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fms intern
Mitteilungen des Fördervereins Musikfestspiele Saar
April 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Förderer der Musikfestspiele Saar!
In diesem Jahr blicken wir mit gespannter Erwartung auf die Festspiele 2011, die der Musik und der Musikkultur unseres Nachbarn Österreich gewidmet sind. Robert Leonardy zeigt in einem ersten Ausblick, auf welche Erlebnisse und Begegnungen wir uns freuen können. Zur Einstimmung gibt es schon in diesem Jahr eine
Mitgliederreise nach Salzburg und Wien; Hermann Kronz skizziert den aktuellen Stand der Planungen.
Am 18. März fand in der Aula der Universität die diesjährige Mitgliederversammlung statt. Über die Versammlung, das anschließende Konzert und das abschließende Büffet berichtet Werner H. Tack. Frau Dittgen
zeigt auf, wie es um die Finanzen des Fördervereins bestellt ist.
Inge Leonardy verdanken wir einen Ihrer amüsant nachdenklichen Berichte über Menschen und deren Verhalten. Zum Abschluss möchten wir Sie noch auf ein Benefizkonzert des Lions Clubs St. Ingert hinweisen,
das sicher auch vielen von Ihnen einen Besuch wert ist.
Alles Gute wünscht Ihnen im Namen des gesamten Vorstandes, Ihr
Schirmherr
Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer
Schirmherr
Bundespräsident
Dr. Horst Köhler
Prof. Robert Leonardy
Künstlerischer Leiter
der Musikfestspiele Saar
Boris Berezovsky
Der Klaviertitan
und Liszt-Bezwinger
Festival „Musikland Österreich“
März bis August 2011
Heinrich Schiff
Der Casals
unter den Cellisten
Robert Leonardy zeigt uns auf der folgenden Seite, welche
Highlights uns neben vielem anderen in 2011 erwarten.
Erika Pluhar
Die österreichische
Grande Dame
Rapid Wien
Die Fussballkünstler
Das Hagen Quartett
Die Perfektion aus Salzburg
Franz Klammer
Die österreichische Skilegende
im Golfturnier
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Wiener Staatsopernballett
Wiener Sängerknaben
Wiener Philharmoniker
Manfred Honeck dirigiert Mahler
Highlights des Festivals „Österreich
„Ö sterreich“
sterreich“ 2011
Wiener Philharmoniker mit Daniele Gatti
Spanische Hofreitschule Wien
Spanische
Hofreitschule Wien
Wiener Staatsopernballett
Wiener Staatsoper mit Mozarts „Figaros Hochzeit“
Hochzeit “
Wiener Sä
Sängerknaben
Wiener Burgtheater
Nikolaus Harnoncourt
mit dem Concentus Musicus Wien
Nikolaus Harnoncourt
Concentus Musicus
Manfred Honeck,
Honeck, österreichischer Stardirigent,
mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra
Thomas Hampson mit Schuberts „Winterreise“
Winterreise“
Jonas Kaufmann mit Schuberts „Schö
Schöne Mü
Müllerin“
llerin“
Dresdner Philharmonie mit Rafael Frü
Frühbeck de Burgos
Thomas Hampson
„Die Winterreise“
Christina Stü
Stürmer und Band
Enoch zu Guttenberg mit Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“
Jahreszeiten“
Jonas Kaufmann
„Die schöne Müllerin“
Wiener Burgtheater
mit „Geschichten aus dem Wiener Wald“
Rudolf Buchbinder
mit Schubert
Enoch zu Guttenberg
dirigiert Haydns „Jahreszeiten“
Christina Stürmer
Die Rock-Lady
fms intern, Mai 2009
Auf nach Wien und Salzburg
Hermann Kronz plant schon die nächste Mitgliederreise
Anlässlich des Österreich-Festivals 2011 ist
wieder eine Reise des Fördervereins in das
Festspielland geplant. Die Reise wird vom 2.
bis 10. Oktober 2010 stattfinden. Die vorläufige Reiseplanung — es ist eine Busreise vorgesehen — sieht wie folgt aus:
•
•
Am 2. 10. Fahrt nach Wien mit ausreichenden Pausen und einem Stopp in
Regensburg. Hotelbezug in Wien.
Dort voraussichtlich 6 Übernachtungen.
Programm in Wien: Ein Konzert im
Großen Musikvereinssaal (am 3. 10.),
zwei Aufführungen in der Staatsoper
(am 5. 10. „Tosca“ und am 7. 10. ein
Ballettabend
„Onegin“
von
John
Cranko), evtl. Burgtheater, Stadtbesichtigung, evtl. ein Abend in einem Heurigenlokal. Ansonsten viel Freizeit für eigene Unternehmungen und Besichtigungen in den zahlreichen Museen,
•
•
•
Kirchen, der Hofburg, den Schlössern
Belvedere und Schönbrunn, der Hofreitschule usw.
Am 8. 10. Fahrt nach Salzburg mit Besichtigungen unterwegs: Kloster Melk
und Kloster St. Florian (Bruckner).
In Salzburg zwei Übernachtungen,
Stadtbesichtigung und evtl. eine musikalische Veranstaltung.
Am 10. Oktober Rückreise nach Saarbrücken.
Die Ausschreibung mit genauen Daten, genauem Programmverlauf, den fakultativ angebotenen Veranstaltungen, den Leistungen und
dem Reisepreis wird in Kürze allen Mitgliedern
bekanntgegeben. Die Teilnehmerzahl ist auf 40
Personen limitiert. Anmeldungen bitte erst nach
Vorliegen der Ausschreibung an Herrn Kronz.
Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge
des Eingangs berücksichtigt.
An einem Abend im März
Werner H. Tack berichtet über die letzte Mitgliederversammlung
Rund 140 Mitglieder waren am Abend des 18.
März 2010, einem der ersten etwas wärmeren
und schon fast frühlingshaften Tage dieses
Jahres, der Einladung zu Mitgliederversammlung, Informationen, Konzert und Buffet in die
Aula der Universität des Saarlandes gefolgt.
Um 19:15 Uhr begrüßt der Vorsitzende, Prof.
Dr. Werner H. Tack, die anwesenden Mitglieder
und Gäste, darunter auch den Universitätspräsidenten Prof. Dr. Volker Linneweber als Hausherren, gibt einen kurzen Überblick über den
weiteren Verlauf des Abends und eröffnet dann
die Mitgliederversammlung.
In seinem Bericht über das vergangene Jahr
erinnert der Vorsitzende zunächst an die hervorragenden und überaus erfolgreichen Festspiele 2009 „Welcome America“, die mehr als
70.000 Besuchern in über 40 Veranstaltungen
Begegnungen und Kontakte mit der überaus
vielfältigen Musik und Musikkultur Nordamerikas ermöglichten.
Der Vorsitzende erinnert weiterhin an das
Sommerfest des Fördervereins, das 2009 endlich wieder als „Mühlenfest“ auf dem Gelände
der Leonardyʼschen Mühle in Guébling gefeiert
werden konnte. Zur Erinnerung: 2007 war das
Fest wegen reichhaltigen Regens und total
durchnässter Wiesenflächen vollständig ausgefallen, und 2008 musste es bei zuvor höchst
unsicherer Wetterlage kurzfristig in die Hochschule für Musik nach Saarbrücken verlegt
werden. Über den Verlauf des Festes hat Anne
Gettmann bereits in der Oktober-Ausgabe dieses Newsletters ausführlicher berichtet.
Anschließend weist der Vorsitzende auf die
beiden in 2009 erschienenen Ausgaben von
fms-intern hin und leitet dann über zu einigen
Informationen über die Mitglieder-Entwicklung.
Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt für
die einzelnen Jahre seit Gründung des Fördervereins jeweils die Zahlen der neu aufgenommenen, der durch Kündigung ausgetretenen
und der jeweils verstorbenen Mitglieder sowie
die resultierende Gesamt-Mitgliederzahl. Dabei
fällt auf, dass in den Jahren 2003 bis 2005 mit
den Festspielen „russische Musik“ und „Musica
Italiana“ besonders viele Neuaufnahmen zu
finden sind. Leider erweist sich dieser spezifische Effekt als wenig nachhaltig; von den 29
Mitgliedern, die zum Ende 2009 gekündigt
haben, waren rund 70 % in genau dieser Zeit
(von 2003 bis 2005) neu aufgenommen
worden.
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fms intern, Mai 2009
Der Vorsitzende begrüßt die seit der letzten
Mitgliederversammlung neu hinzugekommen
Mitglieder und teilt mit, dass der Vorstand
einige Mitglieder, die trotz wiederholter Erinnerungen und Mahnungen über Jahre hinweg
keinen Mitgliedsbeitrag gezahlt haben, aus dem
Förderverein ausgeschlossen hat.
Dem Bericht des Vorsitzenden folgt der Kassenbericht, den Herr Klaus Dahm im Namen
der Schatzmeisterin, Frau Renate Dittgen, vorstellt und kommentiert. Der Kassenprüfer Prof.
Dr. Günther Hönn erklärt, auch im Namen seines Mitprüfers Dr. Konrad Krajewski, dass die
Prüfung der Bestände sowie der Ein- und Ausgaben keine Beanstandungen ergeben hat;
dem Vorstand wird Entlastung erteilt.
Für die Neuwahl des Vorstandes benennt die
Mitgliederversammlung Herrn Jürgen Schreier
zum Wahlleiter. Als Vorstand im Sinne von § 26
BGB werden die bisherigen Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt. Das sind
Herr Prof Dr. Werner H. Tack als
Vorsitzender,
Frau Renate Dittgen als stellvertretende
Vorsitzende und
Herr Dr. Michael Thielen als
stellvertretender Vorsitzender.
Ebenfall einstimmig werden die Beisitzer gewählt, und zwar
Frau Dr. Anne Gettmann,
Herr Dr. Helmut Isringhaus,
Herr Prof. Dr. Hilmar Jaschek,
Herr Dr. Hans Johann,
Herr Hermann Kronz,
Frau Dr. Gisa Kumposcht,
Herr Dr. Heiner Kumposcht,
Frau Gerlinde Marks,
Frau Doris Schreier,
Herr Dr. Raymond Schuler und
Herr Alfons Simon.
Einem vom Vorstand vorgelegten Haushaltsplan 2010 stimmt die Mitgliederversammlung
zu. Der Vorsitzende beendet die Mitgliederversammlung um 19:45 Uhr.
Im Anschluss daran berichtet der künstlerische
Leiter der Festspiele, Prof. Robert Leonardy,
über die bisherigen Planungen für das Festival
2010. Den Kern seiner Ausführungen finden Sie
auf den beiden ersten Seiten dieses Newsletters, gefolgt von den Informationen zu einer für
Anfang Oktober 2010 geplanten Mitgliederreise.
Über den Stand der Reisevorbereitungen berichtet Hermann Kronz; die Reise wird uns zur
Einstimmung auf das Österreich-Festival nach
Wien und Salzburg führen.
Den Wortbeiträgen folgt Musik. Einem Ensemble aus Musikern der „Deutschen Radio
Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern“ verdanken wir ein wunderbares und eindrucksvolles Musikerlebnis. Es spielen Vilmantas Kaliunas (Oboe), Ulrike Hein (Violine), Benjamin
Rivinius (Viola) und Mario Blaumer (Violoncello). Als erstes hören wir das Oboenquartett
F-Dur (KV 370) von Wolfgang Amadeus Mozart.
Danach spielt das Ensemble, jetzt ohne den
Oboisten Vilmantas Kaliunas, Auszüge aus
Beethovens Streichtrio Es-Dur (Opus 3) aus
dem Jahre 1792, das allerdings 1796 von Beethoven noch einmal überarbeitet wurde. Die anwesenden Mitglieder und Gäste sind von der
Aufführung beider Werke begeistert und spenden den Musikern reichen Beifall.
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fms intern, Mai 2009
Es ist leider schon etwas spät geworden, als
nun endlich das Buffet eröffnet wird. Die Köche
der Firma „Grunder gourmet“ aus Bexbach
servieren ein im Hinblick auf das nächste
Festival mit österreichischen Spezialitäten reich
bestücktes Buffet.
Nur ein Ereignis unterbricht noch den Genuss
von Essen, Trinken und Gesprächen. Robert
Leonardy ernennt Heiner Kumposcht für seine
Verdienste um die Musikfestspiele Saar zum
Kulturbotschafter der Musikfestspiele und überreicht ihm den mit dieser Ehrung und Auszeichnung verbundenen Mont Blanc Dauerschreiber.
Als die Nacht schon hereingebrochen ist geht
ein erlebnisreicher Abend mit Vereinsangelegenheiten, Blicken in die Zukunft von 2011,
guter Musik, wohlschmeckendem Essen und
Trinken und anregenden Gesprächen mit
Freunden und Bekannten seinem Ende entgegen.
Das liebe Geld
Renate Dittgen informiert über die Finanzen des Fördervereins
Seit meiner Übernahme des Schatzmeisteramtes im Frühjahr 2008 hat sich die Kassenlage
stets verbessert. So konnte man noch für die
Jahre 2006 - 2008 ausstehende Mitgliedsbeiträge in Höhe von 5.100,- € einziehen. Wurde
das Haushaltsjahr 2008 noch mit einem Gewinn von 39.774,26 € abgeschlossen, so
musste man zum 31.12.2009 dagegen einen
Verlust in Höhe von 32.901,89 € verbuchen.
Grund dafür war die erhebliche finanzielle Unterstützung des Fördervereins bezüglich des
Festivals „Welcome America“. Hier erhielten die
Musikfestspiele Saar gGmbH in 2009 80.000,€ an Unterstützung. Zusammen mit den bereits
in 2008 überwiesenen 20.000,00 € hat der Förderverein also mit insgesamt 100.000,00 € zum
Erfolg dieser Festspiele beigetragen. Das
Mühlenfest 2009 schloss mit einem Verlust von
2.682,34 € ab. Hier sollte man für das Jahr
2010 besser kalkulieren.
Im Frühjahr 2010 fand die Kassenprüfung für
das Haushaltsjahr 2009 statt. Die beiden Kassenprüfer Prof. Dr. Günther Hönn und Dr. Konrad Krajewski bescheinigten der „Kassiererin“
Renate Dittgen eine tadellose Kassenführung.
Leider mussten wir zum 31.12.2009 38 Austritte
verzeichnen. Diesen gegenüber konnte man
jedoch 67 neue Mitglieder in 2009 gewinnen.
Hier gilt es, für das Jahr 2010 verstärkt Mitglieder zu werben, damit vielleicht die von Prof.
Leonardy angestrebte Zahl (1000 Mitglieder)
endlich einmal erreicht werden kann. Derzeit
unterstützen 826 Mitglieder den Förderverein
der Musikfestspiele Saar e.V. Die Kassensituation (Stand 31.03.2010) sieht wie folgt aus:
Festgeld 66.000,- € + lfd. Konto 5.718,48 € .
Zusammen 71.718,48 €.
Auf Sponsorensuche für Österreich
Inge Leonardy beobachtet die Welt
Gisela und ihr Jovi lieben sich seit fünfzig Jahren. Kürzlich haben sie erfahren, dass sie seit
der 37. zurückliegenden Generation sogar miteinander verwandt sind. Jetzt lieben sie sich
umso mehr.
Jovi begreift sich als das Gewissen der Stadt
Saarbrücken. Er ist der Erinnerungsverwalter
wenn niemand mehr von Erhaltenswertem etwas wissen will. In seinem Wochenend-Domizil
in Lothringen, einem unauffindbaren Ort namens Hoste, kauft er Heckengrundstücke auf,
die niemand will, um der Landschaft ihr ursprüngliches Aussehen aus dem 15. Jahrhundert wieder zurückzugeben. Ein Andreas Hofer
in Frankreich, dessen Initiativen man bewundern oder darüber den Kopf schütteln kann.
In Saarbrücken sitzen Robert und ich in der
Küche des kleinen Hauses der beiden direkt am
St. Johanner Markt. Unmöglich, hier vorbei zu
spazieren, ohne durchs Küchenfenster entdeckt
zu werden. Er hat uns schon vorm Haus
abgefangen, und Gisela steht bereits in der Tür.
„Das ist noch schöner als die Ansichtskarte, die
ich euch gerade schreiben wollte“ ruft sie und
katapultiert uns ins Haus hinein. Ihre Plätzchen
sind berühmt, und ich gebe zu, sie trotzen jedem Versuch, im Moment unbedingt abnehmen
zu müssen.
Schnaps gibt es auch dazu. Und die Erzählfreude der zwei, die einen erschlägt:
Jovi zu Gisela: Was hast du denn da für einen
Stoff eingeschenkt?
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Robert: Himbeergeist, den wollten wir.
Jovi: Quatsch, Gisela weiß genau, dass bei mir
jeder Schnaps mit Mirabell anfängt und mit Mirabell aufhört.
Gisela: Wenn die Gäste aber Himbeer wollen,
dann bekommen sie ihn bei mir auch.
Jovi: Jetzt lass mich einmal etwas sagen Gisela: Nein. Du sprichst schon die ganze Zeit.
Ich wollte Robert und Inge etwas über die Qualität unserer Nüsse in Frankreich berichten.
Jovi: Schluss. Ich muss jetzt einmal etwas erzählen, was Robert wissen muss.
Gisela: Sei jetzt bitte einmal still. Ich muss der
Inge noch erläutern, warum es im Kaufhaus
Sinn nach dem Krieg so viele Kittelschürzen zu
kaufen gab, wo die Leute sich darum rissen,
denn der Geschäftsführer von Sinn, hier hat er
bei uns in der Küche gesessen, hat uns das
erzählt. Er hatte nämlich von irgendwo her zwei
Güterwagen voll Kohle bekommen, die er den
Franzosen verkauft hat, und hat dafür so viele
französische Kittelschürzen erhalten, dass sie
für alle Ewigkeit gereicht haben.
Jovi (laut): Lässt du mich bitte auch einmal zu
Wort kommen?
Gisela (schließt die Augen): Bitte.
Jovi: Hör jetzt einmal auf mit dem Kittelschürzenthema. .....
Gisela: Ich war ja noch gar nicht fertig damit,
und das ist nur die Einleitung zu etwas äußerst
Wichtigem, was ich den beiden sagen muss,
außerdem war ich zuerst dran.
Jovi (schreit): Herrgott noch mal. Jetzt lass
mich als Hausherr bitte zu meinen Gästen auch
einmal etwas sagen.
Gisela (resigniert): Bitte.
Jovi: Also, das muss man sich einmal vorstellen: Da haben sie die Gemeindebücher aus den
Jahren von ungefähr 1900 bis etwa 1937, die
im Saarbrücker Einwohnermeldeamt vom
Hochwasser beschädigt waren, vermodern lassen, und als ich fragte, was ist denn mit diesen
Büchern, da sagten sie, die kommen jetzt in die
Müllverbrennungsanlage Neunkirchen, denn
das Hochwasser hat sowieso alles durchgeweicht.
Gisela: Und nicht nur das, sondern auch ...
Jovi: Sei ruhig, ich rede jetzt von den Büchern.
Also habe ich gesagt: „Moment mal, ich nehme
die Bücher, die vorm Müllcontainer liegen, mit“
und habe sie mit meinem Auto ins Landesarchiv
gebracht, wo das Zeug von dem damaligen
Leiter mühsam mit Wäscheklammern auf Seilen
in der ehemaligen Waschküche der Villa aufgehängt wurde.
Gisela: Und stellt euch vor – kurz darauf erscheint bei uns die Polizei. Wir waren gerade
am Essen, da wollten die unser ganzes Haus
durchsuchen.
Jovi: (springt vom Stuhl auf und dreht sich einmal um die eigene Achse) Dieses Weib macht
mich noch wahnsinnig. Niemals darf ich etwas
zu Ende erzählen! Wenn hier eines Tages ein
Mord passiert, wisst ihr genau, wer der Mörder
ist.
Gisela: Ich wollte ja nur sinnvoll deine Rede zu
Ende bringen.
Jovi: Du sollst mich nicht ständig unterbrechen.
Jetzt habe ich meinen Faden verloren. Verdammt. Das ist doch nicht zu fassen!
Robert: Wir waren bei den Wäscheklammern...
Jovi: Ach so. Also ich sagte: Sie können das
ganze Haus untersuchen, sie werden die Gemeindebücher nicht finden, ich habe sie auch
nicht geklaut, denn ich bin kein Dieb, sondern
habe sie, so nass wie sie waren, ins Landesarchiv gebracht. Dort können Sie sie jetzt wieder
abhängen und unterbringen wie sich das gehört
für eine Stadt.
Gisela: Und als sie das gehört haben, fing der
eine laut zu weinen an und hat unter Schluchzen erzählt, dass sie die Bücher von Ottweiler,
wo er gewohnt hat, damals verbrannt haben.
Jovi: Darum geht es ja nicht. Es geht hier um
ernsthaft Verlorenes. Denn darunter waren
auch die Unterlagen über die Fürstin Katharina
von Nassau-Saarbrücken geborene Kest, besser bekannt unter dem Namen Gänse-Gretel
von Fechingen, deren Lebenslauf Robert jetzt
sucht für einen reichen Österreicher, der mit ihr
verwandt sein will, deshalb ist das für ihn sehr
wichtig. Eine Kopie des vergriffenen Buches will
er ihm schicken – vielleicht wirdʼs ein Sponsor
für das Österreich-Festival: Leistung bedingt
schließlich Gegenleistung. Aber ich sage euch
was: „Ich habe noch ein Exemplar!“
Er läuft fort und ist in Windeseile wieder da:
Hier – Hermann Usener-Klipstein, gesamtes
authentisches Material, Stettin, 1937. Gibt es
nirgends mehr.
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Gisela: Der Fürst Ludwig war übrigens ein
fürchterlicher Schürzenjäger, denn er hatte
doch neben seiner Frau noch eine andere und
auch Kinder mit ihr, bevor er das Gänse-Gretel
nahm, und das ließen die sich alles gefallen.
Jovi: Du weißt nix, und deshalb bist du jetzt mal
still, denn es ist belegt, dass die Freifrau von
Dorsberg dem Gänse-Gretel in ihrer Küche eine
schallende Ohrfeige gegeben hat, und das
hatte sicher seinen Grund. Daraufhin hat der
Fürst Ludwig einen Brief an das Gänse-Gretel
geschrieben mit dem Wortlaut: „Mein liebstes
Kind auf der Welt! Ich habe eine große Leichenpredigt gehört, werde dir alles erzählen.
Ich hoffe dich um zwei Uhr zu sehen, um dir
mündlich zu versichern, dass ich ewig dein
bleibe. Ludwig, Komma, Fürst“. Aber das Buch
muss ich wiederhaben. (Schreibt seinen Namen
hinein).
Gisela zu Robert: Siehst du, der Jovi ist doch
einmalig, ein wandelndes Lexikon, was die
Saarbrücker Geschichte betrifft. Außerdem hat
er noch eine alte Ansichtskartensammlung von
Saarbrücker Motiven, die wirklich museumswürdig ist. Jovi, die kannst du gerade mal zeigen!
Jovi: Willst du, dass ich mich umbringe? Das
sind sechtausend Ansichtskarten. Erzähle lieber
weiter von deinem Kittelschürzenthema.
Gisela: Welche Kittelschürzen?
Jovi: Du hast mich doch die ganze Zeit unterbrochen mit den Kittelschürzen aus dem Kaufhaus Gebrüder Sinn. Ich habe ausgeredet, und
jetzt geht die Kittelschürzengeschichte weiter
und du kommst mit deiner wichtigen Aussage.
Gisela: - Ja, eigentlich hab ich ganz vergessen,
was das war.

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