Besser Spar- oder Kautionskasse?
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Besser Spar- oder Kautionskasse?
Ausgabe 36/2010 Klassische Variante: Sparbücher lassen sich als Mietkaution recht einfach an Vermieter verpfänden Besser Spar- oder Kautionskasse? Mit Kautionsbürgschaften bleiben Mieter flüssig. Billig ist das nicht von Michael H. Schulz M Bild: Dodel für €uro am Sonntag ▼ anchem Beamten ging es früher im Kaiserreich wie den Bürgern heute vor dem Einzug in die neue luxuriöse Mietwohnung. Vor dem Dienstantritt in Post- und Telegrafenämtern mussten Staatsdiener, die Kassenbestände verwalteten, eine Kaution hinterlegen. Auf diese Sicherheit konnte der Dienstherr im Schadenfall zugreifen. Wer die Kaution nicht auf einmal zahlen konnte, dem gestattete der Dienstherr „ausnahmsweise“, das Geld nach und nach vom Beamtensalär anzusparen. Was Beamten damals recht war, muss Mietern mit einem finanziellen Engpass heute nicht billig sein. Sie können die Mietkaution zwar nicht per Sparplan ansparen, dafür aber auf Prämienbasis finanzieren. Den Liquiditätsvorteil erkaufen sie sich mit dem Abschluss einer Miet- oder Wohnbürgschaft. Diese „Mietversicherung“ ist einfach zu bekommen und billiger als die Überziehung des Girokontos. In der Regel geben Interessierte auf den Internetseiten der An- bieter ihre Mietdaten ein. Dann folgt eine Bonitätsprüfung über Schufa, Creditreform oder Infoscore. Binnen weniger Tage wird die Bürgschaft von einer Versicherung per Post zugestellt. Neu ist das Geschäftsmodell nicht. Bisher standen Banken für Verbindlichkeiten der Mieter mit einer Bürgschaft gerade. Für Mieter hatte das jedoch einen Haken. Denn „die Bürgschaft schmälert die Liquidität auf dem Girokonto, indem sie den Verfügungsrahmen des Dispos reduziert“, weiß Ulrich Grabowski, Vorstand der Deutschen Kautionskasse. Laut eigenen Angaben verfügt der Mietkautionspionier derzeit über einen Marktanteil von 2,5 Prozent, bezogen auf die 22 Millionen privat vermieteter Wohnungen bundesweit. Auch andere Anbieter privater Mietbürgschaften wie Eurokaution, Deutscher Mietkautionsbund, Kautionsfrei.de und die Basler Versicherungen wittern Morgenluft. Dahinter stecken entweder Versicherungsvermittler oder direkt eine Versicherung. Dabei nehmen sich die Anbieter gern die Schweiz zum Vorbild. In der Eidgenossenschaft – dort wohnen zwei Drittel der Ein- wohner zur Miete – ist jede dritte Neuvermietung via Bürgschaft abgesichert. Hierzulande parken 32 Milliarden Euro als Mietkaution auf Sparbüchern mit Niedrigstverzinsung. „Gängiges Kautionsmodell bei unseren Mitgliedern ist das Sparbuch oder vergleichbare Formen der Barkaution“, bestätigt Eckhard Bachmann, Mietexperte beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Eine wirkliche Alternative zur Barkaution auf dem Sparbuch dürfte die Kautionsbürgschaft nur für Freiberufler und Selbstständige sein, die gewerbliche Räume anmieten. Die Mietbürgschaft verschafft ihnen finanziell mehr Luft. Und die Kosten können sie von der Steuer absetzen. Die zur Grundeigentümer Versicherung gehörende Eurokaution etwa bietet gleich drei Bürgschaftsvarianten an: für gewerbliche, private und studentische Mieter. Das muss aber nicht in jedem Fall günstig sein. Zwar zahlen Mieter bei der Deutschen Kautionskasse im ersten Jahr mehr. Dort fallen neben der einmaligen Ur- Bundesweite Anbieter von Mietbürgschaften Anbieter Deutsche Kautionskasse Angebot Moneyfix Mietkaution Deutscher Mietkautionsbund Kautionsfrei.de Mietbürgschaft Eurokaution businesskaution (Gewerbe) easykaution studikaution Eurokaution Basler Versicherungen Mietkautionsschutzbrief Mietkautionspolice Kosten einmalig 50 € Urkundengebühr, ab 2. Jahr 10 € Kontoführungsgebühr, plus 5 % der Kaution jährlich 1 9,90 € Aufnahmegebühr plus 4,7 % der Kaution jährlich 2 Bürgschaftsgeber/Partner Kontakt Bürgschaftsgeber Chartis Europe, ex AIG www.kautionskasse.de Europe, (bonitätsstarke Versicherung) 6 Tel. 08 00/900 40 07 (gebührenfrei aus Festnetz) Bürgschaftsurkunde der www.mietkautionsbund.de R + V Versicherung Tel. 08 00/500 58 98 (gebührenfrei aus Festnetz) jährlich 5,25 % der Kautionssumme bis zu Bürgschaftsurkunde der www.kautionsfrei.de einer Höhe von 12 000 € 3 R + V Versicherung Tel. 08 00/012 23 33 (gebührenfrei aus Festnetz) Jahresbeitrag steigt mit Kautionshöhe. Bürgschaft durch Grundeigentümer Ver- www.eurokaution.de Mind. 399 €, max. 1799 € 4 sicherung VVaG 6 Tel. 08 00/100 42 88 Jahresbeitrag steigt mit Kaution. Mind. 79 Bürgschaft durch Grundeigentümer www.eurokaution.de €, max. 589 € 4, Studenten: 39 € jährlich Versicherung VVaG, 6 Tel. 08 00/100 42 88 für Kaution bis 1500 € Link über Immobilienscout.de (gebührenfrei aus Festnetz) Mieter zahlt 5 % der Kautionssumme keine. Anbieter geht gezielt auf gewerb- www.basler-mietkaution.de jährlich als Prämie 5 liche Vermieter und Hausverwalter zu 6. 1 davon einmalig 20 € Provision an Partner, 2 derzeit keine Provision an Partner, 3 10 € vierteljährlich plus 0,5 % Bestandsprovision jährlich an Partner, 4 5 % der Prämie als Tippgebervergütung für Vertrieb. 5 15 % der Prämie als Provision an Partner. 6 Bürgschaft auf erstes Anfordern erlaubt Mietern Einwände nur im Rückforderungsprozess Quelle: Anbieter kundengebühr von 50 Euro fünf Prozent Prämie und ab dem zweiten Jahr zehn Euro Kontoführungsgebühr zusätzlich an. „Im ersten Jahr sind wir nicht immer die günstigsten, ab dem zweiten Jahr haben wir gegenüber Eurokaution die Nase klar vorn“, betont Ulrich Grabowski, Vorstand der Deutschen Kautionskasse. Bei beiden großen Anbietern – Kautionskasse und Eurokaution – hat der Vermieter dank der „Bürgschaft auf erstes Anfordern“ Rechtssicherheit. Bei dieser privilegierten Form der Bürgschaftsverpflichtung, die durch das Oberlandesgericht Karlsruhe bestätigt wurde, kann der Vermieter sich bei säumigen Mietern problemlos aus der Bürgschaft bedienen (Az. 1 U 12/04). Billiger ist dagegen der Mietkautionsbund. Bei dem Verein fällt zwar ein einmaliger Beitrag von 9,90 Euro an. Der Prämiensatz für die Sicherheitsleistung durch die R + V Versicherung beträgt aber nur 4,7 Prozent. Das entspricht dem, was Volksund Raiffeisenbanken im Schnitt auch am Bankschalter für die Bankbürgschaft der R + V verlangen. Am günstigsten ist es jedoch ohne Umweg über Vermittler. So verlangt die Basler Versicherungen aus Bad Homburg fünf Prozent Gebühren jährlich. Bei einer Kaution von 1000 Euro sind das 50 Euro pro Jahr. Davon gibt die Basler 15 Prozent an Hausverwalter und Wohnungsunternehmen als Rückvergütung weiter. Für Mieter geht das aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hervor. Sogar das Ablösen bestehender Barkautionen ist angesichts der Provision für Hausverwalter lukrativ. Damit entfällt auch das Akzeptanzrisiko. Da die Versicherung auf gewerbliche Vermieter zugeht, haben diese nach Abschluss der Kooperation die Mietbürgschaft akzeptiert. Für die Mieter gilt aber meist: „Wer Geld hat, für den ist es günstiger, die Kaution in bar beim Vermieter zu hinterlegen oder ein Sparbuch zu verpfänden“, räumt Jan D. Leuze, Gründer von Eurokaution, ein.