Ideen-Schmiede
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REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER Exklusiv: Besuch bei Wheeler in Taiwan Ideen-Schmiede Wheeler zählt nicht zu den Größten der Fahrradbranche, aber zu den Innovativsten. Wir besuchten die Ideen- und Fahrradschmiede in Taiwan, trafen deren Motorenzulieferer Yamaha und BionX vor Ort und erlebten hautnah die Präsentation neuer BionX-Teile – über die wir als weltweit erstes Magazin berichten. REDAKTION UND FOTOS: DANIEL O. FIKUART 64 ELEKTRORAD 3|2015 REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER ELEKTRORAD 3|2015 65 REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER N eben uns, vor uns, hinter uns. Roller überall. Während das FestlandChina längst auf elektrische, lautlose E-Scooter umgestellt hat, ist Taiwan ein knatterndes Roller-Inferno. Eigentlich bin ich froh, dass unser Fahrer links in eine ruhige Gewerbe-Straße in Tainans Süden einbiegt und durch das breite Tor von Wheeler rollt. „Wheeler ist nicht groß, aber für uns ideal, weil die perfekt auf Kundenwünsche eingehen“, sagt Martin Birrer, als meine Blicke über die zweistöckigen Gebäude schweifen. Mein Begleiter ist Schweizer, Produktmanager bei der Firma Intercycle. Für dies entwickelt er – weil hautnah dran am europäischen Markt – mit Emotion & Elan hochwertige Wheeler E-Bikes. Die einerseits sportlich mit BionX-Hinterradantrieben ausgestattet sind. Andererseits mit Yamaha-Mittelmotoren für Touren-/Stadtmodelle. Kurzer Gang über den Hof, unter dem Vordach der Fabrikation Rad-Kartons mit Wheeler-Aufdruck. Zischend öffnet sich die automatische Glastür. Und gibt den Blick auf ein riesiges Wheeler-Werbemotiv frei: Ein riesiger Hubschrauber verfolgt eine Bikergruppe auf ihrem Weg zum Bergsattel. Darunter der Slogan: „Wheeler – Power of Movement.“ Schon steht die personalisierte Powerfrau vor uns: Crystal Lin, bei Wheeler für den Verkauf und fürs Marketing zuständig, ein temperamentvoller Tausendsassa. Erstaunlich nah dran 66 ELEKTRORAD 3|2015 Tradition verpflichtet: Firmengründer Chi-Hsin Yang (links oben). Oben: Blick in die Entwicklungsabteilung. Unten: Montage eines BionX-Hinterrads im Musterbau. Rechts: Die werden nicht ausgemustert: Im Laufradbau werkeln „Old Ladies“, die seit über 30 Jahren bei Wheeler arbeiten. Ist Ehrensache. Kompetente Produktion Bei Wheeler wird hochkonzentriert auf den Punkt gefertigt, der Team-Spirit begeistert. REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER Links: Befestigung des Trittfrequenzsensors am ebenfalls von SR Suntour hergestellten Kurbelsatz. Rechts: Test der Antriebsleistung (siehe auch Bildmitte) direkt neben der Motorenfertigung. Oben li.: Weil Wheeler auch Räder verschiedener Marken fertigt (Kildemoes, Peugeot, Puch, Bianchi ...), ist die Lackierabteilung sehr modern und überraschend groß ausgelegt. Oben rechts.: Ein „Fatbike“ wird für Testfahrten aufgebaut. Hier im Bild: Sympathische Mitarbeiterin beim Aufsetzen der Wheeler Schriftzüge. Mal in Rohfassung, mal poliert: Gehäuse der SR Suntour HESC ATS Motoren. ELEKTRORAD 3|2015 67 REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER Entwicklungschef Martin Lee zeigt einen gedruckten 3-D Rahmen aus Gips, der die Dimensionen 1:1 zeigt, bestückbar ist, Entwicklungszeiten verkürzt. Rechts: Wheeler setzt auf Antriebe von Yamaha und BionX. Zu beiden besteht eine enge Entwicklungspartnerschaft. Exzellente Antriebe Wheeler E-Bikes – beflügelt von Yamaha Mittel- oder BionX-Heckmotor. an Details, setzt sie Birrers Wünsche in Taten um. Lächelnd kommt Martin Lee, Entwicklungsschef, auf uns zu. Dahinter Richard Song, Geschäftsführer, BusinessHemd statt „Wheeler“-Shirt, klar der Macher im Haus. Wen-Jen Yang, Präsident und Sohn des verstorbenen Firmengründers, wird morgen anreisen. Er bleibt stets im Hintergrund, lässt aber Song sämtliche Freiräume, die dieser braucht. ÜBER 40 JAHRE KOMPETENZ Crystal startet ihre Powerpoint-Präsentation zu Wheeler: Gegründet 1972, seit 1974 als Marke, 164 Mitarbeiter, Montagekapazitäten: pro Schicht 540 MTBs, 420 Trekkingräder oder 320 E-Bikes. In den MTB-Boomjahren um 1991/92 eine der dominierenden Marken in Deutsch68 ELEKTRORAD 3|2015 land. Seit 2010 E-Bike-Kooperation mit BionX. Exportkapaziät: 30.000 Wheeler Bikes, 50.000 Kunden-Räder. Unterhält im MTB-Bereich ein Wheeler Rennteam. Kurzer Rundgang, überall nicken mir freundlich die Mitarbeiter zu. Treppe hoch: Auf dem Dachboden das Warenlager. Da Wheeler nicht allein für seine Eigenmarke Räder fabriziert, sondern auch im Auftrag anderer (das spricht für hohe Kompetenz), ist das Lager bestückt mit Kartons internationaler Marken: Sättel, Schaltungen, Lenker ... natürlich auch Motoren. Vornedran Flachboxen, in denen fertige Laufräder mit eingespeichtem BionX-Motor stehen. Daneben eine Palette mit sorgsam in Folien eingeschlagenen Mittelmotoren von Yamaha. Im Eck eine Box mit Shimano „Steps“-Antrieben, die werden im Kundenauftrag verbaut. MIX AUS JUNG UND ALT Musterbau: Schraubendreher wirbeln an mehreren Workstands. Es werden fleißig Räder aufgebaut. Vor dem hauseigenen Fotostudio warten bereits 50 Räder verschiedener Marke auf ihr KatalogShooting: elegante Leichtlauf-Räder von Peugeot im Retrostyle, Kompakträder, Crossräder von Bianchi. In der Abteilung Laufradbau sitzen lächelnd ältere Damen, per Hand die Speichen einwerfend. Wheeler legt Wert auf seinen Team Spirit, den Mix aus Jung und Alt, Tradition und Moderne. Mitarbeiterinnen, die über 30 Jahren in der Firma arbeiten, sind Teil der Wheeler-Firmenkultur. Sympathisch. REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER Folterkammer: Im Prüflabor sind schon die neuen Rahmen für 2016 im Stress-Test. Rechts: Martin Birrer von Wheeler Europa (Intercycle Schweiz) prüft die neuen Musterrahmen. Vorbei am Office des Betriebsleiters, der gerade sein Meeting hält und Aufgaben an der Schreibwand skizziert, betreten wir die Produktion. Mitarbeiter an mehreren Montagelinien bauen Räder verschiedener Machart auf. Heute auch E-Bikes mit Yamaha-Motor. Auffallend ist der geschmeidige Arbeitsfluss: Die Räder fließen von Hand zu Hand, um dann mit Schwung in speziellen Transportkartons zum Stehen zu kommen, die schließlich wie eine Geschenke-Box zugeschoben werden. INNOVATIVE ENTWICKUNGEN Über den Hof hinein in den Bürotrakt. Hier gibt es eine bescheidene Rezeption, Sachbearbeiterboxen hinter Milchglas- Martin Lee (Entwicklung, links), Richard Song (Geschäftsführer von Wheeler, Mitte) und Martin Birrer (Intercycle, re.) diskutieren über das von BionX konstruierte Unterrohr. Vor wenigen Minuten erst bei Wheeler eingetroffen. Knaller für 2016: Das Wheeler i-Rider 27.5“, Mountainbike Hardtail. Großer Vorteil des Yamaha-Antriebs (hier noch ohne „Rammschutz“): Er ermöglicht ein Doppelkettenblatt – für 20 Gänge! Ideal für Gelände E-Bikes. ELEKTRORAD 3|2015 69 REPORTAGE | BESUCH BEI WHEELER Trennwänden, gediegener Konferenzraum mit Trophäen an der Wand, darunter Pokale und Urkunden für exzellente Produktion, eine Kuhglocke von den Schweizer Freunden. Im Vorraum eine Bronze-Büste des verstorbenen, aber hochverehrten Firmengründers Chi-Hsin Yang. ProduktKoryphäe Martin Lee führt uns durch seine Abteilung Produktentwicklung, später durch das Testlabor, in dem erst gestern gelieferte Musterrahmen erste Prüfzyklen über sich ergehen lassen müssen. Auffallend an ihnen: ihre perfekte Machart. Aber auch die flachen Vierkant-Unterrohre, die optimale Steifigkeit garantieren und dem Akku eine satte Auflagefläche bieten, Kabelführung inklusive. BIONX-TEILE - ERSTMALS ZU SEHEN Am nächsten Tag im Konferenzraum: Mitarbeiterinnen wickeln Teile aus Luftpolsterfolien, frisch eingeflogen: Ein von BionX entwickeltes Rahmen-Unterrohr, in das der neue, stylisch-flachere BionXAkku perfekt eingepasst wird. Wie ein rohes Ei rollt BionX-Mann Al Sasnowski das neue Display aus der Folie: edel, hochkant, farbig, klasse ablesbar. Sowie die ringförmige Nahbedienung mit exakt abgesetzen, hochwertigen Tasten, Schiebehilfe eingeschlossen. Da blickt auch Shoichiro Ikebe von Yamaha interessiert herüber, immer online mit seiner Firmenzentrale. Birrer schätzt bei Yamaha die Perfektion in Produktion und Abwicklung. Bei BionX die überzeugende Innovationskraft – nun gepaart mit bester Beständigkeit. Man fühlt, dass Wheeler und seine Partner eine perfekte Einheit bilden. Einer für alle, alle für einen. 70 ELEKTRORAD 3|2015 „Wir sind ein Team“ – Gruppenbild der 30-köpfigen Wheeler-Führungsriege. In der Bildmitte mit weißem T-Shirt: Präsident Wen-Jen Yang, rechts neben ihm Geschäftführer Richard Song. Kniend mittig vorn: Marketingchefin Crystal Lin. Dritter von links: Auftraggeber Martin Birrer ( Intercycle, Europapartner von Wheeler). Weltpremiere bei ElektroRad BionX neu: Akku im Unterrohr, Remote Control, Display BionX entwickelte ein Rahmenrohr (Bildmitte, Prototyp) für den integrierten Akku (künftig > 600 Wh Kapazität!), das eine Rahmenfirma als Komplett-Unterrohr fertigt. Das Rohr kann von allen E-Bike-Firmen, die ein BionX-Modell planen, modular verbaut werden. Wheeler macht den Anfang. Die neue BionX-Fernbedienung (mit Schiebehilfe-Taster und seitlicher LEDAkkuanzeige, kann auch ohne Display verwendet werden!) sowie das neue, nun hochkant stehende, kleinere und elegant wirkende Display. 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