Vom sozial gestörten Arbeitshund zum Familienhund - Freiherr
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Vom sozial gestörten Arbeitshund zum Familienhund - Freiherr
Freiherr- vom -Stein Schule, Hessisch Lichtenau Thema: Vom sozial gestörten Arbeitshund zum Familienhund verfasst von Ines Hübner Betreuender Lehrer: Herr Siebert- Gittermann Fürstenhagen, den 13.04.2008 1 Inhaltsverzeichnis Fachbegriffverzeichnis………………………………………………....S.3 Vorwort : ………………………………………………………………...S. 4 1.Vorstellung des Hundes 1.1 Rassenprofil………………………………………………………...S.5-6 1.2 Abstammung des Hundes…….......................................................S.6-7 1.3 Allgemeine Erziehung von Hunden..............................................S.7-8 1. 4 Mimik und Gestik des Hundes (speziell für den Fall: Aggression und Angst)……………………………S.9-10 2.Vorgeschichte des Versuchstiers und ihre Verhaltensauffälligkeiten: 2.1Vorgeschichte und Herkunft(Atlanta)………………………………………………...S.11 2.2 Darstellung des problematischen Verhaltens…………………..S.12-13 2.3 Analyse der Verhaltensauffälligkeiten………………………….S.13-15 2.4 Wie gehe ich mit diesen Verhaltensauffälligkeiten als Hundehalter um? Fehler, die bei dem Umgang mit geschädigten Tieren passieren können.................................S.15-16 2.5 Erziehungsmaßnahmen bei Atlanta…………………………….S.16-18 3.Wie geht der Hund, wie geht die Familie mit den neuen Regeln um? 3.1 Umsetzung der eingeführten Regeln……………………………S.18-20 3.2Vergleich zwischen damaligem Verhalten und heutigem Verhalten. Was hat sich deutlich verändert?........................................................S.20-21 3.3 Darstellung der gewonnen Bindung von Atlanta zur Familie………………………………………………S. 21-22 Nachwort………………………………………………………………..S.23 2 Fachbegriffverzeichnis: Canis Lupus : Wolf Olfaktorisch :Wahrnehmung von Gerüchen Intraspezifisch : innerartlich Alphatier: Tier, welches in einer Rudelgemeinschaft an erster Stelle steht, meist wird ein Wolfsrudel von einem Alphapaar geführt. 3 Vorwort: Ich habe mich speziell für die Untersuchung des Fehlverhaltens von Atlanta entschieden, da es für mich persönlich sehr ansprechend war, mehr Einblicke in die Verhaltenswelt unseres Hundes zu bekommen. Außerdem denke ich, dass mir mit dem Schreiben dieser Arbeit klar werden wird, warum sich unser Hund so verhielt, wie er es in der Vergangenheit getan hat. Und auch warum er heute bestimmte Verhaltensmuster an den Tag legt. Somit kann ich, im späteren Umgang mit dem Hund, besser mit ihm arbeiten und ihn verstehen. Mir war es wichtig herauszubekommen, ob es möglich ist, eine strikte Verbindungslinie zwischen Atlantas Vergangenheit und ihrer Persönlichkeit zu ziehen, um damit ihr Verhalten plausibel zu begründen und somit einen besseren Weg zu finden, es möglichst tiefgreifend zu „kurieren“ und dieses gewonnene Wissen im späteren Alltag positiv zu nutzen. Dies bedeutet, sich mit einer neuen „Fremd-Sprache“ zu beschäftigen, welche sich weniger mit Worten und Lauten befasst, eher mit Mimiken und Körpersprache. Ich muss mich auf die Suche nach einem weitaus genaueren und klareren Einblick in die Psyche unseres Hundes begeben und es ist wichtig, dass ich mich viel konkreter mit ihren Problemen auseinander setzte als zuvor. Woher stammt das auffällige Verhalten? Was ist in ihrer Vergangenheit mit ihr passiert? Welche Möglichkeiten habe ich ihr Verhalten zu ändern bzw. zu verbessern? Außerdem kann man mit der Analyse der vielen Problematiken Fehler aufdecken, die man selber macht, an einigen Verhaltensmustern nicht immer nur der Hund allein schuld ist. Auch die Hundehalter begehen viele Fehler, die sie bei der Erziehung vermeiden müssen. Somit arbeitet man auch an sich selbst und wird ein besserer Halter für das Tier. Also ist nun der Mensch dafür verantwortlich, dass der Hund sich falsch verhält? 4 1.Vorstellung des Hundes 1.1 Rassenprofil des zu untersuchenden Hundes1: Das vorgestellte Tier (Hündin) ist ein deutscher Jagdterrier, welches weiblichen Geschlechts ist und Atlanta heißt. Ihre Größe beträgt ca. 34 cm Schulterhöhe und sie hat ein Gewicht von 10 kg. Die Farbe des Fells ist schwarz mit Abzeichnungen hellen an Augenbrauen, Läufen, im Gesicht, am After und um ihre Schnauze herum. Ihr Kopf ist keilförmig und gestreckt, ihre Augen sind haselnussbraun, oval und ausdrucksstark. Die Ohren sind liegen leicht an und sind V-förmig. Kippohren, Jagdterrier wurden speziell zur Jagd gezüchtet und haben deshalb einen ausgeprägten Jagdinstinkt und Jagdtrieb, gerade bei Katzen und anderen Kleintieren reagieren Jagdterrier äußerst aufgeregt und würden, wenn sie sie zwischen die Zähne bekämen, diese Tiere auf der Stelle töten. Dieser Jagdtrieb kommt bei Atlanta sehr stark zum Vorschein, gerade bei Katzen und Nagetieren, welche sie regelmäßig verfolgt oder sogar erbeutet (meistens Mäuse). Jagdterrier sind sehr mutig, zäh, temperamentvoll, furchtlos, starrköpfig und haben eine ausgesprochen gute Nase, was gerade für Jäger ausgezeichnete Arbeitqualitäten darstellen. Eine Haltung nur als privates Haustier/ Begleithund wird durch diese speziellen Eigenschaften des Tieres sehr erschwert und bei Stadtwohnungen ist von einer Anschaffung dieser Rasse vollkommen abzuraten. Gerade wenn man einen Jagdterrier als Begleithund wählt, muss man sich auf lange Spaziergänge (am besten Leinen los) einrichten, da diese Hunde ohne viel Bewegung schnell unterfordert sind. Zusätzlich muss man bei deutschen Jagdterriern beachten, dass sie viel Kopfarbeit brauchen. Ohne diese werden diese Hunde schnell verhaltensauffällig, da sie sich langweilen und beginnen aus dieser Unterforderung heraus (zum Beispiel) Möbel zu zerstören oder anderes auffälliges Verhalten zu entwickeln. Bei Atlanta zum Beispiel verwenden wir zwei Becher und legen unter einen der Becher ein 1 Bezieht sich auf Informationstext eines anderen Jagdterrier Besitzers, www.deutscher-jagdterrier.purespace.de/Seite4.htm 5 Leckerchen. Dies muss der Hund unter dem Kommando Sitz beobachten und es, sobald man ihr die Erlaubnis erteilt hat, suchen. Wenn der Hund einmal in die Familie integriert ist, entwickelt er ein sehr ausgeprägtes Revier-(verteidigungs-) verhalten. Außerdem muss man bei anderen Hunden vorsichtig sein, da Jagdterrier eher weniger verträglich sind. Trotz seiner kleinen Gestalt ist der Jagdterrier kein „Schmusehund“, denn diese Rasse lässt sich nicht unbedingt in jeder Situation bedenkenlos streicheln. Sobald es dem Hund genug wird, macht er dies auch deutlich. Deshalb sollte man gerade bei Anwesenheit von Kindern sehr vorsichtig sein. Für diese Rasse ist außerdem wichtig, dass sie eine Person braucht die ihm seine Grenzen zeigt („eine starke Hand“ 2), da diese Hunde sehr zur Dominanz neigen. Auf diese eine Person ist der Hund zusätzlich stark fixiert. „Der Rest der Familie wird zwar akzeptiert, aber eher selten vom Hund mit einer freundlichen Geste, wie Schwanz wedeln, begrüßt“3. In unserer Familie ist diese Person mein Vater, den sie am meisten respektiert und dem sie am besten gehorcht (Rang höchster). 1.2 Die Abstammung des Hundes Bei der Untersuchung der auffälligen Verhaltensmerkmale eines Hundes, ist es als allererstes wichtig, sich mit seiner Herkunft auseinander zusetzten, um besser verstehen zu können, wie ein Hund „funktioniert“. Außerdem sollte man, alle wichtigen Grundverhaltesmuster eines Hundes verstehen lernen, um sich stärker mit den eigentlichen Problemen des Hundes (in diesem Fall aggressives Verhalten gegenüber Nichtangehörigen des „Rudels“ und unbekannten Menschen, wie zum Beispiel dem Postboten oder Besuchern der Familie) auseinander setzen zu können. Es ist sehr wichtig, dass man sich als Hundeleiter/Hundeführer nach den Verhaltensweisen der Tiere richtet und überlegt, wie wohl der Hund handeln und denken würde. Man sollte nicht das Verhalten des Tieres mit dem der Menschen vergleichen, da ihre Lebensweisen und ihr Sozialverhalten doch sehr starke Unterschiede zu den unseren aufweisen. 2 3 www.deutscher-jagdterrier.purespace.de/Seite4.htm. www.deutscher-jagdterrier.purespace.de/Seite4.htm. 6 „Da es Hunden niemals möglich sein wird unsere Sprach zu erlernen sollten wir uns doch die Mühe machen und versuchen ihre Sprache zu verstehen und deuten zu können, um so bessere Erziehungserfolge zu erhalten.“ 4 „Weltweit sprechen alle Hunde nur eine einzige Sprache“5.Diese haben sie von ihrem Vorfahren vererbt bekommen. Der Vorfahre des Hundes ist der Wolf (Canis Lupus). Von diesem Vorfahren haben alle Hunde bestimmte Merkmale (Gestik, Mimik und Sozialverhalten) übernommen, die es leichter machen einen Hund zu erziehen und richtig zu führen. Außerdem kommt hinzu, dass der Canis Lupus ein Rudeltier ist. Diese Rudeltiere besitzen eine „hierarchisches System“6 ein Rudelsystem, welches einen Ranghöchsten besitzt, der das Rudel anführt, verteidigt und versorgt. Dieses hierarchische System haben die heutigen Haushunde von ihren Vorfahren vererbt bekommen und sie richten sich auch in Familien nach diesem System. Diese Information über den Hund bildet ein wichtiges Hintergrundwissen für jeden Hundehalter. Da sie sich im Klaren sein müssen, dass der Hund diese Rangordnung auch in der Familie sehen wird und man sich nun um eine funktionierende Rangordnung kümmern muss. „Ein Hund muss allen Mitgliedern seiner Familie gehorchen“7. Da er der letzte der Rangordnung ist und somit allen anderen unterlegen ist. 1.3 Allgemeine Erziehung von Hunden: Wie schon oben angesprochen sollte man sich als aller erstes über die herrschende Rangordnung im Kopf der Hundes klar werden. Diese liegt im Instinkten des Hundes und spielt eine große Rolle in seinem Sozialleben. Wird dem Hund seine Stellung innerhalb der Familie nicht klar gemacht überfordert dies das Tier oft deutlich. Der Hund darf nicht das Gefühl haben, dass er in der Position ist, die Familie zu leiten und anzuführen. 8“Die Tiere brauchen nie für sich selbst zu sorgen. Deshalb dürfen wir ihnen niemals die Verantwortung von Alphatieren eines Rudels überlassen, weil sie dieser nicht gewachsen sind und mit dieser Aufgabe nicht fertig werden.“ Also sollten die Besitzer dafür sorgen, dass ihr Hund stets den letzten Rag in der 4 Literatur : „Mit Hunden sprechen“; S.73 Literatur : „Mit Hunden sprechen“; S.73 6 Literatur: „Mit Hunden sprechen“; S.74 7 Literatur: „Hunde richtig erziehen“, Bruce Fogle; S.17 8 Literatur: „Mit Hunden Sprechen“; S.77 5 7 Rangordnung besitzt und auch nicht versucht sich dominant aus diesem in einen höheren Rang zu drängen. Der Hund sollte sich stets beschützt und geliebt fühlen, die „ Alphatiere oder -menschen“ sollten daher immer freundlich, tolerant und klug handeln“9. Sobald ein menschlicher Führer versucht, sein Tier mit Schreien und Schlagen zu erziehen, wird auch der Hund ihn als schlechten Führer ansehen. „Erziehung sollte daher nichts mit Härte, Gewalt und Strafe zu tun haben sondern mit Konsequenz und Lob ausgeführt werden“10. Nur so kommt man, ohne seinen Hund seelisch von sich zu distanzieren und zu verstören, zum Erfolg. Dazu kommt zusätzlich, dass es für einen Hund wichtig ist einen geregelten Tagesrhythmus zu schaffen, um ihn besser in die Familie zu integrieren und ihm eine Sicherheit zu schaffen die er gerade am Anfang (beim Einzug in sein neues „Rudel“) braucht. All diese wichtigen Vorkenntnisse und Regeln sind notwendige Bestandteile um unseren Hund Atlanta einen guten Einstieg in unsere Familie zu ermöglichen. Gerade weil sie ein verhaltensauffälliger Hund ist, muss man alle meine oben angesprochenen Verhaltensmerkmale und Bedürfnisse sowie Erziehungsmaßnahmen berücksichtigen und einhalten. Für die Erziehung des Hundes gibt es außerdem wichtige äußerliche Anzeichen, die dem Besitzer seine Gefühlslage verdeutlichen und so auch weitere Hilfsmittel bei der Erziehung sind, die so genannte Sprache der Hunde. 1.4 Mimik und Gestik des Hundes speziell auf Aggression und Angst bezogen 11: Die Sprache der Hunde besteht, neben akustischen Ausdrucksverhalten und olfaktorischer Kommunikation, aus bestimmten optischen Merkmalen, welche die Mimik und die Gestik bilden. Auf diese muss man ständig achten, wenn man mit seinem Hund zusammen lebt und arbeitet. Merkmale der Mimik bilden z.B. verlängerter Augenkontakt, welcher zwischen Mensch und Hund auf gleicher Ebene 9 Informationsblätter der Tierheilkundlerin A. Kohlberger (Spezialistin im Verhaltenstraining); Erziehung der Hundes 10 Informationsblätter der Tierheilkundlerin A. Kohlberger (Spezialistin im Verhaltenstraining); Erziehung der Hundes 11 erarbeitet aus einer Zusammenstellung von Informationen von unserer Tierheilpraktikerin (Spezialistin im Verhaltenstraining) A. Kohlberger 8 gehalten wird, wirkt auf den Hund herausfordernd (Gleiches kann man auch bei Artgenossen beobachten). Wendet der Hund sein Gesicht direkt seinem Gegenüber zu, bedeutet dies, dass er Interesse sowie Selbstsicherheit besitzt, soll aber auch als Drohung verstanden werden. Diese Haltung soll dem Gegenüber einfach eine gewisse Überlegenheit symbolisieren. Ein weiteres Merkmal der Mimik, welche man als Drohung versteht, ist die Biegung des Kinns zur Brust des Hundes (Das Gesicht, die Ohren und das gesträubte Rückenfell sind nun deutlich sichtbar). Unsicherheit wird hingegen durch verschüchtertes Drehen des Kopfes symbolisiert und kommt häufig dann vor, wenn man den Hund anschaut oder streicheln möchte. Der Hund fühlt sich in seiner Situation nicht wohl. Eine weitere Steigerung dieser Unsicherheit ist die Unterwerfung und Angst, welche sich durch einen gesenkten Nacken und ein gehobenes Kinn ausdrücken. Abb.1 : aktive Unterwerfung (gesenkter Nacken, gehobenes Kinn) Auch mit der Gestik drücken Hunde sehr deutlich bestimmte Gefühlslagen aus. Wenn sich der Hund sehr selbstsicher fühlt, Interesse zeigt oder droht, zeigen beide Ohren nach vorne. Wenn die Ohren jedoch nach hinten stehen, Deutliches Zeichen für Unsicherheit von Atlanta. Ihre Ohren stehen nach hinten, der Blick ist gesenkt. bedeutet dies oftmals Unsicherheit des Tieres, kann aber auch eine freundliche und friedliche Einstellung ausdrücken. Eine sehr wütende Stimmung lässt sich an einer nach oben gezogenen Oberlippe, welche so die Zähne entblößt, erkennen. Dies lässt sich jedoch noch mal in zwei unterschiedliche Stimmungen einteilen. Ist der Hund wirklich böse, zeigt er lediglich die vorderen Zähne, ist er unsicher und ängstlich, entblößt der Hund die gesamte Zahnreihe. Dazu kommen auch noch andere Körpersignale wie das Gangbild eines Hundes, die Haltung der Rute sowie die Lautäußerung eines Hundes. Im Fall Atlanta sprechen wir von einem sehr unterwürfigen Tier mit potenziellem Aggressionsverhalten, hierbei ist deutlich zu 9 erkennen, dass der Hund „den Blick meidet, seinen Schwanz einklemmt und in sich zusammen sinkt wenn sich jemand ihm nähert“12. Abb.2 Körperhaltung symbolisiert Angst, gut zu erkennen an der stark eingeklemmten Rute und der zusammen gefallene Körperhaltung, die Ohren stehen leicht nach hinten. Abb.3 Körperhaltung symbolisiert den Angriff, die Rute steht aufrecht vom Körper weg, die Ohren sind aufgerichtet Rutenhaltungen: Abb.4 1.Vertrauen 2.Drohung mit Selbstvertrauen 3.Selbstsichere Haltung (Alphawölfe) 4.Normale Haltung 5.Drohend, aber unsicher 6.Normale Haltung, z.B. bei der Nahrungsaufnahme 7.Entmutigung 8.Drohung, Verteidigungsbereitschaft 9.Aktive Unterwerfung, Schweifwedelnd 10.Totale Unterwerfung (Omegawölfe) ►(blau gekennzeichnet sind die Rutenstellungen, welche Atlanta bei ihren Verhaltensauffälligkeiten auch schon zeigt) 2. Vorgeschichte des Versuchstiers und ihre Verhaltensauffälligkeiten 2.1 Vorgeschichte und Herkunft von Atlanta: Atlanta bekamen wir im Jahr 2005. Bei der Anschaffung entschieden wir uns gegen einen Züchter und holten sie aus dem Tierheim (Wau-Mau-Insel Kassel). Wenn man sich für diesen Weg entscheidet, einen Hund aus einem Tierheim in eine Familie zu bringen, muss man sich im Klaren sein, dass Probleme auf einen als Hundehalter zukommen, da diese Tiere meist eine schreckliche Vergangenheit hatten, welche sie prägt und in ihrem Verhalten verändert. 12 Literatur: „Hunde richtig erziehen“, Bruce Fogle; S. 17 (Unterwürfigkeit) 10 So war es auch bei Atlanta. Ursprünglich ist Atlanta aus Ungarn nach Deutschland gekommen, wie man uns berichtete. Dort wurde sie aufgefunden, nachdem sie während einer Jagd die Gruppe verließ und wahrscheinlich mehrere Tage im Wald umherirrte. Bei ihren früheren Besitzern wurde sie mit großer Wahrscheinlichkeit, nicht wie heutzutage familiär gehalten, sondern als reines Arbeitstier gebraucht. Ihr damaliger äußerlicher Zustand wies außerdem auf Misshandlungen hin (Über ihr gesamtes Hinterbein erstreckt sich eine sehr große Narbe, welche schlecht versorgt wurde, außerdem ist ihre Rute kupiert, also verkürzt worden). Von Ungarn gelangte Atlanta nach 3 Monaten nach Kassel in die Wau- Mau- Insel und blieb dort weitere 2 Monate. Schließlich nahmen wir Atlanta im Sommer 2005 in unsere Familie auf. Anfangs war Atlanta zwar etwas scheu aber sonst nicht weiter auffällig in ihrem Verhalten gegenüber uns als Familienmitgliedern und auch nicht gegenüber Fremden. Später dann entwickelte sie ein auffällig aggressives und ängstliches Verhalten nicht nur unbekannten Menschen gegenüber, sondern auch bei Familienmitgliedern (sehr stark gegenüber meiner kleinen Schwester). 11 2.2 Darstellung des problematischen Verhaltens: Zu den Auffälligkeiten, welche Atlanta im Alltag zeigt, gehörten: nervöses Abb.5: Hund weist gleiches Verhalten, bei einem Fremden, auf wie Atlanta. Eingezogene Rute, gebückte Haltung und zeigen der Zähne. Verhalten, Einklemmen der Rute, Knurren bei Berührungen oder zu dichtem Herantreten an ihren Schlafplatz und auch an sie selbst, wenn sie sich außerhalb ihres Korbes/Schlafplatzes befindet, bis zum Zeigen ihrer Zähne und aggressivem „Anfallen“ (ohne Beißen) beim Vorbeigehen. Oftmals ist dieses Knurren anfangs mit Schwanzeinklemmen und Kopf zur Seite drehen und Ohren nach hinten ziehen verbunden, außerdem zittert Atlanta oft am ganzen Körper. Sobald ihre Reaktionen sich vom ängstlichen Knurren (verbunden mit Schwanz einklemmen) zu aggressiven Reaktionen steigern, nimmt Atlanta eine ganz bestimmte gebückte und niedrige Körperhaltung einem an Abb.6:Atlanta in einer unsicheren Situation, sie fühlt sich bedroht da jemand fremdes sich ihrem Korb nähert. sich Löwen, vollkommen (vergleichbar mit heranschleichenden gleichzeitig aber unsicher und eingeschüchtert). Auch wenn Menschen am Fenster vorbei gehen, an dem sich ihr Schlafplatz befindet, oder das Grundstück betreten, zeigt Atlanta sehr starke Aggressionen. Gegenüber ihrer Familie äußert Atlanta in ganz bestimmten Situationen ihr unangebrachtes Verhalten. Sobald sie sich zum Schlafen hingelegt hat, sollte man es vermeiden sie zu streicheln, da sie sonst leicht gereizt reagieren wird. Man erkennt den Moment, in welchen man sie in Ruhe lassen sollte, an ihrem eingerollten Körper. Wenn sie diese Körperhaltung eingenommen hat, beginnt ihre Schlafphase, ihre Ruhephase. Außerdem knurrt Atlanta, wenn sie zum Beispiel neben gewissen Familienmitgliedern auf der Couch sitzt und ein weiteres Familienmitglied sich daneben setzt und sie streicheln will. Alle oben genannten Verhaltensauffälligkeiten zeigte Atlanta erst nach ca. 2 Wochen. 12 In dieser Abbildung erkennt man einmal bei den drei Köpfen der der zweiten Reihe(2.) und auch bei den Köpfen der der dritten Reihe (3.), eine aggressive Mimik, welche man auch schon bei Atlanta erkennen konnte. Abb.6 Viele Gesichtsformen drücken eine Mischung aus Angst (zunehmend von links unten nach links oben) und Angriff (zunehmend von links unten nach rechts unten) aus. 1. 2. 3. 2.3 Analyse der Verhaltensauffälligkeiten: Nun muss man eine gewisse Differenzierung zwischen artspezifischem und angeeignetem Verhalten machen, da ihre Vergangenheit nicht unbedingt für alle Verhaltensauffälligkeiten der Grund ist. Zum einen haben Jagdterrier einen sehr klaren und starken Charakter, wie ich schon im Rassenprofil angesprochen habe. Dazu gehört einmal das ausgeprägte Revierverteidigungsverhalten, welches Atlanta klar zeigt, wenn fremde Personen das Grundstück betreten oder außerhalb der Wohnung an ihrem Schlafplatz vorbeilaufen. Hierbei handelt es sich um intraspezifisches13 Verhalten, der Hund verteidigt sein Revier und sendet hierbei Signale aus, welche einschüchternd wirken sollen. „Drohen statt kämpfen“14. Zum anderen zeigt sie eine eher distanzierte Haltung gegenüber fremden Menschen, wobei man hier jedoch Überschneidungen ziehen muss, zwischen der generellen Distanzierung von der Rasse Jagdterrier zu Fremden und dem ausgeprägten aggressiven, nebenbei aber auch unterwürfigen Verhalten, welches Atlanta entwickelt hat. Das sich später zeigende ängstliche und manchmal auch aggressive Knurren sind Aggressionen, die der Hund durch ein fehlerhaftes Verhalten seines Vorbesitzers 13 www.biologie-online.eu/verhaltensbiologie/verhalten-tier-mensch.php#Instinkt Aggressionsverhalten bei Tieren 14 www.biologie-online.eu/verhaltensbiologie/verhalten-tier-mensch.php#Instinkt; Aggressionsverhalten (allgemein) 13 angeeignet hat. „Aggressionen sind keine angeborenen Verhaltensweisen. Sie werden durch Erziehung erworben“15. Ihr untypisches Verhalten und ihr aggressives Auftreten kommen aus einer falschen und nicht artgerechten Erziehung. Hierbei wurde Atlanta mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von ihrem früheren Halter sehr isoliert gehalten und konnte so kaum soziale Erfahrungen sammeln. Ihr ganzes Sozialverhalten ist somit sehr gestört. Ihre einzige Bezugsperson war der Jäger, wobei man sich nicht sicher sein kann, ob Atlanta überhaupt eine Bezugsperson während ihrer Zeit als Jagdhund hatte. Deswegen entwickelte sich bei ihr eine ängstliche Haltung gegenüber jedem Menschen, welcher ihr unbekannt ist. Es ist schwierig für Atlanta eine soziale Bindung aufzubauen und Vertrauen in ihre sie ständig begeleitenden Menschen zu gewinnen. Dies merkte man in der Anfangszeit, als sie in unsere Familie kam, sehr. Sie verhielt sich, geäußert durch bestimmte Gestiken, ängstlich bei Berührungen und präsentierte sich oft in einer so genannten passiven Demutshaltung. Sobald man sie jedoch in dieser Position berührte begann sie wieder zu knurren. Diese Demutshaltung ist ein weiteres Signal, neben ihrer äußeren Erscheinung, darauf, dass Atlanta unter körperlicher Gewalt (Misshandlung) gelitten haben muss. Die Haltung sollte ihrem Vorbesitzer symbolisieren, dass sich Atlanta unterworfen hatte. Dieser erkannte ihre Haltung jedoch nicht oder wollte sie nicht erkennen und schlug weiter auf sie ein. Dies erklärt warum Atlanta ärgerlich/aggressiv reagiert, wenn sie eine Person in dieser Haltung berührt. Die Misshandlungen bzw. die Anwendung von Gewalt hatte sehr tief greifenden Einfluss auf Atlantas Verhalten und ihren sozialen Umgang mit Menschen. Man merkt ihr selbst nach der Eingewöhnung in unsere Familie und nach den Erziehungsmaßnahmen noch ein leichtes Unwohlsein an, wenn man sie streichelt. Ihr ganzer Körper verkrampft oft und auch ihre Kopfhaltung symbolisiert in manchen Momenten, dass Atlanta sich nicht sehr wohl fühlt. 15 www.biologie-online.eu/verhaltensbiologie/verhalten-tier-mensch.php#Instinkt; Aggressionsverhalten bei Tieren 14 Diese ganzen Auffälligkeiten waren in den ersten zwei Wochen, in denen Atlanta zu uns kam, nicht festzustellen, da es bei verhaltensauffälligen Hunden üblich ist, sich erstmals unauffällig und gehorsam zu zeigen, um festzustellen, ob man (der Hund) eine feste Position in der Familie besitzt und um auf jeden Fall in das „Rudel“ integriert zu werden. Als Atlanta bewusst war, dass sie ein festes Mitglied unserer Familie ist, begann sie ihr eigentliches Verhalten zu zeigen. Abb.7 Bild zeigt die Körperhaltung einer „passive Demutshaltung“ 2.4 Wie gehe ich als Hundehalter mit diesen Verhaltensauffälligkeiten um? Fehler, die bei dem Umgang mit geschädigten Tieren passieren können: Nun muss man sich als Hundehalter überlegen, wie man mit diesen Verhaltensauffälligkeiten umgeht. Zum einen ist es wichtig, den Hund nicht zu sehr zu verwöhnen. So kann es dazu kommen, dass der Hund schnell den Eindruck gewinnt, er sei die Spitze der Rangordnung. Bei diesem Verhalten dem Hund gegenüber, tritt nicht die gewünschte Verbesserung des Verhaltens ein, sondern es ist in fast allen solchen Fällen, eine Verschlechterung zu erkennen. (Der Hund nimmt neben seinem ängstlichen Verhalten zusätzlich eine sehr dominante Haltung der Familie gegenüber ein). „Er bleibt der überhütete Mittelpunkt, der alle Ängste behält“16. Was auch ein falscher Weg ist, den Hund von seinen Ängsten und seinen Aggressionen zu befreien, ist zu autoritär zu handeln. Es ist nicht gut den Hund zu streng und vollkommen ohne Liebe zu erziehen und zu handhaben. Dies hat genau den gleichen Effekt, wie das zu starke „Bemuttern“ und Verwöhnen des Hundes. Die Verhaltensauffälligkeiten bleiben und verschlimmern sich im schlimmsten Fall sogar. Man muss also eine ausgewogene Handhabung zwischen einem einfühlsamen Verhalten gegenüber dem Hund finden, um ihm seine Angst zu nehmen. Außerdem 16 www.jagdhund-ad.de/32_angst_allg.htm; Eine Schräglage der hundlichen Persönlichkeit erfordert mitunter ebenso „schräg gelegte“ Korrekturmethoden 15 muss man sich trotzdem durchsetzen und den Hund in der Rangordnung unterordnen. „Zudem muss der Besitzer seine Körpersprache und emotionale Stressreaktion erst vermeiden lernen, denn das merkt der Hund sofort und ist in seiner Angst bestärkt“17. Wichtig ist außerdem, dass man Angst oder Aggressionsverhalten, nie alleine versuchen sollte zu beheben. Der Rat und die Unterstützung einer fachkundlichen Person sind hier ein Muss, da sonst nur Fehler passieren werden und einer Verschlechterung, statt einer Verbesserung der Angst und Aggression sind die Folge. 2.5 Erziehungsmaßnahmen von Atlanta: Erziehungsmaßnahme Beschreibung Der Hund muss seinen Platz bzw. Korb aufsuchen und darf diesen nicht verlassen Atlanta ist es nicht gestattet ihren Platz/Korb zu verlassen, wenn die Familie gerade beim Essen ist oder Besuch das Haus betritt. Alle fremden und Besucher des Hauses müssen Atlanta ignorieren. Das heißt sie dürfen sich nicht von oben herab zu ihr herunter beugen, um sie zu streicheln. Auch wenn sich Atlanta den Besuchern nähert, müssen diese sie vollkommen ignorieren. Sobald Atlanta bösartig und aggressiv reagiert, ob bei Besuchern oder Familienmitgliedern, wird eine, mit klappernden Gegenständen gefüllte, Dose vor Atlanta geworfen. „Rudeloberhaupt“ bestimmt feste Fresszeiten. Außerdem nimmt der Hund nicht mehr aktiv am Essen der Familie teil. Ignoranzmethode Schreckmethode Feste Fresszeiten 18 Bei Atlanta haben wir in der Erziehung anfangs genau den von mir oben angesprochenen Fehler gemacht und sie zu sehr verwöhnt und bemitleidet. Ihr wurde es gestattet ohne Aufforderung auf dem Sofa sowie auf dem Sessel zu sitzen und auch sonst hatte sie alle Freiheiten, wie Fressen wann immer sie wollte und auch wenn wir gerade am Essen waren, durfte Atlanta unter dem Tisch liegen bleiben und sobald sie bettelte, bekam sie etwas vom Tisch zu essen. Aus diesem lockeren Umgang entwickelte sich von Atlanta nun bald ein dominantes Verhalten gegenüber 17 „ Verhaltensbiologie für Hundehalter“, Dr. Udo Gansloßer; S.69 (Therapiemöglichkeiten) Blau sind Erziehungsmaßnahmen zur Sicherung der Rangordnung. Mit der Farbe Orange sind die Erziehungsmaßnahmen gekennzeichnet, die ihr Aggressionsverhalten therapieren sollen. 18 16 meiner jüngeren Schwester. Atlanta versuchte sich in der Rangordnung einen Platz höher zu schieben und reagierte immer wieder ungehorsam und leicht aggressiv auf meine Schwester. Außerdem veränderte sich nicht im Geringsten etwas an ihrer ängstlichen und aggressiven Haltung gegenüber fremden Menschen und es wurde schwer Atlanta zurückzuhalten, sobald jemand an der Tür war oder das Haus betrat. Als Atlantas dominante Haltung gegenüber Familienmitgliedern und Fremden überhand nahm, entschlossen wir uns, eine Tierheilpraktikerin (Frau A. Kohlberger) zu Rate zu ziehen. Diese gab Hilfestellung und vermittelte, was wir in der Erziehung mit Atlanta falsch gemacht hatten. Es wurden feste Regeln eingeführt an die sich Atlanta halten musste. Bei Besuch von Fremden ist es Atlanta nur kurz gestattet ihren Korb zu verlassen, um von Anfang an zu vermeiden, dass Atlanta aggressiv wird. Dies bedeutete, dass auch die Besucher unseres Hauses sich an der Erziehung von Atlanta beteiligen müssen. Hierbei ist es wichtig, dass alle Besucher Atlanta möglichst ignorieren, sobald sie an der Haustür auf sie zugeht. (Also von euphorischen Streichel- und Freudeschüben ist abzusehen). Sie sollte die Möglichkeit haben den „Eindringling in ihr Revier zu beschnuppern und sich dann aber ruhig in ihren Korb begeben. Außerdem nutzen wir neben der eben angesprochenen „Ignoranzmethode“ auch die „Schreckmethode“. Hierbei wurde Atlanta eine Dose vor die Füße geworfen, wenn sie sich mal wieder sehr in ihr aggressives Verhalten hineinsteigerte. Diese Dose war gefüllt mit klappernden Gegenständen, welche gerade auf Atlanta (durch ihre schlechte Vergangenheit und ihre damit verbundene Unsicherheit) eine sehr einschüchternde Wirkung hatte. Der Hund war damit in der Situation von seiner angriffsbereiten Haltung abgelenkt und verschwand eingeschüchtert in seinen Korb. Nebenbei war ihr klar, dass ihr Verhalten in dieser Situation nicht richtig war. Zusätzlich wurden feste Zeiten für sie eingeführt, wann sie ihren Napf zum Fressen zur Verfügung hat und wann nicht. Atlanta muss, wenn unsere Familie gerade beim Essen ist, ebenfalls ihren Korb aufsuchen. Diese Maßnahmen zeigen dem Hund, wo er in der Rangordnung steht, es soll ihm symbolisieren: „Wenn das Rudel am Fressen ist, habe ich nichts dazwischen 17 zu suchen.“ Außerdem legt das „Rudeloberhaupt“ fest wann es Futter gibt und wann nicht. 3. Wie geht der Hund, wie geht die Familie mit den neuen Regeln um? 3.1 Umsetzung der eingeführten Regeln: An erster Stelle stand, die nicht mehr klar strukturierte Rangordnung innerhalb der Familie wieder herzustellen. Dazu war es notwendig Atlanta ihre Grenzen zu zeigen und ihr nicht mehr alle Offenheiten zu lassen. Dies bedeutete für alle Familienmitglieder, Atlanta in ihre Schranken zu weisen, wenn sie sich zum Beispiel auf dem Sofa nur von bestimmten Menschen streicheln ließ und jeden Anderen anknurrte. Sobald so eine Situation eintritt, ist es wichtig, Atlanta sofort in ihren Korb zu schicken und auf keinen Fall mehr auf sie zu zugehen. Der Rangniedrigere ist dafür zuständig, sich bei dem Ranghöheren zu „entschuldigen“, seinen Fehler einzugestehen. Außerdem soll sie bei jeder Mahlzeit ihren Platz im Korb einnehmen und diesen ohne Ausnahme nicht mehr verlassen solange, das Essen nicht beendet ist. Dies war Anfangs schwierig, da sie sich meistens kurz vor dem Ende des Essens unter den Tisch schlich und sich dort vor die Füße meines Vaters legte, welcher sie dann dort liegen bleiben ließ, manchmal sogar streichelte. Trotz dieser anfänglichen lockeren Handhabung, mit den für den Hund wichtigen Regeln, ließ sich Atlanta im Laufe der Zeit darauf ein und bleibt mittlerweile auch auf ihrem Schlafplatz (mit einigen Ausnahmen) bis alle mit dem Essen fertig sind. Nachdem Atlanta ein sicherer Platz in unserer Familiengemeinschaft gesichert war, war es wichtig, Atlantas Aggressionen in den Griff zu bekommen. Gerade dieses Problem machte unserer Familie schwer zu schaffen und es gab auch Überlegungen den Hund wieder abzuschaffen, wenn sie diese negative Eigenschaft nicht schnellstmöglich ablegte. Als Aggressionstherapie führte Frau Kohlberger die „Schreckmethode“ ein. Sie war zu dem damaligen Zeitpunkt die einzige, schnellstmögliche und beste Art, um Atlantas Aggressionen zu „kurieren“, da diese Methode einen sehr tiefen Eindruck auf 18 Atlanta hinterließ. Wichtig war es jedoch sie nicht in jeder Situation zu „missbrauchen“, sondern sie ausgewählt, lediglich dann einzusetzen sobald Atlanta bei Fremden oder Familienmitgliedern aggressiv knurrte, oder schlimmer noch, eine fremde Person angreifen wollte. Diese Methode kam nur sehr selten zum Einsatz hatte jedoch immer den gewünschten Erfolg. Meistens war die Dose am falschen Ort aufbewahrt, sodass man sie erst später gebrauchen konnte. Dies war aber nicht Sinn der Sache, da die Dose immer wenige Sekunden nach dem Vorfall zum Einsatz kommen musste. Wird sie erst wenige Minuten später gebraucht, kann der Hund das Werfen der Dose nicht mit seinem Fehlverhalten verbinden und die Dose erfüllt nicht den gewünschten Effekt. Atlanta war, beim Einsatz dieser Dose, eingeschüchtert, verstand aber schnell, dass ihr Verhalten unangebracht war. Das führte dazu, dass sie relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte und ihre anfängliche Angriffslustigkeit verflog bis heute vollständig. Das Knurren in manchen Situationen blieb jedoch. Um dies in Schach zu halten, kam weiterhin die „Ignoranzmethode“ zum Einsatz. Die Dose hatte ihren Zweck erfüllt und wird von uns heutzutage nicht mehr gebraucht. Bis jetzt war es und ist es auch weiterhin wichtig, mit Atlanta immer weiter an ihrer unruhigen Art und ihrem Knurren zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Atlanta diese Eigenschaft aufgibt, ist eher gering, es ist aber möglich sie unter Kontrolle zu halten. Innerhalb der Familie ist ein friedliches Zusammenleben mit Atlanta Alltag geworden und das Knurren gegenüber Familienmitgliedern hat sich bis auf einige kleine Ausnahmen sehr verbessert und ist zurückgegangen. 3.2 Vergleich zwischen damaligem Verhalten und heutigem, was hat sich verändert ?: Anfangs hatten wir sehr große Schwierigkeiten mit Atlanta umzugehen und sie richtig zu verstehen. Mit Einführung der festen Regeln und einem geregeltem Tagesablauf, hat sich Atlanta weiter entwickelt und verändert. Sie geht viel offener mit allen Situationen um und gerät weitaus weniger häufig in Stresssituationen. Früher machte ihr jegliche Veränderung, sei es spontaner Besuch oder der Aufbruch zum geplanten Sommerurlaub, stark zu schaffen und sie wurde unruhig, verkrampft und fing schnell wieder an ihre ängstliche und knurrige Art zu 19 zeigen. Außerdem verhielt sie sich jedem Fremden gegenüber sehr abweisend und bösartig. Heutzutage ist es für sie nicht mehr so belastend, wenn sich die ganze Familie zur Familienfeier trifft oder jemand Fremdes sich länger als wenige Minuten im Wohnzimmer, in der Nähe ihres Ruheplatzes aufhält. Bei Atlantas Ankunft in unsere Familie war sie durch ihre ständigen früheren Ortswechsel (von ihrem früheren Besitzer ins Tierheim, dann nach Deutschland, u.s.w.) in ihrer Vergangenheit doch sehr verunsichert und fühlte sich für lange Zeit nicht wirklich bei uns angekommen. Ihre ganze Körperhaltung signalisierte jederzeit ein Unwohlsein des Hundes, jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war angespannt und sie selbst war sehr unberechenbar. Keiner konnte ihre nächste Reaktion voraussehen. Auf der einen Seite verhielt sie sich unterwürfig, auf der anderen Seite wurde sie aggressiv, wenn man sie in so einer Situation berührte. Mittlerweile hat sich Atlanta sehr eingelebt und auch wir haben uns auf sie eingestimmt. Man kann ihr nun genau ansehen, wann ihr etwas nicht passt und auch die passive Unterwerfungshaltung hat sie weitgehend aufgegeben. Begibt sie sich wieder in diese Haltung wird sie einfach ignoriert. Auch wenn Besucher in unseren Alltag kommen, reagiert Atlanta weitaus ruhiger als am Anfang. Sie ist zwar oft vorsichtig, lässt sich aber in manchen Ausnahmesituationen sogar von diesen Unbekannten streicheln, was in der Vergangenheit noch undenkbar schien. Man kann im Allgemeinen sagen, dass Atlanta eine fast vollständige Charakteränderung, in den drei Jahren in denen sie bei uns ist, gemacht hat. Vom ängstlichen, unsicheren und teilweise sehr aggressiven Hund zum selbstsicheren, weitgehend verträglichen und (familienintern) sehr verschmusten Begleithund. 3.3 Darstellung der gewonnen Bindung von Atlanta zu unserer Familie: Während der ganzen Erziehungszeit, die wir bis heute mit Atlanta verbracht haben, konnte man eine immer fester werdende Beziehung zwischen Atlanta und der Familie beobachten, welche sich nach und nach entwickelte. Diese Bindung zeigt Atlanta in ganz bestimmten Situationen, die man erst versteht, wenn man sich mit der Psyche des Tieres (des Hundes) beschäftigt hat. Diese Situationen sind zum Beispiel Momente, in denen Atlanta sofort auf einen Pfiff reagiert und selbst wenn Wildgeruch in ihre Nase steigt, sie sofort auf diesen Pfiff hört. Dies kostet den Hund 20 starke Überwindung, seinem natürlichen Jagdtrieb nicht nachzugeben, sondern seinem Familienmitglied zu folgen. Außerdem lässt sie bei Ermahnung sofort von ihrer Beute ab, wenn sie z.B. eine Maus gefangen hat. Auch dies zeigt, dass ihr ihr Herrchen wichtiger ist, als ihre Jagdtrophäe. Auch das widerspricht eigentlich ihrem Jagdinstinkt und zeigt besonders starkes Verhältnis zu uns als ihre „Besitzer“. Außerdem entfernt sich Atlanta, während des Spazierganges, nur innerhalb der Sichtweite von mir und den Rest der Familie. Sie bleibt immer in Kontakt mit uns, ob es visuell oder physisch ist. Genau diese Bindung war sehr wichtig für Atlanta, weil sie in ihr Sicherheit fand und sich bei uns geborgen fühlt. Dies machte es im Laufe der Zeit deutlich einfacher mit Atlantas Problemen gegenüber Fremden zu arbeiten. „Bindungen sind etwas Exklusives. Eine Bindung ist ein Bestreben nach Aufrechterhaltung der Nähe zu einem spezifischen Partner, der nicht von einem anderen der gleichen sozialen Kategorie ohne weiteres ersetzt werden kann. Diese Bindungen haben die Fähigkeit zur Reduktion von Stress und anderen Belastungserscheinungen“19. Exakt diese Funktion bildet die Bindung von Atlanta zu unserer Familie. Sie fühlt sich bei uns geborgen, sicher und lässt sich bei Stress und Belastungssituationen meist von einem Familienmitglied ablenken oder sucht bei uns Schutz. Eine gewisse Intensität dieser Bindung hat sich wahrscheinlich daraus entwickelt, da Atlanta in ihrer Vergangenheit nicht die Möglichkeit hatte eine Bindung zu irgendeiner Person aufzubauen, sie war lediglich als „Gebrauchsgegenstand“ im Einsatz und gehörte nicht wie heute vollwertig zu einer intakten Gemeinschaft. Jetzt hat sie diese Gemeinschaft und zeigt, dass sie diese nicht mehr missen möchte. Genau dieses Rudel verteidigt Atlanta oft. Man merkt, dass sie sehr schnippisch und „knurrig“ wird, wenn jemand aus unserer Familie einen anderen Hund streichelt oder dieser sich zu einem Familienmitglied legt. Sie wird dann oft eifersüchtig und versucht diesen „Eindringling“ mit Knurren zu vertreiben. Diese bestimmte Bindung und ihre innige Liebe drückt Atlanta so aus, wie es ein Hund am besten kann. Mit Unterdrückung des Jagdtriebs, Hören auf Rufen trotz interessanter Fährte, also sehr intensivem Gehorsam und ihrem starkem Instinkt Familienmitglieder „bis aufs Blut“ zu schützen. 19 „Verhaltensbiologie für Hundehalter“, Dr. Udo Gansloßer; S.116 21 Atlanta, wie sie Menschen von ihrem Platz aus, außerhalb unseres Hauses beobachtet und anknurrt. 22 Nachwort Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir diese Arbeit neue Einblicke in das Verhalten unseres Hundes geschaffen hat. Es war spannend einzelne Dinge heraus zu finden und zu erleben und eine zwar lang andauernd aber trotzdem eintretende Verbesserung der Situation zwischen Atlanta und der Familie zu erkennen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es weiterhin wichtig ist, mit ihr und an ihr zu arbeiten und sich ständig mit Atlanta auseinanderzusetzen. Viel konnte man in der kurzen Zeit leider nicht erreichen, welche ich für die Jahresarbeit hatte. Außerdem war es sehr schwer als Laie, was die Hundeerziehung betrifft, Methoden zu finden, welche es mir ermöglichen, Atlanta von ihren Verhaltensproblemen zu befreien. Ohne die eingeführten Regeln der Tierheilkundlerin A. Kohlberger ( ,die schon lange vor dem Schreiben der Jahresarbeit in die Erziehung von Atlanta eingeführt wurden), wäre es mir und dem Rest der Familie unter keinen Umständen gelungen, eine Verbesserung von Atlantas Verhalten zu erreichen. Meiner Meinung nach geht es vielen Hundehaltern so, dass sie die Probleme ihres Hundes falsch interpretieren und so mehr Schaden anrichten, als vorher schon vorhanden war. Gerade das Thema Aggressionen ist schwierig ohne Hilfe von Fachkräften zu analysieren, da es viele verschiedene Arten von Aggressionen geben kann. Bücher können einem zwar Anreize geben, trotzdem können sie einem nicht raten, was man tun soll, wenn die vorgeschlagenen Erziehungsmaßnahmen nicht fruchten. Abschließend kann ich doch sagen, dass Menschen der Grund für Fehlverhalten darstellen, weil sich manche Menschen nicht im Klaren sind, dass man einen Hund nicht wie ein Kind oder einen Partner behandeln kann. 23 Literaturverzeichnis und Bildverzeichnis: Literatur: Fennell, Jan: „Hunde besser Verstehen“. Berlin 2005, 1. Auflage 2007, Ullstein Verlag Fennell, Jan : „Mit Hunden Sprechen“. Berlin 2004, 11. Auflage 2007, Ullstein Verlag Fogle, Bruce : „Hunde Richtig Erziehen“. Schritt für Schritt zum idealen Familienhund. München 2002, 4. Auflage 2003, BLV Verlag Gansloßer Dr. Udo : „Verhaltensbiologie für Hundehalter“. Verhaltensweisen aus dem Tierreich verstehen und auf den Hund beziehen. Stuttgart 2007, Kosmos Verlag Bilder: Abb.1,2,3,4,6 : http://www.irish-red-setter-zucht.de/Gestik_Mimik.pdf Abb.5 : Fogle, Bruce :„Hunde richtig erziehen“ S.142 24 Verzeichnis Andere Quellen: Internetquellen: http://www.deutscher-jagdterrier.purespace.de/Seite4.htm http://www.jagdhund-ad.de/32_angst_allg.htm http://www.biologie-online.eu/verhaltensbiologie/verhalten-tiermensch.php# Instinkt http://www.hundekosmos.de/biologie/verhalten/dieangst/index.html Sonstige Quellen: Informationsblätter, Anett Kohlberger , Homöopathie- Verhaltenstraining- und Beratung 25 Tierheilpraktikerin– Klassische