WA5_allgemeine Seiten_1-25

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WA5_allgemeine Seiten_1-25
Umschlag_WA 5_RZ_Neuauflage2009
02.11.2009
14:07 Uhr
Seite 1
Theresienhöhe
München
WA 5
Teil 1:
Dokumentation zum Richtfest
des Wohnungsbaus auf der
ehemaligen Messetiefgarage,
Theresienhöhe München.
April 2007
Neuauflage 2009
Wohnungsbau
in Kooperation
auf der ehemaligen
Messetiefgarage
Theresienhöhe
München
WA 5
Wohnungsbau
in Kooperation
auf der ehemaligen
Messetiefgarage
4
Inhaltsverzeichnis
Grußworte
6
Die Kooperation der städtischen Wohnungsunternehmen
8
Die Planungsgeschichte der Theresienhöhe
12
Der Planungsprozess des WA 5
14
Das städtebauliche Konzept
18
Das Tiefbauwerk
20
Der Wohnungsbau auf dem Tiefbauwerk
24
Wohnen WA 5 West
26
Wohnen WA 5 Ost
30
Die Kindertagesstätte
34
Der Freiraum
36
Impressum
39
5
Liebe Münchnerinnen und Münchner,
mit dem Umzug der Messe nach Riem im
Jahr 1998 bot sich die einmalige Gelegenheit zur Entwicklung eines neuen Stadtquartiers auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände. Gemäß dem Münchner
Stadtentwicklungsmotto „kompakt-urbangrün“ sollten in direkter Nachbarschaft zur
Theresienwiese in einer Mischung aus
Kern- und Wohngebieten 1.400 Wohnungen und 5.000 Arbeitsplätze mit den entsprechenden Infrastruktureinrichtungen
entstehen.
Heute, knapp 10 Jahre nach dem Umzug,
sind die Strukturen des neuen Stadtquartiers bereits klar erkennbar. Entlang der
Ganghoferstraße und Heimeranstraße
sind viele Büros und Wohnungen bezogen, auch das Verkehrszentrum des Deutschen Museums hat hier seine neue,
repräsentative Bleibe gefunden.
Einen ganz besonderen Beitrag zur Entwicklung der Theresienhöhe leisten zurzeit die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GEWOFAG, GWG und MGS. Sie
stellen sich der logistischen Herausforderung, auf der ehemaligen Tiefgarage des
alten Messegeländes 234 geförderte
Wohnungen und 85 Wohnungen im München Modell für Mieter zu errichten.
Damit wird an diesem Projekt auch eine
zentrale Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge deutlich: Städtische Wohnungsbaugesellschaften bringen in enger
Kooperation ihre langjährige Erfahrung bei
der Quartiersentwicklung sowie der
Umsetzung zukunftsweisender Modellprojekte ein und unterstützen so das Ziel
der städtischen Wohnungspolitik, auch
den Bürgerinnen und Bürgern, die sich
nicht jede Miete leisten können, zu
erschwinglichem Wohnraum zu verhelfen.
Christian Ude
Oberbürgermeister
6
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
günstige Mietwohnungen sind rar auf dem
Münchner Wohnungsmarkt. In diesem
Wohnungsbauprojekt auf der ehemaligen
Messetiefgarage im neuen Stadtquartier
Theresienhöhe entstehen nun insgesamt
319 geförderte Mietwohnungen für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen, dies ist immerhin fast ein Viertel der
1.330 Wohnungen auf der Theresienhöhe.
Der Entscheidung für die Wohnbauten auf
der ehemaligen Messetiefgarage gingen
umfangreiche Untersuchungen voraus.
Die Stadt stand hier vor der schwierigen
Frage, was nach dem Umzug der Messe
nach Riem mit der dreigeschossigen Tiefgarage und drei leeren Messehallen geschehen soll. Letztlich blieb nur das Konzept der Arbeitsgemeinschaft aus GWG,
GEWOFAG und MGS bestehen, das den
Umbau und Betrieb der Tiefgarage und die
Überbauung mit Wohnungen vorsieht. Die
Landeshauptstadt München, der Freistaat
Bayern und die städtischen Wohnungsbaugesellschaften wenden erhebliche
finanzielle Mittel auf, um hier in Nähe zur
Innenstadt preisgünstigen Wohnraum insbesondere auch für Familien zu fördern. In
dieses Projekt investieren allein die beiden
städtischen Gesellschaften rd. 60 Mio. €.
Die Kosten für die Ertüchtigung der Tiefgarage, um darauf die Wohnungen zu bauen, bezuschusst die Stadt mit 11,8 Mio. €,
und damit die Wohnungen zu einem für
Familien mit mittlerem Einkommen tragbaren Mietpreis angeboten werden können,
gibt die Stadt weitere Finanzierungshilfen
von rd. 4,2 Mio.€. Der Freistaat Bayern beteiligt sich mit Darlehen von rd. 25 Mio. €.
Auch wenn die Häuser jetzt erst im Rohbau stehen, so können wir doch schon von
einem gelungenen städtebaulichen Konzept sprechen. Ich bedanke mich bei den
städtischen Gesellschaften für ihr Engagement bei dieser gewiss nicht leichten Aufgabe. Den künftigen Bewohnern kann ich
schon jetzt versichern, dass sie sich hier
wohlfühlen werden.
Liebe Leserinnen und Leser!
Heute, nicht einmal zehn Jahre nach dem
Umzug der Messe nach Riem, ist das
neue, insgesamt 45 Hektar große Stadtquartier Realität. Die Vorgaben des Stadtrates wurden erfolgreich umgesetzt: Ausschließlich durch den Verkauf der Grundstücke auf der Theresienhöhe wurden die
notwendigen städtischen Investitionen und
auch der Umzug der Messe mit einem
nicht unerheblichen Beitrag finanziert. Der
Weg dahin war ein offensives Marketing,
ein früher intensiver Dialog mit potentiellen Investoren und eine vorausschauende
Planung, die auch wirtschaftliche Zwänge
in ihre Überlegungen mit einband.
Eine Frage, die lange Zeit offen blieb, wird
in dieser Broschüre beantwortet. Im südlichen Planungsgebiet liegt die ehemalige
Messetiefgarage mit drei Geschossen und
1.500 Stellplätzen. Was sollte mit diesem
Bauwerk geschehen? Die vorhandenen
Zufahrten blockierten eine vernünftige
Bebauung der beiden angrenzenden Bauquartiere. Ein Abbruch der Gesamtanlage
war technisch und wirtschaftlich nicht darstellbar.
Gemeinsam mit der MGS und den städtischen Wohnungsgesellschaften GWG und
GEWOFAG wurde die nun umgesetzte
Lösung gefunden: Sanierung und Ertüchtigung des Tiefbauwerks und Schaffung von
günstigem Wohnraum. Mit deutlich kleineren Zufahrtsrampen ist eine sowohl wirtschaftlich als auch architektonisch optimierte Nutzung der beiden angrenzenden
Kerngebiete möglich.
Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur
haben auf der Theresienhöhe ihren Platz
gefunden. Und ich bin mir sicher: Mit Fertigstellung dieser letzten großen städtischen Baumaßnahme wird das Stadtquartier noch attraktiver.
Gabriele Friderich
Kommunalreferentin
Prof. Christiane Thalgott
Stadtbaurätin
7
Die Kooperation der städtischen
Wohnungsunternehmen
Im Jahr 1998 haben sich GEWOFAG, GWG und MGS zum Kooperations-Netzwerk der städtischen Wohnungsunternehmen in
München zusammengeschlossen. Gemeinsames Ziel ist es, die
Fachkompetenz der Unternehmen zu bündeln und der Landeshauptstadt München als Dienstleister zur Erfüllung komplexer
Bauaufgaben zur Verfügung zu stehen.
Ende 1999 haben sich GEWOFAG, GWG und MGS gemeinsam
darum beworben, das Tiefbauwerk auf dem ehemaligen Messegelände zu erwerben, statisch zu ertüchtigen und mit Wohnungen
zu bebauen: Eine planerische, technische und logistische Herausforderung.
Der Stadtrat hat die Bedeutung und die Kompetenz der städtischen Wohnungsunternehmen unterstrichen und dem Projekt
Theresienhöhe mit Beschluss vom 22.09.2004 seine endgültigen
Konturen gegeben: GEWOFAG und GWG werden Bauherren für
den Wohnungsbau und die Landeshauptstadt München, vertreten durch das Kommunalreferat, übernimmt die Ertüchtigung des
Tiefbauwerks einschließlich der Neuordnung der Erschließung.
Die MGS wurde vom Stadtrat als Projektleiter und Projektsteuerer für die Maßnahmen des Kommunalreferates einschließlich
der Baufeldlogistik bestimmt.
Mit der Ertüchtigung des Tiefbauwerks und der Überbauung der
ehemaligen Messetiefgarage mit mehr als 300 Wohnungen stellt
die Kooperation der städtischen Wohnungsbaugesellschaften
GEWOFAG, GWG und MGS ihre Leistungsfähigkeit mit der Realisierung einer sehr komplexen und technisch höchst komplizierten Baumaßnahme deutlich unter Beweis.
8
Die GEWOFAG blickt inzwischen auf eine 78-jährige Geschichte
zurück. Gegründet wurde sie 1928, in einer Zeit des akuten
Wohnraummangels in München, um breite Schichten der Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen.
Auch heute noch sind günstige Mietpreise
und die Sicherung der Wohn- und Lebensqualität die Säulen kommunaler Wohnraumversorgung. Die GEWOFAG ist als
städtische Wohnungsbaugesellschaft mit
der Umsetzung dieser Aufgabe beauftragt. Dazu gehört die Erhaltung und Verbesserung des Wohnungsbestandes genauso wie die Entwicklung neuer und
zukunftsweisender Wohnformen.
Die GEWOFAG hält derzeit über 26.000
Wohnungen in München und näherer Umgebung im eigenen Bestand. Sie ist damit
ein wesentliches Element der kommunalen Wohnraumversorgung in München.
Dieser Wohnungsbestand wird auch in Zukunft nach den Gesichtspunkten des sozialen Wohnungsbaus erweitert, gepflegt
und instand gehalten.
Mit der Verlagerung der Messe nach Riem
und der Neugestaltung des alten Messegeländes bot sich die einmalige Chance
der Schaffung von Wohnungen und Gewerbeflächen in zentraler Innenstadtlage.
Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt liegt in der Koordination der
unterschiedlichen Anforderungen auf engstem Raum, nämlich der Errichtung von
Wohnungen auf einer bestehenden Tief-
garagenanlage, die dafür bei deren Errichtung nicht vorgesehen war. Damit waren
erhebliche planerische, technische und
finanzielle Anstrengungen und Risiken verbunden. Diese Aufgaben wurden von den
drei Münchner Gesellschaften GWG,
MGS und der GEWOFAG in enger Kooperation angenommen und auf den Weg
gebracht.
Die GEWOFAG errichtet zusammen mit
der GWG auf dem Gelände Wohngebäude
nach sozialen Förderungsprogrammen.
Dies geschieht in Kooperation mit der
MGS, die für die Baumaßnahmen im Tiefbauwerk zuständig ist. Die GEWOFAG
errichtet in sechs Gebäuden insgesamt
131 Wohnungen, davon 95 Wohnungen
nach dem EOF-Modell und 36 Wohnungen für das Programm „MünchenModell-Miete“. Darüber hinaus baut die
GEWOFAG im Auftrag der Landeshauptstadt München einen Kindergarten mit
vier Gruppen, der zur Versorgung der
neuen Mieter dient.
Mit diesem Projekt wird in dem neuen
Stadtquartier Theresienhöhe ein wichtiger
Beitrag geleistet, um den nach wie vor
hohen Bedarf an sozialem Wohnraum in
München zu decken.
9
Die Versorgung der Münchner Bürgerinnen und Bürger mit preisgünstigem Wohnraum ist eine zentrale Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge. Im Jahr 1918 gegründet, nimmt die GWG
Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft mbH als
Wohnungsbaugesellschaft der Landeshauptstadt München diese
Aufgabe seit knapp 90 Jahren auf vorbildliche Weise wahr.
Mit der Errichtung von Wohnungen, umfassenden Großmodernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, ökologischen
Modellprojekten, innovativen Wohnformen
und kundenorientierter Mieterbetreuung
deckt die GWG den gesamten Tätigkeitsbereich der kommunalen Wohnungsversorgung ab.
Zurzeit bewirtschaftet die GWG rund
24.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten,
davon etwa 23.000 Mietwohnungen. Dabei baut die GWG ihre Aktivitäten auf Kontinuität, Langfristigkeit und Vertrauen auf.
Sie ist damit ein wichtiger Partner der
Stadt bei der Realisierung der wohnungspolitischen Zielvorgabe, allen Münchner
Bürgerinnen und Bürgern eine angemessene Wohnungsversorgung zu ermöglichen. Das Engagement der GWG endet
aber nicht mit der Übergabe schlüsselfertiger Wohnungen. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der GWG verfügen vielmehr über eine breit gefächerte soziale
Kompetenz und garantieren eine umfassende Mieterbetreuung vor Ort. Darüber
hinaus schafft die GWG mit der Organisation von Mieterfesten, der Einrichtung von
Stadtteilcafés und Jugendräumen eine
starke Identifikation der Mieterinnen und
Mieter mit ihrem Wohnumfeld. Der große
Teil unserer Kunden sind Langzeitmieter –
40 Jahre und mehr sind keine Seltenheit.
Sie haben ihre GWG-Wohnung zu ihrem
Lebensmittelpunkt gemacht.
10
Als Mitglied des Kooperationsnetzwerkes
der städtischen Wohnungsbaugesellschaften bringt die GWG bei der Bebauung des
alten Messegeländes auf der Theresienhöhe ihre langjährigen Erfahrungen bei der
Quartiers- und Stadtentwicklung sowie bei
der Umsetzung innovativer Modellprojekte und technisch schwieriger Baumaßnahmen ein. Die GWG baut hier auf der
westlichen Hälfte der Decke der ehemaligen Tiefgarage 188 geförderte Wohnungen. 49 davon werden im MünchenModell-Miete und 139 im Rahmen der
EOF gefördert. Dieses Projekt stellte eine
besondere technische und logistische
Herausforderung dar. Auf ungewöhnlichem
„Baugrund“, der ehemaligen Tiefgarage
des alten Messegeländes, wird in einer
innerstädtischen Situation auf drei Großbaustellen über- und nebeneinander gearbeitet. Diese Aufgabe bedarf einer engen
und effizienten Zusammenarbeit, die durch
das Kooperationsnetzwerk der städtischen Gesellschaften gewährleistet wird.
Die GWG hat das Architekturbüro Steidle +
Partner mit der Planung für dieses Projekt
beauftragt, dessen Handschrift auf der
Theresienhöhe bereits an verschiedenen
Stellen erkennbar ist. Dadurch wird die gestalterische Homogenität und Qualität des
gesamten Quartiers gefördert. Das Projekt
auf der Theresienhöhe rundet den vorhandenen Wohnungsbestand der GWG in idealer Weise ab. Darüber hinaus befinden sich
die Räume der zuständigen Hausverwaltung
in unmittelbarer Nachbarschaft im Hauptbüro der GWG an der Heimeranstraße.
Auf der Theresienhöhe ist die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) als Projektmanager für das Kommunalreferat tätig, um die Sanierung und Ertüchtigung des Tiefbauwerks
der alten Messetiefgarage verantwortlich zu leiten und umzusetzen. Damit erweitert sie ihr Aufgabenspektrum als Sanierungsträger um einen wichtigen Baustein.
Die MGS wurde 1979 von der Landeshauptstadt München gegründet, um als
Sanierungsträger/Treuhänder die komplexen Aufgaben der Stadterneuerung in den
förmlich festgelegten Sanierungsgebieten
(Haidhausen, Westend, Altstadt und Giesing) zu erfüllen.
Die Umsetzung der Sanierungsziele der
Landeshauptstadt München war geprägt
durch ein sehr breites Aufgabenspektrum
für die MGS. Im Vordergrund standen
dabei
– die Modernisierung von Gebäuden zur
Schaffung zeitgemäßer Wohnverhältnisse
– der Bau von Ersatz- und Übergangswohnungen, zum Teil auch als Baulückenschließung
– der Bau von Gewerbeeinheiten, um
Betriebe verlagern und ihnen Zukunftsperspektiven eröffnen zu können
– die Verbesserung des Wohnumfeldes
durch Abbruch von Rückgebäuden,
Begrünung von Hofflächen usw.
– der Bau von Gemeinschaftstiefgaragen
und andere Maßnahmen der Verkehrsberuhigung
– die Verbesserung der sozialen Infrastruktur durch den Bau von Einrichtungen für
Kinder, Jugendliche und Senioren.
Seit 2005 ist die MGS auch in den neuen
Sanierungsgebieten am Mittleren Ring in
Giesing und Berg am Laim/Ramersdorf als
Sanierungsträger der Landeshauptstadt
München beauftragt. Das vergleichsweise
junge Förderprogramm „Stadt- und Ortsteile mit besonderem Entwicklungsbedarf
– die Soziale Stadt“ integriert neben baulichen Entwicklungsmaßnahmen stärker
soziale Maßnahmen und die Bildung von
lokalen Netzwerken. Damit verändern sich
auch die Aufgaben und Leistungen der
MGS.
Das Leistungsspektrum der MGS beinhaltet:
– Stadterneuerung
– Quartiersmanagement
– Sozialplanung/Mieterumsetzung
für
Wohnen und Gewerbe
– Städtebauliche Planungen und Architektenleistungen
– Projektentwicklung
– Wirtschaftliche und technische Baubetreuung
– Baumanagement
– Immobilienverwaltung
Die MGS erwarb als Sanierungsträger
hohe interdisziplinäre Kompetenz in allen
mit der Stadterneuerung zusammenhängenden planerischen, rechtlichen, finanziellen und strategischen Fragen und Aufgabenstellungen.
11
Die Planungsgeschichte
der Theresienhöhe
Mit dem Umzug der Messe an
ihren neuen Standort in Riem
wurde 1998 das historische
Ausstellungs- und Messegelände Theresienhöhe frei für
eine neue Bebauung mit einer
Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Läden und
öffentlichen Einrichtungen.
Mit dem ersten Preis wurde der Entwurf
von Prof. Steidle + Partner, München und
den Landschaftsarchitekten Thomanek +
Duquesnoy aus Berlin ausgezeichnet.
Masterplan auf Grundlage des Entwurfs von
Steidle + Partner, 2001
Schwanthaler Höhe
GeorgFreundorferPlatz
MK
Esplanade
MK
MK
Deutsches Museum –
Verkehrszentrum
Ganghofer
straße
MK
Westend
Am Rande der Münchner Innenstadt
gelegen, in unmittelbarer Nachbarschaft
zur Oktoberfestwiese und der Bavaria mit
Ruhmeshalle, bot sich die einmalige
Chance für ein neues lebendiges Stadtquartier. Um einen möglichst attraktiven
Stadtteil zu schaffen, wurde im Jahr 1996
ein städtebaulicher Ideenwettbewerb
durchgeführt.
MK
MK/WA
Bavariapark
Bavaria
Medienfabrik
Jugendzentrum
WA
MK
WA
WA
Theresienwiese
Oktoberfest
WA
MK
WA 5
Grundschule mit
Kindergarten und
Hort
MK
WA
WA
Westpark
MK
MK
MK
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Die Messehallen 23, 24
und 25, 2001 – hier entsteht heute das WA 5
ab 1810 Oktoberfest, Pferderennen auf der Theresienwiese in Erinnerung an die Hochzeit
von Kronprinz Ludwig mit Theresie von
Sachsen Hildburghausen
1843-53 Bau der Bavaria mit Ruhmeshalle (Leo
von Klenze) + Anlage Bavariapark
ab 1900 Gesamtkonzept Ausstellungspark
(Gabriel von Seidl)
1908
Eröffnung Ausstellungsgelände zum
750-jährigen Stadtjubiläum
1909
Eröffnung Vergnügungspark, Sommernutzung (Schließung 1934)
1925
Große Verkehrsausstellung
1953
Zweite Deutsche Verkehrsausstellung
1965
Erste Weltausstellung des Verkehrs
1972
Ringerhalle für die Olympischen Spiele
1987
Der Stadtrat beschließt die Verlagerung
der Messe nach Riem
1996
Städtebaulicher und landschaftlicher
Ideenwettbewerb für die Theresienhöhe
1998
Umzug der Messe München nach Riem,
Beginn der Abbrucharbeiten
2000
Satzung Bebauungsplan Nord,
Baubeginn im Nordteil
2001
Satzung Bebauungsplan Süd,
Baubeginn im Südteil
2005
Beginn der Sanierung des Tiefbauwerks
2006
Abschluss der Bauarbeiten im Nordteil,
Teilfertigstellung des Südteils; Fertigstellung Deutsches Museum – Verkehrszentrum, Baubeginn WA 5
Die stadträumliche Struktur des Entwurfs
basiert auf einzelnen Feldern, die aus den
angrenzenden Quartieren abgeleitet sind
ohne sie zu kopieren. Dadurch gelingt die
Integration des neuen Stadtquartiers Theresienhöhe in die städtebauliche Umgebung.
und einer modernen Bautypologie im
Inneren des Gebiets. Der Park im Zentrum
sowie klare Achsen und Raumfolgen mit
weiteren privaten und öffentlichen Freiflächen ermöglichen eine dichte Bebauung
für ca. 1.400 Wohnungen und rund 5.000
Arbeitsplätze.
Die Einmaligkeit der Theresienhöhe entsteht durch die Herausarbeitung der
besonderen Qualitäten, wie dem denkmalgeschützten Bavariapark oder den historischen Hallen des Verkehrsmuseums
Um für die einzelnen Bauquartiere eine
sehr hohe städtebauliche, architektonische
und gestalterische Qualität zu erreichen,
wurden weitere vertiefende Architektenwettbewerbe durchgeführt.
Die Theresienhöhe
im Jahr 1915
13
Der Planungsprozess
des WA 5
Der Begriff „WA“ kommt aus dem Planungsrecht und
steht für „Allgemeines Wohngebiet“. Im Bebauungsplan
Nr. 1819 b, der die bauliche Entwicklung im südlichen Teil
der Theresienhöhe regelt, ist das Baugebiet auf der ehemaligen Messetiefgarage kurz und knapp als „WA 5“
bezeichnet.
Städtebauliche Lagepläne der Gutachter
(von oben nach unten)
– Steidle + Partner
– Wimmer
– Kramm und Strigl
Das Wohngebiet WA 5 stellt aufgrund
seiner zentralen Lage innerhalb des südlichen Teils der Theresienhöhe einen Wohnschwerpunkt des gesamten Stadtquartiers
dar. Die Besonderheit des Baugebiets ist
die Errichtung der Wohngebäude auf der
ehemaligen Messetiefgarage.
Seine Realisierung fußt auf der Entscheidung des Münchner Stadtrats im Jahr
2000, die Tiefgarage zu erhalten, umzunutzen und das WA 5 auf deren Oberfläche zu erbauen.
Um maßgeschneiderte Lösungen für die
technische und städtebauliche Herausforderung zu entwickeln, wurde im Jahr
2001 ein Kooperatives Gutachterverfahren in zwei Bearbeitungsphasen durchgeführt. In den Gutachten wurden verschiedene städtebauliche und statischkonstruktive Bebauungsmöglichkeiten
untersucht und durch eine Fachjury beurteilt. Aus den eingereichten Gutachten
wurden in der 2. Bearbeitungsphase die
Gutachten der Architektenteams Steidle +
Partner, München, Wimmer, Wien, sowie
Kramm und Strigl, Darmstadt, weiter
vertieft.
14
Neben der Findung der geeigneten städtebaulichen Struktur war vor allem die
Ausbildung der Erdgeschoßzonen der
Wohnanlage wichtig. Aufgrund der speziellen Bedingungen des Baugrundes auf
dem Tiefbauwerk waren hier neue und
innovative Wege zu beschreiten. Von den
Gutachterteams waren wirtschaftliche
Lösungen für die statische Abfangung
bzw. Übertragung der Lasten aus den
Gebäuden und die Gestaltung der Außenanlagen mit einer attraktiven Anbindung
der Gärten und Erschließungswege an
die Wohnhäuser zu entwickeln.
Schnitte
(von oben nach unten)
– Steidle + Partner
– Wimmer
– Kramm und Strigl
15
Als Ergebnis des Gutachterverfahrens
empfahl die Jury, den Entwurf der
Architekten Steidle + Partner, München,
der weiteren städtebaulichen Planung
zu Grunde zu legen und für einen Teilbereich das Architekturbüro Wimmer,
Wien, zu beauftragen.
Entwurf des Büros
Steidle+Partner für das
WA 5, 2001
Die Gestaltung der Außenanlagen sollte
dem Atelier Auböck + Kárász, Wien,
übertragen werden. Die Bauherren GWG
und GEWOFAG nahmen die Juryempfehlung an und verwirklichten das „Experiment“ Wohnungsbau auf der ehemaligen
Messetiefgarage.
16
Lage und Größe des Baugebietes WA 5
sowie Art und Maß der Nutzung sind im
Bebauungsplan Nr. 1819 b festgelegt. In
dem rund 2,1 ha großen Baugebiet können
31.600 m2 Geschoßfläche für Wohnungen
entstehen. Mindestens 40% davon müssen mit Mitteln des geförderten Wohnungsbaus errichtet werden. Im Zuge der
Realisierung wurden alle Wohnungen im
Rahmen des geförderten Wohnungsbaus
erstellt (2/3 EOF, 1/3 München-ModellMiete). Als Wohnfolgeeinrichtung ist
zudem ein integrierter Kindergarten festgesetzt.
Von 2005 bis Sommer 2007 wird die
Messetiefgarage saniert und umgebaut.
Nach technisch aufwändigen Sanierungsarbeiten mit Verstärkung der Statik konnte
schon im April 2006 mit den Hochbauarbeiten für die 319 Wohnungen und die
Kindertagesstätte begonnen werden.
Zwei Jahre später, im April 2008, sollen
die Bauarbeiten für das neue Stadtquartier abgeschlossen sein.
Bebauungsplan 1819 b,
2001
17
Das städtebauliche
Konzept
Grundgedanke des städtebaulichen Konzepts ist
der Erhalt des bestehenden 3-geschossigen
Messetiefbauwerks als Megastruktur und Basis
für die Neunutzung. Das Prinzip der Transformation und Umnutzung tritt an die Stelle eines
energie-, müll- und kostenaufwändigen Abrisses.
Die Wohngebäude im WA 5 bauen auf
Statik und Tragstruktur der ehemaligen
Messetiefgarage mit einem Konstruktionsraster von 16,5 m x 5,5 m auf. Dadurch
ergeben sich im Erdgeschoß für Wohnbauten ungewöhnliche Gebäudetiefen
Wettbewerbsskizze
Prof. Otto Steidle
von ca. 16,5 m. Erst in den darüber liegenden Geschossen kann die Gebäudetiefe teilweise auf 14 m und schließlich
auf rund 12,5 m zurückgestaffelt werden.
Um eine ausreichende Belichtung aller
Wohnräume im Erdgeschoß sowie im
1. Obergeschoß zu gewährleisten, wurde
von den Architekten eine spezielle innere
Nutzungsgliederung entworfen. So werden Erdgeschoß und 1. Obergeschoß für
Maisonette-Wohnungen genutzt. Dieser
Wohnungstyp erstreckt sich über beide
Stockwerke und orientiert sich zum Garten.
Die übrigen Flächen werden für Räume
mit geringerem Belichtungsbedarf, wie
Technik- und Kellerersatzräume gebraucht,
welche den öffentlichen Erschließungsflächen zugewandt sind (WA 5 West) bzw.
an einem Laubengang liegen (WA 5 Ost).
18
Arbeitsmodell Steidle + Partner
Arbeitsmodell Wimmer
Ab dem 2. Obergeschoß mit geringeren
Gebäudetiefen sind die Wohnungen als
konventionelle Etagenwohnungen konzipiert.
Die städtebauliche Struktur des größten
Wohnquartiers auf der Theresienhöhe entwickelt darüber hinaus einen eigenständigen, von den technisch-funktionalen Randbedingungen unabhängigen Charakter.
Aus dem Stützenraster des Tiefbauwerks
heraus entwickelt sich an der Oberfläche
eine offene Zeilenbebauung mit einer differenzierten Abfolge von Außenräumen.
Die privaten, ruhigen Gartenseiten und
die lebendigeren öffentlichen Erschließungsseiten der Wohnhäuser sind jeweils
gespiegelt angeordnet, das heißt, die Eingangseiten von zwei gegenüber liegenden Häusern sind zum öffentlichen Erschließungsweg, die Gartenseiten von
zwei gegenüber liegenden Häusern sind
zum Gemeinschaftsgrün (Hof) orientiert.
Durch die Zusammenlegung der Erschließungsseiten werden Störungen der Gartenbereiche vermieden und es entstehen
qualitätvolle Freibereiche. Zwei Langhäuser und zwei Punkthäuser umgeben
jeweils einen Gemeinschaftshof.
Auf Grundlage dieses städtebaulichen
Konzepts entstehen insgesamt 14 Wohngebäude mit 319 Wohneinheiten sowie
eine Kindertagesstätte für vier Gruppen
(ca. 100 Kinder). Die städtischen Wohnungsunternehmen GWG und GEWOFAG
übernehmen die Bauherrenschaft der
Wohnungsbaumaßnahmen, die Landeshauptstadt München, Kommunalreferat,
übernimmt die Ertüchtigung des Tiefbauwerks einschließlich der Neuordnung der
Erschließung. Die MGS leitete im Auftrag
der Landeshauptstadt München den
Abbruch der alten Messehallen, die Freimachung der Baufelder WA 5, MK 2 und
MK 3 sowie die Sanierung und Ertüchtigung des Tiefbauwerks.
Das städtebauliche
Konzept
19
Das Tiefbauwerk
Bauherr
Landeshauptstadt München
Projektleitung
MGS
Münchner Gesellschaft für
Stadterneuerung mbH, München
Architekt
doranth post architekten
Dipl.-Ing. Architekten BDA, München
Tragwerkplaner
Suess-Staller-Schmitt
Ingenieure GmbH, Gräfelfing
Die ehemalige Messetiefgarage ist
nicht nur das „Fundament“ der neuen
Wohnbebauung, sie ist zudem Gemeinschaftstiefgarage, Oktoberfestbauhof
und Kunstdepot.
Im Jahr 1982 wurde die dreigeschossige, 313,5 m
lange und 71,5 m breite Tiefgarage errichtet. Mit
einem Rauminhalt von über 300.000 m3 bot sie Platz
für ca. 1.500 Stellplätze. Im Zuge der Planungsuntersuchungen zum Erhalt und zur Bebauung der bestehenden Messetiefgarage, wurde ein neues Nutzungsund Erschließungskonzept entworfen.
Perspektivische Schnitte:
Tiefgaragenzugang
20
Grundriss:
1.Untergeschoß
Illustration: Tiefgaragenzugang
1. UG
Der Oktoberfestbauhof umfasst Lagerräume sowie eine
kleinere Werkstatt für Reparaturen und Sozialräume. Zudem
befindet sich hier das Kunstdepot der städtischen Lenbachgalerie.
2. UG
Auf dieser Ebene finden auf
584 Stellplätzen die Autos der
Bewohner des WA 5 und benachbarter Baugebiete ihren
Platz.
3. UG
Im untersten Geschoß befinden sich weitere Lagerräume
u.a. der Kammerspiele.
Die Zugänge der Gemeinschaftstiefgarage
erfolgen zum Einen über die Wohngebäude des WA 5 selbst, zum Anderen
gibt es Abgänge von den öffentlichen
Wegeverbindungen. Sicherheit und gute
Orientierungsmöglichkeiten in der Gemeinschaftstiefgarage werden durch ein geeignetes Farb- und Beleuchtungskonzept
geschaffen.
Als wesentlicher konstruktiver Eingriff
wurden insgesamt 15 neue Flucht- und
Erschließungstreppenhäuser in Abhängigkeit von den Grundrissen der Wohngebäude eingebaut. Die haustechnischen
Anlagen wurden vollständig erneuert, so
wurden beispielsweise die Zu- und Abluftanlagen in das Wohnungsbaukonzept
integriert.
Nach dem Abbruch sämtlicher Rampenbauwerke konnte eine platzsparende
Zufahrtssituation mit nach innen verlegten Rampen verwirklicht werden. So können die Kerngebiete an den Stirnseiten
des Wohnungsbaus in Zukunft wesentlich besser genutzt werden.
21
Die Überbauung des Tiefbauwerks und
seine Umnutzung verändern die statischen Anforderungen an das Tiefbauwerk grundlegend. Die besondere technische Herausforderung haben die
Tragwerksplaner überzeugend gelöst.
Über 16.000 Seiten statische Berechnung und Hunderte von Plänen sind ein
eindrucksvoller Beleg.
Waren es früher überwiegend lokale
Punktlasten aus den leichten Messehallen und temporäre Lasten aus Schwerfahrzeugen und Messebetrieb, so sind es
nach der geplanten Umnutzung hauptsächlich flächige Dauerlasten aus der
Freiflächenüberschüttung sowie große
Punktlasten aus den Wohngebäuden.
Dies erfordert komplexe Maßnahmen,
wie das nachträgliche Verstärken der
Bestandsstützen und Fundamente.
Um eine ausreichende Belastbarkeit der
Stützen zu gewährleisten, wurden zum
Einen die Tragreserven der Bestandsstützen aktiviert, zum Anderen wurden sie
zusätzlich verstärkt. Die Bestandsreserve
konnte mobilisiert werden, indem die
bestehenden Stützen mit Hilfe von sogenannten GEWI-Rundstabstählen entlastet
wurden. Mit hydraulischen Pressen wurden diese hierzu gegen die Bestandsunterzüge auf Druck vorgespannt, d.h. die
Stützen wurden hierdurch entlastet –
sozusagen „auseinander gezogen“. Dieser Zustand wird vor dem Ausbau der
Pressen über eine Verkeilung eingefroren.
Diese Entlastung der Bestandsstützen
kann zur Aufnahme der Lasten aus der
neuen Wohnbebauung genutzt werden
und trägt so wesentlich zur Wirtschaftlichkeit der Maßnahme bei.
Abstimmung der Konstruktion
der Wohngebäude auf die Tragstruktur des Tiefbauwerks.
22
Wie das vereinfachte Zahlenbeispiel im Bild zeigt, wird so
je die Hälfte der Last aus der
neuen Überbauung von ca.
400 t von der Bestandsstütze
und von der Stützenverstärkung übernommen.
Ohne die Entlastung müsste
die Stützenverstärkung für die
Gesamtlast von ca. 400 t ausgelegt werden. Wirtschaftliche
Reserven des Bestands blieben dann ungenutzt.
Die GEWI-Stäbe werden im neuen Stahlbetonmantel der Stützenverstärkung in
Hüllrohren geführt. Nach dem Vorspannvorgang werden diese mit einer dünnflüssigen Zementsuspension verpresst. GEWIStäbe und Stahlbetonmantel wirken dann
im Verbund als Stützenverstärkung.
23
Der Wohnungsbau
auf dem Tiefbauwerk
Die ehemalige Messetiefgarage ist ein
eher ungewöhnlicher Baugrund. Dass
auf dem Tiefbauwerk ein lebendiges
Wohnquartier entstehen kann, erforderte komplexe Abstimmungsprozesse
aller Beteiligten und anspruchsvolle
Baumaßnahmen.
Abfangkonstruktion auf
dem Stützenraster
24
So ist eine Abfangkonstruktion notwendig, die das starre Stützenraster des Tiefbauwerkes mit den frei geplanten Wohnungsgrundrissen der Obergeschosse
verbindet. Diese Konstruktion besteht
aus 16,5 Meter weit gespannten Schottwänden im Erdgeschoß und 1. Obergeschoß der Wohnhäuser im Abstand von
jeweils 5,5 Metern. Die Schottwände
überspannen die Achsfelder zwischen
den Stützen des Tiefbauwerks ähnlich
einer Brückenkonstruktion und tragen die
gesamten Lasten der Wohngebäude
direkt in die Stützen und Außenwände
des Tiefbauwerks ab.
Bau der Schottwände
Als weitere Erschwernis kam hinzu, dass
neben der ehemaligen Messetiefgarage
die Bahnlinie München-Rosenheim verläuft. Messungen im Vorfeld ergaben, dass
der Bahnbetrieb zu Erschütterungen führt,
die eine Wohnnutzung ohne entsprechende vorherige Maßnahmen unmöglich machen würden. Deshalb wurden an allen
Auflagerpunkten der Wohnbebauung
spezielle Dämpfungselemente eingebaut,
welche die Erschütterungen aus dem
Zugverkehr auffangen.
Zudem mussten alle Durchdringungen
zwischen Tiefbauwerk und Wohnbebauung, wie Treppenhäuser, Aufzugsschächte
und Leitungsdurchführungen sorgfältig
abgefugt werden, um mögliche Schallbrücken auszuschließen.
Naturkautschuk-Elemente
(Elastomere) zur Schallentkopplung
Hierzu wurden spezielle Lagerelemente
auf der Basis von Naturkautschuk entwickelt, in die zur Sicherstellung der Tragfähigkeit Stahlplatten einvulkanisiert sind.
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2
1
4
3
6
5
8
7
Wohnen WA 5 West
Bauherr
GWG
Gemeinnützige Wohnstätten- und
Siedlungsgesellschaft mbH München
Architekt
Steidle Architekten
Gesellschaft von Architekten und
Stadtplanern mbH München
Wohnungen
188
Wohnfläche (WF)
12107 m2 (1/4 Balkone)
EOF
139 Wohnungen
München-Modell-Miete
49 Wohnungen
Die aus den statischen Achsmaßen 16,5 m,
14 m und 12,5 m bedingten Gebäuderücksprünge erzeugen eine architektonisch
prägnante äußere Erscheinung der einzelnen Gebäude, welche durch die turmartigen Gebäudeköpfe auf den Langhäusern
noch verstärkt werden. Die architektonische Ausformulierung dieser Elemente
durch massive Brüstungen mit darauf
liegenden horizontalen Geländern unterstützt die kubische Gestalt der Gebäude.
Die einfache Durcharbeitung der Fassade
mit den zwei Elementen – schmale
Fenstertüre und Fenster mit Brüstung –
unterstützt in ihrer flächigen, ungerichteten Anordnung den körperbetonten
Charakter der Gebäude.
Die Erschließung der Häuser erfolgt über
einen vom Äußeren des Gebäudes nach
innen führenden „Treppenweg”. Durch
Rücksprünge überdachte und klar markierte Eingänge führen in ein zum Teil
zweigeschossiges Foyer, dem Beginn
des inneren Weges. Von hier aus wird
der Erschließungsweg über eine Treppe
entlang der Fassade in das Innere des
Gebäudes geführt. In den oberen Geschossen erhält der „Treppenweg” durch
die Staffelung der Gebäude wieder Tagesbzw. Oberlicht. Die Treppenräume werden in einer kohärenten farblichen Stimmung zu den Außenräumen gestaltet.
Schnitt Maisonette
Wohnung
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Ansicht Süd
Ansicht Ost
Grundriss
Maisonette
Wohnung 1. OG
Grundriss
Maisonette
Wohnung EG
Ansicht West
Ansicht Nord
Die an diesen „Treppenweg” angelagerten
Wohnungen entsprechen den Vorgaben
des öffentlich geförderten Wohnungsbaues, welcher derzeit eine starke Betonung auf kleine Wohnungen legt. Durch
vorgeschriebene Raumgrößen bleibt der
Spielraum begrenzt, jedoch wurden durch
die Verbindung von Küchen und Wohnzimmern maximal großzügige Raumsituationen erzielt.
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2
1
4
3
6
5
8
7
Die städtebaulich beabsichtigte Einheit in
der Vielfalt wird in variierenden Gebäudekörpern und in der materiellen und farblichen Bearbeitung thematisiert. Mit der
Farbgestaltung der Fassaden wird jedem
Haus sowohl eine individuelle Note verliehen, als auch die Gemeinsamkeit der
Siedlung betont.
Durchgängiges und verbindendes Element bei allen Gebäuden ist die Farbe
Weiß (alle Fenster und Einbauten sind
ebenfalls weiß), welche im Zusammenspiel mit einem kräftigen Farbton ein so
genanntes Zweifarbenmonochrom ergibt,
das in der individuellen Wahrnehmung
wiederum als eigene Farbe gesehen wird.
Ansicht Süd
Ansicht Ost
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Ansicht West
Ansicht Nord
Regelgeschoß 3.OG
1-Zimmer Wohnungen
2-Zimmer Wohnungen
3-Zimmer Wohnungen
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Wohnen WA 5 Ost
Bauherr
GEWOFAG
Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG,
München
Architekt
Arch. DI. Helmut Wimmer
Wien
Wohnungen
131
Wohnfläche (WF)
9460 m2
EOF
95 Wohnungen
München-Modell-Miete
36 Wohnungen
Durch die Vorgaben des Konstruktionsrasters ergeben sich in den unteren
Geschossen unübliche Gebäudetiefen
von 16,5 m. Deshalb werden die Wohnungen im Erdgeschoß und im ersten
Obergeschoß größtenteils als Maisonetttypen organisiert. Sie funktionieren wie
Einfamilienhäuser mit einem eigenen
Garten zur Hofseite und einem direkt
über die Wohnung zugänglichen Raum,
der als Ersatz für den nicht vorhandenen
Keller dient.
Die Kellerersatzräume der Geschosswohnungen befinden sich im ersten Obergeschoss und werden über Laubengänge
erschlossen.
Schnitt Maisonette
Wohnung
Grundriss
Maisonette
Wohnung 1. OG
Grundriss
Maisonette
Wohnung EG
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Ansicht Ost
Ansicht West
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13
15
In den Obergeschossen werden vielfältige Wohnungstypen angeboten, die alle den Grundsätzen der
Wohnbauförderung entsprechen. Durch die Ausbildung von Schiebewänden wird das relativ enge Korsett der Wohnungsgrößen aufgeschnürt: Bewegliche
Wände erlauben räumliche Großzügigkeit und flexible Nutzung der vorgegebenen Wohnungsfläche.
Ansicht Ost
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Ansicht West
Regelgeschoß 3.OG
2-Zimmer Wohnungen
3-Zimmer Wohnungen
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Die Kindertagesstätte
Bauherr
GEWOFAG
Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG
München
Architekt
Arch. DI. Helmut Wimmer
Wien
Nutzfläche
Freifläche
744 qm
988 qm
Die 4-gruppige Kindertagesstätte ist ein freistehendes
Gebäude, zweigeschossig
organisiert um möglichst viel
Freifläche zu erhalten.
Das konstruktive Raster kann hier durch
eine Stahlträgerverbunddecke überbrückt
werden, so dass der Grundriss der Einrichtung weniger Zwängen unterliegt als
bei den Wohnbauten.
Funktionell wird die Kindertagesstätte in
drei Baukörper gegliedert, die über eine
zweigeschossige Halle miteinander verbunden sind. Dem Entwurfskonzept liegt
hier der Gedanke des kleinen Dorfes
zugrunde bei dem die einzelnen „Häuser“
über die „Gasse“ miteinander in Beziehung stehen.
Außenspielfläche
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Zwei der „Häuser“ enthalten die Gruppenräume für die Kinder. Im dritten „Haus“
sind Küche, Personalräume und ein
Mehrzweckraum untergebracht.
Obergeschoß
Dieser Gebäudeteil wird aus folgenden
Gründen als schräges Prisma ausgebildet:
– Funktionelle Intention: Durch die
Schrägstellung öffnen sich die Gassen
nach oben und ermöglichen großzügige
Belichtung ohne dabei weitere Grundfläche zu bebauen.
– Städtebauliche Intention: Der Baukörper durchbricht durch die Schrägstellung die Häuserfront an der HansFischer-Straße und kann sich so im
6-geschossigen Umfeld behaupten.
– Inhaltliche Intention: Der markante
Baukörper stellt gerade für die „kleinen
Bewohner“ einen hohen Wiedererkennungsfaktor dar.
Ansicht West
Schnitt
Ansicht Nord
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Landschaftsplanung
Atelier
Auböck + Kárász
Wien
Der Freiraum
Die Außenanlagen bilden einen integrierenden
Bestandteil des Gesamtprojekts. Sie sind der
verbindende Gesamtrahmen für die von den
Architekten Steidle + Partner und Wimmer
geplanten Wohnbauten.
Durchwegungen
Die Erschließung erfolgt jeweils über die
NW / SO orientierten Durchwegungen.
Diese stellen den öffentlicheren Teil der
Anlage dar. Sie sind durch Eschenahorne
und Blasenbäume sowie Felsenbirnen
und Gräserpflanzungen charakterisiert.
Vorgesehen ist einerseits eine Fortführung der von der Stadt München geplanten Baumreihen im Nordosten der
Anlage, andererseits entsteht durch die
unregelmäßig gesetzten Gräserpflanzungen ein hainartiges Erscheinungsbild.
Ruhezonen/Themengärten
Die innenliegenden (teilweise nach vier
Seiten von Gebäuden begrenzten) Teile
der Freianlagen sind als ruhigere Erholungsbereiche ausgebildet: als drei thematisch bestimmte Gärten von intimerem
Charakter (Rosengarten, Immergrüner
Garten, Kräutergarten).
Mietergärten
Die innenliegenden Erholungsbereiche
werden von Mietergärten flankiert. Sie
verfügen jeweils über kleine Terrassen,
die mit Plattenbelag bzw. in den geförderten Wohnbauten des GEWOFAG-Teiles
als Schotterfläche ausgebildet sind. Die
Begrenzung nach außen erfolgt durch
Hainbuchen- bzw. Rotbuchenhecken.
Die Begrenzungen innerhalb der Mietergärten zum Nachbarn erfolgt durch Solitärsträucher (GEWOFAG) bzw. durch
Hainbuchen- oder Rotbuchenhecken
(GWG)
Grünaufbau auf der
Betondecke des
Tiefbauwerks
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Freiflächengestaltungsplan
Platzräume
Die an der nordöstlichen Erschließungsstraße und entlang des Bahndeckels im
Südwesten liegenden Platzräume nehmen
die Spielplätze auf. Sie verfügen jeweils
über eine berankte Pergola, eine Sandkiste sowie einen Kinderspielplatz mit
Rieselbelag.
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Impressum
Theresienhöhe
München
WA 5
Wohnungsbau
in Kooperation
auf der ehemaligen
Messetiefgarage
GEWOFAG
Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG
München
Kirchseeoner Straße 3
81669 München
Kontakt:
Sabine Stein
GWG
Gemeinnützige Wohnstätten- und
Siedlungsgesellschaft mbH
Heimeranstraße 31
80339 München
Kontakt:
Herbert Paul Maier-Unkelhäußer
MGS
Münchner Gesellschaft für
Stadterneuerung mbH
Haager Straße 5
81671 München
Kontakt:
Anke Witzel
Idee, Konzept und Realisation
Böhm Glaab Sandler Mittertrainer
Architektur und Stadtplanung, München
in Zusammenarbeit mit
Vierthaler & Braun
Visuelle Kommunikation, München
Druck
Mediahaus Biering, München
Bildnachweis
Planungsreferat (Bildstelle),
Böhm Glaab Sandler Mittertrainer,
Ingrid Scheffler Architekturfotografie,
Bavaria Luftbild, Monika Wrba,
Michael Nagy, die Bauherren,
Architekten und Tragwerkplaner der
Bauprojekte
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Umschlag_WA 5_RZ_Neuauflage2009
02.11.2009
14:07 Uhr
Seite 1
Theresienhöhe
München
WA 5
Teil 1:
Dokumentation zum Richtfest
des Wohnungsbaus auf der
ehemaligen Messetiefgarage,
Theresienhöhe München.
April 2007
Neuauflage 2009
Wohnungsbau
in Kooperation
auf der ehemaligen
Messetiefgarage

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