Chaos im Quadrat - Anna
Transcrição
Chaos im Quadrat - Anna
Created for Us Anna-Lena Tsutsui VIDEO Portfolio 2008 - 2014 2 3 Inhalt / Content / Sommaire Chaos im Quadrat / Chaos Squared / Chaos au carré - Jördis Volkmann 6 Einführung / Introduction / Introduction - Bianca Bozzeda 10 Video / Video / Vidéo15 Fotografie / Photography / Photographie81 Intimitätsverhältnisse - Thomas D. Trummer 82 Objekt / Object / Objet117 Biografie / Biography / Biographie140 4 5 Chaos im Quadrat Chaos Squared Wenn die Natur zu laut „Hurra!“ schreit, wird sie vom Menschen schnell in Form gebracht, beschnitten, eingemauert, und so in ihre Schranken verwiesen. Dann herrscht Chaos im Quadrat, Unordnung im Takt, Tohuwabohu nach der Uhr und Krawall nach Vorschrift. When nature shouts out ‚‚Hooray!‘‘ too loudly, it will be shaped, trimmed, sealed and thus held at bay. Then chaos rules in squares, disorder in the beat, hullabaloo in the ticking of the clock and ruckus obeys the instructions. Wie der Keim in der Erde, so wuchert die Hoffnung aus dem Stein, atmet der Baum, die grüne Hölle im Regelmaß. Der Keim, wie die Hoffnung, treibt. Er schießt ins Kraut, hoch und grün, lang. - Und knallt mit voller Wucht an die Decke der Realität aus Beton. As a sprout in the earth, hope grows from the stone, the tree breathes and the green hell stretches out in standard dimensions. The sprout, like hope, pullulates. It grows uncontrollably, high and green, long. And slams at full force against the reality of concrete. Jördis Volkmann zur Arbeit von Anna-Lena Tsutsui, 2012 Jördis Volkman about the work of Anna-Lena Tsutsui, 2012 Chaos au carré Lorsque la nature crie trop fort «Hourra! », l‘homme la met rapidement en forme, la coupe, la contient et la remet ainsi à sa place. Maintenant le chaos est mis au carré, le désordre est orchestré, le tohu-bohu est ponctuel et le barouf marche au pas. Comme le germe dans la terre, l‘espoir foisonne de la pierre, l‘enfer vert respire. Le germe, comme l‘espoir, pousse. Il grandit, haut, vert et long. - Et se heurte à toute volée contre le plafond de la réalité en béton. Jördis Volkmann sur le travail d‘Anna-Lena Tsutsui, 2012 6 7 In einem Alltag aus Beton und Leuchtreklame zeigt Anna-Lena Tsutsui die Spuren einer natürlichen Kraft auf, die menschliches Handeln zu purer Dekoration hat verkommen lassen. Durch ihre Arbeiten beobachtet sie die Überbleibsel dieser Kraft, wie sie in einer Gesellschaft vorkommen, die bereit ist, alles und jedes in Produkte zu verwandeln. In Form von Videos oder Fotografien, zeugen die von der Künstlerin vorgeschlagenen Bilder von dem, was wir heute aus dieser ursprünglichen Energie machen, von ihren Spielarten und Formen. Fragend nach dem Nutzen des Künstlichen, das aus dem Natürlichen entstand, stimuliert Tsutsui bei dem Betrachter ein Aufmerken, das, bewusst oder unbewusst, zu einer Stellungnahme führt. Dies wird erreicht durch ein ausgewähltes ästhetisches Register, das in freiwillig angenehme Kompositionen mündet. Die formale Direktheit der Bilder erlaubt die volle Entfaltung im Thema. Humor ist dabei allgegenwärtig: das Schöne, Absurde und das Komische werden paradoxer Weise zu Mitteln, um sich der Ernsthaftigkeit des Themas, manchmal nahe am Drama, anzunähern. Die Videos in der Endlosschleife sind Perpetuum Mobiles, in denen der Sinn, geschrien oder geflüstert, durch die Wiederholung unterstrichen wird. Ohne Übereifer und ohne redundant zu sein lässt die Künstlerin die Bilder wiederholen, damit sich die Dinge schrittweise enthüllen. Dies ist der Fall in Die Kugel, eine dreiteilige Videoarbeit, die sie zwischen 2012 und 2013 realisiert hat. Der erste Teil zeigt das Rollen einer Masse aus Beton in einer Lagerhalle. Gelbe Blumen sind furchtlos durch die Löcher gewachsen, die die Künstlerin in der Kugel hergestellt hat. Regiert von einer anarchischen Kraft zerquetscht die Kugel die Blumen auf ihrem Weg. Die gleiche Kugel ist Protagonist der beiden anderen Videos: schwer, sperrig und blind setzt sich die Kugel gegenüber der Natur durch indem sie sie einschließt und zerstört. In einem Kieswerk rollt die Kugel schwindelerregend schnell einen Hügel hinunter. Im Herunterstürzen werden die rosa Blumen offensichtlich abgeschnitten und aus der Kugel herausgeschleudert. Die Rolle des Sisyphus spielend, lässt Anna-Lena Tsutsui die Kugel immer wieder den Hügel hinunterrollen und die Blumen niederstrecken: Die Sinnlosigkeit und die Brutalität der Geste wird so in all ihrer Kraft deutlich. Wenn es in Die Kugel die Natur ist, die eingeschlossen, zerquetscht und letztlich getötet wird, so ist die Situation in Panorama Boa Vista umgekehrt. Das Knäuel aus fliegenden Plastiksäcken in diesem Videos scheint beinahe vor einer allgegenwärtigen und allmächtigen Natur zu fliehen: In der Gewaltigkeit einer freien Erde hat das Künstliche keine Daseinsberechtigung. Die Präsenz dieser anderen Kugel, nicht imposant, sondern leicht und fliehend, wird zum Oxymoron: der Kontrast zwischen dem Objekt und der Realität, in der es sich befindet, sind extrem. In Form eines vielfarbigen Gespenstes irrt das Artefakt ohne Inne zu halten umher. Es flieht. Der Wind treibt es immer weiter, fortzugehen von dieser Welt - als gäbe es eine andere Welt als die der Büsche, Steine und des Sandes. Dieses Video scheint endlich das Ersticken der Natur durch den urbanen Kontext zu rächen und die Rollen zu verkehren: Ausnahmsweise ist der Eindringling das Plastik, die einfachen und leeren chemischen Farben, der Überfluss an Produkten. Die Plastiksäcke haben keine Berechtigung in solch einer Landschaft und sind verdammt für immer zu fliehen. So gelenkt zeigt sich das Artefakt unsicher, grotesk und sinnlos. Und trotzdem ist der Flug des Objektes schön: er zeigt uns weite Himmel, weißen Sand und hinterlässt keine Spuren. 8 Vom Fliegen ist eine sowohl organische als auch fremde Form. Die Skulptur aus Keramik setzt sich auf Grund ihrer ungewöhnlichen Erscheinung im Raum durch. Sie überrascht und verdichtet in ihrer wunderlichen Form zwei Komponenten der Arbeit von Anna-Lena Tsutsui: das Komische und das Tragische. Feststeckend, unbehaglich, aber auch karikaturenhaft und amüsant durch ihre grobschlächtige Erscheinung ist dieses orangefarbene Ding eine Allegorie der Lebensbedingungen in einer Stadt. Festgefahren und auf gewisser Weise unterbrochen erinnert Vom Fliegen an die Fotoarbeit Der Balkon (2011): Der Lebenselan ist verboten durch eine Präsenz von außen, die eine volle Entfaltung verhindert. Wenn dieser Aspekt bereits in Arbeiten wie Ein anderer Balkon 1 und Ein anderer Balkon 2 eingeführt wurde, so wird das Konzept in Vom Fliegen weiter entwickelt. Die Skulptur hat eine organische, weiche Form. Ihr Gewicht von etwa 30 Kg sowie ihre Größe lassen an eine körperliche Gestalt denken. Über den rein formalen Aspekt hinaus - das Werk ist tatsächlich zweigeteilt - drückt Vom Fliegen eine tiefer gehende Unsicherheit und Instabilität aus. In diesem Sinne ruft die unangenehme Situation, in der sie sich befindet, ein beinahe existentielles, menschliches Unbehagen hervor. Als unvollendeter Akt hängt sie im Raum. Vom Fliegen hebt eine tragikomische Seite der menschlichen Realität hervor. Wenn Vom Fliegen die menschliche Reichweite schließlich verdeutlicht, so entwickelt Betonstruktur 1 diesen Gesichtspunkt auf definitive Art und Weise. Auch wenn sich dieses Werk rein formal betrachtet von den anderen unterscheidet, so ist es doch der konzeptuelle Höhepunkt. Die Struktur ist aus Beton, einem Material, das die Künstlerin kritisiert, an das sie aber auch durch ein Bedürfnis des Ausdrucks und Faszination gebunden ist. Hier ist sie Modell, in dem Figuren umher wandeln. Ohne die Möglichkeit der Flucht oder des Vorwärtskommens erinnern die Figuren an eine Art Prozession ohne Ausgang. Aus Keramik hergestellt, sind sie in einer imposanten Struktur eingeschlossen, die eine Architektur andeutet. In Übereinstimmung mit dem allegorischen Ansatz der Werke von Anna-Lena Tsutsui, sind die Figuren nicht explizit anthropomorph. Trotzdem erinnern sie an eine bestimmte Morphologie, eine Haltung, die sie als Menschen erkennen lässt. Es ist also nur natürlich sich in die Szene hineinzuversetzen und Anteil an den, in einem absurden physischen oder mentalen Raum, eingezwängten Wesen zu nehmen. Die Verbindung zwischen diesem Werk und der Installation Baby Dolls wird offensichtlich: Als eine Verstümmelung des Natürlichen – ob sie nun menschlich, pflanzlich oder tierisch ist – der Rahmen ist immer Unrecht. Die menschliche Figur erscheint also nur selten im Werk von Anna-Lena Tsutsui. Seine Erscheinungsform und seine Gegenwart werden von der formalen Offensichtlichkeit ausgeschlossen. Trotzdem ist der Mensch immer da. Er steht am Ursprung der Verzerrung und ist zugleich Opfer seiner Schöpfungen. Bianca Bozzeda, 2013 9 In a life made of concrete and blinking advertisement, Anna-Lena Tsutsui identifies the traces of a natural force, in which human action has degenerated into pure decoration. Through her work, she observes the residues of this force in a society that is ready to transform everything into products. In the form of videos or photographs, the images proposed by the artist are evidence of what we have made of this primordial energy, of its variations and its forms. Questioning the use of the artificial made from the natural, Anna-Lena Tsutsui stimulates an awareness that leads, consciously or not, to taking a position. This is attained through a tended aesthetic spectrum, which gives life to voluntarily enjoyable compositions. The direct form of the images allows the full concentration on the theme. Humor is pervasive in the Tsutsui’s work: The beautiful, the absurd and the comical become paradoxical instruments through which she approaches the seriousness of the topic that is sometimes close to the drama. The looped videos are perpetual motion machines in which the sense, cried out or whispered, is brought out by its repetition. The artist repeats the images without excess or redundancy in order to let the things reveal themselves progressively. This is the case in The Sphere, a tripartite video work, which was realized in 2012 and 2013. The first part shows the rolling of a mass made of concrete in a storehouse. Yellow flowers have courageously grown through the holes created in the sphere. Governed by an anarchic force, the ball bruises the flowers as it travels around. The same sphere is the protagonist in the two other videos composing the piece: massive, bulky and blind, the object prevails over nature by encasing and destroying it. In a gravel quarry, the ball rolls vertiginously fast down a hill of grit. All the way down the rosy-colored flowers are cut and visibly ejected. Playing the role of Sisyphus, Tsutsui uses the loop and lets the ball go down again and again, smashing the flowers: The lack of sense in the gesture and its brutality abound forcefully. If in The Sphere it is nature that is imprisoned, crushed and finally even killed, the situation is inverted in Panorama Boa Vista. The bunch of flying plastic bags in this video almost seems to escape from an omnipresent and omnipotent nature: The artifact has no reason in the immenseness of a free earth. The presence of this other ball, not massive, but light and fleeing, becomes an oxymoron: the contrast between the object and the reality in which it is living is extreme. In the form of a multicolored phantom, the artifact strays without pausing; it is taking flight. The wind pushes it to roll away, to leave this world as if there was a world other than bushes, stones and sand. The video finally seems to retaliate upon the urban context for suffocating nature and roles get reversed: For once the intruder is the plastic, the simple and chemical colors, the abundance of products. These plastic bags have no excuse in such a landscape and are condemned to flee forever. Alienated in this way, the artificial becomes weak, grotesque and senseless. Nevertheless its flight is beautiful: Without leaving a trace, it shows us wide skies, white sand and lunar-like landscapes. 10 Vom Fliegen is an organic, but unfamiliar form. The ceramic sculpture asserts itself in the space due to its particular aspect. It surprises, because it is strange and condenses two components of the work by Anna-Lena Tsutsui, the comical and the tragical. Transfixed, uneasy and disturbing, but also caricatural and amusing, because raffish, this orange being is an allegory of the living condition in the city. Disabled and somehow interrupted, Vom Fliegen recalls Tsutsui’s piece The Balcony, realized in 2011: The vigor of life is banned by an external presence that prohibits a full expansion. If this aspect has already been introduced by works such as Another Balcony 1 and Another Balcony 2, Vom Fliegen develops the concept to a greater extent. The sculpture has an organic, soft form. Its weight of 30 kg as well as its dimensions recall a physical configuration. Beyond its formal aspect, for which the piece is actually disjoined, the sculpture expresses a deeper uncertainty and instability. Its arduous situation provokes an almost existential, human, malaise. As an unfinished act, it hangs in the space. Vom Fliegen underlines the tragicomic aspect of this human reality. If Vom Fliegen finally elucidates the human range, then Concrete Structure 1 develops this point definitively. If, from a formal point of view, this piece differs from the other pieces, it nonetheless represents the conceptual climax. The structure is made of concrete, a material that the artist criticizes, but to which she is attached by fascination and an expressive need. Here it becomes the scenario in which figures walk around. Without the possibility to escape or to advance, these introduced characters evoke a sort of procession without exit. Made of ceramics, the figurines are encased in an imposing architecture, even though just initiated. In accordance with the allegorical approach of the pieces by Tsutsui, the characters are not explicitly anthropomorphic: They still do evoke a certain morphology, a posture that makes us perceive them as humans. After all, it is natural to project oneself into the scene and to feel with these creatures that are caught in an absurd physical or mental enclosure. The link to the installation Baby Dolls becomes evident: As a mutilation of the natural – be it human, animal or vegetal – the bordering is always wrong. The human figure appears only rarely in Tsutsui’s work: its image and its presence are excluded from the formal evidence of the pieces. However, man is always there, at the origin of the deformation and as victim of its creations. Bianca Bozzeda, 2013 11 Dans une quotidienneté faite en ciment et en néons intermittents, Anna-Lena Tsutsui met en évidence les traces d’une puissance naturelle pure qu’une faute humaine réduit à décoration. À travers ses travaux elle observe les résidus de cette force dans une société prête à tout transformer en produit. Sous forme de vidéos ou bien de photographies, les images proposées par l’artiste témoignent de ce qu’on fait aujourd’hui de cette énergie primordiale, de ses manifestations et de ses formes. Interrogeant l’usage que l’artificiel fait du naturel, Anna-Lena Tsutsui stimule chez le spectateur une prise de conscience qui mène, de manière consciente ou pas, à une prise de position. Cela est abouti à travers un registre esthétique soigné qui donne vie à des compositions volontairement agréables. L’immédiateté formelle des images permet le plein épanouissement du thème l’humour, toujours présent dans les travaux de Tsutsui : en passant par le beaux, l’absurde et le burlesque deviennent paradoxalement le moyen pour approcher le sérieux du sujet abordé, parfois proche du drame. Les vidéos en boucle sont des perpetuum mobile où le sens, crié ou chouchouté, est souligné par la répétition. Sans excès ni redondance l’artiste laisse l’image se répéter pour que les choses se dévoilent progressivement. C’est le cas de La Boule, ensemble de trois vidéos réalisées entre 2012 et 2013. La première partie de la vidéo montre le roulement d’une masse en béton dans un entrepôt. Des fleures jaunes ont courageusement poussé à travers des trous réalisés dans la sphère. Gouvernée par une force anarchique qui semble évoquer la fureur de la nature, la boule écrase les fleures tout au long de son chemin. Cette même boule est protagoniste des deux autres vidéos composant l’œuvre : lourd, encombrant et aveugle l’objet s’impose sur la nature en l’emprisonnant ou en la détruisant. Dans le cadre d’une usine de gravier, la boule descend vertigineusement d’une colline de cailloux. Tout le long de la chute, les fleures roses sortant de la boule sont coupées et visiblement éjectées pendant le roulement. Jouant ici le rôle de Sisyphe, Anna-Lena Tsutsui se sert de la boucle et laisse la boule descendre de la colline sans arrêt, s’abattant sur les fleurs : le manque de sens et la brutalité du geste surgissent alors dans toute leur force. Si dans La Boule c’est la nature à être emprisonnée, écrasée sans cesse et puis même abattue, dans Panorama Boa Vista la situation est inversée. La pelote en sachets volant de cette vidéo paraît presque fuir d’une nature omniprésente et omnipuissante : dans l’immensité d’une terre libre l’artifice n’a pas de raison. La présence de cette autre boule, non plus imposante mais légère et fuyante, fait l’objet d’un oxymore : le contraste entre l’objet et la réalité qu’il habite est extrême. Sous forme de fantôme multicolore l’artifice erre sans cesse, il fuit. Le vent le pousse à rouler ailleurs, à s’en aller de ce monde, comme s’il n’était d’autre monde possible que les buissons, les pierres et le sable. Cette vidéo semble enfin venger l’étouffement de la nature par le contexte urbain et renverser les rôles : pour une fois l’intrus c’est le plastique, les couleurs simples et vides de la chimie, l’abondance des produits. Cette poubelle dépourvue de déchets n’a pas d’excuse dans un paysage pareil et est destinée à fuir à jamais. Dépaysé, l’artifice se fait faible, grotesque et insensé. Et pourtant le vol de l’objet est beau : il nous montre des ciels immenses, du sable blanc, et défile sguidé par le vent sans laisser trace. 12 A la fois forme organique et étrangère, la sculpture en céramique Vom Fliegen s’impose dans l’espace par son aspect insolite. Elle étonne parce que bizarre et condense en soi les deux composantes du travail de Anna-Lena Tsutsui : le comique et le tragique. Coincé, mal à l’aise et dérangeant, mais aussi caricatural et amusant parce que grossier, cet être orange est une autre allégorie de la condition de la vie dans la ville. Bloqué et en quelque sorte interrompu, Vom Fliegen rappelle l’œuvre Le balcon réalisée en 2011 : l’élan vital est interdit par une présence extérieure qui en empêche le plein épanouissement. Si cet aspect est déjà introduit par des travaux tels que Un autre balcon 1 et Un autre balcon 2, Vom Fliegen développe le concept davantage. La sculpture a une forme organique, moelleuse ; son poids de 30 kg ainsi que ses dimensions évoquent une configuration corporelle et biomorphe. Au de-là de l’aspect purement formel, pour lequel l’œuvre résulte effectivement « entre deux », la sculpture exprime une incertitude et une instabilité plus profondes. Dans ce sens, la situation pénible dans laquelle elle se trouve suscite un malaise presque existentiel, humain. L’échec ne concerne alors pas seulement la condition de la nature dans un contexte urbain, mais aussi la condition-même de l’être humain, limité et étouffé à son tour. Comme inabouti et suspendu dans l’espace, Vom Fliegen met en évidence le côté tragi-comique de cette réalité humaine. Si Vom Fliegen explicite enfin la portée profondément humaine du travail de Tsutsui, Structure en béton 1 (2013) développe cet aspect de manière définitive. Si d’un point de vue purement formel cette œuvre se différencie par apport aux autres exposées, elle représente néanmoins le climax conceptuel. La structure en béton, matériel que l’artiste critique mais auquel elle est liée par un besoin expressif et une fascination intrigants, se fait ici le scénario d’une déambulation figurée. Sans possibilité de fuite ni de progression, les personnages introduits dans la scène évoquent une sorte de procession sans sortie. Réalisése en céramique, les figurines sont renfermées dans une architecture imposante quoique juste amorcée. Conformément à l’approche allégorique des œuvres de Tsutsui, les personnages n’ont rien d’explicitement anthropomorphe : ils évoquent toutefois une certaine morphologie, une posture qui nous les fait percevoir comme humaines. Il est alors naturel de se projeter dans la scène et de compatir ces présences coincées dans une enceinte absurde, physique ou bien mentale qu’elle soit. Le lien entre cette œuvre et l’installation Baby Dolls se fait alors évident : en tant que mutilation du naturel - humain, animal ou végétal qu’il soit - le cadre a toujours tort. La figure humaine n’apparaît que rarement des les travaux de Anna-Lena Tsutsui : son aspect et sa présence son exclus de l’évidence formelle des œuvres. Pourtant, l’homme est toujours là, à l’origine de la distorsion et ensemble victime de d’artifice qu’il crée. Bianca Bozzeda, 2013 13 VIDEO 14 15 Loops video 25:46 min (loop) sound in cooperation with Woungteak Oh 2014 Alles dreht sich im Kreis: ein Drachenflieger rotiert endlos in der Mitte des Bildes während im Hintergrund Autos kreisförmig auf die Autobahn auffahren und im Mittelgrund eine Person unscheinbar in Kreisen geht. Diese Person scheint gefangen zu sein in endloser Wiederholung. Auch ein mit der Stimme erzeugter Rhythmus, der Elemente des rotierenden Bildes in Sound überträgt, dreht und dreht sich. 16 Everything is turning : A kite is rotating endlessly in the center of the image while cars are driving up a circular highway in the background. In the middle ground a person is walking inconspicuously in circles. This person seems to be imprisoned in an endless repetition. At the same time, a looped voice-generated sound that translates elements of the image keeps rotating. Tout est en train de tourner: un cerf-volant tourne sans cesse au centre de l’image pendant que des voitures entrent une autoroute par une montée circulaire. Au second plan une personne marche subrepticement en cercles. Elle est enfermée dans la répétition. En même temps un son en boucle crée par la voix traduit des éléments de l’image et continue à tourner. 17 SeMA Nanji Exhibition Hall, Seoul, 2014 18 19 Unter Brücken Under the Bridge Sous le pont video 7:47 min 2014 In einer enldosen Reihe fahren Autos über die Autobahnbrücke, unter welcher man eine Art Schattentheater beobachten kann. Durch ein kleines Fenster, das durch Autos und Beton begrenzt ist, sieht man Personen, die an den in Korea üblichen Sportmaschinen trainieren. Sie suchen gesunden körperlichen Ausgleich, doch die hektischen, regelmäßigen Bewegungen lassen sie selbst maschinenähnlich erscheinen. 20 In an endless line cars are driving over a highway bridge, under which the audience can see through a little window a shadow theater of moving persons. In an environment composed of concrete and cars they are training with sports machines that are commonly used in Korea. The trainees are looking for physical balance, but because of the predefined movements they become machine-like themselves. Des voitures roulent sans cesse sur un pont d’autoroute, sous laquelle on peut observer un theatre d’ombres par une fenêtre. Dans un environnement faite du béton et des voitures, il y a des personnes qui s’entrainent avec des machines habituellement utilisées en Corée. Ils cherchent ainsi de la balance physique, mais à cause des mouvements prédéfinis eux-mêmes semblent fonctionner comme des machines. 21 22 23 Panorama Boa Vista 24 Video 3:09 min (Loop) 2013 A huddle of multi-colored waste becomes the plaything of the wind, which carries it through wild territories. The contrast between the flighty volatility of the ball and the monumental and immobile landscape is evident. At this place, the plastic bags with their cheap, chemical colors are inappropriate and fleeting. Eine bunte Müllkugel wird zum Spielball des Windes, der sie ziellos durch naturbelassene Gegenden treibt. Es herrscht ein starker Kontrast zwischen der flatterhaften Künstlichkeit des Plastikballs und der schroffen, tausendjährigen Landschaft. Die Plastiktüten sind hier deplaziert und flüchtig. Un amoncellement de déchets multicolores devient le jouet du vent, qui l’entraîne à travers des territoires sauvages. Le contraste entre la superficialité papillonnante de la boule en plastique et le paysage imposant et immuable est énorme. Les sacs plastiques y sont déplacés, fuyants. 25 26 27 Die Kugel The Sphere La Boule 6 Videos 2:15 min (Loop) 2:23 min (Loop) 0:17 min (Loop) 0:04 min (Loop) 0:01 min (Loop) 1:00 min (Loop) 2013 Eine aus Beton gegossene Kugel ist in allen sechs Videos Protagonistin. Sie ist ein absurdes Objekt: Sie hat Löcher aus denen Blumen herausragen und zum Licht streben. Diesen Blumen bietet die Kugel Schutz und Lebensraum, gleichzeitig schließt sie sie aber auch ein. In dem Moment, in dem die Kugel losrollt und unkontrollierbar wird, tötet sie die Pflanzen, in dem sie sie brutal niederwalzt. Nun erlangt sie eine Art Eigenleben. Dabei sind alle Orte, an denen die Kugel in Aktion tritt, Orte an denen natürliche Ressourcen abgebaut werden oder im Rohzustand nach ihrer Gewinnung gelagert werden. Die dazu nötigen Strukturen, die möglichst effizient gebaut sind, treten hier in den Vordergrund. Zu den besonders effizienten Baustoffen gehören heute vor allem Metall und Beton. Beton ist ein künstlich hergestelltes Trümmergestein, dass günstig ist, sich in jede Form gießen lässt, schnell fest wird und Lebewesen wie Pflanzen und Pilzen das Wachstum unmöglich macht oder zumindest extrem erschwert. Aus Beton ist auch die Kugel, die eine Idealform bildet, die für Endlosigkeit und Ganzheit steht, für die Erde, den Kosmos und den Mikrokosmos. Die Kugel oder analog der Kreis sind in dieser Arbeit omnipräsent. Die Präsentation mit sechs Projektionen umrundet den Betrachter visuell und akustisch raumfüllend. Auch der Betrachter muss sich im Kreis drehen, um alle Videos wahrnehmen zu können. Durch die Endlosschleifen der einzelnen Videos bilden auch die Handlungsverläufe eine Kreisbewegung. Ende und Anfang fallen unbemerkt zusammen. Das, was hier in Gang gesetzt wurde, dreht sich immer weiter, kein Stop scheint möglich. Die stampfenden, 28 kratzenden, rauschenden und klickenden Geräusche summieren sich zu einem Rhythmus, der dem einer laufenden Maschine gleicht. Diese zerstörerische Unkontrollierbarkeit und die Ausweglosigkeit, der in Gang gebrachten Aktion bezieht sich auf die Ausweglosigkeit aus, die daraus resultiert natürliche Ressourcen immer effektiver abbauen zu müssen, um größtmöglichen Wohlstand für einen Teil der Bevölkerung zu generieren. In unserem Wirtschaftssystem ist eine Verlangsamung nicht möglich, obwohl wir um die zerstörerische Kraft des Raubbaus an der Natur (zu der wir selbst auch gehören) wissen. Die Absurdität und die Tragik dieser Situation spiegeln sich in dem Objekt der Kugel wieder. The sphere is an absurd object. Made of concrete it offers a living space as well as protection for the flowers that emerge from it. However, at the moment it starts to roll, it squashes what it has been sheltering. While crushing the plants, the sphere itself almost seems to be alive, because of its uncontrollable and autonomous movement. All places where the sphere appears are places where natural resources are being exploited or stored right afterwards. The structures, that are necessary to make the exploitation as efficient as possible come to the fore. Metal and concrete are especially being used to create these structures today, because they are very efficient construction materials. Concrete is a low-priced artificial detrital rock, that can be casted in any form, that hardens quickly and that makes it nearly impossible for plants and mushrooms to grow. The sphere is also made of concrete, casted in an ideal form, which stands for infinity, wholeness, the earth, the cosmos and the microcosmos. The sphere and the circle are omnipresent in this work. The presentation with six projections orbits the spectator visually and acoustically: The viewer needs to go in circles to watch all the videos. Because of the infinite loops of each video the actions are also creating circles. What has been set in motion continues turning ; a stop seems to be impossible. The stamping, scraping, rustling and clicking sounds accumulate to a unpleasant rhythm, that resembles a running machine. The hopelessness of the destruction and uncontrollable action refers to the feeling of helplessness regarding our economic system where a slowdown of exploitation seems to be impossible, even though everybody knows about the destructive force due to exhaustive exploitation. The absurdity and the tragedy of this situation is reflected through the sphere. 29 Peng Mainz, 2013 La boule est un objet absurde. Fabriquée en béton elle offre un espace vitale ainsi qu’un abri aux fleurs qui émergent d’elle. En revanche, au moment où elle commence à rouler, elle écrase ce qu’elle héberge. Tout en broyant ces plantes, elle semble ellemême être presque vivante grâce à son mouvement incontrôlable et autonome. Tous les endroits où la boule apparaît, sont des endroits où des ressources naturelles sont exploitées ou entreposées directement après. Les structures qui sont nécessaires pour rendre l’exploitation le plus efficace possible sont mises en avant. Aujourd’hui le métal et le béton sont les matériaux les plus souvent utilisés pour construire ces structures grâce à leur propre efficacité : le béton est un agglomérat artificiel à bas prix, qui peut être coulé en n’importe quelle forme, qui durcit rapidement et qui rend le développement des plantes et des champignons impossible ou au moins extrêmement difficile. La boule, elle-aussi, est faite de béton, qui a été coulé dans 30 cette forme idéale, qui représente l’infinité, la totalité, la terre, le cosmos et le microcosme. La sphère où par analogie le cercle sont omniprésents dans ce travail. La présentation avec six projections encercle le spectateur de manière visuel et sonore : Il doit tournoyer pour regarder toutes les vidéos. Comme chaque vidéo tourne en boucle les actions font aussi des mouvements en cercles. Ce qui a été mis en action continue à tourner. Un stop semble impossible. En même temps on entend des sons foulants, grattants, bruissant et cliquant qui s’additionnent et deviennent un rythme désagréable qui ressemble à une machine tournante. L’impossibilité de sortir d’une action destructive et devenue incontrôlable qui a été commencé volontairement fait référence à un désespoir ressenti face à un système économique qui demande d’exploiter toujours plus et où une décélération semble impossible, même si les personnes agissantes sachent de la force destructive de l’exploitation abusive. L’absurdité et le tragique de cette situation sont reflétés par la boule. 31 Teil 1 / part 1 / partie 1 32 Teil 2 / part 2 / partie 2 33 Teil 3 / part 3 / partie 3 34 Teil 4 / part 4 / partie 35 Teil 5 / part 5 / partie 5 36 Teil 6 / part 6 / partie 6 37 Blackbeetle video 2:22 min (loop) 2012 Die Kamera folgt einem Insekt, das sich auf einer Karte befindet, die aus weißen Quadraten besteht. Es ist rund und schwarz mit weißen Punkten. Orientierungslos rennt es ohne inne zu halten über das nicht enden wollende Gebiet. Eingeschlossen in der endlosen Leere müht es sich erfolglos ab dieser zu entkommen. 38 The camera follows the insect, which is black with white dots and almost round. It is on a card that is made of white squares determined by black lines. Without orientation or rest the bug is running on this endless terrain. Imprisoned in this endless void it tries to escape in vain. La caméra suit un insecte noir et rond avec des points blancs qui se trouve sur une carte faite de carrés blancs. Sans orientation et sans repos il court sur ce terrain mort. Enfermé dans ce vide interminable il cherche à en sortir sans succès. 39 40 41 video 3 min 2011 Looking through a glass pane smudged with grease, into a cage, one sees a bamboo garden and a dirt track. A group of children approaches the pane and excitedly discusses the animal that they are observing. Through this discussion one can imagine the animal that won‘t appear in the video. At first, there is admiration for the caged animal. The children continue analyzing the animal and come to the conclusion that they feel sorry for it, and then run towards the next attraction. Durch eine Glasscheibe, auf der Fettspuren zu sehen sind, schaut man in einen Käfig. Darin ist eine Art Bambusgarten angelegt. Eine Gruppe Kinder kommt und unterhält sich aufgeregt über das Tier, das sie beobachten. Zunächst gibt es Bewunderungsschreie, dann wird er etwas analysiert, bald kommen sie zu dem Schluss, dass er ihnen Leid tut und laufen zur nächsten Attraktion. Währenddessen sieht der Betrachter weder die Kinder noch das beobachtete Tier. Es entsteht die Lust den Panther wie im Zoo zu sehen. Diese wird aber enttäuscht. Par une vitrine sur laquelle il y a des traces de graisse, on regarde dans une cage. À l‘intérieur, quelques bambous ont été plantés. Un groupe d‘enfants arrive et ils discutent tout excités par l‘animal observé. Dans un premier temps, on entend des cris d‘admiration, puis ils l‘analysent un peu et en viennent à la conclusion qu‘il fait peine à voir. En regardant la vidéo, on ne voit ni l‘animal en question ni les enfants, mais seulement le cage, la réflexion sur la fenêtre et le dialogue qui est visualisé au milieu de l‘image. Chinesischer Panther Chinese Panther Panthère de Chine 42 43 44 45 Baby Dolls Videoinstallation Loop 2008 Die Boxen werden lebensgroß projiziert. Ihre Anzahl (12 - 35) und damit die Größe der Installation hängt vom Ausstellungsort ab. The boxes are projected life-sized. Their number (12-35) and thus the size of the installation depend on the exhibition space. Les boîtes sont projetées en échelle un. Leur nombre (12-35) et donc la taille de l’installation dépend de l’espace d’exposition. Die Installation “Baby Dolls” (2008) von Anna-Lena Tsutsui setzt sich mit aggressiver Buntheit im Straßenbild durch. Die Arbeit bedient sich genau derselben Strategien wie die Werbung, um Aufmerksamkeit herzustellen: neonbunte Farben, grelles Licht, schnelle Bewegungen und die emotionale Wirkung süßer, niedlicher Hundewelpen bestimmen diese Arbeit. Tatsächlich stammen die Bilder ja auch aus einem Geschäft, einer Tierhandlung in Japan. Dort werden eben diese Mittel eingesetzt, um den Kaufanreiz zu wecken. Die jungen Hunde werden wie jede andere Ware so präsentiert, dass sie möglichst viel Interesse auf sich ziehen. Anna-Lena Tsutsui hat die einzelnen Boxen abgefilmt und im Maßstab 1:1 zu einer Videowand zusammenmontiert, die den Maßen des Schaufensters entspricht und dabei die originale Präsentation in Japan bei weitem übertrifft. So eingepasst in die Architektur steigert sich die Starrheit der fast quadratischen Boxen ebenso ins Unerträgliche wie die im heftigen Gegensatz dazu stehende Ruhelosigkeit der manischen, ungelenken Bewegungen der Welpen. Gefangen in dieser festgezurrten Form verlieren die Tiere alle Kennzeichen von etwas Selbstbestimmten: Ihre Bewegungen werden zur reinen Mechanik, zu einem absurden Ballett fremdgesteuerter Marionetten. Der leere Aktionismus lebendiger Wesen verwandelt sich in abstrakte Bewegungsmuster. Dazu hören wir Geräusche, von denen sich der sanfte weibliche Gesang irgendeines Popsongs, menschliche Stimmen, geschäftiges Klappern und Tierlaute unterscheiden lassen. Zunächst wirken die Geräusche wie der gewöhnliche Klangteppich in einem Einkaufszentrum, bis sich nähere Beziehungen zu den Bildern herstellen. Die Tierlaute entpuppen sich als herzzerreißendes Jaulen. Immer deutlicher setzt sich ein seltsames Klopfen durch, als dessen Urheber schließlich ein besonders hektisch in seinem Gefängnis herumhopsender kleiner schwarzer Hund identifiziert wird. Das anfangs bunte und lustige Bild und die einlullenden Geräusche verändern sich in der Wahrnehmung: Sie bleiben an sich zwar gleich, weil sich die kurzen Sequenzen mit der sogenannten Loop-Technik wie in einer Endlosschleife permanent wiederholen, aber durch die Struktur der Wiederholung entsteht eine Art Gegenbewegung. Wie die Tiere in den Boxen bleibt die Geräuschkulisse in sich gefangen, sie dreht sich im Kreis. Es gibt kein vor und zurück. Der Eindruck der Isolation wird auch dadurch verstärkt, dass jede Box ihr eigenes Timing hat, ihre eigene Dynamik in der Schnittfolge. Dadurch, dass die Boxen von innen beleuchtet sind, erinnern sie an Bildschirme in bunten Gehäusen. Die verzweifelten Versuche der Tiere, aus den Käfigen herauszukommen, wirken wie Darbietungen zur Belustigung der Zuschauer. Extrem gegensätzliche Gefühle, Mitleid, Fürsorge und Belustigung, wechseln sich ab. Einerseits identifizieren wir uns mit den Tieren und empfinden ihre Leiden emphatisch mit, andererseits gibt es diese Distanz – in der Projektion durch das rigide Raster der Käfige visualisiert – die es uns ermöglicht, uns die Tiere physisch und psychisch vom Leib zu halten. Bei “Baby Dolls” verdichtet sich die Realität je nach den räumlichen Gegebenheiten des Projektionsortes in einem fest zusammengefügten Bild, in dem sich die Empfindung des Eingeschlossensein potenziert. Dieses Eingepasste fordert den Widerstand gegen die unverrückbaren Strukturen geradezu heraus. Indem sich die Installation mit dem Ort gemein macht, gewinnt sie an Glaubwürdigkeit und Relevanz. Sabine Elsa Müller, 2013 46 47 The installation “Baby Dolls” (2008) by Anna-Lena Tsutsui dominates the street scenery through its aggressive tawdriness. To attract attention, the work uses strategies found in advertising: fluorescent colors, glaring light, fast movements and the emotional impact of cute dog puppies determine this work. In fact, the images originate from a store, a pet shop in Japan. There, these instruments are applied to initiate the buying incentive. The young dogs are presented as if they were any other product for sale, to attract as much attention as possible. Tsutsui has shot the boxes one by one and assembled them to a wall of videos on a 1:1 scale. The installation corresponds to the dimensions of the showcase and far exceeds the original presentation in Japan. Fitted into this architecture, the rigidity of the almost squared boxes raises to the unbearable as well as the restlessness of the maniacal and clumsy movements of the puppies, which are in intense opposition to the boxes. Caught in this tied form, the animals lose every sign of self-determination: Their movements become purely mechanic, an absurd ballet of externally controlled marionettes. The blank action of living beings mutates into abstract patterns of movement. Thereby we hear sounds, of which a female softly singing some pop song, human voices, busy chatter and animal sounds can be distinguished. At first, these sounds appear to be the usual sounds of a commercial center, until the relations to the images get closer. The animal sounds turn out to be heartbreaking whining. A strange knocking becomes more and more distinct and a dog that is particularly hectically bouncing in his prison is identified as its author. The perception of the image that was at first sensed colorful and amusing as well as the lulling sounds changes: In principle, they stay the same, because the short sequences are repeating permanently in an infinite loop, but because of this structure of repetition, a kind of counter-movement occurs. Just like the animals in the boxes, the sound itself is trapped; it goes in circles. There is no way forwards or backwards. The impression of isolation is enforced by the fact that each box has its own timing, its own dynamic in the editing. As the boxes are illuminated from the inside, they recall screens with colorful cases. The desperate attempts of the animals to break out look like performances in order to amuse the spectators. Extremely opposed feelings such as compassion, care and amusement, alternate. On the one hand, we identify with the animals and feel their suffering in an empathic way, on the other hand there is this distance – in the projection visualized by the rigid grid of the cages – that makes it possible to keep the animals at bay as well physically and mentally. 48 L’installation Baby Dolls (2008) d’Anna-Lena Tsutsui s’impose par la bigarrure agressive dans l’image de la rue. La pièce se sert exactement des mêmes stratégies que la publicité pour attirer l’attention: des couleurs voyantes, une lumière forte, des mouvement rapides et l’impact émotionnel qu’ont les chiots, définissent ce travail. Effectivement les images proviennent d’une boutique, d’une animalerie japonaise. Ces moyens y sont employés pour stimuler l’envie d’achat. Les jeunes chiens y sont présentés comme n’importe quel produit afin d’attirer un maximum d’intérêt. Anna-Lena Tsutsui a filmé chaque cage individuellement pour faire le montage d’un mur de vidéos grandeur nature et à la mesure de la vitrine. L’installation dépasse de loin la présentation originale au Japon. Ainsi encastrées dans l’architecture, les boîtes rigides quasiment carrées se multiplient, jusqu’à l’insupportable, en même temps que les mouvements maniaques, gauches et incessants des petits chiens, qui s’y opposent. Emprisonnés dans cette forme brêlée les animaux perdent toute ressemblance avec des êtres autodéterminés : leurs mouvements deviennent mécanique pure, un ballet absurde de marionnettes dirigées par autrui. L’actionnisme vide des êtres vivants se transforme en motif abstrait du mouvement. Cependant on entend des bruits dans lesquels on peut distinguer le chant féminin d’un chanson pop, des voix humaines, des cliquetis affairés et des bruits d’animaux. Dans un premier temps ces sons ressemblent au fond sonore habituel des centres commerciaux. Au moment où on fait le lien avec les images, les bruits d’animaux se révèlent gémissements déchirants. Un battement étrange s’impose de plus en plus. On finit par identifier en tant qu’auteur du bruit un petit chien noir, qui saute d’une manière particulièrement frénétique contre le plafond de sa prison. L’image bariolée qui avait été vue d’abord avec amusement, de même que les sons berçants changent dans la perception du spectateur : En soi ils restent les mêmes, parce que les séquences courtes se répètent en boucles continuellement, mais grâce à la structure répétitive, une sorte de contre-mouvement se crée. Comme les animaux dans les boîtes, le fond sonore reste emprisonné en lui-même, il tourne en rond. Il n’est possible ni d’avancer ni de reculer. L’impression d’isolation est aussi renforcée par le fait que chaque boîte a son propre timing, sa propre dynamique dans le montage. Comme les boîtes sont éclairées de l’intérieur, elles rappellent des écrans dans des caisses colorées. Les tentatives désespérées des animaux pour sortir de leurs cages font penser aux représentations théâtrales destinées à amuser les spectateurs. Des sentiments contradictoires comme la pitié, la sollicitude et l’amusement alternent. D’une côté on s’identifie avec ces animaux et on sent leurs souffrances par empathie, de l’autre il y a cette distance – visualisée dans la projection par le cadre rigide des cages – qui permet de tenir les animaux à distance physiquement et psychiquement. “Baby Dolls” is a stringent conceptual work, in which the reality, with respect to the location, is concentrated to a firmly assembled image, and the feeling of imprisonment is exponentiated. This tightly fitted image virtually challenges the resistance to immovable structures. By making itself common with the location, the installation gains credibility and relevance. Dans Baby Dolls la réalité se condense en accord avec les données du lieu de projection en une image fortement agrégée, dans laquelle le sentiment d’emprisonnement se potentialise. Cet emboîtement provoque l’opposition aux structures immuables. En faisant corps avec son lieu, l’installation gagne crédibilité et pertinence. Sabine Elsa Müller, 2013 Sabine Elsa Müller, 2013 49 Kunsthalle Mainz 50 Radevormwald, 2013 51 Vor allem Hunde und Katzen. Primarily Dogs and Cats. Principalement les chiens et les chats. Videoinstallation + Hefte video installation + booklets installation vidéo + livrets Loop (20 min) 2011 Ganz langsam zieht eine endlose Reihe von kleinen Gräbern vorbei. Sie haben die Größe von Kindergräbern und sind mit Blumen, kleinen Gedenktafeln, Spielzeug oder Bildern geschmückt. Bei genauerem Hinschauen sieht man, dass es sich um Gräber von Haustieren handelt. Außerdem gibt es kleine Hefte, in denen man auf jeder Seite einen kurzen Text lesen kann. Es sind Sätze, die die Besucher des Friedhofs über ihren Bezug zu dem begrabenen Tier, den Friedhof oder Tiere im allgemeineren Sinne gesagt haben. An diesem Ort wird kein Unterschied zwischen Mensch und Haustier gemacht. Das Tier gehört als vollwertiges Mitglied zur Familie oder wird zu deren Ersatz. In all ihrer Tragik nimmt die Situation absurde Züge an. Gleichzeitig weist die endlose Reihe von kleinen Gräbern darauf hin, dass es sich hierbei nicht um verrückte Einzelfälle handelt, sondern um ein gesellschaftliches Phänomen. 52 An endless row of little graves passes by very slowly. They are the size of children‘s graves and are carefully decorated with flowers, small memorial tablets, toys or photographs. Upon closer observation, one can see that these are actually the graves of pets. Furthermore, you will find small booklets in which one short text is written on each page. These comments have been made by the visitors of the cemetery, about their relationship to their burried pets, the cemetery or animals in a more general sense. At this site, no difference is made between human beings and pets. The animal is as an equal member of the family or becomes its substitute. While being tragic, the situation becomes often absurd. At the same time, the endless row of little graves refers to the fact that many people need such relations. Tout doucement, des petites tombes défilent. Elles ont la taille des tombes pour enfants et sont décorées avec des fleurs, des plaques commémoratives, des jouets ou des photographies. En regardant plus précisément, on remarque qu‘il s‘agit de tombes d‘animaux domestiques. À l‘intérieur de la salle de projection des petits livrets sont exposés. Sur chaque page on découvre un petit texte d‘une ou deux phrases prononcées par les visiteurs du cimetière concernent leur relation avec leur animal enterré, le cimetière animalier ou les animaux d‘une façon plus générale. Ici, aucune différence n‘est faite entre un être-humain et un animal. L‘animal devient un membre à part entière de la famille. 53 Examples for the texts in the booklet: She was our baby. We had five children. When they left the house, we stuck more to her. He had lived a healthy life for ten years and then he died due to an innecessary surgical procedure. I ‘ll say it like this: The vet didn‘t do what had to be done. She had diabetes. I injected her insulin every 12 hours. We lived 15 years together and I would like to be next to him in eternity. I wish we could entomb him in our family grave. She never disappointed us. There are some older people, who can‘t move anymore. So they ask us to take care of their graves. We place flowers on the graves and then we then send them a picture. As long as I live, I will come to visit him. Installation 1,5 x 5 m 54 55 I LOVE YOU! TELL ME ! TELL ME I LOVE YOU ! I LOVE YOU ! Video 2:20 min (Loop) 2011 Playing a maniacal game, dog owners hold their animals and try to make them say, “I love you”. The dogs actually imitate the human sounds. The video might be at first funny, but soon enough it gets extremely annoying. It is absurd to try to teach a human language to a dog and even more to ask for a human declaration of love, but this is only revealed to be a problem when the game turns into obsessive coercion. I LOVE YOU! TELL ME ! TELL ME I LOVE YOU ! In einem manischen Spiel halten Hundebesitzer ihre Tiere fest und reden auf die ein. Sie wollen ihre Lieblinge dazu bringen „I love you“ zu sagen. Die Hunde versuchen tatsächlich die menschlichen Laute zu imitieren. In diesem schreiend-komisch bis extrem nervlichen Video wird die komplexe Beziehung, die viele Menschen zu ihren Haustieren haben, thematisiert. Die Beziehungen sind oft sehr eng. Während der Hund total vom Menschen abhängt und von diesem dominiert wird, fühlt sich dieser mehr oder weniger stark mit dem Tier verbunden und liebt dieses. Auch der Hund ist mit seinem Herrchen emotional verbunden. Nun ist es absurd, einem Hund die menschliche Sprache beibringen zu wollen oder gar ein meschliches Liebesgeständnis von ihm einzufordern. Wirklich daran stören tut man sich aber erst, wenn aus dem Spiel manischer Zwang wird. 56 I LOVE YOU! TELL ME ! TELL ME I LOVE YOU ! Jouant un jeu maniaque des détenteurs de chiens retiennent leurs animaux et les tiraillent. Ils veulent qu‘ils leurs disent „I love you“. En effet les chiens essaient d‘imiter les sons humains. Dans cette video agaçante et comique à la fois, c’est de la relation complexe qu’entretiennent beaucoup de maîtres avec leurs animaux domestiques dont il est question. Ces relations sont souvent très intimes. Alors que l‘animal est totalement dépendant de l‘homme, celui-ci se sent plus ou moins connecté avec l‘animal et l‘aime à sa façon. Le chien, lui aussi, s‘attache émotionnellement à son propriétaire. S’il est absurde d’essayer d’apprendre à parler à un chien comme d’en exiger une déclaration d’amour, ces relations ne se révèlent véritablement problématiques qu’au moment où le jeu devient coercition obsessive. 57 58 59 4 Uhr 4 o’clock À 4 heures Video 8 min 2011 Mitten in der Nacht begleiten wir Elisabeth auf ihrer üblichen Tour. Jede Nacht, seit 13 Jahren, verlässt sie um 4h morgens das Haus, um die streunenden Katzen ihres Viertels zu füttern. Auf dem Weg erzählt sie uns von ihrer Liebe zu den Tieren, ihrer Angst diese zu verlieren und den möglichen Gefahren, die ihr in der Nacht begegnen könnten. 60 In the middle of the night we accompany Elisabeth on her usual tour. Every night, for the past 13 years, she gets up for feeding the stray cats in her neighborhood. On the way she tells us about her love for these animals, about her fear to lose them and the potential dangers that may occur in the night. Au milieu de la nuit on accompagne Elisabeth sur son tour habituel. Chaque nuit, depuis 13 ans, elle sort à 4h pour faire manger les chats errants de son quartier. Sur le chemin elle nous parle de son amour pour ces animaux, de sa peur de les perdre et des dangers éventuels de son parcours. 61 62 63 COCORICOOO ! Soundinstallation zwei Lautsprecher 2011 Der Hahnenschrei wird von 25 Personen, die aus den unterschiedlichsten Ländern kommen, in ihrer jeweiligen Sprache gerufen. In einer Zeit in der Frankreich einen starken Rechtsruck erlebt und die Zuwanderung eingeschränkt werden soll, werden 10 Tage lang, von 8 – 11h morgens, diese Schreie links und rechts in der Mitte der „Pont des Arts“, Paris, abgespielt. Die Rufe scheinen sich über die Fußgängerbrücke hinweg zu antworten. Diese liegt im Zentrum von Paris. Wenn man auf ihr steht, hat man einen Blick auf insgesamt 9 französische Fahnen. Seit der Römerzeit ist der Hahn (Gallus) Symbol für die Gallier. Während der französischen Revolution wurde er offizielles Nationalsymbol. Obwohl er dies heute nicht mehr ist ist er weiterhin ein wichtiges Symbol der nationalen Identität Frankreichs. 64 Twenty-five people of different countries annunciate the rooster’s crow in their own language. For 10 days, between 8:00 and 11:00 in the morning, these sounds were set up on the right and left sides of the midpoint of the „Pont des Arts“ in Paris, France. Since Roman times, the rooster has been a symbol for the Gaulles. During the French revolution, it officially became a national French symbol. Today, it no longer is, but the French still identify with the male chicken. He remains an important symbol of the national identity. The bridge is situated in the center of Paris. Standing on the bridge, you have a wonderful view of the city and 9 French flags. Le chant du coq a été prononcé par vingt-cinq personnes qui viennent de différents pays, dans leur propre langue. Pendant dix jours, entre huit et onze heures du matin, ces sons ont été installés sur les côtés droit et gauche du „Pont des Arts“, au centre de Paris. 65 66 67 Mein Marktplatz My Market Place Ma place de marché Video 6:28 min 2009 Passanten werden gebeten den Ort zu beschreiben, an dem sie sich befinden, indem sie in Worte fassen, was sie unmittelbar sehen. Der Bildausschnitt ist dabei so gewählt, dass der Betrachter nur die Personen, nicht aber den Ort sehen kann. Also kann er sich nur durch die Beschreibung der verschiedenen Personen ein Bild von diesem machen. Obwohl alle den gleichen Ort beschreiben, ist jede Beschreibung einzigartig. Jeder Gefragte nimmt den Ort anders wahr, hat andere Bezugspunkte, andere Wichtigkeiten. Es ergibt sich so eine Reihe von 6 Portraits, in denen Aussehen, Gestik, Mimik und vor allem die Wahrnehmung jedes einzelnen im Vergleich zu den anderen zu beobachten ist. 68 Passersbys are asked to describe the locality around them by putting into words what they spot instantaneously. The image detail of the video is thereby chosen so that the viewer isn‘t able to watch the described situation. Thus he can only picture it by the description of the different persons. Even though all of them describe the same place, every description is unique. Everyone perceives the place differently, has different points of reference, different interests. Altogether a serial of portraits has resulted in which appearance, gesture, mimic and personal perception can be observed. Des passants sont priés de dépeindre le lieu où ils se trouvent en exprimant en quelques mots ce qu’ils voient autour d’eux. Le plan est choisi de telle façon que le spectateur ne peut pas voir le lieu décrit. Donc il peut seulement se faire une idée de celui-ci à travers des descriptions des différentes personnes. Bien que toutes les personnes décrivent le même lieu, chaque description est unique. Chacun a une perception différente, différents points de référence, et accorde une importance différente à chaque aspect de l’espace qui l’entoure. De l’ensemble résulte une série de portaits tissée de gestes, de mimiques et surtout de façons uniques de voir le monde. 69 70 71 Sumaurakoen Video 12:25 min 2008 „Sumaurakoen“ ist der Name eines alten Vergnügungsparks für Kinder in Sumaura. Er ist völlig verlassen und dennoch läuft die Vergnügungsmaschinierie noch. Lustige Musik spielt, künstliche Bäche plätschern vor sich hin, Spielzeugautos in Form von bekannten japan-ischen Mangafiguren rufen mit quietschigen Stimme nach nach den nicht vorhandenen Kindern. Die Atmosphäre in diesem Park ist alles andere als vergnüglich.Ein beklemmendes Gefühl entsteht, das durch den ständigen Wind und die Krähen, die die einzigen hier sichtbaren Lebewesen sind, noch verstärkt wird. In dem Video wird mit einer langsamen Abfolge von Bildern gearbeitet, die meist fast Standbilder sind. Selten gibt es Sequenzen in denen Bewegung die Bewegungslosigkeit und Stille, die sonst herrscht, unterbricht und damit noch deutlicher macht. Die Bilder sind starr im Aufbau und das Motiv von Gitterstäben und Raster kehrt immer wieder. 72 „Sumaurakoen“ is the name of an old amusement park for children in Sumaura. Even though it‘s completely deserted, it‘s still running: Funny music is playing, artificial streams are splashing along, toy cars in the form of famous Japanese manga characters are calling with their screeching voices for the non-existent children to come and amuse themselves. Everything has rusted and the atmosphere is not pleasurable at all. An oppressive feeling arises, which is enforced by the constant wind and the crows that are the only living creatures at this place. The video consists of a slow succession of images that are often almost still images. From time to time mechanic motion interrupts the silence that becomes through this even more perceptible. The images are rigid in their composition and the theme of lattice bars and grids recurs again and again. „Sumaurakoen“ est le nom d’un vieux parc d’attraction pour les enfants à Sumaura au Japon. Déserté de tous, il continue pourtant de fonctionner. Sur une musique joyeuse mêlée au gazouillement des ruisseaux artificiels, des personnages de manga japonais transformés en voitures jouets appellent de leurs cris aigus des enfants absents. Néanmoins l’ambiance dans ce parc est loin d‘être amusante. Un sentiment oppressant se fait jour, intensifié par le vent fort et incessant. La vidéo se constitue d’une lente suite d‘images, presque des images fixes. Ce n’est que rarement que le mouvement casse l’akynésie, ne la rendant que plus évidente. Dans la raideur de ces images, l’espace apparait de plus en plus quadrillé alors que les grilles et les barreaux se multiplient. 73 74 75 Montag Monday Lundi Video 3:40 min (Loop) 2008 Man sieht eine Straßenecke, die beinahe ausschließlich aus Beton besteht. Verkleidete und bunt gekleidete Menschen laufen von Zeit zu Zeit durch die graue Szene. 76 A common city scenery is filmed. Its elements are mostly made of concrete and straight lines. From time to time strangely dressed people walk through the image. Their colorful disguises demonstrate a will for a life that seems to be not at its place in this gray environment. On voit un coin de rue faite entièrement du béton. Des gens déguisés et vêtus de manière très colorée traversent de temps en temps cette scène grise. 77 78 79 FOTOGRAFIE PHOTOGRAPHY PHOTOGRAPHIE 80 81 Intimitiätsverhältnisse Einführungsrede anlässlich der Ausstellung von Anna-Lena Tsutsui in der Reihe „Kunst im Abgeordnetenbüro“, Landtag Mainz Wenn wir über Intimität sprechen, denken wir an Sphären der Privatheit, an Rundund Umräume, in denen andere Gesetze gelten als im öffentlichen Raum. Politische Räume sind ebenfalls Teilungsräume, jedoch zweifellos weiter gefasst. Zumindest für die Griechen war den politische Raum jener der Polis, der Austausch zwischen meinungsfähigen Bürgern. Während in diesen Andersartigkeit, Seinlassen, teilweise sogar Allianzen mit Gegnern zugelassen werden, zumindest wenn es sich um demokratische handelt, sind wir in Intimbeziehungen empfindlicher. Toleranzschwellen sind niedriger, Nähe wird bedeutsam, Zuneigung, aber auch Initiativen des Schutzes wie Protektionismus, Clandenken, Familiendünkel und Eifersucht. Intimsphären sind Schutzräume, undurchsichtig und ohne Rand. Interessanterweise stellen wir sie uns als Umgebungsfelder vor, als rundliche Hüllen, die sich um uns bilden. Wenn sie sich hart ausnehmen, wie die Kugel aus Beton, die in dem Video von Anna-Lena Tsutui zu sehen, dann flößen sie uns Angst ein, erscheinen als unberechenbares Subjekt, gerade weil sie die Tulpenblüten, die außen verletzlich an der Oberfläche sitzen, mit dem eigenen Bewegungsdrang zerstören. Intimfelder sind Filter rund um unser Individuum, das ja dem Namen nach teilungsunfähig ist, aber sich nichts mehr wünscht, als einen seelenverwandtes Gegenüber zu finden, stets auf der Suche nach bereichernden Komplementären, Gegenstücken. Intimräume sind nämlich semipermeabel, öffnen sich vorsichtig zu Freunden und Gleichgesinnten und vertrauenswürdigen Partnern hin. Vielleicht ist Liebe nichts anderes als erhitzte Ergänzungsfantasie. Es scheint, dass wir Menschen uns nur zufrieden stellen, wenn uns Sehnen reziprok beantwortet wird, nämlich von Exemplaren gleicher Art und Gattung. Doch können wir auch andere Existenzen lieben, Tiere zum Beispiel, die Natur natürlich, wobei wir uns leichter tun, wenn wir einen Rest der Ebenbildlichkeit annehmen. Auch Götter können wir lieben. Der kulturhistorische Erfinder der Intimität ist ein Tiefgläubiger, in dem die Subjektivität auf der Suche nach ihrer inneren Gottesspur ist. Sie verfolgt den Ausweg aus ihrer eigenen, nichtigen Natur und den Aufstieg in eine Substanz, die von dem Höchsten erwidert und damit belohnt wird. Augustinus nützt die Empfindung, um von einem Dasein als Kreatur los zu kommen, und sich selbst zu erhöhen zu einem Abglanz, ja man möchte sagen, zu einem Spiegel des Göttlichen, der dennoch immer suchend und damit teilblind bleibt. Augustinus` Einbeziehung des Göttlichen in den Intimraum ist nicht nur die Vorbereitung für viele schwüle Theo-Erotik der folgenden Jahrhunderte, sie bietet natürlich auch die Erklärung, warum wir nach dem Wort der Bibel Gott ebenbildlich sind. Allein aus dem Grund, weil wir uns auch ihn als einen Liebenden konzipieren, von dem wir erhoffen, er möge uns gegenüber die selbe Sehnsucht verspüren, die wir ihm gegenüber entfalten. Doch die Enttäuschung ist groß, weil seine transzendente Unerreichbarkeit eine Entfremdung, ja ein Alleinsein zurücklässt und die Erkenntnis, das uns Mangelwesen die paradiesische Koexistenz unmöglich ist. Daher müssen wir uns mit anderen Wesen begnügen, solchen die den Spiegelcharakter der Ergänzungsfantasie von sich aus und freimütig beantworten, - 82 dafür hat sich in letzter Zeit der Ausdruck „Lebensmensch“ etabliert – oder schlicht solchen, die sich nicht wehren können. Sie schafft ein Übertragungsprinzip für das Begehren nach intimer Resonanz, indem es Umweltbedingungen baut, die der eigenen Sphäre Vertrautheit, unentfremdetes Wohlsein bieten, aber die andere Kreatur in lebensferne Bedingungen zwingt. Ich spreche – Sie ahnen es schon – von anderen Lebewesen, nicht „Lebens-Menschen“, sondern „Lebens-Tieren“, „Lebenspflanzen“. Anne-Lena Tsutsui führt sie uns vor. Kleine Schoßhunde, die zwischen Kuscheltieren auf Fellen ihr Leben fristen. Balkonpflanzen, die Höhenmaße sprengen, schließlich Tulpen in Vorgartenbeeten, die niedlich gesäumt sind. Alle diese Kreaturen sind nicht nur Teile der Natur, botanische oder zoologische Exempel, sie sind schon gar keine Nutztiere oder dienen dem landwirtschaftlichen Anbau, nein ich würde sogar bezweifeln, dass sie der ästhetischen Verbesserung dienen. Vielmehr sind es Seelenwesen, die Intimbedürfnisse befriedigen, indem sie reziproke Verhältnisse für unsere primäre Einsamkeiten bieten. Deshalb, weil wir dies wissen, weil wir in ihnen Sehnsuchtsbeantworter und Begehrensreflektoren sehen, entdecken wir auch die Melancholie, die Traurigkeit, die sich in solchen Bedürfnissen spiegelt. Wir finden sie nicht nur in den Fotos, die Anna-Lena Tsutsui in Paris und hier in Mainz macht, wir finden sie, und - dies ist höchst beunruhigend - auch in uns. Denn nicht zuletzt stammen sie aus dem Enthusiasmus eines Begehrens, dass das Leben vor dem Tod sichert. Am nachdenklichsten stimmt das Bild mit den Tulpenbeeten. Tulpen sind schöne, elegante Blumen, die in Holland schon seit dem 17. Jahrhundert für immense Preise versteigert werden. Es sind keine Pflanzen im engen Sinne des Wortes, vielmehr sind es Zurichtungswesen, Züchtungserfolge, artifizielle Gestalten, die Vorstellungen von Ästhetik fast mehr geformt haben, als ihre eigene Genetik. Sie sind menschliche Schöpfungen, die nicht auf Ebenbildlichkeit aber Wunschbefriedung zielen. Und dennoch, von ihrem seidig fettigen Glanz verblühen sie recht rasch, und wir wissen, dass sie vergehen. Denn alle diese Ergänzungsfantasien gehen letztlich um den Fortbestand des Lebens, um die Vorstellung von einem Intimraum durch die Zeiten hinweg. Vielleicht sind die deshalb in Altenheimen so beliebt, weil sie zwar vergehen, die Eleganz der Jugend und eine geschminkte Farbigkeit rasch wieder verlieren, rascher als andere Gewächse, aber ihre Zwiebel überwintern. Damit können sie etwas, was gottesfürchtige und innige Liebende nicht können, nämlich wieder zur Welt kommen, und neu aufblühen. Thomas D. Trummer, 24. September 2013 83 Berge und Blumen Mountains and Flowers Montagnes et fleurs serial of photos 2014 84 85 86 87 One Stone, 2014 88 89 Der Balkon, The Balcony, Le balcon, 2012 90 91 Der Garten, The Garden, Le jardin, 2012, 70 x 120 92 93 Ein anderer Balkon I, Another Balcony I, Un autre balcon I, 2012 94 Ein anderer Balkon II, Another Balcony II, Un autre balcon II, 2013 95 Spring Series 2012 5 photographs each 20 x 30 cm 96 97 Im Park In the Parc Au parc 2012 98 99 Blumen, Flowers, Fleurs, 2011, 5 photographs on aluminium 100 101 Flussbirke, Bouleau de Rivière, 2011, projection of a single slide, ca. 1,20 x 1,80 m 102 103 ∞ 2012 ink-jet print ca. 3 x 4 m 104 105 The point of view, 2011 106 Kokons, Cocoons, Cocons, 2011 107 Hunde in der Stadt, Dogs in town, Des chiens en ville, 2011, 50 photographs 108 109 Kuscheltiere, Cuddly Toys, Doudous, 2011 110 111 Ohne Titel, No Title, Sans titre, 2009 112 113 Möbelstücke 2009, gerahmte Fotografien 114 Pieces of Furniture 2009, framed photographs Meubles 2009, photographies cadrées 115 OBJEKTE OBJECTS OBJETS 116 117 Nester / Nests Nids 2013 verschiedene wilde Vogelnester, Edelstahl je 35 cm + Kette various wild bird’s nests, stainless steel each 35 cm + chain différents nids sauvages, inox chaque 35 cm + chaîne Von Wildvögeln gebaute Nester sind in Edelstahlkäfige eingeschlossen. Die Käfige haben keine Tür, bilden also isolierte Räume, in denen sich je ein individuelles Nest befindet. Der Vogelkäfig ist ein vom Mensch entworfenes Gefängnis, und zugleich ein Ausstellungsraum in dem Tiere eingesperrt werden, die wir seit jeher mit einem Gefühl von Freiheit verbinden. Das Vogelnest dagegen ist ein vom Altvogel gebautes Haus zur Brut und Aufzucht der Küken. Aus gefundenem natürlichem Material wie Zweigen, Haaren und Moosen gebaut, bietet es Sichtschutz und Wärme. In Kombination mit dem Käfig büßt das natürliche Haus seinen Sichtschutz ein. In Augenhöhe hängen die Vogelkäfige nun da und jeder Ausstellungsbesucher kann in die fremde Wohnung hineinschauen. Die Grundstruktur der Käfige folgt einer vorher willkürlich festgelegten Norm. So sind sie alle gleich hoch, die Stäbe sind gleich dick und die Kuppe der Käfige hat immer die gleiche Form. Im Bereich der eingesetzten Nester sind aber Abweichungen möglich. Die Käfige passen sich hier der Form der eingeschlossenen Nester an, sie werden dicker, dünner, sind mal rund, meist aber unregelmäßig geformt. Die Nester sitzen an dieser Stelle fest, kein zusätzlicher Umraum wird ihnen geschenkt. Die hier vorgegebene strukturelle Norm kann im übertragenen Sinne als gesellschaftliche Norm verstanden werden, die das Leben jedes Menschen bestimmt. Individuelle Abweichungen sind auch hier bedingt möglich, solange der Rahmen gewahrt wird. 118 11 nests that have been made by wild birds are enclosed in metal cages. The cages don’t have doors, thus each of them creates an isolated space for one individual nest. Bird cages are man-made prisons and at the same time exhibition spaces conceived for animals that we link to a feeling of freedom. The bird nest, in contrast, is a house made by the bird to breed and bring up chicks. Made of found natural materials such as branches, hair, and moss, it offers camouflage and warmth. In combination with the cage the houses lose these qualities. Being displayed at eye level every visitor of the exhibition can look into the foreign houses. The basic structure of the cages follows an arbitrarily determined norm. They all have the same height, the metal bars have the same radius and the summit always has the same shape. In contrast, variations are possible at the place where the nests are enclosed. The cages fit to the nest’s forms : they become thicker, thinner, sometimes they are round shaped, but mostly they have an irregular form. At this place no additional space is given to the nests. In a figurative sense, this given structural norm can be understood as the social norm that determines the life of every person living in a society. As for the nests, individual variations are possible but limited, as long as the frame is being maintained. 119 120 121 122 123 124 125 Betonstruktur Concrete Structure Structure en béton 2013 60 x 60 x 60 cm Beton, Keramik concrete, ceramics béton, céramique Die Struktur ist aus Beton, einem Material, das die Künstlerin kritisiert, an das sie aber auch durch ein Bedürfnis des Ausdrucks und Faszination gebunden ist. Hier ist sie Modell, in dem Figuren umher wandeln. Ohne die Möglichkeit der Flucht oder des Vorwärtskommens erinnern die Figuren an eine Art Prozession ohne Ausgang. Aus Keramik hergestellt, sind sie in einer imposanten Struktur eingeschlossen, die eine Architektur andeutet. In Übereinstimmung mit dem allegorischen Ansatz der Werke von Anna-Lena Tsutsui, sind die Figuren nicht explizit anthropomorph. Trotzdem erinnern sie an eine bestimmte Morphologie, eine Haltung, die sie als Menschen erkennen lässt. Es ist also nur natürlich sich in die Szene hineinzuversetzen und Anteil an den, in einem absurden physischen oder mentalen Raum, eingezwängten Wesen zu nehmen. (Ausschnitt aus der Einführung von Bianca Bozzeda) 126 The structure is made of concrete, a material that the artist criticizes, but to which she is attached by fascination and an expressive need. Here it becomes the scenario in which figures walk around. Without the possibility to escape or to advance, these introduced characters evoke a sort of procession without exit. Made of ceramics, the figurines are encased in an imposing architecture, even though just initiated. In accordance with the allegorical approach of the pieces by Tsutsui, the characters are not explicitly anthropomorphic: They still do evoke a certain morphology, a posture that makes us perceive them as humans. After all, it is natural to project oneself into the scene and to feel with these creatures that are caught in an absurd physical or mental enclosure. (Excerpt of the introduction by Bianca Bozzeda) La structure en béton, matériel que l’artiste critique mais auquel elle est liée par un besoin expressif et une fascination intrigants, se fait ici le scénario d’une déambulation figurée. Sans possibilité de fuite ni de progression, les personnages introduits dans la scène évoquent une sorte procession sans sortie. Réalisés en céramique, les figurines sont renfermées dans une architecture imposante quoique juste amorcée. Conformément à l’approche allégorique des œuvres de Tsutsui, les personnages n’ont rien d’explicitement anthropomorphe : ils évoquent toutefois une certaine morphologie, une posture qui nous les fais percevoir comme humaines. Il est alors naturel de se projeter dans la scène et de compatir ces présences coincées dans une enceinte absurde, physique ou bien mentale qu’elle soit. (Extrait de l’introduction par Bianca Bozzeda) 127 128 129 Vom Fliegen (About Flying) (Du vol) 2013 320 x 130 x 120 cm Keramik, Holz, Stoff ceramics, wood, fabric céramique, bois, tissu Vom Fliegen ist eine sowohl organische als auch fremde Form. Die Skulptur aus Keramik setzt sich auf Grund ihrer ungewöhnlichen Erscheinung im Raum durch. Sie überrascht und verdichtet in ihrer wunderlichen Form zwei Komponenten der Arbeit von Anna-Lena Tsutsui: das Komische und das Tragische. Feststeckend, unbehaglich, aber auch karikaturenhaft und amüsant durch ihre grobschlächtige Erscheinung ist dieses orangefarbene Ding eine Allegorie der Lebensbedingungen in einer Stadt. Festgefahren und auf gewisser Weise unterbrochen erinnert Vom Fliegen an die Fotoarbeit Der Balkon (2011): Der Lebenselan ist verboten durch eine Präsenz von außen, die eine volle Entfaltung verhindert. Wenn dieser Aspekt bereits in Arbeiten wie Ein anderer Balkon 1 und Ein anderer Balkon 2 eingeführt wurde, so wird das Konzept in Vom Fliegen weiter entwickelt. Die Skulptur hat eine organische, weiche Form. Ihr Gewicht von etwa 30 Kg sowie ihre Größe lassen an eine körperliche Gestalt denken. Über den rein formalen Aspekt hinaus - das Werk ist tatsächlich zweigeteilt - drückt Vom Fliegen eine tiefer gehende Unsicherheit und Instabilität aus. In diesem Sinne ruft die unangenehme Situation, in der sie sich befindet, ein beinahe existentielles, menschliches Unbehagen hervor. Als unvollendeter Akt hängt sie im Raum. Vom Fliegen hebt eine tragikomische Seite der menschlichen Realität hervor. (Ausschnitt aus der Einführung von Bianca Bozzeda) 130 Vom Fliegen is an organic, but unfamiliar form. The ceramic sculpture asserts itself in the space due to its particular aspect. It surprises, because it is strange and condenses two components of the work by Anna-Lena Tsutsui, the comical and the tragical. Transfixed, uneasy and disturbing, but also caricatural and amusing, because raffish, this orange being is an allegory of the living condition in the city. Disabled and somehow interrupted, Vom Fliegen recalls Tsutsui’s piece The Balcony, realized in 2011: The vigor of life is banned by an external presence that prohibits a full expansion. If this aspect has already been introduced by works such as Another Balcony 1 and Another Balcony 2, Vom Fliegen develops the concept to a greater extent. The sculpture has an organic, soft form. Its weight of 30 kg as well as its dimensions recall a physical configuration. Beyond its formal aspect, for which the piece is actually disjoined, the sculpture expresses a deeper uncertainty and instability. Its arduous situation provokes an almost existential, human, malaise. As an unfinished act, it hangs in the space. Vom Fliegen underlines the tragicomic aspect of this human reality. (Excerpt of the introduction by Bianca Bozzeda) A la fois forme organique et étrangère, la sculpture en céramique Vom Fliegen s’impose dans l’espace par son aspect insolite. Elle étonne parce que bizarre et condense en soi les deux composantes du travail de AnnaLena Tsutsui : le comique et le tragique. Coincé, mal à l’aise et dérangeant, mais aussi caricatural et amusant parce que grossier, cet être orange est une autre allégorie de la condition de la vie dans la ville. Bloqué et en quelque sorte interrompu, Vom Fliegen rappelle l’œuvre Le balcon réalisée en 2011 : l’élan vitale est interdit par une présence extérieure qui en empêche le plein épanouissement. Si cet aspect est déjà introduit par des travaux tels que Un autre balcon 1 et Un autre balcon 2, Vom Fliegen développe le concept davantage. La sculpture a une forme organique, moelleuse ; son poids de 30 kg ainsi que ses dimensions évoquent une configuration corporelle. Au de-là de l’aspect purement formel, pour lequel l’œuvre résulte effectivement « entre deux », la sculpture exprime une incertitude et une instabilité plus profonde. Dans ce sens, la situation pénible dans laquelle elle se trouve suscite un malaise presque existentiel, humain. L’échec ne concerne alors pas seulement la condition de la nature dans un contexte urbain, mais aussi la condition-même de l’être humain, limitée et étouffée à son tour. Comme inabouti et suspendu dans l’espace, Vom Fliegen met en évidence le côté tragi-comique de cette réalité humaine. (Extrait de l’introduction par Bianca Bozzeda) 131 132 133 Limbo 2014 80 x 140 cm Aquarell auf Papier watercolor on paper aquarelle sur papier Architekturähnliche, geometrische Objekte schweben im leeren Raum wie Planeten mit ihrer eigenen Schwerkraft. Es sind persönliche, vom Geist erschaffene, Welten, die kein Außenstehender betreten kann. Mit jedem dieser Objekte schwebt eine vereinfachte Figur, die Relation zu ihnen tritt. Jedes Gemälde ist in Gedanken an eine bestimmte, auf ihre eigene Art einsame, Person entstanden. Sie können deshalb als Portraits oder als ein bestimmtes Gefühl in Gedanken an eine Person gelesen werden. 134 Constructions with related simplified persons are floating in the empty space like planets with their own gravity. They are personal worlds formed by the mind that no one else can access. Each of them refers to a particular person – lonely persons, each in their own way. The drawings might be read as their portraits or as a feeling about them. Des constructions avec des personnes simplifiées flottent dans l’espace vide comme des planètes avec leur propre gravité. Ce sont des mondes personnels formés par l’esprit et que personne de l’extérieur ne peut accéder. Chaque dessin fait référence à une personne particulière et solitaire de sa façon. Les dessins peuvent être lus comme leurs portraits ou alors comme des sentiments pensant à eux. 135 SeMA Nanji Exhibition Hall, Seoul, 2014 136 137 138 139 Anna-Lena Tsutsui geborene Gremme, 1985 in Mainz lebt und arbeitet in Paris +33 (0) 68 17 59 05 9 [email protected] www.annalenatsutsui.net Ausbildung 2006 - 2013 Kunststudium an der Ensba Paris und der Kunsthochschule Mainz: Diplôme national supérieur d‘arts plastiques (DNSAP), 2013 Meisterschülerin von Prof. Dieter Kiessling, 2013 2005-2012 Studium Kunst, Französisch und Bildungswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Examen 2012; Zusatzqualifikation Japanstudien, 2009 Förderung 2014 SeMA Nanji Residency, Seoul Museum of Art, Süd-Korea 2013 Ankauf durch die Sammlung des Landes Rheinland-Pfalz 140 Ausstellungen und Festivals (Auswahl) 2014 Lucie Mercadal unf Anna-Lena Tsutsui, Kunstverein Schwerin Circular Hands, Centripetal Eyes, Seoul Museum of Art - Nanji Exhibition Hall, Seoul, Sudkorea Open-Expo, Ausstellung internationaler Klangkunst, TuFa Trier Prix Icart - Artistik Rezo, Espace Pierre Cardin, Paris, Frankreich La nuit de l‘Instant, Marseille, Frankreich 2013 Filmschau Großregion, KuBa Saarbrücken LichtBild, Interventionen im öffentlichen Raum, mit Lisa Weber Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Kuba Buddleia ! Ecobox, Paris Kunst im Abgeordnetenbüro, Landtag, Mainz Sabine, es kommt noch schlimmer. Peng, Mainz 2012 Expanded - Medien im Raum, 25. Stuttgarter Filmwinter Au-delà des chlichés, Maison du Japon, Paris Ausstellung zum Förderpreis der Stadt Mainz Traverse Video, Toulouse Die Sprache ist das Haus in dem wir leben, Kunstfilmtag, Düsseldorf 2011 X Wohnungen, eine Kooperation des HAU Berlin und des Nationaltheaters Mannheim, Mannheim Was ist das Tier? Internationale Nacht der Museen, Musée de la Chasse et de la Nature, Paris Bring your own Shadow, Caos Art Gallery, Venedig Emy-Röder-Preis 2011, Kunstverein Ludwigshafen 4. Festival für junge Kunst, Peking 2010 Qui Vive? II Moscow International Biennale for Young Art, NCCA, Moskau Les Instants Video, Marseille III Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Kuba Bestiary - The Animal in Contemporary Art, Manifest - Creative Research Gallery and Drawing Center, Cincinnati, Ohio Videomedeja, Museum of Contemporary Art of Vojvodina, Novi Sad 2009 VideoZone, Kunsthalle Mainz Interventionen. Aktionen und Projekte von Studenten, Videonale 12, Bonn Full House, Projektraum Satellit der Galerie Anita Beckers, Frankfurt a. M. Sabine, das geht gar nicht. Ausstellung mit Carola Ali Oussalah, Peng, Mainz Sumaurakoen bei Souvenirs from Earth TV 141 Anna-Lena Tsutsui née Gremme in Mainz, Germany, 1985 lives and works in Paris +33 (0) 68 17 59 05 9 [email protected] www.annalenatsutsui.net Education 2006 - 2013 studies of fine arts at the Kunsthochschule Mainz (class of Dieter Kiessling) and at the Ecole nationale supérieure des beaux-arts de Paris (atelier Marie-José Burki) „Meisterschülerin“ of Dieter Kiessling in 2013 Dnsap (MFA), Paris, 2013 2005-2012 studies of fine arts, french and educational science at the Johannes Gutenberg-University Mainz: Master of education in 2012; additional studies of the japanese language and culture at the Johannes Gutenberg-University Mainz: diploma in 2009 Official support 2014 2013 SeMA Nanji Residency, Seoul Museum of Art, South Korea aquisition of the collection of the Landesmuseum Rheinland-Pfalz Exhibitions and Festivals (selection) 2014 Lucie Mercadal and Anna-Lena Tsutsui, Kunstverein Schwerin, Germany Circular Hands, Centripetal Eyes, Seoul Museum of Art - Nanji Exhibition Hall, Seoul, South Korea Open-Expo, international sound art, TuFa, Trier, Germany Prix Icart - Artistik Rezo, Espace Pierre Cardin, Paris, France La nuit de l‘instant, Marseille, France 2013 2012 Filmschau Großregion, KuBa Saarbrücken, Germany LichtBild, with Lisa Weber, Radevormwald, Germany 5. Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Cuba Buddleia! Ecobox, Paris Sabine, es kommt noch schlimmer. Peng, Mainz Art in the House of Deputies and 3x Klingeln, Mainz 2011 X Apartments, a cooperation of the Hebbel am Ufer, Berlin, and the National Theater Mannheim, Mannheim, Germany Who are the animals? Night of the museums 2011, Musée de la Chasse et de la Nature, Paris Emy-Röder-Preis 2011, Kunstverein Ludwigshafen, Germany 4th Festival for Young Art, Beijing, China 25 Stuttgarter Filmwinter, exhibition in the section „Expanded Media“, Filmhaus Stuttgart, Germany Au délà des clichés, Maison du Japon, Paris exhibition of the grant for young artists of the city of Mainz Traverse Video Faut Voir, Goethe Institut, Toulouse, France Kunstfilmtag, Düsseldorf, Germany 2010 Qui Vive? II Moscow International Biennale for Young Art, NCCA, Moscow,Russia Frames from the Edge, collective exhibition at the gallery Marion Scharmann, Cologne Les Instants Vidéo, Marseille, France III Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Cuba Bestiary - The Animal in Contemporary Art, Manifest - Creative Research Gallery and Drawing Center, Cincinnati Videomedeja, Museum of Modern Art Vojvodina, Novi Sad, Serbia 2009 142 VideoZone, Kunsthalle Mainz Full House, exhibition of the class of Dieter Kiessling at the project space of the gallery Anita Beckers, Frankfurt, Germany Sabine, das geht gar nicht. with Carola Ali Oussalah, Pengland, Mainz Sumaurakoen at Souvenirs from Earth 143 Anna-Lena Tsutsui née Gremme, en 1985 à Mayence, Allemagne vit et travaille à Paris +33 (0) 68 17 59 05 9 [email protected] www.annalenatsutsui.net Education 2006 - 2013 études des beaux arts à la Kunsthochschule Mainz (atelier Dieter Kiessling) et à l‘Ecole nationale supérieure des beaux-arts de Paris (atelier Marie-José Burki) : Diplôme national supérieure des beaux-arts en 2013, „Meisterschülerin“ de Dieter Kiessling en décembre 2013 2005-2012 études des arts plastiques, du français et de la pédagogie à la Johannes Gutenberg-Universität Mainz : Examen (master of education) en 2012 ; études additionnelles de la langue et de la culture japonaise à la Johannes GutenbergUniversität Mainz : diplômée en 2009 Support officiel 2014 2013 SeMA Nanji Residency, Seoul Museum of Art, Corée du Sud acquisition par la collection du Landesmuseum Rheinland-Pfalz Expositions et festivals (sélection) 2014 Lucie Mercadal et Anna-Lena Tsutsui, Kunstverein Schwerin, Allemagne Circular Hands, Centripetal Eyes, Seoul Museum of Art - Nanji Exhibition Hall, Séoul, Corée du Sud Open-Expo, international sound art, TuFa, Trier, Allemagne Prix Icart - Artistik Rezo, Espace Pierre Cardin, Paris La niut de l‘instant, Marseille 2013 Sabine, es kommt noch schlimmer. Peng, Mayence, Allemagne La grande région en images, KuBa Sarrebruck, Allemagne LichtBild, avec Lisa Weber, Radevormwald, Allemagne 5. Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Kuba Ecobox, jardin collectif, Paris L‘ Art dans la chambre des députés et 3x Klingeln, Mayence 2012 25 Stuttgarter Filmwinter, exposition dans la section „Expanded Media“, Filmhaus Stuttgart, Allemagne Au délà des clichés, Maison du Japon, Paris exposition du prix des jeunes artistes de la ville de Mayence Traverse Video Faut Voir, Goethe Institut, Toulouse Kunstfilmtag, Düsseldorf, Allemagne 2011 X Apartements, une coopération du Hebbel am Ufer, Berlin, et du Théâtre national de Mannheim, Mannheim, Allemagne Qui sont les animaux? Nuit des musées 2011, Musée de la Chasse et de la Nature, Paris Emy-Röder-Preis 2011, Kunstverein Ludwigshafen, Allemagne 4th Festival for Young Art, Pékin, Chine 2010 Qui Vive? II Moscow International Biennale for Young Art, NCCA, Moscou, Russie Frames from the Edge, exposition collective à la galérie Marion Scharmann, Cologne Les Instants Vidéo, Marseille, France III Festival Internacional de Video Arte - Camagüey, Cuba Bestiary - The Animal in Contemporary Art, Manifest - Creative Research Gallery and Drawing Center, Cincinnati, États-Unis Videomedeja, Musée de l‘art contemporain de Vojvodina, Novi Sad, Serbie 2009 VideoZone, Kunsthalle Mainz, Allemagne Interventionen. Activités et projets des étudiants, Videonale 12, Bonn, Allemagne Full House, Satellit - espace projet de la galérie Anita Beckers, Francfort Sabine, das geht gar nicht. avec Carola Ali Oussalah, Pengland, Mayence Sumaurakoen chez Souvenirs from Earth 144 145