Städtepartnerschaft Duisburg – San-Pedro-Sula

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Städtepartnerschaft Duisburg – San-Pedro-Sula
Städtepartnerschaft
Duisburg – San-Pedro-Sula
Materialsammlung
Seit dem 20.Februar 2008 ist San Pedro Sula offiziell die Partnerstadt Duisburgs. Die
Kindernothilfe ist der Kooperationspartner der Stadt im Bereich Hilfsprojekte. Die vorliegende
Materialsammlung soll Schülerinnen und Schülern eine Hilfe bei der Erstellung von Referaten
sein, Lehrerinnen und Lehrer bei ihrem Unterricht über die Städtepartnerschaft unterstützen
sowie allen Interessierten als Informationsquelle dienen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
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Städtepartnerschaft Duisburg – San Pedro Sula
Die Kooperation mit der Kindernothilfe
3
Länderinformation Honduras
4
Portrait:
San Pedro Sula – zwischen Industrie, Tourismus und extremer Armut
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Kinderrechte in Honduras
8
Living la vida loca – das Phänomen mara
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„El Ocotillo“ – Schule statt Müll sammeln
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Projekt Victoria: dringende Hilfe für Jugendliche
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Aktionsbeispiele – Benefizaktionen
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Aktionsbeispiele – Infoveranstaltungen
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Quiz zu Honduras und San Pedro Sula
19
Honduranische Rezepte
20
Linkliste
21
1
Vorwort
Rund 6000 Flugmeilen liegen zwischen Duisburg und San Pedro Sula, der zweitgrößten
Stadt im zentralamerikanischen Honduras, und seit Anfang 2008 verbindet die beiden
Städte eine Städtepartnerschaft.
Honduras ist ein faszinierendes Land, aber es zählt zugleich zu den ärmsten Ländern
der Welt. Demzufolge ist auch das Verhältnis der Partnerstädte Duisburg und San
Pedro Sula durch große Entwicklungsunterschiede gekennzeichnet. Ein Schwerpunkt
der Städtepartnerschaftsarbeit ist es daher, die Stadt San Pedro Sula bei der
Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage ihrer Bürgerinnen und Bürger
nachhaltig zu unterstützen. In einer besonderen Verantwortung sieht sich die Stadt
Duisburg dabei gegenüber den Kindern und Jugendlichen ihrer Partnerstadt, denn sie
leiden als schwächste Mitglieder der Gesellschaft am meisten unter der Armut und
dem Elend. Um den Kindern und Jugendlichen vor Ort effektiv helfen zu können, haben
sich die Stadt Duisburg und der Kindernothilfe e.V. zusammengetan und machen
seither in diesem Teil der Welt buchstäblich„gemeinsame Sache“.
Mit dieser Materialsammlung möchten wir nun eine Brücke schlagen zwischen den
Schülerinnnen und Schülern an Duisburgs Schulen und den Kindern von San Pedro
Sula, für die ein Schulbesuch keineswegs selbstverständlich ist, sondern vielmehr ein
Privileg bedeutet. Dazu enthält dieses Heft ausführliche Informationen über Honduras,
die Stadt San Pedro Sula und das alltägliche Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger. Dabei
geht es besonders auf die bedrückenden Bedingungen ein, unter denen die Kinder und
Jugendlichen dort mit ihren Familien leben müssen. Auf der anderen Seite zeigt es aber
auch auf, was wir hier in Duisburg schon getan haben und ganz konkret tun können,
um den Kindern von San Pedro Sula Lebensperspektiven und eine gute Zukunft zu
ermöglichen.
Die Stadt Duisburg und der Kindernothilfe e.V. freuen sich über jedes Engagement, das
angeregt durch dieses Heft entsteht, und sind bei der Umsetzung von Schulprojekten
und Schulpatenschaft gerne behilflich.
Adolf Sauerland
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg
Dr. Jürgen Thiesbonenkamp
Vorstandsvorsitzender Kindernothilfe e.V.
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Städtepartnerschaft Duisburg – San Pedro Sula
Die Kooperation mit der Kindernothilfe
Seit dem 20.Februar 2008 ist San Pedro Sula offiziell die Partnerstadt Duisburgs. Die
Kindernothilfe ist dabei der Kooperationspartner der Stadt im Bereich Hilfsprojekte.
Reise von Kindernothilfe Stiftungsrätin Christina Rau nach San Pedro Sula
2007 reisten Kindernothilfe-Stiftungsrätin Christina Rau und Kindernothilfe-Vorstand Dr.
Jürgen Thiesbonenkamp nach San Pedro Sula, um Hilfsprojekte zu besuchen und dem
Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Rodolfo Padila, die Grüße von Duisburgs
Oberbürgermeister Adolf Sauerland sowie des Duisburger Gemeinderates zu überbringen.
Christina Rau wies im Rahmen der sich anbahnenden Städtepartnerschaft auf die
„Riesenchance“ hin, „um die Aufmerksamkeit vieler Menschen in Duisburg und im Ruhrgebiet
auf Honduras und insbesondere auf die Situation der Kinder in diesem Land zu richten“. Frau
Rau hatte zuvor das Kindernothilfe-Projekt „El Ocotillo“ besucht. Hier leisten Kinder und
Jugendliche auf einer Großmüllhalde Schwerstarbeit, wühlen bei 35 Grad Hitze im Müll und
suchen nach Dingen, die sie verkaufen können, um so ihren Familien unter die Arme zu
greifen. Das Projekt, das von der Kindernothilfe mitgetragen wird, ermöglicht den Kindern eine
bessere medizinische Versorgung und einen Schulbesuch, der ihnen später Alternativen zur
Arbeit auf der Müllhalde bietet kann.
Duisburger Unterstützung für „El Ocotillo“
Das Projekt „EL Ocotillo“ hat von Duisburgern schon verschiedentlich Unterstützung erfahren:
2007 wurden 1.300 Euro Erlös aus dem Duisburger Drachenbootrennen gespendet und 2008
gingen satt 5.200 Euro vom CDU-Ortsverband Duisburg Zentrum und der St. SebastianusSchützenbruderschaft von 1420 nach San Pedro Sula.
Besuch aus San Pedro Sula in Duisburg
Im Februar 2008 besuchte eine Delegation aus San Pedro Sula Duisburg und dort auch die
Geschäftsstelle der Kindernothilfe. „Natürlich geht es bei dieser neuen Partnerschaft zwischen
Duisburg und San Pedro Sula um ganz viele Aspekte des gegenseitigen Verstehens und
Kennenlernens der Kommunalpolitischen Verantwortlichen und der Bürger aus unseren
Städten“, erklärte Dr. Jürgen Thiesbonenkamp. „Aber wir als Kindernothilfe sind froh und
dankbar dafür, hier einen Beitrag leisten zu können, damit eben gerade auch die Ärmsten, in
diesem Fall die Kinder von der Müllhalde, von Anfang an mit im Mittelpunkt einer solchen
Kooperation stehen.“
Vor dem Besuch bei der Kindernothilfe hatte sich die Delegation aus San Pedro Sula im
Rahmen eines feierlichen Empfangs im Mercator-Saal in das Goldene Buch der Stadt
eingetragen. Dabei hoben sowohl Bürgermeister Eduardo Bueso als auch Oberbürgermeister
Adolf Sauerland hervor, dass die gemeinsame Sorge um die Situation von Kindern und ihren
Lebensbedingungen eine besondere Komponente der neuen Städtepartnerschaft sei.
Besuch des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland in San Pedro Sula
Während ihres Besuches in der Partnerstadt San Pedro Sula im April 2008 informierte sich die
Delegation der Stadt Duisburg um Oberbürgermeister Adolf Sauerland vor Ort auch über die
Situation der Kinder und Jugendlichen, die auf der Müllkippe arbeiten müssen.
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Länderinformation Honduras
Fakten
Honduras ist flächenmäßig das zweitgrößte Land Zentralamerikas und grenzt im Nordwesten
an Guatemala, im Süden an Nicaragua und im Südwesten an El Salvador.
Fläche:
112.090 qkm (BRD: 375.024 qkm)
Einwohner:
7,3 Mio. (BRD: 79,5 Mio.), davon 90 % Mestizen, 7 % indianische
Ureinwohner, 2 % Schwarze und Mulatten, 1 % Weiße
Hauptstadt:
Tegucigalpa (1,0 Mio. Einwohner)
Altersstruktur:
52 % der Bevölkerung unter 18 Jahre
HIV/Aidsrate:
1,8 % (steigende Tendenz)
Landessprache:
Spanisch, daneben einige Sprachen der indigenen Gruppen (z.B. Garífuna)
Währung:
Lempira (HNL)
Staatsoberhaupt Seit November 2005 Manuel Zelaya (Partido Liberal)
und Regierung: Staatstreich im Juni 2009: Zelaya wird von Militärs außer Landes gebracht,
Übergangsregierung von Roberto Micheletti
Staatsform:
Republik, Präsidialdemokratie
Geographie und Klima
Der größte Teil des Landes ist gebirgig, nur die Regionen an der 150 km langen Pazifikküste im
Süden und das Gebiet an der 800 km langen Küste des Karibischen Meeres im Norden sind
tropisch heißes Tiefland. Ein Drittel des Landes ist bewaldet, vor allem mit Pinien. Die lange
Regenzeit von Mai bis Oktober verursacht infolge von Abholzung (Export) und Brandrodung
(agrarwirtschaftliche Nutzung) erhebliche Erosionsschäden. Ein Großteil der Bevölkerung
benutzt zur Zubereitung der Mahlzeiten Brennholz. Die Wiederaufforstung kann die
massenhafte Zerstörung der Wälder nicht ausgleichen.
Ökologisch ist der Feuchtwald der Mosquita wichtig, eines der größten und kaum berührten
Dschungelgebiete Zentralamerikas im östlichen Teil des Landes. Weite Sumpfgebiete bieten
einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren noch Schutz vor menschlichen Eingriffen.
Geschichte und Politik
Das heutige Honduras war Teil des Maya-Reiches, das sich von Südmexiko bis nach El Salvador
und Honduras erstreckte.
1502 - 1821:
1821 - 1828:
1838:
1839 - 1981:
1981:
1998:
2005:
Epoche der spanischen Herrschaft
Zugehörigkeit des Landes zu Mexiko
Unabhängigkeit der Republik Honduras
Mehrere, meist kurzlebige Militär- und Zivilregierungen lösen einander ab.
Interventionen der USA (1911/13 und 1924/25) lassen Honduras in politische
und wirtschaftliche Abhängigkeit geraten.
Erste freie Wahlen einer demokratischen Regierung nach über 50 Jahren.
Der verheerende Wirbelsturm Mitch wirft Honduras um viele Jahre in seiner
Entwicklung zurück.
Manuel Zelaya von der liberalen Partei wird Staatsoberhaupt und
Regierungschef.
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2009:
Staatstreich im Juni: Zelaya wird von Militärs außer Landes gebracht,
Übergangsregierung unter Roberto Micheletti.
Durch innenpolitische Spannungen in den Nachbarstaaten Guatemala, El Salvador und
Nicaragua bis Ende der 80er Jahre befand sich Honduras in einer bedeutsamen strategischen
Lage. Wegen der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA und der andauernden
Präsenz nordamerikanischer Militäreinheiten ist Honduras in seinem politischen Handeln in
hohem Maße von den USA abhängig.
Wirtschaftliche und soziale Situation
Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind die Haupterwerbszweige der honduranischen
Wirtschaft. Hauptausfuhrprodukte sind Kaffee (Exportanteil 37 Prozent) und Bananen
(Exportanteil 30 Prozent). Der Landwirtschaftssektor besteht überwiegend aus Kleinbetrieben,
die Grundnahrungsmittel wie Mais, Reis und Bohnen zur Selbstversorgung anbauen. Die stark
bewirtschafteten Großbetriebe sind völlig auf den Export ausgerichtet und überwiegend in der
Hand von US-Unternehmen.
50 Prozent der Bevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze, 14,9 Prozent der
Bevölkerung gelten sogar als extrem arm. Die Einkommensverteilung in Honduras ist extrem
ungleich, nach UNDP-Daten fallen auf die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung 58 Prozent des
Gesamteinkommens und auf die unteren 40 Prozent nur 11 Prozent des Gesamteinkommens.
Der südliche und der östliche Teil des Landes gelten mit den höchsten Raten von
Unterernährung, Arbeitslosigkeit, Kindersterblichkeit und Analphabetentum als besonders
benachteiligt. Allein in der Hauptstadt Tegucigalpa sind 70 Prozent der Personen im
erwerbsfähigen Alter ohne festen Arbeitsplatz, 43 Prozent leben in Notstands- und
Randsiedlungen.
Die Wasserversorgung ist in den 80er Jahren in Städten und kleineren Orten wesentlich
verbessert worden. In den meisten ländlichen Gebieten und in den Elendsvierteln der Städte ist
jedoch weder Wasserver- noch Entsorgung vorhanden. Die Hälfte der Landbevölkerung verfügt
weder über Sanitäreinrichtungen noch über einen Kanalisationsanschluss.
Die ärztliche Versorgung ist für viele Familien unzureichend, da die Distanzen zu groß sind und
es an finanziellen Mitteln fehlt. 35 Prozent aller Familien benötigen ein bis drei Stunden, um
das nächste Gesundheitszentrum zu erreichen, in dem es meist an Personal, Ausstattung und
Hilfsmitteln (z. B. Medikamente) fehlt. Die Kinder leiden häufig an Durchfall- und
Atemwegserkrankungen, kombiniert mit Unter- oder Mangelernährung (32 Prozent der Kinder
unter vier Jahren). Des Weiteren ist Honduras eines der Länder mit der höchste HIVInfektionsrate aller mittelamerikanischen Staaten.
Eines der größten Probleme stellen die Gewalt und die hohe Kriminalitätsrate dar. Im
Mittelpunkt der Diskussion stehen dabei Jugendbanden, maras genannt, die in Honduras und
dort vor allem in den großen Städten stark verbreitet sind. Der Staat konnte mit seiner „NullToleranz–Politik“ und den harten Repressalien gegen Jugendliche – anstatt in Prävention zu
investieren – keine Erfolge im Kampf gegen die Gewalt erzielen. Mit 46 Morden pro 100.000
Menschen jährlich hat Honduras nach Kolumbien die zweithöchste Mordrate in Lateinamerika.
Bildungssystem
In Honduras gibt es zu wenig Schulen, berufliche Bildungsstätten sowie qualifizierte
Lehrkräfte. 10 Prozent der schulpflichtigen Grundschüler gehen nie zur Schule und bleiben
daher Analphabeten. Weitere 18 Prozent brechen die Schullaufbahn schon während oder nach
der 1. Klasse ab. Ursachen hierfür sind Unter- und Fehlernährung, schlechte wirtschaftliche
Verhältnisse der Familie oder zu später Schuleintritt. Nur 70 Prozent aller Schüler beenden die
6-jährige Grundschule.
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Das Schulsystem gliedert sich in drei Stufen:
- Grundschule = 1. - 6. Schuljahr
- Sekundarschule (Mittelstufe) = 7. - 9. Schuljahr
- Sekundarschule (Oberstufe) = 10. - 12. Schuljahr
Zwischen Stadt und Land gibt es ein starkes Bildungsgefälle. Für viele Eltern ist der kurze
Schulbesuch ihrer Kinder selbstverständlich und oftmals gewollt. Sie selbst haben nie oder nur
kurz eine Schule besucht, so dass sie die Bedeutung nicht erkennen können und daher dem
Schulbesuch ihrer eigenen Kinder gleichgültig oder sogar ablehnend gegenüberstehen.
Zudem ist die soziale Not vieler Familien so erdrückend, dass die Kinder zwangsläufig zum
Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen. Sie helfen bei der Ernte mit, arbeiten als
Schuhputzer, Straßenhändler oder Autowäscher. Gesetzlich ist Arbeit für Kinder unter 14
Jahren zwar verboten, liegt jedoch eine Zustimmung der Eltern vor, dürfen auch schon
10jährige arbeiten. Etwa 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 18 Jahren
müssen arbeiten.
Eine Berufsausbildung ist erst mit abgeschlossener Grundschule möglich. In bis zu dreijährigen
Kursen werden Grundfertigkeiten in Handwerk oder Industrie vermittelt. Für die meisten
Ausbildungsgänge ist jedoch ein Studium an einem Institut oder der Universität nötig, das
wiederum eine abgeschlossene Sekundarschule voraussetzt. Da dies für viele Honduraner
unerreichbar bleibt, verrichten viele nur Gelegenheitsarbeiten.
Das Angebot für den Bereich der Vorschulerziehung ist im ganzen Land völlig unzureichend.
Nur etwa 10 Prozent aller Kinder können vor Schuleintritt einen Kindergarten
beziehungsweise eine Tagesstätte besuchen.
Hilfe für Kinder und Jugendliche in Honduras
Die Kindernothilfe unterstützt über die lokale Partnerorganisation Kindernothilfe-Honduras
und in Zusammenarbeit mit einheimischen Kirchen und Nichtregierungsorganisationen
mehrere Tagesstätten für Vorschul- und Schulkinder sowie für Jugendliche, zwei Zentren für
Kinder mit Behinderungen, ein Straßenkinder- und ein Rechtsbeihilfeprogramm in
Zusammenarbeit mit Casa Alianza, zwei Gemeinwesenentwicklungsprojekte sowie alternative
Bildungsprogramme für arbeitende Kinder. 3.900 Kinder und Jugendliche aus extrem armen
und schwierigen Verhältnissen werden in 17 verschiedenen Projekten erreicht. Dabei werden
auch die Familien und Gemeinschaften eingebunden. Ziel aller Projekte ist die Verwirklichung
der Kinderrechte. Dafür arbeitet die Kindernothilfe auch mit verschiedenen
Nichtregierungsorganisationen in Netzwerken und Aktionsbündnissen auf politischer Ebene
zusammen.
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Portrait:
San Pedro Sula – zwischen Industrie, Tourismus und extremer Armut
San Pedro Sula ist nach der Hauptstadt Tegucigalpa die zweitgrößte Stadt in Honduras. Sie
liegt im Nordwesten des Landes, nur ca. 40 km von der Karibikküste entfernt. Da auch der
bedeutendste Hafen Puerto Cortés in unmittelbarer Nähe ist, gilt die Stadt als
Verkehrsknotenpunkt sowie als das Handels- und Industriezentrum von Honduras. Vor allem
die Textil- und Holzverarbeitung sind von Bedeutung.
Geschichte
Auf Grund seiner strategischen Lage war San Pedro Sula auch schon zur Kolonialzeit ein
wichtiger Ort. Die Stadt wurde am 27.06.1536 von Don Pedro de Alvarado gegründet und „Villa
de San Pedro de Puerto Caballos“ genannt. In den folgenden Jahren wurde jedoch der Name
San Pedro Sula gebräuchlich. Sula kommt aus dem lokalen Dialekt Usula und bedeutet
übersetzt so viel wie „Tal der Vögel“. Am 4.7.1893 wurde San Pedro Sula die Hauptstadt der
neu gegründeten Provinz Cortés, die sie auch heute noch ist. Im 20. Jahrhundert profitierte die
Stadt von ihrer Lage nahe der Karibikküste und wurde zur wichtigen Handelsstadt. Die
Einwohnerzahl stieg in dieser Zeit rasant an. Später siedelten sich auch viele Fabriken und
Unternehmen hier an, was heute noch stark zu dem Ruf der Stadt als „La Capital Industrial“
beiträgt. Noch heute werden viele Waren für den Export in Industrieländer in sogenannten
„Maquilas“, Halbfertigungsstätten, hergestellt. Die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung in
den meisten „Maquilas“ sind extrem schlecht.
Tourismus
Neben dem industriellen Aspekt ist San Pedro Sula auch für Touristen interessant. Die Stadt
selbst bietet mit ihren sechs Universitäten und zahlreichen Museen genügend kulturelle
Sehenswürdigkeiten. Der Guamilito Markt lädt ein, das honduranische Kunsthandwerk zu
entdecken und nach allen Regeln der Kunst zu feilschen. Ein weiteres Highlight für Touristen
ist das Francisco Saybe Theater. Es gilt als das beste Theater des Landes und als der Stolz der
Stadt. Für viele Touristen dient San Pedro Sula aber auch als Ausgangspunkt für die
Sehenswürdigkeiten in der umliegenden Gegend. Da wären zum Beispiel die MayaRuinenstätte Copán, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, der Nebelwald mit dem
Pulhapanzak Wasserfall und der größte natürliche See Honduras, der Lago de Yojoa. Außerdem
sind die nahe der Küste gelegenen Karibikinseln wie Roatán und Utila sehr beliebt.
Klima
Da San Pedro Sula nur knapp 70 Meter über dem Meeresspiegel liegt, herrscht dort ein
feuchtheißes und tropisches Klima. Die trockene Jahreszeit beginnt im Dezember und dauert
bis April an, mit den beiden letzten Monaten als heißeste und trockenste des ganzen Jahres.
Von Mai bis November hingegen ist die Regenzeit.
Soziale Probleme
Trotz all seiner interessanten Angebote und Möglichkeiten gibt es viele Probleme in San Pedro
Sula. Extreme Armut und Arbeitslosigkeit führen zu steigender Perspektivlosigkeit vieler
Familien und besonders Jugendlicher. Das schlägt sich in der hohen Kriminalitätsrate der Stadt
nieder. Gewalt ist an der Tagesordnung und auch hier haben die Behörden mit der maraProblematik zu kämpfen. Zahlreiche Kinder leben auf der Straße, sind Drogen und Gewalt
ausgesetzt und haben keinen Zugang zu Bildung.
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Kinderrechte in Honduras
Die UN-Kinderrechtskonvention
Am 20.November 1989 wurde von der Vollversammlung der Vereinten Nationen die
Kinderrechtskonvention verabschiedet. Das bedeutet, dass sich 193 Staaten verpflichtet
haben, die Kinderechte, die in diesem Dokument festgeschrieben sind, in ihrem Land
umzusetzen. Auch Honduras hat die Konvention unterschrieben und muss daher alles tun, um
die Rechte der Kinder zu verwirklichen.
Das Besondere an der Kinderrechtskonvention ist, dass persönliche, politische, wirtschaftliche,
soziale und kulturelle Rechte aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen in einem
internationalen Vertrag in 54 Artikeln zusammengefasst sind. Man kann diese Artikel in drei
Gruppen einteilen:
•
•
•
Schutzrechte
Förderrechte
Beteiligungsrechte
Bei den Schutzrechten geht es darum, dass Kindern keine Gewalt angetan werden darf und
dass sie nicht missbraucht, ausgenutzt oder vernachlässigt werden dürfen.
Förderrechte sprechen die Themen Gesundheit, Bildung und Freizeit an. Kinder haben also ein
Recht darauf, dass ihre Gesundheit und Erziehung gefördert wird und genauso dass sie spielen
können. Schließlich ist auch wichtig, dass Minderjährige Partizipationsrechte haben und bei
allen Belangen, die sie etwas angehen, mitsprechen können und ihre Meinung auch zählt. Mit
diesen Mitwirkungs-, Anhörungs- und Beteiligungsrechten wird betont, dass Kinder ernst
genommen werden müssen. Es ist also generell mit der Konvention eine Änderung der
Haltung von Erwachsenen gegenüber Kindern beziehungsweise vom Staat gegenüber jungen
Menschen verbunden, da sie nun in Entscheidungen mit einbezogen werden und ihre Meinung
gefragt ist.
Grundlegend für die Konvention ist der Grundsatz aus Artikel 3, der besagt, dass das Wohl des
Kindes „bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleichviel ob sie von öffentlichen oder
privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder
Gesetzgebungsorganen getroffen werden..., vorrangig zu berücksichtigen ist." Kinder und
Jugendliche stehen also immer im Vordergrund aller Bemühungen.
Kinderrechte in Honduras
In Honduras ist die Kinderrechtssituation erschreckend. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unter
der nationalen Armutsgrenze. Kinder sind von der Armut besonders betroffen. Ihnen wird
nicht nur das Recht auf angemessene Lebensbedingungen (Artikel 27) verwehrt, sondern
weitere Kinderrechtsverletzungen sind Folge der Armut:
Bildung
Obwohl jedes Kind das Recht auf Bildung, Schule und eine Berufsausbildung hat (Artikel 28),
besuchen nur ein Viertel der Sechs- bis Elfjährigen, die in extremer Armut leben, die Schule.
Nur 80 Prozent aller Schüler beenden die sechsjährige Grundschule. Diese Zahlen zeigen, dass
noch längst nicht alle Kinder in Honduras ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.
Besonders aus armen Verhältnissen stammende Kinder haben kaum Chancen auf
Schulbildung, da ihre Arbeitskraft von der Familie gebraucht wird.
Kinderarbeit:
Jedes Kind muss vor wirtschaftlicher Ausbeutung und gefährlicher Arbeit geschützt werden
(Artikel 32). Außerdem haben Kinder das Recht auf Feizeit und Erholung (Artikel 31). Das gilt
auch für honduranische Kinder. Trotzdem ist es das Land mit der zweithöchsten Rate an
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arbeitenden Kindern in Lateinamerika. In San Pedro Sula arbeiten zum Beispiel Kinder auf
Müllkippen. Von der internationalen Arbeitsorganisation wurde diese Arbeit schon 1999 als
eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit bezeichnet, doch immer noch wühlen
tagtäglich hunderte von Kindern im Dreck der Müllkippe El Ocotillo, um ihren Lebensunterhalt
zu verdienen.
Gesundheit:
Die gesundheitliche Versorgung vieler Kinder in Honduras ist mangelhaft, dabei wird ihnen in
Artikel 24 eine medizinische Versorgung zugesichert. Leider haben viele Familien jedoch gar
keine Möglichkeit die Gesundheitszentren zu erreichen, da diese zu weit weg liegen. Oft fehlt
es den Gesundheitszentren auch an Personal, Ausstattung und Medikamenten.
Die Kindersterblichkeitsrate lag 2007 bei 24 pro 1000 Lebendgeburten. Auch HIV/AIDS spielt in
Honduras eine große Rolle: der Staat hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten aller
mittelamerikanischen Länder, Kinder sind davon direkt und indirekt betroffen.
Kinder mit Behinderung
Kinder mit Behinderung werden in der Kinderrechtskonvention besonders erwähnt, da sie sehr
häufig Opfer von Kinderrechtsverletzungen werden. Honduras ist diesbezüglich keine
Ausnahme: behinderte Kinder sind dort fast unsichtbar, sie besuchen meist keine Schule und
werden kaum gefördert. Das alles widerspricht den Artikeln 2 und 23 der UNKinderrechtskonvention, die deutlich machen, dass behinderte Kinder nicht diskriminiert
werden dürfen und besonders betreut und gefördert werden müssen.
Gewalt und Kriminalität
Gewalt und Kriminalität stellen eines der dringendsten Probleme in Honduras dar. Mitglieder
von Jugendbanden, so genannten maras, und Straßenkinder sind besonders gefährdet. Sie
sind ständig Gewalt und Drogenmissbrauch ausgesetzt. Hinzu kommen Übergriffe von
staatlicher Seite im Rahmen der “Null-Toleranz-Politik” und die hohe Zahl an ungeklärten
Todesfällen unter obdachlosen Kindern und Jugendlichen. Außerdem werden jedes Jahr 4000
Fälle von Kindesmissbrauch und -misshandlung registriert, die größtenteils im häuslichen
Rahmen stattfinden. Nach der Kinderrechtskonvention müssen Minderjährige aber vor
jeglicher körperlichen und seelischen Gewalt (Artikel19), sowie vor Drogenmissbrauch (Artikel
33) und vor sexuellem Missbrauch (Artikel 34) geschützt werden.
Die Arbeit der Kindernothilfe
Obwohl Honduras die Kinderrechtskonvention unterschrieben hat, besteht noch viel
Handlungsbedarf, um die Situation der Kinder in Honduras wirklich zu verbessern. Diese Arbeit
wird zu großen Teilen von Nichtregierungsorganisationen wie den Partnerorganisationen der
Kindernothilfe geleistet.
Auf Projektebene geht es dabei darum, den Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung,
Ausbildung und Gesundheitsversorgung sowie Alternativen zur ausbeuterischen Arbeit zu
ermöglichen. Wichtig ist hierbei, dass die Kinder, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und
Beteiligung wahrnehmen und eine aktive Rolle bei den Projektaktivitäten spielen.
Auf politischer Ebene engagieren sich die Kindernothilfe und ihre Partner in der Lobby- und
Advocacyarbeit für Kinderrechte. Dabei sollen Regierungen durch Lobbying und öffentlichen
Druck beispielsweise dazu bewegt werden, mehr Gelder für die Armutsbekämpfung zur
Verfügung zu stellen und sich an ihre internationalen Verspflichtungen (UNKinderrechtskonvention) und Versprechungen (Milleniumentwicklungsziele) zu halten.
Ansprechpartner sind dabei sowohl die Regierungen der reichen Staaten (Deutschland,
Europäische Union) als auch die honduranische Regierung. In der Hauptstadt Tegucigalpa
unterstützt die Kindernothilfe ein Projekt ihres Partners Casa Alianza, in dem einerseits
Straßenkinder Rechtsbeistand bekommen andererseits Informationen über Verbrechen
gegenüber Straßenkindern gesammelt werden, um die Fälle zur Anklage und an die
Öffentlichkeit zu bringen.
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Living la vida loca – das Phänomen mara
maras – so werden die Jugendbanden oder Straßengangs, die es in ganz Zentralamerika gibt,
genannt. Für die Behörden und auch die Bevölkerung von El Salvador, Guatemala und
Honduras sind sie mittlerweile zu einem der größten Probleme geworden. Die Frage ist jedoch,
ob tatsächlich die maras das Problem sind oder die katastrophalen sozialen Umstände, die
ihnen immer noch Zulauf von vielen Jugendlichen garantieren.
Die Geschichte der maras
Ihren Ursprung haben maras in den USA. Dort schlossen sich Emigranten aus Lateinamerika im
Los Angeles der 60er Jahre zusammen, zunächst nur um sich vor bereits vorherrschenden
Gangs zu schützen und sich gegen diese durchzusetzen. Die Herkunft des Wortes mara ist
nicht ganz sicher. Die meist zitierte Version ist, dass es von dem Begriff marabunta kommt,
dem Namen einer Ameisenart, die in ein Gebiet einfällt und es vollkommen verwüstet. Als
während der 1980er und frühen 1990er Jahren in den meisten lateinamerikanischen Ländern
der Bürgerkrieg tobte, erhielten die Banden in den USA Zulauf. Gründe dafür waren, dass viele
Menschen aus Lateinamerika in die USA flüchteten, dort aber schlechte Lebensbedingungen,
Diskriminierung und Perspektivlosigkeit vorfanden. In der Gruppe der maras erfuhren sie
soziale Stärkung. In dieser Zeit wurden die beiden größten und bekanntesten Gruppen, die
Mara Salvatrucha und die Mara 18, gegründet. Die Mara Salvatrucha, auch MS oder MS 13 (der
Buchstabe M ist der 13. des Alphabets), war anfangs eine rein salvadorianische Gang (daher
auch der Name Salvatrucha). Die Mara Dieziocho, M 18 oder auch einfach 18, leitete ihren
Namen von der 18. Straße des Stadtteils Rampart in Los Angeles ab. Diese Bande war ethnisch
gemischt, geriet aber schnell unter mexikanische Führung. Heute sind beide Gruppen sehr
weit verbreitet und ethnisch gemischt. Als schließlich 1996 der US-Kongress ein Gesetz
verabschiedete, das die Abschiebung straffällig gewordener Ausländer erheblich vereinfachte,
fand eine massive Rückführung der in den USA lebenden Lateinamerikaner statt, darunter
tausende mareros (Mitglieder der maras).In ihren Herkunfsländern fanden die Rückkehrer
katastrophale soziale Umstände vor: extreme Armut, Arbeitslosigkeit und damit auch keinerlei
Zukunftsperspektive. Die meisten hatten keine Familien mehr und die einzig verbleibende
soziale Struktur war somit die Gang. Vor allem in den Städten Guatemalas, Honduras und El
Salvadors verbreiteten sich die maras daher schnell und fanden viele Anhänger. Dieser Trend
hält bis heute an, da die sozialen Probleme immer noch dieselben sind.
Die Mitglieder der mara
Viele junge mareros kommen aus zerrütteten Familien und haben oft keinen Kontakt mehr zu
ihnen. Vom Staat, der ihnen kaum Hilfe bietet, sind sie enttäuscht. Auf der Suche nach
Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe geraten sie schnell an eine mara. Straßenkindern bleibt
oft keine andere Wahl als sich einer mara anzuschließen, wenn sie überleben möchten.
Niemand schützt sie ansonsten vor den Gefahren der Straße. Allerdings sind bei weitem nicht
alle Straßenkinder mareros, auch wenn das fatalerweise in Honduras oft ignoriert wird. Es gibt
viele Straßenkinder, die nicht stark und brutal genug sind, um sich in einer mara zu behaupten.
Einige müssen auch Schutzgeld an maras bezahlen. Dennoch werden die Begriffe in Honduras
oft vermischt oder gleichgesetzt.
Viele Jugendliche sind in einem Milieu aufgewachsen, in dem Drogenmissbrauch und Gewalt
zum Alltag gehören. Der Schritt, selbst kriminell zu werden, ist also relativ klein. Da darüber
hinaus viele Bandenmitglieder nie regelmäßig die Schule besucht haben, haben sie auch kaum
eine Chance auf einen Beruf und einen Weg aus Kriminalität und Armut.
Die Organisationsstruktur der mara
Entgegen der viel propagierten These der honduranischen Regierung gehören die maras nach
Meinung der meisten Experten nicht zum organisierten Verbrechen, sondern sind vielmehr auf
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regionaler Ebene organisiert und bilden so genannte clikas, Cliquen, die ungefähr 10-60
Mitglieder haben. Sie beherrschen ein festgelegtes Territorium und jeder, der diesen
Herrschaftsanspruch nicht akzeptiert, wird bedingungslos bekämpft. Auch das ist ein
Anziehungspunkt für Jugendliche: sie haben Macht und einen starken Bezug zu einem Viertel,
eine Art zu Hause oder Heimat, was den meisten sonst verwehrt blieb. Die regional
autonomen Cliquen sind zwar national und international vernetzt, eine zentralisierte
Organisation gibt es allerdings nicht. Einige gehen sogar davon aus, dass das organisierte
Verbrechen die Jugendbanden gezielt für ihre Tätigkeiten missbraucht, im Gegenzug für
Drogen, Geld und Waffen.
Die Mitglieder der maras bestehen zu 70-80 Prozent aus jungen Männern, nur knapp ein
fünftel sind Frauen. Die Gruppen sind hierarchisch organisiert und haben einen strengen
Kodex. Respekt und Prestige geht oft einher mit Stärke, Brutalität und Gewalt. Blutige
Initiationsrituale, Drogen- und Gewaltexzesse, Vergewaltigung, Mord und Raub – all das
gehört zum “vida loca”, zum verrückten Leben, das kaum jemand länger als drei Jahre lang
überlebt. Durch Erpressungen, Prostitution, Raub und Diebstähle wird all das finanziert. Ein
wichtiger Teil im Leben eines mareros ist auch die Bekämpfung verfeindeter maras und die
Verteidigung der Ehre der eigenen mara auf Leben und Tod. Um sich voneinander abzugrenzen
und zu provozieren, tragen die Mitglieder bestimmte Tätowierungen. Sie zeigen zum einen die
Zugehörigkeit zu der jeweiligen mara, dienen aber auch als starkes Identifikationsmittel mit
der Gruppe und verhelfen zu Respekt und Ansehen innerhalb der Bande. Meistens haben die
Tätowierungen symbolische Bedeutungen: eine Träne zum Beispiel symbolisiert den Tod eines
Freundes, andere Zeichen sind Hinweise auf bisherige kriminellen Delikte. Auch eine eigene
Sprache, Graffitis und bestimmte Kleidung tragen zur Identifikation nach innen und zur
Abgrenzung nach außen bei.
Die Reaktion des honduranischen Staates
Behörden und die Regierung in Honduras haben lange gebraucht, um auf das wachsende
Gewalt- und Bandenproblem zu reagieren. 2003 traten schließlich Antimara-Gesetze in Kraft,
die ausschließlich auf der Politik der mano duro, der harten Hand, basieren. Diese sieht extrem
repressive Maßnahmen vor: schwere Kontrollen durch Polizei und Militäreinheiten, Razzien,
schnellere Urteile und harte Strafen. Dabei ist bereits die Mitgliedschaft in einer mara strafbar,
eine Tätowierung genügt als Beweis. Tausende Jugendliche werden allein auf Grund dessen
verhaftet und zu vier und mehr Jahren Gefängnis verurteilt, ohne dass ihnen je eine Straftat
nachgewiesen wird. Präventive Maßnahmen, wie Investitionen in Gemeinde- und
Sozialwesenprojekte, in Bildung, Erziehung oder Aufklärung, gibt es nicht.
Auch
Resozialisierungsprogramme für die straffällig gewordenen Jugendlichen fehlen. Vielmehr
wurden gleichzeitig die Waffengesetze gelockert, sodass jeder 16 jährige Honduraner legal bis
zu fünf Waffen zur Selbstverteidigung tragen und besitzen darf.
Der Großteil der Gesellschaft befürwortet diese Politik, da die Jugendlichen als das
Hauptproblem des Landes gesehen werden. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen
Jugendlichen, Straßenkindern, maras und Kriminalität. “Kriminalität wird mit Gewalt und
Gewalt wird automatisch und ohne zu hinterfragen mit Jugendgewalt gleichgesetzt;
Jugendgewalt wiederum wird der Gewalt der maras gleichgestellt“ (Jugendgewalt in
Zentralamerika: Handlungsmöglichkeiten für die deutsche EZ, Johanna Kotowski, SUM Consult
GmbH Wiesbaden im Auftrag der GTZ, 18.01.2008, S.10)
Morde an Kindern und Jugendlichen
Eine schreckliche Entwicklung sind die hohen Mord- und Tötungsraten bei Kindern und
Jugendlichen, die in keinem anderen lateinamerikanischen Land so hoch sind wie in Honduras.
Casa Alianza, ein Kindernothilfepartner in Honduras macht die Situation an Hand einiger
Zahlen deutlich: von Januar 1998 bis Mai 2005 wurden 2720 ermordete Kinder und
Jugendliche registriert, davon wurde in nur 600 Fällen ermittelt, nur 100 Fälle wurden
verhandelt und eine Verurteilung gab es letztendlich nur in 8 Fällen, eine skandalöse und
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traurige Bilanz. Über die Täter herrscht Uneinigkeit. Während die honduranische Regierung
darauf beharrt, dass der Großteil der Verbrechen auf das Konto des organisierten Verbrechens
und damit auf das der maras gehe, kommen Kinder- und Menschenrechtsorganisationen zu
ganz anderen Ergebnissen: Nur rund 23 Prozent aller Morde seien tatsächlich auf
Bandenkämpfe und Racheakte von mara-Mitgliedern zurückzuführen. In vier Prozent der Fälle
können sogar Polizisten oder Angehörige privater Sicherheitsfirmen als Täter benannt werden.
Die meisten Täter bleiben jedoch unbekannt. Während die Regierung die Ansicht vertritt, dass
die Täter nicht zu ermitteln seien, weil oft aus fahrenden Autos geschossen würde, geht Casa
Alianza wie viele andere Organisationen davon aus, dass es so etwas wie private
Killerkommandos gibt. Sie ermorden im Auftrag der „sozialen Säuberung“ willkürlich
Straßenkinder und Jugendliche, die einer mara angehören könnten. Die Forderung nach einer
Aufklärung der Fälle ist allerdings schwer durchzusetzen, da die Gesellschaft bei Morden an
Straßenkindern, die im Ruf stehen gewalttätige Verbrecher zu sein, gerne wegsieht.
Erfolg hatten die harten Maßnahmen gegen maras nicht – eher das Gegenteil ist eingetreten:
Die Gefängnisse sind heillos überfüllt. Dort finden schlimme Menschenrechtsverletzungen
statt. Die sozialen Umstände haben sich nicht geändert: weder Armut noch Gewalt konnte
reduziert werden und den Jugendlichen fehlt es noch immer an sinnvollen Perspektiven,
womit der Schritt in die Kriminalität ein leichter ist. Die Tatsache, dass auch honduranische
Politiker mittlerweile das Scheitern der Null-Toleranz-Politik zugeben, lässt jedoch hoffen, dass
dieser Teufelskreis aus Armut, Gewalt, Kriminalität und Elend durchbrochen werden kann.
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„El Ocotillo“ – Schule statt Müll sammeln
In San Pedro Sula können mit Hilfe der Kindernothilfe Mädchen und Jungen die Schule
besuchen anstatt auf der Müllkippe zu arbeiten.
Umfeld und Lebensbedingungen in Honduras
Honduras ist ein kleines Land in Mittelamerika und das drittärmste Land Lateinamerikas. Hier
leben etwas mehr als 7 Mio. Einwohner, von denen über die Hälfte minderjährig ist. Mehr als
drei Viertel der Kinder und Jugendlichen leben unterhalb der Armutsgrenze.
Im Landesdurchschnitt brechen die jungen Honduraner schon nach der fünften
Grundschulklasse den Schulbesuch ab; viele von ihnen sind gezwungen, durch schlecht
bezahlte, oft gefährliche Arbeiten zum Familieneinkommen beizutragen. Man schätzt, dass in
Honduras 84.435 Kinder unter 14 Jahren arbeiten müssen, obwohl dies gesetzlich verboten ist.
Da es fast keine Zukunftsperspektiven gibt und die Chancenungleichheit immer weiter wächst,
gehören Kinder und Jugendliche zu den am stärksten benachteiligten und auch gefährdeten
Gruppen im Land.
Schwerstarbeit in Müll und Dreck
San Pedro Sula ist hier keine Ausnahme: mehr als 150 Mädchen und Jungen schuften hier Tag
für Tag auf der Müllhalde und wühlen mit bloßen Händen im Müll. Dabei setzen sich die Kinder
extremen physischen und psychischen Belastungen aus. Täglich atmen sie giftige Stoffe ein,
suchen nach essbaren Resten und wiederverwertbarem Müll, den sie verkaufen können. Sie
verdienen damit sehr wenig, durchschnittlich circa 1,70 Euro am Tag. Dennoch sind die
Familien auf das geringe zusätzliche Einkommen der Kinder angewiesen: die meisten leben
hier in einer extremen Armutssituation. Die ganz Kleinen bekommen gar keine Entlohnung, da
sie mit ihren Eltern zusammen auf der Müllhalde arbeiten. Meist "bewachen" sie die
gesammelten Müllreste oder tragen die Produkte zusammen, die die Größeren aus dem Müll
herausgesucht haben. Von dem wenigen Geld, das die älteren Kinder für sich behalten können,
besorgen sie sich oft Alkohol und den Klebstoff Resistol, um sich zu betäuben und so für kurze
Zeit der Realität der Müllhalde zu entfliehen.
Viele der Kinder leiden unter psychischen Krankheiten wie Depressionen und unter schweren
körperlichen Beschwerden wie Erkrankungen der Atemwege, chronischen Magen-DarmInfektionen und Hautkrankheiten, die durch fehlende Hygiene, Kontakt zu verseuchten
Materialien und einem Mangel an sauberem Wasser verursacht werden.
Gemäß verschiedener Studien erreichen die meisten Kinder, die auf Müllhalden arbeiten, nur
ein sehr geringes Bildungsniveau. Die Mehrheit ist nie zur Schule gegangen oder hat nicht
einmal die Grundschule abgeschlossen und kann daher weder lesen noch schreiben. Die Lehrer
der öffentlichen Schulen in der Umgebung sagen aus, dass die Kinder, die auf der Müllhalde
arbeiten, nicht regelmäßig am Unterricht teilnehmen, müde, deprimiert und unkonzentriert
sind. Oft weisen sie auch ein aggressives Verhalten auf. Ein zusätzliches Problem dabei ist, dass
die Kinder mit ihren speziellen Bedürfnissen in den staatlichen Schulen nicht die erforderliche
Betreuung und Motivation erhalten und deshalb oftmals sehr frustriert und mit
geschwächtem Selbstbewusstsein nach kurzer Zeit den Schulbesuch wieder abbrechen. Dazu
kommt, dass die normalen Unterrichtszeiten nicht mit der Arbeit auf der Halde kompatibel
sind: Wer hier etwas verdienen will, muss in den Stunden anwesend sein, in denen die
Müllfahrzeuge aus der Stadt eintreffen.
Da die Eltern selbst wenig gebildet sind und auch im wirtschaftlichen Sinne für ihre Familien
kaum Alternativen sehen, ist es sehr schwierig, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: die Kinder
werden ohne Schulbildung später nicht in der Lage sein einen anderen Beruf zu bekommen
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und somit selbst weiterhin auf der Müllkippe arbeiten müssen. Auch ihre Kinder müssen dann
wiederum dort arbeiten und können keine Schulbildung erhalten. So können sich die
Menschen kaum aus ihrer Armut befreien.
Obwohl Kinderarbeit gesetzlich verboten ist und die Stadt zusätzlich in einer offiziellen
Anordnung Kindern und schwangeren Frauen die Arbeit auf der Müllkippe verbietet, wird dies
in der Realität kaum umgesetzt. Die staatlichen Stellen und ihre Bediensteten verfügen nicht
über ausreichende Kompetenzen und Ressourcen, um eine derartige Regelung tatsächlich
durchzusetzen und die Armut zwingt die Familien dazu, auch die Kinder als Arbeitskraft
einzusetzen.
Die Arbeit auf Müllkippen stellt eine besonders dramatische Gefährdung von Kindern dar, was
auch international bestätigt ist (gemäß des Abkommens 182 der Internationalen
Arbeitsorganisation von 1999). Sie gilt als eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit und
ist daher nicht tolerierbar und muss so schnell wie möglich beseitigt werden.
Hoffnungsschimmer „El Ocotillo“
Das Projekt, das nach der Armensiedlung „El Ocotillo“ nahe der Müllkippe benannt wurde, in
der fast alle beteiligten Familien leben, soll dazu beitragen diese Missstände in San Pedro Sula
zu beseitigen. Konkret soll 200 Kindern, die auf der Müllkippe arbeiten, und ihren Familien
geholfen werden.
Diese leben oft unter der Armutsgrenze in Hütten mit nur einem Raum. Die Behausungen
verfügen weder über Wasser- noch Abwasseranschluss. Meist sind die Häuser aus Blechresten
und Brettern erbaut und der Boden besteht nur aus gestampfter Erde. Das wird für die
Müllsammlerfamilien vor allem in der Regenzeit zum großen Gesundheitsrisiko, weil die
kleinen Hütten den tropischen Regenfällen nicht standhalten.
Das langfristige und übergeordnete Ziel des Projektes ist, dass die Kinder und schwangeren
Frauen nicht mehr auf der Müllkippe arbeiten. Außerdem soll die gesundheitliche Situation der
Kinder verbessert werden. Sie sollen medizinisch versorgt aber auch psychologisch betreut
werden. Wichtig ist insbesondere, dass die Kinder in die Schule gehen und dort angemessen
gefördert werden, damit sie eine langfristige Alternative zur Arbeit auf der Müllhalde haben.
Denn nur eine entsprechende Bildung bietet ihnen die Chance, sich aus der Armut zu befreien.
Damit die städtische Anordnung, dass keine Kinder auf der Müllkippe arbeiten dürfen, befolgt
wird, kooperiert die Kindernothilfe in diesem Projekt mit der lokalen Partnerorganisation
„Movimondo“ und der Stadtverwaltung. Es werden Weiterbildungsveranstaltungen für
Angestellte der Stadt angeboten und gemeinsam mit den Medien Sensibilisierungsaktivitäten
durchgeführt. Hier lernen die Angestellten mit dem Thema umzugehen und gemeinsam
Maßnahmen zu erarbeiten, um die Kinderarbeit langfristig zu stoppen.
In Zusammenarbeit mit städtischen Gesundheitsbehörden werden auch Impf- und
Hygienekampagnen durchgeführt, die Kinder regelmäßig untersucht und Eltern sowie Kinder
in wichtigen Themen wie Familienplanung, Hygiene etc. beraten.
Die Kinder besuchen sechs verschiedene Schulen in El Ocotillo. Ein Sozialarbeiter besucht die
Schulen regelmäßig und hilft den Kindern, sich in die für sie zunächst ungewohnte Situation
einzufinden. Darüber hinaus erhalten die Lehrer Weiterbildungen, damit sie besser auf die
besonderen Bedürfnisse der Kinder eingehen können. Die Schulen werden auch renoviert und
mit neuen Materialien ausgestattet, damit sich die Kinder in der sauberen Umgebung
wohlfühlen und das Gefühl vermittelt bekommen, den Lehrenden vertrauen zu können.
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Des Weiteren nehmen die Kinder an den unterschiedlichsten Workshops und Veranstaltungen
teil, die das Ziel haben, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Die Kinder erfahren, dass
sie gemeinsam für ihre Rechte einstehen und ihre Lebenswirklichkeit verändern können.
Wichtig ist, dass auch die Eltern in das Projekt miteinbezogen werden. Sie machen
Fortbildungen, damit sie sich besser um ihre Kinder kümmern können. Dazu gehören auch
Kurse im wirtschaftlichen Bereich, um langfristig mehr Einkommen zu erwirtschaften und
nicht mehr auf den Lohn der Kinder angewiesen zu sein. Außerdem sollen die Eltern ein
Bewusstsein dafür entwickeln, wie wichtig Schulbildung für ihre Kinder ist, denn da sie
meistens selbst keine Schule besucht haben, können sie die Bedeutung einer Ausbildung oft
nicht erkennen.
Dadurch dass die Kinder selbst lernen, ihre Interessen zu vertreten, die Eltern neue
Einkommensquellen finden und im politischen Bereich Veränderungen erwirkt werden, kann
langfristig die Situation der Kinder verändert werden. Die Schulbildung bietet ihnen später
Alternativen zur Arbeit auf der Müllkippe und die Chance aus dem Teufelskreis der Armut
auszubrechen.
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Projekt Victoria: dringende Hilfe für Jugendliche
Die Kindernothilfe hat sich in den letzten Jahren daran beteiligt, alkohol- und
drogenabhängigen Jugendlichen und ehemaligen Bandenmitgliedern in einem
Rehabilitationszentrum in San Pedro Sula einen Ausweg aus ihrer Situation aufzuzeigen.
Honduras hat etwas mehr als 7 Millionen Einwohner, von denen über die Hälfte unter 18 Jahre
alt sind. 66 Prozent der Kinder bis 14 Jahren leben unterhalb der Armutsgrenze. Das
Schulsystem ist in einem extrem vernachlässigten Zustand, für viele Jugendliche fehlen
jegliche Berufs- und Zukunftsperspektiven. Aufgrund der äußerst schwierigen
gesellschaftlichen und familiären Situation in Honduras, leben in dem zentralamerikanischen
Land verschiedenen Schätzungen nach 7.000 bis 10.000 Kinder zwischen 6 und 18 Jahren auf
der Straße; die meisten von ihnen besuchen keine Schule, können weder lesen noch schreiben,
verdienen ihren Lebensunterhalt auf der Straße und haben keinen Kontakt mehr zu ihren
Familien. Circa 90 Prozent dieser Kinder sind drogenabhängig. Sie inhalieren den Klebstoff
Resistol oder betäuben sich mit Alkohol, um Hunger, Angst und Kälte zu vertreiben. Täglich
sind sie Gefahren wie schweren Krankheiten, körperlicher Gewalt, Missbrauch, sexueller
Ausbeutung bis hin zu Hinrichtungen durch öffentliche und private Sicherheitsleute
ausgesetzt. Besonders ernst zu nehmen ist der Zusammenhang zwischen Straßenkindern und
maras, weit verbreiteten Jugendbanden in Zentralamerika. In San Pedro Sula leben 40 Prozent
dieser Bandenmitglieder auf der Straße. Für diese Kinder und Jugendlichen, die ohne sozialen
Halt groß werden und sich deshalb einer mara anschließen, ist Gewalt das einzige
Ausdrucksmittel. Sie sind gleichzeitig Täter und Opfer.
Der honduranische Staat hat auf die in den letzten Jahren steigende Gewalt und Kriminalität
mit dem sogenannten Antimara-Gesetz (August 2003) reagiert, nach dem allein die
Zugehörigkeit zu einer Straßenbande strafbar ist und die Tötung von Kindern und
Jugendlichen aus Notwehr nicht strafrechtlich verfolgt wird. Mitarbeiter von Casa Alianza,
dem Kindernothilfepartner in Honduras, sprechen in diesem Zusammenhang von einer "Lizenz
zum Töten". Außerdem hat die Null-Toleranz-Politik die Kriminalität in Honduras nicht
verringert. Sie setzt allein auf Abschreckung, entbehrt aber jeglicher präventiver Aspekte, die
die sozialen Ursachen wie Armut oder Perspektivlosigkeit von Jugendlichen in den Blick
nehmen müsste. In der Öffentlichkeit verfestigt sich dennoch immer mehr das Bild, die
Jugendlichen - vor allem die Straßenkinder - seien Schuld an der Misere des Landes.
Seit der honduranische Ex-Präsident Maduro zu dieser Null-Toleranz-Politik gegen die maras
aufgerufen hat, die auch von Präsident Zelaya fortgeführt wird, ist es für Jugendliche, die aus
dem Kreislauf der Gewalt ausbrechen wollen, besonders schwer geworden, Unterstützung zu
finden. Viele Hilfsorganisationen haben Angst sich dem Thema der maras zu widmen oder sie
haben extreme Probleme, ihre Arbeit zu finanzieren.
Die Kindernothilfe hat 2007 eine Studie zur Situation von Straßenkindern im Zusammenhang
mit der herrschenden mara Problematik durchführen lassen und sich am Projekt Victoria in
San Pedro Sula beteiligt. In dem Therapiezentrum werden ehemalige Bandenmitglieder sowie
drogen- und alkoholabhängige junge Männer behandelt. Ihnen stehen Werkstätten zum
Arbeiten offen und Aktivitäten wie Sportveranstaltungen oder andere Freizeitmöglichkeiten
werden angeboten. Dadurch sollen sie den Weg in ein normales Leben zurückfinden. Mit
Informationsveranstaltungen über Drogen werden auch Schüler und Eltern in den
umliegenden Schulen erreicht und für die Problematik sensibilisiert und aufgeklärt. Ebenso
werden Fortbildungskurse für das Personal angeboten, um eine optimale Therapie zu
gewährleisten. So wurde durch die Mithilfe der Kindernothilfe in diesem Projekt 30
Jugendlichen eine Perspektive für die Zukunft gegeben, damit sie nicht zurück auf die Straße
müssen.
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Aktionsbeispiele - Benefizaktionen
Alles dreht sich um Müll…
Auch ihr könnt Müll sammeln oder putzen und damit etwas Geld für die Kinder in San Pedro
Sula verdienen! Hier ein paar Anregungen:
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Wie wär’s denn zum Beispiel, wenn ihr mal öfter den Müll rausbringt - nicht nur bei
euch zu Hause, sondern vielleicht für die ganze Straße? Dafür bekommt ihr bestimmt
eine kleine Belohnung. Auch Flaschen und Altpapier müssen zum Container gebracht
werden.
Putzt gemeinsam mit eurem Hausmeister die Schule! Vielleicht bezahlen euch ja eure
Mitschüler aus den anderen Klassen oder die Lehrer dafür?! Ihr könnt natürlich auch
etwas anderes putzen - Hauptsache ihr findet einen Sponsor, der euch auch „entlohnt“.
Spielzeug aus Müll?!
Kaum zu glauben, aber aus „Müll“ lassen sich ganz viele tolle Sachen basteln, die man
verkaufen kann:
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Leere Flaschen, Gläser, Dosen und Becher eignen sich bestens, um der Fantasie freien
Lauf zu lassen und daraus Vasen, Becher für Stifte oder Windlichter zu machen. Ihr
könnt die Behälter bemalen oder mit bunten Perlen bekleben oder eine Hülle aus
Pappmaschee basteln. Konserven oder Plastikdosen lassen sich auch einfach in
Spardosen verwandeln. Dazu brauchen sie nur einen Deckel mit Schlitz. Und natürlich
ein Loch, um das gesparte Geld irgendwann wieder rauszuholen. Das kann man mit
einem Korken verschließen.
Aus alten Kalenderblättern oder schönen Zeitschriftenfotos können schmuckvolle
Papiertüten werden. Eine Anleitung findet ihr unter www.robinson-im-netz.de -> Spiel&Bastelkiste -> Indien -> Tüten
Besonders kreative und etwas geübte Bastler können Autos, Flugzeuge oder auch
Häuser aus Verpackungen, Deckeln, Schraubverschlüssen, Plastikflaschen, Strohhalmen
oder Materialien wie Blech und Holz machen. Euren Konstruktionskünsten und eurem
Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt!
Eine Anleitung für ein einfaches Dosenauto findet ihr unter
www.robinson-im-netz.de -> Spiel- &Bastelkiste -> Kenia -> Dosenauto
Eure selbstgemachten Sachen könnt ihr auf Schul- und Gemeindefesten verkaufen. Wenn ihr
genug Helfer seid, lässt sich das gut mit einem Waffelstand kombinieren. Vielleicht habt ihr
auch Lust, honduranische Kokosbrötchen (Rezept s.u.) anzubieten?
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Aktionsbeispiele – Infoveranstaltungen
Auch Wissen hilft - und je mehr Menschen von dem Schicksal der Kinder in ihrer Partnerstadt
erfahren, desto mehr kann man machen, um die Situation zu ändern!
Ausstellungen
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Entwerft selbst eine Ausstellung! Dabei kann es ganz allgemein um Honduras oder um
die Städtepartnerschaft und konkret um San Pedro Sula gehen.
Ihr könnt das Thema Kinderrechte hervorheben, das Projekt „El Ocotillo“ vorstellen, auf
die Gewalt-Problematik und die Situation von Straßenkindern eingehen oder euer
eigenes spannendes Thema finden.
Die Ausstellung kann nur an eurer Schule gezeigt werden oder ihr fragt bei anderen
Schulen und Gemeindezentren nach, ob sie Interesse daran haben.
Infoabend/-nachmittag
Gestaltet einen Infoabend oder –nachmittag! Dazu könnt ihr andere Klassen, eure Freunde
und Eltern einladen. Gerne könnt ihr dazu einen Referenten der Kindernothilfe einladen, der
etwas über die Arbeit in San Pedro Sula erzählt.
Mit einer Spendendose kann man auch bei solchen Veranstaltungen etwas Geld sammeln.
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Quiz zu Honduras und San Pedro Sula
Honduras grenzt an…
a. … Guatemala, Ecuador, Panama
b. … Ecuador, Nicaragua, Guatemala
c. … Nicaragua, Guatemala, El Salvador
d. … El Salvdor, Panama, Guatemala
Antwort: C
Honduras grenzt im Südosten an Nicaragua und im Westen an Guatemala und El Salvador. Im
Norden wird Honduras vom Karibischen Meer begrenzt.
1.
Welche der folgenden Aussagen trifft zu?
a. San Pedro Sula liegt im Nordwesten des Landes
b. San Pedro Sula ist das Industrie- und Handelszentrum von Honduras
c. In San Pedro Sula gibt es große Probleme wie Arbeitslosigkeit & extreme Armut
d. Alle oben genannten Aussagen
Antwort: D
San Pedro Sula gilt als Industrie- und Handelszentrum des Landes, aber das Einkommen ist
dennoch sehr ungleich verteilt und viele Familien leben in extremer Armut. Daraus ergeben
sich viele Probleme, da sie sich keine ausreichende gesundheitliche Versorgung leisten können
und unter schlimmen Wohn- und Lebensbedingungen leben müssen.
2.
Wie viele der Einwohner Honduras sind jünger als 18 Jahre?
a. Mehr als 50 %
b. 33 %
c. 22 %
d. Weniger als 20 %
Antwort: A
Mehr als die Hälfte aller Honduraner sind minderjährig. Das bedeutet Schulen und
Ausbildungsstätten sind besonders wichtig. Da diese in Honduras in großer Zahl fehlen, sehen
sich viele Jugendliche mit einer Perspektivlosigkeit konfrontiert.
3.
Welches dieser Rechte steht nicht in der Kinderrechtskonvention?
a. Recht auf Taschengeld
b. Recht auf Spielen
c. Recht auf Beteiligung
d. Recht auf Schulbildung
Antwort: A
Von dem Recht auf Taschengeld steht nichts in der Kinderrechtskonvention, allerdings haben
Kinder ein Recht auf Freizeit und auch das Recht diese angemessen zu gestalten, also zum
Beispiel zu spielen. Auch Schulbildung ist ein wichtiges Recht, genauso wie das Recht, seine
Meinung zu sagen und angehört zu werden.
4.
Die „Null-Toleranz-Politik“ der honduranischen Regierung richtet sich gegen…
a. Kleinbauern, die den großen Konzernen Konkurrenz machen
b. Ausbeuterische Kinderarbeit
c. Sozialprojekte, die nicht staatlich sind
d. Jugendbanden, sogenannten maras
Antwort: D
Die „Null-Toleranz-Politik“ richtet sich gegen Jugendbanden, denen hauptsächlich die in
Honduras herrschende Gewalt und Kriminalität zugeschrieben wird. Leider sieht diese Politik
nur stark unterdrückende Maßnahmen gegen Jugendliche und Kinder vor und entbehrt
wichtige Präventions- und Sozialprojekte, die Jugendlichen neue Perspektiven geben könnten.
5.
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Honduranische Rezepte
Pan de Coco – Kokosbrötchen
Ganz einfach zu machen und wunderbar lecker! Eine tolle Abwechslung zu unseren Brötchen.
8 dl Kokosmilch
800 g Weißmehl
2 TL Salz
2 TL Zucker
2 EL Margarine
3 TL Hefepulver
Die Margarine auf kleiner Hitze schmelzen. Dann alle Zutaten in eine Schüssel geben und zu
einer Teigmasse kneten. Danach den Teig rund 15 Minuten stehen lassen, damit er aufgeht.
Nach Belieben können auch Kokosflocken dazu gegeben werden.
Den Teig danach zu sechs Brötchen formen und diese auf ein Blech legen. Den Ofen bei 190
Grad vorheizen. Die Brötchen danach ca. 15 Minuten backen.
Am besten schmecken die Brötchen lauwarm mit einer exotischen Fruchtmousse (Ananas oder
Mango) und einer Kugel Kokoseis.
Gekochtes San Pedro Sula Rind
Hier ein richtiges Hauptgericht für Fortgeschrittene und toll als Taco- oder Tortilla-Füllung.
Rezept für 6 Personen
1 Pfund Rindfleisch
2 Teelöffel Olivenöl
1 kleine geschnittene Zwiebel
4 gehackte Knoblauchzehen
1/8 Tasse Weizenmehl
1 Dose geschälte Tomaten
1 Dose gewürfelte grüne Chillies oder eine frische Jalapeño – gewürfelt (Vorsicht: Hände
waschen nach dem Würfeln)
¼ Tasse Wasser
1/4 Tasse Rotwein
½ Teelöffel Oregano
1/2 Teelöffel Cumin
Salz nach Geschmack
Das Fleisch in kleine Würfel schneiden. Dann das Fleisch im Olivenöl anbraten und danach
Zwiebeln und Knoblauch hinzufügen. Nun alles kochen bis es weich ist.
Jetzt wird das Mehl über das angebratene Rindfleisch gestreut und weitere 2 Minuten gekocht.
Anschließend die restlichen Zutaten hinzufügen. Alles noch einmal umrühren, zudecken und
auf geringer Hitze ca. 1 bis 1 ½ Stunde köcheln lassen. Nicht vergessen, immer wieder
nachzuschauen und das Wasser und den Wein nach und nach hinzuzufügen. Dabei
gelegentlich umrühren.
Jetzt kann alles schön garniert mit saurer Sahne auf Tortillas oder Tacos mit Käse, Salat,
gewürfelten Tomaten oder was man sonst gerne mag serviert werden.
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Linkliste:
www.duisburg.de/rathaus/ (Im Bereich Rathaus und Politik -> Städtepartnerschaften -> San
Pedro Sula Informationen der Stadt Duisburg über die Partnerschaft)
www.kindernothilfe.de (Im Bereich Projekte -> Lateinamerika -> Honduras viele Informationen
über die Projektarbeit der Kindernothilfe in Honduras)
www.liportal.inwent.org (Länderinformationsseiten von InWent, auch mit umfassenden Teil
über Honduras)
http://hdr.undp.org/en/countries/ (Hier kann man nach Ländern geordnet die letzten
Informationen und Statistiken aus dem Bericht über die menschliche Entwicklung der UNDP
abfragen)
Kindernothilfe e.V.
Düsseldorfer Landstr. 180
47249 Duisburg
Tel.: 0203 – 7789 0
Fax: 0203 – 7789 118
Email: [email protected]
Internet: www.kindernothilfe.de
Impressum
Herausgeber: Kindernothilfe e.V.
Autorin: Olga Renner
Stand: August 2009
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