XI. Im Anfang war das Wort Jesus wird ans Kreuz genagelt In der

Transcrição

XI. Im Anfang war das Wort Jesus wird ans Kreuz genagelt In der
XI. Im Anfang war das Wort
Jesus wird ans Kreuz genagelt
In der Kreuzigung wird die Vereinbarkeit des 1. und 2. Testamentes, besser gesagt:
„Wie Jesus die Schriften und Erkenntnisse seiner israelischen Volkstämme in
seinem Leben und Sterben umsetzt, dokumentiert.“
Zu seinen Füßen, die Feuer der römischen Vernichtung, der Irrungen seiner Brüder
und Schwestern, die die Brandopfer lieben, auf die Weissagungen der Propheten
vergessen, auf die Befreiung durch einen Heilenden zu hoffen, muss die Sendung
Jesu durch den Vater untergehen.
Für mich das gewaltigste Bild einer Leidensdarstellung, das einem begnadeten
Menschen geschenkt wurde.
Dieser Sendung folgten viele Juden, bis in die heutige Zeit. Während der
spanischen Inquisition gingen die Rabbiner zuerst freiwillig auf die Scheiterhaufen,
ließen sich in den Progromen, beginnend in Deutschland, durch Päpste und
Lutheraner und durch die Zaren entwürdigen. Sie sind das Opfer einer
missverstandenen Auslegung des Koran. Sie sind von christlichen Nationen, die
statt Frieden Ausbeutung und Versklavung brachten, als Sündenböcke missbraucht
worden. Dem Holocaust eines Hitlers, von mauchen Kirchenmännern gebilligt, in
KZ verwiesen, von royalistischen feudalem Strukturen entwürdigt, versklavt,
enteignet, jeder Würde beraubt, immer wieder auf der Wanderschaft, auf der Flucht
um ihr eigenes Leben bangend. Immer wieder standen sie vor der Entscheidung:
„Gott oder Geld, für das Leiden ausersehen oder um das goldene Kalb zu tanzen!“
An dieser Auseinandersetzung kommen wir nicht vorbei, sie ist unsere
Wegkreuzung, bis wir unsere Seele aushauchen, sie zu Gott zurückkehrt. Der
Talmud, das von der Kirche oft verbrannte Auslegungsbuch der heiligen Bücher
fasst die gesamte Bibel in einem Satz zusammen:
„Du darfst deinen Nächsten nicht beschämen“!
Dreieinigkeit Gottes – so elegant wie leblos abstrakt: Maurits Cornelius Escher
trifft mit dieser Zeichnung das zentrale Problem der Lehre.
Die Kreuze der mit Jesus Verurteilten, sind schon aufgerichtet. Die Knechte werfen
den halb Besinnungslosen aufs Kreuz. Zwei halten ihn fest, da er sich aufbäumt.
Einer drückt ihn mit dem Fuß den Kopf noch tiefer in die Dornen der Lästerung.
Der Kohortenführer weist den Mann sofort zurecht. Ihm ist dieses Schauspiel
zutiefst zuwider, er spürt, hier wird ein Gerechter ans Kreuz geschlagen. Der
Hauptmann treibt zur Eile. Unter derben Flüchen wird das letzte Kreuz ins Loch
geschoben und mit Steinen verkeilt. Für Gedungene ist jeder Verurteilte derselbe.
Kurzsichtig, neidig, den eigenen Vorteil im Auge, helfen sie bei jeder Kreuzigung.
Täglich erfahren wir die soziale Kreuzigung in unserem Land, durch uns, an uns!
Es ist die soziale Kreuzigung die die Güte des Vaters ans Kreuz schlägt! Wir
werden den Weg des Jesus von Nazareth nicht verstehen lernen, wenn wir seine
Kriterien der Bergpredigt nicht unserem Leben gegenüberstellen. Ein scheinbar
wahllos herausgegriffenes Bild unserer Gesellschaft.
Ungefähr 70 % der Hochschüler suchen den Staatsdienst. Warum? Die
Beschäftigten der Nationalbank gewähren sich mit Hilfe ihrer Gewerkschaft
Pensionen, bei der das Wort traumhaft nicht reicht. Sie sind im Staatsdienst ergraut,
haben gut und sicher verdienend gelebt und gehen mit 80 % ihrer Bezüge in
Pension. Junglehrer finden keine Anstellung. Selig sind die Armen im Geiste –
selig die ein reines Herz haben. Können wir noch Redlichkeit im Einklang mit
Verdienst und Leistung bei den Politikern und den höheren Verdienstgruppen im
Staatsdienst erkennen? In der guten, schlechten, alten Zeit vor 1938 war die
Doppelanstellung einer Familie im Staatsdienst per Gesetz verboten. Es mag wohl
seine Gründe gehabt haben. In den Handelskammern ist ähnliches noch zu
vermerken. Verstehen Sie jetzt, was ich mit den Pilatusgesichtern der ersten
Kreuzwegstation meinte?
Franz Alt, *1938. Fernsehjournalist seit 1997. Leitung des Magazins „Querdenker“. Erhielt für sein Engagement im Zusammenhang mit ökologischen Themen
den Umweltpreis „Goldene Schwalbe“ sowie den „Europäischen Solarpreis.“ Ein
letztes Buch „Der ökologische Jesus“ besagt, dass aus der Tiefen-Erkenntnis des
Neuen Testamentes eine Tiefen-Ökologie erwachsen kann. Umdenken und
Bewusstseinswandel sind notwenig, denn täglich:
werden die Wüsten um 20.000 Hektar größer,
produzieren wir 100 Millionen Tonnen Treibhausgase,
vernichten wir 31.000 Hektar Wald,
wächst die Menschheit um eine Viertelmillion zusätzlich!
Bede Griffith, *
+1993.
Studierte in Oxford Literaturwissenschaften, konvertierter Benediktinermönch,
leitete 25 Jahre lang einen „Ashram“ in Südindien. Anlässlich der Weihe seines
Schülers Roland Roper ein Auszug aus der Rede G.
Wenn ihr heute eine ernstzunehmende Untersuchung über das neue Testament lest,
ist vollkommen klar, dass die Priester und die Sakramente erst am Ende des ersten
und am Anfang des 2. Jhd. aufgetaucht sind. Im 1. Jhd. gab es keine Priester, keine
Bischöfe, keine Sakramente, kein Dogma. Jesus selbst war kein Priester, auch die
Apostel waren keine Priester. Im Laufe des 1. Jhd. wurden Leute manchmal zu
Presbyter, Älteste, Bischöfe ernannt. Es gab keinen einzelnen Mann an der Spitze,
es gab nur Gruppenführer. Schließlich schob sich im 2. Jhd. ein Bischof an die
Spitze. Dann folgte der Papst.
Jesus selbst war kein Priester, er war ein wandernder Prediger (Heiliger) mit seiner
Schülerschar, wie man sie in Indien überall sieht. Er und seine Schüler wanderten
in Palästina umher und wollten auch anderen von der Vision des Reiches Gottes
erzählen.
B. G. versuchte die indische Kultur des Feuers mit dem Glauben an Jesus im
Ashram zu vereinen. Die Glaubenskongregation verbot diese Kultform.
Horst Goldstein, *1939 +2003.
Einer, der mit Liebe und Klarheit die Kirche der Armen und ihre
Befreiungstheologie nach Europa übersetzte. Ursprünglich hatte Goldstein ein
deutscher Missionar in Brasilien sein wollen. Doch wurde er ein Missionar
Brasiliens und Südamerikas in Europa. Er übersetzte Gustavos Guiterrez’
Theologie der Befreiung ins Deutsche, das unter harten Armutsbedingungen in dem
Entwicklungsland Peru konzipiert und verfasst wurde. Goldstein hat die Theologie
der Befreiung, so wie die Kämpfe und Erfahrungen der Kirche der Armen wie kein
Zweiter aus der Lebenswelt Südamerikas zu uns übermittelt. Ohne seine Arbeit
wäre das Werk von Leonardo Boff nicht so wirksam in Europa geworden.
Goldstein hat als treuer Freund die führenden Männer der oftmals von rechts
angefeindeten Kirche der Armen beraten, durch dick und dünn, so etwa Kardinal
Arns, Kardinal Lorscheider. Er hat mit dem Lateinamerikanischen Matyrologium
die von den USA gesteuerten Militärs und rechten Todesschwadronen Ermordeten
einer der umfangreichsten Christenverfolgungen seit der Antike in Europa präsent
gemacht.
Eugen Bieser, * 6.1.1918.
1938 Kriegsteilnehmer, schwerst verwundet, nach 45 Religionslehrer, Studium Dr.
Theo. Dr. Phil., Nachfolger Karl Rahners. Seit Mitte der 70er Jahre
wissenschaftliches Interesse an der Kirchen und Glaubenskrise. Weg vom
religiösen Wissen hin zu einem Erfahrungs- und Innerlichkeitsglauben. „Die
Kirche der Zukunft wird für ihr Dasein Erklärungsbedarf haben.“
Die ureigenste Aufgabe der Kirche ist es, den Menschen bei der Suche nach
Lebenssinn , Identität und Spiritualität zur Seite zu stehen. Die historisch zu
beobachtende Reduzierung der Religion auf die Morallehre habe dazu geführt, dass
heute weitgehend vergessen und verdrängt wird, dass das Christentum „bei allem
Bestreben nach sittlicher Verinnerlichung“ keine moralische, sondern eine auf
Heilung und Erhebung des Menschen ausgerichtete therapeutische, mystische
Religion ist.
Harry Haas, *
+18.5.2001 in Sri Lanka.
Nennt sich freischaffender Katholik, weil er sich nicht von der Kirche für seine
Arbeit als Priester bezahlen lässt. Interkultureller Dialog, das ist sein Arbeitsfeld,
Lebensaufgabe und Berufung. Und hierbei möchte der Weltbürger, wie er sich
selbst nennt, seine Ideen und Aktivitäten nicht durch die Richtlinien,
Sprachregelungen und Vorschriften seiner Kirche begrenzen lassen.
Netzwerke sind Gebilde, in denen auch Harry Haas die Zukunft sieht. Gründete
1994 mit einigen Frauen am Bansarawela „Woodland Network“, eine Anlaufstelle
für Touristen, die Sri Lanka hautnah erleben wollen.
Reisen mit dem Zug und Aufenthalt in den Teeplantagen im Hochland der Provinz
Uva werden zur Begegnung zwischen den Kulturen vorgeschlagen.
Die Sonne ist das Symbol für unser Pitta, das Feuer, das verantwortlich ist für alle
Umwandlungen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Menschen die ein
starkes Pitta haben, greifen zu, sind zielgerichtet und begeisterungsfähig. Ein zuviel
an Pitta führt zu sozial wenig verträglichem Verhalten. Um das Pitta zu
harmonisieren, ist Ruhe, Kühle und Gelassenheit, Loslassen angesagt.
Arnold Jansen, *1837 +1909.
Stifter der Gesellschaft des Göttl. Wortes SVD, sie vertreiben Schriften,
vereinfachte die Aufnahme in den Orden. Eröffnete 1875 ein Missionshaus in Steyl
mit Schwerpunkt China. Gründete die Steyler Missionsschwestern und
Klausurschwestern. Erneuerung des Exerzitiengedankens. Zentrale in Österreich,
St. Gabriel, Mödling.
Ferdinand Klostermann, *21.3.1907 +22.12.1982.
Sagte als Klassensprecher bei der Maturafeier im Petrinum : „Was wir geworden
sind, sind wie nicht durch dieses Haus geworden.“ Vielleicht war diese Äußerung
dafür ausschlaggebend, warum er nicht sondern ein anderer nach Rom geschickt
wurde. Ging den aufrechten Gang eines Jugendseelsorgers, Studentenseelsorger.
Ab 1938 Sekretär der Bischöfe Gföllner und Fließer. K. beginnt mit der
Organisation der Pfarrjugend, da der Religionsunterricht in den Schulen verboten
wurde. Von der GESTAPO 1942 verhaftet und im selben Jahr nach Berlin
(Gauverbot) verbannt. Seine Erfahrung aus dieser Zeit: „Ich habe von
Kommunisten gelernt, was Solidarität für sie heißt.“ K. kehrte im März 1945 nach
Linz zurück und wurde Sekretär des Seelsorgeamtes. Bei seiner Ansprache zum 1.
Diöezesanjugendtag am Linzer Hauptplatz 1948 kritisierte K. die
Besatzungsmächte: „Nicht schärfere Bajonette brauchen wir, wir brauchen
schärfere Gewissen!“ K. folgte dem Ruf als Universitätsprofessor und wurde
Ordinarius für Pastoraltheologie. Klostermann mit seinen autonomen christlichen
sozialen Ansichten war konservativen Theologen zum Feindbild geworden. Der
junge Kardinal König berief K. zum Konzilstheologen. Sein damit verbundener
Bekanntheitsgrad machte ihm das Leben an der UNI nicht leichter.
Priester und Laien sind die Brennpunkte der Gemeinde. Seine Vorschläge 1970
zum Priestermangel: Es soll haupt- und nebenberufliche, ehelose und verheiratete
Priester geben. Die Leitung der Kirche sei verpflichtet, die Voraussetzungen zum
Priesterberuf zu ändern. So war sein Weg in die Ökumene vorgezeichnet.
Frere (Bruder) Roger, *1915 in der Schweiz, +2005 in Taize.
Unter seinen Vorfahren gibt es fast so viele Pastoren wie Bauern. Dieser Roger war
eigentlich schon immer so, wie er sich die Kirche und die Welt wünscht:
„versöhnte Vielfalt.“ Roger interessierte sich von Anfang an brennend für das
Mönchtum. Jesu faszinierte ihn zunehmend, seine Barmherzigkeit, seine Fähigkeit
zu lieben und zu verstehen.
Wie schon oft fragte er sich: Warum dieses gegenseitige Sichbekämpfen unter
Menschen, selbst unter Christen? Gibt es einen Weg, der so weit führt, alles vom
anderen zu verstehen? Blitzartig habe er eine Antwort gefunden: „Beginne bei dir
selber und engagiere dich selbst, um alles von jedem Menschen zu verstehen.
Roger begann 1940 nach einem Haus zu suchen (Taize), um zusammen mit anderen
die wesentlichen Dimensionen des Christseins zu leben. Die Brüder halfen
Flüchtlingen, Juden über die Grenze in die Schweiz. Die Gestapo aufmerksam
gemacht, verhaftete die Brüder und schloss das Haus. Roger war mit Flüchtlingen
unterwegs und musste bis Kriegsende in der Schweiz bleiben. Dort verfasste er eine
Ordensregel. 1944, De Gaulle war als Befreier in Paris eingezogen, kümmerten sie
sich um die deutschen Kriegsgefangenen, teilten ihre karge Nahrung mit ihnen.
Immer mehr wurde die kleine Gemeinschaft zu einem prophetischen Gleichnis von
Kirche, zu einer brüderlichen Gemeinschaft. Roger gelang, was Franz von Assisi
versagt blieb, eine besitzlose Gemeinschaft, die ganz für den Nächsten da ist. Ich
habe immer nur einen Gedanken: „unter den Teig der gespaltenen Kirchen ein
Ferment der Gemeinschaft mengen.“ Von Taize aus begann das Konzil der Jugend.
Ein junger Mann aus Zaire las einen Brief vor (Auszug):
„Kirche, was sagst du von deiner Zukunft? Wirst du auf die Mittel, Macht und
Vorteile, der Kompromisse mit der politischen und finanziellen Macht verzichten?
Wirst du das „Volk der Seligpreisungen“ werden, ohne andere Sicherheit als
Christus: ein armes Volk, das kontemplativ lebt, und Frieden schafft, das Träger
der Freude und eines befreienden Festes für die Menschen ist, auf die Gefahr hin,
dass du verfolgt wirst um der Gerechtigkeit willen?“
Raoul Follereau, Frankreich, *1903 in Nevers, +1977.
Industriellensohn, Begründer der Weltleprahilfe, Dichter, erließ 1949 einen Aufruf
für die Weltleprahilfe, in dem diese Sätze stehen:
„Ich hatte einen Traum:
Ein Mensch erschien vor dem Gericht des Herrn.
„Sieh lieber Gott“, so sprach er, ich habe dein Gesetz beachtet,
habe nichts Unredliches, nichts Böses oder Frevelhaftes getan:
Herr, meine Hände sind rein.“
„Ohne Zweifel, ohne Zweifel“, antwortete ihm der liebe Gott, „doch sie sind leer.“
Folllereau ist der Erfinder und Gründer der Stunde der Armen während des
Krieges, „Werk der Liebe“ mit nur persönlichen Adressen, 1950 werden 52,6
Millionen Franken verteilt. Aktion „Dritter Schuh“, ein Weihnachtshilfswerk. Die
Chininschlacht, wo es ihm gelingt eine gefährliche Sumpffieber-Epidemie in
Marokko während des Krieges mit 12.000 Dosen Chinin zu stoppen.
In seinem Exil – ein Schwesternkloster in der Bannmeile von Lyon entdeckt
Follereau die schmerzlichste, unterdrückte Minderheit der Welt, die Leprakranken.
Er beginnt den Feldzug gegen diese Geißel der Armen. Es gelingt ihm in mehr als
60 Ländern Lepraprojekte einzurichten.
Ein von ihm gelebtes Sprichwort: „Niemand hat das Recht, allein glücklich zu
sein!“
George Marshall, *1880 +1959.
Amerikanischer General und Politiker, 1939–1945 Generalstabschef, Sonderbotschafter in China, Außenminister, Urheber des Marshallplanes für den
europäischen Wiederaufbau (2% Kreditvergabe) mit dessen Hilfe konnte
Österreich nach 1947 seine Wirtschaft aufbauen. 1953 Friedensnobelpreis.
Martin Buber, *8.2.1878 in Wien, +13.6.1965 in Jerusalem.
Jüdischer Religionsphilosoph, bringt mit seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche
die unmittelbare Wortmacht und Vieldeutigkeit des Hebräischen ins Gehör. Seine
vielen Bücher über die Personen des 1. Testamentes wie das Buch Esther oder
Moses überzeugen in der Berufung des Volkes. Auch wir haben Zugang zum Berg
Sinai, auf Gottes Wort zu hören.
Martin Buber hat mit seinen Studien zu Gott gefunden.
„Der Gott der hebräischen Bibel ist ein erscheinender, anredender Gott. Er ist
unsichtbar und „lässt sich sehen“; er tut den Menschen, die er beruft, sein Wort
kund, uns zwar so, dass es in ihnen hervorbricht und sie dem Gott zum „Munde“
werden.
Franz von Assisi, *1181 +3.101226.
Sohn eines reichen Tuchhändlers, erlebt eine sorglose Jugend, wollte Ritter werden.
Nach einer Schlacht zwischen Assisi und Perugia wurde er über ein Jahr gefangen
gehalten und litt während seiner Haft an einer schweren Krankheit, die ihn zu
seiner Bekehrung führte. 1203 wurde er aus der Gefangenschaft befreit, kehrte nach
Assisi zurück, unternahm eine Wallfahrt nach Rom und pflegte dort Leprakranke.
Für die Wiederherstellung der kleinen Kirche San Damiano verkaufte er einige
Stoffballen seines Vaters und wurde von diesem zur Rede gestellt; Franziskus
entledigte sich seiner Kleider und entsagte dem Erbe mit den Worten. „Weder Geld
noch Kleider will ich von dir, von jetzt an kenne ich nur noch einen Vater, den im
Himmel!“
Gründete den Franziskaner-, Klarissen- und einen Dritten Orden. Lebte als
Wanderprediger im bedingungslosen Nachleben des Ev. Armutsbewegung. Wollte
die totale Besitzlosigkeit seines Ordens in der Regel verankern. Nur ein Anteilchen
brauche der Ordensbruder, was ihm der Papst nicht erlaubte. Sein Sonnengesang:
„Schwester Sonne, Bruder Mond.“
Madeleine Debrel, *1904 +13.10.1964.
Schon in jungen Jahren suchte die Atheistin Madeleine eine Antwort auf den Tod,
seinem Warum. Sie horchte darauf, ob ihr jemand den Sinn ihrer todesverfallenen
Existenz aufschließen könnte. Die Antwort des Kommunismus war ihr zuwenig:
„Ein Marxist hasst Menschen von heute wegen seiner Liebe von heute und mehr
noch wegen seiner Liebe zur Menschheit von Morgen.“ Ein Christ jedoch
verleugnet Gott, würde er auch nur einen einzigen Menschen von seiner Liebe
ausschließen. Zusammen mit zwei Freundinnen entschloss sich Madeleine 1933
„das Evangelium nach dem Urtext zu leben, und das Leben der einfachen Leute zu
teilen.“ Sie ging als Sozialhelferin in die Arbeiterstadt Ivry in der Bannmeile von
Paris. Mit ihrer Gemeinschaft führte sie dort ein offenes „Haus der Begegnung.“
„Wir Leute von der Straße glauben mit aller Kraft,
dass diese Welt, in die uns Gott gestellt hat,
für uns der Ort unserer Heiligkeit ist.“
Das Verbot der Arbeiterpriester 1954 war für sie eine schwere Enttäuschung.
Debrel wurde von französischen Bischöfen beauftragt, einen Erfahrungsbericht
über die Kirche in der Welt von heute für das II. vatikanische Konzil zu verfassen.
„Sie verkenne nicht die Mitverantwortung der Gläubigen, die durch ihr religiöses,
moralisches und gesellschaftliches Leben das wahre Antlitz Gottes eher verhüllen
als offenbaren, für die Entstehung des Atheismus.“
Dorothy Day, die radikale Fromme, USA, *1897 +29.11.1980.
Wuchs in einem, zeitweise sehr armen Elternhaus auf, wo Glaube kein Thema war.
Mit einem Stipendium konnte die 16jährige an der Universität Illinois Journalismus
studieren, wo sie sogleich in die soz. Partei eintrat. Die Marxisten setzten sich für
die Unterdrückten ein, zu ihnen wollte sie gehören, nicht zur satten Bourgeoisie. Da
ihr Vater sie bei den bürgerlichen Zeitungen vor dem aufmüpfigen Nachwuchs
gewarnt hatte, blieb ihr nur das soz. Blatt „Der Ruf“. Da ihr Vater sie der Wohnung
verwies, lebte D. fortan unter Arbeitern, Ausgestoßenen und Armen, die ihr Leben
veränderten. Bei einer Demonstration gegen die Verhaftung von
Frauenrechtlerinnen wurde sie verhaftet und saß 30 Tage im Gefängnis. Nach
durchgearbeiteten Nächten fand sie sich in der Frühmesse, getröstet von den
Lichtern und der Stille. Was damals in ihr vorging, umschrieb sie gerne mit einem
Satz von Pascal: „Du würdest ihn nicht suchen, wenn du ihn schon gefunden
hättest.“ Sattelte 1918 auf Krankenpflege um, kam nach einem Jahr zu ihrem Beruf
zurück. D. D. lernte die große Liebe ihres Lebens kennen, einen Mann, der an der
Ungerechtigkeit der Welt litt, Religion und Glaube war für ihn eine rotes Tuch. So
war ihre Trennung vorprogrammiert, als D. ein Kind von ihm erwartete und es
taufen lassen wollte.
1933 wurden 13 Millionen Arbeitslose in Amerika gezählt, Hunderttausende
verloren Arbeit und Wohnung. Der Hungermarsch Arbeitsloser nach Washington
wurde für D. D. zum Schlüsselerlebnis. Wo waren die Katholiken, die sich auf die
Spitze der Scharen von Männern und Frauen stellen würden, um die aktuellen
Werke der Barmherzigkeit zu üben? Aber die Christen und ihre Kirchen hielten
sich fern. D. D. musste selbst einen Weg finden, Solidarität mit den Opfern des
kapitalistischen Wirtschaftssystem zu finden. Am 1. Mai 1933 als drüben in
Deutschland Hitler zum Sturm auf die Gewerkschaftshäuser ansetzte, erschien die
erste Nummer des „Catholic- Worker“ (Katholischen Arbeiters) um ein Cent. 1936
war die Auflage auf 150.000 gestiegen. Daraus entwickelte sich die Kath.
Arbeiterbewegung für Amerika. Ein Haus wurde gemietet, Besucher und Arme
unterzubringen. Daraus entstanden die „Worker House“ der Gastfreundschaft,
Häuser die sich über die ganze USA erstrecken.
Für Dorothy Day war Jesus ein Arbeiter, nicht als König geboren. In einer
Schreinerwerkstatt groß geworden, vertraut mit Wanderarbeitern, ein Freund von
Fischern, ist zwischen zwei Dieben gestorben. Hierhin gehören die Christen, was
sonst?
Die Heiligsprechung Dorothy Day’s wurde vom Vatikan, aber auch von denen, die
sie kannten, abgelehnt.
Maksymilian Kolbe, +14.8.1941.
Auschwitz das ist die Hölle auf Erden. Aber sogar in diesem Inferno gibt es
Menschen, die in ihrer Brutalität ihre abgebrühte Umgebung erschrecken. Das
„Bulldoggesicht“ ist so ein Mensch. So nennen die Häftlinge den Lagerführer
Fritsch.
An einem drückend, schwülen Sommertag des Jahrs 1941 hat er 800 Gefangene
von Block 14 auf den Appellplatz antreten lassen. Einem Häftling von Block 14
war beim Ernteeinsatz die Flucht geglückt. Dafür müssen seine Blockkameraden
jetzt schon seit acht Stunden unter der prallen Sonne strammstehen – ohne
Frühstück, ohne Mittagessen, ohne Wasser.
Am Abend dieses furchtbaren Tages erscheint endlich der Lagerführer Fritsch und
bringt eine Botschaft, die einem Todesurteil gleichkommt. Der Flüchtling ist nicht
gefunden worden, dafür sollen 10 Blockkameraden sterben. Fritsch sucht die
Todeskandidaten aus. Als die Wahl auf den polnischen Sergeanten Franciszek
Gajowniczek fällt, stößt der in die Totenstille hinein einen fürchterlichen Schrei
aus, weint um Frau und seine beiden Kinder, die er nie wieder sehen wird. Da
schiebt sich eine ausgemergelte Gestalt durch die Reihen der Häftlinge, tritt vor
dem Lagerführer und beginnt mit leisen, eindringlichen Worten mit ihm zu
verhandeln. „Ich möchte anstelle eines dieser Menschen sterben“ sagt der Häftling
16670 zum „Bulldoggengesicht“ Der Lagerführer kann nur fassungslos fragen:
„Was will das Polenschwein?“ „Ich bin kath. Priester.
Ich möchte für den da sterben“ und deutet auf Gajowniczek. „Warum?“ darauf eine
schlichte unheroische Begründung: „Ich bin alt und allein, er hat Frau und
Kinder.“
Johann Wolfgang Goethe, *28.8.1749 +22.3.1832.
Vielseitig begabter deutscher Klassiker, Forscher mit staatsmännischer Stellung.
Größte Leistung: Faust, in dem er die Gretchentragödie als Gesellschaftsopfer
darstellt.
„Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust,
Die eine will sich von der anderen trennen;
Die eine hält in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.“
Zu Religionsgegensätzen: „Da sitzen Freund und Feind
an Gottes großem Tisch vereint.“
Immanuel Kant, *22.4.1724 +12.2.1804.
Deutscher Philosoph, Rektor der Universität Königsberg. Seine Hauptwerke: „Die
Idee der reinen Vernunft“ und „die Idee der praktischen Vernunft“ befähigen uns:
„Seele, Gott, Welt, Freiheit, Unsterblichkeit“ zu erkennen. Kant prägte den
Gedanken des Weltbürgertums, eines Weltgremiums – die UNO.
„Den Tod fürchten die am wenigsten, deren Leben den meisten Wert hat.“
Stefan Zweig, *28.11.1881 in Wien, +22.2.1942.
(Selbstmord in Brasilien.)
1938 Emigration. Schrieb – von S. Freud und Schnitzler beeinflusst – psychol.
verfeinerte Erzählungen und geschichtliche Monografien.
Sein bekanntestes Werk „Die Schachnovelle“.
Den Ausbruch der massenhaften Kriegsbereitschaft 1914 wertete er so: „Wie nie,
fühlten Hunderttausende und Hunderttausende Menschen, was sie besser im
Frieden hätten fühlen sollen: dass sie zusammengehörten.
Bert Brecht, * 10.2.1898 +14.8.1956.
Studierte vorübergehend Medizin und Naturwissenschaften. 1917 Sanitätssoldat,
1924 bei Max Reinhardt, emigrierte 1933 nach Dänemark, Finnland und 1941 in
die USA. Seine Lebensstationen kehren in seinen Theaterstücken wieder.
(„Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Puntila und sein Knecht Matti“ usw.)
Anfangs Kommunist, kehrte er der Partei den Rücken, Pazifist, Österreich
versäumte1947 seine Einbürgerung. Brecht kann man zu den modernen Klassikern
rechnen. Sein größtes Werk: „Dreigroschenoper.“ Sagte zum Volksaufstand in
Ostberlin: „Wenn die Regierung das Volk nicht will, soll sie sich ein anderes Volk
wählen.“