„John Cage und …“ Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen

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„John Cage und …“ Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Pressedossier
„John Cage und …“
Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
30. März – 17. Juni 2012
Ausstellung im Rahmen von
A Year from Monday. 365 Tage Cage
06. September 2011 – 05. September 2012
Inhalt
Daten und Informationen zur Ausstellung
„John Cage und …“
Die Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg
Kurzbiografie Wulf Herzogenrath
A Year from Monday. 365 Tage Cage
Begleitbuch
Vorwort von Wulf Herzogenrath zum Begleitbuch
Biografie John Cage (Auswahl mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst)
Veranstaltungen
Übersicht Pressefotos
Stand: 28.03.2012
Pressekontakt Tel. 030 200 57-1514, [email protected]
Brigitte Heilmann, Tel. -1513, [email protected]
Stephanie Eck, Tel. -1565, [email protected]
Daten und Informationen zur Ausstellung
Titel
„John Cage und …“
Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Laufzeit
30. März – 17. Juni 2012
Ort
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten
Tel. (030) 200 57-2000, [email protected]
U Hansaplatz, S Bellevue, Bus 106
Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags 11-20 Uhr
Ostermontag (9.4.) und Pfingstmontag (28.5.) geöffnet
Eintritt
€ 5/3, bis 18 Jahre und am 1. Sonntag im Monat Eintritt frei
Kombi-Ticket, gilt auch für die Ausstellung „Aufbruch. Malerei und
realer Raum“ (4.5.-1.7.12)
Führungen
dienstags und donnerstags (außer 19. und 26.4., 15.5. und 05.6.),
18 Uhr, € 3 zzgl. Eintritt
Internet
www.adk.de/cage
Pressegespräch
Donnerstag, 29.3., 11 Uhr
mit Wulf Herzogenrath, Kurator, Mitglied der Akademie der Künste
Toni Stooss, Direktor Museum der Moderne Salzburg
Johannes Odenthal, Programmbeauftragter der Akademie der Künste
Ausstellungseröffnung
Donnerstag, 29.3., 19 Uhr, Eintritt frei
Begrüßung Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste
Filmvorführung von Henning Lohner 4’33’’, 1990
Einführung in die Ausstellung Wulf Herzogenrath, Kurator
Mary Bauermeister spricht über John Cage
Filmausschnitt von Nam June Paik A Tribute to John Cage, 1973,
re-edited 1976
Begleitbuch
„John Cage und …“ Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hg.)
Köln: Dumont, 2012
ca. 320 Seiten, ca. 250 Abbildungen
€ 24,95, ISBN 978-3-8321-9444-4
Kooperationspartner
Museum der Moderne Salzburg
Laufzeit der Ausstellung in Salzburg: 14. Juli – 7. Oktober 2012
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Unterstützt von
Karin und Uwe Hollweg Stiftung (Ausstellung)
Ernst von Siemens Kunststiftung (Katalog)
Medienpartner
Zitty
Deutschlandradio Kultur
In Verbindung mit MaerzMusik, www.berlinerfestspiele.de
Part of the worldwide programs celebrating the 100th birthday of John Cage, www.johncage.org
Kurator
Projektleitung
Projektassistenz
Wulf Herzogenrath, Mitglied der Akademie der Künste
Angela Lammert, Leitung Interdisziplinäre Sonderprojekte der Sektion
Bildende Kunst der Akademie der Künste
Denise Krampe
Ausstellungsrealisation
Simone Schmaus, Jörg Scheil, Isabel Schlenther, Ingrid Strey, Claudio
D’Ambrosio, Igor Livschitz, Sören Reuter, Stefan Rummel
Ausstellungsgrafik
fernkopie, Berlin
Leihgeber
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Bauhaus-Archiv Berlin
Bayerische Staatsgemäldesammlung München, Pinakothek der
Moderne
Jessyka Beuys, Düsseldorf
Electronic Arts Intermix (EAI), New York
Sabine Groschup, Wien
Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Bremen
The Josef and Anni Albers Foundation, New York
Anne-Marie und Alexander Klee-Coll, Klee-Nachlassverwaltung, Bern
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
LehmbruckMuseum, Duisburg
Henning Lohner, Berlin
The Museum of Modern Art, Film Library, New York
Privatbesitz, Berlin
Privatbesitz, Bremen
Privatbesitz, Norddeutschland
Privatsammlung
Gerhard Richter, Köln
Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ethnologisches
Museum
Klaus Staeck, Heidelberg
Georg Weckwerth, Wien-Berlin
Barbara Wien, Berlin
Zentrum Paul Klee, Bern
Die Akademie der Künste wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
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„John Cage und …“
Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Ausstellung, 30. März bis 17. Juni 2012
John Cage (1912-1992) war als Komponist, Musiker, Philosoph, Literat und Denker so einflussreich und hoch
geachtet wie kaum ein anderer Künstler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch seine Werke als
bildender Künstler und sein Einfluss auf die Kunst sind weitaus weniger bekannt als seine Musik. Im Rahmen
des Jahresprogramms „A Year from Monday“ zum 100. Geburtstag von Cage stellt die Akademie der Künste
mit der Ausstellung „John Cage und …“ den bildenden Künstler Cage in den Mittelpunkt. Kuratiert von Wulf
Herzogenrath, verknüpft die Schau Cages visuelles Werk mit der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Inhaltlich erweitert ist die Ausstellung ab dem 14. Juli im Museum der Moderne Salzburg zu sehen.
Ausgestellt sind Klanginstallationen, Arbeiten auf Papier, Notationen, Foto- und Filmdokumente – von John
Cage selbst und von Anregern und Freunden, darunter Richard Buckminster Fuller, Marcel Duchamp,
Robert Rauschenberg, Nam June Paik, Mark Tobey, Morris Graves. Erstmals zeigt die Schau mit zentralen
Werken von Paul Klee, Alexej von Jawlensky, László Moholy-Nagy sowie Anni und Josef Albers die enge
Verbindung zwischen Cages bildkünstlerischer Entwicklung und den Aufbrüchen der klassischen Moderne in
Europa. Cage verfolgte diese aufmerksam; bereits als 22-Jähriger erwarb er ein Bild von Jawlensky, und 1939
organisierte er Ausstellungen von Klee, Kandinsky und Jawlensky.
Im Rahmen von „A Year from Monday. 365 Tage Cage“
Eine Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg
In Verbindung mit MaerzMusik, www.berlinerfestspiele.de
Part of the worldwide programs celebrating the 100th birthday of John Cage · www.johncage.org
Die Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg
In Salzburg wird die Ausstellung „John Cage und … Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen“ vom 14.7. bis
zum 7.10.2012 im Museum der Moderne Mönchsberg zu sehen sein. In Salzburg wird die Ausstellung um ein
Kapitel zu Werken von Wegbegleitern und von Cage beeinflussten Künstlern im Sinne einer Hommage
erweitert. Neu hinzu kommt auch der ursprünglich für eine 1991 kuratierte Ausstellung in der Neuen
Pinakothek in München konzipierte „Museumscircle“. Aus je ca. 12 Leihgaben aus den unterschiedlichen
Sammlungen der Salzburger Museen werden nach dem Zufallsprinzip Werke ausgewählt, die – jeglicher
Klassifizierung und wissenschaftlicher Einbettung enthoben – gleichberechtigt miteinander ausgestellt werden.
Beteiligt sind die Residenzgalerie, das Salzburg Museum, Haus der Natur, die Salzburger Burgen und
Schlösser Verwaltung, die Stiftung Mozarteum, u.a..
Begleitet wird die Ausstellung von einer Videopräsentation der Kollaborationen John Cages mit seinem
langjährigen Partner Merce Cunningham und dessen Dance Company in New York sowie einem
umfangreichen Begleitprogramm mit Konzerten, Vorträgen, Sonderführungen und einem Geburtstagsfest für
John Cage am 5.9.2012.
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Kurzbiografie Wulf Herzogenrath
Der Kunsthistoriker und Kurator Wulf Herzogenrath leitete nach seiner Promotion über Oskar Schlemmers
Wandbilder 1970 und einer ersten Anstellung am Museum Folkwang Essen von 1973-89 den Kölnischen
Kunstverein. 1977 betreute er in Manfred Schneckenburgers Team für die documenta 6 in Kassel den Bereich
Videokunst. Zehn Jahre später wirkte er ein weiteres Mal im Leitungsgremium der documenta 8 mit. Am
Kölnischen Kunstverein organisierte er 1978 die erste Einzelausstellung mit Werken von Cage in Europa. 1980
gründete Herzogenrath mit einigen Kollegen die „Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine“ und war 10
Jahre ihr erster Vorsitzender. Von 1989 bis 1994 arbeitete Herzogenrath als Hauptkustos der Berliner
Nationalgalerie. Von 1994 bis 2011 war er Direktor der Kunsthalle Bremen. Wulf Herzogenrath lebt seit
Dezember 2011 in Berlin. Seit 2006 ist Wulf Herzogenrath Mitglied der Akademie der Künste, Sektion Bildende
Kunst.
A Year from Monday. 365 Tage Cage
„A Year From Monday” – in loser Folge von Cages 99. (Montag 5.9.2011) noch bis zu seinem
100. Geburtstag 2012 widmet die Akademie der Künste dem großen amerikanischen Universalkünstler,
Philosophen und Vordenker einer offenen Kunstkonzeption im 20. Jahrhundert ein interdisziplinäres
Kunstprojekt. Wie kaum ein anderes künstlerisches Werk inspirierte das Schaffen des Avantgardisten Cage
seine Zeitgenossen und die nachfolgende Generation bis heute zur Diskussion der Begriffe von Kunst,
Kunstwerk und künstlerischer Arbeit, beantwortete Zukunftsfragen zur Neubestimmung der Kunst unter
veränderten globalen Verhältnissen, die erst zu Beginn unseres Jahrhunderts von einer größeren
Allgemeinheit gestellt werden. Bildende Künstler, Schriftsteller, Filmemacher, Choreografen, Musiker und
Komponisten, darunter viele Mitglieder der Akademie der Künste, befragen, zwischen den Genres fluktuierend,
Person und Werk, Einflüsse und Freundschaften neu und regen an, aktuelle produktive Zugänge zum Werk
und zu den Denk- und Arbeitsweisen von John Cage zu suchen.
Die Veranstaltungen 2011 beschrieben den Kosmos John Cage über zwei seiner wichtigsten Weggenossen
und Antipoden: den Choreografen und Tänzer Merce Cunningham sowie den Komponisten und Architekten
Iannis Xenakis und stellten künstlerische Positionen von Akademie-Mitgliedern zu John Cage zur Diskussion.
Das Programm 2012 steht ganz im Zeichen von John Cages eigenem künstlerischem Werk als Komponist
und Bildender Künstler und dessen Beziehungen zur europäischen Moderne.
Weitere Informationen unter www.adk.de/cage. Programm bis zum 5. September 2012:
12. April bis 20. Mai 2012 Interaktive audio-visuelle Installation
città vibrante | vibrant city von Marco Momi und Florian Krüger, Berlin-Stipendiaten 2010
13. Juli bis 12. August 2012 Ausstellung (zu Gast im „Raum für John Cage“)
„Die Irren sind los…“ Fluxus-Ereignisse in Europa 1962-1977 www.dieirrensindlos.tumblr.com
29. bis 31. August 2012 Performance, Installation, Konzert (zu Gast im „Raum für John Cage”)
time/zones LOSE COMBO feat. Kammerensemble Neue Musik
Vom 3. bis zum 5. September 2012 wird die Akademie der Künste zum 100. Geburtstag von John Cage und
zum Abschluss des Cage-Jahres noch einmal einen festlichen Programm-Höhepunkt setzen.
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Begleitbuch
„John Cage und …“ Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hg.)
Köln: Dumont, 2012
ca. 320 Seiten, ca. 250 Abbildungen
€ 24,95, ISBN 978-3-8321-9444-4
Im September 2012 wäre John Cage, einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre alt
geworden. Als ausgesprochenes Multitalent hat er die Entwicklung der Musik wie die der bildenden Kunst
maßgeblich bestimmt. Dieser Band rückt den bildenden Künstler Cage in den Mittelpunkt und wagt einen
neuen Blick auf theoretische Bezüge, das künstlerische Umfeld und die Rezeption in Europa. Zugleich bietet er
eine Übersicht zur Werkgenese seit den 1930er Jahren und Cages Beziehungen zu den Künstlern der
Klassischen Moderne in Europa. So organisierte Cage Ausstellungen mit Arbeiten von Kandinsky, Klee und
Jawlensky 1939 in Seattle. Essays beleuchten schlaglichtartig zentrale Themen Cages wie Zufall und Stille,
aber auch seine radikale Haltung zur Idee des Museums und der Präsentation von Kunst.
Inhalt:
Einführung Wulf Herzogenrath
John Cage: Musik – Kunst – Leben. Gedanken zu Cage als bildender Künstler Wulf Herzogenrath
„Es ist ein langsamer Weg.“ John Cage, Galka Scheyer und die Kunst der „Blauen Könige“ Maria MüllerSchareck
László Moholy-Nagy, John Cage und die kreative Dynamik Jeffrey Saletnik
John Cage und das Künstlerpaar Josef und Anni Albers – erste Gedanken zu einem spannungsvollen,
fruchtbaren Verhältnis Wulf Herzogenrath
Notation, Bild und Farbe Angela Lammert
John Cage and Fluxus. Some writings, by others who knew gathered by Jon Hendricks
John Cages Bezüge zur Performancekunst Yvonne Ziegler
Die Idee von Musik und die Idee von Film: Cage – Fluxus – Film Birgit Hein
John Cage und Joseph Beuys – „more than just a personal thing” Detlef Stein
John Cage – Not Wanting to Say Anything about Marcel. Carl Solway
Fluss Steine und Rauch – Aquarelle und Zeichnungen von John Cage Toni Stooss
Die Klang- und Lichtinstallation Writing through the Essay ‚On the Duty of Civil Disobedience’ von John Cage in
der Kunsthalle Bremen Wulf Herzogenrath
John Cage zu Writing through the Essay ‚On the Duty of Civil Disobedience’
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„All for one and one for all.“ – John Cages Film One Henning Lohner
Praktikabel anarchisch – Zu dem Konzeptstück Musicircus von John Cage Reinhard Oehlschlägel
John Cages Rolywholyover in Los Angeles. Ein neues Konzept für Museen und Ausstellungen Wulf
Herzogenrath
Zeit – Klangdauer – Ewigkeit: Das Orgelprojekt von John Cage in Halberstadt (2001–2640) Wulf Herzogenrath
„A purposeful purposelessness“ – der Zufall in der Kunst von John Cage Barbara Nierhoff-Wielk
[Stille und andere Geräusche, re:] Hamlet de Brooklyn. Conversing with(e-)out … Andreas Kreul
Biographie John Cage
Abgekürzte Literatur
Register
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Zur Ausstellung „John Cage und …“ Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
Bearbeitete Fassung des Vorworts von Wulf Herzogenrath zum Begleitbuch der Ausstellung
John Cage ist für viele der wohl anregendste und radikalste Komponist seit den 1940er und insbesondere seit
den frühen 1950er Jahren. Doch die Tatsache, dass er als Maler begann und – ähnlich wie sein Anreger und
Freund Marcel Duchamp – nicht in einzelnen Sparten, Medien oder Gattungen arbeitete, lässt es sinnvoll
erscheinen, einmal den bildenden Künstler John Cage in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei werden die großen
Leistungen von Cage nicht geschmälert: Interdisziplinarität, Multimedialität, Vorurteilslosigkeit, Unbestimmtheit,
Arbeiten mit Präzision, Zufall und Offenheit.
Cage selbst war am Ende seines Lebens davon überzeugt, dass er sehr wohl auch auf dem Feld der
Bildkünste zu Hause war, denn für ihn gab es Grenzziehungen nicht. Das Titelzitat der Ausstellung greift eine
handschriftliche Notiz von Cage auf, die 1990 bei einem Berlin-Besuch entstand; geplant war es für eine
Ausstellung, die seine Beziehungen zu Anregern und Freunden reflektieren sollte – parallel zu der damals
ebenfalls in Vorbereitung befindlichen „Rolywholyover“-Ausstellung von Julie Lazar im Museum of
Contemporary Art in Los Angeles. Jetzt ergreift die Akademie der Künste die Gelegenheit, ein Jahr lang
unterschiedliche Aspekte des Werkes von John Cage vorzustellen: Tanz im Herbst 2011, Musik im Februar
2012, eine lange Nacht zum 100. Geburtstag am 5. September 2012 und bildende Kunst im Frühjahr 2012. Die
Ausstellung „John Cage und … Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen“ in der Akademie ist eher eine
‚Skizze’, im Museum der Moderne Salzburg erfährt die Präsentation im Sommer 2012 eine inhaltliche
Vergrößerung – deshalb hat die Musik von Cage in dieser Ausstellung eine untergeordnete Rolle – der visuelle
Cage ist hier das Thema!
Beginn als Maler
John Cage begann seine künstlerische Laufbahn in den 1930er Jahren als Maler, doch all seine frühen Bilder
scheinen verloren zu sein. Auf Nachfragen nach diesen Werken antwortete er immer etwas ausweichend: Er
nannte sie in einem nicht publizierten Interview mit dem Autor im Februar 1990 abstrakte Kompositionen. Dass
er anstelle eines Honorars für den Unterricht bei Arnold Schönberg diesem 1935 habe versprechen müssen,
sein Leben der Musik zu widmen, ist wohl eine schöne Legende, die Cage davor schützte, auf den malerischen
Werkkomplex angesprochen zu werden. „Einst fragte ich Aragon, den Historiker, wie Geschichte geschrieben
wird. Er antwortete: ‚Du musst sie erfinden.’“ Die frühen Bilder, das Interesse an Tanz (man denke an die
lebenslange Kooperation mit Merce Cunningham), die Bevorzugung des Schlagzeugs, die Präparierung am
sowie Aktionen mit dem Klavier, die Einbeziehung von Plattenspielern, Radio- und TV-Geräten zeigen den von
Anfang an selbst im eigentlich musikalischen Werk von Cage gewichtigen Anteil des Visuellen. Mit seiner
Öffnung der Gattungsgrenzen leistete er den größten Beitrag zur Ganzheit der Künste im 20. Jahrhundert. In
diesen Zusammenhang gehört die veränderte Rolle des ausführenden Musikers ebenso wie die des bis dahin
nur passiven Zuhörers beziehungsweise Betrachters, der bei Cage aktiver und partizipierender Realisator des
Kunstwerks wird.
Einfluss von Dada, Bauhaus und der Zeitschrift Transition
Zu dieser radikalen Wandlung wurde Cage seit den 1930er Jahren zunächst in Paris sowie auf Mallorca und
dann in Kalifornien insbesondere durch die Auseinandersetzung mit bildender Kunst angeregt. Zu nennen sind
vor allem der Einfluss von Dada, dem Blauer Reiter, Oskar Fischinger, dem Bauhaus mit Josef und Anni Albers
sowie László Moholy-Nagy. Die zunächst in Paris, dann Den Haag und schließlich in New York erscheinende
Zeitschrift Transition von Eugene Jolas vereinte nicht nur alle Künste einschließlich Musik, Architektur und
Film, sondern schuf auch ein umfassendes Panorama der europäischen Avantgarde, das in den 1930er Jahren
seinesgleichen suchte. Cage konnte dort erste Abschnitte aus Finnegans Wake von James Joyce lesen, das
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als work in progress seit 1927 in Transition publiziert wurde. Neben Joyce finden sich Texte von Kurt
Schwitters (Ursonate), Hugo Ball und Hans Arp, der ebenso wie László Moholy-Nagy mit Bildbeispielen
vertreten ist. Auch Partituren von Henry Cowell und Fotografien von Karl Blossfeld sind versammelt. Den Titel
der Nummer 26 von 1937 gestaltete Marcel Duchamp. Dort konnte Cage auch lesen, dass Arp mit dem
„banalsten Stoff- und Sprachmaterial des Alltags“ arbeite, Schwitters aus einem „Nichts von Stoff einen
geistigen Prozess“ kreiere und Dada „one of the greatest movements in modern times“ sei. Und so waren denn
auch Dada, Bauhaus und Surrealismus mit wichtigen Beispielen vertreten. Die Wirkung dieser Zeitschrift auf
den jungen Cage kann gar nicht überschätzt werden. Auch die Textvorlage von Gertrude Stein für seine
Komposition Three Songs (1933) fand Cage in Transition.
Jawlenskys Meditation und Ausstellungen der „Blauen Vier“
John Cage und die Gruppe „Die Blaue Vier“ ist ein weiterer wichtiger Aspekt, denn nur wenigen Spezialisten ist
bekannt, dass Cage 1935 als 22-Jähriger so sehr vom malerischen Werk Alexej Jawlenskys begeistert war
(„Sie sind mein Lehrer“, JC), dass er das kleine Ölgemälde Meditation (1934) erwarb und mühsam den
Kaufpreis von 25 US-Dollar abstotterte – als Leihgabe aus Privatbesitz ist dieses Bild in der Ausstellung. 1939
organisierte Cage in der Cornish School in Seattle sogar kleine Ausstellungen mit Arbeiten von Paul Klee,
Wassily Kandinsky und Alexej Jawlensky. Pauline Schindler, Ehefrau des Wiener Architekten Rudolph
Schindler, war für Cage eine wichtige Informationsquelle. Von herausragender Bedeutung war jedoch die
deutsche Kunstvermittlerin Galka Scheyer, die sich in Kalifornien seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre
bemühte, die Werke von Feininger, Jawlensky, Klee und Kandinsky zu vermitteln – Cage war begeistert!
Darüber hinaus lernte er in dieser Zeit Louise und Walter Arensberg kennen, deren Haus und Sammlung allen
Kunstinteressierten offenstand. Hier traf Cage auf Werke der Kubisten (Gleichzeitigkeit), André Massons
(automatisches Schreiben), der Surrealisten (Vielschichtigkeit der Realitäten) und insbesondere auf Arbeiten
von Duchamp (Alltagsobjekte als Kunst, Zufall als Gestaltungsprinzip, Offenheit der Genres). Einige
Grundzüge der Kunst der klassischen Moderne Mitteleuropas sind mit diesen Stichworten bereits angedeutet,
die das Denken von John Cage am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn bestimmt haben. Dass Musik,
Bildkunst, Theater und Literatur eng zusammenhängen, dass künstlerisches Denken sich nur dann entwickelt,
wenn sich grenzüberschreitende neue Formen mit zeitgemäßen Inhalten verbinden, ist eine der essenziellen
Grundlagen von Dada, Bauhaus und De Stijl. Cage begegnet dem Bauhaus-Meister Moholy-Nagy zunächst
am Mills College in Oakland, bevor er 1941 von ihm als Lehrer an die „New Bauhaus“ genannte School of
Design in Chicago berufen wird. Bisher wird der Einfluss von Josef und Anni Albers, die er bei seinen
Aufenthalten im Black Mountain College seit 1948 kennenlernte, marginalisiert, doch die Ideen der
„Gleichwertigkeit“ von Werken, die direkte Einbeziehung und Erfahrung neuer Materialien und der realen Natur
sind Elemente der Lehre dieser beiden 1933 emigrierten Bauhaus-Meister. Die Zusammenhänge mit Galka
Scheyer und der „Blauen Vier“ beschreibt Maria Müller-Schareck in ihrem Beitrag zum Begleitbuch; über die
Verbindung zwischen Cage und Moholy-Nagy sowie Josef und Anni Albers schreiben Jeffrey Saletnik und Wulf
Herzogenrath. Angela Lammert widmet sich dem Verhältnis von Cage zur Klassischen Moderne im Hinblick
auf sein Verhältnis zur Notation.
1939 in Seattle befreundete sich Cage nicht nur mit Merce Cunningham, sondern auch mit Mark Tobey und
Morris Graves, zwei Malern die ihn nachhaltig beeindruckten. Im Gegensatz zu den kleinformatigen, intimen
Bildern und Zeichnungen von Tobey ist jedoch das Werk von Graves in Europa befremdlicherweise fast
unbekannt. Auch der Einfluss beider auf das Werk von Cage wird noch immer unterschätzt. Dagegen ist Cages
Bedeutung für die Kunst der 1950er/60er Jahre in vielen Publikationen ausführlich vorgestellt worden, zuletzt
kenntnisreich im Ausstellungskatalog The Anarchy of Silence. John Cage and Experimental Art (2009/10) in
Barcelona. In einem ausführlichen Text weist Julia Robinson auf Robert Rauschenberg, George Brecht,
Ellsworth Kelly aber auch Nam June Paik und viele andere hin und beschreibt den Einfluss, den Cage auf die
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Fluxus-Bewegung in New York und Europa hatte. Deshalb – und weil die nächste Ausstellung der Akademie in
diesen Räumen „Fluxus in Europa“ darstellt – haben wir uns auf diesem Feld zurückgenommen; Jon Hendricks
und Yvonne Ziegler zeigen im Begleitbuch Cages Bezüge zur Performance-/Fluxus-Bewegung auf, während
Birgit Hein den Zusammenhang von Cage, Fluxus und Film skizziert, ein bislang kaum beleuchtetes Thema.
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Henning Lohner reflektiert die Zusammenarbeit für den einzigen von Cage realisierten Film One (1992),
während Detlef Stein die Beziehung von Cage und Joseph Beuys analysiert.
Zwei Klangräume Essay und 33ࡩ
In allen Publikationen wird auf die Bedeutung von Zen, des Meisters Daisetz Teirato Suzuki, für das Werk von
Cage hingewiesen. Cage selbst hat diesen Einfluss immer wieder betont. Eine große Ensō-Zeichnung aus dem
Ethnologischen Museum in Berlin steht stellvertretend für diesen Zusammenhang: Cage plante 1987, derartige
Kreiszeichnungen bei der documenta 8 in Kassel als eigenen Beitrag auszustellen, schließlich realisierte er
jedoch die Arbeit Writing through the Essay ‚On the Duty of Civil Disobedience’ (D. H. Thoreau), ein Klangraum
mit 36 rundum verteilten kleinen Lautsprechern. Die in der Kunsthalle Bremen realisierte Fassung der
Installation erweiterte Cage um 24 Lampen und sechs Stühle. In einer „Skizze“ zu nennenden Form wird die
Bremer Arbeit in Berlin in einem kleinen Raum präsentiert: Der Text wird – wie in der Karlskirche in Kassel –
aus kleinen Lautsprechern rundum zu hören sein. Die Stühle werden nach einem täglich wechselnden
Zufallsplan aufgestellt, aber auch von den Besuchern benutzt und damit neu platziert. Während hier die
Klangwelt von Cage vorgegeben ist, können die Besucher in einem weiteren Klangraum mit der Arbeit 33⅓
(1969/2012) ihre eigenen Klänge gestalten: Aus einer Auswahl von 300 Schallplatten kann jeder seine eigene
Musik auswählen, anschließend durch einen Plattenspieler zum Klingen bringen und jeweils aktuell mixen. In
beiden Arbeiten spielt der Zufall eine wichtige Rolle: bei Writing through the Essay ‚On the Duty of Civil
Disobedience’ vor allem in der Komposition der Textaufnahmen und der zufälligen täglichen Neuordnung der
Stühle; bei 33⅓ bezieht sich der Zufall vor allem auf die ‚Aufführung’ – die Besucher erschaffen jeweils ein
neues Klangbild, das einmalig und nicht wiederholbar ist. Barbara Nierhoff-Wielk untersucht dieses wichtige
Arbeitsprinzip „Zufall“ bei Cage in ihrem Buchbeitrag mit Hinweis auf das Werk von Hans Arp.
Zeit: 639 Jahre und 4’33’’ – Stille: Geräusch/Klang/Musik
Es ist viel über das wohl längste Konzert, Organ²/ASLSP, in St. Burchardi in Halberstadt geschrieben worden,
ein Konzept-Stück, das gerade durch die Aufführungsdauer von 639 Jahren in seiner physischen Realität
fasziniert. Das gleiche gilt für 4’33’’ (Tacet) von 1952, das Cage 1986 in Köln selbst öffentlich aufführte, jedoch
mit einer anderen Zeitdauer. In diesen Zusammenhang gehört, als vielleicht ebenso radikale Abwandlung, die
Variation VIII von 1978, die Cage bewusst zur ersten europäischen Ausstellung im Kölnischen Kunstverein von
Heinz Klaus Metzger und Rainer Riehm inszenieren ließ: eine Aufführung von ‚Nichts’ mit der Negierung all
dessen, was eigentlich ein Konzert ausmacht.
Im selben Jahr wie Cages 4’33’’ veröffentlichte Samuel Beckett En attendant Godot, entstanden die Black und
White Paintings von Robert Rauschenberg – 1951 schenkte Rauschenberg Cage das Black Painting (No. 1),
aus Privatbesitz ist es in der Ausstellung – und Guy Debord drehte seinen ‚schwarzen’ Film (Hurlements en
faveur de Sade): All diese Werke eint der Versuch, die Stille, das Nichts, den Nullpunkt jeweils in einem
anderen Medium zu erfassen und darzustellen. So wie Cage feststellen musste, dass selbst im
schallgeschützten Raum keine Stille existiert, weil dann die Blutzirkulation und das arbeitende Nervensystem
des eigenen Körpers hörbar wird, so ist ein mit Zuhörern gefüllter Konzertsaal ebenfalls niemals still, ohne
Geräusch, ohne Klang! Wie in den 1940er Jahren Cage die Instrumente verändert (prepared piano) und den
Instrumentalisten die Partitur ausfüllen lässt, wird dann der Zuschauer/Zuhörer aktiv Realisator/Vollender des
Werkes. Jeder Einzelne entscheidet, ob etwas Geräusch oder Musik, Alltagsobjekt oder Kunst ist. Diesem
komplexen Thema widmet sich im Buch Andreas Kreul.
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Musicircus und Museumcircle – der Betrachter an Stelle des Fachmannes
Die Radikalität von Cage zeigt sich ebenso auf dem Gebiet der Präsentation von Kunst. Fragen nach
Geschmack, Schönheit und Ordnung im Museum wurden von ihm völlig neu beantwortet. Nachdem Cage
seine Idee des zufälligen Miteinanders im Musicircus – dem gemeinsamen Musizieren von Profis und
Amateuren sowie verschiedener Genres und Ensembles (siehe die Texte von Reinhard Oehlschlägel und den
Ausstellungsbericht von Wulf Herzogenrath) – und der Übertragung dieses Prinzips auf die Oper, Europeras 1
& 2 (1985/87), entwickelt hatte, realisierte er ein ähnliches Konzept für das Museum, das eine Zufallsauswahl
und -hängung bildnerischer Arbeiten als Ausstellungspraxis vorsieht. Erstmals konnte Cage es 1991 in der
Neuen Pinakothek München in seiner Ausstellung „Kunst als Grenzbeschreitung. John Cage und die Moderne“
umsetzen. Auf demselben Prinzip basierte 1993 die Cage-Ausstellung „Rolywholyover: A Circus for Museum
by John Cage“ im Museum of Contemporary Art in Los Angeles. Der Zufall entschied darüber, ob im
Ausstellungsraum (oder im sichtbaren Depot), wie lange und an welcher Stelle der Wand die von den Museen
zur Verfügung gestellten Objekte gezeigt wurden. Auf diese Weise entstanden täglich neue Zusammenhänge
für den Besucher: Ein mittelalterliches Hinrichtungsschwert hing neben einem Elchzahn und einem
monochromen Bild. Erfreulicherweise wird es im Museum der Moderne Salzburg im Sommer 2012 möglich
sein, einen Museumcircus zu veranstalten.
Das bildkünstlerische eigene Werk: Partituren, Plexigramme, grafische Arbeiten
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die bildkünstlerischen Werke von John Cage selbst. Leider ist das
Frühwerk verlorengegangen. Man kann fast annehmen, dass Cage es auch nicht erhalten wissen wollte, und
so beginnt das visuelle Werk mit den Partituren. Doch zu beachten sind auch die Konzertaufführungen, die
immer auch theatralische (optische) Aspekte haben. In seinem gemeinsam mit Alison Knowles 1968
publizierten und inzwischen legendär gewordenen Buch Notations stellte er dieses Thema erstmals in den
Mittelpunkt: Neben Komponisten finden sich daher auch Blätter, Notizen, Partituren von bildenden Künstler,
Tänzern, Literaten oder auch den Beatles. Mit ihren transparenten Papieren und Folien näherten sich die
Partituren von Cage immer mehr grafischen Arbeiten von bildenden Künstlern an. 1952 erschien als erste
Black-Mountain-Grafik ein Haiku – ein Stück Literatur und zugleich eine knappe grafische Partitur als
Radierung.
Von zentraler Bedeutung ist die erste große bildkünstlerische Arbeit, Not Wanting to Say Anything about
Marcel (1969), sie entstand ein Jahr nach dem Tod Duchamps: Der damalige Herausgeber und Galerist Carl
Solway beschreibt im Begleitbuch die Entstehungsgeschichte dieser eindrucksvollen Plexigramme und
Lithografien. Das Werk lässt den Zusammenhang zu Dada-Gedichten visuell aufleben, zugleich erinnern die
Acrylglasscheiben an Robert Rauschenberg. Marcel Duchamp ist mit mehreren Werken präsent; auch die
enge Freundschaft mit dessen Frau Alexina (Teeny) Duchamp wird angedeutet. Das Multiple La Boîte en
Valise (1941/1960) sowie die Rotoreliefs (1935) von Duchamp deuten den für Cage anregenden Kosmos
Duchamp an: Einbeziehung der Alltagsobjekte in die Kunst, Zufall als Gestaltungselement und der radikale
Rückzug des Künstlers gegenüber dem Betrachter.
Das rein bildkünstlerische grafische Werk beginnt 1978 mit der Einladung von Kathan Brown in die Crown
Point Press in Oakland, Kalifornien. Cage schuf dort multiple Folgen druckgrafischer Arbeiten, die unter
anderem die Grenzen der Sichtbarkeit im Druckprozess wie in der Verwendung von Materialien thematisieren.
Ab 1988 entstanden dann auf Einladung von Ray Kass im Mountain Lake Workshop zum Teil großformatige
Aquarelle, die Toni Stooss zum Gegenstand seiner Überlegungen im Begleitbuch macht. Neben der
Umrundung von Steinen integrierte Cage hier auch das Element Feuer (als Rauch). Das reiche grafische
Œuvre hat trotz der – bei der formalen Realisierung eingesetzten – Zufallsentscheidungen (welcher Stein,
welche Farbe, welcher Pinsel, welcher Ort etc.) eine klar erkennbare Handschrift. Bei aller theoretischen
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 10
Offenheit von Cage lässt es erkennen, dass den Arbeiten ein klarer ästhetischer Begriff zugrunde liegt. So hat
er in einem Gespräch mit dem Autor selbst einmal zugestanden, einige Arbeiten nicht benutzt und vernichtet
zu haben (wie im Fall einiger Ryoanji-Blätter).
Ausblick: Fluxus, Paik, Haacke, Uecker, Richter …
Wenn wir mehr Raum hätten, würde jetzt – ganz im Sinne des Titels „John Cage und …“ – der Einfluss von
Cage auf die später „Fluxus“ genannte Bewegung dargestellt werden: In der New School of Social Research in
New York zählten er ab 1956 unter anderem George Brecht, Dick Higgins, Al Hansen und Allan Kaprow zu
seinen Schülern. Der Begriff Happening und der Slogan „Kunst und Leben“ sind durch Cage angeregt und von
den Fluxus-Künstlern bis heute immer neu interpretiert worden. Live, Offenheit gegenüber den Alltagsdingen
und den Medien, Partizipation – all das hat Cage ihnen vorgelebt. Diesen Aspekt, ausführlich im Begleitbuch
mit einer Textsammlung von Jon Hendricks behandelt, deuten wir in der Ausstellung nur an, er wird
Gegenstand der folgenden Ausstellung sein, die vom 13.7. bis zum 12.8.2012 hier gezeigt werden wird: „‚Die
Irren sind los‚ – Fluxus-Ereignisse in Europa 1962–1977“. Die Beziehungen zum Vater der Medienkunst Nam
June Paik werden ebenfalls nur angedeutet wie zu dem weiten Feld der Zero-Kunst (Günther Uecker) und der
Konzept-Kunst, die zugleich wie bei Hans Haacke Naturprozesse selbst zum Thema der Kunst macht. Aber
auch in der Malerei finden wir den Einfluss von Cage: Gerhard Richter bekennt in einem Film, dass er CageMusik hörte, als er die sechs großformatigen Bilder CAGE malte, die gerade in der Richter-Retrospektive der
Neuen Nationalgalerie zu sehen sind. Die vielfältigen Anregungen auf die Klangkunst (Julius, Christina Kubisch
u. a.) haben hier leider keinen Platz mehr!
Wo gab und wo gibt es aktuellere Kunst als die von Cage? Eine Kunst, die sich durch Zufallsentscheidungen,
die Zeit und Besucheraktivität ständig verändert: Das Jetzt wird vom Betrachter als Übergang vom
Vergangenen zum Zukünftigen begriffen. John Cage machte dies mit seinen Werken und seinem Denken klar.
Wir hoffen, wenigstens einen kleinen Teil davon vermitteln zu können.
Wulf Herzogenrath
„John Cage und ...“
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Biografie John Cage (1912-1992)
(Auswahl mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst)
1912 John Milton Cage wird am 5. September als einziger Sohn des Ingenieurs und Erfinders John Milton
Cage und dessen Frau Lucretia, geb. Harvey, in Los Angeles geboren.
1920–1927 Er erhält Klavierunterricht, besucht die Los Angeles High School und schließt mit der höchsten
Punktzahl ab, die an dieser Schule je vergeben wurde.
1928–1930 Mit dem Ziel, Prediger zu werden, tritt Cage im September 1928 in das Pomona College in
Claremont (Kalifornien) ein. Erste Gedichte entstehen.
1930–1931 Erster Europa-Aufenthalt (17 Monate) gemeinsam mit Don Sample: In Paris weckt besonders die
gotische Architektur sein Interesse. Reisen durch Europa bis nach Algerien. Sample macht ihn mit den
neuesten künstlerischen Entwicklungen bekannt (Bauhausbücher, Zeitschrift Transition). Es entstehen Bilder
und erste Kompositionen. Über den Verbleib der frühen Bilder ist nichts bekannt. Cage und Sample kehren im
Dezember 1931 nach Kalifornien zurück, sie leben in Los Angeles, zunächst im Haus von Rudolph und Pauline
Schindler. Cage hält kleinere Vorträge über moderne Malerei und Musik.
1933–1934 Cage lernt Henry Cowell (einen früheren Schüler Richard Buhligs) kennen, dem er seine
Kompositionen schickt. Zur Vorbereitung auf den Unterricht bei Arnold Schönberg studiert er Harmonielehre
bei Adolph Weiss. Cage betrachtet Musiknotationen wie Kalligrafien.
1935 In Los Angeles lernt Cage die Galeristin Galka Scheyer kennen, die versucht, Wassily Kandinsky, Paul
Klee, Alexej Jawlensky und Lyonel Feininger als Blue Four bekannt zu machen. Von ihr erwirbt Cage für 25
US-Dollar das kleine Ölgemälde Meditation (1934) von Jawlensky. Im Februar schreibt Cage dem Maler
begeistert: „Nun ist es in mir. Ich schreibe Musik. Sie sind mein Lehrer.“ Er lernt auch das Sammlerpaar Louise
und Walter Arensberg kennen und in deren Sammlung Werke von Marcel Duchamp sowie kubistische und
surrealistische Kunst.
Cage nimmt Unterricht in Kontrapunkt bei Schönberg, dem er das Versprechen gibt, sein Leben in Zukunft der
Musik zu widmen; als ‚Gegenleistung’ unterrichtet er ihn zwei Jahre lang unentgeltlich. Durch Galka Scheyer
lernt er Oskar Fischinger, den Protagonisten des abstrakten Films, kennen. Nach seiner Heirat mit Xenia
Kashevaroff, einer Buchbinderin, zieht Cage mit ihr nach Santa Monica.
1938–1939 Umzug nach San Francisco. Cage arbeitet als Korrepetitor für die Tanzklassen am Mills College,
Oakland (Kalifornien), und geht später an die Cornish School nach Seattle, wo er den 19-jährigen Tänzer
Merce Cunningham trifft. Mit ihm – wie mit den Malern Mark Tobey und Morris Graves – verbindet Cage eine
lebenslange Freundschaft. Zwischen Januar und März 1939 organisiert Cage aus den Beständen von Galka
Scheyer Ausstellungen mit Werken von Klee, Kandinsky und Jawlensky in der Cornish School in Seattle.
1940–1941 Cage trifft im Sommer 1940 am Mills College László Moholy-Nagy, der ihn ein Jahr später an das
New Bauhaus, School of Design in Chicago als Lehrer für Experimentelle Musik beruft. Er komponiert
Bacchanale und Living Room Music. A Story – erste Kompositionen für „präpariertes Klavier“.
1942 Cage und seine Frau ziehen nach New York und leben bei Max Ernst und Peggy Guggenheim. Er
begegnet Marcel Duchamp und vielen aus Europa emigrierten Künstlern. Auch Merce Cunningham trifft er
wieder.
1943 Im Museum of Modern Art New York findet ein Percussion-Konzert von Cage statt. Cage schreibt die
Musik zur Duchamp-Sequenz im Experimentalfilm Dreams That Money Can Buy (1947) von Hans Richter.
1944 Im Studio Theatre, West Sixteenth Street, geben Cunningham und Cage am 5. April ihre erste
gemeinsame Veranstaltung. Cage kauft zwei Bilder aus der Serie der White Writings von Mark Tobey. Als
Beitrag zur Ausstellung „The Imagery of Chess“ in der Julien Levy Gallery in New York, zu der Duchamp
eingeladen hatte, malt Cage das Bild Chess Pieces. Er trennt sich von seiner Frau Xenia.
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 12
1946 Gemeinsam mit Mark Rothko, Clyfford Still und Hans Arp plant er ein experimentelles Kunstzentrum an
der Westküste. Cage studiert Zen sowie die Musik und Philosophie Indiens. Zahlreiche gemeinsame
Tanzproduktionen mit Cunningham.
1948 Im Sommer erste Lehrtätigkeit am Black Mountain College in North Carolina, hier begegnet er Josef und
Anni Albers sowie dem Bauhaus-Schüler Xanti Schawinsky. Das ganzheitliche und ans Bauhaus angelehnte
Schulkonzept beeindruckt Cage. Er organisiert ein Erik-Satie-Festival.
1949 Ein Stipendium ermöglicht einen Europa-Aufenthalt mit Merce Cunningham. Cage lernt in Paris Pierre
Boulez kennen und besucht Alberto Giacometti und Ellsworth Kelly.
1950 Zurück in New York lernt er die Komponisten Morton Feldman und Christian Wolff sowie den Pianisten
David Tudor kennen. Er schreibt die Filmmusik zu Works of Calder von Herbert Matters; Christian Wolff
schenkt ihm das im Pantheon Verlag (New York) seines Vaters erschienene chinesische Buch der
Wandlungen – das I Ging, Grundlage für die Zufallsoperationen seiner Kompositionen: zuerst bei Music of
Changes (1951) für Klavier.
1952 Im Sommer erneuter Lehrauftrag am Black Mountain College, wo er mit Untitled Event das erste
Happening überhaupt inszeniert. An diesem Multimedia-Projekt nehmen Merce Cunningham, Robert
Rauschenberg, David Tudor, Charles Olson und Mary Caroline Richards teil. Cages „stilles Stück“ 4’33’’ wird
am 29. August in Woodstock von David Tudor uraufgeführt. Als Edition des Black Mountain College erscheint
die Radierung Untitled (Haiku). Auf Empfehlung von Tobey belegt Cage zwei Jahre lang Zen-Kurse von
Daisetz Teirato Suzuki an der Columbia University New York.
1953–1954 Merce Cunningham gründet 1953 die Merce Cunningham Dance Company mit dem Konzept einer
unabhängigen, aber kooperativen Beziehung von Musik und Tanz. Cage wird ihr musikalischer Direktor.
Robert Rauschenberg und später Jasper Johns gestalten die Bühnenbilder.
1954 gründen Freunde aus dem Black Mountain College eine kooperative Kommune in Stony Point (New
York). Cage zieht dorthin auf der Suche nach einem einfachen Leben und beschäftigt sich intensiv mit Pilzen.
1956–1959 Cage unterrichtet an der New School of Social Research in New York. Er öffnet seinen Unterricht
auch für Interessierte; zu den Gasthörern gehören unter anderem die bildenden Künstler Jim Dine, Larry
Poons und George Segal. Cage hat Einfluss auf Mitglieder der entstehenden Fluxus-Bewegung, viele zählen
zu seinen Schülern: George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Jackson MacLow, Toshi Ichiyanagi, Yoko Ono
und Allan Kaprow sowie ab 1960 La Monte Young und George Maciunas.
In Mailand entsteht 1958 die Partitur Fontana Mix, sie besteht aus transparenten Folien, die der Instrumentalist
selbst neu zusammenfügt. Die Stable Gallery in New York stellt seine Partituren aus. Europatournee mit David
Tudor: Cage unterrichtet bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt und trifft dort den
jungen Nam June Paik. In der italienischen Fernsehshow Lascia o Raddoppia gewinnt er als Pilzexperte 6.000
US-Dollar.
1960 Im C. F. Peters Verlag findet Cage einen Verleger für seine Partituren. Im Kölner Atelier von Mary
Bauermeister finden Konzerte statt.
1962 Mit Freunden gründet Cage die New York Mycological Society. Er unternimmt eine sechswöchige
Tournee durch Japan mit David Tudor und in Begleitung von Peggy Guggenheim. In Kyoto besucht er den
antiken Steingarten des Ryōan-ji-Tempels, der ihn zu musikalischen und visuellen Arbeiten anregt.
1967 5.000 Besucher finden sich zu Cages erstem Musicircus im Stock Pavilion der University of Illinois in
Urbana-Champaign ein. Sein Buch A Year from Monday. New Lectures and Writings erscheint. Erstmals
beschäftigt er sich mit dem Journal des amerikanischen Anarchisten und Philosophen Henry David Thoreau.
1968 Im November erscheint Notations, eine Sammlung grafischer Partituren und Handlungsanweisungen für
Performances von 260 Komponisten/Künstlern.
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1969 Cage führt in Illinois vor 9.000 Besuchern sein multimediales Spektakel HPSCHD auf. Er zieht nach New
York zurück, zunächst in die Bank Street, später in ein Loft an der 6th Avenue. In Zusammenarbeit mit Calvin
Sumsion realisiert Cage nach langer Pause wieder eine rein bildkünstlerische Arbeit: Not Wanting to Say
Anything about Marcel: acht Plexigramme und zwei Lithografien.
1972 Cage ist Gast des DAAD-Künstlerprogramms in Berlin.
1973 Cage nimmt die Arbeit an Empty Words auf: Mit dem Ziel der ‚Entmilitarisierung’ von Sprache untersucht
er die Tagebücher von Thoreau mit ihren ca. 2 Millionen Wörtern – Zufallsoperationen kommen zum Einsatz.
Die Carl Solway Gallery (Cincinnati) richtet eine Ausstellung aus.
1976 Im Mai/August hält sich Cage in Frankreich auf. Im Rahmen der 200-Jahr-Feier der amerikanischen
Unabhängigkeitserklärung werden in Boston Renga, basierend auf 361 Aufzeichnungen von Thoreau, und
Apartment House 1776 uraufgeführt. Eine intensive Beschäftigung mit Finnegans Wake von James Joyce
beginnt.
1977 Cage leidet unter fortschreitender Arthritis, beginnt auf den Rat von Yoko Ono eine makrobiotische Diät.
Das Museum of Modern Art New York zeigt in einer Ausstellung die Renga-Partitur.
1978 Am 1. Januar folgt Cage der Einladung von Kathan Brown in die Crown Point Press in Oakland
(Kalifornien). Hier entstehen Radierungen und bis zu seinem Tod fast jedes Jahr neue grafische Arbeiten. Der
Kölnische Kunstverein schickt die erste europäische Ausstellung in weitere vier Städte (Kurator Wulf
Herzogenrath).
1979 Im Auftrag von Klaus Schöning, Leiter des HörSpielStudio (später Studio Akustische Kunst) des WDR
Köln, und in Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Rundfunkstationen produziert Cage in Paris
Roaratorio: An Irish Circus on Finnegans Wake. Es wird im selben Jahr in Donaueschingen aufgeführt und mit
dem Karl-Szuka-Preis ausgezeichnet.
1983 Cage schafft seine ersten rein bildkünstlerischen Zeichnungen: Er nimmt die Arbeit an der Serie Where R
= Ryoanji auf, die er bis 1992 fortführt (auch Radierungen gehören dazu). Vom 3. bis zum 10. April besucht
Cage erstmals den Mountain Lake Workshop (Virginia), der von Ray Kass geleitet wird. Erste Experimente im
Medium der Wasserfarben; die kleine Werkgruppe New River Stones entsteht.
1985 Cage erhält den Auftrag für Europeras 1 & 2 von den Städtischen Bühnen Frankfurt. Die Margarete
Roeder Gallery New York vertritt das bildkünstlerische Werk. Mit Hilfe des Computers beginnt er seine
Textarbeit Writing through the Essay: ‚On the Duty of Civil Disobidience’ nach Henry David Thoreau.
1987 Anlässlich seines 75. Geburtstages finden weltweit Feierlichkeiten statt: Im Februar richtet der
Westdeutsche Rundfunk in Köln einen vierundzwanzigstündigen NachtCageTag aus, für die documenta 8 in
Kassel realisiert Cage die Klanginstallation Essay und im November findet in der Oper Frankfurt die
Uraufführung von Europeras 1 & 2 statt. Allan Kaprow kuratiert für die Carl Solway Gallery die Ausstellung „A
Tribute to John Cage“, präsentiert im Mai auf der Chicago International Art Exposition. Parallel dazu wird der
„Katalog“ Prepared Box for John Cage realisiert; lose Blätter in einer von Cage gestalteten Schachtel. Unter
den vierzig Künstlern sind unter anderem Joseph Beuys, Claes Oldenburg, Ben Patterson, Joseph Kosuth,
Alison Knowles, Takako Saito und Richard Long.
1988 Reise nach Leningrad, Moskau und Den Haag. Beim Mountain Lake Workshop Virginia entstehen im
April vier Serien der Werkgruppe New River Watercolors.
1989 Die Inamori Foundation verleiht Cage den Kyoto-Preis. Er arbeitet wieder in der Crown Point Press und
im April im Mountain Lake Workshop.
1990 Die Vorbereitungen für die Ausstellungsprojekte „Rolywholyover: A Circus for Museum by John Cage“
(Museum of Contemporary Art in Los Angeles, 1993, Kurator Julie Lazar) und „John Cage und …“ (Berlin,
Kurator Wulf Herzogenrath) beginnen. Vom 8. bis 15. April ist er wiederum als Gast beim Mountain Lake
Workshop. Auf Einladung des Deutschlandfunks und der Akademie der Künste (Ost) finden Konzerte und ein
Musicircus auf dem Kollwitzplatz in Berlin statt.
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 14
1991 Cage arbeitet im Januar erneut in der Crown Point Press. Ab Juni wird im Kunsthaus Zürich eine CageAusstellung gezeigt (Kurator Toni Stooss), im Zusammenhang des Zürich-Festivals, das John Cage und
James Joyce gewidmet ist. Ab Juli zeigt die Neue Pinakothek in München die Ausstellung „Kunst als
Grenzbeschreitung. John Cage und die Moderne“ (mit einem ersten Museumcircle, Kurator Ulrich Bischoff).
1992 Cage gestaltet mit Without Horizon seine letzten grafischen Arbeiten. Im Juni sind auch die Arbeiten an
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seinem einzigen Film, One , abgeschlossen: ein 90-minütiger Schwarz-Weiß-Spielfilm über das Licht in
Zusammenarbeit mit Henning Lohner.
Am 12. August 1992 – drei Wochen vor seinem 80. Geburtstag, der weltweit gefeiert wird – stirbt John Milton
Cage in seiner New Yorker Wohnung an einem Schlaganfall.
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 15
Veranstaltungen
Sonntag, 1. April, 16 Uhr
Galerie Aurel Scheibler, Charlottenstraße 2, 10969 Berlin
Gespräch mit Aurel Scheibler, Wulf Herzogenrath und Vincent Trasov in der Ausstellung „Ray
Johnson“
„We all dance in John Cage shoes“, soll Ray Johnson, der Erfinder der Mail Art und Begründer der New York
Correspondence School, 1975 gesagt haben. Nach Johnsons Tod 1995 fand man zwei mit „John Cage“
beschriebene Schuhe in seiner Wohnung, die zu seinen persönlichsten Arbeiten gehören. Johnson studierte
bis 1948 am Black Mountain College und lernte Cage dort kennen. Cages Prinzip Zufall, das er aus seiner
Lektüre des chinesischen Orakelbuchs I Ging ableitete, inspirierte auch Johnsons Arbeitsweise.
Samstag, 14. April, 17 Uhr
Klosterfelde, Potsdamer Straße 93, 10785 Berlin
Konzert zu Hanne Darbovens Wunschkonzert, 1984. Der Komponist und Cellist Augustin Maurs
interpretiert Opus 17a, b und 18 a, b. Einführung von Wulf Herzogenrath
Hat Cage in seiner Publikation Notations 1969 grafische Partituren und Handlungsanweisungen gleichermaßen
zusammengefasst, werden mit der Konzertreihe anlässlich der Ausstellung „Wunschkonzert“ der
Konzeptkünstlerin Hanne Darboven unterschiedliche musikalische Interpretationen dieser bildlichen Notation
vorgestellt. Auch wenn die Gedichte logisch zu entschlüsseln wären, lassen Sinnlosigkeit und Unendlichkeit
dieses Vorhabens ihren Ansatz spürbar werden, die Darstellungen von Zeit räumlich erfahrbar zu machen.
Donnerstag, 19. April, 19 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg, Clubraum
John Cage, Film, Fluxus, Kunst. Birgit Hein, Mitglied der Sektion Bildende Kunst, im Gespräch mit
Henning Lohner
Die Filmemacherin Birgit Hein und der Komponist und Filmemacher Henning Lohner diskutieren über Filme,
den Einfluss von Fluxus und das Verhältnis zur bildenden Kunst: die Loslösung von musikalischen Prinzipien
durch den Einsatz der Zeit als eines bildnerischen Prinzips und die Visualisierung von Cages Prinzipien der
Stille, des Zufalls und der Bedeutung des Nebensächlichen. Partituren zum letzten Werk von Cage und sein
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zusammen mit Lohner entstandener Film One , 1992, werden vorgestellt.
Donnerstag, 26. April, 19 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg, Clubraum
Filmvorführung: Hans G Helms BirdCage – 73’20.958’’ for a Composer (John Cage), 1972
Der Schriftsteller und Komponist Hans G Helms, der mit seinen Übersetzungen der Cage’schen Lectures,
Radiofeatures und Schriften das Verständnis für dessen künstlerisches Konzept zu wecken versuchte,
realisierte gemeinsam mit Cage die vorgestellte filmische Komposition. Erstmals kommt die Originalfassung
des Films zur Aufführung. Um Helms bildete sich ein Zirkel, dem u.a. der Musikwissenschaftler Heinz-Klaus
Metzger und die Komponisten György Ligeti, Franco Evangelista und Mauricio Kagel angehörten. Durch seine
musikalischen Experimente lernte er Theodor W. Adorno kennen und wandte sich ideologiekritischen und
politökonomischen Arbeiten zu.
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 16
Der Film wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung von WERGO/Schott Music & Media GmbH, Mainz.
Die DVD „BirdCage: 73'20.958'' for a Composer“ wird ab August 2012 bei WERGO erhältlich sein
(Bestellnummer: MV 08065). www.wergo.de
Sonntag, 29. April, 11 Uhr
Anlässlich des Gallery Weekend Berlin:
Galerienrundgang zum Thema Cage mit Wulf Herzogenrath durch drei Galerien
Treffpunkt für den Rundgang: Akademie der Künste, Hanseatenweg
Galerie Gelbe Musik, Schaperstraße 11, 10719 Berlin
Maryanne Amacher. Lecture on the Weather. Dokumente einer Zusammenarbeit mit John Cage
Anlässlich der Ausstellung „Für Augen und Ohren“ in der Akademie der Künste 1980 hatte die
amerikanische Komponistin und Klangkünstlerin Maryanne Amacher den Projektvorschlag für ein
„Telefonkonzert“ gemacht, bei dem sie aus Berlin mit Cage in New York verbunden sein sollte, das
nicht realisiert werden konnte. Am 30. Januar 1980 fand jedoch (ohne ihre Präsenz) eine Aufführung
von „Lecture on the Weather“ statt, bei der es sich um Material für eine Rundfunk- bzw.
Theateraufführung ohne Dirigenten handelt. Für die Aufnahmen von Wind, Regen und Sturm war
Amacher zuständig. Ihre Aufzeichnungen, Skizzen und Notizen werden vorgestellt.
In Zusammenarbeit mit MaerzMusik/Berliner Festspiele
Wien Lukatsch Galerie und Buchhandlung, Schöneberger Ufer 65, 3. OG, 10785 Berlin
John Cage – Bücher und Schallplatten
Cage war wichtiger Katalysator für die Fluxusbewegung, die den Schwerpunkt der von Barbara Wien
1988 gegründeten Galerie und Buchhandlung für Künstlerbücher, Kunstbücher und Künstlertexte
bildet. Seine oftmals vergriffenen Bücher und Schallplatten werden im Zeitraum der Ausstellung in der
Buchhandlung Wien Lukatsch gezeigt und verkauft.
Galerie fruehsorge contemporary drawings, Heidestraße 46-52 (Gebäude 6), 10557 Berlin
Bettina Munk „Im Orbital“
In den Zeichnungen und Animationen von Bettina Munk bestimmen Koinzidenzen die Komposition.
Das Konzept der Ausstellung spielt mit dem Zufall in der künstlerischen Tradition von John Cage und
dem Wirklichkeitsentwurf der Quantentheorie.
Mittwoch, 2. Mai, 18 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg
Kuratorenführung mit Barbara Nierhoff-Wielk
Sonntag, 13. Mai, 17 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg, Clubraum
Der Ton macht die Musik. Vortrag und Gesprächsrunde zum John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt
Halberstadt mit Dieter Schnebel, Wulf Herzogenrath und Mitgliedern der John-Cage-Orgel-Stiftung
Halberstadt
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 17
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Mit der extremen Interpretation von Cages Orgelstück ORGAN /ASLSP – As SLow aS Possible [So langsam
wie möglich, 2001-2640] in der Dauer von mindestens 639 Jahren gelingt es seit inzwischen mehr als zehn
Jahren, neben der Fachwelt viele Hörer für die Neue Musik zu interessieren. Die Aufführung begann im Jahr
2001 mit einer siebzehn Monate langen Pause, bis schließlich der erste Klang auf der eigens für dieses Stück
gebauten Orgel zu hören war. Der nächste Klangwechsel wird am 5. Juli 2012 zu hören sein.
Dienstag, 15. Mai, 17 Uhr
Wien Lukatsch Galerie und Buchhandlung, Schöneberger Ufer 65, 3. OG, 10785 Berlin
Führung Archiv Tomas Schmit
2009 gründeten Barbara Wien und Wilma Lukatsch das „tomas schmit archiv, Berlin“ für den Pionier der
Fluxusbewegung. Gemeinsam mit Kai Vollmer publizierten sie die frei zugängliche Webseite
www.tomasschmit.com, die den Anspruch hat, ein komplett bebildertes Werkverzeichnis der Arbeiten von
Tomas Schmit zu sein sowie Töne und Photographien, Texte und Bibliographien zur Verfügung zu stellen. Das
Archiv ist nicht öffentlich zugänglich.
Dienstag, 5. Juni, 18 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg
Kuratorenführung mit Angela Lammert
Donnerstag, 14. Juni, 18 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg
Führung durch Studenten der Humboldt-Universität, Berlin
Sonntag, 17. Juni, 16 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg
Kuratorenführung mit Wulf Herzogenrath
„John Cage und ...“
Akademie der Künste // Pressedossier // Seite 18
Pressefotos
„John Cage und …“
Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
30. März – 17. Juni 2012
Veröffentlichung kostenfrei im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zur Ausstellung. Nennung der Credits zwingend
erforderlich. Belegexemplar erwünscht. Passwort zum Download im Pressebereich von www.adk.de bitte erfragen
unter Tel. 030 200 57-1514 oder per E-Mail an [email protected]
_________________________________________________________________________________________
Datei: adk12_Cage_1990
John Cage, New York, 1990
Foto © Wulf Herzogenrath
Datei: adk12_Cage_Strings
John Cage
Strings 1–20, #19, 1980
Monotypie mit Abdrücken von Schnüren, 56,3 x 76 cm
Kunsthalle Bremen – Kupferstichkabinett –
Der Kunstverein in Bremen
Foto: Lars Lohrisch
© The John Cage Trust
Datei: adk12_Cage_17Drawings
John Cage
17 Drawings by Thoreau, 1978
Fotoradierung auf Hodomurapapier, 61,9 x 91,6 cm
Kunsthalle Bremen – Kupferstichkabinett –
Der Kunstverein in Bremen
Foto: Lars Lohrisch
© The John Cage Trust
Datei: adk12_Albers_Knoten
Anni Albers
Knoten, 1947
Gouache auf Papier, 43,2 x 51,1 cm
The Josef and Anni Albers Foundation, New York
© The Josef and Anni Albers Foundation, New York /
VG Bild-Kunst, Bonn 2012
adk12_Cage_Ryoanji
John Cage
R/4 (Where R = Ryoanji), 1988
vier Bleistifte auf Japanpapier, 25,7 x 48,8 cm
Kunsthalle Bremen – Kupferstichkabinett – Der Kunstverein in Bremen
© The John Cage Trust
Pressefotos
„John Cage und …“
Bildender Künstler – Einflüsse, Anregungen
30. März – 17. Juni 2012
Veröffentlichung kostenfrei im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zur Ausstellung. Nennung der Credits zwingend
erforderlich. Belegexemplar erwünscht. Passwort zum Download im Pressebereich von www.adk.de bitte erfragen
unter Tel. 030 200 57-1514 oder per E-Mail an [email protected]
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Datei: adk12_Cage_WildEdibleDrawing
John Cage
Wild Edible Drawing, No. 9, 1990
handgeschöpftes Papier mit Einschlüssen aus Maulbeeren,
Bananen, Brennnessel, Hibiskusblättern, Nelken, Dulce und
Périlla, 43,8 x 30,6 cm
Kunsthalle Bremen – Kupferstichkabinett – Der Kunstverein
in Bremen
Foto: Lars Lohrisch
© The John Cage Trust
adk12_Klee_Traeger
Paul Klee
Träger für ein Schild, 1934, 72
Aquarell und Kreide auf Grundierung auf Papier auf Karton,
21 x 32,7 cm
Privatbesitz Schweiz, Depositum im Zentrum Paul Klee, Bern
Datei: adk12_Jawlensky_Meditation
Alexej von Jawlensky
Meditation, 1934
Öl auf leinenstrukturiertem Malpapier, 18,8 x 12,7 cm,
auf größerem Unterlagskarton, 31,8 x 24,7 cm
Privatbesitz Norddeutschland
Foto: Helge Mundt, Hamburg
adk12_Cage_Ausstellungstitel
John Cage
„John Cage und …“, 1990
Schriftzug für ein Ausstellungskonzept
Privatbesitz, Berlin

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