XI. Im Anfang war das Wort Jesus wird ans Kreuz genagelt In der
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XI. Im Anfang war das Wort Jesus wird ans Kreuz genagelt In der
XI. Im Anfang war das Wort Jesus wird ans Kreuz genagelt In der Kreuzigung wird die Vereinbarkeit des 1. und 2. Testamentes, besser gesagt: „Wie Jesus die Schriften und Erkenntnisse seiner israelischen Volkstämme in seinem Leben und Sterben umsetzt, dokumentiert.“ Zu seinen Füßen, die Feuer der römischen Vernichtung, der Irrungen seiner Brüder und Schwestern, die die Brandopfer lieben, auf die Weissagungen der Propheten vergessen, auf die Befreiung durch einen Heilenden zu hoffen, muss die Sendung Jesu durch den Vater untergehen. Für mich das gewaltigste Bild einer Leidensdarstellung, das einem begnadeten Menschen geschenkt wurde. Dieser Sendung folgten viele Juden, bis in die heutige Zeit. Während der spanischen Inquisition gingen die Rabbiner zuerst freiwillig auf die Scheiterhaufen, ließen sich in den Progromen, beginnend in Deutschland, durch Päpste und Lutheraner und durch die Zaren entwürdigen. Sie sind das Opfer einer missverstandenen Auslegung des Koran. Sie sind von christlichen Nationen, die statt Frieden Ausbeutung und Versklavung brachten, als Sündenböcke missbraucht worden. Dem Holocaust eines Hitlers, von mauchen Kirchenmännern gebilligt, in KZ verwiesen, von royalistischen feudalem Strukturen entwürdigt, versklavt, enteignet, jeder Würde beraubt, immer wieder auf der Wanderschaft, auf der Flucht um ihr eigenes Leben bangend. Immer wieder standen sie vor der Entscheidung: „Gott oder Geld, für das Leiden ausersehen oder um das goldene Kalb zu tanzen!“ An dieser Auseinandersetzung kommen wir nicht vorbei, sie ist unsere Wegkreuzung, bis wir unsere Seele aushauchen, sie zu Gott zurückkehrt. Der Talmud, das von der Kirche oft verbrannte Auslegungsbuch der heiligen Bücher fasst die gesamte Bibel in einem Satz zusammen: „Du darfst deinen Nächsten nicht beschämen“! Dreieinigkeit Gottes – so elegant wie leblos abstrakt: Maurits Cornelius Escher trifft mit dieser Zeichnung das zentrale Problem der Lehre. Die Kreuze der mit Jesus Verurteilten, sind schon aufgerichtet. Die Knechte werfen den halb Besinnungslosen aufs Kreuz. Zwei halten ihn fest, da er sich aufbäumt. Einer drückt ihn mit dem Fuß den Kopf noch tiefer in die Dornen der Lästerung. Der Kohortenführer weist den Mann sofort zurecht. Ihm ist dieses Schauspiel zutiefst zuwider, er spürt, hier wird ein Gerechter ans Kreuz geschlagen. Der Hauptmann treibt zur Eile. Unter derben Flüchen wird das letzte Kreuz ins Loch geschoben und mit Steinen verkeilt. Für Gedungene ist jeder Verurteilte derselbe. Kurzsichtig, neidig, den eigenen Vorteil im Auge, helfen sie bei jeder Kreuzigung. Täglich erfahren wir die soziale Kreuzigung in unserem Land, durch uns, an uns! Es ist die soziale Kreuzigung die die Güte des Vaters ans Kreuz schlägt! Wir werden den Weg des Jesus von Nazareth nicht verstehen lernen, wenn wir seine Kriterien der Bergpredigt nicht unserem Leben gegenüberstellen. Ein scheinbar wahllos herausgegriffenes Bild unserer Gesellschaft. Ungefähr 70 % der Hochschüler suchen den Staatsdienst. Warum? Die Beschäftigten der Nationalbank gewähren sich mit Hilfe ihrer Gewerkschaft Pensionen, bei der das Wort traumhaft nicht reicht. Sie sind im Staatsdienst ergraut, haben gut und sicher verdienend gelebt und gehen mit 80 % ihrer Bezüge in Pension. Junglehrer finden keine Anstellung. Selig sind die Armen im Geiste – selig die ein reines Herz haben. Können wir noch Redlichkeit im Einklang mit Verdienst und Leistung bei den Politikern und den höheren Verdienstgruppen im Staatsdienst erkennen? In der guten, schlechten, alten Zeit vor 1938 war die Doppelanstellung einer Familie im Staatsdienst per Gesetz verboten. Es mag wohl seine Gründe gehabt haben. In den Handelskammern ist ähnliches noch zu vermerken. Verstehen Sie jetzt, was ich mit den Pilatusgesichtern der ersten Kreuzwegstation meinte? Franz Alt, *1938. Fernsehjournalist seit 1997. Leitung des Magazins „Querdenker“. Erhielt für sein Engagement im Zusammenhang mit ökologischen Themen den Umweltpreis „Goldene Schwalbe“ sowie den „Europäischen Solarpreis.“ Ein letztes Buch „Der ökologische Jesus“ besagt, dass aus der Tiefen-Erkenntnis des Neuen Testamentes eine Tiefen-Ökologie erwachsen kann. Umdenken und Bewusstseinswandel sind notwenig, denn täglich: werden die Wüsten um 20.000 Hektar größer, produzieren wir 100 Millionen Tonnen Treibhausgase, vernichten wir 31.000 Hektar Wald, wächst die Menschheit um eine Viertelmillion zusätzlich! Bede Griffith, * +1993. Studierte in Oxford Literaturwissenschaften, konvertierter Benediktinermönch, leitete 25 Jahre lang einen „Ashram“ in Südindien. Anlässlich der Weihe seines Schülers Roland Roper ein Auszug aus der Rede G. Wenn ihr heute eine ernstzunehmende Untersuchung über das neue Testament lest, ist vollkommen klar, dass die Priester und die Sakramente erst am Ende des ersten und am Anfang des 2. Jhd. aufgetaucht sind. Im 1. Jhd. gab es keine Priester, keine Bischöfe, keine Sakramente, kein Dogma. Jesus selbst war kein Priester, auch die Apostel waren keine Priester. Im Laufe des 1. Jhd. wurden Leute manchmal zu Presbyter, Älteste, Bischöfe ernannt. Es gab keinen einzelnen Mann an der Spitze, es gab nur Gruppenführer. Schließlich schob sich im 2. Jhd. ein Bischof an die Spitze. Dann folgte der Papst. Jesus selbst war kein Priester, er war ein wandernder Prediger (Heiliger) mit seiner Schülerschar, wie man sie in Indien überall sieht. Er und seine Schüler wanderten in Palästina umher und wollten auch anderen von der Vision des Reiches Gottes erzählen. B. G. versuchte die indische Kultur des Feuers mit dem Glauben an Jesus im Ashram zu vereinen. Die Glaubenskongregation verbot diese Kultform. Horst Goldstein, *1939 +2003. Einer, der mit Liebe und Klarheit die Kirche der Armen und ihre Befreiungstheologie nach Europa übersetzte. Ursprünglich hatte Goldstein ein deutscher Missionar in Brasilien sein wollen. Doch wurde er ein Missionar Brasiliens und Südamerikas in Europa. Er übersetzte Gustavos Guiterrez’ Theologie der Befreiung ins Deutsche, das unter harten Armutsbedingungen in dem Entwicklungsland Peru konzipiert und verfasst wurde. Goldstein hat die Theologie der Befreiung, so wie die Kämpfe und Erfahrungen der Kirche der Armen wie kein Zweiter aus der Lebenswelt Südamerikas zu uns übermittelt. Ohne seine Arbeit wäre das Werk von Leonardo Boff nicht so wirksam in Europa geworden. Goldstein hat als treuer Freund die führenden Männer der oftmals von rechts angefeindeten Kirche der Armen beraten, durch dick und dünn, so etwa Kardinal Arns, Kardinal Lorscheider. Er hat mit dem Lateinamerikanischen Matyrologium die von den USA gesteuerten Militärs und rechten Todesschwadronen Ermordeten einer der umfangreichsten Christenverfolgungen seit der Antike in Europa präsent gemacht. Eugen Bieser, * 6.1.1918. 1938 Kriegsteilnehmer, schwerst verwundet, nach 45 Religionslehrer, Studium Dr. Theo. Dr. Phil., Nachfolger Karl Rahners. Seit Mitte der 70er Jahre wissenschaftliches Interesse an der Kirchen und Glaubenskrise. Weg vom religiösen Wissen hin zu einem Erfahrungs- und Innerlichkeitsglauben. „Die Kirche der Zukunft wird für ihr Dasein Erklärungsbedarf haben.“ Die ureigenste Aufgabe der Kirche ist es, den Menschen bei der Suche nach Lebenssinn , Identität und Spiritualität zur Seite zu stehen. Die historisch zu beobachtende Reduzierung der Religion auf die Morallehre habe dazu geführt, dass heute weitgehend vergessen und verdrängt wird, dass das Christentum „bei allem Bestreben nach sittlicher Verinnerlichung“ keine moralische, sondern eine auf Heilung und Erhebung des Menschen ausgerichtete therapeutische, mystische Religion ist. Harry Haas, * +18.5.2001 in Sri Lanka. Nennt sich freischaffender Katholik, weil er sich nicht von der Kirche für seine Arbeit als Priester bezahlen lässt. Interkultureller Dialog, das ist sein Arbeitsfeld, Lebensaufgabe und Berufung. Und hierbei möchte der Weltbürger, wie er sich selbst nennt, seine Ideen und Aktivitäten nicht durch die Richtlinien, Sprachregelungen und Vorschriften seiner Kirche begrenzen lassen. Netzwerke sind Gebilde, in denen auch Harry Haas die Zukunft sieht. Gründete 1994 mit einigen Frauen am Bansarawela „Woodland Network“, eine Anlaufstelle für Touristen, die Sri Lanka hautnah erleben wollen. Reisen mit dem Zug und Aufenthalt in den Teeplantagen im Hochland der Provinz Uva werden zur Begegnung zwischen den Kulturen vorgeschlagen. Die Sonne ist das Symbol für unser Pitta, das Feuer, das verantwortlich ist für alle Umwandlungen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Menschen die ein starkes Pitta haben, greifen zu, sind zielgerichtet und begeisterungsfähig. Ein zuviel an Pitta führt zu sozial wenig verträglichem Verhalten. Um das Pitta zu harmonisieren, ist Ruhe, Kühle und Gelassenheit, Loslassen angesagt. Arnold Jansen, *1837 +1909. Stifter der Gesellschaft des Göttl. Wortes SVD, sie vertreiben Schriften, vereinfachte die Aufnahme in den Orden. Eröffnete 1875 ein Missionshaus in Steyl mit Schwerpunkt China. Gründete die Steyler Missionsschwestern und Klausurschwestern. Erneuerung des Exerzitiengedankens. Zentrale in Österreich, St. Gabriel, Mödling. Ferdinand Klostermann, *21.3.1907 +22.12.1982. Sagte als Klassensprecher bei der Maturafeier im Petrinum : „Was wir geworden sind, sind wie nicht durch dieses Haus geworden.“ Vielleicht war diese Äußerung dafür ausschlaggebend, warum er nicht sondern ein anderer nach Rom geschickt wurde. Ging den aufrechten Gang eines Jugendseelsorgers, Studentenseelsorger. Ab 1938 Sekretär der Bischöfe Gföllner und Fließer. K. beginnt mit der Organisation der Pfarrjugend, da der Religionsunterricht in den Schulen verboten wurde. Von der GESTAPO 1942 verhaftet und im selben Jahr nach Berlin (Gauverbot) verbannt. Seine Erfahrung aus dieser Zeit: „Ich habe von Kommunisten gelernt, was Solidarität für sie heißt.“ K. kehrte im März 1945 nach Linz zurück und wurde Sekretär des Seelsorgeamtes. Bei seiner Ansprache zum 1. Diöezesanjugendtag am Linzer Hauptplatz 1948 kritisierte K. die Besatzungsmächte: „Nicht schärfere Bajonette brauchen wir, wir brauchen schärfere Gewissen!“ K. folgte dem Ruf als Universitätsprofessor und wurde Ordinarius für Pastoraltheologie. Klostermann mit seinen autonomen christlichen sozialen Ansichten war konservativen Theologen zum Feindbild geworden. Der junge Kardinal König berief K. zum Konzilstheologen. Sein damit verbundener Bekanntheitsgrad machte ihm das Leben an der UNI nicht leichter. Priester und Laien sind die Brennpunkte der Gemeinde. Seine Vorschläge 1970 zum Priestermangel: Es soll haupt- und nebenberufliche, ehelose und verheiratete Priester geben. Die Leitung der Kirche sei verpflichtet, die Voraussetzungen zum Priesterberuf zu ändern. So war sein Weg in die Ökumene vorgezeichnet. Frere (Bruder) Roger, *1915 in der Schweiz, +2005 in Taize. Unter seinen Vorfahren gibt es fast so viele Pastoren wie Bauern. Dieser Roger war eigentlich schon immer so, wie er sich die Kirche und die Welt wünscht: „versöhnte Vielfalt.“ Roger interessierte sich von Anfang an brennend für das Mönchtum. Jesu faszinierte ihn zunehmend, seine Barmherzigkeit, seine Fähigkeit zu lieben und zu verstehen. Wie schon oft fragte er sich: Warum dieses gegenseitige Sichbekämpfen unter Menschen, selbst unter Christen? Gibt es einen Weg, der so weit führt, alles vom anderen zu verstehen? Blitzartig habe er eine Antwort gefunden: „Beginne bei dir selber und engagiere dich selbst, um alles von jedem Menschen zu verstehen. Roger begann 1940 nach einem Haus zu suchen (Taize), um zusammen mit anderen die wesentlichen Dimensionen des Christseins zu leben. Die Brüder halfen Flüchtlingen, Juden über die Grenze in die Schweiz. Die Gestapo aufmerksam gemacht, verhaftete die Brüder und schloss das Haus. Roger war mit Flüchtlingen unterwegs und musste bis Kriegsende in der Schweiz bleiben. Dort verfasste er eine Ordensregel. 1944, De Gaulle war als Befreier in Paris eingezogen, kümmerten sie sich um die deutschen Kriegsgefangenen, teilten ihre karge Nahrung mit ihnen. Immer mehr wurde die kleine Gemeinschaft zu einem prophetischen Gleichnis von Kirche, zu einer brüderlichen Gemeinschaft. Roger gelang, was Franz von Assisi versagt blieb, eine besitzlose Gemeinschaft, die ganz für den Nächsten da ist. Ich habe immer nur einen Gedanken: „unter den Teig der gespaltenen Kirchen ein Ferment der Gemeinschaft mengen.“ Von Taize aus begann das Konzil der Jugend. Ein junger Mann aus Zaire las einen Brief vor (Auszug): „Kirche, was sagst du von deiner Zukunft? Wirst du auf die Mittel, Macht und Vorteile, der Kompromisse mit der politischen und finanziellen Macht verzichten? Wirst du das „Volk der Seligpreisungen“ werden, ohne andere Sicherheit als Christus: ein armes Volk, das kontemplativ lebt, und Frieden schafft, das Träger der Freude und eines befreienden Festes für die Menschen ist, auf die Gefahr hin, dass du verfolgt wirst um der Gerechtigkeit willen?“ Raoul Follereau, Frankreich, *1903 in Nevers, +1977. Industriellensohn, Begründer der Weltleprahilfe, Dichter, erließ 1949 einen Aufruf für die Weltleprahilfe, in dem diese Sätze stehen: „Ich hatte einen Traum: Ein Mensch erschien vor dem Gericht des Herrn. „Sieh lieber Gott“, so sprach er, ich habe dein Gesetz beachtet, habe nichts Unredliches, nichts Böses oder Frevelhaftes getan: Herr, meine Hände sind rein.“ „Ohne Zweifel, ohne Zweifel“, antwortete ihm der liebe Gott, „doch sie sind leer.“ Folllereau ist der Erfinder und Gründer der Stunde der Armen während des Krieges, „Werk der Liebe“ mit nur persönlichen Adressen, 1950 werden 52,6 Millionen Franken verteilt. Aktion „Dritter Schuh“, ein Weihnachtshilfswerk. Die Chininschlacht, wo es ihm gelingt eine gefährliche Sumpffieber-Epidemie in Marokko während des Krieges mit 12.000 Dosen Chinin zu stoppen. In seinem Exil – ein Schwesternkloster in der Bannmeile von Lyon entdeckt Follereau die schmerzlichste, unterdrückte Minderheit der Welt, die Leprakranken. Er beginnt den Feldzug gegen diese Geißel der Armen. Es gelingt ihm in mehr als 60 Ländern Lepraprojekte einzurichten. Ein von ihm gelebtes Sprichwort: „Niemand hat das Recht, allein glücklich zu sein!“ George Marshall, *1880 +1959. Amerikanischer General und Politiker, 1939–1945 Generalstabschef, Sonderbotschafter in China, Außenminister, Urheber des Marshallplanes für den europäischen Wiederaufbau (2% Kreditvergabe) mit dessen Hilfe konnte Österreich nach 1947 seine Wirtschaft aufbauen. 1953 Friedensnobelpreis. Martin Buber, *8.2.1878 in Wien, +13.6.1965 in Jerusalem. Jüdischer Religionsphilosoph, bringt mit seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche die unmittelbare Wortmacht und Vieldeutigkeit des Hebräischen ins Gehör. Seine vielen Bücher über die Personen des 1. Testamentes wie das Buch Esther oder Moses überzeugen in der Berufung des Volkes. Auch wir haben Zugang zum Berg Sinai, auf Gottes Wort zu hören. Martin Buber hat mit seinen Studien zu Gott gefunden. „Der Gott der hebräischen Bibel ist ein erscheinender, anredender Gott. Er ist unsichtbar und „lässt sich sehen“; er tut den Menschen, die er beruft, sein Wort kund, uns zwar so, dass es in ihnen hervorbricht und sie dem Gott zum „Munde“ werden. Franz von Assisi, *1181 +3.101226. Sohn eines reichen Tuchhändlers, erlebt eine sorglose Jugend, wollte Ritter werden. Nach einer Schlacht zwischen Assisi und Perugia wurde er über ein Jahr gefangen gehalten und litt während seiner Haft an einer schweren Krankheit, die ihn zu seiner Bekehrung führte. 1203 wurde er aus der Gefangenschaft befreit, kehrte nach Assisi zurück, unternahm eine Wallfahrt nach Rom und pflegte dort Leprakranke. Für die Wiederherstellung der kleinen Kirche San Damiano verkaufte er einige Stoffballen seines Vaters und wurde von diesem zur Rede gestellt; Franziskus entledigte sich seiner Kleider und entsagte dem Erbe mit den Worten. „Weder Geld noch Kleider will ich von dir, von jetzt an kenne ich nur noch einen Vater, den im Himmel!“ Gründete den Franziskaner-, Klarissen- und einen Dritten Orden. Lebte als Wanderprediger im bedingungslosen Nachleben des Ev. Armutsbewegung. Wollte die totale Besitzlosigkeit seines Ordens in der Regel verankern. Nur ein Anteilchen brauche der Ordensbruder, was ihm der Papst nicht erlaubte. Sein Sonnengesang: „Schwester Sonne, Bruder Mond.“ Madeleine Debrel, *1904 +13.10.1964. Schon in jungen Jahren suchte die Atheistin Madeleine eine Antwort auf den Tod, seinem Warum. Sie horchte darauf, ob ihr jemand den Sinn ihrer todesverfallenen Existenz aufschließen könnte. Die Antwort des Kommunismus war ihr zuwenig: „Ein Marxist hasst Menschen von heute wegen seiner Liebe von heute und mehr noch wegen seiner Liebe zur Menschheit von Morgen.“ Ein Christ jedoch verleugnet Gott, würde er auch nur einen einzigen Menschen von seiner Liebe ausschließen. Zusammen mit zwei Freundinnen entschloss sich Madeleine 1933 „das Evangelium nach dem Urtext zu leben, und das Leben der einfachen Leute zu teilen.“ Sie ging als Sozialhelferin in die Arbeiterstadt Ivry in der Bannmeile von Paris. Mit ihrer Gemeinschaft führte sie dort ein offenes „Haus der Begegnung.“ „Wir Leute von der Straße glauben mit aller Kraft, dass diese Welt, in die uns Gott gestellt hat, für uns der Ort unserer Heiligkeit ist.“ Das Verbot der Arbeiterpriester 1954 war für sie eine schwere Enttäuschung. Debrel wurde von französischen Bischöfen beauftragt, einen Erfahrungsbericht über die Kirche in der Welt von heute für das II. vatikanische Konzil zu verfassen. „Sie verkenne nicht die Mitverantwortung der Gläubigen, die durch ihr religiöses, moralisches und gesellschaftliches Leben das wahre Antlitz Gottes eher verhüllen als offenbaren, für die Entstehung des Atheismus.“ Dorothy Day, die radikale Fromme, USA, *1897 +29.11.1980. Wuchs in einem, zeitweise sehr armen Elternhaus auf, wo Glaube kein Thema war. Mit einem Stipendium konnte die 16jährige an der Universität Illinois Journalismus studieren, wo sie sogleich in die soz. Partei eintrat. Die Marxisten setzten sich für die Unterdrückten ein, zu ihnen wollte sie gehören, nicht zur satten Bourgeoisie. Da ihr Vater sie bei den bürgerlichen Zeitungen vor dem aufmüpfigen Nachwuchs gewarnt hatte, blieb ihr nur das soz. Blatt „Der Ruf“. Da ihr Vater sie der Wohnung verwies, lebte D. fortan unter Arbeitern, Ausgestoßenen und Armen, die ihr Leben veränderten. Bei einer Demonstration gegen die Verhaftung von Frauenrechtlerinnen wurde sie verhaftet und saß 30 Tage im Gefängnis. Nach durchgearbeiteten Nächten fand sie sich in der Frühmesse, getröstet von den Lichtern und der Stille. Was damals in ihr vorging, umschrieb sie gerne mit einem Satz von Pascal: „Du würdest ihn nicht suchen, wenn du ihn schon gefunden hättest.“ Sattelte 1918 auf Krankenpflege um, kam nach einem Jahr zu ihrem Beruf zurück. D. D. lernte die große Liebe ihres Lebens kennen, einen Mann, der an der Ungerechtigkeit der Welt litt, Religion und Glaube war für ihn eine rotes Tuch. So war ihre Trennung vorprogrammiert, als D. ein Kind von ihm erwartete und es taufen lassen wollte. 1933 wurden 13 Millionen Arbeitslose in Amerika gezählt, Hunderttausende verloren Arbeit und Wohnung. Der Hungermarsch Arbeitsloser nach Washington wurde für D. D. zum Schlüsselerlebnis. Wo waren die Katholiken, die sich auf die Spitze der Scharen von Männern und Frauen stellen würden, um die aktuellen Werke der Barmherzigkeit zu üben? Aber die Christen und ihre Kirchen hielten sich fern. D. D. musste selbst einen Weg finden, Solidarität mit den Opfern des kapitalistischen Wirtschaftssystem zu finden. Am 1. Mai 1933 als drüben in Deutschland Hitler zum Sturm auf die Gewerkschaftshäuser ansetzte, erschien die erste Nummer des „Catholic- Worker“ (Katholischen Arbeiters) um ein Cent. 1936 war die Auflage auf 150.000 gestiegen. Daraus entwickelte sich die Kath. Arbeiterbewegung für Amerika. Ein Haus wurde gemietet, Besucher und Arme unterzubringen. Daraus entstanden die „Worker House“ der Gastfreundschaft, Häuser die sich über die ganze USA erstrecken. Für Dorothy Day war Jesus ein Arbeiter, nicht als König geboren. In einer Schreinerwerkstatt groß geworden, vertraut mit Wanderarbeitern, ein Freund von Fischern, ist zwischen zwei Dieben gestorben. Hierhin gehören die Christen, was sonst? Die Heiligsprechung Dorothy Day’s wurde vom Vatikan, aber auch von denen, die sie kannten, abgelehnt. Maksymilian Kolbe, +14.8.1941. Auschwitz das ist die Hölle auf Erden. Aber sogar in diesem Inferno gibt es Menschen, die in ihrer Brutalität ihre abgebrühte Umgebung erschrecken. Das „Bulldoggesicht“ ist so ein Mensch. So nennen die Häftlinge den Lagerführer Fritsch. An einem drückend, schwülen Sommertag des Jahrs 1941 hat er 800 Gefangene von Block 14 auf den Appellplatz antreten lassen. Einem Häftling von Block 14 war beim Ernteeinsatz die Flucht geglückt. Dafür müssen seine Blockkameraden jetzt schon seit acht Stunden unter der prallen Sonne strammstehen – ohne Frühstück, ohne Mittagessen, ohne Wasser. Am Abend dieses furchtbaren Tages erscheint endlich der Lagerführer Fritsch und bringt eine Botschaft, die einem Todesurteil gleichkommt. Der Flüchtling ist nicht gefunden worden, dafür sollen 10 Blockkameraden sterben. Fritsch sucht die Todeskandidaten aus. Als die Wahl auf den polnischen Sergeanten Franciszek Gajowniczek fällt, stößt der in die Totenstille hinein einen fürchterlichen Schrei aus, weint um Frau und seine beiden Kinder, die er nie wieder sehen wird. Da schiebt sich eine ausgemergelte Gestalt durch die Reihen der Häftlinge, tritt vor dem Lagerführer und beginnt mit leisen, eindringlichen Worten mit ihm zu verhandeln. „Ich möchte anstelle eines dieser Menschen sterben“ sagt der Häftling 16670 zum „Bulldoggengesicht“ Der Lagerführer kann nur fassungslos fragen: „Was will das Polenschwein?“ „Ich bin kath. Priester. Ich möchte für den da sterben“ und deutet auf Gajowniczek. „Warum?“ darauf eine schlichte unheroische Begründung: „Ich bin alt und allein, er hat Frau und Kinder.“ Johann Wolfgang Goethe, *28.8.1749 +22.3.1832. Vielseitig begabter deutscher Klassiker, Forscher mit staatsmännischer Stellung. Größte Leistung: Faust, in dem er die Gretchentragödie als Gesellschaftsopfer darstellt. „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust, Die eine will sich von der anderen trennen; Die eine hält in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.“ Zu Religionsgegensätzen: „Da sitzen Freund und Feind an Gottes großem Tisch vereint.“ Immanuel Kant, *22.4.1724 +12.2.1804. Deutscher Philosoph, Rektor der Universität Königsberg. Seine Hauptwerke: „Die Idee der reinen Vernunft“ und „die Idee der praktischen Vernunft“ befähigen uns: „Seele, Gott, Welt, Freiheit, Unsterblichkeit“ zu erkennen. Kant prägte den Gedanken des Weltbürgertums, eines Weltgremiums – die UNO. „Den Tod fürchten die am wenigsten, deren Leben den meisten Wert hat.“ Stefan Zweig, *28.11.1881 in Wien, +22.2.1942. (Selbstmord in Brasilien.) 1938 Emigration. Schrieb – von S. Freud und Schnitzler beeinflusst – psychol. verfeinerte Erzählungen und geschichtliche Monografien. Sein bekanntestes Werk „Die Schachnovelle“. Den Ausbruch der massenhaften Kriegsbereitschaft 1914 wertete er so: „Wie nie, fühlten Hunderttausende und Hunderttausende Menschen, was sie besser im Frieden hätten fühlen sollen: dass sie zusammengehörten. Bert Brecht, * 10.2.1898 +14.8.1956. Studierte vorübergehend Medizin und Naturwissenschaften. 1917 Sanitätssoldat, 1924 bei Max Reinhardt, emigrierte 1933 nach Dänemark, Finnland und 1941 in die USA. Seine Lebensstationen kehren in seinen Theaterstücken wieder. („Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Puntila und sein Knecht Matti“ usw.) Anfangs Kommunist, kehrte er der Partei den Rücken, Pazifist, Österreich versäumte1947 seine Einbürgerung. Brecht kann man zu den modernen Klassikern rechnen. Sein größtes Werk: „Dreigroschenoper.“ Sagte zum Volksaufstand in Ostberlin: „Wenn die Regierung das Volk nicht will, soll sie sich ein anderes Volk wählen.“