto per la fase di programmazione e realizzazione. I primi due punti risultano
particolarmente importanti perché, assieme al livello di usabilità raggiunto, accrescono la
fiducia complessiva nel portale. I risultati ottenuti potrebbero, in caso di successo del sito,
fornire materiale di appoggio e linee guida per nuovi progetti di car pooling. Una concezione
regionale del car pooling potrebbe inoltre diventare la soluzione ideale per la situazione
sociale italiana. Infine, la proficua collaborazione con una struttura pubblica dovrebbe
permettere la realizzazione di siti web esenti da richieste commerciali come tasse di iscrizione
e banner pubblicitari.
Parola chiave car pooling | Car sharing | veicolo | automobile | Mobilità | piattaforma | Italia | Romagna |
regionale | localmente | PHP | MySQL
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
Introduction
The car pooling is a spontaneous movement which got a foothold first as an organized
phenomenon in the U.S.A. during World War II, were it was introduced in order to
encourage people saving up for vehicles and fuel (cf. COHEN 1991, pp. 77ff). Car
pooling is defined as »a system by which members of a group share a [A. N.: private]
vehicle to reduce the volume of traffic on the roads and reduce the impact of traffic on
the environment« (NEC 2009). It has to be carefully distinguished from the car
sharing, which is »a cooperative ownership of automobiles that share the costs
between multiple motorists« (PERMATOPIA 2009). Car pooling in fact utilizes private
vehicles, which are entirely owned by one of the travellers.
In Europe, car sharing is and has been economically and socially speaking more
incisive than car pooling. Car sharing took origins in Switzerland, introduced by the
company Sefage, in 1948, and then the movement spread soon after in the whole
Europe (SHAHEEN et al. 2000, p. 38). Car pooling instead, which had a popular
ancestor in the phenomenon of the hitchhiking, common among youth since the first
years of the sixties, increased conspicuously in the last 15 years thanks to the
development of Internet social communities, which managed to facilitate and
incentivise contacts among people independently from their geographical distance.
Nowadays is the car pooling numerically starting to decline, and the motivation seems
to be that »most people find it more convenient to travel alone. […] [N. A.: That’s
why] it is important that any carpooling scheme can be operated with a minimum of
inconvenience to those involved« (KENAAN/BRODIE 1998, p. 362).
Under these circumstances, it is important to underline that in Italy car pooling has
never been a social phenomenon. European countries as England, Germany and
Switzerland for instance, have a much larger and consolidated tradition than Italy in
car pooling. In order to clarify it by a comparison, www.roadsharing.com, the largest
Italian car pooling site, counts 30.000 users (DE MITRI 2009), while the largest
German car pooling web portal, www.mitfahrgelegenheit.com, has nowadays more
than 1 000 000 users (MYMERCURY 2009).
The reasons of a lesser development comparing with other European countries
appears to be, as it has been written in most of dedicated web portals all over the
country, a specific socio-cultural Italian background.
It has been reported in fact that the condition of travelling with an unknown is in
Italy mostly seen as a possible danger instead of a socialization opportunity and that,
even where the car sharing system is successfully working, like in the province of
Venice (which is in the first position on the national ranking for number of participants to car sharing activities), car pooling is not taking off at all. The lack in this specific field is said to be, as the responsible of the car pooling network for that province
declares, a lack of mentality of the Italian travellers (cf. CAR SHARING… 2005).
This lack of mentality can be identified in the over averaged perception of crime in
Italy (see Table 1) as well as other more profound and entrenched reasons. The
detecting of these causes is anyhow, though important, not one of the principal aims of
this article. The trust and the social background of a territory can obviously modify the
opinion of single citizens towards institutions, social innovation and progress of
society.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
As already said, the high perception of crime and the lack of trust in unknown
people impair actually some of the fundamental elements of such a network. It is
remarkable to underline then the differences between Italy as a whole and EmiliaRomagna, the region where the project of the mobility network is planned to run, on
these two holding-back components: in fact, Emilia-Romagna, statistically observed,
is a region which is positioned on the ranking under the national average of crime
perception. According to Table I, people in Emilia-Romagna feel safer promenading
at night in dark roads, and just a lower percentage of them would avoid doing it
(25,6 % – national average 27,6 %); furthermore fewer people would not go out at
night alone at all (22,6 % – Italian average 25,4 %). Last, the percentage of citizens
whose habits are influenced by crime perception is lower comparing to the national
average as well (43,2 % – 46,3 %).
Table 1 Statistics
on perception of
crime in Italian
regions (ISTAT
2005, p.107)
Regarding Internet use, the number of Internet connections in Emilia-Romagna
correspond to 38 % of all families, which is a high percentage if compared with the
national average (36 %). This faculty is fundamental in order to have an access
possibility to the mobility network. Furthermore, about 50 % of people who have an
Internet access use it daily and 82 % weekly, which is a good circumstance to spread
the catchment area of the web portal (REGIONE EMILIA-ROMAGNA 2007, p.12f).
Emilia-Romagna is in the first positions also concerning public spirit with regard to
society and institutions: this region occupies respectively the second, the third and the
first position on the national ranking in PUTNAM (1993), SABATINI (2005, p. 198) and
CARTOCCI (CARTOCCI 2007).
The failure of car pooling in other regions and on national basis is possibly due to a
different milieu from Emilia-Romagna. The grouping of positive and solid conditions
as public spirit, social trust, high IT level and Internet communication development in
this region origins a favourable environment for the starting of the project.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
Moreover the administrative and demographic structure of Romagna, which is
mainly composed of several under populated cities, offers a good platform to overcome a possible lack of trust as well.
In fact, as theorized in sociology, communities with dense, short distanced and
multiple networks (which means intense, distributed and frequent relations among
individuals) are particularly inclined on an extension and spreading of trust (RAO
2008, p. 28f). That is why is my belief that, differently from other areas, such a project
could be fully successful in Romagna.
Materials and Methods
It is a very hard task to design a mobility web portal which should be not far too
complicate to program, but at the same time simple and intuitive for a wide range of
users who are not necessarily experienced and familiar with Internet interfaces.
With the aim of creating such a web site, it has become important to plan and
analyse every single phase of its attainment and to select each software tool carefully,
in order to be helped in the best way to accomplish it.
During the first important step of the planning part, the brainstorming phase, a
wide-used freeware software named Freemind has been utilized. Freemind is simple
and incisive, and supports the brainstorming and the ordering of ideas through a
graphical interface.
The software contains a tree-graphic which uses nodes of different levels to
establish a hierarchy in the organization and in the phases of a project. This is not only
used for the general structure, but also for analysing and branching single actions and
details of every subgroup possible of the website.
Programming and modelling every webpage requires organization as well as
creativity. Freemind fulfils both of the requirements through an easy and wellstructured illustrating tool. An example is shown below as a diagram (see Figure I).
Fig. 1 Screenshot
of the structure
of Passaggiare
designed with
Freemind
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
Once the designs of the pages of the whole website had been completed, it became
necessary to realize them through specific software and supporting literatures. The
decision of writing the code of the website with the programming language PHP is due
to several important advantages that this programming language has, comparing with
other languages with similar functions (Asp, Java, Cold Fusion, Perl).
According to literature and tutorials concerning website programming, each language has its own benefit over others in certain application areas. Thus after examining resemblances and differences with other different languages, PHP has been
considered to be the most appropriate for designing this website. PHP has a simple
and flexible syntax which is easy to learn, to structure and recall. Furthermore, weboriented useful functions are constantly provided. PHP is also an open source
language: it is available on the Web for free and everybody is allowed to download,
improve and support it. Besides, there are various discussion forums and communities
which constantly contributes in developing all features and functionalities of this programming language.
Last, PHP can be easily applied to a great number of operating systems: it works
excellently with almost every software environment (cf. FULGHUM 2009). Besides,
next to it, it had been necessary to choose a programming language concerning databases and their managing as well. The natural matching of PHP is MySQL (My Server
Query Language), a Database Management System which allows the user to interact
directly with tables of the database.
MySQL seemed a proper choice also for this website because of the high
compatibility between the two free open source packages. Furthermore there is a wellgrown community supporting this database managing program as well.
Resuming with the PHP features, it is a sever side scripting language: this means
that the code has not to be processed by the elaborator itself, but from a server, which
receives requirements from the elaborator. It is usually not possible for students to rent
server space on the web, so that local servers, which are provided in order to substitute
the web server functions, are particularly important in programming websites.
For the portal Passaggiare it has been used the software package XAMPP. Thanks
to this tool, which contains several useful applications to design a website, as Apache
Server, Perl (a programming language), PHP and Phpmyadmin (an interface to
MySQL), it has been possible to program elaborate Internet web pages and save users
data directly into databases.
With regard to web design, Dreamweaver is the software that has been selected.
Dreamweaver is a web editor and a syntax checker which allows to produce and
realize different types of web documents in different programming languages. The
syntax control of the application, thanks to the combination of different colours,
allows to recognise and distinguish different types of mistakes. If an error is found on
the script, it will be localized and showed clearly also to users who are not familiar
with programming. Furthermore, several functions and examples are provided by
software so that it is simple to include routine functions (as counters and date
displayers) in the user’s own script.
During the programming phase, it has been often consulted a complete and wellorganized PHP manual: PHP5 & MySQL La Guida (cf. CONVERSE et al. 2004). Parts
of code, examples and functions are provided and explained in the volume, and it
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SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
contains several comments and descriptions which let the user understand and
reproduce every single line of a script.
Next to manuals, a great support has been offered by PHP/MySQL forums, where
it has been possible to identify errors, ask for advices and retrieve trouble shooting
discussions. Their service has been fundamental in the whole programming process.
Results
A website which is to be introduced to such a heterogeneous community with different
personal characteristics, information technology attitudes and web skills, should
mainly focus on two points: the usability purpose and the safety warrantee of all
travellers and their data.
Usability
Usability is a quality attribute that assesses how easy user interfaces can be used. In
practice usability is changeable and depends on different values and goals of the
project. A website oriented to users which may do not have particular internet
capabilities and that could lose interest in the website by wasting time or getting
confused in searching information, needs a simple layout with easy and intuitive
interaction functions. Nevertheless a web portal should be complete, informative and
detain skills to attract new visitors.
In testing the usability of the site, it has been followed the theoretical approach of
the Jakob NIELSEN Decalogue (1993), which introduces ten simple rules for realizing
an usable website.
Layout
Layout is the fundamental phase of programming the graphic appearance of a site,
with the intention to organize and give personality to the web portal, besides attributing it a pleasant overview and a recognizable brand.
In realizing the portal, the guidelines established were to create a simple and
minimalistic page, with few indispensable features, where it could result easier to pone
a flexible and arranged content.
The two main colours which occur the most frequently in the web portal are yellow
(hexadecimal code #FFFF00) and black (hexadecimal code #000000), often used
together. Pages are subdivided in three columns, a central one, which has a black
background, and two lateral ones, which have a yellow background.
The menu is horizontally disposed and written mainly with the JavaScript
programming language, and its buttons have the property to invert colours as soon as
the cursor of the mouse has been detected on them.
The logo of the website represents a smoking angel, drawn by the painter Andrea
Giglioni, which allowed the image for this use. This is positioned at the right side of
the central column, and is included in every page, in order to symbolize the entire site
Passaggiare trough a simple and recognizable logo.
The contrast of colours used to write titles and texts has been maintained as well as
the clearness in exposing them. The informative contents of the website have been
carefully disposed: in the whole web portal neither graphic nor decorative objects
prevent the user from receiving notions or distract him from his own purposes.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
Functioning
In the functioning part of the website objects, contents and services have been oriented
to usability as well. The simplicity of the layout itself is respected for contents and
functions too: just the essential is exposed, pages contain mostly minimal but complete information and the menu is understandable and precise. The main menu is composed by five different categories which are the main areas of the site: Home page,
Profile/Login, Forum, Help, Links, Information.
To better analyse the website, the composition of every sector will be shortly
described in the next paragraphs.
Home Page
The home page is arranged with the motto of the site appearing in the upper part:
»Passaggiare, cleaner, cheaper and funnier. All in a simple passage«. The motto refers
to a pun which bases on the Italian passaggio, meaning lift, and its homonym,
meaning step.
After a short explanation of the content of the site, two buttons underneath link to
different procedures: registered users can be directed to the log in while new users
enter the registration form.
Profile/Login
This is the most processed and complex part of the site. As asserted in the
Decalogue of NIELSEN (1993), every different user should be able to focus on a
different target and match functions which are appropriate to him.
The first requirement for accessing the profile page is a cookie (a small file which
attest that the page has been already visited by the user) from the website: in case the
cookie is already on the computer, it will be directly possible to access the personal
page, if not, the user will be asked to log in, in order to obtain the cookie. Else, if the
user is not registered at all, or fails the access, a link to the registration form is
appearing on the error page. If the log in is successful instead, the user can enter the
personal area and receive then the temporary cookie from the site, so that he does not
need to repeat the log in within a short period of time. Underneath a screenshot of the
Log in access to the members area of the website (see Figure 2).
Fig. 2 Screenshot
of the access
interface to the
personal page
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SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
The personal area is structured differently for users who have registered as passengers, or users who have registered as both passengers and drivers. The one who claims
to be a driver should release the plate number of the used vehicle. Drivers have the
possibility to offer and edit lifts they are intended to give.
On the other hand, users who are just passengers do not have this possibility: they
can only look for lifts from a city to another of Romagna, or give a numeric evaluation
(from a minimum of one to a maximum of five) to registered drivers.
Last, moderators are instead particular users who can log in and, beyond the
normal activity of users, are enabled to regulate and administer the Forum and other
specific parts of the website as well as the behaviour of users.
Forum
The forum is organized with topics and it is accessible only for users who are already
logged in. Every user can start with a new topic, but this service is mainly intended to
collect information, problems, opinions of the drivers.
Administrators are supposed to regularly check topics and take measures, modify,
erase, warn or ban users who show an outrageous attitude towards other users of the
website. Some rules on proper behaviour inside the forum are required in order to
avoid dubious or negative situations.
Information
In this part of the website has been reported, with the intention to set it straight to the
readers, what the portal is made for, why is there any necessity of a car pooling
network in Romagna, how does the website works and further answers to important
questions about Passaggiare.
Well-constructed paragraphs explain focus points and topics of the website, as well
as organization and arrangement of its pages. The purpose of this area is to let the
website be clear and transparent with the users, and only potentially counterproductive
explanations (in particular concerning safety systems) have been hidden from being
elucidated.
The content of this part is informative as well as short and summarized: there is no
menu or search bar which allows to look up in the page, but the text as well as the
whole paragraphs are well structured and easily recognizable. Author, responsibilities
and administration of the portal are here revealed as well, and information to contact
them are provided.
Links
Because of the intention of promoting an ecological and territory bounded mobility,
links are forwarded to projects or sites which are also involved in similar activities.
Furthermore, also busses and railway local mobility societies detain a link on this
page, with the intention to support public transports and cumulative tickets which,
similarly to car pooling, help people to find each other in order to share tickets and
protect environment.
A link exchange will be then promoted with the purpose to create a structural and
stronger union for car pooling networks and ecological mobility.
HAW Hamburg
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
Help
The help area includes frequently asked questions on functions and services of the
web portal, as well as information on its structure and internal subdivisions.
For example, an user is here told how to register, how to offer a lift, how to look
for it, which behaviour should be maintained in the forum, or which advices could
improve the relationship between users during a ride.
Safety and Security
The second main problem which had to be solved in order to realize a complete and
stabile website was about security of passengers and safety of their data. This main
point can be further divided into an informatics technical problem, and a social and
juridical issue.
Some kind of solutions have been implemented in this project and, although they
are not able to solve every juridical, technical or social question of the website, they
suggested new ways and conceptions to manage at least with most of them. Besides
experts, who master a specific knowledge in various fields and have been providing
for help in different areas of the project, have been supplied by the municipality.
Technical Security
The topic of data safety is a technical field which is particularly hostile to somebody
without a specific education in this subject. Programming does not demand, during the
first steps, a deep counter-measures knowledge against data hacking and illegal
database intrusions.
Fortunately car pooling websites are not of high interest to illegal actions.
Obtaining such information as rides and plate numbers is not very dangerous, and
personal data (age, city of residence, nativity) are not interesting for illegal intruders
as well.
Moreover in no procedure of the website the credit card number or some payment
form is required. Mobile phone contacts and email addresses, which are provided from
drivers to passengers as contact information, are the only relevant data which can
cause real safety problems or inconveniences.
But the opportunity to give such information has been long practiced by the
important German car pooling network Mitfahrgelegenheit.de as well, which had
additionally no requests for registration and a catchment area considerably more
extended than Passaggiare, while no particular problem have been signalled with it.
The decision to let only logged in users have access to the database in order to find
or offer rides is a more serious attitude towards data safety of personal information.
The support of specific personnel has been an important enhancement in guaranteeing
the safety of all databases and provided information.
Social Security
As utilizing a website regards interactions among users and a virtual environment,
social security is tightly bounded to programming and is about controlling of not
allowed actions from users in the network.
In fact, the importance of avoiding that not reliable users have the possibility to
give a ride passes necessarily through the efficacy and correctness of the system of
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SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
voting: untrustworthy drivers have to be marked in order to inform users over their
poor capabilities and behaviours.
In the same way, passengers who are not trustworthy or correct as well should
change their behaviour in order to gain more chances for a drive. Because of the two
different roles in a ride, drivers and passengers have been distinguished from the first
since the registration already: they have two separated main areas which have been
differently analysed concerning the social security problem. In the relationship
between passengers and drivers, drivers are the owner of their vehicle and they
transport passengers with it; this means that, in terms of safety, passengers are quite
disadvantaged comparing to drivers. So that is why it is a common opinion of several
car pooling web portals that passengers needs more safety measures.
Safeguarding Passengers – Drivers Control
The registration process, which requires personal data to save users into the database,
is a compulsory step that, differently from what happens in some other car pooling
websites, allows to maintain information of every users of the site.
First of all, during the registration phase, drivers have to release the plate number
of their vehicle. This requirement is provided in order to associate every user to a plate
number. This security process allows the administrator to access, in case of necessity
or irregularities, to such information.
Drivers can be evaluated by passengers: the database collects marks assigned to
drivers (as already said, from one to five) and estimate the average result. When a
logged in passenger evaluates a driver, the vote is directly included into the database
profile of this latter user: every passenger who will operate a ride search will be informed, beyond features of the available lifts, of the average mark obtained by the driver.
The process of voting has to be clear and correct: errors in pages, self voting users,
agreements between drivers and passengers have to be prevented as far as possible.
Some counter measures have been decided to avoid these potential leaks. First of all,
the website does not enable any user to vote for himself. Second, once a ride
formulary has to be compiled, the driver must provide the number of available seats of
the vehicle in use. This number, besides giving a clue to passengers over the
dimension of the driven vehicle, it has a significant role for the evaluation system.
When a driver assigns for example three available seats to the passengers, it means
that, at most, he should be receiving three different evaluations. In case a fourth mark
has been obtained from the driver, a message error is automatically generated. That
apprises the user of the not delivered vote and proposes him to report this matter to the
administrator. In fact, although it could be possible that an user repeated unintentionally the voting process, the path to the evaluation is so detailed and complicate that
this eventuality is at least unlikely.
After being contacted and having checked the votes received by the driver, the
administrator will decide if intervene and trace the problem. Furthermore every
abnormality, alteration of information by drivers or particular unpleasant episodes
occurred during rides will be reported by passengers directly to the administrator as
well.
Relying on spontaneity and public spirit of passengers, together with the implementation of safety systems, is an important fundament of every mobility network.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
Safeguarding Drivers – Passengers Control
Another important difference between the role of drivers and of passengers in the
website is that drivers cannot directly evaluate passengers with the same voting system
they use. This decision is due to the fact that passengers do not have formally to sign
up for any ride, but contact the driver in each way they prefer. That prevents the
website having sure information on which users took actually part to the ride.
And not even drivers could help to identify them: it would be difficult indeed (and
a lack of privacy as well) for drivers to recognize or request the username from the
passengers during the lift. Not mentioning that some of them could not assert the truth.
On the other hand in a website where passengers would be required to sign up
electronically, it could be difficult to report changes or cancellations for rides
simultaneously: the spontaneity and the validity of the network would be penalized.
As a consequence of all this, it would be very unlikely to organize a good evaluation
system for passengers similar to the one implemented for drivers. Nevertheless,
drivers should be able to express their opinion about passengers and problems they
had during rides.
The fact that drivers are leading their own auto and so they have an higher
decisional power than passengers (they directly deal with people which they would
like to be selected for the ride) is not enough to guarantee sufficient safety. In order to
assure to drivers a major concern, a forum has been given to guarantee them a further
support.
In fact they are here enabled to start topics and retrieve information about other
drivers experiences or problems. A frequent and mutual communication among them
can consequently improve the trust and the reliability of the whole network.
Important counter measures have been taken to prevent users, because of
resentments and personal motivations, to attribute to drivers arbitrarily bad or good
evaluations. The most significant of them consists on a database focused safety
system.
The main assumption that bases its realization is that people who are not satisfied
with a specific driver would probably not repeat bad experiences with the same one
for more than three times at most. Under these circumstances, it has been first created
a table in the database with the aim to register evaluations given from a particular
passenger to a specific driver.
The table is ordered by couple numbers: every voting user can be associated only
once to another voted user, and so they form a pair which will collect votes given form
the voting user to the voted one. But if the voted user (necessarily a driver) will
receive an evaluation from another passenger, a further couple will be formed and
registered. Or if, in the same manner, the voting user will vote for a different driver,
another pair would appear on the database table as well. In this way, a well-documented history of the evaluations given between two users is constantly maintained.
The system comes into operation first after three evaluations (corresponding to
three voted rides) into the same couple. When the average of the votes result too low,
namely inferior to 1,6 , or too high, namely higher than 4,7 , further evaluations will be
no more calculated for the average mark of the driver.
It is in fact very probable that after such bad marks posted a user would not be
prone to accept rides from the same driver anymore. As a consequence, if the
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
71
SERVADEI 2009 | Web Portal »Passaggiare« – Supporting a Regional Car Pooling Network and Encouraging People Enjoying it
evaluations are still prosecuting with the same negative trend, the user is deliberately
posting low evaluations in order to devalue the driver’s average mark. At this stage,
the counting of next votes from this passenger to the driver is stopped.
With regard to the higher limit (4,7) of the evaluation range instead, the choice of
interrupting the flow of votes is more partial and subjective, and is due to the internal
policy of the website.
It is surely possible that users, after experiencing several excellent drives in a row,
decide to mark the driver continuously with the highest evaluations. On the other hand
it is also possible that because of friendship, agreements or common purposes, users
would give extremely high votes to a driver arbitrarily.
In this website, by reason of a general main attention to safety problems, it has
been decided to prefer a solution which guarantees an higher security, to the detriment
of a full regard to user’s evaluations. After three votes in fact, the average of obtained
marks from the same user, if superior to 4,7 , will be arrested as well. This decision is
also based on the fact that, after such high evaluations, the user’s opinion of the driver
has already been cleared up and no more votes are necessary to fulfil it.
The procedure of voting has an elapsing time of one week, during which the user is
enabled to give a mark to the driver. If the evaluation period is over, his mark will be
not counted anymore.
The voting form requires the username of the driver, the date of the ride, the starting city, the arrival one, and last a time slot field in which is to select the hour value
of the ride (for example choosing 13:00 in case the lift has been given since 13:25).
The evaluation formulary is realized with the intention to ask precise information and
so avoiding attempts of voting from users which have been not involved in the ride.
Juridical Security
The municipality experts undertook the intervention on this field, and different issues
have been dealt directly by them. The users who intend to register must become aware
of all the conditions and responsibilities which they are going to accept; moreover
privacy requests must be clearly explained to them.
Problems which regard insurances of vehicles and people have to be carefully
analysed and the role of the website in unpleasant episodes must be diminished as far
as possible.
Discussion
The programming of a website which should be conform to the Nielsen principles of
usability and at the same time guarantee completeness and security, it is a particularly
complex task.
Users would be indeed more favourable to websites with as few bureaucracy as
possible, meanwhile an high safety standard needs additional information which can
cause frustration and discouragement in most of them. Compromises between these
two orientations are difficult to find, and only some years after the hosting of the
website it becomes possible to realize if the solutions found have been suitable.
Important questions that must be answered in the future are indeed: »How far are
members of such a network willing to renounce to their privacy in order to guarantee a
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
72
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 05 – Page 61–74
greater safety?« or else »How complicated and detailed has to be a security system in
order to do not prevent people registering and using the service?«.
Furthermore, though the achievement of some safety counter measures, it can be
hardly claimed that the website is perfectly protected from any user that, for example,
would cheat on giving bad evaluations. In fact, chances for deviant purposes are too
numerous to be all prevented.
This has been not anyway the aim of the author, which has been instead to make
deviations from allowed procedures as difficult as possible: if a perfectly safe users
evaluating system is impossible, it is anyway important to include counter measures
for most of the likely violations.
Although the designed website is still lacking in some areas as the juridical and the
data safety one, it has the quality to be far more spontaneous and simply structured
than other important car pooling websites; furthermore the support and hosting of the
site in the municipality web space has stimulated the creation of a web portal which
does not need any sponsorship by privates (and so renounces to gain funds and reach
an upper ranking position by link exchanging and banners promotions).
These two elements, together with the profitable collaboration with the municipality and the mobility department of Cesena, are valuable choices and significant
achievements which I hope could be taken as example for the creation of new car
pooling services.
Furthermore the development of car pooling regional platforms can be seen as the
right solution for introducing such an innovative mobility system in Italy, and this
project could become an important source of inspiration for every other similar
network in the future.
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Eingegangen: 2009-08-10
Lorenzo Servadei
Bachelor Degree in Scienze della Comunicazione at the University of
Turin. Soon after, job place in Hamburg as online-marketing promoter
and content writer for the financial website Moneto.eu.
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
74
»But What About Dealers?« – Image Analysis of
Electric Vehicles Amongst Automobile
Salesmen
von Joachim Koepf
Abstract
Purpose – As early as in 2015 Electric Vehicles (EVs) may become a mass phenomenon,
directly competing with conventional vehicles driven on Internal Combustion Engines and
hybrid systems. Studies which deliver significant results on the market chances and potentials
of EVs are still rare. However, these studies are required by manufacturers to make the right
strategic decisions. Also there is no detailed information on the image of EVs. Originality –
Dealers are the main source of information for potential customers and new car buyers. In this
study Automobile Salesmen (AS) are considered as Opinion Giver, referring to Lazarsfelds
Two-Step-Flow of Communication. AS were asked for their image of EVs and what propulsion technology they would recommend. Methodology – The study participants completed a
standardized online questionnaire (n = 23) or were personally interviewed (n = 12), following
a topic guide. Findings – Typologisation resulted in four groups: Enthusiasts, opportunists,
EV-rejecting environmentalists and strict rejecters of alternative propulsion technologies. The
latter two compose the majority with 56 %. The mainly stated negative attributes of EVs are:
Expensive, small, slow, not suitable for daily use, austere, boring and weak (motorisation).
After all, only 6 % of AS would recommend battery EVs to their customers.
Deskriptoren Electric Vehicles | Image Analysis | Opinion Leader | Automotive Salesmen | Opinion Giver |
Two-Step-Flow of Communication
Kurzfassung »But What About Dealers?« – Imageanalyse von Elektrofahrzeugen unter
Automobilverkäufern
Sinn/Zweck – Bereits 2015 könnten Elektrofahrzeuge (EVs) zum Massenphänomen werden
und direkt mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren oder Hybridsystemen konkurrieren.
Aussagekräftige Studien zu den Marktchancen für Elektroantriebe sind nach wie vor Mangelware. Diese werden jedoch benötigt, damit Automobilhersteller die richtigen strategischen
Entscheidungen fällen können. Es mangelt auch an einer detaillierten Aufnahme des Images
von Elektrofahrzeugen. Novum – Automobilhändler sind Hauptinformationsquelle von
Neuwagenkäufern. In dieser Studie werden Automobilverkäufer (AS) in Anlehnung an
Lazarsfelds Two-Step-Flow of Communication als Meinungsgeber betrachtet. AS wurden
gefragt, welches Image von Elektrofahrzeugen sie haben und welche Antriebstechnik sie
empfehlen würden. Methode – Die Teilnehmer der Studie beantworteten einen OnlineFragebogen (n = 23) oder wurden anhand eines Leitfadens persönlich befragt (n = 12).
Ergebnisse – Die Typologisierung führte zu vier Gruppen: Enthusiasten, Opportunisten, EV
ablehnende Umweltschützer und alternative Antriebe gänzlich Ablehnende. Die beiden
letzteren bilden die Mehrheit von 56 %. Meistgenannte negative Attribute von EV sind:
Teuer, langsam, alltagsuntauglich, spartanisch, langweilig und schwach motorisiert. Nur 6 %
der AS würden ihren Kunden rein batteriebetriebene EVs empfehlen.
Keywords
Elektrofahrzeuge | Imageanalyse | Meinungsführer | Automobilhandel | Two-Step-Flow of
Communication | Meinungsgeber
Introduction
In the future, Electric Vehicles (EVs) will be directly competing with conventional
vehicles driven on Internal Combustion Engines (ICE) and hybrid systems (ICE
interacting with Electric Motors) in car dealers’ showrooms. In this scenario the
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
75
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
Automobile Salesmen’s (AS) opinion of EVs may become a key factor to the success
of this drivetrain technology. At the Point of Sale AS opinion can be considered as an
exceptional position due to their direct contact with potential customers, incorporating
their knowledge and opinion actively into their sales strategy. Moreover, dealers do
not just sell vehicles to end customers but are wholesale customers themselves.
Related studies
At this particular time there are some studies on customers purchase intentions of
alternative propulsion technologies, but apparently there are only very few studies
which take the image of these technologies into consideration. The study »Welche
Chancen haben Elektrofahrzeuge in Deutschland?«, published in July 2009 by PULS
MARKTFORSCHUNG (2009) includes aspects of an image analysis amongst potential
customers. Synovate Motoresearch’s »Study on Consumers’ Attitudes Toward Advanced Propulsion and Alternative Fuels« (cf. Miller 2007) has a similar approach, yet
it does not draw a clear picture of the image of EVs.
»AutoTECHCAST« by HARRIS INTERACTIVE (2009) measures consumers’ knowledge of advanced technologies, purchase considerations and purchase price data on
systems and components. They also provide detailed consumer automotive and
demographic data for each of the technologies analyzed. Recent studies such as »The
Comeback of the Electric Car?« by The Boston Consulting Group (cf. BOOK et al.
2009) or »Umfrage und Trendanalyse zur Elektro-Mobilität« by Warnstorf Partner
Consulting (cf. WP CONSULTING 2009) are mainly dealing with infrastructural, technological, economical or political factors and their impact on the success of the EV.
The same applies to »Impact of Service Station Networks on Purchase Decisions of
Alternative-fuel Vehicles« (cf. ACHTNICHT et al. 2008).
The study »Elektrofahrzeug-Technologie Trend-Studie 2009«, conducted by
Warnstorf Partner Consulting (cf. WP CONSULTING 2009) shows that there is a great
potential for EV sales, yet there is a big discrepancy regarding the number of the
estimate of EV experts, ranging from 300.000 to more than one million in 2020. The
study claims that one of the reasons for the very optimistic forecasts is the recently
dramatically changing image of the EV, from small, rickety and boring to dynamic,
powerful and interesting.
According to the study »Umweltbewusstsein in Deutschland« (WIPPERMANN et al.
2008), conducted by the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety, Germans are increasingly concerned about the environment. In 2004 already 18 % named »environmental care« as the biggest challenge in
Germany and despite the dramatic downturn of the world economy, the figure rose to
22 % in 2008.
In the 2009 published study »DEKRA Umfrage«, conducted by DEKRA, a German
association for technical inspection, 1,250 drivers were asked questions on alternative
drivetrains. More than 90 % stated that they are basically willing to buy a vehicle with
an alternative drive technology. Regarding disadvantages, 61.5 % said that they would
agree to less driving performance. A shorter range – a typical characteristic of EVs –
would be accepted by 40.6 %. Moreover, the majority (58.6 %) is willing to buy a
hybrid or EV, given that there was a significant cut of the TCO (Total Cost of
Ownership) or a governmental incentive (cf. DEKRA 2009).
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
76
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
Theoretical framework
The approach of this study is based on the Two-Step-Flow of Communication concept
by LAZARSFELD et al. (1944). LAZARSFELD identified a group of persons who acted as
influencing centers or key personalities in the field of interpersonal communication.
He called these centers Opinion Leaders (OL).
In 1976 EURICH as well as GREFE / MÜLLER more specifically defined and
described OL (cf. BURKART 1998, p. 206f). TROLDAHL / VAN DAM called the
phenomenon opinion sharing, i. e. a bidirectional influence and persuasion between
opinion giver and opinion asker (ibid.). These two groups are very similar regarding
their level of knowledge, social status, sociability and media usage. Additionally,
WRIGHT and CANTOR identified opinion avoider, which are »persons who avoid or at
least do not seek other people’s view on a particular issue, topic or variety of topics«
(ibid.).
The approach developed by GREFE / MÜLLER includes the interchangeability
(transition) between opinion asker/advice seeker (OS) and opinion giver/leader (OL).
Koepf extended this approach by adding the interchangeability between opinion
avoider/-inactive (I) and opinion asker. Due to specific needs and circumstances,
former inactive opinion avoiders may increase their media usage in order to gain
knowledge, turning them into advice seeking opinion asker (transition I/OS). Gaining
further knowledge also increases the chance that these former inactive opinion avoiders turn into opinion givers, spreading their opinion and knowledge or interchanging
it with other advice seekers (transition AS/OL). However, as soon as the former
inactive advice seekers’ demand of knowledge is satisfied and their specific aim has
been achieved, these advice seekers may become inactive again (transition OS/I).
Fig. 1 Opinion
sharing (Source:
illustration by the
author, referring to
BURKART 1998)
The »DAT Report« (DAT 2009), a 2008/2009 representative survey amongst buyers
of new and used cars, conducted by the Deutsche Automobil Treuhand GmbH states
that an outstanding 90 % of new car buyers in 2007 got their information on vehicles
they intended to purchase primarily from AS.
In this study AS are considered as opinion giver or opinion leader and multiplier of
information and opinion whilst potential customers are considered as former opinion
avoiders or inactives who, in need of knowledge and market intelligence, turn into
advice seekers (see Figure 1).
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
77
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
Research objectives
The aim of this study was to describe the image of EVs amongst AS and go further
into the questions of
1. which attitudes AS have towards Electric Vehicles
2. and what the main driving forces and intentions of AS are to promote a specific
propulsion technology if there is direct competition and equal profit margins.
Research design
Data collection
Recruiting of participants
The data on the image of EVs were obtained from selected German sales partners of
the cooperation partner, with some of them selling other vehicle brands as well, but no
electric vehicles.
As state-of-the-art EVs only provide short ranges (40 to 650 km per charge or
tankful1) the participants were also selected by their location, classified as city
(100,000+), town (25,000–100,000) and suburbs/rural area (1–25,000).
Basic data
Number of Participants
Number of automobile salesmen invited to online survey
295
Response rate
8%
Number of automobile salesmen invited to personal
interviews
20
Response rate
60 %
Total response rate
12 %
Number of Dealerships, sorted by population
100.000+
21
25.000–100.000
3
1–25.000
9
Demographic characteristics
Table 1
Basic data
Mean age
43
Number of males
32
Number of females
3
Method and instruments
Method
The data for this study was retrieved with quantitative and qualitative methods.
A standardized questionnaire was provided as an online version. In addition to that,
the questionnaire was filled out during personal interviews, which were conducted
with selected dealers in eight federal states of Germany. The dealers’ willingness to
participate in a survey was expected to be very limited. The feedback quota of 7.8 %
1
Extended Range Electric Vehicles (EREVs) provide a combustion engine which serves as a generator, extending the range up to about ten times of the battery range.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
after keeping the survey 21 days online substantiated this. Therefore, the quantitative
results from online questionnaires and from personal interviews have been merged and
evaluated. However, this study is not representative. To draw a more holistic picture
of the scene, focus was set on the personal interviews which provided qualitative
information, completing the quantitative results. Statements of AS have been trans–
lated into English.
Standardized questionnaire
A standardized questionnaire was developed with the cooperation partner of the pro–
ject. The questionnaire consisted of the six sections:
▪ Personal perception of passenger vehicles,
▪ Vehicle usage,
▪ Media reception,
▪ Technology knowledge,
▪ Business perception of EVs,
▪ Personal perception of EVs
and the three supplemental sections
▪ Sociodemographic information,
▪ Introduction to EV (classified as Quadricycle),
▪ Introduction to Range Extended EV (classified as passenger car).
The sequence of the sections followed a dramatic arc. The sections included closed
questions, Likert scales, scaled response questions, semantic differentials and open
questions. The online survey allowed to determine the order a participant received the
sections of the survey. Thresholds for the purchase price of »environmentally friendly
technology« (Question: »Would you pay more for environmentally friendly technology?«) remained unspecified. Unless it is asked for a specific technology and its
effect on fuel efficiency or greenhouse gas emissions, it is not possible to evaluate the
technology and state a specific amount of money. The answer to this question
indicates that if the environment is appreciated enough, a higher price is tolerated in
general. The willingness to pay more cannot be presumed nor is it tied to a specific
amount of money.
Personal interviews
During the interviews questions of the standardized questionnaire have been asked,
this rather topic or context related than strictly following the structure of the questionnnaire. However, the section headlines of the standardized questionnaire served as a
topic-guide (LAMNEK 1998, p. 88). This technique provided smooth topic transitions
and allowed in-depth investigations whilst minimizing distractions. During the personal interviews there was a specific focus on the effects of feedback consistency,
particularly the AS’s suggestibility or conviction.
Pre-Test
The Pre-Test was conducted amongst product managers, fleet sales persons, market
managers and other executives. Although these interviewees were no salesmen nor
sales managers, they were automotive experts similar to the defined target group.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
79
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
Data analysis
Intentions and the Image of EV
The Data is listed in simple quantities, reflecting the total share of certain driving
forces, intentions and mentions of attributes (semantic differential), enriched with
citations.
Typologisation
The two cluster criteria were the Yes/No-Question »Would you pay more for
environmentally friendly technology?« and the ratio between the number of selected
negative attributes (NEG) and positive attributes (POS) in the semantic differential.
Neutral positions were neglected. Typologisation also took personal statements into
account.
No significant correlations have been found between the age or the sex and the
images of EVs. Sociodemographic factors did not explain tendencies of the image.
This is why citations are stated without names, ages or other information and remain
anonymous. Technical terms and individual expressions have been transliterated into
less colloquial words or were explained. Notes on non-verbal expressions, taken
during the interview have been interpreted. Paraphrases and quantitative data from the
standardized questionnaire have been blended and allotted to the identified types of
dealers.
Results
Recommendations and intentions
Recommended propulsion technologies
AS were asked what powertrain they would recommend if there is direct competition
and equal profit margins. Results are shown in Figure 2.
Fig.2 Recommended propulsion
technologies data
Reasons for recommending a specific propulsion technology
Subsequently AS were asked why they would recommend this powertrain, with
12 possible answers and multiple choice. A total of 110 entries were given. The results
show that fuel consumption (14 %) and a guaranteed future of the propulsion technology (13 %) are the main reasons, followed by environmentally friendly (12 %) and
personal liking (10 %). Fuel supply security (9 %) ranks on number five. Interestingly,
running costs, which are tied to fuel consumption only got 7 % of the votes.
Additional turnover with maintenance or spare parts is the least stated reason with
only 5 % of the votes.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
Intentions of recommending a specific vehicle
AS were asked why they would recommend a specific vehicle. The results of the
Likert-scale show that 79 % partly or strongly agreed with reducing existing stock,
followed by 76 % which partly or strongly agreed to the statement, selling the vehicle
with the highest margin would be the main reason. Personal conviction ranks on
number three, with the highest Standard Deviation (SD) of 1.42, which indicates that
AS rated this answer more ambivalently than the others (see Table 2)
AS statements:
»We guide customers to the right vehicles for them.«
»Follow-up business is critical when recommending a vehicle.«
Intention
Table 2 Intention
when recommending a specific
vehicle
(strongly)
disagree
1
2
3
4
5
partly
agree
(strongly)
Median
agree
SD
Mean
reduce stock/
inventory
21 %
12 %
67 %
4
1.39
3.61
offer highest value for
money
33 %
33 %
33 %
3
1.12
2.94
sell vehicle with highest
margin
24 %
24 %
52 %
4
1.19
3.33
sell vehicle you are the
most convinced of
30 %
21 %
48 %
3
1.42
3.30
Correlation between the location of the distributor and his perception of EV
The dealers’ locations were scaled by their population density. The coefficients of
determination indicate no significant correlations, neither between the number of
stated negative or neutral attributes nor the stated positive attributes and the population
density. Values remain < 0.3, which makes them negligible.
Perception of Electric Vehicles
Automobile Salesmen’s image of EV
The perception of EVs has been explored with a five-step Likert scale for each bipolar
pair. This semantic differential consisted of 15 bipolar pairs of adjectives (see
Table 3).
In view of the semantic differential, personally interviewed AS mentioned that EVs
could be anything, i.e. they can have the same advantages or disadvantages as regular
passenger cars with ICE. However, statements on the image of current EVs, which not
only refers to models on sale but also concept cars or prototypes of future EVs,
allowed to identify what the image of EVs is really about and to outline it.
Negative attributes (NEG) – Mean < 3
EVs were associated with high retail prices by 78 % of the dealers, which considered
them as very expensive. According to statements, currently prospected retail prices are
seen as a high entry barrier into »e-mobility«. On the other hand AS mentioned that
customers are very shortsighted regarding their mobility costs. According to dealers
high fuel prices in summer 2008 made consumers flock to auto dealers, trying to
trade-in their cars and get deals on more fuel-efficient models instantly. This trend
disappeared with fuel prices dropping in autumn. Interestingly, vehicles with electric
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
81
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
motors were associated rather with weakness and slowness (50 % each) than with
strength and speed (19 % each). Personal interviews showed that 28 % of AS with
some background knowledge on electric consumers and their impact on the range of
EVs saw them as more austere than luxurious. However, 53 % stated that EVs could
be both austere and luxurious, depending on their battery capacity and technical
measures to reduce their consumption of electricity.
negative Attributes
2
3
4
5
positive Attributes
Neutral
Median
SD
Mean
unsafe
16 %
34 % safe
50 %
3
1.07
3.22
unattractive
31 %
41 % attractive
28 %
3
1.38
3.09
ridiculous
22 %
56 % serious
22 %
4
1.29
3.63
low quality
25 %
38 % high quality
38 %
3
1.23
3.31
impractical
38 %
41 % practical
22 %
3
1.44
3.06
expensive
78 %
6 % inexpensive
16 %
2
1.08
1.94
weak (motor)
50 %
19 % strong (motor)
31 %
2.5
1.13
2.56
slow
50 %
19 % fast
31 %
2.5
1.01
2.59
far from reality 16 %
close to
47 %
reality
38 %
3
1.04
3.38
uncomfortable 25 %
44 % comfortable
31 %
3
1.11
3.25
not suitable for
38 %
daily use
suitable for
38 %
daily use
25 %
3
1.12
2.97
austere
28 %
19 % luxurious
53 %
3
1.10
2.78
34 %
34 % exciting
31 %
3
1.33
2.91
34 %
2
0.93
2.31
16 %
4.5
0.94
4.22
boring
small
Table 3 Semantic
differential
1
harmful to the
environment
59 %
6%
6 % big
good for the
78 %
environment
The attribute small, associated with EVs by 59 % may be considered as negative
since AS stated in interviews that they can picture electric drivetrains due to their
performance and range rather in small than large cars, which limits the range of
application for electric powertrains. This is also reflected in the 38 % of AS which
think that EVs are not suitable for daily use, thereof 47 % who stated that they also
picture EVs as small. The bipolar pair boring-exciting got an equal agree/dis agreement-share of 34 %. Some interviewees for example mentioned only small, low-speed
electric vehicles, also known as neighborhood vehicles in the US, when asked for their
picture of an EV, whilst others mentioned breathtaking, low-volume produced electric
sports cars, e.g. by small US-manufacturers.
Positive attributes (POS) – Mean < 3
Also 34 % of AS would call EVs safe. Half of the participants stated that EVs are not
more or less safe than regular vehicles, which means that 16 % think that EV
technology has a negative impact on the overall vehicle safety. Some dealers said that
they could see problems with batteries catching fire like heavy duty notebook or cell
phone batteries with high energy densities sometimes do. EVs are expected to be of
high quality, as 38 % stated. However, there were voices saying that EVs may be of
poor quality since they currently often come from very small, low experienced
manufacturers who need to be profitable despite their very small production volumes.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
82
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
More than half of AS (56 %) take EVs seriously, and 28 % said that they are as
attractive as ICE-models. Another 41 % think they are even more attractive. Also
41 % said that EVs are practical. Regarding the comfort, 44 % consider current EVs
as comfortable.
Despite all critics given by AS, e.g. regarding battery production and recycling or
non-CO2-neutral sources of electricity, 78 % think that EVs are good for the
environment, with a median of 4.5. After all, 47 % think that EVs are close to reality.
In total, shares of negative and positive attributes almost equal with 34,02 % and
34,23 % respectively. Neutral votes have a share of 31,75 %. Each individual participant’s overall attitude, based on the ratio between POS/NEG and personal statements
has been analyzed separately. Subsequently, the participants have been clustered into
four groups, based on the described two cluster criteria (see Chapter »Data analysis«).
Identified characters (Typologisation of AS)
The strict Rejecter
AS’s statements:
»Cars are getting cheaper and more environmentally friendly anyway. Why should
I pay more for environmentally friendly technology?«
»EVs are quite dangerous for pedestrians because you cannot hear them.«
»A single volcano eruption emits more CO2 than all passenger cars together.«
»Everybody talks about EVs, but no one wants them.«
»If this is the future of passenger vehicles, I will stop selling cars.«
None of these participants would recommend Battery Electric Vehicles (BEVs) or
EREVs to customers (100 %). Instead, 90 % of the strict rejecters would recommend
well-known Petrol or Diesel ICE. As encountered during personal interviews, the
introduction to markets, opportunities, technologies, advantages or other information
did not change their opinion. No current nor future markets were seen for any kind of
EV at all.
Fig. 3 Typologisation of Automobile
Salesmen
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
83
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
Some interviewed AS stated that they perceive current passenger vehicles as
already high efficient and only marginally harmful to nature. A total of 83 % of the
strict rejecters thinks that passenger vehicles do not cause most of the environmental
problems. In return this means that 17 % consider cars as harmful to the environment
but still would not support environmentally friendly technology in them. Also 75 % of
the strict rejecters think that there will be no increase or even a medium to high
decrease of their maintenance and spare parts turnover as well as their dealer margin
when selling EVs (see Figure 3).
The rejecting Environmentalist
AS’s statements:
»Cars don’t cause most environmental problems, but they will if emerging nations
implement individual transport with today’s propulsion technology.«
»The technology of BEVs is not ready for mass production.«
»Batteries will remain a critical factor – especially their disposal or recycling.
Hydrogen is the better energy storage.«
»It depends on where the power comes from. With our current energy sources EVs
are not environmentally friendly.«
»I don’t want EVs. They are a waste of time. Hydrogen is the future.«
All of the rejecting environmentalists support environmentally friendly technologies in passenger vehicles by their willingness to pay more for them. However, they
uniformly do not think that passenger vehicles cause most environmental problems.
On the other hand, 50 % of them state that EVs are not environmentally friendly or
even harmful to the environment and 100 % associate EVs with more negative than
positive attributes. Using batteries for the electrification of passenger vehicles is not
seen as the right way towards more sustainable means of transportation. Hydrogen
fuel cell vehicles would be recommended by 40 % of the rejecting environmentalists,
another 40 % would recommend fuel-efficient hybrid vehicles and both diesel and
CNG/LPG would each be recommended by 10 %. Other fuels such as biofuels or
hydrogen, with the latter rather used in ICE than fuel cells, were mentioned by
interviewees as the better alternatives. 83 % of EV rejecters stated that they expect
medium to high losses in their maintenance and parts turnover when selling EV and
50 % were afraid to face losses in their dealer margin.
The Opportunist
AS’s statements:
»EVs will increase traffic in my showrooms. There will be lots of new customers
coming from other manufacturers.«
»There will be a shift in the dealership structure – less workshops, more distributors. Particularly if EVs become a standard.«
»Without EREVs they [J.K.: cooperation partner] won’t survive on the German
market. They finally need to be one step ahead instead of two steps behind.«
»Environment comes secondary. I would only pay more for environmentally
friendly technology if the TCO decreased significantly.«
A 75 % majority of the opportunists does not think that passenger vehicles cause
most environmental problems and 100 % consider EVs as environmentally friendly. In
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
84
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
personal interviews some of the opportunists mentioned cost advantages and supporting legislation as main reasons and driving forces for the improvement of fuel consumption or a change in drivetrain technologies. Range, charging time, missing safety
features, infrastructural challenges and other factors are issues mentioned by the
opportunists in personal interviews. However, as encountered in interviews, more
information on technology, markets and individual opportunities, e.g. fleet sales,
cooperations with energy suppliers, new customers and the competitive advantage of a
larger product range influenced their perception of BEVs and EREVS. They could
picture electric powertrains in the very near future (100 %), this mainly in small cars
and sports cars as stated by the interviewees. Opportunists also consider EV technology as exciting (100 %) and as a great opportunity for the automobile industry to
return to its former strength. This is reflected in all 100 % of the participants who
expect stable or increased dealer margins as well as parts and maintenance turnover
when selling EVs. The opportunists would not pay more for environmentally friendly
technology, yet 75 % consider EV as not expensive compared to ICE models.
The Enthusiast
AS’s statements:
»I would even become disloyal to my manufacturer if another would come up with
an attractive EV first.«
»Kids are already asking for CO2-levels. It’s the new key figure, which replaces
horsepower.«
»People feel more and more bad about driving big SUVs [J.K.: Sport Utility Vehicles]. An EV can upgrade someone’s reputation and appease one’s conscience.«
»Amongst AS there is a positive climate towards EVs.«
»We don’t need cars with ICE anymore.«
»People wake up when they hear »ecological«.«
»Electric vehicles will soon be a standard. There will be a run on them.«
»Roll them out tomorrow!«
These interviewees and participants totally supported EV-technology. They considered electric drivetrains as the propulsion technology of the future. Some of them
stated that they would prefer to sell EVs only or that they can see small EVs as second
or third cars for short distances. Moreover, 80 % of them would recommend an
Electric Vehicle to their customers as first choice, including hydrogen fuel cell EVs,
BEVs, EREVs or hybrid EVs. The two main reasons for these recommendations are
environmental friendliness (20 %) and a guaranteed future (20 %) of the propulsion
technology. Although 90 % of the enthusiasts do not think that passenger vehicles
cause most environmental problems, they are all willing to pay more for a cleaner
propulsion technology. Furthermore they uniformly consider EV technology as
environmentally friendly. A majority of 80 % thinks that existing, brand-loyal customers would switch from ICE to electric motors. In return this means that only 20 %
think EVs would attract new customers. Some AS said that if EVs are sold only, this
could increase the chance that existing customers would become disloyal and switch
brands in order to buy regular vehicles with ICE. Also 90 % of the enthusiasts expect
stable or increasing dealer margins and 50 % can see additional spare parts and
maintenance turnover.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
85
KOEPF 2009 |
»But What About Dealers?« – Image Analysis of Electric Vehicles Amongst Automobile Salesmen
Success factors
In personal interviews AS named critical factors for the success of a new propulsion
technology at the Point of Sale. In remembrance of the emerge of CNG/LPG vehicles
in the nineties, AS stated that they »will have to spend much more effort on the
persuasion of customers« and that »cooperations with local energy suppliers are
important«. They also said that »Information and personal experience are critical
success factors for the electrification of the automobile« and that »currently there’s not
enough of both.«. »The technological advantage of an EV must [J.K.: not only] be
noticeable to customers« but communicated to them. A »High-level advisory capacity
is critical for the success of EVs«, especially because »EV-customers will be much
more price sensitive«. An AS also stated that »people [J.K.:would] do anything for a
good deal, even queuing up at the gas station for two hours. EVs may be less
comfortable due to the weight and power consumption of comfort features, but
customers will lower their standards if they can save money on running costs.«. On
top of that some AS stated that »prices at the pump are one of the main driving forces
for environmentally friendly technologies«. A current challenge for EV technology is
the range, but according to some AS »customers don’t need range. They just want it«.
After all, AS considered infrastructure as the key factor for the breakthrough of EV
technology: »It’s the chicken or egg-dilemma: EVs need infrastructure to succeed, but
there won’t be infrastructure without EVs.«.
Discussion, application of results and conclusion
This article exclusively deals with AS’s image of EVs and their intentions for
recommending a certain propulsion technology, which merits further discussion. All
other results of the survey may be shown and discussed in following articles.
Further studies may aim to replicate the results of the image analysis. This could
provide deeper understanding of the identified characters (typology) and clarify if the
developed cluster can be transferred to other manufacturers or markets (countries).
Regarding the opinion leadership of AS, further research could generate knowledge
on the impact of AS’s opinion on the notion of their customers. The AS’s image of
various EV-technologies such as BEVs, EREVs, Fuel Cell EVs or Plug-In Hybrid EVs
(PHEVs) may be analyzed separately. The results could be correlated with the
customers’ image and, in the near future, also with the success of these technologies.
A number of BEVs, PHEVs and EREVs for instance are expected to arrive on markets
as early as in 2011.
The results are not in line with the study »Elektrofahrzeug-Technologie TrendStudie 2009« by WPC (cf. WP Consulting 2009), which claims that the image of EVs
recently changed from small, rickety and boring to dynamic, powerful and interesting.
In fact, the image of EVs remains diverse, yet with a slightly positive tendency. The
figures of strict rejecters and enthusiasts almost equal, with 38 % and 31 %
respectively. Importantly, the EV-rejecting environmentalists and the opportunists
taken into account, more than half (56 %) of AS currently have a rather negative
attitude towards EVs. BEVs would be recommended to customers by only 6 %. As
personal interviews showed, one of the reasons for recommending a propulsion
technology is that AS are mainly influenced by customers demands. Some of them
may have answered what they think customers would, although they were asked for
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| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 07 – Page 75–88
their personal opinion. Taking AS’s complaints about the absence of information,
training and personal experience alongside their poor knowledge about EVs into
consideration, they might also feel more on the »safe side« with recommending a
technology they already know.
At this time it is questionable if AS actively deal with EV issues. The deviance
regarding the level of knowledge between customers and AS may not be as high as
expected. The interviews showed that AS are currently rather inactives or advice
seekers than opinion givers. AS might need to be assisted in their transition from
inactives to advice seekers and, subsequently, to opinion givers. They may be trained
in order to act as »consultants« rather than salesmen since there will be a great
demand in knowledge and information on the technology, benefits and disadvantages
of EVs. The calculation of the TCO for example, which particularly for EREVs or
PHEVs are based on a larger number of factors than for ICE vehicles (e.g. public or
domestic infrastructure and upfront investments, battery range and lifespan,
governmental incentives, tax cuts etc.) need further expertise. Instead of only selling
vehicles, parts and services like maintenance, additional warranty, insurance or other,
AS may become agents for energy or infrastructure suppliers as well, due to EVs
specific requirements regarding their »fuel« supply. This development may even be a
bidirectional one: Currently there are a number of EV pilot projects which include
cooperations between automobile manufacturers, energy or infrastructure suppliers
and local authorities which provide services and products formerly provided by AS.
Moreover, it may be possible to transfer the image of an energy supplier to an EVmanufacturer and vice versa. Either way, it is necessary to further rethink and do
research on the environment EVs will be distributed in and what impact their image
has, regardless of the specific EV technology.
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Eingegangen: 2009-08-10
Joachim Koepf
HAW Hamburg
Joachim Koepf worked for ROBERT BOSCH in Germany/South Africa
in Marketing and Sales and for CHRYSLER INTERNATIONAL in
Germany in Product Management and Pricing. In 2008 he graduated
as Bachelor of Arts in Technical Documentation at the University of
Applied Sciences in Karlsruhe. Currently he is enrolled in the Master’s
programme at the University of Applied Sciences Hamburg, majoring in
Information Sciences and Management.
E-Mail:
| Department Information, 2009
88
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der
Medienwirkung von PR im Food-Segment
von Sandra Stefan
Kurzfassung Der Nutzen der PR-Erfolgskontrolle ist vielfältig, jedoch vor allem in der Entscheidungssituation für den Einsatz eines PR-Instruments relevant. Die glaubwürdige Darstellung der
kommunikativen Leistung von PR durch die Medienresonanzanalyse soll das Instrument
Pressemitteilung im Kommunikationsmix rechtfertigen. Durch den Vergleich zweier Produkte aus dem Food-Bereich eines Herstellers kann ein fundierter Vergleich der PR-Aktivität
und ihre Resonanz bezogen auf versendete Pressemitteilungen und veröffentlichte Produktnews in der Print-Publikumspresse in Deutschland erfolgen. Mit der Methode der Medienresonanzanalyse wird die Wirkung der Presseaussendungen der beiden Produkte anhand
quantitativer Daten evaluiert und untersucht. Darüber hinaus werden Experteninterviews
durchgeführt, um Hinweise darauf zu bekommen, welche Anforderungen Journalisten an
Presseaussendungen im Food-Segment stellen. Die Erkenntnisse geben der auftraggebenden
PR-Agentur einen Impuls, um das PR-Instrument Pressemitteilung zukünftig zu optimieren.
Diese Methodik zeigt die unmittelbare Effizienz von Presseaussendungen und ist Lern- und
Steuerelement für zukünftige PR-Arbeit.
Deskriptoren Medienanalyse | Medienarbeit | Medienresonanzanalyse | Öffentlichkeitsarbeit | Pressearbeit |
PR-Erfolgskontrolle | PR-Evaluation | Public Relations
Abstract
Successfully in the press – an analysis of the medium effect of PR in the food
segment
The use of the PR-progress control is variously, however particularly in the decision-situation
for the adoption of an PR-instrument relevant. The reliable representation of the communicative achievement by the medium resonance analysis is the instrument to justify press release
in communication-mixes. By the comparison of two products of the Food range a well-founded comparison of the PR-activities and their resonance can related to dispatched press releases and published product news in the print public press in Germany to take place. With the
method of the medium resonance analysis the effect of the press releases of the two products
is evaluated and examined on the basis of quantitative data. Beyond that expert interviews are
gotten accomplished, in order referring to it to, which requirements place journalists at press
releases in the Food segment. The perceptions are to give an impulse to the commissioning
PR-agency to optimize the PR-instrument press release in the future. This methodology
shows the direct efficiency of press releases and is learning and control element for future
PR-work.
Keywords
media analysis | media work | media resonance analysis | public work | PR-progress control |
press work | PR-evaluation | Public relation
»Was nicht öffentlich wird, findet nicht statt.
Aufmerksamkeit ist eine knappe Ressource – in der Mediengesellschaft mit ihren Gatekeepern (Journalisten, Meinungsführer).«
ZERFASS/PIWINGER 2007, S. 5
Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit knapperen PR-Budgets ist es
sinnvoll, die PR-Aktivitäten zu evaluieren (vgl. PR-TRENDMONITOR 2009, S. 1).
»Gleichzeitig verhindern diese engen Budgets, ebenso wie zu geringes Vertrauen in
bestehende Analysetools, eine zielgerichtete Bewertung«, das haben schon GRAU-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
89
STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
/ KEIL (2005, S. 78) erkannt. Dennoch muss es PR immer wieder schaffen, die
Aufmerksamkeit der Journalisten in den Redaktionen zu gewinnen. Die Veröffentlichungen in der Presse zeigen ganz objektiv, wann eine Botschaft es in die Medien
geschafft hat. Hier kann man ansetzen, um zu prüfen, wie Pressemitteilungen im
Food-Bereich von ihren Adressaten, den Journalisten und Redakteuren, über einen
Zeitraum hinweg angenommen wurden. In erster Linie sind Publikationen als Erfolg
zu verbuchen. Erfolgsevaluationen bieten außerdem einen Erkenntnisgewinn, wodurch
Optimierungsmöglichkeiten für die zukünftige Agenturarbeit angestoßen werden
können. Nicht zuletzt dient die Evaluierung von PR-Leistung auch der Rechtfertigung
des Budgets gegenüber dem Kunden.
Dieser Artikel ist im Auftrag der Hamburger PR-Agentur ad publica Public Relations GmbH innerhalb eines Forschungs- und Praxisprojekts im Master-Studiengang
Informationswissenschaft und -management an der HAW-Hamburg entstanden. Die
Untersuchung soll einen Beitrag leisten, das Thema der Medienresonanzanalyse im
unternehmensspezifischen Kontext, sowie die Pressemitteilung im Food-Bereich in
den Fokus der Forschung zu rücken.
In diesem Forschungsprojekt wurden in der ersten Phase die Kommunikationsleistung durch die Medienresonanz infolge versendeter Pressemitteilungen zweier
differenzierender Produkte einer Marke im Food-Bereich evaluiert. Mithilfe einer
Medienresonanzanalyse können die Veröffentlichungen in der Presse ermittelt und
analysiert werden. Die Untersuchung hilft der Agentur zukünftig eingesetzte PRBudgets abzusichern und Optimierungspotenziale auszuschöpfen. In der zweiten
Phase wurden in einem Experteninterview Journalisten aus dem Food-Bereich nach
ihren Meinungen und Vorlieben bezüglich Pressemitteilungen befragt. Die Ergebnisse
aus der Medienresonanzanalyse und der Erkenntnisgewinn aus den Experteninterviews mit Journalisten aus den Food-Redaktionen sind für die auftraggebende Agentur, deren Kunden, PR-Communities und anderen PR-Dienstleistern, die einen
Schwerpunkt im Food-Segment haben, von Interesse.
Was Public Relations ist, welche Rolle das Instrument der Pressemitteilung im
Food-Bereich einnimmt und wie Wirkungen in der Presse evaluiert werden können,
darüber gibt der nächste Abschnitt einen Überblick.
MANN
PR- und Öffentlichkeitsarbeit
In der Fachliteratur gibt es zahlreiche Begriffsdefinitionen von PR-Praktikern und
Wissenschaftlern. BENTELE (1997, S. 22f) erklärt den PR-Begriff wie folgt: »Öffentlichkeitsarbeit oder Public Relations sind das Management von Informations- und
Kommunikationsprozessen zwischen Organisationen einerseits und ihren internen
oder externen Umwelten (Teilöffentlichkeiten) andererseits. Funktionen von Public
Relations sind Information, Kommunikation, Persuasion, Imagegestaltung, kontinuierlicher Vertrauenserwerb, Konfliktmanagement und das Herstellen von gesellschaftlichem Konsens«. Öffentlichkeitsarbeit führt zu Veröffentlichungen, Reputation,
gutem Ruf, Ansehen, Vertrauen, Sympathie, Bekanntheit, Wertschätzung und trägt zur
Steigerung des Image- und Markenwertes bei (vgl. OFISCHER COMMUNICATION 2009,
o. S.). In letzter Konsequenz muss Öffentlichkeitsarbeit aber, wie alle MarketingMaßnahmen, Gewinn bringen.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
90
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
Public Relations ist vielschichtig – Eine Facette der Öffentlichkeitsarbeit ist die
Produkt-PR, bei der das Produkt im Fokus steht (vgl. DEG 2006, S. 27). Sie ähnelt in
ihren Inhalten, Formen und Intentionen stark der Werbung und bedient sich häufig
produktbezogener Pressemitteilungen (vgl. ROTA / FUCHS 2007, S. 368). In dem
Forschungsprojekt steht Produkt-PR eines großen Herstellers für den Food-Markt im
Fokus. »Produkt-PR verfolgt einen umfassenden Ansatz und ist für Unternehmen
einer der wichtigsten Bereiche der PR, da damit konkret das Profil und die
Bekanntheit eines Produktes erarbeitet wird und damit letztlich die Verkaufszahlen
angeschoben werden sollen«, so DEG (2006, S. 27). Durch Veröffentlichungen im
redaktionellen Teil kann das Interesse der Verbraucher an einem Produkt geweckt
werden und somit einen starken Impuls zur Nachfrage-Steigerung ausüben. Ziel ist es,
eine PR-Botschaft eines Produkts im redaktionellen Teil eines Zielmediums zu
platzieren. Produkt-PR wird eingesetzt, um im Kommunikations-Mix Werbemaßnahmen zu ergänzen und den Bekanntheitsgrad von Produkten auf unterschiedlichen
Kommunikations- und Informationskanälen zu erhöhen (vgl. ROTA / FUCHS 2007,
S. 368). GRAUMANN / KEIL (2005, S. 86) verglichen den Einfluss von PR und Werbung auf den Bekanntheitsgrad und fanden heraus, dass Medienberichte mindestens
genauso effektiv oder aber auch wirkungsvoller als Werbekampagnen sein können.
Pressemitteilung
Die Pressemitteilung, oft auch Presseinformation genannt, »ist das am meisten
eingesetzte Standardmittel der Public Relations« (DEG 2006, S. 68) und informiert die
Medien. Die Informationen können in einer Pressemappe mit zusätzlichem Hintergrundmaterial, Pressefotos, Freistellern usw., schriftlich per Post oder elektronisch per
E-Mail die Journalisten in den Redaktionen erreichen. Dabei muss der »Text […]
einen aktuellen und interessanten Neuigkeitswert haben«, so DEG (2006, S. 69).
Journalisten in den Redaktionen sind das erste Publikum, für die Pressemitteilungen
generiert werden. Tag für Tag landet eine Vielzahl von Pressemitteilungen auf den
Schreibtischen und in den E-Mail-Posteingängen der Redakteure und Journalisten.
FRANCK (2008, S. 131) argumentiert eindrücklich: »Zunächst ist eine Pressemitteilung
nichts als Papier. Wer viel Papier produziert, erzielt noch lange keine Resonanz«.
PR-Erfolgskontrolle
»Erfolgskontrolle lässt sich als die systematische Überprüfung der durch den Einsatz
kommunikativer Aktivitäten bewirkten Veränderungen bei den Zielpersonen und im
gesellschaftlichen Umfeld verstehen« (ROTA / FUCHS 2007, S. 113). »Mithilfe der
Medienresonanzanalysen lässt sich der Erfolg der PR-Arbeit auf Medienebene
erfassen«, so ROTA / FUCHS (2007, S. 271). Der PR-TRENDMONITOR (2009, S. 3) vom
April 2009 titelt »Erfolgskontrolle ist in der PR Pflicht« und bestätigt damit die
zunehmende Bedeutung der PR-Evaluation von Pressearbeit für Unternehmen und
PR-Agenturen. Dahingehend sprechen UNGER / FUCHS (2005, S. 245) von einem
partiellen Evaluationsdefizit, dass vor allem durch die Kosten der Messung gebremst
wird.1 Außerdem ist anzumerken, dass offensichtlich als Haupthinderungsgrund für
eine effiziente PR-Analyse das geringere Budget der Public Relations verglichen mit
1
Weitere Gründe sind nach ROTA / FUCHS (2007, S. 117): Personal- und Zeitmangel, Kausalitätsprobleme (z. B. bei der
Bestimmung der Wirkung der PR), sowie emotionale Hindernisse (wie Vorurteile, Zweifel an Sinn und Zweck, sowie
Furcht vor schlechten Ergebnissen).
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91
STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
den Werbeetats zu sehen ist. Da aber auch in PR-Maßnahmen viel investiert wird,
kann es fatal sein, auf die Resonanzanalyse zu verzichten (vgl. GRAUMAN / KEIL
2005, S. 78). BÜRKER / BAUDISCH (2009, vgl. S. 65) haben sich mit PR-Evaluation
auseinandergesetzt und machen bewusst, dass Veränderungen, z. B. durch interne und
externe Einflüsse kommunikativer wie nicht kommunikativer Faktoren (z. B. Wirtschaftskonjunktur, Wirtschaftskrise, Branchenentwicklung, Börsentrends, Wettbewerber, Gerüchte) sich nicht ausschließlich auf eigene Kommunikationsleistungen
zurückführen lassen. Sie kommen zu dem Fazit, dass »eine Rückbesinnung auf
Erkenntnisse der empirischen Sozialforschung unabdingbar« scheint (BÜRKER / BAUDISCH 2009, S. 67). Die Analyse der Wirkung von PR, wie im Titel benannt, meint die
Aussagekraft der Medienresonanzanalyse, die die veröffentlichte Meinung verdeutlicht (vgl. FEMERS / KLEWES 1995, S. 132).
Messbarkeit von PR-Aktivitäten
Zwei Schritte sind für ein anwendbares Bewertungssystem erforderlich, um erfolgreiche Pressearbeit zu belegen. Zunächst muss die Medienberichterstattung beobachtet
und dokumentiert werden, um Informationen für eine Medienresonanzanalyse bereitzustellen.
Die Medienbeobachtung der Berichterstattung liefert »eine verlässliche Orientierung innerhalb des öffentlichen Meinungsdiskurses und ist somit unerlässliche
Voraussetzung für professionelle Kommunikationsarbeit« (MOMMERT 2007, S. 71).
Die Veröffentlichungen in allen Mediengattungen werden von Medienbeobachtern als
sogenannte Clippings2 gesammelt. Da die Primärdaten der Medienbeobachtung von
einem externen Dienstleister für die PR-Agentur ermittelt wurden, handelt es sich bei
der Medienresonanzanalyse um eine Sekundäranalyse der vorhandenen Clippingdaten.
»Mit der Medienresonanzanalyse kann die Kommunikationsbranche den Erfolg der
eigenen Arbeit quantitativ und qualitativ belegen« (MOMMERT 2007, S. 70) und den
Erfolg der PR-Arbeit auf Medienebene erfassen (vgl. ROTA / FUCHS 2007, S. 271). Sie
verdichtet die Veröffentlichungen in der Presse durch Quantifizierung der Presseresonanz, so dass Trends erkannt werden können. Die Erhebung rein quantitativer Daten,
wie Verbreitungsdaten (Auflage, Reichweite, usw.), steht der qualitativen Erhebung,
die die Publikationen inhaltsanalytisch nach Thema und Tonalität analysiert, gegenüber (vgl. MOMMERT 2007, S. 72). »Eine gewisse oder eine hohe, von den Zielgruppen inhaltlich positiv bewertete Medienpräsenz durch PR-Aktivitäten ist im Zeitalter
der Massenkommunikation ein unabdingbares Ziel für erfolgreiche PR«, so ROTA /
FUCHS (2007, S. 270). Die Medienpräsenz meint hier die Wahrnehmung der Häufigkeit der Nennung von Produkten in den Printmedien (vgl. ROTA / FUCHS 2007,
S. 271).
Die DPRG hat ein Evaluationsmodell entwickelt, dass vier Wirkungs- und
Analyseebenen definiert. Die Evaluation auf Ebene 1 erfolgt mittels Medienresonanzbzw. Outputanalyse und beantwortet die Frage, ob und wie viele Clippings in den
Medien veröffentlicht wurden. Die Analyse von Publikationen als Medienresonanz2
Clipping meint einen »Ausschnitt oder Ausriss aus einer Presse- oder PR-Veröffentlichung, zumeist Artikel, Meldungen
und Berichte, die als Nachweis für eine erfolgreiche Platzierung von PR-Aussendungen gelten. […] Die Zählung der
Clippings ist die Grundlage für weitreichende Analysen der Presse- und Medienarbeit, der PR-Evaluation und der
Medienpräsenz« (R OTA / FUCHS 2007, S. 60).
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
92
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
analyse kann eine Grundlage sein, auf die in Zukunft mit weiteren Wirkungsanalysen
(direkte und indirekte Zielgruppenwirkung, betriebswirtschaftliche Wirkung, z. B.
Markenwertsteigerung) aufgebaut werden kann (vgl. DPRG 2001, S. 8, zitiert nach
BESSON 2008, S. 83). Die Erfassung der Medienresonanz und die Ermittlung der
Querschnitts-Daten kann die Entwicklung von PR-Erfolgen über Jahre hinweg
überprüfen und vergleichen. Weiterhin kann die Betrachtung der querschnittlichen
Entwicklung Optimierungspotenziale und Impulse für zukünftiges Arbeiten aufzeigen.
Tabelle 1 verzeichnet wichtige Kennzahlen und Begriffe der PR-Evaluation und orientiert sich dabei an LANDAU MEDIA (2009, S. 27ff.):
verbreitete Auflage
Anzahl der verkauften Exemplare zuzüglich der Freiexemplare
Reichweite
Anzahl der Personen, die durch einen (oder mehrere)
Werbeträger erreicht werden
ungewichteter Anzeigen[Anzeigenpreis pro Seite in Abhängigkeit von der Farbigkeit
äquivalenzwert Print (AÄW) des Artikels] x [Größe als Anteil]
Tab. 1 Wesentliche
Kennzahlen und
Begriffe der PREvaluation
(eigene Darstellung; vgl. auch
LANDAU MEDIA
2009, S. 27ff)
gewichteter Anzeigenäquivalenzwert (GAÄW)
[AÄW (Anzeigenpreisäquivalenz) des Artikels] x [inhaltlicher
Anteil des Themas am Artikel]
PR-Wert
Grundlage ist der Anzeigenäquivalenzwert, dieser wird gewichtet nach unterschiedlichen quantitativen Wahrnehmungsfaktoren (Nennung der Marke in der Headline, Präsenz des
Logos im Bild etc.) und weiteren qualitativen Faktoren
(Transport von Markenbotschaften etc.); Ergebnis der Analyse
ist ein monetärer Wert in Euro je Meldung
Forschungsprojekt
Ziel des hier vorgestellten Projekts ist es, auf Grundlage einer Publizitätsanalyse
(synonym Medienresonanzanalyse) zu untersuchen, wie viele Veröffentlichungen in
den Medien im Untersuchungszeitraum 2007 bis 2008 präsentiert wurden. So können
die PR-Leistung des Instruments Pressemitteilung und der Erfolg von Pressekampagnen in einem Zeitraum analysiert werden. Da eine Erfolgskontrolle der Wirkung aller
Kommunikationsmaßnahmen der zwei untersuchten Produkte aus dem Food-Bereich
nicht geleistet werden kann, zumal durch den Kommunikations-Mix von Public Relations und Werbung auch Überlagerungspotenziale, externe und interne Einflussfaktoren und Synergieeffekte eine Rolle spielen, soll die PR-Leistung eines Instruments
in 2007 bis 2008 in einer Einzelanalyse untersucht werden. Durch die Kennzahlen der
Medienresonanzanalyse können Erfolge über einen Zeitraum hinweg betrachtet und
objektiv beurteilt werden. Was valide bewertet werden kann, sind die Veröffentlichungen und damit die Medienpräsenz infolge verschickter Pressemitteilungen.
Erstes Forschungsziel ist es, eine Bewertung der entstandenen Medienresonanz
bereits erfolgter PR-Aktivitäten von zwei Produkten aus dem Food-Segment, hier
durch Pressemitteilungen, vorzunehmen. Eine vergleichende Untersuchung der
Medienresonanz über einen Zeitraum hinweg, nach quantitativen, qualitativen und
zum Teil monetären Gesichtspunkten, kann aufgrund des großen Kosten- und Zeitaufwands im Alltagsgeschäft nicht geleistet werden. Weiterhin liefert sie einen Beitrag
zum Erkenntnisgewinn bereits stattgefundener Presseaussendungen und deren veröffentlichte Meinung in den Medien. Zur Legitimation von PR müssen Erfolge
messbar gemacht werden.
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93
STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
Der Artikel zeigt beispielhaft an einer Studie, wie PR-Erfolge von einzelnen PRInstrumenten erfolgen können und wie diese Ergebnisse zukünftig genutzt werden
können. Aus Gründen der Verschwiegenheit sowie Namens- und Markenrechten werden der Kunde und das Produkt nicht benannt. In der Fallstudie geht es um agenturinterne Daten aus der Praxis. Analysegegenstand sind Pressemitteilungen und die
Clippingdaten von 2007 bis 2008 aus dem Food-Bereich von zwei unterschiedlichen
Produkten der gleichen Dachmarke. Die Analyse der Medienresonanz soll eine Grundlage für den Auftraggeber und ein Feldversuch sein, ob und wie PR-Instrumente durch
Einzelanalysen verbessert werden können.
Zweites Ziel ist es, mithilfe der Erkenntnisse aus Experteninterviews das Meinungsbild der Journalisten in den Food-Ressorts abzubilden sowie Impulse und Optimierungsmöglichkeiten für zukünftige Pressemitteilungen zu verdichten.
Was wurde in der Medienresonanzanalyse untersucht?
Bei Produkt 1 handelt es sich um den Product Launch einer Brand Extension
(Markenerweiterung), d. h. dass die bestehende Marke auf ein Produkt in einer neuen
Produktkategorie übertragen wird. Das Produkt differenziert sich auffällig von den
bisherigen Produkten der Marke, positioniert sich als Produktneuheit im Food-Markt
und schafft damit eine hohe Attraktivität für die Zielgruppe. Produkt2 ist eine Line
Extension (Produktlinienerweiterung), d. h. die bestehende Marke wird innerhalb der
gleichen Produktkategorie auf ein neues Produkt transferiert. Im ersten Schritt erfolgte
eine Gesamtauswertung im Zeitraum von 2007 bis 2008 jeden Produkts, um einen
Überblick zu geben und die Bedeutung der einzelnen Mediengattungen usw. deutlich
zu machen. Außerdem wurde der Verlauf der Publikationen vom 01.01.2007 bis
31.12.2008 untersucht, um die Teilentwicklung der Medienresonanz innerhalb des
Zeitraums nach versendeten Pressemitteilungen zu betrachten. Die Zuordnung jeder
einzelnen Meldung zu den konkreten Kommunikationsaktivitäten (z. B. Pressemitteilungen) bezeichnet man als Input-Output-Analyse (vgl. LANDAU MEDIA 2009, S. 7).
In der Studie wurden vor allem folgende Aspekte untersucht:
▪ Clippingaufkommen / Anzahl der Veröffentlichungen (absolute Häufigkeiten der Presseausschnitte)
▪ Tonalität der veröffentlichten Beiträge / Meinungstendenz der Botschaft
(positiv, neutral, negativ)
▪ Zuordnung der Publikationen nach
versendeter Pressemitteilung (Inhaltsanalyse)
▪ Bewertung der Clippings nach Veröffentlichungsart (wie Produktnews,
Produkttest, Rezeptnews, Produktstory, Medienkooperation)
▪ Publikationsart / Einteilung der Printmedien in verschiedene Gattungen
(z. B. Fachzeitschriften, Publikationszeitschriften, Tageszeitungen, Wochenzeitungen etc.)
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
▪ Sortierung der Clippings nach
verschiedenen Kenngrößen, um
maximale, minimale und summative Reaktionen der Medien
nach unterschiedlichen Gesichtspunkten zu untersuchen
▪ Unterscheidung mit bzw. ohne
Bildveröffentlichung
▪ Zielmedien (A- und B-Medien)
▪ Markenpräsenz im Bild
▪ Keyword im Artikel
▪ Marke in Headline
▪ Marke in Subline
▪ Marke im Text
▪ Platzierung innerhalb des Heftes
94
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
Wesentliche Ergebnisse und Kernaussagen der Medienresonanzanalyse
Gesamtauswertung 2007–2008
Im Hinblick auf die Ergebnisse der Medienresonanzanalyse muss berücksichtigt
werden, dass jeweils drei Pressemitteilungen in 2007 und 2008 für Produkt1 verschickt wurden (sechs verschickte Pressemitteilungen in 2007 bis 2008). Jeweils sechs
Presseaussendungen erfolgten für Produkt2 in den beiden Untersuchungsjahren, also
doppelt so viele wie für den Product Launch von Produkt1 (zwölf Presseaussendungen
im Untersuchungszeitraum). Produkt1 erzielte im ersten Jahr der Markteinführung in
2007 mit 267 Meldungen eine hohe Zahl an Veröffentlichungen, die Zahl im bricht
allerdings im Folgejahr um die Hälfte auf 132 ein. In 2007 wurden rund 137 410 000
und im Folgejahr etwa 73 690 000 potenzielle Kunden und Verbraucher erreicht. Die
Anzahl der Clippings von Produkt2 liegt im Jahr 2007 bei 236 und fällt nur leicht in
2008 auf 215 Publikationen. Im ersten Untersuchungsjahr wurden 218 700 000 und in
2008 172 410 000 Kontakte erzielt, wodurch auch Neukunden generiert werden
können. In Tabelle 2 ist die Entwicklung in den jeweiligen Quartalen von 2007 bis
2008 zu sehen.
Produkt 1
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
Q4 2007
Q1 2008
Q2 2008
Q3 2008
Q4 2008
104
41
81
41
39
39
18
36
Verbr.
Auflage
18.279.880
7.994.283
6.206.615
6.778.171
5.373.085
5.190.105
3.533.298
9.472.751
Reichweite
58.658.727
34.674.166
19.939.098
24.135.104
16.389.075
13.162.872
15.643.385
28.494.076
AÄW
(in €)
367.625
243.842
694.846
437.646
346.939
883.742
259.477
142.171
GAÄW
(in €)
151.114
92.974
73.240
54.590
75.844
75.423
29.170
49.964
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
Q4 2007
Q1 2008
Q2 2008
Q3 2008
Q4 2008
83
28
58
67
50
54
47
64
Verbr.
Auflage
17.885.479
5.563.035
14.907.736
21.530.795
10.531.741
13.980.392
8.718.911
11.236.894
Reichweite
67.572.525
21.309.569
47.535.180
82.287.907
42.286.285
55.644.388
30.880.574
43.599.287
AÄW
(in €)
457.946
668.111
189.657
670.027
221.061
579.963
162.656
253.077
GAÄW
(in €)
209.760
36.207
103.757
393.580
124.786
75.854
59.477
142.939
Anzahl
Clippings
Produkt 2
Anzahl
Clippings
Tab. 2 Entwicklung
der PR-Kennzahlen
für die beiden
Produkte in den
Quartalen
von 2007 bis 2008
AÄW = Anzeigenäquivalenzwert; GAÄW = gewichteter Anzeigenäquivalenzwert
Anzahl der Clippings 2007–2008
Die Diagramme (vgl. Bild 1 und Bild 2) zeigen, dass die Publikationen in 2008 im
Vergleich zur Markteinführung von Produkt1 um ein Drittel zurückgegangen sind.
Die meisten Veröffentlichungen gab es im 1. Quartal 2007 und im 3. Quartal des
Jahres (siehe Bild 2). Mit nur insgesamt 18 Clippings wurde im 3. Quartal 2008 am
wenigstens über Produkt1 berichtet.
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STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
Produkt 1
Bild 1
Clippinganzahl
2007 bis 2008
für Produkt1
Bild 2
Clippinganzahl
nach Quartalen
2007 bis 2008 für
Produkt1
Produkt 2
Bild 3
Clippinganzahl
2007 bis 2008
für Produkt2
Bild 4
Clippinganzahl
nach Quartalen
2007 bis 2008 für
Produkt2
Die Berichterstattung in der Presse von Produkt2 hält sich über den Zeitraum
hinweg relativ konstant (Bild 3 und Bild 4). Dennoch ist in Bild 4 ein Einbruch im
2. Quartal 2007 zu erkennen, mit nur 28 Veröffentlichungen ist dies das schwächste
Vierteljahr. Mit 83 Publikationen wurde in den Medien im 1. Quartal 2007 am meisten
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| Department Information, 2009
96
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
über das Produkt2 berichtet. In den restlichen Quartalen im Zeitraum 2007–2008 ist
die Berichterstattung relativ konstant und bewegt sich um den Mittelwert. Im Untersuchungszeitraum wurden für Produkt1 durchschnittlich 50 Clippings pro Quartal
gezählt. Produkt2 kann rund 56 Veröffentlichungen pro Quartal in 2007–2008 vorweisen. Die Anzahl der in den Medien veröffentlichten Meinungen beider Produkte sind
nur marginal verschieden. Mit dem Hintergrund, dass für Produkt1 (Product Launch)
nur sechs Pressemitteilungen und für Produkt2 (Line Extension) zwölf Pressemitteilungen in der Untersuchungszeit ausgesendet wurden, sind diese Zahlen differenzierter
zu betrachten.
Veröffentlichungen nach Mediengattungen 2007–2008
In Bild 5 und Bild 6 wird deutlich, dass die Berichterstattung in den Printmedien
dominiert. Vor allem die Publikumspresse berichtet über Produkt1 und Produkt2. Die
Publikumspresse nimmt dabei den größten Teil innerhalb der Veröffentlichungen nach
verschiedenen Mediengattungen ein. Produkt1: Mit insgesamt 135 von 399 Veröffentlichungen nimmt die Publikumspresse Rang 1 ein. Darauf folgt die Online-Berichterstattung mit 118 Meldungen in 2007–2008, mit 73 gezählten Clippings liegt die
Fachpresse auf dem 3. Platz. Die Tagespresse ist mit 43 Veröffentlichungen weiter
abgeschlagen. In Wochenzeitungen, Anzeigenblättern, Kundenzeitschriften, Supplements und Nachrichtenagenturen wurde wenig bis gar nicht über Produkt1 berichtet.
Gründe hierfür könnten sein, dass hauptsächlich die Zielmedien 3 Presseinformationen
erhalten haben und dass z. B. Nachrichtenagenturen diese Aussendung nicht als relevant erachten.
Bild 5 Produkt1 –
Veröffentlichungen
nach Mediengattungen
3
Als Zielmedien werden alle Printmedien bezeichnet, die im Rahmen der Presse- und Medienarbeit mit zielmedien- sowie
zielgruppengerechten (d. h. im redaktionellen Stile des Zielmedium aufbereiteten) Presseinformationen versorgt werden
(vgl. ROTA / FUCHS 2007, S. 480).
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STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
Bild 6 Produkt2 –
Veröffentlichungen
nach Mediengattungen
Produkt2: Die Darstellung der Veröffentlichungen in verschiedenen Mediengattungen (Bild 6) zeigt schnell, dass die Publikumspresse mit 264 von 451 Publikationen
die Berichterstattung klar beherrscht. Darauf folgt die Berichterstattung online und in
der Fachpresse mit 64 und 46 Meldungen, sowie die Tagespresse mit 33 Veröffentlichungen. Wochenzeitungen, Anzeigenblättern, Kundenzeitschriften, Supplements
und Nachrichtenagenturen spielen hier eine untergeordnete Rolle, was daran liegen
könnte, dass diese Medien durch das PR-Instrument Pressemitteilung wenig oder nur
zum Teil angesprochen wurden und die Themen nicht relevant für sie waren.
Art der Veröffentlichungen 2007–2008
Bild 7 zeigt die Art der Veröffentlichungen über den Zeitraum 2007–2008 infolge versendeter Pressemitteilungen. Die Publikation als Produktnews, wo das Produkt neu im
redaktionellen Kontext vorgestellt wird (die Meldung als Produktneuheit) ist nach
Aussage der PR-Berater der auftraggebenden Agentur als am erstrebenswertesten
anzusehen, weil hier die Vorstellung des Produkts als Neuheit im Mittelpunkt steht.
Ziel jeder Pressemitteilung sollte es also sein, möglichst viele Produktnews in der
Presse zu generieren.
Produkt1: Der Jahresvergleich lässt auf den ersten Blick deutlich erkennen, dass
die Zahl der Veröffentlichungen von 132 im Jahr 2008 zum Vorjahr mit 267 um die
Hälfte abgefallen ist. In erster Linie gehen die veröffentlichten Produktnews stark
zurück (von 176 auf 44), Rezeptnews und Produkttest steigen dagegen im Jahr 2008
leicht an. Die Medienkooperationen und Produktstories sind etwas rückgängig.
Produkt2 zeigt nur einen leichten Einbruch der Publikationen im Jahr 2008. Vorrangig
dominiert die Meldung als Rezeptnews mit insgesamt 199 Veröffentlichungen die
Berichterstattung und steigt im Jahr 2008 auf 64 % aller Veröffentlichungen an. Die
Publikation als Produktnews nimmt dagegen ab und verliert 15 % zum Vorjahr mit 75
gezählten Clippings.
Nachdem ein kurzer Überblick über die Gesamtauswertung zu den gesammelten
Clippings in allen Mediengattungen erfolgte, hat sich bereits abgezeichnet, dass die
Publikumspresse eine wesentliche Position einnimmt. Die Veröffentlichung als
Produktnews, eine Meldung, in der explizit über eine Produktneuheit berichtet wird,
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
98
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
Bild 7
Produkt1 und
Produkt2 – Art der
Veröffentlichungen
2007 und 2008
wurde bereits als erstrebenswert benannt. Aus diesem Grund wurde im zweiten Schritt
der Medienresonanzanalyse die Veröffentlichungen in der Publikumspresse Print unter
anderen Aspekten untersucht und evaluiert, welche Rolle Produktnews dabei spielen.
Analyse der Print-Clippings Publikumspresse
Die Publikumspresse dient besonders dazu, Verbraucher und potenzielle Neukunden
zu erreichen. Da die Publikumspresse in den Veröffentlichungen nach Mediengattungen bereits ihre Position herausgestellt hat, geht die nächste Analyse genauer auf die
Publikationen von Produkt1 und Produkt2 im Untersuchungszeitraum 2007 bis 2008
in der Publikumspresse ein.
Art der Print-Veröffentlichungen in der Publikumspresse
Die Auswertung der Veröffentlichungen in den Publikumsmedien der Printpresse
repräsentiert eine klare Tendenz. Bild 8 zeigt den Rückgang der Veröffentlichungen
von Produkt1 in 2008 im Vergleich zum Vorjahr: lediglich die Meldung als Rezeptnews und Produkttest nimmt leicht zu. Die stärkste Regression hat die Berichterstattung der Produktnews zu verzeichnen. Als Grund kann die hohe Veröffentlichung als
Produktneuheit bzw. -neuvorstellung (Produktnews) bei der Markteinführung des
neuen Produkts im Januar 2007 benannt werden. Die Produktnews von Produkt1
gehen in 2008 stark zurück, dagegen werden mehr Produkttests und Rezeptnews
veröffentlicht. Produkt2 gibt es schon länger auf dem Markt und ist ein Produkt, das
leicht und schnell zuzubereiten, einfach zu verfeinern und zu variieren ist. Dies mag
die vielen Rezeptnews in den Jahren 2007 und 2008 erklären. Die Produktnews gehen
in 2008 im Vergleich zum Vorjahr stark zurück, dies liefert einen Impuls für die
Zukunft – hier sollten Optimierungspotenziale erkannt und ausgeschöpft werden.
Medienkooperationen sind direkte Absprachen zwischen Agentur und Redaktion, wo
ein geringer monetärer Gegenwert, z. B. in Form von Gewinnspiel-Items, zur Verfügung gestellt wird und somit keine direkte Resonanz infolge versendeter Pressemitteilungen. Die Veröffentlichungen als Produkttest und -story sind sehr gering und
weitestgehend zu vernachlässigen.
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STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
Die prozentuale Entwicklung der veröffentlichten Produktnews in der Publikumspresse über den Untersuchungszeitraum zeigen einen ausgeprägten Rückgang der
veröffentlichten Produktnews in 2008 gegenüber 2007. Im Jahr des Product Launch
kann Produkt1 54 Produktnews vorweisen, in 2008 wurden nur 17 Produktnews veröffentlicht. Der prozentuale Vergleich dieser Zahlen über den Untersuchungszeitraum
zeigt ein Verhältnis von 54 Produktnews in 2007 (76 %) gegenüber 17 Produktvorstellungen im Folgejahr (24 %). Bei Produkt2 liegt das Verhältnis bei 39 Produktnews in 2007 (71 %) gegenüber 16 Produktvorstellungen 2008 (29 %).
Bild 8 Produkt1
und Produkt2 – Art
der Print-Veröffentlichungen in der
Publikumspresse
Zielmedien
Die Auswertung der Berichterstattung in der Publikumspresse im Zeitraum 2007–
2008 hat auch ergeben, dass 71 A-Zielmedien und 20 B-Zielmedien im Jahr des Product Launch über Produkt1 berichtet haben. Im Jahr 2008 sind die Veröffentlichungen
in den A-Zielmedien prozentual leicht zurückgegangen, hier wurden lediglich 33 Meldungen in A-Zielmedien und 14 Botschaften in B-Zielmedien veröffentlicht.
Tonalität
Die Tonalität bezeichnet den Anmutungsstil einer veröffentlichten Meldung (vgl.
ROTA / FUCHS 2007, S. 431). Die Medienresonanz von Produkt1 war mit 64 % der
Meldungen im Jahr der Markteinführung überdurchschnittlich positiv, lediglich 34 %
der Veröffentlichungen waren neutral und nur 2 % negativ gefärbt. Der Meinungsdiskurs in der Publikumspresse schwankt allerdings im Folgejahr, wo der Fokus auf
einer neutralen Berichterstattung lag (53 % neutrale Clippings). Die positiven PrintVeröffentlichungen in der Publikumspresse gehen in 2008 stark auf 34 % aller
Meldungen zurück, auch die negativen Meinungen in der Presse steigen auf 9 % der
Veröffentlichungen. Diese Ergebnisse der Medienresonanzanalyse zeigen bereits
einen Trend, dem in Zukunft entgegengewirkt werden muss, Optimierungspotenziale
sollten ausgeschöpft werden, um mehr Produktnews in der Publikumspresse zu
platzieren.
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100
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Bildveröffentlichung – mit und ohne Bild
Ein Bild kann ein Freisteller, Pressefoto oder Mood-Foto sein und »ergänzt Inhalte
und Texte von Presseinformationen« (ROTA / FUCHS 2007, S. 350). Im prozentualen
Verhältnis betrachtet, ist die Verteilung mit und ohne Bildveröffentlichung in den Jahren 2007 und 2008 von Produkt1 stabil. Lediglich 9 % ohne Bild und 91 % der
Meldungen mit Bild in 2007 und 2008, somit erfolgten im Untersuchungszeitraum
etwa 9 von 10 Publikationen mit Bild. Produkt2 ist bereits länger auf dem Markt und
bei den Verbrauchern etabliert, weshalb der Wiedererkennungswert groß ist. Möglicherweise ist das auch ein Grund, weshalb im ersten Jahr 94 % der Meldungen mit
Bild veröffentlicht wurden. Im Jahr 2008 ändert sich die Verteilung auch nur mäßig
mit 93 % der Publikationen mit und 7 % ohne Bildveröffentlichung. Ein Grund für die
positive Resonanz kann die Zufriedenheit der Journalisten mit dem kostenfreien
Fotomaterial der PR-Agenturen sein. Eine Umfrage der »deutschen journalisten
dienste« von 03/2009 unter rund 270 Journalisten aus dem Ressort Verbraucher- und
Servicethemen hat herausgefunden, dass Journalisten in den Redaktionen Bilder als
PR-Material am Wichtigsten einschätzen (vgl. DJD 2009).
Markenpräsenz im Bild
Die Präsenz der Marke, respektive des Logos im Bild von Produkt1 nimmt von 2007
auf 2008 ab. Im ersten Untersuchungsjahr erschienen 76 von insgesamt 91 Bildveröffentlichungen (84 %) mit Markenpräsenz in der Publikumspresse. Diese Zahl geht
2008 zurück auf 28 von 46 Veröffentlichungen mit Markenpräsenz im Bild (61 %).
Produkt2 zeigt in 2007 ein Gleichverteilung mit 71 Meldungen mit und 72 Veröffentlichungen ohne Markenpräsenz im Bild. Im Folgejahr nehmen die Publikationen mit
Markenpräsenz im Bild nur noch einen 2/3-Anteil ein und gehen auf 41 zurück.
Marke in Headline, Subline und Text
Die Auswertung der Clippings der Publikumspresse beider Produkte ergibt, dass eine
unwesentliche Zahl der veröffentlichten Marke in der Headline in allen Berichten des
Untersuchungszeitraum veröffentlicht wurde. Die Marke von Produkt1 wurde in 2007
dreimal in der Headline erwähnt, dies macht 3 % aller Veröffentlichungen aus. Im
folgenden Jahr ist die prozentuale Verteilung annähernd konstant. In beiden
Untersuchungsjahren war die prozentuale Proportion mit 4 % der Veröffentlichungen,
in denen die Marke in der Subline genannt wurde, stabil. Die Marke von Produkt2
wurde in 2007 und 2008 jeweils einmal in der Headline benannt und nimmt damit nur
einen Bruchteil der Gesamtveröffentlichungen ein. In der Subline wurde die Marke
von Produkt2 nur ein- bis zweimal im Untersuchungszeitraum publiziert.
Die Marke von Produkt1 und Produkt2 wurde größtenteils im Text benannt. Die
Marke von Produkt1 wurde in der Publikumspresse zu 69 % einfach und 25 %
dominant erwähnt, lediglich 5 % der Veröffentlichungen enthielten keine Nennung der
Marke von Produkt1 in 2007. Im Folgejahr gehen die Abdrucke des Markennamens
im Text von Produkt1 insgesamt zurück. Prozentual gesehen dominieren die einfachen
Erwähnungen der Marke mit 79 % aller Print-Veröffentlichungen in der Publikumspresse die Berichterstattung, dagegen enthielten 9 % der Veröffentlichungen in 2008
keine Marke im Text. Die Marke von Produkt2 wurde insgesamt im prozentualen
Vergleich häufiger genannt, möglicherweise, weil es ein Produkt ist, dass sich bereits
auf dem Food-Markt etabliert hat. In 2007 wurde die Marke von Produkt2 im Text zu
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
101
STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
11 % dominant und ganze 84 % aller Publikationen mit der Marke im Text
abgedruckt. 5 % der Veröffentlichungen in der Publikumspresse enthielten im ersten
Untersuchungsjahr keine Markenbezeichnung im Text. Das Verhältnis bleibt in der
Publikumspresse in 2008 annähernd stabil, mit 14 % einfachen und 83 % dominanten
Nennungen der Marke von Produkt2 im Anzeigentext. Nur 3 % aller Abdrucke in der
Publikumspresse in 2008 erwähnten die Marke von Produkt2 nicht.
Platzierung
Die Platzierung meint die Darstellung der Position des Artikels auf der Seite im Heft.
Die Position der Veröffentlichungen von Produkt1 und Produkt2 wurden jeweils in
den Jahren 2007 und 2008 untersucht. Die Positionierung der Anzeige auf der ganzen
Seite dominiert die Ergebnisse (siehe Bild 9). ROTA / FUCHS (2007, S. 322) machen
bewusst, dass die Veröffentlichung an einem bestimmten Wochentag oder in der
Wochenendausgabe sowie die Platzierung innerhalb des Heftes Auswirkungen auf die
Aufmerksamkeit, die beim Leser geweckt wird, hat.
Bild 9 Produkt1
und Produkt2 –
Platzierungen der
Veröffentlichungen
in der Publikumspresse in 2007
und 2008
Befund der Medienresonanzanalyse
Die Kennzahlen der Medienresonanzanalyse sind »[…] Informationen, die als
zweckorientiertes Wissen und immaterielle Wirtschaftsgüter verstanden werden
können«, so ROTA / FUCHS (2007, S. 211): »Wesentliche Elemente von Kennzahlen
sind: Messbarkeit, Informationsverdichtung und (strategische) Steuerungsrelevanz«
Sie bilden valide und objektiv ab, wann eine Veröffentlichung in der Publikumspresse
stattgefunden hat. Die Daten bieten eine Grundlage für weitere Wirkungsanalysen. Die
Ermittlung der PR-Kennzahlen, insbesondere in Bezug auf kausale Wirkungszusammenhänge von PR-Aktivitäten auf Image- und Markenwert, ist gegenwärtig
noch nicht eindeutig gelungen (vgl. ROTA / FUCHS 2007, S. 212).
Die Medienresonanzanalyse zeigt, dass die Mediengattung Publikumspresse Print
den größten Anteil an den Veröffentlichungen hat, weshalb die Untersuchung auf den
Bereich der Publikumspresse spezialisiert und vertieft wurde. Hier zeigt sich
insbesonders, dass die Zahlen im Bereich der Produktnews (Produktneuvorstellung)
über die Jahre 2007 bis 2008 tendenziell sinken. Bereits diese Erkenntnisse geben
einen Impuls für weitere Überlegungen. Aus diesem Grund geht es im zweiten Teil
der Untersuchung um die Frage, wie man Pressemitteilungen optimieren kann und
mehr Produktnews in der Publikumspresse ihre Veröffentlichung finden.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
Experteninterviews
Methodik
Mithilfe eines leitfadengestützten Experteninterviews wurden Journalisten in den
Redaktionen verschiedener Zielmedien für den Food-Bereich in Hamburger Verlagen
befragt. Auch die Rolle, die Nachrichtenfaktoren im Food-Segment haben und was im
Umgang mit dem Journalisten verbessert werden kann, wurden hinterfragt. Gemäß der
alten Anglerregel: »Dem Fisch muss der Köder schmecken, nicht dem Angler«, ist es
das Ziel mehr Veröffentlichungen vor allem im Bereich der Vorstellung von Produktneuheiten infolge versendeter Pressemitteilungen zu generieren. In erster Linie
muss die Aufmerksamkeit der Journalisten in den Redaktionen als Adressaten von
Pressemitteilungen erzielt werden.
Die Methode der Befragung, vielmehr des halbstandardisierten Leitfadeninterviews
als Experteninterview soll Wünsche, Meinungen und Vorlieben der Journalisten aus
dem Food-Segment im Bezug auf Pressemitteilungen und Produktnews hinterfragen.
Hierfür wurden sieben Journalisten aus mehreren Hamburger Verlagen (Axel-Springer
Verlag AG, Gruner + Jahr Druck- und Verlagshaus Hamburg, Heinrich Bauer Verlag
und Jahreszeiten Verlag) im Bereich Food in persönlichen mindestens halbstündigen
Experteninterviews befragt.
Aufbau des Interviewleitfadens
Zunächst wurde im Interview gefragt, wie und wonach die Journalisten Pressemitteilungen selektieren und als relevant beurteilen. Fragen zu Aufbau, Sprache und Stil
sowie Form von Pressemitteilungen folgten im nächsten Abschnitt der Befragung. Die
Bedeutung und Rolle der Nachrichtenfaktoren für Presseaussendungen im FoodBereich wurden hinterfragt. Vorlieben, Anforderungen und Optimierungsmöglichkeiten von Pressemitteilungen in der Publikumspresse, die die Experten in den FoodRedaktionen angaben, wurden erfasst. Fragen zum Erhalt der Pressemitteilung, sowie
negative Erfahrungen mit Pressemitteilungen wurden im Interview gefragt.
Erkenntnisse aus der Befragung
Nachfolgend sollen Ergebnisse der Befragung kurz dargestellt werden. Hier könnte
man ansetzen, um in Zukunft Pressemitteilungen zu optimieren und vor allem den
Umgang mit den Journalisten zu verbessern. Die Flut an Informationen und Pressematerial ist groß, täglich gehen etwa 20 Pressemitteilungen, hauptsächlich per E-Mail
oder schriftlich per Post, bei den Redaktionen ein. Das Meinungsbild der Journalisten
in den Food-Redaktionen wurde zu Optimierungsmöglichkeiten bei Pressemitteilungen verdichtet. Die Ergebnisse aus den Interviews bieten Impulse für Veränderungen
von Pressemitteilungen und leisten einen Beitrag über den status quo der Erkenntnisse.
Angesichts des Trends zu einer immer stärkeren Informationskonkurrenz muss sich
heute jede Pressemitteilung Aufmerksamkeit erkämpfen.
Thema der Pressemitteilung
Deutlich wird, dass der formale Aufbau und der schriftliche Stil von Pressemitteilungen wichtig sind, dennoch steht das Thema (die Botschaft / das Produkt) deutlich im
Mittelpunkt. Der Journalist sieht auch über die schlechte Optik hinweg, wenn das
Thema der Presseinformation den Journalisten überzeugt. Eine Journalistin zum
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
103
STEFAN 2009 |
Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
Gegenstand Produktnews: »Ich finde lesen sollte man immer mal, egal, ob das jetzt in
einer schönen Mappe verpackt ist […], egal wie die Äußerlichkeiten sind.« Das Produkt sollte in die Philosophie des Heftes sowie in die Lebenswelt der Leserinnen und
Leser passen und ihnen einen Mehrwert bieten, interessant und relevant sein – einfach
zu sagen, etwas sei »nur neu«, reicht nicht aus.
Adressaten und Absender
Im Großen und Ganzen wird deutlich, dass im Hinblick auf Adressaten und Absender
von Pressemitteilungen einiges zu verbessern ist. Wenig Erfolg haben Presseinformationen, die an das falsche Medium versandt werden. Man sollte die Adressaten
entsprechend der Produkte gezielter auswählen. Der Kommentar einer Interviewpartnerin: »Was ich verändern würde, sind die Adressaten. Also ich habe einfach einen
Schwung von Produkten, die bei uns niemals stattfinden. Ich würde da spezieller
Anschreiben, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit nicht jeden erreiche.« Durch eine
zielgenauere Ansprache der Adressaten »ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass
man nämlich genau für das Produkt, was man platzieren möchte auch Gehör findet,
ohne dass es in einer Flut von Sachen untergeht, die für die jeweilige Redaktion nicht
interessant ist«, so eine befragte Journalistin. Die Journalisten in den Redaktionen
legen Wert auf eine persönliche und korrekte Ansprache des Adressaten – es sollte
stets auf einen aktuellen Verteiler und korrekte Ansprechpartner in den jeweiligen
Ressorts geachtet werden.
Aussandzeitpunkt
Ein sehr großes Problem ist auch der Aussandzeitpunkt der Pressemitteilungen an die
Medien. Häufig erfolgt das Versenden der Pressemitteilung viel zu spät – besonders
deutlich wird dies, wenn man anlassbezogen z. B. an Ostern in der Presse veröffentlicht werden möchte. Es gibt Wochen-, Monatshefte und darüber hinaus auch
Sonderhefte, die zum Teil saisonal zu unterschiedlichen Terminen erscheinen. Alle
Publikumsmedien haben aufgrund der Produktionsbedingungen einen Vorlauf. Wenn
man die Chance auf eine Veröffentlichung erhöhen möchte, ist es wichtig, die
Vorlaufzeit der einzelnen Medien zu berücksichtigen. Viele monatlich erscheinenden
Zeitschriften haben einen Produktionsvorlauf von vier bis acht Wochen. Bei besonders
nachgefragten und reichweitenstarken Medien, kann sich diese Zeit bis zu drei bis fünf
Monate verlängern. Wochenzeitschriften haben einen Vorlauf von drei bis sechs
Wochen, bereits drei Wochen vor Erscheinen ist die Produktion des Heftes so gut wie
abgeschlossen. Der Aussandzeitpunkt birgt noch einige Hürden: Es ist von großer
Bedeutung, wenn eine Produktneuheit an die Redaktionen geschickt wird, sollte das
Produkt auch schon gut gelistet sein. Eine andere Expertin über den Erhalt der
Pressemitteilung: »bevor das Produkt eingeführt wird, weil, indem es schon eingeführt
ist, wird es schon schwierig, es als Neuheit zu verkaufen.« Die Pressemitteilung muss
gut im Voraus da sein, das Produkt muss in den Geschäften gelistet sein, aber noch als
Neuheit veröffentlichungswürdig sein. Die Befragung hat ergeben, dass vor allem hier
Nachholbedarf bei den PR-Agenturen besteht. Dem unterschiedlichen Vorlauf bei der
Produktion der Medien sollte z. B. durch mehrere Aussandtermine und individualisierte Presseaussendungen nachgekommen werden. Weiterhin können in Zukunft durch
eine zielgerichtete und genauere Versendung der Pressemeldung mehr Veröffent-
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
lichungen in der Publikumspresse stattfinden, wenn das Thema verbraucherrelevanten
Mehrwert bietet, das Produkt zur Leserschaft und in die Philosophie des Heftes passt.
Aufschlussreich war es auch zu erfragen, wie die Pressemitteilung den Journalisten
erreichen soll.
Verbreitung der Pressemitteilung: Print oder digital
Im Vergleich zu anderen Ressorts sind die Journalisten im Food-Bereich relativ
altmodisch eingestellt und geben der Print-Version den Vorzug. Insgesamt wird der
Erhalt der Pressemitteilung schriftlich per Post gegenüber der Online-Version per
E-Mail oder zum Download über einen Link bevorzugt. Als Anregung für zukünftiges
Arbeiten: Grundsätzlich sollte man vor der Aussendung der Presseinformation
erfragen, wie der Erhalt der Pressemitteilung favorisiert wird.
Pressefotos
Ein beigelegter Ausdruck eines aussagekräftigen Fotos spielt eine große Rolle, damit
man das Produkt sofort sieht. Außerdem aktivieren Bilder stärker als Texte, werden
schneller im Gehirn verarbeitet, gespeichert und können emotionale Erlebnisse deutlich besser vermitteln (vgl. HERBST 2007, S. 107). Häufig werden auf den monothematisch aufgebauten Magazinseiten Produktnews veröffentlicht, dabei sollte die
Produktmischung stimmen und das Produkt auch rein optisch mit der Fotoauffassung
des Heftes übereinstimmen. »Die Aufmachung und Produktverpackung ist ganz wichtig«, so eine befragte Journalisten aus dem Food-Bereich. Weit verbreitet werden Freisteller bevorzugt, »weil die meisten für ihre Produktvorstellung nicht viel Platz haben,
um da ein Stimmungsfoto zu machen.« Eine Aussage einer Expertin ist auch: »Freisteller [sind] das Wichtigste, inszenierte Fotos finden bei uns keine Verwendung.«
Produktmuster
Die Nachfrage nach Produktmustern ist ausgesprochen groß, eine Pressemitteilung hat
»natürlich deutlich höhere Chancen, beachtet zu werden, als wenn nur ein Foto drin
klebt, wo ich das Produkt sehen kann.« Es ist davon auszugehen, dass durch die
Beilage eines Produktmuster die Chance auf Veröffentlichung deutlich erhöht werden
kann. »Es [ist] schon interessant, nicht nur eine Beschreibung des Produktes zu haben,
sondern eben auch das Produkt mal in der Hand zu halten, es zu probieren, das finde
ich schon sehr ausschlaggebend, wenn man das mal machen kann. Ein Antwortfax mit
›Wir hätten das Produkt gern‹ ist natürlich auch in Ordnung, aber bei Produkten, die
och nicht im Handel erhältlich sind, finde ich es schon schön, wenn man es schon mal
probieren kann.« Weitgehend sollte in Zukunft darüber nachgedacht werden, mehr
Produktmuster beizulegen, diese können essentiell für eine Publikation sein.
Rolle der Nachrichtenfaktoren im Food-Bereich
bei der Selektion von Pressemitteilungen
Neben subjektiven und objektiven Entscheidungskriterien gibt es nach dem Gatekeeper-Modell von WHITE (1964) ein weiteres Modell zur Selektion von Nachrichten.
Die Nachrichtenfaktoren nach GALTUNG/RUGE (1965) sind: Frequenz, Bedeutsamkeit,
Kontinuität, Bezug auf Elite-Personen, Schwellenfaktor, Konsonanz, Variation, Personalisierung, Eindeutigkeit, Überraschung, Bezug auf Elite-Nationen und Negativis-
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Erfolgreich in der Presse – eine Analyse der Medienwirkung von PR im Food-Segment
mus. Zehrt stellt dar, dass jeder Nachrichtenfaktor eine Bedeutung für Pressemitteilungen haben kann. Je höher der Nachrichtenwert einer Presseinformation ist,
desto höher die Chance auf Veröffentlichung (vgl. ZEHRT 2007, S. 124f). »Mit
zunehmender Entfernung verringern sich meistens automatisch die Chancen auf
Medienresonanz« (ZEHRT 2007, S. 125). Von besonderer Relevanz war es zu erfragen,
ob und welche Rolle dabei Nachrichtenfaktoren bei Pressemitteilungen insbesondere
im Food-Bereich spielen. Das Meinungsbild ist tendenziell so, dass diese wissenschaftlich-theoretischen Faktoren mit dem Alltag der journalistischen Arbeit explizit
im Food-Bereich wenig bis gar nichts zu tun haben. Eine Journalistin im Interview:
»Allein die Tatsache, dass wir gar nicht so viel damit anfangen können, zeigt glaube
ich, dass es nach Bauchgefühl geht. Natürlich merkt man, wie hoch der Nachrichtenfaktor es, wenn es ein ganz neues Produkt, eine bedeutsame Entwicklung ist – das
spürt man ja einfach.« Sicherlich kann man nicht pauschalisieren und ausschließen,
dass die Nachrichtenfaktoren unbewusst irgendeine Rolle spielen, dennoch haben sich
alle befragten Journalisten aus Food-Redaktionen in Hamburger Verlagen bisher
immer mehr auf Erfahrungswerte aus der praktischen Arbeit verlassen, als auf
theoretische Überlegungen. Über die Nachrichtenfaktoren hinaus zählen vor allem das
Thema, wobei bei der Selektion eher auf das Bauchgefühl, sensuelle und emotionale
Aspekte gesetzt wird. Manchmal ist die Antwort ganz simple und es reicht einfach ein
schönes Foto, das wunderbar in die Heftmischung passt. Es sollte lecker, ansprechend
aussehen, sowie die Zielgruppe vor allem optisch über den »Appetite-Appeal«
(appetitanregende Ausstrahlung) und informativ durch einen Nutzwert und Special
Interest ansprechen.
Telefonisches Nachfassen
Besonders negativ wurde von nahezu allen interviewten Journalisten aus dem FoodBereich das telefonische Nachfassen bewertet, so antwortete eine Expertin: »Eine
Pressemitteilung, wo es ein Telefonnachhaken gibt, kommt gar nicht erst rein, weil
das stört, nervt, zumal ist dann die Praktikantin dran. Diese Rückruf-, NachrufAktionen sind das nervigste an Pressemitteilungen.« Lediglich eine Redakteurin fand
es relativ hilfreich noch einmal auf eine Pressemitteilung hingewiesen zu werden.
Fazit
Es lässt sich schlussfolgern, dass die Medienresonanzanalyse innerhalb der PRErfolgskontrolle ein wichtiges Lern- und Steuerelement für zukünftige PR-Aktivitäten
ist. In der Medienresonanzanlyse im Untersuchungszeitraum zeigt sich eine hohe Clippinganzahl im Jahr des Product Launch. In 2008 wurden für Produkt1, wie im Vorjahr
drei Pressemitteilungen verschickt, aber deutlich weniger Veröffentlichungen als
Produktnews erzielt. Die Berichterstattung von Produkt2, wo über neue Sorten einer
etablierten Produktrange publiziert wurde, zeigt eine starke Abnahme der Veröffentlichung als Produktnews. Mit jeweils sechs Presseaussendungen in 2007 und 2008
wurden doppelt so viele Informationen an die Presse geschickt wie bei Produkt1.
Etablierte Produktranges wie Produkt2 benötigen eine gesteigerte Kommunikationsaktivität, um genauso viele Clippings, wie bei einer Produktneuheit auf dem FoodMarkt, zu generieren. Produkt2 hat im Vergleich zu Produkt1 mehr Rezeptnews in der
Presse veröffentlicht. Insgesamt muss man folgernd sagen, dass die Publikation als
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 08 – Page 89–108
lichungen in der Publikumspresse stattfinden, wenn das Thema verbraucherrelevanten
Mehrwert bietet, das Produkt zur Leserschaft und in die Philosophie des Heftes passt.
Aufschlussreich war es auch zu erfragen, wie die Pressemitteilung den Journalisten
erreichen soll.
Verbreitung der Pressemitteilung: Print oder digital
Im Vergleich zu anderen Ressorts sind die Journalisten im Food-Bereich relativ
altmodisch eingestellt und geben der Print-Version den Vorzug. Insgesamt wird der
Erhalt der Pressemitteilung schriftlich per Post gegenüber der Online-Version per
E-Mail oder zum Download über einen Link bevorzugt. Als Anregung für zukünftiges
Arbeiten: Grundsätzlich sollte man vor der Aussendung der Presseinformation
erfragen, wie der Erhalt der Pressemitteilung favorisiert wird.
Pressefotos
Ein beigelegter Ausdruck eines aussagekräftigen Fotos spielt eine große Rolle, damit
man das Produkt sofort sieht. Außerdem aktivieren Bilder stärker als Texte, werden
schneller im Gehirn verarbeitet, gespeichert und können emotionale Erlebnisse deutlich besser vermitteln (vgl. HERBST 2007, S. 107). Häufig werden auf den monothematisch aufgebauten Magazinseiten Produktnews veröffentlicht, dabei sollte die
Produktmischung stimmen und das Produkt auch rein optisch mit der Fotoauffassung
des Heftes übereinstimmen. »Die Aufmachung und Produktverpackung ist ganz wichtig«, so eine befragte Journalisten aus dem Food-Bereich. Weit verbreitet werden Freisteller bevorzugt, »weil die meisten für ihre Produktvorstellung nicht viel Platz haben,
um da ein Stimmungsfoto zu machen.« Eine Aussage einer Expertin ist auch: »Freisteller [sind] das Wichtigste, inszenierte Fotos finden bei uns keine Verwendung.«
Produktmuster
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klebt, wo ich das Produkt sehen kann.« Es ist davon auszugehen, dass durch die
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sondern eben auch das Produkt mal in der Hand zu halten, es zu probieren, das finde
ich schon sehr ausschlaggebend, wenn man das mal machen kann. Ein Antwortfax mit
›Wir hätten das Produkt gern‹ ist natürlich auch in Ordnung, aber bei Produkten, die
och nicht im Handel erhältlich sind, finde ich es schon schön, wenn man es schon mal
probieren kann.« Weitgehend sollte in Zukunft darüber nachgedacht werden, mehr
Produktmuster beizulegen, diese können essentiell für eine Publikation sein.
Rolle der Nachrichtenfaktoren im Food-Bereich
bei der Selektion von Pressemitteilungen
Neben subjektiven und objektiven Entscheidungskriterien gibt es nach dem Gatekeeper-Modell von WHITE (1964) ein weiteres Modell zur Selektion von Nachrichten.
Die Nachrichtenfaktoren nach GALTUNG/RUGE (1965) sind: Frequenz, Bedeutsamkeit,
Kontinuität, Bezug auf Elite-Personen, Schwellenfaktor, Konsonanz, Variation, Personalisierung, Eindeutigkeit, Überraschung, Bezug auf Elite-Nationen und Negativis-
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105
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Wiesbaden : Gabler, 2007
Eingegangen: 2009-08-10
Sandra Stefan
Abitur im Jahr 2005, Beginn des Bachelor-Studiums Medien und Information an der HAW Hamburg; Praxissemester in der Redaktion des
Privatsenders Das NEUE Alsterradio 106.8 rock’n pop sowie im PR
Club Hamburg e.V.; 2008 Abschluss als Bachelor, Master-Studium
Informationswissenschaft und -management an der HAW Hamburg;
Forschungsprojekt im Auftrag der ad publica Public Relations GmbH
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
108
Webprojekte, Standards, Vokabulare –
State-of-the-Art der Wissensorganisationssysteme für Archäologie und Kulturerbe
von Loredana Pinna und Wiebke Wessels
Kurzfassung Im Rahmen der Gestaltung eines zentralisierten Begriffspools Wortnetz Kultur für ein geplantes webbasiertes Kulturportal des Landschaftsverbandes Rheinland wurde ein State-of-theArt-Report über nationale und internationale Ansätze zu Wissensorganisationssystemen im
Bereich Archäologie und Kulturerbe erstellt. Evaluiert wurden verfügbare Standards und
Vokabulare sowie Webprojekte mit kulturhistorischen Informationsinhalten. Ziel war es,
bereits bestehende Lösungsmöglichkeiten für die Vokabulargestaltung und Standardisierung
sowie Umsetzungsbeispiele von wissensorganisatorischen und Wortgut gestaltenden Ansätzen zu identifizieren und nachzuweisen, um diese für das Projekt Wortnetz Kultur adaptieren
oder interpretieren und weiterentwickeln zu können. Der vorliegende Artikel beschreibt die
Erstellung sowie die zentralen Ergebnisse des Reports und bewertet die Beobachtungen für
den Aufbau des Wortnetz Kultur. Es werden eine Auswahl relevanter Standards und frei
verfügbarer Vokabulare benannt und besonders überzeugende Webprojekte vorgestellt.
Zudem werden der aktuelle Entwicklungsstand von Vokabularen, Standards und
Webprojekten auf dem betrachteten Gebiet interpretiert und hilfreiche Recherchestartpunkte
sowie relevante aktive Organisationen nachgewiesen.
Deskriptoren Archäologie | Kulturerbe | kontrolliertes Vokabular | Schema | Webprojekt | Wortnetz Kultur
Abstract
Web projects, standards, vocabularies – state of the art of systems for knowledge organisation for archaeology and cultural heritage
In the context of the construction of a centralised term collection Wortnetz Kultur for a future
web based portal of the Landschaftsverbandes Rheinland has been created a state of the art
report of national and international approaches for systems for knowledge organization in the
range of archaeology and cultural heritage. Available standards and vocabularies as well as
web projects with cultural heritage contents have been evaluated. The aim was to identify
already existing solutions of vocabulary building and standardisation as well as examples of
realisation of knowledge organisation and structuring vocabularies for the adaptation or interpretation and further development for the project Wortnetz Kultur. This article describes the
making and the main results of the report and states the value of the results for the Wortnetz
Kultur. A selection of relevant standards and accessible vocabularies are named and best
practice web projects are introduced. Futhermore an interpretation of the current stage of
development of vocabularies, standards and web projects in the analyzed field are given and
useful retrieval starting points and active organizations are named.
Keywords
archaeology | cultural heritage | controlled vocabulary | scheme | web project |
Wortnetz Kultur
Gegenstand und Motivation
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) strebt die Gestaltung eines webbasierten
Kulturportals an, das unter anderem die Informationen der Einrichtungen des LVRDezernates Kultur und Umwelt zusammenfassen soll, die sich mit Fragen der Dokumentation und der strukturierten Aufbereitung und Bereitstellung fachlicher Informationen beschäftigen. Zur inhaltlichen Vernetzung der im entstehenden Kulturportal des
LVR zukünftig zusammengefassten einzelnen IT-Fachanwendungen (Datenbestände
bzw. Informationsinhalte) sowie zur Sicherung und Optimierung der Retrievalmöghttp://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
109
PINNA / WESSELS 2009 | State of the Art der Wissensorganisationssysteme für Archäologie und Kulturerbe
lichkeiten und wissensorganisatorischer Anforderungen soll ein vernetzter Begriffspool Wortnetz Kultur aufgebaut werden. Das Wortnetz Kultur soll das Fachvokabular
aller betroffenen Einrichtungen abbilden und strukturieren, sowie die Begriffsinhalte
erläutern und inhaltlich in Beziehung zueinander setzen. Beteiligt an dem Aufbau des
Wortnetz Kultur sind die Projekte KuLaDigNW1, Portal Rheinische Geschichte2 und
BODEON3. Die involvierten Einrichtungen (Fachsichten) indexieren und beschreiben
ihre jeweiligen Dokumente/Objekte derzeit mit historisch gewachsenen und an den
Arbeitsablauf der Fachsichten sowie an die subjektiven Bedürfnisse der Mitarbeiter
angepassten Wortlisten. Bei der Gestaltung dieser Begriffssammlungen wurden aber
weder dokumentarische Prinzipien konstant angewandt, noch einheitliche systematische Strukturen gewahrt oder auf inhaltliche Überschneidungen der einzelnen Listen
geachtet. Für die Eingliederung des Vokabulars der Fachsichten in das Wortnetz
Kultur und zur Sicherung eines effektiven Einsatzes in dem geplanten Kulturportal bedurfte es deshalb einer Prüfung und Neustrukturierung der vorhandenen Wortlisten
und der Festlegung der Spezifikationen eines einzusetzenden Wissensorganisationssystems (Makrostruktur, Attribute und Relationen).
Für eine sinnvolle und effektive Umsetzung dieses Vorhabens wurden Kenntnisse
zum aktuellen Entwicklungsstand relevanter Standards und bereits verfügbarer Vokabulare benötigt. Ziel war es, möglicherweise bereits bestehende Lösungen für die
Vokabulargestaltung und Standardisierung zu identifizieren, um diese dann für das
Wortnetz Kultur zu adaptieren oder zu interpretieren und weiterentwickeln zu können.
Damit im Zusammenhang stand die Recherche nach bereits verfügbaren Webprojekten mit kulturhistorischen Inhalten. Der Nachweis und eine erste Analyse von Webprojekten, ähnlich dem des geplanten Kulturportals, sollte Umsetzungsalternativen
aufzeigen, ggf. spezifische Eigenschaften und Besonderheiten derartiger Projekte
kenntlich machen und ebenfalls Orientierungspunkte für eine Adaption oder Interpretation von wissensorganisatorischen und Wortgut gestaltenden Ansätzen liefern.
Zusätzlich sollte durch die Darstellung der aktuellen Entwicklungen zu Vokabularen,
Standards und im Besonderen zur Webprojektgestaltung bei den beteiligten Institutionen und Mitarbeitern ein Bewusstsein für die Problematiken aber auch die Vorteile
und Möglichkeiten des Einsatzes von kontrolliertem Vokabular in kooperativ gestalteten und zur Informationszentralisierung genutzten Projekten geschaffen werden.
In diesem Sinne wurde von den Autorinnen – beide Mitarbeiterinnen am Department Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg – im
Auftrag des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege (RAB) ein umfangreicher
State-of-the-Art-Report über nationale und internationale Ansätzen zu Wissensorganisationssystemen (KOS) im Bereich Archäologie und Kulturerbe im Hinblick auf
Webproekte, Standards und Vokabulare erstellt (s. PINNA / WESSELS 2009). Weiterhin
wurden ausgewählte Erkenntnisse des Reports im Rahmen eines Workshops den am
Wortnetz Kultur beteiligten Institutionen vorgestellt.
1
2
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Ein Projekt des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), welches
Kulturlandschaften und Kulturlandschaftselemente in Nordrhein-Westfalen nachweist und diese inhaltlich miteinander
verknüpft (verfügbar unter: https://www kuladignw.de/kuladignw).
Geplantes kooperatives Informationssystem zur rheinischen Geschichte (zukünftig verfügbar unter: http://www rheinischegeschichte.lvr.de).
BOdendenkmalpflege – DEnkmalpflege ONline. Geplante kooperative IT-Fachanwendung der LVR-Ämter Bodendenkmalpflege und Denkmalpflege.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
110
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 09 – Page 109–120
Recherchevorgehen
Als Webprojekte wurden solche Internetangebote definiert, die als Datenbank, Informationsplattform oder interaktive Anwendung Informationen zu Objekten und/oder
Projekten in den Bereichen Archäologie und/oder Kulturerbe zur Verfügung stellten.
Dabei mussten die Internetpräsenzen erkennbar eine wissensorganisatorische Funktion
erfüllen, wissenschaftlich relevante Inhalte bereitstellen und eine gewisse Größe und
Informationsdichte aufweisen, um für den späteren Verwendungszweck des Reports
relevant zu sein. Recherchiert wurde in Internetquellen mit Hilfe von Metasuchmaschinen 4 (Suchtermini in Deutsch und Englisch) bzw. ausgehend von Informationsplattformen. Gegenstand der Recherche waren unter anderem allgemeine Internetpräsenzen und Fachportale von Institutionen, Stiftungen, Instituten und Verbänden, sowie
die deutschen Landesämter für Archäologie. Die Recherchen wurden international mit
Schwerpunkt Deutschland und Europa durchgeführt. Besonders nützlich für die Ermittlung von Webprojekten zu Themen der Archäologie bzw. des Kulturerbes waren
die Informationsangebote des EUROPEAN HERITAGE NETWORK (2009)5, von kulturerbe-digital.de6 (s. EUBAM 2009), der LANDESÄMTER FÜR ARCHÄOLOGIE (2009)7
und des Datenbank-Infosystems 8 (s. DBIS 2009).
Als Vokabulare wurden kontrollierte/standardisierte Vokabulare in Form von
Taxonomien, Thesauri und Klassifikationen bzw. Indizes und Wortlisten in deutscher und englischer Sprache oder in multilingualer Form berücksichtigt. Bei der
Recherche nach Standards wurden sowohl Metadaten-Standards als auch standardisierte Schemata für die Darstellung von kulturhistorischen Informationen bzw.
Objektbeschreibungen beachtet, die in deutscher oder englischer Sprache verfügbar waren. Besonders informative Quellen waren das MINERVA EC PROJECT
(2009)9, ART-GUIDE (2009a)10, ADS – Archaeology Data Service11 (s. ADS 2009a)
und die National Monuments Record Thesauri 12 (s. NMR 2005). Zudem wurde gezielt
nach DIN- und ISO-Normen recherchiert, um verfügbare normierte und damit allgemeingültige Ansätze zu ermitteln. Eine abschließende Literaturrecherche im Metakatalog KVK diente der Ermittlung relevanter Fachliteratur.
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11
12
bspw. SISYPHOS (http://sisyphos.uni-hd.de) und DIGGER – die archäologische Suchmaschine (http://www.
archaeologie-online.de/digger)
National Heritage Policy-Berichte aller europäischen Mitgliedsstaaten. Die Berichte weisen unter anderem Informationen
zu Digitalisierungsprojekten (theme 7) und Inventaren (theme 4.1.2) nach.
kulturerbe-digital.de erfasst ausgewählte deutsche Projekte mit dem Themenschwerpunkt Digitalisierung von Kulturgut
und bietet unter anderem eine Suchfunktion für die Recherche in den erfassten Digitalisierungsprojekten an.
Die einzelnen Seiten der Landesämter verweisen auf regionale Projekte und bieten weiterführende Informationen.
DBIS ist ein von der DFG gefördertes und von der Universitätsbibliothek Regensburg umgesetztes Projekte zur Verzeichnung verschiedener fachbezogener Datenbanken. In den Fachgebieten »Archäologie« und »Geschichte« sind verschiedene
Informationszugänge nachgewiesen, welche Bezug zum Thema haben.
MINERVA eC veröffentlicht unter anderem Richtlinien, Handreichungen und andere Publikationen zu dem Thema Digitalisierung im Kulturbereich. Besonders hilfreich waren hier die technischen Richtlinien für Programme zur Erstellung
von digitalen Kulturinhalten (s. JOHNSTON 2004).
ART-Guide bietet eine Sammlung ausgewählter und geprüfter kunsthistorischer Internetquellen (Fachportale, Bilddatenbanken, Suchmaschinen, Mailinglisten) an. Besonders hilfreich war hier die Zusammenstellung von Quellen zu
Normen und Standards im thematischen Sucheinstieg (s. ART-GUIDE 2009b).
Das Fachportal Archaeology Data Service (ADS) ist eine Initiative des Department of Archaeology der Universität York
und unterstützt die archäologische Forschung und Lehre durch die Verfügbarmachung von qualitativ hochwertigen und
zuverlässigen digitale Ressourcen und die Erhaltung und Verbreitung von digitalen archäologischen Daten. Hier war
besonders eine Liste ausgewählter Standards (s. ADS 2009b) hilfreich.
English Heritage stellt auf dieser Seite mehrere Thesauri zum Thema Archäologie und zu verwandten Bereichen zur
Verfügung.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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PINNA / WESSELS 2009 | State of the Art der Wissensorganisationssysteme für Archäologie und Kulturerbe
Die durchgeführten Recherchen erfolgten mit Schwerpunkt auf Deutschland und
Europa. Die Auswahl erfolgte nicht zufällig, sondern gezielt nach den genannten
Kriterien mit dem Ziel, möglichst nahe an eine Vollerhebung heranzureichen. Die
Rechercheergebnisse sind also für den deutsch- und englischsprachigen Raum in
Europa als repräsentativ zu erachten.
Dokumentation
Der State-of-the-Art-Report umfasst insgesamt 37 relevante Standards (Normen,
Metadaten-Standards, Schemata und ähnliches) und 54 Vokabulare (Thesauri,
Taxonomien, Wortlisten, Systematiken und ähnliches), die in Kürze beschrieben und
mit zugehörigen Informationsquellen verzeichnet sind. Zudem werden die bei den
Recherchen als wichtig und informativ erachteten Organisationen, welche sich auf
nationaler oder internationaler Ebene mit der Bereitstellung kulturhistorischer
Informationen in digitaler Form befassen, ebenfalls kurz vorgestellt und die von ihnen
bereitgestellten relevanten Informationsangebote vermerkt.
Bei der Webprojektrecherche wurden insgesamt 41 Webprojekte aus dem Bereich
Archäologie bzw. Kulturerbe als relevant eingestuft und nachgewiesen. Zudem sind
Quellen mit Hinweisen auf weitere 17 möglicherweise relevante Webprojekte, für die
(noch) kein öffentlicher Zugang verfügbar war, in einem Anhang verzeichnet. Die
verfügbaren Webprojekte sind für die Darstellung im Report entsprechend ihrer
Gestaltungsmerkmale in verschiedene Kategorien eingeteilt: Informationsplattformen
mit GIS/Geoportale (8/41), Informationsportale mit interaktiven Karten (12/41), Datenbanken/Sammlungen (10/41), Projektdatenbanken (7/41), kollaborative Projekte/
Metasuchen (4/41).
Um einen möglichst komprimierten aber dennoch präzisen und informativen
Überblick zu ermöglichen und alle relevanten Inhalte für eine weitere Analyse übersichtlich präsentieren zu können, umfasst der Report sowohl Detailbeschreibungen zu
ausgewählten Good-Practice-Beispielen als auch Kurzbeschreibungen. Neben allgemeinen Angaben (Titel, herausgebende Institution, URL) informieren die umfangreicheren Detailbeschreibungen über Themenschwerpunkt, örtliche Eingrenzung und
Inhalte des Projektes, die für die Darstellung genutzten Medien, die Gestaltung der
Informationsausgabe, ggf. über verwendete Vokabulare mit Beispielen, Sucheinstiege
und Suchhilfen. Des Weiteren sind eine subjektive Einschätzung der Autorinnen zur
Nutzbarkeit des Webprojektes (Gesamteindruck, Handhabung, Optik, Informationsdichte) und ggf. weitere Hinweise und Bemerkungen zum Projekt in die Darstellung
eingebunden.
Allgemeine Beobachtungen
Die recherchierten Standards zeigen sich sehr variantenreich, basieren häufig aber auf
einigen wenigen Grundstrukturen. Sie liegen gehäuft in englischer Sprache vor und
sind sowohl als Metadatenstandards und Datenaustauschformate als auch als Normen
verfügbar. Kontrollierte Vokabulare konnten zumeist in Form von Thesauri oder Klassifikationen ermittelt werden. Sie sind häufig sehr spezifisch und bilden überwiegend
kleinere Wissensgebiete ab. Aus diesem Grund können die kontrollierten Vokabulare
zumeist nicht als allgemeingültig gelten, sonder müssen als Individuallösungen für
einzelne Fachgebiete oder Webprojekte betrachtet werden.
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 09 – Page 109–120
Die recherchierten Webprojekte widmen sich vorwiegend einem Spezialgebiet
innerhalb der Bereiche Kulturerbe oder Archäologie (bspw. Gebäude, Schlachtfelder,
Religion und Bestattung)13. Komplexe Webprojekte zu einzelnen Ausgrabungsstätten
wie bspw. zum Tal der Könige in Theben (s. TMP 2009) finden sich selten. Die
Darstellungen zu den Objekten informieren in unterschiedlicher Form und Ausführlichkeit über folgende Aspekte: Bezeichnung, Verortung (zumeist auch mit Kartenausschnitt), zeitliche Einordnung des Objektes und grobe Kategorisierung der Objekte
(bspw. Gebäude, Grabstätte, Verteidigungsanlage). Bei den Retrievalmöglichkeiten
sind die thematische Suche nach Objektkategorie, die ortsbezogene Suche (auch über
interaktive Karte) und die Suche über Zeitperioden am gängigsten. Zumeist wird dabei
ein Sucheinstieg bevorzugt und ist entsprechend tief ausgebaut. Die Gestaltung der
Webprojekte kann dennoch nicht generalisierend beschrieben werden. Der strukturelle
Aufbau der Seiten, die Umsetzung der Retrievalmöglichkeiten sowie die Darstellungen der Treffermengen und Objektinformationen zeigten sich sehr variantenreich.
Dies galt ebenso für die Qualität und Informationsdichte bei den Objektbeschreibungen. Das Spektrum reichte von einfachen Linkstrukturen mit stark eingeschränkten
Retrievalmöglichkeiten und Fließtextbeschreibungen oder dreizeiligen Datenbankauszügen, bis hin zu komplexen Darstellungen in Geoinformationssystemen mit umfassenden Recherchemöglichkeiten, detaillierten Beschreibungen der Objekte (Bilder,
Originaldokumente im PDF-Format, kategorisierte Informationen) und interaktiven
Inhalten wie 3D-Animationen.
Zentrale Ergebnisse
Die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Standards ist ein aktuelles Thema in
einzelnen Institutionen aber auch auf internationaler Ebene. Es wird versucht Sammlungen relevanter Standards zu erstellen und diese zu bewerten (bspw. MINERVA EC
2008 oder ADS 2009b). Hier präferieren einzelne Nationen bestimmte Standards –
von allgemeingültigen Richtlinien kann aber nur im Falle von Normen (DIN, ISO,
NISO) gesprochen werden. Standards zur Objektbeschreibung sind vornehmlich für
die Bereiche Kunst und Kultur verfügbar. Ferner liefern Standards aus den Bereichen
Architektur, Geistes- und Naturwissenschaften lohnenswerte Anhaltspunkte14. Speziell
für die Belange der Archäologie bzw. der Bau- und Bodendenkmalpflege entwickelte
Standards sind selten. Im Allgemeinen sind der Dublin Core (s. ISO 15836 2009) und
dessen Varianten, SKOS (s. SKOS 2009) und das CIDOC Conceptual Reference
Model (s. CIDOC CRM 2009) als gewichtige Stan-dards zu nennen 15.
Diese Erkenntnisse sind von besonderer Bedeutung für die Gestaltung des Wissensorganisationssystems, das dem Wortnetz Kultur zugrunde liegen soll. Die Recher13
14
15
bspw. Guder & Grave (s. NATIONALMUSEET 2004) zum Thema Religion und Bestattung in der Bronzezeit, Register of
Historic Battlefields (s. RHB 2009) oder das Projekt Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierunsgprozesse – zur Genese
und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes (s. FÜRSTENSITZE 2008)
bspw. CDWA – Categories for the Desription of Works of Art (s. CDWA 2009), Object-ID (s. OBJECT-ID 2000) und
CCO – Cataloging Cultural Objects (s. CCO 2009)
Der Dublin Core ist eine Metadatenstandard für die Dokument- und Objektbeschreibung im Internet. Eine für den
Kulturerbebereich relevante Variante des Dublin Core ist der DC.Culture (s. D C.CULTURE 2009) zur Beschreibung
kultureller Metadaten. Bei SKOS – Simple Knowledge Organization System Reference handelt es sich um ein System zur
einheitlichen Kodierung und Verknüpfung von maschinenlesbaren kontrollierten Vokabularen zur Nutzung im Semantic
Web. Das CIDOC Conceptual Reference Model ist ein anerkannter ISO-Standard für die Darstellung und den Austausch
von Informationen aus dem Bereich Kulturerbe auf Basis eines formalisierten Ontologie-Modells.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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chen zeigten, dass für das Projekt Wortnetz Kultur lediglich Orientierungspunkte
vorhanden sind. Es wird deshalb notwendig sein, die aktuellen Entwicklungen für den
weiteren Gestaltungsvorgang des Vokabulars zu beobachten und eigene Lösungsansätze auf Basis der bereits bestehenden Standards zu formulieren. Wichtige Quellen
für diesen Vorgang sind die auf dem Gebiet der Weiterentwicklung und Bereitstellung
von Standards besonders aktiven Organisationen, die ebenfalls bei der Recherche
ermittelt wurden. Zu nennen sind hier der ADS – Archaeology Data Service16 (s. ADS
2009a), das FISH – Forum on Information Standards in Heritage17 (s. FISH 2008) und
das Ministerial Network for Valorising Activities in Digitisation – Minerva eC18 (s.
Minerva Ec Project 2009).
Frei verfügbare Vokabulare für die Beschreibung von kulturhistorischen oder
archäologischen Informationen sind eine Seltenheit. Umfangreiche Sammlungen
bieten lediglich die Getty-Vocabularies (. GETTY 2009) und die National Monuments
Record Thesauri (s. NMR 2005). Im deutschsprachigen Raum ist die Initiative
Museumsvokabular.de (s. MUSEUMSVOKABULAR 2009) zu nennen, die sich darum
bemüht, Museumsvokabular zu sammeln, bereitzustellen, zu verbessern und anzugleichen. Darüber hinaus sind lediglich kleinere bzw. einzelne sehr spezialisierte Vokabulare (Wortlisten, Thesauri, Systematiken) öffentlich zugänglich; Printquellen sind
zudem stark veraltet 19.
Die bei der Recherche ermittelten kontrollierten Vokabulare können nur in
Einzelfällen tatsächlich für das Wortnetz Kultur adaptiert oder interpretiert werden.
Sie bieten aber wichtige Orientierungspunkte für die Gestaltung des Wissensorganisationssystems sowie zu Tiefe und Umfang der späteren Terminologie. Weitere wichtige
Anhaltspunkte liefern dazu auch die für den Report evaluierten Webprojekte.
Die Recherchen ergaben, dass weltweit bereits eine große und somit schwer
überschaubare Anzahl von Projekten online verfügbar, noch im Aufbau oder in der
Planung befindlich ist. Die Gestaltung von Webprojekten ist derzeit vor allem für den
Bereich Kulturerbe aber auch zu Themengebieten der Archäologie ein aktuelles Thema. Die zentrale Verfügbarmachung von verteilten kulturhistorischen Informationen
in digitaler Form bezieht sich nicht mehr nur auf regionale oder nationale Räume,
sondern zentralisiert auch international oder weltweit verfügbare Informationsangebote und wird dabei auf nationaler und internationaler Ebene angestrebt 20.
Die Darstellung der Informationen wird dabei nicht mehr nur in Datenbanken, sondern
sehr häufig auch mit Geoinformationssystemen umgesetzt oder zumindest mit
16
Das Fachportal ADS - Archaeology Data Service bietet eine ausführliche Recherchefunktion (ArchSearch), verweist auf
wichtige Publikationen, Webprojekte und Register und verzeichnet in einer Linkliste wichtige Informationen u. a. zu
Technologien, Tools, Standards und Formaten.
17
Das FISH – Forum on Information Standards in Heritage koordiniert, entwickelt und fördert Standards für die Erfassung
von Informationen im Bereich Kulturerbe von Großbritannien.
18
Das Ministerial Network for Valorising Activities in Digitisation – Minerva eC veröffentlicht unter anderem Richtlinien,
Handreichungen und andere Publikationen zu dem Thema Digitalisierung im Bereich Kultur.
19
bspw. der MET – Multilingual Egyptological Thesaurus (s. MET 2001), die Slawische Keramik in Mitteleuropa vom
8. bis zum 11. Jahrhundert (s. POLÁČEK 1995), der Keramik-Corpus ME Aardewerk (s. CORPUS ME AARDEWERK 2009)
oder der Thesaurus of British Archaeology (s. ADKINS 1982).
20
Räumlicher Bezug der für den Report ermittelten Webprojekte: regional ≈ 41,5 %, national ≈ 29,3 %, international
≈ 4,6 %, weltweit ≈ 17,1 %. Auf nationaler Ebene sind im Besonderen die Landesämter und Ministerien aktiv. International oder weltweit ausgerichtete Webprojekte werden zumeist von Initiativen wie bspw. der UNESCO und dem
Archaeology Data Service (ADS), Instituten wie dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und Institutionen wie der
Europäischen Kommission betreut.
HAW Hamburg
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interaktiven Karten (Georeferenzdaten) bereichert. Dies zeigt, dass ein Bedarf an
informationszentralisierenden und mit Georeferenzdaten angereicherten Webprojekten – wie vom LVR für das Kulturportal angedacht – durchaus gegeben ist. Im Sinne
des Zentralisierungsgedankens und durch die internationale Orientierung der Webprojekte ist es logisch, dass auch hier die Gestaltung einheitlicher Standards und die
Verwendung von kontrolliertem Vokabular zur Verknüpfung der dezentralen heterogenen Informationsinhalte notwendig sind.
Einige evaluierte Webprojekte zeigen besonders deutlich die Vorteile der Einbindung und der Anwendung von kontrolliertem Vokabular und standardisierter
Schemata sowohl für die Wissensorganisation, als auch für die Navigation und im
Besonderen für das Retrieval und bieten Anhaltspunkte für die Möglichkeiten der
Strukturierung und Einbindung kontrollierter Vokabulare:
AIS OOE – Archäologisches Informationssystem für Oberösterreich (s. AIS-OOE
2009) ist ein Informationsportal mit interaktiver Karte, das Fundstellen und Funde der
Römerzeit in Oberösterreich nachweist. Hier wurde für die Wissensorganisation eine
Linkstruktur geschaffen, welche die relevanten Informationsinhalte (bspw. Ort,
Fundplatz, Aktivität, Funde, beteiligte Personen und Institutionen) in Anlehnung an
die im CIDOC CRM-Modell (ISO 21127:2006; Ontologie-Modell für kulturhistorische Informationen) zur Verbindung der Instanzen verwendeten Relationen
miteinander verknüpft. Diese Interpretation des ISO-Standards ist eine Besonderheit
und könnte auch für die Gestaltung des LVR-Kulturportals in Betracht gezogen
werden. Die Benennung der Fundkategorien und die Beschreibung der Fundmaterialien werden mit Hilfe kontrollierten Vokabulars umgesetzt. Weitere Informationen zu den verwendeten Begriffen sind zusätzlich in einem Glossar zu finden.
Das kontrollierte Vokabular ist zudem zur Unterstützung der Recherche in Form von
Indizes eingebunden.
Die CENSUS-Datenbank (s. CENSUS 2009) weist Bau- und Bildwerke der
Renaissance aus aller Welt nach. Einzigartig ist hier die Form der Wissensorganisation, die mit der Gestaltung von inhaltlich miteinander verknüpften großen (antike
Monumente, bildliche und schriftliche Dokumente) und kleinen (Orte, Personen, Zeitund Stilbegriffe, Ereignisse, Forschungsliteratur und Abbildungen) Entitäten
umgesetzt wurde. Zusätzlich stellen die kleinen Entitäten selbst kontrollierte
Vokabulare dar. Weiteres kontrolliertes Vokabular wird zur Beschreibung der Attribute der Monumente und Dokumente verwendet. Diese Form der Anwendung eines
Schemas und die Einbindung des kontrollierten Vokabulars ermöglichen hier eine
hohe Qualität der Informationsausgabe und eine weitreichende Inhaltsverknüpfung.
Die CENSUS-Datenbank bietet damit ebenfalls interessante Lösungsansätze für das
LVR-Portal und das Wortnetz Kultur.
Das Theban Mapping Project (s. TMP 2009) ist ein Informationsportal mit interaktiven Anwendungen und weist archäologische, geologische und ethnographische
Funde für das Tal der Könige in Ägypten nach. Das TMP nutzt kontrolliertes Vokabular vor allem für Ortsbezeichnungen, aber auch für die Beschreibung der Stätten,
Objekttypen und Materialien. Für die Datenerfassung wurden projektinterne Standards
festgelegt. Die Vorteile zeigen sich besonders in der Recherche und Informationsausgabe: Zur Unterstützung des Retrievals können Drop-Down-Listen genutzt werden,
die Informationsausgabe enthält klar strukturierte Inhalte und die Recherche kann über
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nutzerorientierte Facetten wie bspw. architektonische Merkmale, Datierung und Grabkomponenten im Bezug auf Dekoration, Entdecker und Bildinhalte durchgeführt
werden. Hier könnte sich die Umsetzung der Facettierung des Vokabulars für die
weitere Gestaltung des Wortnetz Kultur als relevant erweisen.
FMIS FORNSÖK (2009) ist eine Informationsplattform mit angeschlossenem
Geoinformationssystem, die unter anderem historische Monumente, Fundplätze und objekte sowie Kultstätten für Schweden nachweist. Hier sind im Besonderen die
umfangreichen Recherchemöglichkeiten (Freitextsuche, ortsgebundener und thematischer Sucheinstieg) und die dort angewendete Einbindung von Vokabular (DropDown-Listen, Informationsausgabe) für das Kulturportal des LVR und das Wortnetz
Kultur interessant. So können im thematischen Sucheinstieg miteinander kombinierbare und inhaltlich miteinander verknüpfte Recherchekategorien genutzt werden
(bspw. Objektkategorie, Typ der Überreste, Untersuchungsstatus und Zustand des
Objektes), welche ausschließlich auf kontrolliertem Vokabular basieren.
ARENA: Archaeological Records of Europe – Networked Access (s. ARENA 2009)
ist ein internationales Projekt zur Erhaltung und Präsentation des europäischen archäologischen Erbes mit Hilfe neuer Informationstechnologien. Über das multilinguale
Portal sind übergreifende Recherchen nach Datensätzen und der Zugriff auf alle
archäologischen Archive der beteiligten Organisationen aus Polen, Rumänien, Dänemark, Island, Norwegen und dem United Kingdom möglich. ARENA ermöglicht es,
heterogen und vielsprachig indexierte Inhalte über einen zentralisierten Zugang verfügbar und recherchierbar zu machen, indem es einheitliche Standards (z39.50, OAI,
XML, Dublin Core) und einen multilingualen Thesaurus anwendet. Die Umsetzung des
Webprojektes zum Nachweis europaweit dezentral verwalteter Informationen unter
Verwendung eines zentralen multilingualen Vokabulars ist selten und vorbildlich.
Eine Analyse des Aufbaus, der Informationsausgabe und der Retrievalmöglichkeiten aller ermittelten Webprojekte zeigte, dass kontrolliertes Vokabular in den
meisten Fällen Anwendung findet. Es wird sowohl zur Unterstützung des Retrievals
bspw. in Form von Indizes und Drop-Down-Listen, als auch zur Informationsstrukturierung und -anreicherung bei der Informationsausgabe bspw. zur Objektkategorisierung, in Glossaren und in facettierter Form für die Beschreibung von
Objekteigenschaften genutzt. Auch Metadatenstandards und Schemata finden bei den
meisten Webprojekten Anwendung. Im Vergleich der Webprojekte fällt auf, dass mit
verstärktem Einsatz kontrollierten Vokabulars und einheitlicher Standards die Verknüpfung der Inhalte, die Informationsausgabe bzw. –dichte und die Möglichkeiten
des Retrievals an Qualität gewinnen und somit die betreffenden Webprojekte
insgesamt aus Nutzersicht aufgewertet werden.
Allerdings sind die verwendeten Vokabulare und Standards für Außenstehende in
der Regel nicht frei zugänglich. Die Gestaltung von kontrolliertem Vokabular scheint
eine Art Verschlusssache zu sein. Zwar wird in den Dokumentationen der Webprojekte auf die Verwendung hingewiesen, das Vokabular und der Standard zumeist
aber nicht näher benannt oder verfügbar gemacht. Häufig finden sich nur unkonkrete
Hinweise darauf, dass bereits bestehende Ansätze aufgegriffen, ergänzt oder weiterentwickelt wurden. Konkrete Informationen und vollständige Lösungsmodelle mit
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greifbaren Hinweisen zur Standardisierung und Vokabulargestaltung für die Umsetzung eines Webprojektes mit kulturhistorischen Inhalten sind nicht direkt verfügbar21.
Dennoch – wenn auch nur vereinzelt Möglichkeiten bestehen Standards, Strukturen
und Vokabulare zu adaptieren, so bieten die im Report eruierten Informationen
Ansätze für Interpretation und Weiterentwicklung im Wortnetz Kultur und für das
geplante Kulturportal des LVR. Der Nachweis und die Analyse der Webprojekte
liefern zusätzliche Umsetzungsbeispiele für die Gestaltung von Navigation, Retrieval,
Wissensorganisation und Informationsverknüpfung und -darstellung und bieten dem
Landschaftsverband Rheinland für das Kulturportal und das Wortnetz Kultur somit
vielfältige Orientierungspunkte für wissensorganisatorische und Wortgut gestaltende
Ansätze. Außerdem zeigte sich, dass das Vorhaben des LVR, ein zentralisiertes kontrolliertes Vokabular anzulegen und sich mit der Auswahl von Standards zu befassen,
im Sinne der Qualitätssicherung für das spätere Kulturportal lohnenswert ist.
Workshop Wortnetz Kultur
Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung trafen sich am 18.06.2009 alle an der Gestaltung des zukünftigen Kulturportals und am Aufbau des Wortnetz Kultur involvierten
Institutionen22 zu einem Workshop in den Räumen des Landschaftsverbandes
Rheinland in Bonn. Der Workshop diente nicht nur dem ersten Kennenlernen und der
Planung des weiteren Projektverlaufs, sondern auch der Ermittlung von Anforderungen und Erwartungen der Beteiligten an das Projekt Wortnetz Kultur und damit
der Steigerung der Motivation und Förderung der Kommunikation über die Grenzen
der Fachsichten hinweg. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde von den Autorinnen
ein Vortrag mit dem Titel »Vokabular meets Webprojekt – Vorteile von kontrolliertem Vokabular für Suche und Navigation in archäologischen Informationssystemen« gehalten. Ziel war es über die Vielfältigkeit und die Möglichkeiten vorhandener
Webprojekte zu informieren, bei den Mitarbeitern Interesse zu wecken, mögliche
Widerstände abzubauen und Diskussionen anzuregen.
Zu diesem Zweck wurden unter anderem vier Beispiele vorgestellt, die in unterschiedlichem Maß Wissensorganisation um- und kontrolliertes Vokabular einsetzen:
Archäologische Ausgrabungen in Sachsen 23 (s. SACHSEN 2009), das Zentrale
Archäologische Inventar von Flandern 24 (s. ZAIF 2006) und die bereits vorgestellten
Projekte AIS-OOE und FMIS-Fornsök. An diesen sehr unterschiedlichen Webprojekten wurden die Vorteile von effektiv eingesetztem kontrolliertem Vokabular für die
Gestaltung von Navigation, Retrieval und Informationsdarstellung verdeutlicht. In
einer anschließenden Gesprächsrunde wurde über die präsentierten Webprojekte und
ihre Funktionsangebote diskutiert.
Es zeigte sich, dass durch den Vortrag den Teilnehmern Beispiele an die Hand
gegeben werden konnten, mit denen sie ihre Wünsche im Bezug auf Retrievalfunktionen, Informationstiefe und -umfang und die Fähigkeiten des Vokabulars konkreter
21
22
23
24
Ansätze finden sich lediglich im Final Report zum Projekt ARENA (s. KENNY 2004).
HAW Hamburg, LVR Dezernat Kultur und Umwelt / ITKO, LVR Fachbereich Kultur, LVR Fachbereich Umwelt, LVRAmt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, LVR-Industriemuseum
Oberhausen, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, LVR-LandesMuseum Bonn, Universität Bonn
Eine Sammlung von Dokumentationen zu aktuellen und abgeschlossenen archäologischen Ausgrabungen in Sachsen.
Ein Informationsportal mit interaktiver Karte für die belgische Region Flandern, das Informationen zu archäologischen
Ausgrabungen, Funden und Fundplätzen sowie Hintergrundinformationen zu einzelnen historischen Epochen nachweist.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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formulieren konnten. Auf Grundlage der Äußerungen der Teilnehmer konnten wichtige Erkenntnisse sowohl für die Anforderungen an das geplante Kulturportal als auch
an das spätere Wissensorganisationssystem und die Terminologie abgeleitet werden.
Zudem wurde nochmals deutlich, dass es einer engen Zusammenarbeit der Fachexperten und der Wissensorganisationsspezialisten in allen Bereichen der Vokabulargestaltung bedarf, um die Fachkompetenz der LVR-Mitarbeiter und der Informationsspezialisten zu verbinden und so ein zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen.
Fazit
Die zentrale Verfügbarmachung von dezentral verwalteten kulturhistorischen Informationen in digitaler Form für den Bereich Kulturerbe und zu Themengebieten der
Archäologie ist ein zurzeit weltweit aktuelles Thema. Grundlage für die Umsetzung
solcher Projekte ist die standardisierte Erfassung der archäologischen bzw. kulturhistorischen Informationen und die Anwendung von kontrolliertem Vokabular. Die
einzelnen Beteiligten erarbeiten aber zumeist noch Individuallösungen und trotz
einzelner Initiativen konnte sich noch keine allgemeingültige Struktur erkennbar
durchsetzen. Auch konkrete Umsetzungsbeispiele für den Vorgang der kollaborativen
Vokabulargestaltung sind nicht verfügbar. Die hier vorgestellten Erkenntnisse sind
deshalb besonders relevant für die weitere Vorgehensweise im Gestaltungsprozess des
Wortnetz Kultur und des geplanten LVR-Kulturportals.
So zeigte sich, dass die in der Recherche ermittelten Vokabulare häufig Individuallösungen für die jeweiligen Anwendungsfälle darstellen und zumeist kleinere Wissensgebiete abbilden. Selbst inhaltlich verwandte Themenbereiche wie Archäologie
und Kulturerbe benötigen unterschiedliche fallorientierte Fachterminologie. Für das
Wortnetz Kultur bedeutet dies, dass nur vereinzelt auf bereits bestehende Vokabulare
zurückgegriffen werden kann. Denn die am Wortnetz Kultur beteiligten Fachsichten
benötigen ebenfalls in Tiefe, Umfang und Thematik individuelle Fachterminologie,
die es zunächst einzeln abzubilden gilt. Für ein zentralisiertes Wortnetz Kultur müssen
die einzelnen Wortgüter dann aber noch auf Basis eines einheitlichen Wissensorganisationssystems zusammengeführt werden. Dazu ist eine Evaluation entsprechender
Standards sinnvoll. Diese sind für die Bereiche Kulturerbe und Archäologie in vielfältiger Form verfügbar. Hier müssen die beteiligten Institutionen aber zunächst ihre
Ziele, Ansprüche und Bedürfnisse an die Informationsdarstellung, die Retrievalmöglichkeiten und die Informationstiefe formulieren. Erst dann kann entschieden werden,
welche Standards tatsächlich für das geplante LVR-Kulturportal adaptiert oder weiterentwickelt werden können. Als Hilfestellung zur Definition und Formulierung von
Wünschen und Zielen kann die Sichtung und Darstellung bereits verfügbarer Webprojekte konkrete Umsetzungsbeispiele und Orientierungspunkte liefern. Deshalb ist
es sinnvoll, vergleichbare Webprojekte näher zu betrachten und besonders interessante
oder anregende Projekte beispielsweise in einem Workshop zu thematisieren. So
zeigte sich bei dem in Bonn durchgeführten Workshop, dass die Präsentation vorhandener Lösungsmodelle auch Inspiration und Motivation sein kann und somit die aktive
Beteiligung und Kommunikation aller Mitwirkenden gefordert und gefördert wird.
Der vorliegende Artikel ist aber nicht nur für das Projekt des Landschaftsverbandes
Rheinland interessant. Denn er nennt ergiebige Recherchestartpunkte für die Ermittlung von Webprojekten, Vokabularen und Standards für die Bereiche Archäologie und
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Kulturerbe, benennt gewichtige Standards für kulturhistorische Informationen und
verzeichnet relevante an der Standardisierung beteiligte Institutionen, weist Informationen zu verfügbaren Vokabularen nach und stellt Umsetzungsbeispiele für die
Einbindung von kontrolliertem Vokabular in Webprojekten vor. Dadurch sind die
Resultate relevant sowohl für Fachspezialisten der Archäologie, Bau- und Bodendenkmalpflege als auch für das Fachpublikum verwandter Themengebiete und in
Teilen auch für Initiatoren von Webprojekten zur Verzeichnung fachspezifischer
Informationen allgemein.
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Eingegangen: 2009-08-01
Loredana Pinna
wurde am 26.03.1984 in Lörrach geboren. Abschluss als Bachelor of
Arts in Bibliotheks- und Informationsmanagement im Sommer 2008.
Studiert derzeit den Masterstudiengang Informationswissenschaft und
-management an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Hamburg.
E-Mail:
Wiebke Wessels
wurde am 16.12.1984 in Leer (Ostfriesland) geboren. Abschluss als
Bachelor of Arts in Bibliotheks- und Informationsmanagement im
Sommer 2008. Studiert derzeit den Masterstudiengang Informationswissenschaft und -management an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
120
Web 2.0-Anwendungen in deutschen
Spezialbibliotheken – Studie zur Nutzung
und Empfehlungen zum Einsatz
von Anke Büchter
Kurzfassung Die Ergebnisse der vorgestellten Umfrage geben erstmals einen Überblick über den Einsatz
von Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken. Aufgezeigt wird, welche
Anwendungen zu welchem Zweck eingesetzt werden und wie deren Nutzung eingeschätzt
wird sowie welche Anwendungen derzeit in Planung sind und welche Bedeutung der Begriff
Bibliothek 2.0 für Spezialbibliothekare hat. Im Anschluss an die Darstellung der Umfrageergebnisse werden auf deren Grundlage Empfehlungen für den Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in Spezialbibliotheken ausgesprochen.
Deskriptoren Web 2.0 | Bibliothek 2.0 | Spezialbibliothek | Umfrage | Empfehlung
Abstract
Web 2.0 applications in german special kibraries – a study on usage and
recommendations for operation
The results of the displayed survey overview the use of Web 2.0 applications in German
special libraries for the first time. It is shown which applications are used for which purpose
and how their usage ist judged, as well as what applications are currently being planned and
what meaning the term Library 2.0 has in the opinion of special librarians. Subsequently
recommendations for the usage of Web 2.0 applications in special libraries were given on the
basis of the results of the survey.
Keywords
Web 2.0 | Library 2.0 | special library | survey | reccomendation
Zielsetzung und Thesen
Der Begriff Bibliothek 2.0, der hier die Anwendung von Web 2.0-Applikationen in
Bibliotheken meint, ist, insbesondere im angloamerikanischen Raum, aber mittlerweile auch in Deutschland, ein viel diskutiertes Thema. In der Literatur und in Fortbildungsveranstaltungen, wie auf dem Bibliothekartag 2009 in Erfurt, findet es vermehrt
Anklang findet.
Daher sollte im Auftrag der wissenschaftlichen Spezialbibliothek des Bundesamts
für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg ein Überblick darüber
gegeben werden, welche Web 2.0-Anwendungen zu welchem Zweck in deutschen
Spezialbibliotheken eingesetzt werden. Anhand dessen soll beleuchtet werden, welche
Web 2.0-Anwendungen sich für den Einsatz in Spezialbibliotheken eignen.
Stand der Forschung
Die wissenschaftliche Literatur zum Thema Web 2.0-Applikationen in Bibliotheken
beschäftigt sich vor allem mit der Vorstellung verschiedener Anwendungsmöglichkeiten. So erläutern beispielsweise BRADLEY (2007), KAISER (2008), KROSKI
(2008) und SCHÜTZLER (2008) in ihren Publikationen diverse Web 2.0-Anwendungen,
wie Blogs, Web Feeds, Wikis, Podcasts, Social bookmarking services und viele
andere sowie deren Einsatzmöglichkeiten für Bibliotheken und Bibliothekare. Andere
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
121
BÜCHTER 2009 | Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zu Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
Veröffentlichungen thematisieren dagegen nur einzelne ausgewählte Anwendungen
und behandeln diese intensiver. SAUERS (2006) beschäftigt sich beispielsweise ausschließlich mit Blogs und RSS-Feeds während sich STEINER (2007) auf den Einsatz
von Web 2.0-Technologien im OPAC konzentriert.
In der Literatur werden hauptsächlich Anwendungsbeispiele aus Hochschulbibliotheken und teilweise auch aus öffentlichen Bibliotheken angeführt. Im Bereich der
Spezialbibliotheken mangelt es dagegen sowohl an Fallstudien, als auch an theoretischer Literatur. Eine der wenigen Ausnahmen ist »Social Software in Libraries« von
FARKAS (2007). Hier werden neben der Vorstellung verschiedener Web 2.0-Anwendungen und ihrer Anwendungsbeispiele auch Empfehlungen für unterschiedliche
Bibliothekstypen gegeben, so auch für Firmen- und Gerichtsbibliotheken, medizinische Bibliotheken und weitere Spezialbibliotheken (vgl. FARKAS 2007, S. 243–250).
Allerdings ist dies nicht der Schwerpunkt des Buchs, so dass die Empfehlungen sehr
kurz ausfallen und sich zum Teil eher auf die Trägerinstitution als auf die Bibliothek
und deren Dienstleistungen beziehen. So empfiehlt FARKAS (2007, S. 244) im
Abschnitt für Firmen- und juristische Bibliotheken den Einsatz von Social Networking
Software, da Kontakte für Unternehmen und juristische Einrichtungen von großer
Bedeutung seien.
Wenig erforscht ist außerdem, inwieweit Web 2.0-Anwendungen bereits in
Bibliotheken eingesetzt werden. In Werken wie beispielsweise »Library 2.0 initiatives
in academic libraries« (vgl. COHEN 2007) werden zwar konkrete Fallbeispiele vorgestellt, jedoch lassen diese keinen Schluss darauf zu, wie verbreitet Web 2.0-Applikationen in Bibliotheken tatsächlich sind. Studien, die hierüber Aufschluss geben,
existieren bisher nur wenige, und auch diese beschränken sich zumeist auf ein
spezielles Anwendungsgebiet.
So stellt ROBINSON (2007) in ihrer Masterarbeit eine Studie vor, für die Spezialbibliothekare in North Carolina zu ihrem Kenntnisstand im Bereich Social Media1 und
deren Anwendung im Bereich Bibliotheksmarketing befragt wurden. Sie kommt zu
dem Ergebnis, dass zwar alle 60 Teilnehmer der Studie zumindest einige der Social
Media-Dienste kennen, aber nur 14 Teilnehmer diese bereits zu Marketingzwecken
angewendet haben (ROBINSON 2007, S. 35). LINH (2008) beschränkt sich in seiner
Studie dagegen nicht auf ein bestimmtes Anwendungsgebiet der Web 2.0-Technologien, sondern gibt einen Überblick darüber, wie diese in Universitätsbibliotheken
Australasiens eingesetzt werden. Da er die Datenerhebung jedoch mit Hilfe einer
Analyse der Bibliotheks-Webseiten durchführte, konnten interne Anwendungen keine
Berücksichtigung finden.
Studien zur Umsetzung des Konzepts der Bibliothek 2.0 in Deutschland fehlen
bisher vollkommen. Die vorliegende Arbeit setzt hier an, indem sie einen Überblick
darüber gibt, inwieweit Web 2.0-Technologien bereits in deutschen Spezialbibliotheken eingesetzt werden. Es wird aufgezeigt, welche Anwendungen zu welchem
Zweck eingesetzt werden bzw. geplant sind, wie der Erfolg der bereits eingesetzten
Anwendungen eingeschätzt wird und welche Bedeutung der Begriff »Bibliothek 2.0«
für Spezialbibliothekare hat.
1
Social Media: Werkzeuge zur Kommunikation, die Eigenschaften des Web 2.0 aufweisen, wie zum Beispiel RSS-Feeds,
Tagging, Sociale Netzwerkseiten und Blogs (vgl. ROBINSON 2007, S. 3 u. S. 11)
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
122
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 10 – Page 121–130
Methodik
Um herauszufinden, welche Rolle Web 2.0-Applikationen derzeit in Spezialbibliotheken Deutschlands spielen, wurde eine elektronische Umfrage durchgeführt. Die
Befragung richtete sich an alle Spezialbibliotheken mit Sitz in Deutschland. Die
Anzahl dieser Bibliotheken ist nicht bekannt, oftmals handelt es sich um One-PersonLibrarys oder um kleine Bibliotheken innerhalb eines Unternehmens, die nur intern
zugänglich sind. Der Fragebogen wurden daher an die Mailing-Liste »INETBIB –
Internet in Bibliotheken«2 und an die Mailing-Liste der Arbeitsgemeinschaft der
Spezialbibliotheken3 geschickt, um eine möglichst große Bandbreite an relevanten
Institutionen erreichen zu können. Zudem wurden über 300 Spezialbibliotheken, deren
E-Mailadressen den Webauftritten der Bibliotheken und dem Mitgliederverzeichnis
des Deutschen Bibliotheksverbands e.V.4 entnommen wurden, gebeten an der
Befragung teilzunehmen.
102 Spezialbibliothekare beteiligten sich an der Umfrage. Nennungen, die die
private Nutzung von Web 2.0-Anwendungen, wie zum Beispiel das Abonnieren von
Web Feeds, durch die Bibliothekare betrafen, wurden nicht in die Auswertung
einbezogen.
Gefragt wurden die Bibliothekare danach, ob in ihrer Bibliothek Web 2.0-Anwendungen eingesetzt werden. Konnte diese Frage mit »Ja« beantwortet werden, so sollte
zudem angegeben werden, welche Anwendungen zu welchem Zweck genutzt werden
und wie die Nutzung eingeschätzt wird. Zudem wurde danach gefragt, ob der Einsatz
von (weiteren) Web 2.0-Anwendungen geplant ist und wenn ja welcher und zu
welchem Zweck. Abschließend wurde nach der Bedeutung, den der Begriff
»Bibliothek 2.0« für die Spezialbibliothekare hat, gefragt.
Da aus den oben genannten Gründen keine Grundgesamtheit, nämlich die Anzahl
aller Spezialbibliotheken mit Sitz in Deutschland, ausgemacht werden konnte, handelt
es sich nicht um eine repräsentative empirische Untersuchung. Dennoch lassen sich,
wie im Folgenden dargestellt wird, eindeutige Tendenzen ausmachen und interessante
Aspekte beleuchten.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Umfrage lassen deutlich erkennen, dass Web 2.0-Anwendungen in
deutschen Spezialbibliotheken bisher noch keine große Rolle spielen. 81 % der Bibliotheken, die an der Umfrage teilnahmen, setzen derzeit keine Web 2.0-Anwendungen
ein. In naher Zukunft scheint sich an dieser Situation jedoch, wenn auch nur leicht,
etwas zu ändern. Denn die Frage, ob der Einsatz von (weiteren) Web 2.0-Anwendungen geplant sei, beantworteten bereits 25 % mit »Ja«.
Eingesetzte Web 2.0-Anwendungen
Interessant ist nun vor allem, welche Web 2.0-Anwendungen zu welchem Zweck
eingesetzt werden. 19 % der Spezialbibliotheken setzen bereits Web 2.0-Anwendungen ein. Bild 1 zeigt, in welcher Form dies geschieht. Insbesondere Blogs, Web Feeds
und Wikis stehen hier im Fokus.
2
3
4
URL: http://www.inetbib.de (Abruf: 2009-08-10)
URL: http://www.listserv.dfn.de/cgi-bin/wa?SUBED1=aspb-spezialbibliotheken-l&A=1 (Abruf: 2009-08-10)
URL: http://www.bibliotheksverband.de/wir/mitgliedersuche html (Abruf: 2009-08-10)
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
123
BÜCHTER 2009 | Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zu Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
Bild 1
Eingesetzte Web
2.0-Anwendungen
in deutschen
Spezialbibliotheken
Blogs werden vor allem genutzt, um Neues und Aktuelles zur Bibliothek bekannt
zu geben (fünf Nennungen), aber auch für den Austausch von Bibliotheken untereinander und um auf Neuerwerbungen der Bibliothek aufmerksam zu machen (jeweils
zwei Nennungen) sowie für Verschenkangebote und für die Bekanntgabe von Kaufvorschlägen mit der Möglichkeit, diese zu kommentieren (jeweils eine Nennung).
Wie Blogs werden auch Web Feeds hauptsächlich zur Bekanntgabe von Neuigkeiten der Bibliothek genutzt (vier Nennungen). Auch Neuerwerbungen werden hierüber bekannt gegeben (4 Nennungen). Des Weiteren werden Web Feeds eingesetzt,
um den Bibliotheksnutzern die Möglichkeit zu geben, einen Feed mit Inhaltsverzeichnissen von ausgewählten Zeitschriften zu abonnieren (zwei Nennungen).
Wikis werden überwiegend als internes Arbeitsinstrument und Kommunikationsmittel der Bibliotheksmitarbeiter genutzt (fünf Nennungen). Aber auch für die
Projektkommunikation und zur Information und Präsentation nach Außen finden sie
Anwendung (jeweils eine Nennung). Darüber hinaus bietet eine Bibliothek innerhalb
ihrer Trägerinstitution einen Service zur Unterstützung und Beratung beim Aufbau
von Wikis zur internen Kommunikation an.
Als Elemente des Katalogs 2.0 werden Social Tagging (zwei Nennungen) und eine
Empfehlungs- und Kommentarfunktion (eine Nennung) eingesetzt. Darüber hinaus
finden Social Bookmarking, Facebookprofile und Twitter-Accounts (jeweils zwei
Nennungen) sowie ein Web 2.0-Tool zur Terminkoordination und eine Schlagwortwolke (jeweils eine Nennung) Anwendung in Spezialbibliotheken.
Einschätzung der Nutzung
Ferner wurden die Bibliothekare dazu befragt, wie sie die Nutzung der von ihnen
angebotenen Web 2.0-Anwendungen einschätzen. Dabei handelt es sich meist um rein
subjektive Bewertungen der Bibliothekare. Konkret nachvollziehen lässt sich die
Nutzung nur schwer. Dies ist am besten bei Anwendungen möglich, bei denen eine
Partizipation der Nutzer vorgesehen ist. So lässt sich die Nutzung eines Blogs oder
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
124
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 10 – Page 121–130
eines Wikis durch die geschriebenen Beiträge einschätzen. Doch auch hier ist die
Anzahl der Personen, die nur lesen und sich nicht aktiv einbringen, nicht zu ermessen.
Zähler, die die Anzahl der Aufrufe beispielsweise eines Blogs anzeigen, könnten
genaueren Aufschluss geben. Diese sind jedoch vermutlich häufig nicht vorhanden.
Tab 1
Einschätzung der
Nutzung der
eingesetzten Web
2.0-Anwendungen
nach Anzahl der
Nennungen
Art der
Zweck
Anwendung
Neuigkeiten und Aktuelles
Blog
zur Bibliothek
Neuerwerbungsdienst
Austausch von Bibliotheken
untereinander
Verschenkangebote
Kaufvorschläge mit
Kommentarfunktion
Summe
Web Feed
Neuigkeiten
Neuerwerbungen
Zeitschrifteninhalts–
verzeichnisdienst
Summe
Wiki
Internes Arbeitsinstrument
und Kommunikationsmittel
Service: Unterstützung und
Beratung beim Wiki–Aufbau
zur internen Kommunikation
Projektkommunikation
Information, Präsentation
Summe
Elemente d. Social Tagging
Katalog 2.0
Empfehlungs– bzw.
Kommentarfunktion
Summe
Andere
Social Bookmarking
Facebook–Profil
Twitter
Terminkoordination
Schlagwortwolke
Summe
Ges.summe
sehr
gut
–
2
gar
nicht
–
keine
Einschätzung
2
–
2
–
–
–
–
2
–
–
–
–
–
1
1
–
–
–
–
–
1
–
–
3
–
–
1
4
1
1
–
–
–
1
–
4
2
2
1
1
1
1
3
2
1
1
–
5
–
–
1
–
–
–
–
–
1
–
1
1
6
–
–
–
1
1
–
–
–
–
–
–
–
1
–
–
1
–
–
–
–
–
2
1
–
3
5
–
–
–
–
–
–
–
10
2
–
1
–
–
1
2
11
–
–
–
–
–
–
–
1
1
2
1
–
–
–
3
13
gut
wenig
1
–
–
Tabelle 1 zeigt, dass die Nutzung oft nicht eingeschätzt werden kann. Ist dies doch
möglich, so werden die Anwendungen meistens entweder gut oder wenig genutzt.
Eine sehr gute Nutzung kommt fünfmal vor. Gar nicht genutzt wird nur ein Web Feed
für Neuerwerbungen. Betrachtet man die Einschätzungen nach Art der Anwendung, so
fällt auf, dass Wikis vergleichsweise gut abschneiden. Sechs von achts Wikis werden
gut genutzt, eines sogar sehr gut und nur eines wenig.
Geplante Web 2.0-Anwendungen
Die geplanten Web 2.0-Anwendungen sind in Bild 2 dargestellt. Web Feeds finden,
wie auch bei den bereits eingesetzten Applikationen (vgl.. Bild 1), großen An-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
125
BÜCHTER 2009 | Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zu Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
klang. Geplant ist vor allem, diese zur Verbreitung von Neuigkeiten der Bibliothek
und zur Bekanntgabe der Neuerwerbungen einzusetzen (jeweils acht Nennungen).
Einmal wurde zudem der geplante Einsatz als Zeitschrifteninhaltsverzeichnisdienst
genannt und einmal erfolgte keine Angabe zum Einsatz des geplanten Web Feeds.
Bild 2
Geplante
Web 2.0Anwendungen
Überraschend ist, dass der Einsatz von Elementen des Katalog 2.0 einen so hohen
Zuspruch erhält, da diese, wie Bild 1 zeigt, bisher noch nicht viel Anwendung finden.
Geplant ist, dass die Nutzer Empfehlungen oder Kommentare zu den im Katalog
verzeichneten Medien abgeben können (fünf Nennungen). Dreimal wurde der Einsatz
der Katalog 2.0-Elemente nicht näher spezifiziert. Jeweils einmal wurden als geplante
Elemente eine Metadatenanreicherung und die Interaktion des Nutzers genannt.
Die geplanten Blogs sind ausschließlich als Diskussions- und/oder Informationsplattform angedacht (sieben Nennungen). Wikis sind überwiegend zum Einsatz
als internes Arbeits- und Kommunikationsmittel für die Bibliotheksmitarbeiter geplant
(drei Nennungen). Jeweils einmal sind zudem ein FAQ-Wiki und ein Wiki zum
Projektmanagement angedacht. Außerdem sind ein Twitter-Account zur Verbreitung
von Neuigkeiten der Bibliothek und eine Schlagwortwolke in Planung.
Bedeutung der »Bibliothek 2.0«
Darüber hinaus wurden die Spezialbibliothekare gefragt, was der Begriff »Bibliothek 2.0« für sie bedeutet. 25 Bibliothekare machten hierzu keine Angabe und
14 Personen gaben an, dass ihnen der Begriff nichts sage.
Die Antworten der übrigen Bibliothekare wurden zur Auswertung gruppiert; Mit
dem Ergebnis, dass in der Bibliothek 2.0 nach dem Verständnis der Befragten eindeutig der Nutzer im Mittelpunkt steht. So bedeutet der Begriff für die meisten Bibliothekare vor allem eine intensivere Kommunikation mit dem Nutzer (28 Nennungen).
Auch die stärkere Partizipation des Nutzers an den Informationsangeboten (26 Nen-
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
126
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 10 – Page 121–130
nungen) und das Eingehen auf Nutzerwünsche und -bedürfnisse (9 Nennungen) sind
häufig genannte Aspekte.
Jedoch sehen 14 Bibliothekare bei ihren Nutzern keinen Bedarf an Web 2.0Anwendungen und gehen teilweise davon aus, dass diese von den Nutzern nicht
gewünscht sind, da sie entweder mit den technischen Neuerungen überfordert seien
oder die persönliche Kommunikation bevorzugen würden. Zudem wurde 14-mal angeführt, dass gerade bei kleinen Bibliotheken der Zeit- und Personalaufwand zu groß sei,
als dass über die Einführung von Web 2.0-Applikationen nachgedacht werden könne.
Abgesehen von Einzelnennungen wurden darüber hinaus zur Frage was Bibliothek
2.0 für die Befragten bedeutet, die folgenden Angaben gemacht: Eine Erweiterung der
traditionellen Serviceangebote (13 Nennungen), die Nutzung webbasierter Technologien (7 Nennungen), eine Zukunftsvision (7 Nennungen), Modernität (5 Nennungen)
und Öffentlichkeitsarbeit (4 Nennungen). Dreimal wurde zudem die Bindung an den
Träger genannt – jedoch auf sehr unterschiedliche Weise: Einmal in dem Zusammenhang, dass die Bibliothek von institutsweiten Anwendungen profitieren könne, einmal
in dem Sinn, dass die Bibliothek die Anwendungen nutze, die der Träger zur
Verfügung stellt und einmal dahingehend, dass Web 2.0-Anwendungen nicht eingeführt werden könnten, da die Bibliothek in IT-Belangen an den Träger gebunden sei
und dieser keine Web 2.0-Anwendungen einsetze.
Einordnung der Ergebnisse
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken noch keine bedeutende Rolle spielt. Die
Anzahl der geplanten Anwendungen lässt jedoch vermuten, dass sich dies, wenn auch
nur langsam, in den nächsten Jahren ändern wird. Zu bedenken ist hierbei auch, dass
es sich, insbesondere im nicht angloamerikanischen Raum, um ein junges Thema
handelt. Dass 62 % der Befragten in der Lage waren ihre Sichtweise der Bibliothek
2.0 zu erläutern zeigt, dass sich ein großer Teil der Spezialbibliothekare durchaus mit
der Thematik auseinandersetzt, auch wenn es an Umsetzungen noch mangelt.
Im Folgenden werden auf Grundlage der oben dargestellten Umfrageergebnisse
Empfehlungen für den Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in Spezialbibliotheken
gegeben. Zudem werden zur Veranschaulichung zwei Praxisbeispiele aus der Umfrage
aufgegriffen und näher erläutert.
So wie es generell keine typische Bibliothek gibt (FARKAS 2007, S. 236), so gibt es
auch keine typische Spezialbibliothek. Ein allgemein gültiges Modell zum Einsatz von
Web 2.0-Anwendungen, dessen Umsetzung in jeder Spezialbibliothek möglich ist,
kann daher nicht aufgestellt werden.
Spezialbibliotheken haben jedoch trotz ihrer Individualität einige Merkmale
gemeinsam. Sie beschränken sich in der Regel auf ein bestimmtes Fachgebiet, das sich
durch die Ausrichtung der Institution, der sie angehören, bestimmt (HACKER 2000,
S. 37). Die zentrale Aufgabe einer Spezialbibliothek ist »die möglichst optimale
Unterstützung der Angehörigen dieser Institution bei ihren Literatur- und Informationsproblemen« (HACKER 2000, S. 37).
Diese Aspekte sind für die Auswahl von geeigneten Web 2.0-Anwendungen von
großer Bedeutung, da es nicht darum gehen sollte, möglichst viele technisch umsetzbare Applikationen zu implementieren. Stattdessen sollte es darum gehen, welche
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
127
BÜCHTER 2009 | Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zu Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
Ziele mit den Web 2.0-Anwendungen erreicht werden sollen. Folglich lautet die
Frage, die es zu stellen gilt nicht »Bin ich in der Lage einen RSS-Feed zu implementieren?«, sondern »Welche Informationen möchte ich meinen Nutzern zukommen
lassen? Und eignet sich ein RSS-Feed hierfür?«.
Im Gegensatz zu anderen Bibliothekstypen haben Spezialbibliotheken meist einen
festen Nutzerkreis, der aus den Angehörigen ihrer Trägerinstitution besteht (HACKER
2000, S. 37). Für den Großteil der Spezialbibliotheken spielen somit Web 2.0-Anwendungen, die darauf abzielen neue Kundengruppen zu akquirieren, wie beispielsweise
Facebook-Profile, eine geringe Rolle. Vielmehr geht es darum, die Angehörigen der
Trägerinstitution auf sich aufmerksam zu machen, sie als Nutzer zu gewinnen bzw. zu
behalten, die Kommunikation mit ihnen zu vertiefen und ihnen ein möglichst
optimales Dienstleistungsangebot zur Verfügung zu stellen. Mit Hilfe von Web 2.0Anwendungen kann dies optimal unterstützt werden, denn diese zeichnen sich vor
allem durch die Mitwirkung und Beteiligung der Nutzer aus (ROBINSON 2007, S. 10).
Dass Nutzerorientierung im Zusammenhang mit der Bibliothek 2.0 ein wichtiger
Punkt ist, wird durch die Ergebnisse der Umfrage bestätigt. Die Antworten auf die
Frage nach der Bedeutung des Begriffs Bibliothek 2.0 zeigen deutlich, dass es den
befragten Bibliothekaren weniger um technische Aspekte geht, als viel mehr um eine
intensivere Kommunikation mit dem Nutzer und um die Bereitstellung von aktuellen
Informationen für den Nutzer. Auch die bereits vorhandenen und geplanten Web 2.0Applikationen werden zu großen Teilen dafür eingesetzt bzw. sollen dafür eingesetzt
werden, die Nutzer über Neuigkeiten rund um die Bibliothek und deren Dienstleistungen zu informieren.
Aufgrund der Konzentration der Spezialbibliotheken auf einen bestimmten Nutzerkreis macht es daher Sinn, Web 2.0-Anwendungen so einzusetzen, dass sie die
Kommunikation mit dem Nutzer intensivieren, ihn spezieller informieren und ihm die
Möglichkeit geben sein Spezialwissen einzubringen.
Zur Information der Nutzer und zur Kommunikation mit Nutzern bieten sich vor
allem Wikis und Blogs an. Diese können in Spezialbibliotheken gut genutzt werden,
um einen Überblick über die verschiedenen e-journals, Printzeitschriften, Datenbanken und andere Medien zu geben. Hier könnten spezielle thematische Ausrichtungen,
Zugangsmöglichkeiten und die Navigation innerhalb der Medien erläutert werden.
Wichtig ist, dass dem Nutzer die Möglichkeit geboten wird, sich einzubringen. Gerade
in Spezialbibliotheken, deren Klientel meist aus fachlich spezialisierten Wissenschaftlern besteht, ist es von großem Vorteil, wenn diese ihr Wissen einbringen können. In
einem Blog oder Wiki könnten sie beispielsweise einen Kommentar zu einer Datenbank hinterlassen oder auf einen wichtigen Artikel in einer Zeitschrift hinweisen.
Eine Möglichkeit zur Partizipation mittels Wiki bietet die Bibliothek des LeibnizInstituts für Ostseeforschung in Warnemünde ihren Nutzern. Die Bibliothekarin stellt
ihre Kaufvorschläge ungefähr einmal im Monat in einen internen Blog ein. Die Mitarbeiter des Instituts können diesen einsehen und Kommentare zu den einzelnen Titeln
abgeben. Der Arbeitsaufwand hierfür ist laut der zuständigen Bibliothekarin gering.5
Wie die Auswertung der geplanten Web 2.0-Anwendungen zeigt, sind Elemente
des Katalog 2.0 für das Einbringen des Spezialwissens der Nutzer in die Bibliothek
5
E-Mail-Auskunft durch Olivia Diehr (Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde, Bibliothek) vom 20.07.2009
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
128
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 10 – Page 121–130
ebenfalls ein Thema. Hier soll der Nutzer stärker einbezogen werden, indem er
Kommentare und Bewertungen zu den verzeichneten Medien abgeben kann. Zudem
wird in zwei Bibliothekskatalogen Social Tagging eingesetzt. Diese freie Form der
Schlagwortvergabe durch die Nutzer ist gerade für Spezialbibliotheken eine gute
Möglichkeit zur Ergänzung ihrer inhaltlichen Erschließung. Meist sind die Nutzer
Experten auf ihrem Gebiet und können sehr spezielle Schlagwörter einbringen.
Auch Web Feeds werden bereits in einigen Bibliotheken eingesetzt und geplant.
Sie erlauben zwar nicht die direkte Partizipation des Nutzers, ermöglichen es jedoch,
diesen kontinuierlich mit aktuellen Informationen zu versorgen. So können, wie die
Umfrage zeigt, Neuigkeiten, Neuerwerbungen und die Inhaltsverzeichnisse der aktuellen Zeitschriftenhefte bekannt gegeben werden. Dem Nutzer kann zudem die Möglichkeit geboten werden, sich seine Web Feeds individuell zusammenzustellen. Eine
Bibliothek könnte beispielsweise für ihre Neuerwerbungen mehrere Web Feeds, unterteilt nach den unterschiedlichen Bereichen innerhalb ihres Fachgebietes, anbieten.
Doch nicht nur für die Kommunikation mit dem Nutzer, sondern auch für die
Kommunikation der Bibliothekare untereinander können Wikis genutzt werden. Die
Umfrage zeigt, dass dies bereits Umsetzungen erfahren hat und weitere geplant sind
sowie dass die Nutzung dieser Wikis überwiegend als gut eingeschätzt wird. Denkbar
ist es, ein Wiki als internes Arbeitsinstrument und Kommunikationsmittel einzusetzen,
in dem Arbeitseinweisungen, Protokolle von Dienstbesprechungen, Termine, Vorlagen für Briefköpfe, wichtige Links und ähnliches zentral von allen Bibliotheksmitarbeitern für alle Bibliotheksmitarbeiter zur Verfügung gestellt werden. Dass viele
Spezialbibliotheken eine geringe Mitarbeiterzahl haben, so dass der persönliche
Austausch auch ohne technische Hilfe möglich ist, sollte kein Hinderungsgrund sein.
Wie Farkas darlegt, können sich Wikis auch als nützlich erweisen, wenn nur eine
Person Inhalte hinzufügt, da es komplett durchsuchbar ist und eine sehr schnelle und
einfache Aktualisierung möglich ist (FARKAS 2007, S. 75).
Dass der Gedanke der Bibliothek 2.0 auch weitergehen kann, als die Erweiterung
der traditionellen Serviceangebote der Bibliothek um Web 2.0-Anwendungen, zeigt
das folgende Beispiel. Die Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich bietet den
Instituten des Forschungszentrums an, diese bei der Umsetzung von Wikis für die
institutsinterne Kommunikation zu unterstützen. Ein Mitarbeiter des IT-Teams
»Bibliotheksinformationssysteme« der Zentralbibliothek berät dabei zunächst den
Kunden dahingehend, ob ein Wiki sich für die Umsetzung seiner Vorstellungen eignet. Ist dies der Fall, wird ein Wiki installiert und konfiguriert. Die Inhalte des Wikis
werden anschließend durch den Kunden selber eingepflegt. Darüber hinaus erfolgt
eine regelmäßige Datensicherung und gegebenenfalls eine weiterführende Beratung
und Anpassung des Wikis. Der Arbeitsauwand ist dabei laut Auskunft des zuständigen
Mitarbeiters überschaubar. Eine Erstberatung nimmt etwa eine halbe Stunde bis Stunde in Anspruch und die Installation und Konfiguration nochmals ein bis zwei Stunden.
Sollte die Nachfrage gegeben sein, plant die Bibliothek zudem einen Anwenderkurs
für Wikis anzubieten, der den redaktionellen Umgang mit Wikis thematisiert.6
6
E-Mail-Auskunft von Ingo Tetzlaff (Forschungszentrum Jülich, Zentralbibliothek, Team »Bibliotheksinformationssysteme«) vom 30.07.2009
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
129
BÜCHTER 2009 | Web 2.0-Anwendungen in deutschen Spezialbibliotheken – Studie zu Nutzung und Empfehlungen zum Einsatz
Fazit
Auch wenn die Frage, welche Web 2.0-Anwendungen sich für Spezialbibliotheken
eignen, nicht eindeutig zu beantworten war, konnten basierend auf den Umfrageergebnissen dennoch Empfehlungen ausgesprochen werden. Von zentraler Bedeutung
ist auf Grund der besonders starken Nutzerorientierung von Spezialbibliotheken die
Information und Partizipation des Nutzers sowie die Kommunikation mit dem Nutzer.
Web 2.0-Applikationen, die dies unterstützen, können Blogs oder Wikis sein, in denen
über Neuigkeiten, Bestände und Dienstleistungen der Bibliothek informiert und diskutiert wird. Außerdem können Elemente des Katalog 2.0, die das Kommentieren,
Bewerten und Social Tagging der verzeichneten Medien erlauben, sinnvoll sein. Web
Feeds eignen sich gut, um den Nutzer über Aktuelles und Neuerwerbungen zu informieren. Diese kann er sich individuell nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen.
Auch Wikis als internes Arbeitsinstrument und Kommunikationsmittel für die
Bibliotheksmitarbeiter können eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit sein.
Literatur
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BRADLEY, Phil: How to use Web 2.0 in your library. London : Facet Publ., 2007
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Research Libraries, 2007
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Farkas, Meredith G.: Social software in libraries : building collaboration, communication, and
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HACKER, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen. 7., neu bearb. Aufl. München : Saur, 2000
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KAISER, Ronald: Bibliotheken im Web 2.0 Zeitalter : Herausforderungen, Perspektiven und Visionen.
Wiesbaden : Dinges & Frick, 2008 (B.I.T. online – innovativ ; Bd. 20)
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KROSKI, Ellyssa: Web 2.0 for librarians and information professionals. New York : Neal-Schumann,
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unc.edu/dspace/bitstream/1901/451/1/jillianrobinson.pdf (Abruf: 2009-08-10)
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SAUERS, Michael P.: Blogging and RSS : a librarian´s guide. Medford, NJ : Information Today, 2006
SCHÜTZLER 2008 SCHÜTZLER, Lutz-Frieder: Bibliothek 2.0 : Notwendigkeit und Möglichkeiten neuer bibliothekarischer
Dienstleistungen [online]. Stuttgart, FH, BA-Thesis, 2008. – URL: http://opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/
2008/649 (Abruf: 2009-08-10)
STEINER 2007
STEINER, Esther Susanne: OPAC 2.0 : Mit Web 2.0-Technologien zum Bibliothekskatalog der Zukunft?
[online]. Stuttgart, FH, BA-Thesis, 2007. – URL: http://opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/2007/624 (Abruf:
2009-08-10)
Eingegangen: 2009-08-10
Anke Büchter
HAW Hamburg
Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste
in der Bibliothek des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main; Studienabschluss im Bibliotheks- und
Informationsmanagement (BA) an der HAW Hamburg; derzeit Studium
von Informationswissenschaft und -management (MA) an der HAW
Hamburg, studentische Hilfskraft in der Digitalen Bibliothek der Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg
E-Mail:
| Department Information, 2009
130
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung
in der Bibliothek der Bucerius Law School
im Hinblick auf eine erfolgreiche
Erwerbungspolitik
von Anja Schütte
Kurzfassung In dem Artikel wird die Benutzerbefragung der Doktoranden und Studierenden an der Hengeler Mueller-Bibliothek der Bucerius Law School in Hamburg vorgestellt. Das Ziel der
Befragung liegt in der Ermittlung des Medienbedarfs sowie der Zufriedenheit mit den
Servicedienstleistungen der Bibliothek. Bisher wurde eine Umfrage dieser Art noch nicht
unternommen. Angelehnt an die empirische Methodik der Sozialforschung wurde eine Online-Erhebung sowie eine persönliche Befragung durchgeführt. Mit Hilfe der Ergebnisse
kann die Bibliothek ihr Angebot an Informationsprodukten und -dienstleistungen passgenauer
weiterentwickeln.
Deskriptoren Bedarf │ Benutzerbefragung │ Bibliothek │ Bucerius Law School │ Erwerbungspolitik
Abstract
B4Law – User needs and offer optimization in the library of the Bucerius Law
School in order to ensure successful acquisition policy
The article presents the results of a user survey amongst students and postgraduates at the
Hengeler Mueller Library, which belongs to the Bucerius Law School in Hamburg. The aim
of this survey is to determine the demand for media and the customer satisfaction with the
services offered by the library. Until now, no survey of this kind has been carried out. The
chosen research methods are based on empirical methods of social research andcomprise an
online survey as well as face-to-face interviews. The results of this survey enable the library
to enhance the supply of information products and services accurately.
Keywords
acquisition policy │Bucerius Law School│demand│library│user survey |
Einleitung
Die Bucerius Law School (BLS), Hochschule für Rechtswissenschaft in Hamburg, ist
die einzige private Hochschule für Rechtswissenschaft in Deutschland. Sie wurde im
Jahr 2000 von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gegründet. Ihre Aufgabe
hinsichtlich Forschung und Lehre bzw. Studium ist es, die Anforderungen der Rechtspraxis mit einer wissenschaftlichen Erschließung des Rechts zu verknüpfen. Hierbei
ist der Austausch zwischen/mit der Rechtspraxis und den juristischen Grundlagenfächern, die Kenntnis ausländischer Rechtsordnungen und internationaler Diskurse,
das Studium generale und eine solide wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung von
besonderer Bedeutung (vgl. LEITBILD BLS 2006).
Um diesen Auftrag zu erfüllen, spielt der Bestandsaufbau einer Hochschulbibliothek, in diesem Fall der Hengeler Mueller-Bibliothek der BLS, eine wichtige
Rolle, denn der Bestandsaufbau hat einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der
wissenschaftlichen Literaturversorgung der Hochschulangehörigen. Aus diesem
Grund gehört es zu den Aufgaben der Bibliothek, die gegebenen finanziellen Mittel
mit Hilfe von differenzierten Analysen der Bedarfsstruktur und einer kritischen, planmäßig kundigen Auswahl des wissenschaftlichen Literaturangebots optimal auszu-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
131
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
nutzen (vgl. GRIEBEL et al. 1994, S. 6). Um einen erfolgreichen Bestandsaufbau bzw.
Erwerbungspolitik betreiben zu können, muss eine Bibliothek die Bedürfnisse ihrer
Nutzer kennen. Erst nach einer solchen Bedarfsanalyse kann sie ihre Erwerbungen,
entsprechend des Nutzerbedarfs, anschaffen und somit eine bedarfsgerechte,
ausgewogene, vollständige und aktuelle Versorgung mit der für die Forschung und
Lehre bzw. das Studium notwendigen Literatur gewährleisten (vgl. DORFMÜLLER
1989, S. 36).
Neben dem Bedarf der Bibliotheksnutzer spielen darüber hinaus eine Vielzahl
weiterer Faktoren für eine gezielte und konsequent durchgeführte Erwerbungspolitik
eine Rolle (vgl. KRAUß-LEICHERT 1998, S. 14 f), auf die hier jedoch nicht eingegangen werden soll.
Zur Erkundung des Bedarfs sind Kenntnisse soziologischer Methoden eine wichtige Voraussetzung zur Auswahl von Medien (KRAUß-LEICHERT 1998, S. 15). Als
Instrument zur Unterstützung dieser Auswahl bietet sich die empirische Benutzerforschung an. Befragungen von Benutzern können sehr aufschlussreich sein. Zudem
sind sie gut geeignet, um den Grad der Benutzerzufriedenheit mit den Leistungen der
Bibliothek festzustellen (UMLAUF 1997, S. 79). Letzterer Gesichtspunkt ist der Leitung der Hengeler Mueller-Bibliothek ein wichtiges Anliegen, da die Bibliothek bisher
keine Informationen über die Zufriedenheit ihrer Nutzer hat.
So werden mit Methoden der empirischen Sozialforschung die Bedürfnisse der
Bibliotheksbenutzer, ihre Reaktionen auf die Einrichtung und Verfahren der Bibliothek, ihre Motive für diese und jene Art der Benutzung erkundet, um daraus eventuell
Änderungen der Erwerbungspolitik, der Kataloge, der Benutzereinrichtung usw. zu
ziehen (vgl. dazu auch REHM 1991, S.22). Der Bibliothek muss es gelingen, vielfältige
Wünsche aller Benutzer zu vereinen, um eine angemessene Auswahl an Medien zur
Verfügung zu stellen. Dieser Bedarf muss so präzise wie möglich gemessen werden.
Es lässt sich also festhalten, »dass Benutzerbefragungen ein wichtiges Instrument zur
Lösung von Problemen und zur Überprüfung von Leistungen im Bibliotheksbereich
darstellen.« (vgl. STACHNIK 1995, S. 6). Befragungen zeigen nicht nur auf, welche
Medien ausgeliehen werden, sondern auch, wo die Gewohnheiten, Ansichten und
Interessen der Befragten liegen.
In den folgenden Ausführungen wird beschrieben, wie eine derartige Benutzeruntersuchung zur Gewinnung von Erkenntnissen über die optimale Gestaltung der
Literaturversorgung sowie der Nutzerzufriedenheit an der Hengeler Mueller-Bibliothek an der BLS durchgeführt wurde.
Forschungsstand
Die Literaturlage war weitestgehend zufriedenstellend. Insgesamt war eine breite
Abdeckung des Themenbereiches »Benutzerforschung« sowohl allgemein als auch
bibliotheksbezogen vorhanden. So fanden sich in den Teilbibliotheken der HAW
Standardwerke zur Benutzer- und empirischen Sozialforschung, z. B. das Werk
»Methoden der empirischen Sozialforschung« von ATTESLANDER (2008). Dieses
Buch bietet eine umfassende Einführung in die komplexe Materie. Es stellt die
Entstehung, Erhebung und Auswertung sozialer Daten einschließlich wichtiger
Zukunftsaussichten und hilfreicher Orientierungen in ihren zentralen Inhalten detailliert, präzise und nachvollziehbar dar. Zusätzlich werden die neuesten elektronischen
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
132
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Umfrageverfahren, z. B. per Internet, berücksichtigt. Auch die gleichnamige Monographie von SCHNELL et al. (2008) vermittelt Basiskenntnisse zu allen relevanten
Themen und Techniken.
Die allgemeingültigen Werke zur empirischen Sozialforschung geben eine
umfassende Einführung in dieses Forschungsgebiet, so dass man einen guten Überblick über die verschiedenen Methoden der Datenerhebung erhält. Diese Publikationen
leisten einen wichtigen Beitrag, um selbstständig den eigenen Forschungsprozess zu
entwickeln und umzusetzen. Obwohl es sich nach eingehender Lektüre der Werke
bereits abzeichnete, dass bei der Wahl der geeignetsten Erhebungsart die Entscheidung für die schriftliche Befragung getroffen werden würde, fehlte dennoch bei
allen Publikationen zur empirischen Sozialforschung der Bezug zum Bibliotheks- und
Informationssektor.
Die Diplomarbeiten von MANGELS (2007) und JANZEN (2000) sind aktuell und
beschäftigen sich mit der Benutzerforschung in Bibliotheken. Auch wenn die Benutzerbefragung von MANGELS (2007) nicht den Fokus ihrer Arbeit bildet, so sind der
Grund und das Untersuchungsziel der Befragung durchaus mit den eigenen Projektzielen und -anforderungen zu vergleichen. Denn es geht um die Neugründung der
Universitätsbibliothek der HafenCity Universität und dem damit verbundenen Entwurf
eines modernen Bibliothekskonzepts. Die Diplomarbeit setzt sich mit dem Entwurf
eines zukunftsorientierten Servicekonzeptes auseinander (vgl. MANGELS 2007, S. 20).
Gegenstand der Arbeit von JANZEN (2000) ist eine schriftliche Befragung in der
Stadtbücherei Waiblingen. Ziel der Befragung ist, die Interessen, Anregungen und
Wünsche der Benutzer der Bibliothek zu sammeln, damit eine öffentliche Bibliothek
eine bedarfsgerechte und benutzerorientierte Arbeit leisten kann. Darüber hinaus wird
in dieser Arbeit anhand der Untersuchung aufgezeigt, welche Funktion eine schriftliche Benutzerbefragung hat und mit welchen Methoden gewünschte Ergebnisse
erreicht werden können. (vgl. JANZEN 2000, S. 4).
Auch die Publikation von STACHNIK (1995) mit Beispielen aus der Bibliothekspraxis bietet eine gute Anleitung zur Durchführung von Besucherbefragungen in
Bibliotheken. Obwohl sich ihre Ausführungen ausschließlich auf öffentliche Bibliotheken beziehen, ist die Herangehensweise und Methodik auf jeden anderen Bibliothekstyp übertragbar (vgl. STACHNIK 1995, S. 6).
Darüber hinaus lassen sich auf der Website der Juristischen Fakultät der Eberhard
Karls Universität in Tübingen die Ergebnisse von drei Benutzerbefragungen des
JURISTISCHEN SEMINARs aus den Jahren 2001, 2003 und 2004 nachlesen. Zielgruppe
der schriftlichen Umfragen der Jahre 2001 und 2004 waren die Studierenden der
Juristischen Fakultät. Gegenstand der Erhebungen waren Fragen zum Nutzungs- und
Informationsverhalten der Studierenden und zur Zufriedenheit mit dem Bestand und
dem Dienstleistungsangebot der Bibliothek. Im Jahr 2003 fand zum Ende des
Sommersemesters eine Online-Benutzerbefragung statt, welche sich an die Inhaber
und Mitarbeiter der Lehrstühle richtete. Ziel dieser Befragung war es, die Häufigkeit
und die Art der Bibliotheksnutzung durch Angehörige der juristischen Lehrstühle und
die Zufriedenheit mit dem Service und den Angeboten des Juristischen Seminars zu
ermitteln.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
133
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
Methodik
Die Vorbereitungsphase der Untersuchung bedarf allergrößter Aufmerksamkeit, denn
was im Vorfeld nicht bedacht oder falsch gemacht wurde, lässt sich während oder
nach der Durchführung nur schwer, in der Regel gar nicht bereinigen (vgl. STACHNIK
1995, S. 16). So muss zunächst festgelegt werden, warum, was und auch wie
untersucht werden soll. Darüber hinaus muss die Zielgruppe bestimmt werden, an
welche sich die Untersuchung richtet. Das heißt, folgende Fragen müssen beantwortet
werden: Über wen oder was sollen hier Aussagen getroffen werden? Welcher Umfang
an Untersuchungsobjekten hat repräsentativen Charakter? Und auch der Untersuchungszeitpunkt spielt eine wichtige Rolle bei einer Untersuchung. Die nachfolgenden Abschnitte beschäftigen sich mit diesen und weiteren Fragen und geben der
Untersuchung einen Rahmen.
Um den Bedarf und die Nutzerzufriedenheit zu ermitteln, gilt es zu klären, auf
welche Art und Weise die Untersuchung stattfinden soll. Man unterscheidet in der
Benutzerforschung zwischen den Methoden der Beobachtung, der Befragung, der
Inhaltsanalyse und den sogenannten nicht-reaktiven Messverfahren. Bei der Befragung werden durch gezielte Fragestellung Fakten, Ansichten, Bewertungen, Meinungen, Einstellungen und Motive festgestellt (vgl. STACHNIK 1995, S. 34). Bei der
Befragung unterscheidet man zwischen der schriftlichen und mündlichen Befragung
(vgl. STACHNIK 1995, S. 34). Da der zeitliche Rahmen die meisten o. g. Methoden
nicht zuließ, wurde bei dem Projekt B4Law ausschließlich die schriftliche Befragung
per Fragebogen als empirische Methode in Erwägung gezogen, um die Meinungen
und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer zu erfassen. Durch die begrenzte Anzahl
der Projektbearbeiter war zudem zeitlich und organisatorisch keine mehrtägige
mündliche Befragung möglich. Auf die anderen Verfahren soll insofern nicht näher
eingegangen werden.
Die Vorteile einer schriftlichen Befragung liegen vor allem darin:
▪ Die Datenerfassung ist weniger zeit- und personalaufwendig;
▪ große Personenkreise können erfasst werden;
▪ von einem Interviewer ausgehende Fehler werden vermieden;
▪ es dürfen ehrlichere Antworten als bei der mündlichen Befragung erwartet
werden;
▪ die Befragten haben mehr Zeit zum Nachdenken und Beantworten der Fragen;
▪ die Zusicherung der Anonymität ist glaubwürdiger.
Selbstverständlich birgt die schriftliche Befragung auch einige Nachteile, die vor
allem darin liegen, dass:
▪ der Rücklauf schwerer abzuschätzen ist;
▪ eventuell Fragen übersehen oder nicht verstanden werden;
▪ das Engagement der Befragten geringer ausfallen könnte als bei einer mündlichen Befragung
Die Art der Befragung sollte im vorliegenden Fall ein hohes Maß an Anonymität
gewährleisten, damit Kritik positiver als auch negativer Art durch die Befragten
bedenkenlos geäußert werden konnte. Um möglichst viele Personen der Zielgruppen
zu erreichen, fand die schriftliche Befragung sowohl vor Ort als auch online statt.
HAW Hamburg
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Zielgruppe und Grundgesamtheit
Um die Anzahl der zu befragenden Personen festzulegen, muss zunächst eine Aussage
über den Umfang der Grundgesamtheit getroffen werden. Die Grundgesamtheit
entspricht der Zielgruppe der Befragung und stellt die größtmögliche Zahl befragbarer
Personen dar. Mit anderen Worten ausgedrückt definiert die Grundgesamtheit die
»Menge von Objekten, für die die Aussagen der Untersuchung gelten sollen«
(SCHNELL 2008, S. 265). Das sind in diesem Fall alle Angehörigen der Bucerius Law
School, wie z. B. Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter, immatrikulierte Studierende, Gaststudierende und -dozenten sowie alle anderen Angestellten der Hochschule
(vgl. BENUTZUNGSORDNUNG 2007, S. 1).
Aufgrund der zeitlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Projektes
wurde eine Auswahl getroffen. Die größte Benutzergruppe der Bibliothek der BLS
bilden die Studierenden. Eine weitere, zurzeit stetig anwachsende und aufgrund ihrer
speziellen Bedürfnisse sehr interessante Benutzergruppe sind die Doktoranden und
Doktorandinnen der BLS. Diese beiden Nutzergruppen der Bibliothek sollten die
Zielgruppe der Befragung bzw. die Grundgesamtheit bilden.
Eine Vollerhebung, das heißt alle Personen, die in der Grundgesamtheit enthalten
sind (vgl. SCHNELL 2008, S. 267), konnte bei dieser Untersuchung aus zeitlichen und
organisatorischen Gründen nur bei der Online-Befragung per E-Mail möglich sein.
Bei der Online-Befragung konnten zwar alle Personen der Grundgesamtheit beider
Zielgruppen angesprochen werden, da die Bibliothek über den E-Mail-Verteiler der
Hochschule alle immatrikulierten Studierenden und angemeldeten Doktoranden mit
einer Verteileradresse [email protected] erreichen kann, jedoch musste
bei dieser Art der Befragung nach Meinung des Personals aufgrund früherer Erfahrungen mit einer äußerst geringen bis gar keiner Rückmeldung gerechnet werden.
Die Grundgesamtheit ließ sich in diesem Fall in Zahlen nicht konkret bestimmen,
da keine verlässlichen statistischen Daten zu exakten Studierenden- und Doktorandenanzahl vorlagen. Lediglich die Anzahl der internen Doktoranden konnte genau
bestimmt werden, da diese Personen einen festen reservierten Arbeitsplatz in der
Bibliothek besitzen. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren dies 120 Doktoranden und
Doktorandinnen. Die Gesamtzahl der Doktoranden wird laut Aussagen des Bibliothekspersonals allerdings auf knapp über 200 geschätzt, denn viele Doktoranden
haben ihre Büros auch direkt am Lehrstuhl.
Die Studierendenanzahl der BLS wird insgesamt auf über 600 geschätzt, denn jeder
Jahrgang (2003 bis 2008) seit Gründung der Hochschule enthält knapp über 100
Studierende. Aufgrund der nicht bestimmbaren Größe der Grundgesamtheit und der
negativen Prognose hinsichtlich der Teilnehmerquote bei der Online-Befragung stand
bei diesem Projekt die Befragung vor Ort und die damit verbundene direkte Ansprache
der Zielgruppen im Vordergrund.Für die Befragung vor Ort musste eine repräsentative
Teilmenge für eine Teilerhebung festgelegt werden. Man spricht hier von einer Stichprobe (vgl. SCHNELL 2008, S. 267). Die Stichprobe muss ein möglichst getreues
Abbild der Grundgesamtheit darstellen, so dass eine zufällige Auswahl – jede Person
bekommt dieselbe Chance, in die Stichprobe mit aufgenommen zu werden – dazu
beiträgt, eine möglichst heterogene Gruppe zu erfassen (vgl. SCHNELL 2008, S. 267).
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
135
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
Stichprobenauswahl und –umfang
Den Gegensatz zur Vollerhebung stellt die Teilerhebung dar. »Werden Elemente der
Teilerhebung durch vor der Untersuchung festgelegte Regeln bestimmt, wird die
Teilerhebung ›Auswahl‹ oder ›Stichprobe‹ genannt« (vgl. Schnell 2008, S. 267). In
der Regel bietet sich zur Festlegung der Stichprobe die häufig angewandte sogenannte
systematische Ziehung zur Einhaltung der Chancengleichheit für alle Einheiten der
Grundgesamtheit, wobei als Grundlage eine Kartei oder Liste aller Personen der
Grundgesamtheit vorliegen muss. Aus dieser wird dann beispielsweise jeder Dritte
oder auch jeder Zehnte ausgewählt und auf dem Postweg befragt (vgl. SCHNELL 2008,
S. 279). Diese Art der Auswahl hat jedoch in der Regel einen geringeren Rücklauf zur
Folge, da ausgefüllte Fragebögen durch den Befragten zurückgebracht oder per Post
zurückgesendet werden müssen. Zudem darf es aus datenschutzrechtlichen Gründen
nicht zu einer Weitergabe von persönlichen Daten an die Untersuchende oder den
Untersuchenden kommen. Aufgrund von Zeit- und Personalmangel war es in diesem
Projekt nicht möglich, eine solche Liste ohne Weiteres zu erstellen. Deswegen wurde,
zusammen mit der Bibliotheksleitung, entschieden, nicht nach dem Schema der
systematischen Ziehung zu verfahren, sondern zur Festlegung der Stichprobe die
Fragebögen innerhalb der Bibliothek sowie in der Lounge der BLS zu verteilen und
darauf hinzuweisen, dass dieser Fragebogen nur einmal ausgefüllt werden kann.
Dieses Verfahren wurde in der Praxis bereits mehrfach angewandt und erweist sich
zudem als Kosten sparend und weniger aufwendig, da beispielsweise die Kosten für
den Versand der Fragebögen per Post entfallen (vgl. STACHNIK 1995, S. 36).
Ungeklärt ist, wie groß die Stichprobe sein muss, damit von einem relativ
repräsentativen Umfang gesprochen werden kann. Als Grundsatz gilt hier, dass man
keine genaue Zahl als die richtige bezeichnen kann. Es kommt auf die Streuung der zu
untersuchenden Merkmale an, dass heißt auf den Grad der Differenz zwischen
einzelnen möglichen Angaben auf dem Fragebogen (vgl. CLAUß et al. 2004, S. 176).
So sollen z. B. nach Möglichkeit alle Nutzergruppen in der Stichprobe enthalten sein
und eine möglichst heterogene Stichprobe bilden.
Anhand der herangezogenen Literatur lässt sich eine ungefähre Untergrenze an zu
befragenden Personen festlegen. Für den Statistiker gilt eine Stichprobe dann als klein,
wenn sie weniger als 30 Einheiten bzw. Befragte umfasst (vgl. CLAUß et al. 2004,
S. 176).
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Benutzer der Hengeler MuellerBibliothek regelmäßig durch Evaluationen »verwöhnt« werden, die Teilnahme an
Umfrageaktionen der Hochschulleitung spürbar nachgelassen hat und die Studierenden sowie Doktoranden grundsätzlich wenig Zeit außerhalb von Studium, Forschung
und Lehre zur Verfügung haben, wurde vereinbart, dass es bei dieser Erhebung nicht
um eine repräsentative gehen soll. Dennoch sollte eine Gesamtstichprobe von bis zu
100 Befragten, zusammengesetzt aus beiden Zielgruppen in Relation zu ihrer
geschätzten Gesamtgröße, als realistisch erachtet werden.
Da die Zielpersonen Befragungen aus den o.g. Gründen oft nicht beantworten,
sollte der Fragebogen so konstruiert sein, dass er nicht viel Zeit in Anspruch nehmen
sowie gerne beantwortet werden würde.
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Der Pretest
Ist der Fragebogenentwurf abgeschlossen, steht noch nicht fest, ob die Fragen und
Antworten auch zur Erhebung der gewünschten Informationen geeignet sind. Hierzu
wird in der Praxis ein sogenannter Pretest durchgeführt. Darunter versteht man eine
Voruntersuchung zur Tauglichkeit des Fragebogens (vgl. STACHNIK 1995, S. 64). Die
Ziele eines Pretests sind, Fehler und undeutliche Formulierungen zu vermeiden, die
Qualität sowie die Länge des Fragebogens zu beurteilen, den Zeitaufwand zum
Ausfüllen zu ermitteln, das Interesse und Engagement der Befragten festzustellen
sowie Auffälligkeiten im Layout zu analysieren. Laut Literatur sind mindestens 2 %
des geplanten Stichprobenumfangs in den Pretest mit einzubeziehen.
Der Pretest ist wichtig, um unter Umständen durch eine Befragung der teilnehmenden Personen im Nachhinein festzuhalten, wo Schwachstellen oder gar Fehler
aufgetreten sind. Das Ergebnis eines Pretests kann dazu führen, dass einzelne Fragen,
ganze Abschnitte oder sogar der gesamte Fragebogen überarbeitet werden müssen.
Die Durchführung des Pretests erfolgte eine Woche vor der eigentlichen Befragung
in der Lounge der BLS durch eine zufällige, geschlechtergleichwertige Auswahl
einiger Nutzer und Nutzerinnen, von denen sich insgesamt elf zum Ausfüllen des
Fragebogens auf Probe bereit erklärten. Die für die Beantwortung des Fragebogens
benötigte Zeit wurde festgehalten. Im Rahmen einer abschließenden mündlichen
Befragung sollte folgender Fragenkatalog beantwortet werden:
1. Ist die Reihenfolge der Fragen logisch aufgebaut?
2. Wie beurteilen Sie die Länge des Fragebogens?
3. Sind die Fragen verständlich formuliert?
4. Wie gefällt Ihnen das Layout?
5. Ist Ihnen etwas besonders positiv aufgefallen?
6. Ist Ihnen etwas besonders negativ aufgefallen?
7. Haben Sie weitere Fragen oder Anmerkungen?
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse aus der Pretestauswertungwurde der
Fragebogen noch einmal geringfügig überarbeitet. Das Ausfüllen des Fragebogens
nahm fünf bis zehn Minuten Zeit in Anspruch.
Durchführung
Die Befragung direkt vor Ort erfolgte in der Zeit vom 15. bis 28. Juni 2009, täglich
von 08:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Zu dieser Zeit befanden sich die Studierenden der BLS
noch nicht im Prüfungsstress bzw. in der Examensphase. Ein kleiner Artikel über die
geplante Durchführung der Benutzerbefragung erschien einige Tage zuvor in den
»Campus News«, einem Newsletter der BLS, auf deren Website. Er wies auf die
anstehende Befragung hin und regte zur Teilnahme an.
Die Befragung fand sowohl im Foyer als auch in der Lounge der BLS statt. Das
Foyer wurde als Befragungsort gewählt, da es zu bestimmten Zeiten, beispielsweise
nach Ende der Vorlesungen sowie zur Mittagszeit, ein stark frequentierter Raum der
Zielgruppe der Studierenden ist. Die Wahl der Lounge als Befragungsort wurde
bestimmt durch die Tatsache, dass sich dort immer viele Studierende aufhalten, um
eine Pause zu machen, sich mit ihren Kommilitonen zu unterhalten oder einen Kaffee
zu trinken, d. h. sie befinden sich nicht beim konzentrierten Lernen, wie es in der
Bibliothek der Fall wäre. Es wurde dementsprechend angenommen, dass somit ver-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
137
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
mutlich die Bereitschaft höher sein würde, an der Umfrageaktion teilzunehmen. Im
Foyer sowie der Lounge wurden die Fragebögen durch gezieltes Ansprechen der Zielgruppe verteilt. Darüber hinaus wurden am Auskunftstresen im Eingang der Bibliothek täglich mehrere Exemplare ausgelegt, damit auch die Studierenden, die sich
außerhalb der Befragungszeit in der BLS bzw. Bibliothek aufhielten, die Chance
bekommen sollten, ihre Meinung über die Bibliothek zu äußern.
Die Befragung der 120 Doktoranden direkt vor Ort fand im selben Zeitfenster statt.
Jedoch wurden hierzu am ersten Tag die Fragebögen durch eine Bibliotheksmitarbeiterin jeweils auf deren reservierte Arbeitsplätze gelegt. Die Online-Befragung
fand in der Zeit vom 24. Juni bis zum 3. Juli statt. Geplanter Beginn war ursprünglich
der 29. Juni, damit es nicht zu Überschneidungen mit der Vor-Ort-Befragung kommen
würde. Ab Mitte der zweiten Woche der Direkt-Befragung konnten jedoch nur noch
wenige Studierende von der Teilnahme an der Benutzerumfrage überzeugt werden, so
dass man sich ent-schloss, die Online-Befragung einige Tage früher zu starten.
Rücklauf
Insgesamt wurden 200 Fragebögen direkt an die Zielgruppe der Studierenden verteilt.
Weitere 120 Exemplare erhielten die Doktoranden. Die Rückgabe der ausgefüllten
Fragebögen war über zwei speziell angefertigte Rückgabeboxen möglich. Eine Box
befand sich auf einem der Stehtische am Ein- bzw. Ausgang der Lounge, die zweite
Box stand auf dem Auskunftstresen in der Bibliothek.
Der Rücklauf der Zielgruppe Studierende bei der Direktbefragung lag bei 113
ausgefüllten Fragebögen. Damit ergab sich eine Rücklaufquote von 56,5 %. Der
Rücklauf bei den Doktoranden betrug 39 Fragebögen. Dies entsprach einer Rücklaufquote von 32,5 %. Die Ausfallrate von insgesamt 13 Fragebögen wurde bei den vorangegangen Angaben bereits berücksichtigt. Diese Fragebögen waren nicht auswertbar,
da sie zum Größtenteil unvollständig ausgefüllt waren oder den falschen Adressaten
erreicht hatten.
Der Rücklauf bei der Online-Befragung war sehr gering. Insgesamt kamen 26
beantwortete Fragebögen zurück. Die Zahl der Ausfälle aufgrund von beschädigten
Dateien oder unvollständig ausgefüllten Exemplaren lag bei neun Fragebögen. Die
Rücklaufquote der Doktoranden lag bei 3 % (geschätzte Grundgesamtheit: 200), bei
den Studierenden betrug sie 1,8 % (geschätzte Grundgesamtheit: 600).
Ergebnisse
Die Auswertung der Daten ist sowohl manuell wie auch computergestützt möglich,
wobei die computergestützte Auswertung die anschließende Präsentation und graphische Darstellung der Ergebnisse wesentlich vereinfacht. Die Datenerfassung per PC
stellt einen nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand dar und bedarf größter
Genauigkeit und Sorgfalt (vgl. STACHNIK 1995, S. 70). Die Auswertung erfolgte in
diesem Fall mit dem Programm Microsoft Excel, da Excel beinahe auf jedem
beliebigen Rechner mit Office-Paket verfügbar ist. So war die Auswertung von zu
Hause oder direkt in der Bibliothek am Standort der BLS möglich. Ebenso musste bei
einer mehrtägigen Datenauswertung die ständige Verfügbarkeit von Excel vor Ort
gegeben sein (vgl. STACHNIK 1995, S. 70).
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
138
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Aufgrund der Tatsache, dass die Rücklaufquote bei der Online-Befragung sehr
gering war, wurde beschlossen, die Auswertung nicht getrennt nach ihrer Art und
Weise vorzunehmen, d. h. die Nennungen der Online-Befragung wurden in die
Ergebnisse der Direktbefragung mit eingerechnet. Es erfolgte jedoch eine separate
Auswertung der beiden Zielgruppen. Bei den Doktoranden wurden nun 45 Fragebögen
ausgewertet. Bei den Studierenden hingegen 131.
Doktoranden
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 53,3 % der Doktoranden die Hengeler
Mueller-Bibliothek mit gut bewerteten (vgl. Bild 1). Und 37,8 % waren sogar sehr
zufrieden mit ihrer Bibliothek.
Das Ergebnis lässt sich genauer
durch folgende Auswertungen
der einzelnen Fragen erläutern.
Die Doktoranden besuchen die
Bild 1 GesamtBibliothek zu 46,7 % mehrmals
zufriedenheit der
am Tag, dicht gefolgt von der
Doktoranden mit
der Hengeler
Gruppe, die sich zu 35,6 % mehrMueller-Bibliothek
mals die Woche in der Bibliothek
der BLS
aufhält.
Die Bibliothek zeichnet sich gegenüber anderen dadurch aus, dass sie eine Präsenzbibliothek ist und Medien nur über eine Kurzausleihe bis 18:00 Uhr ausgeliehen
werden können. Dies wurde durch mehrere Kommentare gelobt, da auf die Weise
garantiert sei, dass die Medien nicht vergriffen seien und jedem Nutzer, zumindest
potentiell, zur Verfügung stünden.
Allerdings werden auch andere Bibliotheken aufgesucht. Vor allem die Staats- und
Universitätsbibliothek der Universität Hamburg (55,6 %) sowie die Zentralbibliothek
Recht Hamburg (42,2 %) wurden genannt. Die Gründe hierfür liegen nach eigenen
schriftlichen Anmerkungen der Doktoranden vor allem darin, dass die Medien in der
Bibliothek der BLS nicht ausreichend vorhanden seien und andere Bibliotheken eine
größere Auswahl hätten. Vor allem aber wird bemängelt, wie schlecht das Raumklima
in der BLS sei sowie die zahlreichen Ruhestörungen durch die Studierenden.
Wie häufig werden die angebotenen juristischen Medienbestände in der Bibliothek
der BLS genutzt? Vor allem die Online-Datenbanken (71,1 %), die gedruckten
Zeitschriften (53,3 %) sowie die Loseblatt-Sammlungen (53,3 %) werden sehr häufig
genutzt. Der CD-ROM-Pool wird mit 73,3 % dagegen mit nutze ich nicht angegeben.
Im Bereich der Häufigkeit der Nutzung der angebotenen wirtschaftswissenschaftlichen
Medienbestände lässt sich zusammenfassend hervorheben, dass zu rund 66 % bis
95 % diese von den Nutzern mit nie angekreuzt wurden. Als Begründung wurden
durch schriftliche Kommentare angegeben, dass z. B. Standardzeitschriften, Lehrbücher oder Nachschlagewerke nicht ausreichend vorhanden seien oder nicht genutzt
werden würden, weil das Spezialgebiet der Doktoranden im Wesentlichen nicht im
wirtschaftswissen-schaftlichen Bereich läge. Tabelle 1 zeigt die Zufriedenheit mit dem
Angebot an juristischen Informationen in der Bibliothek der BLS.
Die Zahlen in Tabelle 1 lassen erkennen, dass die Zufriedenheit mit dem juristischen Angebot hauptsächlich mit gut bewertet wird. Lediglich bei den Nachschlage-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
139
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
Monographien
Zeitschriften
(elektronisch)
Kommentare
(gedruckt)
Kommentare
(elektronisch)
4,4 %
8,9 %
11,1 %
22,2 %
13,3 %
zufrieden
55,6 %
55,6 %
46,7 %
55,6 %
46,7 %
befriedigend
26,7 %
26,7 %
22,2 %
17,8 %
22,2 %
ausreichend
6,7 %
8,9 %
13,3 %
4,4 %
6,7 %
mangelhaft
2,2 %
2,2 %
2,2 %
0,0 %
0,0 %
nutze ich nicht
2,2 %
0,0 %
4,4 %
0,0 %
11,1 %
Lehrbücher
Nachschlage
werke
OnlineDatenbanken
CD-ROM-Pool
LoseblattSammlungen
sehr zufrieden
Tab 1
Zufriedenheit der
Doktoranden mit
dem Angebot an
juristischen
Informationen
Zeitschriften
(gedruckt)
sehr zufrieden
17,8 %
11,1 %
33,3 %
2,2 %
6,7 %
zufrieden
46,7 %
33,3 %
40,0 %
8,9 %
33,3 %
befriedigend
28,9 %
20,0 %
15,6 %
13,3 %
28,9 %
ausreichend
4,4 %
2,2 %
8,9 %
0,0 %
0,0 %
mangelhaft
0,0 %
0,0 %
0,0 %
0,0 %
0,0 %
nutze ich nicht
2,2 %
33,3 %
2,2 %
75,6 %
22,2 %
werken liegt die Zufriedenheit gleichauf mit der Nichtnutzung. Hervorzuheben ist der
CD-ROM-Pool, der mit eindeutigen 75,6 % Stimmen wiederum nicht ausreichend
genutzt wird.
Die Doktoranden gaben folgende Verbesserungsvorschläge an: Der Bestand an
gedruckten Zeitschriften sollte auf keinen Fall reduziert werden, ein effektives wissenschaftliches Arbeiten mit den elektronischen Zeitschriften ist wegen der Endnoten
nicht möglich. Der Zeitschriftenumlauf dauert insgesamt zu lange. Auch sind aktuelle
Zeitschriften oft nicht vorhanden. Weiterhin wäre zu überlegen, einen verbesserten
Zugang zu den Online-Zeitschriften zu ermöglichen, die eventuell auch von externen
Arbeitsplätzen aus zugänglich sind. Außerdem sollte das Abonnement um BeckOnline
erweitert werden.
Hinsichtlich der Kommentare sollten sowohl ältere als auch neuere in mehreren
Exemplaren vorhanden sein (Beispiele: ASTG-Kommentare; Kirchhof/ Söhn-Loseblatt Kommentar ESTG; Palandt etc.).
Der Literaturbestand wurde in folgenden Bereichen bemängelt: Es wird z. B. um
mehr Literatur für Referendare gebeten, die Rechtsklassiker seien unerlässlich für eine
Doktorarbeit. Insgesamt sei viel mehr ältere und englischsprachige Literatur gewünscht. Aktuelle, sehr beliebte Lehrbücher (etwa die juristische Methodenlehre von
Larenz/Canaris) sollten mehrfach vorhanden sein.
Tabelle 2 zeigt, dass die Auskunft durch das Bibliothekspersonal mit 71,1 % als
sehr zufrieden bzw. sehr gut bewertet wird. Auch der elektronische Katalog (OPAC)
erhält diese Note, die übrigen Dienstleistungen erhalten ein zufrieden bzw. gut. Informationsbroschüren, der Zugriff auf den CD-ROM-Pool sowie der virtuelle Info-Platz
werden dagegen zu einem hohen Prozentsatz nicht genutzt.
Schriftliche Anmerkungen ergeben, dass sich die Kommentare schlecht am Bildschirm online lesen lassen und daher ausdruckbar sein sollten. Die Startseite der
Bibliothek wird als unübersichtlich beschrieben. Am Wochenende würden Internet
und Datenbanken oft nicht funktionieren. Hervorragend wäre für den Großteil der
Doktoranden die Möglichkeit, von zu Hause aus auf die elektronischen Ressourcen
zugreifen zu können.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
140
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Auskunft
Möglichkeit
durch das Informations- v. AnschafBibliotheks- broschüren
fungsvorpersonal
schlägen
Tab. 2
Beurteilung der
bibliothekarischen
Dienstleistungen
der Hengeler
Mueller-Bibliothek
durch die
Doktoranden
schnelle
Präsenz von
Neuerscheinungen
Elektronischer
Katalog
(OPAC)
Informationsgehalt der
Website
sehr zufrieden
71,1 %
13,3 %
31,1 %
20,0 %
48,9 %
4,0 %
zufrieden
26,7 %
8,9 %
37,8 %
35,6 %
26,7 %
42,2 %
befriedigend
0,0 %
11,1 %
4,4 %
20,0 %
20,0 %
26,7 %
ausreichend
0,0 %
4,4 %
8,9 %
8,9 %
2,2 %
6,7 %
mangelhaft
0,0 %
0,0 %
2,2 %
2,2 %
0,0 %
2,2 %
nutze ich nicht
2,2 %
62,2 %
15,6 %
13,3 %
2,2 %
17,8 %
weitere
OnlineBibliotheks
kataloge
Zugriff auf
CD-ROMPool
Zugriff auf
Zugriff auf
Zugriff auf Möglichkeit
OnlineZeitschriften Kommentare des virtuellen
Datenbanken (elektronisch) (elektronisch Info-Platzes
sehr zufrieden
20,0 %
0,0 %
37,8 %
22,2 %
20,0 %
2,0 %
zufrieden
46,7 %
8,9 %
44,4 %
51,1 %
42,2 %
27,0 %
befriedigend
6,7 %
11,1 %
8,9 %
13,3 %
13,3 %
4,0 %
ausreichend
2,2 %
4,4 %
6,7 %
2,2 %
8,9 %
2,0 %
mangelhaft
2,2 %
2,2 %
2,2 %
2,2 %
2,2 %
0,0 %
22,2 %
73,3 %
0,0 %
8,9 %
13,3 %
64,0 %
nutze ich nicht
Die Doktoranden sind neben den Examensstudierenden die einzige Benutzergruppe, die berechtigt ist die Fernleihe zu benutzen. Sie sind zu 42,2 % mit der
Fernleihe sehr zufrieden. 31,1 % geben allerdings an, diese nicht zu nutzen, da die
gewünschten Medien über andere Bibliotheken bezogen werden oder die Vorgehensweise beim Ausleihen über die Fernleihe nicht bekannt ist.
Zu 68,9 % besteht bei den Doktoranden kein weiterer Bedarf an Schulungen.
Die technische Ausstattung der Hengeler Mueller-Bibliothek wurde insgesamt mit
zufrieden bewertet.
Die räumliche Situation der Hengeler Mueller-Bibliothek wird insgesamt mit
durchschnittlich 33 % bis 58 % mit gut bewertet wird. Lediglich das Raumklima erhält
ein mangelhaft. Hierzu gingen zahlreiche Kommentare ein, die das Raumklima als
unerträglich bezeichnen. Es wird bezüglich der Ruhe um mehr Disziplin bei den
Studenten gebeten.
Die Frage nach den Zeiten, wann die Doktoranden, die Bibliothek gerne nutzen,
zeigt, dass die 24-Stunden-Öffnung für 80 % der Doktoranden von großer Wichtigkeit
ist. Dies stelle einen wesentlichen Bestandteil dieser Bibliothek dar und sollte nach
vielen schriftlichen Kommentaren daher unbedingt erhalten werden.
Insgesamt wurde dem Bibliotheksteam von Seiten der Doktoranden ein großes Lob
ausgesprochen, für alle Belange und Fragen nicht nur stets bemüht und freundlich zu
sein, sondern ausnahmslos hilfsbereit mit großer Kompetenz und stets zufrieden
stellenden Lösungen. Angeregt wurde lediglich, den Empfang immer zu besetzen und
damit mehr Präsenz zu zeigen.
Studierende
Generell hat sich herausgestellt, dass 64,9 % der Studierenden mit der Hengeler
Mueller-Bibliothek zufrieden sind (vgl. Bild 2). Diese Zufriedenheit lässt sich durch
folgende Ergebnisse erklären. Ebenso wie die Doktoranden besuchen die Studierenden
die Bibliothek mehrmals täglich (64,1 %). 19,1 % gaben an die Bibliothek mehrmals
in der Woche zu nutzen. Etwa die Hälfte der befragten Studierenden (56 %) ist mit der
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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SCHÜTTE 2009 |
Bild 2 Gesamtzufriedenheit der
Studierenden mit
den Leistungen
der Hengeler
Mueller-Bibliothek
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
Kurzausleihe sehr zufrieden bis
zufrieden, wobei sie dieselben
Gründe nennen wie die Doktoranden.
Die Nutzung anderer Bibliotheken ist bei den Studierenden
nicht sehr ausgeprägt, etwa
68,7 % führen an keine anderen
Bibliotheken zu besuchen. Bei
den 30,3 %, die andere Bibliotheken frequentieren, steht die
Zentralbibliothek mit 22,9 % an erster Stelle, gefolgt von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg mit 11,5 %.
Bei der Frage nach der Häufigkeit der Nutzung des juristischen Medienbestandes
kann eine Parallele zu den Doktoranden bezüglich des CD-ROM-Pools gezogen werden, da auch die Studierenden (76,3 %) ihn größtenteils nicht nutzen.
50,4 % der Studierenden benutzen die gedruckten Zeitschriften häufig. Weiterhin
zählen die Lehrbücher, gedruckten Kommentare sowie die Online-Datenbanken zu
den meistgenutzten juristischen Medien.
Die wirtschaftswissenschaftlichen Medien werden von den Studierenden kaum
genutzt. Aus den Kommentaren der Studierenden geht hervor, dass sie den vorhandenen Bestand als zu geringfügig empfinden.
sehr zufrieden
Zeitschriften
(gedruckt)
Zeitschriften
(elektronisch)
Kommentare
(gedruckt)
Kommentare
(elektronisch)
6,1 %
16,0 %
6,9 %
17,6 %
6,9 %
zufrieden
26,7 %
45,0 %
25,2 %
47,3 %
29,8 %
befriedigend
31,3 %
22,1 %
32,1 %
19,8 %
29,8 %
ausreichend
17,6 %
7,6 %
11,5 %
6,9 %
9,9 %
mangelhaft
2,3 %
3,1 %
7,6 %
3,8 %
4,6 %
nutze ich nicht
Tab. 3
Zufriedenheit der
Studierenden mit
dem Angebot an
juristischen
Informationen
Monographien
16,0 %
6,1 %
16,8 %
4,6 %
19,1 %
Lehrbücher
Nachschlage
werke
OnlineDatenbanken
CD-ROM-Pool
LoseblattSammlungen
sehr zufrieden
13,0 %
3,8 %
15,3 %
5,3 %
6,1 %
zufrieden
35,9 %
24,4 %
42,7 %
5,3 %
25,2 %
befriedigend
32,8 %
32,8 %
22,1 %
14,5 %
16,0 %
ausreichend
13,7 %
3,1 %
7,6 %
3,1 %
6,1 %
mangelhaft
2,3 %
0,0 %
3,1 %
4,6 %
1,5 %
nutze ich nicht
2,3 %
35,9 %
9,2 %
67,2 %
45,0 %
Grundsätzlich kann man aus Tabelle 3 ersehen, dass die Studierenden der Hengeler
Mueller-Bibliothek mit dem juristischen Bestand zufrieden sind. Auffällig ist jedoch,
dass 45 % der Studierenden die Loseblattsammlung nicht nutzen und auch die
elektronischen Kommentare von geringem Interesse sind. Zu verbessern wäre der
Bestand laut den Studierenden durch die Anschaffung von Fallsammlungen, mehr
aktuelle Ausgaben von Lehrbüchern sowie Kommentaren. In Tabelle 4 wird die
Zufriedenheit mit den bibliothekarischen Dienstleistungen dargestellt.
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
142
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 11 – Page 131–145
Insgesamt werden die Leistungen der Bibliothek als zufriedenstellend bewertet.
Wie auch schon bei den Doktoranden wird der Auskunftsdienst des Bibliothekspersonals von 40 % der Studierenden als sehr gut bewertet. Jedoch werden sowohl die
Servicedienstleistungen als auch weitere Online-Bibliothekskataloge, der CD-ROMPool und der virtuelle Infoplatz von etwa der Hälfte der Studierenden gar nicht
genutzt. Die Studierenden merken zum einen an, dass sie eine Erweiterung des
Datenbankenangebots wünschen. Zum anderen bemängeln sie die häufig nicht funktionierende Technikausstattung. Ein großer Wunsch besteht ebenfalls darin, die
Signaturbeschilderung zu verbessern.
Im Gegensatz zu den Doktoranden bewerten die Studierenden die technische
Ausstattung der Bibliothek als befriedigend. Mit der Anzahl der technischen Geräte
wie Scanner, Kopierer und Computer sind die Studenten zufrieden. Die Funktionsfähigkeit des Internets und des WLANs sind jedoch verbesserungswürdig.
Auskunft
Möglichkeit
durch das Informations- v. AnschafBibliotheks- broschüren
fungsvorpersonal
schlägen
Tab. 4
Beurteilung der
bibliothekarischen
Dienstleistungen
der Hengeler
Mueller-Bibliothek
durch die
Studierenden
schnelle
Präsenz von
Neuerscheinungen
Elektronischer
Katalog
(OPAC)
Informationsgehalt der
Website
sehr zufrieden
39,7%
2,3%
16,0%
8,4%
18,3%
5,3%
zufrieden
35,9%
14,5%
19,8%
22,9%
42,0%
25,2%
befriedigend
12,2%
21,4%
17,6%
25,2%
14,5%
22,1%
ausreichend
3,1%
5,3%
12,2%
13,0%
6,9%
13,7%
mangelhaft
0,8%
4,6%
4,6%
7,6%
3,8%
3,8%
nutze ich nicht
8,4%
51,9%
29,8%
22,9%
14,5%
29,8%
weitere
OnlineBibliotheks
kataloge
Zugriff auf
CD-ROMPool
sehr zufrieden
11,5%
4,6%
18,3%
10,7%
11,5%
7,6%
zufrieden
28,2%
7,6%
38,9%
22,9%
28,2%
13,7%
befriedigend
16,0%
14,5%
19,8%
26,0%
22,9%
15,3%
ausreichend
2,3%
3,8%
9,2%
11,5%
12,2%
3,1%
mangelhaft
0,0%
4,6%
5,3%
8,4%
4,6%
3,1%
42,0%
64,9%
8,4%
20,6%
20,6%
57,3%
nutze ich nicht
Zugriff auf
Zugriff auf
Zugriff auf Möglichkeit
OnlineZeitschriften Kommentare des virtuellen
Datenbanken (elektronisch) (elektronisch Info-Platzes
Die Auswertung der Ergebnisse zur räumlichen Situation sowie zur Frage der
Öffnungszeiten decken sich mit denen der Doktoranden.
Die Arbeit der Mitarbeiter/innen wird von den Studierenden ebenso positiv bewertet wie von den Doktoranden. Sie erhalten mit sehr zufrieden Bestnoten. Die
»Präsenz« erhält mit 42 % ein zufrieden, die Erreichbarkeit der Mitarbeiter mit 42 %
ebenso. Lediglich die Erkennbarkeit der Aufgabenbereiche war nicht klar zuzuordnen
(befriedigend mit 38,5 %).
Ausblick
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl die Studierenden als auch die Doktoranden
insgesamt zufrieden mit den Leistungen der Hengeler Mueller-Bibliothek sind. Dennoch besteht Verbesserungsbedarf sowohl bei dem Bibliotheksbestand als auch bei der
räumlichen Situation. Letztere lässt sich aufgrund der architektonischen Gegebenheiten sicher nicht vollständig, wie gewünscht, verändern.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
143
SCHÜTTE 2009 |
B4Law – Benutzerbedarf und Angebotsoptimierung in der B bliothek der Bucerius Law School
Der Medienbestand der Bibliothek ist nach Angaben der Zielgruppen zwar
insgesamt gesehen breit genug gefächert, jedoch mangelt es an ausreichenden
Exemplaren im juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Bereich. So lässt sich
anhand der schriftlich abgegebenen Kommentare festhalten, dass notwendige
Basisliteratur (Lehrbücher, Kommentare, Zeitschriften u. a.) unbedingt vorhanden sein
muss. Auch der Online-Zugang zu Online-Datenbanken sollte sowohl übersichtlicher
als auch umfangreicher sein. Die 24-Stunden-Öffnung an sieben Tagen in der Woche
sollte die Bibliothek dringend beibehalten, weil dies ein wesentliches Merkmal dieser
Bibliothek sei und sie sich dadurch gegenüber anderen Bibliotheken auszeichnet.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass zur genaueren Untersuchung weitere
Erhebungen zur Bedarfsanalyse und Leistungsmessung in dieser Bibliothek sicher
sinnvoll wären, um den Bibliotheksbestand sowohl gezielter an die befragten Zielgruppen als auch an die Bedürfnisse anderer Hochschulangehöriger, wie beispielsweise Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter, anzupassen.
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Eingegangen: 2009-08-10
Anja Schütte
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
2008 abgeschlossenes Bachlorstudium Bibliotheks- und Informationsmanagement an der HAW Hamburg; 2008 Beginn des Masterstudiums
Informationswissenschaft und -management an der HAW Hamburg;
Praktika u. a. an der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg, Bibliothek des Ärztlichen Vereins Hamburg, Zentralbibliothek Recht Hamburg; Forschungs- und Praxisprojekt an der Hengeler Mueller-Bibliothek der Bucerius Law School
E-Mail:
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Wirkungsforschung und Wertmessung
in einer Stadtbibliothek
von Maren Messerschmidt und Maike Naskowski
Kurzfassung »Wirkungsforschung und Wertmessung« ist in Deutschland noch ein sehr junges Forschungsgebiet. Um die Forschung zu diesem Thema voranzubringen, wurde nun in Bad Oldesloe eine
Studie zur Wirkungsforschung und Wertmessung durchgeführt. Dies ist die zweite Studie in
diesem Forschungsgebiet in Deutschland. Die Ergebnisse der Studie wurden mit Hilfe von
Umfragen unter Nutzern und Nicht-Nutzern der Stadtbibliothek und einer Kosten-NutzenAnalyse ermittelt.
Deskriptoren Wirkungsforschung | Wirkungsmessung | Wertmessung | Leistungsmessung | Wertschöpfung |
ökonomische Wertschöpfung
Abstract
Impact and outcome measurement in the public library Bad Oldesloe
»Impact and outcome measurement« is a new area of research, especially in Germany. To
bring this subject forward, a study with the topic impact and outcome of a public library was
realised in the public library Bad Oldesloe. This is the second study with this topic in
Germany. The conclusions of this study were identified with a survey, where users and
nonusers of the library were asked. In addition to the study, a cost-benefit-analysis was made.
Keywords
Outcome | Impact | Outcome-Measurement | Measurement|
Einleitung
Im Zeitalter des Internets sehen sich Bibliotheken immer mehr einem Legitimationsdruck ausgesetzt. Oft wird die Behauptung aufgestellt, dass Bibliotheken überflüssig
sind, da nahezu alle Informationen im Internet zu beschaffen sind (vgl. POLL 2003,
S. 357). Darüber hinaus müssen sich die Bibliotheken auch noch mit einem Spardruck
auseinandersetzen, der durch die angespannte finanzielle Lage der geldgebenden
Stellen entsteht. Bibliotheken müssen deshalb »die Berechtigung ihrer Existenz bzw.
die Effizienz und Qualität ihrer erbrachten Leistung gegenüber der unterhalttragenden
Körperschaft und der allgemeinen Bevölkerung nachweisen« (BLANCK 2006, S. 18).
Studien zum Thema Wirkungsforschung und Wertmessung sind ein geeignetes
Mittel für Bibliotheken, um ihre Berechtigung nachzuweisen und sich dem Druck zu
stellen. Im deutschen Bibliotheks- und Informationswesen wird dem Thema Wirkungsforschung und Wertmessung im Vergleich zum Ausland allerdings bisher nur
wenig Aufmerksamkeit zuteil.
Während vor allem im englischsprachigen Ausland bereits eine Vielzahl von
Studien zur Wirkungsforschung und Wertmessung durchgeführt wurden (vgl.
IMHOLZ / WEIL ARNS 2007), gibt es in Deutschland bisher lediglich eine Studie im
Bereich der Öffentlichen Bibliotheken, die sich mit diesem Thema auseinander setzt,
nämlich die, die von BLANCK (2006) in drei Öffentlichen Bibliotheken Berlins
durchgeführt wurde.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
147
MESSERSCHMIDT / NASKOWSKI 2009 | Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
Um dieses noch junge Forschungsgebiet voran zu bringen, wurde nun im Rahmen
des Forschungs- und Praxissemesters des Masterstudiengangs Informationswissenschaft und -management an der HAW Hamburg eine Studie zum Thema Wirkungsforschung und Wertmessung in der Stadtbibliothek Bad Oldesloe durchgeführt. Im
Vordergrund dieser Studie stehen die Fragen »Welche Wirkung hat die Bibliothek auf
ihre Nutzer?« und »Welchen Wert haben deren Leistungen und Dienste für die
Kunden?«. Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, die Berechtigung der
Existenz der Stadtbibliothek Bad Oldesloe und die Effizienz und Qualität der erbrachten Leistungen nachzuweisen.
Stand der Forschung
In Deutschland gibt es im Gegensatz zu der Vielzahl von ausländischen Studien, wie
schon erwähnt, lediglich eine Studie. Diese Studie war Gegenstand einer Diplomarbeit
und wurde im Jahre 2005 unter dem Titel »Wert- und Wirkungsmessung in Bibliotheken« veröffentlicht. Diese Untersuchung ist eine empirische Studie zur ökonomischen
Wertschöpfung der Öffentlichen Bibliotheken in Berlin-Mitte. BLANCK (2006) führt
in ihrer Studie eine Nutzerbefragung in der Bibliothek mit Hilfe von Fragebögen und
Interviews durch und wertet die statistischen Daten der Bibliotheken aus, um eine
Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen und den Wert der Bibliotheken zu benennen.
Im englischsprachigen Raum gibt es im Gegensatz dazu vor allem in den USA eine
größere Anzahl von Studien zur Wirkungsforschung und Wertmessung. Tabelle1 stellt
einen Auszug der Studien dar, die in den USA im Zeitraum von acht Jahren in
verschiedenen Staaten durchgeführt worden sind.
Tab. 1 Überblick
der Studien aus
den USA (eigene
Darstellung nach
IMHOLZ / WEIL
ARNS 2007, S. 4)
Titel
Staat
Jahr
Economic Benefits of Public Libraries: Value for Money
Southwestern Ohio’s Return from Investment in Public Libraries
Ohio
2006
Tax Payer Return on Investment in Pennsylvania Public Libraries
Pennsylvania
2006
Carnegie Library of Pittsburgh: Community Impact and Benefits
Pennsylvania
2006
The Economic Value of the Port Jefferson Free Library in Suffolk
County, New York
New York
2006
The Seattle Public Library: Economic Benefits Assessment
Washington
2005
Placing Economic Value on the Services of Public Libraries in
Suffolk County
New York
2005
The Economic Impact of Public Libraries on South Carolina
South Carolina
2005
State of Florida Taxpayer Return on Investment in Public Libraries
Florida
2004
Economic Benefits and Impacts from Public Libraries in the State
of Florida
Florida
2001
Economic Importance of Arts and Cultural Attractions in Louisville
Kentucky
2000
Public Library Use in Pennsylvania: Identifying Uses, Benefits,
and Impacts
Pennsylvania
1998
Neben den Studien aus den USA wurden im englischsprachigem Raum noch
Studien in Kanada (The value of Canadian libraries : Impact, normative data and
influencing funders, 2005), in England (Measuring the economic impact of the British
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
148
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 12 – Page 147–156
Library, 2004), in Neuseeland (Measuring the added value of library and information
services : The New Zealand approach, 2000) und in Australien (Justifying the
economic value of public libraries in a turbulent local government environment, 1995)
durchgeführt (vgl. BLANCK 2006, S. 60).
Diese Auflistung einiger Studien aus dem englischsprachigen Raum machen
deutlich, wie umfangreich im Bereich Wirkungsforschung und Wertmessung gearbeitet wird. Außerdem ist zu erkennen, dass im Laufe der Jahre immer mehr Studien
durchgeführt werden, was auf ein großes Interesse schließen lässt, in diesem Gebiet
weiterzuforschen.
Diese Studien machen ebenfalls deutlich, dass verschiedene Aspekte der
Wirkungsforschung und Wertmessung untersucht werden. Es kann der finanzielle und
ökonomische Wert, der soziale Wert oder der finanzielle und soziale Wert einer
Bibliothek untersucht werden. Der soziale Wert alleine wird allerdings eher selten
untersucht, ein finanzieller Wert wird in den meisten Fällen mit untersucht (vgl.
IMHOLZ / WEIL ARNS 2007, S. 23).
Um den finanziellen und ökonomischen Wert der Bibliothek zu berechnen, wird
eine Kosten-Nutzen-Analyse verwendet und der Return on Investment berechnet. Um
eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführen zu können, werden die Nutzungsdaten der
einzelnen Dienstleistungen und Medien, der durchschnittliche Marktpreis für die
entsprechenden Dienstleistungen und Medien und das Jahresbudget der Bibliothek
benötigt. Die Nutzungsdaten werden mit den entsprechenden durchschnittlichen
Marktpreisen multipliziert und dem Jahresbudget der Bibliothek gegenübergestellt, so
dass ein 1 : x Relation entsteht. Für Bibliotheken ist eine Kosten-Nutzen-Relation von
1 : 3 oder mehr üblich, dies ergab eine Begutachtung von verschiedenen Studien, die
den Wert von Bibliotheken untersucht haben (vgl. IMHOLZ / WEIL ARNS 2007, S. 19).
Die Durchführung einer Kosten-Nutzen-Analyse ist eine übliche Methode bei der
Wirkungsforschung und Wertmessung und wird verwendet, um den finanziellen und
ökonomischen Wert einer Bibliothek zu berechnen.
Neben dem finanziellen und ökonomischen Wert wird auch oft der finanzielle und
soziale Wert einer Bibliothek ermittelt. Bei der Messung des finanziellen und sozialen
Wertes wird neben der Kosten-Nutzen-Analyse eine Umfrage unter den Bibliotheksnutzern und eventuell auch den Nicht-Nutzern durchgeführt. Mit Hilfe einer solchen
Umfrage lässt sich ermitteln, inwieweit die Bibliothek in den sozialen Alltag ihrer
Nutzer integriert ist und welches Ansehen die Einrichtung ›Bibliothek‹ bei den Nutzern und Nicht-Nutzern hat. Des Weiteren lässt sich mit Hilfe der Umfrage ein weiterer Return on Investment berechnen, nämlich den der Zeitinvestition. Hier wird der
Nutzer gefragt, wie viel Zeit er durchschnittlich für einen Bibliotheksbesuch aufwendet. Das so ermittelte Ergebnis wird mit dem Stundenlohn einer ungelernten Kraft
multipliziert. Dieser Wert wird wiederum mit den Besucherzahlen eines Jahres multipliziert und das Ergebnis dem Jahresbudget der Bibliothek gegenübergestellt. Dies ist
ebenfalls eine weit verbreitete Methode, um die Wertschätzung der Nutzer gegenüber
der Bibliothek auszudrücken (vgl. CARNEGIE LIBRARY OF PITTSBURGH PITTSBURGH
2006, S. 37-38). Die Studien, die nur den sozialen Wert einer Bibliothek untersuchen,
beschränken sich auf Umfragen. Hier wird der Wert der Bibliothek durch persönliche
Einschätzungen der Befragten ermittelt. Diese Wege werden zurzeit benutzt, um in
Bibliotheken eine Wirkungsforschung und Wertmessung durchzuführen.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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MESSERSCHMIDT / NASKOWSKI 2009 | Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
Es wird deutlich, dass der Bedarf an weiteren Studien dieser Art in Deutschland
hoch ist. Um diese Forschung nun weiterzubringen, wurde die Untersuchung in Bad
Oldesloe durchgeführt. Im Gegensatz zu der Studie in Berlin wurde hier versucht,
auch die Nicht-Nutzer in der Stadt zu befragen, um zu ermitteln, wie diese Bevölkerungsgruppe den Wert der Stadtbibliothek Bad Oldesloe für ihre Stadt einschätzt.
Diese Studie ist damit die zweite in Deutschland und die erste im Bundesland
Schleswig-Holstein.
Methodik
Um den Wert und die Wirkung der öffentlichen Bibliothek für die Bürger der Stadt
Bad Oldesloe untersuchen zu können, muss geklärt werden, was Wert und Wirkung
bedeutet. Des Weiteren muss ein geeignetes Messinstrument gefunden werden, mit
dem sich Wert und Wirkung messen lassen. Zunächst wird der Begriff ›Wert‹ näher
erläutert. Hier ist der ökonomische Wert der Bibliothek gemeint. Er wird einerseits
durch eine Befragung der Bürger der Stadt, also durch deren persönliche Einschätzung, ermittelt werden. Andererseits wird mit Hilfe statistischer Daten der Bibliothek
und einer Marktanalyse der Wert der Bibliothek, genauer gesagt der Return on
Investment, berechnet.
In den Sozialwissenschaften bezeichnet Wirkung »eine Veränderung, die sich […]
auf die personenbezogen definierten Objektbereiche Wissen, Einstellungen und Verhalten bezieht« (MERTEN 1999, S. 334). Weitere Begriffe für Wirkung sind ›Folgen‹,
›Einfluss‹ oder ›Effekt‹.
Die Wirkung auf die Bürger der Stadt wird ebenfalls mit Hilfe des Fragebogens
gemessen. Hier sollen die Befragten eine persönliche Einschätzung abgeben, ob und
welche Wirkung die Bibliothek auf deren Leben hat.
Die Studie findet in einem begrenzten Zeitraum von 23 Wochen statt. Aus diesem
Grund wird es nur einen Messzeitpunkt geben. Dieser Messzeitpunkt wird in die Mitte
des Untersuchungszeitraums gelegt, damit genug Zeit zur Vor- und Nachbereitung
bleibt.
Die Befragung wird im Zeitraum von drei Wochen vom 02.06.2009 bis zum
20.06.2009 während der gesamten Öffnungszeiten durchgeführt. Die Befragung der
Nutzer beginnt in der ersten Woche am Dienstag und Samstag, in der zweiten Woche
wird am Montag und am Freitag befragt und in der dritten am Donnerstag (mittwochs
ist die Bibliothek geschlossen). So wird an jedem Öffnungstag einmal befragt. An den
restlichen Öffnungstagen, an denen die zwei Forscherinnen nicht persönlich anwesend
sind, wird die Verteilung der Fragebögen von den Bibliotheksmitarbeitern übernommen. Ziel ist es, insgesamt 300 Nutzer zu befragen. Bei einer Nutzerzahl von 2 307 im
Jahr 2008 der über 16-Jährigen entspricht dies ungefähr 10 %.
Bevor die eigentliche Befragung beginnt, muss der entwickelte Fragebogen
zunächst mit Hilfe eines Prestests getestet werden. Hierbei wird kontrolliert, ob alle
Fragen für den Befragten verständlich sind und der Aufbau des Fragebogens von
ihnen nachvollziehbar ist. Außerdem kann so auch festgestellt werden, ob die Bearbeitungszeit angemessen ist. Die Ergebnisse des Pretests werden notiert und der Fragebogen wird daraufhin optimiert. Danach findet die tatsächliche Befragung statt.
Die Nutzer der Bibliothek werden direkt durch die Verteilung von Fragebögen in
den Räumlichkeiten der Bibliothek befragt. Von einer Online-Befragung wird
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 12 – Page 147–156
abgesehen, da bei solchen Befragungen oft mit niedrigen Rücklaufquote zu rechnen
ist. Des Weiteren hat die Stadtbibliothek Bad Oldesloe keine eigene Webpräsenz und
somit keine ideale Plattform, um eine Online-Befragung durchzuführen.
Die Stichprobenauswahl erfolgt willkürlich. Das heißt, der Vorgang der Stichprobenziehung wird nicht kontrolliert (vgl. DIEKMANN 2008). Jeder Nutzer, der zum
Zeitpunkt der Untersuchung in die Bibliothek kommt, kann zu einem potentiellen
Befragten werden, indem er von den zwei Forscherinnen oder dem Bibliothekspersonal angesprochen wird oder aus freien Stücken den Fragebogen ausfüllt.
Neben den Bibliotheksnutzern werden die Nichtnutzer befragt. Hierfür wurden die
Markttage Mittwoch und Samstag ausgewählt, da an diesen Tagen viele Bürger unterwegs sind. Hier wird versucht, so viele Nichtnutzer wie möglich zu befragen, es wird
aber keine genaue Anzahl angestrebt, es soll lediglich ein Trend festgestellt werden
können. Die Befragung läuft parallel zur Befragung der Nutzer. Die Nicht-Nutzer werden nicht aufgefordert, einen Fragebogen auszufüllen, das würde sich auf dem Markt
nicht realisieren lassen. Stattdessen werde ihnen fünf Fragen zur Bibliothek und ihrem
Wert bzw. ihrer Wirkung gestellt. Hier erfolgt die Stichprobenauswahl ebenfalls willkürlich.
Neben der Befragung erfolgt eine Inhaltsanalyse, genauer gesagt wird eine KostenNutzen-Analyse durchgeführt. Da in der Bibliothek Bad Oldesloe der finanzielle und
soziale Wert der Bibliothek ermittelt werden soll, werden neben den statistischen
Daten der Stadtbibliothek (der Wirschaftlichkeitsbericht 2008 und die Jahresstatistik
2008 mit dem Medienetat, den Ausleihzahlen, den Leserdaten und den Personaldaten)
auch die Ergebnisse der Umfrage zur Berechnung herangezogen. Mit Hilfe dieser
Daten kann die Kosten-Nutzen-Relation ermittelt und der Wert und die Wirkung der
Bibliothek aus ökonomischer Sicht betrachtet werden. Die Ergebnisse der Umfrage
mit den Nicht-Nutzern wird in der Berechnung nicht berücksichtigt, sie dienen
lediglich dazu, eine weitere Sichtweise über die Einrichtung Bibliothek zu erlangen.
Die Kosten-Nutzen-Relation wird berechnet und die Ergebnisse werden analysiert.
Durch die Kombination der Ergebnisse beider Untersuchungen wird der Wert der
Stadtbibliothek Bad Oldesloe ermittelt.
Die Ergebnisse der Befragung und der Kosten-Nutzen-Analyse werden aufbereitet
und der Bibliothek zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse sollen vor allem den
geldgebenden Stellen den Wert und die Wirkung der Bibliothek verdeutlichen, aber
auch der Öffentlichkeitsarbeit dienen.
Ergebnisse der Befragung
In den drei Befragungswochen konnten 414 Benutzer der Bibliothek befragt werden.
Da Fragebögen ungültig sind, stehen 411 Fragebögen für die Auswertung zur Verfügung. Befragt wurden Nutzer ab 16 Jahren. Somit wurden bei einer aktiven Nutzerzahl
von 2 307 im Jahr 2008 17,8 % befragt. Die wichtigsten Ergebnisse der Auswertung
der Fragebögen werden nun zusammengefasst vorgestellt.
Die 411 Befragten repräsentieren in Bezug auf Geschlecht und Alter gut die
Gesamtnutzer der Stadtbibliothek. So waren von den Befragten Personen etwa zwei
Drittel (71 %) weiblich und ein Drittel (25,8 %) männlich. Die gesamten Nutzer der
Bibliotheken verteilen sich mit 21,1 % männlichen und 78,9 % weiblichen Nutzern
sehr ähnlich. Gleiches gilt auch für die Altersstruktur der Befragten (siehe Tabelle 2).
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
151
MESSERSCHMIDT / NASKOWSKI 2009 | Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
Alter
Tab. 1
Altersstruktur der
befragten Bibliotheksbenutzer
befragte Nutzer
gesamte Nutzer
16 – 24
16,8 %
17,3 %
25 – 34
8,3 %
9,0 %
35 – 44
28,2 %
22,8 %
45 – 54
26,8 %
17,6 %
55 – 64
10,9 %
7,3 %
65+
8,0 %
6,2 %
75,4 % der befragten Nutzer benutzt die Bibliothek mehrmals im Monat und hält
sich bei einem Besuch durchschnittlich 52 Minuten in der Bibliothek auf. Ein Besuch
der Bibliothek wird häufig mit dem Einkaufen von Lebensmitteln (69,3 %), manchmal
mit Shoppen/Bummeln (64,3 %) und von 28,9 % auch manchmal mit dem Besuch von
Cafés und Restaurants verbunden.
Die Mehrheit der Befragten (93,9 %) stimmen der Aussage zu, dass die Bibliothek
Bad Oldesloe die Lebensqualität der Bürger der Stadt erhöht. Diese Zahl zeigt die
große Wirkung, die die Bibliothek auf die Lebensqualität der Bürger der Stadt hat. Der
Beitrag der Bibliothek zur persönlichen Lebensqualität mit 79,4 % und zur persönlichen Informationsversorgung mit 76,6 % wird ebenfalls hoch bewertet. Außerdem
trägt die Nutzung der Bibliothek zum persönlichen Vergnügen bei (92,2 %), erweitert
das Wissen (86,4 %), steigert die Lesefreude (84,9 %) und verbessert die Fähigkeit
sich Informationen zu beschaffen (62,5 %).
233 der 411 Befragten, also über der Hälfte, hat die Nutzung der Angebote der
Bibliothek bei der Weiterbildung und 160 Befragten bei schulischen Aufgaben
geholfen. Zudem hilft die Bibliothek 152 der befragten Nutzer, produktiver in ihrer
derzeitigen Tätigkeit zu sein, hat in letzter Zeit 47 Befragten bei dem Umgang mit
persönlichen Finanzen, 24 bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch und
immerhin 19 Menschen bei der Suche nach einem Job geholfen. Auch hier wird die
positive Wirkung der Bibliothek auf die Bürger deutlich.
Würde die Stadtbibliothek schließen, gaben die Nutzer an, dass sie durchschnittlich
218,30 Euro pro Jahr ausgeben müssten, um ihren Medienbedarf (Bücher, Zeitschriften, CDs, DVDs usw) weiterhin zu decken. Die benötigten Medien würden sich die
Nutzer im Falle einer Schließung der Bibliothek in Bad Oldesloe vorrangig im Buchhandel (84,6 %) und im Internet (75,2 %), gefolgt vom Flohmarkt (46,3 %), Videotheken (29,2 %) und Antiquariaten (18,9 %) beschaffen. 21,6 % der Befragten nannten
noch weitere Alternativen zur Beschaffung der Medien, darunter vor allem andere
Bibliotheken oder den Austausch mit Freunden (siehe Bild 1). Die hohen Prozentzahlen kommen durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung bei dieser Frage
zustande.
Mit einer weiteren Frage sollte ermittelt werden, wie viel Geld den Nutzern ihr
Bibliotheksausweis wert ist. Für wie viel Geld sie ihn also jemandem verkaufen
würden. Dabei zeigte sich, dass fast die Hälfte der Befragten (49,9 %) ihren Ausweis
für kein Geld der Welt hergeben würde. Die restlichen Befragten würden bei durchschnittlich 40 Euro schwach werden und ihren Ausweis verkaufen.
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 12 – Page 147–156
Bild 1 Alternative
Beschaffung von
Medien durch die
Bibliotheksnutzer
Die Ergebnisse zeigen, dass die Stadtbibliothek einen hohen Wert und eine positive
Wirkung auf deren Nutzer hat. Der Besuch der Bibliothek ist in den Alltag der Nutzer
integriert und hilft ihnen verschiedenste Aufgaben zu bewältigen Zusätzlich sparen die
Nutzer durch die Nutzung der Medien Geld. Der Wert und die Wirkung auf die Benutzer der Bibliothek sind nun bekannt. Doch auch die Wirkung auf die Nicht-Nutzer
wurde untersucht und die gewonnenen Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt.
An zwei Markttagen in Bad Oldesloe wurden insgesamt 154 Passanten zufällig
angesprochen und gebeten, an einer kurzen Befragung zur Bibliothek teilzunehmen.
68 Passanten (44,2 %) nahmen teil und 86 Passanten (55,8 %) lehnten eine Teilnahme
ab. 43 der Befragten sind weiblich und 25 männlich. Von den 68 Befragten besitzt
etwa jeder fünfte (22,1 %) einen gültigen Bibliotheksausweis und wurde deshalb von
der Befragung ausgeschlossen, da nur Nicht-Nutzer interviewt werden sollten. Die
befragten Bürger nannten am häufigsten keinen
Bild 2 Gründe für
Nicht-Nutzung der
Bibliothek
Bedarf und keine Zeit als Gründe die Bibliothek in Bad Oldesloe nicht zu nutzen.
Weitere Gründe waren: einen anderes Familienmitglied besitzt einen Ausweis, keine
Ahnung, kein Interesse, zu teuer, Ausweis für eine andere Bibliothek und zu kurze
Leihfristen (siehe Bild 2).
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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MESSERSCHMIDT / NASKOWSKI 2009 | Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
90,4 % der befragten Nicht-Nutzer sehen die Bibliothek als ein notwendiges Angebot und nur 9,6 % empfinden die Bibliothek als einen kulturellen Vorzug, jedoch nicht
als unbedingt erforderlich in einer Stadt. Ebenfalls positiv äußerten sich die Befragten
zu der Frage, ob es in Ordnung sei, dass öffentliche Gelder in Bibliotheken investiert
werden. Nur zwei Nicht-Nutzer antwortet auf diese Frage mit nein.
Abschließend wurden die Passanten gebeten, folgende Aussage zu bewerten: »Die
Stadtbibliothek Bad Oldesloe erhöht die Lebensqualität der Bürger dieser Stadt«. Für
42 Nicht-Nutzer trifft diese Aussage zu, für neun teilweise und für einen nicht.
Trotz der geringen Anzahl der befragten Nicht-Nutzer ist ein klarer Trend zu
erkennen. Die Bibliothek hat auch für Nicht-Nutzer einen hohen Wert und erhöht die
Lebensqualität der Bürger der Stadt Bad Oldesloe.
Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse
Weitere Ergebnisse wurden durch die Kosten-Nutzen-Analyse ermittelt. Hier wurde
der Return on Investment (RoI) für die Stadtbibliothek Bad Oldesloe ermittelt. Dieser
RoI setzt sich aus drei verschiedenen Kosten-Nutzen-Analysen zusammen. Zunächst
wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt, indem den einzelnen Produkten und
Dienstleistungen der Bibliothek der Preis zugeordnet wurde, der auf dem freien Markt
verlangt wird (s. Tabelle 3).
Produkte &
Dienstleistungen
ermittelter
Marktpreis in Alternativen
Euro
geschätzter
ökonomischer
Wert in Euro
Sachliteratur
56.353
16,67 €
939.404,51 €
Schöne Literatur
36.299
14,45 €
524.520,55 €
Kinder- und Jungendliteratur
65.392
11,21 €
732.717,36 €
CDs/Kassetten/Hörbücher
62.537
15,33 €
Videos/DVDs
51.937
15,10 €
8.137
16,19 €
131.738,03 €
908
16,44 €
14.927,52 €
Andere Medien (Karten usw)
1.078
8,14 €
8.774,92 €
Zeitschriften
9.537
3,00 €
28.611,00 €
Klassenführungen
15
31,00 €
–
465,00 €
Veranstaltung
28
31,00 €
–
868,00 €
CD-ROMs/DVD-ROMs
Spiele
Tab. 3
Marktpreisanalyse
(Quelle für die
ermittelten Marktpreise (vgl. BZ SH
2008)
Nutzungsdaten 2008
Gesamtjahresumsatz 2008
Buch-bzw.
Einzelhandel
958.483,75 €
784.248,70 €
4.124.759,34 €
Die Marktpreisanalyse ergibt, dass die Bibliothek mit ihren Produkten und Dienstleistungen im Jahr 2008 auf dem freien Markt einen Umsatz von 4 125 759,34 Euro
erzielt hätte. Wird dieser Umsatz nun den Kosten der Bibliothek im Jahr 2008
(418 975,87 Euro) gegenüber gestellt ergibt sich ein Return on Investment von 1:9,84.
Jedem investierten Euro steht also ein durch die Bibliothek erwirtschafteter Mehrwert
von 9.84 Euro gegenüber.
Eine weitere Kosten-Nutzen-Analyse wurde durchgeführt, indem die Nutzer der
Bibliothek gefragt wurden, wie viel sie bei einer Schließung der Bibliothek ausgeben
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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müssten, um ihren Medienbedarf weiter zu decken. Die Nutzer gaben durchschnittlich
218,30 Euro an. Dieser Wert wird mit der Anzahl der aktiven Nutzern der Bibliothek
Bad Oldesloe (4 636) multipliziert, womit sich ein Jahresumsatz von 1 012 038,80
Euro ergibt. Dieser Umsatz wird wieder den Kosten der Bibliothek im Jahr 2008
(418 975,87 Euro) gegenüber gestellt, so dass sich ein Return on Investment von
1 : 2,42 ergibt. Jeder investierte Euro ist also 2,42-mal so viel wert.
Die letzte Kosten-Nutzen-Analyse versucht, die Zeit, die von den Nutzern für einen
Bibliotheksbesuch investiert wird, zu bewerten. Um diesen Geldwert berechnen zu
können, wurden die Nutzer in der Umfrage gefragt, wie viel Zeit ein Bibliotheksbesuch durchschnittlich in Anspruch nimmt. Die Umfrage ergab, dass ein Bibliotheksbesuch durchschnittlich 52 Minuten in Anspruch nimmt. Bei einem Stundenlohn einer
un- bzw. angelernten Kraft von 8,85 Euro (vgl. ÖFFENTLICHER DIENST 2009) und
120.153 Bibliotheksbesuchen im Jahr 2008 ergibt sich ein Umsatz von 921.567,00
Euro. Dieser Umsatz wird abermals den Kosten der Bibliothek im Jahr 2008
(418 975,87 Euro) gegenüber gestellt, wodurch sich ein RoI von 1 : 2,2 ergibt. Jeder
investierte Euro ist also 2,20 Euro wert.
Eine Kombination dieser drei Kosten-Nutzen-Analysen ergibt einen RoI von
1 : 4,82. Die Gesamteinschätzung ergibt also, dass die Stadtbibliothek Bad Oldesloe im
Verhältnis zu ihren Kosten mehr als viermal so viel wert ist. Da für Bibliotheken eine
Kosten-Nutzen-Relation von 1 : 3 oder mehr üblich ist, ist das Ergebnis der KostenNutzen-Analyse für die Stadtbibliothek Bad Oldesloe durchaus zufrieden stellend.
Fazit
Die Umfragergebnisse zeigen deutlich, dass sowohl die Nutzer als auch die NichtNutzer der Stadtbibliothek Bad Oldesloe den Wert und die Wirkung der Bibliothek
hoch einschätzen. Für die Bürger der Stadt ist die Bibliothek fester Bestandteil des
Stadtbildes und ein Verzicht kaum vorstellbar. Dieses Ergebnis wird durch die
Kosten-Nutzen-Analyse bestätigt.
Da es in Deutschland erst eine Studie gibt, die ebenfalls eine Kosten-NutzenAnalyse durchgeführt hat, können die Ergebnisse nur mit den Ergebnissen dieser
Studie verglichen werden. Die Kosten-Nutzen-Analyse für die Bibliotheken in BerlinMitte ergab bei der Gesamtbetrachtung einen RoI von 1 : 3,2. Der RoI für die Stadtbibliothek Bad Oldesloe liegt noch darüber.
Stärker abweichend ist allerdings das Ergebnis der Marktpreisanalyse. Für die
Stadtbibliothek wurde hier ein RoI von 1 : 9,84 ermittelt, die Bibliotheken Berlin-Mitte
haben hier lediglich einen RoI von 5,6 erreicht. Dies lässt sich dadurch erklären, dass
die Bibliotheken Berlin-Mitte im Jahrdeutlich mehr Kosten haben (elfmal soviel) als
die Bibliothek Bad Oldesloe, im Gegensatz dazu aber nur achtmal so viele Ausleihen.
Um die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse der Stadtbibliothek Bad Oldesloe
richtig einordnen zu können, sind allerdings Studien notwendig, die den Wert anderer
Bibliotheken Schleswig-Holsteins mit ähnlichen Grundvoraussetzungen und Strukturen berechnen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Studie zur Wirkungsforschung und Wertmessung in der Stadtbibliothek Bad Oldesloe das Forschungsgebiet in Deutschland
weiter vorangetrieben hat. Nur durch weitere Studien lässt sich dieses Thema in den
Vordergrund rücken, so dass immer mehr Bibliotheken dazu bereit sind, ihre Biblio-
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
155
MESSERSCHMIDT / NASKOWSKI 2009 | Wirkungsforschung und Wertmessung in einer Stadtbibliothek
thek in Hinblick auf Wert und Wirkung zu untersuchen. Die Studie in Bad Oldesloe
bietet eine weitere Grundlage für Bibliotheken ähnliche Studien durchzuführen und
eine weitere Möglichkeit, die so gewonnenen Ergebnisse einzuordnen.
Die Studie macht deutlich, dass die Stadtbibliothek Bad Oldesloe sich rechnet und
auszahlt.
Literatur
IMHOLZ / WEIL ARNS 2007 IMHOLZ, Susan ; WEIL ARNS, Jennifer: Worth Their Weight : an Assessment of the Evolving
Field of Library Valuation. New York : Americans for Libraries Council, 2007
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DIEKMANN 2008 DIEKMANN, Andreas: Empirische Sozialforschung : Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 19. Aufl.
Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verl., 2008 (Rororo : Rowohlts Enzyklopädie ; 55678)
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MERTEN, Klaus: Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Bd. 1: Grundlagen der Kommunikationswissenschaft. Münster : LIT, 1999 (Aktuelle Medien- und Kommunikationsforschung ; Bd. 1,1)
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oeffentlicher-dienst.info/ (Abruf: 2009-08-09)
POLL 2003
POLL, Roswitha: Kann man die »Wirkung« von Bibliotheken messen? : Internationale Projekte zu
»impact« und »outcome« in öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken. In: BENKERT, Hannelore
(Hrsg.) ; ROSENBERGER, Burkard (Hrsg.) ; DITTRICH, Wolfgang (Hrsg.): Die Bibliothek zwischen Autor
und Leser. 92. Deutscher Bibliothekarstag in Augsburg 2002. Frankfurt am Main : Klostermann, 2003
(Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : Sonderheft ; 84), S. 357–369
Eingegangen: 2009-08-10
Maren Messerschmidt geboren am 03.05.1986 in Hamburg, hat einen Bachelorabschluss im
Bibliotheks- und Informations-management und studiert zurzeit den
Master Informationswissenschaften und -management an der HAW
Hamburg
E-Mail:
Maike Naskowski
geboren am 09.11.1984 in VS-Villingen, hat einen Bachelorabschluss
im Bibliotheks- und Informations-management und studiert zurzeit den
Master Informationswissenschaften und -management an der HAW
Hamburg
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
156
Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen
Vergleich mit der Initiative »Deutschland
liest. Treffpunkt Bibliothek«
von Katharina Bonke und Katharina Waack
Kurzfassung Der Artikel beschreibt die erste deutsche Bibliothekskampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« und vergleicht sie mit namenhaften internationalen Kampagnen. Des Weiteren wird die Umsetzung der Kampagne in Hamburg und eine dafür durchgeführte BestPractice-Recherche dargestellt.
Deskriptoren Best-Practice-Analyse │ Bibliothekskampagne │ Deutschland | Kulturmanagement │
Pressearbeit|
Abstract
Best practice analysis of library media campaigns in an international comparison with the initiative »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
The paper describes the first german library campaign „Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek“ and compares it with known international campaigns. Moreover it will be presented the
implementation of the campaign in Hamburg and a best practice analysis for Hamburg.
Keywords
best practice analysis │ library campaign
press relations|
│ Germany | cultural management │
Einführung
Kathedralen des Wissens, Portale zur Vergangenheit und Zukunft oder Mediensammlungen. Bibliotheken haben viele verschiedene Bedeutungen und sind vor allem
eines: wichtig für die Bildung. Des Weiteren tragen sie dazu bei, das kulturelle Erbe
zu bewahren, sie garantieren den Zugang zu Informationen, sie sind Bildungspartner,
kulturelle Treffpunkte und sie netzwerken und kooperieren mit zahlreichen anderen
Bildungseinrichtungen (vgl. DBV 2009a). Doch Bibliotheken haben ein Problem: sie
werden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Aus diesem Grund wurde im Jahr
2008 die Bibliothekskampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« ins Leben
gerufen, mit deren Hilfe versucht wird, Bibliotheken verstärkt in den Fokus der
Öffentlichkeit zu rücken. Das studentische Forschungsprojekt »Deutschland liest.
Treffpunkt Bibliothek« in Hamburg – Analyse der deutschen Bibliothekskampagne und
Erarbeitung von innovativen Handlungsempfehlungen für zukünftige Veranstaltungen
hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hamburger Bibliotheken und speziell das
Planungskomitee, welches sich mit der Bibliothekskampagne in Hamburg befasst, bei
ihrer zukünftigen Veranstaltungsplanung zu unterstützen. Dies bedeutet einerseits,
dass die deutsche Bibliothekskampagne vorgestellt und mit anderen internationalen
Kampagnen verglichen wird, dass die Veranstaltungen in Hamburg mit denen in
anderen Städten Deutschlands verglichen werden und andererseits, dass Hinweise zur
Planung von Veranstaltungen gegeben werden. Am wichtigsten war es jedoch BestPractice-Beispiele zu finden und zusammenzustellen auf deren Grundlage zukünftige
Veranstaltungen in Hamburg geplant und durchgeführt werden können.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
157
BONKE / WAACK 2009 | Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich
Da die Bibliothekskampagne im Jahr 2008 zum ersten Mal stattgefunden hat und
somit noch sehr jung ist, wurden bisher noch keine ausführlichen Forschungsberichte
veröffentlicht. Aus diesem Grund ergeben sich die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes vor allem durch eine umfangreiche Literatur- und Internetrecherche (als
erster Einstieg diente hier die Homepage der »Deutschland liest«-Kampagne) und
durch die Analyse der Veranstaltungen.
Der folgende Artikel fasst die wichtigsten Ergebnisse des Projektes zusammen, so
dass ein kleiner Einblick in das Forschungsprojekt gewonnen werden kann. Dabei
wird sowohl die deutsche Bibliothekskampagne als auch einige internationale
Bibliothekskampagnen vorgestellt, die Bibliothekskampagne in Hamburg und die
Best-Practice-Recherche sowie einige Ergebnisse beschrieben.
Deutschland feiert Bibliotheken –
die erste Bibliothekskampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
Bild 1 Logo der
deutschen Bibliothekskampagne
(Bildquelle: DBV
2009f)
HAW Hamburg
Um die Arbeit von Bibliotheken noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken,
wurde im Jahr 2008 die Bibliothekskampagne »Deutschland liest. Treffpunkt
Bibliothek« (s. Bild 1) vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) koordiniert. Der
Hintergrund war ein Seminar der ekz und der
Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen im
November 2006. Dort äußerten die Teilnehmer den Wunsch, nach den erfolgreichen
Modellen anderer Länder, auch in Deutschland eine bundesweite Kampagne für Bibliotheken durchzuführen. Laut BENTELE (2005,
S. 588) ist eine Kampagne »eine dramaturgisch angelegte, thematisch begrenzte,
zeitlich befristete kommunikative Maßnahme zur Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit«. Da mit der Bibliothekskampagne vor allem der Fokus der Öffentlichkeit
erreicht werden soll, wurde eine bundesweite Aktionswoche für das Jahr 2008 geplant,
welche gleichzeitig die Auftaktveranstaltung für weitere jährliche Bibliothekskampagnen sein sollte. Unterstützt wird die Aktion durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung und zahlreiche Sponsoren. Schirmherr der Kampagne ist
Bundespräsident Horst Köhler (vgl. DBV 2009b).
Die Ziele der Aktion sind es, die Arbeit zahlreicher Bibliothekarinnen und
Bibliothekare für Leseförderung und Medien- und Informationskompetenz zu
würdigen, die Bedeutung der Bibliotheken für Bildung, Wissenschaft, Leseförderung
und integrative Kultur in der breiten Öffentlichkeit darzustellen und bibliothekspolitische Aufmerksamkeit für Forderungen nach Bibliotheksgesetzen und Bibliotheksentwicklungspläne zu erreichen. Außerdem ist es den Initiatoren wichtig, dass
Bibliotheken verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen (vgl.
SCHLEIHAGEN 2008).
Damit die Bibliothekskampagne ein Erfolg wird, wurden die Bibliotheken in ganz
Deutschland dazu aufgefordert, sich vom 24. bis 31. Oktober 2008 mit außergewöhnlichen Präsentationen, Ausstellungen, Vorlesestunden, Aktionen und Bibliotheksnächten daran teilzunehmen. Gerade dem Engagement zahlreicher Mitarbeiter
Öffentlicher und Wissenschaftlicher Bibliotheken ist es zu verdanken, dass die
Bibliothekswoche insgesamt ein voller Erfolg war.
| Department Information, 2009
158
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 13 – Page 157–167
So haben die Bibliotheken im letzten Jahr 4210 Veranstaltungen in der Veranstaltungswoche angeboten. Die folgenden Darstellungen (s. Bild 2) zeigen, welches
Bundesland dabei Spitzenreiter war und welcher Veranstaltungstyp am häufigsten
angeboten wurde.
Bei den Bundesländern muss natürlich beachtet werden, dass die einzelnen
Bundesländer nicht über die gleichen Gegebenheiten verfügen (Größe, Anzahl der
Einwohner und Bibliotheken usw.).
Bild 2 Rangliste
nach Bundesländern und Veranstaltungstyp
Die nächste »Deutschland liest«- Woche findet vom 06. bis 13. November 2009,
erstmals in Verbindung mit dem nationalen Vorlesetag am 13. November statt.
Dadurch erhoffen sich die Initiatoren, dass beide Veranstaltungen durch gezielte
Werbung voneinander profitieren. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt (Stand: 2009-08-10)
haben die Bibliotheken 694 Veranstaltungen für das Jahr 2009 in den Veranstaltungskalender auf der Homepage eingetragen (vgl. DBV 2009d).
Blick über den Tellerrand – die Internationalen Bibliothekskampagnen
Großes Vorbild für die deutsche Bibliothekskampagne war die österreichische
Bibliothekswoche »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek«. Aber auch in anderen
Ländern hat man längst begriffen wie wichtig es ist, Bibliotheken im Bewusstsein der
Öffentlichkeit zu verankern. So werden beispielsweise Bibliothekskampagnen in
Australien, Bulgarien, Irland, Kanada, Neuseeland, Nordeuropa und den USA ausgerichtet. Aber auch in zahlreichen anderen Ländern, wie zum Beispiel in Südafrika,
den Niederlanden oder der Türkei, werden Bibliothekskampagnen veranstaltet. Leider
standen hier keine deutsch- bzw. englischsprachigen Informationen zur Auswertung
zur Verfügung. Aus diesem Grund konzentrierte man sich im Rahmen des studentischen Forschungsprojektes vor allem auf die bereits oben genannten Länder. Die
interessantesten Bibliothekskampagnen werden im folgendem kurz vorgestellt.
Eine Bibliothekskampagne die schon seit über 35 Jahren, nämlich seit 1973,
existiert, ist die neuseeländische »Library Week«. Sie wird vom neuseeländischen
Bibliotheksverband (LIANZA, New Zealand Library Association) initiiert und das
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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BONKE / WAACK 2009 | Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich
Bild 3 Rangliste
nach Bundesländern und Veranstaltungstyp
(Bildquellen:
LIBRARY WEEK
2009b; NORDIC
LIBRARY WEEK
2008; BVÖ 2009c;
ALA 2008b)
Hauptziel der Kampagne ist auch hier die Bibliotheken und das Bibliothekswesen
Neuseelands zu feiern, die Bibliotheken in der Öffentlichkeit zu fördern und ihnen
eine Plattform zu geben, auf der sie ihre Vorteile und Möglichkeiten für die Gesellschaft darstellen können (vgl. LIBRARY WEEK 2009a). Jedes Jahr steht die Library
Week unter einem anderen Thema und in diesem Jahr lautet es: »Escape, Explore,
Discover : Ki te whai ao, ki te ao mārama« (Entfliehen, Erforschen entdecken). Das
Thema erwacht durch die Plakate der Bibliothekswoche (s. Bild 3) zum Leben. Die
Botschaft ist, dass Neuseelands Bibliotheken die Flucht in eine Welt der Entdeckung
und Erforschung ermöglichen, die eine Bereicherung ist und positive Erfahrungen mit
sich bringt (vgl. LIBRARY WEEK 2009b). Um in diesem Jahr noch mehr Menschen für
die öffentlichen Bibliotheken zu gewinnen soll die »Library Week« mit der
großzügigen Unterstützung des Verbandes der Public Library Manager (APLM) mit
einer Plakat-Kampagne auf den Straßen der großen Metropolen gebracht werden!
Auch in Nordeuropa gibt es seit 1997 eine Bibliothekskampagne, die »Nordic
Library Week« (s. Bild 3). Das Besondere hier ist, das sich die Länder Dänemark,
Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Åland Inseln, Faröer Inseln und Grönland in
der Vereinigung der nordischen Verbände (Federation of the Norden Associations)
zusammengeschlossen haben. Ziel ist die Förderung und Verbesserung der nordischen
Zusammenarbeit auf allen Ebenen, insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur,
Arbeitsmarkt, Industrie, Medien, internationale Hilfe und Umweltschutz (vgl. NORDEN 2009). Die Idee hinter der »Nordic Library Week« war und ist, die gemeinsame
nordische Kultur, insbesondere die nordische Literatur zu fördern und seit Beginn
wird sie mit einer speziellen Zeremonie eröffnet: Die elektrischen Lichter werden
gelöscht, die Kerzen leuchten und der gleiche Text wird zum selben Zeitpunkt in allen
teilnehmenden Bibliotheken laut gelesen. Thema diesen Jahres ist »Krieg und Frieden
in den Nordischen Ländern« (vgl. NORDIC LIBRARY W EEK 2009).
Als Vorbild für die deutsche Bibliothekskampagne gilt vor allem die
österreichische Bibliothekswoche »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek« (s. Bild 3),
welche im Jahr 2006 ins Leben gerufen wurde und seit dem jährlich immer eine
Woche vor dem österreichischen Nationalfeiertag am 26. Oktober stattfindet. Der
Initiator ist der Büchereiverband Österreich (BVÖ). Auch bei dieser Bibliothekskampagne soll die »Lust am Lesen« in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt
werden und so nehmen auch in Österreich zahlreiche Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken an der Kampagne teil und veranstalten zahlreiche Aktionen, wie
Literaturwanderungen, Lesenächte oder Literatur-Cafés (vgl. BVÖ 2009a). Unterstützt
wird die Kampagne von verschiedenen Partnern (u. a. dem Bibliothekswerk) und
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
160
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 13 – Page 157–167
zahlreichen prominenten Personen aus den Bereichen Musik, Sport, Politik, Kirche
und Wirtschaft, welche auf Plakaten für die Kampagne werben. Am 26. November
2008 wurde der österreichische »Staatspreis Public Relations« für die Bibliothekskampagne vergeben, zum ersten Mal an eine Bildungseinrichtung (vgl. BVÖ 2009b).
Seit dem Jahr 1958 findet in den USA die »National Library Week« statt und zählt
somit ebenfalls zu den »ältesten« Bibliothekskampagnen der Welt. Die Aktionswoche
basiert auf der Idee, dass wenn Menschen zum Lesen motiviert werden, diese auch die
Bibliotheken besuchen. Dieses Ziel versuchen die Initiatoren, die »American Library
Association« (ALA), Jahr für Jahr umzusetzen. Auch bei dieser Kampagne wechselt
das Motto jährlich nur der Monat bleibt stets der gleiche. So fand die diesjährige
Bibliothekswoche vom 12. bis 18. April unter dem Motto »Worlds connect @ your
library« statt. Interessant ist, dass für jedes Jahr ein Ehrenvorsitzender ernannt wird (s.
Bild 3). Im Jahr 2009 war es die bekannte Schauspielerin und Bestsellerautorin Jamie
Lee Curtis (vgl. ALA 2009a).
Eines ist eindeutig. Alle hier aufgeführten Bibliothekskampagnen, der verschiedensten Länder, verfolgen ein gemeinsames Ziel. Bibliotheken und Bibliothekare
sollen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Man will die Arbeit der Bibliothekare und die Bibliotheken als wichtige kulturelle Einrichtung »feiern« und im
Bewusstsein der Öffentlichkeit verankern.
Viele der Kampagnen werden schon seit Jahren und teilweise seit Jahrzehnten
durchgeführt. Dementsprechend verfügen die Initiatoren über umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Organisation. Hier hat Deutschland als sogenannter »Neuling«
natürlich noch einiges aufzuholen. Aber es können sich auch Vorteile ergeben und
man hat die Möglichkeit von den Erfahrungen der anderen Länder und Bibliotheken
zu profitieren.
Der Termine der Kampagnen ziehen sich durch das ganze Jahr: Frühjahr, Sommer,
Herbst oder Winter. Aber fast alle Kampagnen finden an einem festen, immer wieder
kehrenden Zeitpunkt statt. Durch diese Regelmäßigkeit können sich die Besucher
darauf einstellen und auch in den folgenden Jahren im gleichen Zeitraum mit zahlreichen Veranstaltungen rechnen. Dies bedeutet auch, dass die Bibliothekskampagne
in den nächsten Jahren wieder erkannt wird und somit die Bibliotheken noch mehr in
das Bewusstsein der Bevölkerung rücken.
Für die Zukunft sollte auch für die deutsche Kampagne ein fester Termin gefunden
werden, um auch diese neben den zahlreichen anderen Literatur- und Kulturveranstaltungen innerhalb von Deutschland zu etablieren. So könnte die Bibliothekswoche,
wie in diesem Jahr, den nationalen Vorlesetag (13. November) einschließen oder in
der Woche um den nationalen Tag der Bibliotheken (24. Oktober) stattfinden. Diese
»Eckpfeiler« würden auch das Bewerben der Bibliothekskampagne erleichtern.
Die Dauer der Kampagnen reichen von einer Bibliothekswoche bis hin zu einem
Bibliotheksmonat. Da eine Kampagne einen großen Organisationsaufwand bedeutet,
sollte auch in Deutschland die Bibliothekswoche beibehalten werden. Der Erfolg im
letzten Jahr sprach dafür, dass eine Bibliothekswoche durchaus den gewünschten
Erfolg hatte und dies beizubehalten, würde den Wiedererkennungswert der Kampagne
steigern. Sehr auffällig war auch, dass die meisten Initiatoren ihre Kampagnen unter
wechselnde Themen stellen. Dies ist durchaus sinnvoll, da es die Zusammengehörigkeit und -arbeit der einzelnen Bibliotheken und deren Mitarbeiter unterstreicht.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
161
BONKE / WAACK 2009 | Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich
Man darf gespannt sein, was die Bibliotheken anderer Länder in den kommenden
Jahren auf die Beine stellen werden. Deutschland kann und sollte sich davon inspirieren lassen, um von den guten Ideen profitieren zu können, denn letztlich soll ja ein
gemeinsames Ziel erreicht werden: Bibliotheken und ihre Arbeit mehr zu bewerben.
»Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« in Hamburg
Die Hamburger Bibliotheken haben im Jahr 2008 bewiesen, dass eine Zusammenarbeit verschiedenster Bibliotheken im Rahmen der deutschen Bibliothekskampagne
»Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« dazu führen kann, eine besondere und vor
allem eine gemeinsame Veranstaltung zu initiieren. So wurde die Veranstaltung »Viel
Köpfchen« in der Europapassage geplant und durchgeführt.
Im Rahmen des Projektes wurde diese Veranstaltung vorgestellt, evaluiert und
es wurde auch auf den Aspekt der Medienresonanz eingegangen. Desweiteren wurden die Veranstaltungen einzelner Hamburger Bibliotheken evaluiert und vorgestellt.
Dies soll als Grundlage dazu dienen, Hamburg mit anderen Städten in Deutschland
zu vergleichen und aus diesem Vergleich Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Hier
wurden die Städte Berlin, Bremen, Frankfurt am Main, Köln, München und Stuttgart
ausgewählt, da diese aufgrund ihrer Größe und Einwohnerzahl am ehesten mit
Hamburg verglichen werden können. Bei der Recherche wurde auch darauf geachtet
den Aspekt der Medienresonanz mit einzubeziehen, da die Aufmerksamkeit der
Medien auf deutsche Bibliotheken, eines der großen Ziele der deutschen Bibliothekskampagne ist.
In Hamburg wurden insgesamt 35 Veranstaltungen (s. Bild 4) von verschieden
Initiatoren durchgeführt. So beteiligten sich im Rahmen der Bibliothekskampagne die
Bibliothek der Helmut-Schmidt-Universität mit zehn Veranstaltungen, die Bücherhallen Hamburg mit einer Veranstaltung, der Hochschulinformations- und Bibliotheksservice mit vier Veranstaltungen, die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von
Ossietzky mit zwei Veranstaltungen und die Universitätsbibliothek TUHH mit drei
Veranstaltungen. Wie schon erwähnt kooperierten diese einzelnen Bibliotheken auch
miteinander um die gemeinsame Veranstaltung »Viel Köpfchen« in der Europapassage zu organisieren (vgl. DBV 2009e).
Bild 4
Auswertung
»Deutschland liest.
Treffpunkt Bibliothek« in Hamburg
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
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HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 13 – Page 157–167
Es stellte sich heraus, dass ein Vergleich mit den oben genannten Städten, zum
Zeitpunkt des Forschungsprojektes nicht mehr befriedigend durchgeführt werden
konnte. Als Grundlage für den Vergleich sollte der Veranstaltungskalender der
Homepage www.treffpunkt-bibliothek.de dienen. Hier erhalten alle Bibliotheken
Deutschlands die Möglichkeit ihre angebotenen Veranstaltungen einzutragen. Die
Veranstaltungen sind dann nach verschiedenen Kriterien recherchierbar. So kann man
Veranstaltungen nach Bundesland, Landkreis, PLZ oder Ort, Altersgruppe oder Veranstaltungstyp aufrufen. Auch eine Stichwortsuche ist möglich. So hätte ein optimaler
Städtevergleich durchgeführt werden können.
Da die Bibliothekskampagne 2008 zum Zeitpunkt des Forschungsprojektes schon
mehr als ein halbes Jahr zurücklag und die Vorbereitungen für die Kampagne des
Jahres 2009 begonnen hatten, waren die Daten ab Anfang Mai 2009 aber nicht mehr
auf der Homepage www.treffpunkt-bibliothek.de verfügbar. Die Versuche anderweitig
die benötigten Daten zu erhalten scheiterten leider. Es musste eine andere Methode
zum Vergleich gefunden werden.
Eine Befragung (zum Beispiel per E-Mail oder telefonisch) der einzelnen
Bibliotheken der ausgewählten Städte konnte aus Zeitmangel nicht durchgeführt
werden. Es wurde sich dann dafür entschieden eine Internetrecherche durchzuführen.
Die Ergebnisse waren von unterschiedlicher Qualität und schwer auswertbar. Teilweise konnten keine Informationen zu einer Teilnahme an der Kampagne gefunden
werden.
Im Rahmen dieses Artikels erfolgt hier nur eine kurze Darstellung der Ergebnisse.
Zusammenfassend lässt sich sagen, das Hamburg, im Bereich der Anzahl der Veranstaltungen, im hinteren Bereich liegt. Eine genauere Auswertung nach Altersgruppe
oder Veranstaltungstyp und deren Vergleich konnte aus Mangel an Daten leider nicht
durchgeführt werden. Es ist also empfehlenswert einen weiteren Städtevergleich
zeitnah nach der Bibliothekskampagne 2009 vorzunehmen. Nur so können
bewertbare Informationen erhalten und sinnvolle Handlungsempfehlungen erarbeitet
werden.
Best Practice – was ist gut genug für Hamburg?
Leider reicht es nicht aus, die Medien nur über die Veranstaltungen zu informieren.
Ein wichtiges Ziel der deutschen Bibliothekskampagne ist es die Arbeit von
Bibliotheken in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Um dies zu
erreichen ist es immer gut, mit innovativen Veranstaltungen zu locken. Auch dieser
Teil war ein wichtiges Arbeitsfeld des Forschungsprojektes. So wurde nach interessanten Veranstaltungen gesucht, mit der Prämisse, dass sich diese auch in Hamburg
umsetzen lassen. Untersucht wurden hier Veranstaltungen ausgewählter Bibliotheken,
Literaturveranstaltungen, wie Festivals oder Events, und natürlich auch die ausgewählten internationalen Bibliothekskampagnen. So entstand ein Katalog mit ca.
20 Veranstaltungen. Neben bewährten Veranstaltungsmodellen anderer Einrichtungen
wurden hier auch eigene Ideen eingebracht. Ein wichtiges Auswahlkriterium war, dass
sich die Veranstaltungen auch in Hamburg umsetzen lassen und dementsprechend
gleich eine Handlungsempfehlung für Hamburg gegeben werden konnte. Dieser Teil
war vor allem für das Planungskomitee der Hamburger Bibliotheken wichtig.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
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BONKE / WAACK 2009 | Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich
Situations- und Zielanalyse
Bevor aber mit der Best-Practice-Analyse begonnen wurde, mussten zunächst die
grundlegenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen überprüft werden. Diese
Situations- und Zielanalyse wurde nach REIFSTECK durchgeführt. Es ist empfehlenswert solch eine Analyse in jedem Jahr durchzuführen um zum Beispiel Verbesserungspotenzial zu entdecken. Die Situationsanalyse erforderte eine Überprüfung der
Resonanz, der Finanz- und Personalsituation, der Publikumsstruktur, der Veranstaltungsstruktur, sowie der Konkurrenz (vgl. REIFSTECK 2005, S. 25).
Die Resonanz wurde überprüft, in dem versucht wurde folgende Fragen zu klären:
Welches Publikum konnte im Jahr 2008 erreicht werden? Wie wurde die Veranstaltungsarbeit beurteilt? Sind Gründe für Erfolge bzw. Misserfolge bekannt? Was kann
verbessert werden?. Aus Mangel an Daten konnten diese Fragen leider nicht gänzlich
geklärt werden. Hieraus ergab sich die Handlungsempfehlung in diesem Jahr die
Resonanz im Form von Befragungen (Publikum, Partner, mitwirkende Autoren u. a.)
genauer zu beleuchten.
Die Analyse der Finanz- und Personalsituation ergab, dass nur knappe Finanzmittel
zur Verfügung stehen. Des Weiteren besteht das Planungskomitee aus Mitgliedern,
welche in den verschiedensten Bibliotheken Hamburg tätig sind. Alle Mitglieder organisieren die Veranstaltung zur Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
neben ihren eigentlichen Tätigkeiten. Dadurch verfügen sie über knappe Zeit. REIFSTECK (2005, S. 25) macht hier darauf aufmerksam, je anspruchsvoller und größer die
geplante Veranstaltung umso höher der Arbeits- und Finanzaufwand. Des Weiteren
folgte eine die Analyse der Publikums- und Veranstaltungsstruktur, sowie der Mitbewerber. Im Rahmen der Zielanalyse wurden dann die allgemeine Zielbestimmung, die
Imageziele und die Zielgruppen überprüft (vgl. REIFSTECK 2005, S. 25ff).
Das primäre Ziel ist eindeutig die Bibliotheken Hamburgs und deren Arbeit ins
Rampenlicht und damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Das Imageziel
ist, die innovativen Leistungen und kreativen Angebote der Hamburger Bibliotheken
darzustellen und Hauptzielgruppe sind hier, neben den Hamburger Bürgerinnen und
Bürgern, die Medien- und Pressevertreter.
Best-Practice-Recherche
Hat man diese grundlegenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geklärt,
spielen natürlich noch weitere Punkte eine wichtige Rolle für eine Best-PracticeAnalyse. Es stellte sich zum Beispiel die Frage: »Was sind beliebte Orte zum Lesen?«.
Man liest gerne wenn man unterwegs ist, zum Beispiel in Bus oder Bahn. Dieses
Thema wurde in diesem Jahr von den Hamburger Bibliotheken für die Kooperationsveranstaltung aufgenommen und wird in den Hamburger S- und U-Bahnen in Form
von Bahnlesungen umgesetzt. Diese durchaus interessante und schon in vielen
anderen Städten erprobte Form der Lesung könnte auch in anderen, für Hamburg
typischen, Verkehrsmitteln umgesetzt werden. So zum Beispiel in den Fähren und
Schiffen des HADAG Seetouristik und Fährdienst oder der ATG Alster-Touristik
GmbH. Dieses besondere Ambiente würde sich eignen um Lesungen durchzuführen.
Vorstellbar wäre hier die Lesung regionaler Literatur, bei dessen Genuss man
gleichzeitig Hamburg von einer seiner schönsten Seiten kennenlernt. Die ATG AlsterTouristik GmbH bietet schon einige Sonderfahrten an. So zum Beispiel »Ins Theater«,
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
164
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 13 – Page 157–167
»Hamburger Lichterfahrt«, »Museumslinie«, »Dinner-Shipping« oder »Italien auf der
Alster« (vgl. ATG 2009).
Ein weiterer beliebter Leseort sind Cafés. Hier wäre eine Kooperation mit der
Cafékette Balzac Coffee denkbar, da die Eigentümerin selbst auch Hamburgerin ist,
zudem hat sie bereits ein Buch veröffentlicht und könnte somit selbst als Autorin
auftreten. Rund 20 Filialen sind in der Hansestadt zu finden, davon sieben in der
Innenstadt (vgl. BALZAC 2009). Denkbar für die »Deutschland liest«-Veranstaltung ist
es, dass in allen sieben Cafés in der Innenstadt Lesungen zu verschiedenen Themen
(wie z. B. Krimi, Kurzgeschichten, Gedichte, Literatur über Hamburg) durchgeführt
werden. So hätten die Gäste die Gelegenheit den Genuss einer Tasse Kaffee mit dem
literarischen Genuss zu verbinden.
Des Weiteren sollte überlegt werden, welche Aktionen und Veranstaltungen die
Hamburger Medien- und Pressevertreter dazu veranlassen könnten über die Bibliothekskampagne in Hamburg zu berichten und somit das Hauptziel erwirken, die
Hamburger Bibliotheken in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Eine
Möglichkeit auf die Bibliothekskampagne aufmerksam zu machen, könnte es sein
einen Guinness Rekord aufzustellen. Laut Guinness World Records ist ein Rekord
»eine Anstrengung die erstmals vollbracht wird oder eine vorhandene Leistung verbessert und interessant genug ist, um öffentliches Interesse zu wecken und damit
Gegenstand eines internationalen Wettbewerbs zu werden. Eine Rekordleistung sollte
besondere Fähigkeiten erfordern, messbar und vergleichbar sein und ungewöhnliche
Dimensionen (Menge, Größe, Geschwindigkeit etc.) erreichen« (GUINNESS WORLD
RECORDS 2009a). Ein Rekord aus dem Bereich Buch/Lesen ist zum Beispiel:
»Longest Reading Aloud Marathon by a Team«. Das Team las insgesamt 224 Stunden
(13. bis 22. September 2007) im Mac Center Shopping, in Paysandú (Uruguay) laut
vor (vgl. GUINNESS WORLD RECORDS 2009b). Ideen dafür könnten sein: Mit den
Hamburger Bürgerinnen und Bürgern die längste Geschichte einer Stadt zu schreiben
oder den größten Bücherturm zu bauen.
Eine weitere Idee ist es, ein Literaturdinner zu veranstalten. So veranstaltet zum
Beispiel die Galadinner GmbH & Co. KG regelmäßig solche Events. Rätseln, gruseln,
lachen, schwelgen, staunen. Das alles kann man bei einer der außergewöhnlichen
Dinnershows erleben. So werden unter anderem Krimidinner, Weltreisedinner,
Mafiadinner, Märchendinner oder Westerndinner angeboten. Die Gäste werden bei
einem Vier-Gänge-Menü in das jeweilige Thema entführt (vgl. GALADINNER 2009).
Für die Umsetzung in Hamburg könnte man entweder diese Gala-Show buchen oder
in Kooperation mit einem Restaurant und einer Theater-Gruppe eine eigene DinnerLesung organisieren.
Ausblick
Deutschland hat es geschafft! Es hat eine Bibliothekskampagne auf die Beine gestellt,
die sich durchaus mit den anderen internationalen Kampagnen messen kann. Vor
allem wurde ein Anfang geschaffen, der den deutschen Bibliotheken dazu verhilft
auch in Zukunft einmal im Jahr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Für das
Jahr 2008 kann eine durchaus positive Bilanz gezogen werden, da sich sowohl die
Bibliotheken Deutschlands mit zahlreichen Veranstaltungen und Events beteiligt
haben und vor allem Werbepartner, darunter auch viele Prominente, gewonnen werden
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
165
BONKE / WAACK 2009 | Best-Practice-Analysen medienwirksamer Bibliothekskampagnen im internationalen Vergleich
konnten. Um die Werbewirksamkeit von deutschen und österreichischen Bibliotheken
in Zukunft noch weiter zu steigern, könnte man beide Bibliothekswochen hintereinander stattfinden lassen, so dass die Endveranstaltung des einen Landes sogleich
die Auftaktveranstaltung des anderen Landes ist.
Innovative Veranstaltungen sollen auch die Hamburger Bevölkerung in die
Bibliotheken locken. Doch die Hamburger Bibliotheken haben ein großes Problem:
die fehlende Medienresonanz. Da die Hansestadt mit zahlreichen Kulturveranstaltungen aufwarten kann, gestaltet es sich für die Hamburger Bibliotheken mitunter
schwierig, die Presse davon zu überzeugen gerade über ihre Veranstaltungen zu
berichten. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig in Zukunft enge Kontakte zu
den Pressevertretern zu knüpfen, damit über die interessanten Veranstaltungen der
Bibliotheken auch wirklich informiert wird. In diesem Jahr wartet das Planungskomitee gleich mit zwei besonderen Veranstaltungen auf: einmal die Lesungen in der
S- und U-Bahn (am 13.11.2009) und die Lesung mit den Bürgerschaftsabgeordneten
Hamburgs (ebenfalls am Termin 13.11.2009). Gerade die zweite Veranstaltung sollte
viele Pressevertreter in das Rathaus locken, um darüber zu berichten.
Damit auch in Zukunft innovative Veranstaltungen organisiert werden können,
wurden viele Best-Practice-Beispiele gefunden und zusammengestellt. So kann man
sich auch in Zukunft auf die besonderen Veranstaltungen der Hamburger Bibliotheken
freuen.
Literatur
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NORDIC LIBRARY WEEK 2009 The Nordic Library Week, November 9th–15th, 2009 [online]. Malmö : Föreningarna Nordens Förbund, 2009. – URL: http://www.bibliotek.org/default_uk.asp (Abruf: 2009-05-22)
REIFSTECK 2005 REIFSTECK, Peter: Handbuch Lesungen und Literaturveranstaltungen : Konzeption, Organisation,
Öffentlichkeitsarbeit. 3., aktual., überarb. u. erw. Aufl. Reutlingen : Reifsteck, 2005
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2009-07-26)
Eingegangen: 2009-08-15
Katharina Bonke
Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste;
danach Studium des Bibliotheks- und Informationsmanagement
(Bachelor) und seit 2008 Studium Informationswissenschaft und
-management (Master) an der HAW Hamburg
E-Mail:
Katharina Waack
Berufsausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste und anschließende zweijährige Berufserfahrung; danach
Studium des Bibliotheks- und Informationsmanagement (Bachelor)
und seit 2008 Studium Informationswissenschaft und -management
(Master) an der HAW Hamburg
E-Mail:
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
167
Leselust in der Bibliotheca Johannei –
Leseförderungskonzept für eine
Gelehrtenschule?
von Sarah Vogler
Kurzfassung Eine gute Lesefertigkeit, sowie die Fähigkeit Informationen verstehen und verarbeiten zu
können entscheidet über Erfolg in Schule und Beruf. Dabei sind Informationsverarbeitungskompetenz und Leseinteresse eng miteinander verknüpfte Ziele. Diese sind nur in Verbindung mit Lust, Freude und Entdeckertum erreichbar. Kinder und Jugendliche können ihre
Lesefertigkeiten verbessern, wenn ihnen vorgelesen wird, sie oft frei lesen dürfen und wenn
mit Lehrern und Eltern über das Gelesene gesprochen wird. Für die Gelehrtenschule des
Johanneums in Hamburg sollte im Rahmen eines Studienprojekts ein Konzept zur Leseförderung erstellt werden, das die bereits bestehenden Maßnahmen zur Leseförderung mit
neuen, ergänzenden Maßnahmen verknüpft, eine bessere Koordination dieser Maßnahmen
gewährleistet und neue Kooperationsmöglichkeiten nutzt. Erhoffter Effekt sollte ein merkbarer und kontinuierlicher Anstieg der Lesefertigkeiten und der Lesefreude der Schülerinnen
und Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums sein. Nach einer umfassenden Befragung
am Johanneum wurde die Notwendigkeit eines Konzepts zur Leseförderung jedoch fraglich.
Deskriptoren Leseförderung | Konzept | Maßnahme | Lesefertigkeit | Gelehrtenschule | Johanneum
Abstract
Feel like reading in Bibliotheca Johannei – concepts of reading promotion for a
Gelehrtenschule?
Good reading skills as well as understanding and working with information are important
abilities for success in school- and profession life. Therefore the competences for information
processing and interest in reading are intimately connected aims. But these aims could only
be reached with desire and fun. The reading abilities of children and youngster could be
improved, if they could read often and freely and if they can discuss with their parents and
teachers what they have read. For the Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg there
should be created a concept for reading promotion due to a studying project. This concept
should connect already existing measures with new and additional measures and cooperation
and ensure a better coordination. Favoured effect should have been an appreciable and
continuous rise of reading abilities and fun in reading for the students of the Johanneum. But
after a wide spreading survey the need of such a concept became arguable.
Keywords
reading promotion | concept | measure | reading skills | Gelehrtenschule | Johanneum
Die PISA-Studie 2006 zeigte, dass es noch viel Potenzial für Leseförderungskonzepte
an Hamburger Schulen gibt, damit das Bundesland Hamburg in Zukunft nicht mehr
unter dem OECD-Durchschnitt liegt (vgl. PISA 2006).
Eine gute Lesefertigkeit, sowie die Fähigkeit Informationen verstehen und
verarbeiten zu können entscheidet über Erfolg in Schule und Beruf. Dabei sind
Informationsverarbeitungskompetenz und Leseinteresse eng miteinander verknüpfte
Ziele. Diese sind nur in Verbindung mit Lust, Freude und Entdeckertum erreichbar.
Inzwischen ist bewiesen, dass bereits eine geringe Steigerung der täglichen Lesezeit
die Leseleistung markant erhöht. Weiterhin können Kinder und Jugendliche ihre
Lesefertigkeiten verbessern, wenn ihnen vorgelesen wird, sie oft frei lesen dürfen und
wenn mit Lehrern und Eltern über das Gelesene gesprochen wird. Die PISA-Studie
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
169
VOGLER 2009 |
Leselust in der Bibliotheca Johannei – Leseförderungskonzept für eine Gelehrtenschule?
2006 zeigte jedoch, dass auch Hamburg als eines von fünf Bundesländern signifikant
unter dem OECD-Durchschnitt liegt (vgl. PISA 2006). In diesem Zusammenhang
sollte am Beispiel der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg im Rahmen eines
Studienprojekts ein Konzept zur Leseförderung erstellt werden, welches gezielt die
Leseleistungen der Schülerinnen und Schüler fördert.
Die Gelehrtenschule des Johanneums ist von den sechs humanistischen Gymnasien
in Hamburg das einzige wirklich altsprachliche. Es ist von dem Wert und der
Bedeutung des humanistischen Bildungsideals überzeugt und verpflichtet alle an der
Schule Lehrenden, Lernenden und Arbeitenden zu gegenseitiger Toleranz und zum
achtungsvollen und verantwortlichen Umgang miteinander.
Das Johanneum bietet eine breit gefächerte Ausbildung im sprachlichen,
mathematisch-naturwissenschaftlichen, künstlerischen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich sowie im Sport. Einen Schwerpunkt des Unterrichts bildet die Wahrnehmung und exemplarische Vermittlung der antiken Kultur. Daraus ergibt sich die
Kooperation zwischen den einzelnen Fächern. Dem altsprachlichen Unterricht kommt
eine besondere Bedeutung als intellektuellem und kulturellem Übungsfeld für den
Erwerb von Schlüsselqualifikationen zu.
Die Leseförderung an der Gelehrtenschule des Johanneum lässt sich derzeit in vier
Bereiche gliedern:
▪ Leseförderung im Unterricht,
▪ Leseförderung durch die Bibliotheca Johannei,
▪ Leseförderung durch die Bücherstube,
▪ Leseförderung durch den AK LeselustDas Lehrerkollegium des Johanneum legt allgemein großen Wert auf die Förderung der Lesekompetenz ihrer Schüler. Aus diesem Grund werden regelmäßig
Maßnahmen zur Leseförderung durchgeführt.
Die neue Bibliothek wurde im November 2008 eröffnet. Es entstand ein modernes
Medienzentrum von durchdachter Funktionalität – ein Ort des Lesens, des Lernens,
der Information und der Begegnung.
Die Bibliothek des Johanneums hat mit 3500 Büchern bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Hälfte des Zielbestandes erreicht. Sie bietet durch die Teilung in Lese- und
Gruppenraum die Möglichkeit für verschiedene Arbeitsformen. Damit möchte sie ein
Zeichen setzen, dass die Beschäftigung mit dem Buch zum Kerngeschäft der Schule
gehört. Zugleich wird der Unterricht hin zu neuen Arbeitsformen geöffnet, die eigenverantwortliches, selbstständiges Lernen ermöglichen (vgl. JOHANNEUM 2009).
Die neue Bibliothek verfügt derzeit über ca. 4530 Medien, davon zählen ca. 400
Medien zur Belletristik. Somit macht der Belletristikbestand 8,7 % des Gesamtbestandes aus.
Die Bibliothek führt derzeit keine Veranstaltungen durch, bietet aber Führungen an
und animiert die Schüler sich aktiv an der Bibliotheksgestaltung durch die Teilnahme
an Workshops zu beteiligen. Weiterhin existiert das Projekt »Wunschbuch«; in der
Bibliothek liegen Notizbücher aus, in die die Schüler ihre Wunschbücher eintragen
können.
Die Bücherstube wird in Eigenverantwortung von freiwilligen Schülerinnen und
Schülern des Johanneums betrieben. Die Bücherstube bietet ein reichhaltiges Angebot
an Kinder- und Jugendliteratur. Sie verfügt über eine eigene Software zur Verbuchung
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
170
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 14 – Page 169–174
der Medien. Finanziert wird sie durch Spenden des AK Leselust, Buchspenden der
Eltern und Sponsoring.
Genutzt wird die Bücherstube von Schülerinnen und Schülern der Unter- und
Mittelstufe. Ab der 8. Klasse darf die Bücherstube nur noch mit Sondergenehmigung
genutzt werden, da die älteren Schüler den Raum in der Vergangenheit eher als
Aufenthaltsraum nutzten und die Nutzer der Bücherstube eher störten.
Das Medienangebot wird durch die Wünsche der Nutzer und der Betreiber
(Bücherschüler) bestimmt. Es existiert eine Wunschliste, in die Schüler ihre Bücherwünsche eintragen können.
Der Arbeitskreis Leselust engagiert sich sehr stark in dem Bereich Leseförderung.
Er setzt sich zusammen aus Lehrern des Johanneums und Eltern der Schüler Aufgabe
des AK Leselust ist zum einen die Überprüfung und Durchführung neuer Literaturund Leseförderungsangebote, aber auch die Förderung der Bücherstube und der
Bibliotheca Johannei durch Unterstützung und Spenden. So organisieren die Mitglieder des Arbeitskreises beispielsweise Autorenlesungen und besondere Aktionstage wie
z. B. »Große lesen für Kleine«.
Obwohl diese vielfältigen Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz bereits
bestehen, sollte herausgefunden werden wie der Prozess zur Erlangung von
Lesefertigkeiten noch verbessert werden kann. Durch das Konzept zur Leseförderung
für die Gelehrtenschule des Johanneums sollte eine Steigerung der Lesefähigkeiten,
aber auch der Leselust bei den Schülerinnen und Schülern erreicht werden. Da diese
Fähigkeiten zu den Schlüsselqualifikationen gehören, zielen sie auf eine Verbesserung
der Leistung in Schule und späterem Beruf ab und sind somit von großer Wichtigkeit.
Weiterhin sollte das Konzept alle Maßnahmen zur Leseförderung am Johanneum
zusammenfassen und den mitwirkenden Personen und Einrichtungen die Koordination
und Umsetzung erleichtern, und die Maßnahmen vereinheitlichen. Somit profitierten
nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch Direktion, Lehr- und Bibliothekspersonal, Eltern und Kooperationspartner von diesem Konzept.
Im ersten Schritt wurde zunächst der aktuelle Stand zum Thema Leseförderung am
Johanneum und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler erfasst. Als Erstes
wurde ein Überblick der aktuellen Situation durch Literaturrecherche und -sichtung
geschaffen, sowie erste Gespräche mit dem Kooperationspartner über Umfang und
Ziele des Projekts geführt. Um einen möglichst genauen Überblick über die Ausgangslage zur Leseförderung an der Gelehrtenschule des Johanneums zu bekommen,
erfolgte im nächsten Schritt eine Befragung der Schülerinnen und Schüler, sowie des
Lehrpersonals und der Leitungsebene in Form von Fragebögen. Zeitgleich wurde das
Bibliothekspersonal durch Experteninterviews befragt.
Die Zielgruppe der ersten Umfrage bestand aus den Schülerinnen und Schüler des
Johanneums. Um ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erhalten wurde jeweils
eine Klasse jeder Jahrgangstufe befragt beginnend bei Klasse fünf bis Klasse zwölf.
Jahrgangstufe 12 wurde aufgrund des Abiturstresses ausgelassen. Insgesamt wurden
167 Personen befragt, die sich in 75 Mädchen und 92 Jungen aufteilten.
Die Befragung fand anonym und unter Beaufsichtigung der Lehrer statt. Zum besseren Verständnis wurden die Daten aufbereitet und in Form von Grafiken dargestellt.
Sie ergaben einen repräsentativen Überblick über das Leseverhalten der Schülerinnen
und Schüler an der Gelehrtenschule Johannei.
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
171
VOGLER 2009 |
Leselust in der Bibliotheca Johannei – Leseförderungskonzept für eine Gelehrtenschule?
Die zweite Befragung fand ebenfalls in Form eines Fragbogens statt. Als Befrage
wurden die Klassenlehrer der befragten Klassen, sowie alle Deutschlehrer des Johanneums ausgewählt. Insgesamt wurden 14 Lehrer anonym befragt.
Herausgefunden werden sollte unter anderem welche Rolle das Lesen im Schulunterricht spielt und wie die Lehrer das Leseverhalten ihrer Schüler bewerten. Auch
diese Ergebnisse wurden zur besseren Darstellung grafisch aufbereitet.
Die dritte Befragungsgruppe bildete die Schulleitung, bestehend aus sechs Mitgliedern des Lehrerkollegiums. Fünf dieser Mitglieder beteiligten sich an der Befragung, welche ebenfalls anonym und in Fragebogenform durchgeführt wurde.
Die Umfrage an der Gelehrtenschule lässt sich in folgenden Aussagen zusammenfassen:
▪ Die Schülerinnen und Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums lesen gerne
und oft, auch während ihrer Freizeit.
▪ Sie lesen eher für sich selber als für die Schule.
▪ Nur die wenigsten Schülerinnen und Schüler nutzen die Bibliothek als Rückzugsort zum Lesen.
▪ Die Unterrichtsliteratur gefällt den meisten Schülern nur mittelmäßig, sie
würden gerne mehr bei der Literaturauswahl mitbestimmen.
▪ Die Lehrerbefragung zeigt, dass in der Tat die Mehrheit der Lehrer die Unterrichtsliteratur ohne Diskurs mit den Schülern auswählt.
▪ Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler besucht keine Öffentliche Bibliothek.
▪ Die Leitungsbefragung bestätigte, dass eine Kooperation mit der Stadtteilbibliothek noch nicht existiert.
▪ Sowohl für das Lehrpersonal als auch für die Leitung spielt Leseförderung eine
wichtige Rolle.
▪ Im Unterricht wird viel gelesen, obwohl einige Lehrer zugeben eventuell noch
mehr lesen zu können.
▪ Projekte und Aktionen zur Leseförderung finden bereits statt, Ressourcen dafür
stehen zur Verfügung und auch die Langfristigkeit solcher Projekte ist erwünscht.
▪ Das Buch- und Medienangebot wird auf die Wünsche und Bedürfnisse der
Schüler angepasst.
▪ Die Eltern spielen eine große Rolle bei der Leseförderung ihrer Kinder; sie
werden aktiv mit einbezogen und über Möglichkeiten zur weiterführenden
Leseförderung im Familienkreis informiert.
▪ Das Lehrpersonal beschreibt die Schülerinnen und Schüler des Johanneums als
sehr lesefreudig.
▪ Sie sind der Meinung, dass genügend Möglichkeiten zum Lesen existieren.
Nach der Auswertung wurde klar, dass Leseförderung bereits einen hohen Stellenwert an der Gelehrtenschule des Johanneums besitzt und Lesen eine wichtige Rolle für
die Schülerinnen und Schüler der Gelehrtenschule spielt.
Weiterhin konnte nach Auswertung der Umfragen und Experteninterviews festgestellt werden, dass die Gelehrtenschule des Johanneums bereits über ein gutes
Angebot von Leseförderungsangeboten verfügt. Die Schüler lesen gerne und viel; den
Lehrern ist das Thema Leseförderung sehr wichtig. Die Maßnahmen sind durchdacht
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
172
HAW Abstracts in Information Science and Services | Vol. 1 (2009), No. 01, Art. 14 – Page 169–174
und bauen zum großen Teil aufeinander auf. Dadurch wurde die Konzipierung eines
Leseförderungskonzepts unnötig.
Weiterhin konnte nach Auswertung der Umfragen und Experteninterviews festgestellt werden, dass die Gelehrtenschule des Johanneums bereits über ein gutes
Angebot von Leseförderungsangeboten verfügt. Die Schüler lesen gerne und viel; den
Lehrern ist das Thema Leseförderung sehr wichtig. Die Maßnahmen sind durchdacht
und bauen zum großen Teil aufeinander auf. Dadurch wurde die Konzipierung eines
Leseförderungskonzepts unnötig (vgl. Bild 1).
Dennoch wurden weiterführende Ideen und Kooperationsvorschläge zur Steigerung
der Leseanimation der Schüler gegeben, damit zukünftig auch noch nicht lesebegeister-
Mädchen
Jungen
Frage1
60
50
40
30
20
10
Bild 1 Auswertung der Frage an
die Schüler »Liest
du gerne?«
0
Sehr gerne
Geht so
Wenig
Überhaupt nicht
Liest du gerne?
Frage 7
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Bild 2 Lesefreudigkeit der
Schüler im Urteil
der Lehrer
0
Sehr lesefreudig
Ausreichend lesefreudig
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
Nicht sehr lesefreudig
Gar nicht lesefreudig
Kann ich nicht beurtelen
Wie bewerten Sie die Lesefreudigkeit Ihrer Schüler?
173
VOGLER 2009 |
Leselust in der Bibliotheca Johannei – Leseförderungskonzept für eine Gelehrtenschule?
begeisterte Schüler angesprochen werden und die Schule ihren Schülerinnen und
Schülern ein noch größeres Angebot an Leseförderungsprojekten bieten kann, die
speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.
Angeregt wurde beispielsweise eine Kooperation mit den Bücherhallen Hamburg,
die ein umfassendes Angebot zur Unterstützung von Schulen und Schulbibliotheken
bieten. Weiterhin wurden verschiedene Plattformen der Leseförderung im Internet
genannt, die neue Projekte und Ideen vorstellen und gegebenenfalls auch Unterstützung bieten.
Eine weitere Empfehlung war die Gründung eines Gremiums zur besseren Koordination der Leseförderung, bestehend aus Leitung, Lehrern, Schülern, Bibliothekspersonal, Eltern und Bücherschülern (selbstständige Leitung der Bücherstube).
Mit diesen angeregten Maßnahmen soll die Leselust an der Gelehrtenschule des
Johanneums noch weiter gesteigert werden, obwohl das Johanneu seinen Schülerinnen
und Schülern bereits ein breites und vielfältiges Angebot zur Leseförderung bietet. Die
Ausarbeitung eines umfassenden Konzepts zur Leseförderung war somit nicht mehr
nötig.
Das Johanneum zeigt, wie Schulen mit gutem Beispiel vorangehen können, um die
Leselust ihrer Schüler nachhaltig zu steigern und Schlüsselqualifikationen für ihren
weiteren Lebensweg zu fördern.
Literatur
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wirueberuns/Default.aspx (Abruf: 2009-07-15)
Eingegangen: 2009-08-05
Sarah Vogler
Abgeschlossenes Studium Informations- und Bibliotheksmanagement
(BA) an der HAW Hamburg; seit 2008 Studium Informationswissenschaft und -management (MA); Praxissemester bei den Bücherhallen
Hamburg in der Zweigstelle Niendorf; Research & Venture Project in
Kooperation mit der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg;
Studentische Hilfskraft in der Sta dtbibliothek Reinbek.
E-Mail:
HAW Hamburg
| Department Information, 2009
174
Hamburger Materialien zur Medien-Information
Schriftenreihe zur Theorie, Methodik und Praxis im Medien-Informationsmanagement
Hrsg.: Prof. Dr.
Ralph Schmidt M.A. • Forschungsagentur : rais • Kurt-Schill-Weg 2 • 22455 Hamburg • 0 40 / 44 66 71 • rais.schmidt@t-online de
Projektteam Mediendokumentation: Modelle und Konzepte der Beitragsdokumentation und Filmarchivierung im
Lokalfernsehsender Hamburg 1 / Endbericht. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und Information, Juli 1996. –
150 S., 31 Abb., 15 Tab., Bibliogr., Register, DM 55,–
Nr. 2
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ANNETTE NIEMANN (Mitarb.): »I did it my way« – 1995 : Berichte zum Praxissemester im
Studiengang Mediendokumentation / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und Information,
November 1996. – 234 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen – Nur für FH-internen Gebrauch!
Nr. 3
ARBEITSGEMEINSCHAFT MEDIENDOKUMENTATION ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; SABINE WERTHER (Mitarb.): Aufgaben und Praxis
der Mediendokumentation : Vorträge – Exkursionen – Interviews. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und
Information, voraussichtlich September 1999. – in Vorbereitung
Nr. 4
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ANNETTE NIEMANN (Mitarb.): »I did it my way« – 1996 : Berichte zum Praxissemester im
Studiengang Mediendokumentation / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und Information,
April 1997. – 276 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen – Nur für FH-internen Gebrauch!
Nr. 5
PROJEKTTEAM MEDIENDOKUMENTAT ON: Dokumentarische Kompetenz in der Multimedia-Branche : eine Hamburger
Delphi-Studie / Endbericht. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und Information, Juli 1997. – 186 S., 6 Abb.,
6 Tab., Bibliogr., Register, DM 65,–
Nr. 6.1
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; SANDRA MIESKE (Mitarb.): »I did it my way« – 1997 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. Bd. 1: Text & Bild / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und
Information, April 1998. – 276 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen – Nur für FH-internen Gebrauch!
Nr. 6.2
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; SANDRA MIESKE (Mitarb.): »I did it my way« – 1997 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. Bd. 2: Funk, Info & PR / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek
und Information, April 1997. – 276 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen – Nur für FH-internen Gebrauch!
Nr. 7
PROJEKTTEAM MEDIENDOKUMENTAT ON: Videoarchivierung am digitalen Schnittplatz : Entwicklung und Implementierung
eines multimedialen Dokumentationssystems für die Videoproduktion an Bord des Redaktionsschiffes ALDEBARAN ;
ALDOK Handbuch : Logging, Datenbank, Systematik. Hamburg : Fachhochschule, FB Bibliothek und Information, Juli
1998. – 52 S., 16 S., 26 S., 17 S., div Abb., DM 45,–
Nr. 8
IMKE HENKEL (Hrsg.) ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Projektmanagement : Relaunch einer Tageszeitung / Reader (Materialien
für die Managementakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes in Chorin vom 16. bis 22. August 1998).
Hamburg : Forschungsagentur : rais, Juli 1998. – 214 S. – begrenzte Aufl.
Nr. 9
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; LAPPE, KATHRIN (Mitarb.): »I did it my way« – 1998 : Berichte zum Praxissemester im
Studiengang Mediendokumentation./ Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und
Information, April 1999. – 244 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 10
PROJEKTTEAM MEDIENDOKUMENTATION: Schnittstellenkompetenz in der New Media-Branche : Informationsorganisation
und Wissensmanagement als Arbeitsfeld.. Hamburg : FH Hamburg, FB Bibliothek und Information, 1999
(Hamburger Materialien zur Medien-Information ; 10). – 197 S., 32 Abb., 10 Tab., Register
Nr. 11
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 1999 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation./ Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und Information, April 2000. – Nur für
FH-internen Gebrauch!
Nr. 12
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen : Tendenzen des Knowledge Management ;
Berufsbilder der New Media Ära / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 1999. – ivx S. + 128 S. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 13
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Medien-Informationsmanagement : Praxis – Projekte – Präsentationen. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und Information, April 2000. – 306 S., zahlr. Abb., zahlr. Tab., Register
Nr. 14
RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ULRIKE SPREE (Hrsg.) ; Projektteam Mediendokumentation: Web-gestütztes Customer- und
Opinion-Management in der Zeit-Online-Redaktion : Abschlussbericht. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB
Bibliothek und Information, Juli 2000. – 98 S., zahlr. Abb., Tab.
Nr. 15
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen : Tendenzen des Knowledge Management ;
Berufsbilder der New Media Ära / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und
Information, Dezember 2000. – 264 S., zahlr. Abb., zahlr. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 16
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2000 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Fachhochschule Hamburg, FB Bibliothek und Information, April 2001. –
200 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 17.1 PROJEKTTEAM MEDIEN-INFORMAT ONSMANAGEMENT: Knowledge & Information Management in der New Media-Branche
als innerbetriebliche Qualifizierung. Bd. 1: Abschlussbericht. Hamburg : FH Hamburg, FB Bibliothek und Information,
2001. – 111 S.
Nr. 17.2 PROJEKTTEAM MEDIEN-INFORMAT ONSMANAGEMENT: Knowledge & Information Management in der New Media-Branche
als innerbetriebliche Qualifizierung. Bd. 2: Materialienband mit CD. ROM »Online-Recherche-Handbuch«. Hamburg :
FH Hamburg, FB Bibliothek und Information, 2001. – 90 S.
Nr. 18
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen 2001 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2001. – 264 S., zahlr. Abb. – Nur
für FH-internen Gebrauch
Nr. 19
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2001 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, April 2002. – 198 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 20
PROJEKTTEAM MEDIEN-INFORMATIONSMANAGEMENT: Gender und Lebenslauf in der New Economy : Analysen zu
Karrieremustern, Leitbildern und Lebenskonzepten. Hamburg : HAW Hamburg, FB Bibliothek und Information, 2002.
– 210 S.
Nr. 21
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen 2002 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2002. – 132 S., zahlr. Abb. – Nur
für FH-internen Gebrauch
Nr. 22
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2002 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek
und Information, April 2003. – 274 S., div. Abb., div. Tab., zahlr. Anlagen. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 1
PROJEKTTEAM BIBL OTHEK UND INFORMATION: Knowledge on Demand in der Bekleidungsindustrie : Konzeption einer
digitalen Wissensplattform für das lernende Unternehmen in der Textilbranche. Hamburg : HAW Hamburg, FB
Bibliothek und Information, 2003. – 228 S., 62 Abb., CD-ROM
Nr. 24
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen 2003 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2003. – 204 S., zahlr. Abb.. – Nur
für FH-internen Gebrauch
Nr. 25
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2003 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek
und Information, April 2004. – 514 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 26
PROJEKTTEAM MEDIEN-INFORMATIONSMANAGEMENT ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.): HSH-Nordbank: Yellow-Pages-Entwicklung :
Konzept zur Strukturierung, Indexierung, Akquisition und Recherche von Mitarbeiterdaten in Intranets der
Kreditwirtschaft, Projektbericht. Hamburg : HAW Hamburg, FB Bibliothek und Information, 2004. – 186 S., 81 Abb.,
7 Tab., Beigabe: CD-ROM
Nr. 27
PROJEKTTEAM MEDIEN UND INFORMATION, GRUPPE ARIAL, GRUPPE BODONI: Content-Organisation in der Bilddokumentation
: Ergebnisbericht zum Projekt picont. Hamburg : HAW Hamburg, FB Bibliothek und Information, 2004. – 104 S.,
Beigabe: CD-ROM
Nr. 28
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Medien & Information als Beruf – ein Manual / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2004. – 103 S. – Nur für FHinternen Gebrauch
Nr. 29
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Arbeitsorganisation und Präsentation – Papers 2004 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule
für Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2004. – Nur für FH-internen
Gebrauch
Nr. 30
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen 2004 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek und Information, Dezember 2004. – 144 S., zahlr. Abb.. – Nur
für FH-internen Gebrauch
Nr. 31
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2004 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, FB Bibliothek
und Information, April 2005. – 287 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 32
PROJEKTTEAM AMUSE ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ULRIKE SPREE (Hrsg.): medienhandbuch revisited : Diagnosen und Rezepte
zu Usability, Marketing und eMarket-Strategien eines Medienportals, Projektbericht. Hamburg : HAW Hamburg,
Abteilung Information, 2005. – 358 S., 94 Abb., 23 Tab., Beigabe: CD-ROM
Nr. 33
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Informationsvermittlung auf neuen Wegen 2005 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2005. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 34
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2005 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Mediendokumentation. / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung
Information, 2006. – 276 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 35
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Berufsbilder Medien & Information / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2006. – 234 S., div. Abb.
Nr. 36.1 PROJEKTTEAM BOOKNEWS ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ULRIKE SPREE (Hrsg.): Nachrichten vom Buchverlag :
Entwicklungsstudie für einen vertriebsunterstützenden E-Mail-Newsletter des Buchverlags »Ellert & Richter«. Bd. 1:
Projektbericht. Hamburg : HAW Hamburg, Abteilung Information, 2006. – 142 S., 14 Abb., 3 Tab.
Nr. 36.2 PROJEKTTEAM BOOKNEWS ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.) ; ULRIKE SPREE (Hrsg.): Handbuch zum Newsletter : Entwicklungsstudie
für einen vertriebsunterstützenden E-Mail-Newsletter des Buchverlags »Ellert & Richter«. Bd. 2: Handbuch. Hamburg
: HAW Hamburg, Abteilung Information, 2006. – 82 S., 71 Abb.
Nr. 37
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Auf den Schultern von Riesen – die eigene Diplomarbeit 2006 / Seminar-Reader. Hamburg :
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2006. – Nur für FH-internen
Gebrauch
Nr. 38
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2006 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Medien & Information
/ Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2007.
– 314 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 39
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Berufsbilder Medien & Information 2007 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2007. – 220 S., div. Abb.
Nr. 40
PROJEKTTEAM BELAMI ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Das Leben danach … – Berufsbilder, Entwicklungsziele und Lebensläufe
von Alumni im Berufsfeld Medien & Information. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg,
Abteilung Information, 2007. – 282 S., 50 Abb., 9 Tab.
Nr. 41
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Auf den Schultern von Riesen : die eigene Bachelor- oder Diplomarbeit 2007 / SeminarReader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2007. – 107 S.,
div. Abb. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 42
PROJEKTTEAM ALL ABOUT SCHMIDT ; FRAUKE SCHADE (HRSG.) ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.): All About Schmidt –
Marketingkonzeption, Image-Analyse und Kommunikationsstrategie für die Hochschulbibliothek der HelmutSchmidt-Universität. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information,
2008. – 230 S., 69 Abb., 38 Tab.
Nr. 43
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2007 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Medien & Information
/ Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2008.
– 414 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 44
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Berufsbilder Medien & Information 2008 / Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2008. – 288 S., div. Abb.
Nr. 45
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Auf den Schultern von Riesen : die eigene Bachelor- oder Diplomarbeit 2008 / SeminarReader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2008. – 112 S.,
div. Abb. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 46
PROJEKTTEAM MARKE CSB ; FRAUKE SCHADE (HRSG.) ; RALPH SCHMIDT (Hrsg.): Die Marke CSB – Informationsmarketing und
Markenbildung für das Center for Stroke Research Berlin. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Hamburg, Abteilung Information, 2009. – 168 S., 90 Abb., 50 Tab.
Nr. 47
RALPH SCHMIDT (Hrsg.): »I did it my way« – 2008 : Berichte zum Praxissemester im Studiengang Medien & information
/ Seminar-Reader. Hamburg : Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Abteilung Information, 2009.
– 276 S., div. Abb., div. Tab. – Nur für FH-internen Gebrauch
Nr. 23
Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg
(HAW Hamburg)
Fakultät Design – Medien – Information
Department Information
Berliner Tor 5
20099 Hamburg
http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss/Vol1
177

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