Folien zur Lexikalischen Semantik 2
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Folien zur Lexikalischen Semantik 2
Lexikalische Semantik Lexikologie Wort =Untersuchungsobjekt: Wie sind die Wörter aufgebaut? Wie werden sie gebildet? Wie lässt sich ihre Struktur darstellen? Wortbildung Was bedeutet ein Wort? Aus welchen Bedeutungsbausteinen setzt es sich zusammen? Lex. Semantik Wie lässt sich die Wortbedeutung beschreiben? Wie entwickelt sich der Wortschatz einer Sprache? Wie ist der Wortschatz geprägt? In welchen Beziehungen stehen die Wörter zueinander? Wortschatzkunde 3 inhaltliche Bereiche: 1. Lexikalische Semantik 2. Wortbildung 3. Wortschatzkunde Modulschein: regelmäßige Teilnahme Modulklausur (Wortbildung, lex. Semantik, 1 Thema aus der Vorlesung) Anmeldung zur Modulprüfung: BA-Studierende über: http://fridolin.unijena.de Lehrbuch ins Seminar mitbringen: Römer, Christine/Matzke, Brigitte: Der deutsche Wortschatz. Struktur, Regeln und Merkmale. Gunter Narr Verlag: Tübingen 2010 (narr studienbücher) 1 Sprache? Bedeutungen von Sprache im Deutschen? Haben die Tiere und Pflanzen eine Sprache? ‚Sprache1’ = Gattungseigenschaft Ist die deutsche Sprache schwierig? ‚Sprache2’ = Kommunikationsmittel einer Nation Ist die Sprache von Hölderlin verständlich? ‚Sprache3’ = Kommunikationsmittel eines Individuums Germanistische Sprachwissenschaft? Die germanistische Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit ‚Sprache2’, mit der Entwicklung und der aktuellen deutschen Sprache. Die synchrone germanistische Sprachwissenschaft erforscht die Gegenwartssprache. Die diachrone germanistische Sprachwissenschaft befasst sich mit der historischen Entwicklung der Sprache. Sprachdefinitionen in der Geschichte der Sprachwissenschaft? Sprache ist ein Organismus Sprache ist ein System von Zeichen Sprache ist eine Menge von wohlgeformten Sätzen Sprache ist ein Instrument 2 Grundeinheiten der Sprache? Laute und Buchstaben Wörter und feste Wendungen Sätze Texte Phonetik u. Phonologie / Graphematik Lexikologie / Morphologie Syntax Textlinguistik / Pragmatik Phonetik und Phonologie Phonetik: Laute „beschreibt die Sprechlaute an sich sowie die Bedingungen ihrer Erzeugung, Übertragung und Wahrnehmung“ (Ernst, S. 61) = Naturwissenschaft 1. Artikulatorische Phonetik: beschreibt Erzeugung der Laute 2. Akustische Phonetik: untersucht die Bedingungen der Lautübertragung und der physikalischen Eigenschaften der Sprachlaute 3. Auditive Phonetik (Perzeptionsphonetik): beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Laute durch den Hörer Phonologie: Phoneme Objekt: „Lautliche Aspekte der Sprache“ (Rahmers) Sie ist eine Komponente der Grammatik „Sie umfasst den Lautbestand von Einzelsprachen, die Funktion, welche die einzelnen Laute im System der jeweiligen Sprache erfüllen [...], die Distribution der Laute [...] sowie die Veränderungen, die Laute etwa unter dem Einfluss ihrer Nachbarlaute erfahren können.“ (Ernst, S. 61) 3 Phoneme Die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Elemente der Sprache /rose/ vs. /hose/ = Minimalpaar; /r/ /h/ bewirkt Bedeutungsunterschied. Phoneme können hinsichtlich ihrer artikulatorischen Eigenschaften beschrieben werden. /d/: [dental] [Verschlusslaut] [Lenis] /t/: [dental] [Verschlusslaut] [Fortis] alle Bedeutungsunterschiede, die /d/ und /t/ bewirken, gehen auf das Merkmal [stimmhaft/stimmlos] zurück = distinktives Merkmal. Graphematik? Graphematik: Buchstaben u. Grapheme Beschreibt und erforscht Regularitäten des Schreibens. Lexikologie und Morphologie Lexikologie: Wörter Lehre von den Wörtern, den Basiselementen aller Sprachen. Sie erforscht und beschreibt sie inhaltlich (lexikalische Semantik), nach ihrer Struktur (Wortbildung) und ihren semiotischen, kognitiven, sozialen, kulturellen und relationalen Charakteristika (Wortschatzkunde). Morphologie: Wortformen Objekt: Das (gramm.) Wort bzw. das Morphem Beschäftigt sich mit der Bildung und Veränderung der grammatischen Wortformen und mit der Abgrenzung, Bildung und Charakterisierung grammatischer Wortarten. Sie fragt auch nach dem Inhalt und den Funktionen grammatischer Kategorien. Zwei Teildisziplinen: Wortbildungs- und Flexionslehre 4 Syntax Syntax: Sätze Objekt: Die Regeln, nach denen Wörter zu grammatischen Sätzen kombiniert werden Sie ermittelt und beschreibt, um diese Regeln zu finden, die Struktureigenschaften und Äußerungen der Einzelsprachen. Die syntaktischen Strukturen stellen die Verbindung zwischen lautlichen und inhaltlichen Strukturen sprachlicher Äußerungen her. Textlinguistik und Pragmatik Textlinguistik: Texte Befasst sich mit den Regularitäten für die Produktion und Rezeption von Texten Pragmatik: Äußerungen Objekt: befasst sich mit dem Gebrauch, der Verwendung sprachlicher Äußerungen in Handlungen. Jüngere Teildisziplin; von de Saussure (und früherem Chomsky) nicht zum Sprachwissen gerechnet. Pragmatisches Wissen ist Teil des Weltwissens und Handlungswissens; ohne Analyse der Situation kann das pragmatische Wissen nicht erfasst werden. Analyse des Gemeinten Äußerungsbedeutung Das Gesagte das Gemeinte Implikaturen und Präsuppositionen 5 Implikaturen Schlussfolgerungen, die direkt aus der Äußerung erfolgen. Beispiel: Hast Du auch Hunger? (‚Wunsch nach Essenspause’) Ich bin froh, das nicht mehr lesen zu brauchen. (‚Ich schätze das zu Lesende als wertlos ein’) Präsuppositionen Sinnvoraussetzungen, die für das Verständnis einer Äußerung nötig sind, aber selbst nicht ausgesprochen werden. Beispiel: Junge Menschen ziehen die elektronische Post dem klassischen Schreiben vor. (SZ 2.4.08, S. 24) ‚Es gibt klassische Schreiben’ Grammatik? Grammatik im engeren Sinn Lehre von den morphologischen und syntaktischen Regularitäten einer natürlichen Sprache. Grammatik im weiteren Sinn Abbildung des gesamten Sprachsystems, als Regelsystem, das Laut- (Form-) und Bedeutungs (Inhalt-)strukturen zuordnet und damit allen sprachlichen Produktions- und Rezeptionsprozessen zugrunde liegt. (Helbig 2001, S. 219) Literaturtipps Ernst, Peter. Germanistische Sprachwissenschaft. Facultas: Wien 2004 (UTB basics) Helbig, Gerhard: Grundzüge der Grammatik. In: W. Fleischer, G. Helbig, G. Lerchner: Kleine Enzyklopädie deutsche Sprache. Peter Lang: Frankfurt a. M. 2001 6 Unbestimmtheiten? Keine 1 zu 1-Entsprechung von Form und Inhalt Kein Mangel natürlicher Sprachen; ist nötig, um Offenheit der Sprache zu ermöglichen; um mit endlichen Mitteln unendlichen Gebrauch zu machen Arten der Unbestimmtheit? Kontextabhängigkeit Vagheit Mehrdeutigkeit (Polysemie/Homonymie) Kontextabhängigkeit? Unbestimmtheit der Bedeutung wird durch den Kontext aufgehoben. deiktische Wörter (Sie glaubte ihm.) sie = ‚handelnde Person’ ihm = ‚affizierte Person’ Grad- und Dimensionsadjektive (groß, ausreichend) Polyseme und homonyme Wörter Vagheit? Vage Wörter lassen in allen Kontexten Interpretationsspielräume. relative Wörter (oft, viel) überlappende Wörter (türkisfarbig, hellblau) punktuelle Wörter (rechteckig, kreisförmig) 7 Mehrdeutigkeit? Mehrdeutigkeit Polysemie Homonymie Reguläre Mehrdeutigkeit Gleichnamigkeit Mit einem Formativ werden mehrere Bedeutungsvarianten fest verbunden Homonymie liegt vor, wenn zu den Bedeutungsvarianten wesentliche grammatische Unterschiede hinzukommen: Blume: Artikel: der/das Erbe Semem 1 ‚Pflanze’ (Blumen pflanzen) Plural: die Banken/Bänke Semem 2: ‚Blüte’ (an der Blume riechen) Wortart: das Essen/essen Semem 3: ‚Duft, Aroma’ (der Wein hat Akzent:´wiederholen/ eine köstliche Blume) wieder`holen Semem 4: ‚Schaum’ (Die Blume abtrinken’) 8 Bedeutungsbeschreibung in Wörterbüchern Arten von Wörterbüchern Zahlreiche Typologien zu Wörterbüchern Dafür unterschiedliche Leitmerkmale Schläfer (2002): gegenwartssprachlich-standardsprachliche sprachhistorische regionalsprachliche soziolektale Wörterbücher Engelberg/Lemnitzer (2001): Allgemeinwörterbücher Spezialwörterbücher - benutzerorientierte - informationsorientierte - varietätsbezogene - lemmatabezogene Wörterbücher 9 Elektronische Wörterbücher Elektronische Wörterbücher (auf CD-Rom oder im Internet), auch Online- oder Cyberwörterbücher genannt, werden immer zahlreicher. Im Netz stehen momentan mehrere hundert zur deutschen Sprache (Tendenz steigend). Öfters nur Wortlisten PC-Wörterbücher (papierorientiert oder innovativ) Offline-Wörterbücher e-Taschenwörterbücher Online-Wörterbücher PCWörterbücher (kostenpflichtig) (kostenfrei) Charakteristika E-Wörterbücher Große Datenmengen u. Übersichtlichkeit Variabilität der Benutzeroberfläche Vielfältige Zugriffsstrukturen u. Suchstrategien (dynamisch, Kooperation zwischen Lexikograph u. Benutzern bei Online-Wörterbüchern möglich) Spezifische Darstellungsformen (z. B. Vernetzung von Wörterbüchern) Grenzen: Hardware nötig Komplexe Bedienungsanforderungen 10 Kostenfreie Online-Wörterbücher zum deutschen Wortschatz Metasuchmaschinen, z.B. One-Look: Seit August 2005 sind 59 Onlinewörterbücher für die deutsche Sprache aufgenommen, die mit Hyperlink verknüpft sind. Einige allgemeine u. zahlreiche Spezialwörterbücher (bes. zu Fach- u. Regionalsprachen) sind kostenfrei zugänglich. Einige Wörterbuchtypen (etwa zu Valenz, Kollokation, Synonymen) sind nicht eigenständig verfügbar. Häufig sind die Grenzen zwischen Wörterbuch u. Lexikon fließend, auch eine Tendenz bei den gedruckten Wörterbüchern. Fachwörterbücher zur Sprach- u. Literaturwissenschaft sind bisher kaum vorhanden. Jenaer Wörterbuch zur germanistischen Lexikologie (http:// lexikologie.de): - Online-Wörterbuch für lexikologische Fachbegriffe - existiert seit 2005 u. ist nicht abgeschlossen - Wissensvermittlung u. Übungen zur Anwendung des Wissens auf Wörter Synchrone Bedeutungswörterbücher Hauptziele von Bedeutungswörterbüchern? Semantische Beschreibung, Charakterisierung der Wörter u. Wendungen einer Sprache. Probleme dabei? Was gehört zum Wortschatz? Was sind Bedeutungen? Wie sind Bedeutungen zu beschreiben? 11 Gedruckte Bedeutungswörterbücher Grimmsches Wörterbuch. Deutsches Wörterbuch. Berlin 1960 (33 Bände). Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1993, 2. Aufl. (8 Bände). Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2001, 4. Aufl. (1 Band). Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. (Klappenbach/Steinitz). Berlin 1977 (WDG, 6 Bände). Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Berlin 1984 (HDG, 2 Bd.) Elektronische Bedeutungswörterbücher Elektronisches „Abbild“ der gedruckten Versionen vom Grimmschen Wörterbuch, vom Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. (das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts) Innovatives E-Wörterbuch Projekt Deutscher Wortschatz/Wortschatzlexikon (www.wortschatz.uni-leipzig.de) Neuentwicklung auf Basis einer umfangreichen offenen Datenbank Beispiel: Projekt Deutscher Wortschatz Seit 1995 am Institut für Informatik der Uni Leipzig erstellt Zielgruppe (so in den Nutzungsbedingungen) privat und wissenschaftlich - Privat: Nachschlagen aus Interesse an schwierigen Wörtern (inhaltliche Erschließung, Gebrauch, Schreibweise) - Wissenschaftlich: umfassende Quelle für Kollokationen (Quasthoff/Wolff 1999). Bietet: syntaktische, morphologische, semantische u. pragmatische Informationen, auch zur Ontologie. Statistische Daten u. Frequenzangaben. 12 Arten der Bedeutungsbeschreibung in Wörterbüchern Angabe eines bedeutungsgleichen/ähnlichen Wortes: Der Kummer: Gram, Sorge, Seelenschmerz (Sprachbrockhaus, Wiesbaden 1979) Angabe eines negierten bedeutungsgegensätzlichen Wortes ernst: ... nicht heiter Angabe eines allgemeinen Wortes Die Lerche: ein Vogel mit semantischen Merkmalen Frau: erwachsener weiblicher Mensch Angabe sprachlicher Kontexte ich heiße: ich heiße Karl, wie heißen Sie, er hieß mich einen Dummkopf Angabe typischer Zusammensetzungen Heim: Heimarbeit Angabe der Kollokation(en): der Verträglichkeiten heiter: heiteres Wetter Klassische Bedeutungsdefinition Blutegel: im Wasser lebender Ringelwurm mit zwei Saugnäpfen, der Blut aus Blutgefäßen menschlicher oder tierischer Körper heraussaugt 13 Klassische Bedeutungsdefinition Die klassische Bedeutungsdefinition zählt zu den engen Modellen. Charakteristika enger Auffassungen? Vernachlässigen Verwendungseigenschaften Wollen das Welt- vom Sprachwissen trennen Beziehen oftmals nur den denotativen Aspekt ein Komponenten der Klassischen Bedeutungsdefinition? Definiendum (zu beschreibende Form) = Definiens (beschreibende Form) Genus proximum ... Definiens Differentia specifica ... ... ... BD: ..... Die Beschreibung der Bedeutung des Wortes primitiv: Definiendum= “primitiv“ Genus proximum <zustand> <befindlich> Definiens Differentia specifica <unentwickelt> <einfach> BD: “primitiv“ bezeichnet einen unentwickelten, einfachen Zustand, in dem sich etwas befindet. 14 Die pragmatische Bedeutungsbeschreibung Diese zählt zu den weiten Beschreibungsmodellen, weil sie neben der denotativbegrifflichen Seite auch die Verwendungseigenschaften des Wortes mit beschreibt. Charakteristika weiter Auffassungen? Wörtern wird nicht nur eine Benennungsfunktion zugesprochen. Welt- und Handlungswissen wird einbezogen. Komponenten des pragmatischen Modells? Bedeutung denotative begriffliche wertend-emotive konnotative stilistische soziale Konnotationen/Assoziationen Stilschichtenmarkierung Stielfärbungenmarkierung Funktionalstilmarkierung Wortmotivierung Soziolektale Markierung 15 Beschreiben Sie die unterstrichenen Wörter mit dem pragmatischen Bedeutungsmodell! Türck, Andreas: Als ProSieben-Talker ein Vertreter klebriger D-KlasseProminenz. Wurde durch nächtlichen Verkehr auf einer Frankfurter Brücke aktenkundig und damit ein Glanzfall für die Boulevardpresse. (Spiegel 52/2005, S. 167) ProSieben–Talker ProSieben-Talker Bedeutung denotative begriffliche: Moderator in einer Talkshow des Fernsehsenders ProSieben konnotative wertend-emotive: leicht abwertend stilistisch-soziale: spöttisch pressesprachlich klebrig klebrig Bedeutung denotative begriffliche: Eigenschaft einer Person aufdringlich zu sein konnotative wertend-emotive: abwertend stilistisch-soziale: metaphorisch gebraucht umgangssprachlich-salopp 16 D-Klasse-Prominenz D-Klasse-Prominenz Bedeutung denotative begriffliche: angebliche, zweifel- konnotative wertend-emotive: abwertend stilistisch-soziale: metaphorisch gebraucht ironisch Verkehr Verkehr Bedeutung denotative begriffliche: Geschlechtsakt vollziehen konnotative wertend-emotive: - stilistisch-soziale: verhüllend umgangssprachlich 17 Boulevardpresse Boulevardpresse Bedeutung denotative begriffliche: Zeitungswesen sensationelle Aufmachung vorwiegend nicht im Abonnement verkauft konnotative wertend-emotive: teilweise negativ bewertend stilistisch-soziale: umgangssprachlich pressesprachlich Glanzfall Glanzfall Bedeutung denotative begriffliche: Attraktion konnotative wertend-emotive: positiv bewertend stilistisch-soziale: metaphorisch motiviert umgangssprachlich hier spöttisch Neubildung 18 Denotativ-begriffliche Komponente Extension, Intension, Referenz: Extension: „Menge der Objekte“, auf das sich das Wort beziehen kann, die Klasse der Elemente, die das Lexem bezeichnet. Intension: Gedankliches Abbild des „Objektes“, Begriffsinhalt (charakteristische Eigenschaften). Referenz: Relation zwischen einem Ausdruck und den Objekten, die in einer Äußerung benannt werden. Beispiel: Diese Kastanie (wird eingehen). Extension: Baum Intension: mit Stamm, Krone, Ästen, Blütenkerzen oder Kastanien Referenz: Dieser Baum gefällt mir. 19 Wörter mit emotiven Funktionen 3 Gruppen Gefühlswörter Affektwörter Wörter, die Emotionen beschreiben, ohne selbst expressiv zu sein: Liebe Hass Trauer Freude Eifersucht Neid Wörter u. Wendungen, die Gefühle u. Affekte ausdrücken: jmd. hassen sich freuen leidtun Bewertungswörter Wörter, die das Genannte zugleich bewerten: Köter, verrecken, Klassefrau Empfindungswörter, Schimpfwörter, Kosenamen: Oh!, Ach!, Mausi, Esel affektive Adjektive, Substantive u. Verben: (Ist das aber) gemein! (Dieser) Lügner! (Er) säuft! 20 Die wertend-emotive Seite „Das pragmatische Wort“ Psychologie: Geschehensfolge beim Auslösen von Emotionen: Ereignis – Informationsverarbeitung – Bewertung – Emotion Bewertung: positiv oder negativ Emotionen: Erregung oder Ruhe, Lust oder Unlust Emotionen können physisch (Erblassen, Erröten, kalte, warme Hände) aber auch verbal ausgedrückt werden: Juchhe! – als Ausdruck der Freude Nanu! – als Ausdruck der Verwunderung Mist! – als Ausdruck des Verärgertseins Oft gibt der Kontext erst Aufschluss über die Art der Emotionen und Affekte, die mit einem Wort angezeigt werden: Z. B. Ach Ach, ist das schön! (Freude) Ach, wirklich? (Erstaunen, Verwunderung) Ach, Du Armer! (Bedauern, Mitleid) Ach, wenn sie doch nur bald kämen! (Sehnsucht) 21 Die konnotative Komponente Konnotationen (Assoziationen) sind Zusatzinformationen, die die Sprechenden über sich und über die historischen und sozialen Bedingungen mit dem Wortschatz „versenden“. Sie können durch die Wortmotivierung und / oder das angelagerte Weltwissen ausgelöst werden. Zu den Konnotionen rechnet man die stilistischen Markierungen der Lexeme Stilistische Markierungen 1. Stilschichtenmarkierung Stilschichten: poetisch-gehoben: normal umgangsprachlich umgangssprachlich-salopp vulgär 2. Stilfärbungenmarkierung Stilfärbungen: scherzhaft spöttisch übertreibend verhüllend gespreizt 3. Markierungen der Funktionalstilbereiche Funktionalstile: Pressesprache (Zeitungssprache, Werbesprache) Amtssprache Künstlerische Kommunikation (Belletristik) Alltagssprache 4. Soziolektale Markierungen - Beschränkung hinsichtlich der Kommunikationsform mündlich / schriftlich - Beschränkung hinsichtlich der dialektalen Markierung - Information über das Alter, z. B. jugendlich - Information über den Beruf - Information über die Hobbys 22 Die logische Komponentenanalyse Die logische Komponentenanalyse zählt zu den syntaktischen Modellen. Die Bedeutungsbeschreibung erfolgt auf der Satzebene. Komponentenanalyse? Ein zusammengesetzter Ausdruck wird solange in seine Teile zerlegt, bis man auf unzerlegbare einfache Ausdrücke stößt. (Husserl 1928) Methodiken in der Semantik Methodiken: kompositionell vs. dekompositionell vs. ganzheitlich; formalisiert vs. nicht formalisiert k o m p o s i t i o n e l l e Bedeutungserfassung Bedeutungen sind aus Komponenten (Teilen) zusammengesetzt. Kompositionalitätsprinzip („Fregeprinzip“): Die Bedeutung eines Satzes (= seine Wahrheitsbedingungen) läßt sich aus den Bedeutungen seiner Teilausdrücke ermitteln (Abbildung der Syntax auf die Semantik) In lexikalischer Semantik: Annahme von universellen Bedeutungsbausteinen (Semen). <menschlich> + <männlich> + <erwachsen> = Mann <menschlich> + <männlich> + <-erwachsen> = Junge 23 d e k o m p o s i t i o n e l l.e Bedeutungserfassung Bedeutungen werden nicht paraphrasiert, sondern analytisch beschrieben, in die Komponenten zerlegt. bezweifeln, verheimlichen enthalten z. B. eine Negationskomponente: bezweifeln = ‘nicht’ ‘glauben dass’ verheimlichen = ‘nicht’ ‘sagen dass’ belügen = ‘nicht’ ‘sagen die Wahrheit’ g a n z h e i t l i c h e Bedeutungserfassung Es gibt zentrale begriffliche Instanzen, die die kognitiven Muster darstellen und ganzheitlich gespeichert sind. Sie repräsentieren die Standardbedeutungen. Eine ganzheitliche semantische Betrachtung vergleicht Ganzheiten miteinander und sucht so Ähnlichkeiten und Unterschiede zu fassen. Wortfeldtheorie, Prototypentheorie beispielsweise. Logische Grundstruktur von Sätzen Satz (syntaktisch): Subjektverband + Prädikatsverband Beispiel: [Adler] Subjektverband [fliegen] Prädikatsverband Satz (logisch-semantisch): 2 Teile: fliegen: ungesättigter Teil (bezeichnet eine Funktion,.../...) Adler: gesättigter Teil (Name) 24 Kategorisierungen Die log. Komponentenanalyse verwendet das Inventar der kategorialen Grammatik und logischen Semantik. Sie definiert bedeutungshaltige Wörter auf der Satzebene, wobei die Beziehungseigenschaften (relationalen Eigenschaften) der Wörter untereinander berücksichtigt werden. Komponente Abkürzung Beispiel Satz Name einstellige Prädikate zweistellige Prädikate dreistellige Prädikate Artikel Adjektivattribut Adverb Satzadverb S N S/N S/NN S/NNN N/N N/N (S/N)/(S/N) S/S Das blaue Meer rauscht leider immer. Meer rauscht (etw. / das Meer rauscht) überflutet (etw. überflutet etw.) hilft (jmd. hilft jmd. bei etw.) das blaue immer leider Wohlgeformtheitsprüfung Ein Satz ist wohlgeformt, wenn er die Kategorisierung Satz erhalten kann. Leider rauscht das blaue Meer. Leider S/S rauscht S/N das blaue N/N N/N Meer N N N S S = kategorialgrammatischer syntaktischer Strukturbaum verwendet werden die Grundkategorien S (Satz) und N (Name) 25 Übung: Satz Viele Menschen in Deutschland halfen den Tsunami-Opfern. Viele Menschen in Deutschland halfen den Tsunami-Opfern. N/N N N/NN N S/NN N/N N N N/N N N S/N S Übung: und Tische und Stühle Tische N und N/NN Stühle N N/N N Übung: und 2 Sie lachte und er weinte. Sie N lachte S/N und er S/SS N S weinte. S/N S S/S S 26 Sinn der Quantifizierung? Alle Argumentstellen (alle Ns) müssen durch einen Quantor gebunden sein, um interpretierbar zu sein. Dabei gibt es Modifizierungen zwischen Quantifizierungen in mathematischen Formeln und bei natürlichen Sprachen. In natürlichen Sprachen ‘handelt’ es sich bei einem N (Namen) nur um ein Unikat, einen Eigennamen; um Elemente aus einer Menge oder um die gesamte Menge bzw. Gattungsbezeichnungen Kennzeichnungsoperator: namenbildend (auch Jotaoperator) (Individuum) Maria mag den Winter nicht. ... (Jota) = Es gibt genau ein x für das gilt, das mag den Winter nicht. Existenzoperator: partikulierend (auch Partikularisator) (Teilmenge) Der Mann liebt den Winter. > ..x(Mann) ...(Epsilon) = Es gibt ein x in der Menge y für das gilt, es liebt den Winter. Alloperator (Menge) Alle Menschen lieben den Frühling. > x(Mensch) (Lambda) = Für alle x gilt, wenn sie Mensch sind, dann lieben sie den Frühling. 27 Die Semanalyse Die Semanalyse zählt ebenfalls zu den syntaktischen Modellen. Die Bedeutungsbeschreibung erfolgt wiederum auf der Satzebene. Grundideen der Semanalyse Bedeutungen sind analog zu den chemischen Elementen (Atome) in “Grundbausteine” (Seme, Plereme, semantische Marker, Noeme, ...) zerlegbar. Diese Seme sind universell, überschaubar und eindeutig. Sie sind strukturierend, d. h. sie stehen zueinander im Verhältnis der Über-, Neben- und Unterordnung. Modell von Viehweger Beschreibt Bedeutung mittels Semen auf Satzebene. Hebt so weitgehend Mehrdeutigkeiten auf. Semtypen: Inhaltliche Seme Strukturelle Seme Inhaltliche Seme Objektseme Wertungsseme Verallgemeinerungsseme Sprechaktseme Realitätsgradseme Strukturelle Seme Seme des kategorialen Status Seme der Argumentstellenrelation 28 Die inhaltlichen Seme Objektseme Die Objektseme geben die notwendigen Merkmale für die Identifizierung der „Objekte“ an. Wertungsseme Die Wertungsseme (positiv, negativ) geben, wenn vorhanden, an, wie die Sprechenden das „Objekt“ bewerten. Verallgemeinerungsseme Die Verallgemeinerungsseme entsprechen der Quantifizierung in der logischen Bedeutungsbeschreibung. <gener> meint die Generalisierung in Richtung einer ganzen Klasse. <singul> bezieht sich auf Einzelstücke und <partik> auf einige Elemente aus einer Klasse. Sprechaktseme Sprechaktseme (Deixisseme und Verzeitungsseme): Die Deixisseme (deikt) treten bei Lexemen auf, die semantisch in der Weise unterspezifiziert sind, dass sie obligatorisch Informationen zum Urheber der Äußerung bzw. zum Adressaten (ich, du, ...) etc. benötigen. <deikt> -Seme können, wenn ihr Anker (Bezugspunkt) im verbalisierten Text liegt, in anaphorische (<anaph>) und kataphorische (<kataph>) modifiziert werden: <anaph> -Seme sind rückbezüglich. <kataph> -Seme sind vorausweisend. 29 Die zeitlichen Seme setzen die absolute und relative Zeitbedeutung fest. Die absolute Zeitbedeutung (Verhältnis zwischen Handlungszeit und Kommunikationszeit) kann gegenwärtig (<gegenw>), vergangen (<verg>), zukünftig (<zukunft>) und allgemeingültig (<allg>) sein. Die relative Zeitbedeutung zeigt das zeitliche Verhältnis zwischen zwei verbalisierten Handlungen auf. Die Handlungen können gleichzeitig (<gleichz>), vorzeitig (<vorz>) und nachzeitig (<nachz>) ablaufen. Realitätsgradseme Realitätsgradseme geben an, ob eine Aussage von dem Kommunizierenden als reale Feststellung (<.>), als etwas Gewünschtes oder Gewolltes (<!>) oder Unbekanntes (<?>) markiert wird. Die strukturellen Seme Seme des kategorialen Status Die kategorialsemantischen Seme geben an, ob es sich um eine Satzkategorie oder Namenkategorie bzw. um einen Funktor handelt. 30 Seme der Argumentstellenrelation Seme der Argumentstellenrelation geben bei Funktoren an, ob die Argumentstellen symmetrisch bzw. transitiv zueinander sind. Relation der Symmetrie Die Argumentstellen stehen symmetrisch zueinander (<sym>), wenn die Argumente vertauscht werden können. Sie stehen asymmetrisch (<asym>) zueinander, wenn der Tausch der Argumentstellen zum Bedeutungswandel führt. Sie stehen mesosymmetrisch (<mesosym>) zueinander, wenn der Tausche der Argumentstellen zur Bedeutungsgleichheit führen kann, aber nicht muss. Relation der Transitivität Transitivität (<trans>) liegt vor, wenn zwei Argumente mit einem dritten in der gleichen Relation stehen. Nichttransitivität (<atrans>) ist gegeben, wenn die drei Argumente nicht in der gleichen Relation stehen. Mesotransitivität (<mesotrans>) liegt vor, wenn die Argumente in der gleichen Relation stehen können, aber nicht müssen. 31 Kognitive Bedeutungsaspekte - Prototypen - Netze Prototypen Prototypentheorie? Standardversion der Prototypentheorie: Theorie der Kategorisierung von Referenten Prototyp? Er ist der typischste Vertreter einer Kategorie. Er hat die maximale Ähnlichkeit mit den anderen Vertretern der Kategorie und die geringste Ähnlichkeit mit den Vertretern der Kontrastkategorien. Er wird schneller den Objekten zugeordnet. Er wird in der Ontogenese eher erworben. Er dient als Bezugspunkt für Gedächtnisleistungen. Beispiel Sport komplexe Kategorie Spiel komplexe Kategorie Fußball abgrenzbare Kategorie Frauenfußball spezielle Kategorie 32 Netze? = Organisierte kognitive Strukturen. Frames: Tatsachenwissen (Was gibt es?) Scripts bzw. Szenarios: Prozedurales Wissen (Wie mache ich das?) (Wie geschieht das? Frame ‚Inhalt’der Frames? GF: „Frauenfußball“ WA: +N Ballspiel Fußballspiel Mannschaftsspiel Wettkampf 2x 11 Mitspielerinnen Frauenfußball Fußball Frauenfußballmannschaft Frames enthalten: Sprachmerkmale (s) Begriffliche Merkmale: stereotype Attribute (a) wertende Merkmale (w) Oberbegriff (ob) Unterbegriffe (ub) 33 Script Bestandteile? Während Frames statisch das gespeicherte Wissen beschreiben, geben Scripts das ‚Drehbuch’ für ganze Handlungsabläufe (stereotype Situationen). Beispiel ‚Auto starten’ Auto starten Auto aufmachen / aufschließen Fahrertür öffnen (auch Beifahrertür) Fahrer setzt sich hinein Fahrer steckt Zündschlüssel ein und ... Fahrer löst Handbremse Auto fährt los 34