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MONTAGESTÄNDER MOBILE WERKSTATT Mit einem guten Montageständer kann man sich überall an seinem Renner zu schaffen machen. TOUR hat sieben verschiedene Modelle verglichen und gibt Tipps für die Kaufentscheidung 62 TOUR 3/ 2006 TEXT: MATTHIAS BORCHERS FOTOS: DANIEL SIMON U nd, wie machen Sie’s? Auf den Knien, vor der Wand im Kellergang? Auf dem Garagenboden, das Rad umgedreht auf Sattel und Bremsgriffe gestellt? In der Hocke kauernd, das Rad provisorisch in den Rollentrainer gespannt? Kommt Ihnen eine dieser Schraubvarianten bekannt vor? Dann sind Sie reif für die Erkenntnis: Ein Montageständer muss her. Nicht dass damit alle Fragen beantwortet wären, im Gegenteil. Steht eine Kaufentscheidung an, wird’s erst richtig grundsätzlich. Soll der stumme Diener immer am selben Ort stehen, vielleicht sogar fest verschraubt mit dem Untergrund? Oder reist das Ding kompakt verpackt mit ins Trainingslager oder zum Radrennen? Wird immer nur ein und dasselbe Rad eingespannt, oder ist der „workstand“ reihum Servicestation für einen größeren Fuhrpark? Und rollt Ihr Schätzchen auf einem robusten Rahmen aus Stahloder Alu-Rohren oder hauchzartem Carbongewebe im Ofenrohr-Format? Fragen über Fragen. Antworten liefert der Blick aufs Detail. Um dem Schrauber das Rad gut zugänglich und wackelfrei entgegen zu strecken, verwenden die Anbieter verschiedene Haltemechanismen. Viele kombinieren eine mit Kunststoff oder Gummi überzogene Klemme, die am besten ein rundes Rohr umschließen kann. Darin liegt bereits ein möglicher Nachteil des Systems begründet, denn die Zahl nichtrunder Rahmenrohre nimmt im Carbonrahmen-Zeitalter rasant zu. Empfehlenswerter Ausweg: Die Klemmung des Rahmens an der Sattelstütze, am besten an einem gebrauchten Exemplar, das man extra für diesen Zweck reserviert. Beschädigungen sensibler Rahmen und Kratzer sind dann kein Thema. Zur Einstellung der Klemmweite existieren verschiedene Mechanismen. Wird der immer gleiche Rahmen in den Ständer gespannt, ist die Gewindestange vorteilhaft, da sie die einmal gefundene Einstellung „abspeichert“. Die allerdings muss man mit Gefühl und Umsicht finden, damit der Rahmen nicht wackelt oder durch zu hohe Klemmkraft beschädigt wird. Die Klemmung mittels Drehverschluss oder Ratsche empfiehlt sich, wenn Da klemmt was: Bei Kettler (oben) verstellt man den Öffnungswinkel per Gewinde und klemmt per Hebel. Die Klaue des Ultimate (rechts) packt per Drehschraube sensibel und kraftvoll zu. Bei Park Tool (oben rechts) steht das Rad sicher dank Schnellspanner und Spanngurt verschiedene Räder zur Wartung anstehen, da man die Klemmung ohnehin jedesmal neu einstellen muss. Dafür ist die Dosierung der Klemmkraft einfacher und weniger fehlerträchtig. Bei einem anderen Klemm-Prinzip hält der Montageständer dem Rahmen eine Schale hin, in der das Tretlager aufliegt; das Unterrohr stützt sich auf dem Ständer ab und wird von einem verstellbaren Bügel gehalten. Die Klemmkraft regelt eine Rändelmutter, die nach Gefühl in den Händen verlangt, damit das Unterrohr nicht beschädigt wird. Damit der Lenker nicht einschlagen kann, halten in der Regel zwei drehbar gelagerte Flacheisen das Vorderrad, das deswegen auch sinnvollerweise in der Gabel bleibt. Das Rad wackelt jedoch in solchen Ständern immer noch leicht. Besseren Halt bieten Modelle, auf denen die Ausfallenden von Gabel und/oder Hinterbau auf einem beweglichen Schlitten per Schnellspanner eingespannt werden. Dann reicht es, das Unterrohr mit einem rahmen- und lackschonenden Riemen festzuzurren. Auf diese Weise ist der Renner sehr sicher eingespannt, auch kraftintensive Arbeiten wie das Einziehen von Steuerlagern oder Montieren des Innenlagers sind problemlos möglich. Nachteil der Bauart ist, dass der Rahmen relativ hoch steht, das Ausreiben des Sitzrohres etwa gestaltet sich schwierig. Das Modell von Park Tool löst dieses Problem durch Höhenverstellung und ein zusätzliches Gelenk neben der Tretlagerschale, mit dem das Rad gekippt werden kann. Sehr universell einsetzbar ist die Variante mit drei verstellbaren Spreizarmen. U-förmige Gummipuffer an deren Enden mindern das Risiko, den Rahmen zu beschädigen. Die drei Arme sitzen dabei auf einem Träger, der um sich selbst gedreht werden kann. Diese Art der Klemmung eignet sich für alle Rahmentypen. Dank des Gelenks kann der einmal eingespannte Rahmen um sich selbst gedreht werden, so sind eigentlich alle Arbeiten möglich, ohne dass man umspannen muss. DREI- ODER VIERBEINER? Bleiben noch die Themen Standsicherheit und Mobilität. Bekommt der Ständer unverrückbar und dauerhaft seinen Standplatz zugewiesen, ist eine möglichst schwere Grundplatte, die zudem noch mit dem Untergrund verschraubt werden kann, von Vorteil. Nichts bewegt sich ungewollt, nichts kippt, der stumme Diener steht wie eine Eins. Soll die Montagehilfe mit zum Rennen oder ins Trainingslager – oder muss der nichtbenutzte Ständer unter dem Bett verschwinden –, sind geringes Gewicht und kleines Packmaß gefragt. Modelle mit drei Beinen stehen vor allem auf unebenem Grund besser als Vierfüßer und lassen sich, TOUR 3/ 2006 63 MONTAGESTÄNDER nach dem Prinzip eines Fotostativs, leichter falten. Lässt sich dann noch die Halteklaue per Gelenk einklappen, entsteht mit zwei, drei Handgriffen ein tragbares Paket, das sich mühelos im Auto transportieren oder bei Nichtgebrauch platzsparend verstauen lässt. Die beiden Modelle von Ultimate und Xtreme etwa wiegen jeweils weniger als sieben Kilo. Zweibeinige Ständer, die ihre Bodenauflagen dem Schrauber SIEBEN WERKSTATT-HELFER IM DETAIL KETTLER „PROFI-MONTAGESTÄNDER“ Beim Montageständer von Kettler bekommt man schon seit Jahren viel Funktion für wenig Geld. Leicht verändert wurde die Klaue, die jetzt ähnlich einem Schnellspanner schließt und nicht mehr nur mit einer Knebelschraube. Praktisch ist die Drehvorrichtung mit zwei Zahnscheiben. Öffnet man den Hebel, trennen sich die Scheiben voneinander und können gegeneinander verdreht werden – geht schnell, ist sicher. Dank Dreipunkt-Auflage steht der Kettler auch auf unebenem Grund wackelfrei, wenn auch in der höchsten Position nicht ganz so sicher wie die Konkurrenz von Ultimate oder Pedros. Da der Ständer nicht gefaltet werden kann, ist die Mobilität eingeschränkt, kompakter wird das Helferlein erst mit etwas Schraubarbeit. Die mitgelieferte Schale ist praktisch als Ablage für Kleinteile und Werkzeug, beigelegte Spannseile verhindern das Einschlagen des Lenkers. Da spannt was: Beim Reifig halten jeweils drei Arme die Rahmen materialschonend fest entgegenstrecken, neigen bei kraftintensiven Arbeiten durch die Gewichtsverteilung zum Umkippen. Dann muss man schon mal mit den Füßen dagegenhalten. Im praktischen Einsatz überzeugten die Modelle von Ultimate und Park Tool. Der Ultimate gefiel wegen seiner sensiblen und gleichzeitig fest zupackenden Halteklaue. Das geringe Gewicht, der schön einfache Faltmechanismus sowie die mitgelieferte Transporttasche machen den Montageständer zum idealen Reisepartner. Das Modell von Park Tool lässt sich noch kleiner zusammenlegen, ist aber knapp 2,5 Kilo schwerer. Dafür fixiert er das Rad besser und dank der Drehgelenke und Höhenverstellung lassen sich sämtliche Montagebereiche gut erreichen. Das Nonplusultra für Profis und Edelschrauber ist sicher das Modell von Reifig. Schwer, standhaft, sauber verarbeitet und mit ausgeklügelter Klemmtechnik ausgestattet, lässt er kaum Wünsche offen. Kritisch angemerkt sei jedoch , dass keiner der Hersteller eine vernünftige Bedienungsan leitung beilegt – dabei ist durchaus einige Übung notwendig, bis man den Zusammenbau sowie alle Ein- und Verstellmöglichkeiten im Griff hat. Aber Üben ist ja für Rennradler eine geläufige Angelegenheit. 64 TOUR 3/ 2006 für den preisbewussten Hobby-Schrauber PARK TOOL „PRS 20“ Den PRS 20 von Park Tool benutzen schon seit Jahren Mechaniker vieler Profi-Teams. Was sie daran schätzen, ist die einfache Höhenverstellung per Schnellspanner sowie das Dreh- und Kippgelenk, mit dessen Hilfe sich nahezu alle Montagebereiche erreichen lassen, ohne das Rad auszuspannen. Der Park Tool beansprucht weniger Standfläche als andere Dreibein-Modelle, trotzdem ist er dank des bauartbedingt niedrigen Schwerpunktes standhaft. Selbst kraftintensive Arbeiten wie die Innenlager-Montage oder das Lösen der Kurbelschrauben bringen den Ständer nicht aus der Ruhe. Zwar ist der Park Tool nicht besonders leicht, aber ruck, zuck zusammengefaltet und, verstaut in der Tasche aus Park Tools Zubehörprogramm, ein unkomplizierter Reisepartner. Auch als Leichtversion erhältlich. variabel, für reiselustige Profischrauber PEDROS „REPAIR STAND“ Der Klemm-Mechanismus des Pedros ähnelt einem Pistolengriff: Bei jedem „Schuss“ bewegt sich der Schlitten ein Stück, und die Klaue schließt sich langsam. Sie nimmt dank weiter Öffnung auch Rohre mit großem Durchmesser auf und klemmt sie sicher. Ein Druck auf einen kleinen gelben Hebel öffnet die stufenlos drehbar gelagerte Klaue schlagartig und gibt das Rad wieder frei – alles mit einer Hand. Großgewachsene Schrauber schätzen den maximalen Auszug des Pedros auf eine Höhe von 1,80 Metern, die Arbeitshöhe lässt sich per Schnellspanner fix einstellen. Der „Repair Stand“ steht auch auf unebenem Grund, wenn auch nicht ganz so gut wie der Ultimate. Dank eines simplen Faltmechanismus’ lässt sich der Montageständer im Nu auf ein transportables Maß verkleinern und in die mitgelieferte Transporttasche stecken. variabel, für große Hobby-Schrauber REIFIG „MODELL C“ Simpel die Modellbezeichnung, eindeutig der Einsatzzweck. Dank seiner massiven Bodenplatte und dem zentralen Alu-Turm zur Aufnahme der Klauen wiegt der Reifig einen Zentner und macht schnell klar, wo er hingehört: in eine Profiwerkstatt. Dort will er im Idealfall auch nicht wieder weg. Auf den Werkstattboden geschraubt, steht „Modell C“ fest wie eine deutsche Eiche. Technisch ausgeklügelt ist das höhenverstellbare und drehbare Haltesystem. Drei unabhängig voneinander verstellbare Spreizarme mit U-förmigen Gummis an den Enden halten schonend jeden Rahmen fest. Montagearbeiten wie das Schneiden von Innenlager-Gewinden oder Ausreiben von Sitzrohren gelingen ohne lästiges Wackeln. Die Qualität der Verarbeitung garantiert dem Reifig eine lange Lebensdauer, sein Preis von knapp 1.500 Euro (mit zwei Haltevorrichtungen) einen exklusiven Kundenkreis. mit festem Standplatz für Profis und Edelschrauber WRENCH FORCE „REPAIR STAND CLASSIC“ ULTIMATE „PRO ELITE“ Vorbild für die Entwicklung des Ultimate war offensichtlich die OversizedBauweise beim Rahmenbau. Alu-Rohre mit großem Durchmesser und geringer Wandstärke machen den Ständer leicht und gleichzeitig verwindungssteif. Edel das Finish des hochwertig verarbeiteten, eloxierten „Pro-Elite“ – ein schöner Beleg dafür, dass man auch Werkzeug für Ästheten gestalten kann. Technisch ist der Ultimate auf der Höhe: Seine drehbare Klaue klemmt Rohre bis 7,5 Zentimeter Durchmesser, der sternförmige Griff erzeugt ordentliche Klemmkraft. Ein einfacher Knopfdruck gibt den Rahmen wie beim Pedros wieder frei. Ein simpler Faltmechanismus, geringes Gewicht und kleines Packmaß samt mitgelieferter Transporttasche machen aus dem Ultimate einen idealen Reisepartner. Der Wrench Force ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, wirkt jedoch solide und kann immer noch kräftig zupacken. Die drehbare Klaue wird per Hebel geschlossen, mit einer verstellbaren Feder lässt sich der Druck auf Rahmenrohr oder Sattelstütze regulieren. Die Öffnung der Klaue hat nicht die größte Spannweite, eignet sich jedoch gut für runde Rohrprofile. Trotz seines relativ hohen Gewichts gehört der Wrench Force nicht zu den standhaftesten Reparatur-Komplizen. Seine beiden geschwungenen Füße stehen mit vier Punkten auf der Erde und neigen prinzipbedingt etwas zum Kippen. Dank des einfachen Klappmechanismus lässt sich der „Classic“ zwar flach zusammenlegen, benötigt aber beim Transport immer noch viel Platz. ausgereift, solide, eingeschränkt mobil edel, mit guter Technik, transportwillig TOUR 3/ 2006 65 MONTAGESTÄNDER XTREME „X-STAND 2“ 60 Euro sind für das Modell von Rose ein günstiger Preis, 4,8 Kilo Gewicht und ein simpler Klappmechanismus prädestinieren ihn für unterwegs. Störend sind jedoch die ausladenden, nicht klappbaren Standfüße. Der Xtreme nimmt das Rad ähnlich auf wie der Park Tool: Das Tretlager liegt auf einem Kunststoffteil auf, eine Haltebügel klemmt das Unterrohr, und zwei Schienen halten das Vorderrad, das in der Gabel bleiben kann. Der „X-Stand 2“ hält das Rad aber nicht so sicher wie der Park Tool, weil das Tretlager mangels Fixierung in der Auflage hin und her kippt. Das Problem wird nicht gelöst, wenn man den Haltebügel mehr vorspannt. Eher im Gegenteil: Nun droht Beulen-Gefahr fürs Unterrohr. Praktisch: Ablageschale für Werkzeug und Kleinteile. preiswert, für einfache Wartungsarbeiten DIE MONTAGESTÄNDER – ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Anbieter Klasse Modellbezeichnung Preis Vertrieb Kontakt www. Klemmprinzip Klemmdurchmesser Standprinzip max. Standfläche Gewicht Packmaß Höhenverstellbereich Anbieter Klasse Modellbezeichnung Preis Vertrieb Kontakt www. Klemmprinzip Klemmdurchmesser Standprinzip max. Standfläche Gewicht Packmaß Höhenverstellbereich 66 TOUR 3/ 2006 KETTLER Hebelklaue Profi Montageständer 90 Euro Kettler 0 29 38/81-0 kettler.net Klemme mit Hebelverschluss, drehbar mit Rasterung 2 bis 3,5 cm Dreipunkt 82 x 66 cm 8,9 Kilo 99 x 50 x 16 cm 110 bis 143 cm PARK TOOL Tretlagerbock PRS-20 280 Euro Grofa 0 64 34/20 08-2 00 grofa.com Tretlager-Auflage mit Schnellspanner für Ausfallenden, schwenkbar entfällt Dreipunkt 80 x 68 cm 8,6 Kilo 85 x 20 x 22 cm 68 bis 107 cm PEDROS Drehklaue Repair Stand 259 Euro Cosmic Sports 09 11/31 07 55-0 cosmicsports.de Klemme mit Ratschenverschluss, Schnellentspannung, stufenlos drehbar 2,2 bis 7 cm Dreipunkt 116 x 75 cm 8,9 Kilo 110 x 28 x 21 cm 106 bis 184 cm ULTIMATE Drehklaue Pro Elite 270 Euro Paul Lange 07 11/25 88-02 paul-lange.de Klemme mit Drehverschluss, Schnellentspannung, stufenlos drehbar 2 bis 7,5 cm Dreipunkt 125 x 110 cm 6,2 Kilo 116 x 23 x 13 cm 107 bis 178 cm WRENCH FORCE Hebelklaue Repair Stand Classsic 149 Euro Bikeurope 01 80/3 50 70 10 trekbikes.com Klemme mit Hebel, stufenlos drehbar XTREME Tretlagerbock X-Stand 2 60 Euro Roseversand 0 28 71/27 55-22 roseversand.de Tretlager-Auflage mit Klemmbügel 2 bis 4 cm Vierpunkt 65 x 60 cm 11,3 Kilo 110 x 62 x 15 cm 101 bis 146 cm entfällt Vierpunkt 115 x 50 cm 4,8 Kilo 135 x 50 x 13 cm Tretl. auf 80 cm REIFIG Spreizklemme Modell C 1.469 Euro Aloys Reifig 0 25 01/26 16 41 reifig.de 3-Arm-Spreizklemme, stufenlos drehbar entfällt Bodenplatte 75 x 50 cm 50 Kilo entfällt 50 bis 140 cm