Rheingau Musik Festival 2016
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Rheingau Musik Festival 2016
Rheingau Musik Festival 2016 Erscheint Sonntag, 12. Juni 2016 Rheingau F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U N G Musik Festival 21. JUNI 2015 Gehörte von Anbeginn zu den zentralen Spielstätten des Rheingau Musik Festivals: Schloss Johannisberg NR. 25 SEITE B1 Foto Heike Rost ARTIST IN RESIDENCE, JAZZ, 175 JAHRE TSCHAIKOWSKY, 25 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT Zwischen Innovation und Kontinuität Ein buntes Programm in bewährter Mischung verspricht das 28. Rheingau Musik Festival, das Samstag eröffnet wird. Von Harald Budweg Spielt Klavier und komponiert stilistisch frei: Foto F. Reinhold Lera Auerbach Z um 28. Mal in Folge verspricht Michael Herrmann, der Intendant und Geschäftsführer des Rheingau Musik Festivals, einen klangvollen Sommer. Ob es wirklich ein Sommer nach Maß wird mit so hohen Temperaturen, dass man sich auch am späteren Abend – etwa bei der traditionellen MozartNacht – im Freien noch so richtig wohl fühlt, das wird sich erst noch zeigen müssen und daran wird auch Michael Herrmann notfalls nichts ändern können: Derzeit zumindest scheint es, als sei der Sommer irgendwo im Wartestand. Aber es ist ja auch noch ein paar Tage Zeit bis zum Eröffnungskonzert am 27. Juni in der Basilika von Kloster Eberbach, wo das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada das Vorspiel zu „Parsifal“ und die Ouvertüre zu „Tannhäuser“ (beides von Richard Wagner) sowie das „Stabat mater“ von Gioachino Rossini interpretiert. Was dann folgt – mehr als 150 Konzerte an Dutzenden von Spielstätten bis Mitte September, die Weihnachts- und Adventskonzerte gar nicht mitgerechnet –, verdient allerdings das Prädikat „Ein Sommer voller Musik“, mit dem Herrmann und seine Mitstreiter nun schon seit fast drei Jahrzehnten so erfolgreich werben. Wer einen anhaltend riesigen Erfolg für sich verbuchen kann – die Besucherströme sprechen Jahr für Jahr Bände –, tut gut daran, an dem für richtig befundenen Konzept festzuhalten. Kontinuität zahlt sich aus, und so finden Musikfreunde auch in diesem Jahr zahlreiche vertraute Angebote. Doch ein gewisser Anteil Innovation dürfte sich ebenfalls auszahlen, weil dann niemand behaupten kann, das Festival trete künstlerisch auf der Stelle. Und wer eine derart große Anzahl an Veranstaltungen aufzubieten hat, die andere Festivallenker vielleicht vor Neid erblassen lässt, vermag mühelos auch beides – Tradition und Erneuerung – miteinander zu verbinden. Ein Experiment fällt dabei sofort ins Auge: Gemeinsam mit der Akademie Balthasar Neumann und ihrem künstlerischen Leiter Thomas Hengelbrock veranstaltet das Rheingau Musik Festival erstmals eine transatlantische Or- chesterakademie, bei der junge Musiker aus Kuba und Europa zwei Wochen lang zu einer Arbeitsphase im Rheingau zusammenkommen. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse werden natürlich auch öffentlich präsentiert, die damit verbundenen Veranstaltungen können Musikfreunde dem vom Veranstalter bereitgestellten Festivalmagazin entnehmen. Zur guten Tradition hingegen gehören die Medienpartnerschaften mit dem Hessischen Rundfunk und Deutschlandradio, weswegen ja auch die Frankfurter Rundfunkmusiker (genauer gesagt, das hr-Sinfonieorchester) auch wieder den Auftakt bestreiten (und am 19. August im Kurhaus Wiesbaden ein weiteres Konzert geben). Kontinuität ist aber auch hinsichtlich der Sponsoren ein kostbares Ticket- und Infoline: 0 67 23/60 21 70 Montag bis Freitag 9.30 bis 17.00 Uhr www.rheingau-musik-festival.de Gut, denn diese bestreiten etwa die Hälfte des jeweiligen Etats; die andere Hälfte muss durch Kartenverkäufe beglichen werden, denn öffentliche Gelder fließen hier nur in symbolhafter Spärlichkeit – ganz anders als der Rambach, der im vorigen Jahr das Kurhaus Wiesbaden nach einem heftigen Unwetter unter Wasser setzte, was uns in diesem Jahr hoffentlich erspart bleibt. Der Hauptsponsor ist in diesem Jahr wieder Lotto Hessen, KoSponsoren sind die Helaba mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Fürst von Metternich Riesling-Sekt und Opel. Hinzu kommen eine Reihe bedeutender Premium-Projektpartner. „Composer & Artist in Residence“ (Achtung, neudeutsch!) ist in diesem Jahr die 41 Jahre alte russische Komponistin, Pianistin und Autorin Lera Auerbach, die in Amerika lebt und der Musikwelt nachhaltig auffiel, als sie im Jahr 2002 in der New Yorker Carnegie Hall gemeinsam mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica ihre Suite für Violine, Klavier und Orchester gestaltete. Im Rheingau ist sie jetzt im August an fünf Konzerten beteiligt. Perfekt im Einklang. Harmonie entsteht, wenn alle miteinander im Einklang sind. Dazu muss man zuhören. Wirklich zuhören. Wir bei UBS machen genau das. Wenn Sie sprechen, wenn Sie innehalten, sogar wenn Sie gar nichts sagen. Selbstverständlich unterbreiten wir Ihnen maßgeschneiderte Anlagelösungen und bieten Ihnen die Expertise eines weltweit integrierten Unternehmens. Doch das alles bedeutet nichts, wenn wir nicht zuhören. Ihnen zuhören. UBS Deutschland AG Bockenheimer Landstraße 2-4 60306 Frankfurt 069 2179-0 www.ubs.com/deutschland UBS ist Premium Projekt Partner des Rheingau Musik Festivals UBS ist ein weltweit führender Finanzdienstleister. Zu unserem Angebot gehören: Wealth Management für Privatkunden, Asset Management und Investment Banking für Unternehmen und institutionelle Anleger. Mit Hauptsitz in der Schweiz ist UBS weltweit in über 50 Ländern und allen wichtigen Finanzzentren tätig. Herausgeber: UBS Deutschland AG. © UBS 2015. Alle Rechte vorbehalten. Das Rheingau Musik Festival zählt zu den größten Musikfestivals Europas und lädt auch in diesem Jahr wieder zu über 150 Konzerten in den Rheingau. Vom 18. Juni bis zum 27. August 2016 bestreiten international renommierte Künstler und Orchester sowie aufsehenerregende Nachwuchsmusiker ein hochkarätiges musikalisches Programm in einzigartiger Atmosphäre zwischen Klöstern, Schlössern und Weinbergen. Als Artist-in-Residence-Künstlerin wird die Geigerin Isabelle Faust mit Musik von Bach bis Kurtág ihre beeindruckende Bandbreite unter Beweis stellen. Unser Fokus-Künstler Yannick Nézet-Séguin präsentiert sich hingegen nicht nur als Dirigent, sondern auch als Kammermusiker. Im „Fokus Jazz“ stellen wir in diesem Jahr den wohl bekanntesten deutschen Jazz-Musiker ins Zentrum: den Trompeter Till Brönner. Daneben stehen in diesem Jahr die Themenschwerpunkte „Starke Frauen“, „Dvořák: 175. Geburtstag“ und „Klanggewalten“ im Vordergrund. Weitere Gäste in diesem Sommer: die Berliner Philharmoniker, Grigory Sokolov, Igor Levit, Paavo Järvi, Annette Dasch, Julia Fischer, Christian Gerhaher, Hilary Hahn, Max Mutzke u. v. m. Ihre Vorteile aa I hre Anzeige erscheint in der F.A.S.-Redaktionsbeilage „Rheingau Musik Festival 2016“, die der bundesweiten Auflage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung beiliegt. 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Es gelten die Geschäftsbedingungen der F.A.Z.-Anzeigen-Preisliste Nr. 76 vom 1. Januar 2016. rheingau musik festival B3 F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TA G S Z E I T U N G , 2 1 . J U N I 2 0 1 5 , N R . 2 5 Termine Frühjahr: Erscheinungstermin: Sonntag, 12. Juni 2016 Anzeigenschluss: Freitag, 27. Mai 2016 B2 rheingau musik Druckunterlagenschluss: Freitag, 3. Juni 2016 GESPRÄCH MIT DEM COUNTERTENOR ANDREAS SCHOLL ALTE MUSIK BEIM FESTIVAL Opa und der Gemüselaster Barocke Pracht und Tränen In einer Pappschachtel, etwas größer als ein Schuhkarton, in der sich die nachgelassenen Papiere des Schriftstellers Gerson Stern finden, hat Andreas Scholl eine Kurzgeschichte entdeckt, in der ein Herr Scholl vorkommt. Es handelt sich vermutlich um eine Figuration seines Großvaters. Herr Scholl kommt in der Geschichte sehr gut weg, indem er bei einer Unterhaltung dafür plädiert, dass Juden und Christen sich achten und verstehen sollten. Tatsächlich habe sein Großvater den jüdischen Schriftsteller gekannt, der rechtzeitig vor den Nazis aus Deutschland flüchten konnte, erzählt der berühmte Countertenor im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Gemüsehändler habe Gerson Stern mit seinem Lastwagen geholfen, als dieser von Frankfurt nach Kiedrich umzog, wo die Familie Scholl wohnte und wo der Sänger inzwischen selbst auch wieder lebt – mit seiner Frau, der israelischen Pianistin und Cembalistin Tamar Halperin. Scherzhaft würden sie die Gegend um ihr Wohnhaus in dem beschaulichen kleinen Weinbauort im Rheingau schon „das jüdische Viertel von Kiedrich“ nennen. Denn unmittelbar gegenüber habe sich einst ein jüdisches Gebetshaus befunden. So also begann sich Scholl auch für Gerson Stern zu interessieren, von dem er ursprünglich nur wusste, dass er hier einmal gelebt hatte. In Sterns Nachlass in Jerusalem fand Scholl Aufzeichnungen, in denen der Schriftsteller seine Zeit im Rheingau als die glücklichste seines Lebens beschreibt, und zudem ein Gedicht mit dem Titel „Alle Klagen sinken nieder“. Scholl hat es vertont. Der israelische Sänger und Pianist Idan Raichel wird es in dem gemeinsamen Konzert mit ihm am 6. August beim Rheingau Musik Festival im Wiesbadener Kurhaus vortragen. Idan Raichel ist als Popmusiker ähnlich bekannt wie Andreas Scholl als klassisch ausgebildeter Countertenor. Wie festival Dirigent Thomas Hengelbrock (links) ist vom kubanischen Engagement begeistert. Intendant Michael Herrmann ist dafür der ideale Partner. GESPRÄCH MIT THOMAS HENGELBROCK ÜBER DIE CUBAN EUROPEAN YOUTH ACADEMY Klarinette für arme Kubanerin Nachwuchs des gleichnamigen Chors und Ensembles kümmert, stand ihm dazu ein erfahrenes Dozenten-Team zur Verfügung. In Michael Herrmann, den Intendanten und Geschäftsführer des Rheingau Musik Festivals, fand er einen Mitstreiter, der sich für die Idee begeisterte, reichhaltige Erfahrung im „Geldeintreiben“ und Organisieren besitzt und an den Schnittstellen von Wirtschaft, Politik und Kultur bestens vernetzt ist. Kurzum: Die Sache wurde angestoßen und „Cuban European Youth Academy“ (CUE) genannt. Sie werde beim Festival vom 17. bis 28. August in Wiesbaden und im Rheingau nicht nur erstmals zu interessanten Begegnungen führen und junge Musiker in ihrer Ausbildung voranbringen, sondern auch, wie Hengelbrock hofft, im Publikum Begeisterung wecken und Kreise ziehen. Denn neben den Stimm- und Orchesterproben, Kammermusik-Workshops, Kursen in historischer Aufführungspraxis und kubanischer Musik werden die CUE-Teilnehmer auch Konzerte beim Festival geben. Hengelbrock leitet die zweite Akademiewoche als Dozent und als Dirigent das Abschlusskonzert am 27. August im Wiesbadener Kurhaus mit Schumanns Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 und Mozarts Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219 (Solistin: Arabella Steinbacher). Außerdem gibt es ein Kammer- konzert am 23. August auf Schloss Johannisberg und eine allerdings schon ausverkaufte „Kubanische Nacht“ im Wiesbadener Schlachthof. 30 kubanische Musikstudenten, die sich selbst nie eine Reise ins Ausland finanzieren könnten, bekommen die Flüge und die Unterkunft bezahlt und treffen hier auf weitere ausgewählte 30 Stipendiaten aus ganz Europa, junge Musiker etwa aus Italien, Frankreich, Holland, aber auch aus Usbekistan und Israel. Unterstützer des Projekts sind das Auswärtige Amt unter der Schirmherrschaft des Bundesministers Frank-Walter Steinmeier, der Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main und eine breite Allianz von Stiftungen und Sponsoren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 220 000 Euro. In Kuba habe die Akademie dabei gar nicht groß beworben werden müssen. Die Initiative habe sich dort unter den Studenten durch Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen, erzählt Hengelbrock. Am ersten Tag des Probevorspiels in Havanna seien 30 Kandidaten da gewesen, am zweiten Tag schon 100. „Wenn wir das noch mehr verbreitet hätten, hätte sich ganz Kuba beworben“, scherzt der Dirigent, der von der Musikbegeisterung der Kubaner mit leuchtenden Augen schwärmt. Das Niveau sei hoch, da es sehr wohl Musikhochschulen in Kuba gebe und mit Unterstüt- Barocke und noch ältere Musik mag manchen Hörer nicht so recht erreichen, wie oft und sogar von Menschen zu hören ist, die zum klassisch-romantischen und späteren Repertoire oder zur Musik in großer Bandbreite eine starke Beziehung haben. Die Alte Musik steht ihnen fern, durchaus im Wortsinne: zeitlich fern. Die Gedankenwelt der Altvorderen mit ihrem oft gelehrsamen Umgang mit musikalischen Emotionen, die sie in einer Affektenlehre und einer ausgeklügelten musikalischen Rhetorik fassten, geht ihnen nicht nahe genug. Kein Musikkenner wird allerdings ernsthaft behaupten, dass auch der Interpretation Alter Musik etwas Altmodisches anhaftet – jedenfalls nicht der heute nahezu die ganze Szene beherrschenden historischen Aufführungspraxis. Von ihr sind vielmehr im Hinblick auf die Art der Musikdarbietung alle wichtigen Innovationen des Konzertbetriebs Wirtschaft und Musik-Leidenschaft Giuliano Carmignola Foto Anna Carmignola ausgegangen. Ausgehend von der Barockmusik, brachen Pioniere wie Nikolaus Harnoncourt in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts neue Bahnen. Und inzwischen hat die historisch informierte Interpretation bis weit hinein in die Romantik alle nachfolgenden Epochen erfasst. Dabei sind sich wohl alle Vertreter dieser Richtung darin einig, dass sich ein „Originalklang“ im engeren Sinne nicht rekonstruieren lässt. Dazu haben sich alle grundlegenden Bedingungen für das Musizieren zu sehr verändert. Auch ein Barockspezialist kann nicht sämtliche Musik anderer Art ausblenden, die ihn im 21. Jahrhundert umgibt. Vielmehr geht es den Lehrenden und Lernenden der historischen Aufführungspraxis darum, den Geist einer Epoche möglichst gut zu erfassen. Beim Rheingau Musik Festival erhalten die Zuhörer nun wieder reichlich Gelegenheit, diesem Geist mit kompetenten Ensembles, Dirigenten und Solisten nachzuspüren. Eine besondere Empfehlung wert ist der Abend mit „Le Concert Spirituel“ unter der Leitung von Hervé Niguet: Die Choristen und Instrumentalisten wollen am 23. Juli im Kloster Eberbach „Venezianische Pracht“ entfalten mit Chorwerken von Antonio Vivaldi und seinem Zeitgenossen André Campra. Ein feuriger Vivaldi-Interpret ist außerdem mit dem Violinisten Giuliano Carmignola zu Gast. Er tritt mit einem Trio gleichgesinnter Musiker am 29. Juli in der Hattersheimer Kirche Sankt Martinus auf. Im benachbarten Hofheim geht es in der Kirche Sankt Peter und Paul indes sicher getragener zu: Mit dem Ensemble Arcangelo widmet sich die Sopranistin Anna Prohaska am 4. August dem Thema Tränen: „Lachrimae“. Bravouröse Arien erklingen unterdessen mit dem belgischen Ensemble B’Rock und der Mezzosopranistin Marie-Ellen Nesi am 10. Juli im Kloster Eberbach. gui. zung durch die Sowjetunion einst offenbar viel in die Ausbildung investiert worden sei. Viele Dozenten seien Russen gewesen, und bei vielen kubanischen Studenten erkenne man noch heute die „etwas altmodische russische Schule“. Da es an Notenmaterial fehle, seien viele kubanische Musiker perfekt darin, etwas vom Hören her nachzuspielen. Sie könnten hervorragend auswendig spielen und beispielsweise ganze Orchesterprogramme notfalls ohne Noten bewältigen. Überrascht sei er auch gewesen, wie schnell und lernbegierig sie Prinzipien der historischen Aufführungspraxis aufgesogen hätten. Generell sei es eine Beobachtung, die er in Südamerika wie in China gemacht habe: Dort sei die klassische Musik „ein riesiger Wachstumsmarkt“, während sie hierzulande eher auf dem Rückzug sei. Wie soll es nun aber mit den Instrumenten bei den Kubanern weitergehen? Siegreich im Test, sicher auf der Straße: Der Opel Mokka ist das Allrad-Auto des Jahres 2013* und 2014*. Dabei überzeugte er Bei der Akademie soll jeder Teilnehmer mit adaptivem 4x4 Allradantrieb und Sicherheitssystemen wie Frontkollisionswarner, Spurhalte- und Verkehrsschildassistent. zumindest einmal die Chance erhalten, auf einem historischen Instrument spielen zu können, opel.deetwa auf einer mit Darmsaiten *bespannten Barockvioline. Und in der Kategorie „Geländewagen und SUV bis € 25.000“ (AUTO BILD ALLRAD, Ausgaben 03/2013 und 06/2014). **Mit rollwiderstandsarmen Reifen. MichaelGesamtsieger Herrmann hat einer kubanischen Klarinettistin, die ihm leidtat, Kraftstoffverbrauch Opel ein Mokka innerorts 10,2–4,7** l/100 km, außerorts 6,7–3,8** l/100 km, kombiniert 8,0–4,1** l/100 km; neues Instrument versprochen – und dakombiniert 159–109** g/km (gemäß VO (EG) Nr. 715/2007). Effizienzklasse E–A** 2 -Emission für mitCO einer Wiesbadener Instrumentenbaufirma auch schon prompt einen Sponsor gefunden. Guido Holze Burkhard Scheuer, Prokurist und Verwaltungsleiter des Rheingau Musik Festivals MOKKA ÜBERZEUGT DOPPELT: DAS ALLRAD-AUTO DES JAHRES 2013 UND 2014. Foto Helmut Fricke Bei einer Audition in Havanna sei einer jungen kubanischen Fagottistin ihr Instrument während des Vorspielens in hundert Teile zerfallen. Ein Kontrabass sei, weil die Saiten in der Anschaffung für den Spieler zu teuer seien, mit Telefondrähten bespannt gewesen. So berichtet Thomas Hengelbrock von seinen Erfahrungen in dem Land, das nach dem Riss des Eisernen Vorhangs mangels weiterer sowjetrussischer Unterstützung in den neunziger Jahren am Rande einer Hungersnot gestanden habe und sich nun, nach der Auflösung des amerikanischen Embargos, unter Raúl Castro langsam öffne. Der Dirigent, der sich mit dem Freiburger Barockorchester sowie seinem Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble einen hervorragenden Ruf als Spezialist für Alte Musik erworben hat und seit 2011/12 auch Chef des NDR-Sinfonieorchesters ist, arbeitete vor einigen Jahren auf eine Initiative des Salzburger Mozarteums hin als Akademie-Dozent mit kubanischen Musikstudenten in Havanna und war von der Lernbegierde, der Begeisterung, dem spieltechnischen Niveau und den künstlerischen Ergebnissen so beflügelt, dass er unbedingt die Fortsetzung eines Projekts dieser Art wollte. Über seine Akademie Balthasar Neumann, die sich von Beginn an um den gierde des Künstler geboren würden und nicht aus kommerziellem Interesse. Als positives Beispiel nennt Scholl den Rockstar Sting, der Barocklaute zu spielen gelernt und eine CD mit Songs von John Dowland eingespielt habe. Vermutlich müsse man aber zunächst in seinem „Hauptfach“ erfolgreich sein, um dann einmal neue Wege gehen zu können. „Wenn ein junger Countertenor damit anfängt, dass er eine Bach-CD aufnimmt, und er danach gleich eine Jazz-CD produziert, dann wirkt das unglaubwürdig“, meint Scholl, der nunmehr auf 25 Jahre Bühnenerfahrung zurückblickt. Es sei bei alldem ohnehin nicht so, dass es ihm mit der Alten Musik, auf die er als Countertenor naturgemäß fokussiert ist, langweilig würde oder er sich beschränkt fühle: „Das barocke Repertoire ist riesig“. Mit Kernrepertoire, mit Werken von Bach, ist Scholl so im ersten seiner zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Konzerte beim Rheingau Musik Festival zu erleben: Unter dem Titel „Bach zweimal hören“ verfolgt er am 5. August in der Wiesbadener LuF R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U NG , 2 1 . J U N I 2 0 1 5 , N R . 2 5 therkirche ebenfalls ein unübliches Konzept. Als Solist und Leiter wird er mit Sängern von „Barock vokal“ und dem Neumeyer-Consort die Kantate „Herr gehe nicht ins Gericht“ BWV 105 an DAS PORTRÄT: BURKHARD SCHEUER diesem Abend zwei Mal aufführen. Dazwischen liest Wolf WondratErhält den Rheingau-Musikpreis: Andreas Scholl Foto James McMillan schek, den sich Scholl vom Festival als Partner für dieses Projekt gewünscht kam es zu der ungewöhnlichen Zusam- unterhaltender „E- und U-Musik“ fin- hatte, als Autor einen eigens zu diesem menarbeit, die Scholl nun schon zu de Scholl überhaupt schlimm, vor al- Anlass geschriebenen Text, der auf die mehreren Proben mit Raichels Band lem dann, wenn sie auf ein Vorurteil Worte der Kantate Bezug nimmt. Unins Studio geführt hat? Letztlich über hinauslaufe: „Wenn’s U ist, kann’s ter diesem Eindruck sollen die Besuseine Frau Tamar Halperin, berichtet nicht gut sein.“ Mit einem Zitat des cher die Musik beim zweiten Mal anScholl. Sie habe ihm vor acht Jahren, Sänger-Kollegen Hermann Prey ver- ders wahrnehmen. Scholl will Wondratsagt Scheuer. Berli-Text selbst vorher nicht lesen: Dass ein Schulchor in arbeiten“, scheks tritt er vielmehr die Ansicht: „Es gibtNach ei- der als sie sich kennenlernten, eine CDund Rai--orchester Zeit entschied er sich für einen derIhm Lagehabe ist, diese so anspruchsvolle Werkenur ner EU-Musik.“ „Ich lasse mich überraschen.“ Am chels geschenkt. Musik gentlich Wechsel zum Schleswig-Holstein Mu-darauf, bei dem Konzert im Kurund dieBei Matsofort gefallen,wiesiedie sei h-Moll-Messe qualitativ hochCross-Over-Projekten sei ihm al- Abend sik Festival. er von haus 2001 bis thäus-Passion vonund Bach Wiesbaden, wird der Sänger mit wertig, harmonisch interessant gut aufzuführen, lerdings wichtig, dass sieDort keinwar „Gimfür dasdass Rechnungswesen Con- Musikpreis 2015 ausgezeichselten sein.übliche Burkhardmick“ Scheuer Rheingau arrangiert. Diedürfte in Deutschland seien, 2013 sondern sie sich au- und trolling zuständig. hatzwischen diese musikalischen Unterscheidung ernster und Erfahrungen thentisch vermittelten, aus echter Neu- net. Guido Holze Nach nunmehr weiteren zwei Jahren aber als mitwirkender Schüler machen dürfen, dank eines musikliebenden Di- Erfahrungen beim Rheingau Musik Fesrektors an einem ehemals musisch ori- tival weiß Scheuer: „Künstlerische Beentierten Gymnasium in Essen. Und triebe ticken anders als eine Unternehdiese Erfahrungen haben den Prokuris- mensberatung. Der Kreativ-Anteil ist ten und Verwaltungsleiter des Rhein- sehr hoch, aber auch hier braucht es Ergau Musik Festivals nachhaltig geprägt. gebnisse“, sagt er und hält dazu nicht Bis heute hat er sich seine Liebe zur ohne Stolz die Saison-Broschüre des klassischen Musik bewahrt und musi- Festivals in die Luft, in der mehr als 150 ziert immer noch gern privat als Violi- Konzerte verzeichnet sind. Zuständig ist er als Prokurist für einen Gesamtetat nist in einem Klaviertrio in Köln. Geboren 1969 in Duisburg, kam er von in der Regel etwa acht Millionen „nach der klassischen Blockflöten-Kar- Euro. Er führt zudem als Verwaltungsriere“, wie er sagt, schon als Zehnjähri- leiter operativ den Betrieb und die Kolger zur Geige. Als Schüler spielte er legen und muss dabei die oft unterschiedlichen Interessen von künstlerimit diesem Instrument im Essener Juschen Wünschen, Programmplanung gend-Sinfonieorchester, lernte viel sinund Sponsoring zusammenhalten. fonisches Repertoire kennen und wirkte Zur finanziellen Berechnung einer auch während seiner Dienstzeit bei der Veranstaltung zieht Scheuer eine Fülle Bundeswehr in einem Streichorchester von Daten heran, so etwa die Kosten für mit. Er entschied sich dann aber „erst die Künstler, die Honorare, Reise- und mal“ für eine Banklehre, um nach zwei Hotelkosten, die zwischen 1500 Euro im Jahren zu bemerken, dass ihm diese günstigsten Fall und 170 000 Euro für nicht wirklich die gewünschte Berufs- ein Orchester aus dem fernen Ausland perspektive eröffnete. Scheuer studierte mit Solist und Dirigent schwanken köndaraufhin Betriebswirtschaftslehre in nen. Es kommen hinzu viele gut absehMünster und war auch da wieder Mit- bare Kosten etwa für die Saalmiete, den glied im Studentenorchester. Das war Bühnenaufbau, Ton und Licht, Sanitäso ambitioniert, dass es Tourneen nach ter, Gema-Gebühren, Hostessen, ParkFotos Helmut Fricke Japan und Spanien unternahm. Seine platz-Einweiser. Die Auslastung einer erste Stelle fand der Betriebswirt in ei- Veranstaltung muss Scheuer hingegen ner Unternehmensberatung in Frank- schätzen, etwa auf 90 Prozent, und dann furt. Drei Jahre später wechselte er in die Karteneinnahmen und -preise kalkuein Unternehmen der New-Economy- lieren sowie den Beitrag des Sponsors. Branche nach Berlin. „Mit Kultur hatte Für mehr Planungssicherheit sorgt der ich da nichts zu tun, obwohl ich immer Förderverein. „Die Mitglieder tragen vorhatte, mit meinen wirtschaftlichen maßgeblich zum Kartenumsatz bei.“ Themen auf dem Gebiet der Kultur zu Guido Holze GASTSPIEL DES DEUTSCHEN SYMPHONIE-ORCHESTERS BERLIN Der spezifische Klang des DSO Manche Dinge im Leben bleiben einzigartig. Herausragende Eigentumswohnwelten SHOWROOM VILLA HENNINGER Wendelsweg 64 60599 Frankfurt am Main Sa. 11 bis 15 Uhr So. 13 bis 17 Uhr HENNINGER -TURM.COM FON 069 348 77 32 �� Provisionsfreier Verkauf ENERGIEAUSWEIS IN VORBEREITUNG Dass es oft viele Jahre harter Arbeit in Anspruch nimmt, einen Klangkörper zum Weltformat zu formen, dass andere Verantwortliche sich aber nicht scheuen, die mühsam gewonnene und liebevoll gepflegte Tradition im Handstreich zu zerstören – dafür gibt es traurige Beispiele. Schon die nicht immer reiflich überlegten Namensänderungen scheinen unter diesem Aspekt problematisch: Das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt wollte sich partout in hr-Sinfonieorchester umbenennen, um damit zu dokumentieren, dass es nicht nur für die Metropole, sondern auch für andere hessische Regionen da ist. Auch das Kölner RundfunkSinfonieorchester verwandelte sich in „WDR-Sinfonieorchester“. Die problematische Umbenennung des traditionsreichen Gürzenich-Orchesters in „Kölner Philharmoniker“ ist zum Glück beizeiten gescheitert. Im Falle des Deutschen SymphonieOrchesters Berlin (DSO) liegen die Dinge um einiges komplizierter, weil sich der politische Status der ehemaligen „Frontstadt“ und damit die Funktion dieses Ensembles mehrmals stark verändert haben: 1946 als Rias-Symphonie-Orchester gegründet, wurde es schon zehn Jah- re später in Radio-Symphonie-Orchester Berlin umbenannt und trägt seinen heutigen Namen seit 1993. Die politischen Verhältnisse hatten sich bis dahin verwandelt und damit auch die Trägerschaften verändert: Der Klangkörper diente bald nicht mehr nur dem Sender RIAS Berlin, sondern auch dem Sender Freies Berlin. Nach der „Wende“ wiederum kamen zwei Orchester aus östlichen Gefilden hinzu – das Konzerthausorchester, das zu dieser Zeit noch Berliner Sinfonie-Orchester hieß, und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, von dem das DSO notwendigerweise unterschieden werden musste. Eines aber ist geblieben: die Qualität. In der Berliner Philharmonie manifestiert sie sich nicht zuletzt durch thematische Schwerpunkte und saisonübergreifende Projekte. Eine der glücklichsten Kooperationen ist die mit dem Gastdirigenten Roger Norrington, der seit Jahren mit dem DSO die Sinfonien von Ralph Vaughan Williams erarbeitet. Vor kurzem erst ist dort die Nr. 6 erklungen – ein vielschichtiges, stilistisch weit ausgreifendes, immer wieder auch verstörendes Werk, konzentriert dargeboten von den auf diesen Dirigenten offenbar längst eingeschworenen Musikern. Aber auch auf Tourneen und bei Gastspielen kann man den spezifischen DSO-Klang, an dem auch der derzeitige Chefdirigent Tugan Sochiew nachhaltig gefeilt hat, immer wieder bewundern: Das nächste Mal am 2. Juli im Kurhaus Wiesbaden, wenn das DSO unter seiner Leitung Werke von Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin (Solist: Jan Lisiecki) und Richard Strauss interpretiert. Spätestens bei der Tondichtung „Ein Heldenleben“ op. 40 von Strauss wird dann offenbar, was dieser Klangkörper auch in großer Besetzung zu leisten imstande ist. Harald Budweg IMPRESSUM „Rheingau Musik Festival“ ist eine Beilage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Verantwortlicher Redakteur dieser Beilage: Harald Budweg Bildredaktion: Michael Jung; Chef vom Dienst: Peter Beck; Grafische Gestaltung: Susanne Pfeiffer. Verantwortlich für Anzeigen: Ingo Müller; für Anzeigenproduktion: Andreas Gierth. 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