Generation @ - wer klickt und blickt in die Zukunft?

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Generation @ - wer klickt und blickt in die Zukunft?
GoSpecial-Traisa Predigt für Mai 2000
Generation @ - wer klickt und blickt in die
Zukunft?
In was für eine Zukunft gehen wir?
Ein paar Schlaglichter und Schlagzeilen vorneweg.
Köln-Hürth. Im Big-Brother-Bunker von RTLII ist in dieser Woche das Blubb-Sternchen Verona Feldbusch
angekommen. Alle freuen sich, weil auch die Kamera in der Toilette nicht ausgebaut werden sollte. Verona
Feldbusch bei BigBrother! Wenn das George Orwell gewusst hätte, damals als er 1984 schrieb! Wahnsinn,
was für eine Welt. Wann kommt Stefan Raab in den Bunker?
Berlin. Die Bunderregierung verkauft in diesem Sommer die Lizenzen für die neue Handy-Generation UMTS.
Damit kann man dann per Handy und Palmtop Computer zigmal schneller ins Internet und an die E-Mails als
mit dem PC mit ISDN-Karte zuhause. Jeder und jede – na, ja jedenfalls in der westlichen reichen Welt ist
damit überall online.. Wahnsinn, was für eine Welt.
Afrika. Gibt es in Afrika eigentlich E-Mail? Wahnsinn, was für eine Welt?
Traisa. Irgendwo in einem Haus treffen sich Jugendliche zum gemeinsamen Spielen. Jeder hat seinen PC
dabei, die werden vernetzt und dann spielen alle von Freitagabend bis Samstagmittag Multi-Player-FantasyAdventure-Games. Dabei schlüpft man ganz reell in eine Rolle hinein. Reell oder virtuell? Zwischendrin gibt es
Cola und Chips zum Abwinken. Wahnsinn, was für eine Welt.
Und überhaupt und trotzdem. Die Zahl der Online-User und der Handy-Telefonierer steigt täglich und ständig.
Das Ende der Fahnenstange ist nicht abzusehen und immer mehr Leute kaufen ihre Online-Aktien-Pakete am
neuen Markt per WAP-Handy. Geil, nicht wahr? Was für eine neue Welt.
Und Jugendliche überall in D-Land überhäufen sich mit Sado-Maso-Messages, für 39 Pfennig das Stück per
D2CallYa-Handy, das es von Oma zum Geburtstag gab.
Und dann – ein Freund bei Lufthansa erzählt mir, er habe 500(!) mal die E-Mail in seiner MailBox
vorgefunden: I Love You. Und wer liebt mich? Mich hat niemand lieb? Ich habe doch auch eine E-MailAdresse? Warum hat niemand an mich gedacht?
Und überhaupt. Das meisteingegebene Suchwort bei allen Suchmaschinen ist immer noch Sex. Alles klar? Sex
sells und dann läuft der Laden und die Werbe-Klick-Fläche wird angeklickt.
Und nun zum Schluss. Alle die ihr Handy angeschaltet haben, dürfen es ruhig anlassen, die Funktion der
Orgel wird nicht gestört, aber es ist doch auch gut zu wissen, dass die Handy-Provider-Gesellschaft dadurch
immer weiß, wo ich mich im Moment aufhalte. Das gibt einem so ein gutes Gefühl. Wahnsinn, was für eine
Welt.
Neulich hat mir einer erzählt: Ich war unterwegs: nicht virtuell und nicht gesurft, sondern echt und da sah ich
vor mir eine Autobahnbrücke unter der ich gleich durchfahren würde. Seitdem man weiß, dass es ja
gefährlich sein kann, unter Brücken hindurch zu fahren, schaut man da ja genauer hin, ob da einer steht.
Und dann sah ich es: Ein großes Transparent, eine Bridge-Message auf neudeutsch, aber ganz klar und
unmissverständlich:
Michael, ich will
Mensch, endlich nicht so ein Online-Mist. Endlich keine E-Mail, die bei mir landet und doch noch für tausend
andere bestimmt sein kann. Endlich eine Nachricht. Zwar nicht für mich, aber für Michael. Und der wird gleich
durch diese Brücke fahren, es lesen und wissen, er ist gemeint.
An was man da alles denkt. Wenn man weiß, da kommt die Liebe ins Leben, dann ist vieles nicht mehr so
wichtig. Also, der I-love-you Virus hat ja schon recht, wenn man den aufmacht, dann löscht es schon einige
Dateien auf der Festplatte, dann ist ganz klar, das Verliebte auch Verrückte sind. Michael, ich will.
Verträumt – fuhr ich weiter und dann sah ich eine zweite Autobahnbrücke auf mich zukommen. Wieder so ein
Transparent. Voller Schrecken las ich die neue Botschaft:
Dich nicht
So schnell kann es gehen. Da liegt kein weiter Weg zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt und
ein weiter Weg zwischen Romeo und Julia. Der arme Michael – ich schaue mich um, ob er aus lauter Frust
gegen einen Straßenbaum gefahren ist. Was für eine Enttäuschung. Ent-Täuschung, Ende der Täuschung,
das würde uns auch gut tun. Wenn wir endlich sehen würden, was wir uns nur einbilden und was wirklich
verlässlich ist, was virtuell ist und was echt. Generation @ - die neue Generation, die sich umschauen wird,
wem sie wirklich vertrauen kann, das Passwort fürs Herz mitteilen kann?
Dann bin ich weiter gefahren, enttäuscht und traurig und dann sah ich – noch so ein Betttuch.
verlieren!
Und jetzt gut durchatmen. Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen. Das ging mir ganz schön nah,
erzählte mein Freund. In dieser Welt, in der Tausende von SMS-Nachrichten, E-Mails und Infos durch die Welt
schwirren und vieles dabei so belanglos und so uninteressant ist, drei Nachrichten, die nicht nur Michael,
sondern mich ins Herz treffen. Michael, ich will, dich nicht, verlieren.
Bei diesen drei Brückennachrichten habe ich kapiert: Das sind Rettungsringe, die wir brauchen, wenn wir in
dieser Welt leben wollen. Irgendwann muss mich eine Nachricht erreichen, die mich wirklich trifft, eine die
mich anspricht, eine die mich nicht kalt lässt, auch wenn sie mich schockiert. Eine Nachricht, die mir wirklich
Zukunft zuspricht. Ich will dich nicht verlieren.
Man kann sich verlieren, in den Tiefen des Online-Universums, und da gibt es Leute, die tauchen jede Nacht
ab in die Welt der Chat-Räume, in denen sie groß rauskommen, als Scharfes Mäuschen, obwohl sie in
Wirklichkeit nur ein graue Maus sind, andere fiebern bei Online-Auktionen mit, wieder andere haben die
ganze Zeit ein Fenster offen zur Börse, um online ihr Portfolio zu verwalten. Tausende von Nachrichten, in
denen man sich verlieren kann. Eine Entwicklung, die man nicht aufhalten kann.
Vor gut 2000 Jahren konnten sich die Menschen auch vertiefen und sie konnten sich hineinknien und
verlieren. Da gab es vor 2000 Jahren einen Menschen, der hieß Nathanael. Er saß vertieft mit einem guten
Buch – andere Medien gab es nicht - unter einem Feigenbaum. Er dachte sich schon damals, dass es gut ist,
mit so einem Buch alleine zu sein, so ein Buch, vor dem hat man seine Ruhe, wenn man will und das kann ich
das zuklappen, wie ich einen Computer ausschalten kann. Freundschaft? Komm mir bitte nicht zu nah!
Nathanael wusste viel, er hatte den Durchblick für das, was man erhoffen und erwarten kann. Nur auf
niemand reinfallen, lieber gründlich sein.
Worauf kommt es an?. Was gibt dir persönlich Zukunft? Dass dich einer findet, dass dich einer anspricht, dass
dich einer sieht.
Worauf kommt es an?. Dass dich einer findet.
Dieser Nathanael saß ganz verloren unter dem Feigenbaum und hat gelesen. Was kann man tun, wenn sich
einer verloren hat? Dann muss man ihn finden! Was braucht man zum finden? Eine Suchmaschine. Doch die
Suchmaschine die kommt, heißt nicht Yahoo oder Lycos, sondern ist ein Mensch und heißt Philippus.
Da heißt es kurz und knapp: Philippus findet Nathanael. Michael, ich will dich nicht verlieren. Wenn einer
verloren ist, dann muss man ihn finden. Wenn einer dabei ist, sich zu verlieren, dann muss es einen geben,
der ihn findet. Philippus findet Nathanael. Hat dich heute abend oder in deinem Leben schon jemand
gefunden? Dich, dein Herz, das wo du spürst: Ich bin gemeint! Gib dich nicht vorher zufrieden. Darauf kommt
es an, dass dich einer findet.
Worauf kommt es an?. Dass dich einer anspricht.
Und dieser Philippus hat eine Nachricht für Nathanael. Es gibt heute Tausende von Nachrichten: Unwichtige
wie: Stefan Raab war nach seinem Auftritt sauer oder wichtige wie: Michael, ich will. Philippus hat eine
Nachricht für Nathanael: Wir haben den gefunden, auf den alle warten.
Was ist die Nachricht, auf die alle warten? Was reißt dich vom Hocker? Dass die Handy-Tarife sinken? Oder,
dass einer da ist, dem du vertrauen kannst?
Philippus spricht Nathanael an. Ganz persönlich. Nathanael lässt sich nicht so schnell überzeugen. Jesus – der
soll wichtig sein. Ich habe nie von ihm gelesen, wie bitte - er kommt aus Nazareth? Was soll das denn? Ist
das wichtig für mich? Und Philippus bleibt unbeirrbar: Nathanael, komm! (Nicht [email protected],) sondern
Nathanael, komm! Mensch, hast du so einen Freund, eine Freundin, der oder die dich bei der Hand nimmt
und anspricht? So, dass du spürst: Es trifft mein Herz? Da ist einer, der will mich nicht verlieren, da ist einer
der will, dass ich gewinne? Darauf kommt es an, dass dich einer anspricht.
Worauf kommt es an?. Dass dich einer sieht.
Und dann kommt es zur Begegnung. Jesus spricht Nathanael an und er sagt etwas, was den total verwundert
und verwirrt. Du bist ein aufrichtiger und anständiger Mensch.
Nathanael fällt aus allen Wolken: Was weiß Jesus über ihn? Das ist eine Frage, die uns noch sehr
beschäftigen wird. Was weiß in der Informationsgesellschaft jemand über mich? Welche Geheimnisse sind
online erforschbar, welche Seiten von mir sind auf Chipkarten festgehalten. Und Jesus antwortet: Als du unter
dem Feigenbaum warst, da habe ich dich gesehen. Da wo Nathanael sich verkrochen und verloren hat, da wo
er gedacht hat, er wird nicht beobachtet, da wurde er gesehen.
Worauf es ankommt, dass man dich sieht. Nicht bei BigBrother, nicht voyeruristisch, sondern dass einer hinter
die Maskerade blickt, dass einer dich richtig echt nimmt und erkennt wer du bist und bei den Fehlern nicht
zumacht.
Wir bei GoSpecial machen das alles, weil wir es glauben, dass das heute möglich ist: Zu spüren: Jesus findet
mich, spricht mich an und sieht mich in meiner Lebenssituation.
Um das mit euch herauszubekommen, dafür sind wir da.
© Evangelische Kirchengemeinde Traisa
Pfarrer Andreas Klein
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