Wetter-Wunder

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Wetter-Wunder
Wetter-Wunder
Motorradtraining des Rheintal MSC und der Rennleitung#110 auf dem Driving Center
Baden am 07.08.2011
Sie hatte die letzten Tage nicht mehr gut geschlafen – Babett Schneider, verantwortlich für
den Fahr- und Trainingsbetrieb beim nordbadischen Rheintal Motorsportclub. Eine Premiere
stand vor der Tür. Mit der Durchführung eines Motorradtrainings vorrangig für sportliche Straßenfahrer hatte man sich auf Neuland gewagt, wenn auch das DrivingCenter Baden für sie,
die als Instruktorin für Team Motobike hier schon fast zuhause ist, als Trainingsgelände vertraut war.
Jährlich veranstaltet der Rheintal MSC mindestens ein Motorradtraining auf dem Grand PrixKurs am Hockenheimring. Sportfahrer von Nah und Fern kommen hierzu nach Nordbaden.
Man kennt sich und schätzt sich. Immer wieder sind auch Rennstreckeneinsteiger dabei, alles ohne Probleme. Aber ein Training überwiegend mit sportlichen Landstraßenfahrern ohne
Rennstreckenerfahrung, die sich bei ihrer Anmeldung selbst in Leistungsgruppen einteilen
mussten, das war schon etwas ganz anders.
Bereits im Planungsstadium hatte man darum auch Kontakt zum privaten Präventionsprojekt
„Rennleitung#110“ aufgenommen. Initiator Ricky Lowag und sein hessischer Polizeikollege
Peter Gob versuchen seit Anfang dieser Saison sportlich ambitionierte Landstraßensportler
vom gefährlichen Treiben auf öffentlichen Flächen hin zu sicheren Rennstreckentrainings zu
bewegen – und es klappt: Fast jede Veranstaltung, die von der Rennleitung begleitet und beworben wird, ist ein Erfolg.
Als Lowag am Vorabend des Trainings ins Bett ging, fand er jedoch ebenfalls nicht wie sonst
schnell in den Schlaf. Die Wettervorhersage war schlecht und vor dem Fenster tobte der
Starkregen. Und auch als die Verantwortlichen am Morgen des 7.8. vor die Tür traten weinte
der Himmel. Noch kein Training des Teams mit der Nummer 110 war bislang nass verlaufen
und das ehemalige Flughafen-Areal war bislang meist vom Wettergott begnadigt worden.
Trotz aller Widrigkeiten fanden sich die rund 90 Teilnehmer gut gelaunt am dem Trainingsgelände ein. Das Drivingcenter mit seinem stylischen Event-Hangar bildet das perfekte Ambiente für Veranstaltungen aller Art. Im Anschluss an die Anmeldeformalitäten begrüßte Babett die Teilnehmer und auch Hausherr Albin Kirchengast hatte nicht nur ein halbes Dutzend
seiner Team-Instruktoren, sondern auch gute Nachrichten mitgebracht – der Flughafen-Wetterdienst hatte Besserung gemeldet und just fiel kein Tropfen mehr vom Himmel.
So wurden lediglich die ersten 20 Minuten, so genannte „Turns“, in jeder Gruppe auf feuchtem Geläuf gefahren, was angesichts verhaltenem Tempo unter Führung der Profis kein Problem darstellte. Bremszonen und Ideallinie trockneten schnell und bald herrschte auf dem
gesamten 2,7 KM langen Rund ideale Trainingsbedingungen. Wie durch ein Wunder teilte
sich die Wolkendecke, wie einst vor Moses das Rote Meer, und die Sonne strahlte über dem
Baden Airpark.
In den weiteren Turns wurden die Instruktorengruppen aufgelöst und die Teilnehmer konnten
sich selbst an ihre persönlichen Limits herantasten. Viele nutzen jedoch weiterhin das Angebot sich Rat und Geleit bei den Routiniers abholen zu dürfen. Immerhin standen selbst Rennsieger wie Thilo Häfele und Hans Ellmauer, die in den letzten Jahren in fast jeder Klasse der
„1000km von Hockenheim“ dominierten, als namhafte Leitwölfe zur Verfügung.
Von Seiten des Rheintal MSC war also alles richtig gemacht worden, aber auch
Rennleitung#110 hatte sich mächtig ins Zeug gelegt. Mit dem Helmhersteller „Scorpion Exo“
hatte man einen Partner vor Ort, der seine innovativen Produkte nicht nur vorstellte und allgemein zu sicheren und guten Helmen beriet, die Trainingsteilnehmer konnten sich auch
kostenlos Helme zu Testfahrten ausleihen. Ein Service der sehr gut angenommen wurde und
sicherlich der Helmmarke Nummer Eins in Frankreich beim Vorstoß auf den deutschen Markt
helfen wird.
Und für den klaren Durchblick sorgte die Firma Biker-Tools aus Freudenstadt, die jedem
Rennleitungs-Teilnehmer einen Visierblitz schenkte.
Um die Mittagszeit hatte sich Besuch angekündigt. Eine Motorradausfahrt der Polizei und
Motorradclubs aus Pforzheim war im Schwarzwald unterwegs gewesen und hatte einen Abstecher zum Flughafen gemacht. Die Aktion „Sicher im Sattel“ beobachtete hier aufmerksam
das Treiben und konnte sich davon überzeugen, dass nicht hirnlos gerast, sondern trainiert
wurde, sein leistungsstarkes Motorrad sicher und mit Reserven für die öffentliche Straße bewegen zu können.
Gemeinsam mit den sportlichen „Fahrschülern“ lauschten sie dann auch interessiert einem
Vortrag des Polizeihauptkommissar Klaus Brenner, der an seinem freien Tag zur Problemsituation rund um die Schwarzwaldhochstraße und den damit verbundenen dramatischen Unfällen der vergangenen Jahre referierte.
Wenngleich er sich mit seiner Einschätzung „Superbiker sind die schlechtesten Motorradfahrer“ (statistisch belegt in einer Vielzahl der Unfälle) sicherlich keine Freunde machte, kam die
Botschaft an. Es geht darum Leben zu retten und schlimme Unfälle zu verhindern – und Trainings wie die des Rheintal MSC und der Rennleitung#110 tragen zur Unfallverhütung bei.
Eine ausführliche Unterweisung zu Sitzposition, Blickführung und Körperhaltung beim sportlichen Motorradfahren rundete den Theorieblock ab und das Teilnehmerfeld fuhr jeweils noch
zu zwei Übungseinheiten im Kreis. Stürze blieben trotz gesteigerten Geschwindigkeiten die
Ausnahme und Verletzungen gab es keine. Dafür aber jede Menge glücklicher Gesichter, für
die dieser Tag sicherlich der Auftakt zu einer ganzen Reihe weiterer Trainings gewesen sein
dürfte. Der technisch anspruchsvolle Trainingskurs hatte allen einiges abverlangt. Rennfahrer wurden sicherlich nicht geboren, aber sicher ein paar bessere Motorradfahrer mit einem
klaren Risikobewusstsein geschaffen.
Text: Vic Mackey
motoemotion.info