Bewerbung Visum, Anreise und Krankenversicherung

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Bewerbung Visum, Anreise und Krankenversicherung
Im Wintersemester 2012/13 habe ich ein Auslandssemester an der California Polytechnic State
University in San Luis Obispo verbracht - und was soll ich sagen, es war schlicht und einfach ein gut
investiertes Semester und eine großartige Zeit.
Die ersten ernsthaften Gedanken über die Möglichkeit eines Auslandssemester begann ich mir im
Sommer 2011 zu machen. Informationen dazu habe ich mir größtenteils über die Seite des International
Affairs Office der HM geholt und in Gesprächen mit Kommilitonen, die schon ein Auslandssemester
hinter sich hatten. Mir war schnell klar, dass ich in ein englischsprachiges, außereuropäisches Land wollte
– also USA, Kanada, Australien oder Neuseeland. Für CalPoly habe ich mich dann entschieden, weil die
Kursauswahl für Maschinenbaustudenten mir dort am größten zu sein schien. Außerdem habe ich mir für
CalPoly auch die besten Chancen ausgerechnet, da jedes Semester circa zehn Studenten für das
Austauschprogramm genommen werden, im Gegensatz zu nur einem oder zwei Studenten an anderen
Partnerhochschulen.
Bewerbung
Das Zusammenstellen der notwendigen Bewerbungsunterlagen nimmt einige Zeit in Anspruch, deshalb
lohnt es sich, wirklich frühzeitig damit anzufangen. Vor allem den Zeitaufwand für das
Motivationsschreiben und den TOEFL-Test sollte man nicht unterschätzen. Die meiste Zeit habe ich in die
Zusammenstellung meines Learning Agreement investiert, also meine Kurswahl für meine zwei Quarters
an der CalPoly. Bei der Planung sollte man wissen, dass für Maschinenbau-Studenten eigentlich alle
Kurse der verschiedenen Engineering-Departments (ME, IME, AERO, BMED,…) als Hauptfach-Kurse
zählen.
Für Kurse, die schon öfter angerechnet wurden, kriegt man die Unterschriften der zuständigen
Professoren recht einfach. Bei anderen muss man etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. Nachdem ich
meine Bewerbungsunterlagen im Dezember 2011 bei International Affairs eingereicht hatte, wurde ich
bald darauf mit ca. 30 weiteren Bewerbern zu einem Gespräch eingeladen. Jeweils drei Bewerber
wurden zusammen ca. 30 Minuten lang von zwei Professoren der HM und jemandem vom Bereich
International Affairs unter die Lupe genommen. Wir wurden auf Englisch interviewt – zu unserer
Motivation für den Auslandsaufenthalt, zu unserer geplanten Kurswahl an der CalPoly, aber auch zu
aktuellem politischem Geschehen in den USA. Die endgültige Zusage hat dann noch etwas auf sich
warten lassen, aber dann kam doch endlich das Okay von International Affairs und dann schließlich auch
der Letter of Acceptance von CalPoly. Von da an hat man auch Zugang zum CalPoly-Portal, über das alle
wichtigen Studienangelegenheiten geregelt werden.
Visum, Anreise und Krankenversicherung
Das nötige Visum für die USA zu bekommen ist an sich nicht schwierig, aber es dauert etwas, da man
diverse Formulare ausfüllen, Gebühren bezahlen und dann noch zu einem Termin in die US-Botschaft in
München muss. Vor dem Termin bei der Botschaft sollte man sich auf deren Internetseite wirklich genau
informieren, was man alles in die Botschaft mitnehmen darf und was nicht, damit man am Eingang keine
Probleme bekommt.
Meinen Flug habe ich über opodo.de gebucht – Hinflug München-London-SanFrancisco-SLO, Rückflug
SLO-SanFrancisco-München, für insgesamt 1020€. Es geht auch deutlich billiger, wenn man nicht bis nach
SLO fliegt, sondern nur bis LA oder San Francisco und von dort mit Bus, Bahn oder mit dem Mietauto
weiterreist. Aber dazu muss man sagen, dass die Bus- und Bahnverbindungen nicht besonders gut sind
und man deshalb entschieden länger unterwegs ist. Außerdem war mir für den Rückflug ein Non-Stop
Flug von SF wichtig, was natürlich etwas teurer ist, aber sich echt gelohnt hat.
Für den Zeitraum an der CalPoly braucht man auch eine Auslandskrankenversicherung, die bestimmte
Vorgaben erfüllen muss, was aber auf die meisten Versicherungen zutrifft. Ich habe die
Auslandskrankenversicherung beim ADAC abgeschlossen, was absolut problemlos lief. Gottseidank
musste ich sie nie in Anspruch nehmen. Für kleinere Verletzungen kann man einfach in das Health Center
auf dem Campus gehen, was für CalPoly-Studenten kostenlos ist. Man sollte auch nicht vergessen, den
Impfpass mitzunehmen, da CalPoly einen Nachweis für Masern-, Röteln- und Hepatitis B-Impfungen
verlangt. Gegebenenfalls muss man diese vor der Abreise nochmal auffrischen.
Kurswahl und Studium
Für die Kurswahl wendet man während des Bewerbungszeitraums ja schon relativ viel Zeit auf, durch die
Erstellung des Learning Agreement. Man sollte sich dabei aber schon mal Gedanken über mögliche
Alternativen machen, da an der CalPoly nicht alle Kurse in jedem Quarter angeboten werden. Bei mir hat
sich im Vergleich zu meinem anfänglichen Learning Agreement einiges geändert. Die Kurse wählt man
über den Onlineservice PASS (Plan A Student Schedule). Dort kann man die jeweiligen Kurse und die
dazugehörigen Kurszeiten auswählen und auch verschiedene mögliche Stundenpläne abspeichern, bevor
man sich endgültig anmeldet.
Ein sehr wichtiges Hilfsmittel ist auch die Seite polyratings.com Dort bewerten Studenten der CalPoly die
Kurse und die Professoren. Es lohnt sich echt, da einen Blick rein zu werfen, um den besten Professor für
einen Kurs zu finden. Die Teilnehmerzahl ist für die meisten Kurse limitiert, aber als Austauschstudent
hat man damit eigentlich kein Problem, da man sich vor allen anderen Studenten für die Kurse
einschreiben kann. Allerdings muss man beachten, dass für einige Kurse Vorleistungen nötig sind. Da die
für uns Austauschstudenten nicht im System gespeichert sind, muss man beim jeweiligen Department
Zugangscodes anfragen, mit denen sich die Sperre umgehen lässt. Das kann man ganz einfach per Mail
erledigen und erhält meist auch recht schnell eine Antwort. Für manche Kurse fallen auch
Materialgebühren an und man sollte nicht übersehen, diese rechtzeitig zu bezahlen.
Lehrbücher müssen für fast jeden Kurs gekauft werden und sind sehr teuer. Wenn man die Möglichkeit
hat, sollte man sich die Bücher von jemandem ausleihen. Manche Bücher kann man am Ende des
Quarters auch an den Bookstore zurückverkaufen. Informationen dazu sind auf der Internetseite des
CalPoly Bookstores zu finden.
Insgesamt ist der Arbeitsaufwand während des Semester meiner Meinung nach deutlich höher als an
der HM. Man soll den Stoff für die nächste Vorlesung aus dem Lehrbuch vorbereiten (sollte man auch
wirklich machen, sonst kommt man in der Vorlesung nicht mehr mit), Hausaufgaben machen,
Laborberichte erstellen, Essays schreiben. Da die Hausaufgaben benotet werden, sollte man da durchaus
etwas Zeit investieren. So hat man sich zum Ende des Semesters meist schon den Großteil der Note
erarbeitet und den Stoff auch noch frisch im Gedächtnis, wodurch die Finals weniger stressig sind als in
Deutschland. Zum Lernen eignet sich die Kennedy Library übrigens hervorragend. Da findet jeder sein
Plätzchen. Die unteren Stockwerke sind eher lebhaft, in den oberen Stockwerken könnte man eine
Stecknadel fallen hören, dann gibt es noch einen schön begrünten Innenhof und einen 24h-Study-Space
für Nachtaktive. Kleiner Tipp am Rande: Julian’s, der Coffee Shop der Kennedy Library, ist um Welten
besser als der Campus Starbucks und wenn man oft genug kommt, merken sich die Mädels auch deine
Bestellung.
Kurswahl Fall Quarter 2012
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IME 142: Manufacturing Processes: Materials Joining
Vorlesung und Lab; Vorlesung kann man sich sparen; Lab ist quasi ein Schweißkurs; anderes
Schweißverfahren in jeder Lab-Stunde; toller Instructor im Lab; gute Note garantiert; sehr
interessant und hat echt Spaß gemacht;
ME 343: Heat Transfer Anrechnung als „Wärmeübertragung“
Nur Vorlesung; wird von verschiedenen Profs angeboten, ich kann Prof. Mullisen nur wärmstens
empfehlen; zwei Midterms, ein Final; man bekommt die guten Noten nicht hinterhergeworfen,
aber eine 1,0 ist mit etwas Aufwand drin
ME 346: Thermal Science Lab
Nur Lab; Arbeit in Zweierteams; man führt jede Woche selbstständig nach Anleitung einen
Versuch durch und schreibt einen Laborbericht dazu; hartes Final; war interessant, aber würde
ich nicht nochmal belegen
ME 423: Robotics: Fundamentals and Application
Vorlesung und Lab; in der Vorlesung Theorie zum Thema Robotik (Berechnungen etc.); im Lab
verschiedene Versuche bei denen man selbst programmiert; toller Kurs, aber nicht ganz einfach;
sehr netter Prof
KINE 210: Tennis
Kurswahl Winter Quarter 2012/13
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AERO 310: Air and Space Anrechnung als AW-Fach
Nur Vorlesung; alles über die Geschichte der Luft- und Raumfahrt, vom Heißluftballon bis zur ISS;
interessant und supereasy
IME 322: Leadership und Project Management
Nur Vorlesung; alles über Projektmanagement-Techniken und Projektmanagement im
Generellen; Prof. Javadpour erzählt gerne von Ihrer Praxiserfahrung; ganz interessant, wenig
Aufwand
ME 236: Thermal Measurements Anrechnung als „Messtechnik“
Vorlesung und Lab; Messtechnik ist an sich nicht besonders spannend, aber Prof. Thorncroft
macht das Beste daraus; ein ziemlich cooler Typ, dem seine Studenten am Herz liegen unbedingt in die Sprechstunden gehen, um mit ihm zu quatschen; mittlerer Aufwand und
Schwierigkeitsgrad;
PSY 201: General Psychology
Nur Vorlesung; Psychologie-Einführungsvorlesung; super interessant, da bin ich sogar morgens
um 8 Uhr gern hingegangen; Prof. Freberg hält eine tolle, lebendige Vorlesung und erzählt gern
auch mal aus ihrem Privatleben; viel zu lesen, wöchentliche Quizzes und Essays, einfache
Prüfungen
KINE 214: Volleyball
Banking und Handy
Wer ein Konto bei der deutschen Bank hat, kann, soweit ich weiß, über eine Kooperation mit der Bank of
America in den USA kostenlos Geld abheben. Dazu steht in anderen Erfahrungsberichten mehr. Ich habe
einfach ein neues Konto bei der Bank of America eröffnet, zu dem dann eine Debit-Karte (quasi eine ECKarte) gehörte. Wenn man alles online oder am Automaten erledigt, entstehen dabei keinerlei Kosten.
Generell zahlt man in den USA sehr viel per Karte. Wer im Supermarkt mit Kleingeld zahlt, erntet
seltsame Blicke. Das Kleingeld kann man aber an Automaten in Einkaufsgutschriften wechseln. Und
Quarter-Münzen sollte man sammeln, weil Münzwaschmaschinen und –trockner meist nur Quarters
nehmen. Keine gute Idee: Kleingeld sammeln und dann bei der Bank eintauschen wollen. Das nehmen
die nämlich nur gerollt. Mein Handy habe ich einfach mit rüber genommen und mir dann eine AT&T SimKarte mit monatlicher Aufladung gekauft, die automatisch ausläuft, wenn man sie nicht wieder auflädt.
Die amerikanischen Studenten machen eigentlich sehr viel per SMS und telefonieren nur wenig. Deshalb
sind Unlimited Text-Verträge auch recht billig. Mit Internet wird es dann aber schon deutlich teurer. In
SLO braucht man eigentlich kein Internet auf dem Handy, da man auf dem Campus W-LAN Zugang hat
und zuhause für gewöhnlich auch. Man muss nur darauf achten, dass man mindestens Tri-Band oder
Quad-Band hat, da die US-Mobilfunkanbieter auf anderen Frequenzen senden. Aber jedes halbwegs
neue Smartphone hat das definitiv.
Unterkunft
Es gibt zwei generelle Möglichkeiten der Unterkunft: on-campus und off-campus. On-Campus heißt, dass
man in einem Studentenwohnheim auf dem Universitäts-Campus wohnt. Die Zimmervermittlung läuft
dann über die Uni und der Weg zu den Vorlesungen ist natürlich superkurz. Allerdings muss man sich
auch an die etwas strengen Wohnheim-Regeln halten (kein Alkohol auf dem Campus etc.) Außerdem
liegt der Campus relativ weit weg von Downtown SLO. Off-Campus muss man sich selbst um eine
Unterkunft kümmern, entweder von Privatpersonen oder in einer Wohnanlage für Studenten. Die zwei
größten Wohnanlagen sind die Valencia Apartments und das Mustang Village. Beide Anlagen liegen
zwischen Campus und Downtown, so dass man es in beide Richtungen nicht allzu weit hat. Ich habe mich
für die Valencia Apartments entschieden, vor allem weil das Mustang Village von einigen als „dodgy“,
also zwielichtig, beschrieben wurde. Man teilt sich dort jeweils zu dritt ein zweistöckiges Apartment.
Unten sind ein gemeinsamer Wohn-/Essbereich, ein Zimmer und das zugehörige Badezimmer. Im oberen
Stock sind zwei Zimmer und ein gemeinsames Bad. Mit den Mitbewohnern ist es wie immer: entweder
man hat Glück und versteht sich super, oder eben nicht. Ich habe für ein relativ großes Zimmer knapp
$700 pro Monat bezahlt. Wenn man im ersten Quarter gute Noten schreibt, kann man für das zweite
Quarter einen „good student discount“ beantragen. Allerdings muss man dafür rechtzeitig ein offizielles
Transcript of Records anfordern, da die Zustellung manchmal recht lang dauert und man sonst die Frist
von Valencia verpasst. Als Austauschstudent lohnt es sich auch nach einem „kitchen package“ zu fragen.
Ich habe so eine gute Ausstattung an Töpfen, Tellern, Besteck, Gläsern etc. bekommen. Sogar Weingläser
waren dabei. Auch die IPCs sammeln von den abreisenden Internationals Einrichtungsgegenstände,
Bettwäsche, Geschirr etc. um es dann an die nächste Generation weiterzugeben. Am besten einfach mal
den zugeteilten IPC fragen.
Da ich einige Tage vor meinem eigentlichen Einzugstermin in SLO angekommen bin, habe ich noch zwei
Nächte im Hostel Obispo überbrückt. Ein echt nettes kleines Hostel, sehr gemütlich und sauber und
morgens gibt es zum Frühstück leckere Pancakes. Dann konnte ich gegen eine kleine Gebühr auch schon
zwei Tage früher in mein Zimmer in Valencia einziehen.
Fortbewegungsmittel
Da SLO keine besonders große Stadt ist, kann man sehr vieles locker zu Fuß oder mit dem Fahrrad
erledigen. Fahrräder kann man bei Professor Joel Westwood gegen eine Kaution von $100 ausleihen.
Dazu einfach eine Mail schreiben und die Körpergröße angeben, dann sucht er ein passendes Fahrrad
aus und man kann es bei ihm zuhause abholen. Und falls mal irgendwas am Fahrrad kaputt gehen sollte,
hilft er auch gerne bei der Reparatur. Auf dem Campus gibt es außerdem einige Bike Repair Stationen,
wo diverse Werkzeuge zur Verfügung stehen.
Die Busse in SLO sind perfekt, um zum Campus und zurück zu kommen und fahren da auch relativ lange.
Wenn man länger an der Uni ist, kann man auch den kostenlosen Fahrservice der Campus Police in
Anspruch nehmen, der halbstündlich an zwei Treffpunkten auf dem Campus die Leute einsammelt und
nach Hause fährt. Außerdem gibt es noch SLO Safe Ride. Ideal, wenn man von einer Party nach Hause
will oder vom Vorglühen zur Party. Für $5 pro Person wird man abgeholt und zum gewünschten Zielort
gebracht.
Ich habe mir während meiner Zeit dort kein Auto gekauft, einfach weil mir der Aufwand mit kaufen und
dann rechtzeitig wieder verkaufen zu groß erschien für ein halbes Jahr Aufenthalt. Für größere Ausflüge
kann man sich problemlos einen Mietwagen holen. Allerdings hätte ich vermutlich mehr Ausflüge in die
nähere Umgebung unternommen, wenn ich ein eigenes Auto gehabt hätte. Ich würde also schon dazu
raten, sich ein Auto zuzulegen. Und keine Angst vor den amerikanischen Cops – bei den paar Malen, bei
denen ich tatsächlich aufgehalten wurde, waren sie immer sehr höflich.
Freizeitgestaltung und Ausflüge
On Campus
Für Sportbegeisterte ist das neu gebaute Rec Center (Sportcenter) auf dem Campus ein echter Traum. Es
gibt Squash- und Tennisplätze, Beachvolleyballfelder, eine Indoor-Laufbahn, jede Menge Fitnessgeräte,
Kletter-/Boulderwand, Fitnesskurse (Yoga, Zumba, Bodycombat, Zirkeltraining uvm.) und zwei Pools.
Und das alles ist für Studenten kostenlos. Im ProShop kann man sich außerdem Bälle und Schläger für die
verschiedenen Sportarten ausleihen.
Poly Escapes bietet jedes Quarter ein- bis dreitägige Ausflüge an, zum Surfen, Klettern, Wandern,
Canyoning und vieles mehr. Eine gute Gelegenheit, um die kalifornischen Nationalparks kennen zu
lernen. Die Preise sind absolut okay. Die Kursanmeldung erfolgt online und wird schon vor Beginn des
Quarters freigeschaltet. Man muss schnell sein, um noch einen Platz zu ergattern. Bei Poly Escapes kann
man sich auch Surfbretter, Kanus, Wetsuits und alles Mögliche an Campingausrüstung ausleihen für
eigene Trips.
Nightlife
In SLO gibt es viele verschiedene Bars und Clubs, man muss einfach mal durchprobieren, bis man das
richtige gefunden hat. Ungewohnt ist anfangs die Sperrstunde: um zwei Uhr nachts macht alles dicht. Ist
aber eigentlich gar nicht so übel, weil man morgens einfach wieder fit ist für die erste Vorlesung. Merken
sollte man sich definitiv den Dienstag-Abend: da ist nämlich Pint Night und es gibt super Preise für Bier in
allen Bars. Was man auch mal probieren sollte, ist der Line Dance donnerstags im Graduate. Sehr
amerikanisch und echt lustig. Und wem das Tanzen keinen Spaß macht, der kann immer noch für die
genialen $4 Long Islands hingehen.
Eine weitere SLO Spezialität ist der Farmers Market, der jeden Donnerstag stattfindet. Es gibt jede
Menge leckeres Essen und man kann Obst und Gemüse zu guten Preisen und meist in besserer Qualität
als im Supermarkt kaufen.
Rund um SLO
Da gibt es jede Menge zu sehen und zu tun. Hier mal nur eine kurze Liste mit den absoluten Must-Dos:
• Sonnenaufgang auf dem Bishop Peak
• Architecture Graveyard
• Arboretum
• Bob Jones Trail per Fahrrad
• Nächtlicher Ausflug zum „P“
• Montana de Oro
• Wine-Tasting Tour
• Ein Football-Game der Mustangs
• Surfen und am Strand liegen
Längere Trips
Für etwas größere Reisen gibt es natürlich zahllose Möglichkeiten. Die beste Zeit dafür ist vor dem ersten
Quarter oder in der Winter Break. Nach dem Winter-Quarter ist es für HM Studenten schwierig, da unser
Semester dann schon wieder läuft. Das ist ein Teil der Trips, die ich selbst gemacht habe und die ich
unbedingt weiterempfehlen möchte:
• Las Vegas muss man einfach mal gesehen haben
• San Francisco: unbedingt ein Fahrrad mieten und zur Golden Gate Bridge radeln, eine Segeltour
im Hafen machen und Alcatraz besichtigen; Hotelempfehlung: Green Tortoise Hostel
• Highway 1 und Big Sur State Park: jede Menge wunderschöne Strände, auch für einen Tagestrip
gut
• Yosemite National Park und dann eine der großen 8h Touren gehen, der Ausblick am Ende ist es
definitiv wert
• Hawaii: von LA aus zahlt man nur noch 300-400 Dollar für den Flug und es ist einfach nur genial
schön dort. Wir waren auf der Insel Oahu, direkt am Waikiki Beach (Waikiki Beachside Hostel),
haben uns dann Mietwagen genommen und die ganze Insel erkundet. Leider hat bei uns die Zeit
nicht mehr gereicht, um auch Big Island zu besuchen, aber das wäre definitiv noch auf der
Wunschliste gewesen.
• Dreiwöchiger Roadtrip von SLO nach Vancouver und zurück; Highlights waren die Sea Lion Cave,
die Avenue of the Giants, Tiere füttern auf einer Game Farm, Seattle und die Landschaft rund um
Vancouver
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Spring Break: Wenn man im Wintersemester in CalPoly ist, hat man am Ende des Winter
Quarters noch die Gelegenheit, den legendären Spring Break mitzumachen. Und das sollte man
sich wirklich nicht entgehen lassen. Es gibt jede Menge verschiedene Möglichkeiten: Mexico,
einen Booze Cruise von LA aus, etc. Wir haben unseren Spring Break am Lake Havasu verbracht,
einem riesigen See mitten im wüstenähnlichen Arizona. Tagsüber mietet man sich ein Boot und
cruist auf dem See rum oder legt im Copper Canyon an, wo man von Klippen springen oder
einfach nur mit anderen Booten feiern kann. Abends geht die Party dann an Land weiter.
Legen-wait for it-dary.
Integration
Die Integration in die fremde Kultur lief erstaunlich problemlos ab. Bei der Einführungsveranstaltung für
Internationals wird man davor gewarnt, dass fast alle Leute früher oder später eine Phase von
Kulturschock durchleben werden. Aber ich glaube nicht, dass das bei mir der Fall war. Natürlich tappt
man zu Beginn in das ein oder andere Fettnäpfchen und manche Dinge sind einfach ungewohnt, aber die
Menschen in Kalifornien sind alle super aufgeschlossen und freundlich und machen es einem leicht, sich
einzuleben. Durch das International Peer Contact-Programm (IPC) der CalPoly kommt man auch sofort in
Kontakt mit CalPoly-Studenten und mit vielen anderen Internationals. Der IPC holt einen zum Beispiel
auch vom Flughafen ab und hilft anfangs bei organisatorischen Sachen. Außerdem organisieren die IPCs
das ganze Quarter über verschiedene Veranstaltungen und schmeißen auch mal die ein oder andere
Hausparty. Ich weiß gar nicht, wie oft wir nach durchgefeierten Nächten bei unserem IPC auf der Couch
gepennt haben. Der Kontakt mit den anderen Internationals ist meist auch sehr eng. Wir waren eine
große Gruppe aus Deutschen, Schweden, Norwegern, Spaniern etc. und haben viel zusammen
unternommen. Die europäische Mentalität unterscheidet sich dann doch etwas von der amerikanischen
und das schweißt zusammen. Meine Professoren waren durchwegs sehr aufgeschlossen gegenüber
Austauschstudenten und hilfsbereit. In den meisten Labs arbeitet man in Teams, so dass man auch dort
schnell in Kontakt mit amerikanischen Studenten kommt. Sehr schön fand ich auch, dass eigentlich jeder
International, den ich kannte, zu Thanksgiving eine Einladung zu jemandem nach Hause bekommen hat,
um diesen traditionellen Feiertag in einer großen Familienrunde zu verbringen. Das einzige, was mich ein
klein wenig an der CalPoly gestört hat, war der extreme Druck einen perfekten Körper zu haben. Nichts
gegen ein kleines bisschen Sportfanatismus, aber dort gab es für meinen Geschmack zu viele zu dünne
Frauen und zu viele zu aufgepumpte Männer. Als International kann man sich davon aber leicht
abgrenzen, weil man ja nur eine begrenzte Aufenthaltsdauer hat.
Finanzen
Ich habe über den ganzen Zeitraum ca. 14 000 € ausgegeben. Der größte Posten dabei waren sicherlich
die Mietkosten und die Reisekosten. Andere sind auch mit knapp 10 000 € hingekommen, aber da muss
man dann schon sehr auf die täglichen Ausgaben schauen. Ich persönlich hatte keine Lust während
meines Auslandssemesters jeden Cent zweimal umzudrehen und habe es mir gut gehen lassen. Die
Kosten für meinen Hin- und Rückflug konnte ich übrigens durch ein PROMOS-Reisekosten-Stipendium
decken.
Fazit
Mein Auslandssemester war einfach the time of my life. Als mein Flugzeug in München gestartet ist,
habe ich mir noch gedacht “Oh mein Gott, was mache ich hier eigentlich?“, aber ich hätte diese
Erfahrung um nichts in der Welt verpassen wollen. In diesem halben Jahr habe ich so unglaublich viel
erlebt, habe neue Leute kennen gelernt, Freundschaften geschlossen, bin persönlich gewachsen und
reifer geworden. Wenn ihr die Gelegenheit habt, macht es. Egal für welches Land oder für welche Uni ihr
euch entscheidet, es wird genial werden. Also raus aus der Komfortzone und ab in die Welt.