aquarellieren - Droemer Knaur

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aquarellieren - Droemer Knaur
Robin Berry
Blumen
aquarellieren
nach Fotos
Die 60 beliebtesten Blumenmotive
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Copyright der Originalausgabe:
© 2010 Quarto Publishing plc
Originaltitel: How to paint watercolor flowers
Conceived, designed and produced by
Quarto Publishing plc
The Old Brewery
6 Blundell Street
London N7 9BH
Deutsche Ausgabe:
Projektleitung: Franz Leipold
Übersetzung: Wiebke Krabbe, Damlos
Herstellung: Veronika Preisler
Satz: Wilhelm Vornehm, München
Umschlaggestaltung: griesbeckdesign, München
Printed in China
ISBN 978-3-426-64717-2
5 4 3 2 1
Bitte besuchen Sie uns auch im Internet
unter der Adresse:
www.knaur-kreativ.de
Inhalt
Bevor Sie beginnen
6
Über dieses Buch
Die Projekte
Der Blick durch das Objektiv
Fotos bearbeiten
Aquarellpapier
Pinsel und anderes Zubehör
Aquarellfarben
Der Farbkreis
Blütenfarben: Triaden
Farben mischen
Dunkle Blütenfarben
Tonwerte
6
7
8
9
10
11
12
13
14
16
17
18
Techniken
20
Projekte
34
Hochformat
EINZELBLÜTEN
Canna
Fingerhut
Phalaenopsis
Rose
Malve
Sonnenblumen
Krokus
Chrysantheme
Geißblatt
36
38
40
42
44
46
48
50
52
FLORALE STILLLEBEN
Amaryllis
Sommerstrauß
Hyazinthen
Hornveilchen
Calla
Ranunkeln
Pfingstrosen & Prärieenzian
Primeln
Tulpen
54
56
58
60
62
64
66
68
70
BLUMEN IM FREIEN
Tigerlilien
Fuchsie
Hasenglöckchen
Helikonie
Akelei
Schneeglöckchen
Stockrose
Kaiserkrone
Iris
Hibiskus
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
Passionsblume
Edeldistel
Rhododendron
Löwenmäulchen
Scheinmohn
Magnolienblüten
Agapanthus
Alpenveilchen
92
94
96
98
100
102
104
106
Querformat
EINZELBLÜTEN
Päonie
Protea
Jungfer im Grünen
Gerbera
108
110
112
114
FLORALE STILLLEBEN
Papageientulpen
Frühlingsstrauß
Inkalilien
116
118
120
BLUMEN IM FREIEN
Clematis
Seerose
Paradiesvogelblume
Frangipani
Begonien
Lenzrose
Maiglöckchen
Prunkwinde
Kapkörbchen
Mohn
Kornblumen
Schachbrettblume
122
124
126
128
130
132
134
136
138
140
142
144
Im Detail
146
Scheinmohn
Primeln
Helikonie
Jungfer im Grünen
Hasenglöckchen
Mohn
Calla
Protea
Papageientulpen
Ranunkeln
Inkalilien
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
Die Künstler
Register
Danksagung
158
159
160
8
Bevor Sie beginnen
1 Ein Foto auswählen (links).
2 Das Motiv skizzieren (unten), um die
Der Blick
durch das Objektiv
Im digitalen Zeitalter hat fast jeder die Möglichkeit
zum Fotografieren – mit dem Handy, einer ein­
fachen Digitalkamera oder einer größeren Foto­
ausrüstung. Allerdings stellt man beim Betrachten
von Fotos oft fest, dass sie zwar etwas einfangen,
aber nicht das, was man beim Betrachten des
Originals vor seinem geistigen Auge sah. Machen
Sie darum mehrere Fotos und vielleicht auch eine
Skizze mit einigen ergänzenden Notizen.
Es kommt vor, dass auf Fotos die Farben
verfälscht werden. Mal sind sie blaustichig, mal
gelblich oder zu blass. Schatten erscheinen oft
undurchsichtig, Details fehlen. Aber auch Sie
können Details hinzufügen oder weglassen, Farben
aufhellen, abdunkeln oder dämpfen. Es liegt bei
Ihnen, ob Sie mit der Kamera nur einfangen, was
Sie gerade sehen, oder ob Sie auch Ihrer Phantasie
Raum geben.
persönliche Stimmung festzuhalten.
Verschiedene Blickwinkel
Es ist ganz einfach, eine Auswahl von Vorlagen
für ein Bild zu fotografieren. Sie brauchen nur Ihre
Kamera zu drehen, Ihren Standort oder Blickwinkel
zu verändern.
Eine skizze zeichnen
Sind Sie von einem Motiv fasziniert? Nehmen Sie
sich etwas Zeit, es zu skizzieren und sich Notizen
zu machen, damit Sie nicht vergessen, was Ihnen
beim Fotografieren durch den Kopf ging.
Das Foto als Orientierung
Viele Blumenmaler machen Hunderte von Fotos.
Manche sind eigenständige Kunstwerke, die
meisten dienen aber nur dazu, die Blütenform oder
einen anderen interessanten Aspekt des Motivs
festzuhalten.
Querformat
Hochformat
Der Fotograf war von der Wirkung der Rosenblüte im
Gegenlicht fasziniert, aber das Bild ist unterbelichtet.
Das fertige Aquarell unterscheidet sich erheblich vom Foto,
fängt aber den Gegenlichteffekt und die Schatten gut ein.
Bevor Sie Beginnen
Fotos
bearbeiten
Der Computer gibt Künstlern großartige, neue
Werkzeuge an die Hand. Mit modernen Bild­
bearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder
iPhoto kann man Fotos nicht nur am Bildschirm
betrachten, sondern auch beliebig verändern und
jedes Bearbeitungsstadium speichern. So kann ein
einziges Foto zahlreiche Ideen zum Malen liefern.
Vor dem Computerzeitalter musste man anhand
eines Fotos mehrere Skizzen zeichnen, um Varia­
tionen verschiedener Elemente auszuprobieren.
Denkbar war auch, Abzüge zu zerschneiden und
eventuell neu zusammenzustellen. Manche Men­
schen bevorzugen diese bewährte Methode auch
heute noch.
Wer den Computer benutzt, kann mit einem
Bildbearbeitungsprogramm nahezu jeden Aspekt
eines Fotos manipulieren. Manche Künstler finden
das verwirrend, andere entdecken Darstellungs­
weisen, die ihnen sonst nicht eingefallen wären.
Es ist sogar denkbar, die gesamte Farbgebung zu
verändern, als würde man T­Shirts in verschie­
denen Farben anprobieren. Achten Sie aber darauf,
dass die Bildbearbeitung nicht wichtiger wird als
der eigentliche Malprozess.
3 Eine Skizze zeichnen.
1 Das Motiv fotografieren.
4 Bildschirmdarstellung im Graustufenmodus.
Bildausschnitt
Mit jedem Bildbearbeitungsprogramm lässt sich
ein Teil des Motivs ausschneiden. Speichern Sie
den Bildausschnitt unter einem anderen Datei­
namen als das Original.
2 Den Bildausschnitt wählen.
tonwerte
Eine hilfreiche Funktion der meisten Programme
ist die Darstellung im Graustufenmodus, in dem
man die Verteilung heller und dunkler Tonwerte
gut erkennen kann. Speichern Sie auch die Grau­
stufenversion unter einem neuen Dateinamen.
Foto, skizze, aQuarell
Damit aus einem Foto ein gelungenes Aquarell
wird, sind mehrere Arbeitsschritte nötig, die Sie
rechts auf dieser Seite sehen. Nicht übereilt zum
Pinsel greifen!
6 Jetzt kennen Sie Ihr Motiv gut und können es malen.
5 Eine Graustufenskizze anfertigen.
9
10
Bevor Sie Beginnen
Aquarellpapier
Aquarellpapier wird in verschiedenen Qualitäten
und Formaten angeboten. Im Fachhandel bekommt
man neben allseitig und einseitig geleimten
Blöcken auch Blöcke mit Spiralbindung, Einzel­
bögen und Rollenware. Bei Blöcken haben Sie die
Auswahl zwischen vielen verschiedenen Größen.
Ein gängiges Format für Einzelbögen ist zum Bei­
spiel 55 x 75 cm.
Aquarellpapier von höchster Qualität ist
säurefrei und besteht zu 100 Prozent aus Baum­
wollfasern. Professionelle Künstler arbeiten fast
ausschließlich mit solchem Papier. Preiswertere
Qualitäten enthalten verschiedene Zusatzstoffe.
Wer darauf malen will, sollte zuerst ausprobie­
ren, wie sie auf Wasser und Farbe reagieren. Die
Preisersparnis mag ein Kriterium sein, aber die
Mehrzahl der Maler bevorzugt aus gutem Grund
hochwertiges Papier.
Die Papierstärke wird in Gramm pro Quadrat­
meter angegeben. Das dünnste Papier, das sich
zum Aquarellieren eignet, hat ein Gewicht von
190 g/m² und sollte – außer für Miniaturen –
immer gespannt werden. Stabiler und vielseitiger
ist Papier mit einem Gewicht von 300 g/m². Wer
große Formate oder sehr wässrige Maltechniken
bevor zugt, sollte es dennoch spannen, damit es
sich nicht wellt. Papier mit einem Gewicht von ca.
640 g/m² braucht nicht gespannt zu werden, hat
aber eher Kartoncharakter. Fast alle Malpapiere
ent halten Leime oder andere Zusatzstoffe, damit
sie die Farbe gut halten und nicht zu rasch auf­
saugen.
die oBerFläche
papier spannen
Die Herstellungsweise des Papiers bestimmt den
Charakter seiner Oberfl äche. Man unterscheidet
drei Strukturen:
Es empfi ehlt sich, das Aquarellpapier für Bilder in
größerem Format auf einen festen Untergrund zu
spannen. Ganze Bögen mit einem Gewicht von 190
oder 300 g/m² sollten unbedingt gespannt werden,
damit sie sich beim Malen nicht wellen – es sei
denn, dieses Risiko besteht bei Ihrem Arbeitsstil
nicht.
rauhes papier hat eine ausgeprägte, grobe Oberfläche.
Die Farbe sammelt sich in den Strukturtälern, so dass
Pinselstriche durchbrochen wirken. Viele Künstler schätzen
dieses Papier, allerdings braucht es etwas Übung, um sich
an die unebene Oberfläche zu gewöhnen.
Mattes (kaltgepresstes) papier ist der beliebteste
Typ. Seine Oberflächenstruktur ist erkennbar, aber nicht
dominant. Weil es formstabil ist, eignet es sich gut für
den mehrschichtigen Farbauftrag, aber auch feine Details
lassen sich akkurat darauf malen.
1 Das Papier etwa 10 bis 15 Minuten in einer sauberen
Wanne einweichen.
2 Den Bogen vorsichtig an zwei Ecken einer Seite
anheben und das Wasser abtropfen lassen.
3 Das Papier auf eine Platte legen und Luftblasen mit
einem Schwamm herausstreichen – ganz behutsam, denn
Knicke oder Dellen lassen sich später meist nicht mehr
beseitigen.
glattes (heißgepresstes) papier hat eine kaum wahr­
nehmbare Oberflächenstruktur, darum wird es vor allem für
sehr feine, detailreiche Motive geschätzt. Bei Maltechniken
mit sehr flüssiger Farbe ist Vorsicht geboten, weil sich auf
dem glatten Papier leicht Pfützen bilden.
An Wasserzeichen und Prägungen kann
man erkennen, welches die Oberseite des
Papiers ist.
4 Zwei Ecken einer Seite mit Reißzwecken fixieren, aber
dabei das Papier nicht überdehnen. Das Papier nochmals
glätten, dann die beiden anderen Ecken fixieren. Die Papier­
ränder zusätzlich mit gummiertem Papierband fixieren,
das bei Bedarf mit weiteren Reißzwecken gesichert werden
kann. Gründlich trocknen lassen. Zusätzlich kann ein
Streifen weißes Kreppklebeband, das Ihr Papier um etwa
1 cm überlappt, als Rahmen aufgeklebt werden, der sich
leicht säubern lässt.
Bevor Sie Beginnen
11
6
Pinsel und anderes
Zubehör
1
Das Angebot an Pinseln ist kaum überschaubar,
darum stellen wir hier nur die gebräuchlichsten
Typen vor. Wer sich eingehender informieren
möchte, sollte sich in einem gutsortierten Fach­
geschäft umschauen.
Die Bandbreite der Stärken reicht vom hauch­
dünnen Haarpinsel bis zum 25 cm breiten Hake­
Pinsel mit allen nur denkbaren Zwischenstufen.
Besonders hochwertig (und kostspielig) sind
Rotmarderhaarpinsel. Es gibt jedoch preiswertere
und durchaus geeignete Alternativen aus Synthetik
oder anderen Naturhaaren.
5
2
3
4
Zu den gängigsten Aquarellpinseln zählen Rund­
pinsel der Stärken 6 bis 24 sowie Flachpinsel
in Breiten von 1,25 bis 7,5 cm. Für den Anfang
genügen ein Rundpinsel Nr. 12 mit guter Spitze,
ein Flachpinsel 2,5 cm und ein dünner Linierpinsel
mit langen Haaren für feine Detailarbeiten.
Pinsel (von links nach rechts):
1 Linierpinsel
2 Flachpinsel
3 Lasurpinsel
4 & 5 Rundpinsel
6 Chinesische Pinsel sind eigentlich für die Kalligraphie
gedacht. Sie halten nicht so lange wie hochwertige
Rotmarderhaarpinsel, sind aber wesentlich preiswerter.
Sie bilden eine feine Spitze und nehmen viel Farbe auf.
4 abdeckstifte sind ideal für die Blumenmalerei, weil sich
damit feinste Äderchen und andere Blütendetails abdecken
lassen. Mit Spitzen in verschiedenen Breiten erhältlich.
8 zeichenplatte aus Sperrholz oder Ähnlichem zum
Spannen des Papiers.
weiteres zuBehÖr
1 küchenpapier brauchen Sie zum Saubermachen und
zum Abtupfen von Farbe aus Bildern. Papiertaschentücher
und Kosmetiktücher sind ebenfalls geeignet.
2 wasserbehälter – am besten zwei: einen für sauberes
Wasser und einen zum Ausspülen von Pinseln.
3 rubbelkrepp verwendet man zum Abdecken kleiner
Lichter. Zum Auftragen einen alten oder billigen Pinsel
verwenden, der zuerst in Geschirrspülmittel getunkt und
abgewischt wird. Sofort danach auswaschen, niemals
Rubbelkrepp in den Borsten antrocknen lassen.
5 kreppklebeband benutzt man zum Fixieren des Papiers
oder zum Abkleben gerader Konturen. Man kann es reißen,
um Lichter mit gezacktem oder gewelltem Rand abzukleben.
6 gummiertes papierband zum Spannen.
7 kleine naturschwämme sind praktisch, um Blätter
aufzutupfen oder Farbe abzunehmen. Einfache Haushalts­
schwämme brauchen Sie zum Abtupfen zu nasser Pinsel
und zum Saubermachen.
9 Bleistift und radiergummi müssen so weich sein,
dass sie die Papieroberfläche nicht beschädigen. Bleistifte
B oder HB sind empfehlenswert.
10 paletten Paletten mit kleinen Vertiefungen zum
Mischen gibt es in vielen Größen und Ausführungen.
Modelle mit Deckel sorgen dafür, dass die Farben sauber
werden und nicht so schnell antrocknen. Eine Palette muss
weiß sein, damit man die Farben genau erkennen kann.
Mit der Zeit werden Sie weiteres Zubehör entdecken, das
Sie nützlich finden: Plastikteller, Quetschflaschen, Schaber,
andere Malmittel, Lappen oder auch einen Föhn.
5
1
2
3
4
7
8
9
10
6
12
Bevor Sie beginnen
Aquarellfarben
Welche Farben?
Die Preise von Farben hängen von den Pigmenten
ab, die für ihre Herstellung verwendet werden.
Jedes Pigment stammt aus einer bestimmten
Quelle, und manches hat sich seit Jahrhunderten
nicht verändert. Lampenschwarz, das aus Ruß
hergestellt wird, wurde schon vor 35 000 Jahren
für Höhlenmalereien verwendet.
Bei Aquarellfarben unterscheidet man zwei
Qualitäten: Studienfarben und Künstlerfarben.
­S tudienfarben sind preiswerter als Künstlerfar­
ben. Sie enthalten einen geringeren Anteil reiner
Pigmente und besitzen darum eine geringere
Leuchtkraft.
Manche Künstler bevorzugen die Farben eines
speziellen Herstellers, viele arbeiten aber mit
unterschiedlichen Produkten.
Tuben oder näpfchen?
Malkästen mit auswechselbaren Näpfchen mit
Aquarellfarben und einem Deckel sind vor allem
praktisch, wenn Sie gern im Freien oder auf Reisen
malen. Tubenfarben dagegen sind einfacher in der
Handhabung. Außerdem gibt es Stifte und Kreiden,
die mit Wasser vermalt werden können.
Klassische Aquarellfarben sind rein und trans­
parent. Andere Arten von wasserlöslichen Farben
sind Gouache, deckende Farben mit einem Binde­
mittel auf Kaseinbasis, sowie Acrylfarben, die ein
synthetisches Bindemittel enthalten. Alle eignen
sich für die Blumenmalerei.
Standard-Tuben sind etwa
fingerlang. Farben von guter
Qualität halten sehr lange,
sofern man den Deckel
sofort nach Gebrauch wieder
fest zuschraubt.
erlaubt es, den Eindruck von Licht, das durch zarte
Das Angebot an Farben ist so groß, dass jeder
Blütenblätter scheint, auf dem Papier überzeugend
Maler die richtigen Nuancen für seinen Stil oder
nachzuempfinden. Transparente Aquarellfarben
seine bevorzugten Motive findet. Hier finden Sie
besitzen große Leuchtkraft, und gerade sie bringt
Vorschläge für eine Grundpalette und mögliche
Blumenmotive zum Leben.
Ergänzungen. Die Grundpalette sollte ausgewogen
Unten sehen Sie eine typische Palette für Blu­
sein, um möglichst viele Töne mischen zu können.
menmotive. Abgesehen von wenigen Ausnahmen
Kaum ein Maler verzichtet auf Aureolingelb, das
handelt es sich um Primär- und Sekundärfarben:
klar, kühl und transparent wirkt. Als Ergänzung
verschiedene Töne von Rot, Gelb und Blau sowie
empfiehlt sich dazu ein wärmeres Goldgelb,
Orange, Grün und Violett.
­b eispielsweise Kadmiumgelb.
Wenn Sie mit einer Grundpalette
Für eine ausgewogene Palette benöti­
beginnen, können Sie jederzeit
gen Sie mindestens zwei Rottöne,
einzelne Farben nachkaufen,
zum Beispiel warmes Kadmi­
KadmiumAlizarindie Ihnen fehlen – viel­
umrot und kühles Alizarin­
rot
karmesin
leicht ein Smaragdgrün
karmesinrot. Beliebte
oder Türkis, vielleicht
blaue Pigmente sind
KadmiumUltramaringelb
ein neutrales Grau oder
Kobaltblau und Franzö­
blau
Warme und
Paynes Grau. Der Reiz
sisch Ultramarinblau.
kühle Primärfarben
der Blumenmalerei liegt
Aus diesen Grundfarben
auch im Experimentieren
lassen sich die meisten
mit Farben. Praktische
anderen mischen.
Hilfsmittel sind Kataloge
Blumenmaler begeistern
Zitronen- Winsorvon Farbherstellern und
sich für ihr Sujet oft wegen
gelb
blau
Fachhändlern oder Bücher zum
des Nuancenreichtums der Blü­
Thema Farbe.
tenfarben. Darum bevorzugen sie oft
So groß und verlockend das Angebot
reine, ungemischte Pigmente und besitzen
auch sein mag: Versuchen Sie, möglichst nur eine
entsprechend mehr Farben. Eine wichtige Gemein­
oder zwei Farben gleichzeitig zu kaufen.
samkeit dieser Farben ist ihre Transparenz. Sie
Die Anordnung der
Farben auf der Palette
bleibt Ihnen überlassen.
Sie könnten sich am
Farbkreis orientieren und
dadurch unerwünschte
Mischeffekte vermeiden.
Auswechselbare Näpfchen werden in zwei
Größen angeboten. Halbe Näpfchen passen
in kleine Malkästen und werden meist in einer
größeren Auswahl an Farben angeboten.
Aureolingelb
Zitronengelb
Opernrosa
Kobaltblau
Kadmium­ Permanent- Quinacridon- Quinacridon- Quinacridongelb
orange
Korallenrot
rot
Magenta
Französisch
Ultramarinblau
Kobalttürkis
hell
Viridiangrün
Phthalogrün
Winsorgrün
(Gelbton)
Anfänger sind gut beraten, sich
einen kleinen Komplett-Malkasten
mit einer Grundpalette von Farben
anzuschaffen. Der Deckel kann als
Mischpalette benutzt werden.
13
Bevor Sie beginnen
Der Farbkreis
Der Farbkreis veranschaulicht die Beziehungen
der Farben zueinander und ist darum ein wichtiges
Hilfsmittel zum Mischen von Farben für die Blu­
menmalerei. Man kann an ihm ablesen, wie sich
ein strahlendes Rosa oder ein gedämpfter Ton für
den Schatten am besten mischen lässt. Es emp­
fiehlt sich, mit Ihren eigenen Farben kleine Proben
zu malen und nachgekaufte Farben hinzuzufügen.
So können Sie besser beurteilen, wie warm oder
kühl eine Farbe ist und wie sie in Mischungen mit
anderen reagiert.
Die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau lassen
sich nicht aus anderen Farben mischen. Sie bilden
in der Schemazeichnung (rechts) die Spitzen des
durchgezogenen Dreiecks. Durch Mischung von
zwei Primärfarben erhält man die Sekundärfarben
Orange, Grün und Violett, die an den Spitzen des
gestrichelten Dreiecks stehen. Und mischt man
eine Sekundärfarbe wie Orange mit einer Primär­
farbe wie Rot, ergibt sich eine Tertiärfarbe – in
diesem Fall Rotorange.
Farben unterscheiden sich außerdem in ihrer
Farbtemperatur. Manche empfinden wir als warm,
andere als kühl. Von jeder Farbe gibt es warme und
kühle Nuancen. Beim Mischen von Sekundärfarben
muss unbedingt die Farbtemperatur der Primärfar­
ben beachtet werden. Sowohl Alizarin­k armesin als
auch Ultramarinblau sind warm, beide haben einen
unterschwelligen Anklang von Violett. Mischt man
sie, ergibt sich ein kräftiges Violett. Mischt man
dagegen Kadmiumrot mit Winsorblau oder Preu­
ßischblau, ergibt sich ein bräunlicher Schlammton,
weil das Kadmiumrot seinen Gelbstich beisteuert.
Kühle Farben haben einen Grün- oder Blaustich.
Sie scheinen optisch zurückzuweichen, während
warme Farben (mit Tendenz zu Rot oder Gelb) auf
den Betrachter zukommen. Warme Farben wirken
größer und strahlen mehr Energie aus. Darum
verwendet man in der Blumenmalerei gern kühlere
Farben im Hintergrund, weil diese die räumliche
Wirkung verstärken und die warmen Farben der
Blüte stärker hervortreten lassen.
ROT
Winsorrot,
Alizarinkarmesin
Rotorange
Zinnoberrot,
Siena gebrannt
Rotviolett
Quinacridon-Magenta,
Quinacridonrosa
Orange
Kadmiumorange,
Winsororange
Violett
Winsorviolett,
Manganviolett
Gelborange
Kadmiumgelb
dunkel, Quina­
cridongold
Blauviolett
Kobaltviolett
Indanthrenblau
GELB
Aureolingelb,
Zitronengelb
BLAU
Coelinblau,
Kobaltblau
Gelbgrün
Grüngold,
Phthalo-Gelbgrün
Blaugrün
Phthalotürkis,
Kobalttürkis hell
Grün
Viridiangrün,
Saftgrün
Unentbehrlicher Helfer
Der Farbkreis zeigt Möglichkeiten zum Experimentieren und zur individuellen
Auswahl der Farbpalette auf. Er dient zur Orientierung beim Mischen und ver­­
anschaulicht auch die Beziehungen von analogen Farben oder Komplementär­
farben zueinander.
Richtig mischen
Aus einer einfachen Grundpalette lassen sich leuchtende
und gedämpfte Farben mischen. Es kommt nur auf die
richtigen Nuancen an.
1
1
2
3
4
5
6
Kadmiumrot (Gelbstich)
Alizarinkarmesin (Blaustich)
Ultramarinblau (Rotstich)
Winsorblau (Gelbstich)
Zitronengelb (Blaustich)
Kadmiumgelb (Rotstich)
2
2
6
1
3
5
4
5
4
6
Intensive Sekundärfarben
Mischt man Farben, die auf dem Farbkreis direkt benach­
bart sind, ergeben sich intensive Sekundärfarben: kühles
Grün sowie warmes Rot und Violett.
3
Gedämpfte Sekundärfarben
Mischt man voneinander entfernte Versionen der Primär­
farben, ergeben sich gedämpfte Sekundärfarben, die sich
gut für Schatten eignen.
14
Bevor Sie beginnen
Blütenfarben: Triaden
Bevor Sie ein Bild beginnen, sollten Sie mit ­Triaden
experimentieren, die aus drei Primärfarben auf­
gebaut werden. Später können bei Bedarf noch
weitere Farben hinzugefügt werden. Selbst ver­
sierte Maler fangen oft mit diesem Schritt an. Sie
legen anhand der ausgewählten Primärfarben die
Atmosphäre und das Farbthema fest und weichen
davon nur ab, wenn es wirklich gute Gründe gibt.
Dadurch wirken ihre Motive so ausgewogen und
harmonisch.
Ein intuitiver Farbkreis
Verändert man nur ein Pigment der Primär­
farben-Triade, kann sich die ganze Ausstrahlung
des Bildes ändern. Um ein Gefühl für diese
Effekte zu bekommen, nehmen Sie einmal ein
Stück Aquarellpapier und setzen Sie an die
Spitzen eines gedachten Dreiecks je einen
Tupfen Rot, Gelb und Blau. Zuerst das Gelb
verteilen, dann den Pinsel auswaschen und das
Rot verteilen. Ebenso mit dem Blau verfahren.
Ziehen Sie nun mit kreisförmigen Bewegungen
die Primärfarben ineinander – dabei entstehen
die Sekundärfarben. Zum Schluss ziehen Sie
alle Farben zur Mitte, wo sich weiche, samtige
Grautöne ergeben.
1 Farbtupfer an die Spitzen des Dreiecks geben,
z. B. Perylenrot, Antwerpener Blau und Hansagelb.
2 Jeden Farbtupfer mit einem sauberen, nassen Pinsel
flächig verteilen.
5 Nun mit einem sauberen Pinsel in kreisförmigen
Bewegungen etwas von jeder Farbe zur Mitte ziehen, um
Grautöne zu erhalten. Nicht zu stark reiben, sonst wirken
die Farben schnell schmuddelig.
6 Aus dieser Übung lässt sich viel lernen. Je mehr Sie
experimentieren, desto besser werden Sie Ihre Farben
kennenlernen.
3 Die nassen Tupfer ineinanderziehen, um die
­S ekundärfarben zu erhalten.
4 Die Farben mischen sich, und es ergibt sich ein Farb­
kreis aus den von Ihnen gewählten Tönen.
Bevor Sie Beginnen
Verschiedene triaden
Experimentieren Sie mit anderen Triaden, um die
Entstehung der Sekundär­ und Tertiär farben zu
beobachten. Die kühle Triade ergibt leuchtende
Grüntöne, die warme Triade eher Moos grün.
Das schönste Orange bietet die warme Triade.
Quinacridon­
Korallenrot
Zitronengelb
Winsorblau
warm und kühl
An diesen Mohnblüten lässt sich der
Sinn des Arbeitens mit Triaden gut
veranschaulichen. Man kann jede
einzeln verwenden, oder – wie hier –
die Farbwirkung durch Mischungen
der Triaden gezielt beeinflussen.
Vorwiegend kühl
Zitronengelb und Quinacridon­Korallenrot
geben den roten Blütenblättern eine Ten­
denz zum dunklen Pink. Die Schattentöne
haben durch Kobaltblau etwas mehr
Wärme bekommen. Ebenso wurde das
Grün von Stiel und Blatt mit Kobaltblau
(aus der warmen Triade) und einem Hauch
Quinacridon­Korallenrot wärmer abgetönt,
weil das Grün der kühlen Triade etwas zu
künstlich wirkte.
Verwendete Farben: zitronengelb,
Quinacridon-korallenrot, kobaltblau.
kühle triade
Vorwiegend warm
Quinacridon­Magenta und Winsorgelb
dunkel aus der warmen Triade ergeben das
samtig warme Rot der Blütenblätter. Für
das Moosgrün von Stiel und Blatt wurde
warmes Winsorgelb dunkel mit Französisch
Ultramarinblau (aus der neutralen Palette)
gemischt.
Verwendete Farben: winsorgelb
dunkel, Quinacridon-Magenta,
Französisch ultramarinblau.
Quinacridonrot
Aureolingelb
neutrale triade
Französisch
Ultramarin­
blau
Quinacridon­Magenta
neutrale grautöne aus
komplementärfarben mischen
Komplementärfarben stehen einander auf
dem Farbkreis genau gegenüber. Mischt
man zwei Komplementärfarben, ergibt
sich ein sanftes, neutrales Grau. Auf diese
Weise lassen sich zahlreiche warme und
kühle Grautöne mit unterschiedlichen
Untertönen mischen. Ein neutrales Grau
enthält beide Komplementärfarben zu
ungefähr gleichen Teilen. Verändert man
das Mengenverhältnis, wird der Grauton
wärmer oder kühler.
=
=
=
Winsorgelb
dunkel
warme triade
Kobaltblau
15
16
Bevor Sie Beginnen
Farben mischen
Aquarellfarben sehen auf der Palette dunkler aus
als nach dem Trocknen, weil sie transparent sind
und das Weiß des Papiers durchscheinen lassen.
Probieren Sie Farben auf einem Papierrest aus,
bis Sie die Veränderung einschätzen können. Man
kann den Farbton zwar durch Übermalen abdun­
keln oder verändern, aber dabei werden Trans­
parenz und Leuchtkraft reduziert, weil das Papier
weniger durchschimmert. Sie sollten ruhig von Zeit
zu Zeit üben, mit nur einem oder zwei Aufträgen
den richtigen Ton zu treffen.
anFärBend und nichtanFärBend
sparsaM Mischen
Manche Pigmente bleiben auf der Papieroberfl äche
liegen und lassen sich selbst nach dem Trocknen
noch leicht entfernen. Diese nichtanfärbenden
Farben besitzen eine hohe Transparenz und eignen
sich vor allem für mehrschichtige Lasurtechniken.
Andere Pigmente dringen in die Faserstruktur
des Papiers ein und lassen sich nur schwer ent­
fernen. Der Umgang mit diesen intensiven Farben,
die das Papier in gewissem Maße anfärben, erfor­
dert etwas Übung. Beharrlichkeit zahlt sich aus,
denn diese Farben bestechen durch ihre besondere
Strahlkraft.
Klare Farben wirken besonders frisch. Verwenden
Sie zum Mischen möglichst nur zwei Farben,
allenfalls drei, sonst fallen die Ergebnisse matt
und schmuddelig aus. Denken Sie daran, dass das
Mischen später durch überlagernde Pinselstriche
auf dem Papier fortgeführt wird.
anfärbend
Ein Papierrest mit Farbproben
für das Pfingstrosenbild.
Bewahren Sie Farbproben von
gut gelungenen Bildern auf, um
später die Mischungen nach­
vollziehen zu können.
Auf der Palette wirken
diese beiden Farben
gleich, aber auf dem
Papier fällt die Mischung
aus drei Farben dunkler
und weniger transparent
aus.
nichtanfärbend
links Alizarin­
karmesin
rechts Krapp­
lack Rose echt
links Phthalo­
blau
rechts Kobalt­
blau
Kadmiumrot – im Bild oben
auf der linken Seite.
Quinacridon­Korallenrot,
Kadmiumorange und
Winsorrot – die Mischung
auf der rechten Seite.
links Phthalo­
grün
rechts Viri­
diangrün
Winsorgelb dunkel, nass
angerührt auf der Palette.
Einmaliger Farbauftrag.
In der Mitte ist die Farbe
bereits trocken und sieht
heller aus.
Nach zweimaligem Auftrag
sieht die Farbe so aus
wie auf der Palette, weil
das weiße Papier weniger
durchscheint.
schMuddelig oder neutral
granulierende FarBen
Nicht alle Braun­ und Grautöne sehen schmuddelig
aus. Hier ist der Unterschied gut zu erkennen.
Granulierende Farben enthalten größere Pigment­
partikel, die sich beim Auftragen auf das Papier
trennen und der Farbe ein körniges Aussehen
geben. Viele Maler bevorzugen diese granulieren­
den Farben wegen ihrer interessanten, lebendigen
Textur.
Mischt man Ultramarin­
blau, Siena gebrannt und
Kadmiumgelb auf der
Palette, ergibt sich ein
mattes, lebloses Braun.
Trägt man dieselben
Farben aufs Papier auf und
lässt jede zwischendurch
trocknen, wirkt das Ergeb­
nis viel lebendiger.
Kobaltblau
Phthaloblau
Bevor Sie beginnen
17
Dunkle Blütenfarben
Die meisten Aquarellmaler haben mit den hellen,
transparenten Farben von Blumen wenig Schwie­
rigkeiten. Problematischer sind schöne, dunkle
Töne, um die hellen erst richtig zum Leuchten zu
bringen. Eine große Auswahl dunkler Farben kann
man fertig in Tuben oder Näpfchen kaufen, doch
viele Maler ziehen es vor, die dunklen Töne aus
kräftigen Farben wie Alizarinkarmesin, Quinacri­
donviolett, Siena gebrannt, Phthaloblau, Antwer­
pener Blau und Phthalogrün selbst zu mischen.
Aber Vorsicht: Beschränken Sie sich bitte auf zwei
oder höchstens drei Grundfarben, sonst fallen die
Mischtöne oft schmuddelig aus.
Alizarinkarmesin (links) verläuft in Phthalogrün
(Mitte). Phthalogrün verläuft in Phthaloblau. Die drei
Pigmente sind so transparent, dass man aus ihnen leicht
ein »Fast-Schwarz« mischen kann.
Siena gebrannt verläuft in Antwerpener Blau. Diese
Farben ergeben ein schwärzliches Grün oder, in stärkerer
Verdünnung, ein natürliches Dunkelgrün.
Dieses Bild basiert auf einer Triade aus Quinacridonrosa, Quinacridon­
gold und Antwerpener Blau mit Akzenten in Orange auf den hochste­
henden Bärten. Mit verwaschenen, dunklen Tönen besäße das Motiv
weitaus weniger Leuchtkraft. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen,
wurde das kleine Bild (rechts) digital bearbeitet.
Quinacridonviolett verläuft in Phthalogrün. Dabei
ergibt sich ein dunkles Marineblau, weil Quinacridonviolett
nicht so transparent ist wie Alizarinkarmesin. Feinfühlig
verwenden, sonst geht die Leuchtkraft verloren.
florale stillleben
Hyazinthen
59
Bei diesem Motiv stehen Farbe, Licht und
Muster im Vordergrund. Die detailreichen
Blüten bilden einen interessanten Kontrast
zur glatten Vase.
Farben
Techniken
Coelinblau
Manganblauton
Quinacridon-Korallenrot
Quinacridon-Magenta
Quinacridonrosé
Winsorgelb
Einfarbige Lasur, Seite 20
Nass-auf-Trocken, Seite 22
Nass-in-Nass, Seite 22
Farbe tröpfeln, Seite 21
Abstufungen, Seite 23
Harte und weiche Konturen,
Seite 24
Lichter einfügen, Seite 27
Negativ malen, Seite 28
Material
Mattes Aquarellpapier,
300 g / m²
Bleistift HB
Ovaler Pinsel (2 cm)
Rundpinsel Nr. 6
Flachpinsel (2,5 cm)
1 Den Blumenstrauß mit einem Bleistift HB auf dem
­Aquarellpapier vorzeichnen.
2 Das gesamte Papier anfeuch­
ten. Mit einem ovalen Pinsel einige Bereiche mit verdünntem
Manganblauton und Winsorgelb untermalen (kleines Foto).
Die Farben ineinander verlaufen lassen. Sie helfen später bei
der Plazierung der dunkleren und grauen Töne. Der Pinsel ist
saugfähig und nimmt viel Farbe auf. Mit seiner Spitze lassen
sich aber auch kleine Bereiche gut malen.
5 Schattenbereiche werden mit einer stark verdünnten Lasur
überzogen. Dort werden auch die Konturen der Blüten ver­
wischt, so dass der Blütenaufbau nur zu ahnen ist. Dadurch
entsteht ein guter Kontrast zu
den Blüten, die im Licht liegen
und klarer zu erkennen sind.
3 Wenn die Untermalung trocken ist, folgt die genauere
Farbgebung. Den Hintergrund in Coelinblau eintönen, dabei
entsteht negativer Raum um die Blüten. Mit einem Rundpinsel
Nr. 6 verdünnte Mischungen von Quinacridon-Korallenrot
und -rosé auftragen. Etwas Winsorgelb ins Korallenrot tupfen,
um es zum Leuchten zu bringen.
4 Nach dem Trocknen die dunkleren
Bereiche der Blüten mit kräftigeren Mischun­
gen aus Quinacridonrosé, -Korallenrot und
-Magenta ausarbeiten. Zwischen den Arbeits­
gängen gut trocknen lassen. Jetzt entsteht
ein Hell-Dunkel-Muster, das den Blick durch
das Bild lenkt. Mit dem Flachpinsel Farbe
entfernen, um Lichter anzudeuten, um Details
auszuarbeiten und die plastische Wirkung
der Blüten zu verstärken (kleines Foto).
florale stillleben
Hornveilchen
61
Die Hornveilchen wirken durch den
intensiven Komplementärfarben-Kontrast
ihrer Blüten und die große Bandbreite der
Grüntöne so lebendig. Flach einfallendes
Licht erzeugt interessante Schatten.
Farben
Techniken
Aureolingelb
Gummigutt neu
Hansagelb mittel
Hookersgrün
Lasurorange
Phthaloblau
Purpur Magenta
Saftgrün
Verlaufende Lasur, Seite 20
Mischen auf der Palette,
Seite 21
Nass-auf-Trocken, Seite 22
Nass-in-Nass, Seite 22
Abstufungen, Seite 23
Abdecken mit Maskier­
flüssigkeit, Seite 25
Details abdecken, Seite 25
Schatten, Seite 28
Wasservermalbare Stifte,
Seite 35
Material
Mattes Aquarellpapier,
300 g / m²
Bleistift HB
Maskiermittel in Applika­
torflasche
Rundpinsel Nr. 4, 6, 8
Linierpinsel
Wasservermalbarer Stift
in Weiß
1 Zuerst das Motiv anhand des Fotos genau vorzeichnen.
Mit einer Applikatorflasche dünne Linien Maskierflüssigkeit
entlang der Ränder der violetten Blüten, der hellsten Blätter
und der Blütenzentren ziehen.
2 Auf die gelben Bereiche der Blüten und Blätter nass-inNass mit einem Rundpinsel Nr. 8 eine verdünnte Mischung
aus Aureolingelb und Hansagelb verteilen. Auf den hellsten
Blattspitzen, die den blauen Himmel reflektieren, etwas
Phthaloblau verlaufen lassen.
5 Aus Hookersgrün und Purpur Magenta dunkle Grüntöne
für die Schatten zwischen den Blättern mischen. Gemalt
werden sie mit dem Pinsel Nr. 4, zuerst nass-in-Nass, dann
nass-auf-Trocken. Für die Schatten auf dem Topf die Braun­
töne aus Schritt 4 verwenden. Die Schrammen auf dem Ton
mit dem wasservermalbaren Stift in Weiß andeuten.
3 Die dunklen Blütenblätter bekommen eine dreifach
abgestufte Untermalung in Magenta, das mit einem Pinsel
Nr. 6 aufgetragen wird (kleines Foto). Mit demselben Pinsel
malen Sie verlaufende Lasuren in Saftgrün auf die dunkelsten
Bereiche der Blätter, Stiele und Kelchblätter.
4 Aus Lasurorange und Phthaloblau
verschiedene Brauntöne mischen und mit
diesen nass-in-Nass mit dem Pinsel Nr. 8
den Blumentopf malen. Die violetten Blüten­
blätter mit vier oder fünf dünnen Schichten
aus einer Mischung von Purpur Magenta und
Phthaloblau überziehen. Das Maskiermittel
entfernen. Die dunklen Striche in den Blüten
nass-auf-Trocken mit einem Linierpinsel und
dem dunklen Violett malen.
152
im detail
Mohn
Donna Jill Witty (siehe Seite 140)
Um in Aquarellen das Licht überzeugend zum Ausdruck zu bringen, ist es wichtig, dass
weißes Papier frei bleibt. Ein anderes Charakteristikum der Aquarellmalerei sind jedoch
die farbstarken, verlaufenden Lasuren. Die Künstlerin setzte auf zwei Techniken, um
­beides miteinander in Einklang zu bringen: exaktes Abdecken aller Details, die weiß
­bleiben sollten, und flächig aufgetragene nasse Lasuren in gesättigten Farben.
Im Detail Zum Abdecken der feinen Linien und Details dieses Motivs
war ein spezielles Werkzeug notwendig – Maskierflüssigkeit in einer Flasche mit
Applikatorfeder. Diese Abdecktechnik erfordert viel Geduld, danach muss das
Maskiermittel gut trocknen. Andererseits ließ sich danach der zweite Arbeitsschritt
leicht durchführen. Nachdem die weißen Bereiche geschützt waren, konnte die
Künstlerin die flüssigen Lasuren in verschiedenen Farben großzügig auf­tragen.
Auch die intensiv roten Mohnblüten, auf denen die teilweise granulierenden
Farben ineinander verlaufen, wurden in dieser Phase gemalt. Nach dem Entfernen
der Abdeckflüssigkeit gab es dann nur noch wenig zu tun.
Mohn • calla
Calla
Robin Berry (siehe Seite 62)
Die Künstlerin hat zwei Techniken kombiniert, um die Formen und Farben
der Blüten optimal herauszuarbeiten. Die Blüten wurden aus mehreren
­transparenten Farbschichten aufgebaut, um ihre Leuchtkraft zu verstärken.
Sie heben sich von dem dunklen, aber gleichermaßen leuchtenden Hintergrund gut ab.
Im Detail Diese Blüten wurden aus sechs
Farbschichten von Hell nach Dunkel aufgebaut,
die zwischendurch gründlich trocknen durften. Es
ist nicht immer nötig, eine ganze Blüte mit einer
transparenten Farbe zu überziehen. Schatten, die
sich durch die Wölbung ergeben oder die von
anderen Motivelementen geworfen werden, können
in begrenzten Bereichen mit einer anderen Farbe
eingefügt werden – in diesem Fall mit Blau.
Vor einem hellen Hintergrund hätten sich die
Blüten mit ihren hell leuchtenden Konturen nicht
ausreichend abgehoben. Ein schwarzer Hintergrund
andererseits würde zu düster wirken. Dieser dunkle
Farbton besteht aus mehreren transparenten Farben
– Rot und Dunkelgrün – die in einem Arbeitsgang
aufgetragen wurden. Dann wurden weitere Farben,
darunter ein dunkles Blau, hineingetröpfelt. Die
Leuchtkraft des Hintergrunds beruht darauf, dass die
Farbschicht dünn genug ist, um das Papier durchscheinen zu lassen.
153
154
im detail
Protea
Nancy Taylor (siehe Seite 110)
Dieses Motiv war schwierig zu malen, weil auf der Fotovorlage der Kontrast zwischen dem
Rot der geschlossenen und dem Weiß der offenen Blüte sehr dominant ist. Da die Blüten
auch noch leicht voneinander abgewandt sind, galt es, Ausgewogenheit zwischen ihnen
zu schaffen. Das gelang durch die Untermalung und das Eintröpfeln von Farbe im ersten
­Stadium sowie das Entfernen von Farbe am Schluss.
Im Detail Der Ring roter Blütenblätter, der das weiße Zentrum umgibt,
wurde zuerst auf feuchtem Papier mit einem dicken Pinsel und Scharlachorange
untermalt. Erst danach wurden Details ausgearbeitet. Die Untermalung ist im
fertigen Bild zwar nicht mehr zu erkennen, doch man nimmt ihre harmonisierende
Wirkung wahr.
Ausgewogenheit entsteht auch dadurch, dass an den Rändern der Blütenblätter der linken Blüte etwas Farbe abgenommen wurde, was sich auf der weiter
geöffneten Blüte wiederholt. Dieses Detail fällt kaum ins Auge, doch man nimmt
es unbewusst wahr und spürt, dass es wie ein Bindeglied zwischen den Motiv­
elementen wirkt.
protea • papageientulpen
155
Papageientulpen
Lisa Hill (siehe Seite 116)
In diesem Bild beruht die lebendige Wirkung der schwungvoll-dynami­
schen Blüten vor allem auf den Farbabstufungen der Blüten und den
­ausdrucksvollen Schatten. Die intensiven Rottöne der Blüten bringen
­Temperament ins Bild, während der Hintergrund in der Komplementärfarbe Grün ein ruhiges Gegengewicht setzt.
Im Detail Feine Farbabstufungen wurden hier durch dünne Farb­
schichten erzielt, die insgesamt transparent bleiben, aber eine große Leuchtkraft
besitzen. Jede Farbschicht beeinflusst die nächstfolgende. Wichtig bei dieser
Technik ist, jede Farbschicht gut trocknen zu lassen. Mit dieser Technik wurden
die intensiven Rottöne gestaltet, während die übrigen Farben zarter und weicher
wirken. In einem einzigen Farbauftrag ließe sich eine solche Leuchtkraft nicht
erzielen.
Die Blüten sind in helles Licht getaucht und erinnern an Vögel, die sich zum
Abflug bereitmachen. Die Qualität des Lichts kommt vor allem durch die Schatten
am Fuß der Vase zum Ausdruck. Grün wurde mit Bedacht als Hintergrundfarbe
gewählt. Als Komplementärfarbe zu Rot verstärkt es die Leuchtkraft der Blüten.
Gleichzeitig steuert es einen dunklen Tonwert bei, der trotzdem das Weiß des
Papiers (vor allem auf der Vase) durchscheinen lässt.

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