Bei Gileras GP 800 passt nicht jeder Integralhelm
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Bei Gileras GP 800 passt nicht jeder Integralhelm
U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd TOUREN-TEST 30.06.2008 11:01 Uhr Seite 38 GILERA GP 800 / SUZUKI BURGMAN 650 / YAMAHA T-MAX 500 Easy Riding 38 TOURENFAHRER 8/2008 Fotos: Ch. Güldenring, R. Kuhl G anz easy wollen wir’s nur das Doppelendrohr vom angehen lassen. Haijo, Schalldämpfer lässt ahnen, was Lui und ich auf den da für ein Kracher an Motor so drei großen Rollern Gilera GP zurückhaltend verpackt ist. 800, Suzuki Burgman 650 und Verpacken, das ist unser Yamaha T-Max 500. Dem Stichwort, denn die ReiseSommer ein Stück entgegen- Utensilien müssen verstaut fahren, den »Vollautomaten« werden. Beim GP 800 nicht mal auf großer Tour auf den ganz so einfach, denn der StauZahn fühlen. Sommer und Rol- raum unter der Sitzbank ist leiler – da denkt man intuitiv an der so knapp bemessen, dass Italien, und schon steht das nicht einmal jeder Integralhelm Reiseziel fest: auf zum Lago hineinpasst. Die sportlichMaggiore. schlanke Linie hat eben ihren Regen und Kälte in Deutsch- Preis. In Ermangelung des als land lauten die Prophezeiun- Zubehör lieferbaren 48-Litergen. Das kann man angesichts Topcase begnügen wir uns hier unserer drei Testkandidaten lässig Bei Gileras GP 800 passt in Kauf nehmen: Hier wie dort ma- nicht jeder Integralhelm chen sich Verschalungen breit, unter die Sitzbank die nicht nur Schutz vor miesem Wetter ver- mit unserer bewährten TF-Rolsprechen, sondern auch noch le, auch wenn die beim Tanken richtig was hermachen. jedes Mal runter muss. Denn Suzukis Burgman 650 ist ei- um an den Einfüllstutzen zu gene feste Größe in der Scooter- langen, muss die Sitzbank szene mit klassischer Formge- hochgeklappt werden. Auch bung, ausladender Verklei- ein kleines Staufach für Papiedung, großer Scheibe und pum- re, Handy oder Geldbörse sucht meligem Heck mit großer man leider vergebens. Leuchteinheit. Selbst der etwas Der T-Max hat dafür gleich grimmige Blick der Doppel- zwei davon und wesentlich scheinwerfer kann seinem se- mehr Stauraum unter der Sitzriösen Auftritt nichts anhaben. bank. Er besitzt auch eine sepaGanz anders der technisch und rate hochglanzlackierte Tankoptisch gerade aufgefrischte klappe im Durchstieg, die an T-Max 500 von Yamaha. Ob dieser Stelle allerdings massiv nun von vorne oder von der Sei- kratzgefährdet ist. te betrachtet, strahlt er schon im Spitzenreiter in Sachen StauStand pure Dynamik aus. Und raum ist und bleibt der Burgsein schmuckes Hinterteil mit man. Unter seiner Bank lassen dem hoch liegenden Endschall- sich bei Bedarf gleich zwei dämpfer wirkt äußerst sportiv. Vollvisierhelme verstauen. Der GP 800, Gileras Hub- Und selbst für eine Regenkomraumriese, positioniert sich op- bi und Handschuhe bleibt dann tisch zwischen Burgman und noch ausreichend Platz. In den T-Max. Understatement lautet drei Staufächern vorne – eines seine Devise: Das schlank ge- davon ist abschließbar – findet schnittene, eng anliegende neben reichlich Kleinzeug soPlastikkleid wirkt auf sehr de- gar eine kompakte Kamera ein zente Art sportlich elegant, und Plätzchen. U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd 30.06.2008 11:01 Uhr Seite 39 Aufrechte Sitzpositionen, bequeme, breite Sitzbänke, angenehme Kniewinkel, große Trittbretter, guter Wetterschutz, tourentaugliche Motorleistung und obendrauf dann noch eine Automatik – noch lässiger als mit den aktuellen Großrollern sollte es sich kaum reisen lassen. Wir waren auf Tour mit Gilera GP 800, Suzuki Burgman 650 und Yamaha T-Max 500. 8/2008 TOURENFAHRER 39 U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd TOUREN-TEST 30.06.2008 Seite 40 GILERA GP 800 / SUZUKI BURGMAN 650 / YAMAHA T-MAX 500 GILERA GP 800 Gran Turismo auf zwei Rädern: sportlich schlanke Schale, satte Motorleistung, nichts Überflüssiges Der GP 800 interpretiert das Thema Großroller auf ganz eigene Art. 16 bzw. 15 Zoll große Räder und der Hinterradantrieb über eine offen laufende O-Ring-Kette rücken ihn schon ganz nah ans Motorrad. Die äußere Erscheinung ist betont schlicht und unaufdringlich. Der bullige V-Zweizylinder sorgt für beachtliche Fahrleistungen. 40 TOURENFAHRER 8/2008 11:02 Uhr U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd 30.06.2008 11:02 Uhr Seite 41 SUZUKI BURGMAN 650 Der Praktische für die ganz große Reise: Platz satt, massig Stauraum, perfekter Wetterschutz Der Burgman kommt als klassischer Roller daher: bequemer, tiefer Durchstieg, Trittbretter auch für den Beifahrer. Die üppige Verkleidung und die große, elektrisch verstellbare Scheibe bieten anständigen Wetterschutz. Im pummeligen Heck gibt´s Stauraum satt. Gebremst wird serienmäßig mit ABS. Beim Getriebe kann zwischen drei Modi gewählt werden. 8/2008 TOURENFAHRER 41 U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd TOUREN-TEST 30.06.2008 Seite 42 GILERA GP 800 / SUZUKI BURGMAN 650 / YAMAHA T-MAX 500 YAMAHA T-MAX 500 Glänzende Erscheinung mit inneren Werten. Frisch modellgepflegt bis fast in die letzte Schraube Der Yamaha T-Max versteckt unter seiner schicken Schale einen völlig neu entwickelten Brückenrahmen aus Aluminium. Die Verarbeitung ist erstklassig, manche Details muten regelrecht edel an. Das Vorderrad ist nun 15 Zoll groß. Die einteiligen Vier-Kolben-Festsättel vorne verzögern vehement. Ein ABS gehört zur Grundausstattung. 42 TOURENFAHRER 8/2008 11:03 Uhr U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd Den Kaltstart beherrschen alle drei Motoren perfekt. Die Kupplungen greifen sämtlich sanft und ruckfrei. Moderate Drehzahlen reichen bereits fürs flotte Fahren im Stadtverkehr, später auf den kurvigen Eifelstraßen kommen auch die Fahrer schnell auf Betriebstemperatur. Besonders auf dem Gilera. Sein flüssigkeitsgekühlter 90-Grad-V2 mit 839 cm3 Hubraum ist sozusagen der »Big Block« der Rollersparte. Er leistet satte 69 PS und schüttelt 71 Newtonmeter locker aus dem Ärmel. Leistung, die immer und überall direkt abrufbar ist. Dank stufenloser Automatik genügt ein Dreh am Gasgriff, um den Motor im Bereich zwischen höchstem Drehmoment bei 4500/min und höchster Leistung bei 7750/min werkeln zu lassen. So vergehen beim Zwischenspurt von Tempo 50 auf 120 km/h gerade mal 5,7 Sekunden, was entspannte Überholmanöver auf der Landstraße garantiert. Und wenn es denn sein muss, rennt der immerhin 270 Kilo schwere Scooter auf der Bahn echte 182 km/h. Die doppelläufige Auspuffanlage tönt dazu jederzeit schön »sportivo«, ohne aber aufdringlich zu wirken. Letzteres gilt auch für die durchaus vorhandenen Vibrationen. Mit Einspritzung und geregeltem Katalysator ist der V2 auch umwelttechnisch im grünen Bereich. In Sachen Umwelt gibt es für den 638 Kubik großen, flach gelegten Reihen-Zweizylinder des Burgman einen Sonderpunkt, weil neben dem SerienKat noch ein Sekundärluftsystem verbaut ist. Auch hier finden sich Wasserkühlung, zwei oben liegende Nockenwellen, vier Ventile. Die 56 PS Leistung liegen bereits bei 7000 Touren an, das maximale Drehmoment von 62 Nm bei 5000/ min. Unbotmäßige Lebensäußerungen werden durch zwei Ausgleichswellen und Gummilagerung des Motors im Keim erstickt. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten erlaubt die Automa- 30.06.2008 11:03 Uhr tik des Burgman ein gestalterisches Eingreifen des Fahrers mittels der linken Lenkerarmatur. Völlig ausreichend für touristische Zwecke ist der Normal-Modus. Für eilige Zeitgenossen, aber auch für schnelle Seite 43 Überholmanöver gibt es den Power-Modus. Wird dieser aktiviert, erhöht sich unmittelbar die Motordrehzahl, Bewegungen am Gasgriff werden deutlich spontaner umgesetzt, und der Motor dreht zudem höher aus. In 8,3 Segeht es so Die Automatik des Suzuki kunden von 50 auf 120 Burgman 650 lässt gestal- km/h. Ohne gedrückten Powerterische Spielräume zu Knopf dauert diese Übung eine knappe Sekunde länger. Mit der gelben Taste wird der Manual-Modus aktiviert, dann lassen sich per Daumendruck fünf Gänge plus Overdrive manuell wechseln. Interessant nicht nur unter sportlichen Gesichtspunkten, sondern auch um bei längeren Bergabpassagen die Motorbremskräfte optimal zu nutzen. Zudem lässt sich mit dem Overdrive Sprit sparen. Wer bei Autobahntempo 130 km/h aus dem Normal-Modus in den manuellen Overdrive wechselt, senkt die Drehzahl um rund 1000 Touren. »Hubraum ist durch nichts zu ersetzen« heißt es ja für gewöhnlich. Das trifft jedoch für Yamahas T-Max nicht zu. 499 cm3, 44 PS bei 7500 Touren und ein maximales Drehmoment von 46,4 Nm bei 6500/min – magere Werte für den ReihenZweizylinder im Vergleich zum Burgman. Doch wenn statt 277 Kilo (Burgman) nur 212 in Bewegung gebracht werden müssen, dann kommen trotz Hubraumhandikap fast identische Beschleunigungs- und Durchzugswerte zustande. Und selbst in Sachen Höchstgeschwindigkeit muss sich der T-Max dem Burgman mit 162 zu 164 km/h nur knapp geschlagen geben. Dafür rennt er, wie auch der Gilera, selbst bei Highspeed »ungerührt« geradeaus, während der Burgman hier eine leichte Tendenz zum Pendeln zeigt. Nach Verlassen der Autobahn tanken wir nach. Mit 5,9 bzw. 6 Litern Autobahn-Verbrauch auf 100 Kilometern liegen Gilera und Yamaha fast gleichauf. Dank Overdrive kommt der Suzuki mit 5,6 l/100km etwas günstiger weg. Nässe und Kälte am nächsten Morgen. Jetzt will jeder auf den Burgman mit seiner ausladenden Verkleidung und der großen, höhenverstellbaren, verwirbelungsarmen Scheibe. Dazu hat unser Testexemplar als Sonderausstattung noch Heizgriffe und Sitzheizung an Bord. Außerdem ist die Bank gut ge8/2008 TOURENFAHRER 43 U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd TOUREN-TEST 30.06.2008 11:03 Uhr Seite 44 GILERA GP 800 / SUZUKI BURGMAN 650 / YAMAHA T-MAX 500 formt und besitzt sogar eine verstellbare Rückenstütze für den Fahrer. Der Durchstieg ist angenehm tief, lange Trittbretter ermöglichen abwechslungsreiches Positionieren der Füße, und der Lenker ist in Breite und Höhe perfekt, allein der Abstand zum Fahrer dürfte etwas geringer ausfallen. Mit den tief angebrachten Spiegeln, die sich zum Parken elektrisch einklappen lassen, geht auch der Rückblick in Ordnung. Aber auch der T-Max kann’s. Der Durchstieg ist nur wenig höher als beim Burgman, der Sitz bequem, und auch die Länge reicht aus. Die Verkleidung bietet trotz sportlichen Layouts guten Wetterschutz, und die recht nah am Fahrer platzierte, starr angebrachte Scheibe (in unserem Fall die getönte kurze Sportscheibe) schützt gut, ohne die Luft spürbar zu verwirbeln. Form und Anordnung der Rückspiegel sind top. Nur die Trittbretter sind zwar ausreichend lang, sitzen aber etwas zu hoch. Aufgrund des niedrigen Lenkers wird großen Fahrern der Platz für die Knie arg knapp, und mit dicken Handschuhen kommt man bei eingeschlagenem Lenker auch den Verkleidungskanten zu nah. Die Motoren im Vergleich Motor-Bauart Kühlung Nockenwelle/Ventile Ventilbetätigung Hubraum Bohrung/Hub Verdichtung max. Leistung* bei Drehzahl max. Drehmoment* bei Drehzahl Schmierung Gemischaufbereitung Zündanlage Abgasreinigung Lichtmaschinenleistung Batteriekapazität Kupplung Getriebe Hinterradantrieb GILERA GP 800 SUZUKI BURGMAN 650 YAMAHA T-MAX 500 Zweizylinder-V-Motor flüssigkeitsgekühlt zwei (dohc)/4 Schlepphebel 839 cm3 88 x 69 mm 10,5 : 1 50,5 kW (69 PS) 7750/min 71 Nm 4500/min Trocken-Sumpf Einspritzung elektronisch G-Kat, Euro 3 450 W 12 V/14 Ah Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, automatisch betätigt Automatik O-Ring-Kette Zweizylinder-Reihenmotor flüssigkeitsgekühlt zwei (dohc)/4 Tassenstößel 638 cm3 75,5 x 71,3 mm 11,2 : 1 50 kW (56 PS) 7000/min 62 Nm 5000/min Nass-Sumpf Einspritzung elektronisch G-Kat, Sekundärluft, Euro 3 500 W 12 V/12 Ah Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, automatisch betätigt Fünfgang-Autom. SECVT Zahnradsatz Zweizylinder-Reihenmotor flüssigkeitsgekühlt zwei (dohc)/4 Tassenstößel 499 cm3 66,0 x 73 mm 11,0 : 1 32 kW (44 PS) 7500/min 46,4 Nm 6500/min Trocken-Sumpf Einspritzung elektronisch G-Kat, Euro 3 305 W 12 V/8 Ah Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, automatisch betätigt Automatik gekapselte Zahnkette SUZUKI BURGMAN 650 YAMAHA T-MAX 500 Doppelschleifenrahmen, Stahl Telegabel mit 41-mm-Standrohren keine Alu-Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen Federbasis 105/100 mm Doppelscheibe, 260 mm, Doppelkolben-Schwimmsättel, ABS Einzelscheibe, 250 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, ABS 120/70-15 160/60-14 3.50 x15/4.50 x 14 Bridgestone BT TH 01 Brückenrahmen, Aluminium Telegabel mit 43-mm-Standrohren keine Alu-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein Federbasis 120/116 mm Doppelscheibe, 267 mm, Vierkolben-Festsättel, ABS Einzelscheibe, 267 mm, Zweikolben-Festsattel, ABS 120/70-15 160/60-R 15 3.50 x15/4.50 x 15 Bridgestone BT 012 * Werksangabe Die Fahrwerke im Vergleich GILERA GP 800 Rahmen Federung vorn Gitterrohrrahmen, Stahl Telegabel mit 41-mm-Standrohren Einstellmöglichkeiten keine Alu-Zweiarmschwinge mit Federung hinten Zentralfederbein Einstellmöglichkeiten Federbasis Federweg vorn/hinten 122/133 mm Doppelscheibe, 300 mm, Bremse vorn Doppelkolben-Schwimmsättel Bremse hinten Einzelscheibe, 280 mm, Einkolben-Schwimmsattel Reifendimension vorn 120/70-R 16 Reifendimension hinten 160/60-R 15 Felgengröße v./h. 3.50 x 16/4.50 x 15 Reifentyp Michelin Pilot Sport SC Das größte Platzangebot bietet eindeutig Suzukis Burgman 650, aber der Beifahrer sitzt auch etwas entkoppelt auf dem breiten Sitzpolster. Sportlicher und kompakter geht es auf dem Gilera GP 800 und erst recht auf dem Yamaha T-Max zu, die den Beifahrer deutlich mehr ins Fahrgeschehen integrieren. Die Kosten im Vergleich Basispreis (ohne Nk.) Garantie/Gewährleistung Steuer Wartung: 1. Inspektion Inspektionsintervalle GILERA GP 800 SUZUKI BURGMAN 650 YAMAHA T-MAX 500 9211 Euro 2 Jahre Garantie 62,56 Euro bei 1000 km (1 Std.) alle 5000 km (0,25 bis 6,6 Std.) 9250 Euro 2 Jahre Garantie 47,84 Euro bei 1000 km ( 1,5 Std.) alle 6000 km ( 2,2 bis 3,9 Std.) 9295 Euro 2 Jahre Garantie 36,80 Euro bei 1000 km (1,1 Std.) alle 10.000 km (2,5 bis 4,1 Std.) Gilera GP 800 Suzuki Burgman 650 Yamaha T-Max 500 Abmessungen Abmessungen Abmessungen Angaben in mm 1450 1045 1450 64° 62° 85 95 Angaben in mm Angaben in mm 1050 890 785 800 330 300 435 380 64° 65° 62° 140 85 1593 1580 2230 2195 44 TOURENFAHRER 8/2008 1045 1430 1505 1045 1450 1430 86° 83° 77° 1505 92° 92° 1450 100° 890 900 890 1050 1100 785 750 800 86° 77° 92° 100° 106 95 300 330 380 320 110 1100 400 435 1593 1595 1580 2230 2260 2195 92° 1450 62° 95 65° 77° 92° 890 800 900 750 435 330 143 150 83° 125 320 1580 1595 2195 2260 400 65° U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd Auf dem Gilera muss beim Durchsteigen wegen des breiten und hohen Mitteltunnels das Bein etwas höher gehoben werden, und die sportliche Verschalung bietet nicht den Wetterschutz eines Burgman. Doch bei schlechten Wetterbedingungen ist die fahraktive Sitz- 30.06.2008 11:03 Uhr Bei den Fahrleistungen hat der GP 800 klar die Nase vorn. Der Vergleich der Verbrauchswerte belegt, dass sich der 500er-T-Max-Zweizylinder etwas mehr ins Zeug legen muss, um mit den stärkeren Kollegen mithalten zu können. Dafür glänzt er auf der Bremse mit den besten Verzögerungswerten. Seite 45 Die Messwerte im Vergleich Gewicht, vollgetankt * max. Zuladung Durchzug 50-120 km/h * solo zwei Personen Beschleunigung 0 - 100 km/h solo * Höchstgeschw. solo Tachoabweichung 100 km/h Benzinverbrauch * Landstraße Autobahn (130 km/h) Kraftstoffart Tankinhalt theoretische Reichweite Landstraße Autobahn Gilera GP 800 Suzuki Burgman 650 Yamaha T-Max 500 270 kg 180 kg 277 kg 178 kg 212 kg 183 kg 5,7 s 7,6 s 8,3 s 10,8 s 8,3 s 11,0 s 5,7 s 182 km/h 89 km/h 7,9 s 164 km/h 92 km/h 8,0 s 162 km/h 95 km/h 4,9 l/100 km 5,9 l/100 km Super 14 l 4,9 l/100 km 5,6 l/100 km Normal 15 l 5,1 l/100 km 6,0 l/100 km Super 15 l 237 km 230 km 306 km 268 km 294 km 250 km kW * TF-Messwerte Messwerte Leistung am Hinterrad kW 45 40 35 30 position, wie sie der Gilera bietet, durchaus von Vorteil. Die elektrisch verstellbare Scheibe schützt zwar ordentlich, doch der große Abstand zum Fahrer sorgt bei höheren Geschwindigkeiten für permanente Verwirbelungen im Helmbereich. Anordnung und Funktion der Rückspiegel gehen völlig in Ordnung. Wäre ein zusätzlicher Passagier an Bord, ihm wäre es wohl egal, wo er aufsteigt. Alle drei Roller bieten ein souveränes Platzangebot. Ein wenig Sympathie mehr erntet der Burgman, der als Einziger auch für die zweite Reihe bequeme rollertypische Trittbretter anbietet. Auf kleinen Straße wurschteln wir uns im dichten Nebel und bei strömenden Regen durch den Jura bis weit ins Tessin hinein. Unter solchen Bedingungen ist man froh, wenn wirkungsvolle ABS-Bremsen wie bei T-Max und Burgman an Bord sind. Der Yamaha vertraut seiner Doppelscheibe vorn jetzt einteilige VierkolbenFestsättel an, während am Hinterrad eine Einzelscheibe mit einem Zweikolben-Festsattel montiert ist. Der schwere Burgman begnügt sich vorn und hinten mit klassischen Doppelkolben-Schwimmsätteln und fährt damit nicht zwingend schlechter. Da der Mensch zweifellos mehr Gefühl in den Händen als in den Füßen hat, macht es durchaus Sinn, der linken Hand – wenn sie schon nichts zu kuppeln hat – die hintere Bremse anzuvertrauen. Vielleicht gelingt uns darum im Allgemeinen und mit dem ABS-losen Gilera im Besonderen eine adrenalinfreie Fahrt über die glitschigen Alpenpässe. Die Hauptursache dürfte aber wohl im exakten Druckpunkt und in der guten Dosierbarkeit der GP 800-Bremsen liegen. Trotzdem würden wir uns auch für die drei Scheibenbremsen im Gilera ein gut regelndes Antiblockiersystem für die Zukunft wünschen. Am nächsten Morgen lacht die Sonne. Ein Kaffee, ein Croissant, schon sind wir unterwegs. Endlich trockener Asphalt und die Gelegenheit, die drei Automaten mal fliegen zu lassen. Schnell weg von der viel befahrenen Uferstraße. Rein ins Centovalli, eines der schönsten 25 20 U/min in tausend 15 20 40 60 80 100 120 140 40 60 80 100 120 140 160 180 200 10 5 U/min in tausend 20 160 180 200 Gilera GP 800: 39,9 kW = 54,3 PS bei 98 km/h Suzuki Burgman 650: 33,0 kW = 44,9 PS bei 77 km/h Yamaha T-Max 500: 27,4 kW = 37,3 PS bei 120 km/h Leistungsmessungen auf Dynojet-Prüfstand Modell 200-i, Fahrleistungen mit 2D-Data Recording Bremsweg von 100 auf 0 km/h Mittlere Verzögerung 51,0 m Gilera GP 800: 10 20 9,59 m/s2 40,2 m Yamaha T-Max 500: 0 8,64 m/s2 44,6 m Suzuki Burgman 650: 30 Täler des Tessins mit Straßen zum Schwindeligfahren. 0 30 Voraus der10Gilera.20Sein Doppelschleifen-Brückenrahmen beweist wie schon zuvor auf der Autobahn absolute Stabilität, wobei schnelle Richtungswechsel Nachdruck verlangen. Auch dank seiner großen 16bzw. 15-Zoll-Laufräder durcheilt er selbst langgezogene Kurven mit Spurrillen und Asphaltflicken völlig unbeeindruckt. Sowohl die 41-mm-Gabel mit ihren 122 mm Federweg als 40 7,56 m/s2 50 60 70 auch das liegende, lediglich in der Federvorspannung ver40 50 60 stellbare Federbein (13370mm) agieren dabei durchaus komfortabel. Wozu unter anderem auch der rolleruntypische Sekundärantrieb mittels O-RingKette, der die ungefederten Massen gering hält, beitragen dürfte. Und über die Schräglagenfreiheit gibt es auch nichts zu meckern. Im Kurvengeschlängel des Centovalli kann auch das neue Alu-Chassis des T-Max glän8/2008 TOURENFAHRER 45 U-038-3erVgl-Roller.qxd:L-000-Muster.qxd TOUREN-TEST 30.06.2008 11:03 Uhr Seite 46 GILERA GP 800 / SUZUKI BURGMAN 650 / YAMAHA T-MAX 500 zen, das in Verbindung mit der 43er-Gabel den Massenschwerpunkt weiter nach vorn verlagert hat. Resultat sind höhere Stabilität und verbessertes Handling. In der Tat, der T-Max mit 212 kg das absolute Leichtgewicht im Testtrio, fährt sich fast wie eine Supermoto, ohne es an der nötigen Stabilität feh- len zu lassen. Selbst in Sachen Komfort gibt es trotz magerer 120 bzw. 116 mm Federweg vorn und hinten gute Noten. Das exzellente Fahrverhalten wird ähnlich wie beim Gilera also keineswegs mit sportlicher Härte erkauft. Suzukis Burgman verbucht auf der Habenseite einen stei- Fazit D fen Doppelschleifenrahmen und einen enorm tiefen Schwerpunkt. Kontraproduktiv sind sein hohes Gewicht von 277 kg und die mit 100 (hinten) bzw. 105 mm knappsten Federwege. Solange das Geläuf glatt ist, kann der Burgman noch flott bewegt werden. Nur die Füße des Hauptständers setzen der Schräglagenfreiheit ein etwas frühes Ende – da ginge sonst noch mehr. Auf unebener Fahrbahn ist dagegen Zurückhaltung angesagt – sowohl Fahrstabilität als auch Komfort werden beeinträchtigt. Am Abend lassen wir die beiden 15-Liter-Tanks von Yamaha und Suzuki – der Gilera-Tank fasst einen Liter weniger – voll- er Gilera GP 800 ist so etwas wie ein Gran Turismo auf zwei kleinen Rädern. Er hat ein hervorragendes Fahrwerk, Motorleistung satt und ein elegantes, sportliches Design. Doch genau wie ein klassischer GT hat er leider nur sehr eingeschränkten Platz für die Reiseutensilien. Erst recht, wenn zwei Personen an Bord sind. Stolze 182 km/h Höchstgeschwindigkeit sprechen für sich. Der Ge- radeauslauf ist tadellos. Kurven aller Art durcheilt der Gilera völlig souverän, unabhängig vom Straßenzustand. Der Mitteltunnel ist breit und hoch, was das Auf- und Absteigen erschwert. Verbesserungswürdig ist die elektrisch verstellbare Scheibe, die ganz gleich in welcher Stellung für starke Verwirbelungen im Helmbereich sorgt. Ein ABS sollte baldmöglichst zur Serienausstattung gehören. S uzukis Burgman 650 ist trotz guter Fahrleistungen der schwerfälligste Roller im Testtrio. Dafür aber ganz zweifellos erste Wahl für komfortables Reisen. Mit ihm lassen sich dank üppiger Platzverhältnisse selbst Marathon-Distanzen, ganz gleich ob alleine oder zu zweit, ohne verbogene oder verklemmte Gliedmaßen meistern. Dazu passen die ausladende Verkleidung mit drei Staufächern, die große, verstellbare und verwirbelungsarme Scheibe und der reichlich bemessene Stauraum unter der Sitzbank. Er ist trotz höchstem Kampfgewicht im Gesamtschnitt der Sparsamste, hat gute Bremsen und ein serienmäßiges ABS. Auf schlechtem Asphalt müssen Abstriche in Sachen Fahrstabilität und Federungskomfort hingenommen werden. Leichtes Pendeln bei Höchstgeschwindigkeit! ass weniger mehr sein kann, beweist der Yamaha T-Max 500. Er ist so etwas wie der heimliche Sieger dieses Vergleichs und mit fahrfertigen 212 kg ein absolutes Leichtgewicht. Das Fahrwerk ist exzellent, komfortabel, tadellos im Geradeauslauf und trotzdem leichfüßig beim Einlenken. Der im Vergleich kleinste und schwächste Motor hängt perfekt am Gas. Die Automatik reagiert spontan auf Gas- griffänderungen. Die Bremse ist narrensicher, die Verarbeitung erstklassig. Doch es gibt nicht nur Lob: höchster Verbrauch im Vergleich und kein reisetauglicher Stauraum unter der Sitzbank. Verbesserungswürdig ist auch die Sitzposition, die den Fahrer zu nah am Lenker platziert, so dass ihm seine Knie aufgrund der hohen Trittbretter schon mal im Weg sind. Guter Windschutz trotz kurzer Sportscheibe. D 46 TOURENFAHRER 8/2008 laufen. Verbraucht haben Gilera und Suzuki bei recht flotter Fahrt identische 4,9 Liter. Der Motor des T-Max, schwächster im Trio, musste sich mehr anstrengen und hat sich darum 5,1 Liter aus dem Tank genommen. Mit dem Verbrauch ist es wie mit dem Preis – günstiger wäre besser. Für den GP 800 verlangt Gilera 9211 Euro, während Suzukis Burgman 650 sogar auf 9250 Euro und Yamahas T-Max 500 auf 9295 Euro kommen. Stolze Preise, für die es auch deutlich hubraumstärkere Motorräder gibt. Einen Vergleich mit Motorrädern sollte man aber tunlichst vermeiden, denn die großen Roller sind schon eine ganz eigene Nummer. Der nächste Morgen: Adieu Lago, adieu Sonne – nach knapp zweistündiger Regenfahrt stehen wir auf dem Simplonpass im Schnee. Was soll’s. Wir haben ja den Burgman dabei und können uns dank Sitzheizung abwechselnd den Allerwertesten wärmen. Rudolf Kuhl