Ut unum sint!
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Ut unum sint!
Ut unum sint! Liebe Freunde Laudetur Jesus Christus In der letzten Ausgabe wollte ich mit euch über einige charakteristische Merkmale unseres Dienstes an den Ärmsten nachdenken, indem ich euch unser Logo aus diversen Blickwinkeln beschrieben habe. Nun möchte ich dieses Thema wieder aufnehmen, um etwas hervorzuheben, was ich in den langen Jahren des Missionarslebens immer wieder denjenigen gesagt habe, die unsere Bewegung kennenlernen wollten und in ihren Herzen den wahren Wunsch hegten, sich in den Dienst der Armen zu stellen, aber auch denjenigen, die einfach auf der Suche nach einer missionarischen Erfahrung waren. Allen habe ich gesagt, dass wir unseren Dienst an den Armen nicht auf eine blosse Unterstützung reduzieren können. Die Erfahrung der Kirche zeigt uns, dass diese die Armen nur noch ärmer werden lässt. Die Erkenntnis, dass die Armen nicht nur nach materiellem Brot hungern, sondern auch nach Gott, nach dem Eucharistischen Brot, nach dem Brot seines Wortes, muss uns dahin führen, dass wir es als Ziel unseres Dienstes sehen, den Armen diese zweifache Nahrung zu bringen – materiell und geistig – und zwar dort, wo den Armen durch die normale Seelsorge nicht geholfen werden kann, nämlich abseits der geteerten Strassen. Unsere Bewegung möchte als «Opus Christi» (Werk Christi) dem vollkommenen Pfad folgen, der gekennzeichnet ist durch den wahren Dienst an den Bedürftigsten, unter Missachtung der eigenen Bedürfnisse und Überwindung der permanenten Versuchung der Selbstverwirklichung im missionarischen Bereich. All dies aufgrund der Überzeugung, dass man zwar viele Probleme mit Geld positiv verändern und lösen kann – aber Geld befreit nicht. Selbst wenn es stimmt, dass die Armen der Dritten Welt wirtschaftliche Unterstützung benötigen, ist dies nicht ihr Hauptbedürfnis. Was sie tatsächlich und dringend brauchen, ist das Geschenk des Lebens von Brüdern, die ihnen als Diener zur Seite stehen, bereit, bis an die Grenzen zu gehen, an die sich sonst niemand wagt, um den Bedürftigen die wahren Reichtümer zu bringen, nämlich die, die Christus und seine Kirche austeilen. Der Missionar Diener der Armen weiss aufgrund der Erfahrung aller Heiligen, dass ein vor Liebe überquellendes Herz tausend Möglichkeiten findet, um die Grösse und die Unentgeltlichkeit der eigenen Hingabe zu zeigen. Wir müssen erfüllt sein von Gott, um den Armen zu dienen. Wir müssen davon überzeugt sein, dass wir den Armen, den Waisenkindern, den Verlassenen, ja allen Gott näherbringen müssen, indem wir alles uns Mögliche unternehmen, damit sich der Dienst an ihnen in ein Werkzeug der Heiligkeit für uns und für alle verwandelt, die wir auf unserem Wege antreffen. Den Dienst an den Ärmsten verwirklichen wir in der Nachfolge Christi, indem wir diese Menschen lieben, wie Er sie geliebt hat, indem wir ihnen in materieller Hinsicht beistehen und v.a. indem wir ihnen mit vollen Händen diejenigen Reichtümer geben, die Er der Kirche, seiner Braut, anvertraut hat, um so aus ihnen die Gemeinschaft der «Armen Jahwes» zu machen. Heutzutage gibt es leider sehr viele Arme, die sich von der Kirche entfernen, weil Nr. 01/ 2015 diese sich oft nicht von der missionarischen Seite zeigt und oft auch nicht den Wunsch erkennen lässt, sich in den Dienst der Armen zu stellen. Viele Agnostiker haben das Evangelium weder gelesen noch gehört und wissen nichts von der Kirche. Die Armen jedweder Ethnie und jedweder Religion erahnen – auch ohne etwas über die Kirche zu wissen – dass nur diese sie glücklich machen kann. Andererseits hat die Kirche die Grund- und Hauptpflicht, auf die Armen zuzugehen, sie zu lieben und ihnen zu dienen, wie es die Propheten, die Apostel und alle Heiligen getan haben. Das «Opus Christi» mit seinem Schweigen voll von Liebe, möchte die Kirche beleben, wie das Wasser Leben auf die Erde bringt. Diese Aufgabe, den Armen zu dienen, ist Motivation, uns sowohl in der «Dritten Welt» als auch in der «Ersten Welt» zu engagieren, überzeugt von der Wahrheit, die Johannes Paul II. einmal so formulierte: «Es gibt keinen wahren Dienst an den Armen, ausser dem, der aus der echten Bekehrung erwächst». Wir sind voller Sorge und haben eine grosse Verantwortung, nämlich überall die Umkehr der Herzen anzustossen und zu fördern. Wenn wir den Armen helfen, ohne in ihnen Gottes Antlitz zu erkennen, machen wir sie moralisch noch ärmer. Aus diesem Grunde führen unsere Priester und Laien in vielen Ländern Einkehrtage durch und fördern damit die Umkehr der Herzen hin zu Gott und geben ein Beispiel dafür, dass der Dienst an den Armen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Gott hin ist. Man könnte nun einwenden, dass es auch im Westen Arme gibt, und sich fragen, warum so weit reisen, um den Armen zu helfen? Doch dies ist ein Trugschluss, gleich einem Krebs, der die Kirche zerstört, etwas Böses, das im Stillen voranschreitet so wie der Holzwurm, der das Holz zerstört. Ein solches Verhalten nimmt der Ortskirche den missionarischen Geist sowie den Opfer- und Aufopferungsgeist, die für jeden Christen und jede kirchliche Gemeinschaft grundlegend sind. Die Missionare Diener der Armen verkünden allen, dass es keine Heiligkeit ohne Dienst an den Armen gibt, und versuchen in allen Menschen, auf die sie treffen, die Verantwortung zu wecken, die jeder von uns hat, der gerettet werden will, nämlich die Armen zu lieben. Diese Botschaft ist nicht einfach ein Aneinanderreihen leerer Wort hülsen, sondern ein Zeugnis, genährt aus einem intensiven geistlichen Leben, aus der intimen Einheit mit Christus in der Eucharistie, aus beständigem Gebet und ständiger Umkehr, entschlossen in der Erfüllung des Willens Gottes und aus dem täglichen Dienst an den bedürftigsten Brüdern. In der Tat gilt: Niemand gibt etwas, das er nicht besitzt. So kann man unseren Wunsch verstehen, frei zu sein in Bezug auf unseren Dienst an den Armen, ohne uns von jemandem bestimmen zu lassen, nur Gott unterstellt, im immerwährenden Vertrauen auf seine Vorhersehung. Unsere Bewegung könnte in Ländern, in denen sie als gemeinnützige Organisation anerkannt ist, staatliche Hilfe erhalten, aber wir wollen dies nicht (und beten auch dafür, dass es so bleibt, als einer der Fixpunkte unseres Charismas), um nicht das Risiko einzugehen, uns vorschreiben zu lassen, wie wir den Armen zu helfen haben. Mutter Teresa riet mir in den jungen Jahren unserer Bewegung, diese Regeln zu beachten, und ich habe es nie bereut, auf sie gehört zu haben. Gott unser Vater wird uns eines Tages richten. Nicht aufgrund unserer Taten, die wir vollbracht haben, sondern aufgrund der Intensität der Liebe, mit der wir den Armen gedient haben. Pater Giovanni Salerno msp Ut unum sint ! 1 Abschnitt Bibel «Er sandte sie aus …» P. Sébastien Dumont msp (Belgier) Als Jesus die Zwölf aussandte, gab er ihnen einige Ratschläge mit auf den Weg, die auch für uns sehr wertvoll sind… Höre zu! In jener «Zeit rief [Jesus] die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen. Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. Und wo man euch nicht aufnimmt und nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füssen zum Zeugnis gegen sie. Und sie zogen aus und predigten, man solle Busse tun, und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund» (Mk 6,7–13). Betrachte! In unserer letzten Betrachtung (über Mk 3,13–19) haben wir gesehen, dass Jesus die Gruppe der Zwölf einsetzte, damit sie immer bei ihm seien und um sie auszusenden, dass sie predigten und mit Macht die Dämonen austrieben. Nun sehen wir, dass diese Aussendung realisiert wird. Jesus «rief die Zwölf zu sich…». Stellen wir uns die Begebenheit vor. Jesus steht inmitten einer Schar Menschen … und aus dieser Menge ruft er einige zu sich, ausgewählt für eine besondere Aufgabe. Schon der Evangelist Markus (3,13) hat uns gesagt: Jesus «rief zu sich, welche er wollte». Und das Schöne ist, dass diese Zwölf bereit sind. Sie stehen an der Seite Jesu wie gefügige Werkzeuge in seinen Händen. Sie folgen seinem Ruf und lassen sich aussenden, ohne Widerstand. Und du? Bist du bereit, wenn Jesus dich ruft? «[Jesus] fing an, sie auszusenden je zwei und zwei». Um ein wahres Zeugnis von etwas, das nicht umgehend nachprüfbar war, ablegen zu können, war es laut Deuteronomium (19,15 und 17,6) notwendig, dass zwei oder drei Zeugen aussagten. Somit muss das Zeugnis der Zeugen Jesu glaubhaft sein. «Die Zwei» verkünden nicht eine subjektive Meinung, sondern die göttliche Botschaft, die es verdient, unverzüglich Gehör zu finden. Sie sind die «Ausgesandten Jesu». Des Weiteren zwingt die Aussendung «je zwei und zwei» dazu, den Worten Taten folgen zu lassen, d.h. die gepredigte Nächstenliebe auch in die Tat umzusetzen. Dies erhöht die Glaubwürdigkeit des Zeugnisgebens. «und gab ihnen Macht über die unreinen Geister». Der Stab, den sie mitführen müssen, steht für genau diese Autorität. Wie Moses das Rote Meer geteilt hat, indem er seinen Stab erhob (vgl. Ex 14,16), so besitzen die Apostel 2 Ut unum sint ! die von Jesus erhaltene Autorität, die Dämonen auszutreiben und gegen das Böse zu kämpfen. Für ihre Mission haben sie sich vollkommen in den Dienst Jesu gestellt, sich in seine Abhängigkeit begeben. Genau aus diesem Grunde haben sie dieselbe Autorität. Jesus vertraut darauf, dass sie diesen Dienst verantwortungsbewusst ausführen. Er bleibt der «Herr», derjenige, der die gesamte Autorität innehat, aber ab jetzt spricht und handelt er durch sie. Sie führen seine Mission fort; sogar mit grösserem Erfolg als Jesus selbst. In der Tat endet unser Text mit den Worten: «[sie] trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund», während Jesus in Nazareth nur wenige heilen [konnte] (vgl. Mk 6,5). Denn dort hatte er nur wenig Glauben vorgefunden. Auch wenn sie weniger aufsehenerregend sind, so sind auch die Sakramente wirksame Zeichen. Empfangen wir sie mit Glauben! «kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel und kein Ersatzhemd. Vollkommen Gott und seinem Werk verpflichtet. Die Zwölf dürfen sich nicht um ihre eigene Bequemlichkeit und ihren eigenen Verdienst Gedanken machen. Sie müssen mit leichtem Gepäck reisen, nur erfüllt von Gott. Das, was sie in den Händen tragen, ist zu kostbar. «Gott allein genügt» sagt die heilige Theresa von Avila. Alle müssen es spüren können: «Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!» (Jes 55,1) Auch wenn es dem Missionar gestattet ist, eine Spende anzunehmen, so muss er doch von den Gütern dieser Welt getrennt leben – umso mehr, wenn es sich um die Verkündigung des Evangeliums und die Verwaltung der Sakramente handelt (vgl. Apg 8,20). «…wohl aber Schuhe». Ja, um viele Kilometer zu gehen (vgl. Apg 12,8), sich auf die Suche nach dem verlorenen Schaf zu machen, bis in die letzten Winkel dieser Erde zu predigen und – heute würden wir sagen – um «abseits der Strassen» zu gehen, benötigen wir Schuhe. Welche «Schuhe» werden es uns ermöglichen, den «missionarischen Traum» zu verwirklichen, wie uns innig der Heilige Vater einlädt, nämlich dass das Evangelium zu allen komme (vgl. «Evangelii Gaudium», Nr. 20, 31, 43, 48)? «Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht». Wo das Evangelium aufgenommen wird, dort entsteht eine brüderliche Gemeinschaft. «sie zogen aus und predigten die Umkehr». Man könnte es auch so übersetzen: «Sie zogen aus zu predigen, damit sie sich bekehrten». Wichtig ist das Predigen, das Verkünden des Evangeliums der Liebe Gottes, offenbart in Jesus. Die Umkehr ist die Konsequenz, die Antwort auf diese Liebe, nachdem man sie kennengelernt hat. Bete! Ich lade dich ein, dir die notwendige Zeit zu nehmen, um den hier kommentierten heiligen Text erneut zu lesen und darüber zu beten. Lebe! Was hat der Herr dir gesagt? Lebe es. Abschnitt Patristik Aquila und Priscilla Walter Corsini msp (Italiener) Mit diesem Artikel fangen wir an, mit jenen in direkten Kontakt zu treten, welche wir wegen ihrer Schriften und ihres Lebenszeugnisses als Helden des Glaubens und des Dienstes an der Wahrheit anerkennen und welche wir «Väter der Kirche» nennen. Wir beginnen mit einem Ehepaar, welches zwar nicht direkt auf der kanonischen Liste der Väter steht, welches aber wegen ihres Lebens und ihres Apostolats sinnbildlich den einfachen Kanal repräsentieren, über den die Wahrheiten des Glaubens seit den Anfängen der Kirche in lebendiger Weise weitergegeben wurden. Es handelt sich um das Missionars ehepaar Aquila und Priscilla, die zu den zahlreichen Mitarbeitern zählten, die den Apostel Paulus umgaben. Die Namen «Aquila» und «Priscilla» sind lateinisch, aber er wie sie waren jüdischen Ursprungs. Sie waren von Rom nach Korinth gereist, wo der heilige Paulus sie anfangs der 50er Jahre getroffen und sich mit ihnen zusammengetan hat. Dies weil er – wie der Evangelist Lukas erzählt – den gleichen Beruf als Zeltmacher für den häuslichen Gebrauch ausübte. Zudem wurde er in ihrem Haus empfangen. Der Grund für ihre Übersiedlung nach Korinth war die Entscheidung des Kaisers Claudius gewesen, alle in der Stadt wohnhaften Juden aus Rom wegzuweisen, weil sie wegen eines gewissen «Cresto» Tumulte hervorgerufen haben (vgl. Lebensgeschichten der 12 Kaiser: Claudius, 25). Daraus zeigt sich, dass er den Namen «Christus» nicht genau gekannt hat. Klar war aber, dass es innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Frage gab, ob Jesus der Christus sei. Für den Kaiser waren diese Auseinandersetzungen Grund genug, um die Juden einfach aus Rom zu verbannen. Daraus ergibt sich, dass dieses Ehepaar bereits in Rom den christlichen Glauben angenommen hatte, und zwar in den 40er Jahren. Später übersiedelten sie nach Kleinasien, nach Ephesus. Auf diese Weise kennen wir die äusserst wichtige Rolle, welche dieses Ehepaar in der Umgebung der frühen Kirche ausgeübt hatte. Sie empfingen in ihrem eigenen Haus die Christen des Ortes. Hier versammelten sie sich, um das Wort Gottes zu hören und die Eucharistie zu feiern. Daran können wir erkennen, wie die Realität der Kirche in den Häusern der Gläubigen entstand. Als Aquila und Priscilla später nach Rom zurückkehrten, setzten sie diese sehr wichtige Funktion fort. Die spätere Tradition wies Priscilla eine besondere Bedeutung zu. In Rom gibt es eine Kirche und eine Katakombe, welche ihr gewidmet wurden. Selbstverständlich müssen auch wir uns der Dankbarkeit der frühen Kirche anschliessen, denn das Christentum wurde dank des Glaubens und des apostolischen Engagements nicht nur der Apostel, sondern auch der gläubigen Laien, Familien und Missionarsehepaare wie Priscilla und Aquila weitergegeben. Dieses Ehepaar zeigt im Besonderen die Bedeutung des Wirkens christlicher Eheleute. Wenn sie vom Glauben und von einer tiefen Spiritualität getragen sind, führt ihr tapferes Engagement für und in der Kirche auf natürliche Weise zu Erfolgen. Das tägliche Einssein in ihrem Leben setzt sich fort und verherrlicht sich in einem gewissen Sinn, wenn sie für den mystischen Leib Christi eine gemeinsame apostolische Verantwortung übernehmen. So geschah es in der ersten Generation, und auch heute haben wir das grosse Glück zu sehen, dass sich dies in unserer Gemeinschaft der Missionarsfamilien und in vielen wunderbaren Gemeinschaften im Herzen der Kirche wiederholt. Die Gastfreundschaft von Aquila und Priscilla zugunsten der Verkünder der guten Nachricht beeindruckt uns. Diese Aktivität stellt einen wirklichen Dienst am Evangelium dar. Wenn wir daran denken, geht unser Herz zu den vielen Menschen, welche uns in den verschiedensten Ländern ihre Häuser öffnen und uns ihre Zeit schenken, um uns in den verschiedensten Begegnungen zu begleiten. Unser Herz geht aber auch zu den armen Familien in der Dörfern der Kordilleren, welche uns ihre Gastfreundschaft anbieten. Tatsächlich, wie in den ersten Jahren der Kirche, so weckt Gott auch heute diesen grundlegenden häuslichen Dienst. Was für ein grossartiges Beispiel zeigen Aquila und Priscilla für unsere christlichen Familien von heute! Sie haben es verstanden, das Wort Gottes ins Zentrum zu stellen, ins Zentrum ihres christlichen Engagements, ihres Ehelebens und ihres eigenen Hauses. Sie haben es verstanden, aus dem Glauben einen Katalysator zu machen, welche ihre Beziehung immer mehr geeint hat, indem sie daraus wirklich «einen Leib gemacht» haben, erwähnt das Evangelium die beiden doch immer mitein ander. Aquila und Priscilla sind Zeugen dafür, wie das Evangelium eine Familie verwandeln kann. Sie haben sich ganz der Verbreitung des Evangeliums gewidmet, und doch die Verantwortung für ihre beruflichen Tätigkeiten beibehalten. Sie haben ihr Haus Menschen geöffnet, welche begierig waren, Jesus kennenzulernen, und sie haben auch ein Zeugnis des Glaubens für die Nichtgläubigen abgelegt. Möge ihr Zeugnis unseren Familien helfen und sie in ihrer delikaten und fundamentalen Aufgabe ermutigen, Hauskirche zu sein. Heisst es doch: «Nicht gering ist die Tugend, aus seinem eigenen Haus eine Kirche zu machen» (heiliger Johannes Chrysostomos). Ut unum sint ! 3 Abschnitt Kirche Die Kirche, allumfassen des Heilssakrament (II) P. Giuseppe Cardamone msp (Italiener) Im letzten Artikel haben wir gesehen, dass die Kirche allein durch Christus zum «Sakrament» wird. Er erfüllt sie mit seinem Geist und sie kann ohne ihn als Sakrament nicht existieren. Wir haben auch die wichtigsten Zitate des Zweiten Vatikanums zu dieser Thematik erwähnt: «Lumen Gentium», Nr. 1, 9, 48 und «Gaudium et Spes», Nr. 45. Als Einleitung zum Thema «Kirche als Sakrament» wollen wir im Folgenden einen Kommentar zu besagten Zitaten abgeben. Die Kirche ist nicht dem Wesen nach ein Sakra ment, aber sie ist «gleichsam in Christus ein Sakrament», sagt uns LG 1. Das bedeutet, dass das Konzept des Sakraments auf die Kirche analog angewandt wird, da sie in Christus selbst ihre vollkommene Verwirklichung findet: Christus ist das wahre Sakrament des Vaters; durch seine heiligste Menschheit, verbunden mit der Person der Heiligsten Dreifaltigkeit, kommt die Gnade auf die Erde und verändert diese. Hier liegt der Ursprung der sieben Sakramente, aufgrund derer die Kirche wie zu einem Sakrament in ihrem Sein und in ihrem Handeln wird. Die Ähnlichkeit der Kirche zu den Sakramenten liegt darin begründet, dass sie selbst Frucht der göttlichen Gnade ist (Zeichen des Handelns Gottes) und zugleich auch Werkzeug, damit sich die Gnade Gottes über alle Menschen ausbreiten kann. Die Kirche ist das Ergebnis der göttlichen Initiative, dank Gott dem Vater, der sie in einem Geist in der Eucharistie vereint und alle Völker um sie schart. Aber in der Natur der erhaltenen Gabe liegt der Umstand begründet, dass Gott die Kirche in die ganze Welt schickt und sie so zum Werkzeug der Erlösung macht (LG 9). LG 1 betrachtet diese Gnade – aufgrund welcher die Kirche zugleich Zeichen und Werkzeug ist – vor allem als Einheit: In der Kirche werden diverse Völker vereint durch eine immer tiefere Gemeinschaft mit dem Vater des Erbarmens, zu dem wir durch Christus Zugang in einem Geist haben (Eph 4,32). Die Kirche, Familie der Kinder Gottes, ist schon jetzt Zeichen dessen, was in künftigen Jahrhunderten sein wird: «Es werden eine Herde und ein Hirt sein» (Joh 10,16). Es ist auch wichtig festzustellen, dass das Konzept «Kirche als Sakrament» von den Konzilsvätern zu Beginn von «Lumen Gentium» erwähnt wird, als wollten sie darauf hinweisen, dass dies der Schlüssel ist, um das Wesen der Kirche besser zu verstehen. Der Terminus «Sakrament» beschreibt in der Tat zugleich zwei Dinge: einerseits das Sein der Kirche (vereint mit Christus, ihm zugehörig, voll des Geistes) und andererseits ihre dynamische und missionarische Natur (Keim des Volkes Gottes sowie Werkzeug der Einheit und der Erlösung der Menschheit). LG 9 unterstreicht, dass die Kirche keine imaginäre, geistige oder nur künftige Wirklichkeit ist, sondern eine 4 Ut unum sint ! bereits aktuelle und im Heute der Welt wirksame Realität. Denn sie ist sichtbar und hat im Nachfolger Petri das hauptsächliche Zeichen ihrer Sichtbarkeit. Die Kirche als allumfassendes Sakrament der Erlösung ist die katholische Kirche. LG 9 hebt zusätzlich hervor, dass die Einheit, auf welche die Kirche hinweist, Heil bringend ist. Sie ist nicht einfach eine soziale oder juristische Vereinigung, sondern vielmehr eine geistige Vereinigung, verwirklicht durch den Heiligen Geist, der – in jedem Kind Gottes lebend und wirkend – der Kirche Leben und Dynamik gibt, wie die Seele dem Körper Leben und Dynamik verleiht. Eine derartige Einheit kann also ausgedrückt werden als Vereinigung des Menschengeschlechts in Gott und mit Gott durch seinen Sohn Jesus und in einem Geist. LG 48 unterstreicht ausdrücklich den universellen und missionarischen Charakter des sakramentalen Einflusses der Kirche, welcher darauf ausgerichtet ist, die Menschheit zu einen. Die Kirche ist Sakrament für die ganze Welt. Die Kirche ist voll des Heiligen Geistes, des Geistes des Auferstandenen, damit die ganze Welt durch sein Wirken und der Mensch in einen anderen Christus verwandelt werde, indem er ihm die geistigen Züge des Sohnes Gottes verleiht. Dieser Geist ist der sichtbaren Kirche gegeben, welche von den Aposteln und ihren Nachfolgern unter der Leitung des Bischofs von Rom geführt wird. Wenn man bis auf die Apos tel zurückgeht, zeigt sich einmal mehr in aller Klarheit, dass es sich nicht um eine Metapher handelt: Es ist die Rede von der Kirche Christi, welche in der Welt wirkt, die katholische Kirche. Darüber hinaus zeigt es sich, dass der Heilige Geist der hauptsächliche Urheber des sakramentalen Charakters der Kirche ist und sich diese Sakramentalität dank der Einheit der Kirche mit Christus verwirklicht. Einzig um Leib Christi zu sein, belebt vom Heiligen Geist, empfängt die Kirche diesen sakramentalen Charakter. Es ist interessant darauf hinzuweisen, dass es das gemeinsame Wirken Christi und des Geistes ist, welches die Kirche als Sakrament begründet; ein Wirken, welches von Christus her betrachtet einheitsstiftend ist, während es vom Geist her betrachtet erlösen will. Die Einheit wird also Christus und die Erlösung dem Geiste zugeschrieben, obwohl es in Wirklichkeit immer ein gemeinsames Wirken beider ist: Christus schenkt den Geist der Erlösung, und der Geist seinerseits macht uns zu Christen, eint uns in einem Leib; durch ein gemeinsames Wirken werden wir Kinder des einen Vaters. Die Bejahung von GS 45 ist von solcher theologischer und spiritueller Bedeutung, die es verdient, mit grösserer Aufmerksamkeit vertieft zu werden. Von dessen Verständnis hängt nicht nur das pastorale Wirken der Kirche ab, sondern auch das spirituelle Leben des Christen und das Verständnis der Kirche in der Welt. Wenn man bejaht, dass alles, was die Kirche besitzt, um es der Welt anzubieten, von ihrem Sein als allumfassendes Heilssakrament abhängt, dann wird eine wichtige Tatsache klar: Die Kirche ist Trägerin Christi und seines Geistes; die Kirche – heute wie vor 2’000 Jahren – wendet sich der leidenden Menschheit zu mit den Worten Petri: Ich habe weder Silber noch Gold, aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi des Nazareners, steh auf und geh umher (Apg 3,6). Abschnitt Moral Die Sünde tötet P. Agustin Delouvroy msp (Belgier) Was wir «Sünde» nennen, darf nicht zum Gegenstand des Spottes werden. Wir sind den Zigarettenherstellern dankbar, wenn sie uns davor warnen, dass «Rauchen tötet». Umso mehr müssten wir denjenigen dankbar sein, welche uns helfen, die Realität der Sünde aufzudecken, indem sie uns warnen, dass die Todsünde tötet. Was für ein Wortspiel! Das christliche Leben ist nichts anderes als denken, sprechen und handeln, wie es Jesus tun würde, wenn er an unserer Stelle wäre. Wir sind gezeugt durch die Gnade Gottes, welche uns im einzigen Sohn, der Jesus ist, zu Kindern macht. Es gibt Dinge, die Jesus nie machen würde. Glauben wir also nicht, dass alles gleichgültig und das menschliche Dasein ein Dasein mitten in der Schöpfung ohne Sinn sei. Anerkennen wir, dass wir es nötig haben, auf die Stimme Gottes in unserem Herzen zu hören. Ohne diese ist unsere Freiheit blind und wir wissen nicht, was für uns gut ist. Es gibt Handlungen, welche wir nicht begehen können, ohne gleichzeitig Gott den Rücken zuzuwenden. Wir nennen sie die «Todsünden». «Die Todsünde ist wie auch die Liebe eine radikale Möglichkeit, die der Mensch in Freiheit wählen kann» (Katechismus der Katholischen Kirche [KKK], Nr. 1861). Wir sprechen davon «wenn der Wille sich zu etwas entschliesst, was der Liebe, durch die der Mensch auf das letzte Ziel hingeordnet wird, in sich widerspricht» (KKK Nr. 1856). Es stellt ein Zurückweisen des göttlichen Liebesplanes dar, und zwar in einer besonders schwerwiegenden Sache und mittels eines bewussten und freien Aktes, wie wir es nachstehend genauer sehen werden. Die Todsünde verursacht den Tod in uns und um uns, entfernt uns von Gott, der das Leben ist, entzieht uns seiner Gnade und seines Geschenks der Liebe. Die Heilige Schrift spricht von Sünden, welche den Tod verursachen und vom Reich des Himmels ausschliessen (Gal 5,19–21; 1 Kor 6,9–10; Röm 1,28–32). «Wenn sie nicht durch Reue und göttliche Vergebung wiedergutgemacht wird, verursacht sie den Ausschluss aus dem Reiche Christi und den ewigen Tod in der Hölle» (KKK Nr. 1861). «Wer meine Gebote hört und sie befolgt, der ist es, der mich liebt» (Joh 14,21). «Die Todsünde, welche sich Gott widersetzt, entsteht nicht nur durch eine förmliche und direkte Ablehnung des Gebots der Liebe» (Glaubenskongregation, Die Erklärung über die menschliche Person, N 10). «Eine Todsünde liegt auch vor, wenn der Mensch mit Wissen und Willen aus welchem Grund auch immer etwas schwerwiegend Ungeordnetes tut. In der Tat, ein solches Tun umfasst bereits die Ablehnung des göttlichen Gebots, die Zurückweisung der Liebe Gottes gegenüber der Menschheit und gegenüber der ganzen Schöpfung» (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben «Versöhnung und Busse», Nr. 17). Gott lieben bedeutet seine Gebote erfüllen. Vor der Realität der Todsünde müssen wir wachsam sein, aber es wird nicht geschehen, dass wir eine Todsünde aus Zerstreuung begehen. Damit wir eine Todsünde begehen, müssen nämlich gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein (vgl. KKK Nr. 1857–1859): 1. Schwerwiegende Materie. Nicht alles ist schwerwiegend noch schwerwiegend auf dieselbe Weise; aber es ist auch nicht alles gleich. Im Bösen kann es verschiedene Schwere-Stufen haben. Es gibt sogar Handlungen, die immer schwerwiegend sind, unabhängig davon, wer sie begeht und unter welchen Umständen sie begangen werden. Und es gibt auch Sünden, die als extrem schwerwiegend eingestuft werden, die besonders schädlich und gefährlich sind: Es handelt sich um die Sünden, welche nach Rache zum Himmel schreien (vgl. Gen 4,10; Gen 19,13; Ex 22,22; Dt 24,14 und St 5,4), und die Sünden gegen den Heiligen Geist (vgl. Nt 12,31–32 und KKK Nr. 1864). Wie die Kinder Hilfe nötig haben, um zu merken, dass das Feuer ihnen Schaden zufügen kann oder dass stehlen schlecht ist, so haben wir Hilfe nötig von der richtigen Vernunft, von der Heiligen Schrift und vom kirchlichen Lehramt, um zu wissen, was schwerwiegend ist. Den grundlegenden Führer finden wir in den 10 Geboten (vgl. KKK Nr. 1858). 2. Volles Bewusstsein. Man muss wissen, was man tut. Dies bedeutet nicht, dass einem bis ins letzte Detail bewusst sein muss, was man tut. Es genügt zu wissen, dass die Handlung schwerwiegend sündhaft ist, dass sie in klarem Widerspruch zum Gesetz Gottes steht (vgl. KKK Nr. 1859). 3. Überlegte Zustimmung. Die Todsünde ist immer Frucht eines Willens, welcher in Freiheit und Normalität entscheiden kann. Es handelt sich immer um einen persönlichen Entscheid, obwohl er nicht notwendigerweise ein minutiöses Abwägen voraussetzt (KKK Nr. 1859). Die volle Zustimmung verlangt weder eine besondere Boshaftigkeit des Willens noch Hass gegenüber Gott. Um eine Todsünde zu begehen, genügt es, wenn der Mensch eine Handlung begehen will, welche objektiv schwerwiegend ist. Wenn wir uns mit Demut der Realität der Todsünde stellen, kommt in unserem Herzen das folgende Gebet auf: «Herr, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt». Das Evangelium lehrt uns, dass das Herz des Vaters durch ein solches Gebet und sogar vorher schon erschüttert wird (vgl. das Gleichnis des verlorenen Sohnes in Lk 15,11–31). Und Jesus hat das Sakrament der Beichte eingesetzt und so für einen jeden die Quelle der Barmherzigkeit geöffnet. «Die Todsünde … erfordert einen neuen Einsatz der Barmherzigkeit Gottes und eine Bekehrung des Herzens, die normalerweise im Rahmen des Sakramentes der Versöhnung erfolgt» (KKK Nr. 1856). Wer die Todsünde bereut, wünscht das Sakrament der Beichte zu empfangen und nähert sich nicht der heiligen Kommunion, bevor er es empfangen hat. Christus hat nicht den Pharisäer gerechtfertigt, welcher damit prahlte, ohne Sünde zu sein, sondern den Zöllner, der seine Sünden bekannte (vgl. Lk 18,9–14). Ut unum sint ! 5 Abschnitt Spiritualität Nachfolge und Nach ahmung Christi Göttlicher Ruf und menschliche Antwort (I) P. José Carlos Eugenio msp (Portugiese) Von seiner Natur her setzt der universelle und persönliche Ruf Jesu zur Nachfolge und zur Nachahmung voraus und erfordert, dass man in der Tiefe der menschlichen Seele eine leise Stimme vernimmt, die Stimme Gottes, die einlädt: Folge mir nach! (Mt 9,9). Es gibt vielerlei Weisen, in welcher sich diese Stimme manifestiert und man sie hören kann. Doch darf man von diesem Ruf des Herrn durchaus nicht erwarten, dass er auf ausserordentliche Weise den zukünftigen Priestern zu Ohren gelangt. Er ist vielmehr als Zeichen zu ersehen und zu beurteilen, durch die auch sonst der Wille Gottes einsichtigen Christen im täglichen Leben kund wird (Vaticanum II, Dekret über Dienst und Leben der Priester, Nr. 11). Dies bedeutet, dass Gott selten mittels ausserordentlicher Zeichen (be-)ruft. Und sogar ein ausserordentlicher und verblüffender Ruf wird gewöhnlich vorbereitet und möglich durch das Horchen und die Treue zu den Zeichen des gewöhnlichen Lebens. Samuel war sorgsam in der Aufmerksamkeit gegenüber dem Wort, welches Gott an ihn richtete, weil er in einer gewohnheitsmässigen Verfügbarkeit des Hörens und Gehorchens gegenüber dem Hohepriester Eli lebte (1 Sam 3,1–21). Dasselbe geschah auch mit Abraham, als Gott ihm bei der Steineiche von Mamre erschien, gekleidet wie ein Pilger (Gen 18,1–10). Er erhielt den Ruf auf schlichte und einfache Weise, weil er seinem allgemeinen und traditionsgebundenen Gefühl der Gastfreundschaft folgte. Dies ermöglichte ihm, Gott zu begegnen, welcher ihm die Erfüllung seines Versprechens ankündigen konnte, nämlich die Geburt seines Sohnes Isaak. Auch die Berufung des heiligen Paulus’ folgte diesem Gesetz, obwohl sie eine der aussergewöhnlichsten und beeindruckendsten gewesen war. In der Tat verfolgte dieser die Christen aus Eifer für das Gesetz, überzeugt, damit Gott zu gefallen, und er war – wenigstens dem Grundsatz nach – in einer Haltung der Verfügbarkeit, um dessen Stimme zu hören. Dies räumt er selbst ein, wenn auch nur indirekt: Er [Christus] hat mich für treu erachtet und zu seinem Dienste erkoren, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, weil ich aus Unwissenheit und im Unglauben gehandelt habe (1 Tim 1,13). Nach der Lehre des heiligen Paulus manifestiert sich die Stimme Jesu, die ruft, gewöhnlicherweise auf zwei unterschiedliche Arten, welche jedoch übereinstimmen (vgl. Röm 10,14): eine innere, jene der Gnade, und eine äussere, wahrnehmbar und konkret. Jesus ruft über irgendein gewöhnliches Ereignis, welches in unserem Inneren eine 6 Ut unum sint ! besondere Gefühlsregung hervorruft, äusserlich z.B. hervorgerufen durch eine liturgische Feier, durch Einkehr oder eine spirituelle Lesung, durch ein Unglück, eine Krankheit oder einen Schmerz. Normalerweise geschieht dies für die Übrigen unbemerkt, aber nicht für denjenigen, welcher sich auf diese Weise gerufen fühlt, gelenkt und innerlich wie gedrängt, dem Herrn nachzufolgen und ihn nachzuahmen. Die Nachfolge und die Nachahmung Christi sind nicht einfach ein Werk unserer selbst. Zuerst sind sie ein Werk des Heiligen Geistes. Sie sind zu gross – weil göttlich – für uns, die wir so klein sind: Diesen Schatz tragen wir freilich in irdenen Gefässen. So soll die überreiche Fülle der Kraft nicht uns, sondern Gott zugeschrieben werden (2 Kor 4,7). Aber der Ruf Gottes erfordert in einem zweiten Moment eine Antwort von unserer Seite. Und je grosszügiger unsere Antwort ausfällt, in umso grösserem Mass bewirken das Beispiel und die Worte Jesu in uns Leben, verwandeln sich in eine entsprechende Haltung, Möglichkeiten, Gesten, Zeugnis. Es geht darum, sich gleichsam als Ton anzubieten, um geformt zu werden, denn unser Gott ist wie ein Töpfer: Wahrlich wie der Lehm in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel (…) kehre doch ein jeder um von seinem bösen Wege! Bessert euren Wandel und eure Werke! (Jer 18,6.11) In unserem irdischen Leben lässt uns Gott immer die Möglichkeit, zwischen einer positiven Antwort auf seinen Ruf und einer negativen Antwort zu wählen. Eine positive Antwort muss schnell, bedingungslos und ausschliesslich sein, obwohl gewisse Einwände erlaubt sind, weil der Berufene sein eigenes Unvermögen (er-)kennt. So erinnert beispielsweise Moses an sein Stottern (vgl. Ex 4,10); Gideon erwähnt seine geringe Bedeutung in seiner Familie (Ri 6,15); Jeremias bringt sein jugendliches Alter vor (Jer 1,6); der heilige Petrus gesteht seine Sündhaftigkeit (vgl. Lk 5,8). Aber letztendlich geben alle eine positive Antwort. Eine negative Antwort ist eine ausdrückliche Zurückweisung Christi und seines Rufes. Im Evangelium finden wir eine solche Antwort typischerweise in der Geschichte des reichen jungen Mannes: Als der junge Mann dieses Wort vernahm, ging er betrübt davon; denn er besass viele Güter (Mt 19,22). Aber zwischen diesen beiden Antworten (positive oder negative) geben gewisse Christen mit einer gewissen Häufigkeit eine dazwischen liegende Antwort, d.h. sie zögern diese hinaus, zaudern oder können sich nicht entscheiden. Dies war der Fall bei den Christen der Kirche von Laodizea, welche weder kalt noch heiss waren, sondern lauwarm. Wenn man eine solche unheilvolle Situation nicht überwinden kann, bleibt die Seele Sklavin der Lauheit, d.h. der Mittelmässigkeit. Es gab grosse Heilige, welche eine solche Phase durchliefen: der heilige Augustinus (vgl. Confessiones, VIII 11) und die heilige Theresa von Jesus (vgl. Buch des Lebens, 8 § 2), um nur zwei der meistbekannten zu erwähnen. Aber es gelang ihnen, diesen Zustand zu überwinden. Abschnitt Berufung Die Oblaten (IV) P. Álvaro Gómez Fernándes msp (Spanier) Wir erinnern uns sicherlich, dass wir die verschiedenen Kategorien der Mitgliedschaft bei den Missionaren Dienern der Armen der Dritten Welt prüfen. Wir betrachten die Kategorie der Oblaten näher, was auch jedem Getauften nützt. Wir haben schon erläutert, dass zur Kategorie der Oblaten – einfach betrachtet – auch die Kranken, die alten Menschen, die Häftlinge etc. gehören, welche ihre Leiden für uns Missionare Diener der Armen und für die Armen aufopfern, welchen wir dienen. Als Folge davon haben wir in den letzten Artikeln schon über die Verantwortung gesprochen, am Erlösungswerk mitzuarbeiten. Aufgrund des allgemeinen Priestertums, an welchem alle Getauften teilhaben, sind wir verantwortlich dafür, aus unserem Leben ein beständiges und vollständiges Opfer an Gott für die Bedürfnisse der Kirche zu machen, indem wir ihm insbesondere unsere Leiden aufopfern. In diesem und im nächsten Artikel werden wir genauer über den Wert dieses Leidens nachdenken. Wir sind uns bewusst, dass das Evangelium voll von grossen Widersprüchen ist, welche die Gefahr in sich tragen, unseren Magen zu verderben, wenn wir sie nicht vom reinen Glauben her zu verdauen verstehen: Um zu leben, muss man sterben; wenn einer gross sein will, mache er sich klein (vgl. Mt 18,2–4); wer der Erste sein will, muss der Letzte sein wollen (vgl. Mk 10,44); um sich zu finden, muss man sich vergessen; um das Leben zu gewinnen, muss man es verlieren (vgl. Mk 8,35); wenn ich schwach bin, dann bin ich stark (vgl. 2 Kor 12,10) … und unter diesen Widersprüchen gibt es einen, welcher für die rationalen Geister besonders «unverdaulich» ist: die Freude im Leiden. Beispiele dafür – obwohl nicht die einzigen – sind die Seligpreisungen (vgl. Mt 5,3–12), welche einige ohne Zögern als «Kurzfassung des Evangeliums» bezeichnet haben. Es ist durchaus logisch, dass unsere Natur dahin tendiert, den Schmerz zurückzuweisen. In der Tat: Der Überlebensinstinkt ist einer unserer wesentlichen natürlichen Instinkte. Die Freude im Leiden wäre also etwas wider die Natur (masochistisch, eine krankhafte Haltung), jedoch nicht wider die Übernatur. Sie kann nur verstanden und eingeschätzt werden vom Glauben und von der Liebe gegenüber Gott her. In Verbindung mit Christus verwandelt sich das Leiden so in einen sehr wertvollen Schatz. Dies hat den heiligen Paulus dazu gebracht zu versichern, dass er sich seiner Leiden freut (vgl. 2 Kor 12,9–10). Damit anerkennt er auch, dass das Kreuz ein Ärgernis und eine Torheit für die Ungläubigen ist, während es für die Gläubigen Kraft und Weisheit Gottes ist (vgl. 1 Kor 1,23–25). Die moderne hedonistische Mentalität (eine Suche ohne Grenzen nach Wohlgefühl und Vergnügen, indem man dem Leiden um jeden Preis aus dem Wege geht) führt uns nicht weiter. So wird konsequenterweise und kon traproduktiv ein Instrument des Todes und der Zerstörung eingerichtet: die Föten mit Down-Syndrom, die Kranken im Endstadium und die alten Menschen ausmerzen … und dies unter der zynischen Maske eines falschen Mitleids: «Damit sie nicht leiden müssen!» – «Was tuts! Es ist besser so, damit sie nicht mein Leben stören!» Und das Schlimme ist, dass diese Tendenz, das Leiden und das Kreuz zurückzuweisen, auch bei uns Gläubigen – bewusst oder unbewusst – Zustimmung findet. Dies vielleicht nicht in der Theorie, aber sehr wohl in der Praxis. Ist es nicht so? Ich stelle dich auf die Probe (nur ein Mal): Antworte mir ehrlich: Hast du irgendeinmal Gott nach dem Warum gefragt, als du leiden musstest? (Oder gab es in deinem Leben sogar Perioden, in welchen diese Frage deine Beziehung zu Gott bestimmt hat oder heute noch bestimmt?) Ich habe dich erwischt! Denn dieses Warum, ist es nicht eine Art verborgene Zurückweisung des Kreuzes? Erlaube mir einen Rat (was ich mit Schmerz am eigenen Leib erfahren musste): Nie, nie, nie (die Wiederholung ist kein Druckfehler)! Frage Gott nie nach dem Warum! Wie auch der heilige Paulus sagt, dem Teufel gefällt es, sich als Engel des Lichts zu verkleiden (vgl. 2 Kor 11,14) und viele Male können wir zwar am Anfang seinen subtilen Angriff nicht erkennen, aber wir können seine Früchte unterscheiden (Mt 7,20; Gal 5,19– 26): Angst, Zurückweisung Gottes, Verzweiflung (welche gemäss dem heiligen Thomas von Aquin zwar – moralisch gesehen – nicht die grösste Sünde darstellt, aber die gefährlichste), zu welchen uns das Warum führt. Im Gegenteil: Anstatt bei Gott misstrauische Erklärungen einzuverlangen, also anstelle des «Warum, Herr?» sage: «Danke, Herr!» Ich versichere dir, du wirst ganz andere Früchte ernten (vielleicht werden einige zu mir sagen, der ist verrückt. Mag es so sein. Ich ziehe es vor, verrückt und glücklich als klug und verbittert zu sein). Es stimmt schon, am Anfang werden die ersten Früchte vielleicht Kopfschmerzen und Magenbrennen sein aufgrund der Gewalt, die du dir selbst antust. Aber wenn du in deinem Inneren ein «Danke, Herr!» hinzufügst und damit zum Ausdruck bringst, dass – obwohl du nicht verstehst, was passiert – du ihm vertraust, die Hoffnung bewahrst oder wenigstens die Überzeugung hast, dass er auch aus dem Bösen etwas Gutes zu machen weiss (vgl. Röm 8,28), dann versichere ich dir, dass Gott dir wegen dieses absoluten Vertrauens dein Herz mit einem Strom voller Frieden und heiterer Freude füllen wird. Gott möge dich segnen! Bete für mich. Ut unum sint ! 7 ICHER MIT KIRCHL ERLAUBNIS Kontemplative Ut unum sint! Lebensweise der streng lebenden Ordens- leute, die gleichzeitig arbeiten, um den Ärmsten zu helfen. Ut unum sint! Verpflichtete Ordensleute, Priester und Laien im Dienst an den Ärmsten, mit den Merkmalen des Ordenslebens der Regularinstitute (Gelübde und Gemeinschaftsleben). Assoziierte Bischöfe, Priester, Klöster, kirchliche Gruppen und Einzelne ausserhalb der Bewegung, die gemäss unserer Spiritualität in Armut leben und den Armen helfen. Laienmitglieder Kranke und Gefangene, die ihre Leiden für die Armen der Dritten Welt aufopfern. Mitarbeitende Auch Nichtglaubende, welche die Bewegung irgendwie unterstützen. Die Missionare Diener der Armen der Dritten Welt Impressum Herausgeber & Redaktion: Verein zur Unterstützung der Bewegung der Diener der Armen der Dritten Welt, 9320 Arbon. Druck: Schmid-Fehr AG, Hauptstrasse 20, 9403 Goldach Erscheint 6 Mal pro Jahr. Geht an alle Mitglieder und Gönner / innen des Vereins «Bewegung der Diener der Armen der Dritten Welt». Für Mitglieder ist das Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für Gönnerinnen und Gönner werden ein Mal pro Jahr CHF 5.– von den Spenden abgezogen. Missionare Diener der Armen der Dritten Welt P. O. Box 907 Cuzco (Peru) Tel. 0051 984 03 24 91 Tel. 0051 956 94 93 89 [email protected] www.msptm.com Deutschland: Freunde der Diener der Armen Schleusenstrasse 7 DE-63839 Kleinwallstadt Tel. 06022 / 20726 [email protected] Österreich (und Südtirol): Verein zur Unterstützung der Bewegung der Diener der Armen der Dritten Welt Perfuchsberg 49 AT-6500 Landeck Tel. 05442 / 67811 [email protected] Schweiz: Verein zur Unterstützung der Bewegung der Diener der Armen der Dritten Welt Postfach 83 CH-9320 Arbon Tel. 058 345 71 99 [email protected]