Zeus` Liebling entzückt die Investoren

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Zeus` Liebling entzückt die Investoren
6/2007
ISSN 1435-5272 | A 49017
Life Sciences-Magazin I 13. Jahrgang
Ganymed
Zeus‘ Liebling
entzückt die Investoren
Schweiz: Addex Pharma SA
erzielt bei ihrem Börsengang
eine beachtliche Bewertung
Deutschland: Weiterhin
Gerangel um Neufassung
des Gentechnikgesetzes
Europa: Klinische Studien
mit Hochrisiko-Wirkstoffen
werden Ausnahme bleiben
BIOCOM AG
Intro
14
Wirtschaft
Wissenschaft
Politik
Strukturen
Special
Verbände
Service
Extro
Finanzierungsrunde

GANYMED
Spezielle Finanzierungsrunde
mit Schweizer Unterstützung
Schweizer Wurzeln können von Vorteil sein: Statt sich auf eine anstrengende Roadshow zu
machen, nutzte Ganymed das effiziente Netzwerk ihres Aufsichtsratsvorsitzenden.
Mit 33,7 Mio. Euro hat die Ganymed
Pharmaceuticals AG überraschend eine
große und in ihrer Struktur außergewöhnliche Finanzierungsrunde geschlossen, die
das Unternehmen in die Lage versetzt, die
eigenen Produkte bis zu einem klinischen
Proof-of-Concept zu entwickeln. Die Unterstützung stammt dabei nur zu einem Teil
und nicht – wie im Fall von Noxxon – gänzlich von Wagniskapital-Fonds, sondern
hauptsächlich von Privatinvestoren. Diese
investierten an der Seite der Alt-Investoren
LBBW, VI Partners, Nextech Ventures und
Future Capital. Neu hinzugekommen sind
die Ingro Finanz, ONC sowie Varuma und
die MIG AG.
Mehr als 50% überzeichnet
Die Geldgeber müssen vom Potential der
Firma überzeugt gewesen sein, immerhin
ist Ganymed nach der Finanzierungsrunde mit 63 Mio. Euro bewertet – stattlich
für eine Firma, die bisher noch ohne klinisches Produkt ist. Laut Rainer Wessel, dem
Vorstandsvorsitzenden von Ganymed, waren die Anteile des von ihm geleiteten Unternehmens sehr begehrt: „Die Runde war
deutlich überzeichnet.“ Es hätten rund 50%
mehr Aktien verkauft werden können.
Effizientes Netzwerk
Entscheidend für die erfolgreiche Plazierung der Anteile waren dabei neben den
Schweizer Wurzeln – Ganymed wurde von
Wissenschaftlern der Uni Zürich mitgegründet – offenbar das Engagement des Ganymed-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Thomas
Rinderknecht. Der Anwalt – Senior Partner
einer internationalen Wirtschaftskanzelei
mit Büros in Zürich und Zug – ist Teil eines
offenbar effizienten Netzwerkes aus solventen Schweizer und deutschen Persönlichkeiten, die sich auch schon an anderer Stelle in
der Biotechnologie engagiert haben.
Prominente Unterstützer
Rinderknecht selbst war unter anderem am Aufbau und Verkauf der GlycArt
Biotechnology AG an den Roche-Konzern
sowie an verschiedenen Finanzierungen der
Speedel-Gruppe in Basel beteiligt. Das Unternehmen unter der Führung der ehemali-
Hintergrund
Prominente Investoren: Rund ein Viertel der gesamten Ganymed-Runde ist an die neuen Investoren Ingro Finanz, MIG, ONC, Varuma sowie eine Reihe solventer Privatleute gegangen. Darunter befinden sich einige prominente Namen, darunter Fritz Gerber
(ehemaliger Roche-Chef), Rolf Hänggi (ehemaliges Roche-Verwaltungsratsmitglied), Rudolf Maag (Gründer der Schweizer Synthes AG) und Peter Grogg (ehemaliger Chef und
Großaktionär der Schweizer Bachem AG). Aus deutscher Sicht am bekanntesten sind sicherlich die Brüder Thomas und Andreas Strüngmann, die den deutschen GenerikaSpezialisten Hexal gründeten und diesen schließlich vor zwei Jahren für 5,6 Mrd. Euro an
den Novartis-Konzern verkauften. Seitdem warten Pharma- und Biotech-Unternehmen
sehnsüchtig auf ihren Einstieg, Investment-Angebote von der Biotech-Seite wurden von
ihnen bisher aber stets abgelehnt. Vor dem Einstieg bei Ganymed konnte einzig ihr Engagement bei der ehemaligen Bayer-Antiinfektiva-Sparte – heute unter dem Namen AiCuris
firmierend – verzeichnet werden.
Namenspatron: Ganymed – Mundschenk der Götter, Schönster aller
Sterblichen, Geliebter des Zeus
gen Novartis-Managerin Alice Huxley hatte
ungewöhnliche Wege für seine Wachstumsfinanzierung gewählt und nach einem Startup Investment des Novartis Venture Funds
und einem Wandeldarlehen von Novartis die
weiteren Finanzierungen lediglich unter Beteiligung von Privatinvestoren durchgeführt.
Unter anderem waren seinerzeit der ehemalige Roche-Chef Fritz Gerber, der Kunst- und
Wissenschaftsmäzen Branco Weiss sowie
das ehemalige Roche-Verwaltungsratsmitglied Rolf Hänggi an Speedel beteiligt und
hatten Huxley in ihren unternehmerischen
Entscheidungen unterstützt. Zumindest
Gerber und Hänggi hätten sich auch an Ganymed beteiligt. Wichtig sei gewesen, dass
Ganymeds Alt-Investoren ein starkes Signal
Itranskript I Nr. 6 I 13. Jahrgang 2007
Intro
Wissenschaft
Wirtschaft
Politik
Strukturen
Special
Verbände
Service
Extro
15
Dietmar Hopp, 3i, Wellington
Noxxon AG
37 Mio. Euro
TVM Capital, Sofinnova, Rothschild
33,7 Mio. Euro
Privatleute, MIG AG, LBBW,
VI Partners, Nextech, Future Capital
Affimed AG
25 Mio. Euro
BioMedInvest, OrbiMed, LSP,
First Ventury
Cytonet AG
20 Mio. Euro
Dietmar Hopp
12,5 Mio. Euro
MIG AG
Ganymed AG
Brain AG
Beginn einer Phase I mit dem zweiten mAb GT468 bis zu diesem Zeitpunkt geplant. „Damit hätten wir als eine der wenigen Biotech-Firmen einen aus eigener Kraft entwickelten, neuen Wirkstoff in die Klinik gebracht“, schwärmt Wessel. Ganymeds Vorgehen unterscheidet
sich dabei von anderen Firmen: „Während man anderswo 100 Targets
besitzt und eine Drug Discovery-Maschine anschließend Wirksubstanzen ausspuckt, schauen wir uns zuerst interessante Antigene in
einer Vielzahl von Gewebeproben an und entwickeln daraufhin einen
passenden Antkörper.“ Auf diese Weise seien die beiden Wirkstoffe gegen die Oberflächenmoleküle GC182 und GT468 von den beiden wissenschaftlichen Köpfen und Ganymed-Gründern Özlem Türeci (CSO) und Ugur Sahin (CMO) identifiziert worden.
Hohe Prävalenz
Nach Angaben von Wessel werden die beiden Wirkstoffziele spezifisch auf 80% aller Magen- beziehungsweise Mammakarzinome exprimiert, nicht aber in gesundem Gewebe. Interesse von der Pharmaseite für die präklinischen Produkte ist offenbar vorhanden und wohl
auch ein Grund für den Finanzierungserfolg: „In letzter Zeit gab es einige größere Deals mit Produkten, die noch nicht am Menschen getestet wurden. Auch wir befinden uns in weit fortgeschrittenen Gesprächen für eine Auslizenzierung“, gibt Wessel zu. Der CEO wiegelt aber
im gleichen Atemzug ab: „Eine so frühe Auslizenzierung reduziert natürlich auch die strategischen Optionen und damit die Möglichkeit,
eine zusätzliche Wertschöpfung zu erzielen“. Dem stimmt Michael
Motschmann – Vorstand der MIG-Gruppe – die 5 Mio. Euro in Ganymed investierte, grundsätzlich zu: „Wir sind langfristig orientiert und
wollen die Entwicklung der Firma über einen längeren Zeitpunkt begleiten, statt einen schnellen Exit anzustreben.“ Ein zu schneller Exit?
Das sind ganz neue Töne aus dem Mund eines deutschen BiotechInvestors.

Itranskript I Nr. 6 I 13. Jahrgang 2007
Balances
40 Mio. Euro
Microbiology
Immatics GmbH
Lab Instruments
Investoren
Lab Water
Betrag
Purification
Firma
Analytics
VC-Runden 2007 in Deutschland, größer als 10 Mio. Euro
Cell Culture
ausgesendet haben: „In der Serie B-Finanzierungsrunde war den Finanziers das Recht eingeräumt worden, noch einmal zum selben Preis
in einer anschließenden Finanzierungsrunde Aktien erwerben zu können. Darauf haben sie verzichtet und wie alle anderen den um 50%
höheren Preis der aktuellen Runde bezahlt. Das hat die Neu-Investoren überzeugt“, so Rinderknecht. Die neuen Investoren haben damit
für Ganymed eine Pre-Money-Bewertung von mehr als 30 Mio. Euro
akzeptiert.
Mit der finanziellen Unterstützung im Rücken kann CEO Wessel entspannt die Ziele für die Zukunft angehen: „Bereits im zweiten Halbjahr 2008 wollen wir mit unserem monoklonalen Antikörper GC182 in die erste klinische Studie gegen Magenkrebs gehen.“
2009 – so lange reicht die aktuelle Finanzierung – sollen die Tests abgeschlossen und ein Proof-of-Concept erfolgt sein. Zusätzlich ist der
Moisture Analysis
Finanzierungsrunde

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