1 JHS2012 2 - Jesuiten weltweit
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1 JHS2012 2 - Jesuiten weltweit
Pfingsten 2012 SYRIEN INDONESIEN Jesuiten helfen Schweizer Update für Flüchtlingsfamilien Ausbildung bei ATMI JESUITENMISSION AKTUELL CPA filmt weiter Ewige Gelübde Vor zehn Jahren, im Juni 2002, hat Pater Ruedi Hofmann SJ die Casa de Produção Audiovisual (CPA) in Ost-Timor gegründet. Bis zu seinem frühen Tod 2008 war er Leiter, Drehbuchschreiber, Regisseur, Filmer, Tonmeister und vieles mehr in einer Person. So konnte er ein Team aufbauen, das heute ein beachtliches Niveau erreicht hat. Ein Film für Jugendliche, produziert von CPA, wird im Juni 2012 im Rahmen des bekannten internationalen Festivals «Prix Jeunesse» in München gezeigt werden. Zwei Personen aus Dili sind dazu eingeladen, um mit KollegInnen relevante Erfahrungen auszutauschen und die Situation von Ost-Timor zu erklären. Im Gedenken an Ruedi Hofmann SJ und zur Feier des Jubiläums will das Team in eigener Regie einen Film über ein Kinderschicksal während der indonesischen Besetzung realisieren. Es ist eine authentische Geschichte aus der Zeit um 1979. Ihre Spenden für das Werk von Ruedi Hofmann tragen auch heute noch Früchte. Zum Jubiläum von CPA wird Toni Kurmann SJ nach Ost-Timor reisen und im Weihnachtsheft ausführlich berichten. Am Samstag, dem 28. April 2012 hat Pater Andreas Schalbetter SJ in der Kiche SacréCœur in Basel die letzten Gelübde abgelegt und ist damit endgültig in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Mitbrüder begleiteten Andreas Schalbetter bei diesem Schritt. Provinzial Pierre Emonet SJ lud die Anwesenden zu Beginn der Feier ein, Zeugen zu sein für die Entscheidung, die Andreas getroffen habe, ganz für Jesus Christus zu leben. In seiner Predigt zu einer Perikope aus dem Johannes-Evangelium entfaltet Emonet dieses Wort eindrücklich anhand der Einheit von Vater und Sohn. Die Kollekte, die erbeten wurde, wollte Andreas Schalbetter einem Projekt der Jesuitenmission gewidmet wissen. Unser Weihnachtsbericht 2011 über die Geigenkinder von Kalimpong am Fusse des Himalaya war ihm in Erinnerung geblieben. Wie ermutigend es ist, ein besonderes Instrument zu spielen, konnte sich der Walliser Jesuit gut vorstellen. Wir freuen uns über diese Verbundenheit und danken allen Spenderinnen und Spendern herzlich für ihre Gabe. Möchten Sie einen noch aktuelleren Einblick in die Tätigkeit der Jesuitenmission? Unser elektronischer Newsletter hält Sie regelmässig auf dem Laufenden. Schicken Sie einfach Ihre E-MailAdresse an: [email protected] Editorial Liebe Freundinnen und Freunde unserer Missionare und unserer Partner weltweit! Zum letzten Mal schreibt hier jemand anders als Toni Kurmann SJ. Ende Mai kommt er aus dem Terziat zurück. Begrüssen Sie ihn beim Willkommensfest! Die Einladung steht auf der Rückseite. Hören, verstehen und in Worte fassen, das sind meine Aufgaben als Kommunikationsfrau in der Jesui- tenmission. Die verschiedensten Menschen aus aller Welt begegnen mir bei dieser Arbeit. Die Fülle fasziniert ebenso wie der rote Faden, der all diese Begegnungen verknüpft. Ein jesuitisches Netzwerk umspannt die Welt und verbindet auf ganz eigene Weise. Ich hoffe, dass es in unserem Magazin immer wieder gelingt, Ihnen ein Stück dieser Begeisterung zu vermitteln, sodass daraus Freundschaft wachsen kann. In diesem Heft teilt der Pilger Christian Rutishauser SJ mit Ihnen seine Sorge um Syrien, das unsere Kollegin aus Deutschland gerade besucht hat. Einmal mehr können wir hier über das Netzwerk der Jesuiten auf direktem Weg helfen. Soni und Hari von ATMI teilen uns ihre Erfahrungen in der Schweiz mit und was sie davon mit nach Hause nehmen möchten für die technische Schule der Jesuiten in Indonesien. Ums Sehen, aber auch ums Hören geht es im Bericht über meinen Besuch bei den jungen Jesuiten in Genf. Und in der Heftmitte finden Sie unseren herzichen Dank für all das, was Sie im letzten Jahr möglich gemacht haben. Ihre Andrea Zwicknagl Öffentlichkeitsarbeit 2 3 SYRIEN «Wir haben alles verloren» Jesuiten helfen Flüchtlingen in Syrien und Jordanien In Syrien leben Jesuiten in Damaskus, Aleppo und im umkämpften Homs. Judith Behnen von der deutschen Jesuitenmission und Peter Balleis SJ, der internationale Direktor des Flüchtlingsdienstes JRS, Die Augen des jungen Mannes flackern. Unruhig wandert sein Blick zwischen dem Fernseher und den Besuchern hin und her. Pausenlos sendet der saudi-arabische Sender al-Arabiya Bilder aus Syrien: Amateuraufnahmen von brennenden Häusern, Strassenkämpfen, Verwundeten, Leichenzügen, die zu Kundgebungen werden. Es sind grausame Bilder, die Leid, Tod, Zerstörung und Gewalt zeigen. Mahmoud* greift zur Fernbedienung und schaltet zum syrischen Staatssender: Friedliche Demonstranten schwenken die Landesflagge und halten Plakate mit dem Bild des syrischen Präsidenten Baschar alAssad. Es ist, als sähe man zwei ganz verschiedene Länder. Mahmoud schaltet wieder zurück, stellt den Ton leiser. Seine Frau Azra bringt frisch gekochten Tee. Mahmoud reicht das Tablett herum und vergewissert sich, dass alle bequem auf den Matratzen und Kissen sitzen, mit denen das karge, kleine Zimmer ausgelegt ist. Das eigene Leben, ein ganzes Land Mahmoud und Azra haben ihre Gesichter verhüllt. Sie wollen sich nicht zu erkennen geben. Es könnte gefährlich sein. Sie sind mit ihren beiden Kindern Layla und Mustafa aus dem umkämpften Homs geflohen. In Jordaniens Hauptstadt Amman hat die Familie Zuflucht gefunden. Man sei sehr freundlich zu ihnen, erzählen sie und hoffen doch sobald wie möglich wieder nach Hause zu können. haben das Land besucht. Wie so oft stellt die Lage sich vor Ort anders dar als in den Schweizer Medienberichten. Die beiden haben eine beeindruckende Hilfsbereitschaft und Solidarität erlebt. mag zerbrechen, die Gebote der Gastfreundschaft bleiben bestehen und werden mit selbstverständlicher Herzlichkeit befolgt. Mahmoud und Azra sind mit ihren beiden Kindern aus der bitter umkämpften syrischen Stadt Homs geflohen. «Früher waren wir eine Nation», sagt Mahmoud, «aber jetzt sind wir gespalten.» Seit November habe es jeden Freitag Demonstrationen im Zentrum von Homs gegeben. Die Regierung habe Strassen abgesperrt und alle eingekesselt. «Ich habe gesehen, wie sie Demonstranten erschossen», sagt Mahmoud. Die junge Familie wohnte in einem Viertel, das von der Regierung kontrolliert wurde. «Als Soldaten begannen, an die Männer im Viertel Waffen zu verteilen, um gegen die Aufständischen zu kämpfen, war uns klar: Wir müssen hier raus!» Azra zieht ihre beiden Kinder an sich, die fast zweijährige Layla und den fünfjährigen Mustafa. «In Homs hatten wir Angst um sie», sagt sie mit ihrem sympathisch pausbäckigen Lächeln. Man habe immer wieder gehört, dass Kinder entführt würden, um Lösegeld zu erpressen. «Wir haben dann den Bus nach Jordanien genommen. Als wir geflohen sind, konnte man noch legal über die Grenze.» Jetzt lebt die Familie in einer kleinen Wohnung in der jordanischen Hauptstadt Amman. «Die Jordanier sind sehr freundlich zu uns», betont Azra. «Aber das Leben ist schwierig. Unser Geld ist aufgebraucht, und eine Arbeit zu finden, ist nicht leicht. Wir hoffen, dass wir bald wieder zurück nach Hause können.» Flüchtlinge helfen Flüchtlingen Nuna lächelt: «Diese Hoffnung hatte ich damals auch!» Die resolute, mütterlich wirkende Frau ist vor sieben Jahren aus dem Irak nach Jordanien geflohen. Sie arbeitet für den Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS), der seit 2008 in Jordanien und Syrien vor allem irakische Flüchtlinge betreut und jetzt die bestehenden Strukturen nutzt und ausbaut, um Familien zu SYRIEN helfen, die aus Syrien fliehen. Gemeinsam mit anderen JRS-Mitarbeitern besucht Nuna Flüchtlingsfamilien, stellt den ersten Kontakt her, erwirkt Lebensmittelhilfen oder Mietzuschüsse, lädt zu Gruppen und Bildungsangeboten ein, die der JRS organisiert. «Die Familien vertrauen mir», sagt Nuna. «Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, fliehen zu müssen.» Mahmoud begleitet Nuna zu Landsleuten, die erst vor kurzem aus Homs gekommen sind. Ein blasses, schmales 15-jähriges Mädchen erzählt, dass es mit anderen gezwungen worden sei, als menschliches Schutzschild vor einem Panzer herzulaufen. Ein Mann berichtet von seinem frisch verheirateten Bruder, der im Gefängnis so misshandelt worden sei, dass er keine Kinder mehr zeugen könne. Alle erzählen von zerstörten und ausgebrannten Häusern, von Bombardierungen und Mörserfeuer: «Unsere Kinder hatten Albträume und konnten nicht mehr schlafen.» Hunderttausend syrische Flüchtlinge Wie viele Syrer im Nachbarland Jordanien Schutz suchen, ist unklar, man schätzt an die 100 000. Die meisten lassen sich aus Furcht oder Unwissenheit nicht offiziell als Flüchtlinge registrieren. In Irbid nahe der syrischen Grenze haben die Behörden ein provisorisches Auffanglager eingerichtet. Zwei alte Schulgebäude, Container und Zelte sind ausgelegt für 400 Menschen. Mit mehr als 1400 Flüchtlingen, davon 600 Kinder, ist das Lager mittlerweile heillos überfüllt: Matratzen und Decken liegen im Freien, Etagenbetten stehen in fensterlosen Kellern. Das kleine Königreich Jordanien hat in der Vergangenheit immer wieder Flüchtlinge aufgenommen: Armenier, Palästinenser, Iraker, Sudanesen, Somalier. Und jetzt Syrer. Im Auffanglager bleiben die Flüchtlinge manchmal wenige Stunden, manchmal mehrere Monate. Nur gegen Kaution kommt man raus. Karim hat gerade einen Neffen ausgelöst, der in der Nacht zuvor über die Grenze gekommen ist. «Das geht mittlerweile nur noch illegal und über Schleichwege zu Fuss», erzählt er. Karim und seine Familie sind aus Daraa geflohen. «Ich hatte ein Geschäft auf dem Markt. Der Markt wurde geschlossen und mein Laden brannte aus.» Seine jüngste Tochter wurde vor zwei Wochen in Irbid geboren. Seine Frau und er haben sie Shuruk genannt, Sonnenaufgang. «Hier in Jordanien werden wir gut behandelt. Besser als zu Hause. Ihr müsst denen in Syrien helfen.» Mit dem Taxi nach Damaskus «Sie haben ein Visum für Syrien?», fragt der jordanische Taxifahrer und lässt sich die Pässe zeigen. Ob der Weg von Amman nach Damaskus gefährlich sei? Er lacht: «Ich fahre jeden Tag über die Grenze. Kein Problem.» Der Übergang wirkt wie ausgestorben. Befragungen zum Zweck des Besuchs, Gepäckkontrolle. Wir werden durchgewinkt. Einige Kilometer später eine zerstörte Brücke, vorbeifahrende Militärlaster, einige Kontrollposten. Ansonsten grüne Felder, landwirtschaftliche Flächen, vorbeiziehende Dörfer – ein überraschender Eindruck von Normalität. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition beschränken sich auf einzelne Regionen. In weiten Teilen Syriens ist es nach wie vor möglich, überhaupt nichts von Demonstrationen, Gewalt und Zerstörung zu bemerken. In den Stadtzentren von Damaskus und Aleppo scheint das Alltagsleben seinen gewohnten Gang zu gehen. Nur Touristen und Ausländer fehlen, Hotels und Firmen schliessen, die Arbeitslosigkeit steigt, auf Strom und Wasser muss jeder zwei Stunden pro Tag verzichten, viele Lebensmittel werden teurer. Und unter der Oberfläche ist bei allen die LINKS : Die Menschen, die ihre Städte verlassen mussten, berichten zuhauf von solchen ausgebrannten Häusern. Zuflucht Jordanien: Eine Strasse in Amman, in der viele Flüchtlinge leben. RECHTS : Die irakischen Flüchtlingsfamilien haben Angst, dass der Krieg sie nun in Syrien einholt. Junge Freiwillige organisieren mit den syrischen Jesuiten Hilfsmittel für die Vertriebenen. 4 5 Anspannung zu spüren, die Sorge um das eigene Leben, Furcht vor einer Eskalation des Konflikts, Zorn und Hilflosigkeit, Angst vor einer unsicheren Zukunft. Das Trauma beginnt von Neuem Der Flüchtlingsdienst der Jesuiten arbeitet in Damaskus und Aleppo wie in Jordanien. Eine Million irakische Flüchtlinge, viele von ihnen Christen, haben in Syrien eine zweite Heimat gefunden. Eine sichere, wie sie glaubten. «Mein Mann und mein Sohn wurden im Irak getötet», erzählt Fadia. «Als ich mit meinen Töchtern nach Syrien kam, habe ich gestaunt: Es gab Strom und Wasser, die Kinder konnten draussen spielen, man konnte abends auf die Strasse. Aber jetzt habe ich Angst. Wenn es genauso wird wie im Irak, wo sollen wir hin?» Die Menschen erleben Retraumatisierungen, sie fühlen sich in einer ausweglosen Falle – verfolgt vom Krieg. Aus den zerstörten Orten Homs, Hama, Daraa und Idlib sowie aus den umkämpften Gebieten fliehen Menschen in die Nachbarländer. Die meisten – eine geschätzte halbe Million – bleiben jedoch im eigenen Land als Vertriebene. Seit dem 24. Februar kann Hala nicht mehr aufhören zu weinen. Ihre Augen sind geschwol- len, in der schwarzen Trauerkleidung wirkt sie hager und zerbrechlich. Ihr 30-jähriger Sohn wurde vor ihrem Haus in der Nähe von Homs von einem Heckenschützen erschossen. «Er hat als Ingenieur in Damaskus gearbeitet, er war nur kurz zu Besuch», sagt Hala. Ein Onkel des Getöteten ergreift das Wort: «Versteht endlich, dass das keine Kämpfer für Demokratie und Freiheit sind. Ihr Schlachtruf ist: Alawiten ins Grab, Christen nach Beirut. Uns syrische Christen wollen sie alle vertreiben.» Eine erhitzte politische Diskussion folgt. Rund zwanzig Familienmitglieder teilen sich die Wohnung in Damaskus, ihre Häuser in der Nähe von Homs sind ausgebrannt, sie haben alles verloren. Jesuiten knüpfen Netzwerke der Hilfe Die Christen in Syrien sind eine kleine Minderheit. Einige von ihnen sind überzeugt, dass nur Präsident Assad ihre Sicherheit garantieren kann. Religion für politische Zwecke und Allianzen zu missbrauchen, ist eine Versuchung für alle Seiten in diesem Konflikt. Es gibt aber auch viele Beispiele religionsübergreifender Hilfsbereitschaft. Rund ein Dutzend syrische Jesuiten leben noch in Damaskus, Aleppo und Homs. Einer von ihnen trifft sich gerade mit Freiwilligen – junge Christen und Muslime, Männer und Frauen. Die meisten haben studiert, sie lieben ihr Land und wollen den Flüchtlingen helfen. Sie haben ein Netzwerk aufgebaut, über das sie Kochutensilien, Matratzen, Lebensmittel und Babynahrung verteilen. Sie verhandeln mit Vermietern, organisieren Betreuung und Unterricht für die Kinder. Internationale Hilfswerke haben grosse Schwierigkeiten, direkt in Syrien zu arbeiten. Die lokalen und informellen Freiwilligen-Netzwerke der Jesuiten erreichen Hunderte von Familien. «In Homs sind ganze Viertel total zerstört und menschenleer», erzählt einer der Jesuiten, der dort lebt. «Unser Haus ist noch halbwegs sicher. Wir haben dort Flüchtlinge aufgenommen. Gemeinsam, Christen und Muslime, haben wir die Ostermesse gefeiert. Auch ein Imam war darunter.» Auferstehung statt Zerstörung, Frieden statt Gewalt. Die Jesuiten in Syrien und mit ihnen viele andere halten an dieser Hoffnung fest. Und sie werden sich weiterhin dafür einsetzen. Auch wenn es gefährlich ist. Judith Behnen * Alle Namen von Flüchtlingen geändert. SYRIEN «Direkte Verbundenheit ist wichtig!» Pater Christian Rutishausers Pilgerweg führte durch Syrien P. Rutishauser, Sie haben im November als Pilger zu Fuss nach Jerusalem Syrien durchquert. Schon damals war die Lage kritisch, wie schätzen Sie sie heute ein? Die Situation hat sich sicher verschärft. Ich habe Sorge, dass die Gesellschaftsordnung im Land zusammenbricht. Der Informationsfluss funktioniert nicht, weil keiner mehr dem anderen traut. Ich kann heute die Entwicklung nur noch über die Medien verfolgen. Ob Schweizer Zeitung, saudi-arabisches oder syrisches Fernsehen – es gibt immer ein anderes Bild. Als Pilger konnte ich den Menschen direkt begegnen. Damals habe ich den Konflikt regional wahrgenommen. Es war zunächst ruhig. Man hörte von Zusammenstössen, erlebte sie aber nicht. Erst als wir in die Orontes-Ebene kamen, änderte sich die Atmosphäre. Man fühlte sich wie in einem anderen Land: Abriegelungen, engmaschige Kontrolle, Begleitung durch den Geheimdienst. Wir durften aus politischen Gründen nirgends sagen, dass wir nach Jerusalem unterwegs waren. Dennoch fragte jeder. So wurden wir als Touristen wahrgenommen, obwohl niemand mehr an Tourismus dachte. Wer bist du, Freund oder Feind, war stets die Frage. Unterwegs zu Fuss, als Pilger, für den Frieden, kommt man einem Land auf eigene Weise nahe. Was bedeutet Ihnen Syrien? Seit ich zurück bin, verfolge ich die Nachrichten aus keinem anderen Land so intensiv wie die aus Syrien. Wir haben die Gesichter der Menschen gesehen, die direkt betroffen sind. Sie begleiten mich. Auch fasziniert mich die Differenziertheit der arabischen Welt, wie sie sich in Syrien zeigt: Alewiten, Christen, Muslime, Kurden etc. Ich will die Komplexität verstehen, nicht einfach nur westliche Klischees nachplappern. Auf welche Weise konnte Ihr Pilgern durch diese gefährliche Gegend wirklich zum Frieden beitragen? Religiöses Handeln ist immer symbolisch. Das Zeichen, das ausstrahlt und inspiriert, hat seine eigene Kraft. Ich habe grosses Vertrauen, dass unser Pilgern auf verschiedenen Ebenen wirkt. Mehr als man kon- trennt. Das ergibt eine unheimliche Nähe und Verfremdung zugleich. Paolo gilt als regimekritisch, aber er verurteilt nicht. Er ist interessiert an einem Frieden, bei dem sich alle wieder in die Augen sehen und miteinander Zukunft gestalten können. Echt jesuitisch! Christian Rutishauser SJ, Bildungsleiter im Lassalle-Haus und ab Juli Schweizer Provinzial kret messen kann. Dennoch gab es auch Fassbares: Die Hoffnung, die aus den Begegnungen im Land erwuchs, die Botschaft, die wir heute in den Vorträgen weitergeben, die Medienberichte über unser Ankommen in Jerusalem, die Friedenskonferenz. Wir fanden in Israel Gehör, weil wir es gewagt haben, durch Syrien zu laufen. Wir hatten eine andere Geschichte zu erzählen, als die von Konflikt und Feindschaft. Sie haben P. Paolo dall’Oglio SJ im Kloster Mar Musa getroffen, der sich sehr für den Frieden einsetzt. Was kam Ihnen entgegen? Das Treffen mit Paolo hat mich berührt. Wir haben mehrere Stunden nahe und mitbrüderlich miteinander gesprochen. Uns verbindet das gleiche Grundanliegen. Wie wir im Lassalle-Haus, versucht er den Dialog der Religionen aus einer spirituellen Quelle heraus zu gestalten. Nur sind seine Voraussetzungen ganz anders. Er versucht die Begegnung mit dem Islam, in einem monastischen Kontext – wie das in die arabische Wüste passt –, unter einem totalitären Regime im politischen Ausnahmezustand. Wir sind konfrontiert mit einer durchrationalisierten, spätmodernen Zivilgesellschaft, die Religion und Politik Was bedeutet Ihnen als zukünftigem Schweizer Provinzial die internationale Solidaritätsarbeit ihres Ordens und der Jesuitenmission? Bei freien Fürbitten im Gottesdienst kommt zurzeit Syrien immer zuerst. Wir haben den Konflikt miterlebt. Direkte Verbundenheit ist so wichtig. Mich hat die internationale Arbeit der Jesuiten stets fasziniert, ihre Katholizität im Sinne einer globalen Gemeinschaft. Mein Interesse gilt vor allem dem Judentum und dem Vorderen Orient. Dazu habe ich studiert, hier arbeite ich mit, in Israel/Palästina habe ich gelebt und initiiere Bildungsarbeit in der Schweiz dazu. Ich freue mich, als Provinzial auf neue Länder zuzugehen. Bis jetzt habe ich mir gesagt: «Christian, du hast nur ein Leben. Bei Nachrichten und Zeitungen konzentrierst du dich auf eine Region.» Man muss sich entscheiden, wofür man die Zeit der Nachrichten einsetzt, sonst informiert man sich über alles und engagiert sich nirgends. Das kann es nicht sein. Worin sehen Sie die Stärke des jesuitischen Netzwerks? Unsere Mitbrüder sind oft Landsleute. Sie leben seit Jahrzehnten in der Region. Sie müssen sich nicht wie andere Hilfsorganisationen erst einfinden, wenn ein Konflikt beginnt. Und sie sind nicht Herr Müller von nebenan, sondern haben bereits eine öffentliche Rolle, in Schulen, in der Pfarreiarbeit oder im sozialen Engagement. Jesuiten sind vernetzt, können die Situation beurteilen, Informationen empfangen und weiterleiten. Wir waren z. B. drei Wochen bei der Kommunität in Amman. Da gab es täglich Gäste, eine tolle Plattform für Vernetzung. So funktioniert unsere Arbeit an vielen Stellen, und wir können mit Kompetenz vor Ort helfen. Interview: Andrea Zwicknagl 6 7 Unsere Spendenbitte für Syrien Ein überwältigendes Zeichen für Frieden und Solidarität Licht im Dunkel Bassam auf dem Bild hält den Sonnenaufgang im Arm. Shuruk, so heisst das kleine Mädchen, das im März im jordanischen Irbid geboren wurde und nun im Kreise der Geschwisterkinder gehätschelt wird. Der Vater Karim ist mit seiner Familie aus Daraa in Syrien geflohen. Sein Geschäft auf dem Markt war ausgebrannt, der Markt geschlossen. Karim sah kein Auskommen mehr und hatte Sorge um die Sicherheit seiner Kinder. «In Jordanien», sagt er, «werden wir gut behandelt», und fordert dringlich: «Ihr müsst den Leuten in Syrien helfen!» 35 Kilo Hoffnung Etwa 35 Kilogramm wiegt ein Lebensmittelpaket, das die freiwilligen Helferinnen und Helfer in Damaskus, Aleppo und Homs für Flüchtlinge zusammenstellen: Reis, Bulgur, Bohnen, Datteln, Tee, Zucker, Konserven und bei Bedarf Babynahrung. Es sind Grundnahrungsmittel, mit denen syrische Familien, die durch den Konflikt vertrieben wurden und alles verloren haben, einen Monat über die Runden kommen. Sie sind aus den umkämpften Orten geflohen, die Kinder traumatisiert, die Erwachsenen verzweifelt. Junge Christen und Muslime helfen freiwillig Über die kleinen Hilfsnetze der Jesuiten in Syrien können wir die Notleidenden auch im Land erreichen. Junge Christen und Muslime verteilen gemeinsam Decken, Matratzen, Kochgeschirr, Lebensmittel, helfen den Flüchtlingsfamilien bei der Wohnungssuche – es ist ein überwältigendes Zeichen für Frieden und Solidarität in einem zerrissenen Land. Unterstützen Sie das Engagement der Freiwilligen: 85 Schweizer Franken kostet ein Lebensmittelpaket, 600 Franken die Grundausstattung für Flüchtlinge, und 1800 Franken reichen aus, um eine zehnköpfige Grossfamilie sechs Monate zu versorgen. Liebe Leserin, lieber Leser, ich danke Ihnen von Herzen für Ihre dringend gebrauchte Hilfe! Anna-Maria Brahm Geschäftsführerin der Jesuitenmission «Damit ihr nicht trauert wie die anderen…» (1 Thess 4,13) Wenn ein lieber Mensch stirbt, geht eine Lebensgeschichte zu Ende, verändern sich Beziehungen, werden Leben und Verbundenheit neu erfahren. «Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben», schreibt Paulus in seinem Brief an die Gemeinde. Ja, wir fragen nach den Toten und wir wollen sie geborgen wissen. Wir trauern um die, die wir verloren haben und hoffen für sie auf ein neues Leben bei Gott. Das ist uns zugesagt. Es gibt verschiedene Rituale des Abschiednehmens: Reden werden ge- halten, Blumen gestreut, noch einmal die alten Geschichten erzählt. Gute Tradition hat auch die Trauerspende. Statt Kränzen und Schmuckgebinden schlägt sie noch einmal die Brücke zu einem Engagement, das dem Verstorbenen wichtig war und bittet die Trauergäste um eine Spende für ein Projekt, z.B. der Jesuitenmission. Schon die Todesanzeige kann darauf hinweisen. Wir teilen Ihnen mit, wer gespendet hat, sodass Sie sich bedanken können. Gerne senden wir Ihnen dafür unsere Kreuze aus Kambodscha, als leibhaftes Zeichen für die Hoffnung, die uns Christus geschenkt hat. 2011 unterstützte die Jesuitenmission Projekte schwerpun SCHWEIZ MEXIKO HAITI Haiti Katastrophenhilfe, Wiederaufbau Tschad Wasserversorgung Mexiko CASA DE LOS POBRES Südsudan Ökologische Landwirtschaft BOLIVIEN PA R A G UAY Uganda Friedensprojekte Bolivien Soziales Wohnprojekt Paraguay Musikprojekt SONIDOS ARGENTINIEN Argentinien Bienenzucht, Ausbildung Obdachloser AJAN, Afrika HIV/AIDS-Bekämpfu Ausbildung JRS Ostafrika Flüchtlingshilfe 8 9 ktmässig in diesen Ländern: Z K I R G I S TA N Japan Katastrophenhilfe CHINA A F G H A N I S TA N J A PA N PA K I S TA N BANGLADESH China Leprahilfe, Sozialprojekte, Ausbildung/Wissenschaft, Kultur, Casa Ricci INDIEN TSCHAD THAILAND PHILIPPINEN VIETNAM SÜDSUDAN UGANDA R UA N D A BURUNDI SRI LANKA Kirgistan Jugendlager JRS Afghanistan Flüchtlingshilfe SIMBABWE Ruanda Bildung Burundi Bildung, HIV/AIDS-Bekämpfung ng, Simbabwe Ausbildung, ökologische Landwirtschaft Philippinen Stipendien für Jesuiten, Sozialarbeit Pakistan Wiederaufbau, Saatgut, Bildung, interreligiöser Dialog Indien Sozialprojekte, Bildung, Pastoralarbeit, Lehrer-Patenschaften, Kalimpong/Musik, Kultur/Tanz, Frauenprojekte Gesundheit/HIV, Wiederaufbau, Bewässerung Bangladesh Bildung, Pastoralarbeit Sri Lanka Flüchtlingshilfe, Ausbildung, Altersheim für Jesuiten, Pastoralarbeit INDONESIEN O S TTI M O R Vietnam Bildung Thailand Gefangenenseelsorge Indonesien Berufsausbildung, Landwirtschaft, alternative Energien Osttimor Bildung / Kunst JESUITENMISSION 2011 Mit Ihrer Unterstützung Von der Schweiz in die Welt – Hilfe für jesuitische Projekte Wie wir arbeiten Die Jesuitenmission ist das Schweizer Hilfswerk der Jesuiten weltweit. Über das Netzwerk von insgesamt 18 000 Ordensmitgliedern konnten wir im Jahr 2011 dank Ihrer Spenden über 100 Projekte in 30 Ländern fördern. Schwerpunkte unserer Arbeit sind Armutsbekämpfung, Flüchtlingshilfe, Bildung, Gesundheit, Ökologie, Menschenrechte und Pastoral. Wir bitten um Unterstützung für Jesuiten und andere Partner, die wir persönlich kennen – oft seit vielen Jahren. Wir können garantieren, dass ihre Vorhaben auf sinnvolle Weise den Armen zugute kommen und das Prinzip der «Hilfe zur Selbsthilfe» nachhaltig umsetzen. Einige Projekte erhalten eine einmalige Starthilfe, andere begleiten wir über einen längeren Zeitraum. Wir initiieren keine Hilfe aus der Ferne. Verantwortlich sind Jesuiten, Ordensfrauen und engagierte Laien vor Ort, die mit den Armen leben und wissen, welche Förderung am besten greift. In Notund Katastrophensituationen können wir sofort über Jesuiten vor Ort helfen. Wir brauchen in Zürich keinen teuren und schwerfälligen Verwaltungsapparat. Bei uns sind die Wege kurz – sowohl zu den Projektpartnern in aller Welt wie auch zu unseren Wohltätern in der Schweiz. Unser Magazin Häufige Spendenaufrufe sind nicht unsere Sache. Wir setzen auf solide Information und authentische Berichte und schicken unseren Spendern viermal im Jahr unser Magazin. Mit ihm wollen wir eine Brücke bauen zu unseren Projektpartnern in aller Welt. Die Sonderbitten im Magazin dienen dazu, eine akute Notlage zu lindern oder ein grösseres Projekt zu finanzieren. Im Oster-Magazin baten wir um LehrerPatenschaften für Schulen in Darjeeling. Spendeneingang: 105 427 Franken. Im Pfingstheft stellten wir die Arbeit der Jesuiten mit den Bergvölkern in Arunachal Pradesh vor, hierfür konnten wir einen Spendeneingang in Höhe von 30 830 Franken verzeichnen. Im Herbst gingen nach der Bitte um Unterstützung für den Jesuitenflüchtlingsdienst in Ostafrika 118 251 Franken ein. Und im Rahmen unserer Weihnachtsaktion kamen 85 950 Franken für den Neubau der erdbebenerschütterten Schule im indischen Kalimpong zusammen. Einnahmen und Ausgaben 2011 Im vergangenen Jahr beliefen sich die Einnahmen der Jesuitenmission Schweiz auf über 3,6 Millionen Franken, ausgegeben wurden mehr als 4,6 Millionen. In den Ausgaben enthalten waren auch projektbezogene Zuwendungen aus den Vorjahren, die 2011 zur Auszahlung kamen. Fast 90 Prozent der Gelder kommen unseren Projekten und Partnern zugute, der Rest wird für administrative Aufgaben, Öffentlichkeits-und Bildungsarbeit sowie Projektbegleitung verwendet. Ihre Spende Die zweckgebundenen Spenden werden von uns ohne Abzüge von Verwaltungskosten an das vom Spender gewünschte Projekt weitergeleitet. Bei der Verwendung nicht zweckgebundener Spenden setzen wir selbst Förderschwerpunkte. Gut 78 Prozent unserer Projektgelder fliessen nach Asien. Hier sind unsere Länderschwerpunkte in Indien, Indonesien und Pakistan. Jedes Jahr wird die Jesuitenmission durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft. Wir sind als ausschliesslich gemeinnützige Institution anerkannt und steuerbefreit. Sie ermöglichen durch Ihre Spenden unseren globalen Einsatz. Dafür wollen wir Ihnen im Namen aller, denen mit Ihrer Hilfe ein Leben in Würde ermöglicht wird, herzlich danken. Ihre Hilfe kommt an! Anna-Maria Brahm, Geschäftsführung 10 11 BOSNIEN/HERZEGOWINA Brücken der Verständigung Muhamed und Marija studieren in Rom interreligiös Junge Menschen aus 114 Nationen studieren dieses Jahr an der römischen Jesuitenuniversität «Gregoriana». Unter ihnen sind auch Muhamed und Marija. Beide kommen aus Sarajewo. Sie sind die ersten «Wir waren Kinder im Bosnienkrieg. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen: Eine Kultur der Versöhnung ist lebenswichtig.» Muhamed (27) ist Bosnier. Er ist Imam und Religionslehrer. Sein Grundstudium hat er in Sarajewo absolviert. «Die Fakultät will Imame ausbilden, die selbst nachdenken», so beschreibt er seine akademische Heimat. Marija (26), katholische Religionslehrerin, stammt aus einer kroatischen Familie. Auch Marija hat die Universität in Sarajewo besucht. «Und jetzt sind wir schon über ein Jahr in Rom. Der Einstieg fiel mir nicht leicht; Italienisch war erst einmal difficile!» Der Jesuit Felix Körner, deutscher Islamwissenschafter, ist glücklich: «Als ich mit einem muslimischen Kollegen zusammen das Twinning-Projekt plante, wussten wir nicht, ob wir die richtigen Studenten finden würden. Wir suchten einen Muslim und einen Christen aus derselben Stadt. Sie sollten zusammen nach Rom kommen, um die Religion der andern zu stu- Muhamed und Marija vertieft in eine Debatte um den Koran. Der Muslim und die Katholikin lernen viel voneinander. Dank des Stipendiums der Schweizer Jesuitenmission können sie zwei Jahre zusammen in Rom an der Universität der Jesuiten studieren und wohnen. Zurück in ihrer Heimat Sarajewo soll die Freundschaft Früchte der Versöhnung wachsen lassen. Stipendiaten im Projekt «Twinning». Es hilft ihnen, Brückenbauer der Verständigung zu werden. Marija und Muhamed hoffen auf einen neuen Stil des Zusammenlebens von Muslimen und Christen. dieren. Wenn sie sich hier als Studienkollegen kennenlernen, arbeiten sie auch später leichter zusammen, ohne Berührungsängste.» Pater Körner verliess sich auf die Einschätzung der Religionsgemeinschaften vor Ort: «Wir fragten den katholischen Generalvikar von Sarajewo und den Obermufti von Bosnien Herzegowina, wen sie empfehlen könnten.» So fanden sich Muhamed und Maria. «Aber wir hatten ein paar Bedingungen», erläutert Körner. Zuvorderst eine theologische Grundausbildung aus der Eigentradition. «Sonst verwirrt das Studium anderer Religionen nur.» Die zweite Bedingung war: Sie sollen im Catholic Lay Center wohnen, wo Studierende verschiedenster Herkunft das Gemeinschaftsleben mitgestalten, so dass sich Freundschaften über die Kultur- und Religionsgrenzen hinweg bilden können. Die dritte Bedingung: Zeit für ein Masterstudium. «Wir wollen den ‹Twins› einen angesehenen akademischen Titel mitgeben. Wir wollen, dass sie zwei Jahre seriös studieren. Denn interreligiöse Verständigung braucht eingehende Kenntnis, geduldige Sachlichkeit und die Bereitschaft, neu zu denken. Deshalb ist ein anspruchsvolles Studium die richtige Vorbereitung für Brückenbauer zwischen den Religionen.» Marija besucht hauptsächlich Vorlesungen zum Islam. Besonders spricht sie die islamische Mystik an. Derzeit untersucht sie die Lehrgedichte al-Attars, eines persischen Sufis aus dem 13. Jahrhundert. «Das ganze Leben von der Liebe zu Gott durchstrahlen lassen, diese Sehnsucht spürt man bei ihm; und das möchte ich auch meine Schüler daheim spüren lassen.» Muhameds Studienschwerpunkt ist christliche Theologie. Seine Abschlussarbeit schreibt er über katholische Offenbarungsvorstellungen. «Schwieriges Thema; aber es ist spannend zu sehen, wie viel wir voneinander lernen können.» Andrea Zwicknagl INDONESIEN Schweizer Update für ATMI Zwei Indonesier lernen im Heimatland von Pater Casutt Die msw-winterthur, eine Schweizer Ausbildungsstätte für technische Berufe, hat ein Joint Venture geschlossen. Ratmono Hari Widyatmoko und Soni Kurniawan Laurentius, Ausbildner an der techHari, du reist bald heim, Soni, du hast Halbzeit. Was ist euch wichtig geworden an diesem Aufenthalt? Hari: Es ist eine besondere Chance, einer anderen Kultur zu begegnen. Man lernt neue Fragen zu stellen. Vieles, was einem selbstverständlich erscheint, zeigt sich plötzlich von einer anderen Seite. Soni: Wenn man fremd ist, muss man genau beobachten. In der Arbeit, aber auch sonst im Umgang miteinander. Ich schaue vor allem genau, wie hier unterrichtet wird, welche Kultur die Lernenden haben, wie die Lehrer die Inhalte vermitteln. Was war eure Aufgabe bei ATMI? Soni: Wir waren bei ATMI als Ausbildner tätig. Ich habe am Standort Cikarang die Polymechaniker im dritten Lehrjahr begleitet. Hari war Werkstattleiter am Hauptsitz von ATMI in Solo mit dem Schwerpunkt Pneumatik & Hydraulik. Wir haben sowohl zu praktischen Arbeiten angeleitet als auch Theorie unterrichtet. Ratmono Hari Widyatmoko (re.) zeigt Tibor Heckmann (li.), seinem Betreuer im Bereich Automation, stolz seine Arbeit. Vier Monate lang hat er im Rahmen der Ausbildung als individuelle praktische Projektarbeit den Prototyp eines Automationstrainers entwickelt. nischen Schule ATMI der Jesuiten in Indonesien, lernen und unterrichten zwei Jahre lang beim Kooperationspartner in Winterthur. Für das Interview erlauben sie uns das freundschaftliche Du. Warum wurdet ihr für diesen Austausch ausgewählt? Hari: Voraussetzung war mein Einsatz bei der Firma Fischer in Herzogenbuchsee vor sechs Jahren. Danach hatte ich P. Triatmoko geschrieben, dass ich mich gerne weiterqualifizieren möchte. Er hat reagiert und ich wurde für msw ausgewählt. 2010 startete ich alleine. Da war es gut, die Schweiz schon ein bisschen zu kennen. Soni: ATMI wollte auch von Cikarang jemanden senden. So bekam ich ein Angebot. Natürlich musste ich erst die Familie fragen. Sie war einverstanden, auch meine Freundin. Aber ohne vorherige Heirat liess sie mich nicht gehen. So haben wir dann im November 2010 geheiratet. Acht Monate später bin ich aufgebrochen. Hari: Ich glaube, das Wichtigste ist die Sprache. Soni hat ein ganzes Jahr lang am Goetheinstitut in Jakarta Deutsch gelernt. Vollzeit. Nichts anderes. Und auch ich war sechs Monate von ATMI freigestellt und habe auf Surabaya Vokabeln gepaukt. Was sollt ihr mit nach Hause bringen? Hari: P. Johann Casutt SJ hat vor vielen Jahren den Unterricht bei ATMI nach dem Schweizer Ausbildungssystem konzipiert. Es wurde von einer Generation an die nächste weitergegeben. Wir wollten ein Update. Wie hat sich die Ausbildung in der Schweiz entwickelt? Welche Pädagogik verfolgt man? Welche Inhalte werden vermittelt? Ziel ist, das Beste davon bei uns in Indonesien zu integrieren. Darum habe ich bei msw auch in einem neuen Bereich angefangen: Automation. Im ersten Jahr war ich Lernender wie die anderen, mit Prüfungen, Projekten, Präsentationen. Im zweiten Jahr konnte ich dann als Assistent den Werkstattleiter unterstützen. Was lernt ihr bei msw? Soni: Ich versuche so viel konkretes Wissen wie möglich zu sammeln. Ich bin im gleichen Bereich geblieben und schaue mir genau an, nach welchem Curriculum hier unterrichtet wird. Interessant finde 12 13 ich auch die Notengebung und welche Leistung welches Gewicht bekommt. Was verbindet euch mit Pater Casutt, der als Schweizer Jesuitenmissionar ATMI mit aufgebaut hat? Hari: P. Casutt war der Chef, als ich meine Ausbildung bei ATMI angefangen habe. Er war ein strenger Leiter. Das hat sehr zur Qualität unserer Schule beigetragen. Disziplin und Ordnung sind wichtig bei ATMI. Wenn jemand krank ist oder zu spät kommt, muss er die Arbeitszeit am Wochenende nachholen. Darüber staunten die Schweizer Kollegen bei msw. So etwas konnten sie sich nicht vorstellen. Als ich anfing Deutsch zu lernen, sagte Pater Triatmoko: Hari, dann musst du viel mit Romo Casutt sprechen und üben. Leider ist daraus nichts geworden, weil es ihm gesundheitlich nicht so gut ging. Das fand ich sehr schade. Ich hätte ihn gern viele Sachen gefragt. Hari, du hast in Indonesien deine kleine Familie zurück gelassen. Worauf freust du dich am meisten, wenn du im Sommer zurückkehrst? Hari: Ja klar, auf die Familie! Mein Sohn ist im März drei Jahre alt geworden. Ich hätte LINKS : Pater Benedikt Triatmoko SJ hat für ATMI die Kooperation mit der msw ausgehandelt und seinen jungen Leuten die Auslandsqualifikation in der Schweiz ermöglicht. Er hofft, dass sie das Gelernte sodann in Indonesien bei ATMI einbringen können. RECHTS : Der Betreuer Helmut Fitz (li.) aus der Abteilung Mechanik bei msw ist sehr zufrieden mit seinem indonesischen Kollegen Soni Kurniawan Laurentius (re). nie gedacht, dass es so schwer sein würde, so weit weg von der Familie zu sein. Wir haben jeden Tag übers Internet miteinander gesprochen, aber das ist nicht dasselbe. Und auf das Essen freue ich mich! Ich hab schon von indonesischen Gerichten geträumt. Heimat geht eben doch durch den Magen. Aber ich habe auch viele Träume und konkrete Pläne für ATMI und bin gespannt, wie diese sich verwirklichen lassen werden und was ich einbringen kann von dem Wissen, das ich in der Schweiz erworben habe. Soni, du bist jetzt noch ein Jahr allein hier. Was heisst das für dich? Soni: Dass Hari schon ein Jahr vor mir da war, hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Er konnte mir alles zeigen, hat mir seine Freunde vorgestellt und vieles erklärt, was hier anders ist. Wir konnten über alles miteinander reden. Wenn er weg ist, werde ich sicher besser Deutsch lernen. Bei msw habe ich bisher an den manuellen Maschinen gearbeitet. Im zweiten Jahr werde ich mich vermehrt mit der CNC-Steuerung befassen. Das gibt noch einmal viel zu lernen. Darauf freue ich mich. Interview: Andrea Zwicknagl Unsere Kooperation mit ATMI Indonesien Das Winterthurer Parlament fördert Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit. So hat der ehemalige Direktor der msw Franz Trottmann vor einigen Jahren den Austausch mit ATMI Indonesien initiiert. Hari ist seit bald zwei Jahren bei uns. Er arbeitet sehr selbständig und seine Arbeiten sind von vorzüglicher Qualität. Soni ist bald ein Jahr in der mechanischen Grundausbildung tätig. Er verfolgt unsere Art auszubilden mit grossem Interesse und gibt seine fundierten NC-Kenntnisse weiter. Beide haben einen guten Draht zu den Lernenden. Die Unterschiede zwischen ATMI und msw bereichern uns – technisch wie kulturell. Wenn einer einen grösseren Fehler gemacht hat, heisst es nun scherzhaft unter den Lernenden: In Indonesien würden dir jetzt die Ferien gekürzt. Es macht Freude mit diesen fröhlichen Menschen vom Inselstaat zusammenzuarbeiten. Helmut Fitz Abteilungsleiter Mechanik msw SCHWEIZ Die ignatianische Antenne Neues Citypastoral-Projekt der Jesuiten in Genf «Du fährst mit dem Tram bis Plainpalais und gehst in das Haus mit den Augen auf dem Dach», lautete die Reiseanweisung zu den Jesuiten der Citypastoral von St. Boniface, Alain Decorzant SJ und Bruno In Genf ein guter Name Lange Zeit haben die Genfer Jesuiten in der Pfarrei St. Boniface die Seelsorge für die deutschsprachigen Katholiken getragen. Dann wurde der zweite Standort in der Stadt vor vier Jahren aufgelöst, und alle Jesuiten zogen nach Carouge, um dort ihre Kräfte zu bündeln. Die Kirche in St. Boniface musste die meiste Zeit über geschlossen bleiben, wenn die deutsche Gemeinde sich nicht dort versammelte. Im Viertel wird rege mit Drogen gehandelt und die stille Kirche war zu einladend, sie für anderes als zum Beten zu nutzen. «Unserem derzeitigen Provinzial, Pierre Emonet SJ, der selbst die spirituelle Arbeit in Genf lange geprägt hat, tat es immer leid um diesen zentralen Ort in der City», berichtet Alain Decorzant SJ. «So hat er uns junge Jesuiten ermutigt, hier einen Neuanfang zu wagen.» P. Bruno Füglistaller SJ wurde von Notre Dame de la Route nach Genf versetzt und P. Pierre MartinotLagarde SJ zusammen mit Decorzant von In diesem Haus am Plainpalais leben die drei Genfer Jesuiten Bruno Füglistaller SJ, Alain Decorzant SJ und Pierre MartinotLagarde SJ. Sie wollen eine ignatianische Antenne in der Stadt sein, mit offenen Augen schauen, was die Menschen brauchen und mit flexiblen Angeboten darauf reagieren können. Also den «Seelen helfen», da wo sie der Hilfe bedürfen. Füglistaller SJ. Der dritte, Pierre Martinot-Lagarde SJ, war ausser Haus. Augen auf dem Dach? Mitten in Genf? Die Orientierungshilfe zeigte nicht nur den Weg, sondern wurde auch zum Symbol für das Ziel. Carouge abgesandt. Im September haben sie die Wohnung in der Avenue du Mail wieder bezogen, betraut mit laufenden Aufgaben in der Bildungsarbeit der Diözese oder als Berater der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Aber auch mit dem Auftrag, in St. Boniface ein ignatianisches Angebot für die Stadt zu entwickeln. «Wir bauen auf tragfähigem Boden», freut sich Füglistaller. «Die Jesuiten haben sich stark in die kirchlich ökumenische und gesellschaftliche Arbeit eingebracht. Sie haben einen guten Namen.» Ein beweglicher Stützpunkt Die Augen auf dem Dach. Sie fallen mir wieder ein, als die beiden Jesuiten beschreiben, was sie im Sinn haben: Eine ignatianische Antenne. So lautet momentan der Arbeitstitel für das CitypastoralProjekt. Ganz wie Ignatius von Loyola vor 500 Jahren treibt sie die «Hilfe für die Seelen». So sagte man damals. Heute klingt es aus dem Mund von Bruno Füglistaller so: «Um in dieser Zeit als Christ leben zu können, muss man gut verwurzelt sein. Man muss Formen finden, die den Alltag zu prägen vermögen.» Die ignatianische Spiritualität sei dafür gut geeignet. Wer diese überzeugend vermitteln will, muss Augen auf dem Dach haben: einen klaren, offenen Blick in die Welt und ein hörendes Herz für die Anliegen der Menschen. «Wir wollen keine grosse Station sein, wie es zum Beispiel unsere Bildungshäuser sind. Wir wollen hier mitten in Genf achtsam wahrnehmen und flexibel reagieren können», erklärt Füglistaller. «Eine Antenne ist etwas leichtes, bewegliches, das sich gut anpassen kann. Man nennt ja beispielsweise auch die Fühler bei einem Insekt Antennen.» Die Zeitschrift, die die Jesuiten für die französische Schweiz herausgeben, heisst Choisir: wählen, sich entscheiden. Dabei helfen Antennen, sie geben Orientierung. Auch die «medizinische Antenne», die für die mobile ärztliche Versorgung in der Stadt zuständig 14 15 ist, dient den Jesuiten von St. Boniface als Beispiel. Ein beweglicher Stützpunkt, der dorthin kommen kann, wo die Bedürfnisse sind. Bete, wann und wo du kannst Erste Erfahrungen hat man mit Exerzitien im Alltag gesammelt. Im Advent wurden sie so gut angenommen, dass es um Ostern herum gleich zwei Folgeangebote gab. Es wurde kein Flyer gedruckt und kein Plakat. Man erzählt sich davon und kommt. «Eine Woche lang hat man jeden Tag ein Begleitgespräch und bekommt einen Bibeltext für die Betrachtung», erläutert Alain Decorzant. «Wo und wann man die macht, bleibt jedem selbst überlassen.» Den Begleitern ist nicht die Form wichtig. «Die Form ist lediglich ein Mittel», betont Füglistaller. Darum ist er darin auch frei und hat das Ziel vor Augen. «Die Menschen brauchen einen Zugang zu Gott, der in ihre Welt passt. Zumindest für den Einstieg ist es zu schwierig, eine Woche Ferien an einem unbekannten Ort zu teuren Preisen für Exerzitien zu investieren. Es war eine Freude zu beobachten, mit welcher Kreativität unsere Teilnehmenden Gott Raum geschaffen haben in ihrem Alltag und wie es Ihnen gelang, die Zeitlücke im Tag mit einem geeigneten Ort zu verknüpfen. Da sein. Betrachtung halten. Mittendrin.» Ankommen und die Fühler ausfahren Das weitere Angebot ist noch nicht fix. Erstmal die Augen offen halten, lautet der Wahlspruch. Bruno Füglistaller hat begonnen, einen Internet-Blog zu schreiben, in dem er jeden Morgen seine Gedanken zum Tagesevangelium festhält. Montags bis Donnerstags gibt es am Abend eine schlichte Messe. Der Rest ist Schnupperphase: Prüfen, wonach gefragt wird, Angebote ausprobieren, Erfahrungen sammeln. «Noch ist nicht einmal die Wohnung fertig eingerichtet», lacht Decorzant. «Wir müssen erst einmal lernen miteinander zu leben, die Fühler ausstrecken, unseren mobilen Einsatzplan schreiben, und dann sehen wir weiter.» Vom Orden her wurde den jungen Jesuiten kein Zeitrahmen gesetzt, sondern gut jesuitisch das Wort des Versuchs verwendet. Nach der Aufbauphase wird man in drei Jahren sicher noch besser wissen, mit welchem Blick man von St. Boniface aus auf die Stadt schaut. Andrea Zwicknagl Website: www.jesuites-st-boniface.org Bruno Füglistaller SJ arbeitet in der katholischen Erwachsenenbildung und ist Spezialist für die Spiritualität von Ignatius von Loyola. Alain Decorzanz SJ leitet einen ökumenischen Theologiekurs für Laien (www.aotge.ch) und begleitet junge Menschen auf ihrem Glaubensweg. Pierre Martinot-Lagarde SJ berät die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in religiösen Fragen und verantwortet die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. Veranstaltungen mit Pater Stephan Rothlin SJ in der Schweiz «Caritas in veritate und Wirtschaftsethik im chinesischen Kontext» Als Wirtschaftsethiker bringt Prof. Dr. Stephan Rothlin SJ die katholische Soziallehre und das unternehmerische Handeln im aufstrebenden China miteinander in Dialog. «Gibt es noch Werte in China?» Philosophische und ethische Einblicke in das moderne China Prof. Dr. Stephan Rothlin SJ erzählt von seinen Erfahrungen in mehr als zwölf Jahren China. Montag, 2. Juli, 19.45 Uhr aki, katholische Hochschulgemeinde, Hirschengraben 86, Zürich Anmeldung erbeten bis 18. Juni Sekretariat des Ladanyi-Verein [email protected] Spontane Gäste herzlich willkommen! Ernennung zum Professor der University of International Business and Economics (UIBE) Kontakt: Prof. Dr. Stephan Rothlin SJ Generalsekretär des Center for International Business Ethics in Peking www.cibe.org.cn Termin: Freitag, 10. August 2012,19.30 Uhr Ort: Albani Club im Pfarreiheim St. Peter und Paul, Laboratoriumsstrasse 5, 8400 Winterthur AZB 8001 Zürich Adressberichtigung melden 3 SYRIEN Jesuiten helfen Flüchtlingen 12 I N D O N E S I E N Schweizer Update für ATMI 14 S C H W E I Z Ignatianische Antenne in Genf Das Magazin der Jesuitenmission Schweiz Erscheint viermal im Jahr Abonnementsverwaltung: Jesuitenmission, Hirschengraben 74, 8001 Zürich, Telefon 044 266 21 30 E-Mail: [email protected] Postcheck: Zürich 80-22076-4 Abonnementspreis: Fr. 8.– Redaktion: Andrea Zwicknagl, Toni Kurmann SJ Gestaltung, Druck und Versand: Cavelti AG, Druck und Media, 9201 Gossau SG Zurück aus Afrika – Willkommensfest Mit einen Fest in Zürich begrüssen wir Missionsprokurator Toni Kurmann SJ nach der Rückkehr aus dem Terziat. Sie sind herzlich eingeladen! Hören Sie die Geschichte, wie dieses Bild entstand, wer die Kamera hielt, was die Kinder zum Jubeln und den alten Monsieur Christian zum Schmunzeln brachte. Und lassen Sie uns Ihnen ein herzliches Dankeschön sagen im Namen der Jesuiten in Zentralafrika. Einladung an alle SpenderInnen & Freunde: Fr. 29. Juni, 17 Uhr, aki Zürich, Hirschengraben 86 Bildnachweis: Titel: Flüchtlingsunterkunft in Jordanien. Behnen 6: 3–5, 16. Decorzant 4: 14, 15. Jesuitenmission CH 3: 2, 12, 16. JRS Balleis 2: 1, 7. Körner 1: 11. Widyatmoko 1: 12. Jacobs Foundation 1: 13. Rothlin 1: 15.