PDF - Netzkultur

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PDF - Netzkultur
Berliner Festspiele
Bundeszentrale für politische Bildung
Netzkultur
Freunde des Internets
eReader
Die stumme
Masse
18. Januar 2014
www.berlinerfestspiele.de
Netzkultur
Freunde des Internets
Eine Kooperation der Berliner Festspiele mit
der Bundeszentrale für politische Bildung
—
Konferenzwebseite: netzkultur.berlinerfestspiele.de
Live-Stream: Am 18.01.2014 ab 18:00 Uhr auf der Konferenzwebseite
Twitter: @_Netzkultur
Hashtag: #nk1314
Facebook-Event: http://on.fb.me/KVmSNy
Inhalt
Programmablauf4
Programm/Kurztexte7
Netzkultur. Freunde des Internets
16
Grußwort Thomas Oberender18
Grußwort Thomas Krüger21
Vorwort Nikola Richter
23
Rachel Coldicutt: On Going To Conferences
Ward Al-Assi: A Sign from Deir El-Zor
Volker Oppmann: Jenseits von Amazon: Das digitalisierte
Buch und der Literaturbetrieb
Geert Lovink & Ned Rossiter: Organized Networks:
Weak Ties to Strong Links
Axel Kistner: LiquidFeedback – mehr als Liquid Democracy
Martin Geisler: Medial sozial?! Biografien 27
30
34
36
42
47
54
Berliner Festspiele 77
Bundeszentrale für politische Bildung
78
Impressum79
Programmablauf
Die stumme Masse
18:00 – 19:00 Uhr / Seitenbühne
Einspruch! Freundschaft zwischen Avantgarde und Nerdtum
Gespräch (engl.)
— mit Angela Richter, Joseph Farrell und Allegra Searle-LeBel
— Moderation: Anjana Shrivastava
18:00 – 18:30 Uhr / Rang
Do you click me? E-Kampagnen in der Kultur
Vortrag und Gespräch
— mit Paula Hannemann
— Moderation: Rabea Edel
18:30 – 19:00 Uhr / Rang
Nach Facebook – Einführung in neue Web-Gemeinschaften
Vortrag und Gespräch (engl.)
— mit John Ngo
— Moderation: Rabea Edel
19:00 – 19:30 Uhr / Seitenbühne
Public Soundcheck – YouTube-Hit: und dann?
Gespräch und öffentlicher Kurz-Gig
— mit Koenigleopold
— Moderation: Stefan Adrian
19:00 – 22:00 Uhr / Oberes Foyer (Hollywoodschaukel)
Social-Media-Sprechstunde
Sprechstunde
— mit Leander Wattig
19:00 – 20:30 Uhr / Oberes Foyer
Liquid Feedback
Workshop
— mit Axel Kistner und Andreas Nitsche
– 4 –
19:00 – 19:30 Uhr / Rang
Fenster zur Welt
Skype-Gespräch mit afghanischer Graffiti-Künstlerin (engl.)
— mit Shamsia Hassani
— Moderation: Rabea Edel
19:30 – 20:30 Uhr / Seitenbühne
Die Macht der Echtzeit: Social Media als künstlerische Intervention
Vortrag und Gespräch
— mit Geert Lovink
19:30 – 20:00 Uhr / Rang
Albtraum Partizipation
Skype-Vortrag und Gespräch
— mit Markus Miessen
— Moderation: Rabea Edel
20:00 – 21:00 Uhr / Rang
„Bitcoin – The Documentary“
Skype-Gespräch und Screening
— mit Johannes Rösler
— Moderation: Rabea Edel
20:30 – 21:30 Uhr / Seitenbühne
E-Books, Apps und Nachrichten auf Karton:
Wie Systeme gehackt werden
Gespräch (engl.)
— mit Rachel Coldicutt, Volker Oppmann und Ward Al-Assi
— Moderation: Anjana Shrivastava
21:00 – 22:00 Uhr / Bornemannbar
Politaoke – Politische Reden als Karaoke
Open mike
– mit Diana Arce
– 5 –
21:30 – 22:00 Uhr / Oberes Foyer
Mythos Clans – Einführung in die Welt der
Computerspielgemeinschaften
Vortrag und Gespräch
— mit Martin Geisler und Gamern
22:00 – 23:00 Uhr / Seitenbühne
Avantgarde meets Disco meets Elektro-Noise
Konzert
— mit Koenigleopold
Photo Shop – Siebdruck-Station / Oberes Foyer
Interaktive Installation
— mit Lukas Julius Keijser
CLAN-Party / Oberes Foyer
Gamestation
— mit Martin Geisler
Hashtag: #nk1314 / Twitter
Netzpublikumsdebatte
— mit Maike Hank
– 6 –
Netzkultur.
Freunde des Internets
18. Januar 2014
Die stumme Masse
Hauptprogramm / Seitenbühne
18:00 – 19:00 Uhr
„Einspruch! Freundschaft zwischen Avantgarde und
Nerdtum“
— Die Regisseurin Angela Richter (u. a. „Assassinate Assange“,
Schauspiel Köln) im Gespräch mit dem WikiLeaks-Botschafter
Joseph Farrell und der Tänzerin und Internetfreiheitsaktivistin Allegra
Searle-LeBel. Moderation: Anjana Shrivastava. In englischer Sprache
Sind die Nerds und Hacker, die Computerspezialisten, die wahre
Avantgarde des 21. Jahrhunderts? Sie stehen an der Speerspitze von
weltweiten Bewegungen wie Anonymous und WikiLeaks, sie haben
Zugang zu Informationen, die der „Normalbürger“ nicht hat, und
sie formen unser Verständnis von Öffentlichkeit und digitaler Gesellschaft aktiv mit. Die Theaterregisseurin Angela Richter arbeitet seit
zwei Jahren eng mit WikiLeaks-Aktivisten zusammen und „bringt
zwei Welten zusammen“, die Kunst- und die IT-Szene, die sich oft
kritisch beäugen. Im Juli 2011 luden der WikiLeaks-Gründer Julian
Assange und der slowenische Philosoph Slavoj Žižek acht Personen
zu einem exklusiven Lunch ein, deren Plätze man auf Ebay ersteigern
konnte. Angela Richter war darunter, filmte alles und verwendete
danach in ihrem Stück „Assassinate Assange“ Originalmitschnitte
von späteren Treffen mit dem Aktivisten. Seitdem steht sie in engem,
auch künstlerischem Kontakt mit einer Reihe von Assange-Mitarbeitern. Ein Gespräch über Selbstzensur und klandestine Arbeitstreffen.
Und über das, was man hinter sich lässt und lassen muss, wenn man
Aktivist wird – und was man stattdessen dazugewinnt.
– 7 –
19:00 – 19:30 Uhr
„Public Soundcheck YouTube-Hit: und dann?“
— Gespräch und öffentlicher Kurz-Gig mit der Band Koenigleopold.
Moderation: Stefan Adrian
Mit ihrem Dialekt-Rap „Kohlhauser“ (380.000 Views), welches vom
Aufstieg und Fall eines steirischen Schlachters erzählt, ist die österreichische Band Koenigleopold eine YouTube-Legende. Lukas König
und Leo Riegler berichten in einem moderierten Gespräch von der
Geschichte ihres Kennenlernens in der Jazz-Werkstatt in Wien, von
der Rolle, die Gemeinschaft in ihrer Musik spielt, und davon, was man
so erlebt, wenn man fast über Nacht durch das Netz bekannt wird.
Plus kurzem Live-Gig. Das Konzert spielen sie um 22:00 Uhr.
— homepage: http://www.koenigleopold.at/main.html
— http://www.youtube.com/watch?v=Ch74FHD9cPQ
19:30–20:30 Uhr
„Die Macht der Echtzeit: Social Media als
künstlerische Intervention“
— Vortrag mit Geert Lovink, niederländischer Netzwerk-Theoretiker.
In englischer Sprache
Geert Lovink ist sich sicher: „Das Internet geht nicht mehr weg, es
ist da.“ Der bekannte niederländische Medientheoretiker hat sich
ausgiebig mit der Funktion von im Netz organisierten Gruppen beschäftigt. Er sieht Social Media als definierende Bedingung dafür, wie
sich heute die Gesellschaft austauscht und wie sie kommuniziert. In
seinem Vortrag wird er unser heutiges Verständnis von digitaler Gemeinschaft aus unserer traditionellen Vorstellung von Gemeinschaft
und den virtual communities der 1990er Jahre herleiten und erklären,
inwiefern das Herstellen von Verbindungen eine künstlerische Intervention sein kann. Weiterhin gibt er Beispiele für künstlerische Reaktionen auf das Echtzeit-Netzwerken.
– 8 –
20:30–21:30 Uhr
„E-Books, Apps und Nachrichten auf Karton: Wie Systeme
gehackt werden“
— Diskussion mit Rachel Coldicutt (Culture Hack, Agentur
Caper), Volker Oppmann (Initiator von LOG.OS, einer gemeinnützigen digitalen Universalbibliothek und Alternative zu Amazon) und
Ward Al-Assi (syrischer Künstler und Mitbetreiber der Facebookseite
„Kartoneh From Deir Eezoar“).
— Moderation: Anjana Shrivastava. In englischer Sprache
„Das Internet ist kein Medium, sondern eine Vernetzungsmaschine“,
hat der US-amerikanische Netzjournalist Jeff Jarvis einmal gesagt.
Und es ist mittlerweile zu einem produktiven Nicht-Ort geworden, an
dem künstlerische Arbeit organisiert, geplant, umgesetzt und verbreitet wird. Menschen, die nicht zur gleichen Zeit oder am gleichen
Ort, jedoch an einer gemeinsamen Aufgabe oder an einem Projekt
arbeiten, können sich austauschen, Inhalte bearbeiten, anderen zur
Verfügung stellen. Wie verändert die digital-analoge Kollaboration
die künstlerischen Beziehungen und Arbeitsprozesse? Welche Chancen und Herausforderungen stecken in der nicht-verorteten, aber
vernetzten Kulturarbeit? Eine Diskussion über praktische Erfahrungen
der digitalen Zusammenarbeit und die politischen Implikationen:
Hack Days in Kulturinstitutionen, bei denen Programmierer und Designer innerhalb von 24 Stunden praktische Apps entwickeln, künstlerisch-politischer Facebook-Aktivismus aus Syrien und die Frage nach
anderen Zugangsrechten zu Kulturgütern und Gegenmodellen zu
Netz-Monopolisten wie Amazon.
22:00 – 23:00 Uhr
„Avantgarde meets Disco meets Elektro-Noise“
— Konzert mit Koenigleopold
Koenigleopold spielen ihr erstes Konzert in Deutschland mit ihrem
aktuellen Debütalbum „eure armut kotzt mich an“ im Rahmen der
Konferenz „Netzkultur“! Die Österreicher Lukas König (Schlagzeug,
Synthesizer) und Leo Riegler (Electronics, Turntables, Gesang,
– 9 –
Klarinette), unterstützt von Karolina Preuschl (Rap, Visuals), machen eine furiose Mischung aus Beats, Jazz und Funk, Schlagzeugrap
und Streetwisdom. Dreister Schmäh trifft auf nie gehörte musikalische Befreiungsschläge. Musicaustria schrieb: „Was kann man über
eine Band schreiben, die aus musikalischer Sicht nicht und nicht in
eine der gängigen Schubladen hineinpassen will. Das famos-schräge Zweiergespann Koenigleopold räumt nämlich ordentlich auf und
lässt wirklich keinen Stein auf dem anderen. (Sie) ... brechen mit so
ziemlich allen musikalischen Begrifflichkeiten ... Bei Koenigleopold
trifft Wahnsinn auf Innovationskraft, spitzer Humor auf Kreativität,
Experimentierfreudigkeit auf musikalische Finesse, Musiktheater auf
Aktionismus ...und, und, und...“
Academy / Rang
Durch das Academy-Programm führt Rabea Edel
18:00 – 18:30 Uhr
„Do you klick me? E-Kampagnen in der Kultur“
— Vortrag und Gespräch mit Paula Hannemann von Change.org
Paula Hannemann ist Campaigns Director bei Change.org Deutschland. Change.org ist eine der größten E-Campaigning-Plattformen
weltweit, die im Dezember 2013 etwa auch den Aufruf „Writers
against Surveillance“ von mehr als 500 Schriftstellern aus 82 Ländern, darunter auch Nobelpreisträger, verbreitet hat. Sie gibt Auskunft über Erfolgsstrategien und Chancen für digitale Kultur-Kampagnen.
18:30 – 19:00 Uhr
„Nach Facebook – Kurze Einführung in neue Web-Gemeinschaften“
— Vortrag und Gespräch mit dem Webentwickler John Ngo.
In englischer Sprache.
– 10 –
Dunbar’s Number, die Ungleichheit der Partizipation und der Intimitäts-Quotient: Der australische Designer John Ngo stellt verschiedene Begriffe zum Verständnis von Web-Communities und sozialen
Netzwerken vor. Wie sind die sozialen Netzwerke der Zukunft aufgebaut?
19:00 – 19:30 Uhr
„Fenster zur Welt”
— Skype-Gespräch mit der afghanischen Graffiti-Künstlerin
Shamsia Hassani. In englischer Sprache
„In Kabul ist Graffiti nicht illegal”, sagt Shamsia Hassani, aber es ist
– noch – nicht sehr verbreitet. Seit einigen Jahren arbeitet die junge
Künstlerin daran, das zu ändern, in Afghanistan und im Ausland.
Internationale Kunstinteressierte finden und kontaktieren sie per
Facebook und sie gibt das, was sie weiß, an die Studierenden vor Ort
weiter. Sie spricht per Skype über das Potential des Internets, Künstlern weltweit zur Selbstermächtigung zu verhelfen.
19:30 – 20:00 Uhr
„Albtraum Partizipation“
— Skype-Vortrag und Gespräch mit dem Architekten Markus Miessen
Wenn alle mitreden, wie kann da ein Konsens hergestellt werden?
Partizipation ist kein Allheilmittel, sondern eine Krux unserer Zeit.
Stattdessen fordert der Architekt und Autor Markus Miessen in seiner
„Trilogie der Partizipation” mehr Konfliktbereitschaft. Insbesondere
und auch im Kulturbetrieb.
20:00 – 21:00 Uhr
„Bitcoin – The Documentary“
— Skypegespräch mit Regisseur Johannes Rösler und Screening der
Preview des ersten deutschen Bitcoin-Dokumentarfilms
Am 3. Januar 2009, inmitten der weltweiten Finanzkrise, errechnete
Satoshi Nakamoto den Genesis Block, und mit ihm den Grundstein
– 11 –
für eine völlig neuartige Währung: Bitcoin, ein virtuelles Zahlungsmittel aus dem Internet, für das Internet. Mithilfe eines schnell
wachsenden Netzwerks freiwilliger Entwickler entstand ein dezentrales, anonymes und unreguliertes Bezahlsystem, das bald von Hackern, Cypherpunks und Anarcho-Kapitalisten bevölkert wurde, die
dort ihre jeweils ganz eigenen Ziele verfolgen. Was für die einen ein
demokratisches Mittel zur Befreiung aus der Abhängigkeit ist, ist für
die anderen die Hoffnung auf das ganz große Geld. Der Film „Bitcoin – The Documentary“ ist der erste abendfüllende Dokumentarfilm
über das Phänomen Bitcoin. Er versammelt Interviews mit herausragenden Vertretern der weltweit verstreuten avantgardistischen
Bewegung und beleuchtet ihre Hintergründe und Motivationen.
Gedreht wurde er von einer Gruppe von Studierenden um Johannes
Rösler (Produktion, Regie), die das Projekt komplett per Crowdfunding in Bitcoins finanzieren. Noch bevor er im Frühjahr 2014 frei
verfügbar im Netz veröffentlicht wird, zeigen wir exklusiv Szenen aus
dem Rohschnitt und sprechen mit dem Regisseur Johannes Rösler.
Aktionen / Oberes Foyer
19:00–20:30 Uhr
„Liquid Feedback“
— Theorie und Praxis mit den Programmierern Axel Kistner und
Andreas Nitsche
LiquidFeedback ist eine Open-Source-Software zur politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung. Sie schafft fließende Grenzen zwischen direkter und repräsentativer demokratischer Teilhabe
und ermöglicht, auch komplexe Entscheidungsprozesse zwischen
gleichberechtigten Teilnehmern einfach zu strukturieren und durchzuführen. Entwickler Axel Kistner und Vorstandsmitglied Andreas
Nitsche vom Interactive Democracy e.V. sprechen über die Bedeutung
dieser neuen Möglichkeiten für die Organisation von Gemeinschaft
und geben eine praktische Einführung in die Software.
– 12 –
ACHTUNG
Teilnehmerbegrenzung, bitte am Konferenztag am Infocounter anmelden. Für den praktischen Teil des Workshops ist ein eigener Laptop erforderlich.
19:00 – 22:00 Uhr / Hollywoodschaukel
„Social Media-Sprechstunde“
— Mit dem Blogger und Kulturbranchenberater Leander Wattig
Leander Wattig, Blogger, Berater und Vernetzungsprofi gibt Tipps für
Einsteiger und Fortgeschrittene für den erfolgreichen Umgang mit
den sozialen Medien im Kulturbereich. Anmeldung zu den 15-Minuten-Terminen über diesen Doodle-Link. Aber auch spontanes Vorbeischauen am Tag der Veranstaltung ist möglich.
21:00–22:00 Uhr / Bornemannbar
„Open mike Politaoke: Politische Reden als Karaoke“
— Open mike mit Diana Arce
Rede wie ein Politiker – oder anstelle eines Politikers! Aus einem Menü
von echten Reden, kannst du dir eine aussuchen und diese bühnenreif nachsprechen. Unterhalte dein Publikum mit lustigen, informativen und vergessenen Reden von Politkern aller Parteien zum Thema
Internet, Überwachung und Datenschutz. Wie echtes Karaoke, aber
viel einfacher, denn bei Politaoke reicht es, zu sprechen. Aber wenn
du singen, rappen, kommentieren oder verbessern willst: gerne. Such
dir eine Rede aus und greif zum Mikrofon!
— www.politaoke.com
— www.facebook.com/politaoke
— @politaoke (Twitter/Instagram)
— www.visualosmosis.com
— [email protected]
– 13 –
21:30–22:00 Uhr
„Mythos Clans – Einführung in die Welt der Computerspielgemeinschaften“
— Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Martin Geisler und Gamern
Computerspielgemeinschaften verbinden Menschen, oft über alle
geografischen und demografischen Grenzen hinweg. Leidenschaftliche Spieler organisieren sich in Clans und Gilden und bringen eine
Kultur der Gemeinschaft hervor, die nach ihren ganz eigenen Regeln
funktioniert und in vielen Fällen über die virtuelle hinauswirkt. Prof
Dr. Geisler (medienpädagogisches Institut für Computerspiel –
Spawnpoint) gibt einen Einblick in die Welt der Computerspielegemeinschaften und spricht mit Gamern über ihre unterschiedlichen
Erfahrungen in verschiedenen Gilden und Clans.
„Photo Shop“
— Interaktive Installation, Siebdruck-Station des niederländischen
Künstlers Lukas Julius Keijser
Die interaktive Installation „Photo Shop“ von Lukas Julius Keijser ist
ein Ort der Begegnung: ein Umschlagplatz von Menschen, Medien
und Materialien, von analog zu digital und wieder zurück. Hochladen,
runterladen, drucken, kopieren und spiegeln: So entsteht probeweise
eine temporäre ästhetische Gemeinschaft – im digitalen Raum und
als einmaliges Werkstück zum Mitnehmen.
CLAN-Party
— Gamestation mit Prof. Dr. Martin Geisler
Die Gamestation, betreut von Prof. Dr. Martin Geisler (medienpädagogisches Institut für Computerspiel – Spawnpoint) und Studierenden
der Medienpädagogik an der FH Jena, bringt erfahrene Gamer und
interessierte Besucher zusammen. Ein Racing Game und ein Shooter
eröffnen einen – im wahrsten Sinne des Wortes – spielerischen Zugang
zur Welt der Computerspielgemeinschaften.
– 14 –
Netzpublikumsdebatte
Hashtag #nk1314
Maike Hank twittert als @ruhepuls und verfolgt die Geschehnisse
unter dem Netzkultur-Hashtag #nk1314. Als Twitter-Ombudsfrau liest
sie ausgewählte Tweets vor, fasst Tendenzen zusammen und spielt
die Netzdebatte in die Publikumsgespräche vor Ort zurück.
– 15 –
Netzkultur. Freunde des Internets
„Netzkultur. Freunde des Internets“ ist ein neues diskursives Veranstaltungsformat der Berliner Festspiele in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung. Es trägt den Untertitel „Freunde
des Internets“, um den Blick der Konferenz auf positive Auswirkungen
des Netzes auf die Kultur zu verdeutlichen und um dem Pessimismus,
der den Webentwicklungen aus dem Netz häufig entgegenschlägt,
etwas entgegenzusetzen. Jede der drei Ausgaben der Netzkultur widmet sich einem spezifischen Thema: „Technologie-Evolution“ am 30.
November 2013, „Die stumme Masse“ am 18. Januar 2014, „Digitale
Identitäten“ am 22. Februar 2014. Alle Veranstaltungen werden live
gestreamt auf netzkultur.berlinerfestspiele.de.
Auf Twitter wird unter dem Hashtag #nk1314 diskutiert.
Der erste Teil der Netzkultur widmet sich der Frage, inwieweit digitale
Technologien Teil unseres kulturellen Selbstverständnisses geworden sind, wie sich Kulturschaffende und Künstler zu ihnen stellen,
wo sie sich abgrenzen, wo sie ihr schöpferisches Potenzial nutzen.
Im zweiten Teil soll es um die stumme Masse gehen, um Kollaboration, Partizipation und die Rolle von Gruppen. Der dritte stellt digitale Identitäten in den Mittelpunkt, die Selbstinszenierung des Ichs,
künstliche Intelligenz, digitales Performen. Die Netzkultur schaut auf
die Produktions- und Nutzungsbedingungen von Kultur im Netz und
beleuchtet die dezidiert kulturellen Entwicklungen der Netzevolution.
Die politische Dimension des Themas mit Fragen wie Datensicherheit,
Überwachung, Anonymität, Schutz der Privatsphäre, aber auch neuen Formen der schnellen Information, der journalistischen Recherche
oder der Verabredung von politischen Aktionen, haben die Ereignisse
um die Demonstrationen des Arabischen Frühlings und die Unruhen in der Türkei, aber auch Figuren wie Julian Assange und Edward
Snowden bewiesen.
– 16 –
Die Bundeszentrale für politische Bildung setzt schon seit vielen
Jahren auf die digitale Vernetzung von Information und Bürgern und
verwendet das Netz als einen wichtigen Schnittpunkt zur Kommunikation eigener Inhalte. Ebenso klärt sie über netzpolitische Themen
und Fragestellungen auf und arbeitet mit innovativen Konferenzveranstaltern zusammen. Die bewusste Nutzung digitaler Werkzeuge
muss daher heute Teil von politischer Bildung sein, politische Mündigkeit geht mit Internet-Mündigkeit einher. In der Zusammenarbeit mit
den Berliner Festspielen soll nun der kulturelle Aspekt der digitalen
politischen Welten herausgearbeitet werden, Fragestellungen, mit
denen jeder Bürger, jede Bürgerin im Alltag in Berührung kommt.
Dieser Reader zur Netzkultur versammelt Artikel, Interviews, Statements von Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern, die sich
ebenfalls mit der stummen Masse beschäftigen, dem Thema des
zweiten Konferenztages. Den Reader zur ersten Ausgabe von Netzkultur „Technologie-Evolution – Wo wir herkommen“ finden Sie als
Download im ePub- oder PDF-Format unter: http://www.netzkultur.
berliner-festspiele.de/programm-30-november-2013. Ein weiterer
Reader erscheint zum nächsten Konferenztag zu „Digitaler Identität“
am 22. Februar 2014.
Leiten Sie ihn weiter!
– 17 –
Grußwort
Thomas Oberender
Das Internet verändert alles!
Ich kann noch immer staunen übers Internet. Über diesen parallelen Kontinent, den wir inzwischen so selbstverständlich bereisen und
bewohnen wie die fünf anderen. Eine geschlossene Festlandmasse ist
das Netz natürlich nicht, sondern eher ein immaterielles und dynamisches Gefüge aus Energie, eigentlich etwas, in das die Menschheit
von Urgedenken an umziehen wollte, dematerialisiert, vermittels von
Meditationen oder Drogen oder Bestattungsriten. Übers Netz kann
man nur in Metaphern sprechen, die schon veraltet sind. Zumindest
geht es mir so, Veteran der Walkmanzeit, einer der ersten Geldkartenbesitzer damals in Ostberlin. Und weil inzwischen das Internet
scheinbar selbst bedroht ist, wollen wir uns als Freunde des Internets
verhalten. Lasst es uns retten vor der dunklen Seite der Macht.
Die drei sehr komplexen, happeningartigen Veranstaltungen, deren
Entstehen auf eine Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung zurück geht, sollen am Haus der Berliner Festspiele nach folgendem Muster ablaufen: Zunächst soll zu Wort kommen, wer auf
qualifizierte Weise sagen kann, warum das Internet nicht mehr zu
retten ist. Das ist der Einspruch, mit dem der Tag beginnt. Und dann
folgt ein öffentliches Nachdenken, Experimentieren und Feiern von
Ideen, politischen und künstlerischen Praktiken, die das Internet als
Medium als einen Kontinent mit liberaler Zukunft erscheinen lassen.
Wie viele Szenen, Sekten, Geheimwissenschaftler es in diesem Zwischennetz gibt. Aber wir möchten doch mitverstehen, mitdenken,
mitreden können. Wir, die wir Experten brauchen und sehr klare,
schöne Benutzeroberflächen. Wir brauchen in technischen Dingen
Vermittlung. Wir brauchen Kultur. „Netzkultur. Freunde des Internets“ will verschiedene Milieus von Netzaktivisten und Theoretikern
– 18 –
zusammenbringen, mit einer freundlichen Einladung auch an die, die
keine Experten sind.
Netzkultur – das ist im Grunde der vage Titel für unsere zentrale
Frage: Wie verändert sich die Kultur durch das Netz? Explizit nicht
geht es um eine Form kultureller Netzbotanik – um das Studium der
kulturellen Artenvielfalt im Netz. Sondern uns interessiert die Frage,
ob es einen Konflikt zwischen Kultur und Technologie gibt? Ob disruptive Innovationen auf Seiten der Technologie auf unsere Kultur nur
zerstörerisch einwirken? Oder ob es eine Chance gibt, wie etwa Frank
Schirrmacher meint, alte europäische Visionen und Werte mit der
neuen Technologie zu verbinden?
Wir sprechen vom kommenden „Netz der Dinge“, „perforierter Aufmerksamkeit“, dem „On-Off-Verhältnis“ des neuen Alltags, aus
Worten wie diesen kristallisieren sich neue Grundfragen an die Gesellschaft: Was bedeutet die Entscheidungshilfe von Algorithmen für
den Einzelnen? Entscheiden diese nicht längst autonom, unter Umgehung des Menschen und jenseits demokratischer Kontrolle? Welche
Konsequenzen hat das menschliche Tun noch im Netz? „Wir bezahlen
mit unserem Verhalten!“, dieser Satz, von einem hochverantwortlichen Facebook-Mitarbeiter hat mir unlängst einen Spalt im Vorhang
vor der Bühne dieser neuen Kultur geöffnet. Es gibt viele solcher Sätze
und sie haben alle eines gemeinsam:
Das Internet bewirkt die größte soziale und politische Umwälzung in
meiner Lebenszeit. Das Netz verändert alles. Wie einst die Erfindung
des Automobils alles verändert hat: die Infrastruktur, die Siedlungsformen, Lebensweisen, das Weltbild, Landschaften, usw. Diese Erfindung hat die Welt verändert wie keine Idee oder Bewegung zuvor.
Und so ist es mit dem Internet.
– 19 –
Deshalb soll die Netzkultur, kuratiert von Nikola Richter, für ein paar
Tage in unserem Haus eine Zwischenposition zwischen Kultur und
Technologie etablieren und das Gespräch zwischen den Extrempositionen und Lagern fördern.
Wir sind Freunde des Internets.
Thomas Oberender
— Intendant der Berliner Festspiele
– 20 –
Grußwort
Thomas Krüger
Internetopia ist zerplatzt –
Es lebe das Internet!
Was ist nur mit dem Internet los? Diesem gegenwärtig größten aller
amerikanischen Träume, der gerade dabei ist, sich – golemgleich –
durch seine eigenen Erschaffer in einen Klumpen Lehm aufzulösen.
Der Hoffnung auf den herrschaftsfreien Diskurs, den geschützten unzensierten Raum, in dem alle alles sagen können und allen alle Türen
offen stehen. Dem Versprechen von wahrer Freundschaft und erfüllter Liebe, der Begegnung über Grenzen und Klassen hinweg. Dem Ort
des Austauschs – geistiger, aber auch materieller Güter – jenseits der
kapitalistischen Verwertungslogik. Der neuen grenzenlosen Agora, in
der nunmehr echte Partizipation aller möglich ist. Ein Ort, den sich
Ernest Callenbach nicht bunter hätte ausmalen können.
All das soll nicht real sein, sondern nur eine Fassbinder‘sche „Welt
am Draht“? Zuerst waren es noch kleine Störungen, die uns aufhorchen ließen. Im scheinbar kostenlosen Raum waren unsere Daten
auf einmal die Währung, Diskurse in Chats und Foren manipuliert.
Schließlich ist es jeder Kontakt, jede Bewegung, jeder noch so intime
Austausch, der gesehen, überwacht und in riesigen Serverfarmen im
ewigen Eis Orwellscher Arsenale für die Ewigkeit gespeichert wird.
Aber bei allem Wehklagen über den „Untergang des Netzes“, wie wir
meinten, es gekannt zu haben: Sind wir nicht im Netz nunmehr dort
angekommen, wo wir in der realen Welt schon lange sind?
Anders als Fred Stiller in Fassbinders Film fehlt uns die Möglichkeit,
am Ende in die dann hoffentlich endgültige reale und perfekte Welt
„aufzusteigen“. Im Offline- wie im Online-Modus haben wir offenbar
nur diese eine Welt. Und das, was wir beobachten, ist die – nunmehr
auch mental nachvollzogene – Zusammenlegung zweier Welten: hier
– 21 –
wie dort wird Geld verdient, ausgebeutet, betrogen, überwacht, ausgegrenzt, gemobbt, begrenzt. Und hier wie dort werden Menschen
von der Teilhabe an politischen Prozessen ausgeschlossen. Aber hier
wie dort gab und gibt es eben auch das Gegenteil: Gemeinschaft,
Beteiligung, Wissensvermehrung, Kreativität und Ermöglichung, Privatheit und Öffentlichkeit, kurz Freiheit.
Internetopia zerplatzt. Aber es ist nicht das Netz, das seit einigen
Monaten nicht mehr das zu sein scheint, was es einmal zu sein
schien. Es ist unsere Vorstellung vom Netz. Über Netzkultur zu sprechen heißt also, über unsere Welt zu sprechen, innerhalb und außerhalb des Netzes. Über unsere Gesellschaft, unsere Politik, die Möglichkeiten sich zu beteiligen und die Möglichkeiten, als Privatperson
vor dem Zugriff von wem auch immer – und wo auch immer – geschützt zu sein. Es geht um nicht weniger als um die Rückeroberung
und Wiederbelebung grundlegender Rechte und die Selbstbestimmung durch mündige Bürger: hier wie da! Mit diesem realistischen
– sicher auch kritischen – Blick lassen sich die Chancen des Internets
vielleicht entspannter neu austarieren. Und dass diese Chancen erheblich sind, das werden Sie in den kommenden Wochen und in zahlreichen Diskussionen bei unserer Veranstaltungsreihe sehen: online
wie offline! Oder mit Friedrich Hölderlin: „Komm! ins Offene, Freund!“
Thomas Krüger
— Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung
– 22 –
Vorwort
Nikola Richter
Die Seeräuberjenny in meiner Timeline
„Und schon hängen alle an ihren Handys.“
„Man darf ja auch den Kontakt zur Realität nicht verlieren.“
Seeräuberjenny, @LaVieVagabonde, 25.11.2013
Ich habe diesen Tweet in einer Nacht der ziellosen Recherche gefunden. Ich war lost in googelation, bin wirr zwischen geöffneten
Browserfenstern hin- und hergesprungen, habe hier eine Zeile gelesen, dann wieder da, und auf einmal ploppte die Seeräuberjenny in
meiner Timeline auf. Ich hakte mich bei ihrem Tweet unter, den sie
mitten in der Nacht versendet hatte, wahrscheinlich an einige Freundinnen gerichtet, mit denen sie gerade Wodka trank.
Das ist das, was ich am Internet am meisten mag. Dass es überraschen kann, dass es mir erlaubt, anders und plötzlich wahrzunehmen, dass es Text, Bild und Ton ist, also die Sinne anspricht, dass es
neue Perspektiven zeigt. Das Internet ist ein heterotoper Raum, in
welchem Kreativität – trotz allem Mainstreamunsinn – möglich ist.
Neue Literatur- und Sprachformen entstehen, Youtube- und Soundcloudstars werden geboren, die Verbreitung von digitalen Artefakten
ist über die Grenzen hinweg möglich, Gleichgesinnte arbeiten zusammen, ohne dass sie an einem gemeinsamen Ort sind. Aktionen werden koordiniert und ausgeführt. Unliebsame Daten vielfach kopiert
und damit nicht zensierbar. Aufklärung, Demokratie, Gemeinschaftlichkeit pur. Der chinesische Künstler Ai Wei Wei hat auf seinem Blog,
dessen Posts unter dem Titel „Macht euch keine Illusionen“ erschienen ist, geschrieben, dass er nie von Kreativität spreche, stattdessen
von „Fantasie“, „Ahnung“, „Entdeckungsfreude“, „Subversion“ oder
„Kritik“. Aber dann definiert er trotzdem „Kreativität“ und diese Definition passt exakt dazu, was das Netz möglich machen kann, wenn
man ihm sein utopisches Potenzial lässt:
– 23 –
„Kreativität ist die Kraft, die Vergangenheit abzulehnen, den gegenwärtigen Zustand zu verändern und nach neuen Möglichkeiten zu
suchen. ... Nur durch unser Handeln können ersehnte Veränderungen
Wirklichkeit werden.“
Der graue Alltag: Heute verbringt jeder Deutsche durchschnittlich
3,2 Stunden Zeit am Bildschirm, wie eine aktuelle Studie der Techniker-Krankenkasse herausfand. Der Bildschirm ist Vermittler von
Welterfahrung geworden. Er ist Gerät für Innovations- und Arbeitsprozesse, für Überwachung und Zerstreuung, auf ihm bewegen wir
uns meist auf vorgegebenen Trampelpfaden. Das sieht alles gar
nicht nach Handlung aus, was wir da machen, wir sitzen still, mehrere Stunden, vielleicht tippen wir etwas. Der Bildschirm und damit
auch der Rechner sind neutral. Die Hardware hat keine Meinung und
begehrt nicht auf. Aber das, was Handlung ermöglicht, die Software,
steht zur Debatte. Und das Verhalten derjenigen, die die Software
verwenden. Unser Verhalten. Die Veranstaltungsreihe „Netzkultur. Freunde des Internets“ will dazu anregen, alltägliche digitale
Handlungen zu hinterfragen, Neues zu lernen, sei es in praktischen
Workshop oder in theoretischen Vorträgen. Gleichzeitig dient sie der
Sichtbarmachung einer Debatte, die bisher in Deutschland weniger
geführt wurde, nämlich der Frage, wie sich eigentlich die Kulturschaffenden zum digital turn stellen.
Nun ist das Internet zwar noch nicht so alt, einige Dekaden. Wenn es
ein Mensch wäre, wäre es in seinen besten Jahren, aber eben auch
nicht mehr so jung. Es hätte seine Unschuld verloren, seine Tiefschläge erlitten. Und derzeit wäre es in seiner Midlife-Crisis. Außerdem
wäre es arg betrogen worden, und müsste jetzt erst wieder Vertrauen
in sich aufbauen. Darüber hätte es vergessen, dass es etwas erreicht
hat: 30 Millionen haben in Deutschland einen Netzanschluss, weltweit sind mehr als 2 Milliarden Menschen online, davon etwa die
Hälfte in Asien.
Die junge Journalistin Wallis Azadian hat sich gerade für das
Vice-Magazin für eine Woche in das Jahr 1996 zurückversetzen wollen, in der es die ihr bekannten Geräte und die mit ihnen verknüpften
– 24 –
technologischen Möglichkeiten nicht gab. Für sie ein Luxusspielchen
(für viele auf der anderen Seite des digitalen Grabens, die, die einfach vom Netz abgeschnitten sind, eine bittere Realität). Sie stellte ihr Handy aus, sie stellte das Netz ab. Ihr Experiment endete in
Hilflosigkeit und Langeweile. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich ohne
Mobiltelefon und Internet verabreden sollte, einfachste Informationen wie die Adresse des nächsten mexikanischen Restaurants waren ihr nicht zugänglich. Die Kommentare unter dem Artikel, die ihr
Dummheit vorwarfen, taten ihr dennoch Unrecht. Natürlich hatte sie
es verlernt, einfach bei jemandem zu klingeln. Ebenso hatte sie noch
nie die telefonische Auskunft angerufen. Ihre Realität war eine andere, die neue Kompetenzen erlernen und alte in Vergessenheit geraten
lässt. Das selbstauferlegte „Technologievakuum“ hatte ihr nichts
offenbart, sie wollte zurück in die „Modernität“.
Darüber könnte man traurig sein. Was kann diese junge Frau alles
nicht mehr! Unsere Zivilisation, am Abgrund! Das Jammern darüber,
dass Geräte und ihre Verwendungsmöglichkeiten uns zum Schlechteren verändern, dass sie kulturelle Werte und Traditionen zerstören, sind Zwillinge des technologischen Fortschritts – aber auch des
menschlichen Wesen. Der Mensch weiß, dass früher eben alles besser
war. Dabei sollten wir einfach akzeptieren, dass wir fehlerhaft sind.
Schon Sigmund Freud schrieb in seiner kulturtheoretischen Studie
„Das Unbehagen in der Kultur“ davon, dass der Mensch von sich aus
eigentlich gar nichts könne. Um aber aber seine Schwächen zu überwinden und das Ideal, das er von sich habe, zu erreichen, entwickele
er Werkzeuge: „Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott.“
Das war 1930 genauso wahr wie 2013.
Und so sitzen wir vor den hell erleuchteten Fenstern, hören das Summen der Lüftung, sehen die Anzeige der Batteriefülle und den Ausschlag des Netzempfangs wie Lebenszeichen eines guten Bekannten.
Die neuen Technologien sind bei uns, sie prägen uns.
– 25 –
Wir sollten sie genauso prägen. Damit sie auch unsere Werte kennenlernen. Gerade legte die Unesco erste digitale „Universal-Regeln“ vor.
Sie fordern, dass die Menschenrechte die Basis aller Netzregeln, jeder
Anwendung und jedes Dienstes bilden.
Nikola Richter
— Kuratorin Netzkultur
– 26 –
Rachel Coldicutt
On Going To Conferences
I really like white men who are aged between 35 and 45. In fact, I like
them so much that I live with one and number many of them among
my best friends. They’re great, some of them are brilliant, visionary
practitioners, and I don’t want it to sound like I’m having a downer
on them. But – and this may come as a shock to some of you – they
aren’t the only people in the world, and they certainly aren’t the only
people who work in design or technology.
I know – right?
There are young people, women, people from different ethnic backgrounds – all sorts of crazy stuff is going on in work places all over the
country and, more shockingly, all around the Old Street area that
either doesn’t include or isn’t the sole preserve of this fairly small
group of people. And the thing is that everyone knows that except
for some people who organise conferences.
Now, I’ve organised quite a few events and I know how easy it is to
ask your friends to do stuff. For a start, your friends are your friends
because they’re brilliant. They’re your friends because they’re the
best people you know. So it seems quite tempting to think, “I’m going
to organise an event and just ask my friends, or people like my
friends, to speak, because they are all totally awesome and everyone
else will think so too.”
Right?
Well, no. Not right. Or at least, not for me.
I’ve stopped buying tickets to things that are just talks by long lists
of guys with one-syllable names. And that’s a shame, because lots
of these guys with one-syllable names are completely brilliant, and
I want to hear what they have to say. But I don’t only want to hear
what they have to say. Obviously I could deal with this myself by go– 27 –
ing to a wide range of events, but – frankly – who has the time? I say
“hurray for established practitioners who happen to be men, but they
aren’t everyone in the world who’s doing interesting stuff, so please
can we stop pretending that they are.”
Lots of stuff is changing, and I feel that technology events are,
slowly, becoming more equal. Or at least, I feel that people in my bit
of Twitter who talk about them are aware of the need for equality
– but then, of course, I’m friends with people like me, so they would
think that. So it’s quite a shock when I see a brilliant looking conference* that I really want to go to and I scroll down the list of speakers
and there they are, one after another, man man man man, and then
I think – no. I’m not going to go to that. Obviously sexism is only one
part of the equality jigsaw, but it’s the part I’m most interested in
and affected by. And one of the reasons I won’t go is because it feels
as if the vision of the event as a whole will be limited. Clearly I don’t
think that all men in the same age bracket think the same thing (I
mean, duh) but it may very well mean that whoever has organised
the event hasn’t fished very far outside of their immediate pool, and
– in my experience – that will make it, in totality, an ultimately less
interesting event.
This post is a knee-jerk reaction to seeing it happen again – and
again. I’ve been having this debate for so long now that I actually find it quite boring, and can’t really believe I’m having to say the
same things again. And lots of other people are saying them as well.
At Caper, we’re working with some partners to do something longer-term about this, which we’ll be announcing later in the year (and
please, get in touch if you’re interested in partnering or funding something in this area), and after Playful last year, Greg Povey started
a directory of women speakers that people can add their names to
if they’re interested in speaking. But in the meantime, I’m going to
continue being baffled and confused by this sort of thing, but – more
powerfully, I hope – I’m also going to vote with my money and my
attention, and stop attending events that don’t even attempt some
level of diversity.
– 28 –
*Updated: I was linking to a specific event, but I’ve taken that out,
for the sake of even-handedness, as this applies to a lot of events
and singling one out seemed unfair.
—
©http://fabricofthings.wordpress.com/2012/09/13/on-going-to-conferences
– 29 –
Ward Al-Assi
A Sign from Deir El-Zor
“Here lies the Deir of Hearts: Angels carry the sorrow of Syria.”
This sentence, written on one of many Facebook pages dedicated
to the Syrian revolution, caught my attention a few days ago while
I was looking for news of my home city of Deir El-Zor. My curiosity
pushed me to seek out the young activists behind the page, called
Kartouna min Deir El-Zor (A Sign from Deir El-Zor).
A “Freedom Card” for a woman detained by the regime – the Facebook page features a collection of cardboard signs painted black
with white lettering that said things like “What is happening is not a
crisis… it’s been happening for 40 years” and “Oh glorious Kafranbil,
your banners downed their planes”.
The young men and women of Kartouna say they are dedicated to
defending their city and their love of freedom. They chose the colours black and white because they evoke the schoolyard aesthetic of
blackboard and chalk.
“Black is usually the colour of sadness but despite that we made it
a space for imagination, love and joy,” one of the activists told me.
“We started the page to lift, even just a little, the darkness that has
descended on this marginalized city.”
The youth of Deir El-Zor say their city has suffered from neglect since
long before the outbreak of the revolution and it continues to be
marginalized by the Syrian National Council and many other international players. There are almost no news reports about Deir El-Zor
compared to other Syrian cities, despite continued efforts by activists
to send videos and news daily.
I got in touch with the administrators of the page and asked them
about my city and its people, and about my family and my friends
– 30 –
who are still there. I was told that “the city is completely destroyed,
but we’re not leaving.”
The activists of Kartouna are all civilians; they have never carried
weapons despite the constant shelling and the siege that has been
strangling the city since mid-June last summer.
“Everything is destroyed – the maqabi market, the schools, the shops,
the main and side streets, the personal status registry, the Baath
party headquarters, mosques, police stations and tens of thousands
of homes,” says Kareem, one of the activists who works on the page.
“There are just a few buildings in a few neighbourhoods that have
not been destroyed, and that is where the few thousand residents
left take refuge.”
The administrators of Kartouna are young people from the heart
of the city who want to protect it through their signs and volunteer
work. They are a group comprised of 16 activists living in the city,
with more than 31 others who have left Deir El-Zor but continue to
work with those on the ground to provide aid.
“Our lives are virtually non-existent; we don’t get to perform our normal activities as civilians,” said Ruba, one of the founders of Kartouna. “All we do is distribute medical supplies and aid, visit the wounded, teach some of the children and play with them if we can.”
The volunteers of Kartouna are also working on documenting the remaining families of the besieged city, who do not number more than
640.
“During the rare periods of calm we go around with cameras and
papers,” says Ruba.
The goal behind this documentation project is to create a database
to assist activists in supplying the population with aid and ensuring
their safety.
– 31 –
“We are not heroes or role models,” says Ruba. “We work because we
have faith in a better future, even if we will not live to see it, others
will.”
Abdel Nasser, another activist, remembers some of his fellow volunteers who were killed in the line of duty.
“One of our dearest friends and Kartouna volunteers was martyred
by mortal shrapnel while covering one of the affected areas. He and
some other civilians from the neighbourhood were killed,” he says.
“Another young man who volunteered with us also died – he was shot
by a sniper in the Jabeela quarter.”
There are seven people responsible for writing the slogans and designing the signs.
“We don’t rely on techniques in our work; rather insist on staying true
to its nature,” says one of the Kartouna activists. “We write by hand
and without expensive materials, just chalk. We choose our phrases
carefully and after consulting each other. We avoid any religious,
sectarian or militaristic slogans and write our signs based on what is
happening in Syria. Our signs are a revolutionary act, and we know
they are part of a series of such acts.”
Recent signs include one titled ”Freedom Card” a play on ‘identity card’, which listed the names of Syrian detainees. Another, titled
“New Syrian Traffic Signs” uses the language of traffic signs to make
a statement about the importance of combating sectarianism and
respecting the rights and beliefs of others.
“We reject sectarianism and are absolutely convinced that the regime is fuelling these ideas and trying to spread them among the
public,” says one of the activists in charge of writing signs.
– 32 –
“Before the siege, we held hundreds of signs in the street,” says Walid, another activist. “Today, we are still committed to raising them,
even in rooms and other closed places, and of course online.”
— ©„A Sign from Deir El-Zor”, erschienen am 17. Januar 2013, 12:19 Uhr
in „Through My Eyes” auf http://www.damascusbureau.org/?p=4649
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Volker Oppmann
Die Folgen der Digitalisierung für Buch
und Gesellschaft
oder: Warum wir ein gemeinnütziges System für den Literaturbetrieb brauchen
Die Digitalisierung verändert alle Rollen und Funktionen innerhalb
des Literaturbetriebs. Dem Menschen als Leser und Nutzer von Literatur stehen Unternehmen gegenüber, die digitale Buchinhalte vertreiben und schon längst keine Buchhändler mehr sind: die Betreiber
von Online-Bibliotheken.
Aufgrund der mittlerweile etablierten Cloud-Angebote stehen unsere
Bücher nämlich nicht mehr im heimischen Bücherregal, im lokalen
Buchhandel oder in öffentlichen Bibliotheken, sondern in sogenannten „Serverfarmen“. Dort wird, völlig unabhängig vom Willen und
den Interessen ihrer Nutzer, der Zugriff auf die dort gesammelten
Inhalte geregelt und die Daten gespeichert und weiter verwertet bzw.
vermarktet.
Gesellschaftlich gesehen überantworten wir damit sowohl unser digitalisiertes Kulturerbe als auch unsere persönlichen Daten Institutionen, die bekanntermaßen einen sehr fragwürdigen Umgang mit
Persönlichkeitsrechten, Urheberrechten und Daten- und Verbraucherschutz pflegen. Als Gegenentwurf bauen wir mit LOG.OS eine digitale Universalbibliothek auf, die eine direkte Interaktion zwischen Privatpersonen
(Autoren und Lesern), Branchenteilnehmern (Buchhandlungen und
Verlagen) und öffentlichen Institutionen (Schulen, Universitäten und
Bibliotheken) über eine gemeinsame technische Infrastruktur ermöglicht.
Über die gemeinnützige Trägerschaft in Form einer Stiftung
kann LOG.OS sämtlichen Nutzergruppen neben Transparenz, Daten– 34 –
souveränität und der Wahrung ihrer Privatsphäre eine demokratische Beteiligung an den Prozessen der Generierung, Sammlung und
Nutzung von Wissen zusichern. Diese gemeinnützige Universalbibliothek fördert damit einerseits eine offene Wissens- und Informationsgesellschaft und wahrt gleichzeitig die persönlichen und ökonomischen Interessen aller Beteiligten.
—
©LOG.OS / Volker Oppmann
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Geert Lovink & Ned Rossiter
Organized Networks:
Weak Ties to Strong Links
Sloganism for late 2013: “I feel protected by unpublished Suite A algorithms.” (J. Sjerpstra) – “I am on an angry squirrel’s shitlist.” – Join
the Object Oriented People – “When philosophy sucks, but you don’t.”
­– “See you in the Sinkhole of Stupid, at 5 pm.” – “I got my dating
site profile rewritten by a ghost writer.” – “Meet the co-editor of the
Idiocracy Constitution” – The Military-Entrepreneurial Complex: “They
are bad enough to do it, but are they mad enough?” – “There really
should be something like Anti-Kickstarter for the things you’d be willing to pay to have not happen.” (Gerry Canavan) – Waning of the Social Media: Ruin Aesthetics in Peer-to-Peer Enterprises (dissertation)
– “Forget the Data Scientist, I need a Data Janitor.” (Big Data Borat)
If we look back at the upheavals from the past years (2011-2013) we
see bursts of ‘social media’ activity. From Tahrir to Taksim, from TelAviv to Madrid, from Sofia to São Paulo, what they have in common is
communication peaks, which fade away soon after the initial excitement, much in line with the festival economy that drives the Society
of the Event. Corporate social networking platforms such as Twitter
and Facebook are considered useful to spread rumors, forward pictures, file reports and comment on established media (including the
Web). But no matter how intense the street events may have been,
they often do not go beyond ‘short ties’. As temporary autonomous
spaces they feel like carnivalesque ruptures of everyday life and are
perhaps best understood as revolts without consequences.
There is growing discontent over event-centred movements. The
question of how to reach a critical mass that goes beyond the celebration of temporary euphoria is essential here. How can we get
over the obvious statements about the weather and other meta
fluctuations (from Zeitgeist to astrology)? Instead of contrasting the
Leninist party model with the anarcho-horizontalist celebration of
– 36 –
the general assembly, we propose to integrate the general network
intellect into the organisation debate. We’ve moved on a good 150
years since the Marx-Bakunin debates.
It is time to integrate technology into the social tissue and no longer reduce computers and smart phones to broadcasting devices.
As so many know, either tacitly or explicitly, technologies are agents
of change. To understand social transformation, therefore, requires
an understanding of technology. Innis and McLuhan both knew this
well. It is thus not unreasonable to say that media theory provides a
reservoir of diagnostic concepts and methods to assist those making
interventions against regimes of control and exploitation. We would
even go one step further: don’t just rehash concepts on file, but
invent your own by deducing the correspondence between concepts
and problems as they manifest within your own media universe of
expression. Find sites of conflict, passion and tension, and you’ll soon
get a rush of thought to the brain.
The organised networks model that we propose is first and foremost
a communication tool to get things done. We are aware that this
proposal runs into trouble when tens of thousands of users start
getting involved. Once you hit that kind of scale the Event takes over.
The orgnet concept (short for organised networks) is clear and simple: instead of further exploiting the weak ties of the dominant social
networking sites, orgnets emphasise intensive collaborations within
a limited group of engaged users. Orgnets are neither avant-garde
nor inward-looking cells. What’s emphasised is the word ‘organ’. With
this we do not mean a New Age-gesture of a return to nature or a
regression into the (societal) body. Neither is it a reference to Aristotle’s six volume work called the “Organon”. Even less does it refer to
the tired notion of the ‘body without organs’ (or Žižek’s reversal, for
that matter).
The organ of orgnets is a social-technical device through which
projects are developed, relations built and interventions made. Here,
we are speaking of the conjunction between software cultures and
social desires. Crucial to this relation is the question of algorithmic
– 37 –
architectures – something largely overlooked by many activist movements who adopt, in what seems a carefree manner, commercially
motivated and politically compromised social media software such
as Facebook, Twitter and Google+.
Today’s uprisings no longer result from extensive organisational
preparations in the background, neither do they produce new networks of ‘long ties’. They do, however, often emerge from a collective
unconscious of accumulated discontent. Think of the public protests
in São Paulo; initially a response to an increase in the costs of public
transport, the underlying motivation behind such demonstrations
was a longstanding malaise stemming from social inequalities and
economic privileges bestowed upon a corrupt elite. What’s left is
a shared feeling: the birth of yet another generation, though one
not limited to age or even necessarily class or political persuasions.
Even though small groups have often worked on the issues for many
years, their efforts are usually focused on advocacy work, designing
campaigns, doing traditional media work or being focused on those
who are immediately affected by the crisis on the ground. Important
work, but not precisely about preparing for the Big Riot.
Is it wishing for too much to want sustainable forms of organisation when the world seems to be in perpetual flux? Very little stability
defines labour and life as we know it. Ideologies have been on the run
for decades. So too are political networks amongst activists. At best
we can speak of a blossoming of unexpected temporary coalitions.
What we need to focus on in the years to come is time-in-between,
the long intervals when there is time to build sustainable networks,
exchange ideas, set up working groups and realise the impossible,
on the spot. How might such a long-term strategy be conceived and
orchestrated within the logic of networks?
We can complain about social media causing loneliness but without a thorough re-examination of social media architectures, such
sociological observations can easily turn into forms of resentment.
What presents itself as social media critique these days often leaves
users with a feeling of guilt, with nowhere to go, except to return to
– 38 –
the same old ‘friends’ on Facebook or ‘followers’ on Twitter. As much
as mainstream social media platforms come with an almost guaranteed capacity to scale as mass networking devices, they are not
without serious problems that many are now familiar with: security
of communication (infiltration, surveillance and a wilful disregard
of privacy), logic or structure of communication (micro-chatting
among friends coupled with broadcasting notices for the many subscribed to the cloud), and an economy of ‘free labour’ (user generated data, or ‘the social production of value’).
While there has been some blossoming of social media alternatives
such as Lorea, which is widely used among activists in Spain, other
efforts such as Diaspora ended quite disastrously. After successfully
raising $200,641 in development funds through Kickstarter it failed to
gain widespread traction among activists, until an overall implosion
of the project after one of its founders committed suicide. The increasing migration of youngsters to Instagram (a subsidiary of Facebook) and Snapchat was probably inevitable (irrespective of whether
the NSA leak happened or not). But as April Glaser and Libby Reinish
note in a recent Slate column, these social media alternatives “all
use centralised servers that are incredibly easy to spy on.”
Current social media architectures have a tendency to incite passive-aggressive behavior. Users monitor, at a safe distance, what
others are doing while constantly fine-tuning their envy levels. All
we’re able to do easily is to update our profile and tell the world
what we’re doing. In this ‘sharing’ culture all we can do is display our
virtual empathy. “She really ain’t all that. Why does all the great stuff
happen to her and not me?” Organised networks radically break with
the updating and monitoring logic and shift attention away from
watching and following diffuse networks to getting things done,
together. There is more in this world than self-improvement and
empowerment. Network architectures need to move away from the
user-centered approach and instead develop a task-related design
undertaken in protected mode.
– 39 –
Three months into the Edward Snowden/NSA scandal, Slavoj Žižek
wrote in “The Guardian”: “we need a new international network to
organise the protection of whistleblowers and the dissemination of
their message.” Note that the two central concepts of our argument
are utilised here: a network that organises. Once we have all agreed
on this task it is important to push the discussion further and zoom
in on the organisational dimension of this timely effort. It can be an
easy rhetorical move to emphasise what has already been tried, but
we nonetheless need to do that.
One of the first observations we need to make is how Anonymous is
the missing element in Žižek’s list of Assange, Manning and Snowden. Despite several setbacks, Anonymous remains an effective
distributed effort to uncover secrets and publicise them, breaking
with the neo-liberal assumption of the individual as hero who operates out of a subjective impulse to crack the code in order to make
sensitive material public. The big advance of anonymous networks is
that they depart from the old school logic of print and broadcasting
media that needs to personalise their stories, thereby creating one
celebrity after the other. Anonymous is many, not just Lulzsec.
We also need to look into the many (failed) clones of WikiLeaks and
how specific ones, such as Balkan Leaks, manage to survive. There is
GlobaLeaks and the outstanding technical debate about how to build
functioning anonymous submission gateways. It has already sufficiently been noted that WikiLeaks itself is a disastrous model because of the personality cult of its founder and editor-in-chief, Julian
Assange, whose track record of failed collaborations and falling-outs
is impressive. Apart from this ‘governance’ debate, we need to look
further into the question of what the ‘network’ model, in this context, precisely entails. A step that WikiLeaks never dared to take is the
one of national branches, based either in nation states or linguistic
territories.
To run a virtual global advocacy network, as Žižek suggests, looks
sexy because of its cost-effective, flexible nature. But the small scale
of these Single Person organisations (SPOs) also makes it hard to
– 40 –
lobby in various directions and create new coalitions. Existing networks of national digital civil rights organisations should play a role
here, yet haven’t so far. And it is important to discuss first why the
US-organisation Electronic Frontier Foundation, the European Digital
Rights network or the Chaos Computer Club for that matter have not
yet created an appealing campaign that makes it possible for artists,
intellectuals, writers, journalists, designers, hackers and other irregulars to coordinate efforts, despite their differences. The same can be
said of Transparency International and Journalist trade unions. The IT
nature of the proponents seems to make it hard for existing bodies to
take up the task to protect this new form of activism.
Networks are not goals in themselves and are made subordinate to
the organisational purpose. Internet and smart-phone based communication was once new and exciting. This caused some distraction but that’s soon going to be over. Distraction itself is becoming
boring. The positive side of networks – in comparison to the group
– remains its open architecture. However, what networks need to
‘learn’ is how to split-off or ‘fork’ once they start getting too big. At
this point networks typically enter the danger-zone of losing focus.
Intelligent software can assist us to dissolve connections, close conversations and delete groups once their task is over. We should never
be afraid to end the party.
—
©The Occupied Times #23, 18. November 2013
– 41 –
Axel Kistner
LiquidFeedback – mehr als Liquid
Democracy
LiquidFeedback ist eine Open-Source-Software, mit der Internet-Plattformen zur demokratischen Willensbildung und Entscheidungsfindung betrieben werden. LiquidFeedback wird von unabhängigen Freiwilligen entwickelt und von Public Software Group e. V.
kostenfrei unter der liberalen MIT-Lizenz zur Verfügung gestellt. Die
Entwickler von LiquidFeedback haben sich im Interaktive Demokratie e. V. zusammengeschlossen, um den Einsatz von elektronischen
Medien für demokratische Prozesse zu fördern.
Dieser Text stellt eine kurze Einführung in die Konzepte und Anwendungsbereiche von LiquidFeedback dar. Er wurde anlässlich des
Workshops zu LiquidFeedback beim Kongress „Netzkultur“ der Berliner Festspiele und der Bundeszentrale für Politische Bildung am
18.01.2014 erstellt. Weiterführende Informationen zu LiquidFeedback
sind im Internet auf liquidfeedback.org abrufbar.
Konzepte
1. Liquid Democracy
„Flüssige Demokratie” ist keine neue Erfindung. Die Idee geht zurück
auf Lewis Carrol, der 1884 in seinem Werk „The Principles of Parliamentary Representation“ die Idee des „Delegated Voting” beschrieb.
Er erweiterte das bereits bekannte Prinzip der Übertragung der
eigenen Stimme bei einer Entscheidung an eine_n andere_n Stimmberechtigte_n (Proxy Voting) insofern, dass Stimmen auch über
mehrere Stufen (transitiv) weitergegeben werden können (Delegated
Voting). Das bedeutet, dass sich Teilnehmer_innen dort direkt beteiligen können, wo sie sich auskennen und wofür sie sich interessieren,
wenn es ihnen wichtig ist, in allen übrigen Fällen ihre Stimme aber
an andere Teilnehmer_innen übertragen können. Diese weisungsfreie
übertragbare Stimmvollmacht (Delegation) kann frei nach Sympa– 42 –
thie, Vertrauen, Reputation und Expertise erteilt werden. Die Delegation gilt bis auf Widerruf oder Verfall und wird (bei LiquidFeedback)
bei direkter Beteiligung ausgesetzt. Innerhalb von LiquidFeedback
wird dieses Prinzip genutzt, um eine skalierbare Arbeitsteilung zu gewährleisten. Da nicht jeder Zeit hat, sich in alle anstehenden Themen
einzuarbeiten, kann die eigene Stimme dynamisch an andere delegiert werden. Diese transitiven Delegationen (s. o.) können jederzeit
widerrufen und die Stimme selbst genutzt werden. Insofern ist der
Übergang fließend: Manches wird direkt (selbst abgestimmt), anderes delegiert. Dieses Prinzip heißt deshalb „Liquid Democracy”.
2. Gemeinschaftliche Moderation
LiquidFeedback verzichtet bewusst auf eine (Antrags-)Kommission
und braucht auch keine Moderator_innen. Stattdessen haben alle
Teilnehmer_innen gleiche Rechte in einem skalierbaren strukturierten Diskussionsprozess. Es ist durch mathematische Verfahren sicher
gestellt, dass Minderheiten innerhalb des Systems auf fairer Basis repräsentiert werden und dass selbst einzelne Personen ihren Vorschlägen Gehör in Diskussionen verschaffen können. Dennoch werden
laute Minderheiten aufgrund dieser Verfahren nicht übermäßig stark
repräsentiert, wie dies zum Beispiel in Foren immer wieder zu beobachten ist. Dieser speziell für LiquidFeedback entwickelte moderationsfreie Antragsprozess erlaubt allen Teilnehmer_innen konstruktives
Feedback. In einem nutzergesteuerten, selbstorganisierenden Prozess
werden (konkurrierende) Anträge zunächst verbessert und schließlich
abgestimmt. Hinsichtlich Fristen, Quoren und erforderliche Mehrheiten gelten vorher festgelegte Regeln.
3. Vollständig transparenter Entscheidungsprozess
Offene Prozesse sind der beste Schutz gegen intransparente Lobbyarbeit. In LiquidFeedback sorgen vordefinierte Verfahrensregeln und
Zeitabläufe dafür, dass Entscheidungsprozesse gut geplant werden
müssen und immer rechtzeitig öffentlich werden. Entscheidungen
werden ausschließlich in namentlicher Abstimmung vorgenommen
und alle abstimmungsrelevanten Daten werden innerhalb von LiquidFeedback allen Teilnehmer_innen auch in maschinenlesbarer
Form zur Verfügung gestellt. Das stellt einen transparenten Ent– 43 –
scheidungsprozess in der Weise sicher, dass alle Teilnehmer_innen
den ganzen Prozess von der Antragsentwicklung bis zur Abstimmung
überprüfen können.
4. Präferenzwahl
Bei Abstimmungen besteht oft das Problem, dass sich ähnliche Anträge (Klone) gegenseitig die Stimmen wegnehmen. 1969 wurde in
Ontario darüber abgestimmt, ob die Stadt Lakehead, The Lakehead
oder Thunder Bay heißen soll. Erwartungsgemäß teilten sich die Stimmen für Lakehead und The Lakehead mit 15.302 und 8.377 Stimmen
auf, für Thunder Bay stimmten 15.870 Personen. Zusammengenommen hatten also Lakehead und The Lakehead die Mehrheit der Stimmen, aber Thunder Bay gewann. Nur durch vorherige Absprachen
und taktisches Wählen hätte eine Mehrheit für Lakehead zustande
kommen können. Dieses Problem gibt es auch bei Bundestagswahlen
in Deutschland: Viele Menschen wählen eine Partei deshalb nicht,
weil sie befürchten, dass diese nicht über die Fünf-Prozent-Hürde
kommt und damit die Stimme „wertlos” wird. Aus taktischen Überlegungen wählen sie deshalb eine andere Partei. Niemand sollte
gezwungen sein, zur Schaffung von Mehrheiten schon im Vorfeld
faule Kompromisse einzugehen. LiquidFeedback benutzt deshalb mit
der Schulze-Methode eine klonresistente Präferenzwahl. Dadurch
können neben der Zustimmung und Ablehnung der zur Abstimmung
stehenden Alternativen Präferenzen zum Ausdruck gebracht werden
(Favorit, erste Ersatzwunsch, zweiter Ersatzwunsch, usw). Ähnliche
Anträge werden nicht prinzipbedingt benachteiligt.
Anwendungsbereiche
1. Politische Parteien
Politische Parteien sind das ursprüngliche Anwendungsgebiet für das
LiquidFeedback entwickelt wurde. Durch Liquid Democracy kann den
Mitgliedern unmittelbarer Einfluss verschafft werden, wodurch Parteien attraktiver für die Bürger_innen werden. Die derzeitigen Einsatzszenarien reichen von Empfehlungen/Orientierung für Amtsinhaber_innen und Mandatsträger_innen bis zum eigenständigen Organ.
– 44 –
2. Vereine, NGO
Neben dem Einsatz in politischen Parteien gehört der Einsatz in Vereinen zu den ursprünglichen Entwicklungszielen. Der Wille der Mitglieder, unabhängig von Zeit und physischer Präsenz, kann als Empfehlung in die Arbeit des Vorstands einfließen oder auch unmittelbar
für verbindliche Beschlüsse genutzt werden.
3. Regierung, Bürgerbeteiligung
LiquidFeedback kann als direkter zusätzlicher Kanal für die Bürgebeteiligung genutzt werden. Der Landkreis Friesland ist in Deutschland
hier ein großes Vorbild. Politik und Verwaltung können die Bürger_innen zu Themen, die zur Entscheidung anstehen, befragen. Dabei ist
die Fragestellung nicht auf Ja-Nein-Entscheidungen begrenzt. Durch
den besonderen Diskussionsprozess in LiquidFeedback können Bürger_innen die Fragestellung umgestalten und völlig überraschende
Vorschläge entwickeln. Dieser kreative Prozess ist gewollt und sehr
nützlich. Wichtig bei der Bürgerbeteiligung ist natürlich, dass die
Ergebnisse des Beteiligungsprozesses tatsächlich Einfluss auf die
Politik haben. Im Kreistag von Friesland, werden deshalb die Ergebnisse aus LiquidFeedback zumindest behandelt und diskutiert. Die
Bürger_innen erhalten somit direkten Einfluss auf die Tagesordnung.
Seitens der Politik besteht die freiwillige Selbstverpflichtung, Gewinnerinitiativen in den Kreistagsgremien zu behandeln. Abweichende
Entscheidungen werden den Bürgerinnen und Bürgern erläutert. Es
entsteht ein zusätzlicher Kommunikationskanal, der in beide Richtungen wirkt.
4. Unternehmen
Der Einsatz von LiquidFeedback in Unternehmen stellt einen Sonderfall dar, da es hier nicht um demokratische Entscheidungen geht.
Dennoch kann LiquidFeedback als innerbetriebliches Vorschlagswesen genutzt werden, um kreative Prozesse innerhalb der Belegschaft
freizusetzen. Unternehmen, die der Belegschaft gehören, könnten
auf diese Weise sogar verbindliche Entscheidungen treffen
– 45 –
Politische Auswirkungen
LiquidFeedback hat seit seiner Geburtsstunde im Jahr 2009 bis heute
eine interessante Entwicklung genommen: Neben dem Einsatz innerhalb politischer Parteien und Vereinen wurde die Software seit 2012
auch für die Bürgerbeteiligung eingesetzt. Für alle Beteiligten, d. h.
nicht nur für die LiquidFeedback-Entwickler, ist dieser Prozess etwas völlig Neues. Bedienten sich demokratische Organisationen und
Gebietskörperschaften ab einer bestimmten Größe gewählter Repräsentanten, die ihrerseits wieder einen Vorstand oder eine Regierung
wählen, sind jetzt direkte Beteiligungsformen gefragt. Viele Mitglieder bzw. Wähler fühlen sich von Entscheidungsträger_innen nur
ungenügend vertreten, Mandatsträger sind vom Willen ihrer Wähler_innen entkoppelt und werden zugleich Ziel intensiver Lobbyarbeit.
Diese Lücke kann LiquidFeedback bei richtig konzipiertem Einsatz
wieder schließen. Selbst wenn Entscheidungen, die im LiquidFeedback-System getroffen wurden, nur unverbindlich in das übergeordnete System (etwa eine Partei) eingebettet werden, wäre schon viel
gewonnen, weil erkennbar wird, ob ein_e Repräsentant_in sich dem
Willen der Basis verpflichtet fühlt. Andererseits könnte dies aber auch
Repräsentanten dabei helfen, die „Einsamkeit” der Führungsposition
wenigsten teilweise zu überwinden. Dabei bietet LiquidFeedback die
Vorteile der Liquid Democracy, so dass sich auch neue unbekannte
Experten in bestimmten Bereichen herausbilden können. Transparente Prozesse verhindern die intransparente Einflussnahme von Lobbyisten und Spin-Doktoren. Die mathematischen Verfahren gewährleisten eine gleichberechtigte Teilnahme aller Zugangsberechtigten,
inbesondere das Abstimmungsverfahren ermöglicht klare unstrittige
Ergebnisse.
Berlin, Januar 2014
—
©Axel Kistner
– 46 –
Martin Geisler
Medial sozial?!
Formen und soziale Prozesse in Computerspielgemeinschaften
(Von der Redaktion gekürzte Fassung)
Einleitung
Soziales in Computerspielen mag für Nicht-Spieler und Kritiker wie
ein Oxymoron klingen. Gleichsam sind die sozialen Aspekte des Computerspiels weit weniger überraschend als es an Anschein erwecken
mag. So finden sich mehrere Aspekte in Games, in denen sich Sozialität entfaltet. Einerseits erleben sich die Spieler im Computerspiel als
sozial agierend und werden durch das vorprogrammierte Spiel aufgerufen, zu handeln, sanktioniert oder belohnt. Andererseits vollziehen
sich vielzählige Prozesse im Miteinander der Mehrspielerspiele, die
am Rand des eigentlichen Computerspiels stattfinden.
Die Frage, ob oder inwieweit Computerspiele soziales Potenzial besitzen, ist im Grunde die Frage, welche Möglichkeiten Spiele allgemein
und aktuelle Kommunikationsmedien beinhalten. Sie spielen im Prozess einer „Retribalisierung moderner Daseinsverhältnisse“ (Maffesoli
1988) eine wichtige Rolle. Sie tragen, wie andere Medien zuvor, zur
Bildung spezifischer jugendkultureller Lebens- und Erlebensformen
bei. Dass sich innerhalb eines solchen Prozesses Fähigkeiten verändern, Dominanzen verschieben und neue Kompetenzen herausbilden,
ist weniger ein Indiz für Verlust oder Gewinn intellektueller, sozialer
und kultureller Fähigkeiten, sondern entspricht vielmehr einer ständigen kulturellen Entwicklung. Eine soziologisch begriffliche Klassifizierung von netzbasierten Beziehungsformen, wie wir sie insbesondere
in den Spielgemeinschaften der Clans und Gilden finden, ist schwer
zu fassen. Ob es sich hierbei um Gesellschaften, Gemeinschaften
oder Gruppen handelt und inwieweit die häufig verwendete Bezeichnung „virtuelle Gruppe“ oder „virtuelle Gemeinschaft“ Geltung
hat, muss sich vor allem an der Bedeutung der Gemeinschaft für
ihre Mitglieder orientieren. In den Spiel- und Erlebnisräumen agieren
– 47 –
die Clanspieler als Architekten ihrer eigenen Sozialwelt, welche sich
deutlich an den Werten und Normen ihrer Alltagswelt orientiert. Auf
der sozialen Bühne zwischen Selbstdarstellung, Aufgabenerfüllung
und Alltag finden die Teilnehmer Möglichkeiten, um Beziehungen
aufzubauen, Gefühle auszutauschen, an der Erfüllung eines gemeinsamen Ziels zu arbeiten und eine eigene Kultur zu konstituieren.
Clans und Gilden als selbsterschaffene Erlebnisräume
Menschen und insbesondere die Jugend haben schon immer nach
Möglichkeiten gesucht, Erfahrungen über die reale Welt hinaus zu
sammeln (vgl. Schmid 2004: 400). Und schon immer sehnen wir uns
danach, zu wirken. Wir wollen teilhaben an der Gestaltung unserer
Welt und möchten die Macht der Möglichkeiten haben. Scheinbar
losgelöst von vielen Kontrollorganen und in ihrer eigenen Welt wird
das Netz zu einem sozialen Spielfeld, auf dem der Wunsch des Anders-sein-Wollens ausgelebt werden kann. Auf ganz unterschiedlichen Ebenen und zu verschiedenen Thematiken bieten Computerspiele und Computerspielgemeinschaften an, die Frage nach Macht,
Herrschaft und Kontrolle zu erörtern (Fritz 1997b: 183). Das Spiel ist
dabei stets auch der Versuch, sich zu beweisen sowie sieg- und erfolgreich zu bestehen.
Die hauptsächliche Botschaft der Computerspiele, also die Frage
„Kannst du dich bewähren?“, ist gleichzeitig die wirkungsvollste Frage realer Wirklichkeit. Computerspiele und insbesondere netzbasierte
Spielgemeinschaften sind deshalb so faszinierend, weil sie etwas mit
der Lebenswelt der Spieler zu tun haben. Sie finden sich in den von
ihnen bevorzugten Spielwelten wieder und Teile dieser Spielwelten
tangieren ihre Interessen, Hobbys, Lebenssituationen oder charakterlichen Eigenschaften. Sie können im Spiel an wichtige Lebenskontexte anknüpfen und sie (bei-)spielhaft fortführen, ohne sich festlegen
zu müssen bzw. andere Möglichkeiten auszuschließen. Dies entspricht dem Wunsch, Identitätsentwicklung als einen offenen Prozess
zu erfahren.
– 48 –
Das Internet, der Wunsch nach Gemeinsamkeit und somit die Spieler haben die Computerspiele längst um einen bedeutenden Faktor
der Gemeinsamkeit erweitert. Im Spiel gegen den Computer (singleplayer) ist der Sieger eine Einstellungsoption. Wie aber, stellt sich
die Frage, kann bei diesem „Selbstbetrug“ echter Spielspaß entstehen? Die Spieler versuchen nicht etwa gegen die Rechenleistung des
Computers zu gewinnen. Vielmehr erfahren sie hier die Grenzen ihres
Spielvermögens und erhöhen diese durch Wiederholung. Der Spielspaß erzeugt sich durch das gute Gefühl, sich selbst verändert und
verbessert zu haben.
Im Mehrspielermodus (multiplayer) der Online-Spiele und Konsolen
oder in lokalen Netzwerken steht der Sieger nie zu Beginn fest. Im
Wettstreit mit anderen Spielern zählt die eigene Spielstärke, und so
erwächst ein ganz besonderer Reiz daraus zu beweisen, wer der bessere Spieler ist. Im Onlinespiel Mensch-gegen-Mensch vollzieht sich
eine genussvolle Widersprüchlichkeit. Hier wird ein technologischer
Spielraum, der Region, Herkunft, Geschlecht und Aussehen weitgehend ignoriert, zur Arena grundlegender menschlicher Bedürfnisse,
welche teils außerhalb der Spielwelt als nicht mehr akzeptabel gelten, uns jedoch nach wie vor inne wohnen. In den Mehrspielerspielen
entsteht schnell ein sportlicher Gedanke. Hier sind sich die Spieler
bewusst, dass ihre menschlichen Gegner, anders als die computergesteuerten Figuren, versuchen werden, mit „vollem Einsatz“ ihr Spiel
zu bestreiten. Im gegenseitigen Messen werden somit klassische Aspekte der Identitätsentwicklung deutlich, in der ein Mensch versucht,
durch Auseinandersetzung mit seiner Umwelt seinen Platz zu finden
und möglichst viel Einfluss auf sein Umfeld ausüben zu können. Inwieweit dabei Spiel, Spaß und Sport miteinander verbunden sind bzw.
sich ausschließen, hängt maßgeblich von der Intensität des Spiels
und der persönlichen Bedeutung für den Spieler ab. Allerdings zeigt
sich, dass Spielgemeinschaften sich nicht zuerst über sportliche Ziele
oder Erfolge definieren, sondern maßgeblich durch Entspannung und
Unterhaltung (vgl. Geisler 2009: 155).
– 49 –
Clans und Gilden als Peergroups
Clans und Gilden beschreiben sich als eine dichte Form von Gemeinschaften, die eingebettet sind in ein Konstrukt verschiedenen
Gemeinschaftsebenen. Vereinfacht lässt sich die Spieler-Szene als
die größte Gemeinschaftsform, die community als spielspezifische
Gemeinschaft und die Clans als engste und kleinste Gemeinschaftsform beschreiben.
Einer der ersten, der sich mit Gruppierungen im Internet befasst hatte, war Howard Rheingold. Er schrieb: „Virtuelle Gemeinschaften sind
soziale Zusammenschlüsse, die dann im Netz entstehen, wenn genug
Leute diese öffentlichen Diskussionen lange genug führen und dabei ihre Gefühle einbringen, so dass im Cyberspace ein Geflecht von
sozialen Gefühlen entsteht.“ (Rheingold 1994: 14.) Er betont in seiner
Beschreibung der computerbasierten Gemeinschaften die öffentliche
Diskussion und deutet damit insbesondere auf die Gemeinschaften
hin, die durch schriftliche, netzbasierte Kommunikationen wie Chats
oder Foren entstehen. Neben diesen, teils kurzfristigen, Vergemeinschaftungen stellen sich Clans und Gilden als eine enge Form der
Spielgemeinschaften dar (vgl. Fritz 2004: 240).
Clanaktivitäten
Wie andere Gruppen kennzeichnen sich Computerspielgemeinschaften durch ihre engen Bindungen, ihre dichten Verknüpfungen und
ihre Abgrenzung gegenüber anderen Gruppen (vgl. Wellman 2000:
135). Keineswegs sind die Clans auf ihre mediale Basis begrenzt.
Vielmehr wirken sie mit voranschreitendem Bestehen über die virtuelle Spielwelt in die Alltagswelt, entnehmen dieser die Muster für eine
gelingende Gemeinschaft und übertragen sie wiederrum auf ihre
Online-Strukturen. Es zeigen sich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu anderen (Offline-)Gemeinschaften. Die Spieler verbindet
ein Verhaltenskodex, den sie im reallife gelernt haben und den sie
in die computerunterstützte Spielgemeinschaft übertragen. Wie für
das Spiel typisch, bewegen sich die Gemeinschaften auf diese Weise
in einem Spannungsfeld zwischen Spaß, Unterhaltung und Freiheit
– 50 –
auf der einen Seite und Regeln (aufgestellt durch das Spiel und das
Regelwerk der Gemeinschaft) auf der anderen Seite. Die teilweise
sehr detaillierten und mitunter strengen Regeln zeugen vom Wunsch
nach Kohärenz der Gruppe und langfristigen Bindungen. Es sind die
Vereinbarungen über soziale Praxis und die immer wieder thematisierten Bestätigungen des Wir-Gefühls, die der Fragilität einer medialen und somit mittelbaren Gemeinschaft entgegenwirken. Diese
Bestätigungen gelten auch der Versicherung des Vertrauens in die
Integrität der Mitglieder. Die Spieler von Clans verbindet nicht nur ihr
Interesse am Spiel, sondern auch der Wunsch nach einer bestehenden Größe innerhalb fragiler Patchworkprozesse. Gefühle sind das
Steuerungsmedium der Computerspielgemeinschaften. Die Mehrheit
der Clan-Mitglieder betreibt ihr Spiel überwiegend aus Gründen eines
gemeinsamen sozialen Erlebens. So ist die Frage nach der sozialen
Bedeutung der Computerspielgemeinschaften oftmals verbunden
mit der Frage nach der Bedeutung zwischenmenschlicher Prozesse
und guter Freundschaften.
Soziales Handeln, Gefühlsbekundungen, gemeinsame Erlebnisse,
Eifer und Freundschaftsbande kennzeichnen einen in sich erfolgreichen Clan. Indiz hierfür ist auch, dass sich viele Clans nicht auf ein
einzelnes Computerspiel konzentrieren, sondern als Mehrspiele-Clans
bestehen. Das Spiel der Clans kann als soziales Experimentierfeld, informeller Lernort und Sozialisationsumgebung angesehen werden, in
dem spielerisch erprobt wird, wie man mit sich selbst, seinem Umfeld
und einer zunehmend medial geprägten Welt zurechtkommt (vgl.
Fritz 2004: 256).
Die Spieler haben die Gelegenheit, sich untereinander auf drei verschiedenen Identitätsebenen auszutauschen: die personale Identität
der Alltagswelt, die Statusrolle innerhalb einer Gemeinschaft und die
selbsterstellte Wunschrolle der Spielwelt (die Avatare). Wie angesprochen, laufen langfristige Bindungen einer Computerspielgruppe, so
ihre Mitglieder nicht bereits aus Alltagskontexten entstanden sind,
zumeist auf persönliche Begegnungen (Clan- und Gildentreffen)
hinaus. Hier haben die Spieler die Möglichkeit, sich mit ihrer personalen Identität der Alltagswelt auszutauschen. Diese Identitätsrolle
– 51 –
ist mit verhältnismäßig unveränderbaren Äußerlichkeiten verbunden.
Derartige Treffen steigern die Kohärenz und sind Basis für langfristige
Freundschaften. Die Persönlichkeiten des Alltags werden dabei oftmals mit den Spielrollen verglichen. Eine zweite Ebene kann offenbar
werden, wenn Spieler innerhalb der Gemeinschaft bestimmte Aufgaben und somit Statusrollen einnehmen. Die erfolgreiche oder misslungene Erfüllung solcher Aufgaben wird durch die Gemeinschaft
honoriert oder sanktioniert. Letztlich finden sich in den Avataren
Hinweise auf persönliche Wünsche, Neigungen, Sehnsüchte, Fantasien und eventuelle Korrekturen von als defizitär erlebten Attributen
der personalen Identität.
Die Summe der Interaktionsformen beinhalten die Potenziale, einander auf verschiedene Weisen kennenzulernen und somit ein
umfassenderes Bild einer Person zu erlangen. So kennen sich viele
Mitglieder von Spielgemeinschaften sowohl als ihre Selbstentwürfe
(Spielrollen), ihre Statusrollen innerhalb der Gemeinschaft und als
ihre „realen“ Identitäten. Die Spieler können erleben, welche Identitätswünsche ihr Gegenüber hat, wie er mit einer ihm anvertrauten
Verantwortung umgeht und auf andere Spieler reagiert sowie welche
Anteile bzw. Veränderungen im Zusammenhang mit seiner Alltagsidentität existieren. Spieler, die sich im Clan in enge, emotionale
Beziehungen setzen, die Freundschaften pflegen, die die Gruppe als
soziale Ressourcen begreifen und einander unterstützen, können
diese Prozesse als wechselseitiges Sozialkapital oder Bonding Social
Capital (vgl. Putnam 2000 / Williams 2006) nutzen.
Trotz ihrer im Gründungsprozess latenten Fragilität erweisen sich
Clans als Gruppen mit hoher Kohärenz und für ihre Mitglieder häufig
als wichtige soziale Aggregate. Dies gilt sowohl für Computerspielgemeinschaften, die sich eher nach dem sportlichen Leistungsgedanken ausrichten, als auch für Clans, die ihre Hauptziele in einer
freundschaftlichen und primär am Spielspaß orientierten Gemeinschaft suchen. Im Miteinander des Clans kann erfahren werden, wie
man sich in eine Gemeinschaft integriert, wie man als Gruppe zu
Konsens findet, wie man sich in hierarchischen und demokratischen
Strukturen eingliedert, welches Verhalten als akzeptabel und als
– 52 –
nicht akzeptabel gilt, wie man mit Einflussmöglichkeiten und Frustration umgeht und welche Bedingungen ein Aufstieg in der Gemeinschaft voraussetzt. Eine wichtige Rolle nehmen dabei implizite wie
explizite Regeln und Normen der Gemeinschaft ein. Auch Rituale
(wie beispielsweise Aufnahmerituale oder Clantreffen) und die Identifikation der Mitglieder mit ihrer Gemeinschaft, die gleichzeitig mit
einer Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften verbunden
ist, sind wichtige Funktionen das Individuum in ein gemeinschaftliches Gefüge einzugliedern. Die Exklusivität, mit der die Mitglieder
ihre Beteiligung an der jeweiligen Spielgemeinschaft ansehen, verstärkt das Gefühl, Teil eines besonderen Ganzen zu sein und sich für
die Gruppe zu engagieren bzw. in ihrem Sinne zu handeln.
Literatur
Fritz, Jürgen (2004): Das Spiel verstehen. Eine Einführung in Theorie
und Bedeutung. Weinheim / München: Juventa.
Geisler, Martin (2009): Clans, Gilden und Gamefamilies: Soziale
Prozesse in Computerspielgemeinschaften. Weinheim /München:
Juventa.
Maffesoli, Michel (1988): Le temps des tribus. Paris: Table ronde.
Robert D. Putnam (2000): Bowling Alone: The Collapse and Revival of
American Community. New York: Simon & Schuster.
Rheingold, Howard (1994): Virtuelle Gemeinschaft. Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers. Addison-Wesley, Bonn.
Schmid, Wilhelm (2004): Mit sich selbst befreundet sein. Frankfurt
a.M.: Suhrkamp.
Williams, Dmitri (2006): On and off the ‚net: Scales for social capital
in an online era. Journal of Computer-Mediated Communication,
11(2), article 11.
—
Aus: Wilfred Kaminski / Martin Lorber (Hg.)
„Clash of Realities 2010: Computerspiele: Medien und mehr…“
Kopead, München 2010
– 53 –
Biografien
Stefan Adrian wurde 1975 in Eisenstadt, Österreich, geboren und
wuchs im Burgenland auf. Seit 2002 lebt er als Journalist (u. a.
„Galore“) und freier Autor („Tim Raue – Ich weiß, was Hunger ist“) in
Berlin, wo er – frei nach Karl Kraus – immer wieder feststellt, dass der
Unterschied zwischen Deutschen und Österreichern die gemeinsame
Sprache ist. Aber nicht sein muss. Von Koenigleopold hat er zum
ersten Mal via YouTube gehört.
– 54 –
Ward Al-Assi, geboren 1980 in Deir ez-Zor im Osten Syriens, studier-
te Journalismus und Film in Damaskus. Er arbeitet als unabhängiger
Filmemacher in Syrien, unter anderem produzierte er das dokumentarische Cartoon mit der Katze Abu Eskander, die durch eine zerstörte Stadt streunt und die politische Lage kommentiert. Außerdem
betreut er die oppositionelle Internet-Informationsplattform „Kartoneh From Deir Eezoar“, die eine künstlerische Form des politischen
Aktivismus betreibt. Mit der immer gleichen Ästhetik von bunter Kreide auf schwarzem Karton schicken die Aktivisten aus der syrischen
Stadt Deir ez-Zor Nachrichten von vor Ort oder kommentieren Dinge,
die im Land passieren. Deir ez-Zor ist zwar eine der größten Städte
Syriens, da sie weit im Osten, am Ufer des Euphrats liegt, medial allerdings kaum abgedeckt. Die Stadt wurde bereits stark zerstört.
— https://www.facebook.com/kartoneh.from.deir.ezour
— http://www.youtube.com/watch?v=okmrnP71RZ0
– 55 –
Diana Arce, geboren 1981 in Anchorage, Alaska, lebt seit 2004 in Berlin. Sie hat Kulturwissenschaften und Experimentellen Film am
Hampshire College in Amherst, Massachusetts studiert und einen
M.A. vom Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste
Berlin. Mit ihrem Projekt Politaoke tourte sie bei der US-Wahl 2008
quer durch die USA und Kanada. Innerhalb von 60 Tagen veranstaltete sie 24 Karaoke-Shows vor 30 bis 500 Teilnehmern. 2012 war sie mit
ihrem Projekt beim Under the Mountain Festival (Jerusalem Season
of Culture) in Israel zu Gast. Derzeit plant sie eine Crowdsourcing-Kampagne für Politaoke, damit die Idee und Technik jedem, der
sie benutzen will, zugänglich gemacht werden können.
– 56 –
Rachel Coldicutt leitet die Digitalagentur Caper, für die sie Web-
content- und Innovationsprojekte für Kulturorganisationen entwickelt. 2010 initiierte sie etwa das Programm „Culture Hack“, bei dem
Kulturorganisationen mehr über das kreative Potenzial von Technologie und Datenauswertung erfahren. Seitdem haben mehr als 100
Institutionen und 300 Künstler, Technologie-Experten und Designer
an Culture-Hack-Veranstaltungen teilgenommen und dabei digitale
und physische Prototypen entwickelt.
— Twitter: @rachelcoldicutt
— blog: http://fabricofthings.wordpress.com
– 57 –
Rabea Edel, geboren 1982, moderiert und kuratiert regelmäßig
Lesungen und Kulturveranstaltungen für Verlage, Kulturinstitutionen
und Festivals. Seit 2013 ist Rabea Edel außerdem Chefredakteurin des
Magazins „REVUE – Magazine for the Next Society“. Sie arbeitet in
spartenübergreifenden Projekten mit Musikern und bildenden Künstlern zusammen, und lebt als freie Autorin von bisher zwei Romanen,
Journalistin und Moderatorin in Berlin.
— www.revue-magazine.net
— www.rabeaedel.com
– 58 –
Joseph Farrell ist der offizielle Botschafter von WikiLeaks und Mitarbeiter von Julian Assange. Er war zuvor am Centre for Investigative
Journalism in London tätig.
– 59 –
Prof. Dr. Martin Geisler ist Absolvent der Walter-Gropius-Schule für
Kunst und Gestaltung und studierte an der Fachhochschule Erfurt
Sozialpädagogik. Nach seiner Promotion an der Universität Erfurt mit
dem Titel „Mythos Clans – Dimensionen und Strukturen von Computerspielgemeinschaften“ war er als Referent und Dozent für Medienpädagogik und eLearning Mitarbeiter der Fachhochschule Erfurt. Seit
2007 leitet er das medienpädagogische Institut für Computerspiel –
Spawnpoint. Seit Oktober 2011 ist er an der FH Jena am Fachbereich
Sozialwesen Professor für Medien- und Kulturpädagogik.
— https://twitter.com/search?q=martin%20geisler&src=typd
– 60 –
Maike Hank ist Redakteurin und schreibt seit 2002 ins Netz, was in
„Blogs! – Text und Form im Internet” gewürdigt wird, einer der ersten
Buchveröffentlichungen über die deutsche Blogosphäre. Sie ist Autorin des Blogs kleinerdrei, ihr dort veröffentlichter Text „Normal ist das
nicht!“ war mitverantwortlich für die Entstehung des Hashtags
#aufschrei, unter dem über Erfahrungen mit Sexismus getwittert
wurde, und der später den Grimme-Online-Award gewann. Zuletzt
hat sie mehrere Jahre für die Wochenzeitung „Der Freitag” gearbeitet
und diverse Online-Projekte betreut. Auf Twitter ist zu finden unter
@ruhepuls, ihre Lieblingszeit dort ist 22:22 Uhr.
– 61 –
Paula Hannemann ist Deutschlandchefin der Kampagnenplatt-
form Change.org. Zuvor verantwortete sie die Bereiche Social Media
und Online-Campaigning beim World Wildlife Fund for Nature
(WWF), der größten Umweltorganisation weltweit. Hannemann
studierte Kommunikationswissenschaften, Betriebswirtschaft und
Chinesisch in Berlin und Peking, lehrte als Gastdozentin am Institut
für Marketing und Kommunikation (IMK) und beriet Internet-StartUps zu Markenkommunikation und Innovationsmanagement. Paula
Hannemann spricht regelmäßig auf Konferenzen zu den Themen
Social Media-Strategie, Online-Aktivismus und Krisenkommunikation.
– 62 –
Ommolbanin Shamsia Hassani, geboren 1988 im Iran, ist eine
afghanische Graffiti-Künstlerin und unterrichtet an der Fakultät für
Bildende Künste an der Kabul-Universität. Sie wurde 2009 unter die
Top 10 des zweiten Afghan Contemporary Art Prize gewählt und hat
seitdem an vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in Afghanistan
und anderen Ländern teilgenommen (etwa in Deutschland, Australien, dem Iran, Indien, Vietnam, der Schweiz und Dänemark). Sie ist
auch eine der Gründerinnen der Berang Arts Organization. Als afghanische Künstlerin wird sie mit Reaktionen aus einer traditionellen
Perspektive konfrontiert, so dass sie ihre Graffiti anders herstellen
muss, als es in anderen Ländern der Fall ist. Manchmal bringt sie ihre
Graffiti-Konzepte als Zeichnungen oder Malereien auf Fotodrucke
auf, die sie in verschiedenen Stadtteilen Kabuls gemacht hat.
– 63 –
Lukas Julius Keijser wurde 1973 in Nijmegen in den Niederlanden
geboren. Er studierte niederländische Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Kunst in Amsterdam. 2006 zog er nach Berlin und
schloss sein Studium an der Universität der Künste ab. Keijsers künstlerische Arbeit umfasst Performance, Video, Fotografie, Zeichnung
und Druckgrafik. Insbesondere widmet er sich hierbei dem Siebdruck.
Im Jahr 2011 hat er in seinem Atelier in Berlin-Friedrichshain eine
Siebdruckwerkstatt errichtet, wo er seitdem mit dem Printverfahren
experimentiert. Seine Arbeiten thematisieren die Schnittstelle zwischen privater und öffentlicher Sphäre, Individuum und Gesellschaft
und hinterfragen dabei Subjektivierungsformen wie Identität und Authentizität im Hinblick auf Medien und deren Kommunikationsformen. Keijsers Ausstellungen und Performances wurden in Holland,
China, Deutschland und der Schweiz gezeigt, in Galerien und Museen, aber auch in Bars, Clubs, auf Festivals und auf der Straße.
— http://www.lukasjulius.nl
– 64 –
Axel Kistner ist Mitentwickler von LiquidFeedback, einer Open-Source-Software zur demokratischen Entscheidungsfindung, die in politischen Parteien sowie zur Bürgerbeteiligung eingesetzt wird. Er ist
Mitgründer und Vorstandsmitglied von Public Software Group e. V.,
eines Vereins, der Open Source Software unter liberaler Lizenz veröffentlicht. Er ist ebenso Mitgründer und Vorstandsmitglied von Interaktive Demokratie e. V., einem Verein zur Förderung des Einsatzes
elektronischer Medien für demokratische Prozesse. Schon 1990 begann er, mit sogenannten “neuronalen Netzen” zu arbeiten, Software, die die Eigenschaften des menschlichen Gehirns simuliert
(parallele Prozesse). Hauptsächlich hat er sich bei seiner Arbeit mit
Korrelations- und Clusteranalyse, Chaostheorie, Prognose von Zeitreihen und Bewertungsanalyse beschäftigt. Seit 2005 ist er geschäftsführender Gesellschafter eines IT-Unternehmens mit den
Spezialgebieten Datenmodellierung, Datenbankoptimierung und
Prozessmanagement.
— http://liquidfeedback.org
– 65 –
Koenigleopold sind Lukas König (Schlagzeug, Synthesizer) und
Leo Riegler (Electronics, Turntables, Gesang, Klarinette), unterstützt
von Karolina Preuschl (Rap, Visuals). Zu Netzkultur im Januar 2014
reist die österreichische Band direkt aus den Niederlanden an, wo sie
vorher beim großen europäischen Musikfestival eurosonic in Groningen auftreten.
— http://www.miooow.com/artists/live-artists/koenigleopold.html
— https://blankton.wordpress.com/koenigleopold
— homepage: http://www.koenigleopold.at/main.html
— facebook: https://www.facebook.com/heatthewater?fref=ts
— soundcloud: https://soundcloud.com/koenigleopold
— youtube: https://www.youtube.com/channel/UCS7DwkG0nm5u5BJ5YSC-fpg
– 66 –
Geert Lovink ist Medientheoretiker, Internetkritiker und Autor von
„Zero Comments“ (2008) und „Das halbwegs Soziale“ (2012). Seit
2004 forscht er an der School for Communication and Media Design
an der Amsterdam University of Applied Sciences (HvA). Von 2004 bis
2013 unterrichtete er im Studiengang New Media an der Fakultät für
Medienforschung der Universität Amsterdam. Das von ihm gegründete und geleitete Institute of Network Cultures organisiert Konferenzen und initiiert Forschungsverbunde zu Politik und Ästhetik von
Online-Videos, urbanen Screens, Wikipedia, der Kultur der Online-Suche, zu Verdienstmöglichkeiten im Netz, digitalen Publikationsstrategien und Alternativen zu den bekannten Social Media-Services. Er ist
Professor für Medientheorie an der European Graduate School (SaasFee) und außerordentliches Mitglied des Centre for Digital Cultures
an der Leuphana University (Lüneburg).
— http://networkcultures.org/wpmu/geert
– 67 –
Markus Miessen, 1978 geboren, ist Architekt, Autor und Berater.
Seine Arbeit kreist um Fragen zu kritischen Raumpraktiken, zur
inhaltlichen und räumlichen Konzeption von Institutionen und zur
Raumpolitik. Er hat zurzeit eine Professur für Critical Spatial Practice
an der Städelschule Frankfurt/Main inne, und ist Gastprofessor an
der USC Los Angeles. 2007 gründete Miessen die nomadische Platform Winter School Middle East, die sich rund um den Persischen Golf
verortet. Auf Deutsch erschien zuletzt „Albtraum Partizipation” im
Merve Verlag.
— www.studiomiessen.com
— www.criticalspatialpractice.org
— www.winterschoolmiddleeast.org
– 68 –
Auf dem Rückweg in seine Heimatstadt Melbourne machte John
Ngo, geboren 1982, Zwischenstopp in Berlin und lebt seitdem hier. Als
selbsternannter Internet-Bürger fühlt er sich am wohlsten in den
Welten von Unternehmertum, Interaction Design und Webentwicklung. Er gründete die Webseite smallepic, einen digitalen Mini-Buchladen. Auf Books & Conversations initiiert er Gespräche über die
ausgewählten Bücher. Zuvor leitete er den Bereich User Experience
und Webentwicklung beim australischen Burnet Institute für Virologie und war Partner der Webberatungsfrima Good Afternoon, die er
2007 gegründet hat.
— http://www.smallepic.com
— http://www.booksandconversations.com
— Twitter: @jngo
– 69 –
Andreas Nitsche ist Mitglied im Vorstand des Interaktive Demokra-
tie e. V. und des Public Software Group e. V. in Berlin. Er ist einer der
Entwickler von LiquidFeedback, einer Open-Source-Software, die es
politischen Parteien und anderen Organisationen ermöglicht, alle
Mitglieder gleichberechtigt in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Während seines Informatikstudiums hatte er besonderes Interesse an
ereignisdiskreter Simulation und verteilten Betriebssystemen. Er war
etwa 15 Jahre für Geschäfts- und Zentralbanken als Spezialist für
Transaktionsgeschäft, internationales Cash-Management und Informationstechnologie tätig. Schwerpunkte seiner gegenwärtigen Tätigkeit sind Prozessmanagement und Algorithmen für Gruppenentscheidungen.
— http://liquidfeedback.org
— https://twitter.com/cicerolax
– 70 –
Volker Oppmann, 1975 geboren, studierte Germanistik und Skandi-
navistik in Bonn und Bergen (Norwegen). 2002 sammelte er bei
Rogner & Bernhard in Hamburg erste Verlagserfahrung. Im Herbst
2007 gründete er den Berliner Independent-Verlag ONKEL & ONKEL.
Unter dem Label textunes wurde Oppmann im Herbst 2008 erster
Anbieter von eBook-Apps auf dem deutschen Markt. Von Herbst 2011
bis März 2013 war er verantwortlich für die Digital-Sparte bei Thalia.
Oppmann ist Gründer des Fördervereins LOG.OS, der sich dafür
einsetzt, ein offenes und gemeinnütziges „Betriebssystem für den
Buchmarkt“ als Alternative zu Amazon und anderen Anbietern zu
schaffen.
— http://log-os.info/wordpress
— https://twitter.com/onkelvolker
– 71 –
Angela Richter, 1970 in Ravensburg geboren, ist eine deutsche
Regisseurin und seit 2013 eine der vier Hausregisseure am Schauspiel
Köln. Derzeit läuft dort ihre Produktion „Kippenberger! Ein Exzess des
Moments“. Sie studierte Theaterregie in Hamburg und war Mitglied
der Hamburger Künstlergruppe Akademie Isotrop. 2006 gründete sie
das Fleetstreet Theater in Hamburg, das sie bis 2010 leitete. 2009
erhielt sie für ihre Inszenierung von „Der Fall Esra“, die auf dem
verbotenen Roman „Esra“ von Maxim Biller basiert, den Rolf-MaresPreis. Ihre Produktion „Assassinate Assange (reloaded)“ basiert auf
Interviews mit Wikileaks-Chef Julian Assange, den sie mehrmals in
seiner Zuflucht in der ecuadorianischen Botschaft in London aufgesucht hat.
— https://twitter.com/AngelaRichter_
– 72 –
Johannes Rösler studiert Angewandte Medienwissenschaften an
der TU Ilmenau. Nach dem Abitur reiste er ein Jahr durch Australien
und arbeite unter anderem als Tourmanager eines fahrenden Comedians, anschließend absolvierte er ein fünfmonatiges Praktikum bei
der International Union for Conservation of Nature and Natural
Resources in Costa Rica. Neben seiner Bachelorarbeit realisierte er
als Regisseur und Produzent mittels Crowdfunding den abendfüllenden Film „Bitcoin – The Documentary“, der im Frühjahr 2014 unter
Creative Commons-Lizenz im Netz erscheinen wird.
— https://bitcointhedocumentary.org/wordpress/
– 73 –
Allegra Searle-LeBel ist eine amerikanische Choreografin, Tänzerin
und Performancekünstlerin. Sie studierte Friedens- und Konfliktforschung in Berkeley und schrieb ihre Bachelorarbeit über die künstlerische Repräsentation von Gewalt. Als Technologiestrategin und Aktivistin setzt sie sich für Frieden, Freiheit im Internet und den Schutz
der Privatsphäre ein. Sie lebt in Berlin, da sie sich durch den globalen
Überwachungsstaat außerstande sieht, in den USA zu leben und
Deutschland derzeit einen höheren Schutz der Privatsphäre gewährleistet als ihr Herkunftsland. Ihre aktuellen Projekte beschäftigen
sich mit der Bolivianischen Revolution und der Kultur der Überwachung.
— http://allegrabliss.wordpress.com
– 74 –
Anjana Shrivastava ist eine amerikanische Journalistin. Während
des Irakkrieges gründete sie die Gesprächsreihe Die Neue Weltbühne
für die Bundeszentrale für politische Bildung. Seitdem vermitteln dort
Redner wie Lawrence Lessig, Art Spiegelman, Sebastian Junger und
Evgeny Morozov Botschaften eines alternativen Amerikas in Berlin.
Sie studierte Europäische Geschichte an der Harvard Universität und
Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Ihre Arbeiten
erschienen in Zeitungen und auf Internetplattformen wie dem „Wall
Street Journal Europe“, „Spiegel Online“ und „Die Welt“.
– 75 –
Leander Wattig, geboren 1981, ist Blogger und trägt mit Projekten
wie „Ich mach was mit Büchern“ und der deutschlandweiten Stammtisch-Reihe „Pub ‚n‘ Pub“ (#pubnpub) zur stärkeren Vernetzung der
Buchbranche bei. Zudem unterstützt er führende Medienunternehmen und Kreativschaffende als freier Berater beim Social Media
Marketing und engagiert sich als Vorstandsmitglied der Theodor
Fontane Gesellschaft.
— http://leanderwattig.de
— https://twitter.com/leanderwattig
— https://www.facebook.com/leanderwattig
– 76 –
Berliner Festspiele
Eine Institution, zwei Häuser, hundert Formate
Ganzjährig realisieren die Berliner Festspiele im Haus der Berliner
Festspiele in Berlin-Wilmersdorf und dem Martin-Gropius-Bau in
Fußnähe zum Potsdamer Platz eine Vielzahl schöpferisch-kluger
Festivals, exzellenter Ausstellungsprojekte und Einzelveranstaltungen. Im Zentrum unserer Arbeit steht das Werk zeitgenössischer und
internationaler Künstler, die wir in Festivals wie MaerzMusik – Festival
für aktuelle Musik, Theatertreffen, Foreign Affairs – Internationales
Festival für Theater und performative Künste, Musikfest Berlin und
Jazzfest Berlin, und in den großen Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau präsentieren. Unsere beiden Häuser verwandeln sich rund um
das Jahr ständig: sie werden zum Campus für Jugend- und Education-Programme, zum Schaufenster für die Bundeswettbewerbe der
Jugend und zur gastgebenden Bühne für die Berlinale oder die Autoren der Welt während des Internationalen Literaturfestivals.
Übergreifendes Kennzeichen unserer Arbeit ist das Engagement für
große Formate, für architektonische Interventionen und die gesellschaftliche Relevanz künstlerischer Arbeit. Unsere Häuser sind nonchalante Oasen inmitten der Stadt. Die Festspiele bieten 365 Tage
Programm. Sie setzen den Rahmen, durch den die Vielfalt zeitgenössischer Produktion fokussiert wird, auf wegweisende Tendenzen,
Ideen und Konzepte.
Die Festspiele verstehen sich als Teil eines weltweiten Netzwerkes
produzierender Künstler und gastgebender Institutionen, die ihren
Beitrag dazu leisten, die Selbstverständlichkeiten unserer Gesellschaft neu zu betrachten und durch die Förderung von Kreativität
und politischem Engagement den Bewusstseinshorizont zu erweitern.
Kunst ist unsere Arbeit und zugleich eine Lebensform, für die wir
größte Achtung und Dankbarkeit empfinden.
Kontakt: www.berlinerfestspiele.de/kontakt
– 77 –
Bundeszentrale für politische Bildung
Demokratie stärken – Zivilgesellschaft fördern –
die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Die Aufgabe der Bundeszentrale für politischen Bildung/bpb ist es,
Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen
Mitarbeit zu stärken.
So steht es im Erlass des Bundesministeriums des Innern. Und so wird
es Tag für Tag in Bonn und Berlin in die Praxis umgesetzt. Gemeinsam
mit einem bundesweiten Netzwerk aus Landeszentralen, Bildungseinrichtungen und -trägern engagiert sich die bpb für politische
Bildung und Kultur – unabhängig und überparteilich.
Aktuelle und historische Themen greift sie mit Veranstaltungen,
Publikationen sowie Online-Angeboten auf. Das breit gefächerte
Bildungsangebot soll Bürgerinnen und Bürger motivieren und befähigen, sich kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Fragen
auseinander zu setzen und aktiv am politischen Leben teilzunehmen.
Aus den Erfahrungen mit diktatorischen Herrschaftsformen in der
deutschen Geschichte entsteht für die Bundesrepublik Deutschland
die besondere Verantwortung, Werte wie Demokratie, Pluralismus
und Toleranz im Bewusstsein der Bevölkerung zu festigen.
Ihre Aufgabe erfüllt sie in eigener gesellschaftspolitischer, pädagogischer und publizistischer Verantwortung. Sie ist überparteilich
und wissenschaftlich ausgewogen. Als eine Institution der staatlich
verfassten politischen Bildung fördert sie zudem Veranstaltungen von
mehr als 300 anerkannten Bildungseinrichtungen, Stiftungen und
regierungsunabhängigen Organisationen, die in der Bundesrepublik
Deutschland in der politischen Bildung tätig sind.
Kontakt: www.bpb.de/kontakt
– 78 –
Impressum
Netzkultur. Freunde des Internets
Kuratorin: Nikola Richter
Assistent: Victor Kümel
Produktionsleitung: Nadin Deventer
Technische Leitung: Matthias Schäfer
Ausstattung: Gitti Scherer
Webseite: Viktor Nübel
Digitales Programmheft
Idee Digitales Programmheft/Konzept: Nikola Richter
Redaktion: Victor Kümel, Anne Phillips-Krug, Nikola Richter, Christina Tilmann
Umsetzung: Andrea Nienhaus, Berlin
©2014 Berliner Festspiele und Autoren
Fotos
Titelfoto: koenigleopold ©Rania Moslam 2013
Stefan Adrian: ©Thomas Schweigert
Diana Arce: ©Diana Arce
Rachel Coldicutt: ©Rachel Coldicutt
Rabea Edel: ©Kirsten Becken
Joseph Farrell: ©Joseph Farrell
Martin Geisler: ©Martin Geisler
Maike Hank: ©Maike Hank
Paula Hannemann: ©Paula Hannemann
Shamsia Hassani: ©Shamsia Hassani
Lukas Julius Keijser: ©Lukas Julius Keijser
Axel Kistner: ©Axel Kistner
Koenigleopold: ©Rania Moslam
Geert Lovink: ©HvA
Markus Miessen: ©Armin Linke
John Ngo: ©John Ngo
Andreas Nitsche: ©Andreas Nitsche
Volker Oppmann: ©Volker Oppmann
Angela Richter: ©Angela Richter
Johannes Rösler: ©Johannes Rösler
Allegra Searle-LeBel: ©Allegra Searle-LeBel
Anjana Shrivastava: ©Anjana Shrivastava
Leander Wattig: ©Claudia di Lucia
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Veranstalter
Berliner Festspiele
Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen
des Bundes in Berlin GmbH
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Intendant: Dr. Thomas Oberender
Kaufm. Geschäftsführung: Charlotte Sieben
Leitung Redaktion: Christina Tilmann
Leitung Marketing: Stefan Wollmann
Leitung Presse: Claudia Nola
Leitung Ticket Office: Ingo Franke
Leitung Hotelbüro: Heinz Bernd Kleinpaß
Protokoll: Gerhild Heyder
Technische Leitung: Andreas Weidmann
Berliner Festspiele
Schaperstaße 24
10719 Berlin,
T +49 30 254 89 0
www.berlinerfestspiele.de, [email protected]
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH
Schöneberger Straße 15,
10963 Berlin
www.kbb.eu
In Kooperation mit
Bundeszentrale für politische Bildung
Präsident: Thomas Krüger
Leitung Koordinierungsstelle Hauptstadtaufgaben: Milena Mushak
Leitung Stabstelle Kommunikation: Daniel Kraft
Bundeszentrale für politische Bildung
Friedrichstr. 50 / Checkpoint Charlie
10117 Berlin
T +49 30 254504-420
www.bpb.de
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Wir danken unseren Partnern und Sponsoren
Programmänderungen vorbehalten
Stand Januar 2014
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