Eine Zugfahrt in die Wildnis Kanadas

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Eine Zugfahrt in die Wildnis Kanadas
Reise
WZ SAMSTAG, 26. SEPTEMBER 2015
Heute
Rund um den Globus
Tui Cruises: Rockliner 4 sticht 2016 in See
Im kommenden Jahr heißt es wieder: Alle Panikexperten an
Bord. We rock the Ocean und gucken hinterm Horizont was
abgeht, so kündigte Udo Lindenberg den vierten Rockliner in
Kooperation mit Tui Cruises an. Auf der Mein Schiff 3 geht es
vom 29. April bis 5. Mai 2016 ab Málaga über Lissabon, Gibraltar
und Ibiza nach Palma de Mallorca. Nach dem großen Erfolg der
ersten drei Rockliner und der hohen Nachfrage nach einer
Neuauflage gibt es nun den Rockliner 4. Während der EventReise werden Udo Lindenberg und sein Panikorchester den
Passagieren einmalige Bühnenshows bieten. Auch das Rahmenprogramm wird voll und ganz auf Panik-Rock abgestimmt
sein: Vorträge von Rock-Experten, Workshops und Jam-Sessions sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Gäste
an Bord des Rockliner 4 erwartet.
Der Rockliner 4 mit „Premium Alles Inklusive“ kostet in
einer Innenkabine bei Doppelbelegung ab 1298 Euro pro Person, inklusive An- und Abreisepaket kostet die Reise 1648 Euro
pro Person. Im Preis enthalten sind die Konzerte, das Rahmenprogramm, Speisen und Getränke in nahezu allen Restaurants,
Bars und Bistros sowie die Nutzung des Spa- und Sport-Bereichs. Die Reise ist in Kürze im Reisebüro, unter www.tuicruises.com oder telefonisch unter 040/28 66 77 111 buchbar. Red
Ewww.tuicruises.com/rockliner4
Usedomer Musikfestival
feiert Finnland
Noch bis zum 10. Oktober lädt
das Usedomer Musikfestival
zu Musik ein, die an den verschiedensten Orten auf der Insel in Szene gesetzt wird (Foto:
Usedom Tourismus GmbH). In
diesem Jahr ist Finnland der
musikalische Schwerpunkt
des Usedomer Musikfestivals.
Für drei erlebnisreiche Wochen erklingt in Usedoms Kirchen, Schlössern, Museen und
Konzertsälen die Musik der
Ostsee von Kammermusik,
über Folklore bis hin zu Tango-Klängen und großen SinfoRed
nien.
UNTERWEGS
VON DANIELA KEBEL
Wie auf der Enterprise
U
nd hier ist Ihr iPad“, sagt
Tom und reicht mir den
in eine Ledermappe eingebundenen Computer. Gerade
eben hatte er einen Schrank
neben dem Sofa aufgezogen
und einen PC samt Tastatur,
Monitor und Musikanlage ans
Tageslicht befördert. Brauch
ich nicht, habe meinen Laptop
dabei. „Aber wenn Sie Musik
hören wollen, hier ist die
Steuereinheit für alle Räume“,
sagt er und öffnet eine Doppeltür. Dahinter eine Schaltkonsole wie auf der Enterprise. Oje, denke ich. Bis ich
das kapiert habe, ist die Reise
längst vorbei. Deshalb entscheide ich mich, auf Musik zu
verzichten. Fernsehgucken
wäre allerdings abends ganz
schön. Ich schaue mich um.
Kein Gerät zu sehen. „Das
haben wir hier“, sagt Tom und
zeigt auf das Fußende meines
Bettes. Aus dem etwa zehn
Zentimeter breiten Holzteil
fährt die Glotze bei Bedarf
hoch. Vollautomatisch.
Gesteuert per iPad. Tom
demonstriert, wie man sich
wo einloggen muss, um dann
nach etwa 20 mal tippen das
TV hoch- oder wieder runter
zufahren. Verstanden hab ich
nichts. „Sie können das aber
auch manuell mit diesem
Knopf hier machen.“ Besser.
Noch besser: einfach schon
mal guckbereit draußen lassen. Immerhin gibt es eine
normale Fernbedienung. Ich
beschließe, das iPad nicht zu
benutzen. Nach dem Abendessen komme ich ins Zimmer:
Nachtbeleuchtung eingeschaltet, Vorhänge geschlossen. Ich suche die Lichtschalter. Vergebens. Ich versuche,
die Vorhänge wieder aufzuziehen für frische Luft nachts
und Tageslicht, sobald die
Sonne aufgeht. Sie bewegen
sich kein Stück. Entnervt
greife ich zum Telefon. Der
freundliche Herr an der
Rezeption erklärt mir, dass
das alles per iPad gesteuert
werde. „Sogar die Vorhänge?“, frage ich ungläubig.
Er schickt jemanden zu mir.
Er schaltet mir alle Lichter aus
und öffnet die Vorhänge.
„Wenn Sie heute Nacht Licht
brauchen . . .“, setzt er zur
Erklärung des technischen
Hilfsmittels an – doch ich
unterbreche ihn:
„Dann nehme
ich
meine
Taschenlampe.“
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Eine Zugfahrt
in die Wildnis
Kanadas
Der Rocky Mountaineer fährt seit 25 Jahren
durch die Bergwelt. Vom Fenster aus können
die Passagiere sogar Lachse beobachten.
Von Pia Hoffmann
Es ist früh am Morgen in Vancouver, British Columbia, als die
ersten Sonnenstrahlen auf die
blitzblank geputzten Waggons
treffen. Begleitet von einem Dudelsackspieler schreiten die Passagiere über einen roten Teppich zu dem historischen Zug.
Auf dem beflaggten Bahnsteig
herrscht ehrfurchtsvolle Erwartung, fast wie bei einem Staatsakt. „All aboard“ schallt es über
den Bahnsteig, und schon jetzt
ist klar: Eine Reise mit dem
Rocky Mountaineer ist keine gewöhnliche Zugfahrt.
Ein bisschen fühlt es sich an
wie im Flugzeug, wenn die Hostessen in ihren adretten, dunkelblauen Uniformen GetränkeTrolleys durch die Gänge schieben. Nur die Wolken sind, anders
als im Flieger, nicht durch winzige Fenster, sondern durch ein
großes Panoramadach zu sehen.
Wie eine gläserne Kuppel wölbt
es sich über den oberen Teil der
Doppelstockwagen. Wer von Anfang an entspannt den Kopf zurücklegt, kann so gleich den Sonnenaufgang über den Rocky
Mountains als dramatisches
Rundum-Schauspiel erleben.
Eine der eindrucksvollsten
Bahnstrecken der Welt
Damit unterwegs keine Minute
der Eisenbahnromantik verlorengeht, verkehrt der Rocky
Mountaineer traditionell nur
tagsüber. In den Broschüren
wird die historische Trasse von
Vancouver nach Calgary als eine
der eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt beschrieben.
Die meisten Mitreisenden blicken zunächst skeptisch aus
dem Fenster, denn die Reise beginnt eher nüchtern in einem Industriegebiet. Karge, öde Felslandschaften und das eintönige
Rattern des Zuges wirken beinahe einschläfernd. Einer jungen Frau fallen tatsächlich die
Augen zu; ein älterer Mann zupft
in nervöser Erwartung am Gurt
seines Fotoapparats. Stunde um
Stunde schlängeln sich die
Schienen wie ein kleiner Fluss
durch die unberührten Weiten
Kanadas.
Nach wenigen Stunden haben
die meisten Fahrgäste gemerkt,
wie entspannend es sein kann,
sich einfach mal zurückzulehnen und durchs Panoramadach
zu beobachten, wie Fisch- und
Weißkopfseeadler über den
Waggons ihre Kreise ziehen. Neben den Gleisen äsen ein paar
Hirsche, und ab und zu sind aus
dem Zugfenster auch ein Elch
oder ein Wapiti zu sehen. Es soll
sogar Schwarz- oder Grizzlybären geben, die sich bis an die
Zugstrecke vorwagen. Diese Information sorgt gleich mehrmals für helle Aufregung im Zug.
„Da drüben!“ – „Hast Du gesehen?“ – „Ist das einer?“ Doch in
den meisten Fällen entpuppt
sich der Mythos Bär als Windstoß oder verdorrtes Gestrüpp.
Je weiter der Zug in die Berg-
massive der Rocky Mountains
vordringt, umso vielversprechender wird die Landschaft.
Und tatsächlich – das Ausharren
lohnt sich. Wie ein gewaltiger
Schatten erhebt sich plötzlich
der majestätische Mount Robson
ganze 3954 Meter in den Himmel. Am Fuße des höchsten Berges der kanadischen Rockies
wirkt selbst der imposante
Rocky Mountaineer wie ein winziger Spielzeugzug.
An den schönsten Stellen
fährt der Zug ganz langsam
Mit großen Augen lehnen sich
die Passagiere in den spitzen
Haarnadelkurven über die offenen Zugplattformen, um zu fotografieren, wie sich das Vorderteil des Blechwurms um den hohen Berg windet. Foto-Stopps
sind während der Fahrt leider
nicht möglich, doch an besonders spektakulären Aussichtspunkten drosselt der Lokführer
die Geschwindigkeit.
„Wir nennen das Kodak-Tempo“, erklärt er. „Unsere Spitzengeschwindigkeit beträgt 90 Kilometer pro Stunde, aber normalerweise fahren wir nicht schneller als 50.“
Landschaftsprägend ist insbesondere der Fraser River, der
mächtigste Fluss in British Columbia, der an seiner engsten
Stelle nördlich von Yale nur
33 Meter breit ist. Mit gewaltiger
Kraft zwängt er sich durch einen
schmalen Canyon und peitscht
dabei 72 Millionen Tonnen Wasser pro Minute durch die schmale Felsspalte; doppelt so viel wie
an den Niagarafällen die Felsen
hinabstürzt. Die tosenden Wassermassen und die aufschäumende Gischt haben der Stelle
den Namen „Hell’s Gate“ eingebracht.
Lachse mit Mistgabeln
aus dem Fluss gespießt
In der Nähe des Örtchens „Salmon Arm“ mahnt die Hostess zu
besonderer Aufmerksamkeit.
Dem Aufschrei „Guck mal da!“
folgend, drücken hunderte Fahrgäste prompt ihre Nasen an den
Panoramascheiben platt. Tiefrote, längliche Wesen tummeln
sich wie lebendige Paprikaschoten im klaren Wasser. Einige tauchen kurz auf, halten inne und
bewegen sich dann zickzack weiter vorwärts. „Das sind die
Schuppen der großen Wildlachse“, erklärt Hostess Sophie Slavich. „Sie wirken im Wasser so
farbintensiv, dass sie sogar im
Vorbeifahren deutlich sichtbar
sind.“ Jedes Jahr kehren die kanadischen Lachsschwärme an
ihren Ursprungsort zurück. Dabei ist der Fraser River ihre wichtigste Reiseroute.
Früher, so berichtet die
deutschsprachige Bordzeitung
„Mile Post“, tummelten sich
rund um den Shushwap Lake so
viele laichende Lachse, dass die
Siedler sie mit Mistgabeln aus
dem Wasser spießten, um mit ihnen die Felder zu düngen. Für
die Ureinwohner, die Indianer-
Wo ein Fluss ist, ist auch ein Gleis – Wasserströme bestimmen die Strecke des
Rocky Mountaineers.
Foto: dpa/Rocky_Mountaineer_Railtours
Stämme der First Nations, ist der
Lachsfang noch heute eine
Haupteinnahmequelle. Nach wie
vor werfen die Fischer ihre Netze im Fluss aus und trocknen die
Tiere ganz traditionell an der
Luft. Im Speisewagen des Rocky
Mountaineer gehört daher der
wilde Sockeye-Lachs mit Senfvinaigrette an Fenchel- und Röstkartoffelsalat zu den Spezialitäten.
Der letzte
Schienenbolzen
Vor 130 Jahren, am 7. November
1885, wurde in der kleinen Siedlung Craigellachie der letzte
Schienenbolzen für das Eisenbahnnetz der Pacific Railway
eingeschlagen – eine Stelle, die
der Zug auch heute noch passiert. Ein original Schienenstück,
eine alte Lok und eine Gedenktafel erinnern an das große Ereignis und sind bei den Passagieren
ein beliebtes Fotomotiv.
Damals war der Bau einer
Bahnstrecke in der unwirtlichen
Landschaft eine echte Herausforderung. Für die Kleinstadt
Kamloops auf halber Strecke
zwischen Vancouver und Calgary zahlt sich die Investition jedoch bis heute aus, denn dort
legt der Rocky Mountaineer
gleich auf zwei Strecken einen
Übernachtungsstopp ein.
„In manchen Zügen sitzen
mehr als 1000 Passagiere“, sagt
Gary Aldest vom Fremdenverkehrsamt Kamloops. „Da werden
eine Menge Hotelzimmer benötigt, und das bedeutet Arbeit für
viele Leute. Das Wichtigste aber
ist, dass Menschen aus allen Teilen der Erde von hier Erinnerungen mit nach Hause nehmen.“
Auch der am gleichnamigen See
gelegene Ort Lake Louise verdankt seine Entwicklung dem
Bau der Eisenbahnstrecke. „Um
1890 war der damalige Präsident
von Canadian Pacific Railway,
Cornelius van Horn, so beein-
SERVICE
HISTORIE Seit 1990 durchquert der
Rocky Mountaineer auf historischen Trassen die Wildnis der
kanadischen Rockies. Fast zwei Millionen Passagiere aus der ganzen
Welt sind in dieser Zeit mit dem
legendären Zug gereist und haben
das Unternehmen zum weltweit
größten Anbieter von Luxuszugreisen gemacht. Unter den internationalen Auszeichnungen sind auch
acht World Travel Awards für die
weltbeste Zugreise und für den
weltbesten Luxuszug.
STRECKEN 45 Touren auf fünf Strecken; Flotte: neun Lokomotiven
und 75 Waggons, einige davon
doppelstöckig. Service-Klassen:
RedLeaf (nur kalte Speisen und
alkoholfreie Getränke), SilverLeaf,
GoldLeaf und GoldLeaf Deluxe (mit
Gepäckservice, Aussichtsplattform
im Freien und A-la-carte-Restaurant).
PREISBEISPIELE First Passage to the
West: von Vancouver nach Lake
Louise, vier Tage, drei Übernachtungen und Verpflegung ab
1279 Euro pro Person; Western
Explorer: von Vancouver nach Jasper, acht Tage, sieben Hotelübernachtungen, Verpflegung, Ausflüge
und Hubschrauberrundflug ab
1986 Euro pro Person.
Ewww.rockymountaineer.com
druckt, dass er beschloss, kleine
Chalets bauen zu lassen. So
konnten Zugreisende aus dem
Osten dort im Sommer zwei bis
drei Monate verbringen, um zu
wandern“, berichtet der österreichische Hotelmanager Gregor
Resch. Er leitet das weltberühmte Fairmont Hotel Chateau Lake
Louise, das umgeben von hohen
Tannen wie ein romantisches
Traumschloss über einem Märchenwald thront.
Die Autorin reiste mit Unterstützung von Rocky Mountaineer.