- MGS - Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (mbH)
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Theresienhöhe München WA 5 Leben im neuen Stadtquartier auf der ehemaligen Messetiefgarage Theresienhöhe München WA 5 Leben im neuen Stadtquartier auf der ehemaligen Messetiefgarage 4 Inhaltsverzeichnis Stadtquartier WA 5 - Theresienhöhe München 6 Leben und Arbeiten im neuen Stadtquartier 14 Planer und Gestalter 36 Die städtischen Gesellschaften 44 Impressum 51 5 Stadtquartier WA 5 Theresienhöhe München Im zentralen südlichen Bereich des Bauquartiers Theresienhöhe entstanden 319 Wohnungen und damit knapp ein Viertel der insgesamt 1.400 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Messegelände. Eine Besonderheit ist, dass der Geschosswohnungsbau als Gemeinschaftsprojekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaften über der ehemaligen Messetiefgarage realisiert wurde. Das Stadtquartier WA 5 im Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt Theresienhöhe - Neunutzung des ehemaligen Messegeländes Die Stadt hat sich 2000 entschlossen, die Tiefgarage, die hinsichtlich ihrer Kubatur immerhin das größte Bauwerk Münchens darstellt, durch die MGS als Gemeinschaftstiefgarage zu erhalten, umzunutzen und auf deren Oberfläche das Wohnquartier WA 5 zu errichten. Im Zuge der Umnutzung und Ertüchtigung des Tiefbauwerks wurden der Oktoberfestbauhof sowie Lagerflächen für die Kammerspiele und die Lenbachgalerie untergebracht. Die GWG und die GEWOFAG teilten sich paritätisch den Wohnungsbau auf der Garagendecke. Das WA 5 stellt einen wesentlichen Bestandteil einer insgesamt beispielhaften Nach- und Umnutzung eines markanten Innenstadtquartiers dar, welches sich nun durch eine stimmige Kombination von Arbeiten und Wohnen auszeichnet. Es ist auch ein gelungenes Beispiel für die sog. „Münchner Mischung“, die ein ausgewogenes Angebot von Miet- und Eigentumswohnungen für alle Einkommensschichten, die Nähe von Wohnen und Arbeiten sowie ein strukturiertes Wohnumfeld mit Sozial-, Versorgungsund Freizeiteinrichtungen für die Bewohner vorsieht. Es zeigt sich, dass dies eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung gedeihlicher Nachbarschaften und eine langfristige soziale Stabilität ist. 6 Zur aktuellen städtebaulichen Entwicklung Münchens Die Schwerpunkte der räumlichen Entwicklung in der Stadt München unterliegen einem kontinuierlichen Wandel. Die kleinteiligen Flächen im Siedlungsgefüge, insbesondere die vorwiegend unbebauten Bauflächen in Größenordnungen deutlich unter 1.000 Wohneinheiten werden geringer. So werden voraussichtlich die Wohnungsbaumaßnahmen mit einer Gesamtgröße von unter 1.000 Wohneinheiten zu einem großen Teil in den nächsten Jahren fertiggestellt sein. Neue Gebiete dieser Größenordnung werden nicht mehr im bisherigen Umfang zur Verfügung stehen. Zur Deckung des Wohnraumbedarfs behält daher nach wie vor die Entwicklung großer Wohngebiete mit mehr als 1.000 Wohneinheiten eine hohe Bedeutung. Die erste Priorität wird dabei weiterhin der Innentwicklung durch Umstrukturierung freiwerdender Flächen, wie insbesondere der Kasernenflächen sowie ehemaliger Gewerbeareale zukommen. Daneben werden aber zur Erreichung eines nachfrage- und bedarfsgerechten Wohnungsangebots auch die im geltenden Flächennutzungsplan vorgehaltenen Siedlungsflächenreserven am Stadtrand wie z. B. in Freiham und Daglfing/Johanneskirchen sukzessive in Anspruch genommen werden müssen. Das Stadtquartier WA 5, Ansicht von Westen - im Vordergrund: die Werkstätte des Oktoberfestbauhofes Wie das Beispiel Theresienhöhe zeigt, sind an die Entwicklung großer Wohngebiete immer auch besondere sozialstrukturelle Anforderungen zu stellen, z. B. mit dem Ziel einer sozialverträglichen Dichte, einer ausgewogenen Sozialstruktur und einer bedarfsgerechten Infrastruktur. Hier spielt die zeitlich gestaffelte Entwicklung einzelner Bauabschnitte eine wesentliche Rolle. Diesen Zielen können ökonomische Interessen entgegenstehen, die eine Abwägung erforderlich machen. Die Rolle der städtischen Wohnungsbauunternehmen und des Sanierungsträgers MGS Die städtischen Gesellschaften verfügen über einen eigenen Wohnungsbestand von insgesamt rd. 56.000 Wohneinheiten. Dies entspricht ca. 7,4 % des Wohnungsbestandes in München. Ferner verfügen sie über 44 % des gesamten Münchner Sozialwohnungsbestandes. Mit ihren kontinuierlich hohen Investitionsvolumina fungieren sie zudem als Auftraggeber für die mittelständische Bauwirtschaft bzw. für Handwerksbetriebe. Sie geben insoweit indirekt auch arbeitsmarktpolitische Impulse und tragen zur Entwicklung des Wohn- und Wirtschaftsstandortes sowie der Region München bei. Neben ihrer finanzwirtschaftlichen Bedeutung bilden die städtischen Wohnungsunternehmen ein wesentliches wohnungsund sozialpolitisches Instrument der Stadt. Dabei steht das Ziel der Wohnungsversorgung der Bevölkerungsgruppen, die sich nicht selbst ausreichend am freien Wohnungsmarkt versorgen können, im Vordergrund. Im Rahmen der wohnungspolitischen Handlungsprogramme der Stadt kommt den Gesellschaften eine besondere Bedeutung zu. Sie tragen im langjährigen Mittel ca. 40 % zum Fördervolumen des geförderten Wohnungsbaus bei. Die Gesellschaften sind nicht nur die maßgebliche Stütze des geförderten Mietwohnungsneubaus, sondern sie tragen auch Verantwortung für den sozialen Frieden in ihren Wohnquartieren und sind eng mit den lokalen und regionalen Märkten vertraut. Schließlich leisten sie mit ihren sozial orientierten Geschäftsfeldern einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Wohnquartiere und als Steuerungsinstrument der Stadtentwicklung. Der Wohnungsbestand der Gesellschaften bildet somit auch ein beachtenswertes Regulativ für den Münchner Wohnungsmarkt. Der Geschäftskreis der MGS beinhaltet die „städtebauliche Erneuerung zum Wohl der Allgemeinheit“. Sie agiert als Sanierungsträgerin der Stadt vornehmlich als deren Treuhänderin innerhalb der förmlich festgelegten Sanierungsgebiete. Aufgrund ihrer maßgeblichen Bedeutung als Instrumente städtischer Wohnungspolitik und nachhaltiger Stadtentwicklung sind die städtischen Gesellschaften auch für die Zukunft Münchens unverzichtbar, um die sozialen, wohnungs- und stadtentwicklungspolitischen Zielsetzungen zu realisieren. Stadtdirektorin Gertrud Hautum, Stadtsanierung und Wohnungsbau, Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München 7 Die Theresienhöhe ist eines der ersten Münchner Beispiele für eine großflächige Innenentwicklung - zwischen den Stadtteilen Westend und Sendling ist ein neues Quartier entstanden. Wie beurteilt Münchens Stadtbaurätin, Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk, das Stadtquartier WA 5 und die aktuelle städtebauliche Entwicklung Münchens? Welche Bilanz ziehen Sie gut ein Jahr nach dem Bezug des Quartiers WA 5? Wie wird die Baudichte auf der Theresienhöhe heute beurteilt? Die Bilanz fällt sehr positiv aus. Trotz der schwierigen Bedingungen des Baugrundes, der ehemaligen Messetiefgarage, entstand eine urbane Wohnanlage mit eigenem Profil, aber innerhalb des städtebaulichen Grundprinzips der neuen Theresienhöhe. Die Integration des neuen Quartiers in das bestehende Umfeld ist gut gelungen. Die Lagegunst zum Bavariapark und die Nähe zum Westend sind dabei ganz entscheidend für diesen Erfolg. Aber auch die angrenzenden Viertel profitieren von der städtebaulichen Entwicklung, z.B. kann der Bavariapark nun von allen genutzt werden. Das ganze Gebiet hat eine Durchlässigkeit bekommen, die vorher nicht vorhanden war. Die Dichte ist überraschend gut verträglich durch die differenzierten Grün- und Freibereiche sowie die Wegeverknüpfungen zum Umfeld. Der Entwurf lässt unterschiedlich große Räume auf Grundlage eines einheitlichen Grundprinzips zu. Auch die Zuordnung der sozialen Infrastruktur und der Schuleinrichtungen stimmt, eine wichtige Voraussetzung für Integration. Das Projekt WA 5 verkörpert ohne Zweifel eine besondere Stärke Münchens: quer über alle politischen Parteien vereinbart sich die Stadt, an einer exponierten Stelle, wie auf der Theresienhöhe, geförderten Wohnungsbau zu betreiben und eine Fläche in dieser Lagegunst nicht dem Markt anzubieten - wahrlich ein gesellschaftspolitisches Statement, in dem sich eine Wertschätzung gerade für Menschen mit geringerem Einkommen ausdrückt. Ein Lob spreche ich den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften aus, die dieses Projekt unter schwierigen Bedingungen realisierten. Die Theresienhöhe zeigt, dass Dichte erhöht werden kann, wenn im direkten Umfeld positive Standortqualitäten vorhanden sind und auf eine intensive Verknüpfung geachtet wird. Der Erfolg resultiert bei neuen Projekten ganz wesentlich aus dem Zusammenwirken von Anknüpfungen an bestehende Qualitäten und dem Einbringen neuer Qualitäten in die existierende Stadt. Dazu kommt die Münchner Mischung der Wohnformen und die Nähe zum Arbeitsplatz. Umnutzung und Bebauung der ehemaligen Messetiefgarage haben zu innovativen baulichen Lösungen geführt. Liegt nicht gerade in der Umnutzung alter Bausubstanz eine Chance für städtebauliche Entwicklung? Es ist bei Nachnutzungen immer wünschenswert, Teile der alten Strukturen zu integrieren. Ein Glücksfall ist in diesem Zusammenhang das Verkehrsmuseum. Bei Strukturen, die „unterschwellig“ vorhanden sind, wie z.B. die gerade in Bau befindlichen Freianlagen auf dem Bahndeckel, kommt es auf das Geschick des Entwurfs an, Geschichte des Ortes aufzugreifen und sichtbar zu machen. Trotz der Kostenobergrenzen des geförderten Wohnungsbaus, hatten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften den Mut, sich damit auseinander zu setzen. Wiederholung ist sicher nicht 1:1 möglich, aber das WA 5 macht vielleicht Mut zu weiteren Umnutzungsprojekten. 8 Stadtbaurätin Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk Die Neunutzung des ehemaligen Messegeländes mit dem WA 5 scheint wie ein erster Dominostein für weitere größere Entwicklungsprojekte in München - sind Erfahrungen daraus übertragbar? Das Projekt Theresienhöhe war ein Idealfall einer echten Kreislaufwirtschaft: die Flughafenverlagerung ermöglichte den Umzug der Messe, dadurch wurde die Theresienhöhe frei für ein neues Stück Stadt - dieser Idealablauf wird sich so leicht nicht wiederholen. Aber heute sind weitere große Umstrukturierungen auf den ehemaligen Kasernenflächen und Bahnflächen aktuell. Vieles ist schon fertig gebaut, vieles kommt aber noch. Die Umnutzungswirtschaft in der Stadt ist insofern noch nicht abgeschlossen. Freiham ist dagegen wirklich Neubauland. Die Stadt hat im Großen aber auch auf zahlreichen kleinen Flächen sehr viel Entwicklungspotenzial. Von den kleineren Projekten, die aber nicht weniger wichtig für die Stadt sind, sei z.B. das Projekt „Hildegardstraße“ genannt, das demnächst ins Verfahren gehen wird: die Umnutzung eines ehemaligen Parkhauses in Wohnungen und Läden. Damit verbindet sich eine enorme Aufwertung der Stadtgestalt. Es stellt auch ein Kombiprojekt mit mehreren positiven Aspekten dar: So wird ein bereits vom Verkehr genutzter Raum, der ThomasWimmer-Ring, unterirdisch für das Parken genutzt. Insgesamt ist ein Trend des Umbaus von Stadt in kleineren Einheiten festzustellen. Werden die Fertigungszahlen im Wohnungsbau den aktuellen Prognosen auf dem Münchner Wohnungsmarkt gerecht? Hier haben wir folgende aktuelle Problemlage: Der Rückgang in den Fertigungszahlen in 2008 hängt zum einen mit dem Zyklus zusammen, dass zur Zeit größere Planungen im Verfahren sind, wie z.B. Bayern Kaserne und Prinz-Eugen-Kaserne. Zum anderen hat er mit dem OLG-Düsseldorf-Urteil und der Ausschreibungspflicht für städtische Grundstücke zu tun; dieses Urteil hat uns 1 1/2 Jahre Zeit gekostet zu Lasten der Entwicklung wichtiger Projekte, wie Freiham, Dachauer Straße, 4. Bauabschnitt Riem. Darüber hinaus ist durch die Finanzkrise das eine oder andere Projekt weggebrochen. Aber nächstes Jahr werden wir wieder mit vielen Grundstücken auf den Markt kommen und wir hoffen, dass der Markt diese gut aufnimmt. Die Strategie ist daher in München, große Verfahren, um Quantitäten zu liefern, aber auch die Förderung kleiner Projekte, um die Qualität der Stadt weiter zu entwickeln. Entwickelt der geförderte Wohnungsbau heute genug städtebauliche Prägnanz? Wir müssen dies anstreben! Den Wunsch nach mehr Urbanität und Prägnanz kann ich verstehen. Dies darf aber nicht nur eine Diskussion unter Fachleuten bleiben, sondern muss eine kulturelle und gesellschaftspolitische werden. Fragen z.B., zu welcher Dichte man bereit ist, ob Bereitschaft besteht auch wirklich in einem urbanen Umfeld zu leben - nicht nur abends zum Weggehen -, müssen mit der Stadtgesellschaft verhandelt werden. 9 Wohnanlage der GWG München Wohnanlage der GEWOFAG Leben und Arbeiten im neuen Stadtquartier Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2008 wurden alle Wohnungen in kurzer Zeit bezogen. Ca. 900 Menschen fanden eine neue Heimat. Neben dem Einrichten der Wohnung stand selbstverständlich auch das Einleben in die neue Umgebung im Vordergrund. Wie sind Sie auf die Wohnung aufmerksam geworden? Ist es hier schwierig, mit anderen Bewohnern in Kontakt zu kommen? Wir sind oft von Sendling mit dem Rad ins Zentrum gefahren. Da habe ich gesehen, dass hier gebaut wird. Wir haben uns bei der GEWOFAG für diese Wohnung beworben und sind sehr glücklich, dass wir sie bekommen haben. Mit den Nachbarn rechts und links kommt man natürlich schneller in Kontakt, über die Kinder sowieso und auch über den Kindergarten und die Schule. Mit den Nachbarn aus den oberen Stockwerken ist es etwas schwieriger, aber es gibt ja auch noch den Bewohnertreff. 14 Freibereich der Kindertagesstätte und Wohngebäude der GEWOFAG Ist Ihnen das Einleben in die neue Umgebung schwergefallen? Gab es schon besondere Ereignisse, die Ihnen in Erinnerung bleiben werden? Überhaupt nicht. Die Wohnung habe ich gesehen und mich sofort verliebt. Wenn man von der Hauptstraße in die Siedlung rein kommt ist es auf einmal sehr privat. Man kennt viele Leute - die von der Bäckerei, die Nachbarn. Es ist schon fast ein bisschen wie auf dem Land. Die Fußball-Europameisterschaft im letzten Jahr war ein schönes Erlebnis. Überall hingen Fahnen der verschiedenen Nationen aus den Fenstern. Es war egal, welches Fußballspiel gerade im Fernsehen lief, irgendwo hörte man immer jemanden, der gerade seine Mannschaft anfeuerte. Wenn man ein paar Minuten geht ist man am Georg-Freundorfer-Platz und schon mitten im Westend mit all seinen Lokalen und Cafés und kann dort abends auch noch gut weggehen. 15 Aufgrund der statischen Vorgaben des Tiefbauwerks mussten die Architekten besondere Lösungen entwickeln. So gibt es z.B. Maisonettewohnungen, Wohnungen an Laubengängen und flexible Grundrisse mit Schiebewänden. Wichtig war den Architekten die Qualität der Gestaltung. Wie finden die Mieter ihre Wohnungen und Häuser? Merken Sie, dass die Architekten hier etwas Besonderes schaffen wollten? Ja, schon allein dadurch, dass bei den Architektouren (Anm.: Veranstaltung der Architektenkammer) letztes Jahr viele Interessierte gekommen sind. Herr Weinberger vom Architekturbüro Wimmer hat uns an diesem Tag noch einiges erklärt. Zum Beispiel, dass wir den Platz vor unserer Wohnungstür nutzen könnten, wie wir möchten. 16 Als wir dort aber unsere Sachen aufgestellt hatten, hat uns die Hausverwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass dies aus Brandschutzgründen nicht möglich ist. Das ist schade, aber sonst fühlen wir uns in der Wohnung sehr wohl. Wohngebäude der GWG München Was sagen Ihre Freunde und Bekannte über Ihr neues Zuhause und die Umgebung, wenn sie zu Besuch kommen? Die Meisten finden es gut, dass es leicht zu finden ist - ganz einfach direkt gegenüber dem Oktoberfest. Und sie finden es gut, dass wir mitten in der Stadt wohnen. Da können uns Freunde auch mal kurz nach dem Einkaufen besuchen. Die Wohnung ist natürlich auch etwas Besonderes. Mit dem eigenen Eingang, dem kleinen Garten, den zwei Etagen und der offenen Küche. Wobei die offene Küche immer ein bisschen nach Baustelle aussieht. Das ist halt eher ´was für einen Manager, der nur morgens seinen Kaffee trinkt. Wie lebt es sich in einer Wohnung, die Schiebetüren anstelle von Wänden hat? Ja, wir können hier wirklich die Wände wegschieben und haben dann ein riesiges Wohnzimmmer. Für die Kinder ist das schön, denn dadurch haben sie in der Wohnung mehr Platz und können z.B. Bobby-Car fahren. Man merkt schon, dass es keine richtigen Wände sind. Ausschlafen ist am Sonntagmorgen schwierig, wenn die anderen schon wach sind. Dafür sind aber die Fenster aus richtigem Holz und wir haben echtes Parkett. Ich finde es gut, dass hier nicht nur ‚Plastik‘ eingebaut wurde. 17 Ein wichtiger Faktor für die Wohnqualität im neuen Stadtquartier ist die Nähe zu den sozialen Infrastruktureinrichtungen, wie Schule, Kindergarten, Jugend- und Bewohnertreff und auch zum Bavariapark. Was ist der Unterschied zu Ihrem vorherigen Wohnort? Sehr schön ist, dass wir uns mit unseren Nachbarn nebenan und gegenüber so gut verstehen. Die sind in etwa im gleichen Alter wie wir. Wir treffen uns an den Wochenenden mal bei dem Einen oder dem Anderen. Die Kinder sind im eigenen Bett, man nimmt das Babyphon mit, sitzt noch zusammen und redet. Oder man kocht zusammen. Ich genieße sehr, dass man hier nicht isoliert ist. Hier gibt es Kinder in jeder Altersgruppe, so dass unsere Jungs sehr schnell Anschluss gefunden haben. Wir haben hauptsächlich über die Kinder neue Kontakte geknüpft und so hat sich inzwischen ein guter Zusammenhalt entwickelt. Für Familien ist es hier einfach wunderbar. 18 Wohin geht ihr Kinder gerne zum Spielen? Also ich geh´ mit meinen Freunden oft zum Bavaria-Park, oder zum neuen Bolzplatz an der Feuerwache - zumindest tagsüber - abends sind da oft die Jugendlichen. Die wollen uns hier dann nicht haben und verjagen uns. Außenspielfläche der Kindertagesstätte und Wege in der Wohnanlage der GEWOFAG Was würden Sie sich noch wünschen? Ich hätte es schön gefunden, wenn wir unseren Garten mehr selbst hätten gestalten können. Leider wurde er schon vor unserem Einzug bepflanzt. Außerdem wünschen wir uns mehr Einkaufsmöglichkeiten. Hier wohnen so viele Menschen und es gibt noch keinen Laden. Ein großer Supermarkt wäre toll. Aber die positiven Dinge überwiegen natürlich. Ich hoffe nur, dass sich die Kinder hier in der Schule wohlfühlen und die Qualität der Schule und des Kindergartens hoch bleibt. Gerade weil die Schule neu ist und alle Leute neu hergezogen sind, ist es besonders wichtig, dass es in der Schule auch Freizeitangebote gibt, damit sich alle gut einleben. 19 Freibereiche im Stadtquartier Herr Hofauer ist Hausmeister und kümmert sich um den laufenden Betrieb der Wohnanlage. Frau Gomez und Frau Steinberger sind bei der GWG München für die Betreuung der Mieter zuständig. Frau Steinberger hat die Vergabe und Vermietung der Wohnungen von Anfang an begleitet. Frau Gomez ist Sozialpädagogin und arbeitet seit 2008 bei der GWG München. Wie empfanden Sie die Stimmung unter den Mietern zur Zeit des Einzugs und wie heute? Obwohl hier alles noch Baustelle war, konnten sich die Menschen schon ganz gut vorstellen wie es hier einmal aussehen wird. Gerade die Familien in den Erdgeschosswohnungen waren total begeistert, vor allem wegen der Gartenanteile. Wir haben aber jetzt schon von Mietern gehört, die sich zusammengeschlossen haben und sich zu fünft einen Rasenmäher für ihre Gärten teilen. Es entstehen rasch immer mehr Gemeinschaften und soziale Netzwerke. Einige Bewohner sind bei uns vorbeigekommen, nur um uns zu sagen, wie gerne sie in der Anlage wohnen. Herr Hofauer Ich bin ja noch nicht so lange hier, aber mein Eindruck ist schon, dass sich die Menschen auf der Theresienhöhe wohl fühlen. Natürlich braucht ein Stadtviertel etwas Zeit, bis sich ein Zusammenleben etabliert hat und sich die Anfangsschwierigkeiten gelegt haben. 22 Das gute Gemeinschaftsleben kann gerade im Sommer auch zu Konflikten führen. Dann grillen viele Mieter abends gemeinsam und es wird schon mal später. Dadurch fühlen sich andere Bewohner manchmal gestört. Das sind aber ganz normale, jahreszeitlich begrenzte Konflikte. Auf den Freiflächen sind im Sommer natürlich auch viele Kinder noch in den Abendstunden unterwegs. Da beschweren sich dann auch Bewohner, die abends ihre Ruhe wollen. Aber das wird auch besser werden, wenn die Grünflächen auf dem Bahndeckel fertig sind, die hier direkt ans Gebiet angrenzen. Außenanlagen in der Wohnanlage der GWG München Was unterscheidet dieses Wohnquartier von anderen? Die Lage ist natürlich etwas Außergewöhnliches. Man wohnt hier mitten in der Stadt, aber dennoch ruhig und ohne Verkehrslärm, ohne Hochhäuser und nahe am Bavariapark. Das ist schon etwas anderes wie am Stadtrand, z.B. in Riem. Aber man hat hier natürlich nicht ganz so viel Grün. Durch die einkommensorientierte Förderung war es uns möglich, eine Durchmischung unterschiedlichster Mieter zu erreichen. Durch dieses Konzept sind Personenkreise mit ganz unterschiedlichem Einkommen in einem Wohngebiet zusammengewürfelt. Dadurch sind wir hier auf der Theresienhöhe weit entfernt vom typischen, negativ behafteten, Klischee der Sozialwohnung. Frau Steinberger (links), Frau Gomez (rechts) 23 Die Kindertagesstätte der Inneren Mission bietet Platz für 100 Kinder. Cornelia Lovermann ist die Leiterin der Einrichtung und muss immer den Überblick über die Kleinen behalten. Wie gefällt Ihnen und den Kindern die Gestaltung der Außenspielflächen des Kindergartens? Unseren Kindern gefällt es gut. Den Jugendlichen hier aus dem Quartier aber scheinbar auch. Unser Spielplatz dient abends als Treffpunkt für die Jugendlichen. Die sitzen gerne auf den Sonnenschutz-Pergolen von unserem Sandkasten. Bisher ist zum Glück noch nichts passiert. Ich hoffe, dass es für die Jugendlichen bald in den neuen Grünanlagen auf dem Bahndeckel ein besseres Angebot gibt. Cornelia Lovermann Wohnen alle Kinder, die zu Ihnen in den Kindergarten kommen, auch hier im Quartier? Ich habe das Gefühl, dass alle Kinder unserer Einrichtung hier in der HansFischer-Straße wohnen. Das stimmt natürlich nicht, aber 75 % werden es bestimmt sein. Es gibt nur zwei Kinder in unserer Einrichtung, die einen längeren Anfahrtsweg von rund 20 Minuten haben. Die meisten sind schon aus der näheren Umgebung. 24 Kindertagesstätte der Inneren Mission Das Quartier hat eine sehr vielfältige Bewohnerschaft. Z.B. Ausländer und Einheimische, Ältere und Jüngere. Merkt man das auch bei Ihrer Arbeit? Wir haben viele Kinder, die aus Haushalten mit kleinem Einkommen stammen. Die Hälfte aller Kinder haben Eltern oder Großeltern, die nicht aus Deutschland sind. Um allen gerecht zu werden, benötigen wir ein differenziertes pädagogisches Angebot. Dafür ist unser fachlich qualifiziertes Team zuständig. Das Besondere an unserer Einrichtung ist die pädagogische Arbeit nach dem offenen Konzept. Das heißt, bei uns gibt es keine festen Kindergartengruppen. Es gibt mehrere Funktionsräume mit unterschiedlichen Angeboten, also z.B. einen Bewegungsraum, einen Raum zum Werken, u.s.w. Die Kinder können dann die Angebote wahrnehmen, die sie am liebsten mögen. Wir wären gerne in der Raumanordnung etwas flexibler, aber der Kindergarten wurde für ein klassisches Konzept mit festen Gruppenräumen geplant. Treppenhaus in der Kindertagesstätte 25 Isabel Maurus ist Sozialpädagogin und leitet seit Juni 2009 den Treffpunkt Theresienhöhe. Eine ihrer Aufgaben ist es, die Bewohner auf der Theresienhöhe darin zu unterstützen, den Bewohnertreff langfristig in Eigenregie zu führen. Wer kann den Bewohnertreff nutzen und was ist Ihre Aufgabe? Der Treffpunkt ist für alle, egal ob sie in den Häusern der GWG München, der GEWOFAG oder im näheren Umfeld wohnen. Wir wollen die notwendige Unterstützung bieten, damit die Bewohner Angebote auf die Beine stellen können, die hier noch gebraucht werden. Außerdem bieten wir hier einen Raum, um sich besser kennen zu lernen. Isabel Maurus mit jungen Bewohnerinnen Ein Angebot von vielen ist z.B. der Kaffeetreff. Der findet jeden Donnerstag Nachmittag statt und wird inzwischen von zwei Seniorinnen organisiert. Diese Bewohnerinnen setzen sich für ihre Interessen und ihr Quartier ein und lernen sich dabei gegenseitig und andere Bewohner aus dem Viertel kennen. Es ist kein klassisches Kaffeekränzchen für Ältere, es kommen auch viele Familien mit Kindern und Alleinstehende. Die Menschen verabreden sich dann oft zu anderen Aktivitäten oder helfen sich gegenseitig aus, wenn jemand krank ist oder anderweitig Hilfe braucht. 26 Im Prinzip kommt ein Abbild des gesamten Quartiers in den Treffpunkt: Kinder, deutsche und ausländische Familien, Alleinstehende, Senioren. Ich biete darüber hinaus eine Erstberatung bei familiären, finanziellen und anderen Schwierigkeiten an und suche dann geeignete Hilfsangebote bei anderen Einrichtungen. Die Bewohner können auch bei Konflikten in der Hausgemeinschaft die Räumlichkeiten als Besprechungsort nützen. Wenn es gewünscht wird, übernehme ich dann die Moderation der Gespräche zwischen den Parteien. Gartenseite in der Wohnanlage der GEWOFAG (auch Bild unten) Es sieht so aus, als kämen Jung und Alt ganz gut miteinander aus? Mein Eindruck ist, dass das Zusammenleben hier ganz gut funktioniert. Dadurch, dass alle neu eingezogen sind, gibt es keine Gewohnheitsrechte oder Traditionen. Die Räume des Treffpunkts bieten die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen. Ich erlebe die Bewohner als sehr offen und denke, dass sich hier vieles schnell einspielen wird. Für die Entwicklung des Quartiers finde ich es wichtig, dass der Treffpunkt gleichzeitig mit der Fertigstellung der Wohnungen eingerichtet wurde, so konnte man gleich wichtige Bedürfnisse der hier lebenden Menschen erfahren und gemeinsam tätig werden. Was fehlt den Menschen hier im Viertel noch? Nach meiner Einschätzung stören sich die Menschen hier eher an Kleinigkeiten. Ich höre, dass viele Bewohner sich anstatt dem Kies in den Gärten und auf den Spielflächen, Rasen oder richtige Grünflächen wünschen. Ein paar Einkaufsmöglichkeiten direkt im Quartier würden viele Menschen begrüßen. Läden sind auch Orte, an denen man ins Gespräch kommt und wo man sich trifft. Von Jugendlichen wurde mir mitgeteilt, dass sie sich über ein paar Angebote mehr und einen Treffpunkt freuen würden. Für sie gibt es bisher im Wohngebiet nicht viel. 27 Tiefbauwerk unter dem Stadtquartier Im ersten Untergeschoss der ehemaligen Messetiefgarage befinden sich die Werkstattund Lagerräume des Oktoberfestbauhofes, der zum Tourismusamt der Landeshauptstadt München gehört. Hier arbeitet Günther Kaiser mit seinen Kollegen daran, dass auf der Wiesn, der Auer Dult und dem Münchner Christkindlmarkt alles funktioniert. Herr Kaiser, wie fühlen Sie sich im Untergeschoss der ehemaligen Messetiefgaragen? Ich habe mir zu Beginn nicht vorstellen können wie es sein wird. Aber ich muss sagen, es ist besser als ich erwartet hatte. Lager des Oktoberfestbauhofes, 1. Untergeschoss Sind Sie nur im Bauhof zur Oktoberfestzeit? Sie haben hier auch eine Werkstatt, wofür brauchen Sie diese? Nein, hier arbeiten das ganze Jahr über acht Leute. Zwei davon sind ständig im Lager. Der Rest ist mit Auf- oder Abbauen und Reparaturen beschäftigt. Wir sind ja nicht nur für das Oktoberfest zuständig, sondern auch für die Auer Dult und den Christkindlmarkt. Hier lagern alle Verkaufsstände der Auer Dult und des Christkindlmarktes. Dazu die Brezenstände und die Verkaufsbuden vom Oktoberfest, die Klohäuschen und so weiter. Wenn an einer Bude etwas kaputt ist, dann müssen wir den Schaden beheben oder sie gegen eine neue austauschen. In der Werkstatt werden also allerlei Reparaturen gemacht und dafür gesorgt, dass immer genügend Buden, Klohäuschen und Brezenstände verfügbar sind. Die anfallenden Holzabfälle werden übrigens in der Werkstatt zu Pellets verpresst und dann in städtischen Einrichtungen zum Heizen verwendet. 30 Werkstatt des Oktoberfestbauhofes, 1. Untergeschoss Wie groß ist das Lager? In der Mitte des Lagers verläuft eine 300 m lange Fahrbahn, an der rechts und links die Lagerräume angeordnet sind. Wir können vor jedem Lagerraum mit dem LKW vorfahren und am Ende drehen. Insgesamt sind es ca. 10.000 m2 Lagerflächen. Die Engel schauen dieses Jahr aber etwas grimmig drein, finden Sie nicht? Stimmt, früher sahen sie etwas freundlicher aus. Aber die Engel mussten nach all den Jahren restauriert werden. Es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der darauf spezialisiert ist. Günther Kaiser 31 Im Tiefbauwerk sind neben dem Oktoberfestbauhof noch Lagerräume der Kammerspiele und der städtischen Lenbachgalerie. Vorübergehend hat sich im 3. Untergeschoss das Deutsche Theater eingemietet. Nikolaus Gundler koordinierte die Einlagerung. Wo befand sich der Bauhof vor seinem Umzug auf die Theresienhöhe? Der alte Bauhof war in Sendling in der Meindlstraße. Er bestand aus mehreren kleinen Hallen, aber ein Großteil musste im Freien lagern. Jetzt ist es natürlich wesentlich komfortabler und wir sind nicht mehr von der Witterung abhängig. Wobei diejenigen von uns, die nur im Lager arbeiten, manchmal schon die frische Luft vermissen. Am alten Bauhof war es viel enger und rundherum haben viele Menschen gewohnt. Oft haben sie sich durch den Lärm gestört gefühlt und sich beschwert. Hier ist es jetzt für alle Seiten ruhiger und entspannter. Zumindest gab es bisher noch keine Beschwerden. Ich hoffe das bleibt auch so. 32 Lagerräume im 1. Untergeschoss Herr Gundler, die Kammerspiele lagern im 1. Untergeschoss Requisiten und Bühnenbilder. Was lagert das Deutsche Theater ein? Requisiten der Kammerspiele München Wir lagern die technische Ausstattung ein, während wir unser Haus in der Schwanthalerstraße sanieren. Das Lager hatte die richtige Größe für unsere Bedürfnisse und der kurze Weg ist natürlich von Vorteil. Wir haben die Sachen mit den großen Lastenaufzügen heruntergebracht und werden sie erst zur Fertigstellung des Theaters wieder nach oben befördern. Nikolaus Gundler 33 Wohnanlage der GWG München Planer und Gestalter Die Architekten Johannes Ernst (Steidle Architekten), Peter Doranth und Helmut Wimmer sowie die Landschaftsarchitektin Maria Auböck und Büropartner János Kárász verfolgen in ihren Entwürfen ein urbanes Leitbild, das Spielräume für das individuelle Leben lässt. Wie drückt sich dies in den Gebäuden und Freiräumen aus? Die strukturbildende Kraft der Gesamtanlage ist wichtig für den städtebaulichen Zusammenhang des neuen Quartiers Theresienhöhe. Ziel des Gesamtplanes ist eine intensive und dichte Durchmischung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Kultur und Erholung auf engem Raum, um den urbanen Grundcharakter des neuen Quartiers zu verstärken. Auch die zukünftigen Planungen auf den unmittelbar benachbarten Flächen des WA 5 (Anm.: noch unbebaute Flächen MK 2 und 3 am Bavariaring und an der Ganghoferstraße) stehen in diesem Zusammenhang. Zugang und Zufahrt zu den Lagernutzungen Welche städtebauliche Idee liegt dem Quartier WA 5 zugrunde? Zunächst war es die Idee des ökologischen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen und Bauflächen. Die Entscheidung der Landeshauptstadt München, die alte Messetiefgarage umzunutzen und nicht abzureißen, half riesige Mengen an Bauschutt und Energie für Abtransport und Entsorgung zu vermeiden - ein Beispiel für nachhaltigen Städtebau. Auf der umgenutzten Tiefgarage neuen Wohnungsbau zu errichten, war nur durch eine Pionierleistung in Planung und Bauablauf möglich. Das städtebauliche Konzept des Gesamtplans macht eine interessante Abfolge von offenen und geschlossenen Stadtbereichen zum Thema. Das Stadtquartier WA 5 fügt sich harmonisch ein, bildet jedoch einen Baustein mit eigenem Charakter. 36 Wie verbinden sich die technischen Herausforderungen mit Gestaltung und Raumidee? Der größte Erfolg ist, dass man heute nicht sieht, wie kompliziert es war. In der Planung gab es zahllose Zwangspunkte aus Statik und Gebäudetechnik. Eine der größten Herausforderungen war das Management der Planungen unterirdisch und oberirdisch, vor allem hinsichtlich des Bauablaufes und der Logistik. Peter Doranth (linkes Bild), Architekt für die Umnutzung und die Neugestaltung des Tiefbauwerks Im geförderten Wohnungsbau gilt es, Kostenobergrenzen einzuhalten. Wie wirkt sich dies auf Gestaltung aus? Sozialer Wohnungsbau darf nicht heißen: billige Materialien. Gerade bei der Bauaufgabe des geförderten Wohnungsbaus ist es wichtig, werthaltig und qualitätvoll zu bauen. Selbstverständlich kommt dadurch auch eine gesellschaftliche Wertschätzung gegenüber den Bewohnern zum Ausdruck. Eine prägnante Architektur ermöglicht zudem eine starke Identifikation der Bewohner mit ihrem Haus und dem Wohnumfeld. Peter Doranth, Johannes Ernst, Maria Auböck, Bernhard Weinberger (Büro Wimmer), Helmut Wimmer (von links nach rechts) 37 Die Qualität des Stadtquartiers WA 5 basiert auf einer starken städtebaulichen und freiräumlichen Struktur, die Gemeinsamkeit und Identität entstehen lässt. Welche grundsätzlichen Entwurfsideen wurden realisiert? Mit der Konstruktion der Wohngebäude musste auf das Konstruktionsraster des Tiefbauwerks reagiert werden. Dabei entstanden spezielle Gebäudetypen mit einer größeren Gebäudetiefe im Sockelbereich und erst ab dem 3. Obergeschoß mit üblichen Gebäudetiefen. Dadurch erhalten die Gebäude eine eigene, skulpturale Form und prägen die Unverwechselbarkeit des Quartiers. Durch zueinander versetzte Längsriegel und Punkthäuser entsteht eine Reihung unterschiedlich charakterisierter Höfe. Bei der Gestaltung der Freianlagen wurden ebenso spezielle Details entwickelt, da hier kein natürlicher Boden vorhanden war. Die gegeneinander um eine Haustiefe versetzten Gebäude lassen interne kleine Plätze frei. 38 Hier wurden vier grüne „Inseln“ als ruhigere Bereiche zwischen den Wohnwegen angelegt. Ihre unterschiedliche Gestaltung als „Rosengarten“ oder „Kräutergarten“ prägt mit einer poetischen Note die Atmosphäre der Gemeinschaftsplätze. Wichtig ist die Differenzierung der verschiedenen Hausseiten. So gibt es einen Wechsel von Erschließungs- und Gartenseiten und damit Unterschiede zwischen öffentlichen Bereichen mit mehr Frequenz und privaten Freiflächen mit mehr Ruhe. Platz in der Wohnanlage der GWG München Maria Auböck, Landschaftsarchitektin Neben privaten Gartenanteilen im Erdgeschoss werden auch für die oberen Geschosse halböffentliche und individuelle Freiflächen in Form von Terrassen, Laubengängen und Balkonen angeboten. Im Geschosswohnungsbau sollen diese „gestapelten Vorgärten“ den Bewohnern zur individuellen Aneignung zur Verfügung stehen. Johannes Ernst, Planer des Stadtquartiers und Architekt der Wohnanlage der GWG München Mit der Neugestaltung des Tiefbauwerks sollte den verschiedenen Nutzern zum einen die Orientierung erleichtert werden. Alle Geschosse wurden daher einheitlich in fünf Farbbereiche unterteilt, welche dem Nutzer die jeweilige Position in der Tiefgarage verdeutlichen. Zum anderen sollte den Menschen durch eine freundliche Gestaltung mittels heller Farbtöne, Beleuchtung und Verglasungen Sicherheit in der Großgarage vermittelt werden. 39 Wohnanlagen, die heute gebaut werden, sollen auch den Ansprüchen der kommenden Generationen genügen. Ist das möglich? Wie flexibel ist das Quartier und die Wohnung im Hinblick auf unterschiedliche Bedürfnisse der Bewohner heute und mögliche Veränderungen in der Zukunft? Für uns ist die Anpassungsmöglichkeit der Wohnung an die Menschen und ihre Bedürfnisse eines der zentralsten Themen im heutigen Wohnbau. Gleichzeitig ist der Bezug auf die Kontinuität der gewachsenen europäischen Stadt - ein urbaner Zusammenhang - wichtig. Nach unserem Planungsverständnis sollen gerade nicht alle Lebensräume bestimmt werden, sondern bewusst Spielräume für Individualität und flexible Nutzung frei gehalten werden. 40 Flexibilität für Veränderungen im Alltag heute und in der Zukunft ist in verschiedenen Maßstäben zu denken: im Städtebau wäre es „die Stadt als Loft“ (J. Ernst) mit vielfältigen Nutzungsmischungen - im Wohnungsbau sind es möglichst individuell nutzbare Grundrisse, nutzungsneutrale Räume und sogar verschiebbare Wände innerhalb der Wohnung. Offenheit der Grundrisse bietet eine Grundlage für unterschiedliche Reaktionen auf den Lauf des Lebens: Die alltägliche Veränderung - ermöglicht z.B. eine Ausdehnung des Wohnbereichs am Tag, wobei die entsprechenden Wohnräume nachts als Schlafräume genutzt werden. Privatgärten und öffentliche Höfe zum Spielen in der Wohnanlage der GEWOFAG Die Veränderung der Wohnbedürfnisse über einen längeren Zeitraum spiegelt den zeitlichen Wandel der Familienstruktur wider. Einzelne Räume können dem Wohnbereich hinzugefügt oder von diesem abgeschlossen werden. Durch individuelle Aneignung wird der Bewohner unbewusst zum Mitgestalter und die Häuser zu einer „Bühne für das Schauspiel des Lebens“ (H. Wimmer). Bernhard Weinberger (links), Helmut Wimmer (rechts), Architekten der Wohnanlage der GEWOFAG 41 Wohnanlage der GEWOFAG Die städtischen Gesellschaften Kommunalreferat, GEWOFAG, GWG München und MGS haben gemeinsam das Stadtquartier auf der Theresienhöhe entwickelt. Welche Erfahrungen wurden gemacht und was bedeutet dies für die Zukunft des kommunalen Wohnungsbaus in München? Welche Bedeutung hat das Stadtquartier im Kontext der Projektentwicklung des ehemaligen Messegeländes Theresienhöhe? Hans-Otto Kraus: Die Entscheidung der Landeshauptstadt München zur Sanierung, Neunutzung und Überbauung der alten Messetiefgarage mit gefördertem Wohnungsbau war ziemlich einmalig in der Bundesrepublik. Die „Münchner Mischung“ von Eigentumswohnformen und gefördertem Wohnungsbau im neuen Quartier Theresienhöhe tut der Identifikation im Viertel gut und ist ein sozialpolitisches Signal für den Rest der Republik. Die Kosten für die aufwändige Sanierung des Tiefbauwerks zu schultern, war wirtschaftlich und ökologisch im Sinne nachhaltiger Stadtentwicklung. Gabriele Friderich: Sachzwänge führten zum Erhalt der Tiefgarage. Die Statik in Verbindung mit dem Bahndeckel sowie die Entsorgungslogistik sprachen gegen einen Abbruch. Wichtig war auch die Möglichkeit, den Oktoberfestbauhof hierhin zu verlegen und den alten beengten Standort an der Meindlstraße in Sendling für soziale Infrastruktur frei zu machen. Gabriele Friderich, Kommunalreferentin, Landeshauptstadt München Was war grundlegend für den erfolgreichen Abschluss des Projektes? Gordona Sommer: Die Herausforderung für die Architekten bestand darin, Gebäude der üblichen Qualität trotz schwieriger Rahmenbedingungen in Statik und Gebäudetechnik zu planen. Dies ist rundum gelungen. Das gute städtebauliche Grundgerüst ist die wesentliche Voraussetzung für die heutige Wohnqualität auf der Theresienhöhe. Alle Baugebiete sind in einer gemeinsamen Struktur gehalten. Richtig ist die Durchmischung von frei finanziertem und gefördertem Wohnungsbau, im WA 5 im EOF-Programm und München Modell Miete. Wünschenswert wäre eine noch stärkere Mischung auch innerhalb des Stadtquartiers WA 5 gewesen. 44 Welche Aufgaben hatte das Projektmanagement? Helmut Steyrer: Es war ein Schlüsselprojekt, eine Bewährungsprobe für die MGS. Unsere Koordinationsaufgaben erstreckten sich auf folgende Punkte: • Den Abbruch der alten Hallen und die Baufeldfreimachung mit Asbestsanierung. • Der Umbau des Tiefbauwerks für die Ansprüche der zukünftigen Nutzer (Oktoberfestbauhof, Tiefgaragenstellplätze für die Wohnanlagen von GWG und GEWOFAG, großflächige Lagerräume für die Stadt). • Die statische Ertüchtigung und Integration der Technikversorgung für den Hochbau von GWG und GEWOFAG mit Hunderten von Schnittstellen, Einhalten des Kostendeckels. Der enge Zeitplan konnte nur durch überschiebendes Arbeiten eingehalten werden: Während man den östlichen Teil des Tiefbauwerks für den Hochbau übergeben hat, wurde im westlichen Teil noch gearbeitet. Hans-Otto Kraus (GWG München), Kommunalreferentin Gabriele Friderich, Gordona Sommer (GEWOFAG), Helmut Steyrer (MGS) (von links nach rechts) • Die Anforderungen aus der umliegenden Wohnbebauung mussten in Abstimmung mit den Bezirksausschüssen (Sendling und Sendling-Westpark) berücksichtigt werden. Zum Beispiel die Sicherheit der Schulwege von den bereits bezogenen Wohngebieten nördlich der Bahn zu den Schuleinrichtungen südlich der Bahn an der Baustelle vorbei. Neben der Komplexität der Planung war es der späte Maßnahmenbeginn (im Umfeld war der Wohnungsbau voll im Gange, z.T. abgeschlossen), der eine besondere Herausforderung darstellte. Von Seiten der Bezirksausschüsse und der benachbarten Wohngebiete wurde auf eine rasche Verwirklichung gedrängt, z.B. bei der Fertigstellung der Tiefgaragenplätze. Diese Bewährungsprobe haben wir bestanden! Helmut Steyrer, Geschäftsführer der MGS • Die Freimachung der Baugrundstücke für die Kerngebiete an der Ganghoferstraße und am Bavariaring. Diese waren durch die alten Erschließungsbauwerke völlig belegt. Die gesamte Erschließung des Tiefbauwerks war neu zu konzipieren, um die Grund stücke überhaupt vermarkten zu können. • Die Baustellenlogistik und die nahezu parallele Ausführung erforderten ein abgestimmtes Verkehrssystem zur Belieferung und Entsorgung der Baustellen. Die angrenzenden Bahnflächen, machten umfangreiche Verhandlungen mit dem Baureferat und der Deutschen Bahn notwendig. 45 „Die Baudichte auf der Theresienhöhe repräsentiert eine starke Urbanität. Mit dem Steidle-Entwurf ist es gelungen, eine hohe Wohnqualität zu erreichen.“ (Hans-Otto Kraus) Deshalb strebt die GWG an, immer eine hohe funktionale und gestalterische Qualität zu erreichen, gemäß unserem Auftrag, gutes Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung zu sichern. Welche Rolle spielt der geförderte Wohnungsbau und das Engagement der städtischen Gesellschaften in der aktuellen Stadtentwicklung? Hans-Otto Kraus, Technischer Geschäftsführer der GWG München Wie verbinden sich Planung und Gestaltung mit den Kostenobergrenzen des geförderten Wohnungsbaus? Hans-Otto Kraus: Die Kosten für die Wohnanlage sind in dem Rahmen geblieben, der kalkuliert war; für die statische Konzeption über dem Tiefbauwerk als „Brückenkonstruktion“ war natürlich ein höherer Aufwand nötig. Wenn man dies herausrechnet, sind die Kosten nicht höher als bei anderen Wohnbauten. Gehen GEWOFAG und GWG in der Betreuung ihrer Mieter im WA 5 neue Wege? Hans-Otto Kraus: Das Quartier WA 5 bietet keinen Anlass für besondere Einsätze. Das Stigma des „Sozialen Wohnungsbaus“ stimmt einfach nicht – hier leben in der Regel ganz normale Menschen, aber mit niedrigem Einkommen. So bildet sich auch in diesem Quartier der Querschnitt unserer Gesellschaft ab. 46 Gordona Sommer: Der soziale Friede in München und die Stabilität basieren zum großen Teil auf der Wohnungspolitik der sozialen Durchmischung. Es ist traditionelle Aufgabe als kommunale Wohnungsbaugesellschaft, bezahlbare Wohnungen zu errichten. Aber auch hier ist eine gute Mischung - in der Regel 2/3 EOF und 1/3 München Modell Miete - nötig. Wir wollen in den eigenen Siedlungen eine große Ausgewogenheit haben - es geht immer um das soziale Gleichgewicht. Gabriele Friderich: Mit Hilfe der städtischen Wohnungsbaugesellschaften ist es der Stadt möglich, aktive Zukunftsgestaltung zu betreiben und somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der kommunalen Daseinsvorsorge zu leisten. Die städtischen Unternehmen sind zwar genauso zur wirtschaftlichen Arbeitsweise verpflichtet wie Private, können aber Gewinne zusammen mit finanzieller Unterstützung durch Staat und Stadt in sozial vernünftige Projekte investieren; Projekte, die eine wichtige Basis bilden für ein gedeihliches Miteinander in unserer Gesellschaft. So gesehen ist das WA 5 ein gutes Beispiel. Wohnanlage der GWG München Welche Erfahrungen aus der Realisierung des WA 5 sind für zukünftige Entwicklungsprojekte wichtig? Gabriele Friderich: Das WA 5 war ein Sonderprojekt. Jedoch stellt es auch einen Diskussionsanstoß für die Zukunft der Stadtentwicklung dar: Die Verbindung von Alt und Neu einerseits und andererseits eine mögliche Antwort auf die aktuellen städtebauliche Fragen: Was ist urban? Was ist an Verdichtung verträglich? Gordona Sommer: Wir müssen zukünftig in die Dichte gehen, weil die Flächenpotenziale in München allgemein begrenzt sind. Daher werden aktuell Nachverdichtungen in bestehenden Siedlungen geprüft. Jedoch muss eine Nähe mit Abstand, eine Nähe, die Eigenständigkeit bewahrt, Ziel bleiben. Wäre die Entwicklung städtebaulich schwieriger Standorte überhaupt ohne das Engagement der Stadt sowie der städtischen Wohnbaugesellschaften möglich? Hans-Otto Kraus: Die Stadt hat über die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften die Chance, ganze Stadtteile und Quartiere zu entwickeln. Dies gelingt über die Verfügbarkeit zusammenhängender Grundstücke. Bei der Einbeziehung vieler Grundeigentümer ist dies ungleich schwieriger und zeitraubender. Die Theresienhöhe ist ein überzeugendes Beispiel, wie durch eine gute kommunale Kooperation die Stadtentwicklung auch durch den geförderten Wohnungsbau geschehen kann. Ohne den großen finanziellen Einsatz der Stadt wäre dies nicht leistbar gewesen. Fassadendetail, Wohnanlage der GWG München 47 „Wohnung ist Umfeld, ist Heimat ...“ (Gordona Sommer) Welche Strategien verfolgen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften für eine sozial orientierte Stadtentwicklung? Gordona Sommer, Technischer Vorstand der GEWOFAG Braucht es noch mehr Engagement der städtischen Wohnungsgesellschaften angesichts der angespannten Wohnungssituation in München? Gordona Sommer: Die Stadt München achtet darauf, dass nicht nur der freie Markt spielt, sondern genügend Wohnraum für Geringverdiener erstellt wird. Die Vorgaben zur sozial verträglichen Bodennutzung (SOBON) geben dazu den Rahmen vor. Beide Gesellschaften haben ihre Neubauprogramme, im Schnitt 200-300 Wohnungen pro Jahr. Ein Problem für die GEWOFAG ist die Grundstücksbeschaffung. Nach einem Urteil des OLG Düsseldorf sind öffentliche Grundstücke auszuschreiben, das heißt, sie können nicht direkt an städtische Gesellschaften verkauft werden. Durch den relativ guten Zustand der Bausubstanz unseres Altbestandes liegt unser Schwerpunkt aktuell in der Sanierung sowie in der Nachverdichtung bestehender Siedlungen. 48 Hans-Otto Kraus: Die GWG kann weitgehend auf eigenen Grundstücken bauen und damit beitragen, das notwendige Angebot an preiswerten Wohnungen zu vergrößern, auch durch Nachverdichtung in bestehenden Siedlungen mit Ersatzund Neubauten. Eine wesentliche Aufgabe für die Zukunft ist die energetische Verbesserung – wie schaffen wir die Entlastung der Umwelt im Neubau und Bestand ? – Bei maximaler technischer Ausstattung aller Gebäude wären die Investitionen so groß, dass sie die finanziellen Möglichkeiten der Wohnungsunternehmen überstiegen, weil die Mieten im geförderten Wohnungsbau gedeckelt sind. Sehr wichtig ist hier das städtische FES-Programm, mit dem der Bauherr einen finanziellen Zuschuss für die erhöhten Investitionen erhält und einen höheren energetischen Standard realisieren kann, der nicht auf die Miete durchschlägt. Welche Strategien verfolgen die städtischen Wohnbaugesellschaften hinsichtlich der sozialen und demographischen Entwicklung ihrer Mieterschaft? Hans-Otto Kraus: Die GWG praktiziert verschiedene Kooperations- und Nachbarschaftsmodelle, so werden z. B. Beratungseinrichtungen und Bewohnertreffs mit vielfältigen Beratungs- und Hilfsangeboten für unsere Mieter und Stützpunkte mit speziellen Betreuungsangeboten für ältere Menschen geschaffen. Hier gibt es Kooperationsformen zwischen unseren eigenen Sozialpädagogen und verschiedenen Wohlfahrtsverbänden. Darüber hinaus bieten wir auch neue Wohnformen für Senioren an, wie z.B. „WGplus - Wohnen in Gemeinschaft plus Service“. Gordona Sommer: Neben der großen Aufgabe des ressourcenschonenden Bauens und Sanierens sehen wir die Herausforderung in der Erhaltung und dem Gebäude in der Wohnanlage der GEWOFAG Ausbau der Wohnqualität für alle sozialen Gruppen und Altersgruppen. Die Wohnung ist Umfeld, ist Heimat. Je länger ein Mieter in seiner Wohnung wohnt, umso mehr ist das Heimatgefühl ausgeprägt. Z.B. heißt Flexibilität für ältere Mieter, durch das Vorhandensein von Betreuungsmöglichkeiten solange wie möglich in der eigenen Wohnung leben zu können. Daher hat die GEWOFAG das Programm „Wohnen im Viertel“ aufgestellt. In Zusammenarbeit mit paritätischen Verbänden wird bedürfnisgerechte Betreuung angeboten. Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt die MGS in der Zukunft? Helmut Steyrer: Seit unserer Aufnahme in den Konzern der GWG 2008 verfolgen wir die klassischen Aufgaben als städtischer Sanierungsträger weiter. Neu hinzu kommt eine stärkere Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften, z.B. WOGENO. Innerhalb des Konzerns GWG über- nimmt die MGS neue Sonderaufgaben, wie z.B. das Projektmanagement für die Künstlerkolonie Domagkstraße im Auftrag des Kommunalreferates. Zudem Wohnbauprojekte im Kompro-Fördermodell der Stadt, z.B. Clearing-Häuser und Wohnprojekte mit integrierten Kindertagesstätten. Inwieweit beteiligt sich die Stadt durch Bereitstellung von Grundstücken? Gabriele Friderich: Die Stadt achtet sehr sensibel im Rahmen der Bauleitplanung auf eine soziale Balance in den neuen Stadtvierteln. Gerade auch in den künftigen Planungsgebieten - also z.B. in Freiham, auf den ehemaligen Kasernenarealen oder auf Entwicklungsflächen im Münchner Osten wird es immer wieder anspruchsvolle Sonderprojekte geben, um städtische Vielfalt gerade auch in den neuen Siedlungen zu ermöglichen. Fassadendetail, Wohnanlage der GEWOFAG 49 Für die Mitarbeit an dieser Dokumentation bedanken wir uns ganz herzlich bei allen unseren Mieterinnen und Mietern und den Architekturbüros, die das Quartier mit uns geschaffen haben: Städtebauliches Konzept und Planung der Wohnanlage für die GWG München: Steidle Architekten, Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH, München, Planung der Wohnanlage und der Kindertagesstätte für die GEWOFAG: Arch. DI. Helmut Wimmer, Wien Planung Tiefbauwerk: Projektleitung MGS doranth post architekten, Dipl.-Ing. Architekten BDA, München, Tragwerksplanung: Suess-Staller-Schmitt Ingenieure GmbH, Gräfelfing Landschaftsplanung: Atelier Auböck + Kárász, Wien 50 Theresienhöhe München WA 5 Leben im neuen Stadtquartier auf der ehemaligen Messetiefgarage GEWOFAG Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München Kirchseeoner Straße 3 81669 München Kontakt: Sabine Stein GWG München Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft mbH Heimeranstraße 31 80339 München Kontakt: Zanka Hallmann MGS Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Haager Straße 5 81671 München Kontakt: Melanie Meindl Idee, Konzept und Realisation Böhm Glaab Sandler Mittertrainer Architektur und Stadtplanung, München Interviews: Dietmar Sandler, Markus Beutner Grafisches Konzept Vierthaler & Braun Visuelle Kommunikation, München Druck Mediahaus Biering, München Bildnachweis Edward Beierle Fotodesign, München, Ingrid Scheffler Architekturfotografie, München, Roland Weegen, München www.Luftbild-Bertram.de 51