IKEB Zwischenbericht 2012
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IKEB Zwischenbericht 2012
Institut für Kinderrechte und Elternbildung Ballgasse 2, 6. Stock 1010 Wien Evaluation des Projektes “Fussballerinas” ASVÖ Wien 1. Zwischenbericht Christoph Witoszynskyj IKEB Wien, am 4. März 2012 Gegenstand: Das Pilotprojekt “Fussballerinas” des ASVÖ Wien wurde im Frühjahr 2012 gestartet und soll Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren für den Fußball-Sport begeistern. Die Trainingseinheiten werden in Unterstufen-Klassen an Schulen in Wien angeboten, die einen hohen Anteil an Schülerinnen aus zugewanderten Familien aufweisen. Grundlagen: Die Evaluation des Projektes erfolgt auf Basis, der in der ARGE “Sport und Integration” festgelegten Handlungsfelder: 1. Interne Organisation 2. Schaffung integrativer Vereinsangebote 3. Vernetzung mit anderen Organisationen 4. Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Dokumentation. Ebenso wird berücksichtigt, ob einzelne Maßnahmen und Aktivitäten im Einklang mit den sieben Leitlinien (Bewusstseinsbildung, Öffentliches Bekenntnis zur Integration, Mitbestimmung und Partizipation, Öffnung, Vernetzung, Nachhaltigkeit und Empowerment) stehen. Der vorliegende Zwischenbericht wurde anhand eines Leitfaden-Interviews am 5.Dezember 2012 mit der Generalsekretärin des ASVÖ Wien, Mag.a Maria Lengauer, und dem Projektleiter Jasr Negm erstellt. Österreichisches Institut für Kinderrechte & Elternbildung Ballgasse 2, A1010 Wien T: +43/1/513 83 F: +43/1/512 12 9862 M: [email protected] Erste Bank BLZ: 20111 KtoNr: 2974 6596 500 ZvrNr: 6281 1612 5 1 Bisheriger Projektverlauf Das Projekt startete im Frühjahr 2012, ab Mai wurden folgende Schritte bzw. Maßnahmen gesetzt: Eckpunkte: Frühjahr bis September 2012 - Div. Vorbereitungsarbeiten - Personalauswahl - Kontaktaufnahme und Vereinbarungen mit Schulen - Abhaltung eines Workshops zum Thema “Interkulturelle Kompetenz” für die am Projekt beteiligten TrainerInnen. - Gestaltung Flyer - Gestaltung Website Ab Oktober 2012 - Start der Trainingseinheiten an vier Schulen mit 6 Gruppen. Bericht zur Erhebung Für die erste Erhebung zur Evaluation des Projektes standen folgende Aspekte im Mittelpunkt: 1. 2. 3. 4. 5. Projekt-Organisation und -Management Vernetzung Start der Bewegungsangebote Erste Rückmeldungen von TN und anderen involvierten Personen Positive und negative Faktoren 1. Projekt-Organisation und -Management - Für das Projekt wurde ein Team aus vier Trainerinnen und vier Trainern zusammengestellt, darunter der Projektleiter Jasr Negm, der seit Jahren auch Fußballcamps für Kinder in den Ferien betreut. - Aus den übermittelten Lebensläufen geht hervor, dass alle TrainerInnen verschiedene Qualifikationen und Kompetenzen mitbringen, die für das Projekt von Relevanz sind. Einer der Trainer war Profifußballer und verfügt zudem über praktische Erfahrung aus Fußballprojekten für Kinder und Jugendliche. Das Team ist interkulturell zusammengestellt, alle Mitglieder haben selbst Migrationshintergrund und sind mehrsprachig. - Im September 2012 kurz vor Projektstart nahmen alle TrainerInnen zur Vorbereitung an einem eintägigen Workshop zum Thema “Interkulturelle Kompetenz” teil, der von FairPlay und IZ (Interkulturelles Zentrum) gezielt für das Projekt konzipiert und durchgeführt wurde. - Zur Unterstützung der TrainerInnen, erstellte der Projektleiter einen Leitfaden für 10 Trainingseinheiten, der auch die Ergebnisse und Erkenntnisse des Workshops widerspiegelt. - Zum Projekt gibt es einen Folder, die zur Bewerbung an Schulen eingesetzt wird. - Zur Finanzplanung: der Projektstart erfolgte nach der Förderungszusage durch das Sportminiserium ein halbes Jahr später als im Projektantrag formuliert. Die ersten Bewegungseinheiten fanden nicht von Februar bis Juni 2012, sondern ab September 2012 statt. Ein Turnus soll daher nach hinten verschoben werden. 2. Vernetzung Beim vorliegenden Projekt sind va zwei Kategorien von Kooperationen wichtig: Österreichisches Institut für Kinderrechte & Elternbildung Ballgasse 2, A1010 Wien T: +43/1/513 83 F: +43/1/512 12 9862 M: [email protected] Erste Bank BLZ: 20111 KtoNr: 2974 6596 500 ZvrNr: 6281 1612 5 2 a. Schulen Der Kontakt zu den Schulen gestaltete sich sehr positiv: Vier Schulen nahmen zum Erhabungszeitpunkt am Projekt teil. Bei einer weiteren Schule im 15. Bezirk kam die Kooperation vorerst aus organisatorischen Gründen nicht zustande. Eine Beteiligung am Projekt zu einem späteren Zeitpunkt ist jedoch geplant. b. ASVÖ-intern: Mitglieder-Vereine Eines der Projektziele ist der Übertritt von beteiligten Mädchen in einen der ASVÖ-Mitgliedsvereine. Es gab im Dezember 2012 noch keine konkrete Zusammenarbeit, jedoch soll diese im Zuge der Vorbereitung der Feriencamps im Sommer 2013 intensiviert werden. 3. Start der Bewegungsangebote Die Fußball-Trainingseinheiten wurden im Oktober 2012 an vier Wiener Schulen in der 7. Schulstufe aufgenommen: Neue Mittelschule Max Winterplatz, GRG 12 Rosasgasse, GRG 12 Erlgasse sowie die Islamische Privatschule Al Azhar im 21. Bezirk. In letzterer Schule kommen de facto alle Mädchen aus zugewanderten Familien, in den anderen Schulen liegt ihr geschätzter Anteil zwischen 40 und 80 Prozent. Zu Projektbeginn gab es Sportmotorische Tests (Linzer Fragebogen) sowie einen Fragebogen zu Schul- und Klassenklima (Gruppendynamik/Wohlfühl-Klima in der Klasse). Die Ergebnisse sollen mit Test zu Jahresende verglichen werden, um zu sehen, welche Veränderungen im Projektzeitraum stattgefunden haben. Die Ergebnisse dienen auch dazu, den Mädchen ihre Fortschritte sichtbar darzustellen, um sie zu motivieren. An den vier Schulstandorten gibt es sechs Trainingsgruppen mit jeweils rund 15 Mädchen, insgesamt werden so knapp 100 Mädchen betreut. Jede Fußball-Einheit wird von zwei TrainerInnen geleitet, idR ein Mann und eine Frau. Das Training findet im Rahmen des regulären Turnunterrichts etwa alle 2-3 Wochen in Gegenwart der jeweiligen Turnlehrerin statt. Pro Trainingsgruppe sind zumindest acht Doppelstunden im Laufe des Semesters fixiert. Als Höhepunkt der Trainings wird zum Ende des Schuljahres ein Turnier mit allen beteilgten Trainingsgruppen abgehalten. Dies ist jedoch ebenso erst im Planungsstadium wie die polysportiven Feriencamps im Sommer. 4. Erste Rückmeldungen von TN und anderen involvierten Personen Die bisherige Resonanz fällt nach Auskunft des Projektleiters sehr positiv aus. Bei den Teilnehmerinnen gibt es zT sehr begeisterte Rückmeldungen. Auch einige Mädchen, die anfangs eher skeptisch, ängstlich oder ungeübt waren, hätten inzwischen Spaß am Training gefunden. Ebenfalls positiv haben sich einige Lehrende in den Schulen geäußert. An einige Schulen waren offenbar die Burschen neidig auf das gezielte Training für die Mädchen. Noch wenig Rückmeldungen gab es von Eltern, diese sind jedoch bislang kaum involviert, da die “Ballerinas”-Stunden im Rahmen des Unterrichts stattfinden. 5. Positive und negative Faktoren Die Zusammenarbeit mit den Schulen verläuft bisher sehr zufriedenstellend. Lediglich an einer Schule scheiterte die Kooperation vorerst. Dort konnte der Wunsch nach zwei weblichen Trainerinnen aus organisatorischen Gründen nicht erfüllt werden. Eine spätere Zusammenarbeit ist jedoch im Gespräch. Die bisher erreichte TN-Zahl von rund 100 Mädchen (zw. 40 und 80 Prozent mit Österreichisches Institut für Kinderrechte & Elternbildung Ballgasse 2, A1010 Wien T: +43/1/513 83 F: +43/1/512 12 9862 M: [email protected] Erste Bank BLZ: 20111 KtoNr: 2974 6596 500 ZvrNr: 6281 1612 5 3 Migrationshintergrund) entspricht den Erwartungen. Ein Großteil der Mädchen hatte zuvor keine Erfahrung mit Fußball. Inzwischen kicken nach Angaben des Projektleiters mehrere Mädchen auch in ihrer Freizeit (zB mit ihren Brüdern), einige sogar in einem Verein. Das Thema “Integration” wurde in den Gesprächen mit den Schulen sehr offen behandelt und positiv aufgenommen. Im direkten Umgang mit den Mädchen beim Sport jedoch werden Begriffe wie “Integration” oder “Migration” kaum verwendet, da sie im Kontext Sport kaum von Nutzen sind und eher stigmatisierend wirken. Stattdessen werden ein respektvoller und verantwortungsvoller Umgang und Teamgeist vermittelt und vorgelebt. “Integration” wird somit auf ein paar wichtige Grundsätze des Zusammenlebens zugespitzt, die im Alltag lebbar sind. Sehr positiv fiel die Wahl der beteiligten TrainerInnen sowie des Projektleiters aus, die alle ausländische Wurzeln haben. PL Jasr Negm wirkt sehr kompetent, kommunikativ und motivierend. Dazu verfügt er über Arabisch-Kenntnisse, die ihm bei der Arbeit hilfreich sind. Zudem dürfte ihm sein kultureller Background eine höhere Glaubwürdigkeit bei muslimischen Schülerinnen und Lehrenden verschaffen, was ihn als “Ankerperson” für migrantische Communities prädestiniert. Hervorzuheben ist, dass alle Projektverantwortlichen an einem Workshop “Interkulturelle Kompetenz” teilnahmen, der eigens für das Projekt entwickelt und veranstaltet wurde. Sprachbarrieren und kulturelle Differenzen: in einer Schule gibt es mehrere Mädchen, die über wenige oder schlechte Deutschkenntnisse verfügen. Hier ist die Mehrsprachigkeit des PL ein wichtiger Faktor, der zum Gelingen beiträgt. Der Wunsch einiger Schülerinnen bzw einer Schule, mit Kopftuch Sport zu betreiben, wird ohne Einschränkung respektiert. Offen blieb zum Erhebungszeitpunkt, wie sich die Zusammenarbeit mit den ASVÖ-Vereinen gestalten wird. Dies wird sich bei der Planung der polysportiven Feriencamps zeigen. Zwischenfazit Das Projekt wirkt insgesamt gut geplant und organisiert. Bei der Auswahl und bei der Schulung der TrainerInnen wurde sehr sorgfältig - und offenbar erfolgreich - vorgegangen. Die bisherige Zusammenarbeit mit vier Schulen verläuft ebenfalls positiv. Der bisherige Verlauf lässt erwarten, dass das Projekt auch weiterhin gut gelingen wird. Die Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen bei der Evaluation funktioniert einwandfrei. Der weitere Informationsaustausch und die Übermittlung relevanter Unterlagen zum Projekt wurde vereinbart. Hinsichtlich der vier Handlungsfelder (Interne Organisation, Schaffung integrativer Vereinsangebote, Vernetzung mit anderen Organisationen sowie Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Dokumentation) ist festzustellen, dass bereits in allen vier Dimensionen Aktivitäten stattgefunden haben. Unter anderem gibt es eine Website zum Projekt unter www.fussballerinas.at. Die bisherigen Maßnahmen und Aktivitäten stehen zudem im Einklang mit den sieben Leitlinien. C.W./4.3.2013 Gegengelesen IKEB-Team: 8.3.2013 Österreichisches Institut für Kinderrechte & Elternbildung Ballgasse 2, A1010 Wien T: +43/1/513 83 F: +43/1/512 12 9862 M: [email protected] Erste Bank BLZ: 20111 KtoNr: 2974 6596 500 ZvrNr: 6281 1612 5 4