Casteller Weinspaziergänge in „das deutsche weinmagazin“
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Casteller Weinspaziergänge in „das deutsche weinmagazin“
Weintourismus Weinerlebnis Neue Weinwege Speisen bei der Siefersheimer Bänkelchesroute. Der Termin mitten in der Weinlese wurde gewählt, „damit die Besucher die Trauben und den Wein probieren können“, so Christine Moebus. Die Großveranstaltung sorgt nicht nur für einen gewissen Weinabsatz (Weinpakete, die auf Interesse stoßen, können bei der Abreise am Dorfmittelpunkt direkt eingeladen werden), sondern auch für eine Berichterstattung in den Medien. Seit geraumer Zeit bemüht man sich nun, die Siefersheimer Bänkelchesroute als Premiumwanderweg zertifizieren zu lassen. Dafür muss die naturbelassene Strecke unter anderem auf über zehn Kilometer verlängert werden. D ie neuen Weinwege bieten viel mehr als die althergebrachten Weinlehrpfade. Sie verfolgen ein breiter angelegtes Konzept, erfordern meist bauliche Maßnahmen und folglich Gelder in gewöhnlich fünfstelliger Höhe sowie viele ehrenamtliche Arbeitsstunden. Nur einen kleinen Teil der (echten) Kosten decken Fördergelder ab und eine aktive Organisation vor Ort, beispielsweise eine Quali tätsweinbauvereinigung, scheint unverzichtbar. Hier sind neun Beispiele, wie solche dem Weintourismus förderlichen Projekte an verschiedenen Orten umgesetzt wurden. Siefersheimer Bänkelchesroute 15 Bänke laden auf der acht Kilometer langen „Siefersheimer Bänkelchesroute“ zur Rast ein. Bei der Wanderung durch Weinberge und Kultur in der Rheinhessischen Schweiz sollen sich die Gäste Zeit nehmen, für ein Picknick oder ein Glas Wein, so die Mitinitiatorin der Route, Christine Moebus. Sie ist nicht nur Kräuterführerin, sondern auch Winzermeis terin und bewirtschaftet mit ihrem Mann Michael ein Acht-Hektar-Weingut und eine Straußwirtschaft mit Kreuzgewölbe. Ganz jährig bietet sie mit zwei Kolleginnen Kräuter26 das deutsche weinmagazin • 3/2. Februar 2013 und Kulturwanderungen an (www.kraeuterhexen.de). Gezeigt werden Wildkräuter, Bauwerke (zum Beispiel der Ajaxturm und ein keltischer Ringwall) und beeindruckende Landschaften (etwa Trockenrasen und Brandungsküste). Im Katalog Weinerlebnis Rheinhessen 2013 ist dieses Angebot für 200 € von Gruppen buchbar. Auch andere Winzer bieten Führungen auf dem Weg an oder empfehlen ihren ortsfremden Übernachtungsgästen – es gibt rund 50 Gästebetten am Ort – den ausgeschilderten Rundwanderweg. Beliebt ist die attraktive Route auch bei Hochzeitsgesellschaften. So wird sie „das ganze Jahr über stark genutzt.“ „Wir haben die Route eingerichtet, weil wir auf ihr die Schönheiten der Rheinhessischen Schweiz zeigen können“, sagt Christine Moebus. Zahlreiche Gespräche waren bis zur Rea lisierung notwendig. Die Kommune hat einen Teil der Kosten, zum Beispiel für die Beschilderung, mitgetragen. Start und Ziel des 2005 angelegten Rundwanderweges ist die Ortsmitte von Siefersheim (www.siefersheim.de). Am letzten Septembersonntag verwöhnen von 10 bis 18 Uhr etwa acht Siefersheimer Winzer über 1 000 Besucher mit Weinen und Geo-ökologischer Lehrpfad, Iphofen Im Rahmen des Konzeptes „terroir f – die magischen Orte des fränkischen Weines“ sollen die bedeutendsten Orte im Weinland Franken mit Themenpunkten rund um den Wein markiert werden. Am Schwanberg bei Iphofen wurde nun der alte Aussichtsturm am JuliusEchter-Berg zur ersten Landmarke der Premiumweinlagen in Franken umgebaut. Folgen sollen in diesem Jahr unter anderem die Volkacher Mainschleife und der Würzburger Stein. In Iphofen (www.iphofen.de) steht thematisch der weltweite Weinanbau im Fokus des Informations- und Aussichtspunktes. Bereits vor bald zehn Jahren entstand in Iphofen die Idee eines „geo-ökologischen Lehrpfades“. Für die Realisierung – Eröffnung war im Mai 2005 – arbeiteten Tourismusbüro und Forstverwaltung, Landschaftspflegeverband, Naturschutzbehörde und die Bayeri sche Landesanstalt für Weinbau zusammen. Es mussten Informationen recherchiert, aufbereitet und visualisiert sowie passende Standorte für die einzelnen Themen gefunden werden. Der 1,4 Kilometer lange, befestigte Fotoquelle: C. Moebus Weinlehrpfade gibt es seit einem halben Jahrhundert. Sie sind meist wenig spektakulär und teilweise in die Jahre gekommen. Neue Wein erlebniswege, oftmals mit einem Erlebnisangebot für die ganze Familie, verbinden den Wein mit anderen Natur- und Kulturgütern, beispielsweise mit Wildkräutern und Wald, mit Kunstwerken, historischen Gebäuden oder dem Terroir. Die Winzer nutzen sie für Führungen und weinkulinarische Veranstaltungen. Thomas Köhr hat sich in den Weinregionen umgeschaut und zeigt hier einige Beispiele. Foto: BREVA e.V. Der BREVA-Weg führt durch die Steillage Valwiger Herrenberg und bietet imposante Blicke ins Moseltal. Die Siefersheimer Bänkelchesroute in der Rheinhessischen Schweiz führt zu jeder Jahreszeit durch beeindruckende Landschaften. Weintourismus Flurbereinigungsweg zwischen Wald und Weinberg bietet schöne Ausblicke auf das Weinland und 14 unterhaltsame und lehrreiche Infotafeln, zu Wein und Wald, zur Geo logie des Berges (Gipsabbau), zu Flora und Fauna und zu anderem. Die Stelen sollen sich nach Darstellung der Macher „als harmonische Landschaftsmöblierung“ präsentieren. Der geo-ökologische Lehrpfad ist an weitere Wanderwege, zum Beispiel den Steigerwald Weinwanderweg angeschlossen, zur Touris teninformation wurde ein Flyer aufgelegt. Claudia Bellanti, Leiterin der Touristinfo Iphofen: „Der Lehrpfad unterscheidet sich insofern von traditionellen Weinlehrpfaden, dass er nicht nur Lagen und Rebsorten erklärt, sondern auch den Lebensraum links und rechts der Weinberge….“ Die Realisierung wurde mit Mitteln des Naturparks Steigerwald gefördert. Auch der örtliche Heimat- und Fremdenverkehrsverein trug einen Teil der Kosten. Diese beliefen sich auf etwa 45 000 €, im Wesentlichen für Konzept, Graphik, Stelen, Tafeln, Betonfundamente und Arbeitsstunden für Montage. Die Unterhaltskosten trägt die Stadt Iphofen, Förster und Bauhof werden eingesetzt. Die Gästeführer Weinerlebnis Franken nutzen den Weg und auch Weingüter laden ihre Kunden dorthin ein. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, so Claudia Bellanti. Es gab Presseartikel und Radioberichte zur Eröffnung und der Lehrpfad wurde als Tipp in einigen Reiseführern aufgenommen. Auch bei Pressereisen für Reisejournalisten steht der Weg immer mal wieder auf dem Besuchsprogramm. Die Leiterin des Tourismusbüros fügt hinzu: „Unsere touristischen Leistungsträger nehmen gerne jede Erweiterung unserer weintouristischen Infrastruktur an und die Gäste freuen sich über alles, was die Landschaft erklärt und erlebbar macht“. Es sei für eine Weinbaukommune ungemein wichtig, immer wieder im Ort und in der Landschaft sichtbar zu machen, dass es Weinanbau und Weintourismus gibt. Etwa durch die Beschilde rung von historischen Gebäuden, Wegweiser zu Winzern und Wirten oder eben durch Lehrpfade. Man könne sich zwar in anderen Orten Ideen holen, aber dann gelte es, eine eigene, authentische und für den Ort glaubwürdige Lösung zu finden, so Claudia Bellanti. von Rebsorten zu machen, sondern Wanderer, Weinfreunde und ganze Familien mit innovativen Ideen, neuen Medien, Kunstwerken und Ähnlichem an das Thema Wein und Stein heranzuführen“. Der Pfad ist ein Kooperationsprojekt der Bergsträßer Winzer eG und des UNESCO-Geoparks Bergstraße-Odenwald. Der weitaus größte Teil der Arbeiten wurde von privaten Sponsoren – derzeit sind es über 100 – ausgeführt oder finanziert. Hauptsponsoren sind die Rebenveredlung Antes, die Bergsträßer Winzer eG, der UNESCO-Geo park, die Röhrig (Granit) GmbH und die Stadt Heppenheim. Eine Liste der weiteren Sponsoren findet sich auf der Website. Etwa 20.000 Euro kamen aus öffentlichen Mitteln des Landes Hessen und der Hessenagentur. „Wenn man die Arbeitsleistungen, Spenden und Gegenwerte für Fotos und Ähnliches mit marktüblichen Preisen ansetzt, kommt man auf den ideellen Gegenwert von über 300 000 Euro“, sagt Antes. Für den Unterhalt des Erlebnispfades sorgen die oben genannten Hauptsponsoren. Das „offene Projekt“ wird immer dann weiter ausgebaut, wenn neue Sponsoren oder Spender gefunden sind. Ehrenamtliche Führungen auf dem Erlebnispfad finden gut 30-mal im Jahr statt. Gruppen fragen oft individuelle Termine an, bevorzugt mit einer Weinprobe entlang der Wanderstrecke. Auch wird der Weg für zahlreiche Veranstaltungen der Bergsträßer Winzer eG genutzt, etwa bei der Weinlese historischer Rebsorten. Der Erlebnispfad ist Teilstrecke der jährlich am 1. Mai stattfindenden Weinlagenwanderung an der Hessischen Bergstraße und wird allein dadurch von mehr als 20 000 Menschen besucht. Die Herbstwanderung der Jungwinzer der Bergsträßer Winzer eG am 3. Oktober lockt ebenfalls mehrere Tausend Besucher an. Auch dadurch erklärt sich die umfangreiche Berichterstattung in den Medien. Erlebnispfad Wein & Stein, Heppenheim „Typische Weintouristen wollen nicht nur Verkaufsräume mit Weinregalen sehen, sondern sie möchten Hintergründe erkennen und eine Beziehung zum Produkt aufbauen… eine Weinregion lebt daher sehr stark vom ästhetischen Erscheinungsbild ihrer Landschaft“, sagte Weinbauingenieur Reinhard Antes in seiner Ansprache zur Eröffnung des Erlebnispfades Wein und Stein im Frühjahr 2007. Der Rebveredler und Vorstandsvorsitzende der Bergsträßer Winzer eG ist Initiator des inzwischen vom Deutschen Weininstitut als Höhepunkt der Weinkultur ausgezeichneten Erlebnispfads (www.weinundstein.net) an der Hessischen Bergstraße. Der sieben Kilometer lange Weg weist einige Superlative auf, die hier nicht alle aufgeführt werden können, beispielsweise 50 Stationen zu Reben und Geologie, Kunstwerke, Vino-Kino, Aromabar, Webcams und anderes. Zwei Jahre Vorlaufzeit, die auf der Website genau beschrieben sind, benötigte das Projekt. Reinhard Antes: „Ziel war es nicht, den hundertsten Lehrpfad mit einer Aufzählung Foto: Heike Antes Foto: Tourist Information Iphofen Der geo-ökologische Lehrpfad Iphofen bietet neben schönen Ausblicken aufs Weinland auch 14 Infotafeln zu Wein und Wald, zur Geologie des Berges, zu Flora und Fauna und noch mehr. Zu den „Höhepunkten der Weinkultur“ zählt der Erlebnispfad Wein & Stein: mit 50 Stationen zu Reben und Geologie, Kunstwerken, Vino-Kino oder etwa der solarbetriebenen Weinaromabar der wichtigsten Bergsträßer Rebsorten. Skulpturenweg, Abenheim Vor einem halben Jahrhundert wurden in der Abenheimer Gemarkung rund um den Klausenberg sechs Hochstände aus Metall zur Starenabwehr errichtet. Inzwischen werden sie nicht mehr genutzt. Daher entwickelte der Heimatverein Abenheim (www.heimatvereinabenheim.de) die Idee, die vier Meter hohen Hochstände von Künstlern zu Skulpturen umarbeiten zu lassen. Entstehen soll so bis zum Jubiläum „200 Jahre Rheinhessen“ im Jahr 2016 ein sechs Kilometer langer Skulpturenweg. Zwei Kilometer sind bislang geschafft und mit vier Kunstwerken bestückt. Diese heißen „Traum der Stare“, „Wonnefrau“, „Turmspringerin taucht ins Rebenmeer“ und „Singender Hase“. Getragen wird die Initiative vor allem durch den Ingenieur Ulrich Volz und die Kunstexpertin Ilse Kron-Weber. 2006 gab es erste Treffen dazu, 2009 wurde der Skulpturenweg eröffnet, die Mittel dafür kamen von das deutsche weinmagazin • 3/2. Februar 2013 27 Sponsoren und aus Aktionen des Heimatvereins. Unterstützung gab es zudem durch die Stadt Worms. Am Projekt sind auch einige Weingüter beteiligt, etwa der Boxheimer Hof oder der Klosterhof Lösch, auch das Weingut Hemer gab eine großzügige Spende. „Jede Skulptur kostet einige Tausend Euro, die Kos ten haben sich längst auf eine fünfstellige Zahl summiert“, sagt Ulrich Volz. Der künstlerische Aspekt steht klar im Vordergrund, Hinweistafeln zu den angebauten Rebsorten sind bislang nur angedacht. Dabei „profitieren die ansässigen Weingüter durchaus von dem Skulpturenweg“, stellt Ulrich Volz fest. Der Klosterhof Lösch (www.weingut-klosterhofloesch.de) stellt das Projekt auf seiner Internetseite heraus und der Boxheimerhof bietet Weinbergsrundfahrten mit dem Traktor über den Skulpturenweg an. BREVA-Weg, Valwiger Herrenberg An der Fachhochschule Trier entstand 2006 in einer Projektarbeit die Markengestaltung für „BREVA Wein & Weg“ (www.brevaweinundweg.de). Mit dem Projekt soll eine Verbindung zwischen einem Premium-Moselwein und dem aktiven Erleben der Mosellandschaft hergestellt werden. BREVA-Weg und BREVAWein werden seit 2011 in der neuen BREVAVinothek am Ernster Moselufer präsentiert. Der drei Kilometer lange, in mühsamer Handarbeit und mehr als 1 000 Arbeitsstunden von 70 Vereinsmitgliedern und anderen Helfern ehrenamtlich angelegte Weg führt durch die Steillage Valwiger Herrenberg, bietet imposante Blicke ins Moseltal und an markanten Punkten Themen- und Objekttafeln mit Informationen. Es ist ein anspruchsvoller Wanderund Klettersteig. „Die Weinkulturlandschaft lässt sich am besten verstehen, wenn man diese erkunden kann …. Entlang schroffer Felsen und steiler Weinberge sehen die Wanderer, … welch harte Arbeit hinter der Erzeugung eines Premium-Rieslings wie dem BREVA-Wein steckt“, sagt der Sprecher des BREVA e.V., Jonas Schunk. Realisiert wurde der Weg Foto: Thomas Müller Weintourismus Kunst statt Starenabwehr – die alten Hochstände erwachen auf dem Skulpturenweg Abenheim zu neuem Leben – hier der „Traum der Stare“. durch die Zusammenarbeit der Winzer, privater Sponsoren, ehrenamtlicher Helfer und der drei von dem Weg tangierten Ortsgemeinden Bruttig-Fankel, Ernst und Valwig. Sponsoren sind Weingüter, Hotels und Raiffeisenbank, „auf Fördergelder außerhalb der privaten und kommunalen Ebene wurde bewusst verzichtet“, so Jonas Schunk. Über die Höhe der privaten Sponsorengelder möchte er keine Auskunft geben. Sein Eindruck bei der Projektrealisierung: „Wenn man Dinge selbst richtig anpackt und nur die zwingend notwendigen Schritte über Behörden geht, funktioniert die Umsetzung bedeutend schneller und kostengünstiger“, auch wenn dadurch auf die eine oder andere Fördermöglichkeit verzichtet wird. 50 Euro beträgt der jährliche Mitgliedsbeitrag des BREVA e.V., dafür erhält man drei Flaschen BREVA-Wein, der zu einem Endverbraucherpreis von 13,80 Euro/Flasche angeboten wird. Als Verkaufsstellen für den Wein fungieren neben der Vinothek die örtlichen Weingüter und gastronomische Betriebe. Touristinformationen und Weinerlebnisbegleiter bieten regelmäßige Führungen auf dem BREVA-Weg an. Der Themenweg findet auch bei den Wan- Foto: Bernhard Adamski Ziel beim Weinerlebnispfad Nußdorf in der Pfalz war eine „Symbiose von Kunst, Kultur und Wein“. Das Herzstück „Kunst und Klang“ zeigt sich in einigen Kunstwerken entlang des Weges in der Weinbergslage Kaiserberg. 28 das deutsche weinmagazin • 3/2. Februar 2013 derwochen der Region Cochem Berücksichtigung und wird beispielsweise beim Ernster Weinfest stimmungsvoll beleuchtet. Wie auf der genannten Internetseite nachzulesen ist, hat der Weg ein beachtliches Medieninteresse gefunden. Jonas Schunk stellt heraus, das Projekt finanziere sich, im Unterschied zu anderen Projekten dieser Art, schon nach kurzer Zeit selbst, vor allem durch den Verkauf von 3 000 Flaschen BREVA-Wein im Jahr und durch die Mitgliedsbeiträge. Weinerlebnispfad Nußdorf Circa 200 000 Euro hat der Weinerlebnispfad Nußdorf mit allen Kunstwerken bisher verschlungen, so die überschlägige Berechnung von Bernhard Adamski, Geschäftsführer der Qualitätsweinbauvereinigung Nußdorf (www.quali-nussdorf.de). Im Jahr 2007 wurde der zwei Kilometer lange Weg oberhalb der Stadt Landau eröffnet und wird seitdem immer weiter ausgebaut. Um den Unterhalt kümmern sich vornehmlich die 20 beteiligten Weingüter und ein Förderverein. 40 Euro kos tet die Mitgliedschaft im Jahr, für 80 Euro erhalten Interessenten eine Baumpatenschaft mit Urkunde und Namensschild. Die Verwirklichung ermöglichten neben Winzern und Baumpaten „großherzige“ Künstler, Sponsoren (eine Liste dazu findet sich im Internet und auf dem Flyer zum Erlebnispfad), Architekten und Grafiker. Entstanden ist „ein Pfad der Sinne mit Erlebnischarakter“. Ziel war eine „Symbiose von Kunst, Kultur und Wein“ mit dem Herzstück „Kunst und Klang“, das sich in einigen Kunstwerken entlang des Weges in der Weinbergslage Kaiserberg manifestiert. Die Begegnungsstätte von Kunst- und Wein freunden zieht bei zwei Weinpräsentationen im Januar und im Mai (Erlebnis in Weiß/Rot) Tausende Besucher an. Über den Sommer unterhalten die Winzer einen sonntäglichen Weinausschank, Kultur- und Weinbotschafter bieten Führungen an. „Es ist ein attraktiver Anziehungspunkt für auswärtige und einheimische Gäste“, weiß Bernhard Adamski. Jährlich wechselnde Ausstellungsobjekte – neuerdings gibt es auch ein Kneippbecken – bieten immer wieder einen Anlass für einen Besuch. Passend zur thematischen Ausrichtung des Weges verkaufen die beteiligten Weingüter einen Secco aus Portugieser und Burgunder „Klangperle“ (5 Euro). Auch die Medien haben von dem Weinerlebnispfad Notiz genommen, durch „gezielte Information“ und „in Verbindung mit Anzeigen“, so Adamski. Sommerhäuser Wein-Kultur-Weg 2005 geplant und noch im gleichen Jahr realisiert wurde ein Wein-Kultur-Weg im fränkischen Sommerhausen (www.sommer hausen.de). Zwölf Tafeln zeigen auf einem gut drei Kilometer langen Rundweg die Besonderheiten des pittoresken 1 700-Einwohner- Ortes als Künstlerdorf und Weinbaugemeinde. Dietrich Jänicke, Galerist und Vorsitzender des örtlichen Verkehrsvereins, schätzt, dass das Projekt etwa 40.000 Euro gekostet hat. Gelder kamen von der öffentlichen Hand – von der Gemeinde über das Land bis zur EU. Hauptkostenfaktor waren die aufwendigen Tafeln. Darauf wird an die Sommerhäuser Tradition klassischer Konzerte und Theater aufführungen oder an Persönlichkeiten des Ortes erinnert. Auch der Weinbau findet Berücksichtigung auf dem Weg mit Ausblicken ins Maintal. Verkehrsverein, Winzer oder Weingästeführer begleiten regelmäßig Gruppen, teilweise werden die Führungen mit einer Weinpräsentation verbunden. Bemerkenswerte 40.000 Übernachtungen werden pro Jahr in Sommerhausen registriert. Über 100 Beschäftigungsverhältnisse entfallen auf Touristik, Gastronomie und Weinbau. Auch die Zahl der Galerien und Künstlerateliers ist außergewöhnlich hoch. Casteller Weinspaziergänge „Bekannte Weingegenden nehmen sich unser Konzept zum Vorbild“, heißt es auf der Website der weithin bekannten Südtiroler Weinbaugemeinde Kaltern. Dort wurde schon zur Jahrtausendwende ein Erlebnisprofil für das Weindorf geschaffen, im Detail nachzulesen auf http://wein.kaltern.com. Auch der fränkischen Weinbaugemeinde Castell lieferte das beim Weintourismustag 2005 in Iphofen vorgestellte Konzept „Wein.Kaltern“ einige Anregungen, wie Miriam Meier vom Fürstlich Castell´schen Domänenamt berichtet. Umgesetzt wurde das Weintourismusprojekt „Cas teller Weinspaziergänge“ in den Jahren 2009 bis 2011. Ein Flyer – auch zu finden unter www.casteller-weinspaziergaenge.de – weist vier, miteinander verknüpfbare Weinspaziergänge auf mit einer Länge von zwei bis acht Kilometern. Der Weinspaziergang „Schlossberg“ wurde mit einer Themenbeschilderung zum Wein ausgestattet. Ansonsten dienen die informativen Schilder eher der Unterhaltung entlang der Wanderwege am Fuß des Steigerwaldes. Die Weinspaziergänge „sind kein Lehrpfad im eigentlichen Sinn“, so Miriam Meier. Die Inhalte seien bereichsübergreifend – Architekturstil, Adelsgeschichte, Weinbautradition, das Leben damals und heute und anderes. An besonderen Stellen wurden Aussichtspunkte geschaffen, „für den Weitblick und zum Innehalten“. Es handelt sich um ein kommunales Gemeinschaftsprojekt. Akteure sind die Gemeinde, der Weinbauverein, das Fürstlich Castell‘sche Domänenamt, Landschaftsarchitekten und Grafiker. Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim begleitete das Projekt. Dessen Kosten beliefen sich auf rund 150 000 Euro. Gefördert wurde es im Rahmen des „inte grierten Entwicklungsprogramms für den Foto: Fürstlich Castell‘sches Domänenamt Weintourismus Auf der Schlossberg-Route der Casteller Weinspaziergänge gibt‘s Infos zu Weinlagen, Reb- sorten und zur Geschichte derer von Castell. Weinbau“, der Freistaat steuerte 60 000 Euro bei. Sehr viele Besucher unternehmen einen der Weinspaziergänge am 1. Septembersonntag beim Casteller Weinwandertag. Vor allem die regionalen Medien berichten zum Thema. Zwei Gästeführerinnen vom Weinerlebnis Franken bieten Führungen an. Via Vinea, Sprendlingen Schon nach Abschluss eines ersten Flurbereinigungsabschnittes am Wißberg im Jahr 2001 sahen die Winzer im rheinhessischen Sprendlingen ideale Voraussetzungen zur Anlage eines neuen Weinlehrpfades. Im Herbst 2004 erfolgte der erste Spatenstich, bereits zwölf Monate später die Eröffnungsfeier. Der Bauern- und Winzerverein Sprendlingen wollte mit der Via Vinea (www.via-vinea.de) einen besonderen Erlebnisweg errichten, zur Imagesteigerung der Gemeinde und zur Förderung des Tourismus, auch als Schauplatz für weitere Events. Zwischenzeitlich hat der Weg eine beachtliche Medienresonanz gefunden und wird beispielsweise auch von der Bahn (www.der-takt.de) als Ausflugsziel beworben. Es fanden zahlreiche Beratungsgespräche mit der Ortsgemeinde, dem DLR, der Rheinhes- sen-Information und anderen Stellen statt, auch Verhandlungen mit Ämtern und Behörden, wegen erforderlicher Baugenehmigun gen und für Zuschüsse. Die Via Vinea mit dem zentralen Anlaufpunkt Schutzhütte sollte kein traditioneller Weinlehrpfad werden und die vielfältigen Stationen „weder belehrend noch langweilig sein“. Eine Tafel am Start des Weges nennt die einzelnen Stationen. Mal geht es um Wasser und Lehm, mal um Sonne und Wind. Es gibt Stationen zum Weinbergsterroir, aber auch einen Kräutergarten, Plätze zur Ruhe, zum Spielen und mit Aussicht. In diesem Jahr soll eine weithin sichtbare Wißberg Arena in Anlehnung an ein römisches Theater gestaltet werden, mit Sandsteinsäulen, die von Künstlern in einem Symposium behauen werden sollen. Regelmäßig werden meist am ersten Sonntag im Monat Themenführungen angeboten, auch werden die Kultur- und Weinbotschafter für geführte Wanderungen gebucht. „Besonderes Augenmerk legten wir auf Familien mit Kindern – die Weintrinker der Zukunft“, betont Via Vinea-Sprecher Jürgen Geil. Dabei entstanden die Stationen „mit möglichst geringen finanziellen Mitteln“. Unter anderem wurden dafür Materialien aus abgetragenen Weinbergen verwendet, Pfähle für Labyrinth und Barfußpfad oder große Steine für die neu hinzugekommene „Arena“. Unterhalten wird die Via Vinea vornehmlich von Mitgliedern des Bauernvereins und der Jagdgenossenschaft sowie der Gemeinde. Eine Kostenaufstellung von Jürgen Geil lässt die erforderliche Eigenleistung und die notwendigen Finanzmittel erkennen. Insgesamt fielen rund 32 000 Euro Kosten an, im Wesentlichen für die Schutzhütte (20 000 Euro) und die Hinweisschilder (6 000 Euro). Damit blieb man deutlich unter dem Kostenvoranschlag; die ADD Trier förderte das Projekt mit etwa 10 000 Euro. Etwa 1 800 Stunden unberechneter Eigenleistung wurden eingebracht, dazu kamen über 1 000 Arbeitsstunden durch sogenannte 1-Euro-Jobber. Fördermöglichkeiten in Rheinland-Pfalz Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz teilt folgendes mit: In Rheinland-Pfalz können touristisch bedeutende Projekte im Bereich Weinerlebniswege im Rahmen des EU-Fonds ELER und insbesondere über LEADER gefördert werden. Aktuelle Beispiele sind der Würzlaysteig (www.lehmen-moselsuersch.de), hier gab es 2010 65 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten von etwa 125 000 Euro, oder der Kulturweg Zeller Schwarze Katz (www.zell-mosel.de). Hier gab es 2012 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten von 123 000 Euro. In der Regel müssen die Kommunen in enger Abstimmung mit den Grundstückseigentümern, die zustimmen müssen, entsprechende Anträge stellen und tragen dann auch Verantwortung für die Verkehrssicherung. Die Förderung beläuft sich einschließlich nationaler Kofinanzierungsmittel – sofern die Maßnahme touristisch besonders bedeutsam ist – auf bis zu 65 Prozent der Bruttokosten. Im Einzelfall entstehen interessante Projekte auch im Rahmen von Bodenordnungsverfahren, wie etwa die Via Vinea in Sprendlingen. Ansprechpartner dafür ist das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Mainz. Mehr unter: www.mulewf.rlp.de das deutsche weinmagazin • 3/2. Februar 2013 29