Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome
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Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome
Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Teil 2 A. Hedtmann Abt. Orthopädie, Klinik Fleetinsel Hamburg Bei jüngeren Individuen (< 65 – 70 J) sowie in Fällen höheren, funktionellen Anspruchs und bei eindeutig traumatischer Auslösung sollte eine Rekonstruktion mit Wiederherstellung der Sehnen-Kapsel-Knochen-Einheit erfolgen. Endoskopische Verfahren sind heute bei kleineren Defekten und jüngeren Patienten den offenen Methoden gleichwertig. Bei Mehrsehnendefekten und älteren Patienten scheint die offene Methode noch überlegen. Überproportional zunehmende Operationszeiten und Kostengründe können bei der Wahl des Operationsverfahrens bei sehr großen Defekten eine Rolle spielen. Einleitung Die Ergebnisse der Rotatorenmanschettenrekonstruktion sind – unabhängig vom gewählten offenen oder endoskopischen Verfahren – abhängig von der Anzahl der betroffenen Sehnen, der Trophik der zugehörigen Muskeln und dem Alter des Patienten. Sog. Rezidivdefekte stellen mehrheitlich unvollständige Heilung dar. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Klinisch symptomatische, strukturelle Rotatorenmanschettenschäden bedürfen der operativen Therapie, wenn sie bei älteren Menschen mit geringem, funktionellen Anspruch nicht ausreichend konservativ zu behandeln sind. Bei Teildefekten genügt die (endoskopische) subakromiale Dekompression. Bei nicht mehr rekonstruierbaren Defekten begnügt man sich mit einem Débridement von Schulterdach, Sehne und Bursa sowie des Tub. majus. Für Patienten mit irrekonstruktiblen Rotatorenmanschettendefekten und höherem Funktionsanspruch stehen Muskelersatzplastiken mit Transposition des Latissimus dorsi für die ausgefallene posterosuperiore Rotatorenmanschette und des Pectoralis-major-Muskels für den Subskapularismuskel zur Verfügung. In klinischer Erprobung bzw. noch experimentell sind Augmentationen oder Sehnensubstitutionen durch extrazelluläre Matrixtransplantate menschlicher oder tierischer Herkunft sowie die Applikation von verschiedenen Wachstumsfaktoren und Zelltherapien. Definition Rotatorenmanschettenläsionen im klinischen Verständnis sind makroskopisch fassbare Veränderungen der Kapsel-Sehnen-Einheit aus den Außenrotatoren (Supraund Infraspinatusmuskel und Teres-minor-Muskel) und/oder dem einzigen intrinsischen Innenrotator, dem Subskapularismuskel sowie ggf. mit Beteiligung der langen Bizepssehne. Rotatorenmanschettenläsionen können als Partialdefekte mit inkompletter Unterbrechung des Kalibers der zweischichtigen, aus Kapsel und Sehne bestehenden, Rotatorenmanschette auftreten. Schreitet die Läsion fort, kommt es zur kompletten Kontinuitätsdurchtrennung, zunächst im Bereich einer Sehne, initial meist in der Supraspinatussehne und dem zugehörigen Kapselareal. Es handelt sich dann um einen kompletten oder Totaldefekt. Der Ausdruck bezeichnet nur die komplette Kontinuitätsdurchtrennung und sagt nichts über die flächige Größenausdehnung aus. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 Subakromialsyndrom Unter Subakromialsyndromen (Synonym: subakromiales Schmerzsyndrom) versteht man erkrankungs- oder verletzungsbedingte, nicht entzündlich-rheumatisch verursachte, klinisch manifeste Affektionen der Rotatorenmanschette (RM), der langen Bizepssehne und der Bursa subacromialis/subdeltoidea. Schreitet der Prozess fort, werden benachbarte Sehnen mit einbezogen. Im Gefolge treten Atrophie und fettige Degeneration der mangels Kraftübertragung funktionsuntüchtigen Muskulatur auf. In deutlich selteneren Fällen treten traumatische Verletzungen auf, die die Rotatorensehnen, die mit den Rotatorensehnen zur Rotatorenmanschette verbundene Kapsel und die lange Bizepssehne betreffen. ê2010 ê147 – 170 êDOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0029-1244245 êVNR 2760512010047433013 147 Schultergürtel und obere Extremität Epidemiologie und Ätiologie Anatomie und Biomechanik Es gibt eine Vielzahl von autoptischen Untersuchungen zur Rotatorenmanschettenpathologie. Zudem liegen etliche Veröffentlichungen über bildgebende Untersuchungen bei symptomlosen Probanden vor. Zusammenfassend kann man von einer Häufigkeit kompletter Defekte von ca. 10 – 15 % im Alter von 50 – 60 Jahren, von ca. 20 – 25 % im 7. Dezennium und von > 30 % im 8. Dezennium ausgehen. Etwa zwei Drittel bis drei Viertel aller Defekte bestehen symptomlos. Patienten mit symptomatischen Schultern sind nach Yamaguchi u. Mitarb. (2006) bei noch in der Kontinuität erhaltener Rotatorenmanschette durchschnittlich ca. 49 Jahre alt, diejenigen mit symptomatischem Rotatorenmanschettendefekt ca. 59 Jahre. Je höher das Alter, umso größer die Wahrscheinlichkeit eines bislang symptomlosen Rotatorenmanschettendefekts auch auf der Gegenseite. Die Prävalenz eines symptomlosen Rotatorenmanschettendefekts auf der Gegenseite beträgt über alle Altersgruppen ca. 35 %, ist damit höher als statistisch zu erwarten und dokumentiert damit eine individuelle Disposition zu diesen Veränderungen. Nach Gohlke u. Mitarb. (1993) nimmt das durchschnittliche Alter der Patienten mit der Defektgröße zu: inkompletter oder Partialdefekt: 63,7 Jahre, kompletter Defekt < 2 cm: 67 Jahre, kompletter Defekt > 4 cm: 70,6 Jahre. Das Schultergelenk ist im Unterschied zu dem formschlüssigen Hüftgelenk ein sog. kraftschlüssiges Gelenk, d. h. die Führung des Humeruskopfs gegenüber der Skapula erfolgt im Wesentlichen durch die wirkenden muskulären (aktiven) und kapsuloligamentären (passiven) Kräfte. Die Aufgabe der Rotatorenmanschette ist die Zentrierung des Humeruskopfs in der flachen Pfanne, die keine knöcherne Kontaktsicherung gewährleistet. Näheres s. Teil 1, Heft 2/2009, S. 85 – 106. █ █ Es ist unbekannt, welche Faktoren bei vorbestehenden symptomlosen Defekten ohne äußere mechanische Einflüsse zur klinischen Manifestation mit Schmerz und/ oder Kraft- und/oder Bewegungsdefizit führen. Die pathologisch-anatomische Läsion stellt also nur eine Teilbedingung für die klinische Manifestation dar. Es gibt Hinweise, dass Rauchen und schwere körperliche Arbeit die Krankheit fördern, wobei unklar ist, ob dies infolge höherer Häufigkeit struktureller Schäden oder bevorzugter klinischer Manifestation erfolgt. Abb. 1 148 █ Ruptur oder Defekt einer oder mehrerer der Rotatorensehnen führt zwangsläufig zu einem Überwiegen des kranial gerichteten Zuges des Deltamuskels bei hängendem oder nur leicht gehobenem Arm. Dies führt in der Folge zu einem Höhertreten des Humeruskopfs gegenüber dem Glenoid. Bei Defekten nur der Supraspinatussehne kommt es in der Regel noch nicht zu einem Höhertreten, d. h. ein im Nativröntgenbild sichtbarer Humeruskopfhochstand ist hinweisend auf einen Defekt von mehr als einer Rotatorensehne. Die Größe von Rotatorenmanschettendefekten und der akromiohumerale Abstand sind signifikant umgekehrt korreliert (Saupe et al. 2006). Die Bursa subacromialis ist reichhaltig mit nozizeptiven Nervenfasern und Rezeptoren ausgestattet. Wahrscheinlich wird der Schmerz bei subakromialen Syndromen wesentlich über die Bursa vermittelt, da dort bei Rotatorenmanschettendefekten Entzündungsmediatoren und -indikatoren wie TNF, Interleukine, Metalloproteinasen und Zyklooxigenasen erhöht gefunden wurden, ebenso wie Substanz P. Die Bursa subacromialis ist zudem bedeutsam, da in ihr kürzlich Stammzellen nachgewiesen wurden, die möglicherweise der Heilung von Rotatorenmanschetten förderlich sein können. Arthroskopisches Bild eines artikularseitigen Partialdefekts vor (a, b) und nach Débridement und Fadenmarkierung (c). Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Pathologische Anatomie Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Abb. 2 Arthroskopisches Bild eines bursaseitigen Partialdefekts. Formale Pathogenese Die Medialverlagerung des Lig. coracohumerale kann auch den supratuberkulären Halteapparat (sog. Intervallschlinge oder Pulley-Apparat) der langen Bizepssehne beeinträchtigen. Die Läsionen gehen oft von Oberkantenläsionen der Subskapularissehne oder Vorderkantenläsionen der Supraspinatussehne aus. In der Folge wird die lange Bizepssehne oberhalb des Sulcus bicipitalis instabil, auch wenn das transverse Band noch erhalten ist. Diese sog. Intervallzonenläsionen werden auch unter dem Begriff „Pulley-Läsionen“ beschrieben (Abb. 4). Abb. 3 Typische Defektformen der Rotatorenmanschette. █ Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 149 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Die Degeneration der Sehnen ist vielgestaltig und in der pathologisch-anatomischen Literatur gibt es eine Vielzahl von Beschreibungen wie fettige Degeneration, Desorganisation der Kollagenstruktur, mukoide Verquellung, Tendinose, degenerative Tendinitis usw., die z. T. nur vage definiert sind und fließende Übergänge zu normalen Altersveränderungen aufweisen. Ein Rotatorenmanschettendefekt beginnt makroskopisch am häufigsten gelenkseitig (Abb. 1) oder intratendinös als inkompletter bzw. Partialdefekt an der ventralen Kante oder der Mitte der Supraspinatussehne. Die Defekte können auch bursaseitig beginnen (Abb. 2). Artikularseitige Defekte sind mehr als doppelt so häufig wie bursaseitige. Die Häufigkeit intratendinöser Defekte ist wegen der Unsicherheit ihrer Diagnose spekulativ. Diese Sehnenveränderungen können fortschreiten bis zum kompletten Defekt der Rotatorenmanschette. Das Zusammenwirken von Zugkräften der Rotatorenmuskeln und den Verstärkungsbändern wie dem Lig. coracohumerale führt zu typischen Defektformen (Kölbel 1992) (Abb. 3). Der Zug der Muskeln weitet den Defekt auf, der vordere Rand der Supraspinatussehne ist weit retrahiert, das Lig. coracohumerale nach medial retrahiert, sodass die lange Bizepssehne sichtbar wird. Es entsteht so aus einer umgekehrt L-förmigen Unterbrechung der Sehnen-Kapsel-Kontinuität die typische V- oder U-Form (Abb. 4). █ Schultergürtel und obere Extremität Abb. 4 Arthroskopisches und subakromialendoskopisches Bild eines kompletten Defektes. Die lange Bizepsehne kann ebenfalls einen intrinsischen Sehnenschaden erleiden, nimmt aber bei eingetretenem Defekt auch an den subakromialen Kontaktprozessen teil oder wird durch die Schäden des Halteapparates sekundär mit betroffen. Dies kann auch den Gelenkknorpel des Humeruskopfs im Bereich der sog. supratuberkulären Kopfrinne als Kontaktfläche der langen Bizepssehne einbeziehen. Bei chronischen Rotatorenmanschettendefekten ist die Supraspinatussehne in ca. 95 % beteiligt, die Infraspinatussehne in ca. 30 – 60 %, die Subskapularissehne in ca. 10 – 20 %. Etwa die Hälfte aller klinisch manifesten kompletten Defekte ist auf die Supraspinatussehne beschränkt (Hedtmann u. Fett 1989). Isolierte Defekte von Infraspinatus oder Subskapularis treten nur in ca. je 1 – 2 % aller Fälle auf. Traumatische Risse umfassen sehr viel häufiger auch isoliert oder in Kombination die Subskapularissehne. Während bei Partialdefekten und kleinen, kompletten Defekten noch reparative biologische Reaktionen nachweisbar sind, fehlen diese weitgehend bei großen und massiven Defekten. █ Klassifikation Es gibt Klassifikationen für das Ausmaß der Beteiligung einzelner Sehnen, also die Defektausdehnung parallel zum Tuberculum majus und/oder minus wie für die Stumpfretraktion und für das Ausmaß der fettigen Atrophie. Gebräuchlich sind folgende Klassifikationen: Nach Bateman (1963): Grad I: Partialdefekt oder kompletter Defekt bis 1cm Grad II: kompletter Defekt bis 3 cm (ungefähre Breite der Supraspinatussehne) Grad III: > 3 – 5 cm Grad IV: > 5 cm █ █ █ █ 150 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Abb. 5 Graduierung der Größenausdehnung von Rotatorenmanschettendefekten nach Patte (1990) (aus: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band Schulter, hrsg. von Gohlke F, Hedtmann A. Stuttgart: Thieme; 2002). █ Die Einteilung nach Ellman u. Matsen (Ellman u. Gartsman 1993) ist ähnlich: Stadium I: Befall des Supraspinatus, Stadium II: Befall des Supraspinatus und partielle oder komplette Einbeziehung des Infraspinatus, Stadium III: 3-Sehnen-Defekt von Supra- und Infraspinatus und Subskapularis, Stadium IV: Rotatorendefektarthropathie. █ █ █ █ Die Klassifikation nach Patte (1990) teilt die Rotatorenmanschette sagittal in Sektoren von 1 – 5 ein, wobei 1 die Subskapularissehne, 2 die Intervallzone und 5 die Teresminor-Sehne umfasst (Abb. 5). Für die Einteilung der inkompletten, also nicht ganz die Kontinuität durchsetzenden Läsionen (Partialdefekte), existieren verschiedene, in der Regel eine Arthroskopie voraussetzende Klassifikationen: Nach Ellman u. Matsen (Ellman u. Gartsman 1993): Die Einteilung erfolgt in Grade für die Tiefe bezogen auf die Insertionszone und in Stadien für die flächige Ausdehnung: Grad I: Defekte von weniger als 3 mm und einem Viertel der Dicke der RM – A: artikularseitig – B: bursaseitig Grad II: bis zu einer Tiefe von weniger als der Hälfte der RM-Dicke oder 6 mm Grad III: mehr als die Hälfte der RM-Dicke █ █ █ Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Die Breite und mediolaterale Ausdehnung sollen gemessen und die Fläche in mm2 angegeben werden. Die Tiefeneinteilung bezieht sich auf die Insertionszone am Tuberculum majus, den sog. „footprint“ der amerikanischen Literatur (Ruotolo et al. 2004). Dessen mediolaterale Ausdehnung beträgt ca. 12 mm. Nach Snyder (1994) werden ebenfalls Größe, Lokalisation und auch partielle Defekte berücksichtigt. Partialdefekte: Lokalisation: – A: artikularseitig – B: bursaseitig – C: kompletter Defekt Defektgröße: – I: minimale oberflächliche, bursale oder synoviale Irritation von weniger als 1 cm Ausdehnung – II: oberflächliche Auffaserung und Ruptur einzelner Fasern von weniger als 2 cm Ausdehnung – III: ausgedehntere Auffaserung und Fragmentation der Sehnensubstanz bis zu einer Ausdehnung von 3 cm – IV: stark ausgeprägte Auffaserung und Fragmentation, oft mit begleitendem Lappenriss und mehr als 1 Sehne (3 cm) umfassend █ Die Atrophie des Supraspinatusmuskels wird nach Thomazeau u. Mitarb. (1997) sowie dem Tangentenzeichen nach Zanetti beurteilt: Wenn der Supraspinatusmuskel noch oberhalb der Tangentenlinie ist und eine Atrophie vom Grad I oder II vorliegt, sind dies für eine operative Therapie günstige Prognosefaktoren (s. a. Abb. 14, Teil 1, Heft 2/2009, S. 95). Die Klassifikation der fettigen Degeneration erfolgt heute meist ebenfalls im MRT mit einer analog zu einer von Goutallier u. Mitarb. (1994) ursprünglich für das CT entwickelten Klassifikation (s. a. Tab. 4, Teil 1, Heft 2/ 2009, S. 95). █ Siehe auch Hedtmann A, Heers G. Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2006; 1: 271 – 302). Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Der Retraktionsgrad bei kompletten Defekten wird ebenfalls nach Patte (1990) beschrieben (Abb. 6), wobei Grad I eine Stumpfretraktion bis zum anatomischen Hals, Grad II bis zum Glenoid und Grad III bis über das Glenoid hinaus nach medial bedeutet. Die Beurteilung erfolgt anhand des MRT in anguliert-frontaler Schnittführung in der Schulterblattlängsachse oder sonografisch in sehnenlongitudinaler Schnittführung, ist dabei aber im Supraspinatusanteil wegen der Akromionüberdeckung nur bis zum Grad II möglich. Da Grad II ein weites Spektrum von Retraktion umfasst, wird es teilweise unterteilt in IIa (Retraktion bis zur Humeruskopfkuppel) und IIb (Retraktion zwischen Humeruskopfkuppel und Glenoidrand). Diagnostik Anamnese Die Patienten klagen neben einem sehr häufigen Nachtschmerz über sektoriellen Schmerz bei mittleren Armhebewinkeln, beim Griff hinter den Körper und vor allem bei Belastung. Weitere Klagen sind Kraftminderung und sekundär eintretende Teilsteife. Klinische Untersuchung Die klinische Untersuchung zeigt in Abhängigkeit von Ausmaß und Dauer des strukturellen Sehnenschadens eine sichtbare Atrophie des Infraspinatusmuskels und oft ist eine Atrophie des Supraspinatusmuskels durch den Trapeziusmuskel tastbar. Der Schultergürtel steht infolge reaktiver Trapeziusmuskelverkürzung oft auf der betroffenen Seite etwas hoch und erscheint verkürzt zur Gegenseite. Abb. 6 Retraktionsgrade nach Patte (1990). █ Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 151 Schultergürtel und obere Extremität Positive Impingementzeichen und Schmerz bei isometrischer Anspannung in Abduktion und Außenrotation bestimmen das Bild, bei Befall der Subskapularissehne auch Schmerz bei Innenrotationsbelastung. Positive Außen- oder Innenrotations-Lag-Zeichen wie z. B. ein positiver Lift-off-Test sind Ausdruck fortgeschrittener Sehnenschäden. In Zweifelsfällen von Beteiligung des AC-Gelenks erfolgen diagnostische Lokalanästhesieblockaden. Bildgebende Diagnostik Konventionelle Röntgendiagnostik. Das native Röntgenbild sollte in 3 Ebenen vorliegen, angefertigt im Sitzen oder Stehen: sog. echte a.-p.-Aufnahme mit dem Schulterblatt parallel zu Film oder Detektor, hier sind die Zentrierung des Gelenks neben den Veränderungen am Tuberculum majus und dem Akromion beurteilbar. lateral-axiale Aufnahme – auch sog. Y- oder OutletAufnahme. Es wird hiermit die Konfiguration des korakoakromialen Bogens beurteilt. transaxilläre Aufnahme zur Darstellung evtl. offener Akromionfugen (Abb. 7) teninsertionen am Tuberculum majus und minus sowie des anteroinferioren Akromions (Abb. 8) und auch über evtl. vorliegende, offene Akromionfugen und Arthrosen des AC-Gelenks. Bei klinischem Verdacht auf ACG-Affektion oder geplanter Operation empfiehlt sich zusätzlich eine ACG-Spezialprojektion nach Zanca. Man kann mit diesen Bildern etwaige arthrotische, glenohumerale Prozesse beurteilen, erhält Informationen über die Zentrierung in der Frontal- wie der Transversalebene, die Akromiongrundform, sekundäre, enthesopathische Veränderungen der Rotatorenmanschet- Sonografie. Die Existenz eines inkompletten oder kompletten Rotatorenmanschettendefekts kann mit vergleichbarer Sensitivität sonografisch wie magnetresonanztomografisch festgestellt werden (Dinnes et al. 2003). Mit der Sonografie kann bei dynamischer Untersuchung auch die muskuläre Dysfunktion beurteilt werden (Böhm et al. 2005). Die Atrophie kann durch Abb. 7 █ Offene metamesoakromiale Apophysenfuge. █ █ Abb. 8 Enthesopathischer Sporn am Akromion. a Bei Grundtyp I. b Bei Grundtyp III. █ 152 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome seitenvergleichende planimetrische Ausmessung der Muskeldicke in der Supra- und Infraspinatusgrube sonografisch beurteilt werden. Operative Therapie Checkliste Magnetresonanztomografie (MRT). Das Ausmaß der fettigen Degeneration und Atrophie der Rotatorenmuskeln ist die Domäne der MRT, ebenso wie Defekte mit weiter Stumpfretraktion, da diese unter dem Akromion sonografisch nicht erfassbar ist. Die Volumeneffekte von kaudalen ACG-Osteophyten werden im MRT oft überschätzt, da die Untersuchung im Liegen bei relativem Hochstand des Humeruskopfs infolge ausgeschalteter Schwerkraft durchgeführt wird. Hier hilft der Abgleich mit dem konventionellen Röntgenbild im Sitzen oder Stehen. Präoperative Aufklärung Arthrografie. Die konventionelle Arthrografie wird nur noch in Ausnahmesituationen eingesetzt (z. B. Herzschrittmacherträger). Sie sollte dann durch ein CT-Arthrogramm ergänzt werden. Computertomografie (CT) und CT-Arthrografie. Die native CT ist bei subakromialen Erkrankungen wenig hilfreich. Die CT-Arthrografie wird in Frankreich regelhaft zur Diagnostik von RM-Defekten eingesetzt, ist im Rest der Welt eher weniger gebräuchlich. Therapie der Rotatorenmanschettenläsionen Therapieziele Ziel der Therapie ist die Wiederherstellung einer balancierten, schmerzfreien Funktion der Rotatorenmanschette und damit einer unter allen Funktionszuständen freien, schmerzlosen Beweglichkeit mit einwandfreier Zentrierung des Glenohumeralgelenks. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Die Einverständniserklärung sollte neben der prozeduralen Information folgende Risikoaufklärung umfassen: Infektion temporäre oder auch anhaltende Einsteifung Nervenschäden bleibender Kraftverlust möglicher Rest- oder Rezidivdefekt bei großen und alten Ursprungsdefekten Notwendigkeit, Art und Dauer der postoperativen Rehabilitation (ca. 6 Monate) bei Hand- und Überkopfarbeitern prolongierte Arbeitsunfähigkeit längere (mindestens 4, meistens 6 Monate) oder auch dauerhafte Einschränkung für schulterbelastende Sportarten Eine ausschließliche Dekompressionsoperation ist indiziert bei Partialdefekten, deren Tiefe ca. 50 % der Substanz der Kapsel-Sehnen-Einheit nicht überschreitet. In der Literatur werden nach subakromialer Dekompression bei Partialdefekten nach mehrjährigem Verlauf Raten von ca. 5 – 15 % Entwicklung kompletter Defekte beschrieben, oft ohne Auswirkungen auf das klinische Resultat. Bislang ist der Kenntnisstand über das weitere Schicksal von Partialdefekten noch sehr dürftig. Bei kompletten Rotatorenmanschettendefekten gibt es zufrieden stellende Erfolgsaussichten für die ausschließliche Dekompression, wenn: das Gelenk röntgenologisch im a.-p.-Bild zentriert ist, keine klinischen Impingementzeichen bestehen, die aktive Außenrotation über 50° beträgt, der Defekt auf eine Sehne, i. d. R. die Supraspinatussehne, beschränkt ist, geringe körperliche Ansprüche bestehen, insbesondere keine Überkopfsportarten oder -tätigkeiten gewünscht oder erforderlich sind. █ █ █ █ Konservative Therapie (s. a. Teil 1, Heft 2/2009, S. 96) Die konservative Therapie führt nach der Literatur zu sehr variablen Erfolgsraten zwischen 33 und 92 %. Alle Untersuchungen, die die konservative und operativrekonstruktive Therapie miteinander verglichen, zeigten bessere Ergebnisse bei der Rotatorenmanschettenrekonstruktion. Nach Morrison u. Mitarb. (1997) sind die Erfolgsaussichten konservativer Therapie bei einem Akromiontyp I oder II nach Bigliani wesentlich größer als bei einem Typ III. █ Cave. Es ist dabei allerdings zu bedenken, dass alle ▸Regeln, die für defekte Rotatorenmanschetten hinsichtlich zeitabhängiger Größenzunahme, Entwicklung von fettiger Degeneration und Atrophie der Muskulatur bestehen, auch weiterhin gelten. Dies ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass die initial oft guten Ergebnisse der Dekompression mit der Zeit abnehmen (Zwijac et al. 1994). Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 153 Schultergürtel und obere Extremität █ Rekonstruktive Therapie der Subakromialsyndrome Indikationen Grundsätzliche Voraussetzungen zur Operation sind gesicherte Diagnose, keine weitere sinnvolle Perspektive konservativer Behandlung, Bereitschaft des Patienten zur notwendigen, langwierigen Nachbehandlung. █ █ █ Bei frischen traumatischen Rupturen besteht bei allen Patienten unter 60 Jahren grundsätzlich eine Operationsindikation wie bei fast allen anderen Sehnenrissen. Technische Indikation. Bei der technischen Indikation ist zu unterscheiden zwischen der offenen, minioffenen oder endoskopischen Rekonstruktionsoperation und bei großen Defekten zwischen der kompletten oder inkompletten Rekonstruktion. Weiterhin ist zu entscheiden, ob ein anatomisches Rekonstruktionsverfahren überhaupt noch erfolgversprechend ist oder ob ggf. eine Rekonstruktion durch Muskeltransposition z. B. des Pectoralis-major-Muskels als Subskapularisersatz oder des Latissimus-dorsi-Muskels als Ersatz für die posterosuperiore Rotatorenmanschette notwendig ist. Schließlich ist bei bereits eingetretener Defektarthropathie zu differenzieren, ob die vorhandene Sekundärarthrose bereits eine Indikation für eine inverse Endoprothese darstellt, falls das untere Alterslimit von 70 Jahren erreicht ist. Indikation zur Rekonstruktionsoperation von Rotatorenmanschettendefekten. Folgende Überlegungen sollten vor einem Eingriff an der Rotatorenmanschette stehen: Operationszeitpunkt: Bassett u. Cofield (1983) haben für frische, traumatisch ausgelöste Defekte festgestellt, dass bei einem erheblichen Funktionsausfall möglichst innerhalb von 3 Wochen zu operieren ist. Damit sind die besten Ergebnisse zu erwarten, zumal bei traumatischen Läsionen Stumpfretraktion und Muskelatrophie schneller zunehmen als bei degenerativen Schäden. Bei schleichend entstandenen Defekten mit chronischen Beschwerden oder erkennbar nur traumatisch ausgelösten Beschwerden bei vorbestehendem Defekt ist der Eingriff nicht dringlich, aber mit nur wenig Ver- 154 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 zögerung ratsam: Zeitabhängig nehmen Sehnenretraktion und Muskelatrophie zu, wobei dies interindividuell extremen Schwankungen unterliegt. Es ist noch nicht bekannt, welche Defekte unbehandelt bis zur RotatorenDefekt-Arthropathie (RDA), also der Sekundärarthrose mit kranialer Dezentrierung, fortschreiten. Für die Erfolgsaussichten bei großen (veralteten) Defekten gibt es einige Anhaltspunkte: Die Atrophie und fettige Degeneration der Schulterblattmuskulatur, erfasst im MRT oder sonografisch. Beim Atrophiegrad II und III nach Thomazeau sind bei gleicher Defektgröße die Ergebnisse der RM-Rekonstruktion schlechter. Fettige Degeneration vom Grad III und IV nach Goutallier führt bei gleicher Defektgröße zu schlechterem Ergebnis. Die Beteiligung des Subskapularismuskels (erkennbar an der Schwäche der Innenrotation und vermehrter passiver Außenrotation sowie positivem Lift-off- und Napoleontest) zeigt sehr große Defekte mit meist erwartbar schlechterem Ergebnis an. Der akromiohumerale Abstand: Bei einem präoperativen akromiohumeralen Intervall von weniger als 7 mm in der sog. echten a.-p.-Röntgenaufnahme ist von einem schlechter vorhersehbaren Ergebnis auszugehen. Bei einem akromiohumeralen Abstand von weniger als 5 mm kommt es fast immer zu einem ergebnisrelevanten Rezidivdefekt. Die Außenrotationskraft vor der Operation, möglichst quantitativ gemessen. Positive Außenrotations-Lag-Zeichen von > 20 – 30° sind ebenfalls ein Hinweis auf große 2-Sehnen-Defekte mit weiter Stumpfretraktion und fortgeschrittener Muskelatrophie. █ █ █ █ █ also in bestimmten Situationen erwogen wer▸den,Esobmuss der operative und Nachbehandlungsaufwand einer Rekonstruktion getrieben werden soll. Gegebenenfalls sind dann Ersatzoperationen (z. B. Transposition des Latissimus dorsi oder des Pectoralis major) zur Rekonstruktion unter extrinsischer Muskeltransposition sinnvoll. Wenn die Aussichten auf eine wesentliche Verbesserung der Funktion fehlen, dann ist eine Rekonstruktion nicht sinnvoll. Apoil u. Mitarb. (1971) und in der Folge Rockwood u. Mitarb. (1995) haben daher bei „irreparablen“, d. h. sehr großen Defekten den Eingriff auf ein Débridement, d. h. ein Glätten der Kontaktflächen und eine subakromiale Dekompression unterschiedlichen Ausmaßes, beschränkt und über zufrieden stellende Ergebnisse berichtet, die sich später auch mit endoskopischen Techniken in gleiche Weise reproduzieren ließen. Der Verschluss von Defekten der Rotatorenmanschette bedeutet, dass Sehnen und die Kapsel am Knochen verankert werden und dem zugehörigen Muskel Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Die klinische Konsequenz ist für alle Patienten mit fortbestehendem Rotatorenmanschettendefekt – ob konservativ oder mit Dekompressionsoperation behandelt – dass sie in regelmäßigen Abständen sonografisch kontrolliert werden sollten, bei Besonderheiten auch Kontrolle mit dem MRT. Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Therapieziele Konventionelle, möglichst anatomisch-orthotope Rotatorenmanschettenrekonstruktion in endoskopischer oder offener Technik █ █ █ Reinsertion von Sehnen, damit die Muskeln wieder wirken können Verschluss der Manschette (Sehnen und Kapsel) über dem Humeruskopf, damit sie diesen wieder zentrieren können Revitalisierung der Sehnen und Kapsel durch einsprossende Gefäße vom Humeruskopf. Nach █ Uhthoff resultiert weit über 80 % des neu gebildeten Gewebes und der Neovaskularisation aus Knochen und Bursa, nur ein geringer Anteil der Heilung resultiert aus der Sehne und Kapsel Normalisierung der Sehnenbeweglichkeit gegeneinander wie auch in Relation zum osteofibrösen Schulterdach Hintergrund Phasen der Sehnenheilung █ █ Die 1. Phase, die als inflammatorisch bezeichnet wird, umfasst etwa die 1. postoperative Woche. Sie ist bestimmt durch die Deposition von Fibrin und Fibronectin aus Thrombozyten, die potente Wachstumsfaktoren und Chemotaxine freisetzen wie IGF-1, PDGF und TGF-beta. Die 2. Phase, die als fibroblastisch bezeichnet wird, beginnt etwas überlappend etwa ab dem 3. Tag und dauert bis zu 8 Wochen. Dabei wird zunächst vorwiegend Kollagen III aus eingewanderten Fibroblasten und ortsständigen Tenozyten gebildet. Das Kollagen III wird im Laufe der Zeit zumindest teilweise zu Kollagen I transformiert, das ca. 95 % des Kollagens einer normalen Rotatorensehne ausmacht. Die 3. Phase wird als Remodellierung bezeichnet, beginnt ab dem 3. Monat. Sie ist gekennzeichnet durch zunehmende, belastungsgesteuerte Orientierung der Kollagenfibrillenausrichtung bei abnehmender Syntheseaktivität von Fibroblasten und Tenozyten. Temporär nehmen zunächst Adhäsionen zwischen Sehne und umgebenden Gleitgeweben in dieser Zeit zu. Die angegebenen Zeitintervalle stammen aus tierexperimentellen Untersuchungen, sie sind wahrscheinlich für Phase 2 und 3 beim Menschen mit degeneriertem Gewebe noch länger anzusetzen. █ dort ausreißen. Hinweise sind Publikationen, die nach endoskopischer RM-Rekonstruktion Versagensmodi weiter medial in Richtung zum Muskel-Sehnen-Übergang, also im Bereich der Nahtverankerung zeigen (Trantalis et al. 2008). Technik der Rotatorenmanschettenrekonstruktion Die Operation kann man sowohl für offene wie endoskopische Verfahren in 12 Schritten standardisieren als Modifikation eines von Kölbel (1992) für offene Rekonstruktionen erarbeiteten Schemas (Tab. 1). Da es sich meist um einen Defektverschluss handelt und nur selten um die Naht einer frischen Ruptur, müssen die retrahierten und in ihrer Mobilität durch Verwachsungen und Kapselkontraktur behinderten Sehnen-Kapsel- Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 155 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. neue Spannung gegeben wird. Diese braucht er, um Kraft zu entfalten (Vorspannung). Die Spannung kann aber auch zu groß und nachteilig sein. Tierexperimentelle Untersuchungen zur Dehnung der Muskulatur bei Verlängerungen der Extremitäten haben Muskelschäden bei zu schneller Distraktion gezeigt. Nur kontinuierliche Distraktion, die klinisch bislang nicht umsetzbar ist, erlaubt eine gewisse Reversibilität des Prozesses der Veränderung der Muskelarchitektur (Gerber et al. 2009). Es gibt noch kein Verfahren, um intraoperativ die richtige Muskelspannung anzuzeigen bzw. vor übermäßiger Spannung zu warnen. Sicher muss aber die Rekonstruktion die spannungsarme Adduktion des Oberarms an den Thorax erlauben. Wie ein lange retrahierter Muskel auf die neue Spannung reagiert, ist nicht bekannt. Klinisch zeigt sich, dass die Atrophie der Muskulatur bei kleinen wie bei großen Defekten auch nach erfolgreicher Rekonstruktion in der Regel nicht reversibel ist (Gladstone et al. 2007), die Muskulatur auf die Wiederverlängerung und Retonisierung also nicht wie gewünscht mit Substanzaufbau reagiert. Allerdings kann eine erfolgreiche Rekonstruktion die weitere Atrophie erfolgreich stoppen oder zumindest verlangsamen, während diese bei erneuter Defektbildung wieder fortschreitet. Die neue Verankerung von Sehnen an Knochen vernarbt und verheilt regelmäßig und kommt in der Struktur und Festigkeit der ursprünglichen Insertion nahe, erreicht sie aber meistens nicht ganz. Tierexperimentell werden nach 2 Monaten ca. 55 % der Ursprungsfestigkeit und nach 1 Jahr ca. 80 % erreicht. Die Steifigkeit der Sehne erreicht nach 1 Jahr knapp zwei Drittel des Normalen. Degeneriertes Gewebe benötigt wahrscheinlich länger, als die tierexperimentell ermittelten Zeiten. Insofern sollte bis 8 Wochen nach der Operation auch jenseits der Immobilisationsphase die Refixation entlastet werden, damit die Ausbildung der Narbe nicht gestört wird. Belastungen aus Versehen während dieser Zeit sind kaum zu vermeiden, daher muss die Sehnenverankerung begrenzt belastungsstabil sein. Bestimmte Techniken der Nahtverankerung in der Sehne z. B. nach Mason-Allen sind so stabil, dass sie die Schwachstelle der Nahtmaterialverankerung eher in den knöchernen Verankerungspartner verlagern. Die native Supraspinatussehne hat eine Zerreißungsfestigkeit von 984 N (± 389 N), während eine transossäre Refixation einer experimentellen Ruptur eine Primärfestigkeit von ca. 60 % dieses Wertes zeigt (Rickert et al. 1998). Moderne arthroskopische Fixationsmethoden der sog. Doppelreihenverankerung sind experimentell hinsichtlich der Ausreißfestigkeit gleichwertig oder sogar überlegen. Eine noch offene Frage ist, ob die dabei meist verwendeten, neuen und sehr reißfesten synthetischen Nahtmaterialien nicht die degenerierte Sehne überlasten und Schultergürtel und obere Extremität Anteile entsprechend aufbereitet werden, um die Spannungsverhältnisse sowohl der einzelnen Sehnen und der Kapsel wie auch der Sehnen untereinander zu korrigieren (Abb. 9, 10). Es besteht heute die Möglichkeit sowohl der offenen wie der endoskopischen Rekonstruktionsoperation (Tab. 1). Alternativ stehen die arthroskopisch-assistierten Techniken zur Verfügung, summarisch in der englischsprachigen Literatur als Mini-open-Repair bezeichnet. Dabei ist nach Yamaguchi (2001) zu unterscheiden zwischen: der arthroskopisch-assistierten, offenen Rekonstruktion, bei der nach Arthroskopie eine endoskopischsubakromiale Dekompression durchgeführt wird, gefolgt von einer offenen Rekonstruktion über einen minimierten, lateralen, transdeltoidalen Zugang, der minimal-offen-assistierten arthroskopischen Rekonstruktion, bei der von der Arthroskopie über die subakromiale Dekompression, das Sehnen-Kapsel-Release und die ossäre Nahtfixierung (z. B. mit Knochenankern), die meisten Schritte arthroskopisch erfolgen. Nur die abschließende Nahtverankerung in der Sehne sowie die Sehnen-Knochen-Approximation erfolgen offen. █ Abb. 9 █ Beide Techniken stellen einen Mittelweg zwischen der technisch oft sehr anspruchsvollen und vor allem bei Mehrsehnendefekten zeitaufwendigen, zudem teuren, rein endoskopischen Methode und der offenen Technik dar. Extraartikuläre Mobilisation. Abb. 10 Intraartikuläre Mobilisation mit juxtaglenoidaler Kapsulotomie (aus: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band Schulter, hrsg. von Gohlke F, Hedtmann A. Stuttgart: Thieme; 2002). █ der endoskopisch-assistierten Rekonstruktion ist ▸dieBeiMöglichkeit zu einer ausreichenden Mobilisation durch den limitierten und topografisch eher ungünstigen Zugang lateral des Akromions begrenzt und wird deshalb nur für Defekte limitierter Größe und Retraktion empfohlen. Eine Alternative besteht in einem limitierten transdeltoidalen Zugang in Richtung auf das vordere Akromion oder AC-Gelenk mit minimaler Spaltung der Deltotrapezoidfaszie im Sinne des Deltoid-on-Zugangs nach Neviaser. Auch bei offener Rekonstruktion sollte möglichst in ▸gleicher Sitzung immer zuvor eine diagnostische Arthroskopie erfolgen. 156 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Tabelle 1 Stufenschema der Rotatorenmanschettenrekonstruktion modifiziert nach Kölbel. Endoskopisch 1 glenohumerale Arthroskopie und subakromiale Endoskopie glenohumerale Arthroskopie und subakromiale Endoskopie 2 ggf. glenohumeraler Eingriff (z. B. Knorpeltherapie, Synovektomie) ggf. glenohumeraler Eingriff (z. B. Knorpeltherapie, Synovektomie) 3 Zugang zum subakromialen Raum und der Rotatorenmanschette Anlage von subakromialen Arbeitsportalen 4 Identifikation der Strukturen und Klassifizierung des RM-Defekts Identifizierung der Strukturen und Klassifizierung des RM-Defekts 5 ggf. subakromiale Bursektomie und Sehnendébridement ggf. subakromiale Bursektomie und Sehnendébridement 6 subakromiale Dekompression subakromiale Dekompression bei ausreichenden räumlichen Verhältnissen ggf. nach RM-Rekonstruktion 7 Prüfung der Sehnenmobilität (Fasszange/Haltenähte) Prüfung der Sehnenmobilität (Fasszange/Haltenähte) Mobilisierung der RM: intrakapsulär: juxtaglenoidale Kapsulotomie extrakapsulär: subakromiale Adhäsiolyse der betroffenen Sehnen und Ablösung des korakohumeralen Bandes Mobilisierung der RM: intrakapsulär: juxtaglenoidale Kapsulotomie extrakapsulär: subakromiale Adhäsiolyse der betroffenen Sehnen und Ablösung des korakohumeralen Bandes Spannungsprüfung und ggf. plastische Entlastungsschnitte Spannungsprüfung und ggf. plastische Entlastungsschnitte 10 Vorbereitung des Sehneninsertionslagers am Tuberculum majus Vorbereitung des Sehneninsertionslagers am Tuberculum majus 11 Nahtverankerung in der Sehne Nahtverankerung in der Sehne 12 transossäre Passage der Nähte oder Fixation mit Nahtankern und Knoten der Fäden Einsetzen von Nahtankern in das Tuberculum majus und Knoten der Fäden; selten: transossäre Fixation 8 █ █ 9 Sehnenverankerung in den Tuberkula Standardverfahren der offenen Operation ist die transossäre Refixation mit geeigneten Techniken zur flächigen Reinsertion der mit eingeflochtenen Fäden versehenen Kapsel und Sehnen am Tuberculum majus (Abb. 11) oder minus, wobei heute oft proximal in der Sehne verankerte, tragende Nähte und weiter distal verankerte, feinadaptierende Nähte verwendet werden (Abb. 12). Alternativ kann man auch fadentragende Knochenanker verwenden. Bei offenen Operationen sind nur bei großen Defekten Vorteile der Implantate zu sehen, hingegen erhebliche Zusatzkosten. Endoskopische Rekonstruktion Die einreihige, endoskopische Rekonstruktion (Abb. 13) hat biomechanisch-experimentell erhebliche Nachteile gegenüber der transossären Naht: Die Verankerung in der Sehne ist bei einfacher Stichführung schwach, die Ausreißfestigkeit beträgt weniger als ein Drittel einer Mason-Allen-Naht (Ma et al. 2004). Dies kann durch eine endoskopische Variante █ █ █ Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Offen mit diagnostischer Endoskopie █ █ der Mason-Allen-Technik, eine vertikal mit zweiter Naht hinterstochene, horizontale Matratzennaht (sog. massive cuff stitch), ausgeglichen werden. Bei experimentellen Zugversuchen war die Spaltbildung („gapping“) nach 1-Reihen-Ankernaht 12-mal so groß wie bei offener, transossärer Naht (Park et al. 2005). Die Sehnen-Kapsel-Knochen-Kontaktfläche nach transossärer Naht ist doppelt so groß wie nach 1-Reihen-Ankerfixation (Park et al. 2005). Die Nachteile können zumindest teilweise durch zweireihige Ankerfixation (Abb. 14) und flächigere Rekonstruktion behoben werden, allerdings zu großen Kosten und mit erheblich höherem operativem Aufwand. Die Kontaktfläche einer doppelreihigen Ankernaht ist 42 % größer als die einer einfachen transossären Naht und 60 % größer als die einer einreihigen Ankernaht (Tuoheti et al. 2005). Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 157 Schultergürtel und obere Extremität Abb. 11 Flaschenzugnaht nach Kölbel (a), Mason-Allen-Naht (b) (aus: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band Schulter, hrsg. von Gohlke F, Hedtmann A. Stuttgart: Thieme; 2002). Eine Verbesserung der flächigen Auflage kann experimentell auch mit der sog. zweireihigen Nahtbrückentechnik („suture bridge“) (Abb. 15) erreicht werden (Park et al. 2007), wobei der Nachweis der klinischen Überlegenheit noch aussteht. Experimentell scheint somit die Fadenankerfixation in Zweireihentechnik der transossären Naht wie der einreihigen Ankerfixation überlegen. Dem steht gegenüber, dass nach experimenteller RM-Rekonstruktion die höchste Stresskonzentration nach einreihiger Ankernaht in der bursalen Grenzfläche der Supraspinatussehne, nach zweireihiger Ankernaht in Höhe der medialen Ankerreihe vorlag und nur bei transossärer Naht eine gleichmäßige Stressverteilung in der Sehne erreicht wurde (Sano et al. 2007). Entgegen den biomechanischen Resultaten sind die klinisch-funktionellen Ergebnisse der endoskopischen Rekonstruktion in 1- und 2Reihen-Technik bei Supraspinatussehnendefekten identisch (Sugaya et al. 2005, Park et al. 2008), bei höherer Rate an strukturellen Rezidivdefekten bei 1-ReihenTechnik. 158 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Abb. 12 █ Offene, doppelreihige, transossäre Nahttechnik. Abb. 13 █ Einreihige Ankerrefixation. Abb. 14 █ Zweireihige Ankerrefixation. Abb. 15 Transossär-äquivalente endoskopische Verankerung in sog. Nahtbrückentechnik. █ Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Offensichtlich schafft die zweireihige Ankerfixation aber neue Probleme: Nach primärer Einheilung des KapselSehnen-Komplexes treten nach einigen Monaten teilweise proximale Defekte im Muskel-Sehnen-Übergang auf (Trantalis et al. 2008), was wahrscheinlich auch dafür verantwortlich ist, dass trotz der biomechanisch experimentell überzeugenden Primärfestigkeit dieser Konstruktion selbst bei 1-Sehnen-Defekten ca. 25 % Rezidivdefekte gefunden wurden. Bei der Rekonstruktion von Partialdefekten erübrigt sich meist die intra- und extraartikuläre Sehnen-KapselMobilisation. Es konkurrieren situationsabhängig: die (endoskopische oder offene) Umwandlung in einen kompletten Defekt, die (endoskopische) In-situ-Fixation mit transtendinös eingeführten Ankern. OP-Schritte und Tricks Offene Akromionfugen Ein schmales und mobiles Os acromiale im Sinne eines Präakromion kann entfernt werden, wenn es die Refixation des Deltamuskels stört. Mobiles Meso- oder Metaakromion: Ein Meso- bzw. Metaakromion, das mobil ist und auf die Rotatorenmanschette drückt (s. Abb. 7), sollte fixiert werden. Die Operation einer offenen meta- oder mesoakromialen Fuge bedeutet die Behandlung einer Pseudarthrose mit █ Ausräumung, ggf. Spongiosaplastik und Osteosynthese und damit eine offene Operation, sodass dann auch die █ Behandlung der langen Bizepssehne Wenn die lange Bizepssehne ebenfalls einen Teildefekt aufweist, der nicht zufrieden stellend arthroskopisch oder offen zu glätten ist oder zu ausgedehnt ist, muss sie durch Tenotomie oder Tenodese behandelt werden. Gleiches gilt für die Luxation bei Läsionen des Rotatorenintervalls und der Subskapularissehne. Wenn ein rekonstruktives Verfahren für die Rotatoren▸manschette gewählt wird, sollte man sich auch zur Tenodese der langen Bizepssehne entscheiden. Eine strukturell stark geschädigte und/oder wegen Läsion des Rotatorenintervalls instabile lange Bizepssehne wird entweder weichteilig an der Rotatorenmanschette oder knöchern im Sulcus bicipitalis fixiert. Beides ist sowohl endoskopisch wie offen möglich. Bei einer Dekompression und/oder einem Débridement erscheint die Tenotomie besser, da sie die sofortige funktionelle Nachbehandlung erlaubt und eine evtl. Kraftminderung meist neben den Folgen der nichtbehobenen Kraftminderung durch den Rotatorenmanschettendefekt nicht auffällt. █ Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Die Manschette wird dann in üblicher offener oder endoskopischer Technik am jeweiligen Tuberculum refixiert. Vorteile endoskopischer Techniken der Rotatorenmanschettenrekonstruktion, wie sie zum Teil hinsichtlich Nachbehandlungsdauer und Arbeitsfähigkeit behauptet werden, sind durch kontrollierte Studien bislang nicht belegt. Allerdings scheint die Infektionshäufigkeit geringer zu sein und die Frührehabilitation ist erleichtert. RM-Rekonstruktion offen erfolgen sollte. Der anatomisch nicht rekonstruierbare Rotatorenmanschettendefekt Präoperative Kriterien sind eine Stumpfretraktion vom Grad Patte III, eine Muskelatrophie vom Grad Thomazeau III, eine fettige Degeneration vom Grad Goutallier III oder IV. █ █ █ In den meisten Fällen kann dies präoperativ durch Sonografie und MRT erkannt werden. In selteneren Fällen stellt sich jedoch erst intraoperativ heraus, dass eine komplette Rekonstruktion nicht möglich ist. Wenn ein Rotatorenmanschettendefekt mit annähernd orthotoper Wiederherstellung der Kapsel-Sehnen-Knochen-Einheit nicht mehr rekonstruierbar ist, besteht die Indikation zu alternativen Maßnahmen. Eine neue Option eröffnete sich durch das Prinzip der balancierten, endoskopischen Rekonstruktion nach Burkhart (2001), die durch Seit-zu-Seit-Nähte eine Teilrekonstruktion unter Verkleinerung des Defektareals anstrebt (Abb. 16) mit ggf. zusätzlicher ossärer Fixation unter Medialisierung. █ Sehnenersatz oder -augmentation und muskuläre Ersatzoperationen Wenn ein Rotatorenmanschettendefekt mangels ausreichender Sehnenrestsubstanz und bei weiter Retraktion der Stümpfe und fortgeschrittener Muskelatrophie nicht durch lokale rekonstruktive Maßnahmen komplett oder teilweise verschlossen werden kann, bleibt nur die Möglichkeiten von Ersatzoperationen. Der kosmetische Aspekt des distalisierten Bizeps▸muskels sollte mit den Patienten besprochen werden. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 159 Schultergürtel und obere Extremität Stellenwert der subakromialen Dekompression Abb. 16 Sogenannte balancierte Teilrekonstruktion der Rotatorenmanschette nach Burkhart. █ Dabei stehen zur Verfügung: Autologer Sehnenersatz durch autologes Material wie Fascia lata. Homologe humane oder allogene, azelluläre, bovine oder porcine Kutispräparate oder Präparate aus porciner Dünndarmsubmukosa sowie equinem Perikard. Diese werden sowohl zur Defektüberbrückung wie auch zur Augmentation eingesetzt. Es liegen hierzu nur anekdotische Berichte vor bzw. für die porcinen Dünndarmsubmukosapräparate bislang in einer Doppelblindstudie kein Wirksamkeitsnachweis. Der autologe, homologe, allogene oder heterologe Sehnenersatz führt nicht zu einer Wiederherstellung einer funktionierenden Rotatorenmanschette, da die Kontraktilität der Rotatorenmuskeln nicht wiederhergestellt wird. Zudem erfolgt erst eine Lastübertragung bei deutlich höherer Dehnung als bei nativer Sehne. Die Erfolgsaussichten sind dadurch mechanisch begrenzt. Die Verbesserung der Kraftkoppelung der verbleibenden Rotatorensehnen kann aber einen █ █ 160 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Die Mehrzahl aller Publikationen beschreibt sowohl beim endoskopischen wie offenen Verfahren eine gleichzeitige subakromiale Dekompression. Teilweise ist diese bei größeren Defekten auch zur Darstellung (offene Technik) bzw. besseren instrumentellen Zugänglichkeit (endoskopische Technik) der Rotatorenmanschette erforderlich. Es gibt nur wenige Publikationen, die sich mit der Rekonstruktion ohne Dekompression beschäftigen. Sie beschreiben gleichwertige Ergebnisse, die aber teilweise erst nach längeren Rehabilitationszeiten erreicht wurden. Eine prospektiv-randomisierte Studie von Mohtadi u. Mitarb. (2008) zeigte bei minioffener Rekonstruktion der Rotatorenmanschette gleichwertige Ergebnisse bei offener wie endoskopischer Dekompression mit Akromioplastik. Nur in den 3-Monats-Ergebnissen war die endoskopisch dekomprimierte Gruppe leicht überlegen. Eine subakromiale Dekompression mit Akromioplastik sollte dann erfolgen, wenn einerseits eine deutliche strukturelle, subakromiale Enge vorliegt und/oder wenn die Operation hinsichtlich Übersicht und/oder Zugänglichkeit der Strukturen dadurch erleichtert wird. Falls die Rotatorenmanschette nicht komplett rekonstruiert werden kann, sollte der korakoakromiale Bogen erhalten bleiben, d. h. endoskopisch nur minimal ohne komplette Ablösung des korakoakromialen Bandes das Akromion ausgedünnt werden, alternativ sollte bei offener Technik das Lig. coracoacromiale wieder refixiert werden. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Gewinn darstellen. Die Hauptfunktion besteht wesentlich in einem Gerüst für einwachsende Zellen und davon erwarteter Heilungsverbesserung. Zukünftig sind zudem Dotierungen mit Wachstumsfaktoren und/oder Zellen und somit neue therapeutische Perspektiven zu erwarten. Extrinsische Muskel-Sehnen-Transpositionen, d. h. Versetzung von Muskeln und Sehnen der skapulohumeralen, lumbothorakohumeralen Gruppe (z. B. Latissimus dorsi für die Außenrotatoren) oder der thorakohumeralen Gruppe (z. B. des Pectoralis major für den Subskapularis) oder des Deltamuskels (Abb. 17, 18). Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Abb. 17 Transfer von Teilen des M. pectoralis major als Subskapularisersatz (aus: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band Schulter, hrsg. von Gohlke F, Hedtmann A. Stuttgart: Thieme; 2002). a EpitendomuskuläreTechnik nach Rockwood. b Subkorakobrachiale Technik nach Resch. Abb. 18 Latissimusdorsi-Transfer nach Gerber. █ Nachbehandlung von Patienten mit Rotatorenmanschettenrekonstruktion Lagerung. Wird die Rotatorenmanschette so rekonstruiert, dass der Arm ohne Spannung am Thorax angelegt werden kann, dann ist jede Art der Ruhigstellung für die ersten Tage nach der Operation möglich, z. B. ein Gilchrist-Verband. Die Muskulatur von refixierten Sehnen steht aber immer unter erhöhter Spannung. Sinnvoll sind insofern leichte Abduktionsvorrichtungen, die den Arm in ca. 10 – 15° Abduktion, ca. 30° Flexion (entsprechend der Schulterblattebene) und in annähernd neutraler oder leichter Innenrotation halten. Dies ist eine günstige Ausgangsstellung für das Wie▸dererlangen der Außenrotation. Abduktionsstellungen über 30° bringen nur wenig zusätzliche Spannungsentlastung, solche über 60° keinerlei weiteren Vorteil. Höhere Abduktionsgrade können zudem den Sehnen-KnochenKontakt vermindern. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 161 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. █ Schultergürtel und obere Extremität Intermediär- oder Mobilisationsphase (Phase II). Es schließt sich die Intermediär- oder Mobilisationsphase an (Phase II), die bei sehr kleinen Defekten ab der 3. Woche, gewöhnlich jedoch erst ab der 7. Woche einsetzt und bis zum Ende des 3. Monats dauert: Es werden weiter passive und zusätzlich aktiv-assistierte Übungen mit kurzem Hebel (gebeugter Ellenbogen) vorgenommen. In der zweiten Hälfte zunehmend aktive Bewegungen. Hauptziel: Wiederherstellung der Beweglichkeit. Bewegungsziel: Flexion >120°bei kleinen und mittleren Defekten. Schürzengriff bis untere/mittlere LWS. Nach etwa 3 Monaten ist eine gewisse Alltagsbelastungsfestigkeit anzunehmen. Die Rekonstruktion ist jedoch noch nicht sportlichen Belastungen oder schweren körperlichen Tätigkeiten gewachsen. Vor allem die Verletzungstoleranz ist zu diesem Zeitpunkt sicher noch gravierend herabgesetzt. Funktions- und Kräftigungsphase (Phase III). In der Funktions- und Kräftigungsphase (Phase III) vom 4.–6. Monat wird einerseits an der Vervollständigung der aktiven Beweglichkeit gearbeitet. Andererseits liegt der Schwerpunkt jetzt auf dem Kraftaufbau der zunächst isometrisch, später auxotonisch erfolgt. Zudem sollte eine Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten und der Propriozeption angestrebt werden. Behandlungsziel: Flexion > 150°, Abduktion >> 120°, abhängig von der Defektgröße, annähernd freie Kombinationsbewegungen. Alltags- und Aktivitätsphase (Phase IV). In den meisten Fällen kann nach ca. 5 – 6 Monaten die Behandlung abgeschlossen werden. Bei Patienten mit sehr hohem funktionellem, sportlichem oder beruflichem Anspruch kann sich noch vom 5. – 6. bis etwa zum 9. Monat eine 4. Phase als Alltags- und Aktivitätsphase anschließen. Dabei handelt es sich um überwiegend selbsttätige Gebrauchsschulung sowie medizinische Trainingstherapie. 162 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Behandlungsziel: Gebrauchsverbesserung und Erhöhung der Belastungsfähigkeit, Kraft und Ausdauer; ggf. noch weitere Beweglichkeitsbesserung. Physikalische Therapie. In der frühen Phase der ersten 2 – 6 Wochen ist mehrfach tägliche Eisbehandlung sinnvoll. Ultraschallbehandlung führte tierexperimentell zu einer erhöhten Kollagensyntheserate und beschleunigten Sehnenheilung. Korrelierende klinische Ergebnisse, dass eine Ultraschallbehandlung die Sehnenheilung am Menschen beschleunigt oder zu qualitativ besserem Narbengewebe führt, sind für die Rotatorenmanschette bislang umstritten. Ergebnisse der Rotatorenmanschettenrekonstruktion Das Problem des Rezidivdefekts Die Rekonstruktion der Rotatorenmanschette ist immer ein Balanceakt zwischen der Solidität der Fixation und der Vitalität (Vaskularisation) des zwangsläufig durch Nähte strangulierten Kapsel-Sehnen-Gewebes (Abb. 19). Weiterhin spielt die in unterschiedlichem Ausmaß fettig degenerierte und atrophierte und damit funktionsgestörte, spannungserhöhende Muskulatur eine Rolle. Daraus resultiert eine von der primären Defektgröße und der Retraktion abhängige Rezidivrate. So genannte Rezidivdefekte, die mehrheitlich unvollständigen Einheilungen entsprechen, treten nach 1-Sehnen-Rekonstruktionen in ca. 5 – 25 % der Fälle auf, nach Mehrsehnenrekonstruktionen in über 25 bis ca. 90 % der Fälle, wobei das Ausmaß des Defekts regelhaft kleiner ist als das des Ursprungsschadens. Die strukturelle Rezidivrate ist bei Patienten über 65 Jahre sowohl bei offenen wie endoskopischen Operationen höher als bei jüngeren Patienten und der Unterschied ist nach endoskopischer Operation größer als nach offenem Eingriff (Boileau et al. 2005, Pfahler et al. 1999). Bei endoskopischer Rekonstruktion spielt möglicherweise die Art der verwendeten Instrumente eine Rolle, die wesentlich stärkere Gewebeschäden bei der Penetration setzen als Nadeln bei offener oder sog. Lassos bei endoskopischer Technik. Experimentell führen Nahtzangen und Perforatoren zu einer gegenüber Nadeln fast halbierten Zerreißungsfestigkeit der Sehne (Chokshi et al. 2006). Die wesentlichen bekannten Erfolgsvariablen (Ausdehnung des Defekts und Retraktion der Sehnenstümpfe sowie die muskuläre Atrophie) sind durch die Art der Operationstechnik nicht zu beeinflussen. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Protektions-/Immobilisationsphase (Phase I). Die Protektions-/Immobilisationsphase (Phase I) sollte je nach Größe des Defekts und Qualität des Gewebes und der Verankerung 4 – 6 Wochen dauern, bei reinen Längsrekonstruktionen auch ggf. nur 2 Wochen. Der Arm wird in dieser Phase nur passiv bewegt, um das intraoperativ festgestellte, unschädliche Bewegungsausmaß zu erhalten. Die Übungen können früh, auch noch am Operationstag oder 1. bzw. 2. Folgetag begonnen werden. Bei spannungsarmer Refixation sind auch Pendelübungen erlaubt. Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Für die endoskopische RM-Rekonstruktion zeigte eine prospektive Studie von Nho u. Mitarb. (2009) als negative prädiktive Faktoren hinsichtlich der strukturellen Intaktheit die Größe des Defekts und die Anzahl der betroffenen Sehnen auf. Das Alter wurde einerseits als eigenständiger Risikofaktor, wie auch als wesentlicher Kofaktor von Defektgröße und Anzahl der betroffenen Sehnen identifiziert. Gleichzeitige Eingriffe an der langen Bizepssehne (Tenodese, Tenotomie) wie auch am AC-Gelenk (Abtragung von Osteophyten – sog. Coplaning – und laterale Klavikularesektion) führten zu signifikant schlechteren Ergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit eines strukturellen Rezidivdefekts war bei Mehrsehnenläsionen fast 9-mal so hoch wie bei 1-Sehnen-Defekten. Das klinische Ergebnis wurde vor allem von der Anzahl der betroffenen Sehnen beeinflusst. Ergebnisse bei Partialdefekten Die wenigen Publikationen, die die ausschließliche subakromiale Dekompression mit der Rekonstruktion der Rotatorenmanschette verglichen haben, kommen zu dem Ergebnis, dass die Rekonstruktion überlegen ist. Die Rekonstruktion führt bei Partialdefekten zuverlässig zu guten Ergebnissen in der Größenordnung von ≥ 90 %. Größenabhängige Ergebnisse bei kompletten Defekten Abb. 19 Rotatorenmanschette mit avaskulärem Stumpf vor und nach offener Rekonstruktion. Die weißliche Zone hat durch die strangulierende Wirkung der Nähte zugenommen. █ Die Ergebnisse offener Operationen decken nach einer Übersicht von Wurnig (2006) Zeiträume von durchschnittlich 6,2 Jahren ab, diejenigen endoskopischer Operationen von durchschnittlich 3 Jahren: Nach endoskopischen Operationen wurden Erfolgsraten von 68 – 96 % berichtet, nach offenen Operationen von 77 – 91 %. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei der Mehrzahl der Publikationen zu endoskopischen RM-Rekonstruktionen überwiegend Defekte von begrenzter Größe (meist 1-Sehnen-Defekte im Supraspinatusanteil) behandelt wurden. Aktuell erscheinen die Ergebnisse bei nicht zu großen 1- bis 2-Sehnen-Defekten (max. Bateman III) offen wie endoskopisch gleichwertig (Morse et al. 2008) zu sein, bei größeren Defekten und wahrscheinlich auch bei älteren Patienten liegt immer noch ein Vorteil zugunsten der offenen Operationstechniken vor. Die Ergebnisse hoch spezialisierter Zentren bei den endoskopischen Operationen von Mehrsehnendefekten sind in der klinischen Praxis heute noch nicht generell reproduzierbar. Bei 1-Sehnen-Defekten der Supraspinatussehne können bei Bewertung nach den gängigen Schulterscores (Constant-Score, ASES-Score, UCLA-Score, Oxford-Score) zwischen ca. 80 % und ca. 95 % gute und sehr gute Ergebnisse erreicht werden. Bei 2-Sehnen-Defekten sinkt diese Rate auf ca. 70 – 80 %, wobei die subjektive Zufriedenheit häufig höher ist als die Rate objektiv guter und sehr guter Ergebnisse, da die ursächliche Kraftminderung und leichte Bewegungseinschränkungen viele Patienten nicht stören. Bei 3-Sehnen-Defekten sind die Ergebnisse schwerer vorhersehbar, es ist mit 50 – 70 % zufrieden stellenden bis sehr guten Resultaten zu rechnen, wobei fast immer ein Kraftdefizit verbleibt. Die bleibende strukturelle Intaktheit der Rotatorenmanschette führt regelhaft zu besserer Kraft. Die Unterschiede hinsichtlich Beweglichkeit und vor allem der Schmerzlinderung sind hingegen nur gering zu den Patienten mit Rezidivdefekt, da dieser regelhaft kleiner ausfällt als der Primärdefekt. Zur Größe des Rezidivdefekts gibt es divergierende Angaben in der Literatur: Jost u. Mitarb. (2006) fanden sie zwischen ca. 3 und 8 Jahren postoperativ unverändert, nach Dodson u. Mitarb. (2010) nahm sie zwischen ca. 3 und 8 Jahren postoperativ bei allen Patienten und um durchschnittlich ca. 72 % zu. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 163 Schultergürtel und obere Extremität Komplikationen Tabelle 3 Tabelle 2 Komplikationsrate aus 40 Publikationen zur offenen Rotatorenmanschettenrekonstruktion zwischen 1982 und 1995 (nach Mansat et al. 1997), Mehrfachnennungen, alle Größenklassen von RM-Defekten. Komplikation n (Schultern) manifester Rezidivdefekt 182 6,2 Nervenschädigung 33 1,1 Infektion 31 1,1 Deltaursprungsinsuffizienz 16 0,5 Einsteifung 16 0,5 Fadengranulom 14 0,5 Hämatom 11 0,4 Luxation 3 0,1 Reflexdystrophie 2 0,1 Tuberculum-majus-Fraktur 1 0,5 Akromionfraktur 1 0,5 310 10,5 87 3 gesamt Rate operativer Revisionen 164 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 Häufigkeit % ê2010 ê147 – 170 Komplikationen nach endoskopischer RM-Rekonstruktion (nach Flurin u. Mitarb. 2005) (n = 576, 69 % SSP-Defekte, 23,5 % zusätzlich oberes Drittel des ISP, 7,5 % komplett ISP). Komplikation Häufigkeit (%) lang anhaltende Steife 3,1 Reflexdystrophie 2,7 Infektion 0,2 Ankermigration 0,2 Summe 6,7 SSP: Supraspinatus. ISP: Infraspinatus. Die Komplikationsrate von endoskopischen RM-Rekonstruktionen ist schwieriger zu beurteilen, da systematische Übersichten bislang fehlen. Die Rate reicht bis zu 10,6 %. Unklar und schwer einzuordnen ist die berichtete, relativ hohe Rate von verzögerten Steifen mit ca. 2–4 % nach endoskopischen Operationen (z. B. Flurin et al. 2005, Tab. 3) im Vergleich zu 0,5 % bei offenem Vorgehen in der Übersicht von Mansat u. Mitarb. (1997). Nervenschäden (N. axillaris, N. musculocutaneus, N. radialis, sehr selten N. ulnaris) sind das Ergebnis von Lagerung und bei endoskopischen Operationen vor allem in Seitenlage auch die Folge von Traktion am Arm. Bei Rekonstruktion der Subskapularissehne über einen offenen, deltopektoralen Zugang oder in endoskopischer Technik können sie auch das Ergebnis direkter, instrumenteller Schädigung des N. axillaris, seltener des N. musculocutaneus sein. Sie treten mit einer Häufigkeit von ca. 1 % auf und sind meist innerhalb von Wochen bis Monaten reversibel. Zukunftsperspektiven Derzeitig in klinischer Erprobung, aber noch nicht abschließend beurteilbar, sind biologische Ersatzmaterialien zur Defektdeckung oder aber auch Augmentation einer schwachen Rotatorenmanschette (s. o.). Weiterhin sind derzeitig biologische Propagatoren der Sehnen-Knochen-Heilung im Sinne sog. Wachstumsfaktoren wie z. B. thrombozytenangereichertes Plasma und BMP in klinischen Studien in Anwendung. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Eine von Mansat u. Mitarb. (1997) erstellte Literaturübersicht aus 40 Publikationen zwischen 1982 und 1995 mit 2948 offen operierten Schultern ergab die in Tab. 2 dargestellten Komplikationen mit einer Rate von insgesamt 10,5 %. Infektionen sind selten. Mansat u. Mitarb. (1997) berichten nach offener Operation über 1,1 % tiefe Infektionen. Ein Teil der berichteten Infektionen ist kein Infekt nach RKI- oder CDC-Kriterien innerhalb von 30 Tagen nach Operation, sondern ein Pseudoinfekt als Resultat einer Sehnennekrose, bei der sich gelegentlich eine Sekundärbesiedlung durch Propioni- und Corynebakterien sowie Staphylococcus epidermidis findet. Die Rate von Infektionen nach endoskopischer Operation liegt in großen Sammelstudien mit mehreren hundert Patienten (z. B. Flurin et al. 2005, Tab. 3) bei deutlich unter 1 %. Bei erkannter Infektion ist die sofortige endoskopische oder offene Revision mit Débridement erforderlich. Auch bei rascher Intervention wird meist zumindest ein Teil der Rekonstruktionszone zerstört. 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Clin Orthop Relat Res Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Schultergürtel und obere Extremität CME-Fragen 1 Welche Aussage/n trifft/treffen zu: Die Klassifikation nach PATTE hinsichtlich der Sehnenstumpfretraktion 2 Welche Aussage/n ist/sind nicht richtig: Die Klassifikation der fettigen Degeneration und der Atrophie der Rotatorenmuskeln im MRT nach GOUTALLIER und nach THOMAZEAU 3 1. beschreibt die Anzahl befallener Sehnen bei einem Rotatorenmanschettendefekt. 2. 3. 4. 5. ist mit ihrer Graduierung hinsichtlich der Prognose bei Rekonstruktionsoperationen relevant. gibt ein Maß der Muskelatrophie an. beschreibt die fettige Degeneration der Muskulatur. zeigt die klinischen Auswirkungen eines Rotatorenmanschettendefektes an. A B C D E Nur 5 ist richtig. 3, 4 und 5 sind richtig. 1 und 3 sind richtig. 1 und 2 sind richtig. Alle sind richtig. 1. erfolgt nach dem MRT in sagittaler Schnittführung. 2. 3. 4. 5. erfolgt nach dem MRT in anguliert-frontaler Schnittführung in der Schulterblattlängsachse. kann eingeschränkt auch sonografisch erfolgen. erfolgt nach dem intraoperativen Befund. ist eine pathologisch-anatomische Klassifikation ohne klinische Relevanz. A B C D E 1 und 3 sind richtig. 4 und 5 sind richtig. 2, 3 und 4 sind richtig. Alle sind richtig. Nur 5 ist richtig. 1. ist ein eigenständiger, prognostischer Faktor hinsichtlich des Erfolges von Rekonstruktionsoperationen der Rotatorenmanschette. 2. ist nur von akademisch-wissenschaftlichem Interesse. 3. kann entscheidend sein für die Wahl einer Muskeltranspositionsoperation anstelle einer anatomischen Rotatorenmanschettenrekonstruktion. 4. kann zur Entscheidung führen, keine Rotatorenmanschettenrekonstruktion sondern nur ein Débridement durchzuführen. 5. umfasst auch die Trophik des Bizepsmuskels. A B C D E 168 1 und 2 sind nicht richtig. 3 und 4 sind nicht richtig. 4 und 5 sind nicht richtig. 2 und 5 sind nicht richtig. 3, 4 und 5 sind nicht richtig. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Welche Aussage/n trifft/treffen zu: Die Klassifikation nach BATEMAN Weichteilerkrankungen der Schulter – Subakromialsyndrome 4 Welche Antwort/en ist/sind richtig: Die Prognose der Dekompressionsoperation ohne Rekonstruktion bei bestehendem Rotatorenmanschettendefekt ist abhängig von 5 Welche Aussage/n trifft/treffen zu: Die 2. Phase der Sehnenheilung 6 Welche Antwort ist richtig: Die Endfestigkeit einer rekonstruierten Rotatorensehne ist erreicht nach: 7 1. 2. 3. 4. 5. der Anzahl befallener Sehnen. A B C D E 1, 2 und 3 sind nicht richtig. 1, 2, 3 und 4 sind nicht richtig. 3 und 4 sind nicht richtig. Nur 3 ist nicht richtig. 1, 3 und 5 sind nicht richtig. 1. 2. 3. 4. 5. der Zentrierung des Gelenkes in der Frontalebene. A B C D E Nur 1 ist richtig. 2 und 4 sind richtig. 3, 4 und 5 sind richtig. 4 und 5 sind richtig. Alle sind richtig. 1. 2. 3. 4. 5. wird als inflammatorisch bezeichnet. A B C D E 1 und 2 sind richtig. 2 und 3 sind richtig. 1, 2 und 4 sind richtig. 1, 3 und 5 sind richtig. 1, 4 und 5 sind richtig. 1. 2. 3. 4. 5. 6 Wochen A B C D E 1 ist richtig. 2 ist richtig. 3 ist richtig. 4 ist richtig. 5 ist richtig. muskulärer Atrophie der Form des Akromions. des akromiohumeralen Abstands im a.p.-Röntgenbild. des Alters des Patienten. dem Grad der muskulären Atrophie. dem Geschlecht des/der Patienten/in. begleitender Arthrose des AC-Gelenks. dem Ausmaß der begleitenden, subakromialen Bursitis. Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Welche Aussage/n ist/sind nicht richtig: Die Prognose einer geplanten Rekonstruktionsoperation der Rotatorenmanschette hinsichtlich klinischem Erfolg wie bleibender, struktureller Intaktheit lässt sich stellen anhand dauert bis ca. zum Ende des 2. postop. Monats. ist gekennzeichnet durch die Ausbildung von zunächst überwiegend Kollagen Typ III. ist gekennzeichnet durch die Ausbildung von zunächst überwiegend Kollagen Typ IV. erfordert nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion bis zum Abschluss die komplette Ruhigstellung der Schulter. 3 Monaten 4 Monaten 5 Monaten einem Jahr oder später Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 169 Schultergürtel und obere Extremität 8 Welche Antwort/en ist/sind richtig: Unter einer minioffenen Rotatorenmanschettenrekonstruktion versteht man 9 1. Muskeltransposition des Latissimus dorsi für den Subskapularis. 2. Muskeltransposition des Latissimus dorsi für die posterosuperiore Rotatorenmanschette (Supra- und Infraspinatus). 3. Muskeltransposition des Pectoralis major für den Subskapularis. 4. Implantation von extrazellulären Matrixtransplantaten. 5. Subakromiales Débridement mit sog. inverser Dekompression (Tuberkuloplastik, ohne Akromioplastik). A B C D E 1. eine klassische Rekonstruktionsoperation über einen kleinen Zugang mit Spaltung des Deltamuskels. 2. eine Kombination einer Arthroskopie und endoskopisch-subakromialen Dekompression mit offener Rekonstruktion der Rotatorenmanschette, ggf. mit endoskopischer Vorbereitung von Teilen der offenen Rekonstruktion. 3. eine offene Operation mit besonderen, miniaturisierten Instrumenten. 4. eine offene Operation bei minimalen Defekten. 5. eine offene Operation mit Mini-Ankern zur Fixation der Rotatorenmanschette. A B C D E Die sog. Doppelreihenfixation (2 Reihen Anker oder sog. NahtbrückenModifikation) 10 Alle sind richtig. 3, 4 und 5 sind richtig. 1, 3, 4 und 5 sind richtig. 2 und 3 sind richtig. 2 ist richtig. 1. führt zu wesentlich höheren Kosten. 2. erfordert höheren operationstechnischen und Zeitaufwand. 3. führt experimentell im Vergleich zur einreihigen Rekonstruktion zu wesentlich höheren Ausreißkräften der refixierten Kapsel-Sehnen-Einheit. 4. vergrößert im Vergleich zur einreihigen Rekonstruktion die Reinsertions-Kontaktfläche zwischen Knochen einerseits und Sehne/Kapsel andererseits. 5. führt regelhaft zu besseren klinischen Ergebnissen der Operation. A B C D E 170 Alle sind richtig. 2, 3, 4, 5 sind richtig. 1, 2, 3, 4 sind richtig. 4 und 5 sind richtig. 1, 3 und 4 sind richtig. Alle sind falsch. 4 ist falsch. 3 und 4 sind falsch. 5 ist falsch. 1 und 2 sind falsch. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 5 ê2010 ê147 – 170 Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt. Welche Antwort/en ist/sind richtig: Mögliche Rettungsoperationen bei nicht mehr rekonstruierbaren Rotatorenmanschettendefekten sind: