75 Jahre Zoo Duisburg

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75 Jahre Zoo Duisburg
Unternehmen im Blick
Zoochef Winkler wünscht sich weitere Investitionen für den Zoo.
Fotos: Zoo Duisburg
75 Jahre Zoo Duisburg
Engagement der Wirtschaft ermöglichte zahlreiche Investitionen
Tausende Radtouristen jährlich am Niederrhein, über 900 000 Wallfahrer, rund 700 000 Besucher im Landschaftspark
Duisburg-Nord, dazu die zahlreichen Museumsbesucher in der Region: Die touristischen Highlights am Niederrhein sind vielfältig.
Zu den Publikumsmagneten zählt ohne Zweifel auch der Zoo Duisburg, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert.
Grund genug, das „Unternehmen Zoo“ als Standortfaktor ins rechte Licht zu rücken.
Traumberuf Zoodirektor: Putzige Koalas, stolze Giraffen, elegante Delfine und ein Blick aus dem Büro ins Grüne. Doch so sehr
Achim Winkler (47), Chef des Duisburger Zoos, die romantische
Seite seines Jobs genießt, so weiß er auch um die wachsenden
Aufgaben, die der Betrieb eines wirtschaftlich geleiteten Zoos
mit sich bringt. 95 fest angestellte Mitarbeiter (davon gut die
Hälfte in der Tierpflege) und etwa 40 saisonale Kräfte tun im 75.
Jahr des Bestehens alles, um den Besuchern einen tollen Tag im
Tierpark zu bescheren. Von denen strömen jedes Jahr über eine
Million an den Kaiserberg – damit zählt der Zoo Duisburg zu den
Top Ten in Deutschland. Über 80 Prozent der Zoobesucher kommen von außerhalb der Stadt, teilweise mit einer Anreise von
mehr als 100 Kilometern. Rund 20 Prozent der Gäste stammen
aus den Niederlanden.
In Deutschland sind etwa 250 Zoos, Tier- und Wildparks im Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft und dem Deutschen Wildgehege-Verband organisiert.
Die im VDZ organisierten wissenschaftlich geleiteten Zoos sind
meist weltweit vernetzt und leisten Bemerkenswertes für die Erhaltung bedrohter Arten. Daneben gibt es in Deutschland noch
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Unternehmen im Blick
rund 500 öffentlich zugängliche Kleinzoos, Tiergehege, Vogelparks,
Volieren, Reptilienzoos, Schauaquarien und ähnliche Einrichtungen, die als „Zoos“ im Sinne der Zoo-Richtlinie der EU gelten. Zoo
sei also bei weitem nicht gleich Zoo, so Winkler. Diese VDZ-Zoos
zählten 2008 insgesamt rund 32 Millionen Besucher. Zum Vergleich: Wenn Franck Ribéry oder Lukas Podolski in der FußballBundesliga kicken, kommen pro Saison rund zwölf Millionen Fans.
In den letzten zehn Jahren war bei den Zoos in Deutschland ein
mittleres Wachstum der Besucherzahlen von etwa drei Prozent
pro Jahr zu verzeichnen, Tendenz steigend. „Grundsätzlich gilt: Je
mehr ein Zoo in Neuanlagen investiert, umso höher ist das Besucherwachstum“, bringt Winkler es auf den Punkt.
Die große Mehrheit der im VDZ organisierten Zoos wird vom
Land oder von Kommunen betrieben, sind gemeinnützige Aktiengesellschaften oder gemeinnützige Gesellschaften mbH und
als solche oft im Besitz der öffentlichen Hand – oder sie gehören
Stiftungen oder Vereinen. Der Zoo Duisburg ist mit einem Grundkapital von rund 1,7 Millionen Euro ausgestattet und als gemeinnützige Aktiengesellschaft organisiert. Deren Anteile werden zu
72 Prozent von der Stadt Duisburg, zu 25 Prozent vom Verein der
Freunde des Duisburger Tierparks und zu drei Prozent von privaten Aktionären gehalten. Etwa zehn Millionen Euro beträgt der
Jahresetat des Duisburger Zoos. 15 000 Besucher haben inzwischen eine Jahreskarte.
Unverzichtbare Partner im Zoobetrieb sind viele private Spender
und Unternehmen, die sich auf vielfältige Art einbringen. Der
Förderverein des Duisburger Zoos begrüßte im Jubiläumsjahr
das 5 000. Mitglied. Damit hat der Verein, der rund 80 Euro für die
Mitgliedschaft erhebt, mehr Mitglieder als jeder andere Duisburger Verein. Rund zehn Jahre ist es her, dass erstmalig Tierpatenschaften vergeben wurden. Namhafte Unternehmen (wie beispielsweise ThyssenKrupp, König-Brauerei, Stadtwerke, Sparkasse Duisburg) bis hin zum Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg
(natürlich: die Zebras) übernehmen mit ihrer Patenschaft die
Futterkosten für die einzelnen Tiere. Während die Patenschaft
für Kleintiere bereits für wenige Euro zu haben ist, kostet der
Unterhalt von Koalas oder Delfinen rund 6 000 Euro pro Jahr.
Ende 2009 wird die nicht mehr zeitgemäße Kodiakbären-Anlage mit
einem Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro und dank großzügiger Unterstützung des Fördervereins erneuert. Noch in der Planung ist der Umbau der alten Eisbärenanlage. Ganz gleich, was hier
geschehen wird – klar ist, dass auch hier mit einem siebenstelligen
Betrag kalkuliert werden muss. Dringend notwendig ist auch der
Neubau des inzwischen in die Jahre gekommenen Wirtschaftshofes. Während es für Bauprojekte wie das neue Dach des (RWE-)Delfinariums (Kosten rund eine Million Euro) fast spielerisch gelang,
Mittel zu beschaffen, gestaltet sich die Sponsorensuche für den
Wirtschaftshof ungleich schwieriger. Drittes Projekt auf der To-doListe: Eine Weiterentwicklung des Affenhauses, das nach rund
50-jähriger Betriebszeit auch schon bessere Tage gesehen hat.
Wenn Zoodirektor Achim Winkler einen Wunsch frei hätte, gäbe
es irgendwann ein ganz ehrgeiziges Projekt: „Mein Traum wäre
die Überdachung der Autobahn, mit der Verbindung der getrennDD
ten Zooteile und einer darauf gegebenen Tropenhalle.“ Juni 2009 • Seite 29