Des Menschen Wolf - Reporter

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Des Menschen Wolf - Reporter
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Des Menschen Wolf
Ein Raubtier kehrt nach Deutschland zurück – und bringt alle gegeneinander auf.
Jäger gegen Tierschützer, Umweltfreunde gegen Bauern. In den Dörfern Brandenburgs
wächst die Unruhe
Dorit Kowitz, Die Zeit, 26.04.2012
Die Scheiße liegt auf 51 Grad 66 Minuten nördlicher Breite und 14 Grad 9
Minuten östlicher Länge. Sie glänzt.
»Oh Mann, ist der frisch!«, ruft Detlev leise und hockt sich nah an den Haufen,
pikt behutsam mit einem Zweig hinein, hebt ihn leicht an, lässt ihn wieder in die
Ausgangslage sinken, nestelt mit der anderen Hand den Zollstock aus dem Rucksack.
Ruft, jetzt lauter: »Mann, so einen frischen hatten wir noch nie!« Er sucht Corinnas
Augen, die Augen seiner Frau, mit der er seit 26 Jahren zusammen ist. Beide strahlen
im stillen Glück.
»Da sieht man Knochensplitter«, sagt er. »Und hier, Fellreste. Helles Fell. Reh,
denke ich mal. Was sagst du?«
Corinna hält noch Klara und Jason an den Zehnmeterleinen, den rotblonden
Hühnerhund und den mehrfach an den Hüften operierten Boxer. Damit sie nicht in den
Fund springen, geht Corinna ein paar Schritte abseits an den Wegesrand, löst erst dort
die Karabiner, lässt die Hunde los, was sie in einem deutschen Wald nicht dürfte, aber
in stillem Widerstand tut. Sie hockt sich schnell zu ihrem Mann auf den Weg, um mit
ihm den Haufen abzuschirmen.
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»Ja«, sagt sie, »wird was vom Reh sein.«
Detlev vermisst den Kot: 24 Zentimeter. Corinna misst noch mal nach, wie sie es
in der Schulung gelernt haben. Sie holt die Kladde mit den Vordrucken heraus,
Formular »Monitoring Losung«, protokolliert Bundesland: Brandenburg, Landkreis:
Oberspreewald-Lausitz, Ortsbeschreibung: Kiefernwald, Tagebaurestfläche,
Nächstgelegene Ortschaft: Altdöbern. Sie zieht sich einen Einweghandschuh über die
Rechte, stopft den Haufen in die Druckverschlusstüte, die sie zuvor beschriftet hat,
stülpt beim Ausziehen den Handschuh geschickt auf links, damit nichts an ihre Haut
gerät, drückt den Handschuh mit in die Tüte, will sie schon verschließen. Aber, »warte
mal«, sagt Detlev da und hält sich die Tüte unter die Nase, atmet über der Öffnung ein,
reicht sie weiter.
Wolfskacke riecht nicht gut, nur wenig besser als die vom Hund. Ein starker
Hautgout von abgehangenem Wild, dazu eine Mischung aus Moder, Leder,
Verwesung, nassem Fell, Zoo, Nadelwaldboden.
Corinna sagt: »Das sieht bestimmt ein bisschen bekloppt aus, wenn zwei
erwachsene Menschen über einem Haufen Kacke hocken und sich freuen, wie frisch
der ist.« Sie lächelt, aber weniger ironisch, mehr glücklich. Klara und Jason, junge
Hunde, jagen einander währenddessen und bleiben doch in der Nähe wie die Kinder,
die Corinna und Detlev nicht haben.
Die kleine Tüte kommt in eine große, die große in Detlevs Rucksack, zu den vier
anderen »Losungen«, den Kotfunden dieses Tages. Die hier aber ist, sagt Detlev – auf
jeden Fall! – die mit Abstand beste der letzten drei Jahre, die sie nun schon mit der
Suche nach den Wölfen verbringen.
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Seit der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt ist, macht er die Menschen in
seiner Nähe ein bisschen verrückt – nur jeden auf andere Art. Darum wird die Sache
jetzt kompliziert.
Da steht der Jäger Niko Gebel aus Ortrand in seiner 1.300 Hektar großen
Jagdpacht und sagt: »Hier, zwischen Großkmehlen und Lindenau, wo ich die Häuser
und Höfe der Dörfer noch sehen kann, gehört ein Wolf nicht hin. Ich habe nichts gegen
den Wolf, aber das hier ist keine Wildnis.«
Da steht der Bauer Marco Hendrischk auf seiner Koppel in Großräschen, Ortsteil
Wormlage, und fragt: »Warum soll der Wolf ein Reh kilometerweit jagen, wenn er sich
ein Kalb von der Weide holen kann? Warum? Der ist doch nicht blöd.«
Da steht die Personalmanagerin Corinna Klaus am Hochufer des
Tagebaurestlochs, das zum Altdöberner See vollläuft, und fragt: »Wer ist der Mensch,
dass er entscheiden will, welches Tier mit ihm leben darf und welches nicht? Wer?«
Der Jäger Gebel wohnt nur 17 Kilometer von der Managerin Klaus entfernt, und
die nur 20 Kilometer vom Bauern Hendrischk. Alle leben im selben Landkreis. Alle
drei haben mit dem Wolf zu schaffen, aber nichts miteinander. Sie sind vor ein paar
Monaten im selben Dorfgasthof gewesen, auf einem »Wolfssymposium«, aber sie
haben nicht geredet. Vielleicht weil zu viele andere Menschen da waren und
diskutierten und schimpften und schwadronierten. Oder weil sie sowieso niemals zu
einer Meinung kommen könnten.
So ist das, wenn der Wolf wieder da ist, wo er 150 Jahre lang nicht war. Jeder
sieht in ihm etwas anderes. Jeder hat etwas anderes mit ihm vor.
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Corinna und Detlev Klaus wollen seine Nähe. Ihre Leidenschaft für die Wölfe
entsprang einer wachsenden Sehnsucht nach der Natur, nach einem tieferen Sinn, den
dieses Leben doch wohl haben muss. Arbeiten, Geld verdienen, Kultururlaub machen;
Eigentum sichern, Elektronik kaufen, das kann doch nicht alles gewesen sein.
»Oder?«, fragt Corinna. »Oder?« Und erwartet ein Nicken.
Jeden Sonnabend, jeden Sonntag, jeden Urlaub, wenn irgend möglich, gehen sie
auf die Suche nach dem Echten im Leben. Dann fahren sie in ihrem Kombi von ihrem
verkehrsumtosten Vorkriegshaus in Schwarzheide los, in wetterfester Kleidung, mit
Wanderschuhen, GPS-Gerät, Fotoapparat, Tüten, Formularen und Zollstöcken,
Fernglas, Campinghockern, Proviant und einem Einweggrill. Auf dem braten sie
nachher Biowürstchen von Rewe und einen Camembert, auch von Rewe, nicht bio.
Detlev schnitzt für jeden einen Holzspieß aus Kiefernzweigen, Corinna bricht das
Brot.
Auf dem Seminar zum Fährtenlesen in Sachsen hatten sie an drei eiskalten
Novembertagen stundenlang im Wald gestanden und geduldig auf die Abdrücke von
Tierpfoten gestarrt. Frischer Kot aber, lernten sie, sei noch viel besser, im
Wolfsmonitoring »wie Goldstaub«. Denn es haften ihm noch Darmzellen an. Der
Glanz auf der Losung ist darum so viel wert, weil er Feuchtigkeit bedeutet und dass
ein Wolf den Haufen erst vor wenigen Stunden setzte. Dass er hier war. Oder sie. Ob
Rüde oder Fähe, ob vom Welzower Rudel oder einem anderen, wird die Analyse im
Senckenberg-Institut in Görlitz ergeben, an das sie die Tüten schicken.
Um die Wölfe kümmern sich in Deutschland unzählige Wissenschaftler,
Sachbearbeiter, Tierärzte, Labormediziner, Umweltbeamte der Kreise, der Länder und
des Bundes, freiberufliche Wildbiologen, staatliche Förster, Jäger,
Naturschutzverbände, Minister, Abgeordnete und Naturliebhaber. Es gibt
Wolfsbeauftragte, Wolfsbeobachter, Wolfsmanagementpläne, Wolfsbüros,
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Wolfspatenschaften, Wolfserwartungsland, Wolfssymposien, Wolfsstudien und
Wolfsfördergebietskulissen. Dabei vermutet man doch erst 120 Tiere hier.
Vor 16 Jahren sah jemand den ersten Wolf durch die Oberlausitz laufen. Er kam
aus Polen. Anders als zu DDR-Zeiten knallte ihn aber niemand mehr ungestraft ab.
Nun sind es 14 Rudel in Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, dazu zwei Paare
ohne Nachwuchs und drei bis fünf Einzelgänger auf der Suche nach Beute und
Anschluss. Es geht schnell jetzt. 2011 gab es doppelt so viele Wölfe wie im Jahr
zuvor, allein in der Lausitz wurden 38 Welpen geboren. In diesen Wochen werfen die
Fähen die nächste Generation.
Die Wölfe rücken in die Mitte des Landes vor und ins Bewusstsein der
Gesellschaft. Die Frage ist, ob das dem Tier guttut.
Das Material der Probe 1151217-URF138, die am 20. Oktober 2011 im
Landeslabor Berlin-Brandenburg einging, bestand aus Kadaverresten. Aus »Teilen
eines neugeborenen Kalbs in 2 Konvoluten:
1. Becken mit Hintergliedmaßen
2. Kopf mit Wirbelsäule und Rücken«.
Der Befund ergab »keine Durchbisse der Röhrenknochen; Plattenknochen wie
Rippen und Becken, von den Enden her durchgenagt (ohne Durchbisse...)«. Der
Fachtierarzt für Pathologie, Dr. Schulze, diagnostizierte daher am 26. Oktober 2011:
»Das Nutzungsmuster ist typisch für kleinere Aasfresser wie Vögel und kleines
Raubwild. Es lagen keine Hinweise auf eine Nutzung des Tierkörpers durch große
Kaniden vor.« Kein Wolf.
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Der Kälberzüchter Marco Hendrischk, 41 Jahre alt, Landwirt im Süden
Brandenburgs seit 1996, versucht seither einzusehen, was all seiner Erfahrung als
Bauer und Kind des Dorfes widerspricht: dass Vögel und Füchse ein ganzes
neugeborenes Kalb seines Bestands vertilgt haben sollen, zwischen acht Uhr abends
und sieben Uhr morgens, mitten in einer milden Oktobernacht, bei Dunkelheit,
zwischen einer Straße und den Gehöften in Wormlage, Ortsteil von Großräschen.
Abends stand er noch bei der tragenden Kuh; die Weide liegt am Dorfrand.
Hendrischk sah sich ihre Scheide an: keine Anzeichen für eine nahende Geburt. Er
bemaß den Grad ihrer Unruhe: gering. Er sagte sich, es ist noch Zeit. Als Hendrischk
wiederkam, morgens, sah er von seinem Jeep aus die Kuh verändert, auf einen Fleck
starrend, fortwährend brummend. Ah, dachte Hendrischk, ist es doch schon da?
Es war schon wieder weg. Blutiges Gras, abgenagte Rippenbögen, nur die
Vorder- und Hinterbeine übrig, der Kopf fast unversehrt. »Der Kopf! Vögel lieben
Köpfe«, sagt Hendrischk. Er dachte sofort an den Wolf, unwillkürlich. Der
Wolfsbeauftragte des Landes Brandenburg, Steffen Butzeck, mit Büro in Burg im
Spreewald, wurde angerufen. Bei Rindern, sagte der aber gleich, nehme er keine
eigene Einschätzung vor; die Überreste müssten sofort ins Labor.
Schon der Verdacht, ein Wolf habe ein Rind gerissen, reiche, sagt Butzeck, und
gleich würden Pressekonferenzen einberufen, auf denen junge Funktionäre mit
Designerbrillen Forderungen stellten. Hinter den Rindern steht eine große Lobby,
anders als bei den Schafen. Und mit jedem Riss kommen die immer gleichen
Geschichten, von wegen Naturschützer hätten den Wolf ausgesetzt. »Und, wer ist an
allem schuld?«, fragt Butzeck.
Ja, wer?
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»Rotkäppchen ist schuld«, ruft Butzeck, »Rotkäppchen, im Ernst!« Er lacht
nicht. Im Grunde, findet er, müsste man das Märchen umschreiben, um das
Bewusstsein zu ändern. Oder es kleinen Kindern gar nicht mehr erzählen – »Hurra,
hurra, der Wolf ist tot!« Es ist doch kein Wunder. Ein Leuchten tritt in Butzecks
Augen, wenn er sich vorstellt, wie es einmal aussehen wird, wenn die Wölfe erst
zahlreich sind und nicht wieder so einfach ausgemerzt werden können. Ab 1.000
Tieren, heißt es, wird ein Bestand stabil. »Dann«, sagt Butzeck, »haben wir hier
Serengeti!« Nur ist sein Traum der Albtraum der anderen.
Marco Hendrischk, der Bauer mit dem toten Kalb, hat damals im Oktober gleich
das Labor in Berlin angerufen und gefragt, ob es wirklich eindeutig sei, dass das kein
Wolf war. Der Veterinär Dr. Schulze antwortete, eindeutig wäre nur ein Gentest von
Speichelresten am Kadaver gewesen. Aber die 150 Euro dafür bezahle das Land
Brandenburg nicht.
Hendrischk hält an die 150 Rinder, Charolais, Holsteiner und
Mastkreuzungstiere. Er hätte mit dem Kalb vom 20. Oktober um die 400 Euro
umsetzen können, wenn es ein Bulle geworden wäre, den er nach drei, vier Monaten
an seinen Mäster hätte weiterverkaufen können. Oder er hätte aus ihm eine
Ammenkuh gemacht, an der über Jahre hinweg die zugekauften Kälber »gepietzt« und
sich satt getrunken hätten. Aber Dr. Schulze konnte nicht einmal das Geschlecht des
Tieres bestimmen, ganz ohne Rumpf und Gentest. So gab es keine Entschädigung. »Es
geht mir aber nicht ums Geld«, sagt Hendrischk. »Es geht darum, dass die nicht
zugeben, dass es der Wolf war! Dass nicht sein kann, was nicht sein darf!« Und Anja,
Hendrischks Frau, ruft: »Am Wolf verdienen einfach zu viele schon ihr Geld – diese
ganzen Beamten und Beauftragten!«
Je tiefer man in die Wolfswälder Sachsens und Brandenburgs vordringt und je
weiter man sich durchs Dickicht der Loblieder und Beschwerden schlägt, desto klarer
wird die Erkenntnis: Um die Wölfe geht es am Ende nicht mehr. Das ungezähmte
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Raubtier, das sich einfach holt, was es braucht, und dem niemand Einhalt gebieten
darf, provoziert nur ungemein in diesem Land, das sonst alles und jeden reglementiert,
das sogar die Handhabung von Hundeleinen im Wald vorschreibt.
Willkommenermaßen oder notgedrungen gibt die Existenz des Wolfes dem Menschen
Anlass, die eigene infrage zu stellen. Und nicht immer wird er mit den Antworten, auf
die er dabei stößt, fertig. Dann muss der Wolf herhalten, als Sinnstifter oder
Sündenbock.
Ein paar Wochen nach dem Tod ihres Kalbes waren die Hendrischks nach
Frauwalde in den Gasthof gefahren, das ist nicht weit. Der CDU-Landtagsabgeordnete
des Wahlkreises hatte zum »länderübergreifenden Fachsymposium« eingeladen,
Wiederansiedlung des Wolfes – sind wir darauf vorbereitet?. Das Nein auf die Frage
hing wie eine Wolke aus Trotz im Saal. Es gab Bier. Fast 50 Interessierte musste man
nach Hause schicken, denn 150 drängten sich schon, darunter Corinna und Detlev
Klaus, die freiwilligen Wolfsbeobachter aus Schwarzheide, die das feindliche Klima
entsetzte, und Niko Gebel, der Jäger aus Ortrand, der die Diskussion »gelungen« fand.
Der Wolfsbeauftragte Butzeck hielt seinen Vortrag und erklärte, wie Wildbiologen im
Auftrag der Länder Wölfe erforschen, er referierte über Fotofallen und Sender an den
Tieren, über Nahrungsanalysen und Gentests am Kot.
Gentests. Hendrischk musste an sich halten. Als aber ein Foto an die Wand
projiziert wurde, das einen toten Wolf in einem Computertomografen zeigte, stöhnte er
auf und mit ihm die Menge, als sei in sie alle ein Schmerz gefahren. Einer rief: »Und
wer bezahlt das? Die AOK?« Da wurde gelacht. Aber bitter.
Ein gerissenes Kalb ohne Wiedergutmachung, dafür ein Kadaver in der Röhre,
das war eine Zumutung zu viel.
Anja und Marco Hendrischk hatten sich ja nicht beklagt über ihr selbst
gewähltes Leben als Bauern, in dem es nur eine Woche Urlaub im Jahr gibt, im Winter
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mit der 13-jährigen Tochter. Die anderen 358 Tage beginnen siebenmal die Woche vor
sechs Uhr morgens und enden selten vor halb neun abends, im Sommer durchaus erst
um halb elf oder eben gar nicht, wenn die Kälber Durchfall haben und nachts
Elektrolyte brauchen. »Du darfst dir nie den Stundenlohn ausrechnen. Man muss dafür
geboren sein«, sagt Hendrischk.
Als Junge wollte er Tierarzt sein, wurde stattdessen Elektriker, denn so konnte er
im Dorf bleiben. In den Neunzigern machte er seinen Abschluss als Landwirt, neben
der Arbeit. Er vergrößerte den Hof der Eltern und baute Ställe aus alten Betonplatten.
Hendrischk, ein Hüne mit Kraft und Gewicht, humpelt seit letztem Frühjahr. Er
wollte einer Kuh beim Gebären helfen. Die Beine des Kalbes staken falsch, nämlich
angewinkelt, aus ihrem Leib. Er zog am Kalb, die Kuh tat plötzlich einen Schritt nach
vorn, Hendrischk rutschte im Matsch weg und verletzte sich im Lendenwirbelbereich.
Gequetschte Nerven, stechende, ins Bein ziehende Schmerzen. Einer unklaren
Diagnose folgte eine Behandlung, die nichts linderte. Er wechselte den Arzt. Da tat der
erstbehandelnde beleidigt, erzählt Hendrischk, und schrieb sein Gutachten so, dass die
Berufsgenossenschaft die Verletzung nicht anerkannte, nicht zahlte, keine
Rehabilitation bewilligte.
Hendrischk ist bis heute nicht therapiert und hat kein Geld für seinen Ausfall
bekommen. Aber was heißt Ausfall? 150 Tiere und 180 Hektar Land warten nicht, bis
der Bauer wieder gesund ist. Er nahm Schmerzmittel. Doch die verschreibt der Arzt
nicht mehr, Hendrischk könnte abhängig werden. Soll jetzt ein Anwalt ran? Aber was
das wieder kostet!
So lief das Jahr 2011, und dann riss ihm der Wolf (oder wer auch immer)
obendrein das Kalb und wurde Prellbock für die Erschöpfung, die sich Bahn brach, für
die Last der Entbehrung, die Enttäuschung über die Ungerechtigkeit mit dem Rücken,
mit dem Riss.
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Die Arbeit ist noch mehr geworden seither. Sie holen die Kühe für die Geburten
jetzt auf den Hof, in die Ställe. »Dadurch steigt die Keimrate bestimmt um 50 Prozent
und damit die Gefahr der Kälbersterblichkeit«, sagt Anja Hendrischk. »Kalben auf der
Weide ist ja viel hygienischer. Aber das Risiko gehen wir nicht mehr ein. Wir können
die Weiden nicht alle so auskoppeln, dass da kein Wolf reingeht. Was die uns vom
Kreis oder vom Land da erzählen, ist total unrealistisch.« Und ihr Mann sagt: »Dass
Kühe sich zusammentun und den Wolf abwehren, ist längst nicht mehr so. Vielleicht
noch bei Herden, die das ganze Jahr draußen stehen, wo selbst der Bauer kaum
rankommt. Aber unsere sind an Menschen gewöhnt, an die Hunde, der Instinkt ist
nicht mehr da.« Und Anja Hendrischk ruft: »Der Mensch muss den Wolf in die
Schranken weisen! Wie jedes andere Wildtier auch! Knall bedeutet Tod, da hauen die
ab. Aber wenn man’s nicht macht, kommen sie bis ran. Ist doch klar! Die sind schlauer
als Hunde. Aber auf uns kleene Piepel hört ja keener, wir haben keene Chance.«
Ihre Stimme wird schrill über der Tirade, als versuche sie, damit etwas
abzuwehren, vielleicht die Einsicht ins Unvermeidliche, dass zu allem anderen nun
auch der Wolf an ihrem Leben frisst. Sie steht beim Reden in der Küchentür, immer
auf dem Sprung – zum Ausmisten, Füttern, Melken, zum Telefon. Die Küche sieht
aus, als hätten die vor Jahren früh gestorbenen Schwiegereltern sie gerade erst
verlassen. Mit diesem weißgrau beschichteten Buffet aus den siebziger Jahren, wie es
Tausende in der DDR besaßen, und den bräunlichen Schmuckfliesen, die man im
Osten so schwer bekam, mit dem Tisch unter der Wachstuchdecke, an dem sie mit
ihrem einzigen Angestellten immer Mittag essen.
Anja Hendrischk hätte manches gern umgebaut und neu eingerichtet. Aber ihr
Mann sagt: »Erst mal konsolidieren.« Anja, 37 nun, fragt: »Was heißt erst mal? Das
sagst du immer. Das Leben ist jetzt.« Sie lächeln einander an bei der Unterhaltung,
etwas matt; sie haben sie oft geführt. Und wieder begehrt sie auf: »Jetzt soll der Wolf
sogar den Tourismus ankurbeln! Das ist doch wohl ein Witz? Den Tourismus! Einen
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Wolf kriegt niemand zu Gesicht!« Dann eilt sie hinaus in die klamme Kälte auf den
Hof, an dem nichts lieblich ist, alles nur nützlich, und greift sich die Mistgabel.
Der Wolf ist scheu. Corinna und Detlev Klaus aus Schwarzheide haben in den
drei Jahren ihrer Suche erst dreimal einen wilden Wolf gesehen, den ersten zufällig
tagsüber, was ungewöhnlich ist. Er querte eine einsame Betonstraße im Wald. Vor
zweieinhalb Jahren war das, es war kalt. Sie saßen in dem alten kleinen Wohnmobil,
das sie sich schön gemacht hatten, mit Indianermotiven. Indianer, weil sie finden, dass
die mehr als unsereiner mit der Natur leben. Wenn man sie ließe, jedenfalls. Sie haben
Indianer auf ihren Reisen durch Amerika nur in Reservaten gesehen, »traurig«, sagt
Corinna.
Der erste Wolf ging hinter dem Auto über diese Straße. Nicht schnell. Er
schaute. Detlev bekam Gänsehaut, die Haare stellten sich ihm auf. »Es war
unbeschreiblich«, sagt er, »ein Ereignis, das vergisst man nie. Nie!«
Es gab einen Auslöser, der die Naturliebe der beiden kompromisslos werden ließ
und sie auf die Fährte der Wölfe führte: als Diana vor ein paar Jahren starb, mit 13
Jahren, ihr erster Boxer. Sie wussten, es war bloß ein Hund, aber sie fielen wie in ein
Loch. Sie forschten in sich, wann sie sich besonders gut gefühlt hatten, und landeten in
ihrer Kindheit und Jugend. Als Detlev dauernd im Freien war, mit dem Großvater
angeln ging. Als Corinna mit der Familie Kräuter sammelte. Das wollten sie
wiederhaben und noch mehr. Seither reisen sie zu Wildnisschulungen und
Wolfsseminaren im In- und Ausland statt wie früher an Strände und in Städte.
47 Jahre alt ist Detlev, sie 42. Er arbeitet als Schlosser für Bahntechnik, Corinna
ist Personalentwicklerin in einem Recyclingunternehmen. Beider Eltern hatten ihr
Auskommen noch in der Braunkohle, die der Lausitz bis heute im Tagebau entrissen
wird und die Ostdeutschland mit Strom versorgt. Über 300 Siedlungen und Dörfer
verschlang der Kohleabbau in 100 Jahren. Die Wende, und der Rechtsstaat, den sie
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brachte, stoppte zwar die Rücksichtslosigkeit, mit der die Heimat weggebaggert
wurde, nicht aber die Verwüstung der Natur.
Genau dorthin zieht es jetzt die Wölfe, in die Tagebaugebiete. Die Rudel trollen
sich an den grau-schroffen Ufern der sich mit Wasser füllenden Krater, die wie
Kulissen aus einem Endzeitthriller wirken, spröde und fruchtlos. Aber es steigen
prächtige Adler darüber auf. Man kann sich einbilden, die Wölfe wüssten um die
Symbolkraft ihrer Rückkehr, dass ausgerechnet sie, 150 Jahre nach der Ausrottung
ihrer Art, in Deutschland die Region der ausgerotteten Dörfer wiederbeleben. Aber so
ist es natürlich nicht. Auf den Folgelandschaften des Tagebaus gibt es einfach viel
Wild zu jagen – und wenige Menschen, die dabei stören. Hasen, Rehe und Hirsche
springen wie ein lebendes Buffet durch diese endlos gleichen Wälder mit ihren zu
vielen Birken und Kiefern.
Für ein paar Jahrzehnte, die zwischen dem Zerstörungswerk der Kohlebagger
und der Anlage neuer Wälder, Strandbäder und künstlicher Seen liegen, hat sich hier
eine Lücke in der Zivilisation aufgetan. Sie füllt sich mit menschengemachter Wildnis.
Serengeti auf Zeit. Die Lücke wird sich schließen, aber die Wölfe werden bleiben.
Wenn man sie lässt. Sie sind nicht wählerisch. Sie schätzen Truppenübungsplätze
genauso. Wildbiologen haben in Sachsen beobachtet, dass Wölfe zu den Zeiten, zu
denen die Bundeswehrsoldaten das Schießen üben, im Bau bleiben und erst auf
Beutezug gehen, wenn der Krach vorbei ist.
Bei Corinna und Detlev Klaus ist es genau umgekehrt: Weil es laut ist, verlassen
sie in jeder freien Minute ihr Haus, in dem sie mit Corinnas Eltern leben. Es ist
umschlossen von der Autobahn 13 Dresden–Berlin, der Bundesstraße 169, der Zufahrt
zur BASF, einer Tankstelle, einer Autowerkstatt, einem Autohaus, einem
Lebensmitteldiscounter, einem Baumarkt. Ihr Vater, über 80, hat das Haus mit den
eigenen Händen gebaut, in den vierziger Jahren. Damals war es von Wald und
Fischteichen umgeben, auf der Autobahn kam kaum ein Gefährt vorbei. Heute bringen
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Lärm und Laster es Tag und Nacht zum Vibrieren. »Ich liebe dieses Haus«, sagt
Corinna und: »Es macht mich krank.«
Es ist, als würden Corinna und Detlev jedes Wochenende in ihr wahres Zuhause
fliehen, das ist der Wald. Insofern zielt der Jäger Niko Gebel mit seinen Ideen mitten
in ihr Refugium. Denn Gebel möchte die Wölfe zum Schießen freigeben wie jedes
andere Wild auch, das Tier soll unters Jagdrecht fallen. Er sagt: »Mancher Wolf wird
zum Problem und muss erlegt werden, schlicht und ergreifend.«
Wann wird er zum Problem?
»Wenn er zu nah an die Dörfer kommt, um Beute zu machen.«
Gebel hat noch nie einen wilden Wolf gesehen. Er weiß trotzdem, »nicht alle
Wölfe haben denselben Charakter«. Es stand doch alles in der Zeitung: Ein Wolf in der
Lausitz gräbt sich unter Zäunen durch, ein anderer springt darüber, manche trauen sich
nachts in Dörfer, um angepflockte Schafe zu holen. Und das passiere, obwohl
Wolfsexperten gesagt haben, dass Wölfe nicht graben, nicht über Zäune springen und
den Menschen scheuen. Eine ganzjährige Schonzeit, wie sie die Sachsen beschließen
wollen, findet Gebel überflüssig. »Ich will ihn doch nicht jagen!« Nur eben schießen,
wenn es ein Problem gibt. »Ich habe das Gefühl, alle Umfragen zur Beliebtheit des
Wolfes werden in Berlin-Mitte, Hamburg oder Dresden-Neustadt geführt. Immer 98
Prozent pro Wolf. Dort braucht ja auch niemand mit ihm zu leben! Aber bei uns muss
man einen Mittelweg finden und die Landbevölkerung mitnehmen.«
Mittelweg, Landbevölkerung, mitnehmen. Der Jäger Gebel hat eine wunderlich
alt klingende Ufa-Film-Stimme. Dabei ist er erst 26. Der Weg zu ihm führt in Ortrand
über einen Hof voller Grabsteine. Gebel ist angehender Steinmetzmeister im Betrieb
des Vaters. Er geht in der Saison fast jede Nacht auf Jagd, er bestellt seine Wildäcker,
füttert die Wildschweine an, verkauft die erlegten Tiere an die Gasthöfe und
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Wurstmacher der Gegend; er vertreibt äsende Schwäne von den Feldern der Bauern,
räumt totgefahrene Rehe von der Straße. Er baut in Ortrand sogar Wein an. Wenn er
sich von jemandem verabschiedet, lüpft er höflich den Jägerhut über seinem lieben
kreisrunden Gesicht. Warum will er so dringend, dass auf Wölfe geschossen werden
darf? Keiner hat ihn bedroht, keiner ihm ein Schaf gerissen, und das Wild läuft Gebel
auch nicht davon; er macht ordentlich Strecke zwischen Großkmehlen und Lindenau.
Es muss etwas anderes sein.
Er fragt: »Warum kümmert sich eigentlich jeder um den Wolf, aber keiner um
die Feldlerche? Die ist auch gefährdet.«
Und, warum?
»Vermutlich, weil große Tiere großen Eindruck machen und kleine keinen.«
Gebel wollte als Jugendlicher Politologe werden und Lehrer. Seine Familie überredete
ihn dann, in den Steinmetzbetrieb einzusteigen, die Tradition fortzuführen. Er fügte
sich, er ist der einzige Sohn. Doch gleichzeitig trat er in die CDU ein, heimlich, weil
seine Familie immer mehr für die SPD war.
Die CDU hat in Brandenburg eigentlich wenig zu sagen. In Ortrand, 2.500
Einwohner, ist das anders. Gebel kommt schnell zu einem Amt. Mit 25 wird er Erster
Stellvertreter des Bürgermeisters. Statt Politologe ist er jetzt Politiker. Der Wolf ist
kein schlechtes Thema für einen Anfänger, der jagt.
»Heimlich« würden die Rehe, seit der Wolf da ist, sagt Gebel. Man kriegt sie
schwerer vor die Flinte. Die Pachtpreise für die Jagdreviere in der Gegend sinken
deshalb, manche Landeigentümer bekommen ihre Pachten nicht mehr los. »Man hat
die Antipathie gegenüber dem Wolf unterschätzt. Darum brauchen wir eine
Novellierung des Jagdrechts, die es ermöglicht, Problemwölfe unbürokratisch zu
entfernen.« Er sagt nicht töten. Er hat den Parteien-Slang gut drauf.
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Gebel ging zur Union, weil er die Politik der Grünen nicht ertrug. Er hatte als
Jugendlicher erlebt, wie die damalige Verbraucherschutzministerin Renate Künast mit
der Vogelgrippe umging. Alles Federvieh im Land zwangsweise einstallen zu lassen,
fand er hilflos. Es war seine Initiation. Überall, glaubt er seitdem, meine man es mit
dem Umweltschutz zu gut, mache es aber ganz schlecht. Und die Landbevölkerung
müsse zusehen, wie sie damit zurechtkommt.
Er hat Beweise. Gebel lenkt seinen alten, jägergrünen Geländewagen zu einem
Flüsschen, an dem ein 20 Jahre alter Eichenwald steht oder was davon übrig ist. Er
kennt den alten Herrn, der ihn dort pflanzte, um seinen Erben einen schönen
Hartholzbestand zu hinterlassen. Aber schon fast die Hälfte haben die Biber abgenagt.
Wie riesige Bleistiftstummel stehen die Stümpfe da, ein einziger Vorwurf. Gebel
erzählt auch von den Kormoranen, die so viele geworden seien, dass sie die
Fischbestände plünderten. Und von den Fischtreppen, die an Schleusen gebaut werden
müssten, über die aber nie ein Fisch nach oben klettere. Es sind Gleichnisse auf den
Wolf, denn Biber und Kormoran stehen unter ebenso strengem Schutz wie er. Gut
gemeint, aber nicht gut gemacht. »Ich möchte, dass der Wolf nicht verniedlicht wird.
Wer weiß denn, ob er nicht eines Tages auf Menschen geht?« Ein wenig Fürsorge, eine
Prise Demagogie, ein bisschen Rotkäppchen. Niko Gebel lernt schnell.
Seine Pachtjagd liegt ganz nah an der Königsbrücker Heide, wo letztes Jahr das
neueste und westlichste Wolfsrudel entstand. Von dort in Sachsen können die Wölfe in
sein Revier nach Brandenburg wechseln, denn anders als der Mensch dürfen sie in der
Heide ein und aus gehen. Die Königsbrücker Heide diente 90 Jahre lang als
Truppenübungsplatz, zuerst für den Kaiser, zuletzt für die Sowjets. In der DDR
wurden hier heimlich atomare Sprengköpfe gelagert. Wladimir Putin, damals KGBOffizier in Dresden, ging hier Rotwild jagen. Gebels Opa hat ein Foto davon.
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Als die Rote Armee abzog, untersuchten Wissenschaftler das Gelände und waren
hingerissen: Panzer und Bomben hatten eine wilde Landschaft geformt, wie es sie
zuletzt in der Eiszeit gegeben haben soll. Darum steht die Heide seit 1996 unter
Schutz. Für die Menschen, die an ihren Rändern leben, hat das nichts geändert. Sie
dürfen weiterhin nicht hinein. Denn die Russen hatten zum Schluss alte Munition in
der Heide vergraben, weil das billiger war als der Transport in die Heimat. Bloß weiß
keiner, wo.
Dass Wölfe in der Heide einziehen würden, war nur eine Frage der Zeit. Eine
Fotofalle schoss vor einem Jahr das erste Bild, nur Wochen später zeigte sie schon
Welpen. Bald wurden Schafe außerhalb der Heide gerissen, in Sacka, Tauscha,
Thiendorf.
Es trifft oft Tiere alter Leute. Weil die meisten das Vieh ungeschützt angepflockt
hatten, entschädigt sie niemand. Anpflocken ist verboten. Die Halter sind selbst
schuld, das macht sie wütend. So geben sie in hitzigen Debatten in den Dorfgasthöfen
den Wölfen die Schuld. Daraus wird Politik. Sachsen steht davor, den Wolf ins
Landesjagdrecht aufzunehmen. Und das möchte Niko Gebel in Brandenburg auch
erreichen. Er will den Naturschutz nicht den Naturschützern überlassen. Er will es
besser machen als die Grünen und die SPD, anders machen als die Eltern. Deshalb
möchte Niko Gebel Wölfe zum Schießen freigeben. Es ist seine wohlerzogene Art der
Rebellion.
Auf dem Rückweg zum Auto in Altdöbern haben Corinna und Detlev Klaus die
einzige Begegnung mit einem Menschen an diesem Tag im Wald. Fast 13 Kilometer
sind sie gelaufen, sechs Losungen haben sie gefunden, und Detlev glaubte, mit dem
Fernglas am anderen Ufer des Altdöberner Sees ein Gewusel entdeckt zu haben, das
nach einem Rudel aussah. Aber Corinna hatte es nicht gesehen.
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Jetzt kommt ihnen ein schwarzer Mercedes-Jeep entgegen, ein neues Modell mit
Kennzeichen aus Neuss in Nordrhein-Westfalen. Er wird langsamer, fährt erst an ihnen
und den Hunden vorbei, um schließlich doch anzuhalten. Ein älterer Mann mit weißem
Haar, fleischigem Gesicht und Brille steckt den Kopf aus der Tür und fragt: »Na, was
gibt’s?« Durch die getönten Scheiben sieht man auf seinem Beifahrersitz vage eine
Frau im gleichen Alter sitzen, die gelangweilt nach vorne schaut, und im Kofferraum
Ablaufwannen für erlegte Wildschweine. Detlev muss ein paar Schritte zurückgehen,
um den Mann höflich grüßen zu können. Der Neusser stellt sich nicht vor, geht dafür
zum Duzen über: »Was habt ihr denn da?« Er weist auf die Zehnmeterleinen der
Hunde. Detlev gibt freundlich Auskunft. »Ihr habt die Hunde doch nicht etwa
losgelassen?«, fragt der Mann und versucht zu lächeln, was nicht gelingt. »Die Hunde
vertreiben mir noch das ganze Wild!« Detlev bleibt freundlich. Die Hunde liefen nicht
davon, sagt er wahrheitsgemäß. Der Jäger antwortet: »Ach, das sagt ihr alle. Passt bloß
auf, dass man euch nicht erwischt!« Dann zieht er die Autotür zu und fährt weiter in
den Wald hinein, in dem wilde Wölfe leben, aber er das Sagen haben will.

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