Teil 3 - Workshops - Der Paritätische Berlin

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Teil 3 - Workshops - Der Paritätische Berlin
 Workshop‐ Übersicht Thema
Workshop
Übergreifende Themen
Zielgruppen
Behandlungsfelder
Workshop 1
Inhalt
Moderatoren
Raum
Infektionsschutz;Infektionsvermeidung;BehandlungvonHIV,STI,
Hepatitiden;Interferonbehandlung;TestratevonHIV,HCV
AstridLeicht, Fixpunkte.V.
NicolaLang,JVAMoabit
Substitutionsbehandlung;PsychosozialeBetreuung;
Substitutionsbehandlungund‐betreuunginHaftundnach
Haftentlassung
PsychiatrischeBehandlungsbedürftigkeit;Langzeitberatung
PsychologischeVersorgung
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Workshop 4
GesundheitsförderungfürMigrantInnen
Workshop 5
GeschlechterspezifischeGesundheitsförderung
Dr.BerndWestermann,A.I.D.,NotdienstBerline.V.
BärbelKnorr,DeutscheAids‐Hilfee.V.
SabineHirschfeld,JVATegel
Dr.AngelikaEbrecht‐Laermann,Psychologische
Psychotherapeutin
PiaAndree,JVACharlottenburg
JohannesHoldermann,JVATegel
SybillKnobloch,FreiabonementsfürGefangenee.V.
Dr.MeryamSchouler‐Ocak,Psychiatrische
UniversitätsklinikderCharitéimSt.Hedwig‐Krankenhaus
MarcusBehrens,Mann‐O‐Metere.V.
SusanneReuter,LaVidagGmbH
Workshop 6
LösungsangebotefürexterneBetreuerInnenundBedienstete
LarsBehrends,vistagGmbH
AxelWiesbrock,JVATegel
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Workshop 7
HaftvermeidungundHaftvorbereitung;ZurückstellungderStrafe
zugunstenTherapie;Substitutionsbehandlung;Ersatzfreiheitsstrafe
KarinvonRandow,TannenhofBerlin‐Brandenburge.V.
ChristianRemmert,ADVgGmbH
RobinWalborn,JVAdesOffenenVollzugsBerlin
AndreaSchulze,FreieHilfeBerline.V.
GabrieleGrote‐Kux,SenatsverwaltungfürJustizund
Verbraucherschutz
123
UrsulaGroos,DerParitätischeBerline.V.
JohannesKroll,StaatsanwaltschaftBerlin
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Dr.MarcLehmann,JustizvollzugskrankenhausBerlin
Prof.Dr.JörgPont,MedizinischeUniversitätWien
Dr.HansWolff,UniversitätsklinikenGenf
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Workshop 2
Workshop 3
Workshop 8
Workshop 9
Workshop 10
Übergangsmanagement;Entlassungsvorbereitung;Fall‐,Case‐
Management;Schnittstellenmanagement;Zielsetzungdes
gesetzlichenAuftrages;TrainingzurVermeidungvonÜberdosierung
nachHaft;ZusammenarbeitvonJustizvollzug,FreienTrägernund
VerwaltungenbeidergesundheitlichenVersorgungvonInhaftierten
RechtsnormenimZusammenhangmitVersorgungundBehandlung
derZielgruppen
ModelleeinerintegrativenVersorgung
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121
Workshops ABSTRACTS 
WORKSHOPS – Behandlungsfelder WORKSHOP 1 Infektionsschutz / Infektionsvermeidung, Behandlung von HIV, STI und Hepatitiden / Interferonbehandlung / Testrate HIV, HCV In zwei Kurzreferaten werden aktuell bestehende Möglichkeiten aber auch Grenzen der Versorgung / Angebote in den verschiedenen Systemen (JVA / niedrigschwellige Prävention & Gesundheits‐förderung) dargestellt: 1. Die medizinische Versorgung von Drogenkonsument/innen in Haft am Beispiel der Justizvollzugsanstalt Moabit. Besonders berücksichtigt werden spezifische gesundheitliche Probleme, die mit dem Konsum von Drogen assoziiert sind. 2. Angebote zur Gesundheitsförderung bei Drogenkonsument/innen mit dem Schwerpunkt Vermeidung von Infektionskrankheiten, insbesondere von HIV und HCV im niedrigschwelligen Setting. Astrid Leicht, Fixpunkt e.V. Nicola Lang, JVA Moabit WORKSHOP 2 Substitutionsbehandlung / Psychosoziale Betreuung / Fortsetzung der Substitutionsbehandlung und ‐betreuung in Haft und nach Haftentlassung Nicht mehr „Pendelverkehr“ ‐ noch nicht „Einbahnstraße“: Offensichtliche Bewegungen und offene Wünsche an der Schnittstelle Haftantritt / Haftentlassung bei der Behandlung und Betreuung von Opiatabhängigen. Schon vor 15 Jahren zeigte sich, dass auch ordnungspolitische Erwartungen an die Substitution von Heroinabhängigen in keineswegs unerheblichem Ausmaß erfüllt werden können: Nicht wenige Substituierte wurden gar nicht erneut straffällig. In anderen Fällen sanken Frequenz und Schwere von Delikten zumindest so deutlich, dass keine weiteren Haftstrafen verhängt oder vollstreckt wurden. Daneben hielt sich eine besondere Gruppe von „Pendlern“ zwischen Drinnen und Draußen. Diese ist bis heute nicht gänzlich verschwunden. Nicht zuletzt im Ergebnis integrierter Behandlungs‐ und Betreuungsmaßnahmen ist sie aber sehr stark geschrumpft. Eindeutig dominiert wird die Schnittstelle zwischen der Drogenhilfe in Freiheit und dem Justizvollzug von der Übernahme Haftentlassener durch ambulante Medizin in Kooperation mit der Drogenhilfe, z. T. auch unter Therapieauflage als Vollstreckungsalternative. Für die wohl auch künftig verbleibenden „Pendler“ wie auch für die Nicht‐Rückkehrer bedarf es im Anschluss an definitiv bereits erreichte Fortschritte weiterer Verbesserungen der gegenseitigen Kenntnis, der Kommunikation und des Schnittstellenmanagements, insbesondere was Substitution und weitere medizinische Versorgung in Verbindung mit der nötigen Betreuung betrifft. Dr. Bernd Westermann, A.I.D., Notdienst für Suchtmittelgefährdete und –abhängige Berlin e.V. WORKSHOP 3 Psychiatrische Behandlungsbedürftigkeit, Langzeitberatung, Psychologische Versorgung Thematisiert und diskutiert werden Erfahrungen mit der psychotherapeutischen Arbeit im Justizvollzug. Vorgestellt werden unterschiedliche Modelle und Arbeitsweisen im Rahmen des Psychologischen Dienstes und der Vermittlungsstelle für externe Psychotherapie der Justizvollzugsanstalt Tegel. Dabei geht es insbesondere um Fragen der Indikation (wann ist welche Art der Psychotherapie angebracht), um Probleme bei der Durchführung der Therapie, um das Verhältnis zur Institution „Strafvollzug“, um den Umgang mit der Schweigepflicht und um Probleme in und mit der Behandlung vor und nach der Entlassung aus der Haft. Angelika Ebrecht‐Laermann, Psychologische Psychotherapeutin ‐ Vermittlungsstelle für externe Psychotherapie  WORKSHOPS ‐ Zielgruppen WORKSHOP 4 Gesundheitsförderung für inhaftierte Menschen mit Migrationshintergrund: Was brauchen sie mehr oder anders, um Teilhabe und Gleichbehandlung zu erfahren? Den Ergebnissen des Mikrozensus 2010 nach sind in Deutschland 19,3 % der Gesamtbevölkerung (15,7 Mio.) Personen mit Migrationshintergrund. In Berliner Haftanstalten haben laut der aktuellen Statistik der Senatsverwaltung für Justiz 34,16 % der Inhaftierten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Es handelt sich in beiden Fällen um eine wachsende und sehr heterogene Gruppe aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten mit etablierten und über Generationen hinweg übernommenen Überlieferungen, Wertevorstellungen und Haltungen. Hinsichtlich körperlicher und seelischer Erkrankungen existieren unterschiedliche Erklärungsansätze und Behandlungs‐erwartungen. Oft können persönliche Anliegen, Ausdrucksformen und Verhalten von Migranten nicht eingeschätzt werden. Der professionelle Helfer kann sich verunsichert und überfordert fühlen, wenn das so wichtige kulturübergreifende Wissen nicht verfügbar ist. In dem Workshop wird es um kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede, den Umgang mit professionellen Kultur‐ und Sprachvermittlern und um unterschiedliche Erwartungen und Einstellungen zwischen Patient mit Migrationshintergrund und Therapeut gehen. Themen wie Depression, Suizidalität, Sucht und Traumatisierung werden Schwerpunkte darstellen. Sybill Knobloch, Freiabonnements für Gefangene ‐ Runder Tisch für ausländische Gefangene Dr. Meryam Schouler‐Ocak, Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig‐Krankenhaus WORKSHOP 5 (ENTFÄLLT) Geschlechterspezifische Gesundheitsförderung: Männergesundheit/Frauengesundheit Im Setting „Strafvollzug“ treffen wir in der Regel auf Frauen und Männer, die in dieser Gesellschaft eher am Rand stehen. Sie verfügen zumeist über weniger Einkommen als der Durschnitt und über weniger Bildung. Der Zusammenhang zwischen dieser Form der Armut und Gesundheit ist seit langem bekannt, insbesondere in Berlin gibt es regelmäßig einen Kongress zum Thema „Armut und Gesundheit“. Dabei sind Männer und Frauen unterschiedlich krank, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Ebenso äußern sich bestimmte Krankheitsbilder bei Frauen und Männern anders (so z.B. Herzinfarkt oder eine Depression). Auch im Umgang mit Krankheiten gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Für inhaftierte Frauen sei der spezielle Bereich rund um Schwangerschaft und Geburt erwähnt, der für die Haftanstalten eine besondere Anforderung darstellt. Wie kann nun eine geschlechterspezifische Gesundheitsförderung in Haft aussehen? Haben die Inhaftierten im Strafvollzug überhaupt Interesse, sich mit dem Thema zu beschäftigen? Wie kann das Thema im Vollzug eingebunden sein und welche Vorteile bietet diese Herangehensweise? Kann der geschlechterspezifisch geschärfte Blick das Verständnis für und den Umgang mit den Inhaftierten erleichtern? Marcus Behrens, Mann‐O‐Meter e.V. Susanne Reuter, La Vida gGmbH WORKSHOP 6 Akzeptanz und Belastungen: Lösungsangebote für BetreuerInnen / externe Betreuung als Störfaktor der Abläufe in der JVA Mit der Behandlung und Betreuung inhaftierter Menschen sind viele Personen betraut. Einige arbeiten innerhalb des Vollzugsystems, andere kommen von außen. Die Arbeit des jeweils Anderen unterscheidet sich: Andere Aufträge, andere Haltungen, vielleicht sogar andere Menschenbilder als Grundlage des jeweiligen Handelns – Ausdruck eines Kulturkonfliktes? Zugleich muss der Strafvollzug als traditionell geschlossenes System verstärkt die Fachlichkeit externer Anbieter für die Erledigung seiner Aufgaben nutzen. In diesem Workshop werden wir uns mit Bedingungen einer Kultur des Verstehens beschäftigen. Dabei werden uns folgende Fragen begleiten: Wie wird meine eigene Arbeit gesehen? Was weiß ich vom Tun des Anderen? Was ist die eigene Rolle innerhalb dieses Systems? Ergänzen wir uns oder stehen wir uns im Weg? Verfolgen wir ähnliche Ziele? Vielleicht gelingt es hierüber Bedingungen zu nennen, Mauern der Kommunikation zwischen drinnen und draußen zu überwinden. Insofern richtet sich dieser Workshop an all jene interne und externe Fachkräfte, die innerhalb des Systems Strafvollzug mit Inhaftierten arbeiten, also Justizvollzugsbeamte, Gruppenleiter, Mitarbeiter freier Träger … Lars Behrends, vista gGmbH Axel Wiesbrock, JVA Tegel  WORKSHOPS – Übergreifende Themen WORKSHOP 7 Haftvermeidung und Haftvorbereitung: Was sollte bis Haftantritt geklärt sein? Was wird von den externen Projekten erwartet? Unter welchen Bedingungen kann Haft vermieden werden? Zurückstellung der Strafe zugunsten Therapie, Substitutionsbehandlung, Ersatzfreiheitsstrafe Ist Haftvermeidung eine ausreichende Therapiemotivation? Die Ergebnisse und Erfahrungen in der Fachklinik lassen ein entschiedenes „Jein“ als Antwort zu. Den Teilnehmern werden ein paar Daten zu Abschlussquoten und Behandlungserfolgen vorgestellt, die belegen, dass eine Auflage gemäß § 35 BtmG die Wahrscheinlichkeit, eine Behandlung abzuschließen, eher erhöht. Dem gegenüber werden Aussagen von Patienten und Mitarbeitern der Fachklinik F42 in Trägerschaft der ADV gGmbH präsentiert, die eine differenzierte Betrachtung erlauben und die Veränderbarkeit von Motivationen im therapeutischen Prozess aufzeigen. Christian Remmert, ADV gGmbH Ist Haftvermeidung eine ausreichende Therapiemotivation? Häufig steht bei Haftvermeidung und Zurückstellung der Strafe im Kontext einer Rehabilitation für Abhängigkeitserkrankte die Frage der Motivation im Vordergrund. Entscheidend sind neben der Frage der Fremdmotivation für den Verlauf aber auch die Folgen einer „Gefängnissozialisation“ mit der Herausbildung von therapiehinderlichen Normen und Regeln des Zusammenlebens, der „Knastkoller“ bzw. das Gefühl verpasstes nachholen zu wollen und seine Freiheit zu leben, ein auf Stärke, Gewalt und Aggressivität beruhendes (Selbst)Bild von Männlichkeit, in der Haft als Opfer und Täter erlittene Traumatisierungen, die eigene „Ungeheuerlichkeit“ und die Schwierigkeit darüber sprechen zu können, etc. In der Rehabilitation, insbesondere im THBB Sucht‐Therapiezentrum „Die Pfalzburger“, als Einrichtung mitten in der Stadt, sind diese Faktoren unbedingt zu berücksichtigen. Häufig werden sie mit der Frage der Eigenmotivation verwechselt und sind dann nicht zu handhaben. Karin von Randow, Tannenhof Berlin‐Brandenburg e.V. Chance nutzen, die Freiheitsstrafe(n) im offenen Vollzug zu verbüßen. Wie sich der Verurteilte u. a. vorbereiten sollte und was seine Chancen für eine Aufnahme im Offenen Vollzug im Rahmen der Eignungsprüfung erhöht.  Ladung zum Strafantritt folgen  Wichtige Unterlagen beschaffen und mitbringen (u. a. Substitutionsbescheinigung)  Ggf. Beigebrauch einstellen  Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Behandlung aufbringen (bspw. Gespräche mit Drogenberatung im Rahmen von Vollzugslockerungen aufnehmen/fortsetzen). Robin Walborn, JVA des Offenen Vollzuges Berlin WORKSHOP 8 Übergangsmanagement / Entlassungsvorbereitung / CaseManagement / Schnittstellen‐management / Zielsetzung / gesetzlicher Auftrag / Training zur Vermeidung von Überdosierung nach Haft / Zusammenarbeit Justizvollzug, Freie Träger und Verwaltungen bei der gesundheitlichen Versorgung Inhaftierter Nicht nur in Berlin, sondern deutschlandweit, sind für die Resozialisierung bzw. die Wiedereingliederung inhaftierter Menschen traditionell mehrere Institutionen zuständig. Deren Zuständigkeiten greifen bis dato (noch) nicht systematisch und planvoll ineinander, sondern sind häufig ohne Verbindung nacheinander gestaffelt. Das heißt, die eine Stelle ist bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zuständig und die andere ab einem bestimmten Zeitpunkt. Genau hier liegt das größte Problem. Die zeitlich beschränkte Zuständigkeit verhindert den Blick für ganzheitliche Lösungen, sie führt zu erheblichen Reibungsverlusten bei der Integrationsplanung. Jede noch so gut gemeinte und geplante Maßnahme im Vollzug verpufft, wenn es nicht gelingt, die Übergänge innerhalb der Mauern und den besonders sensiblen Spagat zwischen „Drinnen“ und „Draußen“ zum Ende der Haftzeit hin, reibungsfrei aufeinander abzustimmen und in verlässlich geregelter Kooperation zwischen allen Beteiligten zu gestalten. Grundvoraussetzung dafür ist die Anerkennung der Tatsache, dass die Wiedereingliederung straffälliger Menschen eine Gemeinschaftsaufgabe vieler Institutionen und Einrichtungen und letztlich auch der Gesellschaft ist, denn in deren Mitte kehren die allermeisten Inhaftierten früher oder später als Partnerin/Partner, Mutter/Vater, Nachbar/Nachbarin, Arbeitskollegin/ Arbeitskollege, Freundin/Freund, Sportkameradin/Sportkamerad, zurück. Es ist somit in unser aller Interesse, dass sie bestmöglich darauf vorbereitet sind und in Freiheit auf Hilfe‐ und Kontrollstrukturen treffen, die miteinander verzahnt und nicht voneinander abgegrenzt sind. Die Chancen für eine gelingende Integration Haftentlassener sind in erheblichem Maße davon abhängig, dass vollzugliche und außervollzugliche Hilfesysteme sowie eingeleitete bzw. einzuleitende Maßnahmen bestmöglich aufeinander abgestimmt sind. Hierzu sind transparente und kohärente Strukturen, der sinnstiftende Einsatz ressort‐ und fachübergreifender Kompetenzen sowie ein stabiler Mittelpool, in den sich alle Verwaltungen entsprechend ihrer fachlichen Verantwortung einbringen, und die Vernetzung aller am Integrationsprozess von Haftentlassenen Beteiligter notwendig. Sowohl im skandinavischen als auch im angelsächsischen Raum gibt es gute Erfahrungen mit diesem ganzheitlichen systemischen Ansatz, der auch für den Berliner Bedarf hinreichend geeignete Lösungsansätze bietet. Welche das sein könnten, soll im Workshop näher betrachtet werden. Gabriele Grote‐Kux, Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz WORKSHOP 9 Rechtsnormen im Zusammenhang mit Versorgung und Behandlung der Zielgruppen/§35 BtmG/ Sozialgesetzgebung/Gnadenrecht etc. Welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen für kranke Straffällige (psychische Erkrankung, Drogen‐ oder Alkoholabhängigkeit, etc.), den Haftantritt zu Gunsten einer Gesundheitsbehandlung aufschieben, die Vollstreckung der Haft unterbrechen oder aussetzen zu lassen? Was macht die Anträge (z.B. gemäß §§ 455, 456 StPO, § 35 BtMG) erfolgreich? Woran scheitern sie? Wie damit umgehen? Was daraus lernen? Wenn die gesetzlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind, besteht die Möglichkeit, die o.g. Ziele mit einem Gnadenantrag zu erreichen. Was macht die Anträge erfolgreich? Woran scheitern sie? Wie damit umgehen? Was daraus lernen? Johannes Kroll, Vollstreckungsabteilung der Staatsanwaltschaft Berlin Ursula Groos, Referat Straffälligen‐ und Opferhilfe, Der Paritätische Berlin e.V. ‐ Mitglied im Gnadenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses WORKSHOP 10 Modelle einer integrativen Versorgung (Medizin und ………): Chancen innovativer Prävention und Gesundheitsförderung unter Haftbedingungen / Qualitätsstandards vs. gedeckeltes Budget Im Workshop werden Modelle einer integrativen Versorgung konkreter vorgestellt: Medizin in Haft und Betreuung vor, während und nach der Haft ‐ "throughcare" und "aftercare". Integration mit den Gesundheitsdiensten des Landes/Staates. Was können wir uns von Modellen im Ausland abschauen? Ebenso wollen wir über Möglichkeiten innovativer Prävention und Gesundheitsförderung unter Haftbedingungen diskutieren und dem Gegensatz von Qualitätsstandards vs. gedeckeltes Budget hinterfragen. Vorstellungsrunde. Kurzvortrag 1: Möglichkeiten der Haft als Situation ganzheitlicher medizinischer Versorgung bei häufig mehrfach Erkrankten mit häufig eingeschränktem Kontakt zum Gesundheitssystem, Erfahrungen aus Österreich Kurzvortrag 2: Schwierigkeiten der Versorgung in Haft, limitierte Ressourcen, fehlende Qualitäts‐standards, Interaktionen zwischen den Beteiligten im Dreiecksverhältnis Patient / Gefangener – Med. Team / Behandler – Vollzugspersonal / Gefängnis, oder alles nur Klagen ohne Leiden? Erfahrungen aus der Schweiz Diskussion folgender Fragen: Wie kann das skizzierte Spannungsfeld aufgelöst werden, die Beteiligten zielgerichtet zusammen‐wirken? Wer kennt Beispiele guter Praxis die funktionieren und sich ausweiten lassen? Medizin für Gefangene (prisoners' doctor) und Medizin für das Gefängnis (prison's doctor). Integration oder besser Trennung dieser Aufgaben? Welche konkreten Handlungsansätze gibt es? Dr. Marc Lehmann, Justizvollzugskrankenhaus Berlin Prof. Dr. Jörg Pont, Medizinische Universität Berlin Dr. Hans Wolff, Universitätskliniken Genf Workshop 1
Infektionsschutz / Infektionsvermeidung / Behandlung von HIV, STI und Hepatitiden/ Interferonbehandlung/ Testrate HIV, HCV Astrid Leicht, Fixpunkt e.V. Nicola Lang, JVA Moabit Workshop 1‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 1. Angebote zur Begleitung zu stationären Therapien und Organisation von Jobcenter und Krankenkassen nach Entlassung 2. Systematische Förderung hygienischen Alltagsverhaltens 3. Standards zu Arbeits‐ und Freizeitbeschränkung in verschiedenen Regionen („Jeder schützt sich selbst“)
Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Überleitung von drinnen nach draußen (medizinische Behandlung, stationäre Therapie) 2. Hygiene und Körperbewusstsein fördern Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Was tun mit Menschen ohne Krankenversicherungsanspruch nach Entlassung 2. Stadt‐ Fläche‐ Unterschiede: In Brandenburg fehlen z.B. Träger, die in Haft arbeiten 3. Beschäftigungsbeschränkungen in Arbeit und Freizeit für HIV/ HCV Infizierte Astrid Leicht, Fixpunkt e. V. Workshop 2
Substitutionsbehandlung / Psychosoziale Betreuung / Fortsetzung der Substitutions‐
behandlung und ‐betreuung in Haft und nach Haftentlassung Dr. Bernd Westermann, A.I.D., Notdienst Berlin e.V. Bärbel Knorr, Deutsche Aids‐Hilfe e.V. Sabine Hirschfeld, JVA Tegel Workshop 2‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 1. Mehr Kommunikation niedergelassener Ärzte und medizinischem Dienst 2. Ausbau des Netzwerks PSB (drinnen/ draußen) 3. Substitutionsausweise regelmäßig draußen aktualisieren 4. Veränderung Ladungsbescheid mit Zusatzinfo zu medizinischen Versorgung/ benötigte Unterlagen Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Chancen der Haftvorbereitung fraglich 2. Einstellung der Substitution, wenn Substitutionsziel fraglich 3. Warum wollen (viele, 30j.) Gefangene nicht in die Substitution (Angst vor Stigmatisierung, Lockerung, Arbeit) Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Wie kann Haftvorbereitung verbessert werden 2. Kamen nicht mehr zum Thema Entlassung und Entlassungsvorbereitung 3. Wie kann Absicherung an Wochenenden erreicht werden (wenn Inhaftierung am Wochenende) Dr. Bernd Westermann, A.I.D., Notdienst Berlin e.V. Workshop 3
Psychiatrische Behandlungsbedürftigkeit / Langzeitberatung / Psychologische Versorgung Angelika Ebrecht‐Laermann, Psych. Psychotherapeutin Pia Andree, JVA Charlottenburg Johannes Holdermann, JVA Tegel Workshop 3‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 1. Mehr Möglichkeiten schaffen, um individuelle Motivationsarbeit leisten zu können 2. Schutz der Vertraulichkeit auch in Anbetracht neuer gesetzlicher Bestimmungen (Patientenschutzgesetz) 3. Schaffung von Übergangsstrukturen und Netzwerken, Pool geeigneter Therapeuten Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Haft als Chance und Motivierungsprozess zur Veränderung 2. Therapie im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Misstrauen 3. Strukturverlust beim Übergang zur Entlassung Pia Andree, JVA Charlottenburg Workshop 4
Gesundheitsförderung für inhaftierte Menschen mit Migrationshintergrund: Was brauchen sie mehr/anders, um Teilhabe und Gleichbehand‐
lung zu erfahren? Sybill Knobloch, Freiabonnements für Gefangene e.V. Dr. Meryam Schouler‐Ocak, Psychiatrische Universitätsklinik der Charité Workshop 4‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 4. Interkulturelle Kompetenzschulungen für Mitarbeiter 5. Vernetzung von Professionelle untereinander (Gesundheit‐ und Suchthilfesysteme) mehr nutzen 6. Vernetzung mit migrantenvereinen (mehr Förderung durch den Staat + mehr Dolmetschereinsätze) Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 4. Interkulturelle Kommunikation (Finanzierung qualifizierter Dolmetscher oder Sprach‐/ Kulturvermittler) 5. Öffnung der Communities für Suchthilfesystem; Öffnung für das Thema Delinquenz 6. Interkulturelle Öffnung Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Statistische Daten‐ Lücken 2. Transparenz und Informationsvermittlung für Gefangene mit Migrationshintergrund 3. Patienten/ Gefangenen‐Fürsprecher; Beschwerdemanagement für das Gesundheitssystem Sybill Knobloch, Freiabonnements für Gefangene e.V. Nichtdeutsche und Deutsche insgesamt im Berliner Vollzug am 31.12.2011 NationalitätennachGrößeimVollzugundinderBevölkerung
am31.12.2011/31.12.2010
ÄrzteundPflegepersonalMärz2012
50
42
40
30
25,8
Krankenpflege
Ärzte
20
14
13,7
11,6
10
6
4
3
1
1
1
1
0
JVA Moabit
JVA Tegel
JVA Charlottenburg
JVA Plötzensee
JSA
JVA für Frauen
OVB
Workshop 6
Akzeptanz und Belastungen: Lösungsangebote für BetreuerInnen / externe Betreuung als Störfaktor der Abläufe in der JVA Lars Behrends, vista gGmbH Axel Wiesbrock, JVA Tegel Workshop 6‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 1. Erarbeitung gemeinsamer Standards 2. Informationsaustausch, z.B. durch gemeinsame Fortbildungen (Wertschätzung) 3. Ökonomische Sicherung laufender Projekte Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Gemeinsamer Auftrag (Differenz als Chance) 2. Kommunikation 3. Transparenz Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Mehr Qualität für weniger Geld 2. Unterschiedliche Ideologien und unterschiedlicher Zugang zu den Klienten 3. Wir sind die Guten (Rollenbeschreibung führt zu Vorurteilen) Workshop 7
Haftvermeidung und Haftvorbereitung: Was sollte bis Haftantritt geklärt sein? Was wird von den externen Projekten erwartet? Unter welchen Bedingungen kann Haft vermieden werden? Zurückstellung der Strafe zugunsten Therapie, Substitutionsbehandlung, Ersatzfreiheitsstrafe Karin von Randow, Tannenhof Berlin‐Brandenburg e.V. Christian Remmert, ADV gGmbH Robin Walborn, JVA des Offenen Vollzuges Berlin Christian Remmert, ADV gGmbH Workshop 8
Übergangsmanagement / Entlassungsvorbereitung / CaseManagement / Schnittstellenmanagement / Ziel‐
setzung / gesetzlicher Auftrag / Training zur Vermeidung von Überdosierung nach Haft / Zusammenarbeit Justizvollzug, Freie Träger und Verwaltungen bei der gesundheitlichen Versorgung Inhaftierter Andrea Schulze, Freie Hilfe Berlin e.V. Gabriele Grote‐Kux, Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Workshop 8‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 4. Lockerung 5. Eingliederungshilfe in Bezirken 6. Ganzheitlicher/ Systematischer Ansatz Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Verzahnung beteiligter Institutionen/ Träger usw. (keine Lücken, keine Doppellungen) 2. Eine zentrale Zugangsstelle Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Inhaltliche Differenzen bei verschiedenen Institutionen: unklar, was gegenüber erwartet 2. Wohnungskontingent 3. Zuständigkeiten Gabriele Grote‐Kux, Senatsverwaltung f. Justiz u. Verbraucherschutz Workshop 9
Rechtsnormen im Zusammenhang mit Versorgung und Behandlung der Zielgruppen/§35 BtmG/ Sozialgesetze / Gnadenrecht etc. Johannes Kroll, Staatsanwaltschaft Berlin Ursula Groos, Paritätischer Wohlfahrtverband Berlin Workshop 9‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 1. Zusammenarbeit zwischen Freien Trägern und Staatsanwaltschaft zur Beschleunigung des §35er Verfahrens 2. Kommunikation zwischen Freien Trägern und JVA zu Fragen der Therapieeignung und Motivation 3. Staatsanwaltschaft soll Haltung zum §35er überdenken Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: 1. Praktische Anwendung des § 35 BtMG 2. Schnittstellen zum Gnadenrecht Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Widerspruch: Grenze der Therapiearbeit 2. Offene Frage: §35 auch für Alkohol und sonstige Erkrankungen (Politik) 3. Auswirkungen des Hafturteils zur Umstellung der Vollstreckungs‐Reihenfolge entgegenwirken
Workshop 9 ‐ Gruppenarbeit  §35 Alkohol  Gnadenrecht  Psychische Erkrankungen  Schweigepflicht  Übergangsmanagement  Multiple Problematiken  Umstellung der Vollstreckungsreihenfolge  Externe psychologische Behandlung  Landesgesetzgebung  Einstellungen der Justiz  Saubere Urinkontrolle  Entscheidungsgrundlage  Mögliche Beschleunigung  Beschwerden Ursula Groos, Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin und Johannes Kroll, Staatsanwaltschaft Berlin Workshop 10
Modelle einer integrativen Versorgung (Medizin und ………): Chancen innovativer Prävention und Gesundheitsförderung unter Haftbedingungen / Qualitätsstandards vs. gedeckeltes Budget Dr. Marc Lehmann, Justizvollzugskrankenhaus Berlin Prof. Dr. Jörg Pont, Medizinische Universität Wien Dr. Hans Wolff, Universitätskliniken Genf
Workshop 10‐ DIE 3 WICHTIGSTEN… Die 3 wichtigsten Empfehlungen aus der Praxis‐ für die Praxis 4. Chancen aus den laufenden Gesetzgebungsverfahren sind zu nutzen 5. Uneingeschränkter kostenloser Zugang zu medizinischer Versorgung und Gesundheitsförderung 6. Vermeidung der beruflichen Isolation der Anstaltsärzte und des medizinischen Personals Die 3 wichtigsten gemeinsamen Themen: Die drei wichtigsten offenen Fragen/ Widersprüche/ Informationen 1. Wie viel Eigenverantwortung hat der Gefangene zu haben? 2. Wie reduzieren wir die Medizinalisierung von Problemen? 3. Spannungsfeld krank, kriminell und Therapie der Gefährlichkeit versus sonstige therapeutische Eingriffe 1. Es gibt duale Loyalitäten i m der Gefängnismedizin und dieser ist angemessen zu begegnen und das Problem zu reduzieren 2. Es muss einen Prozess von Gefangenenfürsorge zur Versorgung und Förderung geben 3. Medizinische Schweigepflicht muss im besonderen Maß geschult werden Prof. Dr. Jörg Pont, Medizinische Universität Wien Dr. Hans Wolff, Universitätskliniken Genf Struktur Prävention