Regensburg, Stadtamhof, St. Mang

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Regensburg, Stadtamhof, St. Mang
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Regensburg, Stadtamhof, St. Mang
BASISDATEN
Klostername
Regensburg, Stadtamhof, St. Mang
Ortsname
Regensburg
Regierungsbezirk
Oberpfalz
Landkreis
Regensburg
Orden
Augustinerchorherren
Diözese
Regensburg
Patrozinium
St. Magnus, St. Andreas, St. Michael
Gründungszeit
1138
Gründer
Paul und Gebhard "von Bernried", Kleriker
Aufhebung
1803
Weiternutzung
Die Klosterkirche wurde Filialkirche und 1912 Pfarrkirche. In den Klostergebäuden wurden das
Bezirksamt und eine Brauerei untergebracht.
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GESCHICHTE
St. Mang in Stadtamhof - Arme Chorherren an der Steinernen Brücke
Bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts galt St. Magnus (St. Mang) "an der Stetten", d.h. am Gestade des
nördlichen Ufers der Donau gegenüber der Stadt Regensburg, als eine alte Kirche. Hier beabsichtigte ein
Regensburger Bürgerssohn namens Ulrich (um 1029-1093) ein Kloster zu stiften als Dank für die glückliche
Rückkehr von einer Pilgerreise ins Heilige Land. Da jedoch die Bischöfe Gebhard III. (reg. 1036-1060) und Otto (reg.
1061-1089) dem frommen Ulrich die Gründung verweigerten, wurde er Mönch und sogar Prior in der
Benediktinerabtei Cluny in Burgund. Später Begründer von St. Ulrich im Schwarzwald, ging der Regensburger als hl.
Ulrich von Zell in die Kirchengeschichte ein.
Erst die Hinwendung zur kirchlichen Reform im Bistum Regensburg unter Bischof Konrad (Kuno) (gest. 1132) mit
Unterstützung des berühmten Gerhoch von Reichersberg bereitete im 12. Jahrhundert den Weg zur Gründung von
Chorherrenstiften. Dies ermöglichte auch die Entstehung einer geistlichen Gemeinschaft bei St. Mang. Der
Regensburger Kanoniker Gebhard, ein Verwandter des hl. Ulrich von Zell, hatte von diesem Grundbesitz bei der
Magnuskirche in Stadtamhof geerbt. Über den Augustinerchorherren Paul von Bernried kam Gebhard mit dem Stift
St. Maria in Porto Fuori bei Ravenna in Kontakt. Die Hausregel dieses Stifts mit ihrer gemäßigten,
menschenfreundlichen Ausrichtung empfand Gebhard als ideal, während er die Strenge der damaligen
Prämonstratenser ablehnte. Im Jahr 1138 gelang Gebhard die Gründung des Augustinerchorherrenstifts St.
Magnus, als einziges in Bayern mit den Reformstatuten von St. Maria in Porto. Die päpstliche Bestätigung erfolgte
bereits am 20. Oktober 1139 durch Papst Innozenz II. Im Jahr 1156 wurden St. Mang die Pfarrrechte verliehen.
Die folgenden Jahrhunderte prägte eine schlechte wirtschaftliche Ausstattung die Geschichte des Stifts, die von Not
und Armut gekennzeichnet war. Nie kam das Stift aus seinem schlechten Personalstand, der häufig zwischen einem
und sechs Chorherren schwankte. Dies konnte auch das frühe Entstehen einer Wallfahrt zu einem wundertätigen,
heute längst verschollenen "Magnus-Stab" nicht ändern.
Eine Zeit wissenschaftlicher Blüte bedeutete für St. Mang das Wirken des Chorherrn Andreas von Regensburg
(auch Andreas Presbyter, gest. um 1442), der 1401 in das Stift eingetreten war. Aufgrund seiner umfassenden
literarischen Tätigkeit als Geschichtsschreiber pries ihn der berühmte Historiker Aventinus als "bayerischen Livius".
In der auch für St. Mang nachteiligen Zeit der Reformation entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts auf dem
Klosterareal eine Loretto-Kapelle, die als Wallfahrtsziel diente. Im Zuge der Eroberung Regensburgs durch die
Schweden gingen Kloster und Kirche 1633 in Flammen auf. Zehn Jahre später wurde zwar eine neue LorettoKapelle gebaut, welche die aus Regensburg verbannte Wallfahrt zur Schönen Maria weiterleben ließ, doch die
Klostergebäude und Kirche standen noch Jahrzehnte in Ruinen.
Unter Wiederverwendung noch brauchbarer Teile erfolgte 1697 die Grundsteinlegung des Kirchenneubaus, der
1717 geweiht wurde. Die Konventgebäude wurden erst ab 1730 errichtet und um die Mitte des 18. Jahrhunderts
fertig gestellt.
Die Auflösung des Augustinerchorherrenstifts, das nicht zur Reichsstadt Regensburg, sondern zum Kurfürstentum
Bayern gehörte, erfolgte 1803. Die Konventgebäude wurden als Brauerei und Bezirksamt verwendet. Seit 1977
beherbergt das ehemalige Stift an der heutigen Andreasstraße nahe der Steinernen Brücke in Stadtamhof eine
Hochschule für katholische Kirchenmusik. Die Stiftskirche wurde zunächst Filiale der Regensburger Dompfarre und
ist seit 1912 wieder geistlicher Mittelpunkt einer eigenen Pfarrei.
( Peter Morsbach )
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LITERATUR
Literatur:
Ausstellungskatalog Ratisbona Sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter. München-Zürich 1989, S. 236f.
(Peter Morsbach) und S. 238-241 (Claudia Märtl);
Backmund, Norbert: Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern, Passau 1966, S. 141-143;
Fuchs, Franz: Bildung und Wissenschaft in Regensburg. Neue Forschungen und Texte aus St. Mang in
Stadtamhof (= Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 13), Sigmaringen 1989, S. 17-20
und S. 81-98;
Hopfner, Max: Die katholische Pfarrkirche St. Andreas/St. Mang in Regensburg-Stadtamhof (Schnell,
Kunstführer Nr. 1989), München 1992.