Vortragsabstract: Psychologische Diagnostik bei chronischen
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Vortragsabstract: Psychologische Diagnostik bei chronischen
Psychologische Diagnostik bei chronischen Erkrankungen als Ausgangspunkt der Behandlungsplanung Bei chronischen somatischen Erkrankungen wird das biopsychosoziale Krankheitsmodell heute als selbstverständlicher Ausgangspunkt einer komplexen Behandlungsstrategie angesehen. Deshalb spielt die psychologische Diagnostik eine bedeutende Rolle bei der Erfassung verschiedener Ebenen der Krankheitsbewältigung. Die Darstellung folgt der schematischen Übersicht von Noeker, der sich im deutschsprachigen Raum intensiv mit der Thematik beschäftigt hat. Noeker hat verschiedene Ebenen der psychologischen Diagnostik unterschieden, um eine Reihe von Einflussfaktoren für die Krankheitsbewältigung und das Gesundheitsverhalten zu erfassen. Dabei wird unterschieden zwischen spezifischen Prozessen der Krankheitsverarbeitung und der allgemeinen von der speziellen Krankheit unabhängigen sozialen und emotionalen Entwicklung und psychischen Stabilität eines Kindes und Jugendlichen. Der Krankheitsverlauf führt zu spezifischen psychosozialen Belastungen, für die Erkrankung müssen vom Kind oder Jugendlichen bestimmte Behandlungsstrategien und Anforderungen akzeptiert werden und der Patient muss mit umschriebenen Beschwerden und Schmerzen, aber auch Ängsten und Sorgen im Kontext des Krankheitsverlaufs umgehen. Im Vortrag werden diagnostische Instrumente veranschaulicht, die im deutschsprachigen Raum zur Verfügung stehen. Klinische Verfahren können dabei sich widersprechende Informationen liefern, deren Bedeutung im Weiteren zu klären ist. Ein nicht auffälliger Befund in einem Fragebogen zur sozialen und emotionalen belegt nicht, dass die Krankheitsverarbeitung unkompliziert verläuft. Umgekehrt können auffällige klinische Befunde sowohl auf spezifische Anpassungsstörungen im Zusammenhang mit der chronischen Krankheit zurückgehen als auch einen Hinweis auf eine emotionale Störung oder psychische Instabilität unabhängig von der chronischen Erkrankung ergeben. Anhand von Fallbeispielen werden die spezifischen Fragestellungen diskutiert, die sich aus dem Verlauf einer chronischen Erkrankung ergeben, zudem erörtert welche diagnostischen Verfahren eingesetzt werden können und welche Schlußfolgerungen sich daraus für die psychologische Beratung und die psychotherapeutische Behandlung des Kindes ergeben. Die Zuverlässigkeit in der Umsetzung des medizinischen Behandlungsprogramms liegt bei Kindern und Jugendlichen häufig unter 50 % und ist wahrscheinlich die wichtigste Ursache für das Misslingen einer Behandlung. Insofern sind Wege zur Stabilisierung des Gesundheitsverhaltens ein wesentlicher Bestandteil für ein erfolgreiches Behandlungsregime. Literaturhinweise: Noeker, M. Psychologische Diagnostik bei chronischer Erkrankung, Monatsschrift für Kinderheilkunde, 2006, 154, S. 326-337 Quittner, A.L. et al, Evidence-based Assessment of Adherence to Medical Treatments in Pediatric Psychology, Journal of Pediatric. Psychology, (2008) 33 (9): 916-936.