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so sehr, daß er oft für das Junge desselben gehalten wurde. Die Zahl der Halswirbel unterscheidet ihn aber sicher von diesem.
Er ist grauschwarz, unterseits scharf abgesetzt rötlichweiß; die Brustflosse hat auf der Oberseite ein weißes Querband. Man findet ihn
in allen nordischen Meeren, von wo er im Winter südwärts zieht. Er hält sich immer nur einzeln oder in kleinerer Gesellschaft, frißt
auch größere Fische, aber keine Weichtiere und Tange. Er besitzt wohlschmeckenden Speck und genießbares Fleisch und liefert
vorzüglichen Thran.
Die Nordländer jagen ihn, wenn er sich den Küsten nähert. Zu derselben Familie gehört der Keporkak (Buckelwal, Rorqual,
Megaptera longimana Gray), dieser wird 23 m lang, ist sehr plump gebaut, mit sehr großem Kopfe, fast unverhältnismäßig langen
Brustflossen, sehr entwickelter Schwanzflosse und verschieden gestalteter Fettflosse, welche im letzten Viertel der Gesamtlänge den
Buckel bildet. Die Oberseite ist schwarz, die Unterseite weißlich marmoriert oder ganz weiß. Er findet sich in allen Meeren, aber nicht
so weit nördlich wie die vorigen Arten, unternimmt weite Wanderungen, nährt sich von Fischen und schalenlosen Weichtieren und
wird von den Grönländern eifrig gejagt. Er liefert guten Speck und Thran, doch lohnt der Fang viel weniger als bei andern Walen, und
die Walfischfänger beunruhigen ihn daher nur, wenn andre Beute fehlt.
Finnischer Meerbusen, der östlichste Busen der Ostsee, der im N. vom Großfürstentum Finnland, im S. von Esthland und vom
Gouvernement St. Petersburg begrenzt wird. Seine ganze Länge beträgt 370 km, seine Breite 50-110 km, seine Tiefe an manchen
Stellen 95-110 m, an andern nur 8-20 m. Die östlichste Spitze des Finnischen Meerbusens heißt von Oranienbaum und Kronstadt an
die Kronstädter Bucht, welche viele seichte Stellen hat. Das Wasser des Finnischen Meerbusens gefriert seines geringen Salzgehalts
wegen von St. Petersburg bis zu den Inseln Hogland, Lembasar etc.; doch ist das Eis nur in strengen Wintern haltbar. In ihn münden
der Kymmeneelf, der Borgå, die Newa, die Narwa, die Luga etc. Das Meer ist am finnischen Ufer von Wiborg bis Björneborg mit
Felsen besäet, welche eine zahllose Menge Inseln (Schären) von verschiedener Form und Größe bilden.
Bis zum Vorgebirge Hangö erstrecken sich diese Inseln in einem schmalen Streifen längs des Ufers hin; aber an der Ecke von
Finnland bilden sie einen weiten Archipel, der in den Alandsinseln endigt. Zwischen diesen Inseln und dem schwedischen Festland,
zwischen Eckerö und Grisselham, ist nur 75 km weit offenes Meer. An der Nordküste des Golfs hat man seit der Mitte des 18. Jahrh.
ein allmähliches Heben des Landes (allerdings nur um 0,5 bis 0,6 m pro Jahrhundert) und damit zusammenhängend ein Sinken des
Meeresspiegels beobachtet.
In der Mitte des Meerbusens steigt die Insel Hogland als ein gigantischer Felsblock aus der Meerestiefe auf. Um sie her gruppiert
liegen die Inseln Lawansaari, Penisaari, Seiskär, Groß- und Kleintyttersaari; die letzte der Inseln ist Kotlin (Kesselinsel) mit Kronstadt.
Die Fahrt auf dem Finnischen Meerbusen ist nicht bloß wegen der zahlreichen Felseninseln und Granitklippen, sondern auch wegen
der vielen Untiefen und Versandungen beschwerlich und gefahrvoll, wozu noch im Frühling die gewaltigen Eismassen kommen,
welche die finnischen Flüsse und besonders die Newa dem Finnischen Golf zuführen, wenn dessen eigne Eisrinde selbst schon
längst geborsten ist.
Dennoch gehört der Finnische Meerbusen zu den am meisten befahrenen Armen der Ostsee. Petersburgs bedeutender Handel
lockt allein jährlich Tausende von Schiffen aus allen Ländern Europas, selbst aus Amerika in diese Gewässer. Dazu kommen noch
die vielen andern, zum Teil blühenden See- und Handelsstädte, wie Hapsal, Baltischport, Reval, Kunda in Esthland, Narwa (im
Gouvernement St. Petersburg), Wiborg, Fredrikshamn, Lowisa, Borgå, Helsingfors, Ekenäs und Abo in Finnland.
Fast alle diese Seestädte haben treffliche Häfen; Reval, Kronstadt (der Haupthafen Petersburgs), Ruotzinsalmi (Rotschensalm)
an der Mündung des Kymmeneelf und Sweaborg bei Helsingfors dienen selbst ganzen Geschwadern der russischen Kriegsflotte zur
Station. Die Häfen sind durch treffliche Forts, zum Teil durch Festungen ersten Ranges verteidigt, vor allem durch die Kriegshäfen
Reval, Kronstadt, Rotschensalm und Sweaborg. Im Finnischen Meerbusen gibt es 22 Leuchtfeuer, wovon sich 12 an den Küsten und
10 mitten im Meer auf den Felseninseln befinden. S. Karte »Livland etc.«
Finnische Sprache und Litteratur. Die finnische Sprache oder das Suomi gehört der finnisch-ugrischen Gruppe der großen
Uralaltaischen Sprachenfamilie (s. d.) an. Wie alle Sprachen dieser Gruppe (vgl. Finnen), ist es sehr reich an Beugungen, besonders
an Kasus, deren es nicht weniger als 15 besitzt, nämlich außer den auch in andern Sprachen üblichen einen Inessiv, das Darinsein,
einen Allativ, das Hinzukommen, einen Prolativ, das Entlangsein ausdrückend, etc. Von den finnischen Dialekten ist der im Norden,
gegen Lappland hin und bis zum Weißen Meer herrschende karelische der eigentümlichste und eher als selbständige Sprache
anzusehen.
Schon in einer ungemein frühen Periode muß das Finnische aus den benachbarten germanischen Sprachen eine Anzahl Wörter
entlehnt haben, die durch ihre höchst altertümliche Lautform für die älteste Geschichte der germanischen Sprachen von großer
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Bedeutung sind.
Vgl. Thomsen, Über den Einfluß der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen (Halle 1870).
In der Poesie gibt es nur ein einziges Versmaß; der Reim wird meistens durch Allitteration ersetzt, außerdem herrscht ein an die
hebräische Poesie erinnernder Parallelismus. In der Neuzeit erfuhr die Sprache eine totale Reform in dem von Reinhold v. Becker
herausgegebenen finnischen Wochenblatt »Turun Wiikkosanomat« (1820 ff.) und in seiner Grammatik (Abo 1824). Die wichtigsten
neuern Spezialwerke über die finnische Sprache sind: Kellgrén, Die Grundzüge der finnischen Sprache mit Rücksicht auf den
uralaltaischen Sprachstamm (Berl. 1847);
Eurén, Finsk (språklära (Abo 1849 u. öfter);
Derselbe, Finsk-Svensk ordbok (Tawastehus 1860);
Jahnson, Finska språkets satslära (Helsingf. 1871);
Ahlman, Svenskt-Finskt lexikon (2. Aufl., das. 1872);
Ch. E. v. Ujfalvy und R. Hertzberg, Grammaire finnoise (Par. 1876).
Das sehr brauchbare und wissenschaftlich gehaltene finnisch-schwedische Wörterbuch Renwalls: »Lexicon linguae finnicae«
(Abo 1826, 2 Bde.),
ist durch das von Lönnrot herausgegebene Wörterbuch »Suomalais-Ruotsalainen sanakirja« (Helsingf. 1866-82, 2 Bde.) nicht
ganz verdrängt worden.
Von jeher von warmer Liebe für dichterische Äußerung, für Musik und Gesang erfüllt, hatten die Finnen seit dem heidnischen
Altertum bis auf unsre Zeti ^[richtig: Zeit] herab eine Volkspoesie von ganz eigentümlichem Gepräge. Ihre Lieder vom alten
Wäinämöinen, dem Gotte des Gesanges und dem Repräsentanten der
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;6. Band, Seite 278 im Internet seit 2005; Text geprüft am 7.5.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 20.1.2017
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