Soll Militär wieder Ton angeben Mai 2015

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Soll Militär wieder Ton angeben Mai 2015
Mit hochradioaktiven Uran-Geschossen gegen russische Panzer
Soll Militär wieder Ton angeben?
Von Rudolf Hänsel
Geehrter Herr Dr. Hans Rühle!
Sie plädierten in der „Welt am Sonntag“ vom 26.04.15 für eine Ausrüstung der
Leopard-2-Panzer der Bundeswehr mit hochradioaktiver Uran-Munition für „den
Kampf gegen den russischen Panzer T90“. Sie setzen sich also als Experte für
Massenvernichtungswaffen wegen eines angeblich bevorstehenden Kampfs gegen
russische Panzer für die Anschaffung einer Massenvernichtungs- bzw.
Ausrottungswaffe ein, deren Ächtung wegen seiner verheerenden Folgen für
Soldaten, Zivilbevölkerung und Umwelt seit Jahren international gefordert wird. In
wessen Auftrag tun Sie dies? Erlauben Sie mir, Ihnen als Mitbürger, der nach den
unvorstellbaren Gräueln der Nazi-Diktatur in der Hoffnung aufwuchs, dass nie
wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen würde, zu sagen, was ich empfand, als
ich Ihren manipulativen Artikel las.
Als aufgeklärter Bürger, der sich seit vielen Jahren mit der völkerrechtswidrigen
Kriegsführung der USA-NATO mit Uranmunition vor allem in Serbien und im
Kosovo, in Afghanistan, in Somalia und im Irak auseinandersetzt, war ich entsetzt,
empört und zugleich menschlich beschämt ob einer solch perversen und
skrupellosen Forderung eines Juristen, der wider besseren Wissens von einer „nur
minimal strahlenden“ Uran-Munition spricht. Ich muss es so deutlich sagen!
Von Professor Siegwart-Horst Günter, dem inzwischen verstorbenen „Vater der
Bewegung gegen Uranwaffen“, vom Filmemacher Frieder Wagner („Deadly Dust“
/„Todesstaub“) und von engen Freunden aus den genannten Kriegsgebieten wurde
ich bereits in den 90er Jahren aus erster Hand informiert über epidemisch
auftretende Missbildungen bei Neugeborenen und sehr hohe Raten von Leukämie
und andere multiple Krebsarten als Folge des radioaktiven, hochgiftigen Staubs beim
Aufschlag und der Explosion der Uran-Geschosse sowohl bei den beteiligten
Soldaten und deren Ehefrauen als auch bei der jeweiligen Zivilbevölkerung (alles im
Internet nachzulesen!).
Serbische Experten haben die Konsequenzen der NATO-Bombardierung ihres
Landes 1999 wissenschaftlich ausgewertet und in einem Buch mit dem Titel „Crime
in War – Genocide in Peace“ (Verbrechen im Krieg – Völkermord im Frieden)
niedergeschrieben. Nach einer verbrecherischen Kriegsführung beginnt – oft zehn
oder mehr Jahre nachdem die Soldateska abgezogen ist – ein weiteres endloses
Sterben des geschundenen Volkes. Auch das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, mit
dem die USA das vietnamesische Volk in den 70er Jahren vergiftete, ist bis heute –
also noch 40 Jahre danach – eine tödliche Waffe.
Da die von Ihnen geforderte Munition für deutsche Panzer aus abgehärtetem Uran
(Depleted Uranium – DU) wie auch die in den beiden Weltkriegen eingesetzten
chemischen Waffen bzw. Gase eine deutsche Erfindung sind, wird man an den
Dokumentarfilm und das Buch über die Jugendvernichtung in Nazi-Deutschland mit
dem Titel „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ erinnert. Soll das weiter von
Deutschland behauptet werden können? Die permanente Kriegshetze
unverantwortlicher Politiker, Militärs und Journalisten gegen Russland und Ihre
Forderung nach dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen lassen das befürchten.
Die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel stimmten im Dezember 2014 gegen
eine von der UN-Vollversammlung eingebrachte Resolution, den Ländern, die unter
den Folgen von Uran-Munition leiden, internationale Unterstützung zuzusichern –
und lehnten damit ihre eigene Verantwortung für den Einsatz von DU-Munition ab.
Mit dem sehr wahrscheinlichen Einsatz dieser Munition bei den jüngsten USAngriffen gegen den „Islamischen Staat“ in Syrien und im Irak sowie der Verlegung
von A-10 Erdkampfflugzeugen (ausgerüstet mit Uran-Munition) von den USA nach
Osteuropa kann also die völkerrechtswidrige Kriegführung „munter“ weiter
betrieben werden. Doch zumindest Deutschland sollte hier „vorbildlich sein und
keine Uran-Munition verwenden“ – wie es die SPD bis jetzt fordert.
Herr Rühle, Sie haben in dem erwähnten Artikel auch geschrieben, dass man diese
Uranmunition schon vor über 30 Jahren hätte anschaffen wollen, dies aber politisch
nicht durchsetzbar gewesen sei, weil in den frühen 80er-Jahren „die
Friedensbewegung den Ton angab“. Sollte Ihrer Meinung nach heute – exakt 70 Jahre
nach Ende der Nazi-Diktatur – wieder das Militär den Ton angeben? Sind Sie der
Meinung, dass die unaufhörliche Kriegspropaganda bereits so gewirkt hat bei uns
Bürgern, dass wir Ihrer menschenverachtenden Forderung zustimmen würden?
Nein! Man kann uns nicht endlos belügen, täuschen, manipulieren. Wir werden als
aufgeschreckte mündige Bürger die Entwicklung weiter verfolgen.
Wenn wir Bürger uns daran gewöhnen, dergleichen widerspruchslos hinzunehmen,
gibt es nichts mehr, was wir nicht hinnehmen.
Dr. Rudolf Hänsel aus Lindau (Bodensee) hat diesen Offenen Brief einige Tage vor dem 8.
Mai 2015, dem Gedenktag an die Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur
geschrieben.
Er ist Diplompsychologe und Erziehungswissenschaftler. Sie erreichen ihn unter
www.psychologische-menschenkenntnis.de