Erfahrungen an der University of Southern Queensland, Toowoomba.
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Erfahrungen an der University of Southern Queensland, Toowoomba.
Erfahrungen an der University of Southern Queensland, Toowoomba. Vorbereitungen vor der Ausreise an der Heimathochschule Man muss Gedult haben... Bewerbungsabgabe: Mai. Benachrichtigung über einen erhaltenen Studienplatz: Juli. Zwei lange Monate saß ich zuhause, nach einem persönlichen Interview im Akademischen Auslandsamt war ich fest davon überzeugt, nicht nach Australien zu gehen und begann, mich nach weiteren Studienmöglichkeiten im europäischen Inland umzusehen. Anfang Juli kam dann doch der ersehnte Anruf: "Frau Debus, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die Auswahlkommission in Frankfurt entschieden hat, Sie für ein Semester nach Queensland zu schicken...". Bis September hatte ich Zeit, mich zu freuen, bis ich endlich erfuhr, an welche Hochschule es gehen würde. Als Erstwahl hatte ich JCU in Townsville angegeben, was aber leider nicht funktionierte. Demnach kam meine Zweitwahl, USQ in Toowoomba, in Frage. Im Oktober veranstaltete man ein Treffen in Wiesbaden, bei dem alle Glücklichen sich trafen und organisatorische Dinge durchsprachen. Was sehr geholfen hat war, dass zwei ehemalige Austauschstudenten anwesend waren, die persönlich von ihren Erfahrungen berichten konnten. Die Zeit von Oktober bis Februar, meinem Ausreisemonat, verging wie im Flug. Folgende Dinge muss man in dieser Zeit organisieren: - Flug: Ich empfehle, in ein ansässiges Studentenreisebüro zu gehen. Man kann beliebig Flüge reservieren, ohne sich sofort für ein Datum zu entscheiden. Ich habe mit Emirates einen günstigen Flug gefunden, für rund 1000€. Informiert euch über mögliche Zwischenstopps, falls ihr plant, auf dem Hinoder Rückweg noch in Asien Halt zu machen. Fluggesellschaften wie Singapore Airlines und Thai Airways bieten dies meist ohne Aufpreis an. Auch sollte man sich über das Gepäcklimit schlau machen. Emirates hat, wie die meisten Airlines, ein Limit von 20kg, Thai liegt meines Wissens nach höher. - Krankenversicherung: Es steht euch frei, eine zusätzliche Krankenversicherung abzuschliessen. Über die Uni seit ihr für die Zeit des Studiums durch die OSHC krankenversichert, was aber nur die Basics abdeckt. Für einen Arztbesuch zahlt man in der Regel rund 50$ (30€), bekommt davon ca. 50% erstattet. Mit einer zusätzlichen Versicherung bekommt man den Rest zuhause wieder. Ich habe nur für die Monate August und September eine Versicherung abgeschlossen, weil ich plante, in diesen Monaten zu reisen und ich nicht über die Uni versichert gewesen wäre. - Visum: Ein International Student braucht in Australien ein Studentenvisum, was ganz unkompliziert online zu beantragen ist. Es kostet 410$ und wird in elektronischer Form ausgestellt. Anmerkungen zur Ausreise und Anlaufschwierigkeiten an der Gasthochschule Das Semester an der australischen Hochschule beginnt in der Regel Mitte Februar mit einer Orientation Week. Für mich war es kein Problem schon Anfang Februar Deutschland zu verlassen, ich konnte sogar einige Klausuren und Hausarbeiten zeitlich verschieben. Wenn man nett zu den Dozenten ist und erwähnt, dass man ein Stipentium hat, sind fast alle gerne bereit, irgendwelche Sonderregeln zu treffen:-) Ich hatte mich entschieden, erst eine Woche Urlaub an der Gold Coast zu machen, weshalb ich schon am 07.Februar mit zwei anderen Outgoings Deutschland verließ. Anlaufschwierigkeiten gab es keine, ganz im Gegenteil. Der kostenlose Airport-PickUp der Griffith University hat uns einen kostenlosen Lift an die Küste gegeben, obwohl ich garnicht an dieser Uni studierte. Nach einer Woche fuhr ich einfach wieder an der Flughafen Brisbane und habe den kostenlosen Transport der Uni nach Toowoomba genutzt. Der Fahrer hat mich direkt an meiner Temporary Accomodation abgesetzt, wo ich von einem Student in Empfang genommen wurde, der mit die Schlüssel für mein Zimmer überreichte. Am nächsten Tag nahm ich an einem organisierten Ausflug in einen nahegelegenen National Park teil, bei dem ich die meisten meiner zukünftigen Freunde kennenlernte. Somit habe ich mich vom allerersten Tag in Toowoomba richtig wohl gefühlt. Die Orientation Week begann am Tag darauf und war überaus gut organisiert. Studenten der höheren Semester verbrachten 4 Tage damit, uns den Campus zu zeigen, die Stadt schmackhaft zu machen und und in das soziale Leben einzuführen. Studienaufenthalt Zu meinem Studienaufenthalt zunächst einige praktische Informationen. - Wohnen: Ich hatte mich nicht von Deutschland aus um eine Unterkunft gekümmert, da ich gerne mit Australiern zusammen wohnen wollte. Die meisten Studenten wohnen im sogenannten Student Village, was nur wenige Minuten vom Campus entfernt liegt, in den umliegenden Residential Colleges oder in der Uni Villas. Preise rangieren von $70-$210 pro Woche. Für die erste Woche hatte ich mich in eines der Colleges eingemietet, da ich nicht sicher war, wielange es dauern würde, bis ich eine Unterkunft finden würde. Das ging dann doch alles ganz schnell. Ich kam Samstags in Toowoomba an und hatte Samstags abends ein Zimmer. Zusammen mit drei australischen Jungs wohne ich seit dem in einem Haus, 15min Fußweg vom Campus und $75 pro Woche, zzgl. Nebenkosten. Eine Maklerfirma "Crest Realty", die während der Einführungswoche auch auf dem Campus präsent ist, vermittelt diese Zimmer und kümmert sich unkompliziert um alle rechtlichen Angelegenheiten wie Vertrag und Kaution. Die Vermittlungsgebühren sind frei und die Kaution beträgt in der Regel eine Monatsmiete (wobei man hier wöchentlich Miete bezahlt). - Autokauf: In Toowoomba ist das Leben mit Auto definitiv angenehmer. Ehrlich gesagt: Wenn man nicht direkt aif dem Campus wohnt, braucht man fast ein Auto. Die öffentlichen Verkehrmittel sind miserabel. Der letzte Bus in die Stadt fährt um ca 18.00... Und da der Campus ca 5km ausserhalb des Zentrums liegt, ist man ohne eigenes Auto sehr aufgeschmissen. Der Autokauf in Australien ist aber sehr sehr unkompliziert. Ich habe nach ca 3 Wochen einen kleinen Toyota Camry entdeckt, für den ich nur $1500 bezahlt habe. Die Anmeldung des Autos kostet ca $50, die Registration für 6 Monate $280. Eine Grundversicherung geben Personenschaden ist inklusive, es empfiehlt sich aber, für $16 im Monat noch eine Zusatzversicherung geben Sachschaden abzuschließen. - Job: Durch einen meiner Mitbewohner habe ich nach 2 Monaten einen Job in einem Cafe angenommen, in dem ich noch immer arbeite. Man darf mit einem Studentenvisum 20h/Woche arbeiten. Allerdings muss man das Arbeitsvisum noch extra beantragen, alles online, $60. Auch eine Tax File Number muss her, auch die findet man online und kostenlos. Als Ausländer muss man fast ein Drittel seines Gehaltes an das Steueramt abdrücken, man bekommt jedoch alles wieder, wenn man seine Lohnsteuerabrechnung macht. Toowoomba liegt ca zwei Stunden westlich von Brisbane, schön im Farmland Australiens. Wettermäßig ist es immer etwas kälter als Brisbane, deswegen Jacken und Pullover mitnehmen. Ab April wird es hier kalt. Und da die Australier keine Zentralheizungen haben, ist es hier üblich, im Winter mit der dicken Jacke im Wohnzimmer zu sitzen. Doch das soll nicht abschrecken. Ansonsten scheint hier immer die Sonne, so viel und so oft, dass es ein wahrer Segen ist, wenn der Himmel mal bedeckt ist. Und, da Toowoomba dehr hoch in den Hügeln liegt, geht immer ein kühles Lüftchen, wenn es mal heiß ist. USQ liegt ca 5km ausserhalb des Stadtzentrums. Aber das ist nicht schlimm, denn der Campus hat alles, was man braucht. Bank, Post, Supermarkt, einen Pub, einen Friseur und Cafes. Ausserdem wohnen alle Studenten auf einem Haufen, die meisten direkt nebeneinander im Student Village. Was hat Toowoomba zu bieten? Das echte Australien. Die großen angesagten Partys sucht man hier vergebens, dafür hat man Ruhe und engen Kontakt zum australischen Farmvolk. Toowoomba heißt im Volksmund auch Garden Town. Über 300 Parks machen die Stadt sehr grün und frisch. Allerdings merkt man auch hier langsam die Trockenepidemie. Die Stadt befindet sich gerade im Water Restrictions Level 5, was bedeutet, dass man seine Gärten nicht bewässern darf. Somit sind viele der kleinen Seen ausgetrocknet und man kann nur hoffen, dass es dieses Jahr mehr regnet. Denn Regen ist hier selten. In den 11 Monaten, die ich jetzt hierbin, hat es vielleicht 10x geregnet... Aber nun zur Universität... USQ ist sehr klein. Ungefähr 5.000 Studenten studieren hier, zusätzliche 20.000 online. Aber die sieht man ja nicht. Als International Student muss man in mindestens drei Kurse eingeschrieben sein, was sich vom deutschen System stark unterscheidet. Anfangs hat mir der Gedanke, nur 10h in der Woche an der Uni zu sein, schlaflose Nächte bereitet, aber lasst euch gesagt sein: man ist beschäftigt. Das Studienangebot für Literaturwissenschaft ist sehr limitiert, man muss fast die Kurse machen, die angeboten werden. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Kurse sind alle sehr gut und sehr klein. Die Tatsache, dass man sich manche Kurse mit nur 3 anderen Studenten teilt, sorgt natürlich für ein sehr persönliches Verhältnis zu den Dozenten. Man spricht sich hier immer mit Vornamen an und wird wirklich als zu lehrendes Wesen angesehen, nicht als Last. Alle meine Dozenten nahmen sich Zeit für persönliche Gespräche, die auch über das Fachliche hinausgingen, manchmal sogar bei einem Kaffee oder einem Bier im Pub. Die Türen zu den Büros stehen immer offen, es gibt keine Sprechzeiten, man muss halt nur sehen, ob der gewünschte Dozent gerade anwesend ist. Wenn ja, lassen sie alles stehen und liegen und widmen sich dem Studenten vollkommen. Da die Dozenten viel untereinander kommunizieren, wird man auch von Dozenten, die man nicht kennt, morgends mit dem Vornamen begrüßt. Es ist ein bisschen wie Schule, aber nach drei Jahren in Gießen eine willkommende Abwechslung. Näheres zu den einzelnen Kursen später. Toowoombas Freizeitangebot ist spärlich. Die meisten Studenten entwickeln sich zu Sportkanonen, da das campuseigene Fitnessstudio sehr günstig und gut ausgestattet ist. Mittwoch abends trifft man sich im UniClub, freitags auch und samstags machen sich alle in die Stadt. Ein paar gute Pubs und Clubs findet man, mit denen man sich aber ein Semester begnügen muss. Da aber Brisbane nur 2h entfernt ist, ist es kein Problem, über die Wochenenden einfach abzuhauen...vorausgesetzt man hat keinen Job... Mittwochs von 12-14h sind USQ Common Hrs. Niemand hat Unterricht und die Uni bietet verschiedene Sportmöglichkeiten an. Unter uns Deutschen sind natürlich die mittwöchentlichen Fussballtuniere beliebt:) Als Studentin der Literaurwissenschaften habe ich in den beiden Semester, die ich hier verbracht habe, folgende Kurse belegt: Semester 1: - 19th Century Literature (9 Studenten) - Asian Literature and Culture (4 Studenten) - Popular Literature (20 Studenten) - Indonesian Language 1 (8 Studenten) Semester 2: - Modern Literature (8 Studenten) - The Classic Canon: A Critical Approach (11 Studenten) - Indonesian Language 2 (4 Studenten) Alle Kurse waren wirklich sehr gut und ich habe viel gelernt. Generell muss man in den Kursen drei verschiedene Leistungen erbringen. In Indonesisch waren es jeweils 2 Mid-Semester-Exam und ein Final Exam, in den Literaturkursen jeweils 2 Essays (ca 1500 und 2500 Wörter) und ein Exam. Alle Exams liegen in den 3 Klausurwochen nach Vorlesungsende. Die Kurse selbst bestehen in der Regel aus 1h Vorlesung und 1h Tutorial, was sich unseren Seminarsitzungen ähnelt. Allerdings wird hier auf Kommuniaktion gesetzt, Handmeldungen kennt man nicht. Somit entstehen echte Diskussionen auf natürliche Art und Weise. Der Indonesischkurs hat sich auf 5h pro Woche aufgeteilt. Jedes Semester wird durch eine zweiwöchige Pause unterbrochen, welche man natürlich zum Reisen nutzen sollte. In meinem ersten Semester bin ich mit ein paar Freunden die Ostküste hochgefahren, in meinem zweiten Semester war ich ein paar Tage in Melbourne. Allerdings ist es hier auch kein Problem, während des Semester wegzufahren. So bin ich am Anfang des zweiten Semesters für 2 Wochen nach Vanuatu im Südpazifik geflogen und konnte sogar ein Exam für Indonesisch verschieben. Billige Flüge in den gesamten Südpazifikraum (Fiji, Vanuatu, Neukaledonien,...) findet man unter www.pacificblue.com.au. Ansonsten bieten Virgin Blue und Jetstar günstige Inladsflüge an. Für Flüge nach Neuseeland lohnt es sich, auch die größeren Airlines bei der preislichen Suche zu beachten. Es ist schwierig, eine genauere Kostenaufstellung zu erteilen, da ich sehr viel (zu viel) Geld ausgegeben habe... Ich versuche jedoch, ein paar wichtige Dinge preislich zu benennen: Miete: $70 in privaten Häusern, bis zu $220 in den Colleges (Mahlzeiten inklusive). Preis pro Woche. Öffentliche Verkehrsmittel: Spottbillig in Toowoomba, ca $1,50 pro Fahrt. Ein Returnticket nach Brisbane kostes ca $30. Lebensmittel: zu Deutschland vergleichbar. Allerdings ist es hier sehr üblich, oft Essen zu gehen, besonders zum Lunch. Lunch-Meals kosten in der Regel $5-$10. Achtung: Mensaessen ist hier sehr überteuert und schlecht... Benzinkosten: Zurzeit liegt der Liter Benzin nur bei $1,07. Demnach kann man es sich leisten, auch die 2km zur Uni mit dem Auto zu fahren... Bücher: Finde ich schwer einzuschätzen, da ich pro Semester ca 20 Bücher für meine Literaturkurse gekauft habe. Kursbücher sind teurer, die Uni bietet aber Online-SecondHand-Märkte an. Fitnessstudio: Entweder man kauft eine Mitgliedschaft für ca $150/Semester, oder man bezahlt einfach $5 pro Besuch. Flüge: Brisbane-Sydney ca $99, Brisbane-Melbourne ca $140, Brisbane-Cairns ca $120. AustralienVanuatu ca $250. Preise sind One-Way-Tickets. Pakete: Wer viel kauft, muss viel nach Hause schicken. 5kg kosten $50, 10kg kosten $80. Es dauert zwar mit SeaMail länger, aber man spart viel Geld. Getränke: Ausgehen ist hier sehr billig. Bier im UniClub kostet nur $2,50. Preise in der Stadt sind ca dieselben, wenn nicht ein bisschen teurer. Im Bottle Shop zahlt man für einen SixPack ca $12. Support Nirgendwo habe ich einen UniSupport erlebt wie hier. Australische Universitäten haben für alles einen Support: JobSupport, HealthSupport, FinanceSupport, EducationSupport, ExamSupport, InternationaSupport, hauseigene Psychologen, BibliotheksSupport,... und nirgendwo findet man mürrische Gesichter. Man braucht keine Termine oder Anmeldungen, man spaziert einfach in das Büro und schaut, ob die Person gerade Zeit hat. Wenn nicht, wird man zurückgerufen, wenn sie Zeit haben. Als besonders gut habe ich den Supprot meiner Fakultät erlebt. Anfangs des ersten Semester haben sich die Vorlesungszeiten von 2 meiner Veranstaltungen überschnitten. Anstatt das ich mir einen neuen Kurs suchen musste, hat die Vorsitzende vor meinen Augen einfach die Zeit des Kurses um 2h verlegt... Einfach ein Klick im Computer, so einfach geht das hier. Student Service veranstaltet während des gesamten Semesters verschiedene Social Trips, die sich besonders für Leute ohne Auto anbieten. Trips nach Brisbane, ans Meer und in die umliegenden National Parks sind immer sehr günstig. Im Student Service findet man auch eine Dame, die eine Stunde am Tag Studenten mit Visaproblemen hilft. Und auch für alles andere findet man jemanden, der Probleme lösen kann. Wertung Mit hat es in Toowoomba so gut gefallen, dass ich spontan einen Studentenkredit aufgenommen habe und noch ein Semester auf eigene Kosten geblieben bin. Natürlich war das sehr teuer, da man hier für 3 Kurse rund $4500 zahlt, aber es war jeden Cent wert. Toowoomba ist für Partyliebhaber nicht die beste Adresse. Jedoch muss ich sagen, dass ich manchmal die Ruhe sehr geschätzt habe. Auch habe ich viele Freundschaften zu Australiern geschlossen, was in den größeren Städten einfach schwieriger ist. USQ ist eine kleine Uni mit Palmen auf dem Gelände. Es ist schon sehr ländlich, aber für mich war es wirklich eine Erholung von den überfüllten Universitäten in Deutschland. Dennoch muss man beachten, dass auch hier die Kurse in anderen Fakultäten wie Business und Engineering viel voller sind. Nichtsdestotrotz ist die Studienqualität um einiges höher als an meiner Heimatuni, primär durch die kleinen Kursgrößen. Toowoomba lohnt sich für denjenigen, der einen engen Kontakt zu Australien erleben will und für ein Semester auf die Lebhaftigkeit der deutschen Studentenstädte verzichten kann. Jelena Debus, Studentin der Justus-Liebig-Universität Gießen