50 Monate Betriebserfahrung
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50 Monate Betriebserfahrung
IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ 50 MONATE BETRIEBSERFAHRUNG DER ARGE-BRENNSTOFFZELLE MIT SOFC- UND PEM-BRENNSTOFFZELLEN-HEIZGERÄTEN Dipl.-Ing. Heinrich Wilk, Energie AG OÖ, A-4021 Linz Böhmerwaldstrasse 3, Tel. ++43-732 9000 3514, e-mail: [email protected] Ing. Rudolf Zappe, Erdgas OÖ GmbH & Co KG, A-4030 Linz, Neubauzeile 99, Tel. ++43 732 9011 171, e-mail: [email protected] Ing. Johannes Kraus, Erdgas OÖ GmbH & Co KG, A-4030 Linz, Neubauzeile 99, Tel. ++43 732 9011 174, e-mail: [email protected] 1. Motivation und zentrale Fragestellung Traditionell übernehmen Energie AG OÖ und Erdgas OÖ bei der Entwicklung neuer Energietechniken eine Vorreiterrolle. So auch bei den jüngsten Innovationsprojekten: Im Mai 2001 gründeten die Energie AG OÖ und die OÖ Ferngas AG zwecks Nutzung von Synergieeffekten die Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzelle. Die Ziele der ARGE-BZ sind die Errichtung von Pilotanlagen, das Sammeln von Erfahrungen im Betrieb von Brennstoffzellen, das Initiieren von praxisorientierten Weiterentwicklungen und die Erleichterung des Markteintritts innovativer Energietechnologien. Die Erfahrungen, die die ARGE-BZ aus den Innovationsprojekten in Zusammenarbeit mit den Herstellerfirmen Sulzer Hexis AG und Vaillant GmbH sammeln konnte, werden ausgewertet und analysiert. Kunden der ARGE-Partner profitieren bei der Energieberatung also stets von den neuesten Erkenntnissen. Abb. 1: Sulzer Hexis HXS1000: P el. 1 kW Vaillant EURO 2: P el. 4,6 kW IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ 2. Wahl der Technologie In der derzeitigen Entwicklungsphase steht die Brennstoffzellen-Technik erst am Beginn der praktischen Einsatzmöglichkeiten. Trotzdem wird ihr heute schon von international anerkannten Fachleuten und der EU eine wichtige Position in der Energieversorgung von morgen zugesichert. Die ARGE-BZ sieht im betrachteten Leistungsbereich von einigen kW die SOFC- und die PEMBrennstoffzellen derzeit als die aussichtsreichsten Technologien für den stationären Einsatz an. Stärken PEM Schwächen Materialtechnisch gut beherrschbarer Wärmeauskopplung derzeit nur für Temperatur-Bereich im Stack von 50 - Niedertemperaturanwendungen geeignet: 90 °C TRL max. 55 °C Leistung schnell modulierbar externer max. el. Wirkungsgrad Kleinleistungsbereich von ca. 30 % Wasserdampf - Reformer, im arbeitet bei ca. 700 °C, mehrstufige COFeinreinigung erforderlich Stack-Abwärme ist nicht nutzbar für den Kaltstart in 2 Stunden möglich endothermen Reformierprozess Abschalten bei zu kleinem PEM-Material noch sehr teuer (Pt-Kat.) Wasserhaushalt der Membrane ist kritisch Wärmebedarf ist kein Problem Stack derzeit meist nicht aus Europa SOFC einfachere Brennstoffaufbereitung durch Stacktemperatur von 900 °C erfordert internes Reforming, auf den Zellen kein spezielle und teure Materialien, z.B: spez. Platin als Katalysator erforderlich Chromlegierungen für Bipolarplatten Stackabwärme nutzbar für endothermen Kaltstart dauert 8 - 12 Stunden Reformierprozess max. el. Auskühlvorgänge Wirkungsgrad auf Leistungsverlust führen höherem Begrenzte Zahl von thermischen Zyklen Temperaturniveau möglich, Vorteil für betriebliche Prozesse weitgehend europäisches Abschaltungen im oder Fehlern können zu bleibendem Kleinleistungsbereich von ca. 40 % Wärmeauskopplung nach Know-how (Sulzer) Tab. 1: Technologievergleich, Brennstoffzellen-Heizgeräte IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Beide Technologien haben Stärken und Schwächen. Bei der Wasseraufbereitung ist bei beiden Konzepten ein gewisser Aufwand erforderlich (Deionat). Sulzer will daher bei der neuen Serie ab 2005 vom Wasserdampfreformer auf den Partial Oxidation Reformer umsteigen. Wegen der umfassenden Praxiserfahrungen auf dem Gebiet der Brennstoffzellen-Heizgeräte entschieden wir uns 2001 für die Firmen Sulzer und Vaillant. Sie haben derzeit rund 100 Anlagen (Sulzer) bzw. mehr als 50 Anlagen (Vaillant) im Praxistest. Das ist weltweit – abgesehen von der legendären ONSI (PAFC 200 kW), die es auf über 200 Stück brachte, jedoch nicht mehr weiter entwickelt wird - eine beachtliche Zahl. Die Firmen haben professionelle Betreuungsteams und setzen die Betriebserfahrungen fortlaufend in Verbesserungen der Geräte um. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war auch die CE Zertifizierung bei Sulzer und Vaillant nach positiv absolvierten DVGW- und TÜV-Prüfungen Abb. 2: Sulzer HXS1000: SOFC-Stack 1 kW Vaillant EURO 2: PEM-Stack 4,6 kW IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ 3. Anlagenbeschreibung 3.1: Das SOFC-Projekt in Attnang-Puchheim Nach längerer Partnersuche begannen wir im Jahr 2000 unsere Aktivitäten mit einer 1 kW Hochtemperatur SOFC-Brennstoffzellenanlage der Firma Sulzer aus Winterthur in der Schweiz. Sulzer war zu diesem Zeitpunkt - und ist immer noch - der einzige SOFC-Anbieter in diesem Leistungsbereich mit der von uns geforderten Professionalität und Erfahrung. Sulzer hat bis heute rund 110 Brennstoffzellen-Heizgeräte vom Typ HXS1000 Premiere hergestellt. Eigentlich ist die Anlage für ein Einfamilienhaus konzipiert. Wegen des innovativen Baukonzepts, der leichteren Zugänglichkeit/Erreichbarkeit, der besseren Testbedingungen und der vorhandenen Seminar-Infrastruktur haben wir das Technologiezentrum Salzkammergut in Attnang-Puchheim als Aufstellungsort für die erste stationäre Kleinleistungsbrennstoffzelle Österreichs gewählt. Seit Jänner 2002 unterstützt das Brennstoffzellen-Heizgerät die Wärme- und Stromversorgung des Gebäudes in dem bei 22 Firmen ca. 55 Mitarbeiter tätig sind. Abb. 3: Technologiezentrum Salzkammergut in Attnang-Puchheim Objekt-Daten: (Neubau, Baujahr 2000) Beheizte Fläche 1.500 m2: Büros, Werkstätten, Seminarräume, Cafeteria Heizlast 90 kW: Gasbrennwertkessel 14 bis 135 kW modulierend, Heizkreise: TVL=65°C / TRL=57°C bei –2 °C Außentemperatur, Gasbedarf ca. 19.500 m3/Jahr Brennstoffzellen-Heizgerät über hydraulische Weiche in das Heizsystem integriert Warmwasserspeicher: 200 Liter, mit Warmwasser-Zirkulationsleitung Gesamter Kaltwasserbedarf: 739 Liter/Tag Æ ca. 13 Liter/Person.Tag (Mittelwerte) IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Kenndaten Brennstoffzellen-Heizgerät Sulzer Hexis HXS 1000 PREMIERE: Elektrische Leistung 1,0 kW max. Thermische Leistung Brennstoffzelle 2,5 kW max. Thermische Leistung Zusatzheizgerät 12, 16, 22 kW (bei uns deaktiviert) Elektrischer Wirkungsgrad dzt. 25 % Gesamtwirkungsgrad ca. 80 % Wasseraufbereitung für den Reformer: Papier-Feinfilter und Ionenaustauscher-Patrone, Wasserbedarf ca. 0,48 Liter/Stunde Erdgasbetrieb, Wasserdampf Reformer, Erdgas-Entschwefelung mit Aktivkohle, CE-Zertifikat Stack, ohne VacuumIsolierhaube Zusatzheizkessel Regelung Speicher Heizwasser USV Wechselrichter Ionenaustauscher Schwefelfilter Abb. 4: Brennstoffzellen-Heizgerät HXS 1000, 3D-Schema Sulzer Hexis 2004 [12] 3.2: Das PEM-Projekt in Dietachdorf/Steyr Als zweites ARGE-BZ-Pilotprojekt wurde im Landgasthof „Wirt im Feld“ - mit über 100 Hotelbetten - die erste oberösterreichische Brennstoffzellen-Anlage für die gewerbliche Nutzung installiert. Das Brennstoffzellen-Heizgerät EURO 2 stammt von Vaillant/Remscheid und basiert auf der PEM-Technologie der US-Firma PLUG-POWER. IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Abb. 5: Wirt im Feld, Fam. Schweinschwaller, Dietachdorf/Steyr Objekt-Daten: Gasthof / Hotel, 40 Betten im Altbau, 50 Betten im Neubau, 8.000 Übernachtungen/Jahr Gaststätte, Bar, großer Saal, Seminarräume, Hotelzimmer 4 Gasbrennwertkessel Vaillant ecoVIT, mit je 45 kW modulierend Altbau: Radiatorenheizung TVL = 55°C bei -3 °C Außentemperatur Gasbezug ca. 70.000 m3/Jahr, davon 30.000 m3/ Jahr im Altbau (2003: 24.300 m3) Strombezug 2003: 168.000 kWh Brennstoffzellen-Heizgerät zur Rücklaufanhebung in das Heizsystem integriert Brauchwarmwasserspeicher: 500 Liter, Zirkulationsleitung, Vorspeicher: 500 Liter Kenndaten Brennstoffzellen-Heizgerät Vaillant EURO 2: Elektrische Leistung 1,5 - 4,6 kW Thermische Leistung 3 – 11 kW (bei TVL/RL = 40/30°C) Elektrischer Wirkungsgrad dzt. 30 % max. Gesamtwirkungsgrad 82 % Erdgasbetrieb, autothermer Wasserdampf Reformer, Erdgas-Entschwefelung mit Aktivkohle Wasseraufbereitung für den Reformer: Ionenaustauscher und Umkehrosmosefilter max. Rücklauftemperatur: 55°C, CE-Zertifikat: 2003, DVGW IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Abb. 6: Brennstoffzellen-Heizgerät von Vaillant, Ansicht und Schema IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ 4. Betriebsergebnisse der Testanlagen 4.1 Sulzer Hexis HXS 1000 Das Brennstoffzellen-Heizgerät wurde von Anbeginn an auf Dauerbetrieb eingestellt. Wir wollten bei unserem ersten BZ-Projekt das zeitliche Verhalten der Brennstoffzelle sehen und nicht die Besonderheiten des Klimas. Wir haben deshalb die von der Außentemperatur geführte Steuerung auf einen Fixwert eingestellt. Die Anlage ist nun schon 3 Jahre in Betrieb. Mit Stichtag 31.12.04 ergibt das eine gesamte Kalender-Zeit von 25.758 Stunden. Davon betrug die Betriebszeit mit Gaszufuhr 21.784 Stunden. Die Differenz erklärt sich aus den organisatorischen Abläufen die zwischen den Betriebsperioden der einzelnen Stacks erforderlich waren (Zeit für Verbesserungen, terminliche Abstimmung, zeitliche Verfügbarkeit der Mitarbeiter/Monteure, Spedition, Zoll etc.). Die Zeitdauer mit Stromproduktion und Netzeinspeisung betrug insgesamt 20.474 Stunden. Daraus errechnet sich eine technische Verfügbarkeit von 94 %. Gasverbrauch: 7.635 m3 Hu=8,58 kWh/m3 bei 35°C und h=420 m Wärmeproduktion: 44.974 kWh Nutzungsgrad therm. = 68 % Stromproduktion brutto: 10.331 kWh Nutzungsgrad el. brutto = 15,8 % Stromeinspeisung netto: 8.153 kWh Nutzungsgrad el. netto = 12,5 % Zur Ermittlung der Netto-Stromeinspeisung haben wir von der Brutto-Stromproduktion der Brennstoffzelle am Ausgang des Wechselrichters den Eigenbedarf der Steuer-Elektronik von ca. 100 W abgezogen. Das ist bei dieser Anlage möglich weil beide Strompfade getrennt herausgeführt sind und über Wechselstrom-Zähler einzeln gemessen werden. Ein zusätzlicher Strombedarf entsteht durch die elektrische Stackheizung, die beim Anfahren der Anlage bis zum Erreichen der Stack-Betriebstemperatur eingeschaltet ist. Diese Heizung wird auch bei Störungen aktiv um die Zeit bis zur Reparatur ohne Abkühlung überbrücken zu können. Insgesamt benötigte die el. Heizung 1.650 kWh aus dem Stromnetz. Dieser Energieeintrag kommt mit einem gewissen Wirkungsgrad (ca. 70 % ) der Wärmelieferung zu Gute. Der aktuelle und bislang beste Stack ergab folgende Messdaten über die letzten 7010 Stunden: Gasverbrauch: 2.643 m3 Hu=8,58 kWh/m3 bei 35°C und h=420 m Wärmeproduktion: 14.307 kWh Nutzungsgrad therm. = 63,1 % Stromproduktion brutto: 4.530 kWh Nutzungsgrad el. brutto = 20 % Stromeinspeisung netto: 3.829 kWh Nutzungsgrad el. netto = 16,9 % IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Der anfängliche Maximalwert des elektr. Wirkungsgrades betrug 27 % brutto und 24 % netto. Unsere Anlage war eine der Ersten die 2001 in dieser Vor-Serie gebaut wurden. In den vergangenen 3 Jahren hat Sulzer die technische Verfügbarkeit des Gesamtsystems massiv verbessert. Beim derzeit aktuellen Stack liegt sie bei 99 %. Beim ersten Stack betrug sie noch 80 %. Verbesserungen waren an der Gasdosierung, der Wasserdosierung und der Steuersoftware notwendig. Mittlerweilen sind vom Typ HXS 1000 rund 100 Anlagen in Europa in Betrieb. An der Weiterentwicklung des Stacks und speziell an der Verbesserung der Leistungskonstanz hat Sulzer Hexis mit großem Engagement gearbeitet. Es stellten sich auch entsprechende Erfolge ein. Bei unserem ersten Stack lag die Degradation noch bei ca. 45 % / 1000 Stunden und die Lebensdauer bei rund 1.600 Betriebsstunden. Beim aktuellen Stack konnte die Degradation auf 5,5 % / 1000 Stunden heruntergedrückt werden. Dieser Stack ist heute seit fast einem Jahr in Betrieb und hat immer noch eine DC-Leistung von 600 W. Möglich wurden die Verbesserungen durch die Weiterentwicklung der Zellen. Spezielle Beschichtungen von Anode und Kathode wurden erprobt. Insbesondere an den Bipolarplatten arbeiteten die Forscher von Sulzer Hexis. Sie werden aus einer Chromverbindung durch Pressen und Sintern von Plansee in Tirol hergestellt. Abb. 7: Sulzer Hexis HXS 1000: Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Haltbarkeit der Brennstoffzellenstapel. Quelle: Sulzer Hexis, 2004 [12] Wirkungsgrad [%] --> IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Eta gesamt Eta therm. Eta elektr. 16.3.24.3. 7.4.30.4 18.5.21.6. 1.8.20.8. 16.9.5.10. 4.11.19.11 2.1221.12 31.1212.1. Abb. 8: Sulzer HXS 1000: Nutzungsgrade beim aktuellen Stack vom 16.3.04 bis zum Stichtag 31.12.04, beim elektr. Wirkungsgrad wurde die Brutto-Stromproduktion herangezogen [x] Das Zusammenspiel mit dem Heizsystem des Technologiezentrums funktioniert gut. Speziell im Winter gibt es genug Abnahme für die Brennstoffzellen-Wärmeproduktion. In der warmen Jahreszeit ist die zentrale Warmwasserbereitung der einzige Wärmenutzer. Wir haben gelernt, dass in Bürogebäuden der Wasserverbrauch in der Praxis generell gering ist. Der gemessene Kaltwasserverbrauch betrug nur 13 Liter/Mitarbeiter und Tag. Die Wärmeabnahme im Sommer war also nicht optimal. Man sieht das auch an den niedrigeren Werten des therm. Nutzungsgrades in der Abb. 8. Als Abhilfe hätte man das Gerät abschalten können ( Æ 1 Thermozyklus / Jahr) oder mit Teillast betreiben, was wir aber nicht wollten (siehe oben). 4.2 Betriebsergebnisse Brennstoffzellen-Heizgerät EURO2 von Vaillant Das Brennstoffzellen-Heizgerät unterstützt die Heizung und die Warmwasserbereitung des Gasthaus- und Hotelbetriebes „Wirt im Feld“. Der Einsatz des Brennstoffzellen-Heizgerätes erfolgt über einen eigenen Regler, der auch das Zusammenspiel mit den 4 bestehenden Vaillant Kesseln organisieren soll. Bei geringem Wärmebedarf wird die Brennstoffzelle in der Leistung reduziert. Um die BZ-Laufzeit zu verlängern wurde im Kaltwasserstrang ein 500 Liter Vorspeicher installiert. Wenn die Raumheizung keine Wärme braucht wird über ein Mehrwegeventil der Vorspeicher für das Brauchwarmwasser aufgeheizt. Die Anlage ist nun schon seit dem 16.2.2004 in Betrieb. Mit Stichtag 31.12.04 ergibt das eine gesamte Kalender-Zeit von 7.662 Stunden. Davon betrug die Betriebszeit mit Gaszufuhr und IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Stromproduktion 4.591 Stunden. Für das erste Jahr errechnet sich der Anteil der Zeiten mit Stromeinspeisung zu 60 % (siehe Abb. 9). Ein kleinerer Teil der Stillstandszeiten entstand in der heizfreien Zeit durch zu geringe Wärmeabnahme der Warmwasserbereitung. Zu manchen Tageszeiten z.B. am Nachmittag und nach Mitternacht ist der Warmwasserverbrauch sehr gering. Die elektr. Leistung der Brennstoffzelle wurde dann auf bis zu 1,5 kW reduziert und wenn auch das nicht reichte ganz abgeschaltet. Ein weiterer Stillstandsanteil wurde durch zu hohe Rücklauftemperaturen verursacht. Diese ergaben sich dadurch, dass ein Frischluftheizer für die Gaststube mit großem Wasserdurchsatz die Rücklauftemperatur fast auf die Vorlauftemperatur anhob. Unser Hydraulikspezialist hat dieses Problem durch den Einbau eines temperaturgeregelten Bypasses behoben. 6.641 m3 Gasverbrauch: Hu = 9,3 kWh/m3 Wärmeproduktion: 34.371 kWh Nutzungsgrad therm. = 55,7 % Stromproduktion netto: 14.526 kWh Nutzungsgrad el. = 23,5 % Strombezug BZ-Gerät: 387 kWh Stromeinspeisung netto: 14.139 kWh Nutzungsgrad el. netto = 22,9 % Betrachtet man nur die Zeiträume mit Dauerbetrieb ohne Startvorgänge so erhält man bei einem neuen Stack elektrische Wirkungsgrade zwischen rund 27 und 28 % [x]. Jeder Startvorgang benötigt Gas und Strom liefert aber ca. 2 Stunden lang keinen Strom sondern nur Wärme, was den elektr. Nutzungsgrad bei mehreren Abschaltungen etwas absenkt. Anteil der Zeiten mit Stromeinspeisung % 100 80 81 80 74 72 81 90 78 66 60 38 40 22 20 Abb. 9: Anteil der Zeiten mit Stromeinspeisung (Feb. 04: Betrieb ab 17.2.2004) Dez.04 Nov.04 Okt.04 Sep.04 Aug.04 Jul.04 Mai.04 Apr.04 Mär.04 Feb.04 0 Jun.04 1,4 IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Elektrischer System-Nutzungsgrad % 26,0 26,2 23,8 25,1 24,2 24,6 23,5 20,5 20 15 10 20,6 20,1 Dez.04 Nov.04 Okt.04 Sep.04 Aug.04 Mai.04 Apr.04 Mär.04 Feb.04 5 0 Jul.04 7,5 Jun.04 30 25 Abb. 10: Monatswerte des elektrischen Nutzungsgrades, berechnet aus Zählerdaten [x] Bei diesem BZ-Heizgerät werden die inneren Stromverbräuche intern direkt vom Wechselrichterausgang abgezweigt. Messtechnisch zugänglich ist nur die Netto- Stromproduktion. Die Netto-Einspeisung ermittelt sich durch Abzug des Strombezugs des BZHeizgerätes von der Netto-Stromerzeugung. Der Strombezug entsteht unter anderem durch die elektrische Heizung die beim Start den Reformer auf Temperatur bringt und die Stromaufnahme von Pumpen, Gebläsen sowie der elektronischen Steuerung. Wenn die Brennstoffzelle den Normalbetrieb erreicht und Strom produziert wird der Eigenbedarf intern abgedeckt. In der Anfangsphase sammelte sich in der Abgasführung zum Kamin Kondensat in einer von außen nicht sichtbaren Senke an. Durch den reduzierten Querschnitt schaltete die Brennstoffzelle wegen des Ansprechens der Drucküberwachung immer wieder ab. Der Fehler wurde nach längerem Suchen entdeckt und vom Installateur behoben. Durch die Abwärme stieg die Temperatur im BZ-Aufstellungsraum trotz Lüfter auf bis zu 30 °C an. Dadurch erreichte auch der Wechselrichter zu hohe Temperaturen. Eine Änderung in der Kühlluftführung brachte Abhilfe. Der Ausfall einer internen Pumpe konnte durch Sicherungstausch behoben werden. Die Steuerungssoftware musste unter Anderem bezüglich der Vorspeicherladung modifiziert werden. Auch das Zusammenspiel von BZ und den 4 Kesseln wurde optimiert. Besonders im Sommer ist es natürlich wichtig, dass die Anforderung des Warmwasserspeichers zuerst von der Brennstoffzelle umgesetzt wird und nicht von den wesentlich leistungsfähigeren Kesseln. IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Im ersten Betriebsjahr wurde ein Stackwechsel nach 2.300 Stunden durchgeführt. Es konnte eine Wirkungsgradverschlechterung von ca. 2,9 % / 1.000 Std. festgestellt werden. Diese kann durch Degradation oder durch geänderte Betriebsbedingungen hervorgerufen worden sein. Der genaue Grund für das relativ frühe Ende des Stacks ist noch unklar, es dürfte aber möglicherweise von den Folgen einer Fehlfunktion einer Rückschlagklappe verursacht worden sein. Der zweite Stack ist bis jetzt 4.500 Stunden im Einsatz (-5,9 % / 1.000 Stunden). Nach Herstellerangaben liegt die Stacklebensdauer je nach Betriebsbedingungen in der Regel zwischen 4.000 und 6.000 Sunden. 21.12.2004 07.12.2004 23.11.2004 09.11.2004 26.10.2004 12.10.2004 28.09.2004 14.09.2004 31.08.2004 17.08.2004 03.08.2004 20.07.2004 06.07.2004 22.06.2004 08.06.2004 25.05.2004 11.05.2004 27.04.2004 13.04.2004 30.03.2004 16.03.2004 eta ges. eta th. eta el. 02.03.2004 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 17.02.2004 % --> Nutzungsgrade EURO 2 Abb. 11: Zeitverlauf der Nutzungsgrade im Betrieb der EURO 2 in Dietachdorf, berechnet aus den Ablesewerten der Gas- und Stromzähler, Realbetrieb inkl. Starts und Stops [x] 5. Bewertung der bisherigen Ergebnisse Unsere beiden Anlagen wurden von äußerst professionellen Firmen nach dem heutigen Stand der Technik entwickelt, produziert und in Betrieb gesetzt. Die CE-Zertifikate von renommierten Prüfinstituten bestätigen das. Gut geschulte Teams der Lieferfirmen betreuen die Anlagen vor Ort. Dennoch muss man feststellen, dass es sich hier um eine junge Technik handelt, die bis zur Serienreife noch mehrere Jahre an Weiterentwicklung und Perfektionierung benötigen wird: Der von den Herstellern angegebene Zeithorizont 2010 erscheint realistisch. Bei beiden Anlagen konnten wir miterleben wie sich die Verfügbarkeit und die Wirkungsgrade mit jedem Optimierungsschritt – zu denen auch die ARGE-BZ ihren Anteil leisten durfte - verbessert haben. Dieser Prozess lebt besonders von den vielen Rückmeldungen aus den Pilotanlagen in Kundenhand. Die Labortests liefern bis zu einem gewissen Grad leider nur Ergebnisse unter „geschützten“ Bedingungen. Die Einbindung in das bestehende Hydrauliksystem jeder IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ individuellen Heizanlage ist eine eigene Herausforderung: Das Zusammenspiel von Heizkessel und Brennstoffzelle-Heizgerät muss unbedingt optimal abgestimmt werden. Das Fachhandwerk und die Programmierer der Steuerungssoftware haben hier eine wichtige Aufgabe. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch große Gebäude wie das Technologiezentrum und der „Wirt im Feld“ im Sommer zeitweise fast gar keinen Wärmebedarf haben. Im Landgasthof hätte man natürlich einen noch größeren Warmwasserspeicher installieren können. Bei Ein- und Mehrfamilienhäusern ist dieser Umstand sicher noch gravierender. Dort ist die Modulierbarkeit der BZ-Anlage ein besonders wichtiges Thema. 6. Schlussfolgerungen und Ausblick Die Integration von Brennstoffzellen in das Energiesystem von Gebäuden wird von anerkannten Experten wegen ihrer Effizienz und umweltschonenden Betriebsweise, aber auch als Beitrag zur Vision „Virtuelles Kraftwerk“ als Option für die Energiebereitstellung der Zukunft gesehen. Brennstoffzellen eignen sich als Kraft-Wärme-Kopplung gut für die dezentrale Versorgung von Kundenanlagen mit Strom und Wärme. Alle namhaften Hersteller von Heizgeräten wie Vaillant, Buderus, Viessmann, die Baxi-Group und Andere befassen sich deshalb heute intensiv mit dem Thema Brennstoffzellen-Heizgerät. Die stationäre Brennstoffzelle auf Erdgasbasis steht in diesem Kleinleistungsbereich aber in Konkurrenz zu anderen Marktteilnehmern wie den bestehenden Gasmotor-BHKW (z.B. Senertec 4,6 kW bzw. EcoPower/Vaillant 4,6 kW), aber künftig vielleicht auch zu den Stirling-Aggregaten (z.B. Solo 9 kW) und Mikrogasturbinen (z.B. Capstone, Turbec etc.). Die dezentrale, parallele Bereitstellung von Wärme und Strom ist eine faszinierende Aufgabe. Die technischen Grundlagen zeigen jedoch, dass es bei kleinen Einheiten generell schwieriger ist den Eigenverbrauch, den Nutzungsgrad und die Geräte- bzw. Wartungskosten rasch in den Griff zu bekommen. Für die Wirtschaftlichkeit aller dezentralen BHKW-Anlagen braucht man Objekte die möglichst Winter und Sommer ausreichend Wärme und Strom benötigen. Die Brennstoffzelle hat langfristig gute Chancen alle diese Anforderungen zu erfüllen: Sie hat ein hohes Potential auch bei kleinen Einheiten einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Technik der Brennstoffzellen-Heizgeräte einen beachtlichen Entwicklungsstand erreicht hat. Zur künftigen Markteinführung müssen noch viele Herausforderungen angenommen werden. Als wesentlichste Punkte sehen wir dabei: • Reduzierung der Komplexität und Senkung der Kosten • Lebensdauer, Zuverlässigkeit und Wirkungsgrade verbessern, el. Eigenbedarf reduzieren • Optimierung der Steuerungssoftware und der konventionellen Komponenten • hydraulische Einbindung und Steuerung/Regelung optimieren IEWT 2005: 4. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien „Energiesysteme der Zukunft“ Die ARGE-Brennstoffzelle und ihre Partner haben in den letzten Jahren einiges zu einer positiven Entwicklung beigetragen und sind bereit dies auch weiterhin zu tun. 7. Literatur 1) Haiböck, Zappe (OÖ Ferngas), Stockenreitner, Wilk (Energie AG OÖ) „Das oberösterreichische Brennstoffzellenprojekt“, VEÖ Journal, Juni 2001 2) Wilk H., Energie AG, „Brennstoffzellen: Betriebsweisen und Systemeinbindung aus Sicht eines EVU“, Vortrag: Symposium „Biogas - Brennstoffzellensysteme“, bmvit und E.V.A., PROFACTOR Steyr, 15. Mai 2001 3) Tagungsband Symposium “Zukunft Wasserstoff - Forum Brennstoffzelle”, 14./15. 10. 2003, Eigentümer Verleger und Herausgeber: Energie AG OÖ, A-4021 Linz und Erdgas OÖ 4) U. Wagner, C. Hutter, Th. Krammer, TU-München, Inst. für Energiewirtschaft, Simulation eines Einfamilienhauses mit einer Brennstoffzelle (1 kW el.) 5) Steinecker W., „Das Projekt der Energie AG: Erste Erfahrungen in Österreich mit der Sulzer Hexis SOFC“, Ueberreuter Managerakademie, Wien, 20. 3. 2003 6) Rechberger N., „Brennstoffzellen - die Technologie des 21. Jahrhunderts“, Ueberreuter Managerakademie Wien, 26./27. 2. 2002 7) Wilk, Zappe, Kraus, "Integrated Fuel Cell Energy Systems for Building Applications 48 Months of Experience with SOFC and PEMFC Systems", Workshop Profactor 1/05, Steyr 8) Dorninger, Zappe, „Natural- and biogas: basic-energy sources for stationary fuel-cells“, Workshop Profactor Jänner 2005, Steyr 9) Emad Batawi, Cyril Voisard, Ueli Weissen, Jan Hoffmann, Yvonne Sikora u. Jeanette Frei Sulzer Hexis AG, “Materials Development at Sulzer Hexis for the Provision of a Combined Heat and Power SOFC System”, European Fuel Cell Forum 2004, Luzern 10) Alexander Schuler, Sulzer Hexis AG, „An intermediate report on the way to a near-series Sulzer Hexis fuel cell system“, European Fuel Cell Forum 2004, Luzern 11) Björn Pietzak, Harald Raak, Sulzer Hexis AG, “Die 1 kW SOFC-Brennstoffzelle zur Stromund Wärmeerzeugung in Einfamilienhäusern”, Publikation 2004 12) Harald Raak, Sulzer Hexis AG „The 1 kW SOFC Fuel Cell Power and Heat Generation in Single Family Homes“, The Fuel Cell World, Lucerne 2004 [13] Rudolf Zappe, Erdgas OÖ, „Innovationsprojekt Brennstoffzellen: Erfahrungsbericht, Chancen und Risken“, WKO, Wien, Jänner 2005 [x] Alle gezeigten Ergebnisse der Betriebsmessungen sind mit gewissen Unsicherheiten behaftet: Der Stromzähler hat eine Genauigkeit von 0,5 % der Gaszähler von 2 %. Die Umrechnung von gemessenen Gasmengen am Gaszähler auf Heizwert Hu erfolgte mit Annäherungsmethoden je nach mittlerer Temperatur des Gaszähleraufstellungsraumes und der Höhenlage des Standortes