Entwicklungspsychologie der Lebensspanne : Theoretische Leitsätze
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Entwicklungspsychologie der Lebensspanne : Theoretische Leitsätze
Psychologische Rundschau, 1 9 9 0 , 41, 1 - 2 4 " . t <_ ( I Entwicklungspsychologie der Lebensspanne : Theoretische Leitsätze * Paul B. Baltes Ein zentraler Aspekt der entwicklungspsychologischen Forschungsarbeiten, die in der Perspekti1Je der Lebensspanne (Llfe-span-Psychologie) entstanden, ist ihr Bezug auf eine neue allgemeine, metatheoretische Konzeptualisierung des Entwicklungsbegnffs. Dieser metatheoretische Zugang der Llfe-span-Psychologie 1st durch die Verbindung folgender Gesl'chtspunkte gekennzeichnet: Berücksichtigung der Multidirek tionalität ontogenetÜcher Veränderungen, Einbeziehung altersabhängiger und altersunabhängiger Entwicklungsfaktoren, Herausarbeitung des ständigen, dynamischen Wechselspiels zwischen UYachstum (Gewinn) und Abbau (Verlust), Betonung der hIstonsehen Eingebundenheit der Entwicklung und Erforschung anderer struktureller Kontexteinflüsse auf die Entwicklung sowie Forschungen zur Spannbreite der Plastizität von Entwicklungsprozessen. Am Beispiel der intellektuellen Entwicklung wird die Anwendung dieses metatheoretischen Netzwerkes veranschaulicht. Auf zwei neuere Gesichtspunkte wird dabei besonderer Wert gelegt. Der eine 1st der methodologische Standpunkt, daß sich die Plastl:zität von Entwicklungsprozessen am besten mit der. Forschungsstrategl'e des Testing-the-Limits (Austesten der Verhaltensgrenzen) untersuchen läßt. Der andere 1st die theoretIsche Annahme, daß jeglicher EntwickItmgsprozeß sowohl einen Gewl'nn (Wachstum) alr auch einen Verlust (Abbau) an Adaptationsfähigkeit darstellt. Einer der entwicklungspsychologischen Schwerpunk le, zu denen deutsche Wissenschaftler entschei dend beiget ragen haben (Überblickspublikationen , siehe Baltes, 1 C)8 3 ; Baltes & Eckensberger, 1979; Goulet & Baltes, 1970; Groffmann, 1970; Lehr, 1980; Mon tada, 1987; Reinen, 1979; Thomae, 1959, 1979), ist die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne . In der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Life spanPsychologie) lassen sich grob zwei Ans ätze unterscheiden . I m ersten wird lediglich der Gegen standsbereich der Enrwicklungspsychologie auf alle Al tersstufen des Lebenslaufes erweitert . Bei diesem Ansatz blieb bislang die Chance ungenutzt . eine f ür das Forschungsgebiet spezifische, eigenst ändige und möglicherweise innovative Enrwicklungskonzeption vorzulegen . Im Gegensatz dazu zielt ein zweiter An s atz darauf ab, die Erforschung des gesamten Lebens laufs in ihren enrwicklungstheoretischen Implika tionen zu erfassen und die Neuformulierung grund legender Konzepte der Entwicklungspsychologie vor anzubringen. Dieser zweite Zugang, in dem das metatheoreti sche Ziel einer Life -spanPsychologie hetvortritt, ist Gegenstand des vorliegenden Beitrags. Mit diesem Aufsatz werden zwei miteinander ver bundene Zielsetzungen verfolgt . Nach einer kurzen Einf ührung in das Gebiet der Entwicklungspsycholo gie der Lebensspanne sollen zuerst einige "prototypische" Charakteristika des LebensspannenAnsatzes dargestellt werden, die sich aus entwicklungspsycho . logischer Perspektive herauszusch älen beginnen . Als zweites sollen diese Charakteristika an hand von Forschungsarbeiten aus einem speziellen Gebiet, n äm lich dem Bereich der intellektuellen Entwicklung, illustriert werden. Es sei vorab darauf hingewiesen, Anschrift des Verfassers : Prof. Dr. Paul B. Balles. Max -Planck-Institut für Bildungsforschung, Lel llzeallee 94, 1000 Berlin 33 . . Teile dieses Aufsatzes wurden aus einer englischspra chigen PublikatiolJ (Bahes, 1987) übernommen und neu bearbeitet . kh danke Frau Dr . JUlta Herkhausen, Herrn Dr . Gottfried Pfeffer, Frau Dr . Doris Sowarka und Frau Dr . Ursula M. Slaudingrr fÜr ihre Hilfe bei der Bearbeitung sowie f ür wichtige inhaltliche Anregungen. __ • ~.; r ... , ... 2 Paul B. Baltes daß die in der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne erarbeiteten Konzepte auch in anderen Forschungssrrängen der Entwicklungspsychologie eine gewisse Entsprechung finden (Hetherington, Lerner & Perlmutter, 1988; Oener & Montada, 1987; Scarr, 1986). Allerdings unterscheiden sich die theoretischen Leitsätze einer Life -span-Psychologie von solchen Ansätzen durch die Ausgeprägtheit und die kohärente An der Argumentation. Über die bisher in der Life -span-Literatur vorzufindenden Thesen hinaus werden in dem vorliegenden Aufsatz zwei weitere thesen ähnliche Überlegungen vorgestellt, die aus dem theoretischen Rahmen der Lebensspannen-Perspektive abgeleitet wurden. Zum einen handelt es sich um die Auffassung, daß sich jeder Entwicklungsprozeß durch ein dynami sches Wechselspiel zwischen Wachstum und Abbau kennzeichnen läßt. Dementsprechend ist das Wesen jedes Entwicklungsprozesses nicht allein in seinen Merkmalen des Wachstums oder der Progression darzustellen. Zum andern wird der Standpunkt dargelegt, daß sich das Ausmaß der möglichen Plastizität in der intellektuellen Entwicklung am besten durch eine Strategie des Austestens der Verhaltensoder Leistungsgrenzen (" testing-thelimits") bestimmen läßt. Was bedeutet Entwicklung über die Lebensspanne ? In der Life-span-Psychologie wird angenommen, daß sich ontogenetische Prozesse von der Empfängnis bis zum Tod, also über den gesamten Lebenslauf hinweg, erstrecken. Ontogenese wird als lebenslanger Prozeß betrachtet. Die Beschreibung, Erklärung und Modifikation (Optimierung) solcher ontogenetischer Prozesse, auch in ihren interindividuellen Ähnlichkeiten und Verschiedenanigkeiten, ist das Ziel einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Baltes, Reese & Nesselroade, 1977).1 1 In diesem Beitrag werden die Begriffe Lebensspanne und Lebenslauf synonym verwendet . Seit dem Beginn der West- Virginia- Konferenz-Serie (Goulet & Baltes, 1970), bevorzugen vor allem anglo-amerikanischen Psychologen den Begriff "LebenHPanne " (vgl. allerdings Bühler, 1933), während Soziologen hauptsächlich den Begriff "Lebenslauf" verwenden. Der Autor sieht allerdings auch eine inhaltliche Unterscheidung in den beiden Begriffen. In seinen Arbeiten definiert er die Leuenslaufpsychologie (wegen ihrer Konzentration auf die biographische Gesamtheit) als ein Untergebiet der Lebensspannenpsycholugie. lebcnsspalllle iSl also der übergeordnete Begriff. Vor allem in der anglo-amerikanischen Psychologie ist die Annahme weit verbreitet, daß der Schwerpunkt der Entwicklungspsychologie von Anfang an auf der Kindheit und nicht auf der gesamten Lebensspanne lag. Eine Reihe historischer Literaturübersichten zeigt jedoch, daß eine solche Generalisierung wichtige Ausnahmen unberücksichtigt läßt (Baltes, 1983; Groffmann, 1970; Reinert, 1979). So sind mit den bedeutenden historischen Vorläufern einer wis senschaftlichen Entwicklungspsychologie die Arbeiten von Tetms (1777), Carus (1808) und Quetelet (1835) eng verbunden, und diese Arbeiten waren im wesentlichen auf die gesamte Lebensspanne und nicht nur auf den Zeitraum der Kindheit bezogen. Eine auf die lebenslange Entwicklung gerichtete empirische Forschung setzte jedoch erst vor etwa zwei Jahrzehnten in der Nachfolge von Psychologen wie Charlotte Bühler (1933), Erik H. Erikson (1959), G. Stanley Hall (1922), H. L. Hollingworth (1927) und Carl G. Jung (1933) ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich in Deutschland vor allem die Forschergruppe um Hans Thomae um die Entfaltung einer Entwickungspsychologie der Lebensspanne verdient gemacht. Wahrscheinlich hat diese mit dem Wirken von Thomae (und seiner Schülerin Ursula Lehr) verbundene sogenannte "Bonner" Schule verhindert, daß sich der internationale Trend einer vor allem auf das Kindes- und Jugendalter bezogenen Entwicklungspsychologie im deutschsprachigen Raum durchgesetzt hat. Drei Sachverhalte scheinen für das steigende Interesse an der Lebensspannen-Perspektive in jüngster Zeit besonders relevant zu sein: (1) demographische Veränderungen in der BevölkerungsstfuktUf, die einen erhöhten Anteil älterer Personen bedeuten; (2) die gegenwärtige Entwicklung der Gerontologie in Richtung auf eine Forschung, die nach den frühen Anzeichen des Alterns im Lebenslauf sucht (Birren & Schaie, 1985; Lehr & Thomae,1987); und schließlich (3) das "Altern" von Untersuchungspersonen und Forschern, die an klassischen, in den zwanziger und dreißiger Jahren begonnenen Längsschnitt-Studien zur Entwicklung im Kindesalter beteiligt waren. Weitere Impulse und Begründungen für eine Life -spanPerspektive der Ontogenese stammen auch aus anderen Disziplinen. Insbesondere in der Soziologie wird dem Studium des Lebenslaufs und dem aus verschiedenen Altersgruppen und Generationen verflochtenen sozialen Netzwerk ebensoviel Aufmerksamkeit gewidmet wie in der Psychologie (Brim & Wheeler, 1966; Clausen, 1986; Dannefer, 1984; Eider, 1985; Featherman, 1983; Kohli, 1978; Mayer & Müller, 1987; Neuganen & Datall, 1973; Riley, 1985). Ein weiterer Grund für das Interesse an der gesamten Lebensspanne liegt in der Bedeutung, die •... Entwicklungspsychologie der Lebensspanne die Gesellschaft und ihre Mitglieder von jeher dem Lebenslauf beigemessen haben, und die in alten Bildern und Metaphern anschaulich zum Ausdruck kommt (Gö rlitz, 1988; Sears, 1986). In den Geisteswissenschaften konnte zum Beispiel gezeigt werden, daß es ein auf die gesamte Lebensspanne bezogenes Denken seit vielen Jahrhunderten gibt und daß dieses auch in die alltäglichen Betrachtungen über die Struktur und die Funktion der menschlichen Existenz einfließt. Bestimmte Vorstellungen und Aussagen über das Wesen von Veränderungen im Lauf des Lebens und ihre Einbettung in die nach dem Alter gegliederte Gesellschaftsstruktur finden sich beispielsweise im jüdischen Talmud, in der griechischen und römischen Philosophie (z. B. bei Solon und Cicero) sowie in literarischen Werken wie denen Shakespeares, Goethes oder Schopenhauers. Besonders anschauliche Beispiele fü r die gesellschaftlich tradierten Vorstellungen über den Lebenslauf sind in der bildenden Kunst zu finden. In den Kunstwerken der letzten Jahrhunderte wurde häufig die Metapher der Treppe oder der Leiter verwendet, um den Lebenslauf abzubilden Ooerißen & Will, 1983). Solche Beispiele aus der Philosophie, der Kunstgeschichte und dem Bereich der gesellschaftlichen Vorstellungen zeigen, daß das Thema der lebenslangen Entwicklung keineswegs erst mit der Entwicklungspsychologie entstanden ist. Vielmehr entspricht das Auftauchen der lebenslangen Entwicklung als Thema der Psychologie in jüngster Zeit einem eher verspäteten Versuch der Psychologen, sich einen Aspekt der menschlichen Natur zu erschließen, der schon lange Gegenstand des kulturell überlieferten Wissens ist. Solche gesellschaftlich tradierten Vorstellungen sind zudem ein Hinweis darauf, daß der Lebenslauf eine Art natürliche soziale Kategorie fü r das Verständnis der Ontogenese und der menschlichen Existenz darstellt. Theoretische Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne Welches theoretische Spektrum repräsentiert die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne? Ist sie eine in sich geschlossene Theorie, eine Ansammlung von Subtheorien oder eher eine allgemeine theoretische Perspektive? Sicherlich zielt das anfängliche Interesse an einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne auf eine übergreifende, einheitliche Theorie ab. Eriksons (1959) Theorie kommt beispielsweise die sem Interesse entgegen. Allerdings ist aufgrund der gegenwärtigen Forschungslage zu vermuten, daß 3 zumindest in nächster Zukunft die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne kaum durch eine einzige Theorie repräsentiert werden könnte. Daher handelt es sich bei der gegenwärtigen Life-span-Psychologie auch eher um eine theoretische Perspektive als um eine integrative Theorie. Das Fehlen einer umfassenden Life -span-Theorie bedeutet jedoch nicht, daß die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne keine theoretische Ausrichtung aufzuweisen hätte. Vielmehr hat eine Reihe von Life-spanEntwicklungspsychologen sich um die theoretische Klärung der Frage bemüht, ob die auf die gesamte Lebensspanne ausgedehnte Forschung eine besondere metatheoretische Sichtweise (Lerner, 1984; Reese & Overton, 1970) erforderlich macht. Der aus diesen Bestrebungen hervorgegangene theoretische Ansatz wird im Zentrum der weiteren Ausführungen stehen. Nach Ansicht vieler Forscher sind mit der Life spanPerspektive einige prototypische Leitsätze verknüpft. Diese bilden in jeweils unterschiedlicher Ge wichtung und Verknüpfung einen Zusammenhang von Grundannahmen, der insgesamt eine kohärente, metatheoretische Konzeptualisierung des Entwicklungsbegriffs darstellt. Die Bedeutung der einzelnen Leitsätze ist hierbei weniger wichtig als die Gestalt, die sie zusammen herstellen. In der Tat enthält keine dieser Annahmen für sich allein genommen eine neue, richtungsweisende Aussage, was manche Kritiker zu der Behauptung bewogen haben mag, die Lebensspannen-Perspektive habe wenig Neues zu bieten (Kaplan, 1983). Für die Life-span-Psychologie ist jedoch gerade der Gesamtzusammenhang und die komplexe Gestalt ihrer Grundannahmen und deren Anwendung auf die Erforschung der Entwicklung von maßgeblicher Bedeutung. Wie sehen nun die für die Lebensspannen-Perspektive charakteristischen Grundannahmen aus? In Tabelle 1 sind sieben thesen ähnliche Grundannahmen als Leitsätze zusammengefaßt, die von vielen Life-spanWissenschaftlern geteilt werden. Die Annahmen finden sich vor allem in der psychologischen Literatur zu diesem Thema (Baltes & Reese, 1984; Baltes, Reese & Lipsitt, 1980; Honzik, 1984; Lerner 1984; Oerter, 1978; Sherrod & Brim, 1986; Thomae, 1979); sie stehen aber auch im Einklang mit sozio logischen Arbeiten zum Lebenslauf (Eider, 1985; Featherman, 1983; Riley, 1985). Im folgenden wird das Netzwerk der Grundannahmen vor allem anhand der Forschung zur intellektuellen Entwicklung im Erwachsenenalter illustriert, da dieser Forschungsstrang bisher den Hauptgegenstandsbereich und das Forum der entwicklungspsychologisch relevanten Forschung dargestellt hat. Darüber hinaus wird gezeigt, daß die hier vertretene metatheoretische GrundeinsteIlung 4 Paul B. Baltes ------------------------------ . -.--------- . -. ----------------- _. _------------ ~---~ Tabelle 1 Zusammenfassung der charakteristischen Leitsat:u zu einer ErltwÜ'k/ungJpsych%gie der Lebems/Jarlnt? Konzept Annahme Lebenslange Entwicklung Ontogenetische Entwicklung ist ein lebenslanger Prozeß. Keine Altersstufe nimmt bei der Bestimmung dessen, was Entwicklung ist, eine Vorrangstellung ein. Während der gesamten Entwicklung (d. h. in allen Phasen der Lebensspanne) kÖnnen sowohl kontinuierliche (kumulative) als auch diskontinuierliche (innovative) Prozesse auftreten. M ultidirektionalität Die Richtung der ontogenetischen Veränderungen variiert nicht nur beträchtlich zwischen verschiedenen Verhaltensbereichen (z. B. Intelligenz versus Emotion), sondern auch innerhalb derselben Verhaltenskategorie. In ein und demselben Entwicklungs abschnitt und Verhaltensbereich können manche Verhaltensweisen Wachstum und andere Abbau zeigen. Entwicklung als Gewinn und Verlust Plastizität Geschichtliche Einbeuung Kontextualismus Multidisziplinäre Betrachtung Entwicklung bedeutet nicht nur einen Zuwachs in der Kapazität oder einen Zuwachs im Sinne einer höheren Effizienz. Über die gesamte Lebensspanne hinweg setzt sich vielmehr Entwicklung immer aus Gewinn (Wachstum) und Verlust (Abbau) zusammen. Psychologische Entwicklung ist durch eine hohe intraindividuelle Plastizität (Veränderbarkeit innerhalb einer Person) gekennzeichnet. Der Entwicklungsverlauf einer Person variiert in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen. Die Hauptaufgabe der entwicklungspsychologischen Forschung liegt darin, das mögliche Ausmaß der Plastizität sowie deren Grenzen zu untersuchen. Ontogenerische Entwicklung variiert auch in Abhängigkeit von historisch-kulturellen Bedingungen. Der Ablauf der ontogenetischen (altersbedingten) Entwicklung ist stark von den vorherrschenden sozio-kulturellen Bedingungen einer geschichtlichen Ära und deren spezifischem Zeitverlauf geprägt. In konzeprucller Hinsicht resultiert jeder individuelle Entwicklungsverlauf aus der Wechselwirkung (Dialektik) dreier Systeme von Entwicklungseinf1üssen: altersbedingten, geschichtlich bedingten und nicht-normativen. Das Zusammenspiel und die Wirkungsweise der drei Systeme kann innerhalb der metatheoretischen Prinzipien des Kontextua[ismus charakterisiert werden. Psychologische Entwicklung muß multidisziplinär gesehen werden, also auch im Kontext anderer Disziplinen (z. B. Anthropologie, Biologie, Soziologie), die sich mit menschlicher Entwicklung beschäftigen. Die Offenheit der Lebensspannen-Perspcktiven für eine multidisziplinäre Sicht weise impliziere, daß die "rein" psychologische Betrachtung der lebensumspannenden Entwicklung Jiese immer nur ausschnittsweise repräsentieren kann. auch im Hinblick auf die intellektuelle Entwicklung üj ngerer Altersgruppen neue Perspektiven eröffnen kann. Lebenslange intellektuelle Entwicklung und Multidirektionalität Die ersten beiden Leitsätze einer Life-span-Psychologie (siehe Tabelle 1) besagen, daß Prozesse der Verhaltensveränderung, die im weitesten Sinne als "Ent- wicklung" bezeichnet werden, zu jedem Zeitpunkt zwischen Empfängnis und Tod auftreten können. Darüberhinaus wird angenommen, daß die lebens~ langen Verläufe solcher Entwicklungen verschiedene Richtungen nehmen können. Das Konzept der lebenslangen Entwicklung beinhaltet zwei Aspekte. Zum einen ist dies die allge meine Vorstellung, daß sich Entwicklung über die gesamte Lebensspanne erstreckt. Zum zweiten geht es um den Aspekt, daß die lebenslange Entwicklung auch Veränderungspcozesse umfassen kann, die nicht mit der Geburt, sondern erst in sp äteren Phasen der Entwlcklung'ipsychologie der Lebemspanne Lebensspanne beginnen. Als Ganzes betrachtet ist daher die lebenslange Entwicklung als ein System zu bestimmen, das vielfältige Veränderungsmuster um · fa ßt. Dabei k önnen einzelne Enrwicklungsmuster zum Beispiel im Hinblick auf ihre zeirliche Er streckung (Beginn, Dauer, Ende ), ihre !{ichrung und Abfolge unterschieden werden. t-lollingworrh (1927) war wohl der erste, der eine derartige Sichtweise über die lebenslange Entwicklung in gro ßer Deutlichkeit vertteten hat. Diese Auffassung von lebenslanger Enrwicklullg läßt sich verdeutlichen, wenn man an die verschiede · nen Anforderungen und M öglichkeiten denkt, mit denen eine Person im Laufe ihres Lebens konfronriert wird . Das auf Havighurst (1972; Oerrer, 1986; Thonne, 1975) zurückgehende Konzept der Enr wicklungsaufgabe veranschaulicht vielleicht beson ders gut, wie man dieses System lebenslanger Anfor derungen und M öglichkeiten theoretisch begreifen kann. Enrwicklungsaufgaben beziehen sich nämlich auf die Abfolge von Problemen, Herausforderungen oder lebensverändernden Siruationen, die sich jeweils aus dem Zusammenspiel von biologischer Ent wicklung, gesellschafrlichen Etwartungen und indivi duellen Handlungen ergeben. Diese Probleme "change through life and give direction, force, and substance to ... developmenr" (Havighurst, 1973, S. 11). Die verschiedenen Entwicklungskurven, die die lebenslange Entwicklung konstituieren, k önnen in diesem Sinne als Ausdruck der Auseinandersetzung mit verschiedenen Entwicklungsaufgaben aufgefa ßt werden. Manche Entwicklungsauf gaben, etwa die in Havighursts Taxonomie genannten, sind in hohem Ma ß normativ und mit bestimmten chronologischen Alterssrufen verkn üpft. Allerdings gibt es auch, wie sp äter noch gezeigt wird, Entwicklungsaufgaben, die sich aus historischen und idiographischen (nichtnormativen ) Einflußsystemen heraus bilden. Zu den Kernkonzepten einer Entwicklungspsy chologie der Lebensspanne geh ören die Begriffe der Multidimensionalität und Multidirektionalit ät. Als Schlüsselbegriffe umschreiben sie verschiedene regel hafte Facetten, die bei Enrwicklungsverl äufen hervortreten und diese kennzeichnen. Die Begriffe ent halten außerdem die theoretischen Bestimmungs stücke f ür einen Entwicklungsbegriff, der nicht allein durch die Kriterien des Wachstums oder der Zunahme gekennzeichnet ist. Anhand von Untersuchungen zur psychometri schen Intelligenz lä ßt sich zeigen, da ß ein multidimensionales und multidirektionales Entwicklungskonzept theoretisch fruchtbar ist. Ein besonders gutes Beispiel liefert hierzu die psychometrische Theorie zur tluiden und kristallisierren Intelligenz, 5 die (attel! (1l)71) lind Horn (1 \l70) aufgestellt haben (siehe Abb. 1). Nach dieser Theorie setzt sich Intelli genz aus mehreren Kornponcmen zusammen, wobei die fluiden und kristallisierten Intelligenzkomponenten theoriegellläß als die beiden wichtigsten fäh igkeitsbündel bestimmt werden. Ein solches MehrkoI11ponenten-Model! der Intelligenz entspricht dem Konzept der ,Hultidwzet'lJlonalität. Weiterhin wird in der Theorie von Cattell und Horn angenom men, daß sich die beiden Fähigkeitsbündel in ihren Enrwicklungsverläufen und -richtungen unterscheiden. Fluide Intelligenz steigt demnach bis zum frühen Etwachsenenalter an und geht danach in eine Periode der Stabilität über. Mit dem Beginn des mittleren Lebensalters setzt dann eine Phase des gra duellen Altersabbaus ein. Dagegen weist die kristallisierte Intelligenz nach dieser Vorstellung auch über das mittlere Erwachsenenalter hinaus eine ansteigen de Entwicklungsfunktion auf. Diese unterschiedli chen Entwicklungsverläufe der fluiden und kristalli sierten Intelligenz illustrieren das Konzept der Multidlrektionalität. !\1 ultidimensiooalität M ultidirektionalität Ver'l'hiedene Formen der Intelligenz Pra~matik ( Kri .. • 1 alli .. • iNte Ih'ispit'k:- ----- Intdligcnl) ........••.. S p r: .u:h t , SUli .• lc Intellige 1' I " " ,,, , " " , I I , L . ca. 25 ca. 70 Alter Abbzldung 1 Eine der bekanntesten psychometrischen Suukturtheorien der I ntelligenz ist die Theorie von Raymond B . Cartell und John L. Horn. (F ür die beiden Hauptfähigkeitsb ündel dieser Theorie, die fluide und kristallisierte Imelligenz, wird postuliert, daß sie i m Lebensverlauf unterschiedlichen Enrwicklungsrichtungen folgen.) Inzwischen sind noch weitere theoretische Ans ätze vorgelegt worden, die sich mit der intellektuellen Entwicklung im Lauf des Lebens befassen und hier bei berücksichtigen, daß multidimensionale und multidirektionale Veränderungen auftreten können. Berg und Stern berg (1985) haben zum Beispiel an hand von Stern bergs triadischer Theorie der Intelli genz den Gedanken vertreten, da ß die Altersverlä ufe der drei in Sternbergs Theorie postulierten Intelli· genzkomponenten (Prozesse, Kontexte, Erfahrun- 6 Paul B . Baltes gen) wahrscheinlich verschiedene Enrwicklungsrichtungen aufweisen. Ähnliche Überlegungen träfen vielleicht auch auf das von Jäger (1967, 1982) vorgelegte Intelligenzmodell zu. Schließlich dürften solche Überlegungen sich auch auf den eher denkund wissenspsychologisch angelegten Bezugsrahmen der Arbeitsgruppe um Dörner (in Druck) ausweiten lassen. Die am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung im Rahmen der Lebensspannen-Perspektive durchgeführten Arbeiten zur multidimensionalen und multidirektionalen Intelligenzentwicklung (Baltes, Dittmann-Kohli & Dixon, 1984; Dixon & Baltes, 1986) zielen auf eine Erweiterung des Intelligenzmodells von Cattell und Horn ab. Unrer dieser Zielrichtung werden die Verbindungen dieses Intelligenzmodells mit der kognitionsund wissenspsychologischen Forschung herausgearbeitet. Gleichzeitig wird ein Entwicklungsbegriff verwendet, der die Leitvorstellung eines multidirektionalen Entwicklungsverlaufs berücksichtigt. Aus heuristischen Gründen wurden zwei Kognitionsbereiche unrerschieden: die "fluide" Mechanik und die "kristallisierte" Pragma tik der Intelligenz. Der Begriff der Mechanik der Inrelligenz bezieht sich auf die grundlegende Architektur eines informationsverarbeitenden Systems . Das architektonische Gerüst dieses mechanischen Teilsystems der Intelligenz wird von solchen Basisoperationen und -strukturen gebildet, wie sie beispielsweise bei elementaren Gedächtnisoperationen (Kliegl & Baltes, 1987; Klix, 1984) oder bei der Lösung von Induktionsund Klassifikationsaufgaben angewendet werden müssen. Der zweite Begriff, die Pragmatik der Intelligenz, bezieht sich auf die konrext - und wissensgebundene Anwendung der Inrelligenzmechanik. Unter dem Begriff der Pragma tik der Inrelligenz werden folgende Aspekte subsumiert: (a) allgemeine Systeme des deklarativen und prozeduralen Wissens, wie zum Beispiel das Wissenssystem der kristallisierten Inrelligenz; (b) spezielle Systeme des deklarativen und prozeduralen Wissens, wie zum Beispiel berufliches Expertenwissen; und (c) Wissen in bezug auf Fähigkeiten und Fertigkeiten (Heutismus, Strategien), die bei der Ausführung von intelligenzfordernden Handlungen wichtig sind und die sich besonders bei der Aktivierung von Intelligenz in Problemlösesituationen auswirken. Für die explizite Bestimmung der pragmatischen Anteile der Inrelligenz ist es daher (ebenso wie bei Stern bergs Anliegen, konrextuelle und erfahrungsbezogene Komponenren in Inrelligenzdefinitionen aufzunehmen) unumg änglich, die im Verlauf des Lebens sich verändernden Strukturen und Funktionen von Wis senssystemen zu beachten (vgl. auch Featherman, 1983; Keating & Marlean, 1988; Labouvie-Vief, 1985; Perlmutter, 1988; Rybash, Hoyer & Roodin, 1986; Salthouse, 1985; Sternberg, 1988; Weinen, Knopf & Schneider, 1987). Bilden sich im mittleren und höheren Erwachsenenalter tatsächlich neue Formen der Intelligenz heraus? Können also innovative Formen der Inrelligenz auch noch in späteren Lebensabschnitten auftreten - so wie es als erster Klaus Riegel (1973, 1976) mit Verve vorgeschlagen hatte? Hinter dieser theoretischen Entschiedenheit bleiben jedoch die entsprechenden empirischen Nachweise deutlich zurück. Ob es tatsächlich gelingen wird, die Existenz der späten innovatorischen Enrwicklungsprozesse empirisch nachzuweisen, bleibt daher vorerst noch ungewiß. Zu den klassischen Beispielen fü r die späte Herausbildung eines kognitiven Systems zählen die Reminiszenz und der Lebensrückblick (Butler, 1963; Staudinger, 1988). Die rückblickende Rekonstruktion und Bewertung des eigenen Lebens wird vornehmlich dem höheren Erwachsenenalter zugeschrieben. Ein weiteres Beispiel, das die in späteren Lebensabschnitten ausgebildeten mentalen Systeme veranschaulichen könnte, wäre das Phänomen des autobiographischen Gedächtnisses (Stru be, 1985; StrU be & Weinert, 1987). Speziell für den Bereich der Intelligenz bleibt allerdings nach wie vor die Frage offen, ob sich im mittleren und höheren Erwachsenenalter neue Formen und neue Entwicklungsrichtungen (directionality) der Intelligenz herausbilden oder ob sich die Inrelligenzentwicklung in dieser Lebensphase eher durch Kontinuität und durch quantitative (nicht aber qualitative) Veränderungen der vorhergehenden Imelligenzformen kennzeichnen läßt. Einerseits gibt es kognitiv-strukturalistische Ansätze wie die von Flavell (1970) und Piaget (1972), die die weitere strukturelle Evolution oder Transformation eher als horizonrale decalage zu bestimmen suchen. Beide Autoren gehen ja davon aus, daß die Entwicklung der grundlegenden kognitiven Operationen mit dem Erreichen des frühen Erwachsenenalters im wesenrlichen abgeschlossen ist. Nach ihrer Auffassung verändern sich vom frühen Erwachsenenalter an nur noch die Inhaltsbereiche, in denen die bereits ausgebildeten kognitiven Strukturen angewendet werden. Andererseits gibt es auch Forschungsansätze, die sich programmatisch dem Ziel verpflichtet haben, nach qualitativ oder strukturell neuen Formen der Erwachsenenintelligenz zu suchen (z. B. Commons, Richards & Armon, 1984). Die von Basseches (1984), Labouvie-Vief (1982, 1985), Kramer (1983) und anderen Autoren (z. B., Keating & MacLean, 1988) vorgelegten Arbeiten über das dialektische Denken und die postformalen Operationen stellen in diesem Zusammenhang wichtige Beiträge dar. Ein weiterer Ansatz, der die Analyse der Intelligenzentwicklung im Erwachsenenaltcr voran bringen kann, läßt sicb aus Verbindungen zwischen einer neofllnktionalistischen Perspektive (Dixon & Baltes, 1986) und den wissenspsychologischen Ansätzen der Kognitionspsychologie herleiten. Innerhalb dieses Forschungsansatzes nehmen Modelle über Expertenwissen und Wissenssysteme (Glaser, 1984; Klix, 1984; Mandl & Spada, 1988; Tack, 1987) einen wichtigen Stellenwert ein. Für diese Ansätze ist es von geringer Bedeutung, ob es sich bei der Entwicklung einer Expertise um eine "strukturelle", qualitativ neue Entwicklungsstufe handelt. Im Brennpunkt des neofunktionalistischen Ansatzes stehen Veränderungen in deklarativen und prozeduralen Wissenssystemen , die in theoretischer Hinsicht mit der Entwicklung der "kristallisierten", pragmatischen Anteile der Intelligenz verknüpft sind. Das von Cattell und Horn entwickelte Konzept der kristallisierten Intelligenz mu ß allerdings erweitert werden, damit es Wissensbereiche und Wissensformen umfassen kann, wie sie für die Lebenszusammenhänge des höheren Erwachsenenalters charakteristisch sind. Dieser Forschungsansatzläßt sich anhand des Begriffs Expertise, einem in der kognitiven Psychologie und Entwicklungspsychologie (Ericsson, 1985; Glaser, 1984; Hoyer, 1985; Weinen, Schneider & Knopf, 1988) momentan viel diskutierten Konzept, näher erläutern. Der Begriff "Expertise" oder Expertenkompetenz bezeichnet sehr hoch entwickelte und eingeübte Fähigkeiten sowie das damit verbundene Wissen. Der Erwerb und der Erhalt von Expertise wurde vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich, im Schachspiel und in bezug auf berufliche Fertigkeiten (z. B. Maschinenschreiben) untersucht. Vergleichbare Fertigkeiten werden wahrscheinlich von vielen Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens erworben. Daher ist auch zu erwarten, daß sich intellektuelle Fähigkeiten gerade in solchen Bereichen weiterentwickeln, in denen das Individuum bis ins hohe Alter hinein tätig bleibt und kontinuierliche Anstrengungen für die Erweiterung sowohl seines prozeduralen als auch seines deklarativen Wissens ~nternimmt (Denney, 1984; Dixon & Baltes, 1986; Featherman, 1987; Hoyer, 1985; Rybash et al., 1986). Um es anders auszudrücken: Die Expertise in ~inem speziellen Wissensgebiet, das der Pragmatik 1er Intelligenz zuzuordnen ist, kann in der zweiten ~ebenshälfte dann beibehalten, transformiert oder ;ogar neu erworben werden, wenn es zu einer selekiven Optimierung im gebietsspezifischen Wissens;ystem kommt . Bisher kommt insbesondere zwei Wissensgebieen eine mögliche Schlüsselstellung für positive Verinderungen der pragmatischen Intelligenz während der zweiten Lebenshälfte zu. Dabei handelt es silh um die praktische IOlelligenz (Stern berg & Wagner, 1986) und um das Wissen in bezug auf Fragen des Lebens (lebenspraktische Fragen), das vor allem 111 Untersuchungen zur sozialen Intelligenz und zur Weisheit verdeutlicht wird (Baltes, Smith, Staudinger & Sowarka, in Druck; Cantor & Kihlstrom, 1987; Clayton & Bieren, 1980; Dittmann-Kohli, 1984; Dittmann-Kohli & Baltes, in Druck; Holliday & Chandler, 1986; Meacham, 1982). Hierbei ist dem Weisheitskonzept ein besonderer Stellenwert beizu messen. Weisheit kann nämlich als ein Prototyp der pragmatischen "Altersintelligenz " gelten, da sie sich vor allem im Erwachsenenalter herausbildet und möglicherweise bis ins hohe Alter weiterentwickelt. Solche Grundvorstellungen zum Weisheitsbegriff prägen auch den Forschungsansatz, den eine Arbeitsgruppe um Paul Baltes und Jacqui Smith (Baltes, Smith, Staudinger & Sowarka, in Druck; DittmannKohli & Baltes, in Druck; Dixon & Baltes, 1986; Smith, Dixon & Baltes, in Druck; Sowarka, 1987; Staudinger , 1988) am Berliner MaxPlanck-Institut für Bildungsforschung programmatisch weiterentwickelt. Innerhalb des Forschungsansatzes wird Weisheit als "Expertise in den grundlegenden Fragen und der Pragmatik des Lebens" definiert und untersucht. Zur Erfassung von Weisheit wurden Untersuchungspersonen verschiedenen Alters zum Beispiel gebeten, sich zu konkreten Problemen der Lebensplanung und des Lebensrückblicks zu äußern. Das in den Antwortprotokollen enthaltene Wissenssystem zu Aufgaben der Lebensplanung und des Lebensrückblicks wird anhand mehrerer theoriegeleiteter Kriterien für Weisheit beurteilt. Die ersten empirischen Befunde dieses Untersuchungsansatzes (Smith et al., in Druck) weisen darauf hin, daß erwartungsgemäß ältere Personen über ein sehr gut entwickeltes Wis senssystem in bezug auf grundlegende Fragen und die Pragmatik des Lebens verfügen. Im Gegensatz zu den Untersuchungen, die den altersbezogenen Abbau im Bereich der Intelligenzmechanik belegen (Kliegl & Baltes, 1987), befinden sich sogar manche älteren Menschen im Spitzenbereich von Verteilungskurven, die sich auf das Wissen in Weisheitsaufgaben beziehen. Bezeichnenderweise weisen ältere Personen gerade dann ein höher elaboriertes Wissenssystem auf als jüngere Personen, wenn es um relat iv seltene und ungewöhnliche Lebensplanungsprobleme älterer Menschen geht. Die empirische Untersuchung der Weisheit steht noch am Anfang. Daher ist es noch ungewiß, ob das Konzept "Weisheit" empirisch so umgesetzt werden kann, daß die einzelnen empirischen Schritte auch in eine wohlspezifiziene psychologische Weisheitstheorie überführt werden können. Man kann insofern 8 Paul B . Balles optimistisch sein, als auch in der kognitiven Psycho logie zunehmend mit Aufgaben und Denkproble men gearbeitet wird, die sich in ähnlicher Weise kennzeichnen lassen wie die Probleme, deren Lösung Weisheit erfordert. Das bedeutet, daß die verwende ten Aufgaben ein hohes Ma ß an wirklichkeitsnaher Komplexität aufweisen und da ß die Aufgabenbearbeitung sowohl relativistische Stellungnahmen als auch Urteile unter Unsicherheit erfordert (Dörner, in Druck; Neisser, 1982). Für den vorliegenden Aufsatz sind Arbeiten zum Weisheitsthema deshalb wichtig, weil Weisheit den Prototyp eines Denksystems dar stellt, in das man die positiven Entwicklungsschritte im Erwachsenenalter und im höheren Altern einbe ziehen könnte. Intellektuelle Entwicklung als dynamisches Wechselspiel zwischen Wachstum (Gewinn) und Abbau (Verlust) Neben Multidimensionalitä t und Multidirektionalität ist für die Life-span Perspektive auch die Annah me wichtig (vgl. Tabelle 1), daß jeglicher Entwicklungsprozeß sowohl Wachstum (Gewinn) als auch Abbau (Verlust) bedeutet. Da diese These telativ neu ist, konnte sie bisher allerdings weder theoretisch noch empirisch hinreichend untermauert werden. Historisch gesehen gab es im wesentlichen zwei Gr ünde dafür, sowohl Gewinn- als auch Verlustphänomene in den Entwicklungsbegriff einzubezie hen. Zum einen sah man sich vor die Aufgabe ge stellt, da ß die Definition des Entwicklungskonzepts den Prozeß des Alterns einschlie ßen sollte. Zum anderen konnte mit dem Konzept der Multidirektionalität bewiesen werden, da ß Entwicklungsverläufe komplexer sind, als es die aus der Biologie übernommene bloße Wachstumsperspektive (growth) nahelegt .2 Zunächst zur Definition von Aitern im Verh ä ltnis zu Entwicklung: traditionellerweise vertreten in der Gerontologie vor allem Biologen (Kirkwood, ] 985) den Standpunkt, da ß Altern ausschlie ßlich als Abbau (d. h. als unidirektionaler Prozeß des Abbaus adapti ver Kapazität) zu definieren sei. Psychologen tendie2 Neben diesen vor allem durch gerontologische For schungen motivierten Argumentcn gibt es ein drittcs, das vor allem aus neuro biologischen Forschungsans ätzen und der psychologischen Expertiseforschung Slammt (siehc unten) Das Argumcnt besagt, da ß jeder Entwicklungsschritt prinzipiell eine An Kanalisierung (Selektion ) und Spezialisierung impliziert . ren dagegen aufg rund ihrer verhaltenswissenschah lichen Theorien und empirische Befunde dazu, die Definition von Altern als unidirektionalen Abbauprozeß abzulehnen. für die verhaltenswissenschaftlich ausgerichteten Psychologen ist es daher von theoretischem Interesse, ob der Begriff des Alterns in ein umfassenderes Entwicklungskonzept integriert werden kann. Wie kann man sich diese Integration vorstellen? Und wie bringt man den um das Altern erweiterten Entwicklungsbegriff mit traditionellen Definitionen in Einklang, die Entwicklung mit Wachstum und Altern hauptsächlich mit Abbau verknüpfen? Hierzu schlagen die Life-span-Forscher vor, den Entwick lungsbegriff über das biologische Konzept von Wachstum (growth) oder Weiterentwicklung (progression) hinaus zu erweitern . Entwicklung sollte da nach nicht nur Wachstumsprozesse umfassen, sondern auch solche Prozesse, die sich im Lebenslauf in anderer Richtung ver ändern (Baltes, 1983; Baltes & Sowarka, 1983; Labouvie -Vief, 1980; Thomae, 1959). Dementsprechend wurde in der Leben sspannenPerspektive Entwicklung definiert als jegliche (positive oder negative) Veränderung in der adapti ven Kapazitä t eines Organismus. Diese Erweiterungen stehen im Einklang mit anderen Modellvorstellungen. So wurde zum Beispiel in der sozialen Lerntheorie (Bandura, 1982) ebenfalls auf die direktionale "Offenheit" ontogenetischer Entwicklungspro zesse hingewiesen. Es gibt einen zweiten Grund, ein Verhältnis von Gewinn und Verlust bei Entwicklungsprozessen zu thematisieren : Er bezieht sich auf die Begriffe der Multidimensionalitä t und Multidirektionalität, die im Zusammenhang mit der lebensumspannenden Intelligenzentwicklung ausdifferenziert wurden. Für das Konzept der Multidirektionalität stellte sich dabei die Frage, ob es über die beschreibende Erforschung der unterschiedlichen Entwicklungsverläufe der Intelligenz hinaus auch auf das dynamische Wechselspiel zwischen verschiedenen Subsystemen bezogen werden k önnte. Vor allem wäre zu entscheiden, ob ein neues Entwicklungskonzept erforderlich ist, wenn multidirektionale Verä nderungen gleichzeitig in verschiedenen Komponenten desselben Systems (z. B. einerseits in der fluiden, andererseits inder kristallisierten Intelligenz) auftreten. Hierzu wurde vorgeschlagen, Entwicklung stets als eine Art Gewi nn-Verlust-Beziehung zu betrachten (siehe auch Baltes & Kliegl, 1 C)86; Labouvie-Vief, 1981, 1982; Perlmutter, in Druck). Unrer diesem Blickwinkel ist Entwicklung zu allen Zeitpunkten im Lebenslauf ein gemei nsames Prod u kt von Wachs tums- (Gewinn) und Abbauprozl"ssen (Verlust). \X1eiterentwicklung schlie ßt demnach neben der Entwicklungspsvchc,logie der Lebensspalll1e Zunahme immer auch den Verlust von adaptiver Kapazität ein. Kein Entwicklungsschritt im Leben bedeutet nur Gewinn.3 Versteht man Entwicklung als einen Prozeß mit Gewinnund Verlustanteilen, so bedeutet das nicht, daß das quantitative Verhältnis von Gewinn und Verlust im Verlauf des Lebens gleich bleibt. Vielmehr ist anzunehmen, daß die Gewinn/Verlust-Bilanzierung systematischen, altersabhängigen Veränderungen unterliegt. Eine mögliche Variante des Wechselspiels zwischen Gewinnen und Verlusten im Lebensverlauf ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Abbildung zeigt, daß sich der Anteil möglicher Gewinne und Verluste an adaptiver Kapazität mit zunehmendem Alter verschiebt. LclwnS\'criauf Abbzfdung 2 Eine der theoretischen Erwartungen bez;ehl mh auf den durchschnittlichen Verlauf von Gewinn-Verlust-Verhältnissen; es wird erwartet, daß sich deren Proportionen im Lebensverlauf verändern . Im Alter erhält diese Dynamik zwischen Wachstum und Abbau eine zunehmende Intensität, da wegen der im fortgeschrittenen Alter reduzierten Bandbreite der Kapazitätsreserve und auch der durch vorangegangene Entwicklung "verstellte" Optionen (Baltes, 1984; Baltes & Baltes, 1989; Kliegl & Baltes, 1~87) die Zahl der Verlustereignisse im Vergleich zu Entwicklungsgewinnen immer größer wird. Diese mit dem Alter einhergehende zunehmende negative 3 Die Gleichsetzung von Auf- und Abbau mit Gewinn und Verlust ist Sicherlich eine verkürzte Darlegung eines Arguments, das im Rahmen von Arbeiten über den Begriff der optimalen Entwicklung weiter auszudifferenzieren ist. Wie beispielsweise Brandtstädter, Krampen und Heil (1986) auf der Ebene subjektiver EntwickJungsbilanzen ausgeführt haben, betrifft diese Unterscheidung immer auch wertungsbezogene Argumente beziehungsweise die implizite oder explizite Bestimmung von "pay-off"Funktionen. C) Bilanzierung findet ihre Entsprechung in subjektiven Erwartungen in bezug auf den Lebenslauf. Wenn man Erwachsene befragt, was sich normalerweise im Erwachsenenleben verändert, ergibt sich genau dieses Bild (Heckhausen, Dixon & Baltes, in Druck). Je später der Lebensabschnitt , umso mehr unerwünschte und umso weniger kontrollierbare Veränderungen werden erwartet. Gleichzeitig gibt es aber bis ins hohe Alter hinein immer noch einige positive Erwartungen, beispielsweise die Erwartung, daß ältere Menschen "weiser" werden. Das Interesse an der Entwicklungsdynamik zwischen positiven (Gewinn) und negativen (Verlust) Veränderungen hat im Rahmen der Life-span Perspektive eine Reihe neuer Untersuchungsansätze angeregt. Ein Beispiel dafür ist der Versuch, einen allgemeinen Adaptationsprozeß zu spezifizieren, der die lebenslange Entwicklung im Kontext einer Gewinn /Verlust-Bilanzierung abbildet. In einigen neueren Arbeiten (M. Baltes, 1987; Baltes & Baltes, 1989; Baltes, Dittmann-Kohli & Dixon, 1984) wurden diese Entwicklungsdynamik zwischen Gewinn und Verlust und der damit zusammenhängende Adaptationsvorgang theoretisch expliziert . Tabelle 2 illustriert am Beispiel des kognitiven Alterns einen wahrscheinlich prototypischen Entwicklungsmechanismus des "erfolgreichen Alterns" - die Optimierung durch Selektion und Kompensation. Der Schlüsselbegriff "selektive und kompensatorische Optimierung" beschreibt einen allgemeinen Vorgang der Adaption, der wahrscheinlich auf die meisten Lebensvorgänge zutrifft. Die Prozesse der Selektion, Optimierung und Kompensation erhalten allerdings im Alter aufgrund des Verlustes an biologischen, mentalen und sozialen Kapazitätsreserven eine neue Gewichtung und Dynamik. Im Modell der selektiven und kompensatorischen Optimierung (Baltes & Baltes, ] 989) werden drei zusammenwirkende Elemente und Prozesse unterschieden. Das erste Element ist das Ph änomen der Selektion. Entwicklung ist, wie erwähnt, immer auch Spezialisierung in Inhalt und Form. Das zweite Element, die Optimierung, bezieht sich auf die Annahme, daß Personen ihre einmal eingeschlagenen Lebenswege in Quantität und Qualität zu verbessern versuchen. Plastizitätsforschung hat gezeigt, daß ältere Menschen durchaus in der Lage sind, diesen Prozeß der optimierenden Lebensbewältigung und Lebensgestaltung - dank ihres weiterhin beträchtlichen Lernpotentials - bis ins hohe Alter voranzutreiben. Das dritte Element der Modellvorstellung bezieht sich auf KompensationJprozesse, die aufgrund der objektiven und subjektiv erlebten Einschränkungen in der Bandbreite des adaptiven Potentials einsetzen. Diese Einschränkung der Plastizität wird besonders deut- 10 Paul B. Baltes Tabelle 2 Selektive Optimierung mit Kompensation: Ein prototypireher Prozeß adaptiver lebenslanger Entwicklung am Beispiel kognitiver funktionen - Ein generelles Merkmal lebenslanger Entwicklung ist die mit dem Alter zunehmende Spezialisierung (Selektion) motivationaler und kognitiver Ressourcen und Fähigkeiten. - Zwei Eigenarten kennzeichnen kognitives Altern: (a) Verminderte Kapazitätsreserve für Maximalleistungen in fluider Intelligenz (Mechanik der Intelligenz); (b) Weiterentwicklung und Erhaltung von Höchstleistungen in manchen Wissenssystemen (Pragmatik der Intelligenz). - Wenn bei einer Person im Prozeß des Alterns Kapazitätsgrenzen (Schwellen) überschritten werden, hat dies für die Entwicklung folgende Konsequenzen: (a) Wachsende Selektion (Kanalisierung) und weitere Verminderung der Anzahl von Hochleistungsbereichen ; (b) Entwicklung kompensatorischer und loder substitutiver Mechanismen. Anmerkung: Dieses Modell ist eine Weiterentwicklung der erstmals von Baltes und Baltes (1980) vorgestellten Überlegungen. lieh, wenn man vom einzelnen ein breites Spektrum an Aktivitäten und Höchstleistungen fordert . Kompensation ist eine besondere Form der Optimierung. Sie setzt dann ein, wenn das übliche Verarbeitungssystem so stark beeinträchtigt ist, daß bestimmte Verhaltenskapazitäten ausfallen bzw. unter einen funktionsadäquaten Schwellenwert zurückgehen. Für diese Schwächung wäre es unter Umständen möglich, sie durch zusätzliche Anstrengungen und kompensatorische Maßnahmen abzufangen. Durch selektive Optimierung mit Kompensation können also viele ältere Menschen sich weiterhin bestimmten, für sie wichtigen Lebensaufgaben widmen, obwohl ihre biologische Energie und ihre mentalen Reserven zurückgehen mögen. Während der Vorgang der selektiven und kompensatorischen Anpassung eine hohe Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfte, kann dagegen die individuelle Ausgestaltung, je nach Interessen-, Gesundheits - und Umweltlage, beträchtlich variieren. B. F. Skinner (1983) hat zum Beispiel in einem autobiographischen Bericht dargestellt, wie und unter welchen Bedingungen er selbst kompensatorische und substirutive Fähigkeiten entwickelt hat, um die verminderte Effizienz in einzelnen Bereichen intellektueller Kapazität auszugleichen. Für Sozialwissenschaftler , die an der Erforschung des sozialen Wandels und der Idee des Fortschritts interessiert sind (Nisbett, 1980), ist das Gewinn/Verlust-Argument eine Binsenwahrheit. Nur wenige würden behaupten, daß jegliche gesellschaftliche Entwicklung als Fortschritt zu sehen ist. Wie steht es nun in dieser Hinsicht mit anderen enrwicklungspsychologischen Fragestellungen? Ist vielleicht die in der Life-span-Forschung aufgestellte Perspektive von allgemeinerer Bedeutung? Bei näherem Hinsehen scheint dies in der Tat zuzutreffen. Die Vorstellung, daß jegliche ontogenetische Veränderung Ergebnis eines dynamischen Wechselspiels zwischen Gewinn und Verlust ist, findet sich nämlich auch in biologischen Konzeptionen, wie Waddingtons (1975) Arbeiten zur Ontogenese als Differenzierung und Spezialisierung (Kanalisierung) zeigen. Schon bei der Zelle und der ontogenetisch frühen Entwicklung neuronaler Verbindungsnetze (Cotman, 1985; Edelman, 1987; Lerner, 1984; Singer, 1987) bringt eine bestimmte Form der Differenzierung immer auch den Verlust alternativer Möglichkeiten der Zelldifferenzierung mit sich. In analoger Weise wird in der Soziologie davon ausgegangen, daß der Lebenslauf durch zunehmende Spezialisierung im Sinne von Verpflichtungen und Engagement in einzelnen Lebensbereichen gekennzeichnet ist (Featherman, 1983,1987; Mayer, 1986). Diese im Lebenslauf zunehmende Spezialisierung bedeutet auch den Verlust alternativer Entwicklungsmöglichkeiten . Läßt sich ein Entwicklungskonzept , das sowohl Gewinnals auch Verlustphänomene als inhärent für Entwicklung einbezieht, auch auf die kognitive Entwicklung in üj ngeren Altersgruppen anwenden I Seit längerer Zeit ist bekannt, daß die kognitive Entwicklung nicht immer nur Fortschritte mit sich bringt. Ein konkretes Beispiel dafür sind die Arbeiten von Weir (1964). Sie veranschaulichen Entwicklungsprogressionen als Übergang von Maximierungs- zu Optimierungssrrategien bei nicht perfekt zu lösenden Wahrscheinlichkeitsaufgaben . So zeigen Weirs Untersuchungen, daß höher entwickelte kognitive Enrwicklungspsychologie der Lebensspanne ------------------- ------- .--- Prozesse (in diesem Falle die sogmannte Optimierungssrrategie) auch ihre Kosten haben, und zwar dann, wenn die zu bearbeitende Aufgabe keine perfekte Lösung hat. Speziell dann, wenn eine kognitive Aufgabe logisch nicht zu lösen ist, werden bei jüngeren Kindern höhere Leistungen verzeichnet als bei älteren Kindern und Erwachsenen. Denn ältere Kinder und Erwachsene nehmen an, daß es eine logisch perfekte Lösung gibt; nach einer solchen suchen sie und zeigen deshalb ein für diese Aufgabe inadäquates Lösungsverhalten . Ein weiteres Beispiel sind die Untersuchungen von Ross (1981) zur Entwicklung von Entscheidungsheuristikeil. Ross konnte zeigen, daß bei bestimmten Problemlösungsaufgaben später entwickelte und "reifere" Heuristiken weniger effizient sein können. Ein anderes Beispiel ist der Zweitsprachenerwerb . Wenngleich noch Uneinigkeit darüber besteht, welche Mechanismen diesem Gewinn /Verlust-Phänomen genau zugrundeliegen, scheint doch die eine Tatsache akzeptiert zu sein : die zunehmende Beherrschung der Muttersprache geht mit der zunehmenden Schwierigkeit einher, eine zweite Sprache zu erlernen (Davies, Criper & Howatt, 1984; Kellerman & Smith, 1986). Über ähnliche Phänomene sich wechselseitig ausschließender beziehungsweise inkompatibler Entwicklungsverläufe ist auch in Forschungen zum Säuglingsalter berichtet worden (Rauh, 1987). Die Gewinn/Verlust-Idee findet sich auch in Piagets Theorie, die von vielen - wohl irrtümlich - als prototypische Konzeption einer als Wachstum verstandenen Entwicklung angesehen wird. Beispielsweise beschreibt Piaget (1969) in seinen Untersuchungen zur altersbezogenen Entwicklung visueller Täuschungen solche, die mit dem Alter abnehmen, und andere, die mit dem Alter zunehmen. Die altersgebundene Zunahme der optischen Täuschungen, die den Verlust an visueller Genauigkeit bedeuten, führte Piaget auf den Fortschritt in der kognitiven Entwicklungsstufe zurück. Ein anderes Beispiel ist der von Piaget als "Repression" bezeichnete Effekt, der sich begrifflich auf die Dynamik zwischen Wahrnehmung und kognitiven Operationen bezieht (vgl. Chapman, in Druck). Piaget hat bei sieben- bis achtjährigen Kindern festgestellt, daß ihre realitätsangemessene Wahrnehmung dann gehemmt war, wenn sich ihre (in diesem Fall nicht realitätsangemessenen) konzeptuellen Schemata weiterentwickelten. Kraft dieses Fortschritts wurde die Wahrnehmung von der Kognition unterdrückt. In diesem Fall war also der Verlust des realitätsangemessenen perzeptuellen Urteils der Preis für die kognitive Entwicklung. Die Idee, daß jeglicher kognitiver Entwicklungsfortschritt positive wie negative Veränderungen in .. ---------. -.----- 11 -.----- der adaptiven Kapazität mit sich bringt, eröffnet ein fruchtbares Forschungsfeld. Um es zu bearbeiten, scheinen größere Anstrengungen lohnend zu sein . Auf lange Sicht sollte hier auch die Frage erörtert werden, ob und wie sich die psychologische Konzeption zur adaptiven Kapazität mit den evolutionsbiologischen Konzepten der adaptiven Fitness und lokalen Adaptation verbinden läßt. In dieser Diskussion könnte auch der Standpunkt weiter begründet werden, daß die Ontogenese - ähnlich wie es die Arbeiten von Gould und Lewontin für die Evolution belegen (Lerner, 1984) grundsätzlich keine generelle Zunahme der Adaptationsfähigkeit mit sich bringt. In dem Maße, in dem spezifische Denk- und Verhaltensformen im Verlauf der Ontogenese fü r die Aktivierung und das Wachstum selektiv wirken, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß gleichzeitig andere adaptive Kapazi täten geringer werden. Ob sich die auf das Kapazitätsspektrum bezogenen Veränderungen langfris tig auswirken, dürfte von den Anforderungen abhängen, die sich das Individuum im weiteren Lebensverlauf selbst stellt und die es in der Umwelt antrifft. Hier gibt es also möglicherweise eine Parallele zwischen evolutionsbiologischen und enrwicklungspsychologischen Prozessen der Selektion und Adaptation, die bisher nur unzureichend erkannt und ausgearbeitet wurde (vgl. Labouvie-Vief, 1981). Plastizität der Entwicklung Ein weiterer Leitsatz der Lebensspannen-Perspektive (vgl. Tabelle 1) betrifft die Plastizität lebenslanger Entwicklung. Plastizität bezieht sich dabei auf die intraindividuelle Variabilität und bezeichnet das Potential, das Individuen zu verschiedenen Verhaltensformen und Entwicklungsverläufen befähigt (Brandtstädter, 1984; Gollin, 1981; Lerner, 1984). Würde sich dasselbe Individuum unter anderen Bedingungen anders entwickeln? Selbstverständlich sind Entwicklungspsychologen schon seit langem dieser spannenden Frage zur Plastizität der Entwicklung nachgegangen. Ein vergleichbar hoher Stellenwert wird ihr auch in neueren entwicklungsbiologischen (z. B.Corman, 1985) und entwicklungssoziologischen (Featherman & Lerner, 1985) Arbeiten zugemessen. Für die Lebensspannen-Perspektive wurde der Plastizitätsgedanke zentral, als zunehmend argumentiert wurde, daß das grundlegende kognitive Potential älterer Menschen im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen wahrscheinlich stärker unausgeschöpft sei. Ursprünglich war die Idee der Entwicklungsplastizität an die Frage geknüpft, ob sich das intellektuelle Altern einfach durch unaufhaltsame (irre- 12 Paul B . Balres versible) Abbauprozesse kennzeichnen läßt (Baltes & Schaie, 1976; Horn & Donaidson, 1976). Für diese Fragestellung boten Interventionsstudien einen passenden methodischen Zugang. Seit den frühen siebziger Jahren ist eine Reihe von Forschungsprojekten der Frage gewidmet, inwieweit sich beobachtete Altersverluste in fluider Intelligenz auf der intraindividuellen Ebene als Plastizität simulieren lassen, wenn man Übung als Performanzfaktor einführt. Zum Beispiel wurden ältere Personen in der Lösung von Aufgaben zur fluiden Intelligenz trainiert (Baltes, 1984; Baltes & Kliegl, 1986; Baltes & Lindenberger, 1988; Willis, 1985). Dabei wurde angenommen, daß ältere Personen im Normalfall zwar über eine geringe Testerfahrung verfügen, aber die Kapazitätsreserve (d. h. die latente Kompetenz) besitzen, um ihr Leistungsniveau auf das jüngerer Erwachsener anzuheben. Solche mit älteren Erwachsenen durchgeführten Trainingssrudien lieferten den Nachweis, daß auch im Alter ein beträchtliches Maß an Kapazitätsreserve , an Plastizität, vorhanden ist. Nach einem relativ kurzen kognitiven Trainingsprogramm hatten viele ältere Personen (im Alter zwischen 60 und 80 Jahren) ein Leistungsniveau erreicht, das mit dem vieler junger, untrainierter Erwachsener vergleichbar war. Diese Ergebnisse wurden auch für andere Kognitionsbereiche immer wieder repliziert (z. B. Den ney, 1984; Knopf, in Druck; Labouvie-Vief, 1985). Mittlerweile ist die empirische St ützung des Plastizitätsbefundes von bis dato querschnittlichen auch auf longitudinale Vergleiche erweitert worden (Schaie & Willis, 1986). Diese Studien illustrieren die in der LebensspannenForschung wachsende Überzeugung, daß es eine beträchtliche Entwicklungsplastizität gibt. Deshalb werden Erkenntnisse hinsichtlich der intraindividuellen Plastizität von Intelligenzleistungen heute für ebenso bedeutsam gehalten wie Erkenntnisse hinsichtlich des durchschnittlichen altersabhängigen Entwicklungsverlaufs. Will man zu einem umfassenden Verständnis eines gegebenen Entwicklungsprozesses, etwa der intellektuellen Entwicklung, kommen, so muß man sich der Analyse der Bedingungen zuwenden, die den interindividuellen Unterschieden im Entwicklungsverlauf zugrundeliegen, und gleichzeitig das Potential aufzeigen, das der einzelne für alternative Entwicklungsverläufe besitzt. Daraus folgt, daß jeglicher beobachtete Altersverlauf der Intelligenz nur einen von vielen möglichen Entwicklungsverläufen abbildet (Brandstädter , 1984; Lerner, 1984). Es ist deshalb zu einem Hauptanliegen der Life-span-Forschung geworden, die intraindividuelle Variationsbreite und die Leistungsgrenzen des einzelnen zu bestimmen. Plastizität ist natürlich nicht grenzenlos. Wie Brandtstädter (19!:l7) gezeigt hat, unterliegt unser Wissensstand über das Ausmaß von Plastizität sowohl praktischen als auch logischen Beschränku ngen. Neuere Arbeiten zur Plastizität lebenslanger intellektueller Entwicklung haben den Blickwinkel erweitert, unter dem kognitive Trainingsstudien bis her gesehen wurden. Der Schwerpunkt hat sich vom Plastizitätsnachweis als solchem auf eine Strategie verlagert, die die Grenzen der Entwicklungsplastizität aufzuzeigen versucht (Kliegl & Baltes, 19!:l7). Diese Strategie ist dem in der Kinderpsychologie verwendeten Paradigma der "Zone der proximalen Entwicklung" verwandt (Ferrara, Brown & Campione, 1986). Die Lebensspannen-Forschung zur Entwicklungsplastizität konzentriert sich daher nicht nur auf den Normalbereich des intellektuellen Verhaltens. Die Untersuchung von Verhaltensund Leistungsgrenzen ist zu einem neuen Forschungsparadigma geworden (Kliegl & Baltes, 1987). Die Forschungsstrategie, die zur Untersuchung der verschiedenen Aspekte von Plastizität und ihrer Grenzbedingungen herangezogen wurde, wird als Testing-the-Limits bzw. Austesten der Leistungsgrenzen bezeichnet (M. Baltes & Kindermann, 1985; Guthke, 1982; Schmidt, 1971; Wiedl, 1984). Testing-theLimits ist jedoch nicht eine einzige, homogene Strategie, sondern bedeutet ein Bündel von Strategien. Hierzu zählen die Anwendung von (a) verschiedenen Strategien der Kapazitätserfassung, (b) Interventionsmethoden zur Identifikation latenter Kapazitätsreserven und (c) Strategien zur Spezifizierung der Mechanismen, die dem Wachstum und Abbau zugrundeliegen . Unsere Forschung über die alterskorrelierten Grenzen intellektueller Leistungen bietet ein Beispiel für die Verwendung eines Testing-the-LimitsAnsatzes (Kliegl & Baltes, 1987). Dabei unterscheiden wir drei Aspekte von Plastizität: (a) Ausgangsleistung , (b) AusgangsKapazitätsreserve und (c) Entwicklungs-Kapazitätsreserve. Die Ausgangs/eistung kennzeichnet den anfänglichen Leistungsstand, den eine Person ohne Intervention und spezielles Training in einer bestimmten Aufgabe erzielt. Die AusgangsKapazitätsreserve bezeichnet die obere Grenze des Leistungspotentials einer Person, die dann sichtbar wird, wenn aufgrund bestimmter Be dingungen alle verfügbaren Ressourcen zur Leistungsoptimierung aktiviert werden. Die Ausgangs-Kapazitätsresetve wird an hand von Tests zut "maximalen" Leistung erhoben. Von Entwick/ungsKapazztiitsreserve schließlich sptechen wir, wenn sich die Ausgangs-Kapazitätsreserve einer Person durch geeignete Interventionen (oder durch Entwicklung) erhöht:n läßt. Emwicklungspsycho[ogie der Lehens5p,lllnC Die Unterscheidung dieser drei Plastizitätsaspekte erlaubt es, sowohl die Plastizität als auch deren Grenzen zu untersuchen (Keil, 1981). Die Suche nach derartigen Grenzen ist dem vergleichbar, was Verhaltensgenetiker als Reaktionsnorm bezeichn<:t haben (siehe Lerner, 1984). Konzepte wie das der Leistungsgrenzen oder der Reaktionsnorm beziehen sich auf die biologische und soziokulturelle Spannbreite , in deren Rahmen sich Verhaltensweisen herausbilden und entwickeln. Auf lange Sicht zielt daher die Bestimmung der maximalen Kapazitätsreserve darauf ab, zu den biologischen und soziokulturellen Grenzen von Enrwicklungsplastizirät vorzustoßen. Man mu ß sich allerdings vor Augen halten, daß der maximale Leisrungsbereich und das maxi male Leistungsniveau ihrem Wesen nach unbestimmbar sind und daß ihre Bestimmung allenfalls annähernd möglich ist. So scheint es prinzipiell immer möglich zu sein, daß neue Bedingungen oder Mittel entdeckt werden, die bisher nicht beobachtete intellektuelle Leistungsniveaus und -formen erreichbar werden lassen. Gcdächtnisrescn'cn und Tcsling-Ihc-Limits 40 .Jün~l·fl' En\ al'h~l'n (' .1 5 . I 1 I I .- = J Ältere "' N "<: /," I Er "i1r h "il'ne -' • . .• . . " - 1 I I .\ Abbddung 3 Expertise in der Methode der Orte: Mittelwerte und Reichweite beim Erinnern von 40 Wörtern in zwei Unrersuchungsgruppen, die sich aus jüngeren und älteren Erwachsenen zusammensetzen. Im Forschungsparadigma des Testing-the-Limits wird davon ausgegangen, daß entwicklungsbedingte Unterschiede um so stärker hervortreten und sich vielleicht sogar als irreversibel (Wohlwill , 1973) herausstellen, je näher man an die absoluten Leistungsgrenzen herankommt . Umgekehrt können altersbezogene Entwicklungsunterschiede sehr leicht verdeckt bleiben oder modifiziert werden, wenn sie nur im "normalen" Leistungsbereich untersucht werden. Abbildung 3 illustriert, wie die Strategie des T estingthe-Limits verwendet werden kann, um die Bandbreite und Grenzen von Entwicklungsplastizität im Erwachsenenalter zu erforschen. I Die in Abbildung 3 dargestellten Daten stammen von verschiedenen 1\llersgruppen, die an ausgedehnten, längsschnittlich angelegten Interventionsstudien zum Gedächtnisbereich teilgenommen haben. In diesen Studien wurde ein im Labor durchgeführtes Trainingsprogramm eingesetzt, das die Höchstleistung beim Gebrauch einer mnemonischen Technik gezielt und kontrolliert herstellt. Im einzt:!nen nahmen die Untersuchungspersonen an 20--30 Sitzungen teil, in deren Verlauf sie mit Hilfe der Methode der ürte Höchstleistungen im Behalten von Zahlen und Wörtern erzielten (Kliegl, Smith & Baltes, 1986; Kliegl, Smith & Baltes, in Druck). Die Ergebnisse dieser Studien demonstrieren erwartungsgemäß die Doppelnatur der empirischen Befunde, die besonders beim Austesten von Leistungsgrenzen sichtbar werden sollte. Einerseits zeigte sich auch für die höheren Altersgruppen ein beträchtliches Maß an Plastizität. Alle Altersgruppen wiesen eine substantielle Kapazitätsreserve auf, die den einzelnen Probanden dazu befähigte, sehr lange Zahlen- und Wortreihen zu erinnern. Andererseits waren deutliche Altersunterschiede vorhanden, die sich auf die Grenzen der Kapazitätsreserve beziehen und diese kenntlich machen. Testet man Untersuchungspersonen unter immer anspruchsvolleren Bedingungen, die zum Beispiel durch längere Trainingsprogramme und schnellere Präsentationsraten zu erzeugen sind, so vergrößern sich die Altersunterschiede im Sinne eines Schereneffektes . In der genannten Studie waren die Altersunterschiede so stark vergrößert, daß sich die Leisrungsverteilungen der in ihren IQWerten vergleichbaren jungen und älteren Untersuchungspersonen am Ende des Testing-the-LimitsVerfahrens kaum mehr überlappten. Mit diesen Studien zu den Grenzen der Entwicklung hat die Erforschung der Plastizität eine neue Dimension bekommen. Dabei hat sich das ursprüngliche Forschungsinteresse, das auf den Nachweis der Entwicklungsplastizität gerichtet war, auf den Fokus verlagert, sowohl das Entwicklungspotential (die Kapazitätsreserve ) als auch seine Beschränkungen aufzuzeigen. Die Strategie des Testing-the-Limits hat einen breiten Bereich möglicher Anwendungen. Sie ist nicht nur für Untersuchungen zur intellektuellen Entwicklung relevant, sondern auch für andere Forschungsgebiete, wie zum Beispiel das der Verhaltensund Entwicklungsgenetik. So könnte man argumentieren, daß sich die genetische Regulierung der interindividuellen Unterschiede am besten an den Leistungsgrenzen untersuchen ließe. Ein weiteres Beispiel wäre das Aufspüren entwicklungsbedingter Funktionsstörungen. Ebenso wie die in der Medizin und Biologie eingesetzten Streßtests (M. Baltes & ;- " 14 Paul B . Baltes Kindermann, 1985; Coper, Jänicke & Schulze, 1986; Guthke, 1982; Wiedl, 1984) eignen sich möglicherweise T esting -theLimits- Verfahren dazu, beginnende Funktionsstörungen (wie z. B. Depression, Alzheimersche Krankheit oder Leseschwierigkeiten ) nicht nur leichter aufzudecken, sondern auch das verbleibende Entwicklungspotential präziser zu erfassen. Entwicklung ist durch eine Vielzahl von Einflußsystemen bestimmt Die fünfte und sechste Annahme der Lebensspannen Perspektive (historische Ein bindung, Kontextualismus) erweitern das Spektrum der Einflußgrößen, die bei der erklärenden Analyse von Entwicklungsprozessen berücksichtigt werden. Es hat sich eine neue, erweiterte Taxonomie von Einflußsystemen herausgebildet, die über das hinausgeht, was in der bisherigen Forschung zur psychologischen Ontogenese als Erklärungssystem erkannt war. Ontogenese und Kontextualismus Die These zur historischen Einbindung von Entwicklung bezieht sich auf das Verhältnis zwischen individueller und kultureller Entwicklung (Baltes, 1983; Dannefer, 1984; Featherman & Lerner, 1985; Nesselroade & von Eye, 1985; Riegel, 1976). Individuelle Entwicklungsprozesse werden sowohl durch ontogenetische Prinzipien als auch durch Faktoren bestimmt, die mit den gleichzeitig ablaufenden biokulturellen Veränderungsprozessen verknüpft sind. Ontogenese und bio-kultureller Wandel bilden daher die beiden Hauptantriebe für Entwicklung. Ebenso wie sich Individuen entwickeln, verändert sich auch die Gesellschaft, in die individuelle Entwicklungen eingebettet sind (Riegel, 1976). Ihren theoretischen Stellenwert als Einflußgröße auf die individuelle Entwicklung erhielt die sich verändernde Kulrur anfänglich vor allem im Zusammenhang mit der Life-spanForschung über Kohorrenunterschiede (Bahes, 1968; Schaie, 1965). Später, als Konzepte zur Dialektik und zum Kontextualismus (Lerner, 1984; Lerner & Kauffman, 1985, 1986; Riegel, 1976) an entwicklungstheoretischer Bedeutung gewannen, wurde die Rolle des gesells chaftlichen Wandels als Entwicklungseinfluß zunehmend stärker berücksichtigt. In Untersuchungen zu Kohorteneffekten wird die altersbezogene Entwicklung mehrerer Geburtenjahrgänge verglichen. Die dabei angewendeten Untersuchungsdesigns sind die Querschnitts - und die Längschnitt5sequenz. In der Lebensspannen-Forschung wurden seque-ntielle Methoden vielfach angewendet (siehe Baltes, Cornelius & Nesselroade, 1979; und Nesselroade & von Eye, 1985). Die empirischen Untersuchungen bezogen sich zunächst auf das mittlere und höhere Erwachsenenalter und wurden in der Folge auch auf frühere Abschnitte der Lebensspanne ausgedehnt. Schaie (1979, 1983) konnte beispielsweise für die Intelligenzenrwicklung im mittleren und höheren Erwachsenenalter zeigen, daß sich ein Großteil der Varianz in querschnittlich erfaßten Altersunterschieden vor allem durch historische Faktoren und weniger durch das chronologische Alter aufklären läßt. Was das Jugendalter angeht, konnten Nesselroade und Baltes (1974) nachweisen, daß die Art und Richtung der Persönlichkeitsentwicklung amerikaniseher Jugendlicher ebenso stark vom historischen Kontext (in diesem Fall dem Vietnamkrieg) wie von altersabhängigen Fakroren geprägt war. Ebenso überzeugend belegen die Studien von EIder (1974), die sich auf den Entwicklungsverlauf von Kindern und Jugendlichen aus der Zeit der Rezession (Great Depression) beziehen, daß dieser hisrorische Entwicklungskontext die spätere Persönlichkeitsentwicklung im Erwachsenenalrer beeinflußt. Hinsichtlich der frühen Kindheit schließlich hat zum Beispiel Porges (1976) nachdrücklich dargelegt, daß ein Großteil der Debatte um die Kondirionierbarkeit von Neugeborenen auf den historischen Wandel in der prä- und postnatalen Kinderpflege zurückzuführen ist. Der mögliche Einfluß von historisch bedingten Kohortenunterschieden wurde für eine Vielzahl anderer Entwicklungsbereiche untersucht. Drei weitere Beispiele seien stellvertretend dafür genannt. Das erste bezieht sich auf die historischen Veränderungen in der Struktur und Funktion von Familiensystemen einschließlich der sich verändernden Charakteristika der Vaterschaft (Parke & Tinsley, 1984). Das zweite Beispiel erfaßr die historischen Veränderungen von Lebensverläufen erwachsener Frauen (Lehr, 1987) und des Konzepts "Mutterliebe" (Schütze, 1986). Das dritte bezieht sich auf die Rolle von kultur-historischen Veränderungen im Verhalten Jugendlicher und deren Übergang in das Erwachsenenalter (Fend, 1987; Petersen, 1988; Silbereisen, 1986; Silbereis en, Boehnke & Rejkowski, 1986). Für die Life-span-Forschung war die von Schaie über 28 Jahre hinweg durchgefühne Kohortensequenz-Studie zur Erwachsenenintelligenz besonders bedeutsam. Denn die Ergebnisse Schaies (1979, 1983) zeigen insgesamt, daß die intellektuelle Entwicklung in den historischen Kontext eingebettet ist. Dementsprechend verändert sich die Intelligenz nicht nur mit dem Alter, sondern auch mit dem Enlwirklungspsychol"gic der Lebensspanne ----------- --------------------------------------------------------------- .-------- historischen Kontext, in dem die Intelligenzentwicklung stattfindet. Betrachten wir zum Beispiel die heute 50- oder 60jährigen in den USA . Hierzu konnte Schaie (1983) zeigen, daß die Kohortenumerschiede zwischen diesen beiden Altersgruppen genauso groß sein können wie die längsschnittlich über diese Altersspanne erhobenen intraindividuellen Altersveränderu ngen. Ferner konnte Schaie (1 <;83) nachweisen, daß auch die Richtungen von Kohortenveränderungen keinesfalls homogen sind. In der von Schaie untersuchten historischen Zeitspanne (1956-1977) zeichnete sich für fünf Intelligenzfaktoren (nach Thurstone) die Tendenz ab, daß drei der fünf Intelligenzfaktoren eine positive historische Entwicklung aufwiesen, eine Fähigkeit im Kohortenvergleich invariam blieb und der fünfte Intelligenzfaktor im historischen Verlauf abnahm. Veränderungen der Intelligenz sind also nicht nur im Hinblick auf das chronologische Alter, sondern auch in bezug auf die historische Zeit multidirektional. Kohorteneffekte von dem Ausmaß, wie sie in Umersuchungen zur Erwachsenenintelligenz berichtet werden, sind für die psychologische Forschung ein neues Phänomen. Dementsprechend überrascht es nicht, daß die klassischen psychologischen Theorien bisher nur wenig für die Interpretation dieser Kohorteneffekte anzubieten haben (vgl. allerdings Dannder, 1984; Featherman & Lerner, 1985; Mayer, 1986; Riley, 1985; Rudinger, 1987). In dieser Hinsicht könnte sich herausstellen, daß andere Wissenschaftszweige , wie die Kulturanthropologie, die Sozial- und die Medizingeschichte , von größerer Bedeutung sind. Im Zusammenhang mit den in der lebenslangen Intelligenzentwicklung festgestellten Kohorteneffekten scheinen drei Einflußfaktoren zentral zu sein : Ausbildung, Gesundheit und Arbeit. So weisen zum Beispiel spätere Generationen ein höhere~ Bildungsniveau auf als frühere Generationen. Die Annahme liegt auch nahe, daß die Arbeitswelt der üj ngeren Generationen durchschnittlich mehr geistige als körperliche Arbeit erfordert . Historisch gesehen hat sich auch die Gesundheitsversorgung verändert. Dies gilt beispielsweise für die verbesserte Behandlung von Bluthochdruck, der als eine der Ursachen für die verringerten intellektuellen Leistungen im Alter in Frage kommt . Diese Beispiele zeigen, daß viele Aspekte des täglichen Lebens einem soziokulturellen Wandel unterliegen, der auf das kollektiv und individuell erreichte Leistungsniveau einwirkt. Gegenwärtig sind jedoch die Ursachen der Kohortendifferenzen , die bei der Untersuchung intellektueller Alternsprozesse beobachtet wurden, noch unzureichend geklärt. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Ergebnisse aus Kohortensequenz-Studien zur Intelligenz- 1 ') entwicklung im Erwachsenenalter auf eine - in Niveau und Verlauf - beträchtliche Variabilität des intellektuellen Alterns schließen lassen _ Naturgemäß können jedoch die aus sequentiellen Studien berichteten Ergebnisse nicht auf andere Kulturen und historische Zeitabschnitte verallgemeinen werden_ Diese eingeengte Generalisation bildet jedoch gleichzeitig das Herzstück der Argumentation: Niveau und Verlauf des intellektuellen Alterns können in Abhängigkeit von den vorherrschenden kulturellen Bedingungen stark variieren. Aus einer einzelnen, kohortenspezifischen Untersuchung können deshalb keine allgemeingültigen Aussagen über das Wesen des intellektuellen Alterns gezogen werden. Sind nun Kohonenunterschiede und bio-kultureller Wandel immer von zentraler Bedeutung, wenn es um die Untersuchung der psychologischen Entwicklung geht? Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der Fall. Kohonenunterschiede sind wahrscheinlich vor allem für solche Enrwicklungsprozesse von Bedeutung, die sich im Ablauf der genetischen und kulturellen Evolution noch nicht hinreichend stabilisiert haben. Wenn man davon ausgeht, daß die bio-kulturelle Stabilisierung besonders in hochentwickelten Industrieländern erreicht wurde und schwerpunktmäßig die kognitive Entwicklung während der Kindheit einschließt, dann ist es nicht überraschend, daß die für frühe Lebensabschnitte beobachteten Kohorrenunrerschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit relativ gering sind und sich hauptsächlich in der Enrwicklungsrate zeigen. Das Erwachsenenalter und hohe Alter sind dagegen bisher weniger kulturell festgeschrieben. Daher sind in diesen Lebensabschnitten eher Kohonendifferenzen zu erwarten. Diese Schlußfolgerung mu ß aber nicht auf andere Verhaltensbereiche zutreffen, in denen es weiterhin beträchtliche Veränderungen in der Ökologie gibt. Man denke nur an historische Veränderungen in Fragen der Wertwelt , des Lebensstils oder des Drogenverhaltens von Jugendlichen (Fend, 1987; Silbereisen , 1986; Silbereisen et al., 1986). Kohortendifferenzen kann also eine sehr unterschiedliche empirische und theoretische Bedeutung zukommen. Um solchen unterschiedlichen Perspektiven gerecht zu werden, haben Baltes, Cornelius und Nesselroade (1979) mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, wie man in der Enrwicklungspsychologie mit Kohonenunrerschieden interpretativ verfahren kann (z. B. als Fehler, als historische Verzerrung, als quantitative Variation in Häufigkeit und Rate oder als dialektischer Prozeß). Ausgehend von dieser theoretischen Analyse der Kohoneneffekte ist es üf r den Forscher ratsam, sorgfältig den logischen Stellenwert des Kohortenkonzepts zu prüfen und zu bestimmen. Denn diese theoretischen Vorarbeiten beeinflussen Paul B. Baltes 16 ------------.-------.-------.---------.---------------------------------------- sowohl das Erhebungsdesign als auch die Datenanalyse und die Interpretation von Kohortenunterschieden. Neben der Erkenntnis, daß menschliche Entwicklung in einen historischen Kontext eingebettet ist und in dieser Weise verstanden werden mu ß, haben Life-span-Forscher zunehmend auf die Bedeutung weiterer kontextueller Einflüsse hingewiesen. Geschichtlich betrachtet, entzündete sich die Diskussion um weitere kontextuelle Einflüsse am Konzept der kritischen Lebensereignisse (Bandura, 1982; Brim & Ryff, 1980; Dohrenwend & Dohrenwend, 1974; Filipp, 1981). Vor allem für das Erwachsenenalter wurde die alleinige Abhängigkeit der Entwicklung von alrersbedingten Sozialisationsfaktoren in Frage gestellt. Demgegenüber sprach man den signifikanten Lebensereignissen im Erwachsenenalter , die in ihrer Art und Abfolge vorwiegend als idiosynkratisch zu beurteilen sind, eine wichtige Rolle als Regulatoren von Veränderungen zu. Aus der Erkenntnis historisch bedingter Kohartenfaktoren und der Rolle anderer kontextueller Faktoren folgte eine intensive Beschäftigung mit metatheoretischen Fragen. Die GeburtSstunde des Konterxtualismus wurde entscheidend von Life-spanForschern mitgeprägt . In der Nachfolge von Riegel (197 3, 1(76) und einem gleichzeitig anwachsenden Interesse an marxistischem und hegelianischem Ge dankengut (Datan & Reese, 1977) wurde Entwicklung zunehmend unter einem dialektischen und kontextuellen Blickwinkel betrachtet (Dixon, 1986; Featherman & Lerner, 1985; Lerner & Kauffman, 1985). Die damit verbundene metatheoretische Argumentation geht in ihrer radikalsten Ausprägung (Gergen , 1980) so weit, daß sie die Möglichkeit einer universalen Ontogenese prinzipiell in Frage stellt. So argumentiert Gergen, daß die psychologische Ontogenese für jeden Geburtenjahrgang und jedes kulturelle Umfeld neu entstehe. Inzwischen hat diese radikale Sichtweise gemäßigten und auch differenzierteren Positionen Platz gemacht (Brandstädter, 1987; Dannefer, 1984; Featherman & Lerner, 1985; Lerner & Kauffman, 1985). Es sollte hier jedoch festgehalten werden, daß das metatheoretische Argument des Kontextualismus - so wie es aus der Lebensspannen-Perspeklive hervorgegangen ist nicht einfach mit dem ökologischen Ansatz gleichzusetzen ist, der in anderen Bereichen der Entwicklungspsychologie offenkundig wird. So kann man zwar sicher sagen, daß beispielsweise Bronfenbrenner (1977) auf die Betrachtung des Kontexts Wen legt, doch entspricht seine Konzeptualisierung des Kontexts nicht in vollem Umfang den metatheoretischen Prinzipien, die für den Life-span-Kontexruallsmus charakteristisch sind. Im Life-span-Kontextualismus wird zum Beispiel Entwicklung im Rahmen eines, wie Lerner und Kauffmann (1985) es nennen, dynamischen und probabilistischen Interaktionismus hetrachtet. Die Verwendung gleicher Begriffe (Kontext) bedeutet also keineswegs, daß auch die gleiche Metatheorie dahintersteht ; dies wurde in der Diskussion zwischen Kendler (1986) und Lerner und Kauffrnann (1985, 1986) sehr schön deutlich. Eine Taxonomie von Entwick/ungseinflüssen Die vorangegangene Erörterung der interindividuellen Variabilität, der Kohortencffekte und anderer kontextueller Entwicklungsfakt üren hat den Bedarf für eine neue Konzeptualisierung von Entwicklungseinflüssen deutlich werden lassen. Pluralität und Komplexität von Entwicklungsphänomenen sU(hen ihre Entsprechung in einer gewissen Pluralität und Komplexität der Entwicklungsfaktoren. >, ~ ~~ .-----./ I t :I I I )" --.-.---- - __ .... _ zlTr _ n .. " _h•••••__u __ ._ Abbzldung 4 Darstellung der drei wichtigsten Einflußsysteme auf die lebenslange Entwicklung: alrersbezogene, kul turwandel bezogene und nicht-normative. Das sich entwickelnde Individuum reagiert auf und handelt innerhalb diest:C Einflußsysteme (nach Balres, Cornelius & Nessclroade, 1979). In der Absicht, die Vielzahl und Komplexität möglicher Entwicklungseinflüsse für heuristische Zwecke zu systematisieren, wurde ein Dreifaktorenmodell vorgeschlagen (Bahes, Cornelius & Nesselroade, 1979; Baltes, Reese & Lipsitt, 1980). Dieses in Abbildung 4 veranschaulichte Modell enthält drei verschiedene Einflüsse, mit denen sich das Individuum im Laufe seiner Entwicklung auseinandersetzen muß (das heißt, daß es sie verarbeiten, darauf reagieren und damit umgehen mu ß): altersbedingte Einflüsse, geschichtlich bedingte Einflüsse und nicht-normative Einflüsse. Diese drei Einflußfaktoren sind während der gesamten Lebenszeit wirksam: ihre Wirkungen akkumulieren sich über die Emwicklungspsychologie der Lebensspanne Zeit hinweg und sind in ihrer dynamischen Wechselwirkung für die Ausgestaltung von Lebensverläufen verantwortlich. Altenbedingte EinflüSJe wurden traditionell von den meisten Kinderpsychologen und Gerontologen als primärer Entwicklungseinfluß bestimmt . Als altersbedingt bezeichnet man solche biologischen und umwelt bezogenen Determinanten, die (a) in engem Zusammenhang mit dem chronologischen Alter stehen und deshalb in ihrer zeitlichen Abfolge (Anfang, Dauer) gut vorhersagbar sind und (b) für die meisten Individuen ähnliche Einflußrichtungen aufweisen. Biologische Reifung und altersgestufte Sozialisationsereignisse sind Beispiele für solche altersbedingten Einflüsse. Geschichtlich bedingte Einflüsse umfassen zwar auch biologische und umweltbezogene Faktoren, doch sind sie in Abhängigkeit von der historischen Zeit zu sehen (Eider, 1985; Mayer, 1986; McCluskey & Reese, 1984; Neugarten & Datan, 1973; Riley, 1985). Sie stecken den weiteren evolutionären und bio-kulturellen Kontext ab, in dem sich Individuen entwickeln. Wahrscheinlich kann man von zwei Arten historisch bedingter Einflüsse ausgehen: solchen, die längerfristige Entwicklungen repräsentieren (zum Beispiel in Richtung auf die Moderne) und anderen, die eher periodenspezifisch sind (zum Beispiel Kriege). Nzcht-normative Einflüsse setzen sich ebenfalls aus biologischen und umweltbezogenen Faktoren zu sammen (Bandura, 1982; Callahan & McCluskey, 1983; Filipp, 1981). Für diese Einflüsse ist jedoch besonders charakteristisch, daß sich die spezifischen Kennzeichen ihres Auftretens, ihres Auftretensmusters sowie ihrer Abfolge kaum auf viele Individuen anwenden lassen. Nichtnormative Einflüsse folgen keinem generellen und vorhersagbaren Verlauf und sind - was die ontogenetischen und historischen Zeitaspekte in der Entwicklung anbelangt nur lose auf diese zu beziehen. Dieses Dreifaktorenmodell könnte in mehrfacher Hinsicht leicht mißverstanden werden. Erstens könnte der Eindruck entstehen, daß die Taxonomie der Einflußsysteme eine Theorie von entwicklungspsychologischen Prozessen und Wirkungsmechanismen darstellt. Dem ist nicht so. Im Gegenteil, es ist eine für die künftige Forschung drängende Frage, wie die Wirkungsweise und die Entwicklungspfade der verschiedenen Einflußsysteme expliziert werden können und, ferner, ob dies durch bereits bekannte Entwicklungsmechanismen erreichbar ist. Zweitens könnte der Eindruck entstehen, daß das Dreifaktorenmodell ein statisches ist. Doch ist das Modell ganz im Gegenteil gerade so angelegt, daß es die zeitliche Dynamik der Entwicklungssysteme (die Systeme ]7 selbst sind nicht invariant) hervorhebt und der Tatsache Rechnung trägt, daß zu einem bestimmten Entwicklungszeitpunkt die sich gemeinsam entwickelnden Individuen (zum Beispiel Großeltern, Eltern und Kinder; Tinsley & Parke, 1984) jeweils an unterschiedlichen Abschnitten eines Gesamt systems an Entwicklungseinfl üssen partizipieren. Drittens könnte der Eindruck entstehen, daß das Modell sich eher auf die normative, durchschnittliche Entwicklung als auf interindividuelle Unterschiede in der Entwicklung bezieht. Es mu ß daher betont werden, daß es innerhalb jedes der genannten Einflußsysteme interindividuelle Unterschiede gibt. In einer Debatte mit Dannefer (1984) haben Baltes und Nesselroade (1984) zum Beispiel darauf hingewiesen , daß makrostrukturelle Stratifikationsprozesse (im Zusammenhang mit Geschlecht, sozialer Schicht, ethnischer Zugehörigkeit usw.) verbunden sind mit klar abgrenz baren , individuellen Unterschieden in Beeinflussungsmustern , die durch altersbedingte, geschichtlich bedingte und nichtnormative Faktoren gebildet werden. Einige der beschriebenen Einflußgrößen , speziell die altersbedingten, wirken allerdings stärker als andere in Richtung auf eine interindividuclle Ähnlichkeit in den Entwicklungsrichtungen. Die altersbedingten Einflußgrößen bilden auch die Grundbestandteile jcner klassischen ontogenetischen Theorien, die ihre Erklärungsansätze vorwiegend an der physischen Reifung und der altersbezogenen Sozialisation ausrichten. Die Beispiele hierfür sind Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung oder Freuds Theorie der psychosexuellen Entwicklung. Geschichtlich bedingte Faktoren erhöhen die Variabilität der menschlichen Entwicklung, da sich die historischen Veränderungen des Entwicklungskontexts unterschiedlich stark auf den Lebensverlauf auswirken. Die nichtnormativen Einflüsse schließlich bringen die Individualität oder Idiosynkrasie menschlicher Entwicklung am deutlichsten zum Vorschein. Zusammenfassend läßr sich also sagen, daß Life spanForscher nach komplexen und pluralistischen Erklärungen für die menschliche Entwicklung suchen. Innerhalb der Argumentationskette, wonach die menschliche Entwicklung höchst variabel verläuft und in einen geschichtlichen Kontext eingebettet ist, stimmen die Life-spanWissenschaftler auch mit anderen Entwicklungspsychologen in dem Argument überein, daß die einzelnen Lebensläufe durch kontextuelle Faktoren und deren jeweils einzigartiger Einflußkom bin at ion ausgestaltet werden. Allerdings haben manche Life-span-Forscher (z. B. Dixon, 1986; Lerner & Kauffman, 1985) nicht bloß den theoretischen Stellenwert der kontextuellen Bedin gungen anerkannt. Sie sind darüber hinausgegangen 18 Paul B. Baltes und haben sich energisch dafür eingesetzt, daß zumindest eine Version des Kontextualismus-Paradigmas als zentraler metatheoretischer Zugang zu bestimmen sei, an dem sich die adäquate Untersuchung der menschlichen Entwicklung ausrichten könnte. Es ist Bestandteil des Kontextualismus, daß Entwicklung immer probabilistisch zu verstehen ist. Multidisziplinäre En twickl ungskonzeptionen Die Vielzahl der Einflüsse, die auf die Genese, Richtung und Variabilität lebenslanger Entwicklung einwirken, macht verständlich, daß die Life-span-Wissenschaftler jeden einzeldisziplinären Erklärungsansatz für unvollständig halten. Die Ursprünge und Mechanismen altersbedingter, geschichtlich bedingter und nicht-normativer Einflüsse sind im Rahmen einer einzigen wissenschaftlichen Disziplin, wie etwa der Psychologie, nicht zu erfassen. Geschichtlich bedingte Einflüsse zum Beispiel sind in psychologische Konzepte und Methodologien nur schwer einzu beziehen. Eine detaillierte Darstellung der Konzeption, aus der die multidisziplinären Verbindungen bei der Erforschung lebenslanger Entwicklung hervorgehen (vg 1. Featherman, 1983; Hetherington et al., 1988), wü rde weit über den Rahmen dieses Beitrags hinausgehen. Es sollen jedoch einige Gründe kurz erläutert werden, die den hohen Stellenwert eines multidisziplinären Zugangs verständlich machen. Erstens trägt eine multidisziplinäre Perspektive zur Aufdeckung der Lücken jeder einzeldisziplinären Entwicklungs- . theorie bei. Psychologen zum Beispiel untersuchen Berufsinteressen und Karriereverläufe als personenzentrierte Phänomene; für dieselben U ntersuchungsgegenstände betonen dagegen Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler den Einfluß der sozialen Stratifikation und die Bedingungen des Arbeitsmarkts. In ähnlicher Weise untersuchen Psychologen Eltern Kind-Beziehungen im Rahmen einer eher universalistis ch anmutenden Sozialisationsperspektive , wäh rend Soziologen bei der Definition von Familienstruktur und -funktion die Rolle des historischen Wandels einschließlich seiner Auswirkungen auf die Haushaltsstruktur und das erzieherische Verhalten un terstreichen. Zum zweiten bedeutet die in der Life -span-Perspektive multidisziplinär angelegte Forschung jedoch mehr als nur die Feststellung der Unvollkommenheit der eigenen Disziplin und der Stärken anderer Disziplinen. Die Forderung nach einer multidisziplinären Forschung eröffnet vielmehr auch die Möglichkeit, die multidisziplinäre Integration des Wissens voran- zutreiben und sie der separatistischen Differenzie rung des disziplinspezifischen Wissens gegenüberzustellen. Die Lebensspannen-Forschung bietet in diesem Sinne ein besonders geeignetes Forum für disziplinübergreifende , integrative und differenzierende Anstrengungen. Das von einem Komitee des U. S. Social Science Research Council herausgegebene Buch über multidisziplinäre Perspektiven der Lebenslaufforschung enthält hierzu eine Reihe von fruchtbaren Beiträgen und Anregungen für neue disziplinübergreifende Forschungsprogramme (Sc,tlfensen, Weinert & Sherrod, 1986). In ähnlicher Weise zeigt Petersen (1988; siehe auch Silbereisen, 1986 und Silbereisen et al. , 1986) in dem ersten Annual Review Sammelreferat über das Jugendalter, wie eine Lebensspannen-Perspektive die psychologische Jugendforschung zu neuen interdisziplinären Sichtweisen drängt. Summary Life -span developmental psychology involves the srudy of constancy and change in behavior throughout the life course. One aspect of life-span work has been the advancement of a more general, metatheoretical view on the nature of development. The family of theoretical perspectives associated with this metatheoretical view of life -span developmental psychology includes the recognition of multidirectionality in ontogenetic change; consideration of both ageconnected and disconnected developmental factors; a focus on the dynamic and continuous interplay between growth (gain) and decline (Ioss); emphasis on historical embeddedness and other structural conrextual factors; and the study of the range of plasticity in development. Application of the family of perspectives associated with life-span developmental psychology is illustrated for the domain of intellectual development. Two recently emerging perspectives of the family of beliefs are given particular attention. The first proposition is methodological and suggests that plasticity can best be studied by a research strategy called testing-the-limits. The second proposition is theoretical and proffers that any developmental change inlcudes the joint occurrence of gain (growth) and loss (decline) in adaptive capacity . Literatur Baltes, M. M. (1987). Erfolgreiches Altern als Ausdruck von Verhaltcnskompetenz und Umweltqualit ät. In C. Niemitz (Hrsg.), Der Menrch im Zusammenspiel von Anlage und Umwelt (S. 353- 3 7 6). Frankfurt : Suhrkamp. bltwlcklungspsichologle der Lebensspanne 1 9 -----------.Baltes, M. M . & Kindermann, T. (1985). Die Bedeutung der Plastizität für die klinische Beurteilung des Leistungsverhaltens im Alter. In D. Bent<:" , H. Coper & S. Kanowksi (Hrsg.), Hirnorganische Psychosyndrome im Alter: Val. 2. !VIethoden zur Objektivierung pharmakotherapeutischer Wirkung (S. 171-184). Berlin: Springer Verlag. Baltes, P. B. (1968). Longitudinal and cross-sectional sequences in the study of age and generation effeets. Human Development, ]], 145-171. Baltes, P. B. (1983). 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