Elche 2014/15 (Medizin)
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Elche 2014/15 (Medizin)
ERASMUS-Erfahrungsbericht Gastuniversität Zeitraum Studienfach Heimatuniversität Universidad Miguel Hernández de Elche (UMH) Februar 2015 bis Juli 2015 Humanmedizin Würzburg Lageplan: Der Name der Uni „Elche“ leitet (zumindest für Medizinstudenten) erst einmal in die Irre. Deshalb fange ich zur Orientierung mit einem Lageplan zur Umgebung von Alicante an. A Universidad de Alicante (Sant Vincent del Raspeig) B Hospital General Universitario Alicante C Hauptkomplex Universidad de Elche (UMH) D Campus Medizin und Hospital Universitario Sant Joan d’Alacant E Hospital General de Elda F Hospital General Universitario de Elche • • • • Der Hauptcampus der UMH (C) befindet sich in Elche. Dort finden aber für Medizinstudenten keine Veranstaltungen statt. Die Vorlesungen für Medizinstudenten, Verwaltungsgebäude der medizinischen Fakultät und einige Praktikumsräume befinden sich auf dem Campus in San Juan (D) Die Krankenhauspraktika finden in einem der Krankenhäuser in San Juan (D), Alicante (B), Elche (F) oder Elda (E) statt Die Universidad de Alicante (A) hat nichts mit der UMH zu tun. Im dritten Semester des Medizinstudiums habe ich mit Spanischkursen an der am UniSprachenzentrum begonnen, weil ich unbedingt die Erfahrung eines Auslandssemesters machen wollte. Spanien kannte ich bis dahin nur aus dem Urlaub und war immer positiv überrascht von der offenen, freundlichen Art der Leute, die mir darauf Lust machte selbst einmal in dem Land zu leben. Mein Bericht habe ich eher so geschrieben, dass er euch hilft euch in Alicante einzufinden, damit ihr jetzt schon Sachen zu eurem zukünftigen Auslandsaufenthalt wisst, die ich auch gerne vorher gewusst hätte. Ich hoffe, so kann ich euch ein bisschen die Nervosität vor der Abreise nehmen, denn das Semester wird auf jeden Fall toll! Ein kleiner Tipp aus persönlicherer Erfahrung: Lasst euch nicht von den Sprüchen wie „das beste Jahr/halbe Jahr deines Lebens“ etc. verunsichern. Es bleibt genug Zeit und viele Möglichkeiten genau das zu tun, was man selbst tun möchte, ohne irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Vor der Ankunft: Learning Agreement und Co In meinem ERASMUS-Jahr (2014/2015) wurde in Würzburg das erste Mal das neue ERASMUS+-Learning Agreement verwendet. Dadurch werden jetzt Fächer schon vor der Abreise verbindlich anerkannt. Leider verwendete die UMH weiter ihr eigenes altes Format, weshalb alle Dokumente doppelt ausgefüllt und unterschrieben werden mussten. Im Mai 2014 meldete sich erstmals Alfredo Pellín García ([email protected]) vom Oficina de Relaciones Internacionales bei mir um Unterlagen anzufordern. Die Abgabefrist für einen Aufenthalt von Februar bis Juni/Juli war aber erst im November 2014, deshalb bleibt zu dem Zeitpunkt noch genug Zeit um alles zu organisieren. Alfredo antwortet mehr oder weniger schnell und kann bei organisatorischen Fragen gut helfen. Fächerwahl Die Fächerwahl für das Learning Agreement (LA) hat mich persönlich erst etwas überfordert. Trotzdem kann man beruhigt vorläufig Fächer von Deutschland aus ins LA eintragen und relativ leicht in Spanien wieder wechseln. Es lohnt sich aber, mit den Kurs-Verantwortlichen in Würzburg vorher in Kontakt zu treten, um die Anerkennung abzuklären. Die Kursliste für Medizin in Elche: http://www.umh.es/contenido/Estudiantes/:tit_g_132_M1/datos_es.html (unten auf „Asignaturas“ klicken). Die Informationen haben meist als Info für Würzburg gereicht. Sonst kann man versuchen bei den Professoren, die als „Responsable“ markiert sind, weitere Details zu bekommen. Da kann man allerdings manchmal lange auf eine Antwort warten oder auch überhaupt keine bekommen. Anreise Für mich war bei der Anreise die beste und günstigste Möglichkeit mit der Bahn nach München und von dort aus mit Norwegian Airlines direkt nach Alicante. Auf dem Rückflug konnte ich mit Ryanair nach Nürnberg fliegen. Diese Verbindung gibt es aber scheinbar nur in den Sommermonaten. In Alicante: Wohnungssuche Eigentlich alle internationalen Studenten wohnen in Alicante. Die spanischen Medizinstudenten wohnen vor allem in San Juan in der Umgebung der Universität. Es lohnt sich aber auf jeden Fall die 20 min Busfahrt nach San Juan in Kauf zu nehmen und in Alicante zu wohnen! Wichtig ist, erst in Alicante nach einer Wohnung zu suchen. Man kann Glück haben und aus Deutschland eine gute Wohnung finden, aber es gibt auch Geschichten von Wohnungen in sehr schlechtem Zustand, weit weg vom Zentrum oder mit fester Mietzeit (vor allem Wohnheime). Manchmal verliert man bei einem Auszug dann seine Kaution (fianza). Preise für die Zimmer liegen zwischen 150€ und max. 300€ (+Nebenkosten gastos), abhängig von der Lage. Manchmal beinhaltet die Miete sogar eine wöchentliche Reinigung. Generell ist die Wohnungssuche sehr einfach und man kann oft direkt am gleichen Tag noch einziehen. Gute Wohngegenden: Rund um den Mercado Central und den Plaza de Torros, das Barrio (am Wochenende laut) oder im „Rechteck“ begrenzt von Rambla, Av. Alfonso el Sabio und Av. Federico Soto. Webseiten zur Wohnungssuche: • Idealista: http://www.idealista.com • EasyPiso: http://www.easypiso.com • Anuncios de la UA (Universidad de Alicante, leider keine Fotos) https://aplicacionesua.cpd.ua.es/anuncios/default.asp?idioma=es Der erste Tag in der Uni Der erste Tag ist vor allem organisatorisch. Im Centro de Gestión in San Juan (http://universite.umh.es/localizaciones/default.htm?&selT=estancias&selI=S01P0060) meldet man sich als ERASMUS-Student an und beantragt den Studentenausweis (Foto!), der erst nach 2 Monaten fertig ist, aber eigentlich braucht man den auch nicht. Gleichzeitig wird auch ein Konto des Acceso identificado (https://universite.umh.es/) erstellt, über den man Informationen und Ankündigungen zu seinen Fächern (Mis asignaturas) finden kann. Für Änderungen oder Fragen zur Fächerwahl wird man zu Sandra ins Secretario Vicedecanato geschickt. Sie erklärt für jedes Fach, wie man an seine Praktikumsgruppen kommt (mal per E-Mail, mal persönlich). Wichtig bei der Wahl der Praktikumsgruppen ist der Ort: Nach Elda kommt man nicht ohne eigenes Auto oder Fahrgemeinschaft. Elche ist mit Bahn und Bus ca. 40 min ab dem Bahnhof Alicante entfernt. San Juan (20 min, Bus 23) und Alicante (10 min Bus 8A/B, 4 oder zu Fuß/Fahrad) sind aus dem Stadtzentrum gut zu erreichen. ERASMUS-Angebote Anfang März (also einen Monat nach Beginn) wurden wir zu einem ERASMUSEinführungstag nach Elche eingeladen, auf dem spezielle Angebote der Uni vorgestellt wurden. Es gibt auch eine Studentengruppe der UMH, die sich um internationale Studenten kümmert (Club ERASMUS Experience, https://www.facebook.com/erasmusclubexperienceumh). Leider sind die meisten dieser Angebote aber in Elche und deshalb nicht sehr nützlich für Medizinstudenten. Es gibt eine ESN (Erasmus Student Network) Gruppe der Universidad Alicante (UA): https://www.facebook.com/esn.alicante An deren Aktivitäten kann man auch als Student der UMH teilnehmen. Gerade am Anfang lohnen sich die Reisen um Spanien und andere Studenten kennen zu lernen. Studium Die klinischen Fächer sind alle ähnlich aufgebaut: Vorlesungen in San Juan (teilweise Anwesenheitsflicht) und eine oder zwei Wochen Praktika in einem der 4 Krankenhäuser (San Juan, Alicante, Elche oder Elda). Die Praktika gehen meistens von 8:00/8:30 bis 12:00 Uhr, Montag bis Donnerstag und sind je nach Fach besser oder schlechter organisiert. Generell kann man sagen, dass man als Medizinstudent eher zuguckt als praktisch mitmacht. Eine Art Stundenplan für die Vorlesungen und Praktika des jeweiligen curso sind die dameros (http://medicina.umh.es/estudiantes/estudianes-de-medicina/231-2/). Jede Woche ist der Stundenplan ein bisschen anders und manche Vorlesung beginnen erst nach ein paar Wochen. Meine Kurse: • Ginecología (Gynäkologie): Nicht sehr gut organisiertes Praktikum. Machbare Klausur. • Patología médico quirúrgica del sistema cardiovascular (Kardiologie, Angiologie und Gefäßchirurgie): 2 Wochen Praktikum. Das Kardiologie-Teil des Praktikums war sehr gut. Schwere Prüfung. • Oncología (Onkologie): Gutes Praktikum. Wenn man oft genug bei Dr. Rodriguez und Dr. Massuti nachfragt, gibt es eine mündliche Prüfung (auch auf Englisch) für internationale Studenten. Sprache Spanischkenntnisse sind sehr wichtig, da Vorlesungen und Praktika komplett auf Spanisch sind. Vor Ankunft sollte ich einen Onlinesprachtest (Niveau B1), andere mussten das aber nicht tun. Die UMH bietet auch in San Juan Sprachkurse an. In meinem Semester wurde leider nur ein Kurs mit zu niedrigem Niveau angeboten und auch der Intensivkurs vor Semesterbeginn ist ausgefallen. Infos: http://internacional.umh.es/idiomas/ oder bei Ursula Kress ([email protected]). Externe Sprachkurse: • Escuela de Español Elcano: bieten einen semesterbegleitenden Sprachkurs (2x pro Woche 1,5h) an, sehr gut für Konversation. http://www.escuelaespanolalicante.com • Proyecto Español: Nur Wochenkurse, aber etwas besser strukturiert. http://www.proyecto-es.com Generell spricht man doch sehr viel Deutsch und Englisch mit den anderen internationalen Studenten. Ein Tandem-Partner bietet sich für spanische Konversation an. Tandem-Gruppe Alicante: https://www.facebook.com/groups/101645603266931 Ausflüge • • • • • • • Las Fuentes del Algar in der Nähe von Benidorm Peñon d’Ifac in Calpe Altea Murcia Elche mit einem großen Palmengarten (UNESCO-Weltkulturerbe) Xixona (zwei schöne Wandertouren) Vía Verde del Maigmó (Fahrradtour, http://www.viasverdes.com/itinerarios/itinerario.asp?id=14) Webseite der diputación mit Wanderrouten in der Provinz Alicante: http://www.senderosdealicante.com/apie/senderos/prcv2.html Transport Alicante Im Zentrum von Alicante kann man eigentlich alles gut zu Fuß erreichen. Für Radtouren oder weiter entfernte Ziele lohnt sich ein Fahrrad, obwohl die Stadt nicht wirklich an Radfahrer gewöhnt ist. Holger, ein Deutscher, der in Alicante wohnt, vermietet günstig sehr gute Räder: (Handy: +34 644 209 870, 10€ pro Monat). In allen tabacco-Läden gibt es die blaue Bus- und Tramkarte. Damit kosten Fahrten nur noch knapp 90 cent statt 1,45€. Wenn man länger als ein Semester in Alicante ist, lohnt es sich die grüne Studentenkarte im Oficina TAM an der Ecke Alfonso el Sabio/Rambla zu beantragen. Richtung Norden kann man mit der Tram bis nach Denía fahren. In den Süden bis nach Murcia fahren Cercanías (http://www.renfe.com/viajeros/cercanias/murciaalicante/index.html). Es lohnt sich schon bei der Ankunft in Alicante die 10er Flughafenbuskarte zu kaufen. Spanien Spanien hat ein gutes Busnetz, mit dem man fast überall günstig hinkommt. Es gibt viele verschiedene Busunternehmen, mit ALSA (https://www.alsa.es) zum Beispiel kommt man bei frühzeitigen Buchung für 5€ nach Valencia. Die staatliche Bahn ist RENFE (http://www.renfe.com). Mit dem Hochgeschwindigkeitszug kommt man in 2,5h von Alicante nach Madrid. Um sich die günstigeren „Tischtarife“ (tarifa mesa) zu teilen gibt es Facebookgruppen (https://www.facebook.com/groups/mesasave). Sonstiges Für fast alles, was man machen möchte (Klettern, Wandern, etc) gibt es Facebook-Gruppen. Dort kann man einfach Leute anschreiben und dabei auch viele Spanier außerhalb der Uni kennenlernen. Klettergruppe: https://www.facebook.com/groups/526200817408769/ Wandergruppe: https://www.facebook.com/groups/43460333910 Leben in der Stadt Alicante ist eine kleinere Stadt mit 330.000 Einwohnern und nicht besonders vielen Sehenswürdigkeiten, aber je länger ich dort gewohnt habe, desto besser gefiel mir die Stadt und das Leben dort. Außer im Februar und März gab es eigentlich immer sommerliche Temperaturen. Gerade das ist der Grund dafür, dass sich viel mehr Leben auf den Straßen abspielt und Bars eigentlich immer voll sind. Abends spielt sich am Meisten im Barrio (in der Nähe der Kathedrale) und der Calle Castaños ab, aber auch rund um den Mercado Central gibt es Bars und Clubs (z.B. Stereo). Landschaftlich ist die Umgebung von Alicante sehr trocken, und bei der Rückkehr nach Deutschland war es mir fast zu grün. Der Stadtstrand Playa del Postiguet ist im Sommer ziemlich voll, aber durch die Nähe zur Stadt unschlagbar. Schönere Strände gibt’s im Norden (Playa de San Juan) und im Süden (Arenales del Sol). Die vielen Cafés, Bars und Restaurants mit eher günstigen Preisen ziehen einen förmlich an. Tipps: • Tapa Caña (Tapasbar, sehr original), C/ Rafael Altamira 8 • Sento (Tapasbar), C/ San Pascual • 100 Montaditos (montaditos-Kette aber günstig), Rambla • Ándale, Ándale (Mexikanisch mir nettem deutschsprechendem Koch), C/ San Idelfonso 5 • Café Dulcina, Plaza Nueva • Rincon de Antonio (sehr gute Paella), C/ San Rafael 13 • L’Arruz (sehr gute Paella), C/ Portugal 35 Toll ist auch der Mercado Central. Sehr günstig und eine riesen Auswahl an Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Nüssen etc... Fiestas: • Carnaval • Semana Santa (Ostern): eine Woche Osterumzüge durch die Innenstadt • Romería de Santa Faz (2. Donnerstag nach Ostern): Pilgerfahrt nach von Alicante nach Santa Faz • Fallas de Valencia (15. bis 19.3.) • Hogueras (19. bis 24.6.): ein riesiges Stadtfest (ähnlich den Fallas in Valencia nur mit besserem Wetter!), Bühnen auf allen Straßen... Abreise Ist der traurige Tag der Abreise gekommen, muss man sich im Centro de Gestión in San Juan die Confirmation of Depature unterschreiben lassen. Das Transcript of Records mit den belegten Fächern wird direkt an die Heimatuni verschickt. Fazit Wer Lust hat eine neue Kultur kennen zu lernen und sein Spanisch zu verbessern ist in Alicante auf jeden Fall gut aufgehoben. Alicante ist (finde ich) nicht die PauschaltourismusStadt, als die sie gilt. Die Touristen befinden sich viel mehr in den Ferienorten an der Küste (Benidorm, Torrevieja, Calpe, etc). Dadurch, dass man in einer komplett neuen Stadt in einem mehr oder weniger unbekannten Land lebt, gab es immer etwas zu tun. Am Anfang war ich beeindruckt von anderen spanischen Städten wie Granada, Valencia oder Madrid, aber mit der Zeit fühlte ich mich in Alicante immer mehr wie zuhause. Auch das Studium war auf gutem Niveau und die Praktika eigentlich gut organisiert. Besonders interessant war natürlich der direkte Einblick in spanische Krankenhäuser. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr versteht man in den Vorlesungen, bis man sogar Prüfungen auf Spanisch schreiben kann. Ein gutes Gefühl J Der Kontakt zu den spanischen Studenten war eher schwierig, aber es gibt wahnsinnig viele internationale Studenten in Alicante und man findet Freunde aus der ganzen Welt!