BUNDESPOLIZEI kompakt, Ausgabe 5/2012

Transcrição

BUNDESPOLIZEI kompakt, Ausgabe 5/2012
Zeitschrift der Bundespolizei
ISSN 2190-6718
39. Jahrgang
5-2012
25 Jahre
Frauen in der
Bundespolizei
In- & Ausland
40 Jahre GSG 9
der Bundespolizei
Seite 12
Personal & Haushalt
Plötzlich Ruhestand – Ein Ratgeber
Seite 35
Sport & Gesundheit
Richtig helfen – nur wie?
Seite 46
| 5-2012
Inhalt
Das Grenzüberschreitende Polizeiteam – GPT
Kriminalitätsbekämpfung über Grenzen hinweg. Ein deutsch-niederländisches Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter.
Die Bundespolizei –
immer noch ein
attraktiver Arbeitgeber?
kompakt im Gespräch mit dem Leiter
des Dezernats 4, bei der Bundespolizeiakademie für Nachwuchsgewinnung und Einstellungsberatung.
Bundespolizei See:
Schiffstyp P 66
Fast zehn Jahre ist es mittlerweile her,
dass die Schiffsflotte der Bundespolizei „verjüngt“ worden ist – und der
Erfolg kann sich sehen lassen.
Seite 21
Seite 26
Seite 49
Interview
Dr. Dieter Romann, Präsident des
Bundespolizeipräsidiums . . . . . . 4
Personal & Haushalt
Die Bundespolizei – immer noch
ein attraktiver Arbeitgeber? . . . . 26
5 Fragen an ... . . . . . . . . . . . . 29
LOB – Was ist das
und was bringt es? . . . . . . . . . . 30
Damals: Wie die Frauen zum
Grenzschutz kamen . . . . . . . . . 32
„Zeitzeugen“ gesucht! . . . . . . . 34
Ratgeber zum Ruhestand . . . . . 35
Recht & Wissen
Interview mit der
Gleichstellungsbeauftragten der
Bundespolizeiakademie . . . . . . 42
50 Years in Oerlenbach . . . . . . 44
Titelthema
Wo genau liegt Heimerzheim? . . 6
Kommentar: Frauenpower
in der Bundespolizei . . . . . . . . 11
In- & Ausland
40 Jahre GSG 9 . . . . . . . . . . .
2 Generationen – 4 Fragen . . .
Außenansicht . . . . . . . . . . . . .
Das Grenzüberschreitende
Polizeiteam – GPT . . . . . . . . . .
Identifikation von Attentätern . . .
12
18
20
21
23
Portrait
Katja Remmel,
Einsatztrainerin . . . . . . . . . . . . 40
Sport & Gesundheit
Richtig helfen – nur wie? . . . . . 46
Technik & Logistik
Schiffstyp P 66 . . . . . . . . . . . . 49
Leserbriefe
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Zu guter Letzt
Happy Birthday
Munich International Airport . . . 54
| 5-2012
Impressum
3
Herausgeber
Bundespolizeipräsidium
Redaktion
Ivo Priebe (V.i.S.d.P.)
Anja Voss, Frank Borchert, Daniel Nedwed,
Marcus Bindermann, Torsten Tiedemann,
Thomas Borowik, Christian Altenhofen,
Rudolf Höser, Kurt Lachnit, Ulrike Wulf,
Nathalie Lumpé, Ines Rabe,
Daniela Scholz, Kati Frost
Anschrift
Heinrich-Mann-Allee 103
14473 Potsdam
Telefon
0331/97 997-9405, -9407
Telefax
0331/97 997-9411
E-Mail
[email protected]
Layout & Satz
Fachinformations- und Medienstelle
der Bundespolizei
Druck
Bonifatius GmbH
Paderborn
Auflage
11 600
Erscheinung:
6-mal jährlich
Wir danken allen Autoren für die in dieser
Ausgabe veröffentlichten Beiträge.
Für den Inhalt der Beiträge sind
grundsätzlich die Autoren verantwortlich.
Die Redaktion behält sich das Recht der
Kürzung und Änderung von Beiträgen vor.
In den Artikeln der
wird aus
Formulierungsgründen grundsätzlich nur
die männliche Form verwendet, alle
Ausführungen beziehen sich jedoch
gleichermaßen auch auf Frauen.
kompakt
Redaktionsschluss
für die Ausgabe 6-2012
17. Oktober 2012
Titelbild:
Fachinformations- und Medienstelle
der Bundespolizei
Liebe Leserinnen und Leser,
bezeichnet man die Ereignisse
rund um die Bundespolizei in den
letzten Wochen und Monaten lediglich
als dynamisch, so ist das wahrscheinlich untertrieben. Gerüchte, Spekulationen und sowohl negative als auch
positive Berichterstattungen wechselten einander ab. Und dabei stand
die Bundespolizei nicht nur medial im
Fokus.
Für mich kam dabei oft zu kurz,
dass getreu dem Grundsatz „Richtschnur ist der Auftrag!“ die Bundespolizei dennoch zu jeder Zeit und
vollumfänglich ihren gesetzlichen
Verpflichtungen nachkam.
Die Spekulationen sind nun, zumindest was die personelle Änderung
der Führungsspitze im Bundespolizeipräsidium betrifft, Vergangenheit. Es
besteht demnach kein Grund mehr,
nicht optimistisch in die Zukunft zu
schauen. Deshalb freue ich mich
besonders, dass sich der neue Präsident des Bundespolizeipräsidiums,
Dr. Dieter Romann, auf Anfrage der
Redaktion sofort zu einem Interview
bereit erklärt hat.
Doch nun möchte ich mich Ihnen
widmen, meine sehr verehrten Leserinnen.
Das Titelthema ist allein Ihnen
gewidmet. Schließlich feiern wir in
diesen Tagen das 25-jährige Jubilä-
um von Vollzugsbeamtinnen in der
Bundespolizei. Die Lebensälteren
unter Ihnen werden in dieser Ausgabe sicherlich die eine oder andere
Anekdote wiederfinden. Die Lebensjüngeren können bestimmt hier und
da über Erzählungen vom Beginn der
Ära uniformierter Mitarbeiterinnen
schmunzeln.
Zum Glück ist nach nunmehr über
zwei Jahrzehnten gemeinsamer
Aufgabenwahrnehmung von Frauen
und Männern der weibliche Beitrag
zur Sicherheit unseres Landes eine
Selbstverständlichkeit. Jedoch wird
in diesem Zusammenhang zukünftig
beispielsweise noch über den Anteil
weiblicher Führungskräfte zu diskutieren sein.
Noch „älter“ als unsere Frauen
wurde in diesen Tagen die GSG 9. Ihr
Gründungsdatum jährt sich zum 40.
Mal! Auch hier freuen wir uns über
ein Interview mit dem ersten und dem
jetzigen Kommandeur der Gruppe.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen
beim Lesen. Sie werden feststellen,
dass wir mit dieser Ausgabe – im
Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie
der Bundesregierung – eine weitere
Papiervariante testen, da uns die letzte noch nicht überzeugt hat.
Ihr Ivo Priebe
Redaktion Bundespolizei
kompakt
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Dr. Dieter Romann
im Interview
4
kompakt-Chefredakteur Ivo Priebe sprach mit dem neuen
Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums über wichtige
Stationen in seinem Leben, die ersten Tage im Amt, über
Wahrhaftigkeit und die Zukunft der Bundespolizei.
kompakt
: Herr Dr. Romann, seit
einigen Wochen sind Sie nun Präsident des Bundespolizeipräsidiums.
Auf welche wichtigen Stationen Ihres
Lebens blicken Sie heute zurück?
Dr. Romann: Mit Bezug zur Polizei:
Ich war etwa acht oder neun Jahre
alt, als ich mein erstes Zusammentreffen mit dem Bundesgrenzschutz
hatte. Mein Vater war damals Leiter
der Grenzschutzdirektion. An seiner
Hand durfte ich damals einen für mich
riesigen und lauten Hubschrauber
des Bundesgrenzschutzes anfassen.
Seit diesem Tag habe ich so eine Art
„platonische Liebesbeziehung“ zum
Bundesgrenzschutz bzw. zur heutigen
Bundespolizei entwickelt. Dass sich
der Kreis nach fast 20 Jahren im Bundesministerium des Innern schließt, ist
reiner Zufall. Daneben waren meine
Leidenschaft zum Sport, die Zeit bei
der Bundeswehr, mein Studium und
meine 20-jährige Amtszeit im Ministerium, wovon ich zwölf Jahre lang in der
Abteilung „Bundesgrenzschutz/Bundespolizei“ tätig war, weitere wichtige
Stationen.
Mit Bezug zu meinem Privatleben:
Die jahrzehntelange „Konfliktforschung“ mit meiner Frau!
kompakt
: Wie haben Sie die ersten Tage in Ihrem neuen Amt erlebt?
Dr. Romann: Kennen Sie das Buch
„In Stahlgewittern“ von Ernst Jünger?
Der Begriff „Stahlgewitter“ ist zwar
militärisch geprägt, trifft es aber ganz
gut. Deshalb: „Stahlgewitter“ – schon
vor Amtsantritt. Und dann folgte mit
dem Tod von Randolf Virnich unmittelbar der schwierigste dienstliche Gang
meines Lebens … Dennoch gab es
aber auch schöne Momente. Ich traf
auf viele mir sehr gut und sehr lange
bekannte Gesichter hier in Potsdam
und in den Direktionen, die mich
respektvoll und freundlich aufgenommen haben. Dennoch spüre ich die
schwere Bürde des Amtes. Natürlich
hätte ich dieses Amt nicht annehmen
müssen, aber meine Frau trägt diese
Entscheidung mit, auch weil sie weiß,
wie sehr ich an der Bundespolizei
hänge.
kompakt
: In der Rede anlässlich
Ihrer Amteinsführung baten Sie die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darum, mit „[ihrer] Meinung nicht hinter
dem Berg zu halten“ und eine gesunde Fehlerkultur zu leben. Sind das für
Sie ganz persönlich wichtige Werte?
Dr. Romann: Ich hatte vor meinem
Amtsantritt eine Woche Zeit, mir zu
überlegen, was ich sagen werde.
Offenheit, Ehrlichkeit und eine positive
Beratungs- und Fehlerkultur sind für
mich, vor allem in der Arbeitswelt,
die Persönlichkeitswerte. Wer mich
kennt, weiß, dass ich genau zu diesem
Thema, dem Remonstrationsrecht
und der Remonstrationspflicht im
Beamtenrecht, promoviert habe. Die
Wahrhaftigkeit und der Umgang damit
ist im Leben eines jeden Menschen
einer der wichtigsten Punkte, wenn
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nicht sogar der wichtigste Punkt. Und
da ich voraussichtlich drei Viertel
meines Lebens im Dienst verbringen
werde, erhoffe ich von jedem Mitarbeiter, dass er wahrhaftig ist und, soweit
erforderlich, mich auch gegenteilig berät. Unsere gemeinsame Kommunikation erfolgt dabei auf dem Dienstweg
und nicht durch Flucht in die Medien.
kompakt: Ein Wort zu Ihrem Vor-
gänger! Woran möchten Sie anknüpfen, was möchten Sie ändern?
Dr. Romann: Ich kenne Matthias Seeger seit über 15 Jahren. Wir
haben uns vor dem Amtswechsel gut
verstanden und wir verstehen uns
nach dem Amtswechsel genauso gut.
Eventuelle Veränderungsprozesse
ergeben sich nur aus der Sache.
kompakt: Wie sehen Sie die Bun-
despolizei in der Zukunft?
Dr. Romann: Die Bundesspolizei
ist der stabilste Faktor der inneren
Sicherheit in der Bundesrepublik
Deutschland. Das muss sie auch weiterhin bleiben, und zwar im kooperativen Konzert mit allen anderen Sicherheitsbehörden der Länder und des
Bundes! Die großen Zukunftsthemen
im Bereich der inneren Sicherheit sind
im Zweifel nicht ohne, sondern nur
mit der Bundespolizei zu lösen. Die
Geschichte der Bundespolizei ist seit
eh und je eng mit der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland verbunden. Demnach wird die Zukunft der
Bundespolizei entscheidend von der
Sicherheitslage und der Entwicklung
unseres Landes abhängen.
Hierbei wird die Sicherheitslage
meiner Auffassung nach entscheidend von der weiteren Entwicklung im
Zusammenhang mit der Bedrohung
durch den internationalen islamistischen Terrorismus und der illegalen
Migration beeinflusst. Hierauf sollten
wir uns langfristig einstellen.
kompakt
: Abschließend noch eine
private Frage: Wie laden Sie nach
einem langen Arbeitstag Ihre Akkus
wieder auf?
Dr. Romann: Der Dienstherr leert
meinen Akku. Meine Dienstherrin lädt
ihn wieder auf.
kompakt: Herr Dr. Romann, vielen
Dank für das Gespräch.
5
Titelthema
Wo genau liegt Heimerzheim?
Diese Frage stellten sich vor 25 Jahren 31 Frauen, die am 1. Oktober 1987
bei der damaligen Grenzschutzabteilung für Ausbildung und Einsatz West
in Swisttal-Heimerzheim in den mittleren Polizeivollzugsdienst eingestellt
wurden.
Die
Besonderheit: Es waren
die ersten Frauen im
Vollzugsdienst des Bundesgrenzschutzes. Eine Anstellung war bisher
ausschließlich männlichen Bewerbern
vorbehalten gewesen.
Doch aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen der Bundesländer
mit Frauen im polizeilichen Vollzugsdienst hatte sich eine Erkenntnis
durchgesetzt: In Bezug auf die Punkte
berufliches Engagement, Leistungsvermögen und Durchsetzungswillen
standen die Frauen den Männern in
nichts nach. Nahezu ausnahmslos
hatten sie sogar eine bessere Qualifikation, wie ein Bericht des Arbeitskreises II „Öffentliche Sicherheit und
Ordnung“ der bundesdeutschen
Innenminister belegte. Zudem brachten der Rückgang der Geburten durch
den sog. „Pillenknick“ und die damit
verbundenen reduzierten Bewerberzahlen die Polizeien der Länder und
des Bundes in Bedrängnis. Es standen nicht mehr genügend geeignete
männliche Bewerber für den Polizeidienst zur Verfügung. Zudem setzte
der außerhalb der Polizeien stattfindende gesellschaftliche Wandel neue
Maßstäbe. Eine selbstbewusste Frau-
enbewegung forderte mit Nachdruck
die vollständige Gleichberechtigung
von Frauen in allen Lebensbereichen.
So entschied sich der damalige
Bundesinnenminister Dr. Friedrich
Zimmermann im Jahr 1987 für weibliche Verstärkung beim Bundesgrenzschutz. Insgesamt reichten ca. 330
Frauen ihre Bewerbung für die Ausbildung beim Bundesgrenzschutz ein.
Letztendlich wurden am 1. Oktober
1987 31 Frauen zusammen mit 167
Männern in Swisttal-Heimerzheim als
„Polizeihauptwachtmeisteranwärter/
-innen“ eingestellt.
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Unter ihnen waren Maike Paulsen,
Sigrid Tjaden und Nadja Schubert.
erobern. Das mache ich nun schon
seit 25 Jahren“, sagt sie und lacht.
„Da ich aus einer Polizistenfamilie
stamme – mein Großvater, Vater,
Onkel und Cousin waren beziehungsweise sind bei der Polizei –, habe
ich schon früh Interesse an diesem
Beruf gehabt. Die Ersteinstellung
von Frauen in den damaligen Bundesgrenzschutz war somit für mich
besonders reizvoll“, erzählt Maike
Paulsen. Dass sie mit dem Pioniergedanken nicht allein war, bestätigt auch
Sigrid Tjaden: „Nach dem Abitur war
ich neugierig auf das, was mich nun
im Leben erwarten würde. Im Radio
habe ich damals eine Presseinformation des Bundesministeriums des
Innern zu den geplanten Einstellungen von Frauen gehört. Da ich gerne
zur Polizei wollte und die Landespolizei Niedersachsen im Jahr 1987
keine Einstellungen vorgenommen
hat, habe ich mich beworben. Mich
hat der Gedanke gereizt, ,Neuland’ zu
Die erste Zeit während der Ausbildung war für viele eher gewöhnungs-
Im Dienst an der ehemaligen innerdeutschen
Grenze.
bedürftig. Maike Paulsen erinnert
sich: „Ich war das erste Mal richtig
von zu Hause fort – und dann gleich
600 Kilometer. Die vielen praktischen
Inhalte, vor allem die Geländeausbildung, wie das Bauen von Stellungen
oder das Tarnen, waren für mich sehr
ungewohnt und anstrengend. Auch
das Einsatztraining fiel mir anfangs
schwer, ebenso wie Orientierungmärsche im Gelände
und bei Nacht.“ Nadja
Schubert fügt hinzu:
„Im Vergleich zu heute
wurden wir damals noch
an Karabinern, Handgranaten und Gewehren
ausgebildet. Unsere männlichen Kollegen in der Ausbildung
hatten keinerlei Probleme mit uns
Frauen, denn sie kannten es ja auch
nicht anders. Sie mussten sich ganz
schön zusammenreißen, um nicht als
Schwächlinge dazustehen. Wir waren
ja auch nicht schlecht. Der Umgangston der Ausbilder war aber sehr rau –
daran musste man sich erst gewöhnen.“ Und das galt nicht nur für Nadja
Schubert. Auch viele der anderen
Frauen hatten den Eindruck, dass die
Ausbilder noch nicht genau wussten,
wie sie mit der weiblichen Verstärkung umgehen sollten. Da war unter
anderem von „Überforderung“ und
„Distanziertheit“ die Rede. Mit der
Zeit aber legten sich die Probleme.
Dabei half unter anderem die folgende Maßnahme, die Maike Paulsen
noch gut in Erinnerung hat: „Für
das erste und zweite Jahr unserer
Ausbildung wurde eine Polizistin der
Landespolizei Nordrhein-Westfalen
als Gruppenführerin nach Heimerzheim geholt, um uns in der Zeit zu
begleiten und bei ,fraulichen’ Fragen
zu beraten. Dies hat, so denke ich,
auch den Ausbildern, die ja sonst ausschließlich männlich waren, geholfen,
das eine oder andere Problem zu
lösen. Auch die Erstausstattung mit
Frauenbekleidung war anfangs zum
Teil unzureichend, da die Ausstattungsgegenstände neu entworfen
und meist gar nicht zweckmäßig
waren. Diese Unstimmigkeit hat sich
noch lange hingezogen … Aber –
auch wenn es ungewohnt war – es
war alles ein großes Abenteuer, und
manchmal brachten uns einige Ideen
7
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8
auch richtig zum Lachen. In den
WC-Räumen der Frauen waren ja
nach wie vor Pissoirs, in die man jetzt
kurzerhand Blumen gepflanzt hatte.“
Sigrid Tjaden ergänzt einen Punkt,
den die meisten Frauen des damaligen Lehrganges mit ihrer Ausbildung
verbinden: „Der ständige Medienrummel war sehr belastend und störte
zum Teil doch erheblich den täglichen
Ablauf.“ Denn natürlich war auch die
Presse interessiert an den ersten
Frauen im Bundesgrenzschutz. Daher
waren die ersten Monate von ständigen Presseterminen mit Interviewplänen und demonstrativen Übungslagen
für die Fotografen geprägt. Aber auch
so war der Alltag schon von Beginn an
von einigen kuriosen Regeln begleitet. Die Frauen waren insgesamt auf
drei Züge aufgeteilt, gemischt mit den
Männern. Allerdings waren sie nicht –
wie es heutzutage durchaus üblich ist
– zügeweise untergebracht. Es gab
einen separaten Frauenflur und ab
20:00 Uhr galt ein Verbot für weiteren
Männerbesuch. Dass diese Sonderbehandlung durch die Frauen nicht
unbedingt geschätzt wurde, weiß
Michael Jäger, einer der damaligen
Ausbilder, zu berichten: „Wir stellten
ziemlich schnell fest, dass die Frauen
eigentlich ganz normal behandelt
werden wollten.“
„Für uns Ausbilder war es natürlich
auch eine andere Situation als die
Jahre vorher mit ausschließlich männlichen Anwärtern. Durch vorherige
Besuche der Landespolizeischule
Vereidigung: 31 Frauen sowie 167 Männer legten am 3. November 1987 bei der Grenzschutzabteilung für
Ausbildung und Einsatz West in Swisttal-Heimerzheim ihren Eid auf die Verfassung ab.
in Hannoversch Münden bzw. durch
Kontakte zu der Landespolizei Nordrhein-Westfalen wussten wir, dass die
Frauen keine Sonderstellung wollten.
Für den Lehrgang wurden die Ausbilder gewissermaßen handverlesen,
da wir ahnten, dass sich die Presse
sehr stark dafür interessieren würde.
Als die Frauen dann da waren, merkte
man anfangs schon eine gewisse Unsicherheit der Ausbilder im Umgang
mit den Frauen. Auch an mir habe ich
festgestellt, dass man ganz unbewusst den Sprachgebrauch etwas
anpasst und sich selber im Auftreten
diszipliniert. Die Medienpräsenz war
auch aus Sicht der Ausbilder sehr
intensiv und hat die Ausbildung zum
Teil behindert. Wir hatten das ganze
erste Jahr ein Kamerateam vom WDR
und zusätzlich noch fast wöchentlich
jemanden von der Presse da. Darüber
hinaus bekamen wir regelmäßig Besuch von Vertretern der vorgesetzten
Dienststellen, die sich über unsere
Erfahrungen und den Verlauf der
Ausbildung informieren wollten.
Grundsätzlich war das Leistungsniveau der Frauen sehr hoch, ihr
Auftreten war reifer. Es waren ja auch
die Besten von etwa 1 000 Interessierten. Der Großteil von ihnen hatte
Abitur, das heißt, sie waren meist zwei
bis drei Jahre älter als die männlichen Anwärter, die überwiegend die
mittlere Reife hatten. Schließlich war
es ja die Ausbildung zum mittleren
Polizeivollzugsdienst. Auch in den Abschlussprüfungen hat sich das hohe
Niveau der Frauen widergespiegelt.
Sie haben im Durchschnitt im Bereich
Einsatzrecht mit 1,91 Rangpunkten,
bei der Einsatzlehre mit 0,56 und
in der politischen Bildung mit 1,10
Rangpunkten besser abgeschnitten
als ihre männlichen Mitstreiter. Auch
wenn wir Ausbilder vielleicht anfangs
etwas Bedenken hatten, ob die
Frauen den Anforderungen gerecht
werden, so haben sie uns doch auf
voller Linie überzeugt.“ Die Pilotprojekte in den Jahren 1987 und 1988
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mit jeweils 31 bzw. 30 eingestellten
Frauen in Swisttal-Heimerzheim hatten
zur Folge, dass der Beruf der Bundesgrenzschützerin nun weitaus mehr
Frauen zugänglich gemacht wurde.
1989 durfte jedes Grenzschutzkommando 30 Frauen einstellen, seit
1990 wurde die Quotierung ganz
aufgehoben.
Allerdings erfolgte die Einstellung
der Frauen zunächst nur für den
mittleren Polizeivollzugsdienst. Und
das, obwohl der damalige Bundesinnenminister Dr. Friedrich Zimmermann in seiner Rede anlässlich der
Vereidigung am 3. November 1987
betonte, dass Frauen innerhalb des
Bundesgrenzschutz dieselben Aufstiegschancen haben würden wie die
Männer. Aber auch dieses Ziel musste
erst erreicht werden. Noch während
der Ausbildung haben mehrere von
ihnen im Rahmen einer Sammelklage
mit gewerkschaftlicher Unterstützung
gegen diese Einschränkung geklagt.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre
kam es zu einem Vergleich, sodass
ab 1990 der erste Polizeikommissarlehrgang mit weiblicher Beteiligung
durchgeführt wurde; übrigens auch
der erste mit Angehörigen aus den
neuen Bundesländern, was dem 47.
Polizeikommissarlehrgang auch gleich
seinen Namen einbrachte: „Ossis –
Wessis – Tussis“.
Leider wurde den Frauen der
ersten Stunde zur damaligen Zeit der
Aufstieg noch erschwert, da sie, wie
auch die Männer, aufgrund der Aufstiegsvoraussetzungen zunächst noch
eine bestimmte „Bewährungszeit“ im
mittleren Polizeivollzugsdienst ableisten mussten. Für die Abiturientinnen
unter ihnen bestand allerdings die
Möglichkeit, zu kündigen und als Polizeikommissaranwärterin wieder eingestellt zu werden – selbstverständlich
mit den entsprechenden Risiken und
natürlich nur mit Anwärterbezügen.
Ungeachtet dessen ließen sich einige
auf dieses Wagnis ein.
Seit 1997 werden Frauen auch
für den höheren Polizeivollzugsdienst
eingestellt: zunächst als Seiteneinsteigerinnen und ab dem Jahr 2000 auch
im Rahmen des Aufstiegs.
Und wie sieht es heute
aus?
Wirft man einen Blick auf die Statistiken kann man unschwer erkennen,
dass Frauen im Vollzugsdienst der
Bundespolizei mittlerweile durchaus
Normalität sind. Laut eines Berichts
100
90
Männeranteil in %
91,35
80
70
Männeranteil in %
94,23
Männeranteil in %
86,51
Männeranteil in %
83,78
60
50
40
30
20
Frauenanteil in %
16,22
Frauenanteil in %
8,65
10
0
mittlerer Dienst
gehobener Dienst
Frauenanteil in %
5,77
höherer Dienst
Frauen- und Männeranteil im Vollzugsdienst der Bundespolizei, Stand: 1. Juni 2012
Frauenanteil in %
13,49
Gesamt
9
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10
des Arbeitskreises II konnten die Frauen gerade durch die sogenannten
weiblichen Eigenschaften punkten:
Sie reagieren in schwierigen Situationen mit mehr Einfühlungsvermögen
und Geduld und zeigen ein größeres
Gesprächsgeschick als die Männer.
Aber auch im Dienstalltag ist vieles
einfacher geworden: Für Durchsuchungen von Frauen brauchen nun
nicht mehr Bedienstete anderer
Behörden einspringen.
Darum verwundert es umso mehr,
dass gerade im gehobenen und
insbesondere im höheren Polizeivollzugsdienst Frauen noch deutlich
unterrepräsentiert sind. Das derzeit in
allen Bereichen diskutierte Thema von
Frauen in Führungsfunktionen scheint
auch für die Bundespolizei noch eine
Herausforderung zu sein. Woran liegt
es? Es ist nicht davon auszugehen,
dass die Frauen nicht engagiert oder
selbstbewusst genug sind. Gibt es
also möglicherweise behördliche oder
gesellschaftliche Hemmnisse, die den
Frauen derzeit noch, im Gegensatz zu
den Männern, im Wege stehen?
Das Bundespolizeipräsidium hat
sich dieser Fragen bereits im vergangenen Jahr angenommen. Der
ehemalige Vizepräsident Dr. Michael
Frehse hatte im März 2011 zu der
Tagung „Gewinnung von Frauen für
Führungspositionen“ eingeladen, an
der unter anderen 30 Polizeivollzugsbeamtinnen aus allen drei Laufbahngruppen und allen Bundespolizeibe-
hörden teilnahmen. Diskutiert wurden
damals themenorientiert Hindernisse,
Chancen und Förderungsmöglichkeiten sowie Lösungsmöglichkeiten für
den Bereich Personalentwicklung und
Aufstiegsförderung. Die Teilnehmerinnen sahen die Hindernisse insbesondere in der geringen Planungssicherheit nach einem Aufstieg sowie bei
der Doppelbelastung Karriere und Familie. Dass diese Faktoren aber nicht
„frauenspezifisch“ sind, sondern auch
die männlichen Kollegen betreffen
können, darin waren sich alle einig.
Diese Tagung stellte allerdings nur
den Beginn einer Reihe von vielfältigen Initiativen dar, an deren Ende
konkrete Ansatzpunkte und Maßnahmen stehen sollen, um mehr Frauen
in Führungspositionen zu bringen.
Neben der Feststellung des Status
quo zählt dazu unter anderem auch
die Teilnahme an der umfassenden
Karrierestudie „Frauen in Spitzenpositionen“, von der wichtige Erkenntnisse hinsichtlich Karrieremotivation,
-barrieren und -hemmnisse erwartet
werden. Welche Schritte und Maßnahmen anschließend in der Bundespolizei aufgegriffen werden, steht
noch nicht endgültig fest.
Von den erstmalig eingestellten
31 Polizeivollzugsbeamtinnen sind
heute noch etwa 20 aktiv im Dienst
der Bundespolizei. Diese Frauen der
ersten Stunde sind Teil des Organisationsgefüges der Bundespolizei
geworden: Ob als Verbindungsbeamtin der Bundespolizei beim Bundeskriminalamt, Sachbearbeiterin bei der
Forschungs- und Erprobungsstelle
Bundespolizei, Bearbeiterin in der
Zentralstelle für die Bearbeitung
von Fahrgelddelikten oder auch als
Sachgebietsleiterin Lage/Öffentlichkeitsarbeit in einer Bundespolizeiabteilung, Leiterin der Zentralen
Bearbeitungsstelle für Massendelikte/
Servicestelle Fahrgelddelikte und als
Verhaltenstrainerin im Sozialwissenschaftlichen Dienst leisten sie ihren
Dienst und stehen ihren „Mann“. Sie
waren und sind Wegbereiterinnen für
nachfolgende weibliche Generationen
in der Bundespolizei.
Kati Frost
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Kommentar:
Frauenpower in der Bundespolizei
Ein Vierteljahrhundert mit halber
Kraft voraus
Ach,
wie tapfer, wie stark
sind die Frauen,
die eine Polizeiuniform tragen und in
dem harten Vollzugsdienst ihren Mann
stehen. Wie sehr muss man sie dafür
bewundern, wie sie mit den Herausforderungen des Polizeiberufs fertig
werden – Ganoven dingfest machen,
handfeste Streite schlichten ... Und
wie sie nebenbei auch zu Hause alles
in den Griff bekommen, den Familienalltag meistern, so als Ehefrauen und
Mütter … Ganze 25 Jahre, nachdem
die ersten Frauen als Polizeibeamtinnen in den damaligen Bundesgrenzschutz eintraten, scheinen derartige
Lobpreisungen nicht nur von Respekt
zu zeugen. Sie sind wohl auch ein
Zeichen dafür, dass heute immer
noch nicht ganz klar ist, was Gleichstellung und Gleichberechtigung
heißen.
Die erst auf den zweiten Blick sichtbare Zweideutigkeit solcher Huldigungen stimmt nachdenklich: Heutzutage
müsste es doch selbstverständlich
sein und kein Staunen hervorrufen,
wenn Frauen Karriere bei der Polizei
machen. Handelt es sich also um
blanke Heucheleien oder ehrliche Anerkennung? Die Widrigkeiten, denen
Frauen im polizeilichen Berufsleben
immer noch begegnen, lassen leider
keine klare Antwort zu – implizieren
aber Fragen, die seit zweieinhalb
Jahrzehnten unbeantwortet geblieben
sind.
Echte Gleichstellung und Gleichberechtigung haben nämlich nichts
gemein mit einem Rundumschlag vom
männlichen zum weiblichen Chauvinismus, nichts mit genderideologischen Parolen derjenigen, die lieber
nach Feindbildern statt nach fairen
und gerechten Lösungen suchen.
Und ebenso wenig mit Lippenbe-
kenntnissen, denen keine Taten folgen. Die einzig sinnvolle Interpretation
der Begriffe kann nur Chancengleichheit heißen! Der Polizeiberuf ist eine
Aufgabe und diese muss erfüllt werden. Die Frage, wer dies übernimmt,
darf nicht vom Geschlecht abhängen.
Sondern von der objektiven Eignung
und Befähigung, die geforderte Leistung zu erbringen.
Diese Chancengleichheit hat ihren
Preis – den aber zu zahlen unsere
Gesellschaft offenbar (noch?) nicht
bereit ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass Frauen schwanger werden
und Kinder bekommen – niemand hat
jedoch die Kompensation der dadurch
verursachten personellen Lücken
geregelt. Die zwangsläufig entstehende Mehrbelastung sollte kompensiert
werden, doch – Fehlanzeige: Der
Organisations- und Dienstpostenplan der Bundespolizei sieht weder
Schwangerschaften noch Kinderkriegen vor.
Familiär bedingte Ausfälle, die –
Mutterschutz, Elternzeit und Teilzeit
zusammengenommen – mindestens
in Monaten, oft aber in Jahren gerechnet werden müssen, stellen zwar eine
feste und kalkulierbare Größe dar.
Für einen fairen Ausgleich zu sorgen,
dafür war aber bisher niemand bereit.
Wie ernst werden also heute, ein
Vierteljahrhundert nachdem die erste
Frau eine Bundesgrenzschutz-Uniform
anziehen durfte, die Interessen der
werdenden Mütter bei der Bundespolizei genommen? Und die Belange der
übrigen Beamten, welche die sich in
ihren Reihen regelmäßig auftuenden
Lücken aus eigener Kraft schließen
müssen? Wie fällt die Reaktion auf
das Konfliktpotenzial aus, das dieser
Zustand in sich birgt? Wie gehen wir
damit um, dass das Dreiergespann
Mutterschutz-Elternzeit-Teilzeit regelmäßig einen Knick in der Karriere
bedeutet? Und schließlich: Wie viel ist
angesichts dieser offenen Fragen das
Lob an die ach so tapferen Polizistinnen wert?
Mit der bloßen Öffnung der Dienststellenpforten für Frauen ist vor 25
Jahren der erste Schritt in die richtige Richtung getan worden. Auf den
zweiten warten die Bundespolizisten
immer noch – Frauen wie Männer.
Thomas Borowik
11
In- & Ausland
Stets einsatzbereit…
40 Jahre GSG 9
der Bundespolizei
Am 26. September 1972 schlug die Geburtsstunde der GSG 9 der Bundespolizei – bis heute eine der bekanntesten Spezialeinheiten der Welt. Seither
hat sie mehr als 1 700 Einsätze im In- und Ausland absolviert.
Die
GSG 9 der Bundespolizei (GSG 9) ist eine
polizeiliche Spezialeinheit zur operativen Bekämpfung von Schwerst-,
Gewaltkriminalität und Terrorismus
– so die offizielle Definition. Das
Aufgabenspektrum umfasst neben der
Rettung von Menschenleben oder der
Bewältigung besonderer polizeilicher
Lagen auch Auslandseinsätze zur
Unterstützung des Auswärtigen Amtes
oder bei Geiselnahme- und Entführungslagen. Die Einsätze erfolgen
immer auf Anforderung eines Bedarfsträgers – etwa der Bundespolizei,
des Bundeskriminalamtes (BKA), der
Landespolizeien, des Auswärtigen
Amtes oder der Bundeszollverwaltung.
Die Entscheidung für einen Einsatz
trifft das Bundesinnenministerium,
bisweilen der Bundesinnenminister
persönlich.
Die GSG 9 heute
Der Verband – seit 2005 von Olaf
Lindner geführt – hat heute eine
dreistellige Mitarbeiterzahl und gliedert
sich neben Stab, Unterstützungs- und
Ausbildungseinheit in drei operative
Einsatzeinheiten, die wiederum aus
einem Führungstrupp und Spezialeinsatztrupps (SET) als kleinstem takti-
Spezialeinsatztrupp im taktischen Vorgehen
schem Element bestehen. Grundsätzlich verfügen alle „Operators“ über die
gleichen Qualifikationen, allerdings
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Einsatztaucher der zweiten Einheit
der GSG 9 der Bundespolizei
sind die Einsatzeinheiten wiederum spezialisiert:
die 1. auf Präzisionsschützen-, die
2. auf Tauch- und
Boots-, die 3. auf
Fallschirmsprungeinsätze. Der Tradition als
erste polizeiliche Spezialeinheit in Europa sieht
man sich bis heute verpflichtet. „Spezialeinheiten sind die
Speerspitze im Kampf gegen den
Terrorismus“, bringt Lindner das
Selbstverständnis seines Verbandes
auf den Punkt.
Büro von Innenminister Hans-Dietrich
Genscher vor Ort: „Es fehlte an allem:
Aufklärung, klaren Beurteilungen der
Lage, stringenten Führungsprozessen
und geeigneten Kräften.“ „Ich schlug
Minister Genscher daher die Gründung einer Spezialeinheit für solche
Einsätze vor.“ Genscher war zwar
offen, doch die Einheit sollte zunächst
beim Bundeskriminalamt unter Horst
Herold entstehen. Wegener konnte
Genscher aber schnell davon überzeugen, „dass eine solche Einheit
nicht ins Amt, sondern zur Truppe“ gehören musste. Und so erging am 26.
September 1972 der Aufstellungsbefehl für eine Bundesgrenzschutz-Spe-
zialeinheit mit dem damals 43-jährigen
Wegener als Gründungskommandeur.
Der Bundesgrenzschutz gliederte
sich 1972 noch in vier Grenzschutzkommandos mit acht Grenzschutzgruppen (GSG): GSG 1 bis GSG 8.
Organisatorisch bildete der bis heute
in Hangelar bei Bonn angesiedelte
neue Verband die Grenzschutzgruppe 9, kurz GSG 9.
Im Zuge des Wandels und der Umbenennung des Bundesgrenzschutz
zur Bundespolizei (1. Juli 2005) gelang es, die traditionsreiche Bezeichnung zu erhalten. Seither firmiert „die
Gruppe“ (Spitzname: „die Neuner“) offiziell als „GSG 9 der Bundespolizei“.
Von damals stammen auch die
etablierten Erkennungszeichen:
Jeder Mitarbeiter trägt auf der rechten
Brust das Tätigkeitsabzeichen, einen
Bundesadler mit zwei Eichenlaubschwingen; das jägergrüne Barett mit
dem Bundesadler dient sei 1973 als
Kopfbedeckung.
Einsatzvorbereitung in den 70er Jahren
Gründung
Die Gründung der GSG 9 lässt sich
auf das Olympia-Attentat von München zurückführen. Am 5. September
1972 überfiel ein palästinensisches
Terrorkommando das Quartier der
israelischen Mannschaft. Hierbei und
bei dem gescheiterten Befreiungsversuch auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck kamen elf Geiseln, fünf der
acht Terroristen und ein bayerischer
Polizist ums Leben.
Ulrich K. Wegener, damals Oberstleutnant im Bundesgrenzschutz, war
seinerzeit als Verbindungsoffizier im
Einsatzausstattung Anfang der 80er Jahre
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Pionierarbeit
14
Wegener und seine Männer mussten „von null“ beginnen, Pionierarbeit leisten. „Wir werteten zunächst die
Kampfweise ‚der Gegenseite‘ aus“, so Wegener, der sich
zuvor im Bundesgrenzschutz unter anderem als Stabsoffizier für Nachrichtengewinnung und Aufklärung Meriten erworben hatte. „Weiterhin nahmen wir zu Einheiten
befreundeter Staaten Verbindung auf, die im Kampf gegen
Terrororganisationen erfahren waren. Hierzu gehörte zum
Beispiel der Special Air Service der Briten.“ Eine der ersten
Auslandsreisen führte den tatkräftigen Troupier zudem nach
Israel zur Sayeret Matkal, den Spezialkräften des Generalstabes. „Die Israelis zeigten sich sehr offen und berieten
uns ausgezeichnet.“
Kontakte, Training und Tatkraft verliehen der Truppe schnell Schlagkraft. Und diese zeigte sich mitten im
„Deutschen Herbst“. Am 17./18. Oktober 1977 stürmte
die GSG 9 in Mogadischu (Somalia) die von Palästinensern
entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“. Bei der „Operation Feuerzauber“ wurden drei der vier Terroristen getötet
und alle 86 Geiseln befreit.
Aufgabenspektrum
im Wandel der Zeit
Zählte in der Aufstellungsphase vor allem der Kampf
gegen die Rote Armee Fraktion (RAF) sowie gegen in
Deutschland aktive ausländische Terrororganisationen
(etwa die Irish Republican Army) zum Hauptauftrag, kamen
ab den 1980er-Jahren vermehrt Einsätze gegen Gewalttäter und die organisierte Kriminalität dazu. Diese bildeten
nach der Selbstauflösung der RAF Anfang der 1990erJahre dann auch den Schwerpunkt.
Die Terroranschläge des 11. September 2001 ließen mit
dem islamistischen Terror nicht nur einen weiteren Gegner
offenbar werden, sie wirkten zudem als Katalysator für eine
verstärkte internationale Kooperation der Antiterror-Einheiten. In den letzten Jahren erfolgten zudem vermehrt Einsätze gegen rechtsextremistische Gewalttäter und Rockerbanden. „In allen Bereichen haben wir heute viele Einsätze
zu bewältigen“, so Lindner. Die „Operation Feuerzauber“
war nicht die einzige Aktion im Ausland. Bekannte Beispiele
aus jüngerer Zeit sind die Einsätze „Wüste“ und HANSASTAVANGER. Im September 2008 hielt sich die GSG 9 im
Grenzgebiet Ägypten/Sudan bereit, um entführte deutsche
und europäische Touristen zu befreien. Nach einem zufälligen Zusammenstoß mit sudanesischen Sicherheitskräften
ließen die Geiselnehmer die Urlauber allerdings vor Beginn
einer Befreiungsaktion frei. Ende April/Anfang Mai 2009
Übung auf einer Hochseefähre im ATLAS-Verbund taktischen Vorgehen
Abseilen früher
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verlegte die GSG 9 – wiederum unterstützt vor allem von
der Bundespolizei-Fliegergruppe – nach Kenia und später
auf den amerikanischen Hubschrauberträger USS BOXER,
um das von somalischen Piraten gekaperte Frachtschiff
HANSA STAVANGER und seine Besatzung zu befreien.
Letztlich wurde der Einsatzplan jedoch nicht in die Tat umgesetzt, da die Reederei Lösegeld zahlte. Nach derzeitigen
Überlegungen sollen demnächst die operativen Kräfte des
Referats 44 des Bundespolizeipräsidiums, „Schutzaufgaben in Krisengebieten (SiK)“, organisatorisch an die GSG 9
angebunden werden.
Nationale und internationale
Kooperation
Insbesondere bei größeren Einsatzlagen bittet die
GSG 9 um die Unterstützung anderer Dienststellen, so
auch der Bundespolizei-Fliegergruppe. Das Technische
Hilfswerk stellt bei Auslandseinsätzen Personal und Gerät
zur Wasseraufbereitung oder Kraftstoffbetankung ab. Zur
Verdichtung von Lagebildern tragen u.a. das Bundeskriminalamt sowie weitere Sicherheitsbehörden bei.
Fast-Roping heute
Im nationalen Rahmen kooperiert die GSG 9 vor allem
mit den Spezialeinsatzkommandos (SEKs) der Landespolizeien. Während die GSG 9 für polizeiliche Spezialeinsätze
bereitsteht, übernimmt das Kommando Spezialkräfte (KSK)
der Bundeswehr militärische Aufträge. Beide Verbände stehen, unter Berücksichtigung des Trennungsgebotes, in enger Verbindung. Zu den Merkmalen der ersten polizeilichen
Spezialeinheit in Europa gehört seit jeher die internationale
Kooperation. Spätestens seit der „Feuerzauber“ berät sie
befreundete Einheiten oder leistet Aufbauarbeit bei vergleichbaren Verbänden, etwa der 1977 aufgestellten Delta
Force der USA. „Bis heute erreichen uns fast wöchentlich
Anfragen zur Ausbildungsunterstützung. Leider können wir
nicht alle erfüllen“, sagt Olaf Lindner.
Die 1983 erstmals veranstaltete „Combat Team Conference (CTC)“, die „Olympiade der Spezialeinheiten“, zählt
zu den prestigeträchtigsten Veranstaltungen ihrer Art. Erst
kürzlich trainierte die GSG 9 mit der Yamam, den Spezialkräften der israelischen Grenzpolizei, unterschiedliche
Einsatzverfahren. „Dass die israelischen Behörden uns
zum Training in ihre Heimat einladen, unterstreicht die
vertrauensvolle Zusammenarbeit“, so Lindner. Die GSG 9
gehört darüber hinaus zu den Gründungsmitgliedern des
ATLAS-Kooperationsverbundes. In dieser informellen
Struktur haben sich bis heute 36 Spezialeinheiten aus allen
27 EU-Mitgliedstaaten zusammengeschlossen, um ihre
Einsatzverfahren abzustimmen und weiterzuentwickeln.
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Ab Oktober 2012 übernimmt Olaf
Lindner für vier Jahre die ATLAS-Präsidentschaft – wiederum ein Zeichen
16
Ausblick
Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus stellt nicht nur eine
Herausforderung vernetzter Sicherheit
auf nationaler Ebene, sondern mehr
und mehr eine globale Gemeinschaftsleistung dar. Die GSG 9 steht
hierfür weiterhin bereit – getreu ihres
Selbstverständnisses als „Speerspitze
im Kampf gegen den Terrorismus“ mit
dem Ziel, die Sicherheit unserer Bürger im In- und Ausland zu schützen.
nungsauswahlverfahren. Bei psychischer und physischer Eignung sowie
bestandener Schießprüfung beginnt
Der Weg zur GSG 9
Schütze der ersten Einheit der GSG 9 der
Bundespolizei mit Tarnausrüstung
für das ausgezeichnete Ansehen der
GSG 9. Seit ihrer Gründung hat die
GSG 9 mehr als 1 700 Einsätze absolviert – fast alle ohne Schusswaffengebrauch, aber teilweise unter hohem
Risiko. Sechs Einsatzbeamte ließen im
Dienst ihr Leben.
Einsatzboot der GSG 9 der Bundespolizei
Wer eine Ausbildung des mittleren
oder gehobenen Polizeivollzugsdienstes – entweder bei der Bundespolizei,
Landespolizei oder dem Bundeskriminalamt – erfolgreich absolviert hat,
das 32. Lebensjahr bis zum möglichen
Beginn der Basis- und Spezialausbildung noch nicht vollendet hat, keine
Sehhilfe benötigt und gesundheitlich
geeignet ist, kann sich bei der GSG 9
bewerben. Es folgt ein viertägiges Eig-
Fallschirmspringer der dritten Einheit der GSG 9
mit GSG 9 Flagge
zeitnah die Basis- und Spezialausbildung. Nach erfolgreichem Abschluss
dieser zehnmonatigen dritten Phase
erhält der Aspirant das Tätigkeitsabzeichen. In einer der Einsatzeinheiten
erfolgt dann die Qualifizierung zum
Präzisionsschützen, Taucher oder
Fallschirmspringer.
Dr. Jan-Phillipp Weisswange
Fotos: GSG 9 der Bundespolizei
Foto: dpa, Oliver Berg
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Vier Fragen
an zwei GSG 9-Generationen
kompakt-Redakteurin Daniela Scholz im Kurzinterview mit
Kommandeur a. D. Wegener und Kommandeur Lindner über
den Beginn und die Zukunft „ihrer“ Spezialeinheit.
Wegener im Gespräch
kompakt
: Herr Wegener, Sie erhielten 1972 den Auftrag zum Aufbau
einer Spezialeinheit! Wie haben Sie
diese Aufgabe verstanden? Als Chance oder als Risiko?
Wegener: Ich habe das von Beginn an auch als große persönliche
Chance begriffen. Die GSG 9 war und
ist – im Rahmen meiner Möglichkeiten – auch heute noch die Aufgabe
meines Lebens.
kompakt: Was war damals Ihr
größter Wunsch im Hinblick auf „Ihre“
Einheit?
Wegener: Zunächst Erfolg im
Kampf gegen den Terrorismus zu
erzielen und den stetigen Willen zur
Weiterentwicklung aufrechtzuhalten.
kompakt
kompakt
: Was wünschen Sie der
GSG 9 für die Zukunft?
Wegener: Ich wünsche der GSG 9
weiterhin viel Erfolg bei ihren schwierigen Aufgaben. Wichtig ist mir persönlich, dass die seinerzeit festgelegten
Prinzipien wie Disziplin, Professionalität, Leistungsorientierung und Verantwortungsbewusstsein auch weiterhin
von der GSG 9 gelebt werden. Zudem
muss der unbedingte Wille vorhanden
sein, die operativen Möglichkeiten
beständig weiterzuentwickeln und
unkonventionell zu handeln, damit die
diffizilen Lagen, mit denen die GSG 9
konfrontiert wird, erfolgreich bewältigt
werden können.
Lindner im Gespräch
kompakt
: Herr Wegener, hätten
Sie je gedacht, dass die GSG 9 ihren
40. Geburtstag feiern würde? Wird
die GSG 9 auch künftig benötigt?
: Herr Lindner, was haben Sie empfunden, als Sie im Jahre
2005 die GSG 9 als Kommandeur
übernommen haben?
Wegener: Dass die GSG 9 ein
solches Jubiläum begeht, habe ich
damals nicht voraussehen können.
Ich war jedoch immer überzeugt, dass
sie im Kampf gegen den Terrorismus
gebraucht wird – und das gilt heute
mehr als je zuvor.
Lindner: Im Jahr 1990 habe ich
mit der Basis- und Spezialausbildung
bei der GSG 9 angefangen. Bis zum
Jahr 2005 hatte ich in der GSG 9
Funktionen vom stellvertretenden
Einheitsführer der maritimen Einheit
bis zum Stellvertretenden Komman-
Kommandeur Lindner, Kommandeur a .D. Wegener
deur wahrgenommen. Der Dienst
für die GSG 9 war und ist für mich
eine Berufung, mit der ich mich sehr
stark identifiziere. Diesem Verband
als Kommandeur dienen zu dürfen,
erfüllte mich schon 2005 mit Freude
und einem hohen Maß an Verantwortungsgefühl.
kompakt: Hatten Sie Ideen, wie
Sie die GSG 9 weiterentwickeln
wollten?
Lindner: Mein Wunsch war und
ist es bis zum heutigen Tag, die von
meinen Vorgängern konsequent begonnene Entwicklung stetig voranzutreiben. Sicher hat dabei jeder seinen
ganz persönlichen Stil. Die Grundidee
ist jedoch, die GSG 9 den Erfordernissen ihres Auftrages kontinuierlich
anzupassen. Bei dieser Aufgabe
unterstützt mich ein einzigartiger und
hoch motivierter Mitarbeiterstab.
kompakt: Nun ist es so weit, die
GSG 9 begeht dieses Jahr den 40.
Geburtstag. Was denken Sie heute,
nach sieben Jahren als Kommandeur
dieser Spezialeinheit, über diesen
feierlichen Anlass?
Lindner: Zunächst freue ich mich
über 40 erfolgreiche Jahre, in denen
die GSG 9 in über 1 700 Einsätzen
zum Schutz der Bürgerinnen und
Bürger unseres Landes ihren Auftrag
erfüllt hat. Mir ist jedoch wichtig zu
sagen, dass die Organisation GSG 9
von Menschen getragen wird, die
über Generationen ihre Energie,
ihre Tatkraft, ja mitunter ihr Leben
für diese Aufgabe einsetzten. Ihnen
gebührt die Dankbarkeit und Anerkennung, die mit der feierlichen Begehung eines solchen Jubiläums auch
verbunden ist.
kompakt
: Welche Rolle wird die
GSG 9 in der Zukunft haben und was
wünschen Sie der GSG 9?
Lindner: Durch hoch entwickelte
Kommunikationsmittel und die zunehmende Mobilität hält sich Kriminalität
heutzutage weniger denn je an die nationalen und internationalen Grenzen.
Das verlangt eine kooperative und
kompatible Sicherheitsarchitektur. Die
GSG 9 muss daher mit ihren deutschen, europäischen und anderen internationalen Partnern diesen Prozess
vorantreiben. Wichtige Meilensteine
wurden schon erreicht. So wird die
GSG 9 ab Oktober den Vorsitz der
Vereinigung europäischer Spezialeinheiten, genannt ATLAS, übernehmen. National werden Übungen aller
Spezialeinheiten der Länder und des
Bundes durchgeführt. Diese Entwicklung muss fortgeführt werden.
Die GSG 9 ist und bleibt eine
Servicedienststelle für besondere
Lagen. Ausgefallene und einzigartige
technische wie taktische Fähigkeiten
sind erforderlich, um professionell
gegen Schwerstkriminalität innerhalb
und außerhalb Deutschlands operieren zu können. In diesem Zusammenhang bedeutet Stillstand Rückschritt.
Insofern gehe ich davon aus, dass
die GSG 9 auch in der Zukunft im
tatsächlichen und im übertragenen
Sinne weiterhin in Bewegung sein
wird.
Der GSG 9 wünsche ich auch künftig ein hohes Maß an Ambition, Mut
sowie eine professionelle und erfolgreiche Einsatzbewältigung. Vor allem
jedoch, dass alle Kräfte wohlbehalten
von den Einsätzen zurückkehren.
kompakt: Herr Wegener, Herr
Lindner, vielen Dank für das Gespräch.
Fotos: GSG 9 der Bundespolizei
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Kolumne: Die Außenansicht
Mein
20
erster Kontakt zur GSG 9 kam mit einem leisen Klicken in
mein Leben. Obwohl ich auch schon mit meinen 23 Jahren ein politischer Mensch war, hatte ich noch das desaströse Eingreifen bei
den Olympischen Spielen im Hinterkopf. DAS würde der deutsche Staat nicht
noch einmal riskieren – nicht mit so vielen Frauen und Kindern an Bord einer
Lufthansamaschine. Also erwartete ich maximal einen Austausch – oder dass
die somalische Regierung die Muskeln spielen ließ, um den terroristischen Akt
schnell und schmerzvoll zu beenden. Nie wäre mir der Gedanke gekommen,
dass es eine Spezialeinheit gäbe, die auch noch wirklich in der Lage ist, uns
zu befreien. Nach dem leisen Klicken, das ich hörte, wusste ich sofort, dass
irgendjemand versuchte, ins Flugzeug zu kommen. Sicher die Somalis! Mein
Gott, das wird eine Katastrophe!
KÖPFE RUNTER – WO SIND DIE SCHWEINE? – Bei diesen Worten fiel mir
ein ganzes Felsmassiv vom Herzen. Deutsche. Der Gedanke an München und
das Olympiamassaker verschwand aus meinem Kopf. Hauptsache, wir wehren
uns! Nicht mehr die Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden – wenn ich
sterben muss, dann so. Der sogenannte „hübsche“ Terrorist, der in der ersten
Klasse geschlafen hatte, schaffte es noch, eine Handgranate zu entsichern. Ich
sah, wie sie unter den Sitz vor mir rollte und fragte mich: einatmen oder ausatmen? Wie kann man verhindern, dass die Lunge kaputtgeht, wenn eine Granate
explodiert? Ich entschloss mich zum Ausatmen. Nach der Detonation bewegte
ich mich – stellte fest, was kaputt war und was nicht – und wie ein Mantra kreiste ein Gedanke in meinem Kopf:
DIE EINZIG RICHTIGE LÖSUNG! SICH WEHREN – selbst wenn ich schwer
verletzt oder tot wäre – sich wehren! Ich hörte unsere Befreier nach einem längeren Schusswechsel rufen: RAUS HIER! Und ehe ich mich versah, wurde ich
von militärisch aussehenden Gestalten den Flugzeugflügel hinuntergescheucht,
dann versteckten wir uns in einer Sandkuhle. Kaktusstacheln piekten mich. Gut.
Ich war am LEBEN. Irgendwann wurde ich mit meinen diversen Verletzungen in
ein Rotkreuzfahrzeug geschafft und traf dort auf einen jungen Mann der GSG 9
mit einem Halsdurchschuss. Ich erkundigte mich später immer wieder, wie es
ihm ging, und man versicherte mir, er hätte unglaubliches Glück gehabt und
wäre wieder komplett genesen.
Als Späthippie stand ich martialischen Gesten immer mit tiefem Misstrauen
gegenüber, aber als nach einigen Jahren plötzlich die Heldenverehrung der
Presse für die GSG 9 umschlug und die Männer als schießwütige Rambos dargestellt wurden, da sagte ich jedem Reporter, der mich fragte – und es waren
einige: Wenn Sie jemals in die schreckliche Lage kommen sollten, von Terroristen oder anderen Gewaltverbrechern bedroht zu sein, dann werden Sie froh
sein, dass es diese Jungs gibt.
Ich bin ihnen mein ganzes Leben lang dankbar. Das sind Polizisten – und sie
sind die GUTEN – und sie sind auf UNSERER SEITE!
Danke Jungs. Danke für unser Leben.
Eure Gabriele von Lutzau (geborene Dillmann)
Gabriele von Lutzau, geborene
Dillmann, wurde 1954 in Wolfsburg geboren. 1977 wurde sie bekannt als „Engel von Mogadischu“.
Sie arbeitete damals als Stewardess bei der Lufthansa und war an
Bord der Maschine „Landshut“,
die durch ein palästinensisches
Terrorkommando entführt wurde.
Gabriele Dillmann stellte eine
wichtige Stütze für die Passagiere
dar und bekam, nachdem die
GSG 9 die Geiseln befreit hatte,
das Bundesverdienstkreuz. Später
heiratete sie ihren Lebensgefährten, den Piloten Rüdiger von
Lutzau. Mittlerweile ist Gabriele
von Lutzau zu einer angesehenen
Künstlerin herangewachsen, die
ins Zentrum ihres künstlerischen
Schaffens hölzerne Wächterfiguren stellt. Sie ist stark im Bundesverband Bildender Künstlerinnen
und Künstler (BBK) engagiert.
Von Lutzau lebt mit ihrer Familie in
Michelstadt im Odenwald.
Foto: Felicitas von Lutzau
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Das Grenzüberschreitende
Polizeiteam – GPT
Ein Modell für Europa
Maurice
Broek
und
Christian Thies fahren zusammen auf
Streife. Maurice Broek ist Polizeibeamter bei der Koninklijken Marechaussee (KMAR), Christian Thies ist Bundespolizist. Beide sind Mitglieder des
Grenzüberschreitenden Polizeiteams
Bad Bentheim (GPT) an der niederländisch-deutschen Grenze. Zum Team
gehören insgesamt 20 Polizeibeamte
aus fünf Polizeibehörden auf beiden
Seiten der Grenze.
Im GPT verschwindet
die Grenze
Im Grenzüberschreitenden
Polizeiteam verschwindet die Grenze
auch aus polizeilicher Sicht. Die EUREGIO bildet den territorialen und der
deutsch-niederländische Polizei- und
Justizvertrag1 den rechtlichen Rahmen. „Durch die bilaterale Zusammensetzung der Streifen ist die hoheitliche
Zuständigkeit immer gewährleistet“,
berichtet Christian Thies. Er nennt damit einen der herausragenden Vorteile
Grenzüberschreitende Polizeiteams
Gründung des Grenzüberschreitenden Polizeiteams Bad Bentheim
am 26. November 2008.
„„ fünf Behörden beteiligt: Koninklijke Marechaussee, Regiopolitie Nie- derlande, Polizeidirektion Osnabrück (Niedersachsen), Kreispolizeibe-
hörde Borken (Nordrhein-Westfalen), Bundespolizeidirektion Hannover
„„ 20 Polizeibeamte, 1 Verwaltungsangestellter
„„ Sitz am ehemaligen Grenzübergang an der BAB 30 in den Räumlich-
keiten der BPOLI Bad Bentheim
Gründung eines weiteren GPT in Bad Nieuweschans mit Sitz im
Bundespolizeirevier Bunde (Bundespolizeiinspektion Bad
Bentheim).
„„ drei Behörden beteiligt: Bundespolizeidirektion Hannover, Koninklijke Marechaussee, Polizeidirektion Osnabrück (Niedersachsen)
Gefördert durch Mittel der EU (INTERREG IVa-Programm).
21
des Teams. Die Zuständigkeit endet
nicht an der Grenze, sie wechselt nur
von einem Streifenpartner zum anderen. Über hoheitliche Befugnisse nach
dem jeweiligen nationalen Recht verfügt auf Weisung und im Beisein des
zuständigen Beamten (Gebietsstaatlers) auch der jeweilige Gastbeamte.
Die Kollegen Broek und
Thies berichten anhand
zweier Ereignisse über
ihre Arbeit im Team.
Das erste Ereignis geschah in
Gronau. Die westfälische Kleinstadt
liegt unmittelbar an der Grenze zu
den Niederlanden. Eine Grenze ist
hier kaum noch wahrnehmbar. Die
Menschen leben und arbeiten hüben
wie drüben. Die vor Jahren üblichen
Grenzanlagen sind längst abgebaut.
Wo früher Abfertigungsboxen standen, schmücken jetzt Blumentöpfe
das Pflaster. Hier lebt der europäische
1 Vertrag zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit und Zusammenarbeit in
strafrechtlichen Angelegenheiten.
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22
Gedanke. In der Dienstbesprechung
zu Beginn der Schicht erhielten wir
Informationen über das Lagebild im
Grenzgebiet. Dieses beinhaltet Beiträge aus sämtlichen Informationssystemen aller am Grenzüberschreitenden
Polizeiteam beteiligten Behörden. Es
gab Hinweise auf eine osteuropäische Diebesbande im Grenzgebiet.
In der Nähe von Gronau bemerkten
wir ein bulgarisches Fahrzeug mit vier
Insassen. Wir entschieden uns, das
Auto zu stoppen. Im Pkw entdeckten
wir zahlreiche hochwertige Kosmetikartikel. Zusätzlich fanden wir den
Bon einer Drogeriemarktkette aus der
niederländischen Stadt Enschede,
mit dem jedoch der legale Einkauf der
Produkte nicht belegt werden konnte.
Maurice Broek schaltete sofort die
Kollegen in seinem Heimatland ein.
Schnell wurde klar, dass das Quartett
in dem Markt für mehrere Tausend
Euro gestohlen hat. Der Diebstahl war
noch nicht einmal bemerkt worden.
Die weiteren Ermittlungen ergaben,
dass es sich bei den Bulgaren um eine
international agierende Bande handelt,
die gewerbsmäßig stiehlt. Die mittlerweile von uns eingeschaltete niederländische Staatsanwaltschaft erwirkte
beim zuständigen niederländischen
Gericht einen internationalen Haftbefehl. Daraufhin wurden die Osteuropäer drei Wochen später an die niederländischen Behörden überstellt.
„Ohne sprachliche Barrieren,
mit Kenntnis der Behördenstruktur
und unter Anwendung spezifischer
Rechtskenntnisse kann schnell
und effektiv
reagiert werden.
So entsteht ein
entscheidender
Vorteil“, erklärt
Michael Fickers,
stellvertretender
Inspektionsleiter
in Bad Bentheim.
„Verbrechensbekämpfung gelingt
dort, wo staatliche Grenzen nahezu
verschwinden, nur durch eine enge
Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden. Diese Kooperation ist im
Grenzüberschreitenden Polizeiteam
organisiert. Dessen Struktur ermöglicht eine abgestimmte Vorgehensweise der Partner“, so Michael Fickers
weiter.
Beim zweiten Ereignis blieb ein per
Haftbefehl gesuchter Straftäter (Restfreiheitsstrafe von fast 1 000 Tagen)
bei der fahndungsmäßigen Überprüfung im Rahmen einer Kontrolle in
Deutschland zunächst unentdeckt. Im
nationalen deutschen Abfragesystem
lag zu der Person kein Datenbestand
vor. Die Abfrage durch den Kollegen
der niederländischen Regiopolitie
brachte jedoch einen nationalen
niederländischen Haftbefehl zum
Vorschein. Nach einer Umwandlung
des nationalen in einen internationalen
Haftbefehl konnte der Straftäter festgenommen und wenige Tage später
an die niederländischen Behörden
ausgeliefert werden.
In der Bevölkerung
akzeptiert
Die Bevölkerung in der Grenzregion erlebt das Grenzüberschreitende
Polizeiteam als normalen Bestandteil
der Sicherheitsarchitektur. „Wir werden überhaupt nicht gefragt, warum
wir hier gemeinsam im Streifenwagen
sitzen“, sagen Maurice Broek und
Christian Thies unisono. Sie sind sich
sicher, dass in dieser Form der Zusammenarbeit die Zukunft der polizeilichen
Arbeit in den Grenzregionen liegt.
Europaweites Interesse
Beachtung findet das Grenzüberschreitende Polizeiteam inzwischen
in vielen Staaten der Europäischen
Union. Die Deutsche Hochschule der
Polizei in Münster-Hiltrup ist regelmäßig mit ihren CEPOL-Seminaren (Collège Européen de Police, Europäische
Polizeiakademie) zu Gast in Bad Bentheim. Auch im politischen Raum ist
das Grenzüberschreitende Polizeiteam
bekannt. Vom Europaabgeordneten
bis zum Bürgermeister aus der Region
reicht das Spektrum der Besucher.
Sogar der ehemalige Präsident des
Europäischen Parlaments, Hans-Gert
Pöttering, machte seine Aufwartung.
Alle Besucher waren stets beeindruckt – sowohl von der guten und
unbürokratischen Zusammenarbeit
im Team als auch von der Akzeptanz
des Grenzüberschreitenden Polizeiteam bei den Bürgern in der gesamten
Region.
Heiner Pahlmann
Die EUREGIO (gegründet 1958)
ist ein grenzüberschreitender
Kommunalverband von 129
deutschen und niederländischen Städten, Gemeinden und
Landkreisen. Sie umfasst ein
Gebiet von rund 13 000 km², in
der fast 3,4 Millionen Einwohner
leben und setzt sich für Bürger,
Unternehmen, Organisationen
und angeschlossene Kommunen
in der Grenzregion ein.
Aktuelle Praxis und
Implikationen zur Identifikation
von Attentätern
Polizeiliche Verhaltenserkennung mittels
Behavioral Observation Analysis „BOA“
Die
Bedrohung durch ideologisch und politisch
motivierte Attentate und terroristische
Anschläge ist weltweit präsent. „Das
Attentat“ wird zur Waffe des 21. Jahrhunderts.
Während Deutschland bisweilen
einen islamistischen Anschlag, wie
beispielsweise den auf amerikanische Soldaten am 2. März 2011 zu
verzeichnen hat, wächst deren Zahl in
Europa und weltweit mit jedem Tag.
Ausmaß und Reichweite der täglich
verübten Attentate mögen variieren
und gezielt von den Ausführenden
beeinflusst werden, sie verfehlen
jedoch nicht ihre Wirkung. Dies wurde
auf tragische Weise sowohl beim Einsatz der in Afghanistan stationierten
deutschen Soldaten als auch im Alltag
der Zivilisten in Israel und jüngst – am
24. Januar 2011 – am Moskauer
Flughafen Domododewo deutlich: 36
Menschen wurden bei dem Selbstmordanschlag getötet, weitere 152
zum Teil schwer verletzt.
Neben der Arbeit von Sicherheitsund Geheimdiensten zur Früherkennung und Vereitelung von Anschlägen
in der Planungsphase benötigen wir
also „Handwerkszeug“ für die Einsatzkräfte vor Ort. Die Phase, in der
der Attentäter am Zielort aktiv ist, ist
jene der letzten Eingriffsmöglichkeit!
Leider hat die Vergangenheit gezeigt,
dass technische Sicherheits- und
Überwachungsmethoden überwindbare Hindernisse darstellen, weshalb
die Bedeutung von speziell geschulten Einsatzkräften wächst. Aber auch
die grundlegende Schulung all jener,
die in sensiblen Sicherheitsbereichen
arbeiten, stellt einen wesentlichen Teil
des Personen- und Objektschutzes
dar.
Weltweit beschäftigen sich Sicherheitsdienste mit der Frage der
Erkennung von Attentätern in der
sogenannten Vortatphase. So arbeiten israelische Sicherheitsdienste
beispielsweise nach der Methode des
„Racial Profiling“. Hier führt allein die
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ethnische Zugehörigkeit zum „islamischen Kulturkreis“ zur näheren Überprüfung. Reisende müssen sich vor
dem üblichen Check-in einer Durchsuchung sowie einem Fragenkatalog
stellen. Die ethnische Herkunft stellt
mittlerweile weltweit eine explizite
oder implizite Kontrollmethode dar.
Verhalten
Beobachtung
Analyse
Darauf basierend wurden unter anderem Täterprofile und Modi
Operandi herausgegeben, die den
Einsatzkräften als Grundlage für die
Erkennung und Eingrenzung möglicher Attentäter dienen sollten. Doch
die Überprüfung und Analyse vergangener Anschläge, wie zum Beispiel
dem am 11. März 2004 in Madrid,
zeigten, dass die herausgegebenen
Täterprofile nicht mehr zutreffen. Die
Attentäter aus Madrid hatten sich nie
in Ausbildungslagern aufgehalten,
es konnten keine Reisebewegungen
verzeichnet werden und sie waren gut
in die Gesellschaft integriert. Da auch
die Anzahl von Konvertiten, also von
Menschen aus anderen Kulturen, die
dem (radikalen) Islam beitreten, steigt,
ist die Eingrenzung auf ein bestimmtes Täterprofil nicht mehr möglich.
„…nennt man die Summe der Handlungen
und Haltungen eines
Menschen, die von
anderen unmittelbar
beobachtet werden
können.“
„…ein Verfahren, das
auf eine zielorientierte
Erfassung sinnlichwahrnehmbarer
Tatbestände gerichtet
ist, wobei der Beobachter (…) versucht,
seine Beobachtung zu
systematisieren und die
einzelnen Beobachtungsakte zu kontrollieren.“
„…Untersuchung, bei
der etwas zergliedert,
ein Ganzes in seine
Bestandteile zerlegt
wird.“
(http://www.psychology48.
com/deu/d/verhalten/
verhalten.htm)
(http://www.soziologie.unihalle.de/langer/pdf/meth1/
beobach2.pdf)
(http://www.duden.
de/rechtschreibung/
Analyse#Bedeutung1)
In den USA bedienen sich manche
Flughäfen des Programms „SPOT“
(Screening Passengers by Observation Techniques), das mit dem
Wissenschaftler Paul Ekman entwickelt wurde. Im Rahmen der „LügenForschung“ von Paul Ekman wurden
Sicherheitsbeamte geschult, um
Personen anhand bestimmter Verhaltensmerkmale als Verdächtige zu
erkennen. Mittlerweile wird geplant,
diese speziell geschulten Sicherheitsbeamten durch technische Systeme
zu ersetzen. Einen ähnlichen Ansatz
verfolge ich in der Kooperation mit
der Bundespolizei in dem Verfahren
„Behavioral Observation Analysis“,
zu Deutsch: die Beobachtung und
Analyse von Verhalten. Verdeutlichen
wir uns zunächst die genauen Definitionen dieser in unserem Sprachgebrauch häufig benutzten Begriffe:
Begriffsdefinitionen
Die polizeiliche
Verhaltenserkennung –
das Verfahren „BOA“
Bei dem Verfahren „BOA“ handelt
es sich also um die Beobachtung und
Analyse von gezeigtem Verhalten. Im
Anschluss erfolgt eine Bewertung
des beobachteten Verhaltens. Diese
wird anhand von in Schulungen und
Fortbildungen erworbenem Wissen
über spezifische wahrnehmungs-,
kommunikations- und emotionspsychologische Grundlagen und in
wissenschaftlichen Experimenten erarbeiteten Parametern vorgenommen.
In der Zusammenarbeit von Perso-
nenschützern und Wissenschaftlern
fiel auf, dass Personenschützer
scheinbar eine besondere „Intuition“
bei der Erkennung von Menschen mit
kriminellen Absichten haben, ohne die
Gründe hierfür genau benennen zu
können. Dieser „feinen Nase“ wurde
in verschiedenen Experimenten
nachgegangen. So wurde festgestellt,
dass Personenschützer und Polizisten
unbewusst auf bestimmte Merkmale
im Verhalten „krimineller Personen“
achteten und diese als auffällig bewerteten.
Durch weiterführende Experimente
wurden diese Parameter und Verhaltensweisen genauer untersucht.
Zusammenfassung der Theorie
„„ Nonverbale Kommunikation ist zu einem wesentlichen Teil ungefiltert - Emotionen werden hier unbewusst nach außen getragen.
„„ Es gibt zwar unterschiede in der Kommunikation von Menschen mit verschiedenen Kulturhindergründen, ABER die Grundemotionen sind genetisch verankert und demnach einheitlich.
„„ Es lassen sich sieben Grundemotionen unterscheiden. Lernt man „Ge-
sichter zu lesen“ mittels der unter anderem von Ekman beschriebenen „Action Units“, lassen sich anhand von Beobachtungen Verhaltensten
denzen interpretieren.
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Kategorisierung von Gesten
Illustratoren
begleiten und verdeutlichen,
eine verbale Äußerung
Zeigegesten
Regulatoren
regeln die Interaktion zwischen den
Gesprächspartnern
Kopfnicken, Blickkontakt,
Berührung, Distanz
meist unbewusste Verhaltensweisen,
die der Erregungsabfuhr dienen
„Nesteln“, Hand- Hals-Gesten,
Händekneten
Adaptoren/
Manipulatoren
So wurde herausgefunden, dass
sogenannte Adaptoren (unbewusste
Verhaltensweisen, die der Abfuhr von
Erregung dienen und Emotionen ausdrücken) ein wesentliches Element
zur Erkennung von Verhaltenstendenzen und emotionalen Zuständen sind.
Ein weiteres Element stellen die
beobachteten Verhaltensweisen an
sich dar. Häufiges Sich-Umschauen,
Auf-die-Uhr-Schauen und ständiges
oder sich wiederholendes Befühlen
der verborgenen Waffen sind hier
unter anderem zu nennen. Auch
seine Bewegung im Raum kann einen
Attentäter oder einen Straftäter entlarven. Es konnte festgestellt werden,
dass sich ein solcher Mensch völlig
atypisch im Vergleich zu den anderen
Personen bewegt. Beispielsweise
läuft er Geschäfte mehrfach an,
zieht Kreise im Raum, sieht sich zum
Schein Schaufenster wiederholt an
oder ist auf große Distanz zu anderen
Personen bedacht.
Aus der Wahrnehmungs- und
Kognitionspsychologie wissen wir,
dass unser Gehirn trainierbar ist, das
heist, dass wir die Wahrnehmung von
bestimmten „Reizmustern“ (hier: die
auffälligen Verhaltensweisen) lernen
können. Diesen Prozess kennt im
Grunde jeder im Kleinen: Ihr Nachbar
25
hat sich ein neues Auto gekauft und
nun scheint es, als würde Ihre halbe
Stadt dieses Auto fahren. Was hier
passiert: Ein bestimmtes Objekt (im
Beispiel: das Auto) gerät in den Fokus
unserer Aufmerksamkeit und das
Gehirn „meldet“ sich nun jedes Mal,
wenn es dieses Objekt wahrnimmt.
erhält. Außerdem ist die Konzeption
von Schulungs- und Trainingsmethoden unter anderem mittels Computertechnik vorgesehen.
Umgesetzt werden diese Forschungsergebnisse in Schulungen
von Bundespolizeibeamten, im letzten
Jahr in Form zweier dreitägiger Fortbildungen in Lübeck und Hamburg
sowie in diesem Jahr in Form einer
eintägigen Schulung am Frankfurter
Flughafen. Im Rahmen dieser Schulungen wird zunächst interaktiv das
theoretische Grundlagenwissen erarbeitet und vorgestellt. Im Anschluss
erfolgt eine praktische Übung im Flughafen, bei der die Schulungsteilnehmer das Erlernte praktisch anwenden
und erproben. Bei diesen Übungen
zeigt sich eine überdurchschnittliche
Erfolgsquote bei der Aufdeckung von
„Tätern“.
Heubrock, D., Blunk, J., Füll, K., Hanada,
Diplom-Psychologin
Maike Grochwski
Literaturangaben:
N., Grochowski, M. & Reimann, A.
(2010): Nonverbale Verhaltensmerkmale von Attentätern mit muslimischem
Kulturhintergrund. Polizei & Wissenschaft,
4/2010, S. 2-11.
Heubrock, D., Kindermann, S., Palkies,
P. & Röhrs, A. (2009b): Die Fähigkeit zur
Identifikation von Attentätern im öffentlichen Raum: Ein experimenteller Vergleich
zwischen professionellen und ungeübten
Beobachtern. Polizei & Wissenschaft,
2/2009, S. 2-11.
Ekman, P. & O’Sullivan, M. (1991). Who
can catch a lier? American Psychologist,
46, S. 913-920.
Goldstein, E. B. (2008). Wahrnehmungspsychologie. Springer Verlag: Berlin,
Heidelberg S. 101-119.
Weitere Schulungen und Fortbildungen sind geplant; ebenso wie die
weiterführende Forschung, die durch
die Kooperation zwischen wissenschaftlicher Arbeit und Bundespolizei
und somit den Austausch von Praxis
und Theorie eine besondere Qualität
http://www.psychology48.com/deu/d/
verhalten/verhalten.htm
http://www.soziologie.uni-halle.de/
langer/pdf/meth1/beobach2.pdf
http://www.duden.de/rechtschreibung/
Analyse#Bedeutung1
Personal & Haushalt
Die Bundespolizei – immer noch
ein attraktiver Arbeitgeber?
kompakt
Die Bundespolizei
sprach mit Peter Heinrich, dem Leiter des Dezernats 4 bei der Bundespolizeiakademie für Nachwuchsgewinnung und
Einstellungsberatung, über verschiedene Aspekte der Nachwuchswerbung
und die Attraktivität der Bundespolizei.
kompakt: Herr Heinrich, Deutsch-
land klagt über zu wenig Schulabgänger. Viele Betriebe können ihre
Ausbildungsstellen nicht besetzen.
Hat auch die Bundespolizei Probleme, Nachwuchs zu finden?
Peter Heinrich: Dieses Problem
hat die Kultusministerkonferenz schon
2007 erkannt und prognostiziert,
dass wir bis 2020 etwa 10 Prozent
weniger Schulabgänger haben werden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Bundespolizei, denn
alle Betriebe und auch der öffentliche
Dienst buhlen jetzt um immer weniger
Schulabgänger. Wir wollen aber aus
diesem immer kleineren Feld nach
den Besten Ausschau halten und die-
se auch für die Bundespolizei gewinnen. Wir sind glücklicherweise immer
noch in der komfortablen Situation,
dass wir genügend Bewerber haben,
um daraus die Besten auswählen und
einstellen zu können.
kompakt
: Wie haben sich die Bewerbungszahlen in den letzten Jahren
entwickelt?
Peter Heinrich: Die Bewerbungszahlen für den mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst sind in den
letzten Jahren gesunken. Während
sich 2009 noch insgesamt 11 300
junge Menschen für die Bundespolizei bewarben, waren es 2011 nur
noch etwa 8 400. Erfreulicherweise
Peter Heinrich, Leiter des Dezernats 4 bei der
Bundespolizeiakademie
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Letzte Hürde Eignungsauswahlverfahren. Dem
Traumjob ganz nah.
ist in diesem Jahr mit 9 400 Bewerbern wieder eine steigende Tendenz
erkennbar. Allerdings
war dies verbunden
mit intensiven Bemühungen der Einstellungsberater und
einer Verlängerung der
Bewerbungsfristen.
kompakt: Sehen Sie
von Bewerbern gibt, die gerne in diese Regionen wollen – auch aus Norddeutschland. Für viele ist der Wunsch,
Bundespolizist zu werden, größer als
das Bedürfnis nach einer heimatnahen Verwendung. Selbstverständlich
gibt es auch Bewerber, die sich mit
dieser Perspektive nicht anfreunden
können und sich deshalb nicht für die
Bundespolizei entscheiden.
kompakt
es nicht als Nachteil an, dass
es bei der Bundespolizei – im
Gegensatz zu einigen Länderpolizeien – keine Übernahmegarantie
nach Beendigung der Ausbildung
gibt?
Peter Heinrich: Natürlich gibt es
einige Länder, die eine ausdrückliche
Übernahmegarantie aussprechen. Wir
tun das nicht, aber wir übernehmen!
Wir stellen junge Menschen in die
Bundespolizei ein, um später ausgebildete Polizeivollzugsbeamte in den
Einsatz zu bringen. Ich weiß, dass
diese Einschränkung, keine Übernahmegarantie nach der Ausbildung, die
wir 2011 machen mussten, hemmend gewirkt hat. Aber diese Aussage galt nur für Einstellungen in 2011.
Den Fall, dass wir Personal ausbilden
und dann nicht übernehmen, gibt es
höchstens in Einzelfällen bei Nichteignung.
kompakt: Der größte Personalbe-
darf der Bundespolizei besteht weiterhin im südlichen Teil Deutschlands.
Ist die bundesweite Verwendung
momentan beispielsweise für unsere
norddeutschen Bewerber nicht eher
hinderlich?
Peter Heinrich: In der Tat liegen
momentan die Schwerpunktbereiche
für die Einstellungen 2012 und 2013
in Frankfurt am Main, München und
Stuttgart. Daher können wir auch
norddeutschen Bewerbern derzeit
keine heimatnahe Verwendung in
Aussicht stellen. Wir haben aber auch
festgestellt, dass es eine ganze Reihe
Peter Heinrich: Das ist ein ganz
interessanter Aspekt, denn unsere
Auswertungen haben ergeben, dass
30 Prozent der Bewerber durch unsere Homepage auf uns aufmerksam
werden, 30 Prozent werben wir über
Berufsmessen und ebenfalls 30 Prozent finden durch Werbung aus dem
eigenen Haus, sprich durch Bundespolizisten selbst, den Weg zu uns.
: Die Bundespolizei geht
bei der Nachwuchswerbung auch
neue Wege mit der sogenannten
regionenorientierten Nachwuchswerbung. Was ist darunter zu verstehen?
Kompetenter Ansprechpartner: Einstellungsberater
der Bundespolizeiakademie
kompakt
: Die Bundespolizei
wird immer älter. In den kommenden Jahren steht uns eine enorme
Pensionswelle bevor. Sehen sie darin
ein Problem und gibt es dahingehend
Überlegungen, die Einstellungszahlen
zu erhöhen?
Peter Heinrich: An den jetzigen
Einstellungszahlen sieht man, dass
bereits reagiert wurde. 2011 wurden
im mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst insgesamt 450 Anwärter eingestellt. Mit der Festlegung der
Einstellungszahlen bis 2014 ist eine
deutliche Steigerung erkennbar. In
diesem Jahr stellen wir 800 Anwärter
für beide Laufbahnen ein, 2013 sollen es ebenfalls 800 und 2014 sogar
850 sein.
kompakt: Können Sie uns sagen,
wie Bewerber auf die Bundespolizei
aufmerksam werden?
Peter Heinrich: Ich habe ja bereits erwähnt, dass die personellen
Schwerpunktbereiche in Frankfurt/
Main, Stuttgart und München liegen.
Für diese Ballungsräume brauchen
wir viel Personal und werben deshalb
für den mittleren Polizeivollzugsdienst mit der regionorientierten
Nachwuchswerbung gezielt für diese
Bereiche. Im Klartext heißt das, dass
wir Menschen aus München für die
Bundespolizei in München suchen.
Dieses Prinzip funktioniert im ersten
Jahr schon sehr gut, da wir unsere
Zielvorstellungen längst übertroffen
haben. Somit können wir den Bedarf
der Direktionen erfüllen, denn auch
ihnen ist es wichtig, möglichst ortsansässiges Personal zu erhalten, um
langfristig die Personalkontinuität zu
erhöhen.
kompakt
: Die Bundespolizei
bemüht sich auch verstärkt um junge
Menschen mit Migrationshintergrund.
Was hat es damit auf sich?
Peter Heinrich: Aufgrund einer
Initiative der Bundesregierung erhielt
die Bundespolizeidirektion Flughafen
Frankfurt am Main 2010 einen Projektauftrag, mehr Nachwuchs mit
Migrationshintergrund für die Bundespolizei zu werben. Den gleichen
Auftrag hat jetzt auch die
Bundespolizeidirektion München
27
| 5-2012
28
erhalten. Im Rahmen dieses Projektes
wird offensiv dargelegt, dass wir auch
mehr Nachwuchskräfte mit Migrationshintergrund für unsere Organisation gewinnen wollen. Die Kampagne
der Bundesregierung unterstützt auch
die Bemühungen der Bundespolizei,
sich als eine weltoffene und vielfältige
Behörde zu präsentieren. Wir können jetzt bereits sagen, dass sich für
Frankfurt am Main ein Projekterfolg
abzeichnet, da wir unsere Einstellungszahlen gegenüber 2011 mehr
als verdoppeln konnten.
kompakt
: Geben Sie uns bitte
einen Einblick in die Nachwuchswerbung der Bundespolizei. Was unternehmen Ihre Einstellungsberater, um
junge Menschen für die Bundespolizei zu gewinnen?
Peter Heinrich: Unsere Einstellungsberater sind der Schlüssel
zum Erfolg, ihnen kommt eine ganz
wichtige Aufgabe zu. Sie sind der
erste Kontakt unserer Bewerber zur
Bundespolizei, daher müssen sie
glaubwürdig und authentisch sein. Die
Berater sollten großes Interesse daran
haben, sich mit jungen Menschen
über unser Berufsbild zu unterhalten
und sie dafür zu gewinnen; nicht zu
überreden – das ist ganz wichtig –,
sondern sie ehrlich für die Bundespolizei zu gewinnen.
Die Einstellungsberater machen die
Interessenten auf Gruppenveranstaltungen, zum Beispiel in Schulen oder
auf Berufsmessen, oder in Einzelberatungen mit unserem Berufsbild
vertraut. Zusätzlich müssen wir alle
modernen Medien nutzen. Junge
Leute erreicht man heute am besten
über das Internet.
kompakt: Ist die Bundespolizei
Peter Heinrich: Ich sage uneingeschränkt „ja“. Wir haben ein unheimlich breites Spektrum an verschiedenen Aufgaben und können so einem
Berufsanfänger sehr breite Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wir bieten
keinen Schmalspurberuf an, sondern
es besteht die Möglichkeit, in beiden
Laufbahnen sehr viele unterschiedliche und interessante Aufgaben
wahrzunehmen. Dieser Aspekt macht
uns für Bewerber so interessant,
denn jeder kann sich am Ende seine
passende Aufgabe heraussuchen.
Wir haben gute Aufstiegschancen
und auch vom Gehalt her liegen wir
im oberen Drittel der Polizeien. Daher
brauchen wir auch den Vergleich mit
den Länderpolizeien nicht scheuen.
Das Interview führte
Torsten Tiedemann
Fotos: Bundespolizeiakademie
noch ein attraktiver Arbeitgeber?
Veranstaltungen und Messen sind ein wichtiges Standbein der Nachwuchsgewinnung. Persönliche Gespräche sind dabei unerlässlich.
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F
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Foto: Bundespolizeidirektion Stuttgart
Isabell Sanwald
Isabell Sanwald ist 29 Jahre alt, kommt aus Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg und
spielt sehr gerne Saxophon. Nach der Lehre als Industriekauffrau begann sie 2005 ein dreijähriges Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Im Oktober 2009
wurde sie bei der Bundespolizeidirektion Stuttgart als Verwaltungsbeamtin – Sachbearbeiterin für Materialmanagement – eingestellt.
1. Was schätzen Sie bei der
Bundespolizei am meisten?
Das in mich gesetzte Vertrauen durch meine Vorgesetzten
und Kollegen sowie den kollegialen, freundlichen und teilweise familiären Umgang der Kollegen durch alle Ebenen
der Bundespolizei.
5. Was wäre Ihre erste Amtshandlung, wenn Sie heute zur Präsidentin
der Bundespolizei ernannt würden?
Meine erste Amtshandlung als Präsidentin der Bundespolizei wäre, mehr junge Menschen für die Politik und für den
Beruf der Polizistin/des Polizisten und für den Beruf der
Verwaltungsbeamtin/des Verwaltungsbeamten zu begeistern. Auch würde ich die Verwendungsmöglichkeiten nach
der Ausbildung sowie die Erwartungen, die in einen nach
der Ausbildung gesetzt werden, transparenter machen.
2. Was schätzen Sie bei der
Bundespolizei am wenigsten?
Den Satz: „Ich bin hierfür nicht zuständig.“
Es ist wichtig, auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen
und die Arbeit der Kollegen wertzuschätzen.
3. Was war Ihr bisher schönstes
Erlebnis im Dienst?
Wenn man offen für vieles ist, kann jeder Tag im Dienst
etwas Besonderes werden.
Eines der schönsten Erlebnisse, das für mich nennenswert
ist, war die Hospitation am Flughafen Stuttgart. Für mich
als Verwaltungsbeamtin war es schön, hinter die Kulissen
zu schauen. Jetzt weiß ich, wie die tägliche Arbeit an den
Kontrollboxen abläuft, wie die Koffer durchleuchtet werden
– unglaublich, was die Menschen alles mitnehmen – und
wie die Gewahrsamsräume aussehen. All das erläutert zu
bekommen und zu begreifen, war sehr hilfreich für meine
Alltagsaufgaben.
4. Was war das Schlimmste, was Sie im
Dienst erlebt haben?
Bis jetzt habe ich noch keine „schlimmen“ Erfahrungen im Dienst
gemacht. Ich hoffe, dass das auch so bleibt. Jedoch waren traurige Erfahrungen dabei. Zum Beispiel wenn Kollegen, mit denen man dienstlich zu tun hat, einfach aus dem Leben gerissen werden.
Das Interview führte
Ines Rabe
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Viel Arbeit – wenig LOB
Die im Januar 2007 im Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst (TVöD) verankerte Leistungsorientierte Bezahlung (LOB) wird in der Bundespolizei seit 2011 endgültig
umgesetzt. Die Ausgestaltung der LOB wurde im Tarifwerk
nicht abschließend geregelt. Somit ist der tarifvertragliche
Rahmen durch eine einvernehmliche Dienstvereinbarung
zwischen Bundesministerium des Innern und Bundespolizeihauptpersonalrat konkretisiert worden. Nun stellt sich die
Frage, inwieweit das Ziel der LOB erreicht worden ist oder
noch erreicht werden kann.
30
In
den letzten vier Jahren konnten sich alle Beschäftigten
über eine jährliche pauschale Auszahlung freuen, zumindest über das,
was netto übrig blieb – nicht viel, aber
immerhin etwas. Bis September 2011
stimmten die Vorgesetzten mit allen
Tarifbeschäftigten Vereinbarungen
über die Festlegung der Leistungsbewertung für das laufende Jahr ab. Neben den zu bewertenden Tätigkeiten
fixierte man auch den prozentualen
Wert für maximal fünf Bewertungskriterien oder man einigte sich auf eine
Zielvereinbarung. Die Beschäftigten
erhielten auch die Möglichkeit, sich
pro Bewertungszeitraum in Gruppen
zusammenzuschließen.
Personalgespräche mit
den Beschäftigten
Inzwischen müssen die Vorgesetzten mit jedem Tarifbeschäftigten
Personalgespräche führen, um ein
nachvollziehbares Ergebnis hinsichtlich der LOB zu erzielen. Je nach
Anzahl der Tarifbeschäftigten erhöht
sich der Zeitaufwand für Personalgespräche aufgrund der LOB für die Vorgesetzten, mit der Folge, dass diese
versuchen, den zusätzlichen Aufwand
möglichst gering zu halten. Hier
haben die Instrumente der Gruppenbildung den entschiedenen Vorteil,
dass man mit nur einem Gespräch mit
allen Beschäftigten gleichzeitig den
Zeitaufwand reduziert. Sofern sich
keiner in der Gruppe falsch beurteilt
fühlt und die Beurteilung der Gruppe
akzeptiert, ist alles im Lot(b). Unterm
Strich bleibt aufgrund der Vor- und
Nachbereitung der Personalgespräche – selbst bei Gruppen – jedoch
ein erheblicher Mehraufwand für alle
Beteiligten.
In den Monaten Januar und Februar dieses Jahres gaben die Vorgesetzten ihre Bewertungen gegenüber
ihren Beschäftigten bekannt. Die
Reaktionen auf die Bewertungen
waren extrem unterschiedlich. Mit der
höchsten Bewertungsstufe 3 hat man
zunächst sein Ziel erreicht; die Mitarbeiter sind zufrieden und arbeiten
motiviert weiter.
Anders stellt es sich bei den
Bewertungsstufen 1 und 2 dar. Erschwerend wirkt sich hier aus, dass
aufgrund der prozentualen Bewertung
auch Werte von 1,5 oder 2,4 erzielt
werden konnten, die entweder aufoder abgerundet werden. Dieses
Verfahren verursachte an dieser Stelle
den ersten Diskussionsbedarf, da am
Ende doch nur die Bewertungszahlen
1, 2 oder 3 an die Personalstellen zur
letztendlichen Berechnung des Leistungsentgelts weitergegeben werden.
Dieser Diskussionsbedarf ist vermutlich durch mangelnde Informations-
weitergabe oder sogar durch falsche
Interpretationen der Regelungen zur
LOB entstanden.
Nachdem den Personalstellen die
Bewertungen vorlagen, konnten sie
den Auszahlungsbetrag für jeden Einzelnen innerhalb der Entgeltgruppen
ermitteln. Mit Spannung warteten die
Beschäftigten darauf, dass ihnen der
Wert der Bewertungspunkte in Euro
mitgeteilt würde.
„Für einmal essen
gehen reicht’s!“
Bis Ende Mai informierte man
jeden einzelnen Beschäftigten mit
einem persönlichen Anschreiben über
die Höhe des erreichten Leistungsentgeltes, das mit der Juniabrechnung
ausgezahlt wurde. Für den einen oder
anderen sicherlich etwas Erfreuliches,
aber für viele eher enttäuschend.
Da den einzelnen Organisationseinheiten der Bundespolizei unterschiedliche Gelder für die Ausschüttung zur
Verfügung standen, konnte es passieren, dass trotz gleicher Entgeltgruppe
der Auszahlungsbetrag bei Bewertung 2 größer war als bei Bewertung
3. Dieser Umstand enttäuschte die
Leistungsempfänger. Die abschließende Ernüchterung folgte prompt – bei
Erhalt der Lohnabrechnung. Nach Ab-
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zug der Sozialabgaben konnten sich
die Beschäftigten über einen Betrag
„freuen“, der für ein schönes Abendessen mit dem Partner reichte.
Leistung ohne
Bezahlung?
Die Leistungsbezahlung kommt
unter Umständen nur einem kleinen
Teil der Arbeitnehmer zugute, das
Geld für diese Leistungsbezahlung
wurde aber bei allen Arbeitnehmern
eingespart. Hier hat der Bundespolizeihauptpersonalrat im Rahmen der
Dienstvereinbarung erreicht, dass die
Leistungsentgelte einem größeren
Personenkreis zugutekommen und
nicht als Eliteförderung zu verstehen
sind.
An dieser Stelle muss man sich
nun fragen, in welchem Verhältnis der
gesamte Organisationsaufwand zu
dem Ziel, die Motivation und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten
zu erhöhen, steht. Sicherlich kann
man die Tendenz erkennen, dass –
unabhängig von der Leistung – an alle
Beschäftigten das gleiche Leistungsentgelt gezahlt werden soll. Ursache
hierfür könnte sein, dass Vorgesetzte
sich oftmals scheuen, sich mit den
tatsächlichen Leistungen der einzelnen Beschäftigten auseinanderzusetzen. Die mangelnde Bereitschaft der
Vorgesetzten und der Beschäftigten,
sich näher mit der individuellen Leistung zu befassen, ist möglicherweise
auch darauf zurückzuführen, dass mit
einem Prozent1 nur eine relativ geringe Zahlung erfolgt, wofür der Aufwand
oftmals als nicht lohnend angesehen
wird.
Waren in den Jahren vor der Einführung der LOB die Mitarbeiter nicht
leistungsbereit und motiviert für ihre
Aufgabenerfüllung? In Anbetracht der
Auszug: Dienstvereinbarung über die Einführung und Umsetzung der leistungsorientierten
Bezahlung in der Bundespolizei
„„ Bei der leistungsorientierten Bezahlung wird die über einen festgelegten Zeitraum erbrachte Leistung festgestellt. Dies kann eine kollektive Leis-
tung oder eine individuelle Leistung innerhalb eines Teams sein.
„„ Die Zahlung eines Leistungsentgelts soll dazu beitragen, Motivation, Ei-
genverantwortung und Führungskompetenz in der Bundespolizei zu stär-
ken und die Zusammenarbeit zu fördern und zu verbessern.
„„ Die Feststellung der Leistung im Team oder der individuellen Leistung er-
folgt Anhand von Zielvereinbarungen, systematischer Leistungsbe
wertungen oder einer Kombination beider Instrumente.
„„ Die Leistungsfeststellung erfolgt rückschauend. Sie ist bis einen Monat nach Beendigung des festgelegten Leistungsfeststellungszeitraumes, spätestens bis zum 28. Februar des folgenden Jahres vorzunehmen.
„„ In der Zielvereinbarung werden zu Beginn des Leistungszeitraums zwi-
schen ein und fünf Leistungsziele und deren Gewichtung festgelegt.
„„ Die Berechnung des individuellen Leistungsentgelts erfolgt auf der Grundlage der im Rahmen der Auswertung der Zielvereinbarungen bzw. systematischen Leistungsbewertungen ermittelten Gesamtwerte der
Leistungsmessung.
jährlichen Reduzierung der Haushaltsstellen im öffentlichen Dienst von
1,5 Prozent und des Aufgabenzuwachses der Bundespolizei in den
letzten Jahren ist bei den Mitarbeitern
die Bereitschaft zu mehr Leistung
ständig gestiegen. Die Funktionsfähigkeit der Bereiche während der
Neuorganisation wurde unter Garantie
durch die hochmotivierten Mitarbeiter
sichergestellt. Nicht zuletzt durch
die Neuorganisation wurde in vielen
Organisationseinheiten festgestellt,
dass der Tarifbereich ein wichtiger
Bestandteil für die Aufgabenerfüllung
war und auch in Zukunft bleiben wird.
Bei der großen Zahl der Tarifbeschäftigten in der Bundespolizei kann
man sich unschwer vorstellen, wie
viele Formulare von Vorgesetzten und
Sachbearbeitern ausgefüllt, -gedruckt
und verschickt worden sind, um für
die Tarifbeschäftigten unterm Strich
einen geringen dreistelligen Nettoauszahlungsbetrag zu erzielen. Mit der
LOB versucht man, privatwirtschaftliche Instrumente auf den öffentlichen
Dienst zu übertragen, um mit finanziellen Anreizen die Motivation der
Beschäftigten zu erhöhen – und das
mit zweifelhaftem Erfolg.
Wozu braucht man dann noch die
Leistungsorientierte Bezahlung?
Stefan Spölmink
Fotos: Walter Sprenz
1) Der ständigen Monatsentgelte des Vorjahres aller unter den Geltungsbereich des
TVöD fallenden Beschäftigten des jeweiligen
Arbeitgebers.
31
Damals ...
Anwärterin Perchenek, Anwärter Neuenhausen und
Anwärterin Krämer beim Orientierungsmarsch 1989
Wie die Frauen zum Grenzschutz kamen.
Auf
der 20-jährigen Bestehensfeier der 1.
Hundertschaft der jetzigen Bundespolizeiabteilung Sankt Augustin Ende August, begrüßte mich eine junge Hauptkommissarin, lachte mich freundlich
an und sagte dann mit ernstem
Gesichtsausdruck: „Hallo, Exchef,
wie feiern wir denn nun am 1. Oktober unsere Silberhochzeit?“ Wegen
meines offensichtlich verständnislosen Blicks setzte sie erklärend hinzu:
„Sie haben mich doch vor 25 Jahren
Abschlussübung des 1. Dienstjahres 1990
geprüft und eingestellt. Können Sie
sich noch daran erinnern?“
Dies hörte eine weitere junge
Kollegin und sagte sofort: „Ich habe
noch genau die Toiletten vor Augen.
Waren es doch reine Männerklos.
Die Urinale waren zugeklebt oder
mit Blumen bestückt.“, „Ja, und die
Frauen brauchten ihre neuen Klamotten von der Kleiderkammer nicht zum
Hundertschaftsgebäude tragen, nein
sie wurden gefahren.“ Herzliches
Lachen allerseits, worauf sich weitere
Kollegen uns anschlossen. Ja, und
dann musste ich erzählen, wie es
damals wirklich mit den Frauen war.
Da ich schon jahrelang die männlichen Bewerber prüfte, wurde ich vom
Bundesministerium des Innern über
die Absicht der Einstellung von Frauen
benachrichtigt und als Prüfungsvorsitzender auch für die Frauen vorgesehen. Mit dem Personalchef des
damaligen Grenzschutzkommandos
West stellten wir die Prüfungskriterien
zusammen, die vom Bundesministerium des Innern genehmigt wurden. Im
Gegensatz zur „männlichen Prüfung“
wurde bei der Sportprüfung der Langlauf für die Frauen gestrichen. Sie
mussten dafür 200 Meter schwimmen.
Die ärztliche Untersuchung und
das Abschlussgespräch wurden
beibehalten. Bevor die ersten Einstellungsprüfungen begannen, hatte
die Presse vom Vorhaben „Frauen
im Bundesgrenzschutz“ irgendwie
Wind bekommen. Zuerst berichtete
der WDR, dass das Bundesministerium des Innern auf Nachfrage des
| 5-2012
Senders die Einstellung von Frauen
bestätigt habe. Nun setzte ein regelrechter Medienrummel ein. Vor dem
Schlagbaum in Heimerzheim standen
täglich irgendwelche Fotografen.
Es ging so weit, dass eine Bewerberin aus Norddeutschland in ihrer
Wohnung abgelichtet wurde, als sie
angeblich schon vorab das Grüßen
übte.
33
Am Tag der Einstellung
kamen noch Fernsehsender und Radiostationen hinzu.
In der ersten Einstellungsrate
prüften wir ca. 150 Bewerberinnen.
Die dreißig Besten, alle mit Abitur,
wurden dann zum 1. Oktober 1987
in Swisttal-Heimerzheim bei der 2.
Hundertschaft eingestellt.
Aber bevor die Frauen kamen,
gab es unzählige Besprechungen
mit dem Abteilungsführer. Es ging
ja nicht nur um die Unterbringung,
sondern auch um die Bekleidung, um
passende Ausrüstung (zum Beispiel
musste der Pistolengriff kleiner sein)
und ein Dauerthema war der Umgang der Ausbilder mit dieser neuen
Situation. Deswegen und auch als
„Anlaufpunkt“ für „unsere“ Frauen
wurde eine Polizeiobermeisterin von
der Polizei Nordrhein-Westfalen zu
uns abgeordnet. Für viele unserer
Probleme hatte sie kein Verständnis,
da wir nach ihrer Meinung vieles
überbewerteten. Im Nachhinein
kann ich nur sagen – sie hatte völlig
Recht. So glaubten die damaligen
Vorgesetzten beispielsweise, dass die
männlichen Polizeivollzugsbeamten
ihren zum Teil etwas rauen Ton ändern
würden … doch diese Hoffnung
wurde herb enttäuscht. Im Gegenteil:
Als Gegenreaktion – möglicherweise,
um zu beweisen, dass sie Teil unserer
Gemeinschaft sind – „überboten“ die
Mädchen teilweise das Sprachniveau.
Verschwitzt und trotzdem glücklich 1989
Für ihre Verwendung beim Bundesgrenzschutz hatten alle Bewerberinnen unterschreiben müssen, dass sie
nur im Einzeldienst eingesetzt werden
würden. Dem wurde zwar von Anfang
an von allen Frauen widersprochen,
aber erst in der dritten Generation,
nach einem eingelegten Widerspruch
im Bundesministerium des Innern,
wurde diese Vorgehensweise rückwirkend für alle gestrichen.
In unserem weiteren Gespräch
konnte festgestellt werden, dass sich
durch die Frauen einiges verändert
hat, und zwar zum Vorteil. Und so zog
sich unser Gespräch noch lange hin,
da immer weitere nette Begebenheiten erwähnt wurden. Ich bin gespannt
auf die vielen Einladungen zur „Silberhochzeit der ersten Frauengeneration
beim Bundesgrenzschutz“.
Manfred Schmidt
„Zeitzeugen“
gesucht!
Im
Jahr 2016 feiert das Trainingszentrum Kührointhaus sein 60-jähriges Bestehen. Grund genug,
um in einer Chronik auf mehr als ein halbes Jahrhundert
ereignisreicher Geschichte des Hauses zu blicken.
Waren Sie zwischen 1956 und 2000 Lehrgangsteilnehmer im Kührointhaus? Dann unterstützen Sie doch
das Team vom Kührointhaus mit Fotos, Videos und Ihren
ganz persönlichen Erlebnissen aus den Berchtesgadener
Alpen! Auch die Erreichbarkeiten schon pensionierter
Kollegen sind dafür wertvoll.
Ansprechpartner: Thomas Lobensteiner
([email protected]) oder
Thomas Vogt ([email protected])
Marcus Bindermann
Fotos: Stefan Cella und Trainingszentrum Kührointhaus
Trainingszentrum Kührointhaus
Das Trainingszentrum Kührointhaus (TZK) gehört zur
Bundespolizeiakademie und liegt auf 1420 m Höhe
inmitten der Berchtesgadener Alpen. Der Doppelname Kühroint setzt sich zusammen aus „Küh“ (Kühen)
und „Roint“ (Rodung).
„„ 1938 Fertigstellung des Hauses, das zunächst als Gebirgsstützpunkt dient
„„ 1956 pachtet das damalige Grenz-
schutzkommando Süd das Kühroint-
haus und lässt es durch Pionierzüge umfangreich ausbauen
„„ 1989 erste Lehrgangsteilnehmerinnen werden im Haus beherbergt
„„ 2001 grundlegende Neuausrichtung und Ausweitung des Lehrgangsange-
botes
35
Mach’s gut!
Ohne Stress in den Ruhestand
So mancher zählt ungeduldig die verbleibenden Jahre, Monate und Tage, ein
anderer schreckt schon bei dem Gedanken auf, pensioniert zu werden. Irgendwann ist es aber bei jedem so weit: Die Pflicht ist erfüllt, die Uniform wird an
den Haken gehängt, ein neuer – dienstfreier – Lebensabschnitt beginnt. Damit
einen der bevorstehende Ruhestand nicht aus der Ruhe bringen kann, sollte
man sich mit ihm beizeiten auseinandersetzen. Dazu gehört, einige Regeln zu
kennen und ein paar Tipps zu beachten.
Wann ist es so weit?
Verwaltungsbeamte und Tarifbeschäftigte erreichen das Ruhestandsbzw. Rentenalter, wenn sie das 67.
Lebensjahr vollendet haben. Nur wer
vor 1947 geboren ist, darf – wie es
bis vor wenigen Jahren noch für alle
die Regel war – bereits mit 65 zu Hause bleiben. Für die zwischen 1947
und 1963 Geborenen gelten gestaffelte Altersgrenzen (Abbildung 1).
Vollzugsbeamte in der Bundespolizei werden mit 62 pensioniert; mit 60,
wenn sie vor 1952 geboren sind. Die
Jahrgänge 1952 bis 1963 werden
gestaffelt in den Ruhestand versetzt
(Abbildung 2).
Sowohl die aktive Dienstzeit eines
Beamten als auch das Arbeitsverhältnis eines Tarifbeschäftigten enden
beim Erreichen der Altersgrenze automatisch, ohne Kündigung. Spätestens
drei Monate vor der Pensionierung
muss das behördliche Schreiben
zur Versetzung in den Ruhestand
vorliegen. Wer ein solches Schriftstück nicht bekommen hat, sollte
unbedingt bei der Personalabteilung
vorsprechen. Für den Zeitpunkt des
Renteneintritts ist die Zustellung des
Rentenbescheids ausschlaggebend,
über die der Arbeitgeber unverzüglich
informiert werden muss. Gearbeitet
und gedient wird über den Geburtstag
hinaus, und zwar bis zum Ende des
jeweiligen Monats.
| 5-2012
Darf’s ein bisschen
mehr sein?
36
Ein Tarifbeschäftigter, der länger
arbeiten möchte, muss einen neuen
Arbeitsvertrag abschließen.
Scheiden tut weh, sagt man. Um
in besonderen Fällen die Abschiedsschmerzen zu mildern – oder zumindest hinauszuzögern –, darf die
Regelaltersgrenze eines Beamten
auf seinen Antrag um höchstens drei
… oder etwas weniger?
Polizeibeamte scheiden generell
nur dann vorzeitig aus dem aktiven
Vollzugsdienst aus, wenn sie aufgrund
einer Erkrankung oder wegen eines
Unfalls für polizeidienstunfähig erklärt
werden.
Schwerbehinderte Verwaltungsbeamte können auf Antrag fünf Jahre
Tarifbeschäftigte können eine
Erwerbsminderungsrente bekom-
Verwaltungsbeamte und
Tarifbeschäftigte
Polizeivollzugsbeamte
Geburtsjahr
Anhebung
um Monate
Altersgrenze
Geburtsjahr/monat
Anhebung
um Monate
Altersgrenze
1947
1948
1949
1950
1951
1952
1953
1954
1955
1956
1957
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
14
16
18
20
22
65 Jahre und 1 Monat
65 Jahre und 2 Monate
65 Jahre und 3 Monate
65 Jahre und 4 Monate
65 Jahre und 5 Monate
65 Jahre und 6 Monate
65 Jahre und 7 Monate
65 Jahre und 8 Monate
65 Jahre und 9 Monate
65 Jahre und 10 Monate
65 Jahre und 11 Monate
66 Jahre
66 Jahre und 2 Monate
66 Jahre und 4 Monate
66 Jahre und 6 Monate
66 Jahre und 8 Monate
66 Jahre und 10 Monate
Januar 1952
Februar 1952
März 1952
April 1952
Mai 1952
Juni–Dezember 52
1953
1954
1955
1956
1957
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
14
16
18
20
22
60 Jahre und 1 Monat
60 Jahre und 2 Monate
60 Jahre und 3 Monate
60 Jahre und 4 Monate
60 Jahre und 5 Monate
60 Jahre und 6 Monate
60 Jahre und 7 Monate
60 Jahre und 8 Monate
60 Jahre und 9 Monate
60 Jahre und 10 Monate
60 Jahre und 11 Monate
61 Jahre
61 Jahre und 2 Monate
61 Jahre und 4 Monate
61 Jahre und 6 Monate
61 Jahre und 8 Monate
61 Jahre und 10 Monate
Abbildung 1: Altersgrenze für Verwaltungsbeamte und Tarifbeschäftigte
Jahre hinausgeschoben werden. Voraussetzung: Die Verlängerung liegt im
dienstlichen Interesse.
Abbildung 2: Altersgrenze für Polizeivollzugsbeamte
eher in Pension gehen. Eine vorzeitige
Versetzung in den Ruhestand ist ab
dem 63. Lebensjahr auch ohne Behinderung möglich –
mit Abschlägen.
Bis Ende
2016 erlaubt es
eine Altersteilzeitregelung, nach
dem 60. Geburtstag beruflich
kürzerzutreten;
hierfür gelten
aber besondere
Bedingungen und
Quoten.
men, bevor sie die Regelaltersgrenze
erreicht haben. Die Entscheidung obliegt dem Rentenversicherungsträger.
Das liebe Geld
Ein Anspruch auf Ruhegehalt
besteht erst nach einer fünfjährigen
Dienstzeit. Wird ein Beamter entlassen, bevor diese Wartezeit erfüllt ist,
erfolgt eine Nachversicherung in der
gesetzlichen Rentenversicherung
(GRV). Die Höhe der Versorgung
eines Beamten hängt von den ruhegehaltfähigen Bezügen und der
Dienstzeit ab. Nach 40 Dienstjahren
sind es derzeit maximal 71,75 Prozent
(brutto). Ausschlaggebend ist die zu-
| 5-2012
letzt erreichte Gehaltsstufe – vorausgesetzt, dass die letzte Beförderung
mehr als zwei Jahre zurückliegt. Die
Pension wird voll versteuert.
Polizeivollzugsbeamte, die mit dem
Erreichen der für sie geltenden besonderen Altersgrenze und vor ihrem
67. Geburtstag in den Ruhestand treten, erhalten eine Ausgleichszahlung.
Deren Höhe beträgt das Fünffache
der Dienstbezüge des letzten Monats,
jedoch höchstens 4.091 Euro. Diese
Summe verringert sich um jeweils ein
Fünftel für jedes über die besondere
Altersgrenze abgeleistete Jahr. Wer
vorzeitig pensioniert wird, bekommt
keine Ausgleichszahlung.
Die Versorgungsbezüge setzt die je
nach Wohnsitz zuständige Bundesfinanzdirektion Nord (Hamburg), West
(Köln), Süd-West (Neustadt an der
Weinstraße), Süd-Ost (Nürnberg) oder
Mitte (Potsdam) fest. Wer sich über
seine Versorgungsanwartschaften
informieren will, stellt auf dem Dienstweg und spätestens sechs Monate
vor der Pensionierung einen Antrag.
Unabhängig davon erhält ein Beamter
vier Wochen vor der Pensionierung
eine Mitteilung über die Höhe der
Versorgungsbezüge – bitte sorgfältig
prüfen!
Alle Renten aus der GRV werden
nur auf Antrag gezahlt. Mindestens
drei Monate bevor ein Tarifbeschäftigter die Altersgrenze erreicht, muss er
den Rentenantrag bei der Deutschen
Rentenversicherung Bund (DRV)
stellen. Nur dann kann ein nahtloser
Übergang zwischen Beschäftigung
und Rente gelingen.
Die Rentenhöhe hängt von den in
die GRV eingezahlten Beiträgen und
anderen Faktoren wie etwa anrechenbaren Kindererziehungszeiten ab.
Die Versicherungsträger informieren
Beschäftigte ab dem 27. Lebensjahr
jährlich über die voraussichtliche
Höhe des Ruhegeldes. Nach dem 54.
Geburtstag bekommt man alle drei
Jahre eine ausführliche Rentenauskunft. Auch hier gilt: Genau prüfen!
Renten werden seit 2005 abzüglich der Versorgungsfreibeträge zu
50 Prozent besteuert. Der Steuersatz
steigt seitdem jährlich um zwei bzw.
ab 2020 um ein Prozent, bis im Jahr
2040 die 100-Prozent-Marke erreicht
ist.
Wer als Beamter Rentenanwartschaften aus Vordienstzeiten vorweisen kann, darf sich unter Umständen
auf ein paar Euro mehr freuen. Die
Anrechenbarkeit, die Höchstgrenzen
und die Fristen kann ein Laie jedoch
Pensionen werden in voller Höhe versteuert. Der steuerpflichtigen Rentenanteil wird seit 2005 kontinuierlich
erhöht, bis er 2040 100 Prozent beträgt.
nicht ohne Weiteres überblicken.
Deshalb ist es ratsam, rechtzeitig –
spätestens mit 55 Jahren – eine Kontenklärung bei DRV zu beantragen.
Schließlich sollten alle erforderlichen
Unterlagen mit der Bitte um Pensions- bzw. Rentenberechnung auf dem
Dienstweg an die zuständige Bundesfinanzdirektion gerichtet werden. Eine
Überversorgung beim Zusammentreffen von Renten- und Pensionsansprüchen ist ausgeschlossen.
Kleine oder große
Brötchen?
Ruhestandsbeamte dürfen ihre
Pension aufbessern. Einen neuen
Job müssen sie aber anzeigen, wenn
dieser mit ihrer dienstlichen Tätigkeit in den letzten fünf Jahren vor
der Pensionierung zusammenhängt
und nun die dienstlichen Interessen
beinträchtigen könnte. Ist der Beamte
mit Erreichen der Regelaltersgrenze
in den Ruhestand getreten, so hat
er diese Vorschrift nur in den ersten
drei Jahren zu befolgen. Bei jeder
anderen Beendigung des Beamtenverhältnisses ist eine Fünfjahresfrist
zu beachten. Eine entsprechende
Auflage gibt es im Tarifbereich nicht.
Dem – selbstverständlich zu versteuernden – Hinzuverdienst sind keine
Grenzen gesetzt.
Nie wieder Urlaub
Ein Beamter, der zum letzten Mal
Urlaub nimmt, sollte wissen, dass er
Anspruch auf 15 Tage Erholungsurlaub hat, wenn er in der ersten Jahreshälfte in den Ruhestand tritt. Volle
30 Urlaubstage stehen ihm zu, wenn
die Pensionierung erst nach Juni
stattfindet. Eine finanzielle Abgeltung
der – etwa wegen Krankheit – nicht
genommenen Urlaubstage ist weder
vorgesehen noch gesetzlich geregelt.
37
| 5-2012
38
Tarifbeschäftigte, die in der ersten
Hälfte des Jahres verrentet werden,
erhalten den halben Jahresurlaub.
Wer von Juli bis Dezember in Rente geht, darf sich über den vollen
Jahresurlaub freuen. Die Regelung
gilt auch für den Zusatzurlaub wegen
Schwerbehinderung. Der gesetzliche
Mindesturlaub (24 Tage bei einer
Fünf-Tage-Arbeitswoche) ist abzugelten, wenn er zum Beispiel wegen
Arbeitsunfähigkeit ganz oder teilweise nicht gewährt werden konnte.
Achtung: Dieser Anspruch verjährt
(Dreijahresfrist)!
Habe fertig – Taschen
leer!
Waffen, dienstliche Ausrüstung,
Dienstausweis, „Dienstführerschein“,
Krankenversichertenkarte, Schlüssel
und sonstige dienstliche Gegenstände sowie Unterlagen sind beim
Ausscheiden aus dem aktiven Dienstbzw. Arbeitsverhältnis zurückzuge-
Was jeder Ruhestandsbeamte behalten darf, ist seine Personalnummer.
Bleiben Sie gesund!
Der Anspruch eines Bundespolizisten auf Heilfürsorge erlischt mit
dem Eintritt in den Ruhestand. Der
Abschluss einer (privaten) Krankenversicherung ist obligatorisch. Eine
Krankenhaustagegeldversicherung
und Zusatzpolicen für Zahnbehandlung und Sehhilfen sind empfehlenswert. Eine frühzeitig abgeschlossene
Anwartschaftsversicherung, die nun
in eine aktive Versicherung umgewandelt wird, erspart unter Umständen
viel Ärger und Geld. Eine Gesundheitsprüfung im Falle eines Neuvertrages kann nämlich unangenehme und
teure Folgen haben, wenn etwa Vorschäden oder chronische Leiden aus
der Police ausgeklammert werden.
Ruhestandsbeamte haben Anspruch auf eine 70-prozentige
zusammen mit dem Festsetzungsbescheid von der zuständigen Bundesfinanzdirektion.
Dem ersten Antrag auf Beihilfe ist
eine Kopie der Versicherungspolice
beizufügen. Es empfiehlt sich, auch
eine Vollmacht für weitere unterschriftsberechtigte Person(en) beizulegen. Die Beihilfeanträge sollen sich
auf Rechnungsbelege in einer Gesamthöhe von mindestens 200 Euro
beziehen. Von der Beihilfe werden
pro Quartal zehn Euro abgezogen.
Dies entspricht der Praxisgebühr,
die gesetzlich Versicherte entrichten
müssen.
Wer Beihilfe für den Lebenspartner geltend machen möchte, muss
nachweisen, dass dessen jährliche
Einkünfte im zweiten Jahr vor der
Antragsstellung nicht mehr als
17.000 Euro betrugen. Verrentete
Tarifbeschäftigte bleiben Mitglieder
in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Das Leben ist schön –
wenn man dafür sorgt!
Wer sich eine glückliche Pensionszeit wünscht, darf zudem eine
wesentliche Frage nicht unbeantwortet lassen: Bin ich auch innerlich auf
den Ruhestand vorbereitet?
ben. Beamte im mittleren Polizeivollzugsdienst und Bundespolizeiliche
Unterstützungskräfte geben auch ihre
Uniform ab. Angehörige des gehobenen und höheren Polizeivollzugsdienstes behalten selbst erworbene
Uniformteile, dürfen sie aber in der
Öffentlichkeit nicht mehr tragen.
Beihilfe. Die verbliebenen 30 Prozent
muss eine Versicherung abdecken.
Pensionäre haben die Wahl zwischen
einer privaten Krankenversicherung
und einer freiwilligen Mitgliedschaft in
einer gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen Informationen
zum Thema Beihilfe bekommt man
War der Job der wichtigste oder
gar der einzige Lebensinhalt, weil man
sich als „braver Beamter“ mit Hingabe jahrzehntelang ausschließlich
dem Dienst gewidmet hatte, kann die
Neuorientierung schwerfallen. Beste
Chancen auf ein erfülltes Dasein hat,
wer auch zuvor ohne Uniform, Einsatz
und Dienststelle glücklich leben
konnte. Eine intakte Familie, wahre
Freunde, Hobbys oder Ehrenamt
können helfen, die nötige Balance im
Ruhestand zu finden. Wen das Gefühl
beschleicht, mit der Pensionierung
aus dem Gleichgewicht geraten zu
| 5-2012
Ruhestandsbeamte haben keinen Anspruch auf Heilfürsorge.
Sie müssen sich deshalb selbst versichern – privat oder als
freiwilliges Mitglied einer Gesetzlichen Krankenkasse. Mit
einer frühzeitig abgeschlossenen Anwartschaftsversicherung
lassen sich hohe Kassenbeiträge im Alter reduzieren.
Foto: Stefan Brandl
39
können, der sollte lieber heute als
morgen etwas dagegen unternehmen.
Beistand bieten unter anderem die
Seelsorger in der Bundespolizei, die
Mitarbeiter des ärztlichen und des
sozialwissenschaftlichen Dienstes, die
Personalvertretungen und – so trivial
sich es auch anhören mag – alle, die
einem nahestehen.
Ein Hinweis zum Schluss: Auch
wenn dieser Beitrag die gesamte Ausgabe der
einnehmen würde,
bliebe zu wenig Platz, um alle denkbaren Regelungen, Fallkonstellationen
und Details zu erörtern. Seinen Zweck
kompakt
hat er aber erfüllt, wenn er Sie dazu
angeregt hat, sich rechtzeitig und
umfassend auf den Ruhestand vorzubereiten. Wenn Sie nach mehr oder
eingehenderen Antworten suchen,
können Ihnen folgende Texte weiterhelfen: Beamtenversorgungsgesetz,
Bundesbeamtengesetz, Bundesbeihilfeverordnung, Bundesbesoldungsgesetz, Bundespolizeibeamtengesetz,
Bundesurlaubsgesetz, Einkommensteuergesetz, Erholungsurlaubsver-
Ein „a. D.“ zum Abschied
Der Ruhestandsbeamte darf seine letzte Amtsbezeichnung bzw. deren modifizierte Form mit
dem Zusatz „außer Dienst“ oder „a. D.“ führen.
ordnung, Sozialgesetzbücher, Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst.
Guten Rat und Unterstützung finden
Sie auch in den Personalabteilungen
Ihrer Dienststelle, beim Personalrat
und in den Service-Centern der jeweils zuständigen Bundesfinanzdirektionen, der Krankenversicherungen
und der Sozialversicherungsträger.
Thomas Borowik
Fotos: Walter Sprenz
Portrait
Sympathisch, zupackend,
verbindlich
Frauen in der Männerdomäne Polizeitraining: Hier steht Katja Remmel von
der Bundespolizeiinspektion Trier ihren „Mann“. Mit großem Elan und Erfolg
leitet die 34-Jährige das Polizeitraining ihrer Inspektion.
Das
Polizeitraining in der
Bundespolizei ist
nahezu fest in Männerhand. Aber:
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Eine sympathische, zupackende und
verbindliche Ausnahme verkörpert
Polizeiobermeisterin Katja Remmel.
Die 34-Jährige organisiert das Polizeitraining der knapp 280 Uniformierten
in der Bundespolizeiinspektion Trier.
In ihrem Bankpraktikum lernte sie
eines ganz schnell: Bänker zu sein
ist zu theoretisch, zu trocken, nicht
wirklich spannend. Der Zufall bringt
der damaligen Schülerin den ersten
Kontakt zum einstigen Bundesgrenzschutz. Nahe ihrem Heimatort in
der Gemeinde Mettlach im Saarland
zwingen widrige Wetterverhältnisse
die Fliegerstaffel aus Fuldatal zu einer
Außenlandung. Und bumm: Faszination pur. Männer in Uniform, die
zupacken, etwas bewegen. Der erste
Funke springt über, das Interesse für
den Polizeiberuf ist geweckt.
Dass sie seit ihrem siebten Lebensjahr fantastisch Klarinette spielt,
ist sicherlich nicht ausschlaggebend
für den erfolgreichen Abschluss des
Auswahlverfahrens und die folgende
Einstellung in den Bundesgrenzschutz
im Jahr 1994. Nach der Ausbildung im
mittleren Dienst sammelt sie erste Berufserfahrungen in der Einsatzhundertschaft der Abteilung Bad Bergzabern.
Katja Remmel kann in den ersten Berufsjahren als junge Polizistin mit herausragenden sportlichen Leistungen
auf sich aufmerksam machen. Sowohl
beim Bundesgrenzschutz als auch bei
offenen Polizeimeisterschaften steht
sie häufig auf dem Siegerpodest verschiedener Schwimmwettbewerbe.
POLIZEITRAINING
IN DER
BUNDESPOLIZEI
Von den 831 bundesweit einge-
setzten Polizeitrainern der Bun-
despolizei sind 48 Frauen.
Bundespolizisten mit operativer Aufgabenwahrnehmung
müssen
„„ 84 Stunden Polizeitraining
„„ 46,5 Stunden Situationstraining einschließlich Einsatztraining
„„ 7,5 Stunden Schießausbildung (reine Schießzeit)
„„ 30 Stunden Sportausbildung
pro Jahr absolvieren.
Pünktlich zur Jahrtausendwende
nimmt sie ihren Dienst im Januar
2000 bei der Bundespolizeiinspek-
| 5-2012
tion Trier auf. Sie gliedert sich in die
Dienstgruppe ein und rundet ihre
praktischen Erfahrungen in
zahlreichen Alltagseinsätzen ab. „Dabei
habe ich festgestellt, dass ich körperlich fit sein muss,
um den Belastungen im
Polizeialltag gewachsen
zu sein. Wirklich wichtig war
mir auch, mich in der Handhabung von Dienstwaffe, Schlagstock und anderen Einsatzmitteln
sicher zu fühlen. All das geht aber
nur mit gezieltem Training“, erinnert
sich die Beamtin heute. Als in der
Bundespolizeiinspektion Trier ein Polizeitrainer gesucht wird, steht für sie
schnell fest, genau das anzustreben.
Beworben, ausgewählt, qualifiziert
und fertig. „Von wegen fertig. Aber nur
bis dahin“, schränkt Katja ein. „Ab da
durfte ich tätig werden. Um aber eine
gute und anerkannte Polizeitrainerin
zu werden, muss da noch deutlich
mehr sein“, ergänzt sie. Und sie weiß,
wovon sie redet. Es gehört eine ganze
Menge Fachwissen, manuelle Fertigkeit und Geschicklichkeit dazu. Vor
allem aber auch die Fähigkeit, klare
Anweisungen zu geben, konsequent
einzuschreiten und zu sagen, wo es
lang geht. Neben der Fachkompetenz
ist soziale Kompetenz gefragt. Der
richtige Umgang mit den Kollegen ist
wichtig. Zu kämpfen hat sie auch mit
Widrigkeiten. Anders als bei der Bundesbereitschaftspolizei, wo alle Einrichtungen für das Polizeitraining mehr
oder weniger kompakt zusammen in
einer Liegenschaft vorhanden sind,
sieht das bei einer Flächeninspektion
ganz anders aus. „Hier sind es die
weiten Wege, die uns eine Menge an
Mehraufwand bei Planung und praktischer Durchführung der Trainingsmaßnahmen abverlangen“, resümiert
Katja Remmel. Damit meint sie die
Entfernungen zwischen den Revieren
und der Inspektion und die Wege zu
den beiden Schießständen. Eigene
Anlagen stehen nicht zur Verfügung.
Da liegt die eine Raumschießanlage an der
belgischen Grenze
in Großkampenberg
und die andere
in Polch vor
den Toren von
Koblenz. Auch
stehen diese
Einrichtungen
nur zeitweise und in
Absprache
mit anderen Benutzern zur
Verfügung.
Daneben
kann die
viele Bürokratie nerven.
„Dokumentation
muss aber sein,
sonst verlieren
wir bei den vielen Leuten den
Überblick“, sagt
die Polizeitrainerin, die natürlich
mehr Spaß
an der Praxis
hat. „Wenn ich am Ende des Tages
deutlich erkennbare Erfolge feststelle,
etwa durch das Training an der Waffe,
dann passt das. Wenn die Leute ,AhaErlebnisse’ haben und abschließend
sagen, dass es ihnen etwas gebracht
hat, sie persönlich einen Vorteil für
sich verbuchen, ein sichereres Gefühl
im Polizeialltag haben, dann bin auch
ich zufrieden“, sagt Katja Remmel.
Sie wird nicht müde, immer wieder
auf die wesentlichen Dinge aufmerksam zu machen. Die gefährliche
Routine im Polizeialltag ist es, die zum
Verhängnis werden kann. „Das ist eine
Sache von Sekunden. Das Gegenüber
greift an, es muss eine blitzschnelle
Reaktion erfolgen. Da muss jeder
Handgriff sitzen, das muss wie im
Schlaf ablaufen“, schärft die Trainerin
die Sinne. „Die körperliche Leistungsfähigkeit des Polizeibeamten ist eine
wesentliche Grundlage für ein professionelles, polizeiliches Handeln. Dabei
kommt es auf die verknüpfte Kombination von Theorie und Praxis an“,
stellt Katja Remmel fest. Ihre Aufgabe
erfüllt sie mit Herzblut. „Polizeitrainerin
zu sein ist derzeit genau das, was ich
machen möchte. Spaß an der Sache
und persönliche Erfolgserlebnisse
kommen hier zusammen“, sagt die engagierte und selbstbewusste Frau, die
sich riesig über eine Beförderung zur
Polizeihauptmeisterin freuen würde.
„Als Lohn für die Mühe wäre das nicht
schlecht“, lächelt sie sympathisch,
zupackend und verbindlich.
Rudolf Höser
Fotos: Rudolf Höser
AUSBILDUNG ZUM POLIZEITRAINER IN DER
BUNDESPOLIZEI
Bisher modulare Ausbildung:
„„ Methodik und Didaktik
„„ Einsatztraining (Basis- und Verwendungslehrgang)
„„ Einsatzkommunikation
„„ Schießausbildung
„„ Einsatzrecht
„„ Abschlussmodul
Verwendungslehrgang:
„„ Die Ausbildung der Polizeitrainer wurde inzwischen von der modularen Ausbildung auf einen zusammenhängenden Verwendungslehrgang von zwölf Wochen Dauer umgestellt.
41
Recht & Wissen
„Unsere Arbeit ist noch
lange nicht getan!“
Nach 25 Jahren „Frauen im Vollzugsdienst in unserer Behörde“ stellt sich
die Frage: Wie weit sind wir mit der Gleichstellung von Frauen und Männern?
Sind die gesetzten Ziele erreicht oder wird uns dieses Thema noch viele
Jahre beschäftigen?
sprach mit der Gleichstellungsbeauftragten
der Bundespolizeiakademie über den aktuellen Stand und zukünftige Ziele
der Gleichstellung in der Bundespolizei.
kompakt
kompakt: Frau Graber, ist die
Gleichstellung von Frauen und Männern in unserer Behörde eine Erfolgsgeschichte?
Henrike Graber: So würde ich das
nicht sagen. Als Erfolg könnte man den
inzwischen selbstverständlichen kollegialen Umgang zwischen weiblichen
und männlichen Polizeivollzugsbeamten bezeichnen. Dennoch gibt es aber
noch keinen entscheidenden Durchbruch, was die Anzahl der weiblichen
Polizeivollzugsbeamten betrifft, die
nach 25 Jahren nur einen Anteil von
14 Prozent aller Polizeivollzugsbeamten ausmachen. Obwohl der Frauenanteil in der Verwaltung deutlich höher
ausfällt, ist aber auch dort eine starke
Unterrepräsentation von weiblichen
Verwaltungsangehörigen in Führungspositionen festzustellen.
kompakt: Was sind die Ursachen
in unserer Behörde vertreten. Ist das
Thema Gleichstellung im silbernen
Jahr „Polizistinnen beim Bundesgrenzschutz/Bundespolizei“ eigentlich noch
zeitgemäß?
hierfür?
Henrike Graber: Hier gibt es sicher
eine ganze Reihe von Ursachen.
Eine denkbare ist möglicherweise die
Tatsache, dass sehr viel mehr Frauen
Elternzeit in Anspruch nehmen oder
Teilzeitmodelle nutzen als Männer.
Sie sind also, einfach gesagt, nicht so
präsent wie Männer.
kompakt: Bundespolizistinnen
fliegen Hubschrauber, steuern Schiffe
und sind in nahezu allen Bereichen
Henrike Graber: Leider immer
noch, wenn man bedenkt, dass sich
nur 6 Prozent der Polizeivollzugsbeamtinnen in Führungspositionen befinden
und sich diese Zahl in den nächsten
Jahren nicht wesentlich erhöhen wird,
da Frauen in der Bundespolizei deutlich seltener die Spitzennoten 8 und
9 erhalten als Männer. Dies stellt eine
unabdingbare Voraussetzung für eine
Karriere dar.
| 5-2012
kompakt: … und was passiert,
wenn Frauen und Männer separat
beurteilt werden?
Henrike Graber:
Das hielte ich für
eine sehr wirkungsvolle Option, wenn
alle anderen „weichen“
Maßnahmen nicht greifen
sollten.
kompakt: Was denken
Sie, wirkt sich die Existenz
einer Gleichstellungsbeauftragten
negativ auf das Verhältnis zwischen
Frauen und Männern aus?
Henrike Graber: Ich glaube
nicht. Viele aufgeschlossene und
nachdenkliche Männer halten die
Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten für notwendig und unterstützen
sie. Außerdem profitieren auch die
männlichen Kollegen von der Arbeit
der Gleichstellungsbeauftragten, wenn
es um die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht.
Zunehmend mehr Männer nutzen die
Möglichkeiten von Elternzeit, Teilzeit
und flexibler Arbeitszeitgestaltung und
sind dann, genau wie Frauen, teilweise
Vorurteilen und Skepsis von Kollegen
und Vorgesetzten ausgesetzt.
kompakt
: Die Ziele des Bundesgleichstellungsgesetzes betreffen
Frauen und Männer. Trotzdem sind nur
weibliche Beschäftigte wahlberechtigt.
Stellt das nicht ein Ungleichgewicht
dar?
Henrike Graber: Natürlich ist das
für viele Kollegen schwer verständlich,
zumal in einer Organisation, deren
Arbeitsgrundlage die Beachtung des
Grundgesetzes darstellt. Das Bundesgleichstellungsgesetz von 2001 trat
die Nachfolge des Frauenfördergesetzes aus dem Jahr 1994 an, das das
aktive und passive Wahlrecht auch für
männliche Beschäftigte vorsah. Der
Gesetzgeber wollte die Instrumente
des Frauenfördergesetzes weiterentwickeln, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in der
öffentlichen Verwaltung tatsächlich zu
erreichen. Offenbar erschien ihm das
aktive und passive Wahlrecht nur für
Frauen, also eine Form der positiven
Diskriminierung, notwendig. Solange
die Anzahl der Frauen in der Bundespolizei noch nicht die kritische Masse
von ca. 30 Prozent Frauen, auch in
Führungspositionen, überschritten
hat, halte ich es für erforderlich, dass
weibliche Beschäftigte entscheiden,
wer ihre Interessen vertritt.
kompakt: Ein weiteres Ziel des
Bundesgleichstellungsgesetzes ist es,
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zu fördern. Wie sieht das in der Praxis
aus?
Henrike Graber: Im sogenannten
Gleichstellungsplan werden mit dem
Behördenleiter dazu Maßnahmen
vereinbart, die nach zwei Jahren dahingehend evaluiert werden, ob das Ziel
einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht wurde. Solche
Maßnahmen sind zum Beispiel flexible
Arbeitszeitregelungen, der Ausbau von
mobilem Arbeiten, die Einrichtung von
Eltern-Kind-Büros bei Betreuungsengpässen sowie der Ausbau von Unterbringungs- und Betreuungsmöglichkeiten für Eltern mit Kind in Aus- und
Fortbildung. Sehr hilfreich für Kolleginnen und Kollegen wäre eine familienfreundlichere Aufstiegsausbildung, die
sich am Regionalprinzip orientiert und
in Teilzeit und/oder mit Fernstudiumsanteilen durchgeführt werden
kann. Vereinbarkeit von Familie und
Beruf bedeutet in einer zunehmend
älter werdenden Gesellschaft, wovon
auch die Beschäftigtenstruktur in der
Bundespolizei betroffen ist, auch, die
Belange von Kollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen zu berücksichtigen.
kompakt
: § 1 BGleiG führt als
Ziel auf: „Gleichstellung von Frauen
und Männern sowie der Beseitigung
bestehender und der Verhinderung
künftiger Diskriminierungen wegen des
Geschlechts …“ – wo gibt es „bestehende Diskriminierungen wegen des
Geschlechts“ in der Bundespolizei?
43
Henrike Graber: Dass es diese
Diskriminierungen noch gibt, habe ich
im Zusammenhang mit Beurteilungsnoten und dem Erreichen von Führungspositionen bereits angesprochen.
Aufgrund der besonderen Geschichte
des Bundesgrenzschutz als einer sehr
männlichen Organisation ist meiner
Meinung nach unbewusst in manchen Köpfen noch immer das Gefühl
vorhanden, Frauen könnten Polizeiarbeit nicht ganz so gut erledigen wie
Männer. An einer Veränderung dieses
Bewusstseins werden die Frauen und
die Gleichstellungsbeauftragten in der
Bundespolizei noch arbeiten müssen.
Auch was die Bezahlung angeht, gibt
es noch einiges zu tun. Eine versteckte
Entgeltdiskriminierung durch ungerechtfertigte Eingruppierungen, die
vor allem Frauen betreffen, zieht sich
durch alle Tarifbereiche bei der Bundespolizei genauso wie im gesamten
öffentlichen Dienst.
kompakt: Die Entgeltbestimmungen
richten sich doch nach dem Alter und
nicht nach dem Geschlecht. Wieso
versteckte Entgeltdiskriminierung?
Henrike Graber: Ich will dies an
einem Beispiel verdeutlichen. Verwaltungsfachangestellte, ein Beruf, der
vor allem von Frauen ausgeübt wird,
werden in die Entgeltgruppe 3 eingruppiert, während typische Männerberufe
wie Mechatroniker in die Entgeltgruppe 5 eingewiesen werden, obwohl
beide Berufe eine Ausbildungszeit von
drei Jahren erfordern.
kompakt: Frau Graber, vielen Dank
für das Gespräch!
Das Interview führte
Frank Borchert
| 5-2012
50 Years in Oerlenbach
44
The
small community of
Oerlenbach shares
a 50-year history with the German
Federal Police – a cause for celebration on October 2nd and 7th, 2012.
An evening gathering on October 2,
kicked-off the festivities dedicated
to honouring five decades of police
presence in the village located in Lower Franconia. The attendance of the
Minister of the Interior, Dr. Hans-Peter
Friedrich, accentuated the significance of this celebration.
the abandoned German Air Force fuel
storage facility in Oerlenbach in June
1962. This plan was not especially
welcomed by the police officers who
were affected. To give you an idea of
the mood, here is a quote by Rudolf
Ert, a retired Federal Border Police
Sergeant:
The celebrations continued on
Sunday, October 7th. In the morning,
the public swearing-in ceremony for
the new police recruits in entry- and
command-level took place at the city
hall. Immediately after, the staff of the
German Federal Police Basic and
Advanced Training Centre Oerlenbach
hosted an open house. The public
had the opportunity to learn about the
wide range of tasks of the German
Federal Police and the role that the
Training Centre in Oerlenbach has
within this context. Additionally, the
career spectrum of police officers in
the Federal Police force was presented.
The German Federal Police Basic and Advanced Training Centre Oerlenbach
is one of the most modern facilities of the Federal Police Academy
A look back:
As cliché as it sounds, a lot has
happened in the past 50 years, and
this is a milestone at which we should
stop and reflect on the ever-changing
environment and its effect on a small
German community and its ties to the
German Federal Police. In order to
fill the security needs for more police
observation at the former East German/Lower Franconian border, one of
the two border guard battalions from
Coburg was selected to relocate to
“There was only one topic of
discussion: cancelling your tenancy
agreement! Then it began, applications for transfer came pouring in.
There weren’t very many volunteers
who wanted to trade being stationed
in Coburg with being stationed in a
village“.
Finally, in September 1962, the
Federal Border Police (BGS) moved
into the newly built quarters in the
Heglerstraße with the main objective
of providing police observation of the
former inner-German border in lower
Franconia. For this occasion, the
Commander of the Grenzschutzgrup-
| 5-2012
45
pe 2, Federal Border Police Lieutenant Colonel Baumeister issued this
statement as part of the daily address:
“I welcome all staff to the new
their new duty station in Oerlenbach.
With this move, Lower Franconia
has a border guard presence for the
first time. So, it is up to every one of
us - what is said about the BGS and
what is thought of the BGS. Each
and every border guard represents
this facility. For this reason, I expect
Foto: Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum Oerlenbach
that everyone – especially when
off-duty – to behave in a manner
that one would expect of a member
of a police force: to be aware of the
responsibility that the BGS carries
for all. My personal hope is that all
of you settle in quickly in beautiful
Lower Franconia.”
Over the next 50 years, the Federal
Border Police, renamed German Federal Police in 2005, adapted to the
changing needs of the current political
situation. In the 60s and 70s, the
Federal Police were focused on the
protection of the former East-German
border. Operations at the planned
atomic energy locations as well as the
projected west runway at the Frankfurt
Main International Airport influenced
the 80s. Changes after the opening of
the border at the beginning of the 90s
brought new tasks like aviation and
railway security. This further resulted
in a shifting of the operational area of
the Grenzschutzabteilung Süd 1 to
the so-called “Schengen Borders”.
Starting in 1988, 50 % of the operational facilities were deactivated, and
the sites were closed or, as was the
case in Oerlenbach, a new mission
was assigned.
The former Grenzschutzabteilung
Süd 1 was deactivated and the current German Federal Police Basic and
Advanced Training Centre Oerlenbach
was established by January 1, 1998.
The main tasks of the approximately 300 civilian and police staff of
the training centre in Oerlenbach
include:
providing basic 2 1/2-year training of entry level federal police
officers
conducting practical training of
the command level police recruits
supporting the various duty
stations with in-house advanced
training
offering advanced training and
professional development courses for members of the German
Federal Police
Modern training requires modern
facilities; in 1999 the remodelling of
the Oerlenbach facility began. Todate, these measures have required
an investment of approximately 20
million Euros. Accommodation for
416 people has been available since
2006, the number of classrooms has
increased, and further improvements
have also been undertaken in areas
such as the shooting gallery, the police training centre, the reception area,
and the gymnasium.
Between 300 and 500 police
recruits for entry and command level
are trained in Oerlenbach each year.
In the same timeframe, Oerlenbach
is responsible for approximately 180
advanced training courses for about
2,000 participants. The Oerlenbach
training staff also support the German
Federal Police Sport College in Bad
Endorf.
But there is one thing that hasn’t
changed over the years: the positive
and close connection be-tween the
community of Oerlenbach and the
Federal Police: a friendship that will
last for decades to come.
Melissa Lindner
Sport & Gesundheit
Richtig helfen – nur wie?
Deutschlandweit werden täglich rund 400 Menschen außerhalb von
Krankenhäusern wiederbelebt – nur jeder Zehnte davon überlebt. Schnelles
Handeln der Ersthelfer entscheidet oftmals über Leben und Tod.
In
einer neuen Serie möchten
wir Ihnen die aktuellsten
Methoden und Techniken für Ersthelfer näherbringen – von der stabilen
Seitenlage bis hin zur Herzdruckmassage.
Die stabile Seitenlage
Ein Mensch bricht vor Ihren Augen
zusammen. Für viele eine albtraumhafte Vorstellung. Viel zu lang ist die
Ausbildung oder die letzte Fortbildung
her. Gedanken rasen durch den Kopf.
Niemand der Passanten bewegt sich,
um zu helfen. Ein typisches Phänomen
in einer solchen Situation. Die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Augenzeugen eines Unfalls Hilfe leisten, ist
sehr gering. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein. Sei es
die Angst, etwas verkehrt zu machen,
Unkenntnis oder das Warten, dass
eine andere Person aus der Gruppe
eingreift. Diese andere Person sind
Sie. Sie tragen eine Uniform und von
Ihnen erwartet man, dass Sie helfen.
Versuchen Sie Ruhe auszustrahlen,
gewinnen Sie einen Überblick über
die Gesamtsituation und schaffen Sie
sich Raum zum Handeln. Leichter
gesagt als getan, wenn ein Bewusstloser vor Ihnen liegt und Sie von einer
Menschentraube umringt sind. Durch
sicheres Auftreten und umsichtiges
Handeln können Sie auf den Betroffenen und auf das Umfeld einwirken,
sodass weitere Schäden verhindert
werden. Um der Person zielgerichtet
helfen zu können, ist es wichtig zu
erkennen, was geschehen ist und wel-
che weiteren Gefahren dem Bewusstlosen noch drohen können. Geben
Sie unverzüglich einen Notruf ab und
denken Sie auch an Ihren Schutz. Es
bringt dem Betroffenen wenig, wenn
Sie bei der Hilfe selbst zu Schaden
kommen.
Prüfung des
Bewusstseins
Zuerst sollten Sie sich Klarheit
darüber verschaffen, ob der Betroffene noch bei Bewusstsein ist. Stellen
Sie einfache Fragen nach Namen oder
Geburtstag. Reagiert die Person nicht
darauf, fassen Sie sie an und rütteln
Sie sie leicht, zum Beispiel an den
Schultern.
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Was ist eine Bewusstlosigkeit
und welche
Gefahren
drohen?
Ob nun Bewusstlosigkeit, Ohnmacht, Kollaps
oder Blackout – viele Begriffe, die jedoch alle dasselbe
ausdrücken. Der Mensch kann
sich auf seine räumlichen und
zeitlichen Fähigkeiten nicht mehr
verlassen. Die normalen körperlichen Reaktionen auf Reize, wie zum
Beispiel Schmerz, sind weitestgehend
ausgeschaltet. In der Rückenlage
könnte die Zunge in den Rachenraum
klappen und die Atemwege versperren. Es besteht Erstickungsgefahr
durch die eigene Zunge. Weiterhin
können auch Erbrochenes oder Blut
in die Atemwege gelangen und zum
Ersticken führen. Deshalb sollten
bewusstlose Personen, bei denen die
Atmung noch vorhanden ist, unverzüglich in die stabile Seitenlage gebracht
werden. Es spielt dabei keine Rolle,
welche weiteren Verletzungen der
Betroffene haben könnte.
Überprüfung der
Atmung
Um die Atmung zu überprüfen, drehen Sie die Person auf den Rücken
und machen Sie dann die Atemwe-
ge durch Überstrecken des Halses
und Anheben des Kinns frei. Legen
Sie dazu Ihre Hand auf die Stirn des
Betroffenen und ziehen Sie den Kopf
leicht nach hinten. Heben Sie mit Ihren Fingerspitzen das Kinn der Person
an, um eine mögliche Verlegung der
Atemwege zu beseitigen.
Öffnen Sie den Mund des Verletzten und kontrollieren Sie den
Mund- und Rachenraum. Wenn nötig,
entfernen Sie Fremdkörper. Die Atemkontrolle erfolgt durch: Sehen, Hören,
Fühlen.
Sehen, ob sich der Oberkörper
hebt oder senkt.
Hören, ob Atemgeräusche erkennbar sind.
Fühlen, ob ein Luftstrom fühlbar
ist. Dabei ist es ratsam, die Wange
über die Nase und den Mund des
Bewusstlosen zu halten, um ein
mögliches Atmen zu erkennen.
Entscheiden Sie, ob die Atmung
normal, anormal oder nicht vorhanden
ist. Wenn die Atmung normal ist, und
nur dann, verbringen Sie die Person
in die stabile Seitenlage. Andernfalls
beginnen Sie mit der Herz-LungenWiederbelebung. Nach den Leitlinien
des Europäischen Rates für HerzLungen-Wiederbelebung (ERC) wurde
eine vereinfachte Form der stabilen
Seitenlage entwickelt, die es jedem
ermöglicht, einen bewusstlosen, aber
noch atmenden Betroffenen in diese
Position zu verbringen. Diese überarbeitete Form der stabilen Seitenlage
wird im Folgenden dargestellt und
erläutert. Durch die stabile Seitenlage
wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und beispielsweise Erbrochenes oder Blut ablaufen
können – der Mund des Betroffenen
wird zum tiefsten Punkt des Körpers.
Der Betroffene wird so vor dem Ersticken bewahrt.
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Praktische Durchführung der stabilen
Seitenlage
Schritt 3:
Greifen Sie an den gegenüberliegenden Oberschenkel und winkeln
Sie das Bein an.
Schritt 1:
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Treten Sie von einer Seite an den
Betroffenen heran und knien Sie neben dem Betroffenen nieder. Strecken
Sie, wenn nicht schon geschehen,
die Beine des Betroffenen und legen
Sie den Ihnen zugewandten Arm nach
oben ab, wobei die Handinnenfläche
nach oben zeigt.
Rückenlage gebracht werden. Überprüfen Sie wiederholt Bewusstsein
und Atmung!
Schritt 4:
Rollen Sie den Betroffenen nun zu
sich, bis er stabil auf der Seite zum
Liegen kommt. Lassen Sie dabei die
Hand des Betroffenen weiterhin nicht
los. Richten Sie das oben liegende
Bein so aus, dass der Oberschenkel
im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
Schritt 2:
Greifen Sie den gegenüberliegenden Arm des Betroffenen am Handgelenk und winkeln Sie diesen an.
Kreuzen Sie den Arm vor der Brust
und legen Sie die Handoberfläche
des Betroffenen an dessen Wange.
Lassen Sie die Hand nicht los.
Schritt 5:
Achten Sie darauf, dass der Kopf
überstreckt ist und die Atemwege
frei sind. Öffnen Sie den Mund des
Betroffenen leicht und richten Sie
die an der Wange liegende Hand so
aus, dass die Atemwege frei bleiben.
Decken Sie den Betroffenen, wenn
möglich, zu.
Sollte bei dem Betroffenen eine
Herz-Lungen-Wiederbelebung erforderlich werden, kann er umgehend in
Was wichtig ist: Liegt der Betroffene länger als 30 Minuten in dieser Position, so sollte er nach Ablauf dieser
Zeit nach Möglichkeit auf die andere
Seite in die stabile Seitenlage gedreht
werden.
Psychische Betreuung
Es ist schwer, in einer solchen Situation einem wildfremden Menschen
die notwendige Zuwendung zu geben.
Doch genau das ist wichtig. Wenn die
betroffene Person das Bewusstsein
wiedererlangt, reden Sie beruhigend
auf sie ein und erklären Sie die nächsten Schritte. Geben Sie ihr das Gefühl,
nicht allein zu sein. Neugierige Blicke
von Passanten sind für die Betroffenen unangenehm. Versuchen Sie, die
Person abzuschirmen und weisen Sie
Schaulustige zurück. Ein leichter Körperkontakt wird meist als beruhigend
und angenehm empfunden.
Menschen in Not brauchen Hilfe.
Dies ist nicht allein eine Frage der
Moral, sondern auch gesetzlich festgelegt. Wir sind verpflichtet zu helfen
– im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Serie
einen sicheren Umgang mit Verletzten
zu ermöglichen und Ihr Wissen als
Ersthelfer aufzufrischen.
Frank Borchert
Fotos: Bundespolizeiakademie
Technik & Logistik
Schiffstyp P 66 – ein etwas
anderes Führungs- und
Einsatzmittel der Bundespolizei
Fast zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass die Schiffsflotte der Bundespolizei
„verjüngt“ worden ist – und der Erfolg kann sich sehen lassen: Längst werden
die Grenzen bei den Einsätzen nicht mehr durch die Schiffe gesetzt, sondern
nur noch durch Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und so weiter, die nicht
mehr das Schiff, sondern die Nutzer reglementieren.
Den
Anfang hatte 2002
die „Bad Bramstedt“
(BP 24) gemacht, beendet wurde die
Verjüngungskur durch die Indienststellung der „Bayreuth“ (BP 25) im
Frühjahr 2003 und der „Eschwege“
(BP 26) im Dezember 2003. Vorangegangen war eine europaweite
Ausschreibung mit dem Ziel, die Flotte
des damaligen Bundesgrenzschutzes
See zu erneuern.
In der Vergangenheit waren lediglich eintägige Streifenfahrten (bis
zu zwölf Stunden auf See) mit den
Patrouillenbooten vom Typ 157 an der
Tagesordnung, die in unterschiedlichen Häfen begannen bzw. endeten.
Mit der Einführung der drei Schiffe
vom Typ P 66 und auch der beiden
umgebauten Schiffe BP 22 und BP 23
war nun der Übergang zu mehrtägigen
Seestreifen möglich und abgeschlossen. Das war bis dahin nur mit dem
Einsatzschiff BP 21 möglich.
Die Schiffe sollen in erster Linie den Besatzungen die maritime
Aufgabenerfüllung der Bundespolizei
ermöglichen. Dazu gehören neben
den grenzpolizeilichen Aufgaben unter
anderem auch umweltpolizeiliche-,
schifffahrtspolizeiliche-, zoll- und
fischereirechtliche Aufgaben sowie
selbstverständlich die Hilfeleistung auf
See. Eine Schiffsbesatzung besteht
aus 14 Polizeivollzugsbeamten (Frauen und Männern), die ihren Dienst in
zwei Wachen versehen. Alle Beamten
sind in der Regel in Einzelkammern
untergebracht. Insgesamt verfügt das
Schiff über 16 Kammern, in denen
maximal 24 Personen schlafen können.
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Die zusätzlichen Kapazitäten werden für besondere Lagen vorgehalten.
Dann wird auch schon mal zusammengerückt.
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Die nautische und funktechnische
Ausstattung auf der Brücke entspricht
den notwendigen internationalen
Anforderungen. Sie kann bei Bedarf
oder aus einsatztaktischen Gründen
jederzeit ergänzt werden. So finden
sich hier u.a. moderne Radaranlagen
mit integrierten Automatic Identification
Systemen (AIS), elektronische Seekarten, verschiedene Seefunkgeräte im
Grenzwellen- und UKW-Bereich, Funkpeiler und natürlich ein Echolot. Sollte
der Empfang auf See mal nicht so gut
sein, ist auch die Nutzung der Satellitenkommunikation kein Problem mehr.
Die Rundumsicht auf der Brücke ist
heute eine Selbstverständlichkeit und
stellt einen bedeutenden Zugewinn an
Sicherheit dar. Mittelfristig soll diese
Ausstattung allerdings erneuert werden, um auf dem Stand der Technik
zu bleiben. Die Bundespolizeischiffe
verfügen über hochseetaugliche
Kontrollboote, die bis zu einer Wel-
lenhöhe von vier Metern eingesetzt
werden können. Möglich macht das
eine seegangsstabilisierte Seitenaussetzvorrichtung. Dadurch können die
Beamten bei grenzpolizeilichen Kontrollen auf See bereits auf dem Schiff
das Tochterboot besteigen. So entfällt
die nicht unerhebliche Gefahrenquelle beim Bemannen der Boote über
Lotsenleitern. Diese Boote können
eine Geschwindigkeit von mehr als 30
Knoten (kn) erreichen und besitzen
ebenfalls eine umfangreiche nautische
und funktechnische Ausrüstung, wie
zum Beispiel ein Seefunkgerät, ein
Funkgerät für BOS sowie Kartenplotter
und Echolot.
Des Weiteren verfügen die Einsatzschiffe vom Typ P 66 unter anderem
über zwei Feuerlöschmonitore, die
im Bedarfsfall (Lösch- und Kühlmaßnahmen brennender Schiffe) 6 000
Liter Seewasser/min mit einem Druck
von zwölf bar bis zu 80 Meter weit
werfen können. Das Herzstück eines
jeden Schiffes ist jedoch der Antrieb.
Der neue Schiffstyp sollte leistungsfähiger, umweltverträglicher und vor
Die Kontrollboote können bis zu einer Wellenhöhe von vier Metern eingesetzt werden. Die neue
seegangsstabilisierte Seitenaussetzvorrichtung macht das möglich.
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allem wirtschaftlicher gegenüber allen
bis dahin verwendeten Schiffstypen
werden. Zu diesem Zweck wurden
die Schiffe mit der neusten Technik
ausgestattet, aber es wurde auch auf
bewährte Technik in modernisierter
Form zurückgegriffen.
So findet sich die bereits auf den
Vorgängerschiffen erprobte Hybrid-Antriebstechnik (Dieselmotore und/oder
E-Motore wirken über ein Getriebe auf
den Propeller) wieder. Entsprechend
der technischen Weiterentwicklung
nutzt man im konkreten Fall einen 600
kW (auf 520 kW gedrosselt) Drehstrommotor, der stufenlos über einen
Frequenzumformer von - 1 500 bis
+ 1 500 U/min geregelt werden kann
und Geschwindigkeiten bis zu 12 kn
erlaubt.
Als Besonderheit sei erwähnt,
dass für das sichere Erreichen der
Höchstfahrt (21,5 kn waren gefordert) ein Boosterbetrieb möglich ist.
Dieser Betriebszustand erlaubt ein
paralleles Betreiben des E-Motors mit
verminderter Leistung (300 kW) zum
Hauptmotor. Positiver Nebeneffekt ist
dabei die thermische Entlastung des
Hauptmotors in allen Vorausfahrtstufen
bis zum Erreichen der Höchstfahrt.
Zusätzlich wird somit der bereits bei
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der Planung des Schiffes auf 5 200
kW verblockte Hauptmotor zugunsten
seiner Lebensdauer geschont. Nach
heutigem Stand kann er, wie fast alle
„Schiffsdiesel“, die Nutzungsdauer
des Schiffes, die ungefähr bei 30 Jahren liegt, erreichen bzw. „überleben“.
Diese Prognose ist für Hauptmotoren
auf Patrouillenbooten und Schiffen
auch heute noch keine Selbstverständlichkeit.
Bereits im Planungsstadium wurde
nicht nur an eine optimierte Antriebsanlage gedacht, sondern auch den
Vorgaben entsprechend konsequent
auf die Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems geachtet.
Der Rumpf des neu zu bauenden
Schiffes wurde in der Versuchsanstalt
Hamburg auf Herz und Nieren geprüft.
Die Hauptmaschine bringt eine Leistung von 5 200
kW. Diese wird mittels Getriebe und Kupplung auf
die Welle übertragen.
Entgegen der allgemeinen Annahme, dass ein Bugwulst Geschwindigkeitsvorteile beziehungsweise Kraftstoffersparnis bedeutet, ergab die
Prüfung, dass die möglichen Ersparnisse für den Betrieb vernachlässigbar
sind. Deshalb sind die Einsatzschiffe
des Typ P 66 nicht mit einem Bugwulst gebaut.
Diese Maßnahmen (Boosterbetrieb
und Schiffsrumpf) und die konsequente Leichtbauweise des gesamten
Schiffes führten zu einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von
ca. 23 Liter/Seemeile (l/sm), was für
ein ca. 800-Tonnen-Schiff ein guter
Wert ist.
In diesem Jahr wird
sich der Verbrauch
voraussichtlich
bei ca. 18 l/sm
einpegeln. Dies
bedeutet eine
Ersparnis von 5 l/sm oder ca. 21 Prozent gegenüber dem Indienststellungsjahr. Bei einer Gesamtlaufleistung von
ca. 90 000 sm der drei Schiffe im
Jahr werden 450 000 Liter Kraftstoff
weniger verbraucht. Vor allem bei
der gegenwärtigen Entwicklung der
Kraftstoffpreise ist dies ein wirkungsvoller Beitrag für die Haushaltskonsolidierung und gleichzeitig ein positiver
Aspekt in Bezug auf die Umweltverträglichkeit unserer Einsatzmittel.
Uwe Hensel
Ein Techniker kontrolliert im Maschinenraum das
Klimagerät. Ohne Ohrschützer geht gar nichts hier
unten – bei laufendem Betrieb versteht man sein
eigenes Wort kaum.
Leserbriefe
Zum Thema
Auslandsverwender
Sehr
geehrte Damen
und Herren,
nach Durchsicht des Themenheftes
Bundespolizei im Ausland finde ich es
persönlich sehr bedauerlich, dass die
von der Auslandsabrechnungsstelle
Koblenz (Bundespolizeipräsidium,
Referat 73) eingereichten Vorschläge
im Vorfeld abgelehnt wurden.
Das Interesse bei den Auslandsverwendern sieht anders aus, und jeder,
der sich ernsthaft über diese Tätigkeiten informieren möchte, kommt
an dem Thema Auslandsabfindungen
nicht vorbei; auch weil es für sein
privates Umfeld meist von entscheidender Bedeutung ist (Stichwort
Heimfahrtmöglichkeiten, Umzug,
Versorgung etc.).
Vielleicht wird dieser Bereich ja in
einem nachfolgenden Themenheft
Ausland aufgegriffen.
Christiane Bertels, Koblenz
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Zu guter Letzt
Happy Birthday
Munich International Airport
Die Bundespolizei trägt zum Erfolg von MUC bei
Der
Flughafen München
„Franz Josef Strauß“
feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Die Geschichte des Flughafens reicht aber weiter als diese zwei
Jahrzehnte zurück – bis in die 60er
Jahre. Bereits 1967 hatten die Planer
das Raumordnungsverfahren eingeleitet; zwei Jahre später war endgültig
klar, dass der Airport im rund 35
Kilometer vom Münchner Stadtkern
entfernten Erdinger Moos gebaut
würde.
Die Bauarbeiten begannen im
November 1980 und sollten innerhalb
von zehn Jahren abgeschlossen sein.
Sollten – denn bereits im April 1981
verfügte ein Münchner Gericht wegen
verschiedener Klagen den vorläufigen Baustopp. Diese Unterbrechung
dauerte ganze vier Jahre lang; erst im
März 1985 durften die Bagger wieder
anrollen. Der alte Flughafen MünchenRiem, der heute fast nur noch als
Messestandort bekannt ist, fertigte in
seinem letzten Betriebsjahr knapp elf
Millionen Passagiere ab. Dies bedeutete arbeiten oberhalb des eigentlichen
Leistungsvermögens. Bereits im ersten
Jahr nach seiner Eröffnung zählte man
auf dem neuen Münchner Airport mehr
als zwölf Millionen Flugreisende.
Die Zahl der Passkontrollen steigt von Jahr zu Jahr ... bisher haben die MUC-Bundespolizisten insgesamt 180 Millionen Fluggäste überprüft. Foto: Andreas Gebert, dpa
MUC ist einer der wenigen europäischen Airports, die kontinuierlich
wachsen. Von 1992 bis heute sind
rund 500 Millionen Menschen von oder
nach München geflogen, 2011 waren es
knapp 38 Millionen Reisende. Dies bedeutet viel Arbeit für die Bundespolizisten, die in
den vergangenen 20 Jahren insgesamt 180
Millionen Fluggäste grenzpolizeilich kontrolliert
haben. Aktuell überprüfen die Beamten mehr als
13 Millionen Pässe im Jahr.
Unglaublich, wie sehr sich die Welt in den vergangenen zwei Jahrzehnten
verändert hat ... und mit ihr die Bundespolizei.
Mittlerweile sind am Münchner Flughafen, der
eine Fläche von 1 600 Fußballfeldern (1 618 Hektar)
einnimmt, mehr als 30 000 Menschen beschäftigt.
Ihnen ist es zu verdanken, dass MUC mehrfach zum
besten Airport Europas gekürt worden ist und zu den
Top-Flughäfen der Welt gehört. Derzeit belegt München den Platz sechs auf der weltweiten Rankingliste.
Eines der von den Reisenden und unabhängigen
Schiedsrichtern bewerteten Kriterien ist stets die Qualität der „Immigration“-Dienste. Dies zeigt, dass auch die
Bundespolizei seit nunmehr 20 Jahren zum Erfolg des
„Munich International Airport“ beiträgt.
Bereits die Geburtsstunde des neuen Münchner
Flughafens ist unmittelbar mit der Bundespolizei
verbunden. Quasi über Nacht hatte 1992 der damalige Bundesgrenzschutz mit zunächst 280 Mann die
Grenzkontrollen und zum Teil auch die Luftsicherheitsaufgaben von der Bayerischen Grenzpolizei übernommen. Die heutige Bundespolizeiinspektion Flughafen
München ist mit ihren knapp 1 000 Mitarbeitern die
größte Inspektion im Bundesgebiet.
Thomas Borowik
Fotos: Bundespolizeiinspektion München
1992 waren es 12 Millionen, mittlerweile sind es 38 Millionen Passagiere im Jahr,
die sich mit der Bundespolizei auf dem Münchner Flughafen sicher fühlen.
Spenden für
Helfer in Not:
Bundespolizei-Stiftung
Sparda-Bank West eG
Konto-Nr.: 683 680
BLZ: 370 605 90
Die Spenden werden ausschließlich und unmittelbar zu
mildtätigen Zwecken verwendet.
Die Geldzuwendungen können
zweckgebunden erfolgen. Die
Bundespolizei-Stiftung ist befugt,
Spendenquittungen auszustellen.
Mehr erfahren Sie unter:
www.bundespolizei.de

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