Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs

Transcrição

Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs
CentraMatt der Bauverwaltung.
Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
X VIII. Jahrgang.
Berlin, 9. Juli 1898.
_ ^28.
Nr.
Erscheint jeden Sonnabend. — Sohrlfljeltung: W. Wilhelmstr. 89. — Qetoli&fbtelte und Annahm* dar Anzeigen: W. Wilhelmstr. 90. — Buugiprslt: Vierteljä-ürlicü 3 Mark.
EtnachliefsHch Abtragen, Post- oder Streifbandzaaenduag 3,75 Mark; desgl, für das Ausland 4,30 Mark.
INHALT: Amtlloliet: Dienst-Nachrichten, — HIQMftintltohQi; Das Eathbaus in Steglitz tei Berlin. — Ein Grabsteiufund im Ulmer Münster. — Verschiebung einer eisernen
Brücke im Bezirk der Königlichen Ei Benbann-Direction St. Johann-Saarbrücken. — TJeber die Ursachen der Abweichungen in den Festigkeitsergebnissen derCenientpr&fuug an verschiedenen Orien. — Vermischtes; Walkenried. — Wettbewerb um Entwürfe für Trinkbrunnen. — Wettbewerb am Plüue za den Bauten für die
deutschen Nationalste in Rüdesheim, — Wahl des Rectors und der Abtheilangsvorsteher an der Technischen Hochschule inHannoTer. — Selbstthiitige mechanisch»
Sperre für Fahrstiarsenschieber an EUenbahnsignalStellwerken. — Inhalt von Heft VII bis IX der Zeitschrift; für Bauwesen 1898. — Geheimer Banrath Eugen Moltr
in Ktfjiigsberg i. Ostpreußen •)•. — Bücberscbau.
Amtliche Mittheilungen.
PrenXsen,
Seine Majestät der König haben AIlergnädigst geruht, dem
Regierung«- und Baurath Geheimen Baurath Denninghoff in Düsseldorf anläßlich seines \•ebertritts m den Ruhestand den Rothen AdlerOrden 111. Klasse mit der Schleife, dem Kruisbaumspeetor Baurath
Müller in <iuben aus dem gleichen Anlasse und dem RegierungsBaumeister Stadtbaurtith Bachsinann in Kottbus den Rotken AdlerOrden IV. Klasse, dorn Königlichen Baurath Landes baurath Dvieseiiitmn in Merseburg den Königlichen Kronen-Orden HJ. Klaase, dem
im Fiirstlichoii waldecki sehen Staatsdienste angestellten Bauinspeetor
Baurath Queisner in Arolsen den Charakter als Geheimer Baurutli, dem Director der Sehlois-Baucommission, Ober-Hof-Baurath
Tetens den Rang der Ober-Regierungsräthe und den Mitgliedern
derselben Cominission, Hof-Bauräthen llaeberlin und Bohne in
Potsdam und Geyer in Berlin den Rang der Räthe vierter Klasse
zu verleihen, sowie den Kreisbauinspector Baurath Thielen in ElberMil und den Landbauinspector Endell in Berlin zu Regierungsuiid Bauräthen zu ernennen.
Die Regier im gs- und Bauräthc Thielen und Endell sind den
Königlichen Regierungen in Arnsberg bezw. Düsseldorf überwiesen
worden. Der Regierungs- und Baurath Bonn an n ist von Arnsberg
nach Munster i. W. versetzt worden.
Versetzt sind: der ßauinspector Baurath Rattey in Berlin und
der Kr eisbau inspeetor de Bruyn in Andernach als Land bauin spectoren in das technische Bureau der Bauabtheilung de« Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten, der Landbauinspeetor Astfalck aus dem
gedachten Bureau an die Ministerial-Bauconunission hl Berlin, der
Kreisbauinspeetor Baurath Lütcke in Bielefeld als Bauinspector nach
Berlin, die Kreisbauinspectorcn Bauräthe B iichling TIHI Eschwege
nach Bielefeld, Schmitz von Nakel nach Andernach und Misling
[Alle Rechte vorbehalten.]
von Lauenbui'g i. P. nach Elbevfeld, der Wasserbauinspeetor Baurath
Jacob von "Wongrowitz nach Bromberg und der Wasserbauinäp«ctor
Twiehiius von ('assel nach Königsberg i. Pr.
Der Geheime Oberbaurath Lex in Berlin ist zum stellvertretenden Vorsteher der Abtheilung 111 — Eisenbalmbau — des Königlichen Technischen Über-Prüfiuigsamtcs ernannt worden.
Der Professor an der Technischen Hochschule in Hannover
Dr. Runge ist zum Eichungsinspector für diti Provinz Hannover ernannt -worden.
Die Kreiwbauinspectoren Bauräthe Krone in Anklam, Gibelius
in Friinktmberg und Müller in Cuben sind am I.Juli d. J. in den
.Ruhestand getreten.
Der Geheime Baurath Eugen Mohr in Königsberg i. Pr., der
Kreisbauinspector Baurath Hubert Krebs in Trier, der Regierungsund Baurath Jahr, Vorstand der Werkstätteninspection in Stendal,
und der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Weckmann, Vorstand der Bauabtheilung in Bolkenhain, sind gestorben*
Württemberg1.
Seine Königliche Majestät haben Allergnädigst geruht, zum
Director der Teehnisdien Hochschule in Stuttgart auf das Studienjahr 1898/00 den bisherigen Director Professor Dr. Hell an der Abtheilung für chemische Technik zu ernennen, den liofbaucontroleur
tit. Hofbaüinspector Rieger seinem Ansuchen entsprechend wegen
durch Krankheit herbeigeführter Dienstuntüditigkeit in den bleibenden Ruhestand zu versetzen und ihm in Anerkennung seiner
treuen Dienste das Ritterkreuz II. Klass« des Friedrichs - Ordens
zu verleihen, sowie die erledigte Stelle des Hofbaueontroleurs dem
Bauführer Ililler bei der Königlichen Bau- \mt} Gartondirecüon zu
übertrafen.
Nichtamtlicher Theil.
Schriftleiter: Otto Sarrazin and Oskar
Bas Rathhaus in StegUtz bei Berlin.
hn Jahre 1K0.r> erliels- die Vorortgemeinde Steglitz, deren Einwohnerzahl damals rund Iß 500 betrug, zur Gewinnung des Entwurfes1
für ein neues Kathhaus ein öffentliches Preisausschreiben. Das Ergebnifs dieser Veranstaltung ist auf Seite H>0 des Jahrganges 189G
d, Bl. mitgetheilt worden. Unter 31 Bewerbern errangen die Architekten Reinhardt u. SüfsengiUh in Charlotten borg den erste«
Preis, und ihr Entwurf ist in der Zeit vom September 18% bis Kode
Herbst 1897 ohne wesentliche Veränderungen in der Plangestaltnng
mit einem Kostenaufwands von etwa 950 (XX) Mark zur Ausführung
gelangt.
Der stattliche Neubau erhebt sich in bevorzugter Lage an 'der
Ecke der Schlol's- und Grunewaldstralfte unweit des Bahnhofes und der
dort Anfang der achtziger Jahre Von Gette erbauten Ortskirche.*) Jn
Abb. 2 ist das um "^1 Stuten über Strafsengleiche erhöhte Erdgeschoß,
in Abb. 1 das zweite Obergeschofs dargestellt. Abb. '6 giebt die
Hauptansicht von Süden. I>er ilaupteingaag in dos klar angelegte
Gebäude befindet sich an der Schlolsstrafse, der Hauptverkehrsader
des Ortes, lieber einen äulseren Vorplatz und einen "Wmdfangflur,
in welche je ein Theil der Treppe eingeschnitten ist} gelangt man in
die Halle des Erdgeschosses, der sich in der Achse des KiDganges
*) vgl. Jahrg. 1883, S. 77 u, 88 d. Bl.
das die drei Stockwerke verbindende llaupttreppenhaus anschließt,
wahrend am Ende des Westflügels, in dem sich die Halle als Fhirgang fortsetzt, eine Xebentreppe durch alle Gnsohosae führt, im
.Erdgesfhofs sind, wie aus Abb. Ü ersiclitlich, diejenigen Geschäftsräume untergebracht, in denen das Publicum hauptsachlich zu. verkehren hat. im ersten Stockwerk haben an der Schlolsstrafse ia
würdiger Ausstattung die Räume des Standesamtes und auf der Ecke,
mit Cabinet, Erker und Altan versehen, das Amtszimmer des Ortsvorstehers Platz gefunden; im Urunewaldatrafsenflügel liegen die zugehörigen Bumiuriiume. Das zweite Stockwerk (Abb. 1) enthält den
Sitzungssaal mit seinem Zubehör, das Bauamt und die Volksbücherei.
Da« Sockelgeschofs ist zur Unterbringung der CastellanswohnuBg, der
Polizeiwache und eines KathskeUers mit Vorgarten auf der Südwests
seite ausgenutzt; in den oberen Ge-schosaen des Thurmes endlich
befinden sich Räume für zurückgestellte Acten.
In dem gut gegliederten, in seiner Formgebung mit Glück
an die alten märkischen Backsteinbautim anknüpfenden Aufbau
(Abb. ä) bildet der rechteckige Thurrn an der Ecke das die Erscheinung des Bauwerkes beherrschende Hauptstück. Wenn dieser
Thurm in seinem oberen Theüe an einer etwas zu starken, die
Umrifslinie verwirrenden Häufung von Motiven leidet, so sind seine
unteren Partie«! um so anziehender. Besonders •weilt der Bück
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gern auf dem anmuthigen, im Vieleck geschlossenen Ausbau, der,
des ehrlichen, gediegenen Steingewölbes zu treten. Die Schlogserneben dem Altane imfsteigend, geschickt den Vorsprung des Grüne- aibeiten sind sehr ungleich. Neben guten Stücken, wie z. B. dem
wahlstrafsenilügels deckt. Der ebengenannte Flügel ist, der Be- von den Architekten angegebenen Besehlage der Häuptern gangsthür
stimmung der in ihm untergebrachten Räume entsprechend, einfacher
(den die Ausführung aber auf der Rückseite durch Malerei ergänzt hat!)
gestaltet als der Flügel im der Sehlofsstrafse: denn hier ist namentlich
und einzelnen Beleuchtungskörpern rindet sich viel ärmliche Dutzendder Sitzungssaal bedeutungsvoll durch einen grofsen Giebel zum
ware. Vor allem aber stört die nach „System Joly" ausgeführte
Ausdruck gebracht, der im Vereine mit einem kleineren Giebel auf
Haupttreppe. Mag diese Bauweise, die ihre Verbreitung vornehmlich
der Westecke das erforderliehe Gegengewicht gegen die Masse dos
wohl der Beharrlichkeit ihrer Anpreisung verdankt, diesen und jenen
Thunnes abgicbt.
technischen Vorzug haben, in künstlerischem Sinne gehört sie zu den
bedauerlichen Erscheinungen im heutigen Bauwesen. Ihre nichtsDer alles in allem sehr wohlgekingenen Plangestaltung entspricht
sagende, in der Regel mit geschmacknun aber leider nicht die Ausführung
loser Ueberladung gepaarte Schablone
des Bauwerkes, die iu der Hauptertödtet die künstlerische Selbständigsache nicht nur ohne Mitwirkung der
Das
keit und das Persönliche imHandwerk.
entwerfenden Architekten, sondern soDie bei diesen Treppen selten vermiegar in geflissentlicher Nichtbeachtung
denen Mafsstabsfehlor sprechen sich im
Steglitz bei Berlin,
der Wünsche und Eathschläge dervorliegenden Falle in dem Mifävertiältselben erfolgt ist. Reinhardt u. Süfsennii's zwischen Wange und Geländer begutli hatten beabsichtigt, die AufsenAbb. 1.
sonders störend aus.
seiten des Gebäudes in HandstrichGrundril's
verbleudern womöglich großen ForWir haben diese Ausstellungen mit
mates herzustellen. Die Mauernischen
vom 11. Stockwerk.
Widerstreben niedergeschrieben, durfsollten Putzflächen warmer Tönung erten sie aber nicht unterdrücken, um
halten, das Hauptdach mit gewöhnkein falsches Bild von dem Gebäude
lichen holländischen Wannen gedeckt
und seiner Ausführung entstehen zu
werden. Dem entgegen, wählte die
lassen. Zudem erschien die Erörterung
Steglitzer
Baudeputation
geleckte
erwünscht, weil sie Gelegenheit giebt,
dunkelrothe, ihrer Ansicht nach
einen wunden Punkt in unserem "Wettschönere Laubaner Verblendsteine,
bcvwerbswesen zu berühren, der bisher
deckte das Dach mit glasirten Falznoch nicht genügende Beachtung geziegeln , verwarf die Putzblenden in
funden bat. Die viel zu häufige Verdem Vorurtheile, dafs Putz nicht geanstaltung von Öffentlichen Preisbewerdiegen sei, und liefs statt seiner ein
bungen hat es nämlich fast zur Regel
Mosaik aus blaugrauem Granit auswerden lassen, dafs der Sieger die Bau
führen, dessen kalter Ton zu der
ausführung nicht erhält, oder dafs er,
Farbe der Verblendung nicht steht. Abwie in dem vorliegenden Falle, bei dergesehen von diesen Hauptpunkten, hat
selben doch nur in einem Umfange und
man dann auch in verschiedenen EinN. in einer Weise betheiligt wird, die keine
zelheiten, so, um nur eine herausGewähr dafür bieten, dafs das Bauwerk
zugreifen , in der Behandlung des
Abb. 2.
in dem Geiste Gestalt gewinnt, in dem
Zieratbes der Dachreiterspitze, Müses entworfen ist. Eine grofse Zahl von
Grundrifs
e7*folge erzielt, vor denen die BetheiliBauherren denkt überhaupt von vorn
vom Erdgeschoß.
gung der berufenen Architekten geherein gar nicht daran, den Urheber
schützt haben würde. In noch höhedes siegreichen Planes zur Ausführung
rem Mafse gilt das aber von der
heranzuziehen. Das ist jedoch offenbar
Durchführung . des inneren Ausbaues.
ein grofser Mißstand. Die Durchführung
Besonders die Tischler- und die Malereines Gebäudes, und zwar nicht nur
arbeiten sind hier nicht gelungen. In
die rein praktisch-technische, sondern
den Fluren sitzen schreiend lasirte
vor allem auch die künstlerische, ist
Kiefemholzthüren gewöhnlichster Herganz ebenso wichtig, in gewissem Sinne
stellung neben dunklen, verzeichneten
wichtiger als der Entwurf. Ein einEiche nholzthühren. Der Windfang am
heitliches, voll befriedigendes Werk
llaupteingange und da« Täfehverk des
kann nur entstehen, wenn beide gleich Sitzungssaales zeigen eine Sorte von
mälsig berücksichtigt werden. Dazu
Tischlergothik, wie man sie heutzutage
gehört aber, dafs dem entwerfenden
an Werken, die unter der Hand von
Architekten die Möglichkeit geboten
Architekten entstanden sind, nicht mehr
wird, demjenigen Theile seiner techzu sehen gewöhnt ist. Die Ausmalung des
nischen und künstlerischen Absichten,
Hauses ist flau und unharmonisch und
welchen er in dem papierenen Plane
erhebt sich selbst in dem Sitzungssaale
nicht zum Ausdruck bringen kann, bei
nicht auf eine der Bedeutung dieses Raumes entsprechende Stufe. Man
hätte besser gethan, auf die zwar gut gemeinten, aber ebenfalls under Durchbildung im einzelnen und bei der Uebertragung in die
zulänglichen figürlichen Wandmalereien zu verzichten und dafür die
Decorationsmalerei in gewandtere Hunde zu legen, wie dies %, B. mit Wirklichkeit Geltung zu verschaffen. Ein Anderer wird sich nur
in den seltensten Fällen dazu bereit finden, unter Verzicht auf
den im allgemeinen wohlgelungenen Glasmalereien geschehen ist. Aber
die eigenen Anschauungen und Neigungen auf jene Absichten einauch ao den Ausführungen der übrigeu Gewerke sowie an der
Durchbildung von Einzelheiten der Plangestaltung erfährt man Ent- zugehen: und selbst wenn er den redlichsten Willen dazu hat, so
wird zwischen Wollen und Können ein um so größerer unterschied
täuschungen. So ist die Raumwirkung des vorderen Eingsvngsflures
verbleibun, je selbständiger diese zur Ausführung des fremden Planes
durch Einstellung von vier Säulen (in unserer Abbildung nicht darberufene Kraft ist. — Fort also mit dem Brauche, den künstlerisch
gestellt) kleinlich geworden. Die — allerdings schon im Plane liegende
befähigten Architekten nur auf dem Papiere schaffen, die Ausführung
— Anwendung von Rabitzgewölben hat zu verkümmerter Bildung
dann aber durch Dritte bewirken zu lassen, die der Aufgabe in
der Wölbungen und ihrer Einzelheiten (Rippen, Kragsteine usw.) gekünstlerischer Hinsicht nicht gewachsen sind! Das Rathhaus in
führt Man sieht hier, wohin die Anwendung dieser kümmerlichen
Steglitz liefert ein Beispiel dafür, zu welchen Ergebnissen eine solche
Bauart aus Gips und Draht führt, wenn sie sich vemiil'st an Stelle
Gepflogenheit führt, die mit einem erspriefslichen und gediegenen
Kunstschaffen in unvereinbarem Widerspruche steht.
Hd.
Ein Grabsteinfimd im Ulmer Münster.
Im December vorigen Jahres stiefs man bei den Grabai-beiten
der in Ausführung begriffenen Münsterheizung im nordlichen Seitenschiff auf einen etwa 40 cm unter dem Fufsboden im .Schutt eingebetteten Kalksteinblock von 2 m Länge, 0,90 m Breite und 0,30 m
Dicke. Der Stein trägt keine Inschrift, ist aber durch die darauf
angebrachte Reliefarbeit untrüglich als der Grabstein eines Münsterbaumeisters zu erkennen. Der Stein, der als liegend zu denken ist,
trägt auf der Schauseite ein gothisehes Kreuz, welches am Fufse sich
in einen sog. Eselsrücken auf löst, der einen Wappenschild umschliefst
(s. die Abbildimg auf S. 328). Zu beiden Seiten des Kreuzes sind awei
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Stemmetzhänimer (sog. Flächen) in natürlicher Grofse ausgehauen.
steinen zu Ulms Kunstgeschichte" (Vcrh. d. Ulmer Alterth.-Ver. 187(1)
Das Wappen wiederholt »ich auf der oberen und unteren 30 cm haben diese Meister mit den Parlern in Verbindung zu bringen geholien Seitenfläche des Steines.
sucht und den ersten Heinrich mit Heinrich 1. von Gmünd, Michel
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dafs das Wapponzeiehen,
mit dem schon genannten Sohn des Johannes in Straisburg und
der doppelt, gebrochene Winkelhaken, das Werkzeichen der Familie
den zweiten Heinrich mit dem in Mailand genannten Enrico da
Gamodia als übereinstimmend erklärt. Wir glauben, dafä Mauch
Parier oder der Meister von Gmiind ist. Wir finden dasselbe
in der Hauptsache recht hat. Nur bezüglich des Michael könnten
erstens auf der Büste dus Meisters Peter in dem Prager Dome sowie
Zweifel entstehen, da auf-ser dem genannten noch ein Michael von
an einigen Standbildern am Chorschlufs daselbst, zweitens auf dem
Siegel «eines Bruders JoGmünd lapieida dictus
hannes in Freiburg i. B.
parier (1359—-S.'J) in Prag
und als Meisterschild am
vorkommt. .Dieser Michel
Dom« daselbst, drittens als
war ebenfalls ein Sohn
Meistersiegel des Michael
Heinrichs 1., und es liegt
gewifs näher, den un•von Freiburg in Strafsmittelbaren
Nachfolger
burg K185, der hiernach
des Vaters in ihm, dem
zweifellos ein Sohn des
Sohne, zu sehen, als in
Vorgenannten war. Haben
dem Enkel von Freiburg
aber zwei Sühne und ein
und Strasburg, von dem
Enkel des Meisters Heinwir nach 1385 kome Kunde
rich in Gmünd dieses
mehr haben.
Zeichen geführt, so mufs
«r dasselbe wohl nothBezüglich der "beiden
wendig selber zuerst guHeinriche scheint alles zu
iührt haben, und wir
stimmen, und wir kommen
hätten somit nach dieser
mit keinem Datum in
Widerspruch. Heinrich 1.,
Theorie in der That das
d er Erba uer der schöZeichen des Stfimmhalters
nen Heiligkreuzkirche in
der Familie in Gmünd,
Gmünd, früher in Köln
Heinrich (1), gefunden.
thätig, war jedenfalls zu
Nu n hatte aber dieser
der betreffenden Zeit ein
Heinrich einen Sohn gleiin seinem Fach hervorchen Namens, weichet in
ragender Mann, und die
den von Grlieber. Klemm,
Uhner säumten nicht ihn
Neuwirth und Carstaujen
für ihren geplanten Münangegebenen Genealogieen
sterbau zu gewinnen.
für einen Sohn des .JoEin Mpisterzeichfin in der
hann oder des Michael
später üblichen Form (auf
von Gmfind angesehen
einem Schild ausgearbeiwird. Natürlicher ist, ihn
tet) ist nun allerdings in
für einen Sohn Heinrichs],
Gmünd nicht nachgezu halten, da er ausdrückwiesen, jedoch kommt
lich Heinrich von Gmiind,
der bekannte WinkelEnrico da1Gamodia, gehaken
als einfaches
nannt wird. ) Dieser HeinSteinmetzzeichen Otter an
rich (II) tritt erstmals
der Heiligkreuzkirche vor,
137H in Prag auf, steht
besonders deutlich am
1381 bis 1387 in Diensten
Westgiebel, dann aber
des Markgrafen Jodok
auch an einer .Säule des
"von Mahren, wo er wieder
Langhauses, ü&k Heinmagister Henricus de Gßrich schon bei Beginn
tflunden lapieida heilst,
des Ulmer Münsterbaues
dann wurde er U>91 an
ein älterer Mann gewesen
den Dombau nach Maisein mufs, ist einleuchtend.; denn schon ums
land berufen, wo er sich
Jahr i:>;!0 wurde ihm in
aber inifsüebig machte
Gmünd ein. Sohn, der
und am 2d. Mai 1392
nachmalige
berühmte
wieder entlassen wurde.
Siidansicht.
Prager
Dombaumeister
Johannes von Gmiind
Bas Rathhaus in Steglitz bei Berlin.
Peter, geboren: nimmt man die Geburt des Vaters etwa um 130(1
tritt i;>57 als Werkmeister
an, wo hatte er im Jahr 138(i, wo er nach der Utroer Notiz bereits
des Ministers in Basel auf und wird dann im Jahre 1359 nach Frei-verstorben sein mute, ein Alter von 80 Jahren erreicht.
burg zur Leitung des dortigen Dombaues berufen. Von einer Thatigkeit dieses Meisters in Frag oder Gmünd ist nichts bekannt; als
seine Sohne gelten Meister Michel von Freiburg, Werkmeister des
Klemm weist diesem Heinrich ein Steinmetz?eichen zu, welches
Domes in St.rafsbiirg l.'lHfj—8"), und Meister Johann von Freiburg,
nur einmal im ('höre des Ulmer Münsters auftritt und zwar an der
unter dein Namen, Giovanni da t'irimburg l3i)O als einer der deutlinken Halbsäule von dem zweiten südlichen Doppeljoche der Zwergschen Werkmeister am Dome in Mailand genannt.
arcaden, (Das Spiegelbild dieses Zeichens erscheint am nördlichen
Triumphbogen.) Ich konnte dieser Annahme meines Freundes
Was wissen wir nun aber über die l.Umer Meister zu Anfang
des dortigen Münsterbaues, zu dem bekanntlich am HO. .luni 1377 Klemm nie recht zustimmen, und zwar umsoweniger, als dieser
auch das Spiegelbild für den zweiten Heinrich in Anspruch
der Grundstein gelegt wurde? Eine zufällig erhaltene Münsterreclmimg
nahm, was doch kaum angeht. Die weitere Hypothese aber, welche5
von 1387 führt unter den Ausgaben auf; „Das wir geben haben von
Klemm in seinem Vortrag über die Familie der Meister von (nnünd )
maister Heinrichs unsers Werkmanns seligen wegen, von maistcr
aufstellt, dafs nämlich dor schon eingangs erwähnte Moistersehild in
Michels und von maister Ilainrichs wegen, dor nu bestellt ist
Freiburg mit y Hämmern ..der Meisterschild des ältesten bis jetzt beworden zu dem •werk." Daraus geht unzweideutig hervor, dafs
der erste Münsterbaumeister ein Heinrich war, und dafs auf ihn ein kannten und erreichbaren Stammvaters der Gmünder Tkuimeisterfuinilie ist, wie er etwa 1300, vermuthlich das "Work eines Erwin von
Michel und dann ein zweiter Heinrich als Werkmeister folgten.
Stetnbach fortsetzend, am Bau des westlichen Langhauses eingetreten
Schon frühere Timer .Forscher, besonders Manch in seinen „Dauist und von West nach Ost bis etwa 1330 denselben fortgeführt
hat'',
l
) Durch den Zusatz ..von_ Gmünd" wird ausgedrückt, dafs Heinwird durch die eingehenden Studien von Fritz Geigus3) über die
rich in Gmiind geboren, somit schwerlich ein Sohn Johanns sein
kann, welcher in Hasel und Freiburg lebte. Die Daten stehen nicht
y
im Wege. s. Klaus, Gmünder Künstler, Württemb. Jahresh. f. Landes) Abgedruckt im Correspondenzblatt des Gesamtvereins 1894, S.O.
a
geschichte 1895, S. 225 ff.
) Schau ins Land, Jahrg. 1894.
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Baugeschichte des IH"rei burger ^Münsters hinfällig und ist auf Grund
rBehain'", welcher sich am 25. August 137? den Städten Ulm, ltavensburg und anderen Verbündeten auf ein Jahr als Diener, Werkmann
des neuesten l.lmer Fundes endgültig abzuweisen. Wir erkennen
und Meister veischrieb. (Vgl. meine
Abhandlung über die Vorvielmehr in dem neu gefundenen Pari ersehen Meisterschilde dengeschichte des lilmer Münsterbaues.4) Dafür spricht auch, dafs Heinrich
jenigen des ersten Heinrich. Nur ihm, dem ersten Werkmeister, dem
ja erst 1378 in Prag auftritt, somit recht gut zuvor in Ulm und au
genialen Erfinder des ursprünglichen Baugedankens konnte die Nachanderen Orten beschäftigt werden konnte. Heinrich 1. konnte dagegen,
welt dieses Denkmal setzen, nicht aber einem am Münster nur vorweil nicht in Frag thiitig, auch nicht als „der Uöhjnc'" bezeichnet "werden.
übergehend beschäftigten Meister Michel und auch keinem zweiten
Wenn ich oben die Ansicht aussprach, die Nachwelt habe dein
Heinrich, der höchstens fünf Jahre lang am. Baue thätig* war und
ersten Mnnstorbaumoister das aufgefundene Dunkdann nach Mailand weiterzieht. Dieser Heinrich JJ.
lruil gesetzt, so bin ich dazu durch den Stil des
ist offenbar dieselbe Person mit dem schon erDenkmals veranlagt. Denn im H. Jahrhundert ist
wähnten Heinrich von Gmiind, •welcher 1378 in
ein Eselsrüeken undenkbar, und ebensowenig dürfen
Prag erstmals genannt wird, dann 1381— 87 iin
wir die durchaus spätgothisehenKrabbenvemerungen
Dienste des Markgrafen von Mähren steht und 1391
an den Endungen der Kreuzaiine in eine frühere
nach Mailand geht, und von dem wir gerade in
Zeit setzen. Der Stein kann also nicht schon kurz
der Zwischenzeit, d.h. von 1;387 —i>l, keine Kunde
mich dem Tode des Meisters, sondern wird wahrhatten, ist es nicht überraschend, Hals in demscheinlich erst in der zweiten Hälfte des lü. Jahrselben Jahre, wo Heinrich in Jlrünn zum letztenhunderts ausgeführt worden sein; der Bau des
male genannt wird, in Ihn ein neuer Meister
Münsters war im Jahre 138G keinesfalls soweit,
gleichen Namens auftritt, an dessen Statt im
vorgeschritten, dafs man dem Meister ein Grab
Jahre 131)2 riricli von Ensingen als Kirch emneister
in dor Kirch« anweisen konnte, und -schon desberufen wird, welcher «Ins Jahr zuvor in Mailand
halb wäre eine so frühe Zuitstßlluug des Steines
als Berather beim Dombau erscheint, jedoch wie
unzulässig. Möglich ist immerhin noch, an ein
sein .Nachfolger Heinrich mit den italienischen
gemeinschaftliches Denkmal der drei ersten
Baumeistern sieh nicht vertragen kann! T;nd dieser
Münsterbaumeister zu denken, die, wie anzuHeinrich, ist er nicht wieder der zweite Heinrich
iiülimon, sämtlich der Familie der Parier angehören.
von Ginüml, der in Mailand unseren Blicken entDamit würden hieb die vollige Inschriftlosigkeit des
schwindet und vormuthlieh. dann beim Bau der
Steins und auch die späte Arbeit desselben *am
(lertosa betheiligt war? Dort zeigt man nämlich
besten erklären.
in dem Waschraum der Mündic eine Büste, welche
Durch unseren höchst beachtenswerthen Fund
den Mannoibrunnen krönt und als das lSilcIiiils
sind die vielfachen Vermuthungen über die Persöndes Enrico da Gamodia bezeichnet wird. AVir
lichkeiten der ersten Minister!)aumeister nun ein können also eine fortlaufende Thätigkeit des Meisters
für allemal dahin richtig gestellt, dat's mau sich
Heinrich II. feststellen. Zunächst befindet er sich
unter diesen Männern nur Mitglieder der (jmünder
seit 1378 in Prag, dann 1381—87 in Brunn, 1387—91
Baumeistei-familie Parier denken kann. Mit grolser
in Ulm, dann in Mailand und später bis 139"
Grabsteinfund
Wahrscheinlichkeit ist das bis jetzt bekannte älteste
vielleicht noch in Eis] hl gen, woselbst um diese
im TJlmer Münster.
Mitglied der Familie, Heinrich 1., zugleich auch der
Zeit ein „Meister Heinrich der Steinmetz" ererste Baumeister desjenigen Münsters, das neben dein Straisburger
wähnt wird. Ein späterer Urkundenfund in München spricht von
Dom in Süddeutsch!and die erste Stelle einnimmt.
einem „Meister Heinrich dem Kirchenmeister", welcher im StädteStuttgart.
Max Bach.
krieg vom Jahre 1388 als Ingenieur Dienste leistete, wofür er eine
besondere Belohnung erhielt. Auch hier kann nur an den zweiten
Heinrich gedacht werden, er ist wohl identisch mit Heinrich dem
•>) Lit. Beilage d, Staatsanzeigers f. Württemberg 18H7, S. 179 ff.
Verschiebung einer eisernen Brücke
im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direction St. Johann-Saarbrücken.
Der im Zuge der Grubenbahn Neunkirchen-Heinitz verlaufende,
200 m lange, eingleisige Ileinitz-Tiinnel jnufste 'wegen Quersclmittsund Gefährdung durch Grubensenkimgen abgebrochen
wären (Abb. 3). Man entschloß sich daher, an einer etwa ftO JI»
seitwärts und auTserhalb der Gebirgsstörung
belegenen, als sicher befundenen Stelle neue
Abb. 2. druiidrifs des Gerüstes zur
Brücken Verschiebung.
Gerüst und Wagen
zur lirückenverschiebung.
und durch einen Einschnitt ersetzt werden. Für die
etwa 20 m über dem Tunnel in schiefem Winkel zu
dessen Achse sich hinziehend« Provincialstrafse von
Bildstock nach NeunMrchen (Abb. 5, Seite 330) war noch
vor Beendigung des Abbruchs eine eiserne Fachwerkbrücke von 33 m Spannweite erbaut wordim. 1 m
weiteren Verlauf der Abtragungsarbeiten erwies sich
der die Mauerpfeiler der Brück« tragende Felsuntergrund durch einen Gebirgssprung, den sog. Secundussprung, derart gestört und zerrissen, dafs bei Umwandlung des letzten unter der Brücke noch vorhandenen Tunnelstückes
in einen Einschnitt die Pfeiler mit ihrem Untergrunde niedergegangen
Pfeiler zu erbauen und die ganze eiserne Brücke von den bisherigen
nach den neuen Tragepfeilern hin zu verschieben.
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C.entralblatt der Bauverwaltung.
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Die Lage der neuen Pfeiler zu derjenigen der alten schlols eine
Trägern ausgerüstet, in welche der Zapfen des Drehschemels palst e.
Verschiebung der Brücke rechtwinklig zu deren Längsachse aus;
An beiden Wagen wurden Stahldrahtseile befestigt und diese durch
aufserdem
waren die von den beiden Brücken-Enden zurückzulegenden
Bauwimlen aus einer Entfernung von etwa 100 in angezogen. Die
1
Wogt nicht gleich lang. Es imifste also -während der
Vollspur/igen Gleise waren aus Eisenbahnschienen auf hölzernen Querdie Brückenachse gleichschwellen gebildet und
zeitig geschwenkt werden,
diese auf zwei hölzerne»,
l'm dies zu ermöglichen,
1,50 m YOU einander andurfte nicht unter jedes
geordneten Läugsträgern
Haupttrager-Ende ein
gelagert (Abb. 2). Diese
Tragwagen gestellt werLäiigsträgor ruhten auf
den, da diinn ein Schwenetwa 1.0 m hohen, im Abken der Uriiekenachse
stände von durchschnittwährend der Fahrt unlich 2,50 m aufgestellten
möglich gewesen wäre,
Gerüst)ochen. Der Fahrsondern es konnte im
bahn war zur Erleichtejedem Brücken- Knde
rung der IJewegLing TOH
nur e i n Wagen unterden alten nach den neuen
gebracht werden, der
Pfeilern hin ein Gefälle
mit Drehschemd zu vervon etwa 1:300 gegeben:
sehen wnr. Ferner nmkte
auch hatte man sie in
naturgemäß beim Verder Mitte um etwa 10 cm
schieben die Fortbeweüberhöht, um Senkungen
gung der beiden Brückender (Jernstjoche auszuEnden HO bemessen wergleichen. Für den Fall
den, dafs auf den nicht
unerwartet starker Senparallelen Gleisen der Abkung an irgend einer
stand der beiden 'Wagen.
Stelle der Falirbahn,
von «inmidpr immer derdurch welche die Brückenselbe, bh'eb. Zu diesem
fahrt plötzlich in gefährZweck war je eine
lichem Malse beschleunigt
Schiene der beiden Gleise
worden wäre, wurden die
mit den entsprechenden
Wagen an ihrem hinteren
Marken versehen, Da
Ende mit. Stahldrahtseilen
ferner zwischen der alten
versehen, welche, um
Zustand der llemitzbrücke am 80. Demnber l(Xi>7
und neuen ßnickenlage
starke Pfähle geschlungen,
vor rnterschifbuug der Befördernn"swagen.
die
Bodenüberlagerung
der fortschreitenden Bedes Tunnels zum Zwecke der EinschnittsbÜdung bereits beseitigt
wegung entsprechend nachgelassen wurden, und mittels deren die
war, so konnte die Fahrbahn nicht umnittpllmr auf den Boden verWagen in jedem Augenblick angehalten werden konnten.
legt, .sondern mui'ste durch ein etwa 10 in hohes Gerüst unterstützt
Die gesamten Vorbereitungen, nainentJieh der sehr schwierige
werden (Abb. 1 u. 4). Die
Gerüstbau, nahmen etwa
unter der Gebirgsstünmg
acht Wochen in den
leidenden
Einschnitt sMonaten November 1897
bösehungeii waren zur
bis JfUiuar 1898 in AnAufiialune von Stützen
spruch. Die Verschienicht genügend sicher.
bung erfolgte am 2'.\. JaDer gröfste Theil der
nuar 181)8, und zwar mit
Last imilkte deshalb auf
einer
Geschwindigkeit
den \ 'ntergrund zu beiden
von 1 m in der Minute.
Seiten, des nahezu freiSomit hätte eine halbe
gelegten, letzten TunnelStunde zur Ausführung
.Stückes übertragen werder ganzen Verschiebung
den j während die sich
genügt. Die Arbeit daubildenden
wagereehten
erte indessen etwa drei
Kräfte durch gegenseitige
Stunden, weil ein hölzerVerspannungen der beiner, nicht ganz vollden Tragegerüste aufkantiger Scbienenlüngsgenommen wurden. Dem
txäger zerbrach und bei
sehwachen und durch
der Bewegung der AVaWassersickerungHii gegen in dem letzten, gelockerten Tunnelgewölbe
krümmten Theile der
durften Beanspruchungen
GleisH ein Drahtseil zernicht zugemuthet, vielrils. Der Gerüstbau und
melir mufste der Tunnel,
die Verschiebung der
soweit er in dem Bereich
Brücke wurde durch die
des Gerüstes sich befand,
Brückenbau-Anstalt von
regelrecht mit Hölzern
C. H. Ju ch o in Dortmund
ausgesteift werden. Die
nach deren Plan und
eiserne, 70 t schwere
Vorschlag
ausgeführt.
Brücke war inzwischen
Abb. 4. Ansicht der Brücke während der Verschiebung.
Die Anordnungen dermittels Stockwinden so
selben bewiesen grofse
Verschiebung der Brücke Über den Heinitz-Tunnel-Einschnitt.
hoch gehoben worden,
Erfahrung und Sicherheit,
dal» je ein eiserner, vierrädriger, mit Drehschemel versehener Wagen
die Verschiebung selbst wurde seitens des Inhabers der Firma mit
mit 80 cm grofoem Kaddurchmesser unter die Brücken-Enden geanzuerkennender ('insieht geleitet.
schoben werden konnte. Letztere wurden mit besonderen eisernen
St. .Johann-Saarbrücken.
Cloos*
Ueber die Ursachen der Abweichungen in den Festigkeitsergebnissen
der Cementpriifung an verschiedenen Orten.
In Nr, 19 A (S. 227) des Jahrganges 181)8 des Coiitralblattes der
Bauverwaltung erschien eine kurze Besprechung einer unter dem vor-
gedruckten Titel von mir in den rMittheüungen aus den Königl. Technischen Versuchsanstalten^ Jahrg. I8'.t8 Heft 1 veröffentlichten Arbeit,
330
Centralblatt der Bauverwaltung.
Die Besprechung enthielt im weseutlichen lediglich einen Hinweis auf
die in der Königlichen mechanisch-technischen Versuchsanstalt in
Charlotttmburg ausgeführten Arbeiten zyir Verbesserung der Cementprüfungs verfahren und eine ganz kurze Wiedergabe der Scliluisergebnisse
dieser Versuche, ohne auf ihr Wesen und ihre Einzelheiten einzugehen.
Diese kurze Besprechung veranlafst in Nr. 25 (Seite 2S)_J) d. ßl.
den Königl. Regierungs-Baumeister Herrn Wilhelm Schmidt zu abfälligen Aeufserungen über die genannte Veröffentlichung in den
Mittheilungen, die or selber nicht gelesen zu haben scheint. Tch
•würde die Aeufserungen des Herrn Schmidt, wenn sie nicht in einer
so hervorragenden Faehzeitung abgedruckt worden wären, unbeantwortet lassen, da ihr wahrer Werth für jeden Fachmann ohne weiteres
ersichtlich ist: die Ausführungen beweisen eine unzureichende Kenntnifs des Wesens der Omeutpnifiing.
Herr Schmidt ist der Ansicht, dafs die jetzigen Prüflings verfahren
für Portland ceinent „die Ursachen der Abweichungen in den Festigkeitsergebnissen an -verschiedenen Orten in
sich selbst tragen". Er
•wünscht deshalb das bisherige Verfahren durch
ein solches zu ersetzen,
welches »jede Beeinflussung der IYüfimgsergebnisse durch ni eht
geübte HandhabiLQg ausschliefst." Ganz denselben Wunsch haben
alle diejenigen, welche
Abb. 5.
seit sehr vielen Jahren
Lageplan für die Verin allen Landern der
schiebung der Brücke
Erde bemüht sind, das
über den ileinitzCement - Prüf ungs verfahTtmnel-Einschnitt.
ren zu •verbessern: hätte
Herr Schmidt die Verhandlungen des Vereins
deutscher PortlandcemcntFabricanten aufmerksam verfolgt, so würde
er wissen, dafs diese Absicht den gowifs praktische Ziele verfolgenden Verein seit Jahren zu sehr erheblichen Aufwendungen veranlafst.
Wenn nun Herr Schmidt am Schlüsse seines Aufsatzes seine
Meinung dahin ausspricht, dafs die Prüfung auf Feinheit der Mahlung
auf speeiiisches Gewicht und die Abbindeprobe auf der Glas-
9. Joli 1898.
platte für die Beirrtheilung eines Cementes ausreicht, so befindet
er sich hiermit ungefähr auf dem Standpunkte, den das CementPrüningsverfahren vor etwa 20 Jahren eingenommen hat.
Von der Einsicht unserer Cementerzeuger und Cementverbraucher
nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande, darf man doch
wohl erwarten, dafs sie so erhebliche Anstrengungen — wie in diesen
20 Jahren geschehen — nicht machen würden, wenn den Versuchsarbeiten und den gegenwärtigen Cementprüfungsverfahren ein so
geringer Werth irmewohnt«, wie Herr Schmidt in ihnen findet. Auch
würden wohl kaum die grolsen internationalen und nationalen Verbände für das Materialprüfungswesen, in denen zahlreiche hervorragende Fachmänner sitzen, sich so eingehend mit diesen Dingen
beschäftigen, wenn sie zwecklos wären. Wer die Arbeiten dieser
Körperschuften und der Versuchsanstalt kennt} weifs auch, wie sehr
Herr Schmidt z. B. mit seiner Ansicht über den Normalsand itn
Irrt h um ist Dafs es nicht unmöglich ist, gleichmäßigen Normateancl
zu beschaffen, weifs jeder
Sachverständige. In welcher Richtung man zur
Festlegung des Normalsandes augenblicklich arbeitet und welchen Antheil die Versuchsanstalt
daran hat, geht aus den
Verhandlungen des Vereins deutscher Portlandceinent-Fabrieantün,
1898, S. 87 u. f. hervor.
Der Einflufs geringer
Verunreinigungen
im
Normalsand wird von
Herrn Schmidt überschätzt: weit mehr kommen die von mir in den
Mittheihuigcü 1898, S. G
bis 83 u. S. 45 bis 77 besprochenen Einflüsse in ihrer Gesamtheit in Frage,
Herr Schmidt hat nur einen verneinenden Standpunkt eingenommen, ohne meine zahlenmäfsig nachgewiesenen Behauptungen
zu widerlegen oder andere Vorschläge für die nach seiner Meinung
neu zu betretenden Wege zu machen.
Charlottenburg, 22, Juni 1898.
M. Gary.
Vermischtes,
Waikenried. Bei
vollständig ruhigem
AVetter ist in der
Nacht vom 9. auf
den 10. Juni d. J. ein
etwa 2 cbm haltendes , überhängendes
Stück des nordöstlichen Theiles der
Chorruinen in Walkenried eingestürzt.
Die üufsere .Erscheinung der Ruinen ist
dadurch glücklicherweise nicht beeinträchtigtworden, und
der Fremde, welcher
diese im vorigen
Jahre gesehen hat,
wird kaum eine Veränderung an ihnen
wahrnehmen. Leider
aber steht zu befürchten, dafs dem
niedergestürzten
Mauerstiick
noch
weitere Theile folgen
und die Ruinen mit
der Zeit ganz verschwinden werden.
Auf der nebenstehenden Abbildung ist der eingestürzte Theil mit ab cd umschrieben. "Wie
schon durcli eine vor einer längeren Reihe von Jahren von der bnmnschweigischen Regierung ernannte Kommission, weither auch der
Gell. Reg.- u. Rnurath Prof. Hase in Hannover angehört hat, festgestellt ist, sind die Ursachen der Zerstörung der Walkenrieder
Kirchenruine in den Fundamenten und in der Beschaffenheit des
Untergrundes zu suchen, Auch. der jüngste Einsturz bestätigt diese
Annahme; denn da derselbe bei ruhigem Wetter ohne jede aufsere
Veranlassung erfolgt ist, so kann seine Ursache nur in den
Fundamenten gesucht werden. Thatsächlich gehen auch an dem
angrenzenden stehengebliebenen Theile feine, neue Risse bis zu den
Grundmauern herab. Der Untergang der Ruinen wird dadurch
leider befördert, dafs der Baustein, ein uns der .Nähe Walkenrieds
stammender Dolomit, sehr verwitterbar und wenig widerstandsfähig
ist und der Mörtel aus Gips besteht, welcher durch unterirdische
Strömungen des hinter den Ruinen fliefsenden Widabaches ausgespült
und aufgelöst wird. Bei dieser Sachlage wird leider, obwohl die
braunschweigische Regierung zur Erhaltung der Klosterruinen in
Walkenried erhebliche Mittel aufwendet und ilinen eine besondere Fürsorge zu Theil werden lafst, der gänzliche Verfall derselben auf die
Dauer nicht zu vorhindern sein, zumal Arbeiten in unmittelbarerNähe der dem Einstürz drohenden Mamirn wegen der damit verbundenen Lebensgefahr nicht mehr ausgeführt werden dürfen. Dem
Vernehmen nach beabsichtigt übrigens die brannschweigisehe
Regierung nochmals ein Gutachten von maßgebender sachverständiger Weite über die Möglichkeit der Erhaltung der Ruinen einzuziehen, welches vielleicht praktische Weg« für die Vornahme dieser
schwierigen Arbeit anzugeben weifs.
—r.
In dem Wettbewerbe zur Erlaug'nng' von Entwürfen für geschmackvolle und billige Triükbrunnen (s- S. 101 d. J.) sind die
Jlerren Erich Kleinhempel in Dresden, Max. Hasenohr in Dresden
und Franz Stulbergcr in München mit Preisen von je 100Mark bedaeht worden. Zum Ankauf wurden fi weitere Arbeiten empfohlen¥Ür die Feier deutscher Xatioiialfesta ist die Wahl der Statte
bekanntlich auf den Niederwald gefallen (vgl. S. 228 d. v. J.)- Um
den Bauplan für die Foststätte zu berathen, tagte nach Mittheilung des „Reichs-Anzeigers" am 4. d. M. in Rüdesheiin eine
Versammlung von .Bausachverständigen, au der u. o,. Prof. TliierschMü neben und die Rauräthe Böckmann und Schwechten-Berlin theilnahmen. Tags darauf traten die Mitglieder des Arbeitsausschusses-
Nr. 28,
331
Centralblatt der Banverwaltung.
v. Schenckendorff und Dr. J. Rolfs hinzu, um in gemeinsamer Berathung die Grundzüge einer Preisbewerbung für die Anlage der
Feststätte aufzustellen. Ein Ausschufs fördert die weiteren Vorarbeiten. Als erster Preis wurden. 10 000 Mark, als zweiter Preis
5000 Mark in Aussicht genommen. Darauf folgte die Bildung der
Bauabtheilung aus sämtlichen Baufachleuten des Reichsaussehusses
unter Leitung von Professor Thiersch.
Technische Hochschule in Hannover. Auf Grund der Vorschläge der Gesamtheit der Abtheilungscollegien hat der Minister
der geistlichen usw. Angelegenheiten den Geheimen Regierungsrath
Professor Kühler zum Reetor der Technischen Hochschule für die
dreijährige Amtsdauer 1. Juli 1898/1901 ernannt, und den von den
einzelnen Abtheilungscollegien getroffenen Wahlen der Abtheilungsvorsteher auf die Amtsdauer 1, Juli J 898/99 seine Bestätigung ertheilt, wonach für die Abtheilung: I. für Architektur Professor
vSchleyer, 11. für Bauingenieurwesen Professor Arnold, III. für
Maschineningenieurwesen Professor Müller, IV. chemisch-technische
und elektrotechnische Wissenschaften Professor Dr. Heim, V. für
allgemeine Wissenschaften Professor Dr. Schaefer bestellt worden
sind. Aufser den genannten Äbthoilungsvorstehern und dem Rector
wird der Senat der Hochschule für die Amtsdauer 1. Juli 1898/99
noch aus den von der Gesamtheit der Abtheilungscollegien gewählten
drei Senatoren Professor Lang, Geheimem Regierungsiath Professor
Frank und Professor Dr. Runge bestehen.
Selbstthätlge mechanische Sperre für Fahrstraßen Schieber an
Eigenbahnsignaistellwerken. Auf Seite 319 d. Bl. ist mir von Herrn
Eisenbahndirector Zwez entgegnet worden, die von mir auf Seite 233
d. Bl. in Vorschlag gebrachte und daselbst abgebildete Sperre stimme
übereia mit der unter Nr. 41 511 ihm patentirten. Ich überlasse
dem Leser zu beurtheilen, ob diese Behauptung zutreffend ist oder
nicht und gestatte mir nur darauf hinzuweisen, dafs die patentirte
Sperre des Herrn Zwez durch den Signalhebel bethätigt wird, "wie
sich das im Patentanspruch Nr. 41 511 ausdrücklich festgelegt ündet,
und nicht doppeltwirkend ist, im Gegensatz zu der von mir in
Vorschlag gebrachten Sperre, welche vom Signalhebel völlig unabhängig iflt und aufserdem den Fahrstrafwenschieber sowohl in
Ruhelage als auch in gezogener Stellung selbstthätig festlegen kann
(vgl. Ausführungsform Abb. 5 auf S, 233 d, BL).
Seyffert.
Die Zeitschrift fttr Bauwesen enthält in Heft VH bis JX des
Jahrgangs 1898 die folgenden Mittheihmgen:
Das Goethe - Gymnasium in Frankfurt a. M., mit Abbildungen auf
Blatt 3(5 bis 39 im Atlas, vom Stadtbauinspector Frobenius
in Berlin.
Von der Tiberregulirung in Rom, mit Abbildungen auf Blatt 43 im
Atlas, Originalaüfsatz vom Prof. Enrico Parboni in Rom, aus
dem Italienischen übersetzt und ergänzt von Hr. Julius
(iroeschel.
Die Holzarchitektur der Stadt Braunschweig, mit Zeichnungen auf
Blatt 40 bis 42 im Atlas, vom Regierungs- und Baurath H. Pfeifer
in Braunschweig.
Hessische Thurmhelme, mit Abbildungen auf Blatt 44 im Atlas, von
Mas Schmidt in Cassel.
Vom Reichstagshause in Berlin, mit Abbildung auf Blatt 45 im Atlas,
Der neue Hafen in Cuxhaven, mit Abbildungen auf Blatt 46 bis 48
im Atlas, vom "Wasserbauinspector Hugo Lentz in Cuxhaven.
Der Umbau der Bahnanlagen ia Köln a. Rh., mit Abbildungen auf
Blatt 49 und 50 im Atlas, nach amtlichen Quellen bearbeitet vom
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Kiel in Köln (Fortsetzung).
Die Stauschleuse in der Bocholter Aa in Bocholt. Eine neue Ausführ ungsforin von Wehren mit beweglichen Griesständern, mit
Abbildungen auf Blatt 51 im Atlas, vom Regierungs-Baumeister
Jerike in Königsberg i. Pr.
Der Bau des Kaiser Wühelni-C&nals, mit Abbildungen auf Blatt 52
bis 54 im Atlas, vom Geheimen Baurath Fülscher in Berlin
(Fortsetzung).
Die Denkmalpflege in Frankreich, vom Provincial-Conservator der
Rheinprovinz, Prof. Dr. Paul Clernen in Bonn.
Statistische Nachweisungen, betreffend die hn Jahre 1896 unter Mitwirkung der Staatsbaubeamten vollendeten Hochbauten (Fortsetzung).
Lugen Molir +* Aus Königsberg in Ostpreufsen kommt die
Trauerkunde von dem Tode des Geheimen Bauraths Eugen Mohr.
Bei 5!) Jahren hat sein Leben die biblische Dauer nicht erreicht,
aber in vollem Mafse ist es nach des Psalmisten Wort Mühe und
Arbeit gewesen. War es dem Verstorbenen doch vergönnt, in jahrzehntelanger ununterbrochener Thätigkeit bei grofsen Bauausführungen
auf dem Gebiete des binnenländischen Wasserbaues in leitender
Stelle zu schaffen und seine eigenartige Begabung, gepaart mit
seltener Willenskraft, zu bethätigen, Bugen Mohr gehörte daher
auch zu den erfahrensten und in der Fachwelt bekanntesten Wasser-
baubeamten des preufsischen Staates. Die schwierigsten Aufgaben
waren in seiner Hand sicher geborgen, und ihr schnelles Gelingen
unter Berücksichtigung aller wirtschaftlichen Erfordernisse durch
seine Persönlichkeit gewährleistet- Ausführende Bauthätigkeit war
ihm zum Lebensbedürmifs geworden, und er verstand es unter
diesem inneren Antriebe, zielbewufst immer die zunächst notltwendigen Entwurfarbeiten in denkbar kürzester Zeit bis zu einem
Punkte zu fördern, wo sogleich der Bau selbst beginnen konnte. Als
er Ende der siebziger und Alilang der achtziger Jahre Wasserbauinspector in Thiergartenschleuse bei Oranienburg war, erfuhren die
meisten Bauwerke dieses damals weit verzweigtem Bezirks eine durchgreifende Erneuerung, Noch waren diese Arbeiten nicht beendet,
als die grofsen Erweiterungsbauten der märkischen Wasserstrafsen
begannen; und unmittelbar daran schlofs sich unter Mohrs Leitung
der Bau des Oder-Spree-Canals, zur Schaffung eines den neuen Anforderungen der Schiffahrt entsprechenden Wasserweges von Berlin
nach der Oder. Anfangs der neunziger Jahre wurde Mohr mit der
Leitung der Canalisirung der oberen Oder betraut) die er bis zur
Verkehrseröffmmg führte, um alsdann einen Entwurf für den masurischen Seecanal in Ostpreufsen zu betreiben, woselbst ihn nun der
Tod ereilt hat. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten für den Breslauer
Grofsschiffahrtsweg und für die früher schon eröffnete canalisirte
Oder im. September vorigen Jahres gehörte Mohr zu denen, die vom
schlesischen Provincialverein für Flufs- und Canalachiffahrt namens
und im Auftrage der Oderinteressenten durch Ueberreichung einer
kunstvoll ausgestatteten Adresse besonders geehrt wurden. Jm geselligen Verkehr erfreute sich der Heimgegangene bei seinem offenherzigen Wesen allgemeiner Beliebtheit. Dem Freunde war er ein
wahrer Freund, den Untergebenen ein vorsorglicher Leiter und Berather. Ueberaus zahlreich sind die Baubeamten Preufsens, die
unter Mohrs Leitung Sachkenntnifs und Geschäftskunde sich erworben
haben, und in diesen wird seine ausgezeichnete Wirksamkeit fortleben. Alle, die ihm näher getreten sind, werden dauernd sein Andenken in hohen Ehren halten*
Pescheck.
Bücherschau.
Peter Flötner, ein Bahnbrecher der deutschen Renaissance. Auf
Grund neuer Entdeckungen geschildert von Dr. Konrad Lange.y
Berlin 1897* G. Grotesche Verlagsbuchhandlung. X u. 180 S. in 4
mit 12 Lichtdrucktafeln und 47 Textabbildungen. Preis 30 M.
Wenn von den Meistern die Rede war, denen Nürnberg seinen
Ruhm als Kunststadt verdankt, so wurde bisher Peter Flötners nur
nebenbei gedacht als eines Kleinmeisters, der zierlich in Stein und
Holz zu schnitzen verstand und den Goldschmieden anmuthige
Modelle geliefert hat. Auch seine arabesken Ornamente wurden
gerühmt und als Besonderheit der Kirschkern hervorgehoben, dessen
Oberfläche er mit über 100 Bildnissen verzierte. Dank den Forschungen der neueren Zeit aber ist aus dem in zweiter Reihe
stehenden Künstler ein Stern erster Grüfse geworden, der mit seinem
Glänze ein weites Gebiet der Kunst erhellte, und besonders ist es
den eingehenden Studien Langes gelungen, das Dunkel zu lichten,
das sieb im Laufe der Zeit über diese bedeutende Künstlerporsönlichkeit gelagert hatte. Nicht nur erscheint Peter Flütner
heilte als ein das ganze Nürnberger Kunstgewerbe beherrschender
und befruchtender Meister, der seine eigenen Wege ging und in der
Entwicklung der deutschen Renaissance eine besondere Stufe bezeichnet, wo deutsche Kraft und italienischer Formenadel zur Harmonie verschmolzen wurden; nicht mir blicken die in kleinem Formate schaffende
Holz- und Steinplastik sowie die Plaketten- und Medailleurkunst auf
ihn als einen ihrer auserlesenen Meister, und preisen ihn die Goldschmiedekunst, die Zinngiefeerei, die Töpferei, die Kunstschreinerei
und die Holzschneidekunst als einen, ihrer wirklichen Förderer,
sondern auch die Baukunst zählt ihn zu den ihren, und so bedeutend ist das Wenige, was ihm als Architekt zu schaffen beschieden war, dafs Lange allen Grund hat zu sagen: „Hätte Flöther
mehr Gelegenheit gefunden, architektonische Werke zu entwerfen
und ihre Ausführung zu leiten, so würde er in noch viel höherem
Mafse, als es jetzt der Fall ist, für den ersten deutschen Architekten
seiner Zeit, den besten Kenner des neuen Stils gelten". Pas 1534
erbaute Hirschvogelhaus in Nürnberg mit seinen anmuthigen Portalen,
dem steinernen Kamine, dessen fein durchgebildete Architekturglieder
auf das woblthuendste mit ornamentalem und figürlichem Schmuck
belebt sind, und der zierlichen Saalvertäfelung, deren Pilaster die
phantasiereichsten Trophäengehänge zeigen, ferner die denselben Geist
und Geschmack verrathenden edlen Vertäfelungen des in der Zeit von
1533 bis 1544 erbauteD, wenige Schritte von jenem entfernt gelegenen
Tucherhauses, sowie das den Standesamtssaal schmückende» aus
einem Imhoffschen Hause stammende schöne holzgeschnitzte Portal
sind die bedeutsamen Zeugen seiner bau künstlerischen Thätigkeit in
Nürnberg. Dazu kommt, abgesehen von seinen in Holz geschnittenen
Centralblatt der Bauverwaltung,
332
Entwürfen zu Säulen, Capitellen, Thüren Möbeln usw., der über dreieckigem (irundrils errichtete köstliche Marktbrunnen in Mainz aus
dem Jahro 152(>, und mit Recht -weist Lange auf die Verwandtschaft
der zu den Perlen der deutschen ßenaissancebaukiuist gehörenden
bischöflieben Residenz mit der Flütnerschen Art hin. >»]>ht mir
der kunstgeschichtliehen Forschung im allgemeinen, sondern im besonderen auch der Baugeschichtc
hat Lange mit seinem ebenso
anregend geschriebenen ^Tie prächtig ausgestatteten Werke einen
£TO1SÜII Dienst geleistet, indem er einen wahrhaft künstlerisch
thätigen, großen Meister wieder zu Ehren gebracht hat.
It.
I>as Gesetz über Kleinbahnen und Priyatanschlufs bahnen vom
28. Juli 181*2. Erläutert von Dr. Georg Jüger, Kegierungsrath.
Nebst einem Anhange, enthaltend alte wichtigen bezüglichen Gesetze,
Ausführungsanweisungen, Verordnungen und Erlasse. Hannover
181)7.
ildwingsehe Verlagsbuchhandlung. XXXII u. 716 S. in 8U. Preis l'j.ft.
Das Gesetz, betreffend das 'Pfandrecht an PriTutoisenbalinflii
und Kloinbahneu nml die Zwangsvollstreckung in dieselben vom
19. Antust 1805. Erläutert von Dr. (Jeorg L'ger, Regierungsnith.
Nebst einem Anhange, enthaltend die bezüglichen Ausführungs•verfiigungeii und Erlasse. Hannover 18SIN. Helwingsche Verlagsbuchhandlung. XXXV u. 782 S. in 8°.
Preis 18 M.
Der Verfasser dieser beiden Bücher, der bis zum
1, April 1895 der preußischen Staatseisenbahnverwaltung angehörte, ist einer der fruchtbarsten Schriftsteller iiuf dttin Gebiete des Eisenbahnwesens. Seim»
Erläuterungen auch der beiden neuesten preußischen
Gesetze enthalten, wie seine früheren ähnlichen.
AVerke, vollständige Auszüge aus den Begründungen
und den Verhandlungen der Parlamente: die gesarat«
bis dahin erschienene, allerdings noch nicht gerade
umfangreiche Litteratur ist benutzt, die amtlichen
Erlasse zur Ausführung der Gesetze werden durchweg berücksichtigt, ineist wortgetreu abgedruckt.
Die Bücher .sind also bequeme Ilülfsmittel für jeden,
der sich — ohne Einsicht in die Quellen selbst —
über die- Entstehungsgeschichte und über die Bedeutung einer ihm zweifelhaften Gesetzesstelle unterrichten will, sie können als solche insbesondere, auch
den Unternehmern von Kleinbahnen und Privatanscnlufsbahnen wohl empfohlen werden. Anderseits
ist der in den Büchern zusammengetragene Stoff ein
so umfangreicher, clftfs das Zurechtfinden nicht gerade
leicht wird, zumal die ganze Anordnung eine mehr
fiulserliche als eine planiniil'sige ist. Soweit der Verfasser eigene Ansichten auisert, wird man ihm nicht
durchweg beipflichten können. Es möchte nlso immerhin gut sein, wenn der der Gesetzessprache weniger
kundige Techniker sich bei Auslegung einer ihm
nicht klaren Bestimmung nicht aussehliefslich auf
die -von dem Verfasser zusammengestellten Erläuterungen verläfst, sondern einen Rechtsv erstiindi gen
zuzieht.
—-n.
Stage CoDstruction, i£xamples of Modern Stages,
nelected from Playhouses recently erected in Europe,
by Edwin 0. Sachs, Architect, London 181)8,
B. T, JlatsfoTd. H4 S. Text 57 : 40 cm, mit <; Tafeln
und 170 Abbildungen im Text, Breis 63 Schillinge.
Zu dein auf S. 471 des vor. Jahrganges besprochenen Werke des Verfassers .Modern Operaand Theaters* ist das vorliegende Buch
über Bülmeneinrichtungen, in GrüTse und Ausstattung sich ihm &nschliefsencl, als Ergänzungsband erschienen, und zwar noch ehe der
dritte und letzte Theil des Hauptwerkes herausgegeben ist. Als Grund
für dieses ungewöhnliche Vorgehen macht das Vorwort geltend, dal's
sich in England augenblicklich ein starkes Bedürfnifs nach einem
ähnlichen, einen Ueberblick über die besten Bühnenemrichtungen der
Gegenwart gebenden Werke fühlbar gemacht habe, da man hier endlich dem Gedanken näher trete, die gänzlich -veralteten englischen
Einrichtungen durch neue zu ersetzen. Denn die englische Bühne
steht noch auf dem Standpunkt von 1750 und hat sich, wie so vieles
in der etwa« verhärteten Cultur dieses Landes, den Fortschritten
der Neuzeit bisher mit Hartnäckigkeit verschlossen. Dies liegt zum
guten Theil daran, dafs das englische Theater ein reines Geldgeschäft ist und jeder IMrector davor zurückschreckt sich auf kostbare Neuerungen einzulassen, solange es irgendwie mit den alten
Einrichtungen angeht. Das Buch handelt demgeinäls auch fast nur
von festländischen Theatern und ist seinem englischen Leserkreise
gegenüber etwa in dem Sinne geschrieben, in dem Tacitus seine
Schilderungen germanischer Sitten den Kölnern vorhielt. Nach Erklärung der alten Holzbahnen (die England heute noch hat) geht
Verlag TOII Wilhelm Ernst & Solin, Berlin,
9. Juli 1898,
der Verfasser auf die neueren vereinigten Holz- und Eisenbühneri
und von diesen auf die reinen Eisenbühnen über. Von der zwuitgenannten Klasse behandelt er die Biilmeneinrichtüngen des Opernhause,-! in Paris, des ytadttheaters in .Rotterdam, des jetzigen PalaeeTheaters in London und des Hoftheäters in Schwerin ausführlich.
Von den reinen Eisenbühnen sind die des Stfidttheatcrs in Amsterdam, des Xationaltbeaters in Christiania, die ,Asphaleiaw-Bülmen de»
Stadttheaters in Halle n, df S. und de.s Opernhauses in Budapest,,
sowie die Bühnen des ilofthuaters in Wien, des Schauspielhauses in
Berlin und Karl Lautet)Schlägers Münchener Drehbühne eingehend
besehrieben. Weitere Schilderungen beziehen sich auf Wiesbaden*.
Monte Carlo, Salzburg, das Neue Theater in Berlin, Essen und einige
Londoner Theater. Ein besonderer Abschnitt ist der AsplmleiaJiiihne gewidmet, welche bekanntlich zur Zeit ihrer Erfindung Aufsehen erregte und grofse Hoffnungen erweckte, Hier wie in andern
Fällen erweist sich eine Nebeneinanderstellung der Urtheile, welchedie ersten Fachleute der Gegenwart über den Gegenstand abgaben,
von grolsem Nutzen. Die neueste Vervollkommnung der europäischen
Bühne, die von Luutensehlager entworfene elektrische Drehbühne
findet ebenfalls die gebührende Aufmerksamkeit (vgl. d. Abb.). Es
hatte hier vielleicht gesagt -werden sollen, dafs der darin enthaltene
Grundgedanke nicht durchaus neu ist, sondern sich in 3er japanischen
Bühne, die seit Jahrhunderten nichts anderes als die Dreli.biihne.neinrichtung kennt, bereits ausgezeichnet bewährt, hat. Für die
zusammenfassende, klare Art der Behandlung des Stoffes innig
jeder dem Verfasser dankbar sein. Denn die neuere Littcratur
hat sich bisher nur auf Einzelbesehrcibungen von Bühnen erstreckt, obgleich Contant in seinem älteren Werke dem Gegenstande grofse Beachtung schenkt und allein 40 Tafeln den Einrichtungen der damaligen Bühne widmet. Die überall nach IVlaftstab
gezeichneten, ausführlichen, rein technisch gehaltenen Zeichnungen
erschöpfen den Stoff fast vollständig und verleihen dem Werke den
IlauptVerth, zahlreiche Textabbildungen mich photograpbischen Aufnahmen kommen der Anschauung des Lesers erfolgreich zu Hülfe,
Wer sich für die heutige Bühneneinrichtung interessirt, kann kein
besseres Werk für die Aneignung eines Ueberblicks über das Gebiet
zur Hand nehmen als das treffliche Werk, dem eine seinem Wcrthe
entsprechende Verbreitung auch auf dem Continent nur gewünscht
werden kann.
M.
Für den nichtamtlichen Theil verantwortlich: 0. Hofsfeld i.V., Berlin.
Druck von J. K e r s k e s , Berlin.

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