Medienwissenschaftlicher Hintergrund

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Medienwissenschaftlicher Hintergrund
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JAM
Impressum
Das Projekt JAM! – Jugendliche als Medienforscher verbindet Medienforschung
und Medienbildung mit der Idee des forschenden Lernens. Schüler(innen), die
ihre eigene Mediennutzung mit einfachen wissenschaftlichen Methoden beobachten, auswerten und darstellen, - so die Grundidee des Projekts - entwickeln im
Prozess zahlreiche methodische, fachliche und soziale Kompetenzen. Zugleich
werden sie dazu angeregt, die eigene alltägliche Mediennutzung zu reflektieren.
Das vorliegende Lernmodul besteht aus zwei Teilen:
Teil 1, der medien- und sozialwissenschaftliche Hintergrund wurde von der ecmc
Europäisches Zentrum für Medienkompetenz GmbH,
Teil 2, das didaktische Konzept, wurde von Schulen ans Netz e.V. entwickelt.
Wir danken den folgenden Institutionen und Unternehmen für die Erlaubnis,
Medienmaterialien in diesem Lernmodul nutzen zu dürfen:
Bauer Verlagsgruppe KG
Endemol Deutschland GmbH
Grundy TV Produktions GmbH
RTL Television GmbH
Weitere Informationen zum Projekt sind auf der Projekt-Website zu finden:
www.projekt-jam.de
Oktober 2007, aktualisiert Mai 2010
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Inhalt
Über dieses Lernmodul.................................................................................. 5
Teil 1: Medien- und sozialwissenschaftlicher Hintergrund..................... 6
1.
Hintergrundinformationen Fernsehen ................................................... 7
1.1
Kleine Medienkunde Fernsehen ........................................................... 7
1.2
Rezeption von Unterhaltungsangeboten im Fernsehen..........................28
1.3
Bedeutung von Castingshows für Heranwachsende ..............................35
2.
2.1
Der Forschungsprozess......................................................................41
Worum geht es?
Vom Phänomen der sozialen Realität zum Forschungsinteresse .............41
2.2
Was wollen wir herausfinden? Formulieren der Forschungsfrage(n)
und Vermutungen über Zusammenhänge ............................................43
2.3
Wie wollen wir es herausfinden?.........................................................45
2.4
Wie führen wir die Untersuchung durch?
Stichprobe und Durchführung der Befragung .......................................51
2.5
Was ist das Ergebnis unserer Untersuchung?
Verarbeitung, Auswertung und Interpretation der Daten.......................54
2.6
Was haben wir aus unserer Untersuchung gelernt?
Aufbereitung und Interpretation der Ergebnisse...................................56
3.
Literatur ...........................................................................................59
3
Materialverzeichnis
Abbildung 1: Anteile der einzelnen Sender am TV Konsum...........................................14
Abbildung 2: Vergleich der Spartenprofile für das Jahr 2005 ........................................17
Abbildung 3: Beliebte Programmformate.....................................................................20
Abbildung 4: Einordnung des Genres „Castingshow“....................................................21
Abbildung 5: Systematisierung des Genres Reality-TV .................................................25
Abbildung 6: Liebstes Fernsehprogramm 2009 ............................................................30
Abbildung 7: Lieblingssendungen im Fernsehen 2006 ..................................................32
Abbildung 8: Mediennutzung mit Freunden 2006.........................................................34
Tabelle 1: Marktanteile der Fernsehprogramme nach Zeitabschnitten in den
Jahren 2008 und 2009 .......................................................................................15
Tabelle 2: Sendungsformen nach Programmsparten bei
ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben 2008.................................................19
Tabelle 3: Durchschnittliche Fernsehnutzung im Überblick ...........................................29
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Über dieses Lernmodul
Über dieses Lernmodul
Das Projekt JAM! – Jugendliche als Medienforscher verbindet Medienforschung
und Medienbildung mit der Idee des forschenden Lernens. Schüler(innen), die
ihre eigene Mediennutzung mit einfachen wissenschaftlichen Methoden beobachten, auswerten und darstellen - so die Grundidee des Projekts -, entwickeln im
Prozess zahlreiche grundlegende methodische, fachliche und soziale Kompetenzen, die für das Leben, Lernen und Arbeiten in der heutigen Medien- und Wissensgesellschaft von Bedeutung sind.
Vier Lernmodule zu den Medien Fernsehen, Handy, Internet und Computerspiele
sind das inhaltliche Kernstück des Projekts JAM!. Sie sind der medienwissenschaftliche und didaktische Werkzeugkasten für Jugendliche als Medienforscher
und sollen es Lehrer(innen) an Hauptschulen ermöglichen, Medienforschungsprojekte gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln und umzusetzen. Im Vordergrund steht der medienpädagogisch aufbereitete Prozess des
Fragens, Beantwortens und Reflektierens.
Das vorliegende Lernmodul beschäftigt sich mit dem Medium Fernsehen und der
Methodik der standardisierten schriftlichen Befragung. In Teil 1 wird der medienund sozialwissenschaftliche Hintergrund des Fernsehens anhand einer kleinen
Medienkunde (1.1), Nutzungsdaten (1.2) und einer Beschreibung der lebensweltlichen Bedeutung für Jugendliche (1.3) dargestellt. Daran anschließend wird der
Forschungsprozess auf der Grundlage einer gewählten Forschungsfrage „Wie und
aus welchen Gründen schauen Jugendliche Castingshows im Fernsehen?“ mithilfe von sechs Leitfragen im Detail beschrieben (2.1 bis 2.6). Literaturangaben und
weitere Informationen (3) runden den Teil 1 ab.
Teil 2 basiert auf den Grundlagen von Teil 1 und setzt diese didaktisch in Form
eines Unterrichtsleitfadens um. Der Forschungsprozess mit den sechs Leitfragen
wird auf sechs Doppelstunden abgebildet. Für jede Woche (2.1 bis 2.6) werden
Lernziele, Hintergrund sowie die Durchführung einer Doppelstunde mitsamt Arbeitsblättern, Folien, didaktischen Hinweisen und Materialien beschrieben.
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Teil 1:
Medien- und sozialwissenschaftlicher Hintergrund
6
Hintergrundinformationen Fernsehen
1. Hintergrundinformationen Fernsehen
Das erste Kapitel gibt einführende Informationen rund um das Thema Fernsehen
als Grundlage für den im Anschluss beschriebenen Forschungsprozess.
1.1 Kleine Medienkunde Fernsehen
Das Fernsehen ist das meistgenutzte elektronische Medium. Aus dem Alltag ist es
kaum wegzudenken. Im Jahr 2005 kamen in Deutschland 445 Fernseher auf
1000 Einwohner. Insgesamt gibt es ca. 36,75 Millionen Fernseher in Deutschland
(Media Perspektiven 2005). Nahezu alle gesellschaftlichen Teilbereiche sind von
dem Medium beeinflusst, weshalb das Fernsehen in der medienwissenschaftlichen Literatur auch als „Leitmedium“ bezeichnet wird.
Als so genanntes „Massenmedium“ ist es ein Medium der öffentlichen Kommunikation. Es erreicht ein großes und heterogenes Publikum, das an vielen unterschiedlichen Orten die ausgestrahlten Sendungen empfangen kann.
Das Fernsehen beeinflusst und strukturiert die Freizeit, den Wohnraum und die
Themen der Kommunikation im privaten, zwischenmenschlichen wie im öffentlichen Raum. Eben diese Beeinflussungs- und Strukturierungsleistungen des Fernsehens mit Blick auf die Zielgruppe der Jugendlichen sollen Gegenstand der Medienforschungsprogramme im Rahmen des Projekts JAM! sein.
Was ist Fernsehen?
Fernsehen gehört neben Hörfunk zum Rundfunk. Der Oberbegriff Rundfunk wird
im so genannten Rundfunkstaatsvertrag wie folgt definiert: "Rundfunk ist die für
die Allgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitung von Darbietungen
aller Art in Wort, in Ton und in Bild unter Benutzung elektromagnetischer
Schwingungen ohne Verbindungsleitung oder längs oder mittels eines Leiters.
Der Begriff schließt Darbietungen ein, die verschlüsselt verbreitet werden oder
gegen besonderes Entgelt empfangbar sind." (RStV §2, (1))
Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien (Rundfunkstaatsvertrag – RStV)
vom 31.08.1991, zuletzt geändert durch Artikel 1 des Neunten Staatsvertrages zur
Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Neunter Rundfunkänderungsstaatsvertrag)
vom
18.12.2008,
der
am
01.06.2009
in
Kraft
trat.
Online verfügbar unter: http://www.lfm-nrw.de/recht/rundfunkstaatsvertraege/.
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Fernsehen ist das audiovisuelle Massenmedium des Rundfunks. Sowohl seine
Übertragungs- und Darstellungstechnik (Antenne, Kabel, Satellit, digitales Fernsehen, hochauflösendes Fernsehen) als auch die Vielfalt der gesendeten Inhalte
haben sich seit seiner Entwicklung in den zurückliegenden Jahren stetig und mit
zunehmender Geschwindigkeit verändert.
Geschichtlicher und rechtlicher Rahmen
Das Fernsehen wurde technisch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelt.
Der erste regelmäßige Fernsehprogrammbetrieb der Welt startete am 22. März
1935 in Berlin (Noelle-Neumann u. a. 2002: 552). Zum Massenmedium avancierte es aber erst in den 50er-Jahren. 1952 ging der Nordwestdeutsche Rundfunk
(NWDR) in Hamburg auf Sendung und markierte damit offiziell den Beginn des
Fernsehens in der Bundesrepublik. Im selben Jahr erfolgte der erste Sendeversuch der „Aktuellen Kamera“ in der damaligen DDR. Weitere Landesrundfunkanstalten schlossen sich dem NWDR an. 1963 startete das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) mit einem durchschnittlich vierstündigen Tagesprogramm.
Links und Medien zum Thema Fernsehen und Geschichte des Fernsehens
Chronik der ARD: ca. 1.000 Meldungen, 200 Videos, 100 Audiobeiträge und 300
Bilder aus der über 50jährigen ARD-Geschichte:
http://www.ard.de/intern/chronik/-/id=8302/lk71l3/index.html
Kurzer geschichtlicher Abriss des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF):
http://www.unternehmen.zdf.de/index.php?id=66&artid=106&backpid=10&cHa
sh=b5f4e11931
"Bildbox für Millionen": CD-ROM zur Fernseh- und Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Hg.: Adolf-Grimme-Institut und Bundeszentrale für
politische
Bildung.
(Weitere
Informationen:
http://www.grimme-
institut.de/html/index.php?id=409)
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Literatur zum Thema Fernsehen und Rundfunk:
Bleicher, J. K. (2006): Fernsehen. In: Bentele, G. et al. (Hg.) (2006), Lexikon
Kommunikations- und Medienwissenschaft.
Diller, A. / Gehring, G. / Hall, P.C. (2002): Was Sie über Rundfunk wissen sollten. Materialien zum Verständnis eines Mediums.
Hickethier, K. (2003): Einführung in die Medienwissenschaft (darin: Kapitel 15.
Fernsehen).
Noelle-Neumann, E. et al. (Hg.) (2002): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation.
Nach einem langen Verfassungsstreit legte das Bundesverfassungsgericht 1961
den öffentlich-rechtlichen Charakter des Fernsehens fest: „Öffentlich-rechtlich
meint, dass das Fernsehen staatsunabhängig zu sein hat (das schließt die Mitwirkung von Vertretern der politischen Parteien in den Aufsichtsgremien nicht aus)
und dass es nicht kommerziell betrieben werden soll, also keinen Gewinn erzeugen darf“ (Hickethier 2003: 269).
Mit der Einführung des privaten, kommerziellen Fernsehens am 01. Januar 1984
wurde ein Rundfunkstaatsvertrag nötig, der zwischen allen deutschen Bundesländern einheitliche Regelungen für das Rundfunkrecht schafft und das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem und privatrechtlichem Rundfunk regelt. In
der Präambel des Rundfunkstaatsvertrag (RStV) heißt es dazu: „Öffentlichrechtlicher Rundfunk und privater Rundfunk sind der freien individuellen und
öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet. Beide
Rundfunksysteme müssen in der Lage sein, den Anforderungen des nationalen
und des internationalen Wettbewerbs zu entsprechen.“
Um zu verhindern, dass eine der beiden Organisationsformen für die Veranstaltung von Rundfunk die andere dominiert, versucht der Rundfunkstaatsvertrag
ein Gleichgewicht zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern (wie beispielsweise
ARD, ZDF, den Dritten Programmen, 3sat, ARTE oder dem Kinderkanal) und
den privaten Sendern (wie beispielsweise RTL, Sat.1, ProSieben oder kabel eins)
herzustellen. Das zweigliedrige Rundfunksystem wird deshalb auch als „Duales
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Rundfunksystem“ bezeichnet. Gemeinwohlverpflichtung und Sicherung der Meinungsvielfalt sind Verpflichtungen, die für private und öffentlich-rechtliche Programmveranstalter gleichermaßen bindend sind. Der umfassende Auftrag zur
„Grundversorgung“ mit Information, Bildung und Unterhaltung kommt laut
Rundfunkstaatsvertrag aber insbesondere den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu, die hierfür auch Gebühren einnehmen dürfen. Hinzu kommt die
Möglichkeit zur Weiterentwicklung des Rundfunks, z. B. in Form von innovativen
Formaten und Spartenkanälen, wie beispielsweise dem Kinderkanal.
Der Rundfunkstaatsvertrag regelt auch die Bestimmungen zur Dauer und Form
von Werbung im Rundfunk. Für die privaten Radio- und Fernsehprogramme
wird die Einhaltung der Bestimmungen durch die Landesmedienanstalten überwacht. Da sich die privatrechtlichen Sender fast ausschließlich durch Werbung
oder Sponsoring finanzieren, müssen sie nur geringere Auflagen bezüglich der
Qualität und Reichweite ihrer Programme erfüllen und gelten als „Zusatzversorgung“ (Hickethier 2003: 270).
Auch ethische Aspekte der ausgestrahlten Inhalte werden im Rundfunkstaatsvertrag angesprochen:
„Die […] Rundfunkanstalten […] und alle Veranstalter bundesweit verbreiteter
Fernsehprogramme haben in ihren Sendungen die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Sie sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit
und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinung anderer zu stärken.
Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten.“
(RStV §3)
Jugendschutz
Über die Regelungen in dem oben erwähnten Rundfunkstaatsvertrag (RStV) hinaus sollen Kinder und Jugendliche vor potenziell schädlichen Inhalten in den
elektronischen Informations- und Kommunikationsmedien, also einschließlich
Rundfunk, geschützt werden. Laut der gesetzlichen Formulierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages zählen dazu alle Angebote, „die deren Entwicklung
oder Erziehung beeinträchtigen oder gefährden“ (§1 JMStV). Der Schutz soll beispielsweise durch Regelungen der Sendezeit gewährleistet werden: Entsprechend
dürfen Fernsehsendungen, die für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet
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Hintergrundinformationen Fernsehen
sind, erst ab 22:00 Uhr, und Sendungen, die nur für Erwachsene geeignet sind,
erst ab 23.00 Uhr ausgestrahlt werden. Darüber hinaus dürfen bestimmte Inhalte
überhaupt nicht im Fernsehen verbreitet werden. Dazu zählen etwa gewalt- und
kriegsverherrlichende Darstellungen, Pornographie oder Verstöße gegen die
Menschenwürde. Ferner regelt der JMStV, dass alle Rundfunkveranstalter einen
Jugendschutzbeauftragten bestimmen müssen. Fragen des Jugendschutzes werden von den 15 Landesmedienanstalten nach einer ersten eigenen Bewertung an
die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zur Entscheidung geleitet.
Betreffen kann dies sämtliche Fernsehformate und Sendungen – auch Unterhaltungsangebote wie die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“.
So leitete die KJM kürzlich ein Prüfverfahren gegen RTL wegen möglicher sozialethischer Desorientierung von Kindern und Jugendlichen ein. Der Vorwurf: Beleidigungen und Bloßstellungen der Kandidaten sowie unterstes Sprachniveau
kennzeichnen die Kommentare von Jury-Mitglied Dieter Bohlen in der 4. Staffel
von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), die mit der Ausstrahlung der
Casting-Show auf RTL am 10. Januar 2007 begonnen hat. Antisoziales Verhalten
werde hier von einer Identifikationsfigur wie Bohlen als cool und erfolgversprechend dargestellt. Respektlosigkeiten im Umgang miteinander gehörten zur
Machart der Sendung. Dabei handele es sich nicht um singuläre Entgleisungen,
sondern offenbar um eine bewusste Inszenierung durch den Sender, so der KJMVorsitzende Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring. Laut Pressemitteilung der KJM sei dort
auch eine Reihe von Beschwerden aus der Bevölkerung wegen der Sendung eingegangen.
Obschon die KJM im Jahr 2008 gegen mehrere „Casting“-Folgen der fünften
Staffel von DSDS ein Bußgeld von insgesamt 100.000 Euro verhängt hatte und
infolge dessen RTL die „Casting“-Folgen von DSDS vor Ausstrahlung der FSF
vorlegt, verstößt laut der KJM auch die aktuelle Staffel 2010 von „Deutschland
sucht den Superstar“ gegen die Bestimmungen des JugendmedienschutzStaatsvertrags, denn auch in dieser liegt eine Entwicklungsbeeinträchtigung für
Kinder unter zwölf Jahren vor.
„Neben dem herabwertenden Verhalten der Jury problematisierte die KJM vor
allem die redaktionelle Gestaltung durch RTL, die die Kandidaten gezielt lächerlich macht und dem Spott eines Millionenpublikums aussetzt.“ (Pressemitteilung
vom 21.01.2010 der KJM, http://www.kjm-online.de).
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Nützliche Quellen für weitere Informationen zum Jugendschutz, zu seiner konkreten Ausgestaltung sowie zu Beschwerdemöglichkeiten
Hinweise zum Jugendschutz:
http://www.lfm-nrw.de/aufsicht/jugendschutz/index.php
Internet-Angebot der Landesmedienanstalt NRW mit Informationen und weiterführenden Links zum Thema Jugendschutz.
Zentrale Beschwerdestelle:
http://www.programmkritik.de/
Eine zentrale Beschwerdestelle, die von der Landesmedienanstalt Saarland in
Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) betrieben wird. Hier können Zuschauer(innen) über eine zentrale Stelle Beschwerden zu privaten Rundfunkangeboten äußern, die an die jeweils zuständige Landesmedienanstalt oder bei Programmkritik an den entsprechenden Sender weitergeleitet werden.
Kommission für Jugendschutz der Landesmedienanstalten:
http://www.kjm-online.de
Öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten überwachen die Einhaltung der Programmstandards über ihre Gremien wie Verwaltungsrat und Rundfunkrat selbst.
Beim WDR nimmt eine eigens eingerichtete Publikumsstelle Beschwerden entgegen. Weitere Infos:
http://www.wdr.de/unternehmen/programmprofil/jugendmedienschutz/
Fernsehanbieter
Mit der Einführung des privaten Rundfunks in den 80er-Jahren hat sich die Zahl
der Anbieter und Programme stark erhöht.
Zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen zählen die Landesrundfunkanstalten der
Länder (BR, HR, MDR, NDR, RBB, SR, SWR und WDR), das bundesweit zu empfangene „Das Erste“, das ZDF, 3sat, ARTE, Kinderkanal und Phoenix sowie die
weltweit verbreitete Deutsche Welle.
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Zu den privatrechtlichen Programmanbietern zählen insbesondere die Programme der Medienkonzerne Bertelsmann/RTL und der ProSiebenSat.1 Media AG:
− „Die Mediengruppe RTL Deutschland gehört zur Bertelsmann-Tochter
RTL Group mit Sitz in Luxemburg, Europas führendem Unterhaltungskonzern.“ (http://www.mediengruppertl.de/de/pub/ueber_uns/profil.cfm).
− Die ProSiebenSat.1 Media AG verfügt über vier Sender: Sat.1, ProSieben,
kabel eins und N24. Nach eigener Aussage ist die AG Marktführer im TVWerbemarkt (vgl. http://www.prosiebensat1.de).
TV-Programme/TV-Veranstalter in Deutschland
Die Fernsehprogramm-Datenbank der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) enthält Kontaktdaten und Programminformationen von zzt. 455
TV-Programmen und TV-Veranstaltern. Die Datenbank „dokumentiert (a) alle in
Deutschland lizenzierten und verbreiteten privaten Fernsehprogramme, Bürgerfernsehen und sonstige Fernseh-Angebote sowie (b) die Fernsehprogramme der
öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammveranstalter in Deutschland“.
http://www.alm.de/programmveranstalter/index.php
Mit Blick auf die Marktanteile der Fernsehanbieter in Deutschland bei Zuschauerinnen und Zuschauern ab drei Jahren1 wurden von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die die Fernsehnutzung in Deutschland seit 1988 im Auftrag der
Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung repräsentativ erfasst, für 2009 folgende
Anteile der einzelnen Sender am TV-Konsum der Zuschauer gemessen:
1
Quelle: AGF/GfK, pc#tv, Fernsehpanel (D+EU), Zuschauer ab 3 Jahre, Mo-So, 3.003.00 Uhr
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Abbildung 1: Anteile der einzelnen Sender am TV Konsum
(Quelle: http://www.agf.de/daten/zuschauermarkt/marktanteile)
Nachdem der Sender RTL im Jahr 2008 mit 11,7 % Marktanteil noch den vierten
Rang belegte (ARD Dritte 13,2 %, ARD 13,4 %, ZDF 13,1 %), stieg dieser 2009 auf
einen Marktanteil von 12,5 % und teilt sich damit den dritten Rang mit dem ZDF.
Die öffentlich-rechtlichen Programme vereinten 2009 insgesamt einen Marktanteil2 von über 40 Prozent auf sich. Dieser hat sich, gemessen am Vorjahr, nicht
verändert. Die – abgesehen von der Summe der Dritten Programme – vier größten einzelnen Sender ARD, ZDF, RTL und Sat.1 erreichten im Durchschnitt mehr
als die Hälfte aller Zuschauer. Auch wenn sich die Entwicklung nur langsam vollzieht, so ist dennoch eine allmähliche Verlagerung des Fernsehkonsums zugunsten kleinerer Sender zu verzeichnen (Zubayr & Gerhard 2006: 128). Unterschied-
2
Der Marktanteil gibt den relativen Anteil der Sehdauer einer Sendung/eines Werbeblocks/eines bestimmten Zeitintervalls an der Gesamtsehdauer aller Programme zum
jeweiligen
Zeitintervall
an
(Quelle:
Arbeitsgemeinschaft
Fernsehforschung:
http://www.agf.de/daten/zuschauermarkt/marktanteile/).
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Hintergrundinformationen Fernsehen
liche Sender können mit ihrem Programm zu unterschiedlichen Tageszeiten besonders viele Zuschauer binden. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass die privaten Sender ihre größten Reichweiten insbesondere in der Daytime und dem
Vorabend haben, während die öffentlich-rechtlichen Programme ab 18 Uhr ihre
je höchsten Marktanteile haben:
Tabelle 1: Marktanteile der Fernsehprogramme nach Zeitabschnitten in den Jahren
2008 und 2009
(Quelle: http://www.ard.de/intern/basisdaten/fernsehnutzung)
Weitere Informationen zu Spartenprogrammen, Zuschauermarktanteilen sowie
zur Reichweitenmessung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK): Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung:
http://www.agf.de/
media control GmbH & Co. KG, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) die aktuellen von der GfK erhobenen Fernseh-Einschaltquoten
vermarktet:
http://www.media-control.de/tv-quoten.html
http://www.quotenmeter.de
Informationen zum GfK-Panel:
http://www.gfk.com/imperia/md/content/printproducts/image_and_product_
brochures/fefo_image_broschuere-d.pdf
Die Basisdaten zur Mediensituation in Deutschland 2009 können bezogen werden über:
http://www.media-perspektiven.de/index.php?id=212#c1481
Eine Auswahl der in den Basisdaten veröffentlichten Tabellen ist auch online abrufbar: http://www.ard.de/intern/basisdaten.
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Zubayr, Camille / Gerhard, Heinz (2006): Tendenzen im Zuschauerverhalten:
Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2005. In: Media Perspektiven, o. Jg. (3), S. 125-137, online verfügbar unter:
http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/032006_Zubayr.pdf
Krüger, Udo Michael / Zapf-Schramm, Thomas (2006): Sparten, Sendungsformen und Inhalte im deutschen Fernsehangebot. In: Media Perspektiven, o. Jg.
(4), 201-221, online verfügbar unter:
http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/042006_Krueger.pdf
Weitere ausgewählte Aufsätze zum Programmangebot im Fernsehen:
http://www.ard.de/intern/basisdaten/programmangebot/ausgew_26_23228_3
Bhlte_20aufs_26_23228_3Btze_20zum_20thema//id=54880/qoow03/index.html
TV-Formate und ihre Inhalte
Eine gängige Möglichkeit, die im Fernsehen gezeigten Inhalte zu gruppieren, ist
die Einteilung in folgende Hauptkategorien: (1) Information (ohne Sport), (2)
Sport, (3) nicht-fiktionale Unterhaltung, (4) Musik, (5) Kinder-/ Jugendprogramm, (6) Fiktion (ohne Kinderprogramm), (7) Sonstiges und (8) kommerzielle
Werbung (vgl. Krüger / Zapf-Schramm 2006). Ein Vergleich der Spartenprofile
für das Jahr 2005 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Sendern und insbesondere zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern (Quelle: Krüger /
Zapf-Schramm 2006: 203):
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Sonstiges
100%
Kinderprogramm
90%
80%
Musik
70%
Sport
60%
50%
Werbung
40%
Fiction
30%
20%
10%
0%
ARD
ZDF
öffentlich-rechtlich
RTL
Sat.1
Pro7
Nonfiktionale
Unterhaltung
Information
privat
Abbildung 2: Vergleich der Spartenprofile für das Jahr 2005
Die Übersicht zeigt, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF
mehr Informations- und Sportangebote und die privatrechtlichen Sender RTL,
Sat.1 und ProSieben im Vergleich mehr (nicht-fiktionale) Unterhaltungsangebote
sowie ihrer Organisationsform gemäß mehr Werbung ausstrahlen. Schlüssig ist
daher, dass Zuschauer, die private Anbieter bevorzugen, im Durchschnitt auch
eine höhere Affinität zu Unterhaltungsangeboten haben.
Im Laufe seiner jahrzehntelangen Entwicklung hat das Fernsehen im Schnittfeld
gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technischer Einflüsse unterschiedliche,
zum Teil nicht trennscharf voneinander abgrenzbare Fernseh- bzw. Programmformate herausgebildet, wie z. B. Nachrichten, Magazine, Dokumentationen,
Fernsehserien, Talkshow oder Unterhaltungsshows. Gerade die privatrechtlichen
Fernsehanbieter entwickelten in den vergangenen Jahren stetig neue Unterhaltungsformate, um die jüngere Zielgruppe anzusprechen und als Werbepublikum
zu binden. Zu den aktuellen Unterhaltungsformaten zählen beispielsweise:
− Daily Soaps wie „Marienhof“ oder ,„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL),
− Telenovelas wie „Verliebt in Berlin“ (Sat.1),
− Talkshows bzw. „Konfrotainment“ wie z. B. „Britt“ (Sat.1),
− Magazine wie „BRAVO TV“ (ProSieben),
− Dokusoaps wie „Frauentausch“ (RTL) und „Toto und Harry“ (Sat.1),
− Gameshows wie „Wer wird Millionär“ (RTL),
− Containershows wie “Big Brother” (RTL),
− Datingshows wie “MTV dismissed” oder “Date my mom” (MTV),
17
Hintergrundinformationen Fernsehen
− Castingshows wie “Germany’s Next Topmodel” (ProSieben) oder “Deutschland sucht den Superstar - DSDS” (RTL),
− Dekosoaps wie “Einsatz in vier Wänden” (RTL).
Die nachfolgende detaillierte Aufschlüsselung gibt einen guten Überblick über die
unterschiedlichen Fernseh-Formate, die sich hinter den groben Programmstrukturen verbergen und die derzeit im Informations- und Unterhaltungsbereich der
einzelnen Sender zu finden sind. Sie veranschaulicht außerdem, dass sich die einzelnen Sender durch sehr unterschiedliche Programmschwerpunkte und -profile
auszeichnen.3
3
Vgl. Krüger, Udo Michael / Zapf-Schramm, Thomas (2009): Politikthematisierung
und Alltagskultivierung im Infoangebot. Programmanalyse 2008 von ARD/Das Erste,
ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben. . In: Media Perspektiven, o. Jg. (4), 201-222, online
verfügbar unter:
http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/042009_Krueger.pdf
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Tabelle 2: Sendungsformen nach Programmsparten bei ARD/Das Erste, ZDF, RTL,
Sat.1, ProSieben 2008.
(Quelle: http://www.ard.de/intern/basisdaten/programmangebot)
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Hintergrundinformationen Fernsehen
Ein Blick in verschiedene Fernsehzeitschriften zeigt, dass die Format- und GenreBezeichnungen der Sendungen weder einheitlich noch trennscharf sind. Auch in
der Fachliteratur sind unterschiedliche Klassifikationen zu finden. Die nachfolgende Übersicht stellt entsprechend nur eine von vielen Möglichkeiten dar, Formate und Formattrends greifbar zu machen:
Abbildung 3: Beliebte Programmformate.
(Quelle: Medienforum NRW Magazin II 2006, Kapitel „Qualität und Quote, Kreativität und
Kopie“; online abrufbar unter:
http://www.medienforum.nrw.de/fileadmin/medienforum/content/Bilder/magazin/magazin_0206/pdf_datei/206programmtrends.pdf)
Mit Blick auf die in diesem Lernmodul beispielhaft umgesetzte Forschungsfrage
„Wie und aus welchen Gründen schauen Jugendliche Castingshows im Fernsehen?“ wird im Folgenden innerhalb der unten abgebildeten Struktur eine schrittweise Einordnung des Genres „Castingshow“ vorgenommen:
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Hintergrundinformationen Fernsehen
TV-Formate
Information
Unterhaltung
Werbung
Infotainment
nonfiktional , z.B.
fiktional, z.B.
Comic,
Reality -TV:
z.B. Daily Talk, RealityReality
Soap, Docusoap,
soap
Docu Soap,
Beziehungs-Show,
Gerichts-Show, Real
Life Comedy,
gewaltzentriertes
Reality-TV;
Fernseh Show, z.B.
„Wetten Dass“
Quiz -Show
z.B. „Wer wird
Millionär“
Sonstige
Formate
z.B. „Die
Simpsons“
Serien ,
z.B. „Emergency
Room“
Spielfilm,
z.B. „Harry
Potter“
Daily Soaps ,
z.B. „Gute Zeiten –
Schlechte Zeiten“
Castingshow
Casting-Show
Abbildung 4: Einordnung des Genres „Castingshow“
Unterhaltungs-, Infotainment-, Informationsangebote
Was Information oder Unterhaltung ist, wird in den meisten Fällen zunächst
durch die Produzenten bzw. Fernsehsender festgelegt. Diese inhaltsbezogene
Einordnung wird u. a. genutzt, um die Spartenprofile unterschiedlicher Sender zu
beschreiben (siehe oben). Klassische Informationsangebote sind Nachrichten,
Magazine, Dokumentationen, Reportagen, politische Talksendungen oder Wetterinfos. Gängige Beispiele für Unterhaltungssendungen sind Spielfilme, Serien,
Fernsehshows, Quizsendungen oder Musiksendungen. Insbesondere der Unterhaltungsbereich wird nach unterschiedlichen Kriterien weiter aufgeschlüsselt
(siehe den folgenden Abschnitt). Letztlich werden die Zuordnungen, ob eine Sendung dem Informations- oder Unterhaltungsangebot zugerechnet wird, aus einer
Funktionszuschreibung abgeleitet: „Bei Unterhaltungssendungen (z. B. Krimiserien) sollen sich die Zuschauer unterhalten, bei Informationssendungen (z. B. politischen Magazinen) sollen sie sich informieren“ (Gleich, 2006: 171). Hiernach
sind auch Castingshows eindeutig den Unterhaltungs- und nicht den Informationsangeboten zugeordnet.
Während bis in die 80er-Jahre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk strikt zwischen Informations- und Unterhaltungsprogramm getrennt wurde, ist dieser
einst eindeutige Dualismus längst nicht mehr gegeben. Zunehmend herrschte Ei-
21
Hintergrundinformationen Fernsehen
nigkeit darüber, dass auch Informationssendungen unterhaltend aufbereitet sein
können (oder sollen), indem sie mit entsprechenden Inszenierungsstrategien wie
z. B. Schnitttechnik, Kameraführung oder akustischer Untermalung, aber auch
durch das Einbinden narrativer Erzählstrukturen emotional ansprechender,
spannender, dramatischer, komischer und insgesamt kurzweiliger wurden. Dass
aber auch populäre Unterhaltungssendungen für die Zuschauer(innen) informativ sein können, wurde erst deutlich später aufgegriffen. Damit unmittelbar verbunden ist die Frage, ob das, was als Unterhaltung bzw. Information angelegt ist,
auch tatsächlich unterhält bzw. informiert oder gar beide Funktionen erfüllt? Tun
die Zuschauer also das, was ihnen durch die Fernsehanbieter nahe gelegt wird?
Die Frage, was Unterhaltung und/oder Information ist, hängt damit grundlegend
von der Perspektive ab, was eine Differenzierung zwischen der Angebots- und der
Rezipientenebene nahelegt. Ein Unterhaltungsangebot, das mit bestimmten
Merkmalen und Absichten produziert wurde, kann, muss aber nicht in der beabsichtigten Weise von den Fernsehzuschauern gesehen und verarbeitet werden.
Vielmehr konstruiert sich der Zuschauer aus den gesehenen Angeboten der Sendungen eigene Bedeutungen und Sinnzusammenhänge in einem jeweiligen Rezeptionszusammenhang. Informativ oder unterhaltend ist aus Rezipientensicht
also das, was – bewusst oder unbewusst – als informativ und/oder unterhaltend
wahrgenommen wird. Dabei können Unterhaltungssendungen durchaus informative Elemente enthalten: Im „Kochduell“ werden Informationen über die Zubereitung von Lebensmitteln vermittelt, bei „Notruf“ werden Informationen über
Erste-Hilfe-Maßnahmen transportiert und die „Super Nanny“ klärt über heutzutage moderne Erziehungsformen auf und gibt vielen, die selbst Probleme mit der
Kindererziehung haben, möglicherweise alltagsrelevante Tipps.
„Infotainment“ ist das Schlagwort, mit dem die Verbindung von Information und
Entertainment in einem Medienangebot bezeichnet wird, in dem Inhalt und
Form sowohl Merkmale von Informations- als auch von Unterhaltungsformaten
aufweisen. Typische Strategien hierzu sind Personalisierung, Dramatisierung, Visualisierung und beschleunigter Wechsel der Inhalte (Lexikon Kommunikationsund Medienwissenschaft, 2006: 100). Diese Charakteristika lassen sich auch auf
viele der im Folgenden beschriebenen Reality-TV-Formate einschließlich
Castingshows übertragen: Reale Ereignisse werden so aufbereitet, dass sie für die
Rezipienten unterschiedliche Unterhaltungsfunktionen wie Entspannung, Ab-
22
Hintergrundinformationen Fernsehen
wechslung, Zerstreuung, Stimulation, Spaß und Spannungserleben anbieten (vgl.
ebd.: 290). Gleichzeitig beinhalten diese Sendungen durch den „Real-LifeCharakter“ informative Elemente, da hier tatsachenbezogene Aussagen über
Menschen, Objekte, Verhältnisse und Ereignisse der sozialen und natürlichen –
wenn auch teils inszenierten – Umwelt gemacht werden (vgl. ebd.: 98). Insgesamt sind die Sendungskonzepte allerdings eher auf Unterhaltung durch nonfiktionale Inhalte ausgelegt und der Informationscharakter ist insgesamt eher als
zweitrangig zu betrachten.
Nonfiktionale Unterhaltung vs. fiktionale Unterhaltung:
In fiktionalen Sendungen werden ausgedachte Spielhandlungen zumeist filmisch
umgesetzt, wie es beispielsweise in Kinofilmen, Fernsehfilmen oder Serien der
Fall ist. Sendungen, in denen keine fiktiven Geschichten, sondern tatsächliche
Ereignisse, „das echte Leben“, die Schicksale, Erinnerungen und Erlebnisse der
Menschen gezeigt werden, haben einen nonfiktionalen Charakter. Oft steht hier,
wie bei Reportagen, Dokumentationen oder Polit-Talks, der Informationsaspekt
im Vordergrund. Inzwischen gibt es aber auch eine Vielzahl primär der Unterhaltung dienender nonfiktionaler Sendungen, wobei - abgesehen von Fernsehshows
wie „Wetten, dass…?“ und Gameshows wie „Wer wird Millionär“ - viele Formate
als „Reality-TV“ bezeichnet werden (vgl. Klaus / Lücke: 2000).
Reality-TV als Genrefamilie innerhalb nonfiktionaler Unterhaltungsangebote:
In den 90er-Jahren wurde die Thematisierung von Privatem und Intimem verstärkt Gegenstand der öffentlichen Diskussion und Kritik. Aufhänger waren Talkshows wie „Hans Meiser“, „Fliege“, „Arabella“ oder „Schreinemakers live“ oder
gar so genannte Konfro-Talks wie „Explosiv – der heiße Stuhl“, „Einspruch!“, Beziehungsshows wie „Verzeih mir“ oder „Nur die Liebe zählt“, Spielshows wie
„Herzblatt“, „Geld oder Liebe“ oder „Traumhochzeit“ und Suchsendungen wie
„Vermisst!“ oder „Bitte melde Dich!“. Diese Sendungen werden nach Bente und
Fromm (1997) zum Genre „Affektfernsehen“ gezählt. Hier stehen einzelne Menschen bzw. Einzelschicksale im Mittelpunkt, es werden „häufig zum Zwecke von
unterhaltungs- bzw. sensationsorientierten Effekten geltende Tabus in Frage gestellt, ignoriert oder einfach gebrochen“ (Bente / Fromm 1997: 19). Folgende
Strukturelemente kennzeichnen dieses Genre:
23
Hintergrundinformationen Fernsehen
− Personalisierung: Fokussierung auf Einzelschicksale unprominenter Persönlichkeiten bei gleichzeitig prominenten Moderatoren.
− Authentizität: Die „wahren“ Geschichten der unprominenten Personen
werden je nach Sendekonzept entweder erzählt oder zum Zwecke der medialen Verbreitung vor der Kamera inszeniert. Der Live-Charakter unterstreicht die Authentizität des Gezeigten.
− Intimisierung: Vormals eindeutig im privaten Bereich liegende persönliche
Belange und Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen werden zum öffentlichen Thema.
− Emotionalisierung: Die Sendungen betonen den emotionalen Aspekt der
Geschichten, das persönliche Erleben und Empfinden, weniger die Sachaspekte. Die Kamera unterstützt diese Tendenz, indem sie die Akteure in
stark bewegten Momenten – und hier teilweise in der Großaufnahme zeigt.
Das Genre Affektfernsehen deckt sich in weiten Teilen mit solchen Unterhaltungsangeboten, die dem Genre Reality-TV zugeordnet werden.
Reality-TV – die sprachliche Kurzform der in den USA auch mit dem Begriff „eyewitness programs“ bezeichneten „reality-based stories“ (vgl. Schorr-Neustadt /
Schorr 2000) – etablierte sich in Deutschland etwa Anfang der 90er-Jahre. Seit
„Aktenzeichen XY… ungelöst“, „Notruf“, „Wahre Wunder“ oder „Retter“ hat sich
diese Gattung zu einer Vielzahl von Genres ausdifferenziert (Maurer / Reinemann: 229) und Anfang bis Mitte der 90er-Jahre interessierten sich durchschnittlich drei bis sieben Millionen Menschen für das „neue“ Unterhaltungsformat Reality-TV (Schorr-Neustadt / Schorr 2000). Auch für diese Gattung im Besonderen gilt, was bereits oben über Genres allgemein formuliert wurde: Einheitliche und verbindliche Klassifikationen der einzelnen Formate gibt es nicht, da
unterschiedliche Kriterien der Zuordnung herangezogen und immer neue innovativere Formate entwickelt werden, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen und
damit die gerade erst definierten Genre-Grenzen aufweichen. Das Spektrum ist
breit und reicht von Daily Talks (z. B. „Oliver-Geissen-Show“, „Britt“) über Gerichtsshows (z. B. „Richterin Barbara Salesch“, „Richter Alexander Hold“), Kochshows
(z.
B.
„Alfredissimo“,
„Das
Kochduell“),
Dating-
und
Bezie-
hungs(game)shows (z. B. „Herzblatt“, „Nur die Liebe zählt“), Realitysoaps (z. B.
„Big Brother“, „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“), Dokusoaps (z. B. „Super
Nanny“). Auch Castingshows (z. B. „Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum“,
24
Hintergrundinformationen Fernsehen
„Popstars“, „Deutschland sucht den Superstar“ können als ein eigenes RealityTV-Genre bezeichnet werden.
Eine mögliche Systematisierung des Genres Reality-TV mit seinen Unterformaten
und der Nähe zu anderen Gattungen zeigt die folgende Abbildung (Klaus / Lücke
2003: 200). Auch hier sind die Genres in hohem Maße hybridisiert, da die Zuordnung eines Formats zum Reality-TV-Genre die Zugehörigkeit zu einem anderen Genre nicht ausschließt. So gehören Daily Talks natürlich auch zum Genre
Talkshow, und Realitysoaps wie die „Container-Show“ „Big Brother“ oder tierische Dokusoaps wie „Eine Couch für alle Felle“ weisen Parallelen zu Dokumentationen, zur Soap Opera, teilweise zur Gameshow oder auch zur Talkshow auf (zu
„Big Brother!“ vgl. auch Trepte et al. 2000: 550).
Abbildung 5: Systematisierung des Genres Reality-TV
(Quelle: Klaus / Lücke 2003: 200).
Hier werden Castingshows zusammen mit sechs weiteren Reality-TV-Formaten
als sog. performatives Reality-TV bezeichnet. Im Gegensatz zu den sog. narrativen Formen des Reality-TV, in denen authentische oder nachgestellte reale oder
realitätsnahe außergewöhnliche Ereignisse nicht-prominenter Darsteller wiedergegeben werden, handelt es sich bei performativem Reality-TV um nichtalltägliche Inszenierungen, die in die Alltagswirklichkeit nicht-prominenter Menschen eingreifen (Klaus / Lücke 2000: 199). Es ist also konstitutives Merkmal eines solchen Formats, dass sich in der Sendung und mit der Sendung das Leben
der Darsteller verändert: Sie machen sich auf den Weg, ein Star zu werden, sie le25
Hintergrundinformationen Fernsehen
ben in einer kreierten medialen Umgebung, ein Fernsehteam gestaltet ihre Wohnung neu, sie konfrontieren ihre Familienmitglieder mit Vorwürfen oder erklären
in der Hoffnung auf Erwiderung im Fernsehstudio ihre Liebe. Die Akteure stellen
ihr Leben der Fernsehöffentlichkeit dar, sie zeigen sich in privaten, nicht selten
intimen Situationen. Es finden Grenzübertretungen nicht nur über klassische
Genre-Grenzen hinweg statt, sondern mit dem Genre werden darüber hinaus gesellschaftliche Konventionen verlassen. Durch gezielte Inszenierungsstrategien
werden im Genre Reality-TV das Gewöhnliche und das Außergewöhnliche, Alltag
und Inszenierung, Realität und Fiktion sowie Unterhaltung und Information bewusst miteinander verwoben (Klaus / Lücke, 2000: 201 ff.).
Die hier skizzierten Formate verändern – unter Umständen auch auf unerwünschte und möglicherweise psychisch nachhaltige Art – das „echte Leben“ ihrer Protagonisten. Der Schutz der – im Falle von Castingshows zumeist jugendlichen – Darsteller solcher Sendungen sowie das potenziell negative Wirkungspotenzial auf das – ebenfalls zumeist jugendliche – Publikum stehen in der öffentlichen Diskussion. So entbrannte beispielsweise im Rahmen von „Germany’s Next
Topmodel by Heidi Klum“ anlässlich der Äußerung der Jury, dass eine Kandidatin (trotz eines Gewichtes von 52 kg bei einer Körpergröße von 1,76 m) zu dick
sei, eine öffentliche Debatte über das negative Wirkungspotenzial dieser Sendung
auf die Körperzufriedenheit junger Mädchen. Aufgrund der beleidigenden und
bloßstellenden Kommentare des Jury-Mitglieds Dieter Bohlen wurde die Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ auf mögliche Verstöße gegen den Jugendschutz überprüft (vgl. Kapitel 1.1 Jugendschutz, S. 9). Es muss also stets eine
Abwägung stattfinden, in welchem Ausmaß „echte und starke Emotionen“ bewusst evoziert werden dürfen und inwieweit Sensationelles, Skurriles, Extremes
und Intimes aus dem wahren Leben im Fernsehen inszeniert werden kann, ohne
das Wohl der Darsteller und des Publikums zu gefährden.
Castingshows als Untersuchungsgegenstand
Die Bands No Angels, Bro’Sis, Preluders, Monrose haben mit Daniel Küblböck,
Martin Kesici, Max Mutzke und Lena Gercke eines gemeinsam: Man kennt sie,
weil ihre Talente zum Singen, Tanzen, Performen oder Modeln in einer Castingshow im deutschen Fernsehen entdeckt wurden. Britney Spears, Christina Aguilera und Justin Timberlake hatten es ihnen bereits vorgemacht. Ihren Erfolg verdanken sie „Star Search“. „Deutschland sucht den Superstar“, „You can dance“,
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Hintergrundinformationen Fernsehen
„Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum“, „Popstars“, „Star Search“, oder „Fame Academy“ heißen oder hießen die Sendungen im deutschen Privat-Fernsehen,
die zumeist Adaptionen erfolgreicher Formate in Großbritannien, den USA, Neuseeland oder Australien sind. Im Rahmen einer Fernsehshow werden unprominente Kandidaten gecastet. Die Gewinner(innen) und einige weitere Finalist(inn)en werden – zumindest für kurze Zeit – zu „Stars“ (gemacht). Das Konzept geht über die Idee, Nachwuchskünstler im Fernsehen gegeneinander antreten und öffentlich bewerten zu lassen, deutlich hinaus. Den Gewinnern winken
Platten- oder Modelverträge und eine professionelle Vermarktung. Die Idee ist,
dass sich mit solchen Shows Stars produzieren lassen, die an industriell herstellbare Ware erinnern, durch deren Vermarktung hohe Gewinne realisiert werden
können (Reichertz 2004). Für Produzenten und Sender sind die Formate sehr
lukrativ: Traumquoten von 15 Millionen Zuschauern beim Finale der ersten Staffel von „DSDS“ oder nahezu vier Millionen beim Finale von „Germany’s Next
Topmodel“ sichern der Werbewirtschaft die Zielgruppen für ihre Marketingstrategien.
Die Ausgaben auf Produktionsseite sind vergleichsweise gering, Unprominente
verlangen keine Gage. Dem stehen potenziell hohe Einnahmen gegenüber: Die
Musikindustrie sponsert, weil sie eigene Vermarktungsinteressen hat. Der in einem attraktiven Werbeumfeld realisierte Umsatz wird durch die Einnahmen des
Telefonvotings ergänzt. Typisch für Castingshows ist ihre crossmediale Vermarktung, die den Sendern und beteiligten Unternehmen Rekordumsätze durch Verkäufe der CDs und Merchandising-Produkte verschafft. In einer CrossmediaStrategie wird eine Sendung über unterschiedliche inhaltlich, gestalterisch und
redaktionell aufeinander abgestimmte Kanäle auf verschiedenen Angebots- und
Produktionsebenen vermarktet. Castingshows finden nicht nur als ein- oder
mehrfach wöchentlich ausgestrahlte Sendungen im Fernsehen statt, sondern bieten den Interessierten und Fans Informations- und Interaktionsmöglichkeiten
auch über verschiedene andere Kanäle, insbesondere das Internet und Telefon.
Aber auch Printprodukte, CDs, DVDs und weitere Merchandising-Produkte werden angeboten und erfolgreich abgesetzt. Dazu gibt es oft die Möglichkeit, die
Stars bei Konzerten oder anderen Live-Events hautnah zu erleben. So kann man
zur aktuellen Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ über die Website der
Sendung beispielsweise Klingeltöne mit „Original-Sounds“ erwerben, ein OnlineSpiel zur Sendung spielen, es stehen Videos zum Download bereit und man kann
27
Hintergrundinformationen Fernsehen
sich ein eigenes DSDS-Armband bestellen. Zu vielen Formaten erscheinen eigene
Fan-Magazine, man kann T-Shirts, Kaffeebecher, Bettwäsche und vieles mehr
erwerben.
Formate wie Castingshows sind nicht nur crossmedial, sondern auch international vermarktbar. Wiederkehrende Elemente wie Logos oder Handlungsstrukturen, die Festlegung von Sendezeit und ein definiertes Zielpublikum erleichtern
die „Lokalisierung“ international vermarktbarer Sendeformate.
Zu Castingshows existieren noch kaum spezifische medienpädagogische Materialien, wohl aber zu anderen fiktionalen und nonfiktionalen Unterhaltungsformaten, die bei Jugendlichen großen Anklang finden:
Medienpaket Daily Soaps: Unterrichtsreihe zur Fernsehanalyse (1998). RTL Television. http://www.rtl-television.de/3653.html
Medienpaket: Let´s talk about Talk: Medienpädagogische Materialien zu DailyTalkshows (2000). Adolf Grimme Institut.
Nähere und weitere Informationen zu diesen Medienpaketen befinden sich auf
der JAM!-Website www.projekt-jam.de unter "Links".
1.2 Rezeption von Unterhaltungsangeboten im Fernsehen
Nach den Ergebnissen der neunten Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie „Massenkommunikation“ (Ridder / Engel 2005) schauen die Bundesbürger(innen) ab
14 Jahren täglich etwa 220 Minuten pro Tag fern. Seit 1970 ist der Fernsehkonsum damit um 107 Minuten gestiegen – und das, obwohl das Internet hinzugekommen ist und ebenfalls durchschnittlich 44 Minuten täglich genutzt wird (van
Eimeren / Ridder 2005).
Für die ab 14-Jährigen kommt die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung, die für
die Gesellschaft für Konsumforschung die Fernsehnutzung in Deutschland auf
repräsentativer Grundlage kontinuierlich erhebt, mit einem Wert von 226 Minuten zu einem ähnlichen Ergebnis. Mit 211 Minuten etwas niedriger fällt der
28
Hintergrundinformationen Fernsehen
Durchschnitt aus, wenn man die 3- bis 13-Jährigen in diese Messung mit einbezieht (Zubayr / Gerhard 2006: 126):
Tabelle 3: Durchschnittliche Fernsehnutzung im Überblick
(Quelle: http://www.ard.de/intern/basisdaten/programmangebot)
Unterschiede im Fernsehnutzungsverhalten finden sich zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen: Laut Media-Analyse sehen Frauen länger fern als Männer und je älter die Bürger(innen) sind, desto mehr Zeit wird mit dem Fernseher
verbracht4.
4
siehe hierzu auch:
http://www.ard.de/intern/basisdaten/mediennutzung/zeitbudget_20f_26_23252_3
Br_20audiovisuelle_20medien/-/id=54984/sfyd65/index.html.
29
Hintergrundinformationen Fernsehen
In der aktuellen Jugend, Information, (Multi-)Media Studie (JIM-Studie 20095),
herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, wird
das Medienverhalten der im Hinblick auf das Forschungsinteresse dieses Moduls
relevanten Zielgruppe der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland untersucht. Die Studie zeichnet ein aktuelles Bild des Medienalltags der Jugendlichen. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass das Fernsehen auch im
Zeitalter von Computer und Internet für Jugendliche ein wichtiges Medium bleibt
und weiterhin eine hohe Bedeutung im Alltag von Jugendlichen innehat (65 %
der Jugendlichen sehen täglich fern, 90 Prozent tun dies zumindest mehrmals
pro Woche; 60 % der Befragten sind Besitzer eines eigenen Fernsehers). Nach
Selbsteinschätzung der Jugendlichen sehen sie von Montag bis Freitag im Durchschnitt täglich 2 ¼ Stunden fern (137 Minuten).
Zu den Lieblingsprogrammen der in der aktuellen JIM-Studie 2009 befragten 12bis 19-Jährigen zählen fast ausschließlich die Angebote privater Fernsehsender.
Das mit großem Abstand beliebteste Programm ist weiterhin ProSieben (45 %),
gefolgt von RTL (13 %). Mit weiterem Abstand folgen dann SAT.1 (6 %), MTV (5
%), VIVA (4 %) und NICK (4 %).
Abbildung 6: Liebstes Fernsehprogramm 2009
5
JIM 2009: Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12bis 19-Jähriger in Deutschland. Herausgeber: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. Online verfügbar unter:
http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf09/JIM-Studie2009.pdf
30
Hintergrundinformationen Fernsehen
Analog zu den Ergebnissen der bevölkerungsweiten Erhebungen bestätigt
auch die aktuelle JIM-Studie, dass sich die Fernsehwelt von Jungen und
Mädchen erheblich unterscheidet: Das beliebteste Fernsehprogramm unter
den 12- bis 19-Jährigen ist mit großem Abstand ProSieben (45 %),
Jeder zweite Junge und zwei Fünftel der Mädchen nennen ProSieben als Lieblingssender.
Das Programm RTL nennen 18 Prozent der Mädchen und neun Prozent der Jungen als Lieblingsprogramm. Begründet werden kann dies mit dem Programmprofil bzw. den Anteilen einzelner Genres in den einzelnen Sendern. Die Präferenzen
verändern sich allerdings mit zunehmendem Alter: ProSieben wird immer beliebter, RTL2 und Sat.1 verlieren hingegen für ältere Jugendliche an Attraktivität.
RTL erweist sich als vergleichsweise altersneutral. Auch unterscheiden sich die
Jugendlichen in ihren Senderpräferenzen hinsichtlich ihrer Bildungsgruppe (siehe Abb. oben). ProSieben stößt bei Gymnasiasten auf höheres Interesse als bei
Hauptschülern, umgekehrt stehen RTL, RTL2, MTV und auch VIVA bei den höher Gebildeten nicht so hoch im Kurs. Auch dies ist vermutlich eher mit der Affinität zu einzelnen Sendungen und Genres zu erklären, aus der sich die Bindung
an einen Sender ergibt.
Auch im Zeitalter der Konvergenz - indem Fernsehinhalte auch über den Computer genutzt werden können - zeigt sich, dass dennoch die klassischen Fernsehinhalte bislang noch über den Fernseher genutzt werden. Fernsehinhalte live (4 %)
oder zeitversetzt (8 %) sehen sowie Mediatheken (3 %) haben bei weitem keine
vergleichbare Alltagsrelevanz.
Mit Blick auf den Untersuchungsgegenstand dieses Lernmoduls, Castingshows
als Beispiel nonfiktionaler Unterhaltungsangebote, sind insbesondere die privaten Fernsehsender von Interesse. Vor dem Hintergrund, dass bei RTL, Sat.1 und
ProSieben knapp ein Viertel der Sendezeit mit nonfiktionalen Unterhaltungsangeboten gefüllt wird und dieses Genre damit eine der drei Hauptsparten dieser
Sender ist (Krüger / Zapf-Schramm 2006: 202), kann auf eine besondere Affinität der Jugendlichen zu diesen Formaten geschlossen werden. Zum Vergleich: Bei
ARD und ZDF entfallen nur sechs Prozent Sendezeit auf diese Sparte (ebd.).
Gleichzeitig sind die Anteile der Sendeminuten nonfiktionaler Unterhaltungsangebote am Gesamtprogramm bei allen drei erwähnten Privatsendern zwischen
2001 und 2005 auf Kosten fiktionaler Unterhaltungsformate kontinuierlich gestiegen, bei Sat.1 macht diese Sparte sogar den größten Sendeanteil aus. Bei ARD
und ZDF ist eine genau gegenläufige Entwicklung abzulesen: Der ohnehin niedrige Anteil nonfiktionaler Unterhaltung ist weiter gesunken, der Anteil fiktionaler
31
Hintergrundinformationen Fernsehen
Unterhaltungsangebote ist weiter gestiegen und liegt sogar über dem Anteil dieser Sparte bei den drei im Bevölkerungsdurchschnitt meistgenutzten Privatsendern.
Dieses Programm- und Nutzerprofil weist auch einen Bezug zu den hier im Fokus
stehenden Castingshows auf: „Popstars“ und „Germany’s Next Top Model by
Heidi Klum“ liefen 2006 auf ProSieben, dem in der Zielgruppe beliebtesten Fernsehsender, „Deutschland sucht den Superstar“ wird von RTL ausgestrahlt, und
„Star Search“ sowie „You can dance“ waren 2004 bzw. 2007 auf Sat.1 zu verfolgen. (JIM-Studie 20066)
Abbildung 7: Lieblingssendungen im Fernsehen 2006
Fasst man die in der JIM-Studie 2006 abgefragten beliebtesten Einzelsendungen
zu Genres zusammen, wird deutlich, dass Dailysoaps das beliebteste Format der
Jugendlichen sind, fast die Hälfte der Befragten hat eine dieser Serien als Lieblingssendung, wobei dies typisch für weibliche Jugendliche ist. Die an zweiter
6
JIM 2006: Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis
19-Jähriger in Deutschland. Herausgeber: Medienpädagogischer Forschungsver-bund
Südwest. Online verfügbar unter:
http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf06/JIM-Studie_2006.pdf
32
Hintergrundinformationen Fernsehen
und dritter Stelle rangierenden Genres sind Sitcoms bzw. Comedy-Sendungen,
die mehr Jungen als Mädchen ansprechen.
Trotz der hohen Einschaltquoten der Castingshows tauchen diese nicht ganz vorne bei den beliebtesten Sendungen auf. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass diese Shows immer nur in einzelnen Staffeln über einen sehr überschaubaren Zeitraum ausgestrahlt werden und dies letztlich nicht mit der Bindung einer den Lebensalltag längerfristig begleitenden Serie „konkurrieren“
kann.
In erster Linie wollen sich ältere Zuschauer im Fernsehen informieren, Spaß haben und entspannen (Ridder / Engel 2005). Bei jüngeren Altersgruppen sind die
Interessen deutlich anders gelagert: Bei den 14- bis 29-Jährigen stehen Spaß und
Entspannung an erster und zweiter Stelle, das Informationsmotiv folgt erst hiernach (ebd.). Das Interesse der älteren Zuschauer an Informationsangeboten und
die Präferenz der Jüngeren für Unterhaltungsangebote korrespondieren mit der
besonderen Affinität der jeweiligen Altersgruppen zu öffentlich-rechtlichen bzw.
zu privaten Fernsehsendern und den konkreten Sendungspräferenzen. Dass öffentlich-rechtliche und private Fernsehprogramme offensichtlich unterschiedliche Funktionen erfüllen, bestätigt ihr jeweiliges Image: Nach der aktuellen Massenkommunikationsstudie (Ridder / Engel 2005: 432 f.) werden Attribute wie
„sachlich“, „glaubwürdig“, „kompetent“, „anspruchsvoll“, „informativ“ und „kritisch“ eher den öffentlich-rechtlichen Programmen zugewiesen, während die privaten Programme eher als „locker und ungezwungen“, „modern“, „unterhaltsam“,
„mutig“ und „vielseitig“ wahrgenommen werden.
Fernsehen ist für die Zuschauer(innen) auch ein Gemeinschaftserlebnis, eine
Freizeitbeschäftigung, die sie mit ihren Freund(inn)en teilen. Zwei Drittel aller
Jugendlichen
schauen
zumindest
gelegentlich
gemeinsam
mit
ihren
Freund(inn)en. Bei Mädchen ist dies etwas stärker ausgeprägt als bei Jungen,
und im Verlauf der Pubertät nimmt dieses Verhalten tendenziell zu.
33
Hintergrundinformationen Fernsehen
Abbildung 8: Mediennutzung mit Freunden 2006
Quelle: JIM-Studie 2006
Zur Rezeption der Jugendlichen von Castingshows als eigenem Unterhaltungsformat gibt es keine konkreten Zahlen. Die Einschaltquoten der einzelnen Staffeln der verschiedenen Sender sind gegen Entgelt über die media control GmbH
& Co. KG, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) die
aktuellen von der GfK erhobenen Fernseh-Einschaltquoten vermarktet, zu beziehen (weitere Infos unter: http://www.media-control.de/tv-quoten.html, siehe
auch: http://www.quotenmeter.de).
Unter den Unterhaltungsformaten rangieren die Einschaltquoten der Castingshows auf den vorderen Rängen. Die öffentliche – auch in den Publikumsmedien
geführte – Diskussion um einzelne Sendungen und ihr vermutetes Wirkungspotenzial (siehe Kapitel 1.3) unterstreicht, dass diesen Sendungen eine durchaus
hohe Bedeutung beizumessen ist.
Allerdings scheint auch dieses Format nicht von Ermüdungseffekten verschont zu
sein. Konnte „Deutschland sucht den Superstar“ in der ersten Staffel noch (im Finale) bis zu 15 Millionen Zuschauer (teilweise über 50 % Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen) erreichen, ist die Reichweite in
der aktuell laufenden vierten Staffel etwas geschrumpft. Dennoch bewegen sich
34
Hintergrundinformationen Fernsehen
die Quoten mit rund sieben Millionen Zuschauern immer noch auf einem überaus hohen Niveau. Auch die insbesondere auf Mädchen Faszination ausübende
Castingshow „Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum“ hat durchschnittlich 2,8
Millionen, mit der Finalsendung vier Millionen Zuschauer und einen Marktanteil
von ca. 13 Prozent erreicht und war damit eine überaus erfolgreiche Sendung.7
Tabelle 4: Zuschauer und Marktanteile von Unterhaltungsendungen 2007 und 2008
(Quelle: http://www.ard.de/intern/basisdaten/programmangebot)
1.3 Bedeutung von Castingshows für Heranwachsende
Pauschal lässt sich die Frage nach der Wirkung des Fernsehens und hier insbesondere von Unterhaltungsangeboten im Allgemeinen und der Bedeutung von
Castingshows für Jugendliche im Besonderen nicht beantworten. Zu komplex
7
siehe auch Zubayr, Camille / Gerhard, Heinz (2009): Tendenzen im Zuschauerverhal-
ten: Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2008. In: Media Perspektiven, o. Jg (3), S. 98-112, online verfügbar unter:
http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/032009_Zubayr_Gerhard_NEU.pdf.
35
Hintergrundinformationen Fernsehen
sind die sich gegenseitig bedingenden Faktoren, welche die Informationsverarbeitungs- und Deutungsprozesse der Rezipient(inn)en vor, während und nach der
Rezeption prägen. Empirische Befunde bestätigen dies: Vom jeweils individuellen
sozialen Hintergrund der Rezipienten und ihren persönlichen Dispositionen
hängt es ab, wie verschiedene Fernsehangebote wahrgenommen und interpretiert
werden. So nehmen beispielsweise ängstliche und unsichere Menschen – anders
als in einem fiktionalen Krimi und im Vergleich zu weniger ängstlichen Menschen
– die in gewaltzentrierten Reality-Sendungen gezeigten Katastrophen- und Kriminalfälle eher als Realität und mögliche persönliche Bedrohung wahr (Gleich
2001: 526f).
Den nachfolgenden Überlegungen vorangestellt sei jedoch der Hinweis, dass Unterhaltungsangebote vom Publikum um ihrer selbst willen genutzt werden. Das
heißt, der Zweck der Rezeption liegt in der Unterhaltung und damit in der Handlung „Fernsehen“ selbst begründet. Fernsehen bedeutet für viele primär Entspannung, Stressabbau, Ablenkung, Zeitvertreib und Spaß. Dabei sind die Zuschauer dem Fernsehen keineswegs als passives Publikum „hilflos ausgeliefert“,
sondern die Rezeption ist auch bei diesen am Müßiggang orientierten Funktionen
eine aktive Handlung, die deshalb gewählt wird, weil sie den erwarteten Nutzen
bringt. Ob es mehr oder weniger stark ausgeprägte hierüber hinausgehende soziale Funktionen gibt, die mit der Fernsehrezeption verbunden werden, hängt
von vielen verschiedenen Faktoren und insbesondere vom Orientierungs- und
Identitätsbildungsbedürfnis der oder des Einzelnen ab (Gleich, 2001: 525). Letztere spielen für die Phase der Adoleszenz eine besondere Rolle und werden deshalb im Folgenden insbesondere mit Blick auf Reality-TV und Castingshows näher betrachtet.
Das Heranwachsen in der Gesellschaft ist auch eine Mediensozialisation. Medien
begleiten die Persönlichkeitsentwicklung nahezu von Geburt an. Mediensozialisation bedeutet mit Blick auf die gegenwärtige Forschungslage, dass eine wechselseitige Beeinflussung von Kindern und Eltern „auch oder gerade im Bereich der
Mediennutzung“ stattfindet (Jäckel / Wollscheid 2006: 585). Dabei sind auch
Heranwachsende den Medieninhalten nicht hilflos ausgeliefert, sondern sie nutzen die Medien in ihrer individuellen Lebens- und Entwicklungsphase zielgerichtet und interessengeleitet. Dies schließt natürlich nicht aus, dass die Nutzung und
Aneignung der Inhalte mitunter unerwünschte Folgen hat. Der Orientierungsbe-
36
Hintergrundinformationen Fernsehen
darf Heranwachsender ist besonders groß und stellt sie vor enorme Entwicklungsaufgaben.
Die Jugendphase ist eine Zeit der Unsicherheit und Orientierung, in der intensiv
nach Vorbildern gesucht wird, die potenzielle Lebensentwürfe, überzeugende
Handlungsmuster und reizvolle Formen individueller Lebensgestaltung verkörpern. Medien sind selbstverständliche Alltagsbegleiter, und insbesondere das
Fernsehen bietet sich hier als naheliegende Informationsquelle an (Wegener
2004: 21f). Die Jugendlichen erhoffen sich Einblicke in (noch) unbekannte Welten, konkretes Wissen und Anregungen für die Ausformung ihrer persönlichen
und sozialen Identität, Hinweise auf tragfähige Lebens- und Zukunftsperspektiven und vieles mehr (Theunert 2003, zitiert nach Gurt, 2005: 15). „Etwas für das
eigene Leben zu lernen“, ist für viele der Fans von Reality-TV neben der positiv
erlebten Spannung entscheidend (Gleich 2001: 526). Das Fernsehen transportiert
Vorstellungen darüber, „wie Welt strukturiert ist und funktioniert“, wie man sein
muss, um sozial erfolgreich, be- und geliebt zu werden. „Mediale Texte liefern Orientierungsmuster, Leitbilder, Modelle, aber auch Handlungsoptionen, Problemlösungsstrategien, Normen und Werte. Sie enthalten eine Vielzahl an Identifikationsmöglichkeiten sowie die Chance, bestimmte Muster abzulehnen und durch
die Abgrenzung davon die eigene Identität zu schärfen“ (Roth 2006: 46). Fernsehangebote können diese Funktionen besonders gut erfüllen. Es wird eine Welt
gezeigt, die mit dem eigenen Leben(sentwurf), den eigenen Erfahrungen, Wünschen, Träumen und Ängsten ins Verhältnis gesetzt werden kann. Die Darsteller
spielen dabei eine besonders zentrale Rolle, da sie die Möglichkeit bieten, sich
mit ihnen zu vergleichen. Die fiktionalen oder realen Akteure verkörpern Rollenmodelle, die den Rezipient(inn)en durch den Vergleich die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität ermöglichen. Dabei fungieren die Mediencharaktere nicht zwingend in ihrer Gänze als Vorbild, sondern es werden einzelne Facetten einer Persönlichkeit, häufig nur ihr Äußeres, ihre Stimme oder ihr souveränes
Auftreten herangezogen (Roth 2006: 48). Die dem zugrunde liegende Idee der
„Theorie des sozialen Lernens“ von Albert Bandura basiert auf der Annahme,
dass soziales Verhalten im Wesentlichen durch die Beobachtung von Modellen
und deren Imitation erlernt wird (Lampert 2003: 463f.). Entscheidend ist, dass
das Modell – hier: die Mediencharaktere – als attraktiv wahrgenommen wird und
damit Identifikationspotenziale für die Rezipient(inn)en bietet. Dies erhöht die
Wahrscheinlichkeit, dass der / die Rezipient(in) den Entwicklungsprozess des
37
Hintergrundinformationen Fernsehen
Charakters miterleben, nachvollziehen und eventuell auf die eigene Lebenssituation übertragen kann. Im sozialen Vergleich mit den Charakteren setzen die Zuschauer(innen) ihr Selbstbild mit dem wahrgenommenen Fremdbild in Beziehung und nutzen den (para-)sozialen Vergleich zur Entwicklung ihrer eigenen
Persönlichkeit. Ob dies immer wünschenswert ist, bleibt hier zunächst außen vor.
Die hier skizzierten Funktionen stellen natürlich nur einen Ausschnitt der möglichen Bedeutungen von Unterhaltungsangeboten für Jugendliche dar. Vor dem
Hintergrund, dass in Castingshows keine fiktionalen Charaktere, sondern „echte“
unprominente „Menschen wie Du und ich“ mit ihren (Miss-)Erfolgsgeschichten
im Mittelpunkt stehen, scheint es plausibel, dass sich dieses Format als soziales
Orientierungsangebot besonders eignet und Identifikationspotenzial mit den
Kandidat(inn)en bietet, indem die Zuschauer sich mit den zumeist ebenfalls jugendlichen Kandidat(inn)en vergleichen. Die Tatsache, dass die Zuschauer wissen bzw. annehmen, dass das in Reality-TV-Formaten Dargestellte real ist, lässt
sie solche Formate emotional intensiver erleben als fiktionale Angebote mit vergleichbarem dramaturgischen Inhalt (Gleich 2001: 526).
In Castingshows treten „Menschen wie Du und ich“ auf und treten vor einem Millionenpublikum gegeneinander an. Sie scheinen damit von heute auf morgen auf
eine öffentliche Bühne gehoben zu sein, sie sind nicht mehr unbekannt und unprominent. Je weiter sie in der Show kommen, je extremer und emotionsgeladener ihre Erlebnisse und die Diskussionen um ihre Person, desto größer die Aufmerksamkeit der Medien, die sie zelebrieren oder kritisieren. Meist wird in diesem Zusammenhang auch die Unterstützung durch eine Fangemeinde stärker.
Diejenigen, die weiterkommen oder am Ende wohlmöglich sogar zu den Siegern
zählen, scheinen – zumindest für eine bestimmte Zeit – berühmt und erfolgreich
zu werden und wohlmöglich am Anfang einer großen Karriere zu stehen. Sich mit
den Akteuren der Sendung zu identifizieren, sich „als eine(r) von ihnen zu fühlen“, ermöglicht es, an diesem Erfolg indirekt teilzuhaben. Man kann auf dem
langen und harten Weg mithilfe der Kandidat(inn)en stellvertretende Lebenserfahrungen sammeln und damit auch stellvertretend Öffentlichkeit und Publizität
erreichen.
Castingshows mögen daher eine für viele hoffnungsvolle Botschaft haben: Jede/r
kann es (zumindest theoretisch) schaffen, die Aufmerksamkeit der Massen auf
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Hintergrundinformationen Fernsehen
sich zu lenken und manchmal sogar Ruhm und Geld zu erlangen – also auch der
oder die einzelne Zuschauer/in selbst! Diese Vorstellung mag manchen das Gefühl geben, selbst auch eine Zukunftsperspektive im Leben haben zu können –
andere haben es ja auch geschafft. Zumindest eröffnen die Sendungen eine Vorstellung davon, wie man sein muss, wenn man ein Star werden wollte. „Das Urteil
der Jury und des Publikums ist deutlich und eindeutig. Hier gibt es nicht mehr
nur Gewinner, sondern der zweite Sieger ist der erste Verlierer. Nach der Entscheidung weiß man klar, was man wert ist“ (Reichertz 2003: 53).
Nicht nur die sozialisationsbedingte, auch eine räumliche Nähe kann Identifikationspotenzial bieten. Kommt eine(r) der Kandidat(inn)en aus einer ähnlichen
Region, kann dies bereits eine emotionale Verbindung herstellen. „Den Star zu
unterstützen bedeutet gleichzeitig auch, etwas für die Region zu tun“ (Roth,
2006:48).
Was könnte die jugendlichen Zuschauer(innen) darüber hinaus an Castingshows
reizen? Sie erleben einen mitunter bis an die Grenzen der psychischen und physischen Belastbarkeit der Kandidat(inn)en gehenden Wettkampf mit, den nur eine(r) oder im Falle einer Castingshow wie Popstars zumindest nur einige wenige
gewinnen können. Der durch die Jury-Urteile und Zuschauer-Votings bereits im
Sendungskonzept angelegte Selektionsprozess ist hart, die Kandidat(inn)en sind
mitunter diffamierenden, verletzenden und erniedrigenden Urteilen einzelner
Jury-Mitglieder ausgesetzt (vgl. Thomas 2005: 38), und auch die Zuschauer erleben das Verfahren als recht schonungslos. Die Jurymitglieder lösen mit ihren Urteilen über die Persönlichkeit, Kompetenzen und äußere Erscheinung teils emotionale Höhenflüge und Abstürze der Kandidat(inn)en aus und verkörpern damit
eine enorme Macht. Dieses Überlegenheitsgefühl können auch die Zuschauer teilen. Sie selbst haben zudem mit ihrem Voting teil an dieser „Machtausübung“ und
am Schicksal der Kanditat(inn)en, sie mögen das Gefühl entwickeln, über die Zukunft einzelner Menschen und die „Geburt“ eines Superstars oder Topmodels
mitzuentscheiden (Reichertz 2003). Kommt der/die Kandidat(in) weiter, in den
oder die man mit seinen Anrufen investiert hat, mag dies für einige Zuschauer
mit dem Gefühl verbunden sein, das Geschehen mit dem eigenen Handeln erfolgreich beeinflusst zu haben. Kennzeichnend für Castingshows ist auch eine stark
kompetitive Komponente. Neben gegenseitiger Unterstützung gibt es Intrigen,
Auseinandersetzungen und Anfeindungen der Kandidat(inn)en. Indem man für
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Hintergrundinformationen Fernsehen
seine Favoriten mitfiebert, kann das involvierte Publikum an dieser Auseinandersetzung, dem Wettkampf stellvertretend teilnehmen. Man schlägt sich – wie in
einem guten Drama – auf die Seite der „Guten“ und begleitet diese auf „dem
Kampf gegen die Bösen“. Siegen am Ende die Guten, ist die Erleichterung und
Freude umso größer.
40
Der Forschungsprozess
2. Der Forschungsprozess
Der im Begleitheft JAM! allgemein beschriebene Forschungsprozess wird im Folgenden auf eine konkrete Forschungsfrage zum Thema Castingshows angewendet
und ausgearbeitet. An einigen Stellen werden inhaltliche und methodische Alternativen aufgezeigt. In Teil 2 dieses Lernmoduls wird dieser Forschungsprozess
dann didaktisch umgesetzt. Durch den Forschungsprozess leiten die folgenden
sechs Fragen:
1. Worum geht es? Vom Phänomen der sozialen Realität zum Forschungsinteresse
2. Was wollen wir herausfinden? Formulieren der Forschungsfrage(n) und Vermutungen über Zusammenhänge
3. Wie wollen wir es herausfinden? Wahl der Forschungsmethode, Suche nach
geeigneten Indikatoren und Entwicklung des Erhebungsinstruments
4. Wie führen wir die Untersuchung durch? Stichprobe und Erhebung der Daten
5. Was ist das Ergebnis unserer Untersuchung? Verarbeitung, Auswertung und
Interpretation der Daten
6. Was haben wir aus unserer Untersuchung gelernt? Aufbereitung und Interpretation der Ergebnisse
2.1 Worum geht es? Vom Phänomen der sozialen Realität zum Forschungsinteresse
Forschungsprojekte haben in aller Regel einen konkreten Anlass, der sich aus einem in der Realität beobachtbaren und für bemerkenswert erachteten Phänomen
ergibt, dem man tiefer auf den Grund gehen möchte.
Wie wichtig das Fernsehen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ist und
welchen zentralen Stellenwert es im Alltag vieler einnimmt, wurde bereits in Kapitel 1 erläutert. Dieses Phänomen näher zu beleuchten und herauszufinden, wer
eigentlich „das Publikum“ unterschiedlicher Sender und Sendungen ist und wer
welche Inhalte bevorzugt, untersucht man in der Fernsehforschung. Hier geht es
darum, Daten über das Publikum eines Mediums zu ermitteln. Die Zuschauer
hinsichtlich ihrer soziodemografischen Struktur nach Alter, Bildung, Geschlecht,
Einkommen etc. zu beschreiben, ist nicht nur für die Werbewirtschaft interessant, die so herausfinden kann, über welche Werbeblöcke sie ihre spezielle Zielgruppe am besten ansprechen kann. Auch für Sender und Produzenten sind diese
41
Der Forschungsprozess
Informationen wichtig. Sie geben Aufschluss darüber, bei wem welche Sendung
besonders gut ankommt und liefern so Anhaltspunkte für die Optimierung ihrer
Angebote. Zahlen über die Fernsehnutzung in Deutschland werden täglich und
sekundengenau für jede einzelne Sendung durch die Gesellschaft für Konsum-,
Markt- und Absatzforschung GfK elektronisch gemessen und als Einschaltquoten
aller Sendungen von „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ bis zu den „Tagesthemen“
verfügbar gemacht. Diese liefern zusammen mit den Marktanteilen Anhaltspunkte dafür, welche Filme, Serien, Magazinreihen oder Fernsehshows ein Erfolg oder
Misserfolg waren. Häufig führen sie sogar dazu, dass Sendeplätze geändert oder
manche Sendungen ganz abgesetzt werden. Hinter den „blanken Zahlen“ steht
aber letztlich mehr. Sie stehen für ein soziales Phänomen, dem man aus einem
gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, medienpsychologischen und sozialwissenschaftlichen Interesse heraus weiter auf den Grund gehen möchte. Was verbirgt sich hinter den Einschaltquoten? Warum schauen welche Menschen welche
Sendungen besonders gerne und/oder häufig an, was fasziniert die einen an
Science-Fiction-Serien und was reizt die anderen an einem guten Krimi oder einer Telenovela oder an „Wer wird Millionär“? Zahlreiche Wissenschaftler(innen)
haben hierzu bereits gearbeitet und Interessantes herausgefunden (vgl. Kap. 1.2).
Auf dem Markt etablieren sich ständig neue Formate, von denen für manche Zuschauer(innen) ein ganz besonderer Reiz ausgeht. Derzeit sind Castingshows insbesondere bei Jugendlichen sehr beliebt (vgl. Kapitel 1.2). Am Beispiel der Frage
nach der Rezeption und den Rezeptionsmotiven der jugendlichen Zuschauer(innen) von Castingshows soll im „Lernmodul Fernsehen“ eine beispielhafte
Frage bearbeitet und als kleines Forschungsprojekt umgesetzt werden. Das Format „Castingshows“ kann dabei im Prinzip auch durch andere bei Jugendlichen
beliebte Sendungen ersetzt werden. Eine solche Fragestellung bietet den Vorteil,
dass die Jugendlichen ihr eigenes Medienhandeln hinterfragen können und dass
das Erkenntnisinteresse einen unmittelbaren Bezug zu ihrem Alltag aufweist.
Durch ihre Affinität zur Sendung sind sie mit Hintergrundwissen ausgestattet
und bringen daher Interesse für das Thema mit. Das motiviert und erleichtert es,
ein Gefühl für den Untersuchungsgegenstand zu entwickeln, geeignete Indikatoren für die Untersuchung zu finden und eigene Ideen einzubringen.
Anlass des Forschungsvorhabens zum Thema „Rezeption und Rezeptionsmotive
jugendlicher Zuschauer(innen) sind die beachtlichen Einschaltquoten, die ver-
42
Der Forschungsprozess
schiedene Castingshows wie „Germany’s Next Top Model“, "Popstars" oder
„Deutschland sucht den Superstar“ in der jüngeren Zielgruppe erreichen. Dies
lenkt die Aufmerksamkeit auf die Frage nach den Gründen für dieses Phänomen,
denen im Rahmen dieses hier beispielhaft skizzierten Forschungsprojektes nachgegangen werden soll.
2.2 Was wollen wir herausfinden? Formulieren der Forschungsfrage(n) und Vermutungen über Zusammenhänge
Ob „Deutschland sucht den Superstar“, „Germany’s Next Top Model“, oder „Popstars“ – Castingshows scheinen eine ganz besondere Faszination auf das junge
Publikum auszuüben. Aber worin besteht diese Faszination genau? Verschiedenste Aspekte könnten hier relevant sein: Liegt es daran, dass in diesen Sendungen
scheinbar „Leute wie Du und ich“ eine echte Chance bekommen, berühmt zu werden? Stellen sich die Jugendlichen vor, wie es wäre, selbst dabei zu sein? Wie nah
fühlen sich die Jugendlichen den Kandidat(inn)en? Wie erleben sie die Höhen
und Tiefen ihrer Favoriten? Wer votet am Ende mit und versucht, die eigenen Favoriten/innen damit zu unterstützen? Welchen Stellenwert hat die laufende Staffel im Alltag der Jugendlichen? Wer besorgt sich Fanartikel und chattet in Online-Foren zur Sendung? Worin unterscheiden sich „die echten Fans“ von denen,
die die Castingshow nur gucken, um wenigstens mitreden zu können oder von
denjenigen, die sie kategorisch ablehnen? Liegt es am Alter der Jugendlichen, an
ihrem Geschlecht, am familiären Hintergrund oder daran, dass sie solche oder
eben andere Freizeitinteressen haben?
Um sie in einem Forschungsprojekt bearbeiten und umsetzen zu können, muss
die allgemeine Frage „Wie und aus welchen Gründen schauen Jugendliche
Castingshows im Fernsehen?“ in einem ersten Schritt näher eingegrenzt und ausdifferenziert werden. Die obigen Fragen deuten an, dass es ganz unterschiedliche
Aspekte gibt, die zur Beantwortung der allgemeinen Frage relevant sein könnten.
Diese gilt es jetzt zu identifizieren und zu übergeordneten Dimensionen zu bündeln. Das heißt, es müssen alle relevanten Faktoren gesammelt und benannt werden, die zur Beantwortung der Fragestellung erforderlich sein könnten.
− Zunächst ist es natürlich wichtig herauszufinden, was die Jugendlichen
über Castingshows (vgl. die TV-Formate, Kapitel 1) wissen, wie häufig und
intensiv und in welchen Situationen sie die Sendungen überhaupt schauen.
43
Der Forschungsprozess
Das heißt, es müssen Nutzungsdaten zu einzelnen, möglicherweise gerade
laufenden Castingshows und zur Bekanntheit von Castingshows im Allgemeinen erhoben werden. Denkbar ist auch, die Bindung an die Sendung als
einen Aspekt ihrer Nutzung miteinzubeziehen.
− Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses steht die Frage nach den Gründen für die Rezeption von Castingshows. Untersucht werden daher die
Nutzungsmotive der jugendlichen Zuschauer(innen) und die Funktionen,
die diese Sendungen für sie im Alltag erfüllen oder nicht erfüllen.
− Um herausfinden zu können, ob unterschiedliche Rezeptionsweisen der
Jugendlichen aus ihren soziodemografischen und/oder sozioökonomischen Eigenschaften resultieren oder mit ihrem sonstigen Freizeitverhalten zusammenhängen, müssen personenbezogene Daten wie z. B. Alter,
Geschlecht, besuchte Schulform, Angaben zum familiären Kontext etc. gesammelt werden.
Diese Dimensionen werden im folgenden Abschnitt weiter konkretisiert und für
die eigentliche Erhebung in geeignete Indikatoren übersetzt.
Ausgehend von der Beobachtung, dass Castingshows in der jüngeren Zielgruppe
auf eine hohe Resonanz treffen, stellt sich die Frage nach der Faszination dieser
Sendungen für Jugendliche. Der Forschungsprozess im „Modul Fernsehen“ wird
daher anhand folgender Forschungsfrage erläutert und umgesetzt: „Wie und aus
welchen Gründen schauen Jugendliche Castingshows im Fernsehen“?
Diese Frage wird ausdifferenziert zu drei übergeordneten Untersuchungsdimensionen:
1. Nutzungsdaten (Bekanntheit von Castingshows; Häufigkeit und Situation der
Rezeption von Castingshows; Bindung an die Sendung),
2. Nutzungsmotive und Funktionen, die Castingshows erfüllen,
3. personenbezogene Daten (soziodemografische und sozioökonomische Daten,
Angaben zum Freizeitverhalten).
44
Der Forschungsprozess
2.3 Wie wollen wir es herausfinden?
Wahl der Forschungsmethode, Suche nach geeigneten Indikatoren
und Entwicklung des Erhebungsinstruments
Im Folgenden wird den Fragen nachgegangen, welche Forschungsmethode eingesetzt, welche Indikatoren genutzt und wie ein entsprechendes Erhebungsinstrument entwickelt werden können.
Wahl der Forschungsmethode
Wir können und wollen nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen. Motive,
Einstellungen, Bewertungen, Gedanken oder Gefühle können nur von denjenigen
selbst benannt werden, um die es geht. Also müssen wir sie befragen!
Entscheidung für die Art der Befragung
Aus vorhandenen Studien zur Nutzung unterschiedlicher Fernsehinhalte weiß
man schon relativ viel darüber, welche Gründe für Zuschauer(innen) ausschlaggebend sein können, den Fernseher überhaupt einzuschalten und bestimmte
Sendungen anzusehen. Wir wissen also einigermaßen genau, was wir erfragen
wollen und können dies in Form einer Fragenliste mit Antwortvorgaben zusammenstellen. Eine solche standardisierte Form der Befragung hat den Vorteil, dass
die Antwortprofile aller Befragten vergleichbar und sie ein einen Datensatz integrierbar sind.
Hinsichtlich unterschiedlicher Frageformen werden verschiedene Begrifflichkeiten verwendet. Ursprünglich bezieht sich die Unterscheidung zwischen offenen
und geschlossenen Fragen auf die Art der Frage, noch unabhängig von der Möglichkeit, freie Antworten zu formulieren oder zwischen verschiedenen Antwortalternativen auswählen zu müssen. Auf eine geschlossene Frage kann der Befragte
nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Offene Fragen hingegen erlauben bzw. verlangen nach einer durch den Befragten inhaltlich frei formulierten Antwort. Üblicherweise werden diese in Form von so genannten „W-Fragen“ gestellt, die mit
„wie“, „was“, „wo“, „warum“, „womit“ oder „wodurch“ eingeleitet.
Häufig bezieht sich die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Fragen – unabhängig von der Frageform – gleichzeitig implizit auch auf die Möglichkeit, ob der Befragte Antworten frei formulieren kann („freie Frage“) oder
zwischen Antwortalternativen auswählen muss, indem er beispielsweise ankreuzen oder einen Zahlenwert eintragen muss. Fragebögen mit Antwortalternativen
45
Der Forschungsprozess
haben den Vorteil, dass sie schneller auszufüllen (zeitsparend) sind, klare Stellungnahmen (vorgegebene Antworten als Artikulationshilfe) erzwingen, durch
einheitliche Antwortmöglichkeiten die Vergleichbarkeit erhöhen und somit leichter und schneller auszuwerten sind. Fragen ohne Antwortalternativen hingegen
ergeben u. U. ein genaueres Stimmungsbild (ermöglichen Begründungen), erfassen neue Aspekte, die man bei der Erstellung des Fragebogens evtl. nicht bedacht
hat, erhöhen jedoch den Aufwand bei der Auswertung, da sie nicht mit dem
Computer auszählbar sind.
Diese Hinweise sowie weitere nützliche Informationen zur Durchführung von Befragungen und Formulierungen von Fragen sind auf den Seiten der Bundeszentrale für Politische Bildung bzw. im Kontext der einzelnen Fallbeispiele zu „Grafstat“8 zu finden unter:
http://www.forschen-mit-grafstat.de.
Informationen zur Durchführung einer Befragung finden sich insbesondere unter:
http://www.bpb.de/methodik/8688L9,,0,Baustein_4%3A_GrafStatBefragung.ht
ml.
Da die Antworten auf offene Fragen ohne Antwortvorgaben erst noch relativ aufwendig aufbereitet werden müssen und insgesamt schwieriger in quantifizierbare
Daten überführbar sind, sollte auf diese Frageform nach Möglichkeit ganz verzichtet werden. Bei der Erstellung eines Fragebogens mit Antwortvorgaben sind
unterschiedliche Antwortkategorien, Rangreihen, Skalen, die beispielsweise die
Intensität der Zustimmung ausdrücken oder Maßzahlen möglich. Der Datensatz
kann dann mithilfe einfacher mathematischer Prozeduren (einfache Häufigkeitsauszählungen und Prozentwertverteilungen, Mittelwerte, Kreuztabellen) ausgewertet werden. Nützliche und leicht verständliche Informationen hierzu sind zu
finden unter:
http://www.bpb.de/die_bpb/H60GW3,0,0,Fragetypen_und_Antworten.html.
Anforderungen an die Fragen und den Fragebogen
8
GrafStat ist eine von der Bundeszentrale für Politische Bildung angebotene bewährte
Software für einfache sozialwissenschaftliche Umfragen. Jugendliche selbst führen als
"Sozialforscher" empirische Untersuchungen durch und vertreten ihre Ergebnisse öffentlich. Für eine Einführung s.
http://www.bpb.de/methodik/S631IH,0,0,Forschen_mit_GrafStat.html.
46
Der Forschungsprozess
Bei der Entwicklung eines Fragebogens sind einige grundsätzliche Dinge zu beachten: Die Fragen sollten kurz und prägnant, eindeutig formuliert und leicht
verständlich sein. Sie sollten zudem neutral formuliert und nicht suggestiv gestellt sein. Die Antwortalternativen müssen vollständig sein, das heißt, jede
(plausible) Antwort der/des Befragten sollte eindeutig einer Antwortklasse zuzuordnen sein. Es sollte immer die Möglichkeit einer „Alternativantwort“ (z. B.
„Sonstiges“, „kenne ich nicht“) gegeben werden. Hinsichtlich der Anzahl der
Antwortvorgaben gilt: Die Liste der Antwortalternativen sollte so lang wie nötig
und so kurz wie möglich sein. Ungünstig ist es, wenn die Kategorie „Sonstiges“
aufgrund fehlender Antwortalternativen am Ende zu groß wird. Die Antwortalternativen sollten ebenso wie die Fragen eindeutig formuliert sein und einander
ausschließen. Bei Intensitäts- oder Bewertungsfragen (z. B. „nie“ – „selten“ – „gelegentlich“ – „häufig“ – „immer“ oder „stimme gar nicht zu“ – „stimme teilweise
zu“ – „stimme voll und ganz zu“) ist darauf zu achten, dass die Abstände zwischen
den Antwortvorgaben stets gleich groß sind. Alternativ kann man auch mit Skalen
gearbeitet werden, bei denen der/die Befragte gebeten wird, die Zustimmung auf
einer Skala von z. B. „1“ bis „5“ anzugeben, wobei „1“ z. B. für „gar nicht zufrieden“ und „5“ für „voll und ganz zufrieden“ steht. Auch kann zur Bewertung eines
Sachverhaltes mit Schulnoten gearbeitet werden.
Auch hinsichtlich der Zusammenstellung der einzelnen Fragen zu einem Gesamtfragebogen sind ein paar grundlegende Dinge zu beachten. Je nachdem, ob persönlich oder schriftlich befragt wird, sollte ein geeigneter Einleitungstext formuliert werden. Die Gestaltung sollte übersichtlich sein und ein leichtes Ausfüllen
ermöglichen. Eingangs sollten eher leicht zu beantwortende und motivierende
Fragen gestellt werden. Die sensibleren und schwierigeren Fragen stellt man eher
in der Mitte. Personenbezogene Daten wie Alter, Geschlecht und Bildung werden
immer erst am Ende der Befragung gestellt. Insgesamt sollte sich eine für den/die
Befragten schlüssige Abfolge der Fragen ergeben. Die Befragung sollte insgesamt
möglichst nicht länger als 15 Minuten dauern.
Wahl der konkreten Indikatoren:
Die konkreten in Kapitel 2.2 erarbeiteten Untersuchungsdimensionen werden
jetzt in ihre Bestandteile zerlegt und gemäß der im vorigen Abschnitt formulierten Regeln in entsprechende Fragen übersetzt. Es müssen also pro Dimension die
47
Der Forschungsprozess
einzelnen abzufragenden Aspekte gesammelt und mit Antwortvorgaben versehen
werden. Beispielhaft folgen einige Vorschläge.
a) Nutzungsdaten:
− Bekanntheit von Castingshows: Liste mit aktuellen und in der jüngeren
Vergangenheit ausgestrahlten Castingshows mit Antwortmöglichkeiten
„kenne ich nicht“ / „kenne ich“.
− Häufigkeit der Rezeption einer aktuellen oder der Lieblings-Castingshow
(z. B. „alle Folgen der Staffel“ – „die meisten Folgen der Staffel“ – „etwa
die Hälfte der Folgen“ – „weniger als die Hälfte der Folgen“ – „keine Folge“).
− Bindung an die Sendung: z. B. „Wie wichtig ist/war es Dir, die einzelnen
Sendungen der Staffel nicht zu verpassen?“ (z. B. „Ich tue alles, um keine
Sendung zu verpassen“, „Ich versuche zwar, alle Folgen der Staffel zu gucken, aber wenn ich eine Folge verpasse, dann ist es auch nicht so
schlimm“, „Ich gucke XY nur, wenn ich nichts Besseres vorhabe oder
nichts Besseres auf einem anderen Sender läuft“, „Mir ist es ziemlich egal,
ob ich einzelne Folgen verpasse“).
− Rezeptionssituation: Wo wird/wurde eine aktuelle oder die LieblingsCastingshow üblicherweise gesehen? Mit wem zusammen wird/wurde sie
gesehen? (z. B. „alleine“ – „mit Freunden/Freundinnen“ – „mit der Familie“).
Bei allen Fragen zur Nutzung der Sendung ist es wichtig, dass es immer auch die
Möglichkeit gibt, dass ein(e) Befragte(r) die Sendung gar nicht ansieht. Hier muss
über eine entsprechende Filterführung (z. B. „wenn ,nein‘, dann weiter mit Frage
XY“) gewährleistet sein, dass der-/diejenige im weiteren Verlauf der Befragung
nicht zu Details der Rezeption gefragt wird.
b) Nutzungsmotive und Funktionen, die Castingshows erfüllen (können):
Hier wird erfragt, wie wichtig unterschiedliche Gründe des Zusehens für die Zuschauer sind. Die unterschiedlichsten Aspekte können hier abgefragt werden.
Gerne lehnt man sich bei der Formulierung der Fragen an vorhandene und in der
Forschungspraxis bewährte Fragebögen an, die ebenfalls Nutzungsmotive von
Zuschauern ähnlicher Fernsehunterhaltungsangebote wie z. B. „Big Brother“ (vgl.
Trepte/Baumann/Borges 2000) oder Talkshows (vgl. Paus-Haase et al. 1999) ab-
48
Der Forschungsprozess
gefragt haben. Will man die Nutzungsmotive für spezielle Formate wie z. B.
Castingshows herausfinden, ist es grundsätzlich sinnvoll, die Fragen so spezifisch
wie möglich auf die Inhalte der Sendung anzupassen. Beispiele für die Rezeption
von Castingshows können sein:
Ich schaue „Castingshow XY“ …
… weil ich viel über die Kandidaten erfahre.
… weil dort das echte Leben gezeigt wird.
… weil ich etwas über Menschen erfahre, die keine Schauspieler sind.
… weil ich mich oft mit Freunden und Bekannten über die Kandidaten unterhalte.
… weil ich wissen will, wie es meiner/m Lieblingskandidat(in) geht.
… weil ich die Entwicklung der Kandidaten faszinierend finde.
… weil ich die Musik [alternativ Gegenstand der Castingshow eintragen] gut finde.
… weil die Jury so witzig ist.
… weil ich mir manchmal vorstelle, wie es wäre, selbst dabei zu sein.
… weil ich die Idee der Sendung gut finde.
… weil ich mich gerne mit den werdenden Models [alternativ z. B. „DSDSKandidaten“ o. Ä.] vergleiche.
… weil ich hier etwas für mein eigenes Leben lernen kann.
… weil ich hier lerne, worauf es ankommt, wenn man berühmt werden will.
… weil es in jeder Sendung so spannend ist, wer rausfliegt.
… weil ich meine(n) Lieblingskandidaten unterstützen möchte.
Die Beispielliste ist natürlich erweiterbar oder kann gekürzt werden. Sie sollte inhaltlich immer auf das mit der Untersuchung verbundene Erkenntnisinteresse
abgestimmt sein. Läuft gerade beispielsweise eine neue Staffel von „Germany’s
Next Top Model“, könnte man die Befragung etwa auf weibliche Jugendliche einschränken oder bei den Rezeptionsmotiven den Schwerpunkt auf mögliche soziale Vergleichsprozesse und Orientierungsbedürfnisse der Zuschauerinnen legen.
Andererseits kann es das Ziel der Untersuchung sein, allgemeine Mediennutzungsmotive zu erfragen, die einen Vergleich zwischen der Rezeption unterschiedlicher Formate oder sogar unterschiedlicher Medien ermöglichen. So werden in der „ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation“ (vgl. Ridder / Engel 2005) beispielsweise folgende Nutzungsmotive regelmäßig wieder und in glei-
49
Der Forschungsprozess
cher Weise für die Medien Fernsehen, Hörfunk, Tageszeitung und Internet abgefragt:
Ich schaue „XY“ / lese „XY“ / nutze „XY“…
… damit ich mitreden kann.
… weil ich Denkanstöße bekomme.
… weil ich mich informieren möchte.
… weil ich mich dabei entspannen kann.
… weil es mir Spaß macht.
… weil ich mich dann nicht alleine fühle.
… weil ich damit den Alltag vergessen möchte.
… weil es aus Gewohnheit dazugehört.
… weil es mir hilft, mich im Alltag zurechtzufinden.
Bei einer solchen Fragenliste bittet man den/die Befragten um Zustimmung
(1=“trifft überhaupt nicht zu“ bis 5=„trifft voll und ganz zu“) zu jeder einzelnen
Aussage.
c) Personenbezogene Daten:
Hier werden von der/dem Befragten Angaben zur Person erfragt. Da nicht jede(r)
gerne detaillierte Angaben zur eigenen Person macht und solche Fragen schnell
langweilen, sollte man sich hier überlegen, welche Informationen wirklich nötig
sind. Das heißt: Von welchen persönlichen Eigenschaften könnte man sich vorstellen, dass sie etwas mit der Rezeption und den Rezeptionsmotiven von
Castingshows zu tun haben? Man sollte also bereits begründete Vermutungen
über Zusammenhänge haben und dann gezielt diese Aspekte erfragen. Im Hinblick auf jugendliche Schüler(innen) könnte man sich z. B. vorstellen:
− Alter,
− Geschlecht,
− Angaben zu Geschwistern und zur Familiensituation,
− besuchte Schulform und Klasse,
− angestrebter Schulabschluss,
− Berufswunsch,
− Angaben zum Freizeitverhalten (z. B. Hobbys, Medienkonsum).
50
Der Forschungsprozess
Um die Frage, wie und aus welchen Gründen Jugendliche Castingshows im Fernsehen anschauen, angemessen untersuchen und beantworten zu können, wird eine standardisierte Form der Befragung vorgeschlagen. Im Fragebogen werden die
in Kapitel 2.2 definierten Untersuchungsdimensionen weiter ausdifferenziert, in
konkrete Fragen überführt und mit entsprechenden Antwortvorgaben versehen.
Bei der Formulierung der Fragen und Antwortvorgaben sowie der Struktur des
Fragebogens als Ganzem müssen grundlegende methodische Regeln eingehalten
werden, um von den Befragten möglichst zuverlässige und gültige Antworten zu
erhalten. Allen Befragten wird die gleiche Fragenliste mit den möglichen Antwortvorgaben vorgelegt oder vorgelesen, die je nach persönlichen Vorstellungen,
Einstellungen und Eigenschaften der/des Befragten zu beantworten sind. Durch
dieses Vorgehen wird die Voraussetzung dafür geschaffen, dass das soziale Phänomen, die Rezeption von Castingshows durch Jugendliche, in quantifizierbare
Größen – in Zahlen – übertragbar und damit mathematisch auswertbar wird.
2.4 Wie führen wir die Untersuchung durch? Stichprobe und Durchführung der Befragung
Im Folgenden wird den Fragestellungen nachgegangen, wer und wie viele Personen befragt werden sollen sowie auf welche Art und Weise.
Wen befragen?
Im Beispielprojekt zur Rezeption von Castingshows geht es um Jugendliche. Daher ist zunächst eine Definition dieser Zielgruppe erforderlich, die besagt, welches Altersspektrum genau gemeint ist, z. B. „die 14- bis 17-Jährigen“. In der Regel ist es nicht möglich, alle Angehörigen einer Zielgruppe, über die man am Ende
eine Aussage treffen können möchte, zu befragen, weil es viel zu aufwendig wäre.
Sofern sich die Fragestellung nicht von vornherein auf einen sehr kleinen und
eingegrenzten Personenkreis, wie z. B. die Schüler(innen) einer Jahrgangsstufe,
bezieht, die ohne Probleme alle befragt werden könnten, wird eine Stichprobe gezogen. Hierfür muss zuerst entschieden werden, über welchen Personenkreis
man nach der Befragung eine Aussage hinsichtlich der formulierten Forschungsfrage treffen möchte. Eine Studie über „die Jugendlichen in Deutschland oder in
einer bestimmten Stadt oder Region“ würde eine repräsentative Stichprobe und
damit ein strukturgleiches Abbild der Grundgesamtheit (hier: z. B. Deutschland
51
Der Forschungsprozess
oder NRW oder Düsseldorf) erfordern. Eine repräsentative Stichprobe zu ziehen,
verlangt jedoch die Einhaltung ganz bestimmter Regeln (z. B. ein echtes Zufallsverfahren, bei dem jedes mögliche Mitglied der Grundgesamtheit – die man dafür
genau kennen muss – dieselbe Chance hat, in die Stichprobe zu gelangen), ist
vergleichsweise aufwendig und im Rahmen eines überschaubaren Schulprojektes
in kurzer Zeit schwer umsetzbar. Will man z. B. lediglich Aussagen über weibliche
Jugendliche, Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Jugendliche bestimmter Schulformen treffen können, verringert sich dadurch zwar die Grundgesamtheit, aus der man die Befragten bestimmen müsste, jedoch müssten auch hier alle
möglichen zur Stichprobe gehörenden Personen vorher identifizierbar sein. Meist
wird man sich mit einer nichtrepräsentativen Stichprobe begnügen müssen, wobei es nur wichtig ist, die Ergebnisse am Ende nicht fälschlicherweise auf einen zu
großen Personenkreis zu übertragen.
Da es sich hier nicht um ein Projekt mit wissenschaftlichem Anspruch an den
Gültigkeitsbereich handelt, sollte auch angesichts der zeitlich, finanziell und organisatorisch begrenzten Ressourcen einer pragmatischen Lösung Vorrang gewährt werden. Konkret könnte man sich vorstellen, die sich im Umfeld der Interviewer – der Schüler(innen) der teilnehmenden Schule bzw. Klasse – befindlichen Jugendlichen auszuwählen. Dies könnten Geschwister, Freunde, Bekannte,
Mitglieder des Sportvereins oder eben Klassen- und Schulkameraden sein. Denkbar wäre auch, die Befragung in einer anderen Schule umzusetzen, was allerdings
die Einwilligung der Lehrer(innen) und ggf. Eltern erfordern würde.
Wie viele Jugendliche befragen?
Will man am Ende der Befragung quantifizierbare Ergebnisse vorliegen haben,
die man sinnvoll in Prozentwerten, Mittelwerten o. Ä. ausdrücken möchte, ist eine gewisse Anzahl an ausgefüllten Fragebögen und damit befragten Jugendlichen
erforderlich. Damit sich angesichts der insgesamt verfügbaren Zeit der Aufwand
in Grenzen hält, könnte man beispielsweise bei einer Klassenstärke von 30 Schüler(inne)n von jeder/m Schüler(in) fünf andere Jugendliche befragen lassen. Bei
einer solchen Fallzahl kann man auf die gesamte Stichprobe bezogen sowie innerhalb größerer Teilgruppen (z. B. differenziert nach weiblichen und männlichen Jugendlichen oder Schulformen) noch angemessene Fallzahlen pro Teilgruppe erwarten. Anlegen kann man zur Bestimmung der notwendigen Stichprobengröße auch eine Faustregel, nach der man sich eine Kreuztabelle aus den
52
Der Forschungsprozess
gleichzeitig miteinander in Beziehung zu setzenden Merkmalen mit ihren Ausprägungsklassen (z. B. Geschlecht: männlich vs. weiblich (= 2 Ausprägungen))
und Rezeption der Castingshow (nie vs. selten vs. gelegentlich vs. häufig vs. immer (= 5 Ausprägungen)) vorstellt. Hier würden sich 2*5 = 10 Zellen ergeben.
Strebt man an, dass jede der Zellen mit 10 Fällen besetzt ist, wäre eine Stichprobe
von 10 * 10 = 100 Befragten erforderlich. Bei zwei anderen Merkmalen von z. B. 4
und 5 Ausprägungen wäre man entsprechend bei 4 * 5 * 10 = 200 Befragten. Dies
gilt selbstverständlich nur als Faustformel, in der Regel wird man bereits mit 100
bis 150 Befragten problemlos einfache statistische Auswertungen vornehmen
können.
Wie befragen?
Befragen kann man auf unterschiedliche Art und Weise. Einem „normalen Gespräch“ kommt ein persönliches Interview am nächsten, bei dem der Interviewer
die Fragen und Antwortalternativen vorliest, der/die Befragte die auf ihn/sie zutreffende Antwort gibt und der Interviewer dies entsprechend auf dem Fragebogen einträgt. Allerdings ist dieses Vorgehen recht zeitintensiv und bedarf einer
gewissen Koordination zur Durchführung. Auch kann es sein, dass man bestimmte Einstellungen, Gedanken und Gefühle nicht so gerne offen einer anderen Person gegenüber – erst recht keiner aus dem eigenen Umfeld bekannten Person –
äußert. Hier können Hemmungen oder Scham dazu führen, dass ehrliche oder
extreme Antworten ausbleiben. Selbst die Zusicherung der Anonymität im Umgang mit den Antworten wird hier unter Umständen wenig helfen. Erleichternd
kann hier ein anonymisierter Fragebogen zum Selbstausfüllen sein, den z. B. die
Mitschüler(innen) mit nach Hause nehmen, in Ruhe ausfüllen und dann in einer
Zettelbox hinterlegen können. Dies erfordert, dass der Fragebogen vollständig
selbsterklärend und leicht auszufüllen ist. Bei diesem Vorgehen geht man allerdings das „Risiko“ ein, dass die ausgewählte Person den Fragebogen nicht alleine
ausfüllt oder ihn nicht wieder abgibt. Grundsätzlich gibt es außerdem die Möglichkeit, per Telefon oder online zu befragen. Auch hier stößt man bei der Umsetzung der Befragung und der Erreichbarkeit der angestrebten Gesprächspartner
oft an Grenzen. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten sind hier
sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Für das vorliegende Projekt wird eine schriftliche Befragung zum Selbstausfüllen
empfohlen. Mit überschaubarem Aufwand können die Fragebögen in ausreichen-
53
Der Forschungsprozess
der Zahl kopiert und verteilt werden und es kann – zumindest im schulischen oder privaten Kontext – versucht werden, einen möglichst hohen Rücklauf zu erreichen.
Zur Erforschung der Rezeption und Rezeptionsmotive von Castingshows durch
Jugendliche wird eine schriftliche standardisierte Befragung von jeweils etwa
fünf Jugendlichen (pro Interviewer) im Alter von 14 bis 17 Jahren aus dem schulischen und/oder privaten Kontext der Schüler(innen) vorgeschlagen. Die Befragten sollen die Fragebögen innerhalb einer vorgegebenen Zeit ausgefüllt zurückgeben.
2.5 Was ist das Ergebnis unserer Untersuchung? Verarbeitung,
Aus-
wertung und Interpretation der Daten
Die ausgefüllten Fragebögen werden nach der Erhebung von den Schüler(inne)n
wieder eingesammelt und müssen nun weiterverarbeitet werden. Der Vorteil einer standardisierten Vorgehensweise ist, dass die Daten direkt vom Fragebogen
in eine entsprechende Datenmaske übertragbar sind, die vorher anzulegen ist.
Jeder Fragebogen erhält eine eigene Nummer, so dass eine nachträgliche Zuordnung der Papierfragebögen und der Datensätze noch möglich ist.
Sowohl im Hinblick auf die Gestaltung des Fragebogens als auch für die Auswertung der Daten ist für das Projekt JAM! noch zu entscheiden, ob mit einem Standard-Office-Programm (z. B. „MS Excel“) und/oder mit dem von der Bundeszentrale für Politische Bildung für den schulischen Kontext entwickelten Programm
zur Durchführung und Auswertung empirischer Sozialforschungsprojekte
„GrafStat“ gearbeitet werden soll.
Unabhängig von der Wahl der verwendeten Software sollen die Schüler(innen)
die Befragungsdaten in die hierfür vorgesehenen Datenmasken eintragen. Entscheidet man sich für die Arbeit mit Excel, wird jeder Fragebogen in eine Zeile
eingetragen und pro Spalte wird die Antwort der/des Befragten zu jeder Frage in
einen numerischen Wert übertragen. Beispiel: „keine Folge“ = 1, „weniger als die
Hälfte der Folgen“ = 2, „etwa die Hälfte der Folgen“ = 3, „die meisten Folgen der
Staffel“= 4, „alle Folgen der Staffel“ = 5. So erhält jede Antwort jedes Befragten
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Der Forschungsprozess
einen Wert für jede Frage, die sich hinter einer Spalte verbirgt. Anschließend
werden die Datensätze zu einem Datensatz zusammengefügt. Es folgt eine Durchsicht des Datensatzes im Hinblick auf die Plausibilität der eingegebenen Daten.
Sind nur gültige Werte eingegeben worden? Können die Altersangaben stimmen?
Ggf. werden die Eingaben anhand des Papierbogens überprüft und ggf. korrigiert.
Ist das „absichtliche Falschausfüllen“ des Befragten offenkundig, wird der Fragebogen von der Untersuchung ausgeschlossen. Sind alle Daten eingegeben, werden
mithilfe einfacher statistischer Prozeduren die quantifizierten Ergebnisse in Tabellenform oder als Grafik dargestellt und beschrieben. Üblicherweise wird zunächst die Struktur der Stichprobe beschrieben (wie viele Befragte, wie viele davon männlich und weiblich, Altersdurchschnitt, etc.). Anschließend würde man
sich z. B. anschauen, welche der Befragten, welche Castingshows, wie intensiv
nutzen und welche Gründe für die Nutzung von Castingshows besonders wichtig
zu sein schienen. Hier kann – je nach Ausbildungsstand der Schüler(innen) mit
einfachen Häufigkeitsauszählungen, Prozentwertvergleichen oder auch Mittelwerten gearbeitet werden. Zur Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse bieten sich Säulen-, Balken-, Linien- und Tortendiagramme, gestapelte Balkendiagramme oder auch Tabellen an.
Die reinen Zahlen sollten immer auch mit eigenen Worten beschrieben und erläutert werden. Was ist auf der Abbildung zu sehen? Welches Phänomen verbirgt
sich dahinter (z. B. dass Mädchen Castingshows insgesamt häufiger ansehen und
sich den Sendungen verbundener fühlen als Jungen, dass es unterschiedliche
Lieblings-Castingshows zwischen Jungen und Mädchen gibt, dass bestimmte
Gründe für die Rezeption wichtiger sind als andere Gründe).
Die ausgefüllten Fragebögen werden im Projektverlauf weiterbearbeitet, indem
die Antworten der Befragten in Zahlwerte überführt und damit einer statistischen
Auswertung zugänglich gemacht werden. Jeder Antwort jeder/s Befragten wird
nach einem zuvor festzulegendem Schema ein Wert zugewiesen, der in eine Datenmatrix übertragen wird. Diese wird nach einer Bereinigung der Daten im
Rahmen einfacher mathematischer Prozeduren, die flexibel je nach Ausbildungsstand einsetzbar sind, ausgewertet. Dabei ist entscheidend, dass die Zahlen nicht
„blind ausgezählt werden“, sondern dass im Auswertungsprozess sinnvolle „Fragen an den Datensatz gestellt werden“, die aus der Entwicklung der Forschungsfrage und der Untersuchungsdimensionen resultieren. Die so generierten Ergeb-
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Der Forschungsprozess
nisse werden grafisch oder tabellarisch dargestellt, beschrieben und erläutert. Auf
diesem Weg wird der Bogen von den Zahlen zurück zu den sozialen Phänomenen,
die sich hinter den Zahlen verbergen, geschlagen. Die Untersuchung wird damit
wieder auf die soziale Realität zurückbezogen.
2.6 Was haben wir aus unserer Untersuchung gelernt? Aufbereitung
und Interpretation der Ergebnisse
Nachdem die Projektgruppen die Ergebnisse ihrer Untersuchung dargestellt und
erläutert haben, stehen die „frisch gebackenen Medienforscher“ vor der Frage,
welche Erkenntnisse hieraus allgemein gezogen werden können. Für den Rückbezug der Medienforschung zur sozialen Realität, aus der das Forschungsinteresse
erwachsen ist, ist dieser letzte Schritt besonders wichtig. Was bedeuten die Ergebnisse also auf einer übergeordneten Ebene? Für wen sind sie wie relevant und
welche Konsequenzen könnte man andenken? Wen sollte man hierüber informieren? Lässt sich mit der Arbeit auch „Werbung in eigener Sache machen?“ In dieser Phase der Untersuchung wird den Schüler(inne)n sicher das höchste Maß an
Reflexion des eigenen Medienhandelns und des sozialen Kontextes abverlangt.
Selbstbezug
Untersucht haben die Jugendlichen ein Phänomen, das sie aus ihrer eigenen Alltagswelt kennen. Es bietet sich daher an, zunächst zu diskutieren, ob sie diese Ergebnisse erwartet hätten und ob sie sie aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigen
würden. Welche Ergebnisse halten sie für bemerkenswert? Halten sie die Bedeutung, die Castingshows im Leben ihrer Altersgenossen haben, für groß oder eher
für gering? Wie bewerten sie einzelne konkrete Ergebnisse, wie z. B. Geschlechter- und Altersunterschiede hinsichtlich der Affinität zur Sendung? Hier gilt es,
die aus Sicht der Jugendlichen relevanten und bemerkenswerten Aspekte zu identifizieren und sie dafür zu sensibilisieren, welche interessanten Phänomene
durch ihre Untersuchung zutage treten.
Medienarbeit
Möglicherweise bringt das Forschungsprojekt Dinge hervor, die durchaus auch
kritisch zu bewerten sind oder aus denen sich Schlussfolgerungen für die praktische Medienarbeit und Medienkompetenzförderung ableiten lassen. Wird beispielsweise deutlich, dass sich bei einer Castingshow wie „Germany’s Next Top-
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Der Forschungsprozess
model“ junge Mädchen sehr stark mit den Kandidatinnen vergleichen und Orientierung für den eigenen Lebensalltag suchen, könnte in der Klasse darüber diskutiert werden, ob man sich mit einem Brief an den Sender oder an Einrichtungen
der Medienaufsicht wenden könnte. Ebenso wäre zu überlegen, wie Jugendliche
darin gefördert werden können, sich selbst vor einem möglichen ungünstigen
Einfluss wie z. B. einer illusionären Vorstellung über relevante Persönlichkeitseigenschaften, die vermeintlich zu Erfolg und Anerkennung verhelfen, zu schützen.
Auch könnten Strategien erarbeitet werden, die als positiv erlebten Aspekte der
Rezeption wie beispielsweise die Rezeption als Gemeinschaftserleben oder kreative Ideen für die eigene Körperinszenierung zu fördern und auszubauen.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ein kleines Forschungsprojekt im Team abgeschlossen und eigene Ergebnisse
produziert zu haben, ist durchaus „eine Nachricht wert“! Die Schüler(innen) sollten lernen, ihre eigene Arbeit öffentlichkeitswirksam darzustellen und damit auch
zu einem positiven Image ihrer Schule beizutragen. Hier bieten sich zunächst natürlich die schulinternen Möglichkeiten und Medien an. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es könnte beispielsweise ein schulöffentlicher Vortrag mit einer entsprechenden Projektpräsentation vorbereitet und entsprechend beworben
werden. Eine Vorstellung des Projektes auf der Website der Schule sowie in der
Schülerzeitung sollte ebenfalls obligatorisch sein. Auch wenn es eine solche Meldung nicht auf die Titelseite der Gazetten schaffen wird – ein kurzer Bericht im
Lokalteil der örtlichen Tageszeitung oder ein kurzes Interview beim lokalen Radiosender wären bereits ein großer Erfolg. Hierzu müssten die Schüler(innen) die
entsprechenden Medien recherchieren, Kontakte aufnehmen und eine Pressemeldung verfassen. Eine gute Checkliste mit den Grundregeln zum Schreiben einer Pressemeldung findet sich in einem Grafstat-Projekte unter:
http://www.bpb.de/methodik/L9TI3S,,0,Baustein_6%3A_%D6ffentlichkeitsarb
eit_und_Pr%E4sentation.html
Erst eine tiefer gehende Reflexion des eigenen Projektes und der konkreten Ergebnisse runden die Arbeit der Medienforscher ab. In der abschließenden Projektphase geht es also darum, die Ergebnisse in einen übergeordneten Kontext
einzuordnen, auf sich selbst und das eigene soziale Umfeld zu beziehen und darüber nachzudenken, welches Fazit jede(r) Einzelne für sich selbst und alle gemeinsam auf gesellschaftlicher Ebene ziehen könnten. Gut ist es, den Überlegun-
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Der Forschungsprozess
gen auch Taten folgen zu lassen und auf medienpädagogischer und medienpolitischer Ebene aktiv zu werden.
Zudem sollten die Schüler(innen) lernen, wie sie die Medien auch für ihr Medienprojekt selbst nutzen können, indem sie versuchen, über Öffentlichkeitsarbeit den Interessentenkreis zu erweitern und eine größere Öffentlichkeit anzusprechen. Auch die bereits etablierten Schulmedien, zu denen der Zugang leicht
ist, sollten hier natürlich eingebunden werden. Geübt wird hierbei gleichzeitig der
Umgang mit dem Computer und verschiedenen Präsentations- und Publikationsmöglichkeiten.
58
Ansätze für eine zeitliche Auswertung des Lernmoduls Fernsehen
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