Rheingau Musik Festival 2016

Transcrição

Rheingau Musik Festival 2016
Rheingau
Musik Festival 2016
Erscheint Sonntag, 12. Juni 2016
Rheingau
F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U N G
Musik
Festival
21. JUNI 2015
Gehörte von Anbeginn zu den zentralen Spielstätten des Rheingau Musik Festivals: Schloss Johannisberg
NR. 25
SEITE B1
Foto Heike Rost
ARTIST IN RESIDENCE, JAZZ, 175 JAHRE TSCHAIKOWSKY, 25 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT
Zwischen Innovation
und Kontinuität
Ein buntes
Programm in
bewährter Mischung
verspricht das
28. Rheingau Musik
Festival, das Samstag
eröffnet wird.
Von Harald Budweg
Spielt Klavier und komponiert stilistisch frei:
Foto F. Reinhold
Lera Auerbach
Z
um 28. Mal in Folge verspricht Michael Herrmann, der Intendant
und Geschäftsführer des Rheingau
Musik Festivals, einen klangvollen Sommer. Ob es wirklich ein Sommer nach
Maß wird mit so hohen Temperaturen,
dass man sich auch am späteren Abend –
etwa bei der traditionellen MozartNacht – im Freien noch so richtig wohl
fühlt, das wird sich erst noch zeigen müssen und daran wird auch Michael Herrmann notfalls nichts ändern können:
Derzeit zumindest scheint es, als sei der
Sommer irgendwo im Wartestand. Aber
es ist ja auch noch ein paar Tage Zeit bis
zum Eröffnungskonzert am 27. Juni in
der Basilika von Kloster Eberbach, wo
das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Andrés
Orozco-Estrada das Vorspiel zu „Parsifal“ und die Ouvertüre zu „Tannhäuser“
(beides von Richard Wagner) sowie das
„Stabat mater“ von Gioachino Rossini interpretiert. Was dann folgt – mehr als
150 Konzerte an Dutzenden von Spielstätten bis Mitte September, die Weihnachts- und Adventskonzerte gar nicht
mitgerechnet –, verdient allerdings das
Prädikat „Ein Sommer voller Musik“,
mit dem Herrmann und seine Mitstreiter nun schon seit fast drei Jahrzehnten
so erfolgreich werben.
Wer einen anhaltend riesigen Erfolg
für sich verbuchen kann – die Besucherströme sprechen Jahr für Jahr Bände –,
tut gut daran, an dem für richtig befundenen Konzept festzuhalten. Kontinuität
zahlt sich aus, und so finden Musikfreunde auch in diesem Jahr zahlreiche vertraute Angebote. Doch ein gewisser Anteil Innovation dürfte sich ebenfalls auszahlen,
weil dann niemand behaupten kann, das
Festival trete künstlerisch auf der Stelle.
Und wer eine derart große Anzahl an Veranstaltungen aufzubieten hat, die andere
Festivallenker vielleicht vor Neid erblassen lässt, vermag mühelos auch beides –
Tradition und Erneuerung – miteinander
zu verbinden. Ein Experiment fällt dabei
sofort ins Auge: Gemeinsam mit der Akademie Balthasar Neumann und ihrem
künstlerischen Leiter Thomas Hengelbrock veranstaltet das Rheingau Musik
Festival erstmals eine transatlantische Or-
chesterakademie, bei der junge Musiker
aus Kuba und Europa zwei Wochen lang
zu einer Arbeitsphase im Rheingau zusammenkommen. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse werden natürlich
auch öffentlich präsentiert, die damit verbundenen Veranstaltungen können Musikfreunde dem vom Veranstalter bereitgestellten Festivalmagazin entnehmen.
Zur guten Tradition hingegen gehören die Medienpartnerschaften mit dem
Hessischen Rundfunk und Deutschlandradio, weswegen ja auch die Frankfurter
Rundfunkmusiker (genauer gesagt, das
hr-Sinfonieorchester) auch wieder den
Auftakt bestreiten (und am 19. August im
Kurhaus Wiesbaden ein weiteres Konzert geben). Kontinuität ist aber auch
hinsichtlich der Sponsoren ein kostbares
Ticket- und Infoline:
0 67 23/60 21 70
Montag bis Freitag
9.30 bis 17.00 Uhr
www.rheingau-musik-festival.de
Gut, denn diese bestreiten etwa die Hälfte des jeweiligen Etats; die andere Hälfte
muss durch Kartenverkäufe beglichen
werden, denn öffentliche Gelder fließen
hier nur in symbolhafter Spärlichkeit –
ganz anders als der Rambach, der im vorigen Jahr das Kurhaus Wiesbaden nach
einem heftigen Unwetter unter Wasser
setzte, was uns in diesem Jahr hoffentlich
erspart bleibt. Der Hauptsponsor ist in
diesem Jahr wieder Lotto Hessen, KoSponsoren sind die Helaba mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Fürst von Metternich Riesling-Sekt
und Opel. Hinzu kommen eine Reihe bedeutender Premium-Projektpartner.
„Composer & Artist in Residence“
(Achtung, neudeutsch!) ist in diesem
Jahr die 41 Jahre alte russische Komponistin, Pianistin und Autorin Lera Auerbach, die in Amerika lebt und der Musikwelt nachhaltig auffiel, als sie im Jahr
2002 in der New Yorker Carnegie Hall
gemeinsam mit Gidon Kremer und der
Kremerata Baltica ihre Suite für Violine,
Klavier und Orchester gestaltete. Im
Rheingau ist sie jetzt im August an fünf
Konzerten beteiligt.
Perfekt im Einklang.
Harmonie entsteht, wenn alle miteinander
im Einklang sind.
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© UBS 2015. Alle Rechte vorbehalten.
Das Rheingau Musik Festival zählt zu den größten Musik­­festivals Europas und lädt auch in diesem Jahr wieder zu über
150 Konzerten in den Rheingau. Vom 18. Juni bis zum
27. August 2016 bestreiten international renommierte Künstler
und Orchester sowie aufsehenerregende Nachwuchsmusiker
ein hochkarätiges musikalisches Programm in einzigartiger
Atmosphäre zwischen Klöstern, Schlössern und Weinbergen.
Als Artist-in-Residence-Künstlerin wird die Geigerin Isabelle
Faust mit Musik von Bach bis Kurtág ihre beeindruckende
Bandbreite unter Beweis stellen. Unser Fokus-Künstler Yannick
Nézet-Séguin präsentiert sich hingegen nicht nur als Dirigent,
sondern auch als Kammermusiker. Im „Fokus Jazz“ stellen wir in
diesem Jahr den wohl bekanntesten deutschen Jazz-Musiker ins
Zentrum: den Trompeter Till Brönner. Daneben stehen in diesem
Jahr die Themenschwerpunkte „Starke Frauen“, „Dvořák:
175. Geburtstag“ und „Klanggewalten“ im Vordergrund.
Weitere Gäste in diesem Sommer: die Berliner Philharmoniker,
Grigory Sokolov, Igor Levit, Paavo Järvi, Annette Dasch, Julia
Fischer, Christian Gerhaher, Hilary Hahn, Max Mutzke u. v. m.
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Quelle: AWA 2015
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rheingau musik festival B3
F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TA G S Z E I T U N G , 2 1 . J U N I 2 0 1 5 , N R . 2 5
Termine Frühjahr:
Erscheinungstermin: Sonntag, 12. Juni 2016
Anzeigenschluss: Freitag, 27. Mai 2016
B2 rheingau musik
Druckunterlagenschluss: Freitag, 3. Juni 2016
GESPRÄCH MIT DEM COUNTERTENOR ANDREAS SCHOLL
ALTE MUSIK BEIM FESTIVAL
Opa und der Gemüselaster
Barocke Pracht
und Tränen
In einer Pappschachtel, etwas größer als
ein Schuhkarton, in der sich die nachgelassenen Papiere des Schriftstellers Gerson Stern finden, hat Andreas Scholl
eine Kurzgeschichte entdeckt, in der ein
Herr Scholl vorkommt. Es handelt sich
vermutlich um eine Figuration seines
Großvaters. Herr Scholl kommt in der
Geschichte sehr gut weg, indem er bei
einer Unterhaltung dafür plädiert, dass
Juden und Christen sich achten und verstehen sollten. Tatsächlich habe sein
Großvater den jüdischen Schriftsteller
gekannt, der rechtzeitig vor den Nazis
aus Deutschland flüchten konnte, erzählt der berühmte Countertenor im
Gespräch mit dieser Zeitung. Der Gemüsehändler habe Gerson Stern mit seinem Lastwagen geholfen, als dieser von
Frankfurt nach Kiedrich umzog, wo die
Familie Scholl wohnte und wo der Sänger inzwischen selbst auch wieder lebt –
mit seiner Frau, der israelischen Pianistin und Cembalistin Tamar Halperin.
Scherzhaft würden sie die Gegend
um ihr Wohnhaus in dem beschaulichen kleinen Weinbauort im Rheingau
schon „das jüdische Viertel von Kiedrich“ nennen. Denn unmittelbar gegenüber habe sich einst ein jüdisches
Gebetshaus befunden. So also begann
sich Scholl auch für Gerson Stern zu interessieren, von dem er ursprünglich
nur wusste, dass er hier einmal gelebt
hatte. In Sterns Nachlass in Jerusalem
fand Scholl Aufzeichnungen, in denen
der Schriftsteller seine Zeit im Rheingau als die glücklichste seines Lebens
beschreibt, und zudem ein Gedicht mit
dem Titel „Alle Klagen sinken nieder“.
Scholl hat es vertont. Der israelische
Sänger und Pianist Idan Raichel wird es
in dem gemeinsamen Konzert mit ihm
am 6. August beim Rheingau Musik Festival im Wiesbadener Kurhaus vortragen.
Idan Raichel ist als Popmusiker ähnlich bekannt wie Andreas Scholl als klassisch ausgebildeter Countertenor. Wie
festival
Dirigent Thomas Hengelbrock (links) ist vom kubanischen Engagement begeistert. Intendant Michael Herrmann ist dafür der ideale Partner.
GESPRÄCH MIT THOMAS HENGELBROCK ÜBER DIE CUBAN EUROPEAN YOUTH ACADEMY
Klarinette für arme Kubanerin
Nachwuchs des gleichnamigen Chors
und Ensembles kümmert, stand ihm
dazu ein erfahrenes Dozenten-Team zur
Verfügung. In Michael Herrmann, den
Intendanten und Geschäftsführer des
Rheingau Musik Festivals, fand er einen
Mitstreiter, der sich für die Idee begeisterte, reichhaltige Erfahrung im „Geldeintreiben“ und Organisieren besitzt
und an den Schnittstellen von Wirtschaft, Politik und Kultur bestens vernetzt ist. Kurzum: Die Sache wurde angestoßen und „Cuban European Youth
Academy“ (CUE) genannt. Sie werde
beim Festival vom 17. bis 28. August in
Wiesbaden und im Rheingau nicht nur
erstmals zu interessanten Begegnungen
führen und junge Musiker in ihrer Ausbildung voranbringen, sondern auch,
wie Hengelbrock hofft, im Publikum Begeisterung wecken und Kreise ziehen.
Denn neben den Stimm- und Orchesterproben, Kammermusik-Workshops,
Kursen in historischer Aufführungspraxis und kubanischer Musik werden die
CUE-Teilnehmer auch Konzerte beim
Festival geben. Hengelbrock leitet die
zweite Akademiewoche als Dozent und
als Dirigent das Abschlusskonzert am 27.
August im Wiesbadener Kurhaus mit
Schumanns Sinfonie Nr. 4 d-Moll op.
120 und Mozarts Violinkonzert Nr. 5
A-Dur KV 219 (Solistin: Arabella Steinbacher). Außerdem gibt es ein Kammer-
konzert am 23. August auf Schloss Johannisberg und eine allerdings schon ausverkaufte „Kubanische Nacht“ im Wiesbadener Schlachthof.
30 kubanische Musikstudenten, die
sich selbst nie eine Reise ins Ausland finanzieren könnten, bekommen die Flüge
und die Unterkunft bezahlt und treffen
hier auf weitere ausgewählte 30 Stipendiaten aus ganz Europa, junge Musiker etwa
aus Italien, Frankreich, Holland, aber
auch aus Usbekistan und Israel. Unterstützer des Projekts sind das Auswärtige
Amt unter der Schirmherrschaft des Bundesministers Frank-Walter Steinmeier,
der Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main
und eine breite Allianz von Stiftungen
und Sponsoren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 220 000 Euro.
In Kuba habe die Akademie dabei gar
nicht groß beworben werden müssen.
Die Initiative habe sich dort unter den
Studenten durch Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen, erzählt Hengelbrock. Am ersten Tag des Probevorspiels in Havanna seien 30 Kandidaten
da gewesen, am zweiten Tag schon 100.
„Wenn wir das noch mehr verbreitet hätten, hätte sich ganz Kuba beworben“,
scherzt der Dirigent, der von der Musikbegeisterung der Kubaner mit leuchtenden Augen schwärmt. Das Niveau sei
hoch, da es sehr wohl Musikhochschulen in Kuba gebe und mit Unterstüt-
Barocke und noch ältere Musik mag
manchen Hörer nicht so recht erreichen, wie oft und sogar von Menschen
zu hören ist, die zum klassisch-romantischen und späteren Repertoire oder zur
Musik in großer Bandbreite eine starke
Beziehung haben. Die Alte Musik steht
ihnen fern, durchaus im Wortsinne:
zeitlich fern. Die Gedankenwelt der Altvorderen mit ihrem oft gelehrsamen
Umgang mit musikalischen Emotionen, die sie in einer Affektenlehre und
einer ausgeklügelten musikalischen Rhetorik fassten, geht ihnen nicht nahe genug.
Kein Musikkenner wird allerdings
ernsthaft behaupten, dass auch der Interpretation Alter Musik etwas Altmodisches anhaftet – jedenfalls nicht der heute nahezu die ganze Szene beherrschenden historischen Aufführungspraxis.
Von ihr sind vielmehr im Hinblick auf
die Art der Musikdarbietung alle wichtigen Innovationen des Konzertbetriebs
Wirtschaft und
Musik-Leidenschaft
Giuliano Carmignola
Foto Anna Carmignola
ausgegangen. Ausgehend von der Barockmusik, brachen Pioniere wie Nikolaus Harnoncourt in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts neue Bahnen.
Und inzwischen hat die historisch informierte Interpretation bis weit hinein in
die Romantik alle nachfolgenden Epochen erfasst.
Dabei sind sich wohl alle Vertreter
dieser Richtung darin einig, dass sich
ein „Originalklang“ im engeren Sinne
nicht rekonstruieren lässt. Dazu haben
sich alle grundlegenden Bedingungen
für das Musizieren zu sehr verändert.
Auch ein Barockspezialist kann nicht
sämtliche Musik anderer Art ausblenden, die ihn im 21. Jahrhundert umgibt.
Vielmehr geht es den Lehrenden und
Lernenden der historischen Aufführungspraxis darum, den Geist einer
Epoche möglichst gut zu erfassen.
Beim Rheingau Musik Festival erhalten die Zuhörer nun wieder reichlich
Gelegenheit, diesem Geist mit kompetenten Ensembles, Dirigenten und Solisten nachzuspüren. Eine besondere
Empfehlung wert ist der Abend mit
„Le Concert Spirituel“ unter der Leitung von Hervé Niguet: Die Choristen
und Instrumentalisten wollen am 23.
Juli im Kloster Eberbach „Venezianische Pracht“ entfalten mit Chorwerken
von Antonio Vivaldi und seinem Zeitgenossen André Campra. Ein feuriger Vivaldi-Interpret ist außerdem mit dem
Violinisten Giuliano Carmignola zu
Gast. Er tritt mit einem Trio gleichgesinnter Musiker am 29. Juli in der Hattersheimer Kirche Sankt Martinus auf.
Im benachbarten Hofheim geht es in
der Kirche Sankt Peter und Paul indes
sicher getragener zu: Mit dem Ensemble Arcangelo widmet sich die Sopranistin Anna Prohaska am 4. August dem
Thema Tränen: „Lachrimae“. Bravouröse Arien erklingen unterdessen mit dem
belgischen Ensemble B’Rock und der
Mezzosopranistin Marie-Ellen Nesi am
10. Juli im Kloster Eberbach.
gui.
zung durch die Sowjetunion einst offenbar viel in die Ausbildung investiert worden sei. Viele Dozenten seien Russen gewesen, und bei vielen kubanischen Studenten erkenne man noch heute die „etwas altmodische russische Schule“.
Da es an Notenmaterial fehle, seien
viele kubanische Musiker perfekt darin,
etwas vom Hören her nachzuspielen. Sie
könnten hervorragend auswendig spielen und beispielsweise ganze Orchesterprogramme notfalls ohne Noten bewältigen. Überrascht sei er auch gewesen,
wie schnell und lernbegierig sie Prinzipien der historischen Aufführungspraxis
aufgesogen hätten. Generell sei es eine
Beobachtung, die er in Südamerika wie
in China gemacht habe: Dort sei die
klassische Musik „ein riesiger Wachstumsmarkt“, während sie hierzulande
eher auf dem Rückzug sei.
Wie soll es nun aber mit den Instrumenten bei den Kubanern weitergehen?
Siegreich im Test, sicher auf der Straße: Der Opel Mokka ist das Allrad-Auto des Jahres 2013* und 2014*. Dabei überzeugte er
Bei der Akademie soll jeder Teilnehmer
mit adaptivem 4x4 Allradantrieb und Sicherheitssystemen wie Frontkollisionswarner, Spurhalte- und Verkehrsschildassistent.
zumindest einmal die Chance erhalten,
auf einem historischen Instrument spielen zu können,
opel.deetwa auf einer mit Darmsaiten *bespannten Barockvioline. Und
in der Kategorie „Geländewagen und SUV bis € 25.000“ (AUTO BILD ALLRAD, Ausgaben 03/2013 und 06/2014). **Mit rollwiderstandsarmen Reifen.
MichaelGesamtsieger
Herrmann
hat einer kubanischen Klarinettistin,
die ihm leidtat,
Kraftstoffverbrauch
Opel ein
Mokka innerorts 10,2–4,7** l/100 km, außerorts 6,7–3,8** l/100 km, kombiniert 8,0–4,1** l/100 km;
neues Instrument versprochen – und dakombiniert
159–109** g/km (gemäß VO (EG) Nr. 715/2007). Effizienzklasse E–A**
2 -Emission
für mitCO
einer
Wiesbadener
Instrumentenbaufirma auch schon prompt einen
Sponsor gefunden.
Guido Holze
Burkhard Scheuer, Prokurist und Verwaltungsleiter des Rheingau Musik Festivals
MOKKA
ÜBERZEUGT DOPPELT: DAS ALLRAD-AUTO
DES JAHRES 2013 UND 2014.
Foto Helmut Fricke
Bei einer Audition in Havanna sei einer
jungen kubanischen Fagottistin ihr Instrument während des Vorspielens in
hundert Teile zerfallen. Ein Kontrabass
sei, weil die Saiten in der Anschaffung
für den Spieler zu teuer seien, mit Telefondrähten bespannt gewesen. So berichtet Thomas Hengelbrock von seinen Erfahrungen in dem Land, das nach dem
Riss des Eisernen Vorhangs mangels weiterer sowjetrussischer Unterstützung in
den neunziger Jahren am Rande einer
Hungersnot gestanden habe und sich
nun, nach der Auflösung des amerikanischen Embargos, unter Raúl Castro langsam öffne. Der Dirigent, der sich mit
dem Freiburger Barockorchester sowie
seinem Balthasar-Neumann-Chor und
-Ensemble einen hervorragenden Ruf als
Spezialist für Alte Musik erworben hat
und seit 2011/12 auch Chef des NDR-Sinfonieorchesters ist, arbeitete vor einigen
Jahren auf eine Initiative des Salzburger
Mozarteums hin als Akademie-Dozent
mit kubanischen Musikstudenten in Havanna und war von der Lernbegierde,
der Begeisterung, dem spieltechnischen
Niveau und den künstlerischen Ergebnissen so beflügelt, dass er unbedingt die
Fortsetzung eines Projekts dieser Art
wollte.
Über seine Akademie Balthasar Neumann, die sich von Beginn an um den
gierde des Künstler geboren würden
und nicht aus kommerziellem Interesse. Als positives Beispiel nennt Scholl
den Rockstar Sting, der Barocklaute zu
spielen gelernt und eine CD mit Songs
von John Dowland eingespielt habe.
Vermutlich müsse man aber zunächst
in seinem „Hauptfach“ erfolgreich
sein, um dann einmal neue Wege gehen zu können. „Wenn ein junger
Countertenor damit anfängt, dass er
eine Bach-CD aufnimmt, und er danach gleich eine Jazz-CD produziert,
dann wirkt das unglaubwürdig“, meint
Scholl, der nunmehr auf 25 Jahre Bühnenerfahrung zurückblickt.
Es sei bei alldem ohnehin nicht so,
dass es ihm mit der Alten Musik, auf
die er als Countertenor naturgemäß fokussiert ist, langweilig würde oder er
sich beschränkt fühle: „Das barocke Repertoire ist riesig“. Mit Kernrepertoire,
mit Werken von Bach, ist Scholl so im
ersten seiner zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Konzerte beim Rheingau
Musik Festival zu erleben: Unter dem
Titel „Bach zweimal hören“ verfolgt er
am 5. August in der Wiesbadener LuF R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U NG , 2 1 . J U N I 2 0 1 5 , N R . 2 5
therkirche ebenfalls ein unübliches Konzept. Als Solist und Leiter wird er mit
Sängern von „Barock vokal“ und dem
Neumeyer-Consort die Kantate „Herr
gehe nicht ins Gericht“ BWV 105 an
DAS PORTRÄT: BURKHARD SCHEUER
diesem Abend zwei Mal aufführen.
Dazwischen liest Wolf WondratErhält den Rheingau-Musikpreis: Andreas Scholl
Foto James McMillan
schek, den sich Scholl vom Festival als
Partner für dieses Projekt gewünscht
kam es zu der ungewöhnlichen Zusam- unterhaltender „E- und U-Musik“ fin- hatte, als Autor einen eigens zu diesem
menarbeit, die Scholl nun schon zu de Scholl überhaupt schlimm, vor al- Anlass geschriebenen Text, der auf die
mehreren Proben mit Raichels Band lem dann, wenn sie auf ein Vorurteil Worte der Kantate Bezug nimmt. Unins Studio geführt hat? Letztlich über hinauslaufe: „Wenn’s U ist, kann’s ter diesem Eindruck sollen die Besuseine Frau Tamar Halperin, berichtet nicht gut sein.“ Mit einem Zitat des cher die Musik beim zweiten Mal anScholl. Sie habe ihm vor acht Jahren, Sänger-Kollegen Hermann Prey ver- ders wahrnehmen. Scholl will Wondratsagt Scheuer.
Berli-Text selbst vorher nicht lesen:
Dass ein Schulchor
in arbeiten“,
scheks
tritt er vielmehr
die Ansicht:
„Es gibtNach
ei- der
als sie sich kennenlernten,
eine CDund
Rai--orchester
Zeit entschied er sich für
einen
derIhm
Lagehabe
ist, diese
so anspruchsvolle
Werkenur ner
EU-Musik.“
„Ich
lasse mich überraschen.“ Am
chels geschenkt.
Musik gentlich
Wechsel zum Schleswig-Holstein
Mu-darauf, bei dem Konzert im Kurund dieBei
Matsofort gefallen,wiesiedie
sei h-Moll-Messe
qualitativ hochCross-Over-Projekten
sei ihm al- Abend
sik Festival.
er von haus
2001 bis
thäus-Passion
vonund
Bach
Wiesbaden, wird der Sänger mit
wertig, harmonisch
interessant
gut aufzuführen,
lerdings wichtig,
dass sieDort
keinwar
„Gimfür dasdass
Rechnungswesen
Con- Musikpreis 2015 ausgezeichselten sein.übliche
Burkhardmick“
Scheuer
Rheingau
arrangiert. Diedürfte
in Deutschland
seien, 2013
sondern
sie sich au- und
trolling zuständig.
hatzwischen
diese musikalischen
Unterscheidung
ernster und Erfahrungen
thentisch vermittelten,
aus echter Neu- net.
Guido Holze
Nach nunmehr weiteren zwei Jahren
aber als mitwirkender Schüler machen
dürfen, dank eines musikliebenden Di- Erfahrungen beim Rheingau Musik Fesrektors an einem ehemals musisch ori- tival weiß Scheuer: „Künstlerische Beentierten Gymnasium in Essen. Und triebe ticken anders als eine Unternehdiese Erfahrungen haben den Prokuris- mensberatung. Der Kreativ-Anteil ist
ten und Verwaltungsleiter des Rhein- sehr hoch, aber auch hier braucht es Ergau Musik Festivals nachhaltig geprägt. gebnisse“, sagt er und hält dazu nicht
Bis heute hat er sich seine Liebe zur ohne Stolz die Saison-Broschüre des
klassischen Musik bewahrt und musi- Festivals in die Luft, in der mehr als 150
ziert immer noch gern privat als Violi- Konzerte verzeichnet sind. Zuständig
ist er als Prokurist für einen Gesamtetat
nist in einem Klaviertrio in Köln.
Geboren 1969 in Duisburg, kam er von in der Regel etwa acht Millionen
„nach der klassischen Blockflöten-Kar- Euro. Er führt zudem als Verwaltungsriere“, wie er sagt, schon als Zehnjähri- leiter operativ den Betrieb und die Kolger zur Geige. Als Schüler spielte er legen und muss dabei die oft unterschiedlichen Interessen von künstlerimit diesem Instrument im Essener Juschen Wünschen, Programmplanung
gend-Sinfonieorchester, lernte viel sinund Sponsoring zusammenhalten.
fonisches Repertoire kennen und wirkte
Zur finanziellen Berechnung einer
auch während seiner Dienstzeit bei der Veranstaltung zieht Scheuer eine Fülle
Bundeswehr in einem Streichorchester von Daten heran, so etwa die Kosten für
mit. Er entschied sich dann aber „erst die Künstler, die Honorare, Reise- und
mal“ für eine Banklehre, um nach zwei Hotelkosten, die zwischen 1500 Euro im
Jahren zu bemerken, dass ihm diese günstigsten Fall und 170 000 Euro für
nicht wirklich die gewünschte Berufs- ein Orchester aus dem fernen Ausland
perspektive eröffnete. Scheuer studierte mit Solist und Dirigent schwanken köndaraufhin Betriebswirtschaftslehre in nen. Es kommen hinzu viele gut absehMünster und war auch da wieder Mit- bare Kosten etwa für die Saalmiete, den
glied im Studentenorchester. Das war Bühnenaufbau, Ton und Licht, Sanitäso ambitioniert, dass es Tourneen nach ter, Gema-Gebühren, Hostessen, ParkFotos Helmut Fricke
Japan und Spanien unternahm. Seine platz-Einweiser. Die Auslastung einer
erste Stelle fand der Betriebswirt in ei- Veranstaltung muss Scheuer hingegen
ner Unternehmensberatung in Frank- schätzen, etwa auf 90 Prozent, und dann
furt. Drei Jahre später wechselte er in die Karteneinnahmen und -preise kalkuein Unternehmen der New-Economy- lieren sowie den Beitrag des Sponsors.
Branche nach Berlin. „Mit Kultur hatte Für mehr Planungssicherheit sorgt der
ich da nichts zu tun, obwohl ich immer Förderverein. „Die Mitglieder tragen
vorhatte, mit meinen wirtschaftlichen maßgeblich zum Kartenumsatz bei.“
Themen auf dem Gebiet der Kultur zu
Guido Holze
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Der spezifische Klang des DSO
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Dass es oft viele Jahre harter Arbeit in
Anspruch nimmt, einen Klangkörper
zum Weltformat zu formen, dass andere
Verantwortliche sich aber nicht scheuen,
die mühsam gewonnene und liebevoll gepflegte Tradition im Handstreich zu zerstören – dafür gibt es traurige Beispiele.
Schon die nicht immer reiflich überlegten Namensänderungen scheinen unter
diesem Aspekt problematisch: Das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt wollte
sich partout in hr-Sinfonieorchester umbenennen, um damit zu dokumentieren,
dass es nicht nur für die Metropole, sondern auch für andere hessische Regionen da ist. Auch das Kölner RundfunkSinfonieorchester verwandelte sich in
„WDR-Sinfonieorchester“. Die problematische Umbenennung des traditionsreichen Gürzenich-Orchesters in „Kölner Philharmoniker“ ist zum Glück beizeiten gescheitert.
Im Falle des Deutschen SymphonieOrchesters Berlin (DSO) liegen die Dinge um einiges komplizierter, weil sich
der politische Status der ehemaligen
„Frontstadt“ und damit die Funktion dieses Ensembles mehrmals stark verändert
haben: 1946 als Rias-Symphonie-Orchester gegründet, wurde es schon zehn Jah-
re später in Radio-Symphonie-Orchester Berlin umbenannt und trägt seinen
heutigen Namen seit 1993. Die politischen Verhältnisse hatten sich bis dahin
verwandelt und damit auch die Trägerschaften verändert: Der Klangkörper
diente bald nicht mehr nur dem Sender
RIAS Berlin, sondern auch dem Sender
Freies Berlin. Nach der „Wende“ wiederum kamen zwei Orchester aus östlichen
Gefilden hinzu – das Konzerthausorchester, das zu dieser Zeit noch Berliner
Sinfonie-Orchester hieß, und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, von dem
das DSO notwendigerweise unterschieden werden musste.
Eines aber ist geblieben: die Qualität.
In der Berliner Philharmonie manifestiert sie sich nicht zuletzt durch thematische Schwerpunkte und saisonübergreifende Projekte. Eine der glücklichsten
Kooperationen ist die mit dem Gastdirigenten Roger Norrington, der seit Jahren mit dem DSO die Sinfonien von
Ralph Vaughan Williams erarbeitet. Vor
kurzem erst ist dort die Nr. 6 erklungen
– ein vielschichtiges, stilistisch weit ausgreifendes, immer wieder auch verstörendes Werk, konzentriert dargeboten
von den auf diesen Dirigenten offenbar
längst eingeschworenen Musikern. Aber
auch auf Tourneen und bei Gastspielen
kann man den spezifischen DSO-Klang,
an dem auch der derzeitige Chefdirigent
Tugan Sochiew nachhaltig gefeilt hat,
immer wieder bewundern: Das nächste
Mal am 2. Juli im Kurhaus Wiesbaden,
wenn das DSO unter seiner Leitung
Werke von Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin (Solist: Jan Lisiecki) und
Richard Strauss interpretiert. Spätestens
bei der Tondichtung „Ein Heldenleben“
op. 40 von Strauss wird dann offenbar,
was dieser Klangkörper auch in großer
Besetzung zu leisten imstande ist.
Harald Budweg
IMPRESSUM
„Rheingau Musik Festival“ ist eine Beilage der
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
Verantwortlicher Redakteur dieser Beilage: Harald Budweg
Bildredaktion: Michael Jung; Chef vom Dienst: Peter Beck;
Grafische Gestaltung: Susanne Pfeiffer.
Verantwortlich für Anzeigen: Ingo Müller;
für Anzeigenproduktion: Andreas Gierth.
Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH, Mörfelden Walldorf.
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