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ROLLER-TEST
SUZUKI BURGMAN 400
TEXT & FOTOS MICHAEL BERNLEITNER
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GOLDENE MITTE
Luxus mit Augenmaß. Der Maxiroller, der
dir nicht die Haare vom Kopf frißt
D
er Suzuki Burgman 400 ist
keineswegs der spektakulärste, aber er ist mit Sicherheit
der verdienstvollste Roller der jüngeren Scooter-Geschichte: Bis zu seinem Erscheinen im Jahr 1999 waren
für den Rollerfahrer 250 Kubik das
höchste der Gefühle. Gleichsam ein
Sprengen der Ketten – der Burgman
400 ist Wegbereiter für bald darauf
so imposante Auftritte wie Yamaha
T-Max, Piaggio X9, Aprilia Atlantic,
Honda Silver Wing, Burgman 650
und Gilera GP 800.
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In der Zwischenzeit gehört er zur „gehobenen Mittelklasse“. Er ist sowohl
leistungs- als auch größenmäßig mindestens eineinhalb Schuhnummern
Der Touren-Scooter
mit der umfassendsten Modellpflege
üppiger als die Vertreter der derzeit
so beliebten 300er-Kategorie. Freilich
auch preismäßig – und dennoch ist
er unter den großen Reiserollern mit
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(1) So geht’s dem Burgman gut: geschwungene
Landstraßen in traumhafter Gegend
(2) Burgman und Bewunderer
(3) Kann sich blicken lassen
SUZUKI BURGMAN 400 ABS
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seinen knapp 7000 Euro Straßenpreis
das Angebot, das mehr denn je in die
enge Wahl gehört. Außerdem hat
sich Suzuki nie auf den Lorbeeren
ausgeruht: Seit 2007 haben wir die
mittlerweise vierte Generation des
400er-Burgman. Egal welcher Marke,
kein anderer Maxiroller konnte sich
an soviel Modellpflege und Updates
erfreuen wie er, in Karosserie, Fahrwerk und Antrieb. Im Lauf der Jahre wurde der Einzylindermotor mit
elektronischer Treibstoffeinspritzung
aufgewertet; in der jüngsten Genera-
MOTOR......... 1-Zyl.-4-Takt, flüssig gekühlt, DOHC, 4 Ventile, EFI
HUBRAUM.................................................................... 400 ccm
LEISTUNG..................................... 25 kW (34 PS) bei 7300/min
DREHMOMENT......................................36,3 Nm bei 5800/min
GETRIEBE.............automat. Kupplung, stufenlose Variomatik
FAHRWERK........................Stahl-Unterflur-Gitterrohrrahmen
AUFHÄNGUNG vo/hi.................. Telegabel 41 mm, Monoshock
RADSTAND................................................................. 1585 mm
FEDERWEG vo/hi.................................................. 110/100 mm
BEREIFUNG vo/hi........Bridgestone Hoop 120/80-14, 150/70-13
BREMSEN vo/hi...... 2 x Scheibe 260 mm/Scheibe 210 mm, ABS
SITZHÖHE.................................................................... 710 mm
TANKINHALT.....................................................................13,5 l
GEWICHT FAHRFERTIG.................................................. 222 kg
SPITZE........................................................................ 145 km/h
TESTVERBRAUCH...................................... 4,1 bis 4,6 l/100 km
PREIS...................................................€ 6999,– (Aktionspreis)
VERTRIEB/INFO................................................. www.suzuki.at
tion wurde der Vierventiler von 385
Kubik auf volle 400 Kubik vergrößert
und besitzt jetzt sogar doppelte obenliegende Nockenwellen.
M
it 25 kW (34 PS) Leistung ist
der „mittlere Burgman“ ohne
Wenn und Aber fernreisetauglich,
auch samt Zweipersonenbesatzung.
Höchstgeschwindigkeit ist echte 145
Stundenkilometer (Tacho 160) und
weil’s eine erfreuliche Nachricht ist,
sagen wir auch gleich die aktuellen
Verbrauchswerte dazu: Über 4500 Kilometer „motomobil“-Testdistanz lag
der Spritkonsum zwischen 4,1 und
4,6 Liter – das ist angesichts der 222
Kilo (fahrfertig) und der beträchtli-
chen Stirnfläche der Luxuskarosse
eine sparsame Lebenseinstellung. Die
weiteren sympathischen Merkmale
des Viertakt-Singles sind Druck beim
Ampelstart, seine weitgehende Vibra-
Beim Treibstoff ist
der Burgman ein
echter Sparmeister
tionslosigkeit und die Feinfühligkeit
auf Gasgriffbewegungen.
Beim ersten Losfahren auf dem Burgman 400 ahnt man die Qualitäten, die
sich später herausstellen, noch nicht
so richtig. Im Gegenteil, das Vorderrad fühlt sich vom Lenker und vom
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ROLLER-TEST
Gilera Nexus
SUZUKI BURGMAN 400
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raum für zwei Vollvisierhelme und
noch mehr. Das Kofferraumlicht ist
nun an der Sitzbank-Unterseite montiert, zusätzlich zum Automatikschalter gibt es einen Extra-Schalter. Die
beiden Handschuhfächer und das
versperrbare Hauptfach im Vorderbau sind mindestens so groß wie im
650er, lediglich bei der Platzierung
des 12-Volt-Outlets finden wir einen
kleinen Patzer: Ist der Stecker (zum
Beispiel fürs Navi oder ein HandyLadegerät) nicht gerade superkompakt, dann muss die Klappe leider
gewaltsam zugedrückt werden; außerdem gibt die Steckdose nur bei
eingeschalteter Zündung Strom ab.
der Roller
mit der Seele eines
Motorrades
D
Rahmen irgendwie entkoppelt an,
als ob das gesamte Fahrwerk in Watte verpackt ist oder als ob das Vorderrad unten aus der Gabel herausfällt.
Tatsächlich sind die Federelemente
sehr komfortabel abgestimmt, er ist
sicher der weichste unter allen japanischen Großrollern. Der oberflächliche Eindruck der Schwammigkeit
trügt aber komplett. Abgesehen von
Böen oder Seitenwind bei Höchst-
Sehr komfortable
Grundabstimmung,
sportliche Ansätze
geschwindigkeit – hier reagieren
leider ausnahmslos alle Megascooter allergisch und zeigen Pendelneigung – gibt es keine Fahrsituation,
in der sich das 400er-Chassis aus der
Stabilitätsreserve locken lässt. Das
Unterschiff des Suzuki ist mit bemerkenswerter Schräglagenfreiheit
am Niveau von guten Tourenmotorrädern gesegnet, aber sogar bei
gehöriger Umlage können schlechte Straßenstücke keine Unruhe ins
Fahrwerk einleiten. Dabei lenkt der
Burgman 400 auch noch präzis und
hält den Schräglagewinkel – lauter
Eigenschaften, die man auf den ersten Metern nie erwartet hätte. Auch
wenn er nicht straff abgestimmt ist,
der Burgman hat Sportqualitäten.
Dazu passt die hochwirksame und
dosierbare Bremsanlage mit ABS, deren Dimensionierung sogar für den
deutlich gewichtigeren 650er-Burgman gut genug ist: Zum Beispiel ist
das brutale Bergab-Anbremsen von
180-Grad-Haarnadeln das helle Vergnügen, und auch nach Dutzenden
von Bergab-Tornante in kurzer Folge
bleibt die Wirkung mächtig.
D
er Radstand ist fast so lang wie
beim ganz großen Suzuki-Roller, daher nimmt man die mühelose
Kurvenwilligkeit umso erfreuter zur
Kenntnis. Der Gesamtkomfort wird
nur deswegen etwas getrübt, weil
der Sekundärantrieb zum HinterMODELLVERGLEICH
SUZUKI BURGMAN 400 ABS
HONDA SW-T400 ABS
YAMAHA MAJESTY 400 ABS
___________
*) vollgetankt
rad nicht (wie bei den teuren JapanRollern der 500er-, 600er- und 650erKlasse) vom Motorblock entkoppelt
ist, sondern wie bei Kleinrollern eine
herkömmliche Triebsatzschwinge
bildet. Die ungefederten Massen
sind somit gehaltvoll, auch wenn ein
Großteil davon knapp am Schwingendrehpunkt liegt.
Ausstattung und Verarbeitung sind
schlicht die gekonnte Suzuki-Demonstration von vier Generationen
Burgman-400-Erfahrung. Die Mittelklasse kommt nicht mit den opulenten Elektro-Spielereien des 650ers
(siehe „motomobil“-Folge 003 oder
www.motomobil.at) wie elektrisch
verstellbares Windschild, E-Rückspiegel oder Sitzbankheizung, trotzdem fühlt man sich rundum versorgt
und verwöhnt: Gut konturierte, ohne
G’wirks über das Zündschloss entriegelbare Sitzbank mit verstellbarer
Fahrerlehne, darunter 68-Liter-Stau-
HUBRAUM/LEISTUNG
400 ccm/25 kW (34 PS)
398 ccm/29 kW (39 PS)
395 ccm/25 kW (34 PS)
GEWICHT
222 kg*
250 kg*
223 kg*
PREIS
E 6999,–
E 7990,–
E 8799,–
(1) Da geht nichts ab,
außer ein kleines
Benzinwarnlämpchen
(2) So viel Gepäckraum wie der Burgman im Vorderbau
hätten andere Roller
gern als Gesamtvolumen
(3) Superkräftige
ABS-Bremsanlage
(4) Der SitzbankStauraum schluckt
zwei Integralhelme
plus Kleinzeug
icke Pluspunkte für die Höhe
und die dynamische Formgebung der Tourenscheibe, die noch
dazu trotz ihrer Krümmung fast
verzerrungsfrei ist. Man blickt zwar
über die Oberkante, dennoch werden Wind und Regen über den Helm
des Fahrers gelenkt. Die Scheibe
ist hinterlüftet, durch den VenturiEffekt halten sich Sogwirkung und
Verwirbelungen in Grenzen. Wer
vollen Wind- und Wetterschutz auch
für die Hände will, der kann zum
400er-Sondermodell „Comfort“ greifen, das für 400 Euro Aufpreis Lenkerprotektoren, Griffheizung und
300 Kilometer Reichweite und man bleibt
höchst entspannt
Sozius-Rückenlehne ins Spiel bringt.
Gut gelungen sind Sitzposition und
Lenk-Ergonomie, auch größer gewachsene Fahrer haben bei vollem
Lenkeinschlag keine Beeinträchtigung der Kniefreiheit hinzunehmen.
Im ansonst überkompletten Cockpit
würden wir uns noch ein Warnlämpchen in der Tankanzeige wünschen,
um den zur Neige gehenden Benzinvorrat genauer einschätzen zu können – die Reichweite des Burgman
400 ist durch den zurückhaltenden
Verbrauch mit etwa 300 Kilometer jedenfalls schwer in Ordnung.
Der verdienstvolle Großmeister der
Maxiroller-Szene ist mehr denn je in
Fahrt.
Der sportliche
GT Roller
s
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s
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Motorrad Stil
Motorrad Feeling
Motorrad Power
Stauraum eines Rollers
Erhältlich in den Versionen
125 ccm und 300 ccm
Aktionspreis 125 ccm: 3.799,Aktionspreis 300 ccm: 4.499,Importzentrum:
J.Faber GmbH,
Carlbergergasse 66A, 1230 Wien,
www.faber.at
Händler und Info:
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