Schuften für Süßes

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Schuften für Süßes
Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Grundschule und die Sekundarstufe I
www.zeit.de/schulangebote
Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für die
Schulklassen 3–6 und erscheinen einmal im Monat. Sie beleuchten
ein Thema aus dem aktuellen ZEIT LEO-Magazin, ergänzt durch
passende Arbeitsanregungen zur praktischen Umsetzung im
Unterricht.
Das Magazin für Kinder
Thema im April 2015:
Schuften für Süßes – wieso in Schokolade Kinderarbeit
steckt und was man dagegen tun kann
Zu Ostern und Weihnachten wird in Deutschland besonders viel Schokolade gegessen. Pro Jahr verputzt jeder hierzulande etwa zehn Kilogramm davon – also hundert Tafeln. Für die Zutaten müssen häufig Kinder in anderen Ländern schuften. Mit dieser Unterrichtseinheit erfahren Ihre Schüler mehr über
das Leben von Wanderarbeitern und ihren Kindern, die in der Türkei als Erntehelfer tätig sind.
Die Klasse hält ihre Einfälle zum Thema Schokolade in einer Mindmap fest. Die Kinder schauen, wo auf der
Welt Mädchen und Jungen arbeiten und warum sie das tun (müssen). Dann vergleichen sie deren Leben
mit ihrem eigenen und diskutieren darüber, welche Folgen Kinderarbeit hat. Zum Abschluss überlegen
sich die Schüler Aktionen, mit denen sie den Kindern und ihren Familien helfen können.
Inhalt:
• Schokolade ist ... Die Schüler sammeln Ideen dazu in einer
Mindmap
• Dafür müssen Kinder schuften – Wieso in Schokolade
Kinderarbeit steckt
• Bittere Schokolade – Die Kinder schreiben auf, welche dunklen
Seiten Süßigkeiten haben
• Kinderarbeit weltweit – Die Klasse markiert Länder und
Kontinente auf einer Karte
• Warum arbeiten Kinder? Die Schüler notieren Gründe dafür
• Andere Länder, anderes Leben – Die Kinder vergleichen ihren
Alltag mit dem der Wanderarbeiter
• Welche Folgen hat Kinderarbeit? Darüber diskutieren die Schüler
in Kleingruppen
• Dein Einsatz gegen Kinderarbeit – Die Klasse überlegt sich
Aktionen und setzt diese um
• Internetseiten zum Thema
In Zusammenarbeit mit:
www.ustinov-stiftung.de
»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Schuften für Süßes – wieso in Schokolade Kinderarbeit steckt und was man dagegen tun kann
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Schokolade ist ...
... lecker, süß und ... – Was fällt Dir ein, wenn Du an Schokolade denkst?
Schreib Deine Ideen in die Sprechblasen.
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Dafür
müssen
Kinder
schuften
Zu Ostern wird in Deutschland viel Schokolade gegessen. Für die Zutaten müssen Kinder in
anderen Ländern hart arbeiten. Zum Beispiel bei der Haselnussernte.
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Feiertage sind süße Tage. An Ostern naschen die Deutschen fast so gern wie an Weihnachten. Und
zwischendurch natürlich auch: In einem Jahr verputzt jeder hierzulande etwa zehn Kilogramm
Schokolade – also hundert Tafeln. Außerdem: sechs Kilogramm Bonbons, Gummibärchen und andere Süßigkeiten sowie sieben Kilogramm Kekse und anderes Gebäck. Mit dieser Menge könnte
man einen ganzen Kiosk füllen!
In der Fernsehwerbung sieht das so aus: Eltern schenken ihren Kindern Süßes, die Kinder lächeln.
Manchmal hoppelt auch der Osterhase durchs Bild, der Schokoeier im Garten versteckt. Die Botschaft ist immer die gleiche: Schokolade macht Kinder glücklich.
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Doch die Werbung zeigt nur die schöne Seite. Sie verschweigt, dass die Zutaten für viele Süßigkeiten in harter Arbeit angebaut und geerntet werden. Und dass in vielen Fällen Kinder diese Arbeit machen müssen. Zum Beispiel bei der Ernte von Kakao, der wichtigsten Zutat für Schokolade:
In Afrika, Asien und Lateinamerika ziehen Kinder regelmäßig auf die Plantagen, die großen Anbaugebiete. Sie schlagen die reifen Früchte von den Bäumen und pulen die Samen aus der Schale.
Aber auch bei der Gewinnung anderer Zutaten müssen Kinder mithelfen. Beim Zucker etwa, für
den man Zuckerrohr braucht. Oder beim Palmöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gepresst
wird. Und erst recht bei den Haselnüssen.
Haselnüsse stecken in vielen Pralinen und Schokoladen. Ebenso in der Nuss-Nugat-Creme, die auf
fast jedem deutschen Frühstückstisch steht. Nüsse geben Biss und oft auch einen ganz besonderen Geschmack. Die meisten Haselnüsse, die in Süßigkeiten stecken, wachsen in der Türkei. Rund
drei Viertel der weltweiten Ernte kommen aus diesem Land.
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In der Türkei ist Kinderarbeit weit verbreitet, vor allem in der
Landwirtschaft. Die Regierung schätzt, dass 400.000 Kinder
im Alter von 6 bis 17 Jahren regelmäßig auf Feldern und Plantagen arbeiten müssen.
Viele sind Kinder kurdischer Wanderarbeiter. Die kommen
meist aus dem Südosten der Türkei. Die Gegend ist sehr arm,
es gibt dort kaum Arbeit. Außerdem herrscht Krieg im Nachbarland Syrien, sodass viele Menschen über die Grenze in die
Türkei fliehen. Das macht die Lage dort noch schlimmer. Auf
der Suche nach Arbeit ziehen die Familien quer durch das
Land – deshalb nennt man sie auch Wanderarbeiter. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sondern helfen ihren Eltern.
Haselnüsse werden immer im Sommer reif. Entlang der
Schwarzmeerküste gibt es sehr viele kleine Plantagen voller
Haselnussbüsche. In der Nähe bauen die Wanderarbeiter für
zwei oder drei Wochen ihre Zelte aus weißen Plastikplanen
auf. Oft teilt sich die ganze Familie ein Zelt und schläft auf Teppichresten auf dem Boden. Mehrere Hundert Menschen leben
in so einem Lager. Wenn sie Glück haben, gibt es dort irgendwo sauberes Trinkwasser oder ein paar Toilettenhäuschen, wie
sie hierzulande an Baustellen herumstehen. Aber das ist nur
selten so.
Früh am Morgen kommen Traktoren mit Anhängern. Die holen die Arbeiter ab und bringen sie zu den Plantagen. Dann
pflücken Eltern und Kinder bis abends Haselnüsse. Mittags ist
es besonders anstrengend, denn da wird es viel heißer als an
den heißesten Sommertagen in Deutschland. Gearbeitet wird
jeden Tag. Ein freies Wochenende kennen die Familien nicht.
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Mädchen und Jungen müssen mit zur Ernte, sobald sie zehn
Jahre alt sind. Die jüngeren Kinder haben es deswegen aber
nicht besser. Sie bleiben oft allein in den Lagern zurück, während ihre Eltern und die älteren Geschwister die Nüsse ernten.
Infokasten: ZEIT LEO 2/2015, S. 57
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Das ist ziemlich gefährlich: Wenn die Kleinen sich verletzen oder etwas anderes passiert, kann ihnen niemand helfen. Ihre Eltern kommen erst nach zwölf Stunden Arbeit wieder zurück.
Die Familien ernten aber nicht nur Haselnüsse, sondern auch andere Früchte. Sobald etwas reif ist,
fahren sie hin. Im Frühling sind Tomaten dran, dann Wassermelonen, später Haselnüsse, Kartoffeln
und Zwiebeln.
Nur im Winter kehren die Wanderarbeiter in ihre Heimat im Südosten der Türkei zurück. Mit dem
Geld, das sie während des Jahres verdient haben, müssen sie bis zum Frühling auskommen. Dann
geht alles wieder von vorne los.
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In der Fernsehwerbung für Schokolade sieht man nur lachende Kinder. Die Kinder auf den türkischen Haselnussplantagen haben aber nicht viel zu lachen. Manche Kinder von Wanderarbeitern
haben noch nie im Leben einen Schokoladenosterhasen oder eine Haselnusspraline aus der Nähe
gesehen.
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Einige Experten behaupten allerdings: Es wäre noch schlimmer, wenn diese Kinder nicht arbeiten
dürften. Tatsächlich haben Kinder in anderen Ländern der Welt sogar schon für ihr Recht auf Arbeit
demonstriert. Sie sagen, dass sie das Geld brauchen. Und es stimmt ja auch: Ohne die Einnahmen
der Kinder hätten viele Familien nicht genug zum Leben.
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Andererseits haben arbeitende Kinder nur schlechte Chancen, ihr Leben zu verbessern. Wer gar
nicht oder nur schlecht lesen, schreiben und rechnen gelernt hat, wird kaum einen besser bezahlten Beruf finden. Träume von einer Karriere als Ärztin oder Pilot werden sich erst recht nicht erfüllen. Deswegen ist es so wichtig, dass Kinder zur Schule gehen, statt nur zu arbeiten.
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Es gibt aber auch eine Nachricht, die hoffen lässt: Die Zahl der Kinderarbeiter geht weltweit zurück.
Im Jahr 2000 lag sie noch bei etwa 250 Millionen. Heute sind es nur noch 100 Millionen. Vielen
Kindern geht es also besser. Gut ist die Lage jedoch noch lange nicht.
Text: Marcus Rohwetter, ZEIT LEO 2/2015, S. 54–56
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Bittere Schokolade
Durch den Artikel konntest Du erfahren, dass Kinder in anderen Ländern für die Zutaten von
Schokolade hart arbeiten müssen. Schau Dir noch mal an, was Du in die Sprechblasen auf Seite 2
geschrieben hast. Fallen Dir jetzt noch Dinge ein, an die Du vorher gar nicht gedacht hast? Welche
bitteren Seiten hat Schokolade? Ergänze Deine Einfälle auf Seite 2 in einer anderen Farbe.
Kinderarbeit weltweit
Auf Seite 3 und 4 werden mehrere Kontinente und Länder genannt, in denen Kinder arbeiten.
Unterstreich ihre Namen mit unterschiedlichen Farben.
Schnapp Dir anschließend einen Atlas, oder schau im Internet nach, wo die Kontinente
und Länder liegen. Such sie dann auf der Weltkarte (Seite 7), und mal sie mit der Farbe
an, in der Du ihren Namen markiert hast. Notier dazu, was die Kinder in welchen Ländern
ernten.
Weißt Du noch von anderen Ländern, in denen Kinder arbeiten müssen? Dann
kannst Du diese ebenfalls auf der Weltkarte einzeichnen.
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Weltkarte
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Warum arbeiten Kinder?
Vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika schuften viele Kinder auf Kakao-Plantagen (Seite 3,
Zeile 13 bis 18). Aber auch bei der Haselnussernte in der Türkei werden Jungen und Mädchen eingesetzt (Seite 4, Zeile 24 bis 27). Warum arbeiten die Kinder? Überleg mit Deinem Sitznachbarn
oder Sitznachbarin, welche Gründe es dafür gibt, und schreib die Ideen hier auf.
Welche Arbeiten übernehmen Kinder? Dazu kannst Du im Text einige Hinweise finden
(Seite 3, Zeile 15 bis 18). Weißt Du noch von anderen Tätigkeiten, die Mädchen und Jungen
übernehmen müssen? Guck doch mal, ob Du im Internet dazu etwas finden kannst. Hier
ist Platz für Deine Ergebnisse.
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Andere Länder, anderes Leben
Im Artikel wird beschrieben, wie die Wanderarbeiter und ihre Kinder in der Türkei leben (Seite 4
und 5, Zeile 40 bis 69). Wie wohnen sie, und wie sieht ihr typischer Tagesablauf aus? Vergleich
das Leben und den Alltag der Kinderarbeiter und ihrer Familien mit Deinem, und verfass dazu
einen Text.
Kinderarbeit in Deutschland
Kennst Du Kinder, die in Deutschland arbeiten? Wenn ja, warum machen sie das, und welche
Tätigkeiten übernehmen sie? Was ist der Unterschied zu der Kinderarbeit in der Türkei? Mach
Dir dazu ein paar Stichpunkte. Dann sprich mit Deiner Klasse darüber.
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Welche Folgen hat Kinderarbeit?
Weil die Kinder der Wanderarbeiter ihren Eltern bei der Ernte helfen, können sie nicht zur Schule
gehen. Überlegt gemeinsam, welche Folgen Kinderarbeit für das (jetzige und spätere) Leben der
Mädchen und Jungen hat (Seite 5, Zeile 81 bis 84).
Einige Experten behaupten, dass es noch schlimmer wäre, wenn Mädchen und Jungen in den
Ländern nicht arbeiten dürften. So sehen das auch einige der betroffenen Kinder. Sie sagen, dass
sie das Geld, das sie verdienen, dringend zum Leben brauchen. Deswegen haben sie in einigen
Ländern dafür demonstriert, arbeiten zu dürfen (Seite 5, Zeile 76 bis 79).
Setzt Euch in Kleingruppen zusammen, und diskutiert, ob Kinderarbeit tatsächlich
hilfreich für Mädchen und Jungen und deren Familien sein kann. Überlegt gemeinsam, was getan werden muss, um den Kindern (langfristig) zu helfen.
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Dein Einsatz gegen Kinderarbeit
Jeder kann etwas gegen die Ausbeutung von Kindern unternehmen – auch Du! Wenn Du zum
Beispiel möchtest, dass weniger Kinder für die Zutaten der Schokolade schuften müssen, musst
Du weniger naschen. Oder Du achtest beim Einkaufen darauf, nur noch Produkte zu nehmen, die
diese Zeichen auf der Packung haben:
Denn die bedeuten, dass für diese Waren niemand ausgebeutet wurde.
(Quelle: ZEIT LEO 2/2015, S. 57)
Natürlich kannst Du außer diesen beiden Dingen noch viele andere Sachen machen, um Kinderarbeitern und ihren Familien zu helfen. Überleg Dir doch mal ein paar Aktionen, und schreib sie
hier auf.
Dann sammelt Eure Ideen an der Tafel. Einigt Euch auf zwei oder drei Aktionen, die Ihr dann
Schritt für Schritt gemeinsam umsetzt.
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Themen in der
aktuellen Ausgabe:
Warum jeder gern
Superkräfte hätte und
wie man auch ohne sie
mutig sein kann
Helden!
Wir sind
Das Magazin für Kinder
Österreich/Luxemburg 5,70 € – Schweiz 8.90 CHF
März & April 2015 4,90 EURO
Das Magazin für
Kinder: ZEIT LEO
Projektleitung: Wiebke Prigge, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, Projektassistenz: Marlen Handayani, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Frauke König, fraukekoenig.de, Grafik: Maria Pham, annodare – Büro für Marketing und visuelle Kommunikation, annodare.de
IMPRESSUM
Internationaler Tag gegen Kinderarbeit
http://www.hanisauland.de/kalender/taggegenkinderarbeit/
Das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung
http://www.hanisauland.de/spezial/kinderrechte/kinderrechte-kapitel-7.html
Schokofair – Stoppt Kinderarbeit!
http://www.schokofair.de
Kinder gegen Kinderarbeit!
http://www.actionkidz.de/index.html
Video zur Kinderarbeit in der Welt
http://www.ilo.org/public/english/bureau/inf/wdacl/german.htm
Kinderarbeit
http://www.hanisauland.de/lexikon/k/kinderarbeit.html
http://www.robinson-im-netz.de/Info/Lexikon/Kinderarbeit/Millionen+Kinder+arbeiten.html
http://www.tivi.de/fernsehen/logo/artikel/00341/index.html
http://www.younicef.de/ausbeutungvonkindern.html
http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/menschenrechte/kinderarbeit/
Kinderarbeit
Internetseiten zum Thema:
ZEIT LEO Nr. 2/2015