Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …
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Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …
magazin.thema www.frizz-wuerzburg.de Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an … Die Maschen Manufaktur – das etwas andere Familienunternehmen Es klingt wie im Film und ist doch direkt aus dem Leben gegriffen: Durch eine verrückte Geschäftsidee gehen einige ältere Damen der Eintönigkeit des Alters aus dem Weg. Die Häkelomas machen das alte Handwerk wieder modern. Sie häkeln, was das Zeug hält und entwerfen Unikate, die sich nah am Design und Kunstwerk befinden. Diese verkaufen sie dann in ihrem Online-Shop. So machen sie mit Pfiff, Kreativität und jeder Menge Spaß der Langeweile einen Strich durch die Rechnung. 14 Langeweile. Für Theresia Schmidt und ihre Häkel-Omas ein Fremdwort. Ende Februar 2006 gründete die 78-Jährige Würzburgerin gemeinsam mit ihrem Enkel Manfred Schmidt den etwas anderen Online-Shop für Häkelware. Hier findet man witzige Täschchen und Hüllen für alles und jeden: Hand- und Handytaschen, Brillenetuis, Küchenrollenbeutel, Flaschenkostüme, iPod-Täschchen und Wärmflaschenbezüge. Natürlich darf der Häkelklassiker „Klopapierhut“ im Sortiment nicht fehlen. Doch fad sieht auch der nicht aus: Schwarze Maschen mit weißem Totenkopf – das kann sich in jeder Studenten-WG sehen lassen. Die Produkte findet man wenn man sich auf der Homepage der Häkelomas tummelt. Die Initialzündung Die Geschäftsidee hierzu stammt von Oma Schmidts Enkel Manfred Schmidt. „Der Anlass für die Unternehmensgründung war jedoch eher ein trauriger.“ erzählt der kreative Geschäftsmann. „Nachdem mein Vater, [also Oma Schmidts Sohn] verstarb, begann Oma, unkontrolliert zu häkeln.“ Dem Enkel fiel es schwer, der Vereinsamung und Trauer der alten Dame zuzusehen. Die Oma FRIZZ Das Magazin 11.2007 www.frizz-wuerzburg.de schenkte ihm viele ihrer Wollstücke, darunter auch witzige Täschchen für Taschentücher. Diese gaben dem Architekten die Initialzündung für die neue Geschäftsidee nach dem Motto: Handgemachtes von Senioren für alle Generationen. Er wollte die typische Oma-Beschäftigung salonfähig machen, Häkeln einmal von einer anderen Seite beleuchten. „Oma Schmidt‘s Masche“, lautet der liebevolle Name für das kleine Unternehmen für kreative Häkelware. Und: Die Maschen-Manufaktur läuft! Durch Mundpropaganda und gezielte Projekte gewinnen die Häkelomas momentan an bundesweiter Bekanntheit. Kürzlich häkelten die Omas einen Stuttgarter Radiomoderatoren komplett ein. Anschließend lief er dann durch die Stadt und machte auf seine ganz persönliche Art Werbung für das Unternehmen. Mittlerweile sind es schon zwölf Damen aus Würzburg, Regensburg, Köln und Magdeburg, die sich an dem Unternehmen beteiligen. Tendenz steigend. Die Omas – und der Enkel – haben deutlich erkennbar Spaß an der Produktion und sind offen für Anregungen von Außen. Sie häkeln alles auch auf Auftrag, wobei jeweils der erste Produktkäufer automatisch das Namensgebungsrecht erhält. So kommt es, dass der Werder Bremen Klopapierhut, der kürzlich auf Bestellung angefertigt wurde, nun unter dem Namen „Karsten“ käuflich zu erwerben ist. Von online zu offline Die offizielle Homepage der Häkelomas ist momentan die Grundlage des Geschäfts. Dabei soll es aber nicht bleiben. Manfred Schmidt, der mittlerweile in Stuttgart lebt und sich hingebungsvoll um die Organisation des kleinen Unternehmens kümmert, ist gerade auf der Suche nach der passenden Immobilie für einen Laden. „Wir gehen den Weg rückwärts: Von online zu offline“ sagt er. Nachdem er nun schon seine Kreativköpfe akquiriert hat, möchte er dem Konzept einen entsprechenden Rahmen geben. Ihm schwebt die Idee eines Generationenhauses vor. Alt und jung sollen wieder zueinander finden, beide Seiten voneinander profitieren und sich gegenseitig bereichern. Der Laden soll als Seniorenprojekt aufgezogen werden, in dem die alten Leute weitgehend in den Geschäftsablauf eingebunden sind. Die alten Frauen sollen eine anspruchsvolle Aufgabe übernehmen können. Und damit sich auch die alten Herren nicht langweilen, ist schon ein Opa-Projekt in Planung. Dessen Inhalte sind allerdings noch genauso geheim, wie der Name des Ladens. Es bleibt also nur, den Fortgang des Projekts mit Spannung zu beobachten. BARBARA SCHMIDT www.omaschmidtsmasche.de FRIZZ Das Magazin 11.2007 15