PDF Kursana Magazin Winter/Frühling 2011/2012
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MAGAZIN Winter/Frühling 2011/2012 HEIMAT Das Gefühl von Geborgenheit Jörg Braesecke, Vorsitzender der Geschäftsführung Kursana Inhalt Das Titelthema HEIMAT Liebe Leserin, lieber Leser, „Ich freu’ mich aufs Heim“, sagt der Publizist und ehemalige Kulturchef beim Deutschlandradio, Dr. Konrad Franke, in einem vielbeachteten Interview mit dem Magazin „chrismon“. Warum ist es immer noch etwas Besonderes, wenn ein unabhängiger, kritischer Geist ein Plädoyer für das Leben in einer Senioreneinrichtung hält? Warum bestehen weiterhin Vorurteile gegen Senioreneinrichtungen? Mit der Realität hat dies nichts mehr zu tun; die Landschaft der Pflege hat sich grundlegend geändert. Für Kursana kann ich sagen: Unsere Domizile, Residenzen und Villen sind wohnlich und komfortabel eingerichtet und verfügen überwiegend über Einzelzimmer. Die Qualität wird ständig, auch intern, kontrolliert. Alle Häuser sind TÜV-zertifiziert und bei den regelmäßigen Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung liegen die Benotungen im Durchschnitt bei „Sehr gut“. Dem Leben älterer Menschen einen schönen und sicheren Rahmen zu geben, ist eine wunderbare Aufgabe. Diese Überzeugung zeichnet unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ihr Engagement und ihre Freude an der Arbeit mit Menschen machen aus einem Haus erst ein Zuhause – eine „Heimat“, wie sie die Titelthemen dieser Ausgabe beschreiben. Doch Vorurteile sind langlebig. In ihnen stecken auch reale Ängste, sein Leben nicht mehr selbstbestimmt führen zu können. Dagegen hilft nur eines: Schauen Sie sich unsere Senioreneinrichtungen an. Beobachten Sie, lassen Sie die Atmosphäre auf sich wirken – und lassen Sie sich positiv überraschen. Das Gefühl von Geborgenheit – Die Porträts und Reportagen handeln von Menschen, die nach Heimat suchen und sie gefunden haben, die sich erinnern und nach vorn blicken 04 Marianne & Michael exklusiv Das „Traumpaar der Volksmusik“ lud KursanaBewohner zu einer zünftigen Brotzeit ein 10 „Wi snakt Platt“ – Niederdeutsch lebt Sprache ist ein Stück Identität – nicht nur in Aurich 11 „My rěčimy serbsce“ – Wir sprechen sorbisch Traditionspflege: „Mužakow“ steht auf dem zweisprachigen Ortsschild in Bad Muskau 12 Klasse(n)-Fahrt Reisen zu den Wurzeln – zu Orten der Kindheit. Das Domizil Grimmen macht sie möglich 14 Seel-Sorge Im Glauben haben viele ihre Heimat gefunden – so auch im Domizil in Ergolding 15 Reiselust im Kopf Lesen bedeutet Reisen in die Ferne ... im Kopf – zum Beispiel von Berlin-Lichtenberg aus 16 Karriere in der Kursana-Familie „Das hier ist mein zweites Zuhause“, sagt Susanne Weidig, Pflegedienstleiterin in Krefeld 18 Die Wohlfühl-Beraterin Wohnqualität ist Lebensqualität, findet die Wohnberaterin der Residenz Prien Es grüßt Sie herzlich Titelbild: Seit 38 Jahren unzertrennlich. Marianne und Michael bezaubern durch Charme und ihre Natürlichkeit Standorte Deutschland Villa Residenz Domizil für Senioren Grimmen Greifswald Aurich Wedel Hamburg Stavenhagen Torgelow Oststeinbek Reinbek Stralendorf Rastow Buchholz Bremen Domizil für Behinderte Domizil in Bau Gesundheitszentrum Schwedt Celle Nienhagen Hannover Seelze Barsinghausen Lingen Gütersloh Krefeld Grevenbroich Refrath Bonn Berlin Potsdam Eisenhüttenstadt Guben Bad Pyrmont Wittenberg Forst Wolfen Bad Lauterberg Bitterfeld Bad Muskau Weißwasser Merseburg Markkleeberg Weimar Siegen Künzell Oberursel Königstein Bruchköbel Wiesbaden Frankfurt Kriftel Mömbris Seligenstadt Hösbach Dreieich Griesheim Otzberg Alzey Herzogenaurach Kaiserslautern Schweiz St. Gallen Meerane Zwickau Reichenbach Schneeberg Weiden Fürth Nürnberg Lappersdorf Regensburg Vaihingen Rastatt SchrobenAalen Gaggenau Pilsting Donzdorf hausen Leinfelden-Echterdingen Au Ergolding Nürtingen Diedorf Friesenheim Bobingen Dachau Ampfing Pullach München Österreich Linz Donautor Wien-Tivoli Wörgl Prien Warmbad-Villach Kursana Domizil – Betreuung & Pflege Kursana Residenz – Servicewohnen & Pflege Kursana Villa – Premium-Wohnen & Komfortpflege Die Kursana Domizile bieten Betreuung und Pflege in einer gemütlichen Wohnatmosphäre. In komfortabel ausgestatteten Einzel- und Doppelzimmern, mit eigenem barrierefreiem Duschbad, werden die Bewohner individuell gepflegt und umsorgt. In der Kursana Residenz erwartet die Bewohner unabhängiges und komfortables Wohnen im Appartement mit zahlreichen Serviceleistungen inklusive. Bei Bedarf können auch Pflegedienstleistungen in Anspruch genommen werden. In der Kursana Villa genießen die Bewohner Premium-Wohnen und Komfortpflege in einem stilvollen Gründerzeit-Ambiente. Eine maßgeschneiderte Rundum-Betreuung und ein erstklassiger Service suchen ihresgleichen. 04 20 Ältesten-Rat 102 und 103 Jahre, die man ihnen nicht ansieht – zwei Bewohnerinnen und ihr Lebensrezept 22 „Das wird lustig im Heim“ Die deutschen Heime sind besser als ihr Ruf, sagt der Publizist Dr. Konrad Franke im Interview 24 Noch mehr Abwechslung als zu Hause Regional und saisonal: Seit April gibt es den „13-Wochen-Rahmenspeiseplan Kursana“ 11 26 26 Lachen heißt Leben Gesundheits-Clownerie im Domizil Markkleeberg ist Spaß mit einem ernsthaften Anliegen 28 Mit-Gefühl „Trauer gehört zum Leben und Trauer ist Leben“, betont der Direktor der Villa Hannover 30 Streiflichter Ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt an Veranstaltungen der Kursana Häuser 33 Coco der Genießer Wie Papagei Coco die Herzen und den Alltag der Bewohner in Nienhagen erobert hat 34 Bewegungs-Melder Über fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Arthrose, dem Gelenkverschleiß 36 Die High-Tech-Helfer Technik für Senioren soll im Alltag helfen. Wir stellen innovative Neuerungen vor 38 Rätseln & Gewinnen 40 Impressum 33 3 Marianne „Jung HEIMAT Das Gefühl von Geborgenheit ... woran wir uns gern erinnern ... wo wir verwurzelt sind ... wonach wir uns sehnen ... wo wir heimisch wurden ... was es zu bewahren gilt ... wo wir Frieden finden ... was unverwechselbar ist ... wobei wir uns wohl fühlen ... was uns vertraut ist ... wo wir zu Hause sind ... Die Geschichten, Porträts und Reportagen auf den nächsten Seiten handeln von Menschen, die nach Heimat suchen und sie gefunden haben, die sich erinnern und nach vorn blicken. 4 I Das Titelthema & Michael – san ma, fesch san ma“ 5 Momentaufnahmen: Marianne und Michael konnten kaum fassen, wie fit Paula Köppl (oben links) mit 102 Jahren ist. Heinz Bergmann (oben Mitte) freut sich über sein Autogramm, und Herbert Kapser (Mitte rechts) sowie Katharina Parzinger (unten) nutzen die Brotzeit für ein Gespräch mit den bodenständigen Stars Seit über drei Jahrzehnten zählt das Traumpaar der Volksmusik zu den Großen in der Unterhaltungsszene. In der Nähe von München luden Marianne und Michael exklusiv Kursana Bewohner zu einer zünftigen Brotzeit ein. Ein unvergesslicher Nachmittag. „Für Veronika, für Herbert, für Katharina …“ Zuerst werden Autogramme geschrieben. Wie kleine Schätze halten die Damen und Herren ihre Autogrammkarten in Händen. Doch damit ist der Starrummel um die „Bambi“-Preisträger auch erledigt an diesem Nachmittag. ern“, betont Paula Köppl aus dem Kursana Domizil Pullach. Mit 102 Jahren ist das Urteil der gebürtigen Münchnerin fundiert. „Heute, das ist einfach wunderbar“, sagt sie – und hält die Hand von Marianne ganz fest: „Ja mei! Immer hab’ ich Sie im Fernsehen gesehen. Jetzt seh’ ich Sie in echt!“ Paula Köppl und die andeEs ist fast wie bei einem Familien- ren Senioren genießen es, die beitreffen. Rund um einen riesengroßen den Stars hautnah zu erleben. „Ein Tisch im Biergarten Wunsch, der wahr „So was gibt’s halt geworden ist“, sagt „Gut Keferloh“ im Osten Münchens sitErwin Vollherbst, 78, nur in Bayern“ zen Marianne und aus dem Domizil in Michael zusammen mit 14 Senioren Schrobenhausen – und die Wanaus umliegenden Kursana Häusern. gen des Herrn im Trachtenjankerl Auf dem Tisch eine typisch bayeri- glühen vor Begeisterung. sche Brotzeit. „Das sind lauter gute Sachen“, urteilt die Älteste am Tisch Marianne und Michael zeigen sich als über die deftigen Leckereien: Obaz- ganz bodenständige, freundliche, zuda, Wurstsalat, Landjäger und Bre- gewandte Menschen. „Senioren liezeln. „So was gibt’s halt nur in Bay- gen uns wirklich am Herzen“, sagt 6 I Das Titelthema Marianne – die mit vollem Namen Marianne Hartl heißt und aus München stammt. Ihre Eltern hat die 58-Jährige jahrelang im eigenen Haus gepflegt. Der Vater erkrankte an Parkinson, die Mutter entwickelte eine Demenz, litt an einer arteriellen Verschlusskrankheit. „Wir haben sie bis zuletzt gepflegt; nur einmal war sie zur Kurzzeitpflege in einem Heim“, sagt Marianne. Schon in der Vorbesprechung am Telefon – zugesagt hatte sie spontan – wollte sie ganz viel wissen über Kursana und die Pflege. Kann man wirklich bei Kursana probewohnen? Was bedeutet Komfortpflege? Gibt es wirklich über 100 Kursana Häuser? Und das ist auch alles bezahlbar? Was man ihr nicht ansieht: Auch Marianne ist inzwischen stolze Oma. „Der Bub hat die Intelligenz von der Mama“, ergänzt Gatte Michael galant. Seit 1973 sind die beiden ein Paar. Zur Familie gehören zwei Söhne – und das Terrierpaar Lucy und Winni. Längst haben sich die weißen Wonneproppen der Runde angeschlossen und liegen entspannt weiter auf Seite 9 Superstars Marianne & Michael Marianne & Michael übernahmen Ende 1985 die Moderation der „Superhitparade der Volksmusik“ im ZDF und der Musikshow „Lustige Musikanten“, von der weit über 100 Ausgaben produziert wurden. Mit dem Titel „Germany is’ schee“ gewann das Duo die „Superhitparade der Volksmusik 1996“. Die Liste der Erfolgstitel ist lang – u. a. „Ich lieb die Heimat, meine Berge“, „Herz gewinnt“ und „Heimatglück und Alpenglüh’n“. Weitere Infos: www.marianne-und-michael.de. Ab Ende November 2011 sind beide gemeinsam mit Stefanie Hertel & Stefan Mross sowie den „Grand Prix der Volksmusik“-Siegern 2010, Belsy & Florian, wieder auf Tournee. Unter dem Titel „Alpenländische Weihnacht“ gibt es Konzerte in 17 deutschen Städten. Karten über die Bestellhotline 01805 – 57 00 70 oder unter www.eventim.de. 7 Wunschträume aus bayrischen Kursana Häusern Bei der Aktion „Wünsch dir was!“ geht es um Träume, deren Erfüllung in weite Ferne gerückt schien. Zu der Brotzeit im bayrischen Keferloh hatten Marianne & Michael gemeinsam mit Kursana eingeladen: Bewohner aus den Häusern in München, Pullach, Schrobenhausen, Dachau, Ampfing, Ergolding und Prien. 8 I Das Titelthema Gesprächsstoff satt: Während sich Veronika Selder und Berta Murr mit Marianne über Dirndl-Mode unterhielten, scherzte Michael mit den beiden Priener Damen Gisela Dörflinger und Adelheid Maahsen. Rosa Förstl und Heinz Bergmann kamen aus der Villa München zwischen Michael Hartl und Elisabeth Zwetschgendatschi.“ „Rund san ma, Tragutsis, 82. Die Bayerin, die im Do- gesund san ma“, stimmt Marianne mizil in Pullach lebt, ausgelassen an. „Es„Ja mei! Jetzt seh’ hat einen Griechen sen und Trinken ist geheiratet. „Natürein Stück Heimat. ich Sie in echt!“ lich kam so auch eiAlles zusammen gibt ne neue Kultur in mein Leben“, sagt ein Wohlgefühl“, sagt Heinz Bergsie. Und so kommt das Gespräch auf mann, 86, der in der Villa München das Thema Heimat. lebt. Die anderen pflichten ihm bei. Sie erzählen, wie wichtig in ihren „Heimat kann ein Ort sein, aber es Kursana Häusern das Restaurant ist. ist weitaus mehr. Freunde, Familie, „Aber es ist nicht nur das gute EsKultur, Bräuche“, sagt Michael. Seine sen, es ist auch die Atmosphäre. Das Heimat, die Steiermark, hat er ver- hält uns jung“, ergänzt Alterspräsilassen. In Graz geboren, zog es den dentin Paula Köppl. heute 62-Jährigen über verschiedene Stationen nach München. Jo- Es wird Zeit, sich die Füße zu vertredeln, Schuhplattlern, Volkslieder sin- ten. Die Gruppe macht sich auf den gen – all das hatten beide seit frühs- Weg. Für einige Senioren ist der ter Kindheit gelernt. „Wir sind damit Rundweg zu anstrengend, sie warten aufgewachsen“, erklärt Marianne im Biergarten. Als die Wandergruppe ihre Liebe zur volksum die Volkssänger „Rund san ma, tümlichen Musik. Sie und Moderatoren zuscheint den beiden rückkehrt, ist das gesund san ma“ Musikern in Fleisch schon von weitem zu und Blut übergegangen zu sein. Ganz hören. „Jung san ma, fesch san ma“, natürlich kommt ein Jodeln über Ma- hat die Gruppe angestimmt. Es riannes Lippen. scheint, als könnte sie noch kilometerweit zusammen mit den Stars lauDer frische Pflaumenkuchen zum fen. Marianne sagt aus vollem HerNachtisch entlockt Michael den Ge- zen: „Wenn ich auf euch so schau, sang: „Da gibt’s ein Zwi, ein Zwu, dann freu’ ich mich aufs Altwerein Zwatschi, da gibt’s ein feinen den.“ Individuelle Lebensstile So unterschiedlich wie das Leben eines jeden Menschen ist, sind auch die Ansprüche an das richtige Zuhause im Alter. Kursana bietet eine Vielfalt an Lebensformen – vom unabhängigen Service-Wohnen bis zur professionellen Pflege. Dabei bestimmen die Ansprüche der Senioren das Umfeld: Im Domizil werden sie in komfortablen (meist Einzel-) Zimmern betreut und gepflegt, in der Residenz herrscht ein hotelähnlicher Charakter vor, und in der Villa genießen sie in stilvoll ausgestatteten Appartements Wohnen mit höchstem Komfort. Auch in Bayern sind alle Wohnformen zu finden. Und so tauschten sich im „Gut Keferloh“ Bewohner der Münchener Kursana Villa mit Senioren aus der Residenz Prien und Domizilen aus. Fazit: Wo immer sie wohnen, für jeden stimmt die Wahl. Das bestätigten auch Berta Murr, 86, (vorne) und Veronika Selder, 79, (hinten) aus dem neu eröffneten Kursana Domizil Dachau. Wie familiär es bei ihnen im Domizil zugeht, wurde am Morgen vor dem Treffen mit Marianne und Michael deutlich. Zusammen mit Altenpflegerin Frederike Freundorfer, 48, brachten sie voller Vorfreude ihre Dirndl in Ordnung. Selbst bei der jüngsten im ausgelassenen Trio kamen dabei Kindheitserinnerungen hoch: „Ich bin ein richtiger Fan. Die ‚Lustigen Musikanten’ sind für mich ein Stück Kindheit“, verriet sie. 9 „Wi snakt Platt“ Sprache ist Identität – und auch ein Stück Heimat. Deshalb wird in Kursana Häusern in ganz Deutschland der heimische Dialekt gepflegt. Nicht nur in Ostfriesland … Jeden Montag – namiddags Klock dree (um 15 Uhr) – wird im Kursana Domizil Aurich aufgetischt: Kluntje (Kandis), Friesentee und Rohm (Sahne), dazu Kuchen oder Kekse. Hochdeutsch gilt ab jetzt nicht mehr. Heute scheint die Sonne (Word ja ok maal Tied na dat Schietweer! – Das wurde aber auch Zeit nach dem schlechten Wetter) und das Porzellan im Friesendesign wird kurzerhand ins Freie verfrachtet. Wilhelmine „Mine“ de Wall, 85, voll- In Aurich wie auch in anderen Rezieht das Ostfriesen-Ritual: Zuerst gionen zwischen Nord- und Ostsee, den Kandis in die Tasse, dann den zwischen der dänischen Grenze und Tee und zum Schluss dem Harz sprechen „Moin, ein bisschen Sahne. 2,6 Millionen MenGenüsslich betrachschen noch aktiv wat gifft Neeis?“ tet sie die weißen Niederdeutsch. In Wulkjes (Wolken), die sich ihren Weg den Kursana Häusern des Nordens durch den Tee bahnen. „Nicht um- gibt es plattdeutsche Gesprächsrühren, sonst wird man gleich als runden, Singkreise und Literatur‚Ausländer’ erkannt“, schmunzelt nachmittage. Dabei ist das ostfrieMaren Alps, 33, die sich ihren Sta- sische Platt eine Besonderheit: „Als tus als Friesenteekocherin hart erar- ich nach Aurich kam, verstand ich beiten musste. „Die ostfriesische zunächst nur Bahnhof“, bekennt DoTeezeremonie ist eine Wissenschaft mizil-Direktorin Sabine Häßner, 47. für sich. Und die Sprache ebenfalls“, Übersetzerhilfe leisten ihr die Begibt die Sozialdienst- wohner im Auricher Domizil. Sie alle leiterin und gebürti- sind zweisprachig aufgewachsen und ge Gifhornerin zu. praktizieren das Platt bis heute. „Döntjes (Anekdoten) aus der Kindheit auf Hochdeutsch zu erzählen, das geht doch gar nicht“, erklärt Wilhelmine de Wall. Stilecht wird auch der wöchentliche Klönsnack beendet: „Dree Tassen Tee is Oostfresenrecht. Mehr gifft ‘t neet.“ (Drei Tassen Tee ist Ostfriesenrecht, mehr gibt es nicht). „Klönsnack“: Wilhelmine de Wall (links) und ihre Domizil-Nachbarn halten das ostfriesische Platt lebendig – wie immerhin jeder Fünfte in der Region 10 I Das Titelthema „Lausitz“ kommt aus dem Sorbischen und bedeutet „sumpfige, feuchte Wiesen“. Hier leben 50.000 Sorben, die ihre Bräuche bis heute pflegen „My rěčimy serbsce“ „Mužakow“ steht auf dem zweisprachigen Ortsschild in Bad Muskau. Sorben und Deutsche leben in der Lausitz seit Jahrhunderten zusammen. Das kleine Volk pflegt seine Bräuche – auch im Kursana Domizil Bad Muskau. „Dobry dzen“, ´ ´ ruft Klaus Zuchold fröhlich, als er die sorbische Tracht erblickt. „In der Schule habe ich noch Sorbisch gelernt“, sagt der 70-Jährige und fügt hinzu: „Die gehören dazu, die Sorben.“ Rudolf Moedebeck, 66, stimmt zu: „Wir sind schon ein bisschen stolz auf die Sorben. Die haben sich nie verbiegen lassen.“ Und weil das so ist, freuen sich die Senioren im Kursana Domizil Bad Muskau über den Besuch von Sylvia Panoscha, 48. Die Leiterin des Sorbischen Kulturzentrums aus dem kleinen Ort Schleife kommt regelmäßig ins Domizil, um über Bräuche und Traditionen zu sprechen. Bad Muskau ist dabei nur eines von vielen Beispielen für lebendige Traditionspflege in allen Kursana Häusern: Es gibt Feste und Veranstaltungen und viele Bewohner tragen auch im Alltag ihre heimische Tracht – auch wenn das langsam aus der Mode kommt. Sylvia Panoscha frischt Erinnerungen auf: „Ich trage die Alltagstracht einer verheirateten Frau“, sagt die zweifache Mutter. „Natürlich kennen wir hier alle Sorben vom Sehen und früher gehörten Frauen in Tracht in den Dörfern zum Straßenbild“, sagt die Ergotherapeutin Anja Luther, 37, deren Uroma ebenfalls Sorbin war. Bei diesem Brauch stellen Kinder im Januar einen Teller auf die Fensterbank. Am nächsten Tag liegen Süßigkeiten darauf. Die Vögel, die den Winter über gefüttert wurden, haben sich bedankt ... Während dieser Brauch eher Kindheitserinnerungen weckt, werden vor Ostern auch in den anderen Kursana Häusern der Region die Eier in sorbischer Tradition verziert. Mit Rund 50.000 Sorben leben in der Wachstechnik entstehen dabei kleiLausitz zwischen Bautzen, Hoyers- ne Kunstwerke. Viele Bräuche blüwerda, Weißwasser und Bad Mus- hen allerdings nur noch im Verborkau. Ihr Recht auf genen. Warum kaum Wahrung ihrer Kuleine Sorbin in far„Die Sorben tur und Sprache ist benfroher Tracht heigehören dazu“ gesetzlich verankert. ratet, kann die TraIm Laufe des jahrhundertelangen Zu- ditionspflegerin ebenfalls klären: „Es sammenlebens haben einige sorbi- gibt eine bunte Tracht für die jungsche Bräuche in den regionalen All- fräuliche und eine schlichte für die tag Einzug gehalten. „Die Vogel- andere Braut“, schmunzelt Sylvia Pahochzeit ist etwas sehr Schönes“, noscha. schwärmt eine Seniorin im Publikum. 11 Klasse(n)-Fahrt Reisen zu den Wurzeln – zu Orten der Kindheit. Das bietet das Kursana Domizil Grimmen an. Für die Senioren sind diese Touren weit mehr als ein Tagesausflug. Erfrischende Erinnerungen werden wach, das gemeinsame Erleben verbindet. Ein Gekicher und Geschnatter in den Schulbänken. Und dann ist Ruhe: Die Lehrerin steht kerzengerade neben dem Lehrertisch, richtet einen strengen Seid-stillBlick auf die Klasse und fragt: „Sechs mal fünf?“ Die Schülerinnen melden sich brav. 12 I Das Titelthema Nein, natürlich sind wir nicht in einer heutigen Schule – sondern auf einem Ausflug in die Vergangenheit, der offensichtlich verjüngt. Die Lehrerin, Hildegard Stiehm, ist 88 Jahre alt und arbeitete fast 50 Jahre in diesem Beruf. Sie ist plötzlich wieder die strenge, geachtete Respekts- person. Und ihre Schülerinnen, alle zwischen Mitte 70 und Ende 80, sind wieder die kleinen Mädchen mit den Zöpfen, die sich gern unter dem Blick der Lehrerin wegduckten. Jede erzählt, auf welcher Bank sie aus taktischen Gründen früher gesessen hat. Zusammen in Erinnerungen schwelgen: In der „Biographiearbeit“ beschäftigen sich die Senioren mit der eigenen Lebensgeschichte. Sie weckt Erinnerungen, hält sie lebendig und schafft neue Impulse im Alltag Tatsächlich sind die Damen nie zusammen zur Schule gegangen, aber sie leben alle schon seit Jahren im Kursana Domizil in Grimmen. Und das Team um Direktorin Irene Salomo und Pflegedienstleiterin Elfriede Henning hatte die Idee, für die Bewohner Reisen an die Stätten der Kindheit zu organisieren. Für die Expertinnen ist das – neben der Freude für die Bewohner – auch ein Stück so genannter „Biographiearbeit“: Mehr über einen Menschen zu erfahren, bedeutet, ihn individueller pflegen und betreuen zu können. sie wieder die Blasen an den Füßen zu spüren. Auf der Tour durch die Dörfer heißt es immer wieder: „... und da stand die Schule, da das Kulturhaus. Was haben wir dort getanzt und gefeiert.“ Und es fallen auch anerkennende Sätze für die spätere Generation: „Das ist jetzt aber schön geworden.“ Der Kleinbus hält oft, um Zusammen mit der ehemaligen Leh- die Damen aussteigen zu lassen. In rerin Hildegard Stiehm sind dieses Gransebieth, wo Thea Rehfeldt zu Mal vier weitere Frauen mit dem Hause war, kommt sofort eine eheKursana-Bus unterwegs: Dora Has- malige Kollegin, um sie zu begrüßen. sel, 85, Ursula Orlowski, 81, Thea In Borgstedt, beim ehemaligen Haus Rehfeldt, 79, und Charlotte Heyer, von Charlotte Heyer, sind die Nach76. Mittelpunkt des Ausflugs: der barn zur Stelle. Charlotte Heyer ist mecklenburg-voretwas verstimmt, Jünger, fröhlicher pommersche Ort denn als sie hier Kirch-Baggendorf, kommen sie zurück lebte, war alles pidas Hauptdorf mit kobello, jetzt rankt Kirche. Hier sind vier der Frauen kon- das Unkraut. Schwamm drüber, firmiert worden, und hier steht auch scheint sie sich aber zu sagen, als das Schulmuseum, das sie heute sie wieder im Bus sitzt. besuchen. „Ich musste fünf Kilometer bis zur Schule laufen – in Holz- Das Wasserschloss Thurow ist das pantinen“, erinnert sich Charlotte nächste Ausflugsziel – und gleich Heyer, und augenblicklich scheint nach dem Krieg der Arbeitsplatz von Lehrerin Hildegard Stiehm. Das bedeutete gleichzeitiger Unterricht vor 60 Kindern in zwei Klassenstufen. „Und die waren diszipliniert“, erinnert sie sich. Ob es an der Legende lag? Schließlich sollen im großen Saal des Schlosses eingemauerte Ritter manchmal an den Türen kratzen. Alle Frauen erinnern sich lachend an diese alte Grusel-Geschichte. Über drei Stunden ist das Trüppchen unterwegs, kein Anzeichen von Müdigkeit, ganz im Gegenteil: Aufgekratzt kommen sie zurück ins Domizil. „Die Stätten meines Lebens zu besuchen, ist einfach schön“, sagt Hildegard Stiehm. „Aber richtig schön war es, die Geschichten zu teilen, die wir uns erzählt haben.“ 13 Im Kursana Domizil Ergolding ist die Kapelle zu Gertrud Sagners Lieblingsort geworden. Auch viele andere Kursana Häuser verfügen über Andachtsräume Seel-Sorge Im Glauben haben viele Bewohner ihre Heimat gefunden. Auch zwei Berlinerinnen, die in der domizileigenen Kapelle in Ergolding die Nähe Gottes suchen. Zwei Türen trennen die Ka- stets allen offen. Viele Senioren, pelle vom allgemeinen Trubel des Mitarbeiter und Angehörige komKursana Domizils Ergolding. Wer die- men hierher. se Türen hinter sich lässt, kehrt ein an einen besonderen Ort. Kraftvoll „Die Erinnerung ist das Licht, das leuchtet das Blau, Orange und Gelb leuchtet, wärmt und tröstet“, steht der Bleiverglasung hinter dem Altar. auf einem Kärtchen, das im GebetDer heilige Konrad ist dargestellt, buch von Hildegard Käs, 81, steckt. die Sonne, eine MaEs ist weit mehr als „Unser Glaube rienfigur. Das hohe die Erinnerung, die Spitzdach verstärkt sie und ihre sieben gibt uns viel“ den erhabenen EinJahre ältere Schwesdruck einer Kirche. Es gibt einen Al- ter Gertrud Sagner regelmäßig in die tar, Tabernakel, Harmonium, eine Kapelle zieht. „Unser Glaube gibt schöne Kreuzwegdarstellung. Und uns sehr viel“, sagt Hildegard Käs. die Kapelle steht – wie auch die zahl- Ihr Elternhaus in Berlin war kathoreichen Kapellen und Andachtsräu- lisch, die schönsten Jugend-Erinneme in anderen Kursana Häusern – rungen verbinden beide mit der Kir14 I Das Titelthema che, mit der Jugendgruppe, mit der Familie. „Aus dem Beten ziehe ich Kraft“, betont Gertrud Sagner. Dafür schätzt die Berlinerin diesen Ort, der für den Glauben reserviert ist. „Viele sagen ja, beten kann man überall. Das stimmt. Aber in der Kirche gibt es zusätzlich die Gemeinschaft.“ Deshalb ist sie froh, dass ihr das Domizil in Ergolding diese Gemeinschaft bietet. Und sie lobt den Pfarrer: „Der sagt ein paar Worte, und schon fühle ich mich geborgen und zu Hause.“ Die Geborgenheit des Andachtraums wissen viele zu schätzen – auch ohne religiösen Hintergrund. Die Ergotherapeutin Alexandra Süßenguth beispielsweise. Sie hatte in ihrer Kindheit in Thüringen keinen Bezug zum Glauben. Doch im Domizil ist ihr die Bedeutung der Kapelle bewusst geworden. Sie versteht, was dieser Ort gläubigen Senioren bedeutet: „Eine Bewohnerin, die nach einem Schlaganfall die Sprache verlor, begleite ich so oft wie möglich mit ihrem Rollstuhl in die Kapelle. Sobald sie dort ist, beginnt sie zu strahlen.“ Reiselust im Kopf Bücher sind die Nahrung der Seele, sagt ein arabisches Sprichwort. Das Kursana Domizil Berlin-Lichtenberg kümmert sich besonders um diese nahrhafte Seelenkost. Bis zu 40 Bücher tauscht Kathrin Witzenhausen jede Woche aus. Langeweile ist damit in der Bibliothek des Kursana Domizils Berlin-Lichtenberg ausgeschlossen Reisen – das war für Horst Brusig Lebenselixier. Die ehemalige Sowjetunion, Bulgarien und wo man sonst noch so hindurfte als Bewohner der ehemaligen DDR. Nach dem Mauerfall kam Italien dazu. „Das ist der Dom von Siena“ sagt der 81-Jährige mit blitzenden Augen, als er den Bildband über die Stätten des UNESCO-Weltkultur- und -Naturerbes aufschlägt. Horst Brusig stöbert gern in dem großen Bücherregal, das einladend im Foyer des Domizils in Lichtenberg steht. Eine Bibliothek stellt man sich zwar größer vor, aber die Überschaubarkeit ist Konzept. „Früher hatten wir einen Raum mit fast 40.000 Bänden“, erzählt Kathrin Witzenhausen, 39. Mit engen, nicht gerade rollstuhlgerechten Regalreihen und fixen Öffnungszeiten. Bis die Sozialarbeiterin eine Idee hatte: Warum nicht einen zentralen Blickpunkt schaffen, an dem jeder vorbeikommt? und ausleihen“, erklärt sie. Denn das Besondere: Nicht nur die Bewohner greifen gern ins Regal. Gäste, die zu Kulturveranstaltungen oder dem öffentlich zugänglichen Mittagstisch kommen, leihen sich oft ein Buch aus. Das geht ganz unbürokratisch: Einfach mitnehmen Seit zwei Jahren ist die sich stetig und nach dem Lesen wieder zurückerneuernde Kompakt-Bibliothek ein stellen. beliebter Treffpunkt. Romane, Biographien, eine Krimiecke – für jeden Auch Horst Brusig wird den Bildband Geschmack ist etwas dabei. Selbst „Das Welterbe“ mit in sein Zimmer Bilderbücher, wenn Enkel und Ur- nehmen. „Über Orte zu lesen, die enkel zu Besuch kommen. „Auch bei man schon einmal besucht hat, ist Angehörigen und den Leuten aus herrlich“, schwärmt er, „Lesen hält dem umliegenden Wohngebiet hat Geist und Seele zusammen.“ sich herumgesprochen, dass wir immer spannenden Lesestoff suchen ... 15 „Ein Teil des Teams“ „Ich leite ein Haus, das ich von der Eröffnung an wachsen gesehen habe und mit dem ich selbst gewachsen bin“, sagt Maik Kilian, 31. Seit April 2011 ist er Direktor des Kursana Domizils Barsinghausen. „Die Entscheidung für die Altenpflege war für mich goldrichtig. Ich arbeite gerne mit Menschen und empfinde meine Arbeit tagtäglich als sinnvoll und sehr befriedigend“, meint der Familienvater. Nach seiner Ausbildung zum Altenpfleger absolvierte er an der Kursana Akademie mehrere Fortbildungen, darunter eine Weiterbildung zur Hygienefachkraft und die Ausbildung zur Pflegedienstleitung. Ins Kursana Domizil kam Maik Kilian am Eröffnungstag im Oktober 2007 als Wohnbereichsleiter. Im Zwei-Jahres-Rhythmus stieg er die Karriereleiter hoch: zum Pflegedienstleiter und dann zum Direktor. Für ein Porträtfoto allerdings wollte er sich nicht zur Verfügung stellen: „Wenn, dann nur im Kreis der Mitarbeiter. Schließlich bin ich ein Teil des Teams.“ Karriere in der Kursana-Familie „Das hier ist mein zweites Zuhause“, sagt Susanne Weidig, die seit Mai den Pflegedienst der Kursana Residenz Krefeld leitet – und dabei mit Riesenschritten Karriere gemacht hat. Infos zur Kursana Akademie unter www.kursana.de Gute Pflege durch gute Mitarbeiter: Mit Kompetenz, Engagement und Freude im Umgang mit Menschen hat es Susanne Weidig von der Pflegeassistentin bis zur Pflegedienstleiterin geschafft Dienstagmorgen gegen 9 Uhr. Pflegedienstleiterin Susanne Weidig ist auf ihrem täglichen Gang durch die Wohnbereiche. „Guten Morgen, Frau Schulz! Klappte es mit dem Durchschlafen letzte Nacht? ... Hat nicht heute Ihre Tochter Geburtstag? 16 I Das Titelthema ... Haben Sie auch genug getrunken?“ Sie nimmt sich Zeit, wartet geduldig auf Antworten und führt Gespräche: „Sind Sie am Wochenende wieder Motorrad gefahren?“, fragt Bewohner Johannes Georgi, 85, sie nach ihrem Hobby. Die beiden fachsim- „Wir brauchen engagierte Pflegekräfte“ peln. Das Verhältnis zwischen der 48-Jährigen und den Bewohnern ist vertraut. „Ich kenne die Menschen hier sehr gut. Kenne ihre Biographien, weiß, was sie erlebt haben“, sagt Susanne Weidig. verteilt konkrete Aufgaben. Hier zeigt sich, wie vertraut sie inzwischen mit den Managementaufgaben einer Pflegedienstleiterin ist. Im Laufe des Tages steht noch viel Verwaltungsarbeit an. Sie spricht mit externen Dienstleistern und Lieferanten, kümmert sich um Personalfragen. Und immer ist Zeit zwischendurch für Gespräche mit zukünftigen Bewohnern – und mit Angehörigen: „Ich will früh genug erfahren, wenn etwas nicht so läuft, wie es die Angehörigen wünschen.“ 2009 kam sie als Pflegeassistentin zur Kursana Residenz Krefeld und beendete hier auch ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft. Seit dem 1. Mai 2011 leitet sie den stationären Pflegedienst – der vorläufige Höhepunkt einer Blitzkarriere. „Für mich ist der Beruf wirklich eine Berufung. Man bekommt so viel zurück. Wenn die „Unser Haus lebt von der KommuBewohner mich anlächeln, wenn ich nikation und dem familiären Miteinmerke, dass sie sich wohl fühlen, ander“, ergänzt Residenzdirektorin macht mich das einfach zufrieden“, Angelika Hensen, 50. Für ihre Pflesagt sie. Obwohl ihr gedienstleiterin heißt „Das hier ist auch anzumerken ist, das vor allem Teamdass der Beruf nicht work. „Ich komme ja meine Berufung“ nur fröhliche Seiten von der Basis, von hat: „Ja, ja, Stress muss man auch der Pflege. Und das möchte ich auch aushalten können und Kraft kostet er nicht verlieren“, sagt Susanne Weiauch“, gibt sie zu. dig und packt mit an, um einen Bewohner aus seinem Rollstuhl zu heDie Begrüßungsrunde durch die ben. „Stillstand gibt es bei uns nicht“, Wohnbereiche ist das erste, was Su- schnauft sie noch ein wenig außer sanne Weidig morgens macht. An- Atem. derthalb Stunden nimmt sie sich dafür jeden Tag. Danach setzt sie sich mit dem Pflegeteam zusammen und bespricht die aktuelle Situation, Für die Altenpflege verließ die tiefgläubige Swapna Njondimackal, 32, sogar ihren Orden. Die Inderin, die im Alter von 15 Jahren in ein Kloster eintrat, später studierte und dann als Lehrerin arbeitete, absolvierte in Deutschland eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Danach wurde sie nach Indien zurückbeordert – und war verzweifelt: „Für mich ist das der schönste Beruf, den es gibt. Aber in Indien würde ich damit keine Arbeit finden.“ Diese Arbeit hat sie nun im Kursana Domizil Vaihingen gefunden. Direktorin Silvia Wöhrle hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die indische Pflegefachkraft, die ihr wärmstens empfohlen worden war, nach Vaihingen zu holen: „Wir brauchen doch hier in Deutschland solch professionelle und engagierte Pflegekräfte. Da war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns für Swapna eingesetzt haben.“ Seit einem Jahr sind alle rundherum zufrieden mit der fast immer strahlenden Fachkraft. „Wenn sie in ein Zimmer kommt, ist es so, als ginge die Sonne auf“, sagt die Direktorin. Infos über Stellenangebote und Karrieremöglichkeiten unter dem Stichwort „Jobs & Karriere“ auf der Kursana Website www.kursana.de sowie in der Broschüre „Gute Pflege sucht gute Mitarbeiter“ (als PDF zum Download). 17 Einen alten Baum verpflanzt man ... nur ganz sanft. Gisela Dörflinger zog nicht nur in die Kursana Residenz Prien ein, sie brachte ein Stück Zuhause gleich mit – unterstützt von Eleonore Mathaus Die WohlfühlBeraterin Heimisch werden hat viel mit dem Umfeld zu tun. Denn Wohnqualität ist Lebensqualität, findet Wohnberaterin Eleonore Mathaus aus der Kursana Residenz Prien. Sie steht neuen Bewohnern zur Seite. Das Bett passt zentimeterge- tung und Wohnberatung, zufrieden nau, auch die Ahnengalerie und ei- an. „Ich fühle mich hier zu Hause“, nige Erbstücke sind sagt die Seniorin und „Den eigenen Stil würdig platziert. Im strahlt. Im Oktober Appartement von Gi2010 ist sie umgeweiter pflegen“ sela Dörflinger, 87, zogen. „Von der groblicken sich die Bewohnerin der Re- ßen Wohnung, in der ich 39 Jahre sidenz am Chiemsee und Eleonore gelebt habe, in dieses Appartement.“ Mathaus, 56, zuständig für Vermie- Fast zwei Drittel weniger Platz hat 18 I Das Titelthema die Witwe nun. „Da musste ich mich von vielem trennen, aber es hat gut geklappt“, sagt sie. Zu verdanken hat sie den reibungslosen Ablauf zu einem wesentlichen Teil Eleonore Mathaus. Mit Zollstock, Grundriss, Stift und Block kam sie in die Wohnung von Gisela Dörflinger nach Traunstein. „Zuerst einmal gilt es, genau zuzuhören, zu erfassen, was dem Einzelnen wirklich wichtig ist“, sagt die energiegeladene Frau, die seit vielen Jahren in der Residenz arbeitet und 2009 eine von Kursana unterstützte, sechsmonatige Fortbildung zur Wohnberaterin gemacht hat. Aus ihrer Erfahrung weiß sie: „So ein Umzug bedeutet Stress. Wenn sich die Senioren verstanden fühlen, verschwinden die Ängste und der Schritt in die Senioreneinrichtung fällt leichter.“ Residenz-Direktor Ralf Menze, 42, ergänzt: „Damit der Neuanfang gelingt, rate ich den Senioren, sich Zeit zu nehmen. Damit tut man sich einen Auswahl mit Bedacht Zehn goldene Tipps zur Wahl einer Senioreneinrichtung großen Gefallen. Gut ist, wenn ein Verwandter am Umzugstag dabei ist. Und wichtig ist, dass man Dinge behält, die einem ans Herz gewachsen sind. Und dass man den eigenen Stil weiter pflegt.“ und nicht als Rückschritt empfinde: „Die Energie, die vorher für lästige Pflichten aufgebraucht wurde, wird wieder frei – denn darum kümmern sich jetzt andere.“ Bevor es soweit ist, sorgt die Priener Wohnberaterin dafür, Struktur in den Umzug zu brinDoch natürlich bedeutet jeder Um- gen. Es wird ein Zeitfenster festgezug ein Abschiednehmen, einem jah- legt, alle vor dem Umzug notwenrelang vertraute Gedigen Schritte sind genstände bleiben „Jedes Teil gehört zur geplant. Meist orgazurück. „Jedes Teil ist Lebensgeschichte“ nisiert Eleonore Maein Stück Lebensgethaus auch Spedition schichte und gehört dazu“, weiß und Möbelpacker. „Die kenne ich seit Eleonore Mathaus. Sie hat aber auch Jahren als rücksichtsvolle Helfer, die Gegenteiliges erlebt: „Es kann be- vor allem die Ruhe bewahren.“ freiend sein, Ballast abzuwerfen.“ Ansonsten rät sie: „Bei besonderen Ge- Mit Ruhe allein ließ sich Gisela Dörfgenständen ist es etwas sehr Schö- lingers kniffligstes Umzugsproblem nes, sie zu verschenken. Es gibt dem allerdings nicht beheben: der zu groBeschenkten Anerkennung und man ße Flachbildschirm. „Zusammen mit bleibt in Verbindung.“ Wenn kein Ver- meinem Sohn hatte ich ihn extra wandter oder Bekannter da ist, ver- für die Residenz gekauft. Aber dann mittelt sie solche Dinge an Hilfs- passte er nirgends richtig hin“, sagt organisationen. sie. Ein Priener Elektriker sorgte schließlich durch eine spezielle AufGrundsätzlich gehe alles leichter, hängung für die Lösung. Vermittelt wenn man den Einzug als Chance natürlich durch Eleonore Mathaus. 1. Notieren Sie sich vor der Besichtigung, was Ihnen wichtig ist. Kann man probewohnen? 2. Wie ist Ihr erster Eindruck? Riecht es gut? Wie ist die Atmosphäre? 3. Werden Ihre Fragen beantwortet, Ihre Probleme ernst genommen? Zeigt man Ihnen das ganze Haus? 4. Welche Wohn- und Pflegemöglichkeiten gibt es? Können Sie eigene Möbel mitbringen? 5. Bestehen Gemeinschaftsflächen? Hat das Haus einen Garten oder Terrassen? Gibt es Angebote wie Friseur oder Fußpflege? 6. Wie gehen die Mitarbeiter mit den Senioren um? Ist der Ton ruhig und freundlich? 7. Gibt es ein Beschwerde- und Qualitätsmanagement? 8. Gibt es vielfältige, regelmäßige Aktivitäten? Welche therapeutischen Möglichkeiten werden angeboten? 9. Hat das Haus eine eigene Küche? Ist der Speiseplan abwechslungsreich? Nehmen Sie ruhig am Essen teil. 10. Wird der Heimvertrag vor der Unterzeichnung zur Prüfung ausgehändigt? 19 Ältesten-Rat Stillsitzen ist nichts für mich „Wie ich über 100 geworden bin? Ich brauche Aktion und Bewegung, bin viel an der frischen Luft. Tanzen und Kegeln liebe ich. Ich genieße die Sonne ... und den Piccolo am Feierabend.“ 20 I Das Zitat Maria Spohr, 102, aus Bad Godesberg führte ein stadtbekanntes Bekleidungsgeschäft und sagt von sich, dass sie zeitlebens nie ernsthaft krank war. Seit zwei Jahren lebt sie in der Kursana Villa Bonn und schätzt besonders die kulturellen Angebote. Ich lege Wert auf Schönes „Wie ich über 100 geworden bin? Ein gepflegtes Äußeres, adrette Kleidung, eine schöne Umgebung – das ist mir wichtig. Und der Friseur alle 14 Tage ... und das NDR-Nordmagazin abends.“ Else Warning, 103, geboren in Stolp im ehemaligen Pommern, hat eine Tochter, einen Enkel und einen Urenkel. Sie pflegt den Kontakt zu ihrer Familie und nimmt rege an allen Veranstaltungen im Kursana Domizil Greifswald teil. 21 „Das wird lustig im Heim“ Der Journalist und Autor Dr. Konrad Franke, 73, wird bald in eine Senioreneinrichtung ziehen. Gern und freiwillig. Seinen Standpunkt begründet er in einem Streitgespräch in der Zeitschrift „chrismon“, das wir in Auszügen wiedergeben. Sie behaupten, es gäbe nichts liegt auf den Menschen, die jetzt alt Besseres und Vernünftigeres, sind. als im Alter ins Heim zu gehen ... Jawohl! Ich bin Jahrzehnte jünger und will auch nicht ins Heim. ... aber da will kaum einer freiwillig Schauen Sie sich mal ein paar Heime hin. an, dann werden Sie Ihre Meinung Die Leute, die das behaupten, sind ändern. Denn in der Mehrzahl der geprägt davon, wie Heime nach Heime wird gut bis sehr gut bedem Krieg waren – die Kinderheime, treut und gepflegt. Ich weiß das, weil Flüchtlingsheime, Lehrlingsheime, ich mir mittlerweile über 300 Heime Soldatenheime. Die gute Idee Heim angesehen habe. war völlig verkommen durch die Nazis und durch den Krieg. Diese Last Dann sag ich Ihnen mal ein paar 22 I Im Gespräch Dinge, vor denen mir graust: winzige Zimmer, sogar Mehrbettzimmer. Die Zweibettzimmer werden gerade überall abgebaut. Der Standard steigt im Moment ziemlich schnell. Weil sonst die Klientel wegbleibt. Ich will 23 Quadratmeter haben, mindestens, dazu noch ein Bad. Urinpfützen auf dem Boden. Schlimm. Eine Urinpfütze kann es natürlich immer mal geben, aber dann muss gleich gewischt werden. Heute hat jedes ordentliche Haus eine Hygienebeauftragte und ein Qualitätsmanagement. Da ist viel passiert. Weil die Kundschaft anspruchsvoller geworden ist, vor allem die Angehörigen. Die sind schwerer zu pflegen als die Heimbewohner, sagt ein Branchenscherz. Aber bestimmt werde ich bevormundet. Ach was! Das zeitgemäße Heim zeichnet sich durch Flexibilität aus. Warum reden Sie so positiv über Altenheime? Es fing damit an, dass meine Eltern ins Heim kamen. Als ich sie besuchte, erwartete ich voll schlechten Gewissens, in ein schreckliches Heim zu kommen – wo die Leute nicht genug zu trinken bekommen, wo sie tagelang in ihrer Sch... liegen. Aber meine Geschwister und ich waren positiv überrascht. Meine Mutter brauchte ein bisschen Zeit zum Eingewöhnen, aber nach vier Wochen sagte sie: Junge, wenn ich gewusst hätte, wie das hier ist, wäre ich schon viel früher reingegangen. Da fragte ich mich: Haben wir einfach unverschämtes Glück gehabt mit diesem Heim, oder gibt es noch mehr solcher Heime? Also fing ich an, mir Heime anzuschauen. Und? Es gibt viele gute Heime. Ich bin zwar Laie, aber ich spreche immer mit den Bewohnern, ich gehe manchmal bei der Grundpflege mit, begleite den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung oder die Heimaufsicht, um zu sehen, wie die prüfen. Der MDK hat den Heimen ja auch gerade relativ gute Noten gegeben, 1,9 im Schnitt. Das ist realistisch. Aber die Deutschen sind empört: Das kann doch nicht sein, ein Heim hat schlecht zu sein! Hm, bis jetzt haben Sie mich noch nicht überzeugt, ein Leben im Altenheim gut zu finden. Und Sie wollen tatsächlich richtig früh ins Heim ziehen? Das habe ich vor. Wenn ich die vier Treppen zu unserer Wohnung nicht mehr gut schaffe, gehe ich in ein Heim. Meine Frau ist jünger, die wird nachkommen. Ich sollte mich also schon in jüngeren Seniorenjahren ins Unvermeidliche fügen? Ja, lieber Gott, das Leben hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und das weiß man. Wer hindert die Menschen daran, sich frühzeitig eins auszugucken? Ich freu mich aufs Heim. Das wird lustig. Wieso lustig? Wissen Sie, ich bin dann schwerelos. Für Wohnung und Wärme, Essen und Trinken ist gesorgt. Ist doch herrlich! Ich kann mich ganz den Dingen widmen, die ich schon immer machen wollte. Abdruck in Auszügen mit freundlicher Genehmigung von „chrismon - Das evangelische Magazin“, Ausgabe 07.2011. Interview: Christine Holch Zur Person Dr. Konrad Franke, 73, ist Journalist und leitete bis 2002 den Kulturbereich beim Deutschlandradio Berlin. Seit seiner Pensionierung hat er sich über 300 Alten- und Pflegeeinrichtungen angesehen. Er schrieb den Bestseller „Gut leben im Heim“ (erschienen in der Serie Piper) und Heimführer für Berlin und München („Gut wohnen im Alter“, Verlag Homilius) sowie jährlich: „Residenzen - Premium-Wohnen im Alter“ (Edition Neureuter). 23 Noch mehr Abwechslung als zu Hause Regional und saisonal: Seit April geht Kursana mit dem „13-Wochen-Rahmenspeiseplan“ neue Wege in der seniorengerechten Ernährung – auch im Domizil Seelze. Küchenchef Lars Wallner, 30, freut sich, dass seine gesunde, ausgewogene Küche mit viel Vitaminen und Nährstoffen bei den Bewohnern so gut ankommt ... auch wenn über Geschmack gern gestritten wird Über Geschmack lässt sich Senioren-Trio gehört der achtköpfitrefflich streiten. Das wird deutlich, gen Küchenkommission an, die den wenn die Küchenkommission im nie- Speiseplan der Küche kritisch bedersächsischen Kursana Domizil gleitet. Seelze tagt. Gemüseeintopf ist das erklärte Leibgericht von Karl Woiski, „Die Bewohner gestalten mit. Ihre 87: „An die Kochkünste meiner Frau Anregungen sind wichtig für uns. ist aber noch niemand herange- Es muss den Senioren schmecken“, kommen.“ Margarete Siele, 78, wie- sagt Direktorin Elisabeth Mechelderum vermisst ihre hoff, 58. „Nicht von „Essen hält Leib und badische Heimat. ungefähr heißt es, Von Maultaschen Seele zusammen“ Essen hält Leib und träumt sie ... und Seele zusammen“, von Spätzle. Warum der Fisch denn sagt auch Küchenchef Lars Wallner, immer paniert werde, fragt Hilde- 30. „Und eine ausgewogene Ernähgard Rochinski, 92: „Ohne Kruste rung ist für Senioren ganz besonschmeckt er doch viel besser.“ Das ders wichtig“, fügt er hinzu. Seit 24 I Die Ernährung April hat er, wie alle Küchenchefs bei Kursana, ein neues Instrument, um die Ernährung so optimal wie möglich zu gestalten: den „13-Wochen-Rahmenspeiseplan“. Entwickelt wurde das Konzept von Spezialisten bei Dussmann Service, dem Betreiber der Kursana Küchen. „Der Plan schafft einen einheitlichen Rahmen für einen garantiert abwechslungsreichen Speiseplan in den Domizilen“, erläutert Jürgen Eisermann, Dussmann-Bereichsleiter Catering. Grundprinzip sei: mehr Abwechslung, mehr Auswahl, keine Wiederholungen. In dem groben Rah- men bleibt Platz für regionale Eigenheiten. Das ist ausdrücklich gewollt. „Was dem Bayern seine Schweinshaxe, ist dem Niedersachsen der Calenberger Pfannenschlag“, sagt Jürgen Eisermann. Die Beteiligten wissen aber auch davon zu berichten, dass, trotz der guten Vorsätze, in der Anfangsphase nicht immer alles rund lief. Dafür war das Gesamtprojekt zu bahnbrechend und komplex. Mittlerweile erfährt das neue Ernährungsangebot aber eine sehr hohe Akzeptanz und Anerkennung von den Senioren. Für den „13-Wochen-Rahmenspeiseplan“ gilt die Devise „garantiert sai- sonal und regional“. Für jede Jahres- Im Domizil Seelze gibt es noch eine zeit gibt es einen eigenen Plan mit Besonderheit: Nach jedem Essen täglicher Nährwertberechnung und können die Bewohner abstimmen, erprobten Rezepturen. Dabei bleibt ob es ihnen geschmeckt hat. Jeder – wie in Seelze – immer Raum für be- Gast im Speisesaal erhält dafür eine sondere Wünsche der Bewohner. rote (negativ) und eine grüne Karte Küchenchef Lars Wallner freut sich (positiv). Und wie oft sieht der Küüber Anregungen und setzt sie um, chenprofi die rote Karte? „Zum Glück wo immer das machbar ist: „Ich ver- selten“, meint Lars Wallner. „Manchsuche, die Geschmämal kommen auch „Garantiert saisonale cker unter einen Hut Bewohner zu mir und – genauer: in einen und regionale Küche“ schwärmen, dass es Topf – zu bekomschmecke wie früher. men.“ Aufmerksam verfolgt er daher Das ist für mich das schönste Komdie Diskussion um den „perfekten pliment.“ Wenn’s nicht schmeckt, Gemüseeintopf“. „Zu viele Kartof- wird ein Gericht einfach abgesetzt feln“, finden einige Bewohner. „Zu – „ohne Kompromisse“, sagt Elisaviel Gemüse“, bemängelt die Pro-Kar- beth Mechelhoff. toffel-Fraktion. Der „13-Wochen-Rahmenspeiseplan“ von Kursana vereint seniorengerechte Ernährung mit Abwechslung, saisonalen und regionalen Angeboten. Und: Es schmeckt! Geschmack mit Konzept Welche Vorteile hat der Rahmenspeiseplan für das Pflegepersonal? Er gibt den Pflegemitarbeitern eine klare Orientierung für die Ernährungsprotokolle und enthält Hilfestellungen beim Anrichten der Teller. Worauf kommt es bei seniorengerechter Ernährung an? Mahlzeiten für Senioren müssen vor allem ausgewogen sein. Außerdem ist es wichtig, auf Nährwerte zu achten. Viele Senioren haben einen zu geringen BMI, sind untergewichtig. Es gilt, ihnen schmackhafte und an ihre Bedürfnisse angepasste Liefern Sie den Domizilen Rezeptideen? Gerichte zu bieten. Die Projektgruppe hat eine Sammlung von 1.000 Rezepten mit Abbildungen angelegt. Die Küchenleitungen vor Ort ergänzen sie Worauf haben Sie außerdem geachtet? mit regionalen Rezepten und Bewohnerwünschen. Bei der Ernährung von Senioren müssen viele Sonderanforderungen Kathrin Sippel, Fachbereichsleiterin Ernährung & Hygiene, berücksichtigt werden. So haben Bewohner mit Diabetes, KauDussmann Service und Schluckstörungen oder Demenz besondere Bedürfnisse. 25 Lachen heißt Leben Gesundheits-Clownerie ist Spaß mit ernstem Anliegen. Das Kursana Domizil Markkleeberg engagiert Clowns aus Leipzig, um kranken Bewohnern zusätzlichen Lebensmut zu geben. Mit roten Knollennasen und riesigen Schuhen stehen „Kiki von Hempel-Sofa“ und „Kasper Knilch“ an der nachmittäglichen Kaffeetafel. Kiki kramt umständlich Kehrschaufel und Besen hervor. Nein, nein, nicht zum Saubermachen. Zum Musizieren. „Wollen wir etwas singen?“ Therapeutischer Spaß: Lachen öffnet das Herz, hebt die Grundstimmung und tut Körper und Geist gut 26 I Die Betreuung Ein Lächeln huscht über das ernste Gesicht von Elsa Schaller*, 88. „Wer seid ihr denn?“, fragt sie. Statt einer Antwort kommen die ersten Klänge. „In einer kleinen Konditorei, da saßen wir zwei und fraßen für drei.“ Kiki und der Kasper sind voll in ihrem Element. Singen und spielen, manchmal auch falsch, natürlich, sie sind ja schließlich Clowns. „Das Lied kenne ich“, sagt Elsa Schaller und muss lachen. „Fraßen für drei, so geht das aber nicht.“ Kaum gesagt, stimmt sie mit ein, nach und nach wird es ein richtiger Chor. Die Clownerie von Tine Göllner und Gerhard Neumcke (Foto Mitte) hat System: Nach jedem Besuch dokumentieren sie die Reaktionen jedes Einzelnen und berücksichtigen sie bei der nächsten „Vorstellung“ Seit September 2010 besuchen „Das macht man nicht.“ Da greift Clowns des Leipziger Vereins Kiki ein und jagt den Ungehorsamen „Clowns & Clowns“ alle zwei Wochen ein paar Runden um die Tafel … treibt den Bereich für deihn mit Kehrschaufel „Clowns wecken menziell Erkrankte und Besen raus auf im Domizil Markden Flur. Natürlich Erinnerungen“ kleeberg. „Das ist gibt der Kasper klein ein tolles Projekt“, schwärmt Uwe bei und muss zur Strafe ein GeburtsEbert, 41, Direktor des Domizils. „Da- tagsständchen für Waltraut Nowak*, bei zeigt sich sehr deutlich, dass 89, singen. Und fröhlich stimmen alle diese Auftritte Humor mit Methode mit ein: „Weil du heut’ Geburtstag sind.“ hast“, schallt es durch das Haus. „Wir müssen echt sein“ Denn für Tine Göllner, 31, alias „Kiki“, Wie ernst die Gesundheitsclowns ihsowie Gerhard Neumcke, 38, alias re Aufgabe nehmen, wird nach dem „Kasper Knilch“ hat die spaßige Se- Schluss des Auftritts deutlich: Denioren-Clownerie einen ernsten Hin- tailliert füllen sie für jeden Bewohtergrund. „Wir wollen die Menschen ner ein „Tagebuch“ aus, das mit Einnicht in erster Linie ‚bespaßen’, son- willigung der Angehörigen angelegt dern öffnen, ihre Gefühle locken“, wurde. Vermerkt sind darin beispielssagt Tine Göllner. weise Biographien, „Es ist sehr wichtig, „Lachen durchbricht bestimmte Vorlieden Bewohner so zu Negativstimmungen“ ben, aber auch konnehmen, wie er ist.“ krete Erlebnisse wähUnd Gerhard Neumcke ergänzt: „Für rend der Clown-Besuche. Dazu Dijeden von uns wecken Clowns mit rektor Uwe Ebert: „Angehörige blätihren lustigen Kostümen Kindheits- tern häufig darin und sind dann erinnerungen. Sie regen Neugier an, erstaunt, wie intensiv die erkrankten durchbrechen negative, depressive Bewohner am Leben im Haus teilStimmungen. Lachen hilft, schafft nehmen. Lachen ist eben doch die eine offene Atmosphäre.“ beste Medizin.“ Welches Ziel verfolgt die GesundheitsClownerie? In wenigen Worten gesagt: Wir wollen mit unseren Auftritten bei den kranken und pflegebedürftigen Menschen Selbstheilungskräfte und Lebensfreude stärken und die herkömmlichen therapeutischen Mittel durch die Kraft des Humors ergänzen. Als Clown kann ich auch dann Kontakt aufnehmen, wenn der andere nicht mehr sprechen kann. Kasper Knilch will doch plötzlich allen Ernstes auf die Kaffeetafel klettern. Mit Schuhen! Elisabeth Wolf*, 85, ist entsetzt und protestiert lautstark. * Namen von der Redaktion geändert Der gemeinnützige Leipziger Verein „Clowns & Clowns“ feierte kürzlich sein fünfjähriges Bestehen. Er hat etwa 20 Mitglieder und ist auf GesundheitsClownerie spezialisiert. Alle haben eine spezielle Ausbildung in der Clownerie. Sophie Hanses-Ketteler, 31, ist Theaterwissenschaftlerin und an der Ecole Lassaad de théâtre in Brüssel ausgebildete Improvisationsschauspielerin. Der Gesundheitsclown als Schauspieler? Nein, das würde nicht funktionieren. Wir dürfen den Bewohnern nicht nur etwas darbieten, sondern müssen sie vielmehr individuell einbinden. Wir spielen also keine Rolle, sondern leben den Clown, sind echt. Nur so ist es möglich, Lethargien zu vertreiben und Lebensgeister zu wecken. 27 Mit-Gefühl „Trauer gehört zum Leben und Trauer ist Leben“, betont Rainer Frühsammer, Direktor der Kursana Villa Hannover. Er begleitet Menschen in ihren letzten Stunden – und deren Angehörige in ihrem Schmerz. Hannovers Villen-Direktor Rainer Frühsammer (links auf dem Foto mit Bewohnerin Ingeborg Riemenschneider) hat sich als Sterbe- und Trauerbegleiter ausbilden lassen – zum Wohl der Betroffenen, denen der Trost hilft Verstorbene haben ihren eigenen Platz in der Kursana Villa Hannover: Ein hölzerner Baum trägt Namen und Lebensdaten. Direkt am Eingang steht ein Tisch mit einem Foto, das den Verstorbenen in einem unbeschwerten Moment zeigt. Eine Bibel, ein Buch über Engel sowie eine dezente Dekoration ergänzen die „Erinnerungsecke“. Diese Form der Erinnerung entspricht der Philosophie von Kursana, den Tod nicht auszuklammern. Viele Häuser haben Gedenknischen eingerichtet. Sie alle bleiben in Kontakt mit den Hinterbliebenen. Und selbstverständlich nimmt immer ein 28 I Das Porträt Vertreter des Hauses an der Beerdi- oder zu schweigen.“ Dennoch begung teil. Als ausgebildeter Sterbe- ruhigt es die meisten Bewohner, und Trauerbegleiter weiß Hannovers dass und wie man sich einmal an Direktor Rainer Frühsie erinnern wird. Der Seele ein sammer, 48: Wenn So wie an Dr. Klaus in einer SenioreneinDeumling, der im Fenster öffnen richtung ein Mensch August mit 87 Jahstirbt, ist es den Mitbewohnern ren – nur wenige Monate nach seimeist wichtig, dass sie eine Mög- nem Einzug in die Villa – schwer erlichkeit zum Abschiednehmen er- krankte und starb. Noch steht sein halten. Regelmäßig lädt er daher Foto im Entree, und seine Energie mit den Angehörigen zu Trauergot- scheint spürbar. tesdiensten in die Villa ein. Bei einer Fortbildung am TrauerNicht allen Bewohnern fällt es leicht, institut Deutschland in Bonn hat sich sich dem Thema Sterben zu öffnen. Rainer Frühsammer intensiv mit dem Rainer Frühsammer respektiert das: Thema Tod auseinandergesetzt. „Jeder hat das Recht, zu reden „Dieses Hintergrundwissen gibt mir die Basis“, sagt er. Wichtig sei dann „Ich finde es richtig, dass das Theaber, immer ganz genau hinzuse- ma Sterben kein Tabuthema ist“, hen, welche individuellen Bedürf- erklärt Ingeborg Riemenschneider, nisse und Ansprüche es gebe. „Die 85. Sie zog gemeinsam mit ihrem Biographie zu kenschwer erkrankten nen, ist unumgängMann Werner, 86, „Wir fühlen uns lich“, weiß der gevor einem Jahr in hier geborgen“ bürtige Schwabe. die Villa im Zoovier„Manchen hilft in den letzten Stun- tel. Inzwischen genießt sie das Leden ein gemeinsames Gebet, andere ben in der stilvollen Umgebung umso brauchen eher eine Berührung.“ mehr. Sie lernt Englisch und Bridge und schwärmt vom Besuch des Gerne arbeitet er in der Phase des Shakespeare-Stücks am Vorabend. Übergangs vom Leben zum Tod mit Ihr Urteil: „Hier ist es ein bisschen ätherischen Duftölen, um Körper wie in einer Familie.“ Und wie in einer und Seele in Einklang zu bringen. Familie gehöre auch der Tod dazu Und aus Hannover hat er eine alte – „wichtig ist es, dann nicht allein Tradition übernommen: Sobald ein zu sein. Deshalb fühlen mein Mann Mensch verstorben ist, öffnet er der und ich uns hier geborgen.“ Seele ein Fenster. Kursana Villa Hannover Im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion liegt die Kursana Villa Hannover. In stilvollem Ambiente bietet die Villa in 87 Appartements individuelle Wohnformen unter einem Dach. Neben Premium-Wohnen, Komfortpflege und Komfort-Demenzpflege gibt es einen normalen Pflegewohnbereich, dem – ebenso wie den anderen Bereichen – vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) hervorragende Qualität bestätigt wurde. Die Bestnote 1,0 vergab der MDK auch für die soziale Betreuung in der Villa. Begleitung auf dem letzten Weg In der Sterbebegleitung geht es darum, Menschen in den Tagen und Stunden vor ihrem Tod Beistand zu leisten. Neben einer schmerzlindernden medizinischen Versorgung ist menschliche Zuwendung sehr wichtig. An der Sterbebegleitung können auch Angehörige und Freunde mitwirken. Ausbildungsadressen vermittelt etwa der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband e.V. (DHPV): www.hhpv.de Trauerbegleiter stehen den Hinterbliebenen bei. Das TrauerInstitut Deutschland (TID) bietet unter anderem eine „Kleine Basisqualifikation“ für das Ehrenamt des Trauerbegleiters an. www.trauerinstitut.de Einen Überblick über seelische und praktische Hilfestellungen im Trauerfall bietet die Broschüre „Kleine Trauer-Fibel“. Zu bestellen unter www.die-ansprache.de 29 Streiflichter Diese Rubrik stellt einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt der Veranstaltungen, Engagements und Besonderheiten der 116 Kursana Häuser vor. Aus den Residenzen Residenzen haben einen hotelähnlichen Charakter, es gibt Ein- bis Drei-Zimmer-Appartements. Bei Bedarf stehen eine Vielzahl an Serviceleistungen zur Verfügung – bis zur Pflege im Appartement oder im integrierten Pflegewohnbereich mit komfortablen Einzel- und Doppelzimmern. Jubiläum erstrahlt das Haus in neuem Glanz. Ein Wintergarten, ein modernisiertes Café und ein repräsentativer Eingangsbereich finden die Zustimmung der Hanseaten. „Sehr bequem“, urteilen (von links) Liselotte Kramer, 90, Ingrid Rohde, 78, und Inge Berger, 85, über die neuen Sessel in der Lobby. 16 Jahre Kunsttradition Beeindruckende Vielfalt. Die zeigen die Mitglieder der Bewohnermalgruppe und der „Kreativen Stunde“ regelmäßig bei ihren Ausstellungen in der Residenz Refrath. Präsentiert werden unterschiedliche Stile und Techniken. Dabei kann die Malgrup- Die Band der 340 Jahre pe auf Kontinuität verweisen: Sie besteht bereits seit 16 Jahren und damit fast so lange wie die Residenz. „Die Musik hält uns jung“, sind sich die vier Mitglieder der Hausband in der Residenz Fürth einig. Friedrich Neues Ambiente zum Jubiläum Beyer, 91, Hans Nagler, 83, Erwin Verjüngungskur zum 25-jährigen Be- Witte, 82, und Rosemarie Dreßler, stehen der Residenz Hamburg. Zum 84,(v.r.n.l.) haben sich einen regel30 I Aus den Häusern rechten Fanclub erspielt. Bis zum letzten Platz besetzt ist das Foyer, wenn das Bewohner-Quartett alle 14 Tage ein Konzert gibt. Ihre Erkennungsmelodie: „Horch, was kommt von draußen rein.“ Fernweh à la Freddy Quinn „Seemann, deine Heimat ist das Meer“. Wenn der Shanty-Chor „Schulauer Jungs“ dieses Freddy-QuinnLied anstimmt, summt das ganze Publikum in der Residenz Wedel mit. In der Residenz, die unweit der Schiffsbegrüßungsanlage liegt, wird die maritime Tradition hochgehalten. „Seemannslieder stehen für das Fernweh, wenn man den Pötten am Elbufer nachschaut“, sagt Direktor Claus Heydebreck. Messe für das Traditions-Kurbad Bereits zum achten Mal fand die „Hausmesse“ in der Residenz Bad Pyrmont statt. Mehr als 40 Aussteller informierten über die Angebotspalette des Kurorts. „Eine tolle Präsentationsplattform“, lobte Bürgermeisterin Elke Christina Roeder. Aus den Domizilen Limbacher mit Bewohnern und SchüKursana Domizile bieten pflegebe- lern gemeinsam entwickelt. dürftigen Senioren aller Pflegestufen ein sicheres und selbstbestimmtes Mit 90 in der Wohngemeinschaft Leben. Die Häuser entsprechen dem neuesten Stand an Wohnkomfort und Funktionalität. Zentraler Bestandteil: die 24-Stunden-Betreuung. Angeboten werden auch Sonderpflegeformen, wie Dementenbetreuung. 28 Meter lange Maultasche Ein Baby namens Kursana Kurt Kursana. So heißt das Patenkind der Auricher Senioren. Das Seehundbaby wird derzeit in der Seehundstation Norddeich aufgezogen. Ein Jahr haben Mitarbeiter, Angehörige und Bewohner auf Veranstaltungen Geld gesammelt, um die Patenschaft zu übernehmen. Seit einem Besuch beim Patenkind sind die Senioren erst recht Feuer und Flamme für Kurt. Spaß in der Senioren-Wohngemeinschaft. Das haben die fünf Frauen und zwei Männer im Obergeschoss des Gubener Domizils. Die Bewohner im Alter zwischen Ende 60 und Anfang 90 versorgen sich weitgehend selbst, der Gemeinschaftsraum ist ein beliebter Treffpunkt. Zum Mittagessen geht es meist ins Restaurant des Domizils: „Da genieße ich auch die Kontakte außerhalb der WG“, sagt Charlotte Bansemer, 91 (links). Eine leckere Leistung für das Guinness-Buch der Rekorde. 28,13 Meter lang war die Rekord-Maultasche, die im Domizil Donzdorf gekocht wurde. Zum Wickeln der gefüllten Riesennudel waren mehr als 30 Helfer notwendig. Satt wurden von der Maultasche rund 250 Menschen. „Eine Volkstümliches von Ehrenamtlern sensationelle Aktion“, lobte DomizilDirektor Roland Penzenstadler. Kunstwerk an der Mauer Farbenfroh begrüßt das Domizil Kaiserslautern nun seine Gäste. Etwa 30 Schüler und zwei Lehrkräfte des benachbarten Gymnasiums schwangen die Pinsel und bemalten eine 46 Meter lange Wand an der Außenfassade. Die Idee hatte Direktor Kurt Harmonie nach 65 Jahren Ehe „Bei uns wohnt immer die Harmonie unter dem Dach”, sagen Hildegard, 84, und Hans Gerlach, 90, über ihre 65 Jahre Ehe. Das sei auch im „Im Frühtau zu Berge“, „Abend- Domizil Eisenhüttenstadt nicht ruhe überall“, „Die Vögel wollten anders, verrieten sie bei ihrer EiserHochzeit feiern“.... Wenn die Enz- nen Hochzeit. talsingers ein Volkslied aus ihrem großen Repertoire anstimmen, strahlen die Gesichter der Bewohner im Domizil Vaihingen. Die neun Ehrenamtler sind gern gesehene Gäste im Domizil. „Besonders den dementiell erkrankten Senioren bereiten sie viel Freude“, sagt Direktorin Silvia Wöhrle. 31 Aus den Villen “We speak English” – in Hannover Außergewöhnliche Lage und exklusive räumliche Ausstattung zeichnen die acht Kursana-Villen aus. Jede bietet drei individuelle Wohnformen: Premium-Wohnen, Komfortpflege und spezielle Komfort-Demenzpflege. Die Senioren leben in stilvollem Gründerzeit-Ambiente mit höchstem Wohnkomfort. Verwöhnen nach alten Rezepten „Nichts geht über Selbstgebackenes“, sind sich die Hobby-Bäckerinnen in der Villa Wiesbaden einig, wenn sie sich einmal wöchentlich treffen. Mit ihren Kuchen nach alten Rezepten verwöhnen die Back-Enthusiastinnen Annemarie Spieß, 82, Ilse Müller, 90, und Hilde Haas, 88, die Bewohner der Villa. „Da denkt keiner mehr an die schlanke Linie“, meint Direktorin Liane Sieger. 32 I Aus den Häusern Meeresbrise weckt Erinnerungen „Herrlich, dieser Geruch nach Meer und die frische Seeluft!“ Der Ausflug ins Ostseeheilbad Niendorf brachte Bewohner der Villa Reinbek ins Schwärmen. Gleich ein ganzer Reisebus war gestartet. Auf dem Programm: Fischessen, Strandspaziergang und ein Eis auf der Promenade. „Das weckt schöne Erinnerungen“, sagt Rosita Schiewitz, 88, ehemalige How do you do? So fing es in der Balletttänzerin an der Hamburger Villa Hannover vor einem halben Staatsoper. Jahr an. Im wöchentlichen Englischkurs werden Vokabeln und Grammatik wieder aufgefrischt oder komplett neu erlernt. „Ich bin begeistert. Als kürzlich chinesische Gäste in der Villa ein Konzert gaben, habe ich mich sogar getraut, mit ihnen Englisch zu sprechen“, sagt Dina Meyer, 93. Leidenschaft für Malerei „Ich habe schon als kleines Kind mit Pinsel und Farbe experimentiert“, er- Mit Muskelkraft auf Erlebnistour klärt Ilse Witschel, 91, ihre Leidenschaft. Die Malerin studierte an der Dresdner Kunstakademie und erntete internationale Anerkennung. Ihre Bilder hängen weltweit in Galerien – selbst in New York. Für Nachschub ist gesorgt: Sie hat ihr eigenes Atelier in der Villa Bonn und malt immer Einsteigen und los geht’s. Wenn die Bewohner der Villa Frankfurt ihre noch regelmäßig. Stadt einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchten, steht ein „Velotaxi“ bereit. Der Transport mittels Muskelkraft schont die Umwelt und macht Spaß. „Das wiederholen wir auf jeden Fall“, begeistern sich Walter Ernst, 93, und Liselotte Breitebach, 85. Weitere Berichte & Reportagen aus den Kursana Häusern finden Sie unter www.kursana.de Coco der Genießer Tiere gehören bei Kursana dazu. So wie Coco. Er ist ein Papagei und seit vielen Jahren das Maskottchen der Bewohner im Domizil Nienhagen. Wer das Domizil in der Die Direktorin gehört zu den weniNähe von Celle betritt, wird lebhaft gen Vertrauten, die Coco über das begrüßt. „Hallo! Hallo!“, tönt es von Köpfchen streichen dürfen. „Das rechts. Auf einem habe ich mir hart erKletterbaum sitzt „Coco ist der Mittel- arbeitet“, schmunzelt Graupapagei Coco, punkt des Hauses“ sie. Immerhin hat sie der jede Bewegung dem Vogel jeden ermit wachen Augen verfolgt. In den denklichen Luxus ermöglicht: Über Sitzgruppen des Foyers versuchen der Voliere brennt eine Wärmelamsich zumeist mehrere Bewohner an pe, die Heizung läuft auch bei someinem Kanon mit Schnalz- oder Pfeif- merlichen Temperaturen auf Hochgeräuschen. Das klare Ziel: ihren touren, um die von Arthrose geplagLiebling zum Sprechen oder Singen ten Krallen zu wärmen. zu bringen. „Coco ist der Mittelpunkt des Hauses. Er ist Hauptgesprächsthema und hat uns alle im Griff“, sagt Anke-Bettina Winter, 29. Die Käfigtüren sind weit geöffnet – denn Coco liebt es, durch die Gänge des Domizils zu wandern und seine Lieblingsbewohnerin Ingeborg Bartonitschek, 87, aus dem Zimmer zu pfeifen. „Hast du mal Stöckchen?“, fragt er keck und bekommt auch prompt ein Leckerli. Wenn Coco will, (aber auch nur dann!) dreht er mit Ingeborg Bartonitschek eine Runde auf dem Rollator. Behutsam nimmt sie Coco in beide Hände und drückt ihn an ihre Brust: „Ich genieße seine Wärme.“ Als Erbstück einer Bewohnerin residiert Coco nun schon seit über fünf Jahren in der Eingangshalle des Hauses. Mit einem geschätzten Alter von 80 Jahren könnte der Graupapagei noch weitere 40 Jahre für Unterhaltung im Domizil Nienhagen sorgen. Coco ist immer und überall dabei: beim Mensch-ärgere-dich-nichtSpielen, beim Singkreis, bei Feiern aller Art. „Nur bei Konzerten muss Coco raus, weil er so laut und intensiv mitflötet, dass er die Musiker völlig aus dem Konzept bringt“, lacht Anke-Bettina Winter. Mit seinen 80 Jahren kann es Coco mit vielen der Bewohner in Nienhagen aufnehmen, die ihn wie ein Enkelkind verhätscheln 33 BewegungsMelder Über fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Arthrose, dem Gelenkverschleiß. Die Schmerzen beginnen schleichend und werden dann immer belastender. Dennoch gilt: Die Gelenke sollten weiter gefordert werden. Bewegung ohne Belastung hilft am besten. 34 I Die Gesundheit Jede Bewegung schmerzt, die Gelenke fühlen sich steif an. Am liebsten würde man dem Schmerz aus dem Weg gehen und sich überhaupt nicht rühren. Doch das wäre falsch. „Einfach im Bett liegen zu bleiben, wäre für den Arthrotiker das Schlimmste“, weiß Professor Heinrich Hess, ehemals Chefarzt an der Orthopädischen Klinik in Saarlouis und Sportmediziner der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Als Berater der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V. wird er nicht müde, darauf hinzuweisen, wie wichtig Bewegung ist. Er erläutert die Hintergründe: „Wie Knochen und die Schmerzen lassen der Rest des Körpers altert auch der nach. Gelenkknorpel. Das Gelenk ist zwar sehr leidensfähig, unter starker „Viel Bewegung ohne große BelasBelastung oder im Alter ist aber tung ist für Arthrosepatienten ideal“, irgendwann ein Punkt erreicht, an rät Professor Heinrich Hess. Dabei dem der Knorpel Schaden nehmen sollte jeder nach seinen Möglichkann.“ Anders als ein Knochenbruch keiten aktiv sein. Ob eine regelmäverheilt der geschädigte Gelenk- ßige Gymnastik oder tägliches Spapuffer nicht. Bei fortzierengehen ist eischreitender Erkran- „Bewegung mindert nerlei. Hauptsache, kung entstehen Risdie Gelenke beweden Schmerz“ se und Riefen, der gen sich schonend. Knorpel baut sich immer mehr ab. Für Patienten mit einer Knie-Arthrose Jede Bewegung verursacht nun star- beispielsweise seien Schwimmen ke Schmerzen. Abgeriebene Knorpel- und Radfahren ideal – solange es im oder Knochenpartikel rufen Entzün- Alter noch geht. So lastet kaum Gedungen hervor. „Ein Patient neigt wicht auf dem Knie und der runde spätestens jetzt zu Schonhaltungen Bewegungsablauf sorgt für eine aus– und schädigt sein Gelenk damit reichende Schmierung des Gelenks. weiter“, sagt der Experte. „Helfen kann auch der direkte Nach„Schonhaltungen sind für die Arthro- bar des Gelenks – der Muskel“, erse fatal. Ist der Gelenkpuffer beschä- klärt er weiter. Ein leichtes Kraftdigt, braucht das Gelenk Schmiere, training unter Anleitung eines Physioum sich schmerzfrei oder zumindest therapeuten kann dem alterstypischmerzarm bewegen zu können.“ schen Muskelabbau entgegenwirProfessor Hess: „Diese Schmiere ken. Stärkt man die Muskeln rund entsteht aber erst durch die Bewe- um das geschädigte Gelenk, so köngung.“ Dieser sogenannte Anlauf- nen diese das Gelenk führen und entschmerz ist ein typisches Symptom lasten. Häufig verlangsamt dies das der Arthrose: Zu BeFortschreiten der Ar„Spazierengehen ginn einer Bewegung throse und kann so– also beispielsweigar den Einsatz eines ist ideal“ se bei den ersten künstlichen Gelenks Schritten nach dem Aufstehen – verhindern. Und die Lebensqualität schmerzt das betroffene Gelenk. bleibt erhalten. Geht man aber weiter, verteilt sich die Gelenkschmiere zwischen den Knorpelschaden am Kniegelenk Oberschenkel Knorpelschaden Unterschenkel Eine kleine Arthrose-Fibel n Bewegen Sie das erkrankte Gelenk regelmäßig – aber möglichst ohne Belastung n Muskeltraining unter Anleitung entlastet die Gelenke n Kühlen Sie nur entzündete Gelenke n Wärmen Sie die Muskeln rund um das schmerzende, aber NICHT entzündete Gelenk n Vermeiden Sie Übergewicht n Nehmen Sie viele Vollkornprodukte zu sich n Essen Sie viel Gemüse und Fisch; Soja-, Lein- und Walnussöl sind für Sie gesund n Verzichten Sie weitestgehend auf Nikotin und Alkohol 35 Die High-Tech-Helfer Technik für Senioren soll im Alltag helfen. Wir stellen einige innovative Neuerungen vor. Nicht dabei, aber viel diskutiert, sind Technikentwicklungen, bei denen der Praxisbeweis noch fehlt: „Serviceroboter“ zum Beispiel, die Gegenstände greifen und anreichen können ... oder ein vollautomatisches Badezimmer, das an die regelmäßige Medikamenteneinnahme und das Zähneputzen erinnert. Merke: „Wenn es so weitergeht mit der Technik, wird der Mensch eines Tages auf sich verzichten können.“ Vorlesen per Knopfdruck Als Buchvorlesegerät für Sehbehinderte und Blinde ist der „Plustek Book Reader BAT“ gedacht. Gedruckter Text aus Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften wird eingescannt, per Texterkennungs-Software umgewandelt und anschließend vom Gerät laut vorgelesen. Das funktioniert tatsächlich zuverlässig. Mit einem Preis von rund 600 Euro ist das Gerät vergleichsweise günstig. Computer ohne Maus Ähnlich wie spezielle Senioren-Handys gibt es jetzt auch spezielle SeniorenComputer und Computerprogramme. Die neueste Generation ist ohne Vorkenntnisse zu bedienen: Alle Funktionen werden durch die Bildschirmberührung („Touchscreen“) ausgelöst, das schwierige Hantieren mit der Maus fällt weg. Bewährt haben sich diese in Österreich entwickelten Computer – sie heißen „Pinguin“ und „Colibri“ – auch für demenziell Erkrankte. Dazu gibt es extra Softwareprogramme zum Gedächtnistraining. 36 I Die Neuheiten Lupe zum Kreuzworträtseln Lesehilfen und Leselupen gibt es inzwischen in vielen Formen und mit verschiedenen Vergrößerungen. Neu ist eine Schreiblupe, die speziell für die Anhänger von Kreuzworträtseln entwickelt wurde. Sie vergrößert 2,8-fach und sorgt durch LED-Lichttechnik für eine gute Ausleuchtung der Schreibfläche. Handy mit Sturzsensor Große Tasten, große Schrift, ein gut lesbares Display und leichte Bedienbarkeit – das sind Grundvoraussetzungen, die ein modernes Handy für ältere Menschen erfüllen muss. Bei den Neuentwicklungen kommen noch sprechende Tasten, Notrufknopf mit fest installierter Telefonnummer und ein automatischer Sturzsensor hinzu, der dank GPS den Aufenthaltsort in Notsituationen mitteilt. Robbenbaby zum Anfassen Große schwarze Augen schauen neugierig in die Welt. Ein weiches, weißes Fell lädt zum Knuddeln ein. Das ist „Paro“, ein computergesteuertes Robbenbaby aus Plüsch. Streichelt man es, reagiert es mit einem dankbaren Augenaufschlag. Entwickelt wurde die Plüschrobbe als therapeutisches Hilfsmittel insbesondere bei der Dementenbetreuung. Denn das Streicheln fördert das Wohlbefinden. Auch im Kursana Domizil Meerane sprechen einige Bewohner positiv auf „Paro“ an. Direktorin Andrea Tannert dämpft weitergehende Erwartungen: „Menschliche Pflege und Betreuung kann und wird Paro nie ersetzen, es ist ein Hilfsmittel.“ 37 Rätseln & Gewinnen Kennen Sie des Rätsels Lösung? Dann schicken Sie eine Postkarte an: Kursana Magazin, Friedrich-Ebert-Straße 1, 51429 Bergisch Gladbach. Mit etwas Glück gewinnen Sie ein Vierteljahr lang jeden Monat einen Blumenstrauß. Herzlichen Glückwunsch! Frau Christel Hassemer aus Oder: Geben Sie Ihre Postkarte einfach an der Rezep- Bermsheim ist die Gewinnerin der letzten Ausgabe. tion einer Kursana Einrichtung ab. Einsendeschluss ist Das Lösungswort lautete „Dampfbahn“. der 28. Februar 2012. regelmäßiges Vieleck Wohnort Haarfarbe im der Alter Asen Kaufartikel 7 k 9 Schmeichelei Meerenge in Skandinavien altrömische Hundertschaft 1 asiatisches Buckelrind Veranstaltungen (engl.) nicht weit entfernt Wellenreiter 11 Vorfahr 3 Teil der Glühbirne 6 kleinste Lasttier Schmutzpartikel Bindewort 5 Anrede und Titel in England nicht neu Ende, Schluss Initialen Mandelas USSchauspielerin (Liza) 4 Fahrzeug (Kw.) 1 38 mager 8 wesentlich T www.raetselschmiede.de 2 S 3 4 5 6 7 w G italienische Hafenstadt 2 o H Holzzaun medizinisch: Gaumenzäpfchen Hengst Siegfrieds (Sage) 10 tschechischer Autor † 1961 f a Segelkommando: wendet! Gottesurteil im MA. Dachkammer Blutrache R irische Grafschaft 8 9 10 11 z v Aktiv am Leben teilnehmen v Unterstützung in jeder Lebenslage v Sicherheit und Geborgenheit v Service und Komfort genießen v Gemeinschaft macht stark Kursana Residenzen GmbH Mauerstraße 85 10117 Berlin Telefon 0 30 . 20 25 - 20 00 Telefax 0 30 . 20 25 - 20 99 [email protected] www.kursana.de Kursana ist TÜV-zertifiziert Ein Unternehmen der Dussmann Gruppe Impressum Kursana Magazin Kursana Residenzen GmbH Mauerstraße 85, 10117 Berlin Telefon 0 30 . 20 25 25 25 Herausgeber Jörg Braesecke (V.i.S.d.P.) 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